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FACHMAGAZIN FÜR DIE KASTEN–, KÜCHEN–, BÜRO– UND SITZMÖBEL–FERTIGUNG SOWIE DEN INNENAUSBAU · WWW.MATERIAL-TECHNIK.DE · 30835<br />
01 23<br />
Wohn- und<br />
Küchenmöbel:<br />
Jahresrückblick &<br />
Prognosen 2023<br />
Fertigungstechnik:<br />
Wirtschaftlich und doch<br />
flexibel fertigen<br />
Sitzmöbelbezüge:<br />
Stoffe für den Indoorund<br />
Outdooreinsatz
Macher & Märkte<br />
„Die neuen Farbtöne<br />
lassen sich gezielt<br />
funktional einsetzen“<br />
Mit dem Jahr 2023 halten neue Farben Einzug in die Einrichtungsindustrie. Inspiriert<br />
von der Bekleidungsmode, der Automobilindustrie sowie anderen Konsumgüterbranchen<br />
haben die Farb- und Designexperten neue Nuancen kreiert, die nicht nur<br />
Konsumenten zum Kauf von Einrichtungsprodukten animieren, sondern auch eine<br />
behagliche Atmosphäre ins Zuhause bringen sollen. material+technik möbel hat sich<br />
bei namhaften Farbexperten über die Trendfarben informiert, die auf der kommenden<br />
interzum 2023 erstmals bei Zuliefermaterialen zu sehen sein werden.<br />
Beim Walking Interview erläutern Katrin de Louw (Trendfilter) sowie Markus Frentrop (RAL<br />
Farben), welche Farben künftig im Rampenlicht stehen und welche Wirkungen sich damit erzielen lassen.<br />
<strong>m+t</strong>: Frau de Louw, unter dem<br />
Begriff „come closer!“ haben Sie<br />
Anfang 2023 die siebte “Sustained<br />
Color“ vorgestellt. Was war<br />
die Intention, solche nachhaltigen<br />
Farben auf den Weg zu bringen?<br />
De Louw: Zunächst einmal: Das<br />
Colornetwork denkt Farbe stets langlebig.<br />
Wir starteten 2020 mit dem<br />
Anspruch, der Einrichtungsbranche<br />
eine nachhaltige Farbwahl, die sogenannten<br />
„Sustained Colors“ zur Verfügung<br />
zu stellen, die dem Innenarchitekten<br />
oder Planer aufgrund ihrer<br />
Balance und Kombinationsfreude mit<br />
anderen Farben und Materialien eine<br />
ideale Basis für seine eigenen kreativen<br />
Ideen bieten.<br />
<strong>m+t</strong>: Wie lässt sich der neue Farbton<br />
am besten beschreiben?<br />
De Louw: Es handelt sich bei<br />
„come closer!“ um einen warmen,<br />
mittelbraunen Farbton, den man<br />
auch ganz gut mit dem Begriff<br />
„Nude“ beschreiben könnte. Unser<br />
Expertenteam um Peter Ippolito<br />
und Verena Schiffl (Ippolito Fleitz<br />
Group) sowie Joon-Mo Lee und<br />
Veronika Schmidt-Schäffer (Phoenix<br />
Design) entschied sich für diese<br />
Nuance, weil sie Nähe, Berührung<br />
und Geborgenheit ausstrahlt und<br />
sich vortrefflich mit einer Reihe<br />
anderer Einrichtungsfarben kombinieren<br />
lässt.<br />
<strong>m+t</strong>: Um welche anderen Farben<br />
handelt es sich dabei?<br />
De Louw: In unserer Musterbox<br />
kann man dies sehr gut erkennen.<br />
So passt der Farbton hervorragend<br />
zu Produkten unserer 33 Netzwerkpartner,<br />
beispielsweise zu Dekoren<br />
des gesinterten Steines (Neolith)<br />
wie etwa „Zaha Stone Silk“ oder<br />
„Strata Argentum Riverwashed“<br />
oder zu Bezugsstoffen (mobitec)<br />
wie „Velvet Genova Marine“ und<br />
„Bogota Marine“. Auch schicke<br />
Kombinationen mit anderen Unifarben<br />
wie RAL 040 50 20 oder<br />
RAL180 40 05 etc. sind möglich.<br />
„Mit dem passenden Raumduft<br />
steigern wir die Wirkung der<br />
Farbe“<br />
<strong>m+t</strong>: Sie erwähnten zuvor, dass<br />
die „Sustained Color No. 7” eine<br />
besonders sinnliche Farbe sei,<br />
die von Körperlichkeit inspiriert<br />
ist. War dies auch der Grund,<br />
dass Sie die Farbe erstmals auch<br />
als Duft beschreiben?<br />
De Louw: Der Farbton weckt in der<br />
Tat Assoziationen an Café Creme,<br />
und dieses Wohlbehagen wollen<br />
wir zukünftig mit einem entsprechenden<br />
Raumduft untermalen.<br />
Daher entwickelte der Duftexperte<br />
Dr. Joachim Mensing – übrigens<br />
eine der feinsten Nasen der Parfümerie<br />
– für uns einen entsprechenden<br />
Duft, der mit den Aromen von<br />
Karamell, Schokolade und Vanille<br />
die Psychologie der Farbe unterstützt<br />
und zur Entschleunigung und<br />
geselligen Zusammenkunft einlädt.<br />
Und dies egal, ob wir uns<br />
gerade in den eigenen vier Wänden,<br />
im Café um die Ecke oder<br />
eben als Gast in einem Hotel befinden.<br />
8<br />
material+technik möbel 01|23
Macher & Märkte<br />
Katrin de Louw (re.) zeigt Richard Barth an der Wandcollage erste<br />
Einrichtungsprodukte im neuen Farbton „come closer!“.<br />
Katrin de Louw (r.) shows Richard Barth the first furnishing products<br />
in the new colour “come closer!” on the wall collage.<br />
Photo: Trendfilter<br />
„Die hybride interzum Trend<br />
Stage bietet ein breites Vortragsprogramm“<br />
<strong>m+t</strong>: Wird das Thema Farbe auf<br />
der von Ihnen kuratierten interzum<br />
Trend Stage auf der Agenda<br />
stehen?<br />
De Louw: Nachdem ich bereits die<br />
Trend Stage auf der virtuellen interzum<br />
2021 leiten durfte, werde ich<br />
dies auf der interzum 2023 ebenfalls<br />
tun. Ab März können sich Interessenten<br />
auf der Website der<br />
Messe über das breitgefächerte<br />
Vortragsprogramm informieren.<br />
Was das Thema Farben anbetrifft,<br />
so kann ich vorab verraten, dass<br />
mein Mann Jorrit am 11. Mai zum<br />
Thema „Color meets Fragrance:<br />
How to design timeless added<br />
value for interiors“ referiert. Ich<br />
selbst werde am 9. Mai zum Thema<br />
“Möbeldesign in der Zeitenwende-<br />
Welche Designstrategien an<br />
Bedeutung gewinnen” einen Vortrag<br />
halten und hier das große Bild<br />
zu den aktuellen Themen der Innenarchitektur<br />
zeichnen. Mit meinem<br />
Vortrag will ich Ideengeber für neue<br />
Wege in einer schwierigen Zeit<br />
sein.<br />
<strong>m+t</strong>: Mit der Trend Stage greift die<br />
Messe ein Format auf, das seine<br />
Premiere auf der virtuellen interzum<br />
2021 feierte. Können Interessenten,<br />
welche die Messe nicht<br />
persönlich besuchen, das Vortragsprogramm<br />
ebenfalls verfolgen?<br />
De Louw: Alle Besucher auf der<br />
Messe können das Vortragsprogramm<br />
im Nordboulevard unmittelbar<br />
vor der Halle 8 live mitverfolgen.<br />
Wir starten am 9. Mai und<br />
warten an allen Messetagen von 10<br />
Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags<br />
mit fundiertem Expertenwissen<br />
zu allen Produktsegmenten der<br />
interzum auf. Lediglich am letzten<br />
Messetag wird das Programm ein<br />
wenig früher enden. Denjenigen<br />
Interessenten, die leider nicht persönlich<br />
die Messe besuchen konnten,<br />
bietet die Koelnmesse die<br />
Möglichkeit, die Vorträge nach der<br />
Messe auf der interzum @home<br />
online zu verfolgen. Durch diese<br />
hybride Vorgehensweise verschaffen<br />
wir dem Vortragsprogramm<br />
eine größere weltweite Reichweite<br />
als jemals zuvor.<br />
<strong>m+t</strong>: Welche weiteren Referenten<br />
stehen neben Ihnen und<br />
Ihrem Mann auf dem Programm?<br />
De Louw: Leider darf ich heute<br />
noch nicht alle Referenten verraten,<br />
aber ich kann versichern, dass namhafte<br />
deutschsprachige Redner,<br />
aber auch einige hochkarätige internationale<br />
Experten wie etwa Studio<br />
Nooi aus Italien, das Studio<br />
Ineke Hans aus den Niederlanden<br />
sowie Ryan Trainer von der ISPA-<br />
Die Musterbox zeigt die Kombinationsmöglichkeiten der „Sustained<br />
Color No.7“ mit anderen Einrichtungsfarben auf.<br />
The sample box shows the possible combinations of “Sustained<br />
Color No. 7” with other furnishing colours. <br />
Photo: Barth<br />
Markus Frentrop (re.) stellt Richard Barth die gestalterischen<br />
Möglichkeiten der neuen Designbox von RAL Farben vor.<br />
Markus Frentrop (r.) introduces Richard Barth to the design possibilities<br />
of the new design box by RAL Farben. <br />
Photo: RAL<br />
International Sleep Products Association<br />
(USA) mit Vorträgen an Bord<br />
sein werden.<br />
<strong>m+t</strong>: Offenbar können sich die<br />
Messebesucher auf der Trend<br />
Stage auch über andere Produktsparten<br />
und Themen informieren.<br />
De Louw: Die Trend Stage bildet<br />
alle Facetten der interzum ab und<br />
bietet aus jedem Ausstellungssegment<br />
der Messe vertiefende Informationen.<br />
In den 20-minütigen Vorträgen<br />
werden knapp und fundiert<br />
aktuelle Branchenthemen wie etwa<br />
das Recycling von Matratzen, die<br />
Digitalisierung von Materialien oder<br />
die neuesten Trends im Beschlagbereich<br />
zur Sprache kommen.<br />
<strong>m+t</strong>: Als Innenarchitektin und<br />
Trendscout sind Sie seit vielen<br />
Jahren im Markt etabliert. Mit<br />
welchen künftigen Einrichtungstrends<br />
rechnen Sie?<br />
De Louw: Ich persönlich denke,<br />
dass die Einrichtungswelt in den<br />
nächsten Jahren farbenfroher und<br />
mutiger wird. Insbesondere in der<br />
Küche rechne ich damit, dass mehr<br />
Fronten in Holz oder Holzdekor Einzug<br />
halten werden und es dort<br />
wohnlicher wird, da Wohnraum<br />
und Küche immer stärker zusammenwachsen.<br />
Der Trend zur Verwendung<br />
natürlicher Materialien<br />
wird in meinen Augen dem Holz<br />
und insbesondere dem Furnier<br />
Auftrieb geben. In schwierigen Zeiten<br />
wie diesen suchen die Menschen<br />
einen Rückzugsort und<br />
damit ein „heimeliges“ Ambiente,<br />
weshalb auch „kaltes Weiß“ seltener<br />
wird. Stattdessen sehen wir<br />
mehr Sand- und Cremetöne, Grau<br />
bleibt wichtig, aber Brauntöne<br />
kommen hinzu.<br />
„Mit unseren RAL-Farbinspirationen<br />
erleichtern wir die<br />
Gestaltung von Produkten“<br />
<strong>m+t</strong>: Herr Frentrop, seit fast 100<br />
Jahren ist RAL der Inbegriff für<br />
Farben bzw. für die korrekte Einhaltung<br />
der Farbwerte in allen<br />
Konsumgüterbranchen. Welche<br />
Rolle spielen die RAL-Farben im<br />
Einrichtungsbereich?<br />
Frentrop: RAL ist seit Jahrzehnten<br />
die angewandte Sprache der Farben.<br />
Wir ermöglichen weltweit eindeutige<br />
Farbkommunikation sowie<br />
farbgetreue Umsetzung. Vor kurzem<br />
wurde RAL Farben vom Zeit-<br />
Verlag daher auch als Marke des<br />
Jahrhunderts in die jüngste <strong>Ausgabe</strong><br />
des Bandes „Deutsche Standards<br />
- Marken des Jahrhunderts“<br />
aufgenommen, was die Rolle von<br />
RAL als verbindliche Definition von<br />
Farbstandards unterstreicht.<br />
<strong>m+t</strong>: 2019 hatte sich RAL im Rahmen<br />
der interzum präsentiert,<br />
um das gesamte Angebotsspektrum<br />
von RAL zu präsentieren,<br />
das nicht nur Farben umfasst. Für<br />
welche Kennzeichnungen ist RAL<br />
noch zuständig?<br />
Frentrop: RAL setzt seit 1925<br />
Maßstäbe im Bereich neutraler und<br />
unabhängiger Kennzeichnungen.<br />
Neben RAL Farben gibt es drei weitere<br />
Geschäftsbereiche: RAL<br />
Umwelt, RAL Gütezeichen und<br />
RAL Logo Lizenz. So werden bei-<br />
material+technik möbel 01|23 9
Macher & Märkte<br />
»In Weißer Ware sehen wir noch<br />
Absatz- und Komfortpotenzial«<br />
Seit über 32 Jahren ist Uwe Kreidel bei der Hettich-Gruppe tätig und lenkt seit 1999 als Geschäftsführer<br />
zusammen mit weiteren Kollegen die Geschicke der Gruppe. In den beiden vergangenen Jahren musste er<br />
sich dabei dem Spagat zwischen der Lieferkettenproblematik und der massiv gestiegenen Nachfrage stellen.<br />
Bei einem Gespräch im Hettich Forum am Firmensitz in Kirchlengern zieht Kreidel eine erste Bilanz des<br />
Geschäftsjahres 2022 und äußert sich zu den Erwartungen für 2023.<br />
Im Gespräch mit Richard Barth<br />
informiert Uwe Kreidel (re.) über<br />
die Unternehmensziele 2023.<br />
In conversation with Richard<br />
Barth, Uwe Kreidel (right) informs<br />
about the company’s goals for<br />
2023. Photos: Hettich<br />
<strong>m+t</strong>: Herr Kreidel, können Sie<br />
bereits eine erste Bilanz des Jahres<br />
2022 ziehen?<br />
Kreidel: Für Hettich war es ein herausforderndes<br />
Jahr. Nach einem<br />
sehr guten ersten Halbjahr spürten<br />
wir ab Sommer eine deutliche<br />
Abschwächung der Nachfrage aus<br />
dem Wohn- und Schlafsegment.<br />
Glücklicherweise verlief das<br />
Geschäft im Küchen- und Badbereich<br />
sowie bei Weißer Ware noch<br />
recht gut. Voraussichtlich können<br />
wir 2022 wieder mit einem Plus im<br />
Umsatz abschließen. Bei Umsatz<br />
und Menge liegen wir sogar deutlich<br />
über den Zahlen von 2019.<br />
<strong>m+t</strong>: Neben dem Inlandsgeschäft<br />
ist für Hettich das Auslandsgeschäft<br />
von großer Bedeutung. Wie<br />
hat sich hier der Umsatz entwickelt?<br />
Kreidel: Mit einem Anteil von regelmäßig<br />
70 bis 75 Prozent sind die<br />
Auslandsumsätze maßgeblich am<br />
Gesamtergebnis der Hettich-<br />
Gruppe beteiligt. Hier verlief das<br />
Geschäft allerdings uneinheitlich,<br />
was die einzelnen Länder und Regionen<br />
anbetrifft. Während wir in<br />
China seit September infolge der<br />
Immobilienkrise und der Null-Covid-<br />
Strategie einen massiven Rückgang<br />
verzeichnen, können wir mit den<br />
Umsätzen in Indien und dem Mittleren<br />
Osten sehr zufrieden sein. Auch<br />
das Geschäft in den USA verlief<br />
2022 positiv.<br />
„Mengenmäßig konnten wir<br />
nicht an 2021 anknüpfen“<br />
<strong>m+t</strong>: In den vergangenen Jahren<br />
hat Hettich seine Produktpalette<br />
deutlich ausgeweitet. Konnten<br />
einzelne Sparten möglicherweise<br />
schwächelnde Bereiche<br />
ausgleichen?<br />
Kreidel: Unser Umsatz im Bereich<br />
Weißer Ware hat sich in den letzten<br />
beiden Jahren besonders erfolgreich<br />
entwickelt und hat einen wichtigen<br />
Anteil am Gesamtgeschäft.<br />
Zusammen mit dem erfolgreichen<br />
Küchenbereich konnten wir dadurch<br />
die Rückgänge aus dem Wohn-,<br />
Schlaf- und Jugendzimmer-segment<br />
zumindest wertmäßig ausgleichen.<br />
Trotzdem konnten wir 2022 nicht an<br />
12<br />
material+technik möbel 01|23
Macher & Märkte<br />
die Vorjahresmengen anknüpfen.<br />
Detaillierte Angaben zu Umsatz<br />
und Menge können wir aber erst<br />
auf unserer Bilanz-Pressekonferenz<br />
Mitte Februar 2023 nennen.<br />
<strong>m+t</strong>: Neben der Küche ist der<br />
Bürobereich stets ein wichtiges<br />
Produktsegment von Hettich<br />
gewesen. Wie hat sich hier das<br />
Geschäft entwickelt?<br />
Kreidel: Wie die letzte Büromöbelmesse<br />
Orgatec im Oktober 2022<br />
deutlich machte, haben sich im<br />
Zuge des „New Work“ die Anforderungen<br />
an die Einrichtung im Bürobereich<br />
komplett gewandelt und<br />
damit auch der Bedarf an Bewegungssystemen.<br />
Statt Beschlägen<br />
für Stauraummöbel sind hier nun<br />
verstärkt komfortabel verstellbare<br />
Schreibtischlösungen gefragt. Wir<br />
bei Hettich haben diesen Wandel<br />
rechtzeitig erkannt und uns daher<br />
2021 mehrheitlich an dem holländischen<br />
Anbieter Actiforce beteiligt<br />
und bieten unter dem Namen<br />
„Steelforce“ attraktive Sortimente<br />
für höhenverstellbare Tischgestelle<br />
an. Auch unsere Beteiligung an<br />
Kuhn als Spezialisten für schrankunabhängige<br />
Schiebetürlösungen<br />
und Raumtrenner passt gut ins<br />
Thema „New Work“. Daher sehen<br />
wir uns auf diesem Gebiet für die<br />
Zukunft ebenfalls gut aufgestellt.<br />
„Auf der interzum konzentrieren<br />
wir uns auf Produktneuheiten“<br />
<strong>m+t</strong>: Wie wird sich Hettich im<br />
Mai auf der ersten analogen<br />
interzum nach der pandemiebedingten<br />
Pause präsentieren?<br />
Kreidel: In Köln stellen wir in der<br />
gleichen Halle 8 auf der gewohnten<br />
Fläche aus und konzentrieren<br />
uns auf echte Neuheiten. Nach<br />
vierjähriger corona bedingter<br />
Pause der Messe sind wir der<br />
Ansicht, dass wir den interzum-<br />
Besuchern mehr Möglichkeiten<br />
zum Networking und Socializing<br />
geben müssen und haben daher<br />
den Bewirtungsbereich etwas<br />
vergrößert.<br />
Damit bieten wir unseren Standbesuchern<br />
die Möglichkeit, sich<br />
mit genügend Abstand voneinander<br />
auf unserem Stand aufhalten<br />
zu können. Wir legen großen Wert<br />
darauf, dass sich die Gäste jederzeit<br />
rundum wohl und sicher<br />
fühlen.<br />
<strong>m+t</strong>: Können Sie unseren Lesern<br />
bereits das eine oder andere<br />
Produkthighlight verraten?<br />
Kreidel: Den Vorhang zu unseren<br />
Innovationen lüften wir erst zum<br />
Start unserer „Hettich-Interzum<br />
Preview“ im Februar. Im Hettich<br />
Forum wollen wir unseren Kunden<br />
bis zum 31. März eine Fülle neuer<br />
Konzepte und Lösungen vorstellen,<br />
damit sie diese rechtzeitig in<br />
ihre Produktplanungen für den<br />
Küchenherbst oder die MOW einfließen<br />
lassen können. Aber auch<br />
„Der Mengenbedarf an Beschlägen<br />
wird 2023 zurückgehen.“<br />
“The volume demand in fittings<br />
will decline in 2023.”<br />
unsere Kunden werden das<br />
zunächst vertraulich behandeln.<br />
Aus diesem Grund will ich an dieser<br />
Stelle noch keine Produktneuheiten<br />
verraten, um den Spannungsbogen<br />
zu erhalten.<br />
Sicher ist, dass wir wieder mit<br />
Denkanstößen und Ideen für neue<br />
Funktionalitäten im Möbel aufwarten<br />
können. Denn die großen<br />
internationalen Megatrends Urbanisierung,<br />
Individualisierung, Digitalisierung<br />
und Nachhaltigkeit<br />
sowie das zuvor erwähnte „New<br />
„Wir sehen bei Weißer Ware noch viel<br />
Potenzial für komfortable Beschlaglösungen.“<br />
“We still see a lot of potential for convenient<br />
fitting solutions in white goods.”<br />
Work“-Thema geben uns die<br />
Richtung vor.<br />
„Wir setzen unser Pilotprojekt<br />
mit CO 2<br />
-armem Stahl fort“<br />
<strong>m+t</strong>: Apropos Nachhaltigkeit …<br />
welche Rolle spielt das Thema im<br />
Unternehmen?<br />
Kreidel: Ich darf zu Recht behaupten,<br />
dass Hettich schon vor Jahren<br />
in seinen Investitionen und Aktivitäten<br />
einen nachhaltigen Weg eingeschlagen<br />
hat. Das fängt bei der<br />
EMAS-Zertifizierung von inzwischen<br />
sechs Werken an und<br />
erstreckt sich bis hin zu unserem<br />
Werk B7, das wir 2017 in nachhaltiger<br />
Holzständerbauweise realisiert<br />
haben. Fast alle unsere Werke sind<br />
überdies mit Photovoltaikanlagen<br />
ausgestattet, und das Hettich<br />
Forum, in dem wir uns gerade<br />
befinden, ist sogar ein Null-Energie-Gebäude,<br />
das keine Primärenergie<br />
verbraucht.<br />
<strong>m+t</strong>: … und wie sieht es bei den<br />
Produkten aus?<br />
Kreidel: Zunächst möchte ich darauf<br />
hinweisen, dass Stahl als unser<br />
Hauptmaterial zu 100 Prozent recyclingfähig<br />
ist und sich sogar unendlich<br />
oft einschmelzen und wiederverwenden<br />
lässt. Da jedoch der<br />
Primärenergiebedarf bei der klassischen<br />
Herstellung im Hochofen bei<br />
Stahl erheblich ist, haben wir im<br />
Sommer 2021 ein Pilotprojekt mit<br />
„grünem Stahl“ gestartet und setzen<br />
dies auch 2023 fort. Wir werden<br />
auch im laufenden Jahr Stahlcoils<br />
mit reduziertem CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
aus deutscher Herstellung<br />
für bestimmte Produkte einsetzen.<br />
Über den gesamten Fertigungsprozess<br />
fallen dadurch über 70 Prozent<br />
weniger CO 2<br />
-Emissionen an.<br />
<strong>m+t</strong>: Können Sie sich vorstellen,<br />
diesen Stahl künftig auch in der<br />
Serienproduktion einzusetzen?<br />
Kreidel: Laut unseren Tests steht<br />
der grüne Stahl dem konventionellen<br />
Material in puncto Qualität und<br />
Verarbeitbarkeit in nichts nach.<br />
Theoretisch könnten wir über<br />
450.000 Tonnen CO 2<br />
in der gesamten<br />
Hettich-Gruppe einsparen. Das<br />
Problem dabei ist, dass der<br />
klimafreundliche Stahl nur in<br />
begrenzten Mengen zur Verfügung<br />
steht und noch einen deutlich<br />
höheren Preis hat. Wir haben uns<br />
material+technik möbel 01|23 13
Fokus<br />
Kreative Materialien und<br />
Lösungen für den Ladenbau<br />
Die EuroShop war 2020 die letzte Messe der Veranstaltungsbranche, die vor dem Beginn der Pandemie<br />
und dem Lockdown durchgeführt werden konnte. Ende Februar findet die Ladenbaumesse nun wieder in<br />
gewohnter Weise statt und kann damit ihren Drei-Jahres-Rhythmus einhalten. Erneut sind zahlreiche<br />
Zulieferunternehmen aus den Bereichen Holzwerkstoff, Laminat und Licht an Bord.<br />
Die EuroShop in Düsseldorf, die am<br />
26. Februar in Düsseldorf ihre Pforten<br />
öffnet, gilt als weltweit führende<br />
Fachmesse für den Ladenbau.<br />
Sechs Tage lang werden den<br />
Besuchern auf dem Düsseldorfer<br />
Messegelände alle Zutaten präsentiert,<br />
welche die Handelswelt für<br />
die künftigen Herausforderungen<br />
wappnen sollen. Die letzte <strong>Ausgabe</strong><br />
der Ladenbaumesse fand<br />
Anfang Februar 2020 statt und<br />
damit unmittelbar vor dem Ausbruch<br />
der Pandemie. Damals war<br />
auf der Messe kaum abzuschätzen,<br />
welche Probleme auf die Handelswelt<br />
durch die Pandemie zurollen<br />
würde. Erstes Vorzeichen war der<br />
starke Rückgang der Besucherzahlen<br />
aus Asien, was angesichts von<br />
2.287 Ausstellern in den gut belegten<br />
Messehallen und den insgesamt<br />
acht Themenbereichen allerdings<br />
kaum zu spüren war. Mit fast<br />
95.000 Besuchern war auch das<br />
Interesse an der Ladenbaumesse<br />
noch gut. Aus dem Ausland waren<br />
65.550 und damit 69 Prozent aller<br />
Besucher angereist.<br />
16<br />
material+technik möbel 01|23<br />
Starkes Interesse<br />
Nach dem Wegfall fast aller Reiserestriktionen<br />
und den Veränderungen,<br />
die die Pandemie für den Handel<br />
mit sich gebracht hat, erwartet<br />
die Düsseldorfer Messegesellschaft<br />
großes Brancheninteresse<br />
an der kommenden Veranstaltung.<br />
Viele Unternehmen im stationären<br />
Einzelhandel haben die Monate der<br />
Schließung genutzt, um ihre Flächen<br />
zu überdenken und neu zu<br />
gestalten. Mit 1.700 Ausstellern<br />
wird die kommende <strong>Ausgabe</strong><br />
jedoch deutlich weniger Aussteller<br />
als 2020 versammeln. Bei den<br />
Führende<br />
Zulieferer der<br />
Einrichtungsbranche<br />
sind<br />
auch 2023 an<br />
Bord.<br />
Leading<br />
suppliers to<br />
the furnishing<br />
industry are<br />
also on board<br />
in 2023.<br />
Besuchern rechnet die Messegesellschaft<br />
ebenfalls mit einer geringeren<br />
Anzahl.<br />
Die Rahmenbedingungen für die<br />
Veranstaltung gelten als positiv, da<br />
sich die Investitionen für die Neugestaltung<br />
von Ladengeschäften<br />
weiterhin auf hohem Niveau bewegen,<br />
auch wenn eine Umfrage des<br />
dLv (Deutscher Ladenbau Verband)<br />
bei seinen Mitgliedern im Herbst<br />
2022 eine rückläufige Investitionsneigung<br />
ergab. Vor Corona lagen<br />
die Investitionen laut dem EHI (EHI<br />
Retail Institute e. V.) im Lebensmittelhandel<br />
bei 750 Euro und im<br />
Fashion-Bereich bei 500 Euro je<br />
Quadratmeter. 2019 wurden insgesamt<br />
fast 8 Mrd. Euro in die Umgestaltung<br />
von Ladengeschäften<br />
gesteckt. Allerdings hat die Pandemie<br />
den Wettbewerb durch den<br />
Online-Handel für die stationären<br />
Geschäfte noch härter gemacht.<br />
Online legt zu<br />
Durch die pandemiebedingten<br />
Lockdowns konnte der Online-Handel<br />
den größten Schub nach vorne<br />
machen und seinen Umsatz in<br />
Alle drei Jahre werden auf der Euro-<br />
Shop die jüngsten Gestaltungsideen<br />
für den Ladenbau vorgestellt.<br />
The latest design ideas for shopfitting<br />
are presented at EuroShop<br />
every three years.<br />
Deutschland um fast 20 Prozent<br />
steigern. 2020 war der Umsatz<br />
bereits um 23 Prozent gewachsen.<br />
Der Anteil am Gesamtverkauf stieg<br />
2021 auf rund 15 Prozent. In einigen<br />
Sparten wie Fashion liegt er<br />
sogar deutlich darüber. Daran<br />
scheint sich 2022 laut ersten Statistiken<br />
nicht viel geändert zu haben.<br />
Während der stationäre Einzelhandel<br />
bis Ende September seinen<br />
Umsatz im Vergleich zum gleichen<br />
Zeitraum 2019 um 3 Prozent steigern<br />
konnte, verbuchten der<br />
Online- und Versandhandel ein Plus<br />
von 31,2 Prozent. In einem Zehn-<br />
Jahres-Vergleich (2011-2021) ermittelte<br />
das Statistische Bundesamt<br />
sogar ein reales Umsatzplus von<br />
221,7 Prozent im Online-Handel,<br />
während die Ladengeschäfte im<br />
gleichen Zeitraum real nur um 10,3<br />
Prozent wuchsen.<br />
Ideen und Konzepte sind gefragt<br />
Um weiterhin bestehen zu können,<br />
muss der stationäre Handel seine<br />
Strategie überdenken und die Konsumenten<br />
mit neuen Vermarktungskonzepten<br />
wieder auf seine
Fokus<br />
Seite ziehen bzw. auf die Fläche<br />
bringen. Denn sonst hält das<br />
Ladensterben weiter an. Gab es im<br />
Jahr 2010 noch fast 430.000 Ladengeschäfte,<br />
so lag die Zahl 2019 nur<br />
noch bei 403.000 und ist 2020 auf<br />
rund 385.000 gesunken.<br />
Um Ladengeschäfte für die Konsumenten<br />
wieder attraktiver zu<br />
machen, sind nicht nur ausgeklügelte<br />
Verkaufskonzepte gefragt,<br />
sondern auch die passenden Einrichtungsmaterialien.<br />
Daher kommen<br />
der Beleuchtung sowie geeigneten<br />
dekorativen Gestaltungmaterialien<br />
auf der Messe eine<br />
zentrale Rolle zu. So werden sich<br />
Ende Februar in der Messehalle 9<br />
wieder führende Anbieter von<br />
Beleuchtungslösungen präsentieren,<br />
darunter auch namhafte Anbieter<br />
aus dem Einrichtungsbereich<br />
wie z. B. Elektra, Hera oder L&S<br />
Italia. Insgesamt erwartet die<br />
Messe hier rund 90 Aussteller.<br />
Angesichts der rasant gestiegenen<br />
Energiepreise werden auf der<br />
EuroShop Lösungen für eine effizientere<br />
Shopbeleuchtung im Mittelpunkt<br />
des Interesses stehen.<br />
Einsparmöglichkeiten liegen in<br />
intelligenten Steuerungssystemen<br />
sowie der Umstellung konventioneller<br />
Beleuchtungslösungen auf<br />
LED-Leuchten, welche die Energiekosten<br />
laut Experten um bis zu 50<br />
Prozent senken können. Wird die<br />
LED-Beleuchtung durch ein Lichtmanagementsystem<br />
und Sensoren<br />
unterstützt, soll das Einsparpotenzial<br />
sogar noch deutlich höher<br />
ausfallen. Außerdem werden auf<br />
der EuroShop auch nachhaltige<br />
Lösungen präsentiert, die durch<br />
austauschbare Komponenten und<br />
Multilumen-Funktion zu Umweltschutz<br />
und Ressourcenschonung<br />
beitragen.<br />
Im Jahr 2020 zog<br />
die EuroShop rund<br />
95.000 Besucher<br />
aus der ganzen Welt<br />
an.<br />
In 2020, EuroShop<br />
attracted around<br />
95,000 visitors<br />
from all over the<br />
world.<br />
Photos: Messe<br />
Düsseldorf<br />
Handel will Emotionen wecken<br />
Die Branche sieht in der attraktiven<br />
Inszenierung von Produkten und<br />
Handelsflächen mit Hilfe von<br />
Beleuchtung ein wichtiges<br />
Medium, um bei den Konsumenten<br />
Emotionen zu wecken und<br />
ihnen Kauferlebnisse zu vermitteln.<br />
Rund 189 Anbieter versammeln<br />
sich laut Angabe der Messe in Halle<br />
10, um den Besuchern ihre jüngsten<br />
Produkte in den Bereichen<br />
Dekoroberflächen zu präsentieren.<br />
Insbesondere aus dem Bereich<br />
Holzwerkstoffe sind hier mit M.<br />
Kaindl, Kronospan, Egger, Fundermax,<br />
Westag und Homapal führende<br />
Anbieter an Bord. Allerdings<br />
werden für die Shopgestaltung<br />
nicht nur Holzwerkstoffe, sondern<br />
auch andere Materialien wie etwa<br />
Keramik, Acrylglas oder mundgeblasene<br />
farbige Flachgläser zu<br />
sehen sein.<br />
Oberflächen in Beton-, Rost-, Altholz-<br />
und Steinoptik zählen aktuell<br />
zu den Favoriten im Ladenbau.<br />
Wachsende Beachtung wird der<br />
Nachhaltigkeit der Materialien<br />
geschenkt, da zunehmend Materiallösungen<br />
gefragt sind, die einen<br />
schnellen Umbau erlauben. Produkte,<br />
die aus recycelten Materialien<br />
bestehen oder recycelbar<br />
sind, werden daher laut Veranstalter<br />
auf verschiedenen Messeständen<br />
anzutreffen sein.<br />
Eine breite Produktauswahl präsentiert<br />
erneut auch der dLv, der<br />
auf seinem 1.100 m 2 großen<br />
Gemeinschaftsstand 16 seiner Mitgliedsunternehmen<br />
mit ihren<br />
jüngsten Innovationen vorstellt.<br />
Bewährte Hallenstruktur<br />
Die Struktur der EuroShop mit<br />
ihren Erlebnisdimensionen wurde<br />
für 2023 weitgehend beibehalten.<br />
Hierbei handelt es sich um die<br />
Angebotsbereiche Shop Fitting/<br />
Store Design & Visual Merchandising,<br />
Lighting, Materials & Surfaces,<br />
Retail Technology, Retail<br />
Marketing, Expo & Event Marketing,<br />
Food Service Equipment, Refrigeration<br />
sowie Energy Management.<br />
Großes Interesse wird dem neuen<br />
Bereich Retail Technology vorausgesagt:<br />
Auf der Suche nach Überlebenskonzepten<br />
für den stationären<br />
Handel gehen automatisierte<br />
Store-Konzepte ins Rennen, bei<br />
denen der Kunde den Kassiervorgang<br />
ganz überspringen kann. Laut<br />
einer Studie des Strategieforschungs-<br />
und Beratungsunternehmens<br />
RBR soll es bis Ende 2027<br />
weltweit bereits mehr als 12.000<br />
solcher Geschäfte mit kassenloser<br />
Technologie geben. Laut Experten<br />
lassen sich dadurch Personalkosten<br />
und Warenschwund reduzieren,<br />
gleichzeitig würde den Kunden<br />
ein reibungsloses Einkaufserlebnis<br />
verschafft. Der Betreiber wiederum<br />
erhielte Informationen zum Kaufverhalten,<br />
was zur Optimierung<br />
des Warenbestandes beitrüge.<br />
Dieses Thema zählt auch zu den<br />
Topics im Rahmenprogramm der<br />
Messe, die mit ihren insgesamt<br />
sieben Vortrags- und Diskussionsforen<br />
zu neuesten Entwicklungen,<br />
innovativen Trends und Best-<br />
Practice-Beispielen weiterführende<br />
Informationen bietet. So<br />
wird es die Store Design Stage, die<br />
Retail Designers‘ Stage, Retail<br />
Technology Stage, Connected<br />
Retail Stage, Start-up Stage, Retail<br />
Marketing State und die Expo+<br />
Event Stage geben.<br />
Ergänzt werden die Foren durch die<br />
sog. Special Areas, bei denen es<br />
sich um verschiedene Sonderflächen<br />
handelt, wie z. B. das Designers´<br />
Village, den Start-up Hub<br />
oder die Italian Lighting Lounge.<br />
Auf letzterer Sonderfläche werden<br />
italienische Leuchtenhersteller auf<br />
über 300 m 2 eine umfassende<br />
Palette an Produkten und Komponenten<br />
speziell für den Einzelhandel<br />
präsentieren.<br />
Darüber hinaus gibt es 2023 drei<br />
Special-Premieren: das Future<br />
Urban Lab, den Room4Senses<br />
sowie das Retail Ball Game. Im ersten<br />
Fall handelt es sich um ein<br />
interaktives Format, bei dem<br />
gemeinsam mit Besuchern neue<br />
Attraktivitätsfaktoren und Besuchsanlässe<br />
für die Städte von morgen<br />
gezeigt und entwickelt werden.<br />
Der Room4Senses konzentriert<br />
sich auf die sinnliche Wahrnehmung.<br />
Studierende der Fachschule<br />
für Werbegestaltung Stuttgart<br />
reduzieren die Sensorik des Messepublikums<br />
im Special Room-<br />
4Senses auf vier Sinne. Dabei werden<br />
die sinnlichen Erfahrungen und<br />
deren potenzieller Einsatz z. B. im<br />
Verkaufsraum analysiert. Im Retail<br />
Ball Game der Hochschule Düsseldorf<br />
(HSD) wird durchgeatmet,<br />
reflektiert, orientiert und weitergespielt.<br />
Die offene Kommunikationsplattform<br />
thematisiert Herausforderungen<br />
und Lösungs ansätze des<br />
Einzelhandels der kommenden<br />
Jahre und legt den Fokus auf eine<br />
bessere und offenere Vernetzung<br />
verschiedenster Disziplinen im<br />
urbanen Raum.<br />
ba<br />
Creative materials and solutions for shopfitting<br />
EuroShop in Düsseldorf, which opens its doors on 26 February, is considered<br />
the world’s leading trade fair for shopfitting. Over six days, numerous<br />
suppliers from the wood-based materials, laminate and lighting sectors<br />
are on board, in addition to the shopfitting companies. In light of the<br />
1,700 exhibitors, the latest edition will have significantly fewer exhibitors<br />
than in 2020 and the trade fair company is also expecting a lower number<br />
of visitors. At the last edition before the pandemic, 2,287 exhibitors presented<br />
to 95,000 trade visitors. The EuroShop structure with its 8 experience<br />
dimensions has been largely retained for 2023. The event also offers<br />
visitors further information with seven lecture and discussion stages. The<br />
stages are complemented by the Special Areas, such as the Designers`<br />
Village, the Start-up Hub or the Italian Lighting Lounge. The international<br />
shopfitting industry expects new ideas and concepts from the trade fair,<br />
because online retail has grown considerably in recent years. In a ten-year<br />
comparison (2011-2021), the statisticians determined a real increase in<br />
turnover of 221.7 per cent in online retail, while retail shops only grew by<br />
10.3 per cent in real terms in the same period.<br />
material+technik möbel 01|23 17
Produkte & Konzepte<br />
Dekorverbund neu<br />
gedacht und gelebt<br />
Die Abstimmung der<br />
Kante mit der Dekorplatte<br />
hinsichtlich Farbe,<br />
Struktur und Glanzgrad<br />
lässt Möbel wie aus<br />
einem Guss entstehen.<br />
Um diesen Anspruch an<br />
Qualität zu gewährleisten<br />
ist ein Höchstmaß an<br />
Präzision erforderlich.<br />
Egger hat sich dieser<br />
Herausforderung gestellt<br />
und mit Hilfe einer<br />
innovativen Technologie<br />
hier Maßstäbe gesetzt.<br />
Die im Kantenwerk in<br />
Brilon gemachten Erfahrungen<br />
werden nun auf<br />
das Kantenwerk in<br />
Gebze/Türkei übertragen.<br />
Die Kante hat sich vom<br />
einfachen Spanplatten-<br />
Abschluss zum hochmodernen<br />
Produkt entwickelt.<br />
The edging has evolved from<br />
a simple chipboard finish to<br />
an ultra-modern product.<br />
Mit der Übernahme des ROMA<br />
Kantenwerks in Gebze setzte<br />
Egger im Jahr 2010 als bislang einziger<br />
Holzwerkstoffhersteller einen<br />
Fuß in die Welt der Kunststoffkantenproduktion.<br />
Inzwischen gilt das<br />
türkische Werk als größter Einzelproduktionsstandort<br />
weltweit. Mit<br />
dem zweiten Kantenstandort in<br />
Brilon zählt die Unternehmensgruppe<br />
mittlerweile zum drittgrößten<br />
Produzenten.<br />
Seit Sommer 2016 werden dort<br />
Polypropylen-Kanten (PP-Kanten)<br />
für das gesamte Produktportfolio<br />
des Holzwerkstoffherstellers für<br />
die Industrie produziert. Das Kantenwerk<br />
im türkischen Gebze produziert<br />
hingegen schwerpunktmäßig<br />
ABS- und PMMA-Kanten für<br />
den Handel. In Brilon wurde 2018<br />
bereits die dritte Kantenproduktionsanlage<br />
in Betrieb genommen.<br />
In der Auswahl der Egger-Kanten<br />
sind Kunden bezüglich Dicken und<br />
Breiten beinahe keine Grenzen<br />
gesetzt. Philosophie von Egger ist<br />
es dabei, hinsichtlich Farbe, Glanzgrad<br />
und Struktur einen Dekorverbund<br />
zu bieten. Auch steht Authentizität<br />
im Vordergrund, so dass der<br />
Optik und Haptik der Dekoroberflächen<br />
besonderes Augenmerk<br />
geschenkt werden. Durch den Einsatz<br />
neuester Digitaldrucktechnologie<br />
weisen die Dekore zudem eine<br />
besonders hohe Schärfe und Tiefenwirkung<br />
auf.<br />
Farbgleichheit gewährleistet<br />
Um den hohen Anspruch an die<br />
Qualität der Kanten und den Dekorverbund<br />
mit den Platten auch<br />
gewährleisten zu können, hat sich<br />
Egger für den flächendeckenden<br />
Einsatz von DQM (Digital Quality<br />
Management) entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette, von der<br />
Dekorentwicklung über den Digitaldruck<br />
bis hin zur Möbelplatte und<br />
der dazugehörigen Möbelkante,<br />
entschieden. Mit der Umsetzung<br />
der laufenden DQM-Projekte sieht<br />
sich Egger als erster und einziger<br />
Hersteller weltweit, der Farbgleichheit<br />
mit definierten Toleranzen zwischen<br />
der Möbelplatte und der im<br />
eigenen Haus digital gedruckten<br />
Kante gewährleistet. Hierbei spielt<br />
die IPAC Farbmessung für das digitale<br />
Qualitätsmanagement (DQM)<br />
eine entscheidende Rolle, denn die<br />
neue Generation der Messgeräte<br />
erfüllt die Anforderungen für den<br />
Einsatz von digitalen Referenzen<br />
Produktionslinien und Standort<br />
übergreifend.<br />
Das in Zusammenarbeit mit IPAC<br />
für die digitalen Möbelkanten in Brilon<br />
entwickelte Inline-Farbmessgerät<br />
„ICMS zεro“ unterstützt sowohl<br />
die automatisierte Kalibrierung der<br />
24<br />
material+technik möbel 01|23
Fokus<br />
Crevin hatte mit „Granit“<br />
einen Stoff mitgebracht, der<br />
zu 90 Prozent aus recycelten<br />
Garnen besteht.<br />
Crevin had brought along<br />
“Granit”, a fabric consisting<br />
of 90 per cent recycled yarns.<br />
Bezugsstoffe für<br />
den Indoor- und<br />
Outdooreinsatz<br />
Nachdem die Heimtextil erst im Juni vergangenen Jahres mit einem „Summer Special“ im Rahmen der<br />
Doppelmesse Techtextil/Texprocess angetreten war, hatten sich zur ersten regulären Präsenz-<strong>Ausgabe</strong> der<br />
Heimtextilmesse nicht alle namhaften europäischen Anbieter angemeldet. Umso zahlreicher waren dafür<br />
asiatische Anbieter an Bord, was die Gesamtausstellerzahl an die Vor-Corona-Zeiten heranrücken ließ.<br />
Auf den ersten Blick schien die<br />
erste „echte“ <strong>Ausgabe</strong> der Heimtextil<br />
nach der pandemiebedingten<br />
Pause wieder eine ganz normale<br />
Messe zu sein. Bei Messestart<br />
hatten sich in den Hallen des<br />
Frankfurter Messegeländes insgesamt<br />
rund 2.400 Aussteller versammelt<br />
und boten den Besuchern<br />
wie in den Vorjahren ein<br />
breites Spektrum an Möbel- und<br />
Dekostoffen sowie Haus- und<br />
Heimtextilien. Damit schien die<br />
diesjährige <strong>Ausgabe</strong> wieder an die<br />
erfolgreichen Jahre vor der Pandemie<br />
heranrücken zu können. Bei<br />
genauerer Betrachtung konnte die<br />
Fachmesse, die vom 10. bis zum<br />
13. Januar stattfand, jedoch nicht<br />
mit den vorausgegangenen Veranstaltungen<br />
mithalten. Das stellten<br />
die Besucher spätestens beim<br />
Betreten der Messehallen fest, wo<br />
vielfach Teile der Ausstellungsfläche<br />
durch Stellwände verkleinert<br />
oder die oberen Ebenen gar nicht<br />
erst belegt worden waren. Im Vergleich<br />
zur letzten regulären Heimtextil<br />
im Jahr 2020 fiel das nochmals<br />
gestiegene Angebot an nichteuropäischen<br />
und insbesondere<br />
asiatischen Ausstellern ins Auge:<br />
Bei der diesjährigen <strong>Ausgabe</strong> lag<br />
der Anteil der internationalen Aussteller<br />
bei 94 Prozent. Allein aus<br />
China waren 429 Aussteller an<br />
Bord, aus Indien und Pakistan<br />
waren 382 bzw. 269 Firmen angereist.<br />
Als weitere große Ausstellernation<br />
trat die Türkei mit 321 Ausstellern<br />
an.<br />
Mehr ausländische Aussteller<br />
Ein Vergleich mit der Heimtextil<br />
2020 zeigt den Wandel im Messebild:<br />
Damals stammten von den<br />
insgesamt 3.000 Ausstellern 2.714<br />
aus dem Ausland. In diesen Zahlen<br />
spiegelt sich auch die geringere<br />
Präsenz der inländischen Anbieter:<br />
Waren 2020 noch knapp 300 deutsche<br />
Aussteller an Bord, so waren<br />
es 2023 gerade einmal 144 Unternehmen.<br />
Zu der um rund 600 Austeller<br />
geschrumpften Standfläche kam<br />
hinzu, dass einige Unternehmen<br />
mit einem verkleinerten Stand<br />
antraten, so dass die vakanten Flächen<br />
mit umso mehr Sonderausstellungen<br />
gefüllt werden mussten.<br />
So konnten sich die Besucher<br />
in Halle 4 anhand der neuen „Interior.Architecutre.<br />
Hospitality Library“<br />
nicht nur einen Überblick<br />
über die fünf wichtigsten Features<br />
moderner Wohntextilien (schwer<br />
entflammbar, antimikrobiell, wasserabweisend,<br />
schalldämmend,<br />
lichtbeständig) verschaffen, sondern<br />
die jeweiligen Stoffmuster<br />
der 85 Anbieter in Augenschein<br />
nehmen.<br />
Ein Drittel weniger Besucher<br />
Deutlich geringer als zu Vor-<br />
Corona-Zeiten fiel auch das Besucherergebnis<br />
aus, womit die Heimtextil<br />
im Vergleich zu anderen<br />
Fachmessen keine Ausnahme bildete.<br />
Laut Angaben der Messeleitung<br />
wurden rund 44.000 Fachbesucher<br />
gezählt, was rund 25 Prozent<br />
weniger als 2020 waren.<br />
Damals hatte die Heimtextil bereits<br />
einen leichten Besucherrückgang<br />
von knapp 10 Prozent auf rund<br />
59.000 Personen gegenüber 2019<br />
hinnehmen müssen. Der Anteil der<br />
ausländischen Besucher wurde<br />
2020 auf 75 Prozent beziffert. Laut<br />
Angaben der Messeleitung kamen<br />
dieses Mal mehr Einkäufer aus Italien,<br />
der Türkei, Spanien und insbesondere<br />
Griechenland. Da China<br />
sich erst kurz vor Messestart von<br />
seiner Null-Covid-Politik und den<br />
Reisebeschränkungen verabschiedet<br />
hatte, konnten Besucher aus<br />
diesem Land nicht mehr rechtzeitig<br />
erforderliche Visa oder gar<br />
einen Flug ergattern und waren<br />
weniger zahlreich vertreten.<br />
Die Messeleitung war mit dem<br />
Verlauf und dem Gesamtergebnis<br />
der diesjährigen <strong>Ausgabe</strong> zufrieden:<br />
„Die Heimtextil ist kraftvoll in<br />
den Januar zurückgekehrt und<br />
setzte als Barometer für das Messegeschehen<br />
alle Zeichen auf<br />
Erfolg“, bilanziert Detlef Braun,<br />
Geschäftsführer der Messe Frankfurt,<br />
im Schlussbericht.<br />
Freude über Präsenz-Messe<br />
Die meisten Aussteller zeigten<br />
sich mit dem Messeverlauf laut<br />
eigenen Aussagen allerdings nicht<br />
sonderlich zufrieden, denn bis auf<br />
den zweiten Messetag war die<br />
Besucherfrequenz in den Hallen<br />
eher verhalten. Dennoch freuten<br />
sie sich darüber, dass wieder eine<br />
Messe mit persönlicher Begeg-<br />
30<br />
material+technik möbel 01|23