FOCM-09-Vorschau
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TITEL<br />
Goldfieber im Netz<br />
Der Hype um ChatGPT und künstliche Intelligenz erinnert an den Goldrausch im 19. Jahrhundert.<br />
Damals haben Schaufelverkäufer den größten Reibach gemacht – das dürfte sich wiederholen<br />
von JENS MASUHR und MARTINA SIMON<br />
Die Börsenweisheit ist so alt wie der Mann, der nicht<br />
müde wurde, sie zu predigen. „Investiere in einem<br />
Goldrausch besser in die Schaufelhersteller als in die<br />
Goldgräber“, riet Börsenikone André Kostolany zu Lebzeiten<br />
jedem Aktien-Greenhorn. Denn neben aller Plackerei und<br />
Investitionen braucht es für den Schürfer auch das nötige<br />
Quäntchen Glück, um am Ende des Tages auf eine Goldader<br />
zu stoßen. Anders die Situation derer, die das Werkzeug verkaufen.<br />
Ihr Geschäft ist sicher, und zwar umso sicherer, je<br />
mehr Goldsucher kommen und sich gegenseitig Konkurrenz<br />
machen. Die Hersteller der Schaufeln und Spitzhacken profitieren<br />
daher umso mehr, je härter die Goldsucher arbeiten.<br />
Glänzende Aussichten. Übertragen auf den Goldrausch 5.0,<br />
heißt das: Im Wettrennen um die künstliche Intelligenz (KI)<br />
stehen die Gewinner von ChatGPT & Co. bereits fest. Es sind<br />
einerseits Chip-Entwickler wie Nvidia, deren Prozessoren genügend<br />
Rechenleistung und Speicherplatz zur Verfügung stellen,<br />
sowie andererseits die Auftragsfertiger, auf deren Produk-<br />
tionsstraßen die Halbleiter entstehen. Beispiel: die zwei wohl<br />
wichtigsten Platzhirsche der Hightech-Branche – TSMC und<br />
ASML (siehe Seite 18). Zweitens: IT-Dienstleister wie Accenture,<br />
Infosys oder GFT, die ihre Kunden beraten und die passende<br />
KI-Software installieren. Und drittens: Spezialisten wie<br />
Alteryx oder ExlService, die die riesigen Datenmengen, auf die<br />
Programme wie ChatGPT zugreifen, sammeln und aufbereiten.<br />
Allesamt Nutznießer eines Megatrends, deren Kassen<br />
klingeln, bevor überhaupt feststeht, wie oder wo genau der<br />
Endkunde die Effizienz mithilfe von KI verbessert.<br />
75 Prozent Kurschance. Mit anderen Worten: Ohne die<br />
Schaufeln,„Halbleiter, Anlagen und Services“ läuft auf technologischen<br />
Zukunftsfeldern wie erneuerbare Energien,<br />
elektrisch und autonom fahrende Autos oder KI so gut wie<br />
nix. FOCUS MONEY stellt für jede der drei Werkzeug-Gattungen<br />
die Top-Anbieter mit Kurschancen von bis zu 75 Prozent<br />
auf Sicht von zwölf Monaten zusammen (ab Seite 22) –<br />
übrigens ganz ohne die Mithilfe von ChatGPT.<br />
20 Fotos: Can Stock Photo (2), State Library of New South Wales, State Library of Queensland, Library University Washington Composing: FOCUS MONEY FOCUS MONEY 9/2023