62_Ausgabe August 2008

Vorwort<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Vor ein paar Wochen gab es in Görlitz<br />

allerlei Geheimnistuerei um die Dreharbeiten<br />

zum Film „Der Vorleser“ und<br />

nachträglich auch Lob für die entgegenkommende<br />

Unterstützung durch die<br />

Behörden (kein Wunder bei mehr als 50<br />

Jahren Erfahrung als „Filmstadt“). Das<br />

Drumherum an Aufnahmetechnik, gelangweilten<br />

Komparsen und genervten<br />

Regieassistenten ist mir nichts Neues;<br />

oft genug erlebte ich es vor fast 60 Jahren<br />

in Berlin und Potsdam. Dennoch war<br />

ich diesmal neugierig, weil ich 1950 etwa<br />

im gleichen Alter wie der „Vorleser“ gewesen<br />

war. Obwohl ich mir den Vorwurf<br />

einhandelte, einen literarischen Geheimtipp<br />

verschlafen zu haben, lieh ich<br />

mir das Taschenbuch „Bernhard Schlink:<br />

Der Vorleser“. Ich las es wie üblich die<br />

halbe Nacht lang in einem Zuge durch<br />

und stieß auch auf einen Satz, mit dem<br />

ich mich bestätigt fühlte: „Die Schichten<br />

unseres Lebens ruhen so dicht aufeinander<br />

auf, daß uns im Späteren immer<br />

Früheres begegnet, nicht als Abgetanes<br />

und Erledigtes, sondern gegenwärtig<br />

und lebendig.“<br />

In jedem neuen Heft StadtBILD Görlitz<br />

finden wir Beispiele dafür, wie das Gestern<br />

und das Heute zusammenhängen<br />

und zum Morgen führen, in der eigenen<br />

Biographie wie in der Geschichte der Familien,<br />

der Häuser, der Orte und Landschaften.<br />

Auch in unserer <strong>August</strong>-<strong>Ausgabe</strong><br />

sind Früheres und Gegenwärtiges<br />

miteinander verwoben, gruppiert um<br />

den 28. <strong>August</strong>, einen der bedeutendsten<br />

deutschen Gedenktage, über den<br />

man sich ausnahmsweise einmal nicht<br />

erst in einem Nachschlagewerk kundig<br />

machen muß. Möge auch in diesem Heft<br />

jeder etwas für sich finden – Vergessenes,<br />

Bedenkenswertes, Aufregendes,<br />

Nacheiferungswürdiges. Denkmäler und<br />

Chroniken, Biographien und Bauwerke<br />

aus Stadt und Kreis Görlitz werden wiederentdeckt<br />

von einer neuen Generation<br />

- staunend und dankbar zugleich. Meinte<br />

doch unser Jubilar, dessen Denkmal<br />

von 1902 Sie auf unserem Umschlag<br />

finden: „Ein Blick ins Buch und zwei ins<br />

Leben, das wird die rechte Form dem<br />

Geiste geben.“<br />

Für Ihre Lesertreue dankt Ihnen Ihr<br />

Ernst Kretzschmar<br />

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Einleitung<br />

3


Das Goethe-Denkmal von 1902 in Görlitz -<br />

Einweihung des Goethe-Brunnens, 5.6.1902 (Foto: Robert Scholz)<br />

Reich an Denkmälern war vor 100 Jahren<br />

auch die stürmisch aufblühende Stadt Görlitz.<br />

Dazu gehörte das Goethe-Denkmal,<br />

über dessen Einweihung am 5. Juni 1902<br />

die Presse berichtete: „Von herrlichem Wetter<br />

begünstigt, fand heute Vormittag 11 Uhr<br />

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4<br />

Titel |


Goethe-Denkmal<br />

einst Schmuckstück der Südstadt<br />

unter großer Beteiligung die feierliche Enthüllung<br />

des Goethe-Denkmals, an der Ecke der<br />

Goethe- und Sattigstraße gelegen, statt. Der<br />

Festgesang an die Künstler von Felix Mendelssohn-Bartholdy,<br />

vorgetragen von dem<br />

Gymnasialchor und dem Stadtorchester unter<br />

der Leitung des Herrn Gymnasiallehrers<br />

Deckert, bildete den Anfang der Feierlichkeit.<br />

Sodann erfolgte die Enthüllung und die Übergabe<br />

des Denkmals an die Stadt Görlitz. Das<br />

Denkmal ist von Herrn Architekt Hugo Behr,<br />

dem Erbauer der Ruhmeshalle, entworfen.<br />

In edlen, schönen Linien steigen die Wandungen<br />

des in gestocktem rotem Meißener<br />

Granit ausgeführten Brunnenbeckens, welches<br />

ein Delphinkopf speist, empor zu dem<br />

eigentlichen Bühnenpostament. Die Rückseite<br />

des Postaments trägt eine Erztafel mit<br />

folgender Inschrift: Zum Andenken an den<br />

150. Geburtstag Goethes ist dieses Denkmal<br />

von Goethefreunden der Stadt Görlitz errichtet.<br />

Den Brunnen hat der Herr Maurermeister<br />

und Stadtverordneter Jul. Großer, dem<br />

dieser Stadtteil sein Aufblühen verdankt, gestiftet.<br />

Die Büste ist von Professor Joh. Pfuhl<br />

modelliert. Architekt: Hugo Behr.“<br />

Für das Denkmalkomitee begrüßte Profes-<br />

sor Putzler zahlreiche Görlitzer Bürger und<br />

die Schüler des Gymnasium <strong>August</strong>um sowie<br />

Stadtverordnete und Mitglieder des<br />

Magistrats. Er verwies auf das in der Nähe<br />

gelegene Schiller-Denkmal (1859) und auf<br />

den 150. Geburtstag Goethes (1899), der<br />

den Anstoß gab, ein Denkmal des Dichters<br />

für Görlitz zu schaffen. Er übergab nach damaligem<br />

Brauch das Denkmal in die Obhut<br />

der Stadt, und Stadtkämmerer Dr. Kux übernahm<br />

es mit Worten des Dankes an Spender<br />

und Gestalter. In seiner kurzen, kraftvollen<br />

Weiherede verstand es Gymnasialdirektor<br />

Dr. Stutzer vortrefflich, Goethes Vermächtnis<br />

mit den Aufgaben der Gegenwart zu<br />

verbinden. Er brachte die Lebensleistungen<br />

von Goethe und Bismarck in enge Beziehung<br />

(1901 war auf der Landeskrone der<br />

Bismarckturm errichtet worden) und empfahl<br />

die Verschmelzung von Geist und Tatbereitschaft,<br />

von Kunst und nationaler Politik.<br />

„Nun können und wollen wir nicht zum unpolitischen<br />

Daseinsideal zurückkehren... Harmonisch<br />

müssen vereint werden Humanität<br />

und Nationalität, Gedanken und Taten, ideale<br />

Größe und reale Macht.“ An die Schüler<br />

gewandt, erklärte er: „Goethes Ideal gemäß<br />

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Titel | 5


Das Goethe-Denkmal von 1902 in Görlitz -<br />

sucht das Gymnasium Antikes und Nationales<br />

zu höherer Einheit zu verschmelzen.“ Es<br />

sei Aufgabe, Goethes und Bismarcks Erbe zu<br />

erhalten, „nicht einseitig Politik über Kunst<br />

und Wissenschaft zu stellen und umgekehrt.<br />

Vor allem aber sich keinem tatenscheuen<br />

Pessimismus hingeben! Auch Goethe verlangt,<br />

der Einzelne soll nach außen hin wirken,<br />

und zwar das Höchste, was er vermag...<br />

und im Sinne Goethes dahin tätig sein, dass<br />

die Volksbildung steigt.“ Die Nähe der Bahngleise<br />

und des Eisenbahnviadukts über die<br />

Neiße, aber auch die prächtigen Neubauten<br />

an der jungen Goethestraße machten diese<br />

Verschmelzung von Kunst uns fortschreitendem<br />

Leben besonders augenfällig. Beim anschließenden<br />

Zusammensein im Blockhausrestaurant<br />

würdigte Sanitätsrat Dr. Kleefeld<br />

die Bereitschaft vieler, das Denkmalvorhaben<br />

zu fördern. Dr. Freise dankte den Schöpfern<br />

des Kunstwerks. Bürgermeister Heyne hob<br />

die Leistung des Bildhauers Johannes Pfuhl,<br />

Berlin, hervor, dem die Stadt eine Reihe von<br />

Denkmälern verdankte (Reiterdenkmal Kaiser<br />

Wilhelm I. auf dem Obermarkt, Doppelstandbild<br />

Wilhelm I. und Friedrich III. in<br />

der Ruhmeshalle, Standbilder Bismarck und<br />

Moltke Obermarkt, Standbild Roon Wilhelmsplatz,<br />

Jacob-Böhme-Brunnen Nähe Reichenberger<br />

Brücke).<br />

Mit dem „Dichterviertel“ gab es damals den<br />

Versuch, die Namen für neue Straßen überlegt<br />

zu vergeben (Schiller, Goethe, Lessing,<br />

Wieland, Körner, Arndt, Fichte, Eichendorff,<br />

Heinzel, Holtei, Opitz, Reuter). Wer hat schon<br />

die Büsten von Schiller und Goethe am Eckhaus<br />

Bahnhofstraße/Schillerstraße entdeckt?<br />

Auch das Görlitzer Goethe-Denkmal blieb<br />

nicht vom Kriege verschont. Da zählte jedes<br />

Kilo Bronze. So verschwanden 1942<br />

die Büste (die Goethe im mittleren Lebensalter<br />

noch mit üppigem Jabot auf der Brust<br />

dargestellt hatte) und das Band mit zeittypischen<br />

Blattmotiven am unteren Sockelrand,<br />

später auch der Brunnen, dessen Unterhaltung<br />

wohl zu kostspielig war. Erst am<br />

28. <strong>August</strong> 1949, dem 200. Geburtstag des<br />

Dichters, wurde eine Sandsteinkopie der bekannten<br />

Goethebüste von Rauch auf den<br />

Sockel gesetzt. Wieder war die Schule am<br />

Klosterplatz (nun Lessing-Oberschule für<br />

Knaben) an der künstlerischen Gestaltung<br />

beteiligt. Die Ansprachen hielten der Theaterintendant<br />

Dr. Theo Modes und Dr. Walther<br />

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6<br />

Titel |


Goethe-Denkmal<br />

einst Schmuckstück der Südstadt<br />

Preusler, mein damaliger Deutschlehrer. Ein<br />

plötzlicher Gewitterguss weichte die Festversammlung<br />

durch, auch mich. Am 1. September<br />

entschädigte uns dafür die unvergessliche<br />

Festaufführung „Iphigenie auf Tauris“ im<br />

Gerhart-Hauptmann-Theater mit Manja Behrens,<br />

Dresden, in der Titelrolle, Modes als<br />

Thoas, Werder als Arkas, Richter als Orest,<br />

Paulus als Pylades. Inzwischen hat sich das<br />

Bild rund um das Denkmal gewandelt. Die<br />

vorbildlich sanierten Gebäude der Seniorenresidenz<br />

und vornehmen Mehrfamilienhäuser<br />

mit Zaungittern und Vorgärten zu beiden<br />

Seiten der Goethestraße zeugen von einstiger<br />

Noblesse. (Leider noch nicht die Villen<br />

Hagspihl und Ephraim.) Um so schmerzlicher<br />

berührt es, dass vom Goethe-Denkmal nur<br />

noch kümmerliche Reste übrig sind; selbst<br />

die Büste ist unansehnlich, der Dargestellte<br />

nur noch für Eingeweihte und über die Sockelinschrift<br />

erkennbar. Es muss ja nicht so<br />

bleiben. Goethes 200. Todestag ist allerdings<br />

erst 2032. Daher den Obhutspflichtigen im<br />

Rathaus Goethes Worte ins Gedächniss:<br />

„Wer freudig tut und sich des Getanen freut,<br />

ist glücklich.“<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

Zustand 1995<br />

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Titel |<br />

7


Flex-Gedenkstein<br />

Königshain gedenkt der Vorfahren -<br />

Trauriges über die Geschichte von Königshain<br />

erfährt man einem Buch von 1815 mit<br />

dem Titel „Kriegsdrangsale von Görlitz und<br />

der benachbarten Städte und Dörfer im Jahre<br />

1813. Von Johann Maaß, privatisierendem<br />

Gelehrten“. Da heißt es: „Hauptsächlich war<br />

diesem Dorfe der Rückzug der kaiserlich russischen<br />

und der königlich preußischen Truppen<br />

nach der Schlacht bei Bautzen und der<br />

darauf folgende Einmarsch der kaiserlich<br />

französischen Truppen im höchsten Grade<br />

verderblich... Der Schade, den das Dominium,<br />

der Pfarrer und die Einwohner durch<br />

diesen Rückzug gehabt haben, beläuft sich<br />

auf 20566 Taler“.<br />

Es folgt jene ergreifende Episode, die bis heute<br />

im Gedächtnis der Königshainer geblieben<br />

ist: „Bei dem Rückmarsche der Franzosen<br />

nach dem Waffenstillstande im September<br />

1813 ist überdem noch der Richter, Daniel<br />

Flex in Königshain, von den Franzosen auf<br />

eine schändliche Weise ermordet worden. Er<br />

bat nämlich um die Zurückgabe zweier von<br />

den Franzosen weggenommener Pferde, die<br />

auf ein anderes Dorf gehörten, deren Eigentümer<br />

dem Richter aber bekannt war. Während<br />

der Unterhandlungen des Richters mit<br />

den Franzosen, die weiter nicht unfreundlich<br />

waren, jedoch auch die Pferde nicht hergeben<br />

wollten, schoß ein anderer Franzose Flexen<br />

von hinten meuchlings in den Rücken,<br />

daß er niederfiel und nachher an der Wunde<br />

starb. Die umstehenden Franzosen lachten<br />

darüber und zogen weiter, ohne sich weder<br />

um den Richter, noch um seinen Mörder zu<br />

bekümmern“. So hatte es der Autor wenig<br />

später bei seinen Nachforschungen erfahren.<br />

Die Kirchenchronik berichtet: „1813,<br />

den 24. <strong>August</strong>, wurde der hiesige Richter<br />

Daniel Flex, Bauer im Mitteldorf, von einem<br />

Soldaten zwischen dem Dorf und Steinberge<br />

erschossen. Einem Holdendorfer Bauern<br />

Michler waren von etlichen Soldaten ein paar<br />

Pferde aus dem Busch entwendet und hierher<br />

gebracht worden. Ein paar einzelne nahestehende<br />

Leute aus Holdendorf kamen<br />

daher und baten, ein gutes Wort bei denen,<br />

die sie fortführten, einzulegen und um sie für<br />

Geld wieder einzulösen. Als der Richter dazu<br />

gerufen worden war, ging er ihnen nebst den<br />

Holdendorfer Dörflern und mehreren aus unserem<br />

Ort nach. Als er noch etwa 8 Schritte<br />

von ihnen entfernt war, bat er sie, neben<br />

ihm stand ein Mann aus Holdendorf. Noch<br />

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8<br />

Geschichte |


Flex-Gedenkstein von 1913 restauriert<br />

im Hinausgehen warnte der Richter<br />

seinen ebenfalls mitgehenden<br />

Sohn, nicht zu weit zu gehen, da<br />

sie geladene Geschosse hätten. Allein,<br />

was er von diesem abzuwenden<br />

suchte, begegnete ihm selbst.<br />

Dreimal wurde unter die nachgehend<br />

Bittenden geschossen, ohne<br />

jemand zu beschädigen. Der vierte<br />

Schuß aber traf ihn. Er fiel augenblicklich<br />

zu Boden und war tot, da<br />

die Kugel, welche von vorn hinein<br />

und hinten wieder herausgefahren<br />

war, dem Anschein nach das Herz<br />

getroffen hatte“.<br />

Überall in Deutschland gedachte<br />

man 1913 der Befreiungskriege<br />

gegen Napoleon und errichtete<br />

Denkmäler, das größte in Leipzig.<br />

In Königshain erinnerten sich die<br />

Urenkel an die tapfere Tat und das<br />

tragische Ende des einstigen Bürgermeisters<br />

und Dorfrichters. An<br />

der überlieferten Stelle seines Todes<br />

errichteten sie südwestlich vom<br />

Steinberg einen Gedenkstein. Die<br />

Stele ruht auf kräftigem Sockel und<br />

Flex-Gedenkstein bei Königshain von 1913,<br />

Rückseite nach der Restaurierung <strong>2008</strong><br />

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Geschichte |<br />

9


Flex-Gedenkstein<br />

Königshain gedenkt der Vorfahren -<br />

Flex-Gedenkstein bei Königshain, Vorderseite nach der Restaurierung <strong>2008</strong><br />

wird durch einen dreieckigen Giebelstein bekrönt.<br />

Auf der Vorderseite heißt es in schwarz<br />

ausgelegter Schrift: „Gedenkstein für Daniel<br />

Flex, Richter u. Bauer zu Königshain, welcher<br />

an dieser Stätte den 24. <strong>August</strong> 1813 mittags<br />

um 1 Uhr von französischen Soldaten<br />

dermaßen durchs Herz geschossen wurde,<br />

daß er augenblicklich tot zur Erde fiel, indem<br />

er im Drange von Menschenliebe u. Amtstreue<br />

bemüht war, die in der Nachbarschaft<br />

geraubten Pferde für die Eigentümer bittlich<br />

für Geld einzulösen. Seines Alters 54 Jahr 10<br />

Mon. 12 Tage“. An der Rückseite liest man:<br />

„Hiesige Dorfgemeinde, um welche er sich in<br />

dieser Angst- und Schreckenszeit Verdienste<br />

erworben, in Sonderheit seine Witwe und<br />

sechs Kinder wurden durch diesen Todesfall<br />

in diese schmerzliche Lage versetzt. Diesem<br />

mutigen Mann wurde zum ehrenden Gedenken<br />

durch die Gemeinde dieser Gedenkstein<br />

errichtet“.<br />

Weitere 95 Jahre danach fanden sich heimatverbundende<br />

Bürger, die mit ihren Spenden<br />

die gelungene Restaurierung des Steins<br />

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10<br />

Geschichte |


Flex-Gedenkstein von 1913 restauriert<br />

ermöglichten. Es<br />

waren Rainer Ullrich,<br />

Hans-Joachim<br />

Zicker und Dr.<br />

Wolfgang Hardegen.<br />

Unter starker<br />

Anteilnahme der<br />

Bevölkerung wurde<br />

der Stein am<br />

1. Juni <strong>2008</strong> bei<br />

strahlendem Sonnenschein<br />

enthüllt.<br />

Vorher zeigten Einwohner<br />

des Ortes<br />

in historischen Kostümen<br />

und begleitet<br />

von prächtigen<br />

Pferden den Vorfall<br />

von 1813 und die<br />

Denkmalweihe von<br />

1913. Dabei spielte Bürgermeister Siegfried<br />

Lange, der wenig später wiedergewählt wurde,<br />

die Rolle seines frühen Amtsvorgängers<br />

Flex.<br />

Die Königshainer, von den jüngsten bis zu<br />

den alten, achten das Erbe der Vorfahren.<br />

1998 begingen sie eine Festwoche zum 700.<br />

Ortsjubiläum. Der Heimatverein gestaltete<br />

dafür einen eindrucksvollen historischen<br />

Enthüllung des restaurierten Flex-Gedenksteines bei Königshain am 1. Juni <strong>2008</strong>,<br />

Bürgermeister Siegfried Lange in der Rolle des 1813 ermordeten Amtsvorgängers Flex.<br />

Festzug. Schon das siebente Jahr in Folge<br />

werden sie nach den Sommerferien Sagen<br />

von Königshain und Umgebung zu abendlicher<br />

Stunde im Schloßgarten spielen. Dafür<br />

sollte man sich den 12. oder 13. September<br />

<strong>2008</strong>, jeweils 20 Uhr, schon jetzt vormerken.<br />

Es lohnt sich!<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

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Geschichte |<br />

11


Kaisers<br />

Streitet euch nicht<br />

Bart<br />

um Kaisers Bart -<br />

<strong>2008</strong> gab es eine besondere Überraschung.<br />

Herr Dietrich Rohrbeck<br />

und seine Brüder stellten den Görlitzern<br />

eine kleine Büste von Kaiser<br />

Wilhelm I. (1797-1888) vor, die<br />

sich seit dem 12. Juni wieder am<br />

alten Platz befand, nämlich weit<br />

oben an der Fassade des Doppelhauses<br />

Postplatz 14 / 15. Das Original<br />

war während der Sanierungsarbeiten<br />

in den 1980er Jahren<br />

entfernt, Konsol und runde Nische<br />

aber belassen worden. Die Vorfahren<br />

der Brüder Rohrbeck, der erfolgreiche<br />

Kaufmann Felix Webel<br />

und der Bankier Oskar Großmann,<br />

waren Bauherren des 1881 fertiggestellten<br />

Gebäudes, das schon<br />

seinerzeit ein würdiges architektonisches<br />

Pendant zum vornehmen<br />

Victoria-Hotel an der Nordseite des<br />

Postplatzes bildete. Wilhelm I. war<br />

damals König von Preußen und<br />

Kaiser-Wilhelm-Büste Postplatz 14-15, <strong>2008</strong> Deutscher Kaiser, also Landesherr<br />

der Görlitzer. Bei seinem letzten<br />

Zum Auftakt des diesjährigen Muschelminnafestes<br />

auf dem Postplatz am 14. Juni endeten Haus vorüber. Als 1887 der<br />

Besuch 1882 fuhr er sogar am gerade voll-<br />

Kunst-<br />

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12<br />

Geschichte |


Kaisers<br />

oder doch?<br />

Bart<br />

brunnen mit der „Muschelminna“<br />

feierlich eingeweiht wurde, wandte<br />

die zahlreiche Festversammlung<br />

beim Singen der Nationalhymne<br />

(„Heil dir im Siegerkranz“) die Blicke<br />

auf jene Büste.<br />

Nun übergab Dietrich Rohrbeck<br />

Oberbürgermeister Joachim<br />

Paulick und der Stadt eine Nachfertigung<br />

der Büste (aus dem Fundus<br />

der Stiftung Preußischer Kulturbesitz)<br />

und zugleich eine Spende von<br />

10000 Euro als Grundstock für einen<br />

Fonds, der zur weiteren Restaurierung<br />

des Kunstbrunnens und<br />

der Platzanlage dienen soll. Der<br />

Oberbürgermeister bedankte sich<br />

namens der Bevölkerung und erinnerte<br />

in einer kurzen Ansprache<br />

mit etlichen Beispielen daran, wie<br />

die damalige Generation der Görlitzer<br />

mit einer Vielzahl von Denkmälern<br />

und Straßennamen ihre Verbundenheit<br />

mit dem Monarchen<br />

und ihre Dankbarkeit für die Reichseinigung<br />

von 1871 bekundete.<br />

Kaiser Wilhelm I, Gemälde von Bülow (Ausschnitt) 1883<br />

Kaum hatte die Presse Wind von der Sache<br />

bekommen, begann das übliche aufgereg-<br />

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Geschichte |<br />

13


Kaisers<br />

Streitet euch nicht<br />

Bart<br />

um Kaisers Bart -<br />

Postplatz, Südseite, Haus Nr. 14/15, Büste im 3. Obergeschoss, Mitte, um 1890<br />

te Gegacker hiesiger Provinzhühner. Es geht<br />

aber beim besten Willen nicht, unsere reichen<br />

Schätze an sanierter Gründerzeitarchitektur<br />

zu preisen und für das Wohnen in der<br />

Innenstadt zu werben, andererseits aber die<br />

damaligen Rahmenbedingungen polemisch<br />

herunterzumachen. In jener “wilhelminischen”<br />

Zeit erlebte ja Görlitz einen stürmischen Auf-<br />

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14<br />

Geschichte |


Kaisers<br />

oder doch?<br />

Bart<br />

schwung und seine bisher höchste Blüte. Die<br />

Rückkehr der Kaiserbüste zielt nicht auf einen<br />

Umsturz, sie ist nichts weiter als Normalität.<br />

Es gibt Wichtigeres, als sich um Kaisers<br />

Hinweisschild Postplatz 14/15, Juni <strong>2008</strong><br />

Bart zu streiten. Was meinte Goethe zu den<br />

Nörglern? „Gewissen Geistern muß man ihre<br />

Ideotismen lassen.“<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

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Geschichte |<br />

15


100 Jahre Straßburg-Passage -<br />

- Anzeige-<br />

Kosmetikfachkabinett<br />

Die Euro-Schulen in Görlitz wurden<br />

am 15. <strong>August</strong> 1992 mit einer Berufsfachschule<br />

für Fremdsprachenberufe<br />

gegründet und haben seitdem die Bildungslandschaft<br />

in der Stadt Görlitz, in<br />

der Region und im Freistaat Sachsen<br />

mit attraktiven arbeitsmarktorientierten<br />

Produkten und Angeboten in Bildung,<br />

Beratung und Vermittlung positiv geprägt<br />

sowie erfolgreich, prägnant und<br />

nachhaltig verändert. Davon überzeugt<br />

die eindrucksvolle Kombination von Berufsfachschulen/Fachschule<br />

für verschiedene<br />

sprachlich-kaufmännische (Europa-Korrespondent,<br />

Wirtschaftsassistent<br />

Fremdsprachen) und medizinisch-soziale<br />

Berufe (Kosmetik, Erziehung, Sozialassistenz<br />

und Altenpflege). Mitarbeiter<br />

mit fachlicher, pädagogischer und sozialer<br />

Kompetenz bilden - hoch motiviert -<br />

am Berufsbild praxisorientiert aus. Wir<br />

sind stolz, dass unsere Schüler an landes-<br />

und bundesweit ausgeschriebenen<br />

Wettbewerben teilnehmen und dabei<br />

Spitzenplätze belegen, wie zum Beispiel<br />

beim Bundesfremdsprachenwettbewerb,<br />

Bundesjugendschreiben sowie<br />

bundesweiten Make-up-Wettbewerb für<br />

Kosmetikschülerinnen auf Messen in<br />

Wiesbaden und München. Wir arbeiten<br />

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16<br />

Geschichte |


Straßburg-Passage<br />

Unternehmen stellen sich vor<br />

- Anzeige-<br />

eng mit den Euro-Schulen in Zittau, der<br />

Euro- Szkoła Zgorzelec sowie der Euroskola<br />

Ceská Lípa zusammen und legen<br />

somit den Grundstein für viele weitere<br />

zukunftsorientierte Bildungsprojekte im<br />

vereinten Europa.<br />

In der in Görlitz etablierten grenzüberschreitenden<br />

Europa-Bibliothek am Untermarkt,<br />

die als Sprach- und Begegnungszentrum<br />

gegründet wurde, sind<br />

mehr als 250 aktive Leser eingeschrieben.<br />

Sie enthält 18.000 Bücher, vorrangig<br />

in englischer Sprache.<br />

Die Euro-Schulen Görlitz/Zittau beteiligen<br />

sich an verschiedenen Projekten der<br />

Profilierung und Erweiterung der Fremdsprachen-<br />

und Europakompetenz wie<br />

z.B. mit der PONTES-Werkstatt „Nachbarschaft<br />

und Sprache“ und zeigen mit<br />

der Einrichtung des EUROPE-DIRECT-<br />

Informationsbüros im Auftrag der Europäischen<br />

Union Engagement in der Europa-Stadt<br />

Görlitz/Zgorzelec.<br />

Im Sommer 1999 konnten die Euro-<br />

Schulen die neu geschaffenen Räume<br />

in der Straßburg-Passage beziehen. Für<br />

unsere Berufsfachschule für Kosmetik<br />

Europabibliothek<br />

entstanden ein Fußpflege- und ein Pflegekabinett.<br />

Weitere Berufsfachschulen in<br />

den Bereichen Pflege, Erziehung und So-<br />

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Geschichte |<br />

17


100 Jahre Straßburg-Passage -<br />

- Anzeige-<br />

chen Kinderfeste,<br />

die durch die Schüler<br />

und Schülerinnen<br />

der Berufsfachschulen<br />

in der<br />

Straßburg-Passage<br />

gestaltet werden.<br />

In Kooperation mit<br />

dem Sächsischen<br />

Ausbildungs- und<br />

Erprobungskanal<br />

SAEK führen die<br />

Euro-Schulen Görlitz<br />

seit mehr als 3<br />

Jahren das Kinderradio-Projekt<br />

„Görlitzer<br />

Quasselstrippen“<br />

durch.<br />

Görlitzer Quasselstrippen mit Kulturbürgermeister Ulf Großmann Im Jahre 2006<br />

schlossen sich die<br />

ziales sowie die Schulleitung, der Job-Club<br />

und das Projekt ausbildungsbegleitende<br />

Hilfen fanden in der Straßburg-Passage<br />

ihr neues Domizil. Die Berufsfachschulen für<br />

Fremdsprachenberufe befinden sich am<br />

Sonnenplan.<br />

Besondere Höhepunkte sind die jährli-<br />

Standorte in Görlitz und in Zittau zu den<br />

Euro-Schulen Görlitz/Zittau zusammen.<br />

Bereits seit 1991 werden in Zittau Kernkompetenzen<br />

im kaufmännischen und<br />

IT-Bereich vermittelt. Seit ihrer Gründung<br />

verfügen die Euro-Schulen Görlitz/<br />

Zittau über umfangreiche Kontakte zur<br />

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18<br />

Geschichte |


Straßburg-Passage<br />

Unternehmen stellen sich vor<br />

- Anzeige-<br />

Wirtschaft in der<br />

Region, aber auch<br />

im In- und Ausland.<br />

Dieser Einfluss<br />

wirkt sich vor allem<br />

auf die praxisnahe<br />

Ausbildung, die<br />

betrieblichen Praktika<br />

und Projektarbeiten<br />

der Schüler<br />

aus. Wir stellen mit<br />

unseren Praxispartnern<br />

und Lehrkräften<br />

das Verhältnis „Schule<br />

– Wirtschaft“ in<br />

den Mittelpunkt des<br />

Qualitätsprozesses<br />

der Ausbildung.<br />

Die Euro-Schulen Görlitz/Zittau<br />

sind Prüfungs-<br />

und Testzentrum für Sprachen,<br />

Computer und Persönlichkeit und bieten<br />

weiterhin folgende Dienstleistungen an:<br />

Fort- und Weiterbildung • Firmenservice<br />

• Übersetzungs- und Dolmetscherdienste<br />

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und Kompetenzentwicklung über<br />

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Geschichte |<br />

19


Schloss Mengelsdorf<br />

Mengelsdorf<br />

-<br />

äußerst wechselhafte<br />

Vergangenheit.<br />

Dazu soll unser<br />

folgender Ausflug<br />

in die Geschichte<br />

des Gutes interessante<br />

Daten und<br />

Ereignisse ins Gedächtnis<br />

rufen.<br />

Seine erstmalige<br />

Erwähnung durch<br />

König Wenzel erfährt<br />

das Gut im<br />

Jahr 1293. Die älteste<br />

Urkunde, die<br />

einen Besitzer des<br />

damaligen Lehngutes<br />

und somit<br />

Caritasheim in Mengelsdorf<br />

dessen Existenz belegt,<br />

stammt aus dem Jahr 1387. Der<br />

Die Dörfer, Güter und Schlösser rund um<br />

Görlitz weisen wie auch die Stadt selbst erste namentlich erwähnte Besitzer ist<br />

über die Jahrhunderte eine bewegte<br />

Geschichte auf. So erlebte auch das Mengelsdorf die Güter Reichenbach,<br />

Ramphold von Gersdorf. Er besaß neben<br />

Gut Mengelsdorf, in dem seit Juli 1996 Niederreichenbach, Goßwitz und Sohland.<br />

Ihm folgten seine Frau Margarethe<br />

die Caritas in der Sozialtherapeutischen<br />

Wohnstätte chronisch psychisch kranke von Gersdorf und ihr Sohn Hanns. Sie<br />

Bewohner betreut, über die Jahre eine erhielt von Herzog Johannes zu Görlitz<br />

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20<br />

Geschichte |


Schloss<br />

Geschichte und<br />

Mengelsdorf<br />

Gegenwart Teil I<br />

am 1. Oktober des<br />

gleichen Jahres die<br />

eben genannten<br />

Güter zum Leibgedinge<br />

verschrieben.<br />

Allerdings bekam<br />

sie Streit mit<br />

Herrn Leuther von<br />

Gersdorf. Das Gut<br />

ging aber durch einen<br />

Urteilsspruch<br />

des Schöppenstuhls<br />

zu Dohna lebenslang<br />

in ihren Besitz<br />

über. Nachdem<br />

dieser in Besitz des<br />

Lehngutes gelangt<br />

war, gab er es 1400<br />

Schloss Mengelsdorf heute<br />

in die Hände von<br />

Jonen von Gersdorf. Dieser hatte in den Leuther wieder in den Besitz der Güter.<br />

vorangegangenen Jahren eine Fehde Seine Söhne Tamme, Hanns, Ramphold,<br />

mit Leuther ausgetragen. Diese Feindseligkeit<br />

wurde mit dem Tausch der Güter wie seine Tochter Margarethe, verehe-<br />

Leuther II., Nikolaus und Christoph so-<br />

beendet.<br />

lichte von Schoff 1 , wurden zum Teil auch<br />

Da Jonen von Gersdorf wahrscheinlich<br />

nach seinem Tod keine Erben hin-<br />

Hanns war Amtshauptmann des Kreises<br />

als Anführer im Hussitenkrieg berühmt.<br />

terließ, gelangten nun die Kinder von Görlitz. Ramphold war von 1430 bis 1436<br />

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Geschichte |<br />

21


Schloss Mengelsdorf<br />

Mengelsdorf<br />

-<br />

Ansichtskarte um 1900<br />

Pfarrer von Reichenbach. Es ist nicht genau<br />

überliefert, wie sich die Kinder untereinander<br />

geeinigt haben, aber sehr<br />

wahrscheinlich hat jedes seinen Anteil<br />

erhalten. Lediglich Ramphold und Christoph<br />

werden 1433 vorrangig als Besitzer<br />

genannt. Nachdem 1511 weitere Familienmitglieder<br />

derer von Gersdorf das Gut<br />

übernommen hatten, fügte schließlich<br />

1515 Balthasar von Rabenau, Besitzer<br />

von Arnsdorf, Liebstein und Thiemendorf,<br />

Gut Mengelsdorf zu seinen Besitztümern<br />

hinzu. Ihm folgte Strenzel von Gersdorf.<br />

1545 fiel das Gut an seinen Sohn Peter.<br />

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22<br />

Geschichte |


Schloss<br />

Geschichte und<br />

Mengelsdorf<br />

Gegenwart Teil I<br />

Briefausschnitt, geschrieben von Alfred Grohmann (Bäckerei), 1930<br />

Unter seiner Herrschaft wurde ein Teil<br />

des Städtchens Reichenbach, welches<br />

an Mengelsdorf zinspflichtig war, an<br />

die Brüder Balthasar und Joachim von<br />

Gersdorf verkauft. Joachim von Gersdorf<br />

behielt Döbschütz, starb aber be-<br />

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Geschichte |<br />

23


Schloss Mengelsdorf<br />

Mengelsdorf<br />

-<br />

reits 1584.<br />

Peter von Gersdorf mußte Mengelsdorf<br />

verkaufen, da er hoch verschuldet war.<br />

Vor seinem Tod 1597 verkaufte auch<br />

Balthasar Reichenbach und Mengelsdorf,<br />

da auch er mit Schulden belehnt<br />

war. Hanns von Warnsdorf erwirbt diese<br />

Güter und verkauft sie 1584 an Günter<br />

von Hermsdorf. Allerdings erwirbt Hanns<br />

von Warnsdorf aufgrund eines Lehnbriefes<br />

das Gut zu Himmelfahrt 1590 zurück.<br />

Da Kaiser Rudolph II. ihm gnädig<br />

gesinnt war, wandelte dieser 1599 seine<br />

ganzen Lehngüter in Erbgüter um. Weiterhin<br />

erhielt Herr Hanns vom Kaiser die<br />

Zusage, dass seine Güter niemals mehr<br />

mit Steuern belastet werden konnten.<br />

Es gelang ihm, einige Grundstücke wie<br />

das Hospital von Reichenbach, die Spitalwiese<br />

und einige angrenzende Äcker<br />

Mengelsdorf anzugliedern.<br />

Sein Sohn Hanns Georg von Warnsdorf<br />

teilt nach dem Tod seines Vaters 1613<br />

dessen Besitztümer mit seinem Bruder<br />

Sigismund. Er verkauft er Gut Mengelsdorf<br />

an Herrn Gottfried Rückert. Dieser<br />

war ein angesehener Bürger von Görlitz,<br />

wurde 1613 in den Adelsstand erhoben<br />

und mit dem Gut am 10. Februar 1<strong>62</strong>7<br />

belehnt. Er starb 1646. Am 15. November<br />

1638 übernimmt Georg von Rückert<br />

das Gut Mengelsdorf gegen Zahlung<br />

von nur 8500 Talern, da es im 30jährigen<br />

Krieg durch Brand und Plünderungen<br />

stark verwüstet worden war. Herr<br />

Georg war kaiserlich-kurfürstlicher sächsischer<br />

Obrist über ein Regiment der Kavallerie.<br />

Am 11. Juni 1647 erhält er die<br />

Lehnsherrschaft über Mengelsdorf. Von<br />

ihm erbte das Gut später seine Gemahlin,<br />

die sich nach seinem Tod mit Herrn<br />

Asche Claus von Lützau vermählte. Sie<br />

starb 1675 und liegt in Diehsa begraben.<br />

1)<br />

Schoff: ritterliches Geschlecht, das von Meißen in die<br />

Oberlausitz übersiedelte und aus dem der Hauptmann<br />

von Görlitz hervorging.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Quelle: Chronik Gut Mengelsdorf, zusammengestellt<br />

von Dr. Ingrid Oertel<br />

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24<br />

Geschichte |


Sternwarte<br />

Görlitz und seine Sternwarte<br />

-Fortsetzung-<br />

Günter Lampe (1925-1999)<br />

Der Turm auf dem Klosterplatz genügte<br />

nicht mehr den gewachsenen Anforderungen,<br />

das Gebälk unter der Plattform<br />

gab nach und vibrierte oft störend, die<br />

Stadtbeleuchtung nahm zu. 1963 begann<br />

Herr Lampe mit der Planung eines<br />

Neubaus im Stadtteil Biesnitz. Da<br />

günstige Standorte wie die Landeskrone<br />

oder der Steinberg versorgungstechnische<br />

Probleme bereiten würden, erfolgte<br />

1968 der Bau auf dem heutigen<br />

Gelände, An der Sternwarte 1. Am 20.<br />

Februar 1971 konnte der erste Bauabschnitt<br />

mit Vortragsraum, Fotolabor, Beobachtungskuppel<br />

und einer Plattform<br />

für kleinere Geräte eingeweiht werden.<br />

Das Hauptgerät, ein 1,5 Tonnen schweres<br />

Spiegelteleskop mit 400mm Durchmesser,<br />

das der Diplomastronom E.<br />

Bartl aus Apolda gebaut und zu dem die<br />

Firma Wilke in Falkensee die Optik geliefert<br />

hatte, steht auf einer Säule, die das<br />

Reichsbahnausbesserungswerk Görlitz<br />

anfertigte. Die erforderliche 4m-Kuppel<br />

baute und montierte der Görlitzer<br />

Waggonbau. Viele Betriebe wirkten bei<br />

dem Neubau mit und nicht zu vergessen<br />

Schüler und Lehrlinge. Doch dies alles<br />

geschah nicht im Selbstlauf, sondern<br />

war dem zähen, unnachgiebigen Drängen<br />

Herrn Lampes zu verdanken. Als<br />

er in den siebziger Jahren für längere<br />

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Geschichte |<br />

25


Sternwarte<br />

Görlitz und seine Sternwarte<br />

-Fortsetzung-<br />

Zeit erkrankte, stagnierte der Bau. Der<br />

bereits 1969 gekaufte Projektor für ein<br />

Kleinplanetarium wartete auf sein Gebäude.<br />

Anfang der achtziger Jahre standen<br />

die Zeichen für die Fortsetzung der<br />

Bauarbeiten günstig. Infolgedessen verbesserte<br />

sich die personelle Situation,<br />

weitere Mitarbeiter wurden eingestellt.<br />

Im März 1986 begannen endlich die Arbeiten<br />

an den restlichen Bauabschnitten.<br />

Sie wurden hauptsächlich getragen<br />

vom Lehrlingsbetrieb des damaligen VEB<br />

Stadtbau unter Beteiligung der Schulverwaltung,<br />

der Görlitzer PGHs „Stahlbau“,<br />

„Elektro“ und „Gesundheitstechnik“,<br />

dem Polytechnischen Zentrum des<br />

Wohnungsbaukombinates, den Stuckateuren<br />

der Denkmalpflege, Malermeister<br />

Schubert sowie weiteren Firmen, freiwilligen<br />

Helfern und durch Schülereinsätze.<br />

Seit der Projektierung waren mittlerweile<br />

zwanzig Jahre vergangen, und so<br />

konnte aus Kostengründen die Einrichtung<br />

leider nicht mehr in der Größe gebaut<br />

werden wie ursprünglich geplant.<br />

Aber immerhin konnte durch den Anbau<br />

eines weiteren Beobachtungsturmes mit<br />

3,5m-Kuppel, dem Planetarium mit 8m<br />

Durchmesser und einem zweiten Beobachtungshaus<br />

am 2. September 1989<br />

die zweitgrößte Sternwarte der Oberlausitz<br />

feierlich übergeben werden. Anlässlich<br />

des 450. Geburtstages von Bartholomäus<br />

Scultetus erhielt die Einrichtung<br />

in einer Feierstunde am 27. Mai 1990<br />

seinen Namen. Im November gleichen<br />

Jahres erreichte Günter Lampe sein<br />

Rentenalter und ging in den verdienten<br />

Ruhestand. Gern war er weiterhin<br />

auf der Sternwarte und nahm regen Anteil<br />

an ihrem weiteren Schicksal. Leider<br />

war es ihm nicht mehr vergönnt, die von<br />

ihm lang ersehnte totale Sonnenfinsternis<br />

im <strong>August</strong> 1999 zu beobachten, er<br />

verstarb überraschend elf Wochen vorher.<br />

Ihm ist es letztendlich zu danken,<br />

dass die Scultetus-Sternwarte ein wichtiger<br />

und beliebter Mosaikstein in der<br />

Görlitzer Kultur- und Bildungslandschaft<br />

geworden ist. Dank des Planetariums<br />

- dem einzigen im Kreis Görlitz - kann<br />

bei jeder Witterung die Faszination des<br />

Sternhimmels und seine inspirierende<br />

Wirkung auf Naturwissenschaften, Phi-<br />

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26<br />

Geschichte |


Sternwarte<br />

Astronomie in Biesnitz<br />

losophie und Künste<br />

allen Altersgruppen<br />

anschaulich nahegebracht<br />

werden, ja<br />

leistet die Sternwarte<br />

durch die Tatsache,<br />

dass unseren<br />

polnischen Nachbarn<br />

vergleichbare<br />

Einrichtungen erst<br />

in 200 km Entfernung<br />

zur Verfügung<br />

stehen, praktische<br />

Beiträge zur europäischen<br />

Verständigung.<br />

Sternwarte Biesnitz 1994<br />

Höhen und Tiefen kennzeichnen die Geschichte<br />

der Görlitzer Sternwarte, aufwärts<br />

ging es für sie immer dann, wenn<br />

bürgerschaftliches Engagement und<br />

eine bürgerfreundliche Stadtverwaltung<br />

zusammenfanden. Jede Epoche hat ihre<br />

Randbedingungen, und auch heute gilt<br />

es eine lange Tradition verlässlich fortzuführen,<br />

indem ein Verein die Einrichtung<br />

betreut. Der Förderverein freut sich<br />

über jeden Mitstreiter. Nicht nur Astronomen<br />

sind willkommen, es kommt darauf<br />

an, ein Herz für die Görlitzer Sternwarte<br />

zu haben. In den vergangenen<br />

Jahrzehnten haben Schüler, Lehrlinge,<br />

Handwerker die Sternwarte aufgebaut,<br />

haben Kinder, Jugendliche, Erzieher, Besucher<br />

sie schätzen gelernt…<br />

Lutz Pannier<br />

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Geschichte |<br />

27


Persönlichkeiten<br />

Der Löbauer Kunstmaler<br />

Hanns Lindner war und ist für viele „der<br />

Löbauer Kunstmaler“, im täglichen Leben<br />

war er der Zeichenlehrer vieler Löbauer.<br />

Er wurde am 28. Oktober 1885 in Nossen<br />

als Sohn eines Bürgerschullehrers<br />

geboren und besuchte von 1892 bis<br />

1900 die Bürgerschule und anschließend<br />

bis 1906 das Königliche Lehrerseminar.<br />

Danach arbeitete er bis 1909 als Hilfslehrer<br />

in Cossebaude. Da ihn Malen und<br />

Zeichnen sehr interessierte, besuchte er<br />

bis 1911 die Königliche Zeichenschule,<br />

die er als ausgebildeter Fachlehrer für<br />

Zeichenunterricht verließ. Das folgende<br />

Jahr verbrachte er mit künstlerischer<br />

Weiterbildung, und 1912 nahm er eine<br />

Lehrstelle an der Volksschule in Grüna<br />

an.<br />

Im selben Jahr heiratete er in Dresden<br />

Martha Baldeweg, mit der er 1913 nach<br />

Löbau zog. Er hatte die Stelle des Zeichenlehrers<br />

am Löbauer Seminar erhalten.<br />

Weil Lindner neben seiner Lehrtätigkeit<br />

künstlerisch weiter arbeiten<br />

wollte, richtete er sich in seiner Wohnung<br />

ein Atelier ein. In der folgenden<br />

Hanns Lindner<br />

Zeit entstanden viele seiner Werke.<br />

Am 30. Oktober 1920 wurde seine einzige<br />

Tochter Marianne geboren.<br />

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wur-<br />

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28<br />

Persönlichkeiten |


Persönlichkeiten<br />

Hanns Lindner (Ernst Paul Johannes Lindner)<br />

de Lindner noch als Volkssturmmann<br />

eingezogen. So verbrachte er die „Volkssturmzeit“<br />

dann auch zum größten Teil<br />

in einem Gefangenenlager in Hoyerswerda,<br />

aus welchem er in denkbar<br />

schlechtem gesundheitlichen Zustand<br />

entlassen wurde.<br />

Nach dem Krieg, er arbeitete nicht mehr<br />

als Lehrer an der Oberschule, widmete<br />

er sich der freischaffenden Kunst. Er<br />

malte vor allem, gab aber auch zu Hause<br />

privaten Zeichenunterricht.<br />

1961 verzog Hanns Lindner mit seiner<br />

Familie in die BRD. Da er nur wenige seiner<br />

Werke mitnehmen durfte, übergab<br />

er die restlichen dem Löbauer Stadtmuseum.<br />

Leider ließ er fast alle seine<br />

Druckplatten mit all seinen herrlich lebendigen<br />

Landschaften und Ortsansichten<br />

vernichten. Lindner war ein Meister<br />

der Radierung.<br />

Im Alter von fast 80 Jahren verstarb<br />

Hanns Lindner am 14. April 1965 an den<br />

Folgen einer Bruchoperation.<br />

In einem Brief an einen Löbauer Freund<br />

erklärt er diesem seine neue Welt, darin<br />

wird seine Sehnsucht nach seiner Heimat<br />

und vor allem nach der Oberlausitzer<br />

Landschaft deutlich.<br />

Brief vom 16.1.1963 aus Bremerhaven,<br />

Lieber ...<br />

An allem ist die Kälte schuld! Auch daran,<br />

daß ich Ihnen erst heute schreibe.<br />

Es ist nur gut, daß wir eine „Wohnung<br />

mit Zentralheizung“ haben – da ist alles,<br />

sogar der Hausflur und die Treppenaufgänge<br />

warm.<br />

Nun verstehen Sie mich nicht falsch.<br />

Selbstverständlich gehört diese Wohnung<br />

meiner Tochter... – Wir haben<br />

noch nichts – nicht einmal Geld ! –<br />

Schön ist der große Fernseher, der uns<br />

unterhält u. unsere Faulheit stärkt. – ich<br />

habe auch noch keinen Strich gezeichnet,<br />

wiewohl die Aussicht von unserem<br />

Fenster ganz leidlich ist. Anbei schicke<br />

ich Ihnen eine Skizze davon (Aber die<br />

ist auch noch nicht fertig!). An die Weser<br />

bin ich bloß einmal gekommen, wo<br />

noch kein Frost und Schnee war.- Ja, das<br />

war ja ganz schön, der Ausblick auf die<br />

Nordsee u. die großen Seeschiffe. Aber<br />

da an der Weser ist jetzt kein Wasser<br />

mehr, sondern nur Eis, u. der Wind ist<br />

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Persönlichkeiten | 29


Persönlichkeiten<br />

Der Löbauer Kunstmaler<br />

In den Löbauer Anlagen<br />

dort noch ein ganz paar Grad kälter<br />

als in Leherheide !- Die Häuser<br />

hier sind ganz modern, haben<br />

ein fast flaches Dach u. keine Essen<br />

u. stehen in der Landschaft<br />

wie Klötze – eins wie das andere.<br />

Die Fenster bestehen nur aus einer<br />

ganz großen Scheibe u. sind<br />

oben zu öffnen. Man kann sie<br />

aber auch ganz aufmachen. Die<br />

Türen lassen über dem Fußboden<br />

ein Stück frei, wegen der allgemeinen<br />

Durchwärmung.- Selbstverständlich<br />

gibt es in Bad und<br />

Küche jederzeit heißes u. kaltes<br />

Wasser. – die moderne Küche ist<br />

interessant (man ißt auch in der<br />

Küche - nicht in der Stube mit<br />

dem kleinen, niedrigen Tisch !):<br />

der Herd ist elektrisch geheizt,<br />

dann kommt der Zubereitungstisch,<br />

dann der Abwasch mit kaltem<br />

u. warmem Wasser u. Abfluß,<br />

dann die Trockenstelle für das Geschirr,<br />

schließlich der Eisschrank<br />

u. darüber und darunter die mit<br />

Schiebetüren verschlossenen Be-<br />

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30<br />

Persönlichkeiten |


Persönlichkeiten<br />

Hanns Lindner (Ernst Paul Johannes Lindner)<br />

hälter für Küchengeräte. Die Abfälle<br />

kommen in einen großen Kübel,<br />

der 2x in der Woche geleert<br />

wird u. auf dem Balkon steht. Gerade<br />

mir gegenüber sehe ich nur<br />

...Wohnblöcke, keinen Baum –<br />

bis auf die paar, die sie vorgestern<br />

gepflanzt haben. - Skizze<br />

Wohnblock - Sie sehen, daß alles<br />

hochmodern, vor allem zweckmäßig<br />

ist- und kalt wie eine Hundeschnautze<br />

! – Aber bequem u.<br />

praktisch.- Die Fronten alle nach<br />

Süden! – Von hier fährt man mit<br />

dem Bus 20 Minuten. In den Geschäften<br />

gibt es einfach alles. Jeden<br />

Morgen kommt ein Auto mit<br />

Milch, Quark, Käse, Wurst, Apfelsinen<br />

u.a. mehr.<br />

Aber ich glaube nicht, daß man<br />

hier etwas verkaufen kann –<br />

Bilder u. Radierungen natürlich !<br />

Für heute herzliche Grüße, ...<br />

Ihr H. Lindner<br />

R. Weimer<br />

Museum der Stadt Löbau<br />

Teil der alten Löbauer Stadtmauer mit Stadtpfeiferhaus<br />

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Persönlichkeiten |<br />

31


Vergessenes<br />

Ein vergessenes Arkadien<br />

Arkadien<br />

Ein vergessenes Arkadien.<br />

Schlösser und Parkanlagen der ehemaligen<br />

Grafschaft Glatz<br />

Vom 2. <strong>August</strong> bis 28. September <strong>2008</strong><br />

zeigt das Schlesische Museum zu Görlitz<br />

eine deutsch-polnische<br />

Wanderausstellung,<br />

die sich<br />

mit einem Kapitel<br />

der reichen Kulturund<br />

Architekturgeschichte<br />

der ehemaligen<br />

Grafschaft<br />

Glatz befasst. Die<br />

von Monumenta Silesiae<br />

e.V. Görlitz<br />

und dem Museum<br />

des Glatzer Landes<br />

in Glatz erarbeitete<br />

Ausstellung will die<br />

Besucher für den<br />

hohen kulturhistorischen Wert der Region<br />

sensibilisieren.<br />

Mit der Eroberung Schlesiens durch<br />

Friedrich II. wurde die Grafschaft Glatz<br />

1742 der preußischen Provinz Schlesien<br />

angeschlossen und durch ihre zahlreichen<br />

Heilbäder bald darauf als „Gesundbrunnen<br />

Deutschlands“ weithin bekannt.<br />

Mehr als sechzig Schlösser und Herrenhäuser<br />

prägen die Landschaft. Auf diese<br />

komplexen baulichen Anlagen aus verschiedenen<br />

Stilepochen mit weitläufigen<br />

Wirtschaftshöfen und Parks war auch<br />

das Leben der dörflichen Bevölkerung<br />

ausgerichtet.<br />

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32<br />

Wanderausstellung |


Vergessenes<br />

Schlösser und Parkanlagen<br />

Arkadien<br />

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

und dem Übergang Schlesiens an Polen<br />

brach die Tradition des adligen Landlebens<br />

ab. Viele Bauten verfielen oder<br />

wurden beseitigt. Spätestens jedoch<br />

seit der politischen Wende ist bei den<br />

zuständigen Behörden wie auch in der<br />

Bevölkerung des Landes eine neue Haltung<br />

zu erkennen, die diesem gemeinsamen<br />

kulturellen Erbe von Deutschen<br />

und Polen wieder neue Chancen eröffnet.<br />

Die unter der Leitung<br />

von Arne Franke<br />

entstandene<br />

Ausstellung befasst<br />

sich mit der Architektur<br />

von Schlössern<br />

und Anlagen,<br />

ihren Auftraggebern<br />

und ihrer heutigen<br />

Bedeutung.<br />

Etwa dreißig Adelssitze<br />

werden in<br />

Kurzbiografien mit<br />

historischem und<br />

aktuellem Bildmaterial<br />

vorgestellt. Die Ausstellung illustriert<br />

damit die siebenhundertjährige<br />

Adelsgeschichte einer bemerkenswerten<br />

Region Schlesiens.<br />

Text: Schlesisches Museum zu Görlitz<br />

Bildtitel: Schloss Eisersdorf/Żelazno,<br />

Foto: © A. Franke, Berlin<br />

Bildtitel: Im Wiederaufbau begriffene<br />

Ruine des Schlosses Wölfelsdorf/Wilkanów.<br />

Foto: © A. Franke, Berlin<br />

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Wanderausstellung | 33


Haus<br />

75 Jahre Haus Schminke -<br />

Der 31. Mai <strong>2008</strong> - ein historischer Tag<br />

im Leben des Haus Schminke.<br />

Seit nunmehr 75 Jahren<br />

hält der „Nudeldampfer“ den Stürmen<br />

der Zeit stand.<br />

Der Grundstein für den Bau des Haus<br />

Schminke wurde am 10. April 1930 gelegt,<br />

als das Ehepaar Fritz und Charlotte<br />

Schminke Kontakt zu dem Architekten<br />

Hans Scharoun aufnahm. Die Schminkes<br />

waren durch Besuche der Werkbund-Ausstellungen<br />

von 1927 in Stuttgart<br />

und 1929 in Breslau auf Scharoun<br />

aufmerksam geworden. Für das zu errichtende<br />

Haus haben die Bauherren<br />

sehr konkrete Vorstellungen, ließen dem<br />

Architekten jedoch genügend Spielraum<br />

für seine Entwurfsarbeit. Schminke erinnert<br />

sich später an seine Vorgaben: „Ein<br />

modernes Haus für 2 Eltern, 4 Kinder<br />

und gelegentlich 1-2 Gäste, da der Garten<br />

zur Hauptsache nördlich des vorgesehenen<br />

Bauplatzes lag, sollte der Blick<br />

nach dort wohl frei sein, jedoch sollten<br />

die Wohnräume auch Südsonne haben,<br />

leichte Bewirtschaftung, nur eine Gehilfin<br />

für die Hausfrau, praktische Fußböden,<br />

einfach und leicht zu reinigende<br />

Bäder, Schlaf- und Waschräume, Wohn-,<br />

Wasch- und Baderaum für die Hausgehilfin,<br />

Möglichkeiten zur Blumenpflege,<br />

an der die Hausfrau besonders interessiert<br />

war...“. Mit der Bauausführung<br />

wird der Löbauer Bauunternehmer Walter<br />

Vetter beauftragt. Nach zweijähriger<br />

Bauzeit konnte das Ehepaar mit seinen<br />

vier Kindern und dem Hausmädchen das<br />

Haus am 31. Mai 1933 beziehen.<br />

Fritz Schminke wurde am 9. November<br />

1897 (1971 verstorben) als Sohn von<br />

Wilhelm Schminke, dem Mitinhaber einer<br />

Textilfabrik, in Glauchau geboren.<br />

1904 kauft Wilhelm Schminke die Löbauer<br />

Anker-Teigwarenfabrik „Loeser &<br />

Richter“ und zieht mit seiner Frau Anna<br />

Therese Schminke, geb. Rössler, und<br />

Sohn Fritz in die Stadt am Berge. Der am<br />

30. Januar 1905 geborene Sohn Hans<br />

Wilhelm verstirbt im Alter von nur 4 Monaten<br />

und 5 Tagen. Am 13. Juli 1906<br />

wird der dritte Sohn, Joachim Schminke,<br />

geboren.<br />

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34<br />

Geschichte |


Haus<br />

ein historischer<br />

Schminke<br />

Tag für Löbau<br />

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Geschichte | 35


Haus<br />

75 Jahre Haus Schminke -<br />

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36<br />

Geschichte |


Haus<br />

ein historischer<br />

Schminke<br />

Tag für Löbau<br />

Am 21. März 1922 heiratete Fritz Oswald<br />

Schminke die drei Jahre jüngere Agnes<br />

Thekla Charlotte Orlamünder, eine gebürtige<br />

Magdeburgerin. Aus dieser Ehe<br />

gingen vier Kinder hervor: 1924 wurde<br />

der Sohn Fritz Wilhelm Harald (im Dez.<br />

1943 in Russland verstorben), 1926 die<br />

Tochter Anna Gertraude (im April <strong>2008</strong><br />

in Namibia verstorben), 1929 die Tochter<br />

Erika und 1930 die Tochter Helga geboren.<br />

Leider diente das Haus der Familie nur<br />

bis 1945 als Wohnhaus. Mit Rückgabe<br />

des Hauses nach der Beschlagnahmung<br />

durch die Rote Armee eröffnete Charlotte<br />

Schminke 1946 darin ein Erholungsheim<br />

für Kinder bombengeschädigter<br />

Familien aus Dresden, welches bis zum<br />

Frühjahr 1951 bestand. Ab Mai 1951<br />

wird das Wohnhaus von der Stadt Löbau<br />

gepachtet, um darin für die Freie<br />

Deutsche Jugend (FDJ) ein Klubhaus<br />

einzurichten. Im Jahre 1963 wird das<br />

Klubhaus der FDJ wieder aufgelöst und<br />

stattdessen ein „Haus der Pioniere“ eingerichtet.<br />

Nach Auflösung des Pionierhauses<br />

betreibt die Stadt Löbau von<br />

1990 bis <strong>August</strong> 1993 im Haus Schminke<br />

ein Freizeitzentrum für Kinder und Jugendliche,<br />

diese Organisation wandelte<br />

sich im September 1993 in einen Verein<br />

um, 2001 Umbenennung in „Haus<br />

Schminke e.V.“.<br />

Im Spätsommer 2005 kündigte der Verein<br />

den Nutzungsvertrag mit der Stadt<br />

Löbau und gibt das Haus am 31. Januar<br />

2006 der Stadt Löbau zurück. Seit Februar<br />

betreibt die Stadt Löbau das Haus<br />

Schminke wieder selbst.<br />

Schließlich wurde am 24. Mai 2007 in<br />

Zusammenarbeit mit der Hess AG in Villingen-Schwenningen<br />

eine Stiftung für<br />

das Haus Schminke ins Leben gerufen,<br />

diese durchläuft aber momentan noch<br />

das Anerkennungsverfahren beim zuständigen<br />

Regierungspräsidium.<br />

Das Haus ist von Dienstag bis Sonntag<br />

von 10 - 17 Uhr öffentlich zugänglich<br />

und steht für alle Nutzungen, die mit<br />

der Einhaltung des Denkmalschutzes<br />

vereinbar sind, zur Verfügung.<br />

Neben der ständigen Möglichkeit zur<br />

geführten Besichtigung wird auch sehr<br />

gern das Angebot zur Übernachtung ge-<br />

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Geschichte | 37


Haus<br />

75 Jahre Haus Schminke -<br />

nutzt. Das Haus Schminke bietet sich<br />

außerdem als Ort für Tagungen, Workshops,<br />

Seminare, Ausstellungen, Buchlesungen<br />

oder kleinere Konzerte an (Privatfeiern<br />

ausgenommen).<br />

Anhand der Statistiken lässt sich<br />

schlussfolgern, dass das Haus Schminke<br />

als Ausflugsort eine zunehmende Größe<br />

im Bereich des Tourismus in Löbau darstellt.<br />

Schließlich gehört es neben dem<br />

Haus Tugendhat von Mies van der Rohe<br />

in Brünn/Brno, der Villa Savoye von Le<br />

Corbusier in Poissy bei Paris und dem<br />

Haus Kaufmann von Frank Lioyd Wright<br />

in Pennsylvania zu den vier herausragendsten<br />

Beispielen des „Neuen Bauens“<br />

bzw. des „Internationalen Style“.<br />

Während 2006 1.726 Besucher das<br />

Haus besichtigten, waren es im vergangen<br />

Jahr bereits 2.499, Tendenz steigend.<br />

Beispielsweise stieg die Besucherzahl<br />

im Vergleichszeitraum Januar - Mai<br />

2007/<strong>2008</strong> um 48%. Bis dato erkundeten<br />

im Jahr <strong>2008</strong> 1.435 Gäste das Haus<br />

Schminke.<br />

Zusätzlich zu den Tagesgästen übernachteten<br />

in diesem Jahr schon 71 Personen<br />

im Haus, 2007 nahmen 152 Gäste<br />

das Angebot zur Übernachtung an, hingegen<br />

waren es 2006 nur 87 Personen.<br />

Man sieht, auch bei den Übernachtungen<br />

steigt die Nachfrage. Bei den übernachtenden<br />

Gästen handelt es sich um<br />

architekturbegeisterte Touristen, die teilweise<br />

eine lange Reise auf sich nehmen,<br />

um für eine Nacht die Wohnqualität des<br />

Hauses nachempfinden zu können.<br />

Erwähnenswert sind in jedem Fall auch<br />

die Zugriffe auf die Website www.hausschminke.de.<br />

Innerhalb eines Jahres<br />

(Mai 2007 - Mai <strong>2008</strong>) griffen 66.500<br />

Besucher auf die angegebene Homepage<br />

zu. Dabei zeigt die Statistik, dass<br />

die User aus aller Welt kommen, z.B.<br />

Andora, Guatemala, Japan, Peru, Taiwan,<br />

Ukraine... dies nur ein kleiner Auszug<br />

von den 61 zugreifenden Ländern.<br />

Seit letztem Jahr ist die Homepage<br />

Dank vielseitiger Unterstützung auch<br />

dreisprachig online - deutsch, englisch<br />

und tschechisch. Bis zur Freischaltung<br />

der französischen und polnischen Website<br />

wird allerdings noch etwas Zeit vergehen,<br />

aber es ist bereits in Arbeit.<br />

Eine „Geburtstagsfeier“ anlässlich des<br />

75jährigen Bestehens des Haus Schminke<br />

wird es noch geben. Es ist geplant,<br />

dass das Ereignis zusammen mit der offiziellen<br />

Stiftungsgründungsfeier wahrscheinlich<br />

im Herbst <strong>2008</strong> gefeiert wird.<br />

Katrin Schenk<br />

Leiterin Haus Schminke<br />

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38<br />

Geschichte |


Haus<br />

ein historischer<br />

Schminke<br />

Tag<br />

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Geschichte | 39


Die ersten<br />

Ortschronik<br />

Herrschaften von Deutsch-Ossig<br />

Das obere Gut Deutsch-Ossig ging<br />

1560 von dem genannten Paul Schnitter<br />

(vgl. Stadtbild Heft 61,S.40ff) an Lucas<br />

Schnitter über. Er erhielt es gegen<br />

Tausch der Herrschaft über Sorau.<br />

Gelage des Landadels, 16 Jhd.<br />

1572 kam es in den Besitz eines weiteren<br />

Familienmitgliedes, nämlich von Tobias<br />

Schnitter. Sein Verwandter Alexander<br />

Schnitter kaufte 1583 das Gut. Er<br />

starb 1601. Während seiner Herrschaft<br />

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40<br />

Geschichte |


Die<br />

nach der<br />

Ortschronik<br />

Teilung der Güter<br />

Teil III<br />

tobte 1585 die Pest in Görlitz. und Umgebung.<br />

Allein in Görlitz forderte sie<br />

2455 Tote. Aus dieser Zahl kann man<br />

schließen, dass auch in Deutsch-Ossig<br />

etliche Pestopfer zu beklagen waren.<br />

Nach dem Tod von Alexander Schnitter<br />

übernahm 1602 Christoph Arnold<br />

als Erbe das Obergut, denn er war mit<br />

Schnitters Tochter Anna verheiratet. Als<br />

er 1616 starb, ließ ihn seine Frau in der<br />

Nikolaikirche begraben und ein prächtiges<br />

Denkmal errichten.<br />

1618 gelangte Nathanael Scholze von<br />

Schollenstern in den Besitz des Gutes,<br />

indem er die Witwe Anna Arnold heiratete.<br />

Sein Vater war der berühmte Bürgermeister<br />

und Mathematiker M. Bartholomäus<br />

Scultetus, der bereits 1614<br />

starb. Durch seine große Gelehrsamkeit<br />

hatte er sich solche Verdienste erworben,<br />

dass seine zwei Söhne Immanuel<br />

und Nathanael von Kaiser Ferdinand<br />

II. in den Adelsstand erhoben wurden.<br />

Mit der Herrschaft durch Nathanael hatte<br />

auch Deutsch-Ossig ein entscheidendes<br />

Mitspracherecht bei den Landständen<br />

während des 30jährigen Krieges.<br />

Nathanael starb während der Pestzeit<br />

1634 und hinterließ vier unmündige Kinder.<br />

Sein Sohn Christian Friedrich Scholze<br />

von Schollenstern wurde deshalb<br />

erst 1653 Herr über Deutsch-Ossig. Er<br />

erbaute sich in diesem Jahr eine Gruft<br />

auf dem Kirchhof, in der er 1674 beigesetzt<br />

wurde.<br />

1680 erhielt schließlich Bartholomäus<br />

Scholze von Schollenstern das Obergut,<br />

der es 1704 an Johann Friedrich Junge<br />

auf Köslitz verkaufte. Junge hatte an<br />

dem Kirchenneubau in Deutsch-Ossig,<br />

über den noch zu berichten sein wird,<br />

entscheidenden Anteil.<br />

Anders als beim Obergut erging es nach<br />

der Teilung dem Mittelhof I des Gutes<br />

Deutsch-Ossig. Von den Besitzern Peter<br />

und Elias Thile wurde das Gut 1565<br />

an etliche Görlitzer Bürger versetzt, weil<br />

über 300.000 Taler Schulden abzutragen<br />

waren.<br />

1588 übernahm es Peter Rücker. Am 20.<br />

Juli 1594 wurde ihm von Kaiser Rudolph<br />

II. erlaubt, ein Wappen zu führen. Zwei<br />

seiner vier Kinder, Peter und Gottfried,<br />

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Geschichte |<br />

41


Die ersten<br />

Ortschronik<br />

Herrschaften von Deutsch-Ossig<br />

erbten 1615 das Gut. 1<strong>62</strong>5 starb Peter.<br />

Gottfried Rücker, der dem Hause Österreich<br />

in den Feldzügen gegen die Türken<br />

treue Dienste geleistet hatte, wurde<br />

von Kaiser Ferdinand II. am 4. <strong>August</strong><br />

1631 in den Adelsstand erhoben. Das<br />

zeugt zu diesem Zeitpunkt während des<br />

30jährigen Krieges von der unbedingten<br />

Treue des Landadels zum Kaiser.<br />

Bereits mit dem Tod von Peter Rücker<br />

erhielt Alphonsus Emmerich das Mittelgut,<br />

da er eine Tochter Rückers geheiratet<br />

hatte. Er besaß zu der Zeit schon<br />

das Gut Neundorf. Nachdem er stark<br />

verschuldet war, wurden Emmerichs<br />

Güter verkauft. So kaufte für 2.500 Taler<br />

1646 Christoph Cranz das Gut. Ein<br />

Teil des Vorwerks war für Kriegszwecke<br />

eingezogen worden. Schon wenige Jahre<br />

später(1651) brachte der Stadtrichter<br />

Gregor Gobius das Gut an sich. Er<br />

besaß auch Rauschwalde. Von beiden<br />

Gütern zweigte er ein Legat von 200<br />

Görlitzer Mark zur Unterhaltung seiner<br />

Gruft auf dem Nikolaifriedhof ab. Nach<br />

seinem Tod 1658 kam es zwei Jahre<br />

später an den Oberheideverwalter und<br />

Stadthauptmann Albinus Sigfried sen.<br />

(Trabinus ?). Sein Sohn wurde, als der<br />

Vater 1679 schwer erkrankte, nach Hause<br />

gerufen. Der Junior hatte in Leipzig<br />

studiert und bereiste danach mehrere<br />

fremde Länder. Nach dem Tod seines<br />

Vaters übernahm er 1680 das Gut Mittel-Deutsch-Ossig.<br />

Obwohl er dreimal<br />

verheiratet war, hinterließ er 1704 keine<br />

leiblichen Erben.<br />

Erst 1712 findet sich mit Christian Friedrich<br />

Fromberg wieder ein Besitzer, dem<br />

dazu gleichzeitig noch Kieslingswalde,<br />

Ludwigsdorf und Klingewalde gehörten.<br />

Er wurde in den Adelsstand erhoben.<br />

Ähnlich wie Gut Mittel-Deutsch-Ossig I<br />

ging auch Gut Mittel-Deutsch-Ossig II<br />

von Peter und Elias Thile an neue Besitzer<br />

über. Nur ein gewisser N. Bergmann<br />

ist 1642, nach Emmerichs Konkurs, vorübergehend<br />

als Besitzer genannt. Von<br />

seinem Nachfolger Cranz wurde das<br />

Mittelgut II 1658 an David Ferber, der<br />

bereits Klein-Biesnitz besaß, verkauft.<br />

Seine Tochter heiratete Johann Jakob<br />

Lichtner. Er starb 1696. In diesem Jahr<br />

findet sich der Name Dietrich wieder. Die<br />

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42<br />

Geschichte |


Die<br />

nach der<br />

Ortschronik<br />

Teilung der Güter<br />

Teil III<br />

Postkutsche und tanzende Bauern, 18 Jhd.<br />

Familie war im 15. Jahrhundert Besitzer<br />

von Deutsch-Ossig. Balthasar Dietrich<br />

studierte 1679 in Jena. Wegen der Pest<br />

ging er an die Universität Frankfurt/<br />

Oder. Er promovierte 1684 in Leyden<br />

(Holland) zum Dr. med. und wurde 1708<br />

Ratsherr in Görlitz. Er starb 1729 im Alter<br />

von 70 Jahren.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Dieter Liebig, Volker Richter, Zusammengestellt<br />

durch Dr. Ingrid Oertel<br />

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Geschichte |<br />

43


Görlitzer<br />

Geschichten aus dem Görlitzer Stadtverkehr -<br />

Frisch lackierter TW.24II als Sonderwagen der Ferienaktion<br />

Als der bekannte Dresdener Straßenbahnfachmann<br />

Mario Schatz am 10. <strong>August</strong><br />

1953 nach Görlitz kam, um Bilder<br />

unserer Tram im Alltag zu aufzunehmen,<br />

war er noch einer von ganz wenigen,<br />

die sich diese Mühe machten. Die<br />

Schnappschüsse sind heute unschätzba-<br />

re Zeitdokumente und lassen uns eine<br />

Momentaufnahme erleben, die den Betrieb<br />

in vielen Details noch im Zustand<br />

unmittelbar nach Kriegsende zeigen.<br />

Die für die Altbauwagen zu großen AEG-<br />

Scherenbügel waren nun etwa 8 Jahre<br />

auf den Dächern der Triebwagen, teil-<br />

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44<br />

Geschichte |


Görlitzer<br />

aus den <strong>August</strong>tagen<br />

Stadtverkehr<br />

vor 55 Jahren<br />

weise fand man noch<br />

Ganzreklame an den<br />

Seitenwänden. Es wurden<br />

5 Linien gefahren<br />

(wobei die Linien 4 und<br />

3 zwischen den Kursen<br />

der Linien 1 und<br />

2 – zum Teil verkürzt –<br />

fuhren). Die Linie 5 begann<br />

am Posteck und<br />

führte zur Stadthalle,<br />

musste aber über den<br />

Gleiswechsel vor der<br />

TW.11II, als Linie 5 beim Wenden an der Annengasse<br />

Haltestelle am Abzweig Sattigstraße mit Zug der Linie 2<br />

Annengasse wenden.<br />

Die Schulkinder sind<br />

zu den Ferienspielorten<br />

mit Sonderwagen<br />

gefahren worden, deren<br />

Zielschilder weggeklappt<br />

waren. Ein<br />

Zug war als Jugendzug<br />

– meist auf der Linie<br />

1 – unterwegs. An<br />

allen Endpunkten wurde<br />

noch rangiert. Direkt<br />

vor dem Abzweig<br />

Sattigstraße befand<br />

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Geschichte |<br />

45


Görlitzer<br />

Geschichten aus dem Görlitzer Stadtverkehr -<br />

sich damals eine Haltestelle. Die<br />

Wagen wirkten mehrheitlich verbraucht,<br />

aber sie fuhren – und<br />

die Görlitzer sahen sich mit dem<br />

Angebot recht gut versorgt. Neue<br />

Fahrzeuge kamen erst ab 1955<br />

hinzu. Man freute sich auf das alljährlich<br />

im Stadion stattfindende<br />

Höhenfeuerwerk. Noch Mitte der<br />

60er Jahre konnten wir als Kinder<br />

daran teilnehmen. Die Aufnahmen<br />

Typenreiner Puppenstubenzug als Linie 4<br />

Jugendzug an der Endstation Weinhübel<br />

strahlen trotz der schwierigen Zeit<br />

doch einen gewissen Optimismus<br />

aus. Sollten wir uns heute also von<br />

den aktuellen Problemen nicht zu<br />

sehr verzehren lassen, sondern<br />

vielmehr gemeinsam nach Lösungen<br />

suchen, die unsere Stadt voranbringen<br />

und die Lebensqualität<br />

ihrer Bürger verbessern helfen.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Andreas Riedel, Wiesbaden<br />

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46<br />

Geschichte |

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