22_Ausgabe September 2003
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Der Marstall auf<br />
dem Obermarkt<br />
Das neue<br />
Rathaus<br />
Görlitzer Mühlen<br />
Teil II<br />
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Rauschwalde
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Vorwort<br />
Der Sommer <strong>2003</strong> war nicht nur ein heißer und schöner Sommer,<br />
sondern auch ein Sommer mit den vielfältigsten Veranstaltungen.<br />
Noch lange werden uns die 5 Tage im Juni in Erinnerung<br />
bleiben, in denen sich der Untermarkt, ein Teil der Altstadt und<br />
die Gebäude der Landskronbrauerei in das Paris des Jahres 1880.<br />
verwandelte. Dafür sorgten ca. 250 Maler, Schreiner,<br />
Stukkateure und Gärtner, die für das Filmstudio Babelsberg die<br />
Hollywood Neuverfilmung des Jules Verne Klassikers “In 80<br />
Tagen um die Welt” vorbereiteten.<br />
Im Juli stand ebenfalls in der Kulisse des Untermarktes die<br />
Aufführung des historischen Spiels “Die verräterische Rotte”<br />
im Mittelpunkt. und nicht zu vergessen, das Altstadtfest war ein<br />
gelungener Höhepunkt und eines der größten Volksfeste der<br />
jüngeren Stadtgeschichte. Nicht zuletzt ist der Erfolg auch den<br />
Görlitzern mit ihren vielfältigen individuellen Aktivitäten zu<br />
verdanken, das ist als Ausdruck ihrer immer stärkeren Identifikation<br />
mit ihrer Stadt zu werten.<br />
Der Tag des offenen Denkmals im <strong>September</strong> machte deutlich,<br />
das es gelungen ist, das Gesamtbild der Stadt insbesondere ihrer<br />
Baukultur besser darzustellen. “Wohnen im Denkmal” ist kein<br />
leerer Slogan, sondern gelebte Geschichte.<br />
Lassen Sie sich mit der aktuellen <strong>Ausgabe</strong> in die Geschichte des<br />
Marstalles, des neuen Rathauses und Rauschwaldes entführen.<br />
Unserem Stadthistoriker Dr. Ernst Kretzschmer gratulieren wir<br />
an dieser Stelle recht herzlich zu seinem 70. Geburtstag, den er<br />
am 26.August feierte.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
die StadtBILD-Redaktion<br />
Carl-von-Ossietzky-Str. 45<br />
02826 Görlitz<br />
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Alle Artikel sind urheberrechtlich<br />
geschützt. c <strong>September</strong> <strong>2003</strong><br />
Beilage: Euro-Immobilien GmbH<br />
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4<br />
Der Görlitzer Marstall von 1501 und 1750<br />
Der Görlitzer Marstall von 1501 und 1750<br />
Bald nach ihrer Gründung wird unsere<br />
Stadt Görlitz ein Gebäude errichtet haben,<br />
dessen sie für ihre Reit- und Zugpferde benötigte.<br />
Von dem Aussehen der ältesten Gebäude,<br />
von denen eins auf der Langen Gasse<br />
stand, wissen wir<br />
leider gar nichts.<br />
Aber von einem dritten<br />
Hause, das bei seinem<br />
Abbruch im Jahre 1750<br />
aufgemessen wurde,<br />
können wir uns an Hand<br />
verschiedener Zeichnungen<br />
und Bildern eine<br />
Vorstellung machen.<br />
Im Jahre 1501 wurde es<br />
gebaut; es lag "hinter<br />
den Mönchen", das heißt<br />
zwischen dem Kloster<br />
und der Stadtmauer, die<br />
vom Frauentore nach<br />
Osten zu lief. Hier zog<br />
sich, von der Steinstraße ausgehend, um die<br />
Klostermauern herum bis zum Schwibbogen<br />
die alte Nonnengasse. An ihr stand<br />
mit der Stirnseite nach Norden der neue<br />
Marstall, dessen Einfahrtstor bereits in<br />
einen gepflasterten, auf Pfeilern ruhenden,<br />
gewölbten Raum führte. Das Licht erhielt er<br />
von Hinter- und Vorderseite durch je zwei<br />
Fenster, während eine zweite Tür auf den<br />
dahinterliegenden Hof führte. Über dem<br />
Stall war die Wohnung für den Vorsteher,<br />
den "Marstaller", wie er in den Ratsrechnungen<br />
heißt.<br />
1501-Marstall-1750<br />
Hinter dem Hofraum enthielt ein zweites,<br />
ebenfalls gewölbtes Gebäude Vorräte an<br />
Heu und Getreide. An diesem Hause führte<br />
die Feuergasse entlang, an der südlichen<br />
Seite der Stadtmauer, der hier eine Bastei<br />
vorgelegt war, abgeschlossen wurde.<br />
Dann folgte an dieser Stelle der Zwinger,<br />
der später "Rähmhof" hieß.<br />
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5<br />
Längs dieses Grundstückes zog sich vom<br />
Kloster aus zur Stadtmauer ein alter Gang,<br />
von dem der Chronist schreibt: "Anno 1476<br />
gab das Kloster der Stadt den Turm an der<br />
Stadtmauer, dagegen bekam das Kloster<br />
eine Latrine über dem Marstall; damit nun<br />
die Mönche dahin aus dem Kloster<br />
gemächlich gehen könne, ließ der Rat von<br />
der Klostermauer hinüber an den Marstall<br />
einen breiten gewölbten Gang machen.<br />
1750 mochte das Gebäude den<br />
Anforderungen nicht mehr genügen;<br />
es wurde daher, wohl unter Benutzung<br />
der Grundmauern, neugebaut.<br />
Der erwähnte Gang wurde<br />
fortgenommen und das Haus um<br />
dessen Breite vergrößert.<br />
Statt der beiden Fenster im Erdgeschoss<br />
erhielt es deren je zwei, auch wurden zwei<br />
Stockwerke aufgesetzt.<br />
Über dem Rundbogen der Einfahrt setzte<br />
man einen Schlußstein, auf dem ein<br />
springendes Pferd den Zweck des Hauses<br />
erkennen ließ. Auch das Hintergebäude<br />
wurde wenige Jahre später, 1824, als<br />
Magazin eingerichtet.<br />
Hatte die Stadt bis dahin den Marstall in eigener<br />
Verwaltung, so besiegelte ein<br />
schwerer Unglücksfall die weitere Geschichte<br />
des Gebäudes: An der östlichen<br />
Seite lagen die Küchenräume, die mit<br />
Ziegeln gepflasterte Fußböden über<br />
Holzbalken hatten.<br />
Obermarkt mit Marstall 1827<br />
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6<br />
Außerdem stand in der einen Küche des<br />
Hauses ein schwerer Backofen. An jenem<br />
Tage gab die Decke plötzlich nach und die<br />
Küche des unteren Stockwerkes stürzte in<br />
die Tiefe. Auch das Obergeschoß wurde<br />
dabei teilweise mitgerissen. Etwa zehn<br />
Tage später verkaufte die Stadt den<br />
Marstall, der ihr mehrere Jahrhunderte<br />
gedient hatte. Die westliche Hälfte erwarben<br />
die Kaufleute Fritsche und Letsch,<br />
die dort alsbald durch<br />
Maurermeister Gock<br />
und Zimmermeister Bergauer zwei große<br />
Wohnhäuser errichten ließen, die im Jahre<br />
1864 auch Verkaufsläden erhielten. Der<br />
Rest sowie ein Streifen des Nachbargrundstückes<br />
wurden zur Straße ausgebaut.<br />
Auf dem übrigen Teile dieses schon im Jahre<br />
1837 erworbenen Grundstückes ließ die<br />
Stadt ein neues Mittelschulgebäude errichten,<br />
dem das Salzhaus dann 1851 vollständig<br />
weichen mußte, so ist von diesem alten<br />
Gebäude, dessen Geschichte sich über vier<br />
Jahrhunderte verfolgen läßt, nichts mehr<br />
übrig geblieben.<br />
(Quelle: Prof.Ludwig Feyerabend<br />
Alt-Görlitz - einst und jetzt)<br />
Gesamtansicht des Salzhauses
Der Obermarkt von Gock<br />
Der Obermarkt von Gock<br />
Schon einmal, hat uns der ehemalige Stadtverordnete<br />
Maurermeister Gock das Leben<br />
und Treiben in unserer Stadt vor reichlich<br />
100 Jahren aus Anlass einer besonderen Begebenheit<br />
geschildert. War es damals der<br />
Untermarkt, den er vor unseren Augen entstehen<br />
ließ, so hat er in unten stehenden<br />
Bild, den Obermarkt oder, wie er damals<br />
hieß, den Neumarkt gewählt.<br />
Es ist die Zeit des Pfingstfestes: aus Anlass<br />
des zu dieser Zeit abgehaltenen Marktes<br />
haben zahlreiche auswärtige Kaufleute mit<br />
ihren hohen zweiräderigen Karren die Stadt<br />
aufgesucht und bieten hier ihre Waren feil<br />
oder kaufen neue ein. Zu gleicher Zeit hält<br />
die Schützengilde, vom Untermarkt kommend,<br />
ihren Auszug mit klingendem Spiele.<br />
Die Scheibenträger sind soeben in die<br />
7<br />
Steinstraße eingebogen: ihnen folgt der lange<br />
Zug der Schützen, in ihrer Mitte die alte<br />
Fahne tragend. Die Bürger der Stadt in ihrer<br />
malerischen Tracht schauen diesem Auszüge<br />
mit freudiger Aufmerksamkeit zu und<br />
begrüßen hier und da einen ihrer Bekannten<br />
oder Verwandten, der die Ehre hat, der<br />
Schützengilde anzugehören.<br />
Auch in unserer Zeit nehmen die Schützen<br />
noch den selben Weg, aber den Eindruck<br />
des Gemütlichen und Behaglichen,<br />
so wie es unser Bild hier<br />
zeigt, erhalten wir nicht mehr.<br />
Zeitgenössische Darstellung<br />
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8<br />
Es war eben eine andere, ruhigere, weniger<br />
hastende Zeit als die unsrige. Besonders<br />
aber waren es die prächtigen Bauten mit<br />
ihren hohen, lebhaft gegliederten Giebeln,<br />
mit ihren schönen Portalen und Auslegern,<br />
die den passenden Hintergrund für ein<br />
solches Fest bildeten.<br />
Da sehen wir zunächst an der linken Seite<br />
die alte Hauptwache, vor der die Wachmannschaften<br />
präsentierend angetreten<br />
sind: sie wurde im Jahre 1847 abgebrochen.<br />
Dann folgte das Salzhaus, mit seiner zweiteiligen<br />
westlichen Treppe.<br />
Hinter diesem schaut das Vordergebäude<br />
der Fleischbänke mit seinem Symbol, dem<br />
liegenden Stier, hervor.<br />
Nun blicken wir in die Brüderstraße, an<br />
deren linken Seite das Rathaus mit hohem<br />
gotischen Giebel und feingegliedertem<br />
Turm den Abschluss bildet. Ihm gegenüber<br />
zeigen sich die Laubenöffnung und der Erker<br />
des Schönhofs, teilweise verdeckt durch<br />
das hohe Höersche Haus .<br />
Der schlanke Turm, der "Mönch" nimmt die<br />
Mitte unseres Bildes ein: ihm gegenüber sehen<br />
wir die dunkle Silhouette des Landsknechtsbrunnens,<br />
der heute im Winkel des<br />
Schwibbogens steht. Der Klosterkirche<br />
sind noch die kleinen Verkaufsbuden vorgebaut,<br />
die im Jahre 1841 abgebrochen<br />
wurden.<br />
Dann kommen jene wundervollen Giebelhäuser,<br />
deren vornehmes und stolzes Aussehen<br />
den Reichtum des 16. und 17. Jahrhunderts<br />
widerspiegelt.<br />
Nun folgen noch zwei weitere mit hohen<br />
Giebeln. Das eine mit drei, früher vier Giebeln<br />
gehörte der Familie Moller v. Mollerstein,<br />
deren Wappen noch heute an diesem<br />
Hause zu sehen ist.<br />
Das folgende Haus, Ecke Obermarkt und<br />
Steinstaße, trug früher an der gewölbten<br />
Decke des Hausflures das Preibisius' sche<br />
Wappen. Diese Familie wurde im Jahre<br />
1627 geadelt: einem Nachkommen gehörte<br />
wohl das schöne Haus.<br />
Das andere Eckhaus, heute Meirowsky,<br />
hatte schon damals seinen Giebel verloren,<br />
der einem schlichten Mansarddache Platz<br />
machen mußte.<br />
Das letzte Haus zeigt noch die Formen der<br />
früheren Renaissance. Um die Mitte des<br />
vorigen Jahrhunderts war hier der<br />
"Preußische Hof", in dem vom 21. zum <strong>22</strong>.<br />
Juni 1855 der Prinz von Preußen, der<br />
nachmalige Kaiser Wilhelm I., wohnte.<br />
Vergleichen wir damals mit heute, so<br />
müssen wir gestehen, das sich die Südseite<br />
des Obermarktes in den etwa 50 folgenden<br />
Jahren nicht zu ihrem Vorteile verändert<br />
hatte.<br />
Quelle: Prof. Ludwig Feyerabend<br />
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Aus der Geschichte Görlitzer Mühlen<br />
Vierradenmühle - Teil II II<br />
In unserem vorigen Aufsatze hatten wir die<br />
Geschichte der Mühle verfolgt bis kurz nach<br />
dem Jahre 1800. Wir hatten gesehen, dass<br />
sie ihr Aussehen im Laufe mehrerer Jahrhunderte<br />
im großen und ganzen nur wenig<br />
verändert hatte. Da war es denn kein Wunder,<br />
wenn ihr Zustand<br />
nach und nach<br />
schlechter wurde.<br />
Besonders aus den<br />
Jahren 1753 und<br />
1758 wird uns berichtet,<br />
dass auf Veranlassung<br />
und unter<br />
Leitung des Bauinspektors<br />
Modrach<br />
mehrfach Ausbesserungen<br />
nötig waren.<br />
Insbesondere wurden<br />
wegen Eindringens<br />
des Wassers in<br />
die unteren Räume<br />
die Wände mit Dünger<br />
und Rasen abgedichtet.<br />
Auch über die Erneuerung des<br />
Fachbaumes wird öfter berichtet. Dieses<br />
scheint ein Vorgang von besonderer Wichtigkeit<br />
gewesen zu sein. Im Jahre 1821 ist<br />
11<br />
das Hintergebäude in bedrohlichem Zustande.<br />
Auf Beschluss der maßgebenden Stellen<br />
darf die Wasserkraft nur zur Mehlbereitung<br />
verwandt werden. Hierüber sind die Lohund<br />
Rotgerber, die auch daran teilhatten,<br />
aufgebracht und erhoben Protest; worauf eine<br />
gütliche Einigung<br />
erfolgt. Im<br />
Jahre 18<strong>22</strong> kauft<br />
der Vorwerksbesitzer<br />
Wolf die<br />
Mühle für 5000<br />
Mark. Vier Jahre<br />
später übernahm<br />
sie der Wassermeister<br />
Geißler<br />
für 8000 Mark.<br />
Im Jahre 1827<br />
begann er mit<br />
dem Umbau. Die<br />
Einfahrt sollte in<br />
Vierradenmühle 1907,<br />
die Hotherstrasse<br />
verlegt wer-<br />
mit neu erbauter Brücke<br />
den, wo bis dahin<br />
die Lohgerber ihre Lohe aufgeschüttet hatten;<br />
diese fand nun ihren Platz an der gegenüberliegenden<br />
Stadtmauer. Schon im November<br />
war der Umbau fertig, das Gebäude<br />
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12<br />
um 2 Stockwerke erhöht. Nun wurde eine<br />
Wollspinnerei eingerichtet und hierzu das<br />
Gehwerk des vierten Ganges als erzeugende<br />
Kraft benutzt. Im Jahre 1829 verkauft Geißler<br />
die Hälfte der Mühle und der Spinnerei<br />
an den Tuchfabrikanten Gotthelf Ender für<br />
4000 Mark und gleichzeitig die Hälfte des<br />
ihm verbliebenen Teiles an seinen Sohn<br />
Ernst Friedrich für 2000 Mark. 6 Jahre später<br />
überläßt er seinem Sohn den Rest für<br />
9625 Mark. Ein Verkehrshindernis bildet<br />
schon immer das “Mehlführerhaus”.<br />
Es soll verschwinden.<br />
Als<br />
Ersatz wird dem<br />
Besitzer der<br />
Mühle der gegenüberliegen<br />
de Winkel an<br />
der Stadtmauer<br />
bzw. am Kirchberge<br />
angeboten. Zehn Jahre<br />
gehen dahin und dreimal<br />
muß Geißler daran erinnert werden, das<br />
Mehlführerhaus abzubrechen, ehe es endlich<br />
geschieht. 1847 fallen die Mauern dieses<br />
Hauses. Inzwischen hatten sich auch in<br />
der nächsten Umgebung der Mühle Veränderungen<br />
vollzogen: der Neißturm, das<br />
Wahrzeichen des östlichen Stadtausganges,<br />
der Schützer der alten Neißebrücke, wurde<br />
im Jahre 1835 abgetragen. Gleichzeitig verschwand<br />
die anstoßende Durchfahrt und die<br />
Torwache. Das Neißtor selbst, das bis dahin<br />
noch eine stattliche Höhe besaß, wurde<br />
teilweise abgetragen und einfacher<br />
gestaltet. Als dann im Jahre 1841 ein mit<br />
Wolle hoch beladener Wagen im Tore stekkenblieb,<br />
entschloß man sich, das ganze<br />
Dach zu entfernen. Etwa 1780 wurde jenes<br />
kleine Fachwerkhaus, welches sich an das<br />
Tor lehnte, als Wache für die Stadtsoldaten<br />
erbaut worden. Später<br />
diente es als Akzise.<br />
Auch dieses Gebäude<br />
vers<br />
c h w a n d ,<br />
nachdem es<br />
i m J a h r e<br />
1 8 5 7 z u -<br />
rückgegeben<br />
wurde. Gleichzeitig<br />
setzte Geißler einen<br />
neuen Bauplan<br />
Blick zur Dreiradenmühle;um 1900<br />
vor, der eine Erweiterung der Mühle vorsah.<br />
So wurde sie um weitere zwei Stockwerke<br />
erhöht. Das war die letzte große Änderung,<br />
die sie erlebte.<br />
Seit 10 Jahren für Sie da.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Quelle: Die Heimat, 1928<br />
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100 Jahre neues Rathaus am Untermarkt<br />
100 Jahre neues Rathaus am Untermarkt<br />
13<br />
Täglich bewundern zahlreiche Touristengruppen<br />
die prachtvoll sanierten Gebäude<br />
am Untermarkt. Eines der prächtigsten<br />
Bauwerke, das den nördlichen Untermarkt<br />
schon wegen seiner Breite und Höhe beherrscht,<br />
wird dabei zumeist erst auf den<br />
zweiten Blick als jüngere Architektur wahrgenommen.<br />
Es ist das neue Rathaus, mit<br />
dem vor genau 100 Jahren der<br />
ausgedehnte Rathauskomplex<br />
erweitert und abgerundet<br />
wurde.<br />
Görlitz als Zentrum der preußischen Oberlausitz<br />
hatte mit Industrialisierung und<br />
Reichsgründung einen stürmischen Aufschwung<br />
genommen. Die Einwohnerzahl<br />
hatte die 80000 überschritten und bewegte<br />
sich schrittweise auf die 100000 zu. Die<br />
Stadt war inzwischen seit drei Jahrzehnten<br />
kreisfrei. Die Aufgabenbereiche der Stadtverwaltung<br />
erweiterten sich. Man wirtschaftete<br />
nach wie vor in der Tradition Demianis<br />
sparsam mit den städtischen<br />
Mitteln, konzentrierte sich auf<br />
Straßenbau und Nahverkehr,<br />
Schulen und Parkanlagen,<br />
Neues Verwaltungsgebäude um 1903<br />
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14<br />
erschloss neue Wohngebiete im Süden<br />
und Osten. Immerhin galt Görlitz als eine<br />
der reichsten Kommunen in Preußen,<br />
schon wegen der stadteigenen Ländereien,<br />
Forsten und Betriebe. Die bisher<br />
genutzten Räumlichkeiten des Rathauses<br />
reichten nicht mehr aus. Die Personalstärke<br />
wuchs und damit auch der Bedarf an<br />
Büroräumen. So entschloss sich die<br />
Stadtverordnetenversammlung<br />
zum Erweiterungsbau in Richtung<br />
Jüdengasse. Die dort gelegenen<br />
malerischen “Pilzläuben” mußten<br />
weichen.<br />
1903 war der Neubau fertig und<br />
konnte durch Oberbürgermeister<br />
Paul Büchtemann übernommen<br />
werden. Denkmalpfleger<br />
und Architekturhistoriker betrachteten<br />
das Gebäude äußerst kritisch,<br />
weil seine Dimensionen das städtebauliche<br />
Gesamtbild zwischen Waage,<br />
Börse und Ratsapotheke aus dem Gleichgewicht<br />
bringen, ähnlich wie der Abriss<br />
des Emmerich`schen Hauses, Untermarkt<br />
eins. Ratsarchivar Jecht erwähnte das<br />
neue Rathaus in seiner “Topographie der<br />
Stadt Görlitz”, die in der Zeit von 1927-<br />
1934 erschien, nur beiläufig in einem<br />
Satz. Dabei entstanden seinerzeit überall<br />
in deutschen Großstädten solche Rat-<br />
hauspaläste als Ausdruck städtebürgerlichen<br />
Selbstbewusstseins unter der Monarchie.<br />
Heute erleben wir weit brutalere Eingriffe in<br />
geschichtlich gewachsene Stadtzentren.<br />
Nach 100 Jahren sollten wir das neue Rathaus<br />
ausgewogener beurteilen.<br />
Deutlich erkennbar<br />
ist das damalige<br />
Bemühen,<br />
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im Erdgeschoss erinnern an die “langen<br />
Läuben” und die “Hirschläuben” an der<br />
südlichen und östlichen Platzseite. Der reiche<br />
und dennoch maßvolle Fassadenschmuck<br />
aus Naturstein und der Spitzgiebel<br />
verweisen auf die mitunter kostbare Fassadenkultur<br />
hiesiger Rennaissance - Bürgerhäuser.<br />
Die farbig gefassten Wappen der<br />
seit 1346 verbündeten Oberlausitzer Städte<br />
erinnern an glanzvolle Traditionen. Die fünf<br />
Halbsäulen im zweiten und dritten Obergeschoss<br />
führen die fünf tragenden Säulen in<br />
Vertikalen bis zur Dachtraufe hoch. Die<br />
sechs gedoppelten Fensterachsen greifen<br />
exakt die Bogenelemente der Arkaden auf.<br />
Auch der ausladende Spitzgiebel zieht den<br />
Blick weit nach oben. Um das optische<br />
Gleichgewicht zu wahren, dominieren<br />
horizontale Gestaltungselemente die Fassade.<br />
Das Haus Untermarkt 8 mit dem Haupteingang<br />
wurde eigens aufgestockt, um die Höhen<br />
anzugleichen. Dieses Renaissancehaus,<br />
die frühere Münze, wurde innen völlig modernisiert<br />
und bildet so mit dem Neubau einen<br />
geschlossenen Baukörper. Hier findet<br />
man zahlreiche Anklänge an den damals<br />
aufkommenden “Jugendstil”, etwa die Blumenformen<br />
am schmiedeeisernen Geländer<br />
der breiten Treppen, die Farbglasfenster im<br />
Treppenhaus mit Stadtansichten sowie den<br />
15<br />
Wappen der Stadt und der Provinz Schlesien,<br />
die Fangtüren mit Facettenschliffglas,<br />
die Bürotüren aus sorgfältig bearbeiteten<br />
einheimischen Hölzern. Treppenhaus, Etagengänge<br />
und Arbeitsräume bestechen<br />
durch ihre Weiträumigkeit und Helle. Der<br />
Paternoster - Aufzug erleichterte das Erreichen<br />
der Obergeschosse und war für Generationen<br />
von Schulkindern ein Wunderding.<br />
So verbanden sich Zweckmäßigkeit, handwerkliche<br />
Solidität und Kunstsinn zu einer<br />
doch eindrucksvollen Harmonie, wie wir sie<br />
in zahlreichen Görlitzer Bauten kurz vor<br />
dem ersten Weltkrieg finden und schätzen,<br />
wie beispielsweise Stadtsparkasse, Bahnhof<br />
oder Regimentshaus.<br />
So mag der 100. Geburtstag unseres neuen<br />
Rathauses auch dazu anregen, seine Vorzüge<br />
wiederzuentdecken und die zählebigen<br />
Vorurteile der 20er und 30er Jahre zu überwinden.<br />
Das ist kein lästiger Fremdkörper<br />
am Untermarkt. Auf seine Art bereichert das<br />
Gebäude die am Untermarkt versammelte<br />
widersprüchliche Einheit ineinander<br />
verwachsender Zeugnisse der Gotik, Renaissance,<br />
des Barock und des Historismus.<br />
Es erinnert uns an den immer währenden<br />
Prozeß von Werden und Wandel.<br />
Text und Bildmaterial: Dr. Ernst Kretzschmar<br />
Unser Team berät Sie gern.
16<br />
Das Hotel Habsburger Hof-das Haus des Handwerks<br />
Das Hotel Habsburger Hof-das Haus des Handwerks<br />
Das Hotel Habsburger Hof, Bahnhofstraße<br />
26/27, ein Hotel ersten Ranges wurde um<br />
die Jahrhundertwende eröffnet. Das von<br />
Handlungsreisenden bevorzugte Hotel<br />
umgab ein gewisses großstädr.:<br />
Saal<br />
u.: Habsburger<br />
Hof 1905<br />
tisches Flair. Das Hotel besaß 50 Zimmer,<br />
einen Saal, Ausstellungsräume, Garagen,<br />
einen schönen Garten, eine Bar und die<br />
Habsburger Weinstube. Täglich fanden<br />
Künstlerkonzerte statt. Der<br />
Inhaber, Herr Hermann<br />
Obst schenkte hier<br />
sein Münchner<br />
K i ß l i n g B i e r<br />
auch in Siphons<br />
außer Haus aus.<br />
1914 war es eines<br />
der größten Hotels<br />
am Platze. Saisonspezialitäten<br />
wie Austern,<br />
Hummer und Krebsgerichte waren<br />
hier im Angebot. Große Kirmes- und Silvesterfeiern<br />
fanden unter den Görlitzern regen<br />
Zuspruch. In den Zwanziger Jahren<br />
wurde das Hotel dann völlig umgebaut und<br />
renoviert. Eine nur 31 qm große Kneipe, das<br />
“Braustübl” war unterverpachtet, sie hatte<br />
schon einen seperaten Eingang.<br />
Am 24.3.1936 kaufte Herr Gerhard Hartwig<br />
das Hotel von dem damaligen Besitzer,<br />
Herrn Walter Landmann für 180.000<br />
Reichsmark. In dieser Zeit wurde den<br />
Gästen Landskronbier ausgeschenkt.
17<br />
Um 1941 nannte sich das Hotel<br />
Harzburger Hof, den “deutschen”<br />
Gepflogenheiten angepaßt.<br />
Zum Kriegsende fungierte<br />
das Hotel als Frontlazarett.<br />
1945/46 war hier auch zeitweise die<br />
Kommandantur der sowjetischen Armee<br />
in Görlitz untergebracht.<br />
Blick zum Habsburger Hof<br />
Ab 1941 leitete Frau Ingeborg Hartwig<br />
das Hotel. 1945 wurde es dann in Hotel<br />
“Rheingold” umgetauft. Ab Oktober<br />
1952 pachtete die Genossenschaft des<br />
Handwerks das Anwesen als Kulturhaus<br />
des Handwerks Görlitz-Niesky.<br />
1962 verkaufte die Familie Hartwig<br />
für 50 Tausend Mark -Ost das Hotel.<br />
Als Hotel “Haus des Handwerks” kennen<br />
es viele Görlitzer. Langjährige<br />
Leiter des Hotels waren Herr Opitz<br />
und Herr Schon.<br />
Nach der Silvesterfeier 1990 wurde<br />
das Hotel geschlossen und 1994 neu<br />
renoviert wieder eröffnet.<br />
Der heutige Pächter Herr Peter Furche<br />
ließ das Restaurant und den Saal<br />
liebevoll im Jugendstil restaurieren.<br />
Quelle und Bildmaterial:<br />
Henner Hartwig<br />
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18<br />
Die Chronik der Strassburgpassage Teil III<br />
Die Chronik der Strassburgpassage Teil III<br />
Anprobierraum für Damen<br />
Anprobierraum für Herren<br />
In der vorherigen <strong>Ausgabe</strong> berichteten wir<br />
über den großen Lichthofe der Strassburg-<br />
Passage und begannen einen Rundgang<br />
durch die einzelnen Räume und Abteilungen.<br />
Der von uns zuletzt erwähnte Raum<br />
bot Modelle Französischen, -Wiener- und<br />
Berliner Ursprungs, aber auch von der Firma<br />
selbstentworfene und gearbeitete Modelle<br />
für Haus, Straße, Gesellschaft und<br />
Ball. Die außerordentlich große Auswahl<br />
solid hergestellter<br />
Konfektion<br />
jeder<br />
Gechmacksrichtung,<br />
in<br />
allen Preislagen,<br />
Größen<br />
und Stoffarten<br />
ist es welche<br />
gerade<br />
dieser Abteilung<br />
in kurzer<br />
Zeit einen so<br />
wohlverdienten<br />
Ruf erworben<br />
hat, zugleich gehört sie zu den ältesten<br />
des Hauses. Die hellen Anprobierräume<br />
erleichtern den Einkauf und die behaglichen<br />
Warte- und Leseräume werden<br />
angenehm empfunden. Begeben wir uns<br />
nun von der Galerie des Lichtsaales über die<br />
Freitreppe<br />
in das<br />
Parterre,<br />
so gelang<br />
e n w i r<br />
zur Auss<br />
t e l l u n g<br />
l e t z t e r<br />
N e u h e i -<br />
t e n u n d<br />
a n d e r e r<br />
Modewarenartikel.<br />
Entzückendes<br />
jeder Geschmacksrichtung fesseln<br />
das Auge des Beschauers. Betreten wir<br />
jetzt den Parterreraum des prächtigen Galeriebaues<br />
so gelangen wir zunächst zu<br />
dem Lager für Ball- und Gesellschaftsstoffe<br />
sowie zur Spezialabteilung für<br />
Her-ren und Damenschneidereibedarfsartikel.<br />
Hieran schließt sich die bedeutend<br />
erweiterte Abteilung für Tapisseriewaren<br />
mit allen Materialien dieser Branche.Gewaltig<br />
wirkende Durchbrüche<br />
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verbinden das Parterre des Galeriebaues mit<br />
demjenigen des bisherigen Hauptlokals.<br />
Wir befinden uns jetzt am 2. Haupteingange<br />
des Geschäftshauses der Strassburgpassage<br />
und hätten die Verkaufsräume im Wesentlichen<br />
kennen gelernt.<br />
Von nicht weniger Interesse dürf- t<br />
en aber auch die übrigen<br />
nicht direkt dem Verkauf<br />
dienenden<br />
Räume und Abt<br />
e i l u n g e n<br />
sein. Begeben<br />
wir uns<br />
daher zunächst<br />
in<br />
das Unterg<br />
e s c h o s s ,<br />
z u m Ve r -<br />
sandgeschäft,<br />
welches sich großen<br />
Zuspruchs erfreut<br />
und an lebhaften Saisontagen<br />
einen Ausgang von 250 bis<br />
300 Sendungen. Eng verbunden mit der<br />
Versandabteilung ist die Musterei. Schneideheft<br />
und sonstige Maschinen, sowie eigene<br />
Buchbinderei für das gesamte Mustermaterial<br />
befinden sich hier. Circa 350 fertige<br />
und täglich durch Neuheiten ergänzte<br />
Kollektionen liegen für den Versand bereit.<br />
Muster jeder Art werden auf Wunsch gern<br />
kostenlos zugesandt. Ferner befinden sich<br />
hier Souterrain der Post- und Bahnpaketraum,<br />
der Waren-Eingangs- und Kontrollraum<br />
der mit besten Einrichtungen für die<br />
Konservierung des Spezialartikels Linoleum<br />
versehene Reserveraum sowie<br />
andere Lagerräume.<br />
Auch für das leibliche<br />
Wohl wird<br />
im Geschäftshause<br />
Otto<br />
Strassburg<br />
gesorgt, was<br />
ein Blick in<br />
die mit Herr<br />
e n - u n d<br />
Damengarderobe<br />
verbundene<br />
Kantine<br />
zeigt. Hier<br />
können die Personalmitglieder<br />
früh und<br />
nachmittags je ein Viertelstündchen<br />
nach vollbrachter Arbeit der Ruhe<br />
pflegen und sich stärken. Erwähnenswert<br />
wäre noch der Stadt-Versand.<br />
Mehr zu diesem Thema erfahren sie in der<br />
nächsten <strong>Ausgabe</strong>.<br />
Quelle: Agenda der Stassburg-Passage • 1927<br />
19<br />
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20<br />
Görlitz - Perle der deutschen Städte<br />
Die Krebsgasse 7<br />
“Praecemtporem non secus<br />
quam studia ipsea et patenem<br />
ames” - Den Lehrer sollst du<br />
nicht anders lieben als das<br />
Studium selbst und die Eltern,<br />
verheißt eine Inschrift über<br />
dem Eingang des Hauses<br />
Krebsgasse 7.<br />
Ob sich an dieser Stelle einst<br />
die “alte Schule” befand oder<br />
das Haus 1456 als Hospital<br />
genutzt wurde, ist aus den vorhandenen<br />
Quellen nicht eindeutig erkennbar. Auch die<br />
durchgeführte bauhistorische Analyse bei<br />
der an rund 70 Stellen Sichtfenster geöffnet<br />
wurden, brachte keinen näheren Aufschluß<br />
darüber. Im Rahmen einer dendrochronologischen<br />
Untersuchung wurden 15 Proben<br />
genommen, die jedoch nur Annäherungswerte<br />
an die Chronologie des Hauses liefern.<br />
Durch Brände in den Jahren 1525,1642 und<br />
1691 wurde das Gebäude vermutlich mehrfach<br />
zerstört. Bis 1529 soll das Haus eine<br />
Glöcknerin beherbergt haben. Nach der Instandsetzung<br />
wurde die alte städtische<br />
Schule nach den Vorstellungen Melanch-<br />
thons umgeformt und vom heutigen Waidhaus<br />
in die Krebsgasse 7, später in das ehemalige<br />
Franziskanerkloster am Klosterplatz,<br />
verlegt. Über 150 Jahre hatten Diakone<br />
ihren Wohnsitz in der Krebsgasse 7.<br />
Noch bis Jahr 1991 diente es als Wohnhaus.<br />
Inzwischen wurde das Gebäude grundlegend<br />
saniert, die Außensanierung erfolgte<br />
bereits 1998.<br />
Mittlerweile befindet sich hier neben der<br />
Verwaltung des Fortbildungszentrums für<br />
Handwerk und Denkmalpflege im zweiten<br />
Obergeschoss, das Institut für Stadtumbau<br />
und Stadtforschung. Die Einrichtung soll<br />
interdisziplinär arbeiten, d.h. Architekten<br />
und Stadtplaner mit Wirtschaftsfachleuten,<br />
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Verkehrsplanern, Kulturmanagern und anderen<br />
Experten zusammenbringen, und den<br />
Stadtumbau begleiten.<br />
Am 8. Oktober 2002 erfolgte die feierliche<br />
Einweihung. Der Vorsitzende der Deutschen<br />
Stiftung Denkmalschutz, Prof. Gottfried<br />
Kiesow, würdigte das Engagement der<br />
Mitarbeiter des Fortbildungszentrums. Ihnen<br />
ist es in Zusammenarbeit mit Bauleuten,<br />
Handwerkern und Restauratoren gelungen,<br />
in nur knapp einem Jahr Bauzeit einem<br />
Baudenkmal zu neuem Glanz zu verhelfen.<br />
21<br />
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat<br />
nicht nur die Sanierung<br />
großzügig unterstützt,<br />
sondern trägt auch über<br />
fünf Jahre die Kosten<br />
für die Professur. Später<br />
soll sie von der<br />
Technischen Universität<br />
Dresden weitergeführt<br />
werden.<br />
Während der Sanierung<br />
der Krebsgasse 7 -<br />
gab es, wie bei vielen<br />
alten Häusern, einige<br />
Überraschungen, berichtet<br />
Klaus Heppner,<br />
der das Baugeschehen<br />
nicht nur als stellvertr.<br />
Leiter des Fortbildungszentrums<br />
für Handwerk und Denkmalpflege<br />
aus fachlicher Sicht begleitete,<br />
sondern als Architekt auch die Sanierung<br />
und Modernisierung geplant und realisiert<br />
hat. “Wir waren erschrocken über den<br />
schlechten Zustand der Holzbalkendecken,<br />
die in erheblichem Maße durch Holzwurmbefall<br />
geschädigt waren. Die Treppe war<br />
völlig kaputt, die Decken angeschlagen. A-<br />
ber es gab auch positive Überraschungen:<br />
Wir haben im Inneren des Hauses ein in der<br />
grauweißen Urfassung sichtbare Fachwerkstruktur<br />
vorgefunden.<br />
-Anzeige-
<strong>22</strong><br />
Und natürlich die<br />
bemalten Holzbalkendecken<br />
selbst. Ein,<br />
zwei Decken<br />
haben wir<br />
aufgrund der<br />
Befunde vermutet,<br />
aber mit<br />
fünf haben wir nicht<br />
gerechnet. Erfreulich für uns<br />
war auch die Durchgängigkeit<br />
der Wandbefunde”, so<br />
Frank Heppert.<br />
Man habe Kompromisse<br />
zwischen Denkmalschutz<br />
und moderner Nutzung gefunden.<br />
“Wenn das Gebäude<br />
eine öffentliche Nutzung erfährt,<br />
müssen bestimmte Sicherheitsnormen<br />
eingehalten<br />
werden, die es vor einigen<br />
hundert Jahren nicht<br />
gab”, sagt der Fachmann.<br />
Ein Beleg dafür ist die freitragende Treppe<br />
aus Stahl und Granit. An anderer Stelle kamen<br />
historische Materialien und traditionelle<br />
Handwerkstechniken zum Einsatz. Insgesamt<br />
wurden rund 850.000 Euro investiert.<br />
Damit gibt das Haus ein positives Beispiel<br />
für das Neben- und Miteinander von Alt und<br />
Neu. Die Mitarbeiter des Fortbildungszentrums<br />
können einen weiteren positiven<br />
Nebeneffekt verzeichnen: Mit dem<br />
Umzug der Verwaltung in die Krebsgasse<br />
7 kann das Haus Karpfengrund 1<br />
wieder vollständig zur Unterbringung<br />
von Gästen und Teilnehmern genutzt<br />
werden. Im Waidhaus befindet sich die<br />
Werkstatt des Fortbildungszentrums.<br />
Mit dem<br />
Einzug des Instituts, das<br />
zum Sommersemester<br />
<strong>2003</strong> seinen Betrieb aufgenommen<br />
hat, erfährt<br />
auch der Hochschulstandort<br />
Görlitz eine Aufwertung.<br />
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Quelle: Pressestelle und<br />
Amtsblatt der Stadt Görlitz<br />
Pflege ist<br />
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Ekkehard-Steffen Müller<br />
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25<br />
Das aktuelle Gespräch zum Tag des offenen Denkmals<br />
Das aktuelle Gespräch zum Tag des offenen Denkmals<br />
Leiter der unteren Denkmalschutzbehörde - Michael Vogel<br />
Red.: Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte<br />
beim Tag des offenen Denkmals?<br />
M.V.: Schwerpunkt für den diesjährigen<br />
Tag des offenen Denkmals war das “Wohnen<br />
im Denkmal”,denn kaum eine andere<br />
Stadt bietet dazu die Gelegenheit wie Görlitz.<br />
Mit Respekt für die denkmalgeschützte<br />
Substanz hat man die alten Gebäude in Einklang<br />
mit modernen Wohnkomfort gebracht.<br />
Ein anderer Aspekt des diesjährigen Mottos<br />
war das historische Wohnen. Wie haben unsere<br />
Vorfahren zu den verschiedenen Zeiten<br />
in und mit den Gebäuden gelebt? Aber wir<br />
hatten selbstverständlich auch wieder Kirchen,<br />
Kultur-bzw. Bildungseinrichtungen,<br />
Friedhöfe und Industrieanlagen geöffnet.<br />
Es gab kaum Absagen, dass aus irgendwelchen<br />
Gründen am 14. <strong>September</strong> ein Denkmal<br />
nicht geöffnet werden konnte, denn<br />
nach wie vor wird dieser Tag durch viele Eigentümer<br />
und Bürger der Stadt sehr stark<br />
unterstützt.<br />
Dieses Jahr hatten wir mit der Geschäftsstelle<br />
der Kulturhauptstadt ein Kulturprogramm<br />
ins Leben gerufen, im weitesten<br />
Sinne Kunst, auch moderne Kunst im Denkmal.<br />
Unser Kulturprogramm wurde direkt<br />
durch das Kulturamt der Stadt Görlitz unterstützt,<br />
es war also dieses mal doch sehr<br />
breitgefächert und wir denken, dass war für<br />
alle etwas dabei war, in neuer Qualität, in<br />
Richtung Kulturhauptstadt 2010.<br />
Die verschiedenen geöffneten Denkmale<br />
zogen sich fast über das gesamte Stadtgebiet<br />
Görlitz, über die Südstadt bis hin zur<br />
Biesnitzer Straße, genau so wie durch die<br />
historische Altstadt, die Gründerzeitbebauung<br />
und die Nikolaivorstadt. Es waren wieder<br />
über 60 Objekte geöffnet. Eine besondere<br />
Attraktion stellte die provisorische Holzbrücke<br />
über die Neiße dar.<br />
Weiterhin standen auch wieder Ausstellungen<br />
in einzelnen Objekten, wie beispielsweise<br />
in der Frauenkirche im Mittelpunkt.<br />
Red.: Wie ist der Stand zur erneuten<br />
Beantragung für die Aufnahme in die<br />
Welterbeliste?<br />
M.V.: Wir haben versucht einen neuen An-<br />
Antrag zu formulieren und sind wissent-lich<br />
von dem alten Antrag der Stadt Görlitz<br />
abgewichen. Wir haben den Antrag nach<br />
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26<br />
dem Beispiel der Städte Quedlinburg und<br />
Stralsund überarbeitet. Zur Zeit gibt es<br />
zwischen der Landesregierung und der Stadt<br />
Görlitz Differenzen über die Aufnahme in<br />
die Welterbeliste.<br />
Es gibt Wartelisten und wir sind auf einer<br />
solchen und versuchen im Augenblick mit<br />
Zgorzelec einen Antrag zu formulieren.<br />
Von den Rahmenbedingungen her wäre es<br />
mit der polnischen Seite einfacher, denn es<br />
gibt ein Sonderprogramm, alleine als Stadt<br />
Görlitz ist es äußerst kompliziert, weil ja<br />
doch eine erhebliche Anzahl von historischen<br />
Altstätten in die Welterbeliste aufgenommen<br />
wurde. Man muß auch die Welterbekommission<br />
verstehen, es gibt doch Regionen,<br />
wo man Kulturgut in Größenordnungen<br />
vernichtet, so dass man erstmal versucht<br />
dieses zu schützen.<br />
Red.: Gibt es schon ein Konzept zum Jubiläum<br />
“500 Jahre Heiliges Grab” im Jahre<br />
2004?<br />
M.V.: Das Heilige Grab untersteht der evangelischen<br />
Kulturstiftung, die sich zur Zeit in<br />
einem Umbruch befindet und die Stadt Görlitz<br />
als Nichteigentümer kann natürlich kein<br />
Programm machen. Wir haben für nächstes<br />
Jahr verschiedenes angedacht , aber das ist<br />
natürlich nur in Zusammenarbeit mit der<br />
evangelischen Kulturstiftung möglich, es<br />
gibt über die Universität in Aachen eine<br />
Ausstellung zu den maßgeblichen Heiligen<br />
Gräbern auf der Welt, unter anderen spielt<br />
dort auch das Görlitzer Heilige Grab eine<br />
Rolle. Wir möchten, dass diese Ausstellung<br />
anlässlich des Jubiläums in Görlitz bekannt<br />
gemacht wird , wobei die Vorbereitungen in<br />
erster Linie natürlich von der evangelischen<br />
Kulturstiftung erfolgen müssen. Wir hoffen,<br />
das die evangelische Kulturstiftung<br />
diesen Weg geht und können nur immer<br />
wieder anbieten, im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />
als Nichteigentümer zu unterstützen,<br />
aber die andere Seite als Partner, als<br />
Eigentümer muß natürlich auf uns zu kommen.<br />
Wir werden uns einem gemeinsamen<br />
Projekt sicher nicht verschließen.<br />
Die historische Substanz des Heiligen Grabes<br />
ist weitestgehend restauriert, saniert<br />
worden und wird sehr gut angenommen, das<br />
merken wir auch bei Führungen. Das Funktionsgebäude<br />
ist leider immer noch nicht<br />
der Bestimmung übergeben und das ist sicher<br />
ein Minus für das Heilige Grab. Ein genauer<br />
Zeitpunkt dafür ist noch nicht absehbar<br />
, da die evangelische Kulturstiftung im<br />
Augenblick nicht über die finanziellen Mittel<br />
dazu verfügt.<br />
Red.:Wie ist der Stand der Sanierung des<br />
Weinberghauses?<br />
Andreas Thamm<br />
Meister des Bauhandwerks<br />
Asternweg 33<br />
02827 Görlitz<br />
Tel.: 0 35 81/ 85 07 46<br />
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e-Mail: andreas_thamm@web.de
M.V.: Das ist aus unserer Sicht ein sehr<br />
schwieriges Kapitel, genauso kompliziert<br />
wie die Sicherung des Schlosses in Tauchritz,<br />
wobei wir dort einen Eigentümer haben,<br />
der sehr engagiert an den Sicherungsarbeiten<br />
mitwirkt, was wir am Weinberghaus<br />
vermissen. Wir kennen die Ursachen<br />
dafür nicht. Wir bohren ständig nach, es<br />
gibt einen Fördervertrag über die Deutsche<br />
Stiftung Denkmalschutz. Gleichzeitig gibt<br />
es die Option aus der Altstadtstiftung Mittel<br />
einfließen zu lassen. Und es gibt auch die<br />
Option der Dt. Stiftung Denkmalschutz dieses<br />
Objekt weiter zu fördern. Laut dem uns<br />
vorliegenden und eingereichten Bauablaufplan,<br />
hätte das Dach als erste Maßnahme<br />
schon <strong>2003</strong> gesichert sein müssen.<br />
Es ist sicher äußerst kompliziert<br />
eine Bankfinanzierung<br />
zur Zeit zu<br />
27<br />
bekommen. Dieses ist bisher noch nicht erfolgt.<br />
Nach unseren Informationen liegt es<br />
an Mängeln im Konzept. Dieses Konzept<br />
muß qualitativ überarbeitet werden. Die<br />
Perspektive sieht also nicht rosig aus. Die<br />
Stadt muß jetzt überprüfen ob der Kaufvertrag<br />
mit allen Nebenbestimmungen noch<br />
aufrecht erhalten werden kann. Wir hoffen<br />
zwar das noch eine andere Lösung gefunden<br />
werden kann.<br />
Die Redaktion dankt für das Gespräch<br />
Weinberghaus um 1900<br />
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28<br />
Aus der Geschichte der Görlitzer Straßenbahn<br />
Teil III<br />
Der Verlauf der ca. 4,8 km langen Ringbahnlinie<br />
II entsprach ziemlich exakt jenem<br />
der Pferdebahnlinie. Ab 5. Dezember<br />
1897 folgte mit der Linienbezeichnung I<br />
die ca. 3,4 km lange Strecke Untermarkt -<br />
Steinstraße - Postplatz - Bahnhof - Schützenhaus,<br />
wobei der Jakobusberg hinter dem<br />
Jakobstunnel nunmehr über eine Rechtsumfahrung<br />
(anstelle der bisherigen Linksumfahrung)<br />
verfügte.<br />
Unter der Bezeichnung III kam zum 9.<br />
Dezember 1897<br />
eine ca. 4,2 km<br />
lange Linie zwischen<br />
Rauschwalder<br />
Straße<br />
( a m K r e i s -<br />
bahnhof - hinter<br />
dem ca. 250 m<br />
stadtauswärts<br />
d a m a l s d i e<br />
Fernbahngleise<br />
z u r S ä c h s i -<br />
schen Staatsbahn<br />
gehörenden Eisenbahnstrecke<br />
Görlitz-Dresden noch niveaugleich<br />
die Straße kreuzten) und dem Gasthof<br />
Stadt Prag hinzu. Für sie waren<br />
entlang der Rauschwalder Straße (teilweise<br />
auf eigenem Bahnkörper nördlich der Fahrbahn)<br />
über den sogenannten Leipziger<br />
Platz bis zur Einmündung in die Landeskronstraße<br />
auf der Höhe der Leipziger Straße<br />
sowie im Verlauf des Demianiplatzes<br />
von der Bautzner Straße bis zum Kaufhaus<br />
Bargou & Söhne und auch ab dem Kaiserlichen<br />
Post- und Telegrafenamt über die<br />
Schützenstraße - Mühlweg- Schmidtstraße<br />
- Stadthalle - Reichenberger Brücke - Rei--<br />
c h e n b e r g e r<br />
Straße bis an<br />
die Schenkendorfstraße<br />
völlig<br />
neue Fahrtrassen<br />
entstanden.<br />
Dabei<br />
v e r l i e f d a s<br />
Gleis im Bereich<br />
des Demianiplatzes<br />
am<br />
Nordrand der<br />
ca. 1899 am Marienplatz, als dort der<br />
Demianiplatz noch kein Durchfahrgleis hatte,<br />
ganzlinks das Hotel “Zum Strauß” am Standort<br />
des Karstadt-Warenhauses, ca. 1899<br />
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die bisher umfangreichste Videodokumentation über die Görlitzer Straßenbahn<br />
historische Aufnahmen der Strecken nach Rauschwalde, Weinhübel und<br />
Moys (heute Zgorzelec Ujazd)<br />
Zeitzeugenberichte<br />
umfangreiche geschichtliche Hintergrundinformationennicht<br />
nur für Straßenbahnfans<br />
Zu bestellen unter:<br />
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Postfach 300318, 02808 Görlitz<br />
Tel.: 0 35 81/41 81 89 und im Görlitzer Handel
Fahrbahn, und der Abzweig an der Post war<br />
fast rechtwinklig vor dem Gebäude herumgeführt<br />
worden. Der Postplatz selbst verfügte<br />
nunmehr nur noch über eine Südostumfahrung,<br />
die in beiden Richtungen (von<br />
der Linie I) genutzt wurde. Nach der Fertigstellung<br />
der neuen Strecke Sattigstraße -<br />
Kunnerwitzer Straße - Kamenzer Straße -<br />
Biesnitzer Straße bis zum Jüdischen Friedhof<br />
und einer Umsetzanlage am Postplatz<br />
zwischen Amtsgericht und Theaterpassage -<br />
deren Spuren in der Pflasterung noch bis in<br />
die jüngste Zeit deutlich erkennbar waren -<br />
konnte ab 20. Mai 1898 der Betrieb auf der<br />
Linie IV, Postplatz - Bahnhof - Jüdischer<br />
Friedhof (ca. 2,6 km) aufgenommen werden.<br />
Von dort bestand seit 5. Juni 1892 ein<br />
Pferdeomnibusverkehr im 2-Stundentakt,<br />
für den die Görlitzer Straßenbahn seinerzeit<br />
acht entsprechende Wagen angeschafft hatte,<br />
bis zur 2,5 km entfernten Landeskrone.<br />
Der elektrische Schienenbetrieb auf diesem<br />
Reststück ging rechtzeitig zum Pfingstfest<br />
1899 ans Netz. Vier zusätzliche Triebwagen<br />
sind bereits am 17. Januar 1899 unter der<br />
Auftragsnummer 3<strong>22</strong>9 bei der Görlitzer<br />
Waggonfabrik zu einem Stückpreis (ohne<br />
Fahrmotoren) von 3330 Reichsmark bestellt<br />
worden, deren Auslieferung auf den<br />
12. Oktober 1899 datiert ist. Es handelte<br />
sich bei allen 30 Triebwagen um sogenannte<br />
29<br />
AEG Einheitstriebwagen fünffenstriger,<br />
zweiachsiger Bauart mit einer Länge von<br />
ca. 7 m, 16 Sitz- und 12 Stehplätze, 2 x 13<br />
kW Motorleistung und einer Stromaufnahme<br />
mittels Rollenstromabnehmer, wie man<br />
sie in jener Zeit in fast allen von der AEG<br />
betriebenen Straßenbahnunternehmen<br />
Deutschlands antreffen konnte. Als Beiwagen<br />
dienten noch viele Jahre die umgespurten<br />
ehemaligen Pferdebahnanhänger, nunmehr<br />
mit den neuen Nummern 40 bis 51.<br />
Alle Fahrzeuge der Görlitzer Straßenbahn<br />
waren anfangs bis zur Fensterunterkante<br />
dunkelgrün, oberhalb und an den Außenrändern<br />
der Perrons beige lackiert. An den<br />
Perrons der Triebwagen war häufig Werbung<br />
links und rechts neben der Wagennummer<br />
angebracht, wobei aus dem vorhandenen<br />
Bildmaterial nicht erkennbar ist,<br />
ob es sich um Steckbilder oder direkt aufgebrachte<br />
Werbeträger bzw. Plakate handelte.<br />
Ab 01.01.1900 lag die Betriebsführung der<br />
Görlitzer Straßenbahn in den Händen der<br />
aus der 1881 in Dortmund gegründeten<br />
Deutschen Local- und Straßenbahngesellschaft<br />
hervorragenden AEG-Tochtergesellschaft<br />
“Allgemeine Lokal- und Straßenbahngesellschaft<br />
AG”, zu der zeitweilig<br />
auch Anteile der Straßenbahnen in Breslau,<br />
Bromberg, Danzig, Frankfurt/O.,Chemnitz,<br />
Unsere Autos<br />
schreiben Geschichte<br />
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30<br />
Halle/S., Rostock, Dortmund, Duisburg,<br />
Hoerde (Westfalen), Kiel, Lübeck, Mönchengladbach<br />
und Straßburg (die untereinander<br />
auch Fahrzeuge abgaben bzw. ausliehen)<br />
gehörten. Erste Projekte unter dieser<br />
Regentschaft dürften in Görlitz die Verlängerung<br />
der Linie 3 ab Stadt Prag um 2 km bis<br />
vor das Rothwasser in Moys mit Wirkung<br />
vom 18.05.1905 und<br />
auch die Errichtung eines<br />
neuen (noch heute genutzten)<br />
Betriebshofes<br />
an der Zittauer<br />
Straße gewesen<br />
sein, das<br />
1901 seiner<br />
B e s t i m -<br />
mung übergeben<br />
werden<br />
konnte<br />
und ohne<br />
Zweifel die<br />
A u f g a b e<br />
des Betriebshofes in der Bahnhofstraße zur<br />
Folge hatte. Zwischen dem 01.06. und<br />
30.09.1905 fand auf dem Gelände um die<br />
Ruhmeshalle (am Ostufer der Neiße) herum<br />
die Niederschlesische Gewerbe- und Industrieausstellung<br />
statt, welche für die Görlitzer<br />
Straßenbahn die bis dahin größte Herausforderung<br />
darstellte. Zur Absicherung<br />
des Besucherverkehrs<br />
entstanden ein ca. 250 m<br />
langes Anschlussgleis<br />
entlang der Viktoriastraße<br />
und eine 75 m<br />
lange Ausweiche in<br />
der Schmidtstraße<br />
zur Bereitstellung<br />
von Verstärkungs-<br />
Um 1905 entstand am<br />
Rothwasser in Moys dieses Foto.<br />
wagen. Da auch der Fahrzeugpark selbst für<br />
diese zusätzlichen Aufgaben nicht ausreichte,<br />
helfen u.a. Trieb- und Anhängerfahrzeuge<br />
aus Halle/S., Hoerde, Bromberg<br />
und Danzig mit aus. Sie liefen in dieser Zeit<br />
unter ihren Originalnummern der Herkunftsorte<br />
in Görlitz.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Quelle: Andreas Riedel, Wiesbaden<br />
Kreuzung der Strecke nach Moys mit der<br />
Ringbahn an der Bismarckstraße vor 1905<br />
Zum Gleis 1<br />
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Unsere Öffnungszeiten:<br />
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Hausaufgabenheft Neuheit im Programm des Studienkreises<br />
Ein neues Schuljahr hat viele aufregende<br />
Aspekte: Neue Lehrer, ein neuer Stundenplan,<br />
vielleicht sogar neue Fächer und neue<br />
Mitschüler. Viele Gründe, mit Spannung<br />
und Neugierde in das neue Schuljahr zu<br />
starten.<br />
Dieser neue Schwung wird bei einigen<br />
Schülern leider durch schlechte Noten zunichte<br />
gemacht. Der Studienkreis rät daher:<br />
Frühzeitiges und geschicktes Lernen hilft,<br />
einen Fehlstart in den ersten Schulwochen<br />
zu vermeiden.<br />
Neben dem Lernen ist aber auch Planung<br />
und Organisation ein wichtiger Bestandteil<br />
des Schulalltags. Schon in der Schule ist es<br />
wichtig, alle wichtigen Daten griffbereit zu<br />
haben. Hier hilft das neue Hausaufgabenheft<br />
des Studienkreises, dass pünktlich zum<br />
Schuljahresstart in allen Studienkreisen<br />
kostenlos erhältlich ist. Die bunte und übersichtliche<br />
Mischung aus Zeitplaner und<br />
Hausaufgabenheft bietet auf 176 Seiten jede<br />
Menge Tipps zu Zeiteinteilung, Arbeitsplanung<br />
und dem Lernen generell.<br />
“Wir haben bereits jetzt viele Anfragen von<br />
Eltern, ob wir ihren Kindern helfen, das in<br />
den Sommerferien vergessenes Wissen auf-<br />
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zubereiten”, betont Studienkreis - Leiterin<br />
Silvia Bracke. “Mit dem neuen Hausaufgabenheft<br />
und unserem Förderunterricht bieten<br />
wir eine fundierte Basis für einen geglückten<br />
Schuljahresstart.”<br />
In kleinen Gruppen von drei bis maximal<br />
fünf Schülern lernen die Kinder nicht nur<br />
Vokabeln, Grammatik und mathematische<br />
Formeln, sondern auch Strategien, wie sie<br />
sich im Laufe des Schuljahres auf Klassenarbeiten,<br />
Hausaufgaben oder Referate<br />
sinnvoll vorbereiten.<br />
Der Studienkreis hat im Bereich Nachhilfe<br />
und Förderung seit nunmehr fast dreißig<br />
Jahren und mit mittlerweile über 700.000<br />
geförderten Schülern Erfahrung sammeln<br />
können. Diese Erfahrung macht sich nicht<br />
zuletzt in der Elternberatung bezahlt, weiß<br />
Frau Bracke. “Wir binden Eltern ganz bewusst<br />
durch regelmäßige Beratung in den<br />
Förderprozess ein.”<br />
Anlässlich des Testmonats hat der örtliche<br />
Studienkreis jetzt ein besonderes Angebot:<br />
Interessierte Eltern und Schüler können den<br />
Studienkreis einen Monat lang für 49 Euro<br />
unverbindlich testen.
32<br />
Im Blickpunkt:<br />
Wir bauen Europas Kulturhauptstadt<br />
Wir bauen Europas Kulturhauptstadt<br />
Red.: Welche für Sie wichtigen Daten<br />
würden Sie in einem kurzen Lebenslauf<br />
nennen?<br />
Ulrike Schmidt-Richter in den 70er Jahren<br />
eine der weltbesten Schwimmerinnen<br />
Ulrike Schmidt-Richter.: 1959 wurde ich in<br />
Görlitz geboren. Bis zur vierten Klasse bin<br />
ich in meiner Heimatstadt zur Schule gegangen.<br />
Schwimmen war schon in dieser<br />
Zeit meine Lebenserfüllung. Die ersten<br />
Schritte für dieses große Ziel habe ich in<br />
Görlitz unternommen. Ich erinnere mich<br />
noch genau an meinen Trainingsweg durch<br />
Görlitz. Er verlief durch den Schellergrund,<br />
an der Brauerei vorbei, rechts runter zur<br />
Neiße, dann immer an der Neiße entlang bis<br />
zur Trainingsstätte, dem Freisebad. Das war<br />
pure Natur und Motivation für mein Training.<br />
Mit der 5. Klasse im Jahre 1970 wurde ich<br />
an die Kinder- und Jugendsportschule nach<br />
Dresden delegiert. Das war ein ganz wichtiges<br />
Datum in meinem bisherigen Leben und<br />
auch für meine Familie.<br />
1973, ein Jahr nach den olympischen Spielen<br />
in München, kam ich in die Trainingsgruppe<br />
zur Vorbereitung der Europa,- Weltmeisterschaften<br />
und der olympischen Spiele.<br />
Neben meiner sportlichen Laufbahn habe<br />
ich eine Ausbildung als Kosmetikerin erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
Ein weiteres wichtiges Datum war das Jahr<br />
1979, meine Hochzeit mit Volker Schmidt,<br />
einem bekannten Fußballer, der bei Dynamo<br />
Dresden in der Oberliga spielte.<br />
Weitere wichtige Daten waren: 1980 kam<br />
unsere Tochter Nadine zur Welt und 1983<br />
unser Sohn Martin.<br />
1980 zogen wir ins Erzgebirge nach Zwönitz,<br />
da mein Mann von Dynamo Dresden<br />
zu Wismut Aue wechselte, wo er 13 Jahre<br />
als Libero spielte. Mein Mann spielte auch<br />
in der Olympiaauswahl. 1989 zogen wir<br />
nach Aue. Seit 1993 leben wir in Affalter, 10<br />
km von Aue entfernt. Ich arbeite als Hostess<br />
in einem bekannten Autohaus Audi/VW der<br />
“Auto Leonhardt GmbH” in Aue. Mein<br />
Chef ist gleichzeitig der Präsident vom FC<br />
Erzgebirge Aue. Mein Mann arbeitet hier<br />
als Geschäftsführer und ist für den gesamten<br />
Verkauf verantwortlich.<br />
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Unsere Tochter Natalie wird bald ihre<br />
Ausbildung als Physiotherapeutin beenden.<br />
Unser Sohn Martin absolviert eine KFZ-<br />
Mechanikerausbildung.<br />
Red.: Was waren Ihre sportlichen Erfolge?<br />
U l r i k e S c h m i d t -<br />
Richter: Den ersten<br />
Weltrekord bin ich am<br />
14. Juli 1973 geschwommen:<br />
1.05:39 über 100 m<br />
Rücken beim Europa<br />
Cup in Ütrecht.<br />
Im selben Jahr waren<br />
meine ersten Weltmeisterschaften<br />
in Belgrad.<br />
Dort wurde ich 2 mal<br />
Weltmeister über 100 m<br />
Rücken und mit der<br />
Lagenstaffel.<br />
1974, bei den Europameisterschaften<br />
in Wien,<br />
wurde ich 3 mal Europameister über 100 m,<br />
200 m Rücken und mit der Lagenstaffel.<br />
1975, bei den Weltmeisterschaften in Kolumbien,<br />
wurde ich Weltmeister über 100 m<br />
Rücken und mit der Lagenstaffel.<br />
Bei den olympischen Spielen 1976 in Montreal<br />
wurde ich 3 mal Olympiasiegerin über<br />
35<br />
100 m, 200 m Rücken und mit der 4 x 100 m<br />
Lagenstaffel.<br />
1977 nahm ich zum letzten Mal an Europameisterschaften<br />
teil, bei denen ich zum Abschluss<br />
meiner Laufbahn mit der Lagenstaffel<br />
noch einmal Europameister wurde.<br />
Unser Redakteur im Gespräch mit<br />
Ulrike Schmidt-Richter (links)<br />
und ihrer Schwester Birgit Zock.<br />
Red.: Welche Beziehung haben Sie zu<br />
Ihrer Heimatstadt?<br />
Ulrike Schmidt-Richter: Görlitz hat eine
36<br />
unheimlich schöne alte Kultur, die<br />
besonders nach der politischen Wende<br />
wieder belebt wurde. Jede Stadt<br />
hat ihren Charakter und<br />
Görlitz zeichnet sich<br />
durch seine schöne<br />
Altstadt aus.<br />
Die vielen alten<br />
Kneipen oder das<br />
Rathaus, in dem<br />
wir geheiratet<br />
haben und die<br />
anderen vielen<br />
historischen<br />
Gebäude, der<br />
Flüsterbogen,<br />
die Landesk<br />
r o n e , d i e<br />
Neiße und insbesondere<br />
die<br />
Görlitzer, das<br />
liebe ich an dieser<br />
Stadt!<br />
Ich könnte aus<br />
tausenden von Leuten<br />
einen Görlitzer<br />
raushören, das ist einfach<br />
so, weil Görlitz eine ganz<br />
eigene Sprache hat. Die<br />
Görlitzer haben eben einen besonderen<br />
Dialekt! Man ist stolz, wenn man sagen<br />
“Da komme ich auch her”. Ein weiterer<br />
wichtiger Punkt, warum ich immer<br />
wieder nach Görlitz komme, ist<br />
mein Elternhaus und meine<br />
3 Geschwister, die alle<br />
noch in Görlitz leben.<br />
Ich besuche Görlitz<br />
3 mal im Jahr.<br />
Meine Schwester<br />
hat ein Hotel,<br />
mein Bruder<br />
ist Rechtsa<br />
n w a l t i n<br />
Görlitz und<br />
meine kleine<br />
Schwester ist<br />
Callagent in<br />
einem Callcenter.<br />
Ü b r i g e n s<br />
wenn Sie eine<br />
meiner 3 Olymp<br />
i a m e d a i l l e n<br />
sehen wollen,<br />
dann müssen Sie zu<br />
meiner Schwester<br />
und meinen Eltern ins<br />
Hotel kommen.<br />
Die Stadtbild-Redaktion bedankt<br />
sich für das informative Interview.<br />
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Metallbau-Innung
Bald könnte wieder ein frischer Geist in die<br />
bereits in die Jahre gekommenen Mauern,<br />
des bei den Görlitzern beliebten Freisebades<br />
einziehen. Ein junger Verein “Gesundes<br />
Görlitz e.V”, hervorgegangen aus dem Bereich<br />
Gesundheit der Sport-und Spielunion<br />
Görlitz e.V. hat es sich zum Ziel gesetzt, das<br />
Freisebad mit einem modernen Nutzungskonzept<br />
den Bewohnern der Neißestadt und<br />
ihren Gästen wieder für die aktive Gesundheitspflege<br />
anzubieten. Grundgedanke ist,<br />
ohne Finanzierungsbeitrag der Stadt, nur<br />
über Spenden und mit einem Freisebad -<br />
Aktionärstaler, der den Fördermitgliedern<br />
zum Kauf angeboten wird, den Erwerb der<br />
Immobilie und wesentliche Investitionen zu<br />
realisieren. Eine für den 15. November in<br />
Vorbereitung befindliche Tombolaparty in<br />
der Görlitzer Landskronbrauerei wird ihren<br />
Erlös diesem Zweck zur Verfügung stellen.<br />
Aufbauend auf dem Grundkonzept des Vereinsprojektes<br />
“Gesunde Körperzellen” sollen<br />
nach umfangreicher Sanierung und erfolgten<br />
Umbauarbeiten in der Liegenschaft<br />
des Freisebades zahlreiche Angebote geschaffen<br />
werden. Sie stellen im wesentlichen<br />
mit den “ 10 Säulen der “Wellness<br />
Oase” ihren Beitrag für ein attraktives und<br />
gesundheitsbewußtes Leben in unserer<br />
Freisebad - Straßenansicht<br />
37<br />
Stadt dar. Desweiteren wird der Bevölkerung<br />
für den normalen Schwimmbetrieb<br />
zu gesonderten Zeiten das Entspannungsschwimmen<br />
im bioenergetisch aufbereiteten<br />
Badewasser nach der Dr. Zapf -<br />
Methode ermöglicht.<br />
Da dem Verein daran gelegen ist, ein Großverein<br />
zu werden, kann jeder Bürger für<br />
monatlich 2 Euro Mitglied werden oder<br />
spenden Sie für das Projekt "Freisebad"<br />
unter "Gesundes Görlitz e.V.<br />
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Die Initiatoren sind sich sicher, was 1900<br />
möglich war, sollte auch <strong>2003</strong> umsetzbar<br />
sein.<br />
Mehr Informationen zum Projekt "Freisebad"<br />
GESUNDES GÖRLITZ e.V.<br />
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38<br />
Bürgermeisterpflichten im mittelalterlichen Görlitz II<br />
Bürgermeisterpflichten im mittelalterlichen Görlitz II<br />
Anlehnend an ein von Johannes Frauenburg<br />
(berühmter Magister, Stadtschreiber, Ratsmann<br />
und Schöffe) verfasstes Dokument<br />
aus dem Görlitzer Ratsarchiv aus dem Jahre<br />
1476 nannten wir im Teil 1 schon einige<br />
Bürgermeisterpflichten. Damit fahren wir<br />
nun fort, mit Auszügen aus dem Originaltext.<br />
Ein Bürgermeister soll die Angelegenheiten<br />
der Armen und Reichen rasch (ane<br />
lange verzihung) erledigen und täglich<br />
Sprechstunden abhalten. Mit den Leuten<br />
soll er nicht gemein und gesellig sein, denn<br />
daraus kommt Verkleinerung und Verachtung<br />
sowie leichtfertige Ausnahme seiner<br />
Verordnungen. Allen Besuchern seines<br />
Hauses, Gästen und Einwohnern soll er<br />
freundlich und ehrlich erscheinen und nicht<br />
ärmlich gekleidet gehen - dem rate zu eren,<br />
den gesten und einwonern zu einer<br />
erhofftigen irscheinung und erlichen<br />
vorgehung.<br />
Ein Bürgermeister soll ohne viele Worte seine<br />
Angelegenheiten regeln, weil dadurch<br />
Gemütsreife und vorsichtiges Handeln erkannt<br />
wird. Er soll auf seine Stimme, sein<br />
Gesicht und sein Mienenspiel achten, bei<br />
traurigen Angelegenheiten ein trauriges, bei<br />
ernsten ein ernstes Gesicht und eine ernste<br />
Stimme zeigen.<br />
“Item ein burgermeister mag uss diessin<br />
obgeschrebin houptstücken vil mehr zihen<br />
und merken, wi er sich under seinem amacht<br />
innehaben und halden sal, die umb der<br />
fortzweil alhi in sunderheit usgedrugkt noch<br />
verzeichnet, sunder seiner vernunft und<br />
witzce entpfolen. - Hinoch folget, woruff der<br />
burgermeister vlissige achtung haben sal<br />
under seinem amacht.”<br />
Mit anderen Worten: Während sich der erste<br />
Teil mit den allgemeinen Pflichten des<br />
Stadtoberhauptes, seiner Stellung als Verwaltungsbeamter<br />
und Richter beschäftigt,<br />
wird im zweiten Teil auf die eigentlichen<br />
Amtsgeschäfte näher eingegangen.<br />
Bezeichnend für die Religiosität der damaligen<br />
Zeit ist auch hier die Forderung, darauf<br />
zu achten, dass die Gebote Gottes gehalten<br />
und die Feiertage (sunderlich di<br />
heligen suntage) geheiligt werden. Ebenso<br />
wie der priesterliche Stand geehrt werden<br />
sollte, musste auch auf die Ausgestaltung<br />
und Unterhaltung der Gotteshäuser ein Augenmerk<br />
gerichtet werden. Die Verwaltung<br />
war so zu gestalten, dass die Allgemeinheit<br />
davon ihren Nutzen hatte.<br />
Es ging sogar soweit, dass die Preise überwacht<br />
wurden, damit die Bürger nicht übervorteilt<br />
werden konnten. - Die Einnahmen<br />
und Überschüsse - man hatte damals<br />
tatsächlich welche - sollten den Armen und
Reichen zugute kommen. Ein besonderes meister im mittelalterlichen Görlitz. Und<br />
Kapital waren die Handelsstraßen. Alle wenn von der Überwachung der Versammlungen<br />
die Rede ist, dann denkt man unwill-<br />
Handelsgüter von Camenz, Buddissin,<br />
Luban u.a. mussten die Stadt passieren. kürlich an das Republikschutzgesetz.<br />
Aufgabe des Bürgermeisters war es, dafür Mit peinlicher Genauigkeit geht die Verordnung<br />
auf alle aktuellen Tagesfragen der da-<br />
zu sorgen, dass auch neu anzulegende<br />
Straßen über Görlitz geführt wurden. Der maligen Zeit ein, regelt die Fischerei in den<br />
Vorteil für die Kaufleute war dabei, dass die Teichen bei Hähnichen wie den Empfang<br />
Wagen mit Getreide die Stadt frei passieren<br />
durften. Der Waidtranschung<br />
der Stadtmauern und To-<br />
hoher Gäste in der Stadt, die Bewaport<br />
wurde dem Stadtoberhaupt<br />
besonders ans Herz<br />
Handwerker (in der Gere<br />
wie die Entlohnung der<br />
gelegt, ebenso der Salzmarkt<br />
und das Recht der<br />
Anfänge des Tarifwewerkschaftspolitiker<br />
die<br />
Waage.<br />
sens erblicken) usw.<br />
Die Tatsache, dass die<br />
Jahrhunderte sind inzwischen<br />
vergangen.<br />
Anweisung sogar vorschrieb,<br />
etwas Nützliches<br />
zu bauen, zeigte,<br />
Pergament, teilweise<br />
Vergilbt ist das alte<br />
dass eine Finanzkrise<br />
verblichen die markanten<br />
Schriftzüge<br />
damals nicht bestand,<br />
zumal gleichzeitig laufend<br />
größere Summen<br />
denklich läßt man die<br />
Frauenburgs. Nach-<br />
für die Stadtbefestigung<br />
Blätter durch die Finger<br />
gleiten. Wenn auch<br />
und Stadtverteidigung<br />
bereitgestellt werden<br />
Schrift und Ausdruck<br />
mussten.<br />
sich änderten - der Geist<br />
Auch erzieherische Pflichten<br />
ist`s, der die Welt regiert, und<br />
den jungen Burschen und<br />
Georg Emerich,<br />
der Geist lebt!<br />
Frauenzimmern gegenüber<br />
hatte ein Bürger- Quelle:<br />
Bürgermeister von Görlitz<br />
Ratsarchiv<br />
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40<br />
Aus der Geschichte der Bäckerinnung Teil 5<br />
Aus der Geschichte der Bäckerinnung Teil 5<br />
Um die Jahrhundertwende - das heißt also<br />
Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts -<br />
enthüllen uns die Ratsprotokolle recht interessante<br />
Einzelheiten aus der Geschichte<br />
des Bäckerhandwerks. Die Steigerung des<br />
Getreidepreises hatte ein Verbot des Rates<br />
für Aufkäufer aus Schlesien nach sich gezogen.<br />
Lediglich den Händlern aus der Nachbarschaft<br />
sollte das Korn gegen eine Bestätigung,<br />
dass es im Lande verbleibe, abgegeben<br />
werden. Gleichfalls wird den Bäckern<br />
von Moys, Klingewalde, Ober- und Nieder-<br />
Ludwigsdorf befohlen, dass sie das Getreide,<br />
das sie in der Stadt verbacken, in den<br />
Stadtmühlen mahlen lassen sollen, anderenfalls<br />
ihnen nicht nur das Brot weggenommen<br />
wird, sondern sie auch wegen begangenen<br />
Meineids in Strafe genommen werden<br />
können.<br />
Besonders schlecht erging es damals dem<br />
Bäckerältesten Kuttler, der seine Wut über<br />
eine unliebsame Konkurrenz dadurch Luft<br />
machte, dass er der Anna Elisabeth Garbin<br />
die am Rathaus feilgehaltenen Pfannekuchen<br />
und Zöppel in den Kot warf. Auf ihre<br />
Klage hin, wurde er zu Schadenersatz verurteilt<br />
und erhielt außerdem wegen seiner trotzigen<br />
Reden gegen den regierenden Bürgermeister<br />
eine Gefängnisstrafe aufgebrummt.<br />
Blinder Eifer schadet nur, sagte bereits da-<br />
mals der Volksmund. Späterhin beschweren<br />
sich die Bäcker und Küchler beim Rat ebenfalls<br />
über besagte Garbin, weil sie sich,<br />
ebenso wie die Klosterbäckerin und andere<br />
Weiber anmaßte, Pfannekuchen und Zöppel<br />
feilzuhalten, und dadurch das Handwerk<br />
schädigte. Schon damals begann also der<br />
Kampf gegen die bescheidenste Form der<br />
Gewerbefreiheit. Wieviel der Rat in dieser<br />
Frage zu sprechen hatte, beweist auch eine<br />
Verordnung, die einige Jahre früher herauskam.<br />
In der wurde bestimmt, dass mit dem<br />
Christstollenbacken am 1. Sonntag des Advent<br />
angefangen und die Woche über ein<br />
Bäcker, des Donnerstags aber zwei backen<br />
sollten (seit uralten Zeiten ist der Donnerstag<br />
der Markttag in Görlitz).<br />
Um 1710 tat sich, wie Knauthe berichtet,<br />
der erste Bäcker in der Vorstadt auf, es war<br />
dies der sogenannte Kapellen - oder Lunitzbäcker.<br />
Bald folgte ihm ein zweiter nach<br />
und errichtete vorm Neißtor ein Backhaus,<br />
ebenso 1720 ein solches vorm Reichenbacher<br />
Tor. Aus dem gleichen Jahr liegt auch<br />
eine Beschwerde des Klingewalder Bäckers<br />
vor, dass ihn die Gassenmeister bei schlechtem<br />
Wetter nicht über die Viehweide mit<br />
Brot fahren lassen. Er wurde jedoch mit seiner<br />
Beschwerde abgewiesen.<br />
Besonders streng waren die Vorschriften<br />
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über das Gewicht des Brotes. Ein Görlitzer<br />
Bäcker, der zu kleines Brot gebacken hatte,<br />
sollte eine Strafe bezahlen, nur auf sein demütiges<br />
Bitten kam er mit einer Verwarnung<br />
davon. Im Jahre 1721 vereinbarte der Oberleutnant<br />
des Marancourtschen Regiments<br />
mit dem Bäckerältesten,<br />
dass für<br />
die Soldaten ein<br />
m i t t e l m ä ß i g e s<br />
Brot, das Stück 8<br />
Pfund schwer, gebacken<br />
werden<br />
soll. Am 24. April<br />
des gleichen Jahres<br />
erließ der Rat<br />
ein Edikt wegen<br />
der Eingriffe der<br />
Störer, die der alth<br />
e rg e b r a c h t e n<br />
Ordnung zuwider,<br />
Brot, Kuchen und<br />
Semmeln zum feilen<br />
Kauf anboten<br />
und nicht allein<br />
ihr Gewerbe mit<br />
dem Verkauf von<br />
Gries und Mehl<br />
suchten. Auch am Anfang des 18. Jahrhunderts<br />
machte das Handwerk die böhmischen<br />
Weiber, Platz- und Hausbäcker für den<br />
Mittelalterliche Darstellung<br />
41<br />
Rückgang ihres Gewerbes verantwortlich.<br />
Sie hantierten nicht für sich allein, sondern<br />
buken und verkauften auch Semmeln. Im<br />
Interesse der Allgemeinheit versprach der<br />
Rat Abhilfe. Auch König Friedrich August,<br />
an den man die Beschwerde weitergeleitet<br />
hatte, nahm dazu<br />
Stellung. Er entschied:<br />
Wenn sich<br />
die Stadtbäcker<br />
verpflichten, ihr<br />
hausgebackenes<br />
Brot so gut, so<br />
groß und so kräftig<br />
wie die Landbäcker<br />
zu backen,<br />
und von dem dazu<br />
benötigten Mehl<br />
nicht das beste<br />
zum weißen Bakken<br />
abziehen,<br />
dann sollen die<br />
bisher erlaubten<br />
zwei Tage Einfuhr<br />
des Landbrotes<br />
auf einen Tag eingeschränkt<br />
werden.<br />
Den Ausfall<br />
an Städtegeld sollen die Bäcker dafür dem<br />
Rat erstatten.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Quelle: Ratsarchiv<br />
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42<br />
Die Geschichte der Görlitzer Juden - Teil III<br />
Die Geschichte der Görlitzer Juden - Teil III<br />
Gab es in Görlitz jüdische Geschäfte? Gab<br />
es bedeutende jüdische Kaufmänner, die<br />
sich durch soziales Engagement einen Namen<br />
machten? Diese und andere Fragen<br />
werden in dieser Folge erläutert.<br />
Dass jüdisches Geschäftsleben in Görlitz<br />
vorhanden war, kann man mit vielen Quellen<br />
belegen. Auch kann man gewisse Gebäude<br />
und Namen zuordnen, die darauf zurückgehen,<br />
wie z. B. das<br />
Haus Louis Friedländer.<br />
Er war einer der bekanntesten<br />
und erfolgreichsten<br />
Kaufmänner um 1900. Im<br />
späteren Familienbesitz<br />
befand sich ein Hauptgeschäft<br />
an der Frauenkirche<br />
und zwei Filialen auf der<br />
Krölstraße, Ecke Dresdnerstraße<br />
und Jauernikkerstraße,<br />
Ecke Lutherstraße.<br />
In seinen Geschäften<br />
wurde Bekleidung,<br />
aber auch Regen- und<br />
Sonnenschirme, Felle,<br />
Bettwäsche und Gardinen<br />
verkauft. Im Jahre 1912<br />
wurde das Hauptgeschäft an der Frauenkirche<br />
allerdings abgerissen. An dieser Stelle<br />
Jüdisches Geschäftsleben in Görlitz<br />
errichtete man ein dreistöckiges Warenhaus.<br />
Nach der Eröffnung benannte man das<br />
neu errichtete Geschäftshaus “Kaufhaus<br />
zum Goldenen Strauß”. Grund dafür war,<br />
dass durch den Abriss der Friedländer Häuser<br />
auch das Hotel “Zum Goldenen Strauß”<br />
abgetragen wurde. Später wurde daraus das<br />
bekannte “Karstadt”.<br />
Warenhaus des Louis<br />
Friedländer vor dem Abriss<br />
Die Kinder Friedländers führten die<br />
Geschäfte weiter. Aber<br />
auch andere Betriebe und<br />
Firmen erlangten nicht<br />
nur in Görlitz, sondern<br />
auch überregional große<br />
Bedeutung. Hier eine<br />
kleine Aufzählung:<br />
Strumpfwarenfabriken<br />
Louis Cohn, Kofferund<br />
Lederwarenfabrik<br />
Julius Arnade oder der<br />
Textilfabrikant Leopold<br />
Heymann. All diese Betriebe<br />
zählten zu den mittelständischen<br />
Unternehmen<br />
die mindestens 300<br />
Männer und Frauen beschäftigen.<br />
Viele jüdische Firmenbesitzer und Kaufmänner<br />
engagierten sich auch im Sozialwe-<br />
OHG
43<br />
sen der Gemeinde. Sie gründeten Stiftungen<br />
und/oder unterstützten mit Spenden den<br />
Bau der Synagoge. Durch die Stiftungen<br />
konnten sie Unbemittelten und Armen,<br />
Wöchnerinnen oder auch fleißigen jüdischen<br />
Schülern mit Geldspenden behilflich<br />
sein. Besonders hervorzuheben sind dabei<br />
die Fabrikanten Sally Heymann und die<br />
Kaufmannsfamilie Alexander-Katz. Durch<br />
ihre Stiftungen konnte vielen Menschen geholfen<br />
werden. Sally Heymann beteiligte<br />
sich an dem Bau von Erholungsheimen. Sie<br />
dienten Lehrern, Beamten und Angestellten,<br />
die sich sonst keinen Erholungsurlaub<br />
leisten konnten. Die Stiftung des Herrn<br />
Alexander-Katz unterstützte z. B. Witwen<br />
von Synagogenmitgliedern und deren im<br />
Haushalt lebenden Familienmitglieder.<br />
Ebenso erhielten jüdische Schüler der Religionsschule,<br />
deren Leistungen sehr gut waren,<br />
finanzielle Unterstützung in Bezug auf<br />
ihren weiteren schulischen Werdegang.<br />
Zwar konnte noch nicht von Gleichberechtigung<br />
der Juden in Görlitz gesprochen werden,<br />
doch durch ihr Engagement erlangten<br />
sie Achtung und Anerkennung.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Daniela Walter - XENOS Projekt<br />
Neubau des Kaufhauses<br />
“Zum Goldenen Strauß”<br />
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44<br />
Oberlausitzer Bibliothek der Wissenschaften IV<br />
Oberlausitzer Bibliothek der Wissenschaften IV<br />
Der Mystiker und Theosoph Jakob Böhme<br />
(1575 - 1624) ist zweifellos die Görlitzer<br />
Persönlichkeit, die in der europäischen Geistesgeschichte<br />
die größte Wirkung erzielt<br />
hat. Die Oberlausitzische Bibliothek der<br />
Wissenschaften pflegt und erweitert ihre<br />
wertvolle und umfangreiche Sammlung an<br />
Schriften von und über Böhme mit<br />
besonderer Sorgfalt. Zu den bedeutensten<br />
Titeln dieser Bestandsgruppe<br />
zählt die zweibändige<br />
deutsche Werkausgabe<br />
von 1715. 91 Jahre nach Böhmes<br />
Tod und 33 Jahre nach der<br />
ersten Gesamtausgabe1682 in<br />
Amsterdam wurde sie durch<br />
Otto Glüsing in Atona beschafft.<br />
Glüsing stellte die<br />
Texte auf der Basis der ersten<br />
Gesamtausgabe zusammen<br />
und ergänzte sie<br />
durch neu aufgefundenes<br />
Handschriftenmaterial<br />
Böhmes und Anmerkungen<br />
des Herausgebers<br />
der <strong>Ausgabe</strong><br />
von 1682, Johann<br />
Georg Gichtel.<br />
Außerdem wurde<br />
das Werk um ein<br />
Register und mehrere biographische Berichte<br />
ergänzt. Für das Frontispiz fand ein<br />
Böhme-Bildnis " eines guten Künstlers in<br />
Amsterdam Verwendung. Die <strong>Ausgabe</strong> ist<br />
in Hamburg erschienen und dort wohl von<br />
Hermann Heinrich Holle gedruckt. Der<br />
Druck begann im Dezember 1714 und dauerte<br />
7 Monate. Im Gegensatz zur früheren<br />
<strong>Ausgabe</strong> hat man eine ziemlich<br />
große und gut lesbare Type<br />
verwendet. Der Druck in zwei<br />
Spalten und das große Format<br />
machen den Text übersichtlich<br />
und erleichtern die Benutzung.<br />
Eine bedeutsame Quelle des Zugangs<br />
war auch der 1826 einsetzende<br />
wissenschaftliche<br />
Schriftentausch. Mit dem<br />
1821 erstmals erschienenen<br />
“Neuen<br />
Lausitzischen Magazin”<br />
verfügte<br />
die Oberlausitzische<br />
Gesellschaft<br />
der Wissenschaften<br />
über<br />
ein eigenes Periodikum,<br />
das bis<br />
Jakob Böhme<br />
1942 in 117 Bänden<br />
erschien und
seit 1998 in neuer Folge herausgegeben<br />
wird. Wichtige Zugänge konnte die Bibliothek<br />
der Gesellschaft im vergangenen Jahrhundert<br />
immer wieder auch durch die Übernahme<br />
von Nachlässen verzeichnen. Im 20.<br />
Jahrhundert sind die Sammlungsschwerpunkte<br />
Geschichte, historische Hilfswissenschaften<br />
und vor allem Regionalgeschichte<br />
sowie die Landeskunde der Lausitz geworden.<br />
1942 wurden auch aus den Sammlungen der<br />
Gesellschaft die wertvollsten und wichtigsten<br />
Stücke der Bibliothek, unter anderem<br />
die Handschriften zur lausitzischen Geschichte,<br />
die Inkunabeln und wertvolle<br />
Drucke des Barock ausgelagert.<br />
1945 beendete ein Befehl der Sowjetischen<br />
Millitäradministration in Deutschland auch<br />
die Tätigkeit der Oberlausitzischen Gesellschaft<br />
der Wissenschaften. 1950 ging ihr Eigentum<br />
statutengemäß in den Besitz der<br />
Stadt Görlitz über. Diese gestaltete das Haus<br />
und die Sammlungen der Gesellschaft zu einem<br />
Museum um. Der Bibliothek wurden<br />
die Bücher der Milichschen Bibliothek als<br />
Sonderbestand beigefügt. 1951 wurde die<br />
“Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften”<br />
eröffnet. Sie ist seit dieser Zeit<br />
eine öffentlich zugängliche Wissenschaftliche<br />
Spezialbibliothek in kommunaler Trägerschaft.<br />
W O H N U N G S B A U<br />
G E S E L L S C H A F T<br />
G Ö R L I T Z M B H<br />
NEUE WOHNUNG?<br />
45<br />
Die politischen gesellschaftlichen Umbrüche<br />
des Jahres 1989 haben in der Arbeit der<br />
Oberlausitzischen Bibliothek keine “Wende”<br />
herbeiführen müssen, denn eine sachliche,<br />
den historischen Gegebenheiten<br />
Rechnung tragende Arbeit mit den Beständen,<br />
war auch zu DDR- Zeiten möglich.<br />
Es sind vor allem zwei Themengebiete, die<br />
Aufgaben und Arbeitsalltag der Oberlausitzischen<br />
Bibliothek der Wissenschaften dominieren.<br />
Erstens, die Weiterführung der<br />
traditionsreichen regionalgeschichtlichen<br />
Sammlung als Basis, besonders für regionale<br />
Forschung und zweitens, die Pflege<br />
und Erschließung des wertvollen historischen<br />
Altbestandes für die nationale und internationale<br />
Forschung.<br />
In den letzten Jahren wurden die Lücken im<br />
Bestand an Literatur zu Niederschlesien geschlossen.<br />
Die Grenze zwischen Deutschland<br />
und Polen, entlang der Neiße, die auch<br />
die historische Landschaft teilt, gab Anlaß,<br />
auch die relevante polnische Literatur einzubeziehen.<br />
Dadurch erfolgt eine zunehmende<br />
Inanspruchnahme der Bibliothek<br />
durch regionalgeschichtlich interessierte<br />
polnische Leser.<br />
WWW.WBG-Goerlitz.de<br />
- Ende-<br />
Quelle: Oberlausitzer Bibliothek<br />
der Wissenschaften<br />
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46<br />
Rauschwalde - Impressionen eines Dorfes<br />
Rauschwalde - Impressionen eines Dorfes<br />
Rauschwalde, erstmals 1305 im Görlitzer<br />
Stadtbuch als “Ruschenwalde” erwähnt,<br />
war im Kreise der stadtnahen Dörfer von<br />
Görlitz eine eher unbedeutende Siedlung<br />
mit einer vergleichsweisen geringen Ausdehnung.<br />
Die wenigen Bauten gruppierten<br />
sich locker entlang der Straße nach Reichenbach,<br />
seine Fluren erstreckten sich südlich<br />
derselben und stießen dort bald auf die<br />
Grenzen der Gemarkung Groß-Biesnitz.<br />
Aus alter Zeit ist von Rauschwalde nur wenig<br />
überliefert. Das markanteste Bauwerk<br />
war zweifellos die alte Bockwindmühle, auf<br />
einem kleine Sandhügel gelegen, so dass sie<br />
selbst von Görlitz mühelos auszumachen<br />
war. Mit ihr ist auch der Name des Bauern<br />
und Windmüllers Seibt verbunden, einer<br />
Familie, die über Generationen hinweg in<br />
Rauschwalde lebte und zuweilen auch die<br />
Geschicke der Gemeinde im Vorstand mitbestimmte.<br />
Abseits vom dörflichen Zentrum<br />
lag im Südwesten das Rittergut mit einem<br />
Schloss, das unter seinem Besitzer<br />
Werner Vibranz um 1860 in neugotischen<br />
Formen umgebaut wurde. 1891 fiel es in den<br />
Besitz der Familie Katz, die sich durch<br />
wohltätige Stiftungen in der Gemeinde hervortat.<br />
So entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
der Hort an der Arthur-Katz-Straße.<br />
Bereits 1891 hatte die Gemeinde ein eigenes<br />
Schulgebäude an der Wörther-Straße<br />
erhalten. Bald wurde das Haus für die stetig<br />
wachsende Kinderzahl zu klein. 1910 ließen<br />
die Gemeindeväter, allen voran der Besitzer<br />
des Dominikums Arthur Alexander<br />
Katz, eine neue Schule errichten. Es sind jene<br />
Jahre, in denen sich an der nördlichen<br />
Gemeindegrenze gewaltige Umgestaltungen<br />
vollzogen. Die Deutsche Reichsbahn<br />
verlegte ihren Verschiebebahnhof für den<br />
Gütertransport nach Girbigsdorf. Die Gleisanlagen<br />
berührten nun unmittelbar die<br />
Rauschwalder Fluren. Die Gemeindevorstände<br />
Karl Eichler, Emil Weber und Arthur<br />
Alexander Katz sorgen zusammen mit dem<br />
Beamten-Wohnungs-Verein für eine rasche<br />
Beseitigung des nun aufkommenden Wohnungsnotstandes.<br />
So entstehen eine Reihe<br />
von Mehrfamilienhäusern und sogenannten<br />
Gruppenhäuser<br />
für kleinere Beamte.<br />
Schloss
49<br />
Im Jahr 1909 wird der Verschiebebahnhof<br />
offiziell eingeweiht, und 1915 der örtlichen<br />
Entwicklung folgend, nach Rauschwalde<br />
eingemeindet. Damit fiel nun auch der<br />
nördliche und östliche Teil der Reichenbacher<br />
Straße, der bis dahin gebietsrechtlich<br />
zu den Fluren von Ober-Girbigsdorf gehörte,<br />
an Rauschwalde. Bereits damals dachten<br />
die Gemeindevorstände darüber<br />
nach, den sich so prächtig entwickelnden<br />
Ort durch eine Omnibuslinie<br />
mit Görlitz zu verbinden.<br />
Diesem Wunsch der Rauschwalder<br />
Bürger setzte der Erste Weltkrieg<br />
zunächst ein Ende. Schließlich<br />
ging er 1921 mit der Verlängerung<br />
der Straßenbahnlinie 1<br />
dann doch noch in Erfüllung. Inzwischen<br />
hatte sich im Ort auch<br />
Industrie niedergelassen. Die Firma<br />
Müller und May stellte Eisenbahnsignale<br />
her, und mit den Ge-<br />
Schulgebäude<br />
Carolus-Krankenhaus<br />
brüdern Fuchs wurde eine Ofenfabrik an der<br />
Elsasser Straße nach Görlitz eingemeindet<br />
und hieß fortan Görlitz-West, wenn auch<br />
nach vielfältigen Bemühungen der vertraute<br />
Name beibehalten wurde.<br />
Die Kongregation vom Heiligen Karl Borromäus<br />
erwarb 1926 das Rittergut und ließ<br />
es grundlegend umbauen und erweitern.<br />
Mit dem ein Jahr später eröffneten St.<br />
Carolus - Krankenhaus erhielt Rauschwalde<br />
nicht nur eine für Görlitz bedeutsame<br />
soziale Einrichtung, es war auch in jenen<br />
Jahren das modernste Krankenhaus des<br />
deutschen Ostens. Das letzte große Bauvorhaben<br />
vor Ausbruch des II. Weltkrieges war<br />
die Errichtung der Christuskirche. Die evangelische<br />
Kirchgemeinde Rauschwalde, seit<br />
altersher in das Kirchspiel Jauernick, seit<br />
dem 19. Jahrhundert nach<br />
Kunnerwitz eingepfarrt und<br />
erst ab 1919 eigenständig, erhielt<br />
damit 1938 ihr eigenes<br />
Gotteshaus.<br />
Trotz der mannigfaltigen Veränderungen<br />
hat Rauschwalde<br />
sein dörfliches Gepräge behalten.<br />
Auch als Mitte der fünfziger<br />
Jahre die Arbeiter-Wohnungsgenossenschaften<br />
und<br />
die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft<br />
an<br />
der Paul-Taubadel-Straße und<br />
auf den ehemals östlichen Gemeindefluren<br />
ihre ersten Neubauten errichteten,<br />
änderte sich daran nicht viel.<br />
Noch lagen zwischen den Neubauten und<br />
der Reichenbacher Straße ausgedehnte Felder,<br />
war die alte Bebauung im Ortsbild bestimmend.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Auszüge aus:<br />
Rauschwalde-Impressionen eines Dorfes<br />
(Carsten Stubbe, Andreas Bednarek •<strong>2003</strong>)<br />
Die Broschüre ist in der Lindenapotheke erhältlich.
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50<br />
150 Jahre Heilig-Kreuzkirche,<br />
150 Jahre Heilig-Kreuzkirche<br />
in der Struvestraße in Görlitz<br />
in der Struvestraße in Görlitz<br />
Als Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
die Preußen eine Garnison<br />
in Görlitz stationierte,<br />
wurden auch zahlreiche katholische<br />
Soldaten hier kasaniert.<br />
Ihr sonntäglicher<br />
Gang zur Messe führte<br />
sie bis nach Jauernick,<br />
da es in<br />
Görlitz keine katholische<br />
Kirche<br />
gab. Auf dem<br />
Heimweg kamen sie an zahlreichen Gastwirtschaften<br />
vorbei, die dafür sorgten, dass<br />
die Soldaten regelmäßig angetrunken in der<br />
Kaserne erschienen. Um für Abhilfe zu sorgen,<br />
ordnete der Preußenkönig den Bau einer<br />
katholischen Kirche in der Stadt an. So<br />
oder ähnlich kann man heute die Entstehungsgeschichte<br />
der Heilig-Kreuzkirche,<br />
die in diesen Tagen ihren 150. Jahrestag beging,<br />
interpretieren. Ganz so, wie die Legende<br />
es berichtet, war es wohl nicht. Gesichert<br />
ist jedoch, dass am 27. April 1853 die<br />
Kirche vom Breslauer Weihbischof Daniel<br />
Latussek ihre feierliche Weihe erhielt. Da<br />
Görlitz seit 300 Jahren keine katholischen<br />
Gottesdienste innerhalb der Stadt duldete,<br />
blieb den Katholiken in der Zeit nach der<br />
Reformation nur die Möglichkeit, sich<br />
nach Jauernick zu begeben. Erst im<br />
<strong>September</strong> 1829 erlaubte König<br />
Friedrich Wilhelm III. Von Preußen,<br />
erste katholische Aktivitäten.<br />
Bereits sechs Jahre später<br />
gründete sich eine katholische<br />
Gemeinde.<br />
Auf einem Terrain, das bis 1845<br />
dem Stadtrat Alexander Struve
gehörte, wurde am 27. August 1850 der<br />
Grundstein für die Heilig-Kreuzkirche gelegt.<br />
Grundlage für den neobyzantinischen<br />
Stil des Gotteshauses waren die Pläne des<br />
Geheimen Oberbaurates August Soller aus<br />
Berlin, dessen Lehrmeister kein geringerer<br />
als Karl Friedrich Schinkel war.<br />
Beim Bau der Kirche fanden Königshainer<br />
Granit und Sandstein aus Hochkirch und<br />
Warthau Verwendung Acht<br />
Säulen unterteilen das Kirchenschiff,<br />
elf Bleiglasfenster sorgen<br />
für Helligkeit im Inneren.<br />
Das Hochaltarbild “Christus<br />
am Kreuz” ist ein Geschenk<br />
des Bayernkönigs Ludwig<br />
I. - auch das Marienbild<br />
im rechten Seitenaltar<br />
stammt aus Bayern.<br />
Das linke Altarbild dagegen<br />
stellt die Verbindung<br />
mit ihrer Mutterkirche<br />
in Jauernick dar<br />
und zeigt den Heiligen<br />
Herzog Wenzeslaus.<br />
Zwischen 1993 und<br />
1996 wurde die Kirche<br />
renoviert.<br />
Quelle: Ratsarchiv Görlitz<br />
Fotos: Katja Baller<br />
Vorderansicht der<br />
Heilig-Kreuzkirche<br />
51<br />
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52<br />
Der Berzdorfer See Teil III<br />
Der Berzdorfer See Teil III<br />
Eine neue Brücke - neue Wege der Zusammenarbeit<br />
Man könnte jetzt die Frage stellen, was denn<br />
eine neue Brücke über einen Fluß für die<br />
Zusammenarbeit von Wassersportfreunden<br />
in zwei Ländern zu tun hat. Nun, wenn man<br />
sich die Aktivitäten der Abteilungen Segeln<br />
am polnischen “Witka-Stausee” und die geplanten<br />
Aufgaben der Abteilung Wassersport<br />
bei der Industriesportgemeinschaft<br />
Hagenwerder betrachtet, so ergeben sich eine<br />
Fülle von Gemeinsamkeiten , die gerade<br />
dadurch schneller und unkomplizierter realisiert<br />
werden können, da der neue Grenzübergang<br />
in Hagenwerder die kürzeste Verbindung<br />
zwischen den beiden Vereinen<br />
schafft. Was uns bisher durch den Grenzfluß<br />
und die Zweistaatlichkeit trennte, führt uns<br />
Sportkameraden nun auch in Zukunft, nachdem<br />
die polnischen Bürger sich beim Referendum<br />
zum Beitritt in die Europäische<br />
Union entschieden haben, in Gestaltung des<br />
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Sports noch enger zusammen. Ausdruck<br />
dessen war schon, dass drei Sportkameraden<br />
den ISG-Hagenwerder, unter Leitung<br />
eines polnischen Kapitäns, an einem Segel<br />
Schulkurs teilgenommen haben und am 19.<br />
Mai <strong>2003</strong> ihr polnisches Segeldiplom erhalten<br />
haben. Außerdem fanden in diesem Jahr<br />
noch weitere Veranstaltungen der Sportkameraden<br />
statt So hat es am 21. Juni ein Sonnenwendsegeln<br />
auf dem Witka-Stausee<br />
gegeben. Am 23. August hat der “Erlebnistag”<br />
am Berzdorfer See stattgefunden.<br />
Dort wurde allen Besuchern und besonders<br />
den polnischen Sportkameraden<br />
die Konzeption über die Gestaltung<br />
des Yachthafens vorgestellt. Durch<br />
die Mitglieder des Koordinierungskreises<br />
Wassersport<br />
53<br />
beim Stadtsportbund Görlitz wurde dargestellt,<br />
wie sich die funktionellen Merkmale<br />
im neuen Hafengelände optimal entwickeln<br />
können.<br />
Gleichzeitig haben auch polnische Segler<br />
beim “Stauseepokal” in Kollm in das Wettkampfgeschehen<br />
eingegriffen.<br />
Wenn die “Phudys” in ihrem Erfolgssong<br />
verkünden “Über sieben Brücken mußt du<br />
gehn”, so denken wir, dass eine davon für<br />
uns Wassersportfreunde gedacht war, die<br />
wir nutzen werden, um unseren sportlichen<br />
Aktivitäten noch besser nachgehen zu<br />
können.<br />
Quelle: Jungwirt,<br />
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54<br />
Geschichte der Braunkohle im Revier Görlitz-Zittau III<br />
Geschichte der Braunkohle im Revier Görlitz-Zittau III<br />
Nachdem, wie in der letzten <strong>Ausgabe</strong> berichtet,<br />
der Abbau der Braunkohle bis Ende<br />
des 19. Jahrhunderts ausschließlich im Untertagebau<br />
erfolgte, begann man 19<strong>22</strong>,<br />
nachdem das Braunkohlenwerk an die deutsche<br />
Bergbau AG in Berlin verkauft wurde,<br />
mit der Erschließung der Lagerstätte im Tagebaubetrieb.<br />
Kleine Bagger, Dampfloks mit 5 m³ Wagen<br />
bespannt räumten den Abraum über<br />
Kohleflöz ab. Der Abbau der Braunkohle<br />
aber erfolgte weiterhin im Handbetrieb. Für<br />
den Versand der Braunkohle wurde noch im<br />
selben Jahr der Hochbunker mit der Sortieranlage<br />
und der Kettenbahn errichtet. Dieser<br />
Hochbunker begleitete das Werk von nun an<br />
durch alle guten und schlechten Zeiten, man<br />
kann sagen, er hat seine eigene Geschichte,<br />
und wurde später sogar unter Denkmalschutz<br />
gestellt. Die von Hand gewonnene<br />
Braunkohle gelangte über die Kettenbahn<br />
zum Hochbunker und wurde hier für den<br />
Land- und Bahnabsatz aufbereitet. Zu diesem<br />
Zeitpunkt entstand auch der Reichsbahnanschluss<br />
vom Hochbunker zum<br />
Bahnhof Nikrisch (jetzt Hagenwerder).<br />
Aber auch die Deutsche Bergbau AG konnte<br />
das Braunkohlenwerk nicht sehr lange<br />
halten, und so ging es mit dem 1. April 1924<br />
an die Aktiengesellschaft Sächsischer Werke<br />
über. Diese stellte noch im gleichen Jahr<br />
die Abraumförderung ein und gewann nur<br />
noch die Braunkohle aus dem freigelegten<br />
Flöz, die Stilllegung des Tagebaues war somit<br />
vorprogrammiert. Die “Oberlausitzer<br />
Rundschau” vom 16. April 1926 berichtete :<br />
“Das Braunkohlenwerk Berzdorf geht,<br />
nachdem es vor einem Jahr immer mehr seinem<br />
Ausbau und einer Erschließung zustrebte,<br />
jetzt seinem völligen Abbau entgegen,<br />
obwohl die hier liegenden Kohleflöze,<br />
die durch verschiedene Bohrungen ermittelt<br />
wurden, zu den besten Hoffnungen auf eine<br />
Weiterentwicklung des Werkes berechtigten.<br />
Die großzügigen Baggeranlagen, die<br />
innerhalb eines Jahres einen ausgedehnten<br />
Tagebau erschlossen und ein Kohleflöz bereits<br />
freigelegt hatten, sind abmontiert und<br />
verkauft, die mehrfachen Gleisanlagen nach<br />
den Kippen werden ebenfalls herausgerissen.”<br />
Ein Jahr später berichtet der “Görlitzer<br />
Neue Anzeiger” vom 2. April 1927: “Vollständige<br />
Stilllegung des Braunkohlenwerkes<br />
Berzdorf a. E. Mit dem heutigen Tag<br />
wird der Betrieb des hiesigen Braunkohlenwerkes<br />
gänzlich stillgelegt.”<br />
Fortsetzung folgt<br />
Quelle: Verein “Oberlausitzer Bergleute” e.V.<br />
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