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moneyeditorial<br />

EDITORIAL<br />

Schuldenmacherei<br />

schwächt Euro<br />

der Euro ist in Gefahr. Finanzminister Christian Lindner ist sich dessen bewusst.<br />

Denn die EU-Kommission stößt eine Debatte über eine Reform der Schuldenregeln<br />

an. Zur Erinnerung: Einst wurden in Maastricht von den Staats- und Regierungschefs<br />

klare Kriterien beschlossen. Die wichtigsten Bedingungen sind eine Schuldenquote<br />

von 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt und ein maximales Haushaltsdefizit<br />

von drei Prozent. Zur traurigen Wahrheit gehört: Die meisten Euro-Länder<br />

verstoßen folgenlos gegen eigene Regeln. Die krassesten Beispiele sind Griechenland<br />

und Italien mit einer Staatsschuldenquote von 178 beziehungsweise 143 Prozent<br />

im dritten Quartal des vergangenen Jahres. Aber auch Österreich verletzt mit 81 Prozent<br />

die Maastricht-Kriterien seit Jahren. Selbst Deutschland ist mit knapp 67 Prozent<br />

kein Musterschüler. Das Bittere dabei: Mit ihren hohen Zinszahlungen für das<br />

Fremdkapital werden viele Milliarden an Steuern verschwendet.<br />

Lindner unternahm im Kampf gegen ungebremste Schuldenmacherei kürzlich<br />

eine Europa-Tournee von Den Haag über Helsinki bis Wien, um Verbündete zu finden.<br />

Das ist lobenswert. Denn die Bürger nicht nur in Deutschland wünschen sich<br />

eine stabile Währung.<br />

Der deutsche Finanzminister wirbt für einen reformierten, aber auch flexiblen Stabilitätspakt,<br />

der zu geringeren Staatsdefiziten und Schuldenquoten führt. Er fordert<br />

Mechanismen, um Verstöße gegen die Maastricht-Kriterien zu ahnden. Die Chancen<br />

auf harte Sanktionen sind jedoch gering. Insbesondere die Rechts-Regierung in<br />

Italien gilt als Befürworter lockerer Haushaltspolitik und weiterer Schulden. Selbst<br />

Österreichs Finanzminister Magnus Brunner machte seinem Amtskollegen wenig<br />

Hoffnung. Bis zum Jahr 2026 will sich die Alpenrepublik nur „in Richtung 72 Prozent“<br />

bei der Staatsverschuldung bewegen. Die Schuldenmacherei wird also weitergehen,<br />

bestenfalls in geringerer Geschwindigkeit. Mit dem finanzpolitischen Durchwursteln<br />

bleibt der Euro auch in Zukunft in Gefahr.<br />

Für Lindner hat sich der Wien-Trip dennoch gelohnt. Denn der selbst ernannte Sparfuchs<br />

unter den EU-Finanzministern hat sich einen vergnüglichen Abend im Frack<br />

auf dem pompösen Opernball gegönnt. Derartige opulente Termine stellen kein<br />

Symbol eines eisernen Sparwillens mitten in der Debatte über bessere EU-<br />

Schuldenregeln dar. Wie sagte einst die große liberale Politikerin Hildegard<br />

Hamm-Brücher: „Nicht nur mit der Macht kann man Dinge verändern,<br />

sondern auch mit dem Wort, der eigenen Haltung und Einstellung.“<br />

Herzlich Ihr<br />

FOCUS MONEY 9/2023<br />

HANS-PETER SIEBENHAAR<br />

Mitglied der Chefredaktion<br />

FOCUS MONEY<br />

Aus aktuellem Anlass!<br />

Lesen Sie FOCUS MONEY bequem zu Hause<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die Inflation sinkt inzwischen deutlich. Die Aktienmärkte gehen<br />

davon aus, dass die Leitzinserhöhungen der großen Notenbanken<br />

demnächst enden und vielleicht schon Ende 2023 erste<br />

Zinssenkungen erfolgen. Was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse,<br />

nachdem zum Beispiel der Dax von seinem Rekordhoch nicht<br />

mehr weit entfernt notiert?<br />

Mein Tipp: Sie erfahren alles Wichtige in FOCUS MONEY. Den portofreien<br />

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ab 8.00 Uhr. Wenn Sie FOCUS MONEY nach Bezug wieder im Handel kaufen<br />

möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.<br />

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3


moneyinhalt<br />

12<br />

Neuer iPhone-<br />

Moment?<br />

Bereits heute wird KI in der<br />

Forschung, der Industrie<br />

oder der Logistik genutzt.<br />

Der Quantensprung von<br />

Microsoft hat das Zeug, die<br />

Branchen weiter zu verändern.<br />

Plus: Die besten Einzelaktien<br />

und Sammelinvestments – und<br />

ein Selbstversuch mit ChatGPT<br />

moneykompakt<br />

6 Palantir: Daten ohne Ende?<br />

Karlsruhe bremst Software aus<br />

7 Das kaufe ich jetzt: Die Deutsche<br />

Post hat noch Luft nach oben<br />

7 Börsentag: Inflation, Euro, Krieg<br />

– in Frankfurt gibt es Ratschläge<br />

7 Hit & Shit: Mercedes liefert, Jets<br />

heben nicht ab<br />

8 Zinsradar: Tages- und Festgeld<br />

im Aufwärtstrend<br />

8 Mikas Markt-Monitor: Die USA<br />

schotten sich ab. Droht uns eine<br />

Deglobalisierung?<br />

9 Commerzbank: Unter Jubel<br />

zurück in den Dax<br />

9 Wette der Woche: In Müll zu<br />

investieren, könnte sich lohnen<br />

10 Interview: Max Ponath, Geschäftsführung<br />

Velivery, über die Zukunft<br />

veganer Produkte<br />

98 Andis Börsenbarometer: So<br />

beeinflusst die Inflation den Wert<br />

von Aktien<br />

16<br />

„KI ist nicht länger ein<br />

Thema für wenige Tech-<br />

Fans, jetzt müssen wir<br />

uns alle damit befassen“<br />

JÖRG ROCKENHÄUSER,<br />

CHAIRMAN VON PERMIRA<br />

moneytitel<br />

12 Big Tech: Wie KI Industrie und<br />

Weltwirtschaft auf den Kopf stellt<br />

16 Interview: Finanzinvestor Jörg<br />

Rockenhäuser über die technische<br />

Revolution<br />

17 KI-Geldanlage: Worauf Anleger<br />

bei Tech-Aktien achten sollten<br />

20 Halbleiter, Anlagen, Services:<br />

Das sind die wahren Nutznießer<br />

der KI-Revolution<br />

26 „The Economist“: Was bedeutet<br />

der Vormarsch von Microsoft und<br />

ChatGPT für Google?<br />

30 Duell: „Ein neuer Tag für die<br />

Suche“: Microsofts Angriff auf<br />

Google und die Aktien-Folgen<br />

32 Selbstversuch: Was der<br />

intelligente Chatbot GPT kann –<br />

und warum MONEY besser ist<br />

moneymarkets<br />

34 Aktivistische Investoren:<br />

Angriffe zu beobachten und sich<br />

einzuklinken, kann sich lohnen<br />

4 Titelfotos: Adobe Stock<br />

FOCUS MONEY 9/2023


22. FEBRUAR 2023 www.money.de<br />

37 Globale Aktienfonds: Investieren<br />

ohne Stress und Krise<br />

42 Windkraft: Wird 2023 das Jahr<br />

der Turbinenbauer?<br />

45 Maschinen- und Anlagenbau:<br />

Nach miesen Branchenzahlen<br />

hoffen drei Unternehmen auf eine<br />

eigene Sonderkonjunktur<br />

48 Discountzertifikate: Schnäppchen<br />

ergattern dank Rabatt – das<br />

geht auch bei Aktien<br />

51 Chartsignal: Der Dax-Kurs-Index<br />

auf seinem Weg zum Allzeithoch?<br />

51 Börsenwissen: Ein Indikator sorgt<br />

für Aufruhr unter technischen<br />

Analysten<br />

52 Interview: Fondsmanagerin Lilian<br />

Haag über den japanischen<br />

Aktienmarkt<br />

55 Musterdepots: Banken, Autos,<br />

Technologie – hier liegen Gewinnchancen<br />

56 Interview: Der Vorstandssprecher<br />

der Fürstlich Castell’schen Bank,<br />

Ingo Mandt, über neue Wege in<br />

der Vermögensberatung<br />

moneydigital<br />

58 Highlights: Trotz kurzen Höhenflugs<br />

– Krypto bleibt ein Risiko<br />

59 Analyse: Lateinamerikanischer<br />

Web-Gigant unter der Lupe<br />

dswanlegerschutz<br />

61 Jung, digital, weiblich: Deutsche<br />

Unternehmen müssen diverser<br />

werden<br />

42<br />

Ab jetzt Rückenwind<br />

Endlose Genehmigungsverfahren und gestörte Lieferketten<br />

haben die Windkraftbranche ausgebremst. 2023 locken nun<br />

Rekordgewinne und gute Aussichten<br />

moneysteuern&recht<br />

62 Immobilienverrentung: Haus<br />

verkaufen, weiter nutzen? Diese<br />

Optionen haben Sie<br />

moneyservice<br />

66 Studie: FOCUS MONEY kürt die<br />

Unternehmen mit den zufriedensten<br />

Kunden<br />

moneyanalyse<br />

81 Fonds<br />

82 Deutsche Aktien<br />

90 Internationale Aktien<br />

96 ETFs<br />

97 Zertifikate<br />

moneyrubriken<br />

3 Editorial<br />

80 Leserbriefe – Impressum<br />

98 Termine<br />

34<br />

Laute Renditetreiber<br />

Mit kleinen Anteilen, aber umso größerem<br />

Getöse bringen aktivistische<br />

Investoren Vorstände auf Trab. Das<br />

bietet auch Privatanlegern die<br />

Chance mitzuverdienen<br />

62<br />

Kapital statt Eigentum<br />

Nutzungsrecht, Rückmietkauf oder Leibrente:<br />

Wer seine Immobilie zu Geld machen, aber<br />

weiterhin dort wohnen möchte, hat eine<br />

Reihe von Optionen. FOCUS MONEY erklärt<br />

Vorteile und Stolperfallen<br />

FOCUS MONEY 9/2023<br />

Inhaltfotos: Adobe Stock (2), Permira, S. Dorst/Unsplash<br />

Illustration: VectorStock<br />

5


moneytitel<br />

GEWINNBRINGER: KI wird<br />

fast alle Industriebranchen<br />

nachhaltig beeinflussen<br />

und damit auch deren<br />

Umsätze, Renditen und<br />

Aktienkurse<br />

NEUER IPHONE-MOMENT<br />

12<br />

Foto: iStock Composing: FOCUS MONEY<br />

FOCUS MONEY 9/2023


INNOVATIVES TANDEM:<br />

Sam Altman (l.), CEO von<br />

OpenAI, und Microsoft-<br />

Chef Satya Nadella wollen<br />

die digitale Welt mit KI für<br />

immer verändern<br />

von HANS-PETER SIEBENHAAR<br />

Wie die auf künstliche<br />

Intelligenz basierte<br />

Software zum Gamechanger<br />

nicht nur von<br />

Big Tech, sondern in der<br />

gesamten Wirtschaft<br />

werden kann. Für<br />

Anleger eröffnen sich<br />

große Chancen<br />

Mit aggressiven Worten geht Satya Nadella in der Regel<br />

sehr vorsichtig um. Doch der CEO des Software-<br />

Riesen Microsoft hatte sich seinen jüngsten Auftritt<br />

genauestens überlegt, als er an die Adresse von Alphabet,<br />

dem Mutterkonzern von Google, sagte:<br />

„Heute beginnt das Wettrennen.“ Microsoft integriert<br />

in seine bislang weitgehend erfolglose Suchmaschine Bing unter<br />

Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) mit ChatGPT einen Chatbot,<br />

der über die bisherigen Möglichkeiten weit hinausgehen soll.<br />

„Das ist der Beginn einer neuen Ära“, legte Sam Altman, CEO des<br />

Start-up OpenAI, nach. Die Firma ist der Erfinder von ChatGPT –<br />

ausgeschrieben:„Chat Generative Pre-trained Transformer“.<br />

Die großspurige Ansage kommt nicht von ungefähr. Microsoft,<br />

der Oldie von Big Tech, will mit der KI-basierten Suchmaschine<br />

endlich den Erzrivalen Google vom Thron stoßen und damit am<br />

globalen Werbekuchen viele Milliarden Euro verdienen. Nadella<br />

will nach 32 Jahren im Dienst von Microsoft einen neuen iPhone-<br />

Moment in der Technologiegeschichte schreiben.<br />

Der Aktienkurs spricht bereits Bände. Während das Papier von<br />

Microsoft einen Sprung nach oben erlebte, ging die Aktie von Alphabet<br />

in die Knie. Der Abstand zwischen den beiden Big-Tech-<br />

Giganten hat sich seit dem Auftritt von Nadella weiter vergrößert<br />

– nicht zuletzt wegen des miserablen Auftritts von Alphabet einen<br />

Tag später. CEO Sundar Pichai kündigte die KI-gestützte Software<br />

namens Bard an. Sie basiert auf dem KI-System namens LaMDA<br />

(Language Model for Dialogue Applications). Doch die Präsentation<br />

des Suchmaschinen-Riesen geriet zum Desaster: Die KI-Software<br />

Bard lieferte falsche Antworten. In nur zwei Tagen sank die<br />

Marktkapitalisierung des Google-Mutterkonzerns Alphabet um<br />

über 150 Milliarden Dollar. Im vergangenen Vierteljahr verlor das<br />

Google-Papier mehr als ein Viertel seines Werts. Die Marktkapitalisierung<br />

beträgt mittlerweile weniger als 1,1 Billionen Euro. Zum<br />

Vergleich: Der Börsenwert des Konkurrenten Microsoft beläuft sich<br />

derzeit auf fast 1,9 Billionen Euro. Die Zahlen demonstrieren, wie<br />

sensibel der Markt auf KI-Innovationen reagiert.<br />

Die Motivation von Microsoft-Chef Nadella ist daher gewaltig.<br />

Denn seine Suchmaschine Bing spielt seit Jahren eine bescheidene<br />

Nebenrolle. Nur rund drei Prozent aller Suchanfrage werden für die<br />

Microsoft-Tochter gestellt. Das schmerzt. Deshalb ist es wenig<br />

FOCUS MONEY 9/2023<br />

Foto: Microsoft 13


TITEL<br />

Goldfieber im Netz<br />

Der Hype um ChatGPT und künstliche Intelligenz erinnert an den Goldrausch im 19. Jahrhundert.<br />

Damals haben Schaufelverkäufer den größten Reibach gemacht – das dürfte sich wiederholen<br />

von JENS MASUHR und MARTINA SIMON<br />

Die Börsenweisheit ist so alt wie der Mann, der nicht<br />

müde wurde, sie zu predigen. „Investiere in einem<br />

Goldrausch besser in die Schaufelhersteller als in die<br />

Goldgräber“, riet Börsenikone André Kostolany zu Lebzeiten<br />

jedem Aktien-Greenhorn. Denn neben aller Plackerei und<br />

Investitionen braucht es für den Schürfer auch das nötige<br />

Quäntchen Glück, um am Ende des Tages auf eine Goldader<br />

zu stoßen. Anders die Situation derer, die das Werkzeug verkaufen.<br />

Ihr Geschäft ist sicher, und zwar umso sicherer, je<br />

mehr Goldsucher kommen und sich gegenseitig Konkurrenz<br />

machen. Die Hersteller der Schaufeln und Spitzhacken profitieren<br />

daher umso mehr, je härter die Goldsucher arbeiten.<br />

Glänzende Aussichten. Übertragen auf den Goldrausch 5.0,<br />

heißt das: Im Wettrennen um die künstliche Intelligenz (KI)<br />

stehen die Gewinner von ChatGPT & Co. bereits fest. Es sind<br />

einerseits Chip-Entwickler wie Nvidia, deren Prozessoren genügend<br />

Rechenleistung und Speicherplatz zur Verfügung stellen,<br />

sowie andererseits die Auftragsfertiger, auf deren Produk-<br />

tionsstraßen die Halbleiter entstehen. Beispiel: die zwei wohl<br />

wichtigsten Platzhirsche der Hightech-Branche – TSMC und<br />

ASML (siehe Seite 18). Zweitens: IT-Dienstleister wie Accenture,<br />

Infosys oder GFT, die ihre Kunden beraten und die passende<br />

KI-Software installieren. Und drittens: Spezialisten wie<br />

Alteryx oder ExlService, die die riesigen Datenmengen, auf die<br />

Programme wie ChatGPT zugreifen, sammeln und aufbereiten.<br />

Allesamt Nutznießer eines Megatrends, deren Kassen<br />

klingeln, bevor überhaupt feststeht, wie oder wo genau der<br />

Endkunde die Effizienz mithilfe von KI verbessert.<br />

75 Prozent Kurschance. Mit anderen Worten: Ohne die<br />

Schaufeln,„Halbleiter, Anlagen und Services“ läuft auf technologischen<br />

Zukunftsfeldern wie erneuerbare Energien,<br />

elektrisch und autonom fahrende Autos oder KI so gut wie<br />

nix. FOCUS MONEY stellt für jede der drei Werkzeug-Gattungen<br />

die Top-Anbieter mit Kurschancen von bis zu 75 Prozent<br />

auf Sicht von zwölf Monaten zusammen (ab Seite 22) –<br />

übrigens ganz ohne die Mithilfe von ChatGPT.<br />

20 Fotos: Can Stock Photo (2), State Library of New South Wales, State Library of Queensland, Library University Washington Composing: FOCUS MONEY FOCUS MONEY 9/2023


moneytitel<br />

GOLDRAUSCH AM<br />

KLONDIKE: „besser in<br />

die Schaufelhersteller<br />

als in die Goldgräber<br />

investieren“<br />

CHIP-HERSTELLER/<br />

ANLAGENBAUER<br />

„KI-Branche<br />

erlebt iPhone-<br />

Moment“<br />

Mit ChatGPT ist KI in der Mitte<br />

der Gesellschaft angekommen<br />

– und damit die Erkenntnis:<br />

Chip-Entwickler und Auftragsfertiger<br />

sind die Basis für den<br />

technischen Fortschritt. Die<br />

Aktien stehen vor einem Hype<br />

Zahlen sagen mehr als Worte. Sagenhafte<br />

3,75 Billionen US-Dollar an Investitionen<br />

fließen nach Aussage der Bank of<br />

America (BofA) in weltweite umweltbezogene<br />

Anwendungen – sei es in erneuerbare<br />

Energien oder in E-Autos. Eine nie<br />

da gewesene globale Nachfrage nach<br />

Halbleitern und ein Wachstumspotenzial,<br />

das höher sei als das in den letzten 20 Jahren,<br />

so die Experten in einer Mitteilung.<br />

Einen der Wachstumstreiber für die<br />

Chip-Branche bildet die künstliche Intelligenz,<br />

die seit der offenen Testphase<br />

von ChatGPT im November 2022 in aller<br />

Munde und wegen der Vielzahl an privaten<br />

Anwendungsmöglichkeiten nur drei<br />

Monate später in der Mitte der Gesellschaft<br />

angekommen ist. Zwar ist Nvidia<br />

mit seinen High-End-Grafikkarten für den<br />

Einsatz bei Online-Spielen und leistungsstarken<br />

Prozessoren für Big Data, Cloud<br />

oder Artificial Intelligence bereits heute<br />

das Maß aller Dinge. Ein Siegeszug wie<br />

der von ChatGPT aber ist selbst für Nvidia-Gründer<br />

Jensen Huang neu. „Wir erleben<br />

den iPhone-Moment der künstlichen<br />

Intelligenz“, schwärmt Huang.<br />

Digitale Assistenten, die sich via Sprachsteuerung<br />

bedienen lassen, KI-basierte<br />

Bildgeneratoren, die selbstständig Grafiken<br />

oder Bilder durch Texteingaben<br />

oder Sprachbefehle erstellen, gehören<br />

heute zu den Routineanforderungen an<br />

Nvidia-Chips. Künftig werden intelligente<br />

Chatbots, die in der Lage sind, sich<br />

dank KI-Applikationen mit ihren menschlichen<br />

Pendants zu unterhalten, zum Alltag<br />

gehören – powered by Nvidia.<br />

Produziert werden die meisten Minikraftprotze<br />

größtenteils auf den Anlagen<br />

der großen Auftragsfertiger TSMC (WKN:<br />

9<strong>09</strong>800) und ASML. Letzterer hat mehr<br />

als 60 Prozent aller Chip-Hersteller unter<br />

Vertrag – darunter Intel und Samsung.<br />

Wegen ihrer einzigartigen Lithografietechnologie<br />

sind die Niederländer ihrer<br />

Konkurrenz gefühlt um Lichtjahre voraus.<br />

Insgesamt erweist sich KI als Segen für<br />

die Wirtschaft: Laut einer Erhebung von<br />

PwC dürfte die Einführung neuer KI-basierter<br />

Lösungen das weltweite Bruttoinlandsprodukt<br />

bis 2030 um rund 14,7 Prozent<br />

steigern.<br />

Dagegen ging es für die Aktie des US-<br />

Chip-Bauers Micron Technology zuletzt<br />

durch schweres Fahrwasser. Grund ist<br />

die maue PC-Nachfrage, die sich auf das<br />

Kerngeschäft mit Computerprozessoren<br />

auswirkt. Für Einsteiger mit KI-Fantasie<br />

das perfekte Timing: Experten sehen im<br />

neuen KI-Goldrausch Aufholpotenzial<br />

von bis zu 75 Prozent.<br />

FOCUS MONEY 9/2023<br />

21


moneytitel<br />

NEUER GESPRÄCHSPARTNER:<br />

Wer nicht mehr weiterweiß, kann<br />

sich die Antworten nun bei der<br />

Dialog-KI holen<br />

SELBSTVERSUCH<br />

Das kann die KI wirklich<br />

Die ganze Welt spricht darüber: ChatGPT – das neue Sprachmodell auf Basis künstlicher Intelligenz.<br />

FOCUS MONEY macht den Test und zeigt, wie das Programm funktioniert und wo seine Grenzen liegen<br />

von LIOBA SCHULZ<br />

Fragen beantworten, Informationen bereitstellen,<br />

Probleme lösen und eine nette Unterhaltung führen<br />

– all das verspricht uns das KI-Modell<br />

ChatGPT. Macht uns das bald alle arbeitslos? Ist das<br />

Programm besser als wir Menschen oder befinden wir<br />

uns am Anfang einer neuen Art der Zusammenarbeit?<br />

Wie bei jedem Konkurrenten oder neuen Mitarbeiter<br />

steht irgendwann das erste Kennenlernen an.<br />

Für einen Testzugang kann sich jeder kostenlosen unter:<br />

https://chat.openai.com/auth/login registrieren.<br />

Allerdings ist die Nachfrage aktuell so groß, dass die<br />

Freischaltung teils Monate dauert. Bereits eine Woche<br />

nach dem Start hatte der Chatbot über eine Million<br />

Nutzer und wuchs damit schneller als Instagram und<br />

TikTok. Ist der Testzugang endlich geglückt, kommt<br />

es zu den Stoßzeiten zu Überlastungen und Ausfällen<br />

auf der Website. Um Ihnen die Misere zu ersparen, hat<br />

FOCUS MONEY ChatGPT getestet und auf sein Können<br />

überprüft. Für den Check haben wir den KI-Profiteur<br />

Infineon herausgegriffen, lesen Sie selbst:<br />

FOCUS MONEY: Hallo, schreibe bitte einen anspruchsvollen<br />

Artikel für ein Wirtschaftsmagazin über das Unternehmen<br />

Infineon mit konkreten Finanzkennzahlen, der langfristigen<br />

Perspektive und möglichen Risiken.<br />

ChatGPT: Infineon ist ein führendes Unternehmen in der<br />

Halbleiterbranche und bietet Lösungen für elektrische Systeme.<br />

Das Unternehmen verzeichnete im Geschäftsjahr 2021<br />

einen Umsatz von 11,4 Milliarden Euro und einen Gewinn von<br />

1,5 Milliarden Euro. Die Finanzkennzahlen zeigen eine solide<br />

Geschäftsentwicklung.<br />

In Bezug auf die langfristigen Perspektiven sieht Infineon<br />

ein starkes Wachstumspotential in Bereichen wie künstlicher<br />

Intelligenz, Automatisierung und Elektromobilität. Um diese<br />

Chancen zu nutzen, wird das Unternehmen in Forschung<br />

und Entwicklung investieren und seine Präsenz in wachsenden<br />

Märkten ausbauen.<br />

Eines der Risiken für Infineon ist die Abhängigkeit von wenigen<br />

Kunden, insbesondere aus der Automobilbranche. Eine<br />

32<br />

Foto: Adobe Stock Composing: FOCUS MONEY<br />

FOCUS MONEY 9/2023

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