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moneyeditorial<br />
EDITORIAL<br />
Schuldenmacherei<br />
schwächt Euro<br />
der Euro ist in Gefahr. Finanzminister Christian Lindner ist sich dessen bewusst.<br />
Denn die EU-Kommission stößt eine Debatte über eine Reform der Schuldenregeln<br />
an. Zur Erinnerung: Einst wurden in Maastricht von den Staats- und Regierungschefs<br />
klare Kriterien beschlossen. Die wichtigsten Bedingungen sind eine Schuldenquote<br />
von 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt und ein maximales Haushaltsdefizit<br />
von drei Prozent. Zur traurigen Wahrheit gehört: Die meisten Euro-Länder<br />
verstoßen folgenlos gegen eigene Regeln. Die krassesten Beispiele sind Griechenland<br />
und Italien mit einer Staatsschuldenquote von 178 beziehungsweise 143 Prozent<br />
im dritten Quartal des vergangenen Jahres. Aber auch Österreich verletzt mit 81 Prozent<br />
die Maastricht-Kriterien seit Jahren. Selbst Deutschland ist mit knapp 67 Prozent<br />
kein Musterschüler. Das Bittere dabei: Mit ihren hohen Zinszahlungen für das<br />
Fremdkapital werden viele Milliarden an Steuern verschwendet.<br />
Lindner unternahm im Kampf gegen ungebremste Schuldenmacherei kürzlich<br />
eine Europa-Tournee von Den Haag über Helsinki bis Wien, um Verbündete zu finden.<br />
Das ist lobenswert. Denn die Bürger nicht nur in Deutschland wünschen sich<br />
eine stabile Währung.<br />
Der deutsche Finanzminister wirbt für einen reformierten, aber auch flexiblen Stabilitätspakt,<br />
der zu geringeren Staatsdefiziten und Schuldenquoten führt. Er fordert<br />
Mechanismen, um Verstöße gegen die Maastricht-Kriterien zu ahnden. Die Chancen<br />
auf harte Sanktionen sind jedoch gering. Insbesondere die Rechts-Regierung in<br />
Italien gilt als Befürworter lockerer Haushaltspolitik und weiterer Schulden. Selbst<br />
Österreichs Finanzminister Magnus Brunner machte seinem Amtskollegen wenig<br />
Hoffnung. Bis zum Jahr 2026 will sich die Alpenrepublik nur „in Richtung 72 Prozent“<br />
bei der Staatsverschuldung bewegen. Die Schuldenmacherei wird also weitergehen,<br />
bestenfalls in geringerer Geschwindigkeit. Mit dem finanzpolitischen Durchwursteln<br />
bleibt der Euro auch in Zukunft in Gefahr.<br />
Für Lindner hat sich der Wien-Trip dennoch gelohnt. Denn der selbst ernannte Sparfuchs<br />
unter den EU-Finanzministern hat sich einen vergnüglichen Abend im Frack<br />
auf dem pompösen Opernball gegönnt. Derartige opulente Termine stellen kein<br />
Symbol eines eisernen Sparwillens mitten in der Debatte über bessere EU-<br />
Schuldenregeln dar. Wie sagte einst die große liberale Politikerin Hildegard<br />
Hamm-Brücher: „Nicht nur mit der Macht kann man Dinge verändern,<br />
sondern auch mit dem Wort, der eigenen Haltung und Einstellung.“<br />
Herzlich Ihr<br />
FOCUS MONEY 9/2023<br />
HANS-PETER SIEBENHAAR<br />
Mitglied der Chefredaktion<br />
FOCUS MONEY<br />
Aus aktuellem Anlass!<br />
Lesen Sie FOCUS MONEY bequem zu Hause<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Inflation sinkt inzwischen deutlich. Die Aktienmärkte gehen<br />
davon aus, dass die Leitzinserhöhungen der großen Notenbanken<br />
demnächst enden und vielleicht schon Ende 2023 erste<br />
Zinssenkungen erfolgen. Was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse,<br />
nachdem zum Beispiel der Dax von seinem Rekordhoch nicht<br />
mehr weit entfernt notiert?<br />
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möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.<br />
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3
moneyinhalt<br />
12<br />
Neuer iPhone-<br />
Moment?<br />
Bereits heute wird KI in der<br />
Forschung, der Industrie<br />
oder der Logistik genutzt.<br />
Der Quantensprung von<br />
Microsoft hat das Zeug, die<br />
Branchen weiter zu verändern.<br />
Plus: Die besten Einzelaktien<br />
und Sammelinvestments – und<br />
ein Selbstversuch mit ChatGPT<br />
moneykompakt<br />
6 Palantir: Daten ohne Ende?<br />
Karlsruhe bremst Software aus<br />
7 Das kaufe ich jetzt: Die Deutsche<br />
Post hat noch Luft nach oben<br />
7 Börsentag: Inflation, Euro, Krieg<br />
– in Frankfurt gibt es Ratschläge<br />
7 Hit & Shit: Mercedes liefert, Jets<br />
heben nicht ab<br />
8 Zinsradar: Tages- und Festgeld<br />
im Aufwärtstrend<br />
8 Mikas Markt-Monitor: Die USA<br />
schotten sich ab. Droht uns eine<br />
Deglobalisierung?<br />
9 Commerzbank: Unter Jubel<br />
zurück in den Dax<br />
9 Wette der Woche: In Müll zu<br />
investieren, könnte sich lohnen<br />
10 Interview: Max Ponath, Geschäftsführung<br />
Velivery, über die Zukunft<br />
veganer Produkte<br />
98 Andis Börsenbarometer: So<br />
beeinflusst die Inflation den Wert<br />
von Aktien<br />
16<br />
„KI ist nicht länger ein<br />
Thema für wenige Tech-<br />
Fans, jetzt müssen wir<br />
uns alle damit befassen“<br />
JÖRG ROCKENHÄUSER,<br />
CHAIRMAN VON PERMIRA<br />
moneytitel<br />
12 Big Tech: Wie KI Industrie und<br />
Weltwirtschaft auf den Kopf stellt<br />
16 Interview: Finanzinvestor Jörg<br />
Rockenhäuser über die technische<br />
Revolution<br />
17 KI-Geldanlage: Worauf Anleger<br />
bei Tech-Aktien achten sollten<br />
20 Halbleiter, Anlagen, Services:<br />
Das sind die wahren Nutznießer<br />
der KI-Revolution<br />
26 „The Economist“: Was bedeutet<br />
der Vormarsch von Microsoft und<br />
ChatGPT für Google?<br />
30 Duell: „Ein neuer Tag für die<br />
Suche“: Microsofts Angriff auf<br />
Google und die Aktien-Folgen<br />
32 Selbstversuch: Was der<br />
intelligente Chatbot GPT kann –<br />
und warum MONEY besser ist<br />
moneymarkets<br />
34 Aktivistische Investoren:<br />
Angriffe zu beobachten und sich<br />
einzuklinken, kann sich lohnen<br />
4 Titelfotos: Adobe Stock<br />
FOCUS MONEY 9/2023
22. FEBRUAR 2023 www.money.de<br />
37 Globale Aktienfonds: Investieren<br />
ohne Stress und Krise<br />
42 Windkraft: Wird 2023 das Jahr<br />
der Turbinenbauer?<br />
45 Maschinen- und Anlagenbau:<br />
Nach miesen Branchenzahlen<br />
hoffen drei Unternehmen auf eine<br />
eigene Sonderkonjunktur<br />
48 Discountzertifikate: Schnäppchen<br />
ergattern dank Rabatt – das<br />
geht auch bei Aktien<br />
51 Chartsignal: Der Dax-Kurs-Index<br />
auf seinem Weg zum Allzeithoch?<br />
51 Börsenwissen: Ein Indikator sorgt<br />
für Aufruhr unter technischen<br />
Analysten<br />
52 Interview: Fondsmanagerin Lilian<br />
Haag über den japanischen<br />
Aktienmarkt<br />
55 Musterdepots: Banken, Autos,<br />
Technologie – hier liegen Gewinnchancen<br />
56 Interview: Der Vorstandssprecher<br />
der Fürstlich Castell’schen Bank,<br />
Ingo Mandt, über neue Wege in<br />
der Vermögensberatung<br />
moneydigital<br />
58 Highlights: Trotz kurzen Höhenflugs<br />
– Krypto bleibt ein Risiko<br />
59 Analyse: Lateinamerikanischer<br />
Web-Gigant unter der Lupe<br />
dswanlegerschutz<br />
61 Jung, digital, weiblich: Deutsche<br />
Unternehmen müssen diverser<br />
werden<br />
42<br />
Ab jetzt Rückenwind<br />
Endlose Genehmigungsverfahren und gestörte Lieferketten<br />
haben die Windkraftbranche ausgebremst. 2023 locken nun<br />
Rekordgewinne und gute Aussichten<br />
moneysteuern&recht<br />
62 Immobilienverrentung: Haus<br />
verkaufen, weiter nutzen? Diese<br />
Optionen haben Sie<br />
moneyservice<br />
66 Studie: FOCUS MONEY kürt die<br />
Unternehmen mit den zufriedensten<br />
Kunden<br />
moneyanalyse<br />
81 Fonds<br />
82 Deutsche Aktien<br />
90 Internationale Aktien<br />
96 ETFs<br />
97 Zertifikate<br />
moneyrubriken<br />
3 Editorial<br />
80 Leserbriefe – Impressum<br />
98 Termine<br />
34<br />
Laute Renditetreiber<br />
Mit kleinen Anteilen, aber umso größerem<br />
Getöse bringen aktivistische<br />
Investoren Vorstände auf Trab. Das<br />
bietet auch Privatanlegern die<br />
Chance mitzuverdienen<br />
62<br />
Kapital statt Eigentum<br />
Nutzungsrecht, Rückmietkauf oder Leibrente:<br />
Wer seine Immobilie zu Geld machen, aber<br />
weiterhin dort wohnen möchte, hat eine<br />
Reihe von Optionen. FOCUS MONEY erklärt<br />
Vorteile und Stolperfallen<br />
FOCUS MONEY 9/2023<br />
Inhaltfotos: Adobe Stock (2), Permira, S. Dorst/Unsplash<br />
Illustration: VectorStock<br />
5
moneytitel<br />
GEWINNBRINGER: KI wird<br />
fast alle Industriebranchen<br />
nachhaltig beeinflussen<br />
und damit auch deren<br />
Umsätze, Renditen und<br />
Aktienkurse<br />
NEUER IPHONE-MOMENT<br />
12<br />
Foto: iStock Composing: FOCUS MONEY<br />
FOCUS MONEY 9/2023
INNOVATIVES TANDEM:<br />
Sam Altman (l.), CEO von<br />
OpenAI, und Microsoft-<br />
Chef Satya Nadella wollen<br />
die digitale Welt mit KI für<br />
immer verändern<br />
von HANS-PETER SIEBENHAAR<br />
Wie die auf künstliche<br />
Intelligenz basierte<br />
Software zum Gamechanger<br />
nicht nur von<br />
Big Tech, sondern in der<br />
gesamten Wirtschaft<br />
werden kann. Für<br />
Anleger eröffnen sich<br />
große Chancen<br />
Mit aggressiven Worten geht Satya Nadella in der Regel<br />
sehr vorsichtig um. Doch der CEO des Software-<br />
Riesen Microsoft hatte sich seinen jüngsten Auftritt<br />
genauestens überlegt, als er an die Adresse von Alphabet,<br />
dem Mutterkonzern von Google, sagte:<br />
„Heute beginnt das Wettrennen.“ Microsoft integriert<br />
in seine bislang weitgehend erfolglose Suchmaschine Bing unter<br />
Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) mit ChatGPT einen Chatbot,<br />
der über die bisherigen Möglichkeiten weit hinausgehen soll.<br />
„Das ist der Beginn einer neuen Ära“, legte Sam Altman, CEO des<br />
Start-up OpenAI, nach. Die Firma ist der Erfinder von ChatGPT –<br />
ausgeschrieben:„Chat Generative Pre-trained Transformer“.<br />
Die großspurige Ansage kommt nicht von ungefähr. Microsoft,<br />
der Oldie von Big Tech, will mit der KI-basierten Suchmaschine<br />
endlich den Erzrivalen Google vom Thron stoßen und damit am<br />
globalen Werbekuchen viele Milliarden Euro verdienen. Nadella<br />
will nach 32 Jahren im Dienst von Microsoft einen neuen iPhone-<br />
Moment in der Technologiegeschichte schreiben.<br />
Der Aktienkurs spricht bereits Bände. Während das Papier von<br />
Microsoft einen Sprung nach oben erlebte, ging die Aktie von Alphabet<br />
in die Knie. Der Abstand zwischen den beiden Big-Tech-<br />
Giganten hat sich seit dem Auftritt von Nadella weiter vergrößert<br />
– nicht zuletzt wegen des miserablen Auftritts von Alphabet einen<br />
Tag später. CEO Sundar Pichai kündigte die KI-gestützte Software<br />
namens Bard an. Sie basiert auf dem KI-System namens LaMDA<br />
(Language Model for Dialogue Applications). Doch die Präsentation<br />
des Suchmaschinen-Riesen geriet zum Desaster: Die KI-Software<br />
Bard lieferte falsche Antworten. In nur zwei Tagen sank die<br />
Marktkapitalisierung des Google-Mutterkonzerns Alphabet um<br />
über 150 Milliarden Dollar. Im vergangenen Vierteljahr verlor das<br />
Google-Papier mehr als ein Viertel seines Werts. Die Marktkapitalisierung<br />
beträgt mittlerweile weniger als 1,1 Billionen Euro. Zum<br />
Vergleich: Der Börsenwert des Konkurrenten Microsoft beläuft sich<br />
derzeit auf fast 1,9 Billionen Euro. Die Zahlen demonstrieren, wie<br />
sensibel der Markt auf KI-Innovationen reagiert.<br />
Die Motivation von Microsoft-Chef Nadella ist daher gewaltig.<br />
Denn seine Suchmaschine Bing spielt seit Jahren eine bescheidene<br />
Nebenrolle. Nur rund drei Prozent aller Suchanfrage werden für die<br />
Microsoft-Tochter gestellt. Das schmerzt. Deshalb ist es wenig<br />
FOCUS MONEY 9/2023<br />
Foto: Microsoft 13
TITEL<br />
Goldfieber im Netz<br />
Der Hype um ChatGPT und künstliche Intelligenz erinnert an den Goldrausch im 19. Jahrhundert.<br />
Damals haben Schaufelverkäufer den größten Reibach gemacht – das dürfte sich wiederholen<br />
von JENS MASUHR und MARTINA SIMON<br />
Die Börsenweisheit ist so alt wie der Mann, der nicht<br />
müde wurde, sie zu predigen. „Investiere in einem<br />
Goldrausch besser in die Schaufelhersteller als in die<br />
Goldgräber“, riet Börsenikone André Kostolany zu Lebzeiten<br />
jedem Aktien-Greenhorn. Denn neben aller Plackerei und<br />
Investitionen braucht es für den Schürfer auch das nötige<br />
Quäntchen Glück, um am Ende des Tages auf eine Goldader<br />
zu stoßen. Anders die Situation derer, die das Werkzeug verkaufen.<br />
Ihr Geschäft ist sicher, und zwar umso sicherer, je<br />
mehr Goldsucher kommen und sich gegenseitig Konkurrenz<br />
machen. Die Hersteller der Schaufeln und Spitzhacken profitieren<br />
daher umso mehr, je härter die Goldsucher arbeiten.<br />
Glänzende Aussichten. Übertragen auf den Goldrausch 5.0,<br />
heißt das: Im Wettrennen um die künstliche Intelligenz (KI)<br />
stehen die Gewinner von ChatGPT & Co. bereits fest. Es sind<br />
einerseits Chip-Entwickler wie Nvidia, deren Prozessoren genügend<br />
Rechenleistung und Speicherplatz zur Verfügung stellen,<br />
sowie andererseits die Auftragsfertiger, auf deren Produk-<br />
tionsstraßen die Halbleiter entstehen. Beispiel: die zwei wohl<br />
wichtigsten Platzhirsche der Hightech-Branche – TSMC und<br />
ASML (siehe Seite 18). Zweitens: IT-Dienstleister wie Accenture,<br />
Infosys oder GFT, die ihre Kunden beraten und die passende<br />
KI-Software installieren. Und drittens: Spezialisten wie<br />
Alteryx oder ExlService, die die riesigen Datenmengen, auf die<br />
Programme wie ChatGPT zugreifen, sammeln und aufbereiten.<br />
Allesamt Nutznießer eines Megatrends, deren Kassen<br />
klingeln, bevor überhaupt feststeht, wie oder wo genau der<br />
Endkunde die Effizienz mithilfe von KI verbessert.<br />
75 Prozent Kurschance. Mit anderen Worten: Ohne die<br />
Schaufeln,„Halbleiter, Anlagen und Services“ läuft auf technologischen<br />
Zukunftsfeldern wie erneuerbare Energien,<br />
elektrisch und autonom fahrende Autos oder KI so gut wie<br />
nix. FOCUS MONEY stellt für jede der drei Werkzeug-Gattungen<br />
die Top-Anbieter mit Kurschancen von bis zu 75 Prozent<br />
auf Sicht von zwölf Monaten zusammen (ab Seite 22) –<br />
übrigens ganz ohne die Mithilfe von ChatGPT.<br />
20 Fotos: Can Stock Photo (2), State Library of New South Wales, State Library of Queensland, Library University Washington Composing: FOCUS MONEY FOCUS MONEY 9/2023
moneytitel<br />
GOLDRAUSCH AM<br />
KLONDIKE: „besser in<br />
die Schaufelhersteller<br />
als in die Goldgräber<br />
investieren“<br />
CHIP-HERSTELLER/<br />
ANLAGENBAUER<br />
„KI-Branche<br />
erlebt iPhone-<br />
Moment“<br />
Mit ChatGPT ist KI in der Mitte<br />
der Gesellschaft angekommen<br />
– und damit die Erkenntnis:<br />
Chip-Entwickler und Auftragsfertiger<br />
sind die Basis für den<br />
technischen Fortschritt. Die<br />
Aktien stehen vor einem Hype<br />
Zahlen sagen mehr als Worte. Sagenhafte<br />
3,75 Billionen US-Dollar an Investitionen<br />
fließen nach Aussage der Bank of<br />
America (BofA) in weltweite umweltbezogene<br />
Anwendungen – sei es in erneuerbare<br />
Energien oder in E-Autos. Eine nie<br />
da gewesene globale Nachfrage nach<br />
Halbleitern und ein Wachstumspotenzial,<br />
das höher sei als das in den letzten 20 Jahren,<br />
so die Experten in einer Mitteilung.<br />
Einen der Wachstumstreiber für die<br />
Chip-Branche bildet die künstliche Intelligenz,<br />
die seit der offenen Testphase<br />
von ChatGPT im November 2022 in aller<br />
Munde und wegen der Vielzahl an privaten<br />
Anwendungsmöglichkeiten nur drei<br />
Monate später in der Mitte der Gesellschaft<br />
angekommen ist. Zwar ist Nvidia<br />
mit seinen High-End-Grafikkarten für den<br />
Einsatz bei Online-Spielen und leistungsstarken<br />
Prozessoren für Big Data, Cloud<br />
oder Artificial Intelligence bereits heute<br />
das Maß aller Dinge. Ein Siegeszug wie<br />
der von ChatGPT aber ist selbst für Nvidia-Gründer<br />
Jensen Huang neu. „Wir erleben<br />
den iPhone-Moment der künstlichen<br />
Intelligenz“, schwärmt Huang.<br />
Digitale Assistenten, die sich via Sprachsteuerung<br />
bedienen lassen, KI-basierte<br />
Bildgeneratoren, die selbstständig Grafiken<br />
oder Bilder durch Texteingaben<br />
oder Sprachbefehle erstellen, gehören<br />
heute zu den Routineanforderungen an<br />
Nvidia-Chips. Künftig werden intelligente<br />
Chatbots, die in der Lage sind, sich<br />
dank KI-Applikationen mit ihren menschlichen<br />
Pendants zu unterhalten, zum Alltag<br />
gehören – powered by Nvidia.<br />
Produziert werden die meisten Minikraftprotze<br />
größtenteils auf den Anlagen<br />
der großen Auftragsfertiger TSMC (WKN:<br />
9<strong>09</strong>800) und ASML. Letzterer hat mehr<br />
als 60 Prozent aller Chip-Hersteller unter<br />
Vertrag – darunter Intel und Samsung.<br />
Wegen ihrer einzigartigen Lithografietechnologie<br />
sind die Niederländer ihrer<br />
Konkurrenz gefühlt um Lichtjahre voraus.<br />
Insgesamt erweist sich KI als Segen für<br />
die Wirtschaft: Laut einer Erhebung von<br />
PwC dürfte die Einführung neuer KI-basierter<br />
Lösungen das weltweite Bruttoinlandsprodukt<br />
bis 2030 um rund 14,7 Prozent<br />
steigern.<br />
Dagegen ging es für die Aktie des US-<br />
Chip-Bauers Micron Technology zuletzt<br />
durch schweres Fahrwasser. Grund ist<br />
die maue PC-Nachfrage, die sich auf das<br />
Kerngeschäft mit Computerprozessoren<br />
auswirkt. Für Einsteiger mit KI-Fantasie<br />
das perfekte Timing: Experten sehen im<br />
neuen KI-Goldrausch Aufholpotenzial<br />
von bis zu 75 Prozent.<br />
FOCUS MONEY 9/2023<br />
21
moneytitel<br />
NEUER GESPRÄCHSPARTNER:<br />
Wer nicht mehr weiterweiß, kann<br />
sich die Antworten nun bei der<br />
Dialog-KI holen<br />
SELBSTVERSUCH<br />
Das kann die KI wirklich<br />
Die ganze Welt spricht darüber: ChatGPT – das neue Sprachmodell auf Basis künstlicher Intelligenz.<br />
FOCUS MONEY macht den Test und zeigt, wie das Programm funktioniert und wo seine Grenzen liegen<br />
von LIOBA SCHULZ<br />
Fragen beantworten, Informationen bereitstellen,<br />
Probleme lösen und eine nette Unterhaltung führen<br />
– all das verspricht uns das KI-Modell<br />
ChatGPT. Macht uns das bald alle arbeitslos? Ist das<br />
Programm besser als wir Menschen oder befinden wir<br />
uns am Anfang einer neuen Art der Zusammenarbeit?<br />
Wie bei jedem Konkurrenten oder neuen Mitarbeiter<br />
steht irgendwann das erste Kennenlernen an.<br />
Für einen Testzugang kann sich jeder kostenlosen unter:<br />
https://chat.openai.com/auth/login registrieren.<br />
Allerdings ist die Nachfrage aktuell so groß, dass die<br />
Freischaltung teils Monate dauert. Bereits eine Woche<br />
nach dem Start hatte der Chatbot über eine Million<br />
Nutzer und wuchs damit schneller als Instagram und<br />
TikTok. Ist der Testzugang endlich geglückt, kommt<br />
es zu den Stoßzeiten zu Überlastungen und Ausfällen<br />
auf der Website. Um Ihnen die Misere zu ersparen, hat<br />
FOCUS MONEY ChatGPT getestet und auf sein Können<br />
überprüft. Für den Check haben wir den KI-Profiteur<br />
Infineon herausgegriffen, lesen Sie selbst:<br />
FOCUS MONEY: Hallo, schreibe bitte einen anspruchsvollen<br />
Artikel für ein Wirtschaftsmagazin über das Unternehmen<br />
Infineon mit konkreten Finanzkennzahlen, der langfristigen<br />
Perspektive und möglichen Risiken.<br />
ChatGPT: Infineon ist ein führendes Unternehmen in der<br />
Halbleiterbranche und bietet Lösungen für elektrische Systeme.<br />
Das Unternehmen verzeichnete im Geschäftsjahr 2021<br />
einen Umsatz von 11,4 Milliarden Euro und einen Gewinn von<br />
1,5 Milliarden Euro. Die Finanzkennzahlen zeigen eine solide<br />
Geschäftsentwicklung.<br />
In Bezug auf die langfristigen Perspektiven sieht Infineon<br />
ein starkes Wachstumspotential in Bereichen wie künstlicher<br />
Intelligenz, Automatisierung und Elektromobilität. Um diese<br />
Chancen zu nutzen, wird das Unternehmen in Forschung<br />
und Entwicklung investieren und seine Präsenz in wachsenden<br />
Märkten ausbauen.<br />
Eines der Risiken für Infineon ist die Abhängigkeit von wenigen<br />
Kunden, insbesondere aus der Automobilbranche. Eine<br />
32<br />
Foto: Adobe Stock Composing: FOCUS MONEY<br />
FOCUS MONEY 9/2023