LGBB_04_2022_web
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Irene Vallejo, Papyrus. Die Geschichte der<br />
Welt in Büchern. Aus dem Spanischen<br />
von Maria Meinel und Luis Ruby,<br />
Diogenes Verlag Zürich, 746 Seiten, <strong>2022</strong>,<br />
€ 28,00, als EBook € 24,99<br />
ISBN 978-3-257-07198-6<br />
Was soll man über dieses zauberhafte<br />
Buch viel herumreden?<br />
Besorgen Sie sich diesen Titel!<br />
Unbedingt! Die Motivation zum<br />
Lesen der 746 Seiten bekommen<br />
Sie unterwegs immer wieder. Hier werden<br />
Sie mit den Anfängen des Schreibens, des Lesens<br />
und der Buchkultur vertraut gemacht und zwar<br />
ausgesprochen unterhaltsam, lehrreich und spannend!<br />
Aber wie nun anfangen, um Ihnen doch einen<br />
kleinen Einblick zu geben? Zunächst einige Leseeindrücke,<br />
die in den Medien zu diesem vielgelobten<br />
Titel der spanischen Altphilologin Irene<br />
Vallejo niedergeschrieben wurden – auffällig die<br />
superlativischen Hervorhebungen bei den Rezensenten<br />
von der ersten Zeile an, wenn es um Papyrus.<br />
Die Geschichte der Welt in Büchern geht.<br />
Ein Buch über Bücher: das klingt nach einer<br />
ziemlich trockenen literaturwissenschaftlichen<br />
Abhandlung. Doch weit gefehlt. Die Geschichte<br />
der Entstehung von Büchern ist zumindest<br />
bei der spanischen Schriftstellerin Irene Vallejo<br />
ein Abenteuerbuch mit vielen Anekdoten,<br />
dramatischen Ereignissen, menschlichen<br />
Schicksalen. Die Schriftstellerin hat eine blühende,<br />
geradezu romaneske Fantasie. Sie<br />
schreibt, als sei sie damals vor zwei bis drei<br />
tausend Jahren, das heißt in der Hochzeit der<br />
ägyptischen, griechischen und römischen Kultur<br />
mit dabei gewesen.<br />
(Johannes Kaiser in SWR2 am 21.10.<strong>2022</strong>)<br />
Sie habe über die Themen und Motive, die sie<br />
besonders faszinierten, im Stil der Geschichtenerzähler<br />
geschrieben, sagt Vallejo, „wie<br />
Boccaccio oder Tausendundeine Nacht“. An<br />
der Pinnwand der kleinen Bücherklause hängen<br />
verschiedenfarbige Haftnotizen mit den<br />
Leitideen: Bibliotheken in der Antike zum<br />
Beispiel. Lesekultur. Horaz. Frauen ohne Stimme.<br />
„Mein Buch ist das Epos des Wissenserwerbs“,<br />
sagt Vallejo. „Ich erzähle es anhand<br />
von Kämpfen, mit denen erreicht wurde, dass<br />
aus Wissen Macht wurde, die nun nicht mehr<br />
einigen wenigen gehörte, sondern einer großen<br />
Mehrheit.“<br />
(Paul Ingendaay, FAZ 12.10.<strong>2022</strong>)<br />
Das Buch sei eine der schönsten Erfindungen<br />
der Menschheit, so der Klappentext von »Papyrus«,<br />
das die Geschichte dieser Erfindung erzählt.<br />
Doch im Werk der spanischen Literaturwissenschaftlerin<br />
Irene Vallejo geht es um viel<br />
In einer Schriftrolle lesender Römer, Ostia<br />
https://de.wikipedia.org/wiki/Antike_Bibliotheken#/media/Datei:Bookshelf_armarium_300_CE_sarcophogus.jpg<br />
mehr als nur um Bücher – und zwar um nichts<br />
weniger als um die Frage, wann der Mensch<br />
zu lesen anfing und wie ihn das veränderte.<br />
»Papyrus« erzählt deshalb nicht nur von Büchern,<br />
sondern vor allem auch von Lesern und<br />
Buchliebhabern.Wegen der Vielzahl an angesprochenen<br />
Themen – angefangen von der<br />
Entwicklung der Schrift bis hin zur Zerstörung<br />
der Nationalbibliothek von Bosnien und Herzegowina<br />
im Bosnienkrieg (1992–1995) – ist<br />
das Werk inhaltlich schwer zu fassen. Auch der<br />
Untertitel, der nahelegt, die Weltgeschichte<br />
werde anhand einzelner Bücher nacherzählt,<br />
greift zu kurz. Zumal sich die eigentliche<br />
Handlung weitgehend auf die Antike, die Zeit<br />
der alten Griechen und Römer, beschränkt.<br />
Lässt man sich auf diesen ungewöhnlichen Ansatz<br />
ein, wird das Buch zu einer Fundgrube an<br />
Geschichten, Mythen und Fakten, die Vallejo<br />
geschickt zu einer Kulturgeschichte des Lesens<br />
ver<strong>web</strong>t.<br />
(Larissa Tesch in Spectrum.de, 19.9.<strong>2022</strong>)<br />
238 JAHRGANG LXVI · <strong>LGBB</strong> <strong>04</strong> / <strong>2022</strong><br />
<strong>LGBB</strong> <strong>04</strong> / <strong>2022</strong> · JAHRGANG LXVI<br />
239