24_Ausgabe Dezember 2003
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Eine Görlitzer<br />
Weihnachtsgeschichte<br />
Die Geschichte der<br />
Strassburg-Passage<br />
Schätze des<br />
Ratsarchives
Vorwort<br />
Liebe Leser und Leserinnen,<br />
mit der <strong>Ausgabe</strong> <strong>24</strong> geht das StadtBILD Journal für Görlitz<br />
und Umgebung in sein 5. Jahr. Das soll uns Anlass für ein<br />
kleines Resumee sein.<br />
Die Lesergemeinde stieg stetig und auch die Zahl unserer<br />
Abonnenten. Frau Mücke aus Berlin war eine der ersten, die<br />
regelmäßig StadtBILD liest. Inzwischen sind Abonnenten in<br />
fast allen Bundesländern zu finden, aber auch nach England<br />
und bis nach Australien wird das Journal versandt.<br />
Eine nette Anekdote sei am Rande vermerkt: Familie Rich aus<br />
Duisburg erzählte uns, dass sie auf StadtBILD durch eine<br />
Notiz in der Duisburger Tagespresse aufmerksam wurden.<br />
Seitdem sind sie treue Leser und haben auch selbst durch einen<br />
Beitrag unsere <strong>Ausgabe</strong> 23 bereichert. Besonders freut unser<br />
Redaktionsteam auch, dass die Unternehmen in der Region<br />
durch ihr wachsendes Interesse dafür sorgen, dass StadtBILD<br />
auch weiterhin für alle kostenlos zu erhalten ist.<br />
Es ist uns aber auch ein Bedürfnis dem Stadtarchivar Herrn<br />
Hoche, dem Görlitzer Historiker Dr. Kretzschmer, Herrn<br />
Jungwirt von der Sektion Segelsport und Herrn Riedel aus<br />
Wiesbaden, um nur einige zu nennen, für ihre ehrenamtliche<br />
Arbeit zu danken. Sie und alle nicht Genannten trugen zur<br />
Bereicherung der Inhalte maßgeblich bei.<br />
Bleibt uns noch, Ihnen und Ihren Angehörigen frohe und<br />
besinnliche Weihnachten sowie Gesundheit, Glück und<br />
Schaffenskraft für das neue Jahr zu wünschen.<br />
Carl-von-Ossietzky-Str. 45<br />
02826 Görlitz<br />
Tel.: 0 35 81/ 40 13 37<br />
Fax: 0 35 81/ 40 13 41<br />
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Verantwortlicher Redakteur:<br />
Dipl.Ing. E.Oertel<br />
Redaktion:<br />
Jenny Schreier<br />
Katja Baller<br />
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Für unverlangt eingesandte Fotos<br />
und Manuskripte wird keine<br />
Haftung übernommen.<br />
Nachdruck von Anzeigen und<br />
Layouts nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung des Herausgebers.<br />
Alle Artikel sind urheberrechtlich<br />
geschützt. c <strong>Dezember</strong> <strong>2003</strong><br />
Ihre StadtBILD-Redaktion<br />
Frohes<br />
Fest<br />
Die Wohnungsgenossenschaft Görlitz eG<br />
wünscht Ihnen und Ihren Familien<br />
ein frohes und glückliches<br />
Weihnachtsfest sowie für das Jahr 2004<br />
Glück, Gesundheit und persönliches Wohlergehen .<br />
02826 Görlitz • Biesnitzer Fußweg 870 • Tel.: 0 35 81/ 48 03-0 • Fax: 0 35 81/ 48 03 14<br />
www.wohnungsgenossenschaft-goerlitz.de • e-mail: info@wohnungsgenossenschaft-goerlitz.de
4<br />
Aus der Geschichte Görlitzer Mühlen<br />
Die Obermühle Teil II II<br />
Ergänzend zum ersten Teil der<br />
Geschichte der Obermühle wollen<br />
wir hier die bisherigen Besitzer seit<br />
1305 und die Neubauten um die<br />
Mühle zusammenfassen:<br />
1305 Adam und Christian von<br />
Grunow<br />
1330 Peczk Windelmann und<br />
Jakob Eczel<br />
1376 Swidengerin<br />
1378 Henczil Czodelmann und<br />
Heinrich Eberhard<br />
1381 Heinrich Eberhard<br />
1390 Hans Schonenberg und Blick in den Obermühlenhof um 1920<br />
Johann Wicker<br />
1407 Bernhard Canitz und Peter Reyseger Ab 1691 Verwaltung der Mühle durch<br />
1412 Hans Prochse<br />
vereidigte Verwalter<br />
1447 Mathis Sneweis u. Gabriel Furmann 1691 Christian Crantz<br />
1460 Seilfried Goswin<br />
1700 Christian Mentzel<br />
1490 Barbara Rogwitzin und ihr Sohn 1704 Johann Friedrich Schittler<br />
Dietrich Cranleit<br />
1716 Theophilus Feige<br />
1491 Barbara Rogwitzin u. Caspar Tilike 1741 bis 1804 Verpachtung der Mühle und<br />
1492 Barbara Rogwitzin, Dietrich Cranleit am 28.1.1804 Verkauf der Mühle an Karl<br />
und Wenzel Emmerich<br />
Gottlob Thieme, dessen Witwe heiratete<br />
1496 Niclas Mondenschein, Barbara den Obermüller Vater.<br />
Rogwitzin und Mann Hans Rogwitz 1830 Friedrich Wilhelm Vater,<br />
1530 Rat der Stadt Görlitz;<br />
um die wichtigsten Vorbesitzer zu nennen.<br />
-Anzeigeunseren<br />
Mietern, Kunden und Geschäftspartnern<br />
für das entgegengebrachte Vertrauen und die gute<br />
Zusammenarbeit.<br />
Wir wünschen allen<br />
ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest sowie<br />
ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2004!
1562 wurde die Mühle von Grund auf<br />
erneuert.<br />
1581 wurde ein neues hölzernes<br />
Grundwerk gelegt.<br />
1701 wurde ein neuer<br />
Zuchtbaum errichtet.<br />
1830, am 15. April brannte<br />
die Mühle durch die<br />
Unvorsichtigkeit eines<br />
Müllerknechtes völlig<br />
ab.<br />
Nach diesem Brande von<br />
1830 wurde die Mühle<br />
wieder aufgebaut.<br />
Der Neubau der Mühle<br />
bedeutete für die<br />
Stadt Görlitz ein<br />
förderndes Ereignis,<br />
denn es wurde<br />
eine Tuchappreturanstalt<br />
an<br />
der Obermühle<br />
errichtet. Dies war<br />
ein Ausdruck des aufstrebenden<br />
Wirtschaftslebens<br />
und des industriellen Aufschwungs des 19.<br />
Jahrhunderts.<br />
1836 kommt in der Wollspinnerei<br />
Bergmann & Krause die erste Dampfmaschine<br />
zum Einsatz. Um die Obermühle<br />
gab es auch zu dieser Zeit landschaftliche<br />
Veränderungen. So berichten die<br />
5<br />
Die äußere<br />
Wandlung der<br />
Obermühle<br />
zwischen 19.<br />
und 20. Jahrhundert<br />
(oben: 1872,<br />
unten um 1910)<br />
C<br />
hroniken, dass zwischen 1829 und 1836<br />
eine vierfache Baumreihe vom Portikus<br />
nach der Obermühle und dem Blockhause<br />
gelegt wurde. Schon 1410 hatte man<br />
wiederholt den Versuch unternommen,<br />
Weinanpflanzungen auf den Höhen des<br />
Weinberges vorzunehmen. Hier handelte es<br />
Wild<br />
Vermarktung Christian Berndt<br />
Ankauf: 02923 Kodersdorf • Torgauer Straße 5<br />
Tel.: (03 85 25) 6 23 20 oder (03 58 25) 55 14<br />
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und Knacker vom Wild u. v. m.<br />
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Öffnungszeiten des Wild-Shops: Mo. - Do. 8 -16 Uhr / Fr. 8 -17 Uhr
6<br />
Zur Feier der Neuanpflanzungen gab der<br />
Rat der Stadt Görlitz ein großes Essen.<br />
Alle späteren Versuche Rebenpflanzen<br />
anzubauen, sind missglückt. Die Weinreben<br />
wurden wie so vieles während der Hussitenkriege<br />
vernichtet<br />
Im Herbst 1849 wurde auf der Neisseinsel<br />
eine Gaststätte errichtet. Mit dem 1847 neu<br />
erbauten Viadukt belebte sich das Bild um<br />
den Weinberg und der Neisse mehr und<br />
mehr. Kahnanlegestellen, Gaststätten und<br />
Badeanstalten etablierten sich. So wurde<br />
das am Tivoli angesiedelte Wilhelmsbad zu<br />
einer für die Görlitzer<br />
beliebten<br />
Badeanstalt wie<br />
auch die Mauersche<br />
Badeanstalt.<br />
Das Wilhelmsbad an der Promenade<br />
In der Mitte des 19. Jahrhunderts war die<br />
Obermühle in einem schlechten Zustand.<br />
Die Besitzer wechselten öfter und es kam zu<br />
Zwangsversteigerungen.<br />
Fortsetzung folgt.<br />
Quelle: Chronik der Obermühle<br />
Gebr. Schreiber<br />
Die Mauersche Badeanstalt<br />
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Die Chronik der Strassburgpassage Teil IV<br />
Die Chronik der Strassburgpassage Teil IV<br />
Im Auf und Ab der Zeitgeschichte 1933 bis 1990<br />
25 Jahre Strassburgpassage 1908-1933<br />
7<br />
Gleich zwei glanzvolle Jubiläen konnte die<br />
Firma Otto Strassburg in den 30er Jahren<br />
begehen. 1933 waren 25 Jahre seit der Einweihung<br />
der Passage vergangen. 1937 folgte<br />
die Feier zum 50. Jahrestag der Geschäftsgründung.<br />
Festliche Lichterketten<br />
und originell gestaltete Schaufenster lockten<br />
zum Bummeln und Einkaufen.<br />
Nach dem Abklingen der Weltwirtschaftskrise<br />
zählten Strassburg und die anderen<br />
Unternehmen an der Passage mehr Kunden<br />
und wachsende Umsätze.<br />
Wie seit Jahrzehnten blieb die Strassburg-<br />
Passage im Wechsel der Jahreszeiten immer<br />
ein Ort der Begegnungen. Im Passage-Café<br />
sah man Sekretärinnen und Juristen<br />
beim eiligen Kaffeetrinken in der Mittagspause.<br />
Nachmittags lauschten<br />
Grüppchen älterer Damen beim gemütlichen<br />
Kuchenessen dem Pianisten und<br />
dem Stehgeiger der Hauskapelle, die gefühlvolle<br />
oder kesse Schlager aus<br />
Operetten oder Filmen darboten. In der<br />
großen Pause trafen sich die älteren<br />
Jahrgänge der Luisenschule und des<br />
Gymnasium Augustum in der “Poussage”,<br />
um sich für den Nachmittag zu<br />
verabreden. Andere interessierten sich<br />
für die Aushänge und Fotos im Schaukasten<br />
des Wassersportvereins “Otto<br />
Weddigen”. Abends drängte sich ein<br />
buntes Völkchen vor der Kasse des<br />
intimen Kinos “Pa-Li” (Passage-Lichtspiele).<br />
Soldaten und Küchenmädchen,<br />
Primaner und junge Ehepaare erlebten<br />
hier Ilse Werner und Marika Rökk, Theo<br />
Frohe Weihnachten und ein<br />
gesundes neues Jahr wünscht<br />
Thomas Wünsche und Team
8<br />
Lingen und Johannes Heesters in ihren<br />
neuesten Rollen. Im Vorübergehen bestaunte<br />
man im Schaufenster des Starfotografen<br />
Alfred Jäschke kunstvolle Stadtbilder<br />
und Porträts.<br />
Die Kriegsjahre führten wie überall zu mancherlei<br />
Einschränkungen. Auch bei Strassburg<br />
gab es nun rationierte Konfektion und<br />
Weihnachtsdekoration<br />
der HO, 1949<br />
Stoffe auf “Kleiderkarte”. Ein Teil<br />
des Personals war im Kriegseinsatz.<br />
Das Filmprogramm im<br />
“Pa-Li” stellte sich auf Durchhaltestimmung<br />
ein. Luftangriffe<br />
und Artilleriebeschuß gegen<br />
Kriegsende verschonten glücklicherweise<br />
das Glasdach der<br />
Passage.<br />
Bald darauf tauchte die Firma Strassburg in<br />
der Liste der politisch belasteten Unternehmen<br />
auf und wurde nach Besatzungsrecht<br />
enteignet.<br />
In die Geschäftsetagen der Nordseite zog<br />
die volkseigene Handelsorganisation (HO)<br />
ein. Aus der Strassburg-Passage wurde die<br />
“HO-Passage”. In den späten vierziger Jahren<br />
hörte man im Café von der Hauskapelle<br />
die Nachkriegsschlager von den “Caprifischern”<br />
und vom “Zug nach Kötzschenbroda”,<br />
dazu gab es Ersatzkaffee<br />
und Roggenkuchen auf Lebensmittelkarten.<br />
Im “Pa-Li” zwängte man<br />
sich in den Kältewintern die<br />
Wendeltreppe hoch, um sich aufzuwärmen<br />
bei “Russenfilmen”, “Ten-<br />
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Berliner Str. 56 • Görlitz • Telefon 0 35 81/ 40 31 90
9<br />
te<br />
ile und Kraftfahrzeuge (mit legen-dären<br />
10 Wartezeiten). Auch das Kino schloß und<br />
wurde zum Probenraum für das<br />
Theaterorchester.<br />
Schäden am Glasdach verursachten<br />
Riesenpfützen bei Regen und Tauwetter.<br />
Nach Schulschluß kamen die Schüler<br />
vom Karl-Marx-Platz (Wilhelmsplatz)<br />
eilig hindurch, um noch einen<br />
Platz in der Milchbar gegenüber an der<br />
Berliner Straße zu finden. War auch der<br />
alte Charme verblaßt, konnte sich kein<br />
Bescheidenes Weihnachtsangebot 1949<br />
Görlitzer die Passage aus dem immer<br />
denzfilmen" der DEFA und angestaubten noch lebendigen Stadtzentrum wegdenken.<br />
UFA-Lustspielen. Im Schaufenster bei Foto<br />
Jäschke sahen die vertriebenen Schlesier In den 80´er Jahren gab es hier - wie im<br />
die Altersbildnisse ihres Landsmannes gesamten Gründerzeitviertel - sichtbare<br />
Gerhart Hauptmann. Nebenan am<br />
Uhrengeschäft von Severin Hickmann<br />
dröhnte der Westminster-Gong der<br />
Normaluhr und war abends im ganzen<br />
Stadtzentrum zu hören.<br />
Wie früher auch wechselten die Ladenmieter.<br />
Am Passageeingang Berliner<br />
Straße siedelten sich ein Geschäft für<br />
Sportartikel (Spowa), ein Zeitungskiosk<br />
der Post und ein Laden für Anglerbedarf<br />
an. Das Café am Ausgang Jakobstraße<br />
schloß leider und verwandelte sich in ein<br />
vielbesuchtes Geschäft für Auto-Ersatz-<br />
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10<br />
Aus der Geschichte der Niederschlesischen Sparkasse<br />
Aus der Geschichte der Niederschlesischen Sparkasse<br />
"Mit zwölf Talern fing alles an"<br />
15. Mai 1850 - ein Mittwoch, aber kein normaler<br />
in der Geschichte der Niederschlesischen<br />
Sparkasse. An diesem Tag wurde<br />
das Reglement der städtischen Sparkasse<br />
Görlitz angenommen.<br />
Damit war das schon seit Jahren verfolgte<br />
Ziel der Stadtväter erreicht, "ein zum Vorteil<br />
der ärmeren Klassen der Einwohnerschaft<br />
errichtetes, auf Belebung der Sparsamkeit<br />
abzweckendes Kommunal-Institut" zu<br />
gründen. Die praktische Arbeit begann ein<br />
knappes Jahr später mit der Eröffnung des<br />
Kassenlokals am 6. Februar 1851. Mit einer<br />
täglichen Öffnungszeit "von Mittag ein bis<br />
vier Uhr" und nur zweiAngestellten begann<br />
die Görlitzer Sparkasse ihr Geschäftsleben.<br />
Neben der Stadtsparkasse Görlitz gab es im<br />
heutigen Geschäftsgebiet noch eine Reihe<br />
weiterer Sparkassen, die als Vorgänger der<br />
Niederschlesischen Sparkasse gelten.<br />
Schon 1830 riefen die Oberlausitzer Stände<br />
ihre Provinzialsparkasse ins Leben, mit<br />
Haupt-sitz in Görlitz. Am Vorabend des<br />
Ersten Weltkrieges setzte geradezu eine<br />
Grün-dungswelle von Stadtsparkassen ein.<br />
So entstanden kommunale Geldinstitute in<br />
Reichenbach/Oberlausitz (1908), Muskau<br />
(1909), Rothenburg/Lausitz (1910), Weiß-<br />
Siegel der Stadtverordneten zu Görlitz<br />
unter dem "Reglement" von 1850<br />
wasser (1913) und Niesky (19<strong>24</strong>).<br />
Angesichts des zunehmenden Geschäftsverkehrs<br />
drängte das Kuratorium der Stadtsparkasse<br />
Görlitz auf ein eigenes Gebäude.<br />
Allerdings wurde dem ins Auge gefassten<br />
ehemaligen Krankenhausgeländes zunächst<br />
mit Skepsis begegnet. Die weite Entfernung<br />
vom Rathaus hielten einige für bedenklich.<br />
In Magistratskreisen war man sogar<br />
der Meinung, dass der Auszug aus dem<br />
Rathaus vor allem bei ländlichen Sparern<br />
ernste Sicherheitsbedenken hervorrufe und<br />
es dann zum Rückgang der Spareinlagen<br />
käme. Doch allen Unkenrufen zum Trotz<br />
wurde der Neubau errichtet, am 1. September<br />
1913 konnte er eingeweiht werden.<br />
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Seit diesem Tage haben, bis auf einen kurzen<br />
Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg,<br />
die Städtische Sparkasse Görlitz beziehungsweise<br />
ihre Nachfolger in dem repräsentativen<br />
Gebäude in der Berliner Straße<br />
ihren Sitz.<br />
Seit ihrer Gründung spielt in der Geschäftstätigkeit<br />
der Görlitzer Stadtsparkasse die<br />
Idee der Gemeinnützigkeit eine zentrale<br />
Rolle. Schon im ersten<br />
Statut stand zu lesen,<br />
dass die "aus Einlagen<br />
sich bildenden Kapitalien"<br />
zunächst "zur Dotierung<br />
der städtischen<br />
Leihanstalt" und weitere<br />
Überschüsse zu "öffentlichen<br />
Zwecken"<br />
verwendet werden.<br />
Völlig verändert präsentierte<br />
sich die Schalterhalle<br />
im Hauptgebäude in der Berliner<br />
Straße nach ihrem Umbau 1935. Um dem<br />
Kundenstrom Herr zu werden regelte jetzt<br />
eine Zahlenrufanlage die Abfertigung, ein<br />
Förderband transportierte die Buchungsvorgänge<br />
zu den einzelnen Mitarbeitern.<br />
Ab den 70´er Jahren hielt schrittweise die<br />
EDV Einzug in den Sparkassenbetrieb.<br />
Im Februar 1987 berichtete die "Sächsische<br />
Zeitung"von der Übergabe neuer<br />
13<br />
Technik an die Stadt- und Kreissparkasse<br />
Görlitz: "Beleggut wird nunmehr mit vier<br />
modernen Bildschirmarbeitsgeräten von<br />
Robotron erfasst und erarbeitet."<br />
Quelle: "Mit 12 Talern fing alles an" -<br />
Chronikbuch der Niederschlesischen Sparkasse<br />
Das Sparkassenlokal<br />
im Rathaus<br />
(Ansicht 1917),<br />
es wurde auch<br />
nach Eröffnung<br />
des Gebäudes an<br />
der Berliner Straße<br />
( siehe Bild unten)<br />
nicht aufgegeben<br />
Leben wie Gott in Sachsen.<br />
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14<br />
Das alte Stadttheater<br />
Das alte Stadttheater<br />
Die Nordseite des Demianiplatzes stand<br />
noch völlig leer, was wohl auch damit zusammenhing,<br />
daß das Gelände dort wegen<br />
des Stadtgrabens feucht und sumpfig war.<br />
Die schlichten Holzhäuser, die dann mit den<br />
Jahren dort entstanden sind, werden wohl<br />
1429 bei dem Sturm der Hussiten, und später,<br />
1641, bei der Belagerung durch die Kaiserlichen<br />
vernichtet worden sein.<br />
Hier tragen die Obergeschosse noch Fachwerk.<br />
Aber bald ändert sich das Bild. Jenes<br />
erste Haus wird weggerissen und macht einem<br />
Neubau Platz, der fast den ganzen Garten<br />
am Steintore mit benutzt. Nur ein<br />
schmaler Zaun trennt das Gebäude von dem<br />
alten Torhaus. Damals enthielt das rechte<br />
Erdgeschoss eine Schankwirtschaft, die<br />
von Bürgern der Stadt gern besucht wurde.<br />
Durch Umbau und Vergrößerung entstand<br />
dann das Bargousche Kaufhaus. Nach Norden<br />
schloss sich die "Naturforschende Gesellschaft"<br />
an, deren Haus auf dem Schutte<br />
des ausgefüllten Stadtgrabens erbaut wurde.<br />
Die nächstfolgenden Häuser zeigen im<br />
Jahre 1841 noch dasselbe Gesicht wie vor<br />
dem : aber nach 10 Jahren sehen wir auch sie<br />
verschwinden und einen Neubau an ihrer<br />
Stelle. Beide Häuschen, die zwar ein Dach<br />
zeigen, aber zwei getrennte Eingänge hatten,<br />
erhielten jene Form, die sich auch heute<br />
noch zeigen.<br />
Nur das dritte Häuschen hat das Jahr 1852<br />
erlebt. Es gehörte dem Buchdrucker und<br />
-Anzeige-<br />
Frohe<br />
Weihnachten
15<br />
Schriftsteller Karl Gottlieb Dreßler. Bei<br />
ihm wohnte der in der Buchdruckerei von<br />
Heinze beschäftigte Franz Weingärtner.<br />
Dieser heiratete die Tochter Dreßlers, kaufte<br />
seinem Schwiegervater das Grundstück<br />
ab und ließ bald nach 1852 durch den Baumeister<br />
Gock das große Haus Demianiplatz<br />
8 erbauen, dem sich das folgende Haus, der<br />
"Fuchsbau", bald anschloss. Auch die alte<br />
Promenade ist verschwunden und ein neuer<br />
Bürgersteig wurde angelegt. Nur die Türme<br />
der Stadt haben den Zeiten getrotzt und<br />
schauen erstaunt herab auf die Umgestaltung<br />
und Veränderung. Noch war ein<br />
freier Platz geblieben, der sich nördlich der<br />
"alten Promenade" hinzog, hier entstand,<br />
nachdem die Theaterräume in der Neißstraße<br />
im Jahre 1846 polizeilich geschlossen<br />
wurden, das Sommertheater. Dieses mag<br />
wohl nur eine schlichte Holzbaracke gewesen<br />
sein: denn im Jahre 1850 beschloss der<br />
Magistrat, dem unhaltbaren Zustande<br />
abzuhelfen und an der gleichen Stelle einen<br />
Neubau zu errichten, der 1851 eingeweiht<br />
wurde. Das Aussehen dieses Gebäudes ist<br />
für uns von besonderem Interesse. Zeigt es<br />
uns doch die älteste Gestalt mit dem Eingange<br />
von der Nordseite. Zur linken schaut<br />
das alte Rondell hervor, das bald darauf abgetragen<br />
wurde und dessen starke Grund-<br />
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16<br />
mauern bei dem Erweiterungsbau 1926<br />
sichtbar wurden. Zu beiden Seiten des<br />
Theaters sehen wir die ersten massiven<br />
Bauten des südlichen Demianiplatzes, die<br />
ehemaligen Radeläuben. Das hohe Haus<br />
links neben dem Rondell ist die neue<br />
Mädchenmittelschule, während vor ihr die<br />
alten Gebäude im Bauzwinger sichtbar<br />
sind.<br />
Dreimal wurde das Theater im Laufe der<br />
Jahre umgebaut und erweitert. Zunächst<br />
wurde im Jahre 1901 der bisherige Eingang<br />
an die Westseite verlegt, dann 10 Jahre<br />
später dieser mit einem neuen Säulenvorbau<br />
und Balkon geschmückt, auch an der<br />
Südseite ein Eingang vorgelegt.<br />
Die dritte Erweiterung geschah im Jahre<br />
1926/27 und traf mit dem 75 jährigen<br />
Jubiläum des Theaters zusammen.<br />
Das Alte fällt, es wandelt sich die Zeit, und<br />
neues Leben blüht aus den Ruinen!<br />
Quelle:Prof. Ludwig Feyerabend<br />
Alt-Görlitz einst und jetzt
Aus der Geschichte der Görlitzer Straßenbahn<br />
Teil V<br />
Bahnhofsvorplatz,<br />
2-gleisig, um 1905<br />
17<br />
In unserer letzten <strong>Ausgabe</strong> erwähnten wir<br />
bereits die erste Wendeschleife im Görlitzer<br />
Straßenbahnnetz. In den zweigleisigen Abschnitten<br />
waren an verschiedenen Stellen<br />
einfache Gleiswechsel für das Wenden von<br />
Triebwagen vorhanden, die bei Rechtsbetrieb<br />
stadtauswärts entgegen der Fahrtrichtung<br />
verliefen, wodurch das Befahren verkürzter<br />
Linien und der Einsatz von Verstärkungswagen<br />
in Spitzenzeiten ohne wesentliche<br />
Behinderungen möglich wurde. Am<br />
20.12.1907 ging ein 1,6 km langes Teilstück<br />
vom Kaisertrutz über den Grünen<br />
Graben-Schanze-Heilige-Grab-Str.<br />
zum Krankenhaus ans Netz, das nur<br />
über Begegnungs-
18<br />
stellen und eine Umsetzanlage an der Endstation<br />
verfügte und sonst eingleisig verlief.<br />
Die neu gestaffelten Linien erhielten nun<br />
arabische Ziffern in farbigen Scheiben und<br />
lauteten:<br />
1 (Grüne Scheibe): Krankenhaus- Schützenhaus<br />
(4,5 km), 2 (Rote Scheibe): Ringbahn<br />
(4,8 km), 3 (Weiße Scheibe): Rauschwalder<br />
Straße (Kreisbahnhof)-<br />
Moys (6,2 km), 4<br />
(Blaue Scheibe): Untermarkt-<br />
Landeskrone (5,9<br />
km). Der einfache Fahrschein<br />
kostete 10 Pfennig,<br />
bei Überfahren der Zahlgrenze<br />
(Stadt Prag und Jüdischer<br />
Friedhof) stadtauswärts<br />
zusätzlich 5 Pfennig,<br />
für neu einsteigende Fahrgäste<br />
10 Pfennig. Wie dies<br />
in der Gegenrichtung gerechnet<br />
wurde, ist anhand<br />
der Unterlagen nicht zweifelsfrei<br />
zu erkennen. Fest steht, dass ab 01.<br />
Juni 1918 der einfache Fahrschein 15 Pfennig<br />
kostete.<br />
Seit ungefähr 1906 hatten auch die eingesetzten<br />
Fahrzeuge leicht veränderte Außenanstriche.<br />
Ihre Perrons waren nun beige lakkiert<br />
und dunkelgrün umrandet. Noch bis<br />
ca. 1907 und teilweise darüber hinaus dürften<br />
beide Anstrichvarianten nebeneinander<br />
im Netz zum Einsatz gelangt sein. Seit dem<br />
01. April 1914 ersetzte ein Schaffnerbetrieb<br />
das bis dahin übliche Zahlkastensystem,<br />
jedoch musste dieser mit Ausbruch des<br />
ersten Weltkrieges aus Personalmangel<br />
wieder aufgegeben werden. Hingegen sind<br />
am <strong>24</strong>. Juni 1918 zur Abwicklung von Gü-<br />
Endstation Rauschwalder Straße<br />
mit TW 4 , 1914, mit Schaffnerin<br />
terverkehr zusätzlich errichtete Anschlussgleise<br />
in das städtische Krankenhaus, zum<br />
Gelände des Güterbahnhofes an der<br />
Rauschwalder Straße und zur Getreidehandlung<br />
Zwahr am oberen Grünen Graben<br />
amtlich abgenommen waren und dienten<br />
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fortan überwiegend Kohletransporten. Der<br />
eine hierfür eingesetzte Triebwagen mit der<br />
Nummer 7 erhielt ungefähr doppelt so starke<br />
Fahrmotoren wie die übrigen Wagen im<br />
Personenverkehr , die oft genug zu schwach<br />
- besonders an den vielen Steigungen im<br />
Görlitzer Streckennetz - waren, und behielt<br />
noch mehrere Jahre nach der Einführung<br />
des beigefarbenen Außenanstrichs an den<br />
Personenfahrzeugen (ca, 1920) die dunkelgrün/beigefarbene<br />
Lackierung, war aber<br />
auch weiterhin häufig an Wochenenden im<br />
Personenverkehr anzutreffen. Mehrere zum<br />
Teil bereits projektierte Anschlüsse<br />
für den Güterverkehr<br />
(u.a. Städti-<br />
19<br />
scher Packhof, Consumverein, Wareneinkaufsverein,<br />
Fa. Brüning) sind nicht mehr<br />
ausgeführt worden. Spätestens mit dem ersten<br />
Weltkrieg endete auch der Betrieb auf<br />
der Ringbahnlinie, deren Rückbaumaterial<br />
später teilweise in anderen Trassen Verwendung<br />
fand. Heute erinnern nur noch Spuren<br />
in der Pflasterung und eine Anzahl Wandrosetten<br />
zur Befestigung der Fahrleitung an<br />
diese traditionsreiche Strecke, die ja abschnittsweise<br />
noch bis Anfang März 1986<br />
von der Linie 1 nach Rauschwalde<br />
bzw.- in den letzten<br />
Wochen vor der endgültigen<br />
Stilllegung bis zur Rauschwalder<br />
Straße genutzt<br />
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1915 am Jakobstunnel, die neue Post, dahinter<br />
neu erbaute Bahnsteighalle, Ringbahn Richtung<br />
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22<br />
Was mancher Görlitzer nicht weiß...<br />
Was mancher Görlitzer nicht weiß...<br />
Erinnerung an den Oberbürgermeister Georg Snay (1862 - 1930)<br />
Georg Snay<br />
Georg Snay war das bisher am<br />
längsten amtierende Stadtoberhaupt<br />
in Görlitz. Dabei lagen die<br />
Jahre seiner Amtszeit (1906<br />
bis 1927) in einer der für die<br />
Stadt schwersten Epoche<br />
der Stadtgeschichte. Nach<br />
einer langen Periode des<br />
stetigen Wachstums der heimischen<br />
Wirtschaft, der Bevölkerung<br />
und des allgemeinen<br />
Wohlstandes bewies<br />
Georg Snay besonders<br />
in den harten Jahren des I.<br />
Weltkrieges und der Nachkriegszeit<br />
seine politischen<br />
Führungsqualitäten. Denn<br />
Görlitz hatte eine bestimmte,<br />
zunächst förderliche<br />
Struktur, die nach dem<br />
Krieg allerdings zu gewichtigen<br />
Entwicklungsproblemen<br />
wurde. Görlitz gehörte<br />
seit dem letzten Drittel<br />
des 19. Jahrhunderts zu<br />
den begehrten Alterswohnsitzen<br />
wohlhabender<br />
Berliner Pensionäre.<br />
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Die Stadtpolitik förderte aktiv deren Zuzug<br />
durch geringe kommunale Abgaben, günstiges<br />
Bauland und eine exzellente kulturelle<br />
Infrastruktur. Als mit der Inflation, die praktisch<br />
das Vermögen der Ruheständler vernichtete,<br />
diese quasi zu Hilfsbedürftigen<br />
wurden, entstanden der Stadt große und<br />
dauerhafte finanzielle Belastungen. Die hohe<br />
Arbeitslosigkeit oder auch die Probleme<br />
der Modernisierung des Schulwesens bei<br />
sinkenden Zuschüssen des Staates und der<br />
kommunalen Einnahmen verschärften die<br />
Situation des Görlitzer Finanzwesens dramatisch.-<br />
Georg Snay und dem fähigen<br />
Kämmerer Georg Wiesner gelang es, durch<br />
scharfsichtiges Handeln und durch das Treffen<br />
schmerzhafter und manchmal unpopulärer<br />
Entscheidungen, diese Situation bis<br />
zum Ende der zwanziger Jahre zu verbessern.<br />
Volksbücherei auf der<br />
Jochmannstraße um 1910<br />
23<br />
Zu den Erfolgen Georg Snays während<br />
seiner Amtszeit gehören, um nur einige zu<br />
nennen:<br />
- die Volksbücherei und Lesehalle in der<br />
Jochmannstraße 1907<br />
- Eröffnung der Stadthalle 1910<br />
- elektrische Straßenbeleuchtung 1910<br />
- Einweihung der neuen Synagoge 1911<br />
- Einweihung der evangelischen Kreuzkirche in<br />
der Südstadt<br />
- Kauf und Rettung des Freisebades durch<br />
die Stadt 1920<br />
- Straßenbahnverbindung nach Rauschwalde<br />
1921<br />
- 19. Schlesisches Musikfest 1925<br />
- Eröffnung des von der Stadt angelegten<br />
Flugplatzes an der Girbigsdorfer Straße, 1925<br />
Großes Interesse brachte er während seiner<br />
gesamten Amtszeit der Entwicklung des<br />
Stadttheaters und des Museums entgegen.<br />
Seine besondere Fürsorge galt dem Ratsarchiv.<br />
Georg Snay ermöglichte die Anstellung<br />
Richard Jechts zum ersten wissenschaftlichen<br />
Archivar der Oberlausitz.<br />
Am 27. September 1927 verabschiedete der<br />
Stadtrat Georg Snay nach 26 Dienstjahren<br />
als Görlitzer Oberbürgermeister mit den<br />
größten Ehrungen. Am 3. <strong>Dezember</strong> 1930<br />
verstarb Georg Snay. Leider erinnert heute<br />
nur noch seine Grabstätte an diesen hervorragenden<br />
Stadtpolitiker.<br />
Ratsarchivar Siegfried Hoche<br />
Wir wünschen<br />
all unseren Gästen,<br />
Görlitzern und Besuchern<br />
unserer Stadt<br />
zu Weihnachten Stunden<br />
der Besinnung,<br />
zum Jahreswechsel<br />
Freude und Optimismus<br />
und im neuen Jahr<br />
Glück und Erfolg.<br />
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<strong>24</strong><br />
Aus der Geschichte der Bäckerinnung Teil VII<br />
Unter ewiger Wiederholung der kleinen<br />
Sorgen und großen Nöte drehte sich das Rad<br />
der Geschichte weiter. Schließlich brach das<br />
19. Jahrhundert an, das in seiner zweiten<br />
Hälfte dem gesamten Wirtschaftsleben der<br />
Stadt ein anderes Gesicht gab.<br />
Um 1800 betrug die Einwohnerzahl der<br />
Stadt Görlitz etwa 9000 Personen, eine<br />
Zahl, die sich in den folgenden Jahren durch<br />
Krieg und Teuerungen etwas minderte und<br />
erst gegen 1816 wieder erreicht wurde. Wesentlich<br />
ist auch, dass sich die Zahl der Bäkker<br />
vorübergehend um die Jahrhundertwende<br />
verringerte. Der große Krieg von 1806<br />
bis 1813 wirkte vernichtend auf das Wirtschaftsleben<br />
der Stadt. Eine Weltwirtschaftskrise,<br />
die nach Friedensschluss, besonders<br />
durch die veralteten Zollsysteme<br />
verschärft wurde, zog auch das Lebensmittelgewerbe<br />
in Mitleidenschaft. Für Görlitz<br />
kam noch hinzu, dass es im Jahre 1815<br />
preußische Grenzstadt wurde. Die verschärften<br />
preußischen Steuerverordnungen<br />
brachten auch eine teilweise Abänderung<br />
der Ratsverordnungen mit sich. So wird am<br />
17. März 1827 bestimmt, dass Teig, aus<br />
Weizenmehl nur noch an den hohen Festtagen<br />
(Weihnachten, Ostern Pfingsten und<br />
das Augustschießen) frei eingeführt werden<br />
darf Dadurch ging den Bäckern eine wich-<br />
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tige Einnahmequelle verloren. Kein Wunder<br />
also, dass sie ihrerseits auf Innehaltung<br />
ihrer Rechte pochten und jeden, der ihrer<br />
Ansicht nach fremde Backware in der Stadt<br />
verkaufte, beim Rat der Stadt anzeigten. Die<br />
Entscheidungen der Regierungen in Liegnitz<br />
und Berlin aus dem Jahre 1831 fegten<br />
mit einem Mal ein altes Recht der Bäcker<br />
hinweg und begannen damit eine Reform,<br />
die in der gleichen Linie lag, wie die Einführung<br />
der Gewerbefreiheit in Preußen. 1840<br />
wurde dann aufgrund einer Mitteilung des<br />
Hauptsteueramtes der Torkontrolleur am<br />
Frauentor angewiesen, Roggenmehl zum<br />
Backen steuerfrei in die Stadt hinein zu lassen.<br />
Die Neuorganisation der Wirtschaft ging<br />
nun mit Riesenschritten vorwärts. 1840<br />
wurde der letzte Rest der alten Brotbänke<br />
von ihrem Lokal (Untermarkt 16) nach dem<br />
Rathaus, und zwar nach einem der Läden<br />
auf der Brüderstraße verlegt. Der Oberälteste<br />
der Bäckerzeche war zu dieser Zeit der<br />
Bäckermeister Konrad.<br />
Mit Riesenschritten ging es nun einer neuen<br />
Zeit entgegen, deren Marksteine die Einführung<br />
der Gewerbefreiheit und die Auflösung<br />
der Bäckerbänke in Görlitz waren.<br />
Am 4. Juni 1859 verschwand auch die letzte<br />
Semmelbank, die bis zum 1. April 1849 in<br />
Wir sind immer<br />
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dem Hausgrundstück 275 (Untermarkt 16)<br />
untergebracht war und damals in den Laden<br />
Nr. 4 des Rathauses in der Brüderstraße verlegt<br />
wurde. Die Innung erhielt eine Entschädigungssumme<br />
von 600 Reichstalern.<br />
Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
an befinden sich alle Dokumente über die<br />
Geschichte der Innung in der Innungslade.<br />
Im Sinne der Gewerbeordnung für den<br />
Norddeutschen Bund vom Jahre 1869 wurden<br />
unter Obermeister Mühle am 5. Oktober<br />
1875 neue Innungssatzungen bestätigt.<br />
Die Entwicklung der Industrie brachte eine<br />
ständige Steigerung der Bevölkerungsziffer<br />
mit sich, und nachdem die Stadtmauern gefallen<br />
waren, stand auch einer Entwicklung<br />
der Stadt nach außen nichts mehr im Wege.<br />
Eine Absatzsteigerung auf allen Gebieten<br />
verbesserte die wirtschaftliche Lage des<br />
Mittelstandes, brachte aber auch gleichzeitig<br />
eine Interessenlosigkeit gegenüber den<br />
Fragen des Berufes und des Standes mit<br />
sich. Zwar bemühten sich die einzelnen<br />
Obermeister, immer wieder neues Leben in<br />
die Innung zu bringen, und der Name Oswald<br />
Mühle verdient in diesem Zusammenhang<br />
besonders genannt zu werden. Die<br />
Einführung der Gewerbeordnung vom 18.<br />
Juli 1881 bedingte abermals im Juli 1884<br />
die Aufstellung neuer Innungssatzungen.<br />
19<strong>24</strong> wurde die Innung der Bäcker zur<br />
Zwangsinnung umgewandelt.<br />
Verlagssonderveröffentlichung<br />
25<br />
Nachdem aus den bisherigen Schilderungen<br />
zu ersehen ist, dass die Arbeit der Bäcker zu<br />
jeder Zeit schwer gewesen war, ist festzustellen,<br />
dass sich in den Grundformen der<br />
Herstellung von Backwaren kaum etwas geändert<br />
hat. Auch in den Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
war die Arbeit für den Bäcker sehr<br />
anstrengend. Hilfsmaschinen (z.B. für die<br />
Bearbeitung des Teiges) wurden ebenfalls<br />
erst um die Zeit der Jahrhundertwende, und<br />
zwar anfangs in wenig praktischer Form,<br />
konstruiert und auf den Markt gebracht.<br />
Die Seele der Bäckerei, der Backofen, hat<br />
aus ältesten Zeiten seine Grundbetriebsformen<br />
behalten. Die Backofentechnik hat sich<br />
weiterentwickelt - die Bäckereibetriebe<br />
sind immer mehr dazu übergegangen sich<br />
diese Neuerungen zunutze zu machen.<br />
Einen tiefen Einschnitt in die allgemeinen<br />
Bäckereiverhältnisse brachte der 1914 ausbrechende<br />
1.Weltkrieg. Die Meister des Innungsvorstandes<br />
wurden während der langen<br />
Kriegs- und Nachkriegsjahre so stark<br />
mit Arbeit überlastet, dass sie mit Beendigung<br />
der Inflationszeit sämtlich ihre Ämter<br />
niederlegten, um diese in die Hände jüngerer<br />
Kräfte zu geben.<br />
Im Jahre 1925 ging man dann dazu über das<br />
Grundstück Bäckerstraße 6 als Innungshaus<br />
zu kaufen.<br />
Fortsetzung folgt<br />
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26<br />
Apothekergeschichten VI<br />
Oh es riecht gut, oh es riecht fein<br />
Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht<br />
schon beim Geruch von Zimt, Ingwer, Nelken<br />
oder Sternanis an Weihnachten denken<br />
muss. Erinnerungen an die Kindheit, an Feiern<br />
im Kreis der Familie oder an einen besonders<br />
gelungenen Winterurlaub werden<br />
lebendig. Aber warum ist das so?<br />
Bereits im Mittelalter war den Menschen<br />
die assoziierende Kraft von Kräutern und<br />
Gewürzen bekannt. Sie nutzten diese für die<br />
Heilung bestimmter Erkrankungen und die<br />
Motivierung der Psyche. Gerade in den<br />
dunklen Wintertagen war das Balsam für die<br />
Seele. Probieren Sie es aus !<br />
Hier unser Tipp für ein Weihnachts-Potpourri:<br />
(jeweils eine Tasse)<br />
• kleine getrocknete Tannenzweige<br />
• getrocknete Gewürznelken<br />
• Zimtstangen<br />
• getrocknete Zitronen- o. Orangenscheiben<br />
• getrocknete Zitronenschalen<br />
• Mistelzweige<br />
• 2 Vanilleschoten (geviertelt)<br />
• Nelkenöl<br />
• Zimtöl<br />
• Anisöl<br />
Solche Kräuterduftkissen sind eine Freude<br />
für die Sinne und setzen behagliche Akzen-<br />
te, wo immer Sie sich auch befinden, sie<br />
passen einfach überall hin und verströmen<br />
einen wohltuendenden Duft. Eigentlich ein<br />
prima Geschenk zur Weihnachtszeit- ? Die<br />
Füllung eines Kräuterduftkissens ist identisch<br />
mit der eines Potpourris. Sie können<br />
alle Zutaten, die Sie gerne mögen, benutzen.<br />
Allerdings sollten Sie bei der Verwendung<br />
ätherischer Öle sparsam sein. Am besten<br />
ist, Sie probieren am Anfang eine dezente<br />
Mischung ganz ohne ätherische Öle<br />
aus, um erst dann zu den intensiveren Aromen<br />
überzugehen. Für den Bezug eignen<br />
sich feine Stoffe aus Leinen, Organza oder<br />
Baumwolle. Sie können aber auch einfach<br />
einen Stoff auswählen, der zu zum Sofa<br />
oder den Vorhängen passt. So lassen sich die<br />
Kissen unauffällig in die vorhandene Wohnungseinrichtung<br />
integrieren, und nur ihr<br />
Duft verrät ihr würziges Geheimnis.<br />
Hirsch- Apotheke<br />
Apothekerin Angela Tirschler<br />
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Jüdische Persönlichkeiten aus Görlitz<br />
Jüdische Persönlichkeiten aus Görlitz<br />
27<br />
In der Geschichte der jüdischen Bevölkerung<br />
von Görlitz sind einige jüdische Namen<br />
vertreten, die durch ihre Arbeit im Gemeinwesen<br />
oder durch den Befreiungskampf<br />
einen Bekanntheitsgrad erlangten,<br />
den wir in diesem Artikel erörtern möchten.<br />
Eines der bekanntesten jüdischen<br />
Gebäude von Görlitz trägt den<br />
Namen Ephraimsche Villa. Sie<br />
befindet sich auf der Goethestraße<br />
und wird schon seit vielen<br />
Jahren als Jugendherberge genutzt.<br />
Doch wer war Ephraim,<br />
nachdem sogar eine Straße im<br />
Stadtteil Weinhübel benannt wurde?<br />
Ephraim wurde 1860 in Görlitz als<br />
Sohn des jüdischen Kommerzienrates<br />
Lesser Ephraim geboren. Er<br />
war Schüler des Görlitzer Gymnasiums<br />
und wurde 1878 Lehrling<br />
in der Eisenhandel-Firma<br />
seines Vaters auf der Schützenstraße.<br />
Im Jahre 1883 wurde<br />
er Teilhaber der Firma und<br />
zeitweise war er als Geschäftsführer<br />
und Gesells<br />
c h a f t e r<br />
tätig. Vor<br />
1914 war er längere Zeit Stadtverordneter in<br />
Görlitz und kümmerte sich um das kulturelle<br />
Wohl der Stadt. Er sorgte sich zum Beispiel<br />
um die Einrichtung der Ruhmeshalle<br />
(Dom Kultury), deren Möblierung er vollständig<br />
übernahm. Auch spendete er hohe<br />
Summen an Geld und verschenkte eine<br />
Kunstsammlung an das Haus. Ebenso<br />
war er Vorstandsmitglied der Musikfreunde<br />
und förderte diese auch. Im<br />
Jahre 1907 erbaute er das Wohnhaus<br />
auf der Goethestraße 17, das<br />
wohl auch heute noch zu den bekanntesten<br />
Jugendstilbauten der<br />
Stadt gehört. Ephraim setzte<br />
sich dafür ein, dass die Gegend<br />
zwischen Schützenhaus,<br />
Teufelsbrücke<br />
und Blockhaus<br />
für den Wohnungsbau,<br />
den Verkehr und<br />
das Gewerbe erschlossen<br />
wurde. Er<br />
verlegte sogar seine<br />
eigene Firma dorthin.<br />
Im Jahr 1904<br />
wurde ihm der Titel<br />
Kommerzienrat verliehen.<br />
Martin Ephraim<br />
Ab<br />
OHG
1933 die Stadt Görlitz und gehörte somit zu<br />
den ersten jüdischen Flüchtlingen, die nach<br />
Palästina auswanderten. Doch blieb es ihm<br />
verwehrt in Palästina weiter als Rechtsanwalt<br />
zu arbeiten. Er hielt sich und seine Familie<br />
als Taxi- und Omnibusfahrer über<br />
Wasser. Seine Frau Irma war als Dienstmädchen<br />
tätig. Der Literatur widmete er dennoch<br />
all sein Wissen und Können. Er begann<br />
seine Lebenserfahrungen und Berichte<br />
in Bänden zusammenzufassen, z. B. „Ich<br />
bin ein Mensch gewesen“. Ebenso verfasste<br />
er ein Gedichtband, das in Erinnerung an<br />
seine Frau entstand. Sie verstarb im Jahre<br />
1946.<br />
Nach der Gründung des Staates Israels siedelte<br />
er nach Jerusalem um und schrieb<br />
1955 seine Lebenserfahrungen zu Ende.<br />
Am 11. März 1960 verstarb Paul Mühsam in<br />
Jerusalem. Zu Ehren von Paul Mühsam<br />
wurde in Görlitz Weinhübel eine Straße benannt.<br />
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28<br />
dem Jahre 1921 lebte er im Riesengebirge,<br />
war aber trotz allem an dem kulturellen Leben<br />
in Görlitz interessiert. Während des<br />
Krieges wurde Ephraim mehrmals verhaftet<br />
und 1944 aus einem jüdischen Altersheim<br />
nach Theresienstadt deportiert. Dort verstarb<br />
er nach Entkräftung am 4. April 1944.<br />
Eine weitere Persönlichkeit der Stadt Görlitz<br />
ist Paul Mühsam. Der 1876 in Brandenburg<br />
geborene Mühsam schrieb im Jahre<br />
1900 seine Doktorarbeit und wurde 1905 als<br />
Rechtsanwalt vereidigt. Er eröffnete auf der<br />
Berlinerstraße 60-61 seine eigene Kanzlei.<br />
Während des ersten Weltkrieges arbeitete er<br />
beim Roten Kreuz in Berlin, kehrte aber<br />
1918 nach Görlitz zurück. Er begann Bücher<br />
zu verfassen, die die Lebensumstände<br />
der Bevölkerung darstellte wie z. B. die<br />
„Unruhe der Menschen, da Juden Krankheiten<br />
mitschleppen.“ Zwei Jahre später wurde<br />
Mühsam als Notar vereidigt. Im Jahre 1930<br />
trat er der Künstlervereinigung „Porza“ bei<br />
und übersetzte viele Bücher. Auch seine Bücher<br />
wurden während der Pogromnacht verbrannt.<br />
Ein Zitat seinerseits lautet: „Ich war<br />
nicht ganz unbeteiligt, da in unserer Stadtbücherei<br />
meine sämtlichen Bücher vertreten<br />
waren …...“ In Hinsichtlich der lauernden<br />
Bedrohung und in Angst um seine Familie,<br />
verließ Mühsam am 6. September<br />
Das schlimmste Schicksal jedoch ereilte<br />
den Görlitzer Juden Arthur Dresel. Der im<br />
Jahre 1879 geborene Dresel absolvierte eine<br />
Lehre als Kaufmann und übernahm später<br />
das Konfektionsgeschäft von Moritz Dresel<br />
auf dem Obermarkt. Er war ab 1906 Mitglied<br />
in der SPD und eng mit Paul Taubadel<br />
und Otto Buchwitz befreundet. Im Jahre
1935 wurde Dresel von dem als Nazi bekannten<br />
Uhrmacher Hans Heinrich angezeigt.<br />
Unter dem Verdacht eines „schweren<br />
Sittlichkeitsverbrechens“ (Zitat aus der<br />
Oberlausitzschen Tagepost) wurde Dresel<br />
verhaftet. Sein Geschäft wurde drei<br />
Tage später mit einem Plakat<br />
verunstaltet auf dem geschrieben<br />
stand „Dieses<br />
Judenschwein hat sich<br />
unsittlich an deutschen<br />
Kindern vergangen“.<br />
Doch wurde es bald<br />
darauf wieder von<br />
dem nichtjüdischen<br />
Sattler Reinhold Liebe<br />
entfernt. Später<br />
musste er es unter<br />
dem Zwang der Polizei<br />
und angeblich unter<br />
Druck der Bevölkerung<br />
wieder anbringen. Im<br />
August des Jahres 1935<br />
wurde Dresel der Prozess<br />
gemacht. Er wurde freigesprochen,<br />
da sich die Verleumdung<br />
nicht beweisen ließ. Die Aussage<br />
des nichtjüdischen Zigarrengeschäftsinhabers<br />
Eckert zugunsten von Dresel, war<br />
dafür mit ausschlaggebend. Die Oberlausitzsche<br />
Tagespost dagegen zitierte den<br />
29<br />
Freispruch als ziemlich mysteriös und zweifelte<br />
an der Glaubwürdigkeit des Zeugen.<br />
Zur damaligen Zeit war der Fall sogar überregional<br />
bekannt geworden und konnte in<br />
der damaligen Wochenzeitschrift „Der Stürmer“<br />
nachgelesen werden.<br />
Von Seiten der Nazis wurde kein<br />
Kommentar zu diesem Urteil<br />
abgegeben.<br />
Arthur Dresel begab sich<br />
nach all den Strapazen<br />
auf eine Erholungsreise<br />
in ein schlesisches<br />
Bad. Doch schon bald<br />
nach seiner Rückkehr<br />
wurde er erneut verhaftet<br />
und in das Breslauer<br />
Gefängnis überführt,<br />
wo er am 22.09.<br />
1935 von Gestapo ermordet<br />
wurde. Selbst<br />
der Ehefrau, Meta Dresel,<br />
wurde keine Auskunft<br />
erteilt, was mit ihrem<br />
Mann geschehen ist. Als sein<br />
Sohn Ulrich sich in dem Breslauer<br />
Gefängnis nach dem Befinden<br />
seines Vaters kundig machen wollte,<br />
händigte man ihm einen Totenschein aus,<br />
auf dem stand „tot aufgefunden“.<br />
Daniela Walter - XENOS Projekt<br />
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Gesundheitsreform 2004 - Was sich alles ändert<br />
Gesundheitsreform 2004 - Was sich alles ändert<br />
Der Bundesrat mit seiner Mehrheit von<br />
CDU/CSU stimmte am 17.10.<strong>2003</strong> für das<br />
“GKV-Modernisierungsgesetz”. Zuvor war<br />
das Gesetz bereits vom Bundestag verabschiedet<br />
worden. Damit kann die Reform<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) am 1.1.12004 in Kraft treten.<br />
Was ändert sich für die Mitglieder der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung ab dem<br />
1.1.2004?<br />
1. Arzneimittel<br />
Die Patienten müssen eine Zuzahlung von<br />
10 % des Preises, mindestens 5 Euro und<br />
höchstens 10 Euro pro Arzneimittel leisten.<br />
Kostet das Medikament z.B. 120 Euro, zahlt<br />
der Patient 10 Euro aus eigener Tasche. Rezeptfreie<br />
Medikamente wie z. B. Grippemittel,<br />
Kopfschmerztabletten muss der Patient<br />
selbst finanzieren. Die Zuzahlung gilt<br />
nicht für Kinder bis zum 12. Lebensjahr, für<br />
Jugendliche mit Entwicklungsstörungen<br />
und bei der Behandlung “schwerwiegender<br />
Erkrankungen”. Die Preise für rezeptfreie<br />
Medikamente können die Apotheker künftig<br />
selber festlegen, was z. B. Preisvergleiche<br />
zwischen Apotheken möglich macht.<br />
Arzneimittel, die überwiegend der Steigerung<br />
der privaten Lebensqualität dienen<br />
(Viagra), werden nicht mehr bezahlt.<br />
2. Arzt- und Zahnarztbesuch<br />
Es wird eine Praxisgebühr von 10 Euro pro<br />
Quartal eingeführt. Überweist der Arzt den<br />
Patienten zum nächsten Arzt, wird keine<br />
weitere Gebühr fällig - vorausgesetzt, der<br />
Besuch beim zweiten Arzt fällt ins gleiche<br />
Quartal. Ausgenommen von der Praxisgebühr<br />
sind Kontrollbesuche beim Zahnarzt,<br />
Vorsorge- und Früherkennungstermine sowie<br />
Schutzimpfungen.<br />
3. Heilmittel (Massagen) und häusliche<br />
Krankenpflege<br />
Hier gilt Zuzahlung von 10% der Kosten<br />
plus 10 Euro je Verordnung.<br />
4. Hilfsmittel (Hörgerät, Rollstuhl u.ä.)<br />
Zuzahlung von 10 % für jedes Hilfsmittel,<br />
mindestens 5 Euro und höchstens 10 Euro.<br />
5. Krankenhausaufenthalt<br />
Zuzahlung von 10 Euro pro Tag, begrenzt<br />
auf maximal 28 Tage.<br />
6. Stationäre Vorsorge und Rehabilitation<br />
Zuzahlung von 10 Euro pro Tag bei sogenannten<br />
Anschlussbehandlungen (also nach<br />
einem Krankenhausaufenthalt) begrenzt<br />
auf 28 Tage.<br />
Wichtig zu wissen ist: Was Kassenpatienten<br />
insgesamt an jährlichen Zuzahlungen für<br />
medizinische Leistungen aufbringen, darf<br />
zwei Prozent ihres Bruttoeinkommens nicht<br />
überschreiten. Wer also z. B. 30.000 Euro<br />
brutto im Jahr verdient, zahlt maximal 600<br />
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Euro im Jahr an Zuzahlung. Bei chronisch<br />
Kranken liegt die Grenze bei einem Prozent<br />
des Bruttoeinkommens. Kinder und Jugendliche<br />
bis zum 18. Lebensjahr sind von<br />
Zuzahlungen befreit. Diese Regelungen bedürfen<br />
eines zusätzlichen Verwaltungsaufwandes,<br />
denn Patienten müssen über ihre<br />
<strong>Ausgabe</strong>n und ihr Einkommen offenlegen!<br />
Krankenkassen haben die Aufgabe, Anträge<br />
auf Befreiung von weiteren Zuzahlungen zu<br />
bearbeiten.<br />
7. Zahnersatz<br />
Hier hat der Kassenpatient noch eine Gnadenfrist.<br />
Aber ab 2005 werden Kronen, Brücken<br />
und Prothesen nur noch als “obligato-<br />
31<br />
rische Satzungsleistung” von AOK, Barmer<br />
Ersatzkasse oder Innungskrankenkassen<br />
angeboten. Das bedeutet, der Kassenpatient<br />
zahlt einen eigenen monatlichen Beitrag an<br />
seine Kasse, - zusätzlich zum Krankenkassenbeitrag.<br />
Patienten können wahlweise eine<br />
private Zusatzversicherung für Zahnersatz<br />
abschließen. Wie teuer diese wird, ist<br />
noch umstritten. Die Bundesregierung geht<br />
von weniger als 10 Euro pro Monat und Versichertem<br />
aus. Familienmitglieder zahlen<br />
keinen eigenen Beitrag<br />
8. Krankengeld<br />
Ab 2006 zahlt der Kassenpatient einen Zusatzbeitrag<br />
in Höhe von 0,5 Prozent in die<br />
gesetzliche Krankenversicherung ein. Die<br />
Arbeitgeber sind an der Finanzierung des<br />
Krankengeldes nicht mehr beteiligt.<br />
9. Sterbegeld, Entbindungsgeld<br />
Sie entfallen als Leistung der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung<br />
10. Sterilisation<br />
Wird noch von den Kassen bezahlt, wenn<br />
sie medizinisch notwendig ist.<br />
11. Künstliche Befruchtung<br />
Die Kasse zahlt für drei Versuche jeweils 50<br />
Prozent, begrenzt auf Frauen im Alter von<br />
25 bis 40 Jahren bzw. Männer auf 50 Jahre.<br />
12. Brillen, Sehhilfen<br />
Keine Kassenleistung mehr. Ausnahmen<br />
sind: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre<br />
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32<br />
sowie für schwer sehbehinderte Patienten.<br />
13. Fahrtkosten<br />
Werden nur noch bezahlt, wenn es dafür<br />
zwingende medizinische Gründe gibt. Die<br />
Genehmigung der Krankenkasse ist<br />
erforderlich.<br />
14. Einführung von Gesundheitskarte<br />
und Patientenquittung<br />
Ab 2006 wird die bisherige Krankenversichertenkarte<br />
durch eine elektronische Gesundheitskarte<br />
ersetzt. Sie enthält Daten des<br />
Versicherten wie Name, Adresse, wer<br />
möchte kann zusätzliche Daten erfassen<br />
lassen, die für die eigene Gesundheit wichtig<br />
sind - z. B. Blutgruppe, Allergien, chro-<br />
ne Quartalsübersicht.<br />
15. Hausarzt-System<br />
Die Kassenpatienten können entscheiden,<br />
ob sie künftig an einem Hausarzt-System<br />
teilnehmen, das ihre Krankenkasse anbietet.<br />
Dabei verpflichtet sich der Patient immer<br />
zunächst zum Hausarzt zu gehen. Der Hausarzt<br />
behält so den Überblick und entscheidet,<br />
ob z. B. eine Überweisung zum Fach-<br />
nische Erkrankungen. Gesetzlich Krankenversicherte<br />
können von ihrem Arzt verlangen,<br />
dass er ihnen eine sogenannte Patientenquittung<br />
ausstellt. Sie gibt Auskunft über<br />
die Leistungen, die der Patient erhalten hat,<br />
und die damit verbundenen Kosten. Zur<br />
Auswahl stehen eine Tagesquittung oder ei-<br />
arzt erforderlich ist. Auf diese Weise soll<br />
das von “Arzt zu Arzt springen” vermieden<br />
werden, was zu überflüssigen Doppel- und<br />
Parallelbehandlungen führen kann.<br />
16. Bonus-Modelle<br />
Die Kassen können einen finanziellen Bonus<br />
- etwa in Form von Beitragssenkung<br />
oder Befreiung von Zuzahlungen - anbieten,<br />
wenn der Patient aktiv Vorsorge betreibt,<br />
an Präventationsmaßnahmen teilnimmt,<br />
beim Hausarztprinzip oder bei<br />
einem Chronikerprogramm mitmacht.<br />
17. Beitragshöhe<br />
Die rot-grüne Bundesregierung geht davon<br />
aus, dass die Beiträge zur gesetzlichen<br />
Krankenversicherung im Laufe des Jahres<br />
2004 von derzeit durchschnittlich 14,3 %<br />
auf durchschnittlich 13,6 % fallen. Die<br />
Krankenkassen Beiträge werden jeweils zur<br />
Hälfte vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer<br />
aufgebracht.<br />
18. Tabaksteuer Erhöhung<br />
Bis zum Jahr 2005 steigt die Tabaksteuer in<br />
drei Schritten um jeweils 1,5 Cent pro Zigarette.<br />
Diese zusätzlichen Steuereinnahmen<br />
sollen die sogenannten versicherungsfremden<br />
Leistungen der GKV finanzieren (z.B.<br />
Mutterschaftsgeld, Empfängnisverhütung,<br />
Schwangerschaftsabbruch).<br />
Quelle: Matthias Holland-Letz
Sicherheit ist für jeden Menschen wichtig und mancher<br />
braucht in besonderen Lebenssituationen ein größeres<br />
Maß an Unterstützung. Da ist es ein beruhigendes<br />
Gefühl und ein entscheidendes Stück Lebensqualität,<br />
sich jederzeit auf die Vitakt-Haus Notrufsysteme<br />
und die Erfahrung der Vitakt-Servicezentrale verlassen<br />
zu können.<br />
Die Vitakt-Systeme zeichnen sich durch einfache<br />
Bedienung, sichere Funktion und moderne Technik<br />
aus. Das Vitakt besteht aus dem Vitakt-Knopf, auch<br />
Funkfinger, und dem Vitakt-Empfänger. Der Vitakt-<br />
Knopf ist Ihr ständiger Begleiter. Er ist so klein, dass Sie<br />
ihn bequem an der dazugehörigen Kordel um den Hals<br />
tragen können. Wo immer Sie sich in Ihren vier<br />
Wänden aufhalten, was immer Sie gerade tun - Vitakt<br />
ist bei Ihnen. Mit einem Druck auf den Funkfinger<br />
können Sie jederzeit unsere Mitarbeiter in der Vitakt-<br />
Servicezentrale erreichen. Über die in den Vitakt-<br />
Empfänger eingebaute Wechselsprechanlage können<br />
Sie mit uns sprechen, ohne dafür das Telefon benutzen<br />
zu müssen.<br />
Wir sind für Sie da, wann immer Sie uns brauchen.<br />
Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Wir benachrichtigen<br />
zuverlässig und sorgen dafür, dass Sie die<br />
Unterstützung bekommen, die Sie benötigen: durch<br />
Angehörige, Nachbarn, Pflege- oder Rettungsdienst.
Bilder vom Händlerweihnachtsmarkt der Händler<br />
Bilder vom Händlerweihnachtsmarkt der Händler<br />
35<br />
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In diesem Jahr<br />
ist es den Händlern<br />
der Innenstadt<br />
nach zahlreichen<br />
Mühen<br />
und Diskussionen<br />
gelungen einen längerfristigen<br />
Händler-Weihnachtsmarkt<br />
auf dem Marienplatz zu<br />
etablieren.<br />
Aller Anfang ist bekanntlich schwer,<br />
dennoch kann sich das Angebot<br />
durchaus mit anderen städtischen Aktivitäten messen. Es<br />
bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr eine rechtzeitige<br />
Lösung für einen Görlitzer Weihnachtsmarkt gefunden<br />
werden kann, in dem auch die Händler der Innenstadt aktiv<br />
eingebunden werden können.<br />
Gemeinsam sind<br />
wir stark für die<br />
Belebung der<br />
Innenstadt
36<br />
Das Dorfmuseum Markersdorf -<br />
ein heißer Tipp für kalte Tage II<br />
In unserer letzten <strong>Ausgabe</strong> berichteten wir<br />
bereits Interessantes über das Dorfmuseum<br />
Markersdorf. Das Museum besitzt natürlich<br />
auch noch die originale Räucherkammer<br />
striert.<br />
Bei dem Festp<br />
r o g r a m m<br />
wird sich zur<br />
Musik und den<br />
immer gut besuchten<br />
Handelsständen<br />
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auf dem Dachboden des “Kliemt’schen Hofes”.<br />
Was viele Leute nicht wissen, ist, dass<br />
der wirksamste Stoff im Rauch das Kreosot<br />
ist. Kreosot ist eine ölige, durchdringend<br />
riechende Flüssigkeit,<br />
welche zum<br />
Entseuchen und Imprägnieren<br />
von Holz<br />
verwendet wird.<br />
Die Herstellung<br />
von normalen und<br />
speziellen Fettsorten<br />
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ste drehen. Das Dorfmuseum bietet natürlich<br />
auch Führungen an, wie z.B. die ganz<br />
exquisite Sonderausstellung “Feder, Papier<br />
und Tinte”, die zu<br />
besichtigen war.<br />
Weihnachtlich<br />
gestimmt, begann<br />
man den Advent<br />
im Dorfmuseum<br />
natürlich mit<br />
e i n e m We i h -<br />
nachtsmarkt.<br />
Auch diesmal beschäftigte<br />
sich der<br />
Weihnachtsmann<br />
am 30. November<br />
wieder mit unseren<br />
jüngsten Gästen.<br />
Auf der Puppenbühne<br />
zogen dann die Weihnachtsmärchen<br />
wieder Jung und Alt<br />
in ihren Bann.<br />
Die Weihnachtsbäckerei läuft<br />
wie jedes Jahr auf Hochtouren<br />
und die Plätzchenwünsche<br />
wurden allesamt erfüllt. Wer<br />
noch nicht alle Geschenke für<br />
den Gabentisch gefunden hat,<br />
kann auf dem Weihnachtsmarkt<br />
alle Dinge selber<br />
basteln und gestalten oder sich<br />
Klassenzimmer um 1900<br />
37<br />
eingehend beraten lassen.<br />
Über den ganzen Monat <strong>Dezember</strong> bis in<br />
das Neue Jahr wird jedermann die Ausstellung<br />
“Auf Stroh<br />
und Heu gebettet”<br />
bewundern<br />
können.<br />
Quelle:Dorfmuseum<br />
Ausstellung<br />
“Feder, Papier<br />
und Tinte”<br />
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38<br />
Das Kloster St. Marienthal Teil 2<br />
Das Kloster St. Marienthal Teil 2<br />
In unserer letzten <strong>Ausgabe</strong> berichteten wir<br />
wir über das Kloster St. Marienthal während<br />
des 2. Weltkrieges und über die Kriegsfolgen.<br />
Aber nicht nur diesseits der neuen<br />
Grenzlinie kam es infolge der neuen Machthaber,<br />
zu einschneidenden Veränderungen.<br />
Auch das Kloster “Porta coeli” (Himmelspforte)<br />
in Mähren, 1901 von 18 Schwestern<br />
besiedelt, wird wiederum aufgehoben. Die<br />
neuen kommunistischen Machthaber unterbanden<br />
somit das klösterliche Leben in der<br />
Öffentlichkeit. Die Schwestern lebten fortan<br />
als Internierte im eigenen Kloster und<br />
waren zum Aussterben verurteilt. Die Kirche<br />
wurde verfolgt - die Religionsfreiheit<br />
wurde abgeschafft.<br />
1952 kam zu einer der größten Überraschungen.<br />
Der Ministerpräsident der DDR bestätigte<br />
dem Kloster Marienthal schriftlich,<br />
aufgrund des ununterbrochenen Bestehens,<br />
den Status des öffentlichen Rechts. Dieser<br />
Status war dem Kloster vom NS-Regime<br />
aberkannt worden.<br />
1955 wurde das “Caritas-Pflegeheim St. Josef”<br />
für 60 geistig behinderte Frauen und<br />
Mädchen eröffnet. 1978 folgte die Eröffnung<br />
vom “Pater-Kolbe-Hof”, einem Behindertenwohnheim<br />
für geistig behinderte<br />
junge Männer, auf dem Klostergut in Schlegel.<br />
Das Heim wurde unter das Patronat des<br />
hl. Maximilian Kolbe gestellt.<br />
Im Jahre 1984 feierte das Kloster sein 750-<br />
jähriges Bestehen. Am großen Wallfahrtstag<br />
im September begingen die Schwestern<br />
den Gottesdienst vereint mit 25.000 Pilgern<br />
auf der Festwiese unter freiem Himmel.<br />
Diese große Feier unter sozialistischen Verhältnissen<br />
- an der Ostgrenze Deutschlands<br />
- hatte Signalwirkung.<br />
Nach vielen Jahren Leid und Unterdrükkung<br />
begann auch mit der friedlichen Revolution<br />
1989 in Tschechien das Kloster wieder<br />
innerlich und äußerlich zu gedeihen.<br />
Die friedliche Wende 1989 in Deutschland<br />
stellte den Konvent vor neue Herausforderungen<br />
und große Veränderungen, denen<br />
sich die Schwestern mit großer Offenheit<br />
stellten. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen,<br />
die Milchproduktion und die Schafzucht<br />
wurden seit 1991 verpachtet. Der<br />
Waldbesitz ist in der Eigenbewirtschaftung<br />
geblieben. Das zum Klosterwald gehörende<br />
landschaftlich einmalig schöne und reizvolle<br />
Neißetal ist Naturschutzgebiet und wird<br />
von Fußwanderwegen und einem Radwanderweg<br />
durchzogen. Das Kloster hat sich<br />
zur Aufgabe gemacht, den Klosterwald zu<br />
pflegen und zu bewahren. Wirtschaftliche<br />
Interessen stehen im Hintergrund. Der<br />
Wald, der durch Kraftwerksemissionen<br />
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stark umweltgeschädigt war, wird jährlich<br />
unterstützt durch die Stiftung “Wald in Not”<br />
und Fördermitteln des Landes Sachsen. Mit<br />
der Förderung der “Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt” wurde ein Betriebskonzept<br />
für die nächsten Jahrzehnte entwickelt.<br />
1992 gründeten die Schwestern das “Internationale<br />
Begegnungszentrum St. Marienthal”<br />
(IBZ) und stiften dafür die leerstehenden<br />
Wirtschaftsgebäude. Wichtigste Inhalte<br />
sind: Versöhnung, Völkerverständigung im<br />
Dreiländereck über kulturelle und konfessionelle<br />
und Landesgrenzen hinaus. Zweck<br />
vom Internationalen Begegnungszentrum<br />
ist die Förderung der Begegnung<br />
von Menschen<br />
39<br />
ohne Unterschied des Geschlechts, des Alters,<br />
des Standes, der nationalen Herkunft<br />
und der Religion, vorwiegend aus Deutschland,<br />
Polen und der Tschechischen Republik,<br />
in einer Umgebung des Glaubens an<br />
dem Ort, an dem die Grenzen dieser drei<br />
Länder aufeinander treffen. Darin sieht das<br />
IBZ seinen Beitrag zum Frieden, zur Versöhnung<br />
der Religionen und Weltanschauungen<br />
und zur Verständigung der europäischen<br />
Völker und Volksgruppen.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Quelle: Kloster St. Marienthal<br />
Mit dem Denkmalschutz eng verbunden!<br />
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40<br />
Geschichte der Braunkohle im Revier Görlitz-Zittau V<br />
Geschichte der Braunkohle im Revier Görlitz-Zittau V<br />
Der verheerende zweite Weltkrieg war zu<br />
Ende, der Bevölkerung mangelte es an allem<br />
und die Industrie war zerstört. In dieser<br />
Situation erinnerte man sich an den vor 19<br />
Jahren stillgelegten Tagebau in Berzdorf.<br />
Bereits am 8. August 1945 beauftragte die<br />
Stadt Görlitz einen Ingenieur, sich über die<br />
Verhältnisse des stillgelegten Tagebaues zu<br />
informieren, mit dem Ziel, ihn so schnell<br />
wie möglich wieder förderfähig zu machen.<br />
Denn hier lagerten nicht nur dringend benötigte<br />
Brennstoffe für die Industrie und die<br />
Bevölkerung, es konnten damit auch Arbeitsplätze<br />
geschaffen werden. Im Ergebnis<br />
der Untersuchung fanden sich bereits am<br />
13. März 1946 am Hochbunker 15 Arbeiter<br />
der Firma Lindemann ein, um mit der Erschließung<br />
des Tagebaues zu beginnen. Das<br />
war die Stunde des Neubeginns, die den<br />
Ausgangspunkt am Hochbunker hatte. Etwa<br />
800.000 m^3 Wasser mussten abgepumpt<br />
werden. War die Bereitstellung von<br />
Arbeitskräften in dieser Zeit kein Problem,<br />
so gestaltete sich die Beschaffung der notwendigen<br />
Pumpen, des Materials und der<br />
Werkzeuge, sowie die Heranführung der<br />
Elektroenergie zu einer schier unlösbaren<br />
Aufgabe. Dem Erfindergeist und dem unermüdlichen<br />
Einsatz der beteiligten Kräfte ist<br />
es zu verdanken, dass bereits am 11. April<br />
Erleben Sie den neuen Opel Vectra Caravan<br />
bei einer persönlichen Probefahrt!<br />
1946 das erste Wasser aus dem gefluteten<br />
Tagebau floss. Noch in den Apriltagen<br />
tauchte der erste Kohlerücken aus dem sinkenden<br />
Wasserspiegel auf. Zur 1. Mai Demonstration<br />
in Görlitz konnten die Kumpel<br />
der Görlitzer Bevölkerung die erste Braunkohle<br />
aus dem Tagebau Berzdorf zeigen.<br />
Der 27. Juni 1946 gilt als der Tag des Wiederbeginns<br />
der Rohbraunkohleförderung<br />
aus dem Tagebau Berzdorf. In der Zeit hatten<br />
hier bereits 80 Personen Arbeit gefunden.<br />
Die alte Nasspresssteinanlage konnte<br />
instand gesetzt werden und ab August 1946<br />
nahm sie die Produktion der Nasspresssteine<br />
wieder auf. Die Braunkohle wurde von<br />
Hand mittels einer Haue aus dem Flöz gebrochen<br />
und in Holzschurren aufgefangen,<br />
aus denen sie nach Bedarf abgezogen wurde.<br />
Der Transport zur Nasspresssteinanlage<br />
und zu den Verbrauchern erfolgt mit Pferdefuhrwerken.<br />
Da es noch keine Waage gab,<br />
musste die Kohlenmenge über Hektoliter<br />
berechnet werden. Die Beschäftigtenzahl<br />
hat sich mit der Einführung der dritten<br />
Schicht in der Rohbraunkohleförderung auf<br />
542 Personen erhöht. Nach Wiederherstellung<br />
des 1927 abgebauten Anschlussgleises<br />
vom Bahnhof Hagenwerder zum Hochbunker<br />
konnte am <strong>24</strong>. Oktober 1946 der erste<br />
Reichsbahnwagen mit Braunkohle beladen<br />
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41<br />
Transport mit Pferdefuhrwerken<br />
Gutbürgerliches Hotel in der Görlitzer Altstadt<br />
werden. Im Abraum kam im April 1947 der<br />
erste Bagger zum Einsatz, ihm folgten 1948<br />
und 1950 weitere zwei Bagger, im Jahr 1951<br />
nahm der erste Absetzer seinen Betrieb auf.<br />
Der Massentransport im Abraum erfolgte<br />
mit Dampfloks und 5,3 m^3 Kippern, den<br />
sogenannten Kruppkippern. Diese Technik<br />
ermöglichte eine schnelle Leistungssteigerung<br />
im Abraum, die zur Kohlefreilegung<br />
notwendig war. Im April 1953 erfolgte die<br />
Inbetriebnahme des ersten Kohlebaggers<br />
und damit wurde die kraftaufwendige<br />
Braunkohleförderung von Hand endgültig<br />
eingestellt. Mit der Niederbringung des ersten<br />
Schachtes im Jahre 1950 begann die<br />
Untertageentwässerung, die 1961 durch die<br />
Filterbrunnenentwässerung abgelöst wurde.<br />
Mit dem Jahr 1956 beginnt ein weiterer<br />
wichtiger Abschnitt der Tagebauentwicklung,<br />
die Elektrifizierung<br />
des Werkbahnbetriebes.<br />
Die Elektrifizierung<br />
ermöglichte<br />
die Umstellung<br />
des Fahrbetriebes auf<br />
zunächst 16 m^3 Abraum-,<br />
40 t Kohlewagen<br />
und 43 t E-Loks.<br />
In der weiteren Entwicklung<br />
kamen 25 m^3 Abraum-, 56 t<br />
Kohlewagen und 75 t E-Loks auf 900 mm<br />
Spurweite zum Einsatz. Damit waren im Tagebau<br />
die Voraussetzungen für die notwendige<br />
Leistungssteigerung zur stabilen Versorgung<br />
des Kraftwerkes I in Hagenwerder<br />
mit Rohbraunkohle geschaffen. Am 28. Juni<br />
1958 rollte der erste Kohlezug vom Tagebau<br />
Berzdorf in das Kraftwerk Hagenwerder<br />
I. Bereits im Jahre 1963 erfolgt die Inbetriebnahme<br />
des Kraftwerkes Hagenwerder<br />
II und 1973 beginnt der Probebetrieb des<br />
Kraftwerkes Hagenwerder III. Das sind entscheidende<br />
Eckpunkte für die Entwicklung<br />
des Tagebaues Berzdorf, der in den Spitzenzeiten<br />
bis zu 56.000 t Rohbraunkohle pro<br />
Tag an das Kraftwerk liefern musste. Zur<br />
stabilen Sicherung dieser geforderten Lei-<br />
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stungen war eine Reihe von weiteren Maßnahmen<br />
notwendig. So die Ortsverlegung tischen und energetischen Entwicklung<br />
15 Mio. t pro Jahr. Entsprechend der poli-<br />
des Ortes Berzdorf und Schönau-Niederdorf<br />
und der Bau der Hutbergsiedlung, die beschlossen, die weitere Entwicklung im<br />
nach der Wende wurde im März 1990<br />
Verlegung der Pließnitz aus dem Abbaugebiet<br />
und die Einleitung in das neue 6,3 km Tagebau Olbersdorf die Stilllegung bedeu-<br />
Förderraum Zittau einzustellen, was für den<br />
lange Flussbett. Im Jahre 1964 erfolgt der tete. Weitere Maßnahmen für den Tagebau<br />
Zusammenschluss des Baunkohlenwerkes Berzdorf zur Versorgung der Kraftwerke<br />
Berzdorf mit dem Braunkohlenwerk Hagenwerder wurden notwendig: Die<br />
Hirschfelde zum Braunkohlenwerk Oberlausitz.<br />
Die Betriebsteile in Hirschfelde auf einer Strecke von 5 km. Das Abtiefen<br />
Teilverlegung der Bahnlinie Görlitz-Zittau<br />
wurden in der Zeit von 1966 bis 1968 stillgelegt.<br />
Im Tagebau selbst erfolgt ein umriegelung<br />
zwischen der Neiße und dem<br />
der Dichtungswand zur Grundwasserabfangreiches<br />
Investitionsprogramm. Der Gerätepark<br />
wird wesentlich erweitert, es er-<br />
km und einer Tiefe zwischen 30 und 60 m.<br />
Tagebauendstand mit einer Länge von 6,5<br />
folgt die Umstellung des gesamten Tagebaues<br />
vom Zugbetrieb auf Bandbetrieb mit Wohnungen nach Weinhübel und dem Neu-<br />
Die Ortsverlegung Deutsch-Ossig mit 270<br />
einer Gesamtbandlänge von 37 km. Die Personalentwicklung<br />
erreicht im Jahre 1985 wurde im Stadtteil Königshufen im alten<br />
baustandort Kunnerwitz. Die Ortskirche<br />
den Höchststand mit 2916 Personen. Stil wieder aufgebaut. Im gleichen<br />
Am 1.1.1975 wird die bis dahin territorial Zusammenhang wurde die Fernverkehrsstraße<br />
B 99 verlegt. In der Folge wurde das<br />
geleitete Grube “Glückauf” Olbersdorf an<br />
das Braunkohlenwerk Oberlausitz angeschlossen.<br />
Mitte der siebziger Jahre wurde beschlossen. Ende 1997 wurde die letzte<br />
Aus für die Kraftwerke Hagenwerder<br />
beschlossen, den Förderraum Zittau Rohbraunkohle ins Kraftwerk gefahren.<br />
weiterzuentwickeln, um langfristig die Seit der Wiederinbetriebnahme des<br />
Bekohlung der Kraftwerke Hagenwerder zu Tagebaues Berzdorf im Jahre 1946 wurden<br />
sichern. Der Tagebau Olbersdorf sollte zum 675 Mio. m³ Abraum bewegt und 317 Mio. t<br />
Bandtagebau um- und mit größeren Gewinnungsgeräten<br />
ausgerüstet werden. Ziel war Anlagen und Geräte wurde verschrottet.<br />
Braunkohle gefördert. Der größte Teil der<br />
eine Leistungssteigerung von 0,5 Mio. t auf - ENDE -<br />
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