Insights Frühjahr 2023
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FRÜHJAHR <strong>2023</strong><br />
<strong>Insights</strong><br />
DAS MAGAZIN<br />
FÜR DIE BRANCHE<br />
Lisi und Mama Martha Dirnbeck<br />
mit Markus Hoffmann,<br />
KOi – Kulinarik am Teich<br />
STORYS<br />
ÖSTERREICHISCHE POST AG | MZ03Z035182 | EUROGAST ÖSTERREICH GESMBH, HAUPTSTRASSE 150, 6511 ZAMS<br />
Frischer<br />
Wind<br />
Quereinsteiger in der<br />
Gastronomie und Hotellerie<br />
IMMER DER NASE NACH<br />
Zu Besuch beim<br />
Wilden Käser<br />
LEBENDIGER GENUSS<br />
Speckbachers neue<br />
Markthalle in Reutte<br />
BENJAMIN<br />
PARTH<br />
Der Aufsteiger<br />
im Interview<br />
WEIN<br />
MAL ANDERS<br />
Dem Trend<br />
Naturwein auf<br />
der Spur<br />
TEA TIME<br />
Warum Tee bei<br />
keiner Mahlzeit<br />
fehlen sollte<br />
Mit<br />
Gastro-News<br />
aus Österreich und<br />
der Welt
Amuse-Gueule<br />
In der Gastronomie ist eines unserer wichtigsten Güter<br />
die menschliche Komponente. Sie trägt in Restaurants und<br />
Hotels nicht minder zum Erlebnis der Gäste bei als die<br />
Speisen oder die Ausstattung. Ausgerechnet hier stehen<br />
wir vor einer Herausforderung, denn gutes Personal<br />
ist bekanntlich schwer zu finden.<br />
In unserer aktuellen Ausgabe möchten wir uns daher<br />
auf jene fokussieren, die erst später in die Branche eingetreten<br />
sind: die Quereinsteiger. Wir stellen sechs Personen vor,<br />
die ihre angestammten Berufe aufgaben, um sich ihren<br />
Traum in Gastro und Hotellerie zu verwirklichen. Ob von<br />
der Reha-Beraterin zur Hoteldirektorin oder von der<br />
Lehrerin zur Eisproduzentin.<br />
Florian Fledersbacher,<br />
Head of Group Marketing<br />
Weniger Quereinstieg und eher Wiederauferstehung feiert<br />
der Naturwein (Seite 28). Klarer Aufsteiger ist dieses Jahr<br />
Benjamin Parth, der uns ab Seite 34 im Interview einen<br />
Einblick in seine Karriere gibt. Einen gewissen Umstieg hat<br />
der Wilde Käser vollzogen und aus Käse ein Erlebnis<br />
geschaffen (Seite 42). Zuletzt steigen wir ab Seite 52 in die<br />
Tiefen der Teekunst ab und entdecken ihre weniger<br />
bekannten Seiten.<br />
Mit diesen und zahlreichen weiteren Geschichten wünschen<br />
wir Ihnen gute Unterhaltung bei der <strong>Frühjahr</strong>sausgabe<br />
von Eurogast <strong>Insights</strong>.<br />
WWW.FACEBOOK.COM/EUROGAST EUROGAST.OESTERREICH WWW.EUROGAST.AT<br />
Impressum Eurogast <strong>Insights</strong> – <strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong><br />
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Eurogast Österreich, Hauptstraße 150, 6511 Zams, Österreich, +43/5442/90 80 7, zentrale@eurogast.at | Konzept, Layout, Redaktion und Gestaltung:<br />
TARGET GROUP GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck | Mitarbeiter dieser Ausgabe: Theresa Kirchmair (Ltg.), Philipp Buchacher, Daniel Feichtner, Anna Kirchgatterer,<br />
Barbara Kluibenschädl, Nico Knappe, Haris Kovacevic, Denis Pscheidl, Michael Rathmayr, Lisa Schwarzenauer | Grafik: Thomas Bucher, Lisa Untermarzoner | Cover: KOi/Ramona Hackl<br />
Fotos, sofern nicht anders gekennzeichnet: Axel Springer, Franz Oss, Michael Rathmayr | Illustrationen: Monika Cichoń | Druck: Bauer Medien, 1030 Wien<br />
3
Inhalt<br />
52<br />
ESSIG & ÖL<br />
FÜR IHRE KREATIVEN SALATKREATIONEN<br />
42 So ein Käse<br />
Zu Besuch beim<br />
Wilden Käser<br />
50 Liebe zum Beruf<br />
Einkäuferin Sylvia<br />
Semler behält bei Interex<br />
den Überblick<br />
52 Teezeit<br />
Getränkebegleitung<br />
abseits bekannter Pfade<br />
8 Fusion<br />
Gastronomische Highlights<br />
rund um den Globus<br />
10 Hausmannskost<br />
Was tut sich in Österreich<br />
18<br />
60 <strong>Insights</strong><br />
Neues aus der Welt<br />
von Eurogast<br />
66 Anders gekocht<br />
Gebackene Kässpätzle<br />
von Kurt Woltsche<br />
12 Neue Gesichter<br />
für die Branche<br />
Sechs Quereinsteiger<br />
im Porträt<br />
Entdecken Sie unser umfangreiches Sortiment auf<br />
www.kotanyigourmet.com<br />
© Franz Oss, David Bohmann, Domäne Wachau, Eva-Maria Kerber<br />
28 Im Trend: Naturweine<br />
Was die unbehandelten<br />
Spezialitäten ausmacht<br />
34 Kochen mit<br />
fünf Hauben<br />
Aufsteiger Benjamin Parth<br />
im Interview<br />
40 Marktgenuss<br />
Speckbachers neue Markthalle<br />
in Reutte<br />
Gebackene „Montafoner Keesspätzle“<br />
66<br />
5
Influenced<br />
Das 1876 gegründete Café<br />
Central ist der Instagram-<br />
Star unter den Alt-Wiener<br />
Kaffeehäusern. Laut Analyse des<br />
Medienbeobachters APA-Comm<br />
landet das Traditionshaus im<br />
prunkvollen Palais Ferstel mit<br />
weit über 20.000 Postings auf<br />
der Social-Media-Plattform<br />
auf Platz 1, gefolgt von Sacher<br />
und Landtmann. Ob frühere<br />
Stammgäste des Central, wie<br />
Sigmund Freud und Arthur<br />
Schnitzler, sich mit in die<br />
regelmäßigen Warteschlangen<br />
vor dem Portal in der Herrengasse<br />
begeben hätten, ist fraglich.<br />
© Michael Rathmayr<br />
7
FUSION<br />
NEUES AUS DER WELT<br />
HONG KONG, MELBOURNE,<br />
GLOBAL<br />
Das Auge isst mit<br />
Von 3. Jänner bis 4. Juni können sich die<br />
optischen Feinspitze unter den Lokalen zu<br />
den Restaurant and Bar Design Awards <strong>2023</strong><br />
anmelden. Im Vorjahr wurde 1.111 Ones aus<br />
Hong Kong zum schönsten Restaurant gekürt,<br />
Curious in Melbourne als attraktivste<br />
Bar ausgezeichnet.<br />
ABU DHABI, VEREINIGTE<br />
ARABISCHE EMIRATE<br />
Innovation im Fokus<br />
Gutes Personal ist schwer zu finden. Die Vereinigten<br />
Arabischen Emirate zeichneten Anfang Jänner im<br />
Rahmen der FoodTech Challenge innovative Ansätze<br />
im Bereich Lebensmittelproduktion aus – wer<br />
seine Entwicklung im Land vorantreibt, dem winkt<br />
das Preisgeld von bis zu zwei Millionen Dollar.<br />
FOOD NETWORK CANADA<br />
KOCHEN MIT LIEBE<br />
Pamela Anderson steht<br />
wieder vor der Kamera.<br />
Diesmal nicht im ikonischen<br />
roten Badeanzug,<br />
sondern mit ihrer eigenen<br />
Kochshow Pamela’s Cooking with Love.<br />
Kredenzt werden ausschließlich pflanzliche<br />
Gerichte, die Schauspielerin ernährt<br />
sich seit über 30 Jahren vegan.<br />
KANADA<br />
USA<br />
DÄNEMARK<br />
JA PAN<br />
EU-WEIT<br />
CAMPINAS,<br />
BRASILIEN<br />
FRISCHE<br />
IDEEN<br />
AUS EINER<br />
HAND<br />
Geballte Innovation für<br />
die lateinamerikanische<br />
Lebensmittelbranche will<br />
noch im ersten Quartal<br />
<strong>2023</strong> das neue Tropical<br />
Food Innovation Lab in<br />
Campinas liefern. Ein<br />
Zusammenschluss aus<br />
Privatunternehmen und<br />
Forschungsinstituten<br />
möchte mit dem Zentrum<br />
High-End-Technik für<br />
Start-ups und Co. zugänglich<br />
machen.<br />
AKITA, JAPAN<br />
Perfektes Match<br />
Die japanische Brauerei Suzuki Shuzoten vertraut<br />
auf künstliche Intelligenz, um ihren Sake perfekt auf<br />
Fischgerichte abzustimmen. Um den Fischkonsum<br />
in der Region zu fördern, wird der Geschmack der<br />
lokalen Fischsorten von Sensoren analysiert und<br />
darauf basierend die perfekte Sakebegleitung kreiert –<br />
allein dieses Jahr sollen acht Sorten erscheinen.<br />
KOPENHAGEN, DÄNEMARK<br />
No more Noma 2.0<br />
BRASILIEN<br />
Wer noch im mehrfach als bestes Restaurant der Welt<br />
ausgezeichneten Noma speisen möchte, sollte sich beeilen:<br />
René Redzepis Innovationsmaschine schließt im Winter<br />
2024 ihre Pforten. Nur als Pop-up weltweit und für eine Saison<br />
in Kopenhagen wird Noma 3.0 zwischen kulinarischen<br />
Entdeckungstouren weiterhin Gäste empfangen.<br />
© shutterstock.com, Steven Ko Photography, FoodTech Challenge<br />
KENIA<br />
VEREINIGTE<br />
ARABISCHE EMIRATE<br />
NAIROBI, KENIA<br />
INNOVATION<br />
AUS DEM SÜDEN<br />
Im Zuge der Africa Food<br />
Awards kommen Ende März<br />
Forschung und Wirtschaft<br />
in Nairobi zusammen, um die<br />
Besten südlich der Sahara zu<br />
küren. Der Fokus liegt nicht<br />
nur auf der Lebensmittelindustrie,<br />
sondern auch auf<br />
damit verbundenen Nachhaltigkeitsinitiativen.<br />
Das große<br />
Krabbeln<br />
Insektenproteine sind auf dem<br />
Vormarsch – zumindest rechtlich.<br />
Seit Ende Jänner dürfen<br />
auch Hausgrillen und die Larven<br />
des Getreideschimmelkäfers in<br />
Lebensmitteln verwendet werden,<br />
bei Wanderheuschrecken und<br />
Mehlwürmern war das schon<br />
länger der Fall.<br />
NEW YORK, USA<br />
18 auf einen Streich<br />
Masse samt Klasse war das Motto von<br />
Eric Finkelstein, als er seinen kulinarischen<br />
Weltrekordversuch antrat:<br />
Er dinierte an einem Tag in 18 New<br />
Yorker Sternerestaurants. Der Versuch<br />
gelang, ob er die Speisen genießen<br />
konnte, sei dahingestellt.<br />
SANTA FE, USA<br />
DER DUFT<br />
NEW<br />
MEXIKOS<br />
Als erster Nationalstaat<br />
der USA ist New<br />
Mexico auf dem Wege,<br />
ein offizielles Aroma<br />
festzulegen. Favorit<br />
ist der Duft gerösteter<br />
grüner Chilischoten, der<br />
saisonal allgegenwärtig<br />
ist. Die Hoffnung dahinter:<br />
Mehr Tourismus.<br />
8 9
NEUES AUS ÖSTERREICH<br />
STEIERMARK<br />
OBERÖSTERREICH<br />
HAUSMANNSKOST<br />
STEIERMARK<br />
Sushi-Umzug<br />
Fünf Jahre lang war das Zwei-<br />
Hauben-Restaurant Memori in<br />
Graz Garant für bestes Sushi.<br />
Doch seit Ende Jänner stehen<br />
die Fans hochqualitativer asiatischer<br />
Küche vor verschlossenen<br />
Türen. Allerdings wohl nicht<br />
für lange. Denn spätestens<br />
im Sommer soll das Memori<br />
laut Geschäftsführer Wie Wei<br />
Sun wiederauferstehen – an<br />
einer neuen Location in der<br />
Innenstadt. Wo genau, bleibt<br />
allerdings noch abzuwarten.<br />
WIEN<br />
Geteilte Genüsse<br />
C.O.P. steht für Collection<br />
of Produce – übersetzt in<br />
etwa: eine Sammlung von<br />
Erzeugnissen. Und genau<br />
das ist es, worauf sich die<br />
Gründer Haya und Nuriel<br />
Molcho in dem seit Dezember<br />
geöffneten Wiener Restaurant<br />
besinnen wollen: Anstelle von<br />
Zeremoniell und komplexer<br />
Zubereitung liegt der Fokus<br />
der saisonalen Gerich te auf<br />
den Erzeugnissen der rund<br />
50 regionalen Pro duzenten,<br />
von denen Küchen chef Elihay<br />
Berliner seine Zutaten bezieht.<br />
Serviert werden die mediterran<br />
inspirierten Speisen<br />
zudem auf Sharing plates.<br />
Pflanzlich & preisgekrönt<br />
Aufatmen können Vegetarier bei der Suche nach einem<br />
Urlaubsdomizil in Tirol: Das gleichnamige Hotel<br />
in der Leutasch wurde von der Veganen Gesellschaft<br />
Österreich zum besten Ferienhotel für Vegetarier<br />
und Veganer gekürt. Neben breitem Freizeit angebot<br />
bietet das Vier-Sterne-Naturhotel seinen Gästen<br />
auch täglich ein veganes Vier-Gänge-Menü.<br />
Führungswechsel<br />
Im Chef’s Table im Hotel Rote Wand in Lech gibt sich seit<br />
Oktober ein neuer Chefkoch die Ehre. An die Stelle von Max<br />
Natmessnig, der dem Restaurant vier Hauben erkocht hat, tritt<br />
nun Julian Stieger. Der 28-Jährige war zuvor unter anderem im<br />
Geranium in Kopenhagen und im Eleven Madison Park tätig.<br />
TIROL<br />
VORARLBERG<br />
BURGENLAND<br />
Bestes aus<br />
der Region<br />
Anfang April soll<br />
das Designer-<br />
Outlet Parndorf<br />
um eine Shopping-Attraktion<br />
reicher sein. Auf<br />
220 m 2 werden dann im myburgenland-Shop<br />
600 Produkte zu finden sein, die das Kulinarik- und<br />
Weinangebot der Region widerspiegeln. Sie sollen<br />
den jährlich mehr als sechs Millionen Besuchern<br />
des Outlets das Burgenland schmackhaft machen.<br />
10 11<br />
© shutterstock.com, Bergergut/Thomas Hofer, West, IngoPertramer, Cafeine, Mike Meyer Aufatmen, Magdalensberg, Nuriel Molcho, Eurogast Österreich<br />
Wachstumsschub<br />
bei Eurogast Österreich<br />
Ab 1. April stärkt ein elftes Mitglied das Netzwerk von Eurogast Österreich:<br />
Gastro Haring schließt sich der Unternehmensgruppe an. Der erfolgreiche Familienbetrieb<br />
aus Großklein im Bezirk Leibnitz betreut 1.800 Kunden in Kärnten und<br />
der Steiermark. Die Eurogast-Geschäftsführer Peter Krug, Franz Sinnesberger<br />
und Alexander Kiennast heißen Manuel Haring (3. v. l.), Geschäftsführer<br />
von Gastro Haring, herzlich in der Gruppe willkommen.<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Ein Belgier<br />
in der Wachau<br />
Ende März steht dem wachau<br />
GOURMETfestival hoher Besuch<br />
ins Haus. Im Rahmen der<br />
Eventreihe Dorfer & Friends<br />
gibt sich dort Nick Bril,<br />
seines Zeichens Zwei-Sterne-Koch<br />
aus Antwerpen, die<br />
Ehre. Dort hat Bril sich in der<br />
Kapelle eines ehemaligen<br />
Militärhospitals mit seinem<br />
Restaurant The Jane zum<br />
Gault&Millau-Koch des Jahres<br />
<strong>2023</strong> gekocht. Eingeladen<br />
von Susanne und Thomas<br />
Dorfer beweist der Starkoch<br />
am 27. März sein Können.<br />
KÄRNTEN<br />
Höchste<br />
Biergenüsse<br />
Auf über 1.000 Meter Seehöhe kommen<br />
im Gipfelhaus Magdalensberg<br />
in Kärnten nicht nur regionale<br />
Kulinarik und Erzeugnisse aus der<br />
eigenen Landwirtschaft auf den<br />
Tisch, sondern auch edler Gerstensaft.<br />
Das hat dem Gasthof und<br />
Hotel nun die Auszeichnung des<br />
Wirtshausführers BierwirtInnen des<br />
Jahres <strong>2023</strong> eingebracht. Prämiert<br />
wurden dabei neben der Zapf- und<br />
Glaskultur auch das Service und<br />
das kulinarische Know-how.<br />
Vorreiter<br />
Nachhaltiger Einkauf ist das Ziel vieler<br />
Gastrobetriebe. Die Landwirtschaftliche<br />
Berufs- und Fachschule Schlierbach ist<br />
durch Küchenleiterin Anita Dutzler und ihr<br />
Team in dieser Hinsicht bereits ein<br />
Vorzeigebetrieb:<br />
86,5 %<br />
der eingekauften Lebensmittel<br />
sind regional,<br />
47 %<br />
bio.<br />
SALZBURG<br />
Grüner Monat<br />
Den ganzen März wird<br />
in Salzburg pflanzlich<br />
aufgetischt. Beim eat&meet<br />
Festival kommen diesmal<br />
Vegourmets bei ins gesamt<br />
71 zum Teil kostenlosen<br />
Veranstaltungen in der<br />
Salzburger Altstadt auf<br />
ihre Kosten.
COVERSTORY<br />
SPÄT-<br />
BERUFENE<br />
#1<br />
Monika Misch<br />
Mölltalerhof<br />
#2<br />
Eva-Maria Kerber<br />
Eva’s Eisdeal<br />
#3<br />
Gerda und<br />
Josef Wiesler<br />
Ratschen und Wohnothek<br />
#4<br />
Lisi Dirnbeck und<br />
Markus Hoffmann<br />
KOi – Kulinarik am Teich<br />
Warum sich diese sechs<br />
Quereinsteiger für die Gastronomie<br />
entschieden haben.<br />
12
#1<br />
COVERSTORY<br />
„Natürlich gibt es<br />
auch Stress, aber das<br />
lässt sich hier ganz<br />
anders klären.“<br />
Monika Misch<br />
I<br />
m ruhig gelegenen Mölltal steht in Lainach<br />
der Mölltalerhof, das familiäre<br />
Hotel im alpenländischen Stil, in dem<br />
Hoteldirektorin Monika Misch Touristen aus aller<br />
Welt empfängt. Sie liebt das Arbeiten mit den Gästen<br />
und wird von Kollegen und Einheimischen geschätzt<br />
und unterstützt. Den Großteil ihres Lebens verbrachte<br />
Monika allerdings nicht an der Rezeption, sondern<br />
am Krankenbett.<br />
Monika mag den direkten<br />
Kontakt mit den Gästen.<br />
GESUNDHEITSARBEIT,<br />
DIE KRANK MACHT<br />
Vom Krankenbett<br />
zur Hotelsuite<br />
Monika Misch hat ihren Reha-Beraterinnenjob in<br />
Berlin aufgegeben, um den Mölltalerhof in Kärnten<br />
als Hoteldirektorin zu leiten. Über eine Frau, die in der<br />
Hotellerie ihr Glück gefunden hat.<br />
Text: Nico Knappe<br />
© Monika Misch<br />
„Viel Arbeit, großen Druck und so manchen Ärger“,<br />
so beschreibt Monika Misch ihren ehemaligen Job<br />
als Reha-Beraterin. Mehr als 15 Jahre arbeitete sie in<br />
Berlin und kümmerte sich darum, Patienten, die aus<br />
dem Krankenhaus entlassen wurden, bei der Wahl der<br />
richtigen Reha-Therapie zu unterstützen. Zu Beginn<br />
hatte Monika noch mehr Freude am Beruf, damals<br />
arbeitete sie viel direkt mit den Patienten und war zum<br />
Beispiel für Reha-Sport zuständig. In den letzten Jahren<br />
waren es aber vor allem Verwaltungstätigkeiten,<br />
die Monika immer unzufriedener ausübte. „Die Verwaltung<br />
frisst einen auf – es war zu viel Druck für zu<br />
wenig Leute“, sagt sie rückblickend.<br />
INSPIRATION IN DER AUSZEIT<br />
Mit ihrer nicht zufriedenstellenden Situation im Kopf<br />
nahm sich Monika eine Auszeit und sagt heute: „Ich<br />
wollte einfach ausbrechen.“ Ihre Nachdenkpause verbrachte<br />
sie im Mölltal, das sie in den 1970er-Jahren<br />
als Kind mit ihrer Familie regelmäßig besuchte. Wie<br />
der Zufall es wollte, verbrachte sie ihre Auszeit ausgerechnet<br />
im Mölltalerhof, wo sie heute arbeitet. Dort<br />
wurde gerade eine neue Hoteldirektorin gesucht, und<br />
das Team des Mölltalerhofs machte ihr überraschend<br />
das Angebot dort anzufangen.<br />
„Der Gedanke hat mich Tag und Nacht<br />
nicht losgelassen“, erzählt Monika. Ihr Umfeld stand<br />
dem Angebot gemischt gegenüber. Zuspruch bekam<br />
sie von ihrer Mutter, von einigen Freunden aber auch<br />
Unverständnis: „Als ich manchen gezeigt habe, wie<br />
groß Lainach ist, haben sie mich für verrückt erklärt<br />
von Berlin dorthin zu gehen.“<br />
ANKOMMEN IN EINER<br />
ANDEREN WELT<br />
„Als ich mich entschlossen habe nach Lainach zu<br />
gehen, hatte ich zuerst Respekt und die Sorge alleine<br />
zu sein“, schildert Monika und ergänzt: „Das ist aber<br />
14 15
COVERSTORY<br />
D I E P R O F I -<br />
D E S S E R T - G E N U S S<br />
V O M F E I N S T E N !<br />
Von der Großstadt Berlin zog es Monika<br />
nach Kärnten in den Mölltalerhof.<br />
„Mut zur Lücke.<br />
Stellt euch dem<br />
Risiko.“<br />
Monika Misch<br />
lich gibt es auch Stress, aber das lässt sich<br />
hier ganz anders klären – zusammen als<br />
Team.“ Für sie entstand sogar „ein Gefühl<br />
von Liebe“ zum Mölltalerhof, Lainach und<br />
den Menschen dort.<br />
10.887<br />
offene Stellen in<br />
der Hotellerie und<br />
Gastronomie gab es<br />
im Januar <strong>2023</strong> in<br />
Österreich.<br />
Quelle: AMS<br />
gar nicht so.“ Vom Hotelteam wurde sie offenherzig<br />
empfangen. „Es gab niemanden,<br />
der skeptisch war, ob ich als Quereinsteigerin<br />
kompetent genug bin.“ Verglichen<br />
mit ihrem alten Beruf könne Monika jetzt<br />
weniger am PC und freier arbeiten. Eine<br />
Führungsposition wie als Hoteldirektorin<br />
kannte sie bereits aus ihren ehemaligen<br />
Jobs und kommt damit gut zurecht.<br />
Was ihr vor allem Freude bereitet,<br />
ist der Austausch und die direkte<br />
Arbeit mit den Gästen. Auch der Stresslevel<br />
sei ein anderer, erzählt Monika: „Natür-<br />
QUEREINSTEIGEN<br />
Im Rückblick würde Monika alles noch<br />
mal genau so wieder tun. Sie sieht sich jetzt<br />
im richtigen Beruf, am richtigen Ort und<br />
umgeben von solidarischen Menschen.<br />
„Ich bin glücklich und habe vor, zu bleiben“,<br />
sagt sie und rät allen, die sich überlegen<br />
in die Hotellerie oder Gastronomie<br />
zu gehen, auch wenn sie etwas anderes<br />
gelernt haben: „Mut zur Lücke. Stellt euch<br />
dem Risiko – man macht sich immer viel<br />
zu viele Gedanken.“<br />
© Mölltalerhof/Franz Gerdl<br />
• Die fix-fertige Begleitung für deine<br />
Nachspeis-Klassiker.<br />
• Kalt und warm genießen.<br />
• Aus 100% österreichischer Milch.<br />
Schärdinger. So schmeckt mir das Leben!<br />
16
#2<br />
Nach 20 Jahren hat<br />
Kerber den Lehrberuf<br />
an den Nagel<br />
gehängt – und es<br />
keinen Tag bereut.<br />
COVERSTORY<br />
„Jetzt war einfach<br />
der richtige Zeitpunkt“<br />
Eva-Maria Kerber war zwei Jahrzehnte lang Lehrerin – bis sie<br />
die Tafel gegen die Eistheke getauscht hat. Ihre ehemaligen<br />
Schülerinnen und Schüler besuchen sie regelmäßig in ihrer<br />
neuen Eisdiele in Reutte – aber nicht nur die.<br />
Text: Anna Kirchgatterer<br />
„Wir sind nicht mehr<br />
per Sie, es ist lockerer<br />
und die Kinder sind<br />
offener. Es ist ja Freizeit,<br />
wenn sie mich besuchen<br />
kommen.“<br />
Eva-Maria Kerber<br />
Z<br />
um Abschied haben alle in ihren Klassen<br />
einen Eisgutschein bekommen. „Die Schülerinnen<br />
und Schüler kommen sehr gern<br />
vorbei, wir haben nach wie vor ein nettes<br />
Verhältnis“, erzählt die ehemalige Lehrerin.<br />
Ungezwungener sei der Umgang jetzt definitiv.<br />
„Wir sind nicht mehr per Sie, es ist lockerer und<br />
die Kinder sind offener. Es ist ja Freizeit, wenn sie<br />
mich besuchen kommen.“<br />
DAS RISIKO HAT SICH GELOHNT<br />
Zwar war der Wunsch nach Selbstständigkeit schon<br />
immer da, leicht ist Kerber die Entscheidung, den<br />
Lehrberuf an den Nagel zu hängen, aber trotzdem<br />
nicht gefallen. „Ich hatte einen fixen Job mit<br />
sicherem Einkommen und viel Freizeit. Da habe<br />
ich mir am Anfang schon gedacht: Mache ich das<br />
Richtige? Kommt genug wieder herein, damit sich<br />
alles ausgeht?“ Auch die Frage, ob eine zweite Eisdiele<br />
in Reutte erfolgreich sein könnte, beschäftigte<br />
Kerber im Vorfeld.<br />
Aber das Risiko hat sich gelohnt – mit<br />
der ersten Saison ist die Eismacherin definitiv<br />
zufrieden. Das gute Wetter hat ihr in die Hände<br />
© Franz Oss, Eva-Maria Kerber, www.shutterstock.com<br />
gespielt, findet Kerber. Und: „Die Leute legen auch<br />
Wert auf die Qualität. Und dadurch, dass wir ein<br />
kleines Team sind, kann jeder genau sagen, woraus<br />
das Eis gemacht ist, und das schätzen die<br />
Kunden sehr.“<br />
Eva’s Eisdeal – so hat sie das Geschäft<br />
genannt – fordert aber auch seine Zeit. Der erste<br />
Sommer war für Kerber intensiv und ihre Tage<br />
waren lang. Schon um 5 Uhr früh beginnt sie<br />
normalerweise mit der Produktion der Eiscreme.<br />
Um die zehn verschiedene Sorten der schmelzenden<br />
Köstlichkeit kommen täglich in die Vitrine,<br />
da braucht die Herstellung schon ein bisschen<br />
Zeit. „Um 13 Uhr sperre ich den Laden auf, dann<br />
habe ich in der Vorsaison bis 18 Uhr offen und im<br />
Sommer wird es schon 20 Uhr, bis ich zusperren<br />
kann. Es ist immer ziemlich viel los“, beschreibt die<br />
Eisproduzentin ihren Alltag. Nach Ladenschluss<br />
muss alles geputzt und aufgeräumt werden, da<br />
wird es schon mal halb 10. Aber Kerber betont:<br />
„Mir macht es Spaß und darum achte ich da jetzt<br />
nicht so auf die Stunden.“<br />
VOM KOCHKURS ZUR EISDIELE<br />
Im Jänner und Feber ist die Eisdiele geschlossen, da<br />
könne man dann ohnehin wieder Kräfte sammeln.<br />
Und im Herbst? „Da gab es zusätzlich Glühwein,<br />
Punsch und Kiachln.“ Auch Weihnachtsgebäck<br />
konnte man bestellen und am Adventmarkt in<br />
Reutte war Kerber ebenso vertreten. Zusätzlich<br />
bietet sie noch Caterings an. „Die Süßspeisen und<br />
Eiskaltes<br />
handgemacht<br />
Neben den Klassikern<br />
wie Vanille, Haselnuss<br />
und Schoko<br />
bietet Eva-Maria<br />
Kerber ihren Kunden<br />
auch Milcheissorten<br />
wie Cappuccino,<br />
Kurkuma-Lemongras,<br />
Banane-Karotte,<br />
Macadamia, Milchreis<br />
oder Erdnuss-Karamell.<br />
Außerdem produziert<br />
sie Fruchteissorten<br />
wie Mango, Maracuja,<br />
Heidelbeere oder<br />
Zitrone. Beliebt sind<br />
vor allem auch vegane<br />
und laktosefreie<br />
Sorten. Hier wird es<br />
kommenden Sommer<br />
noch eine größere<br />
Auswahl geben. Alles,<br />
was in die Vitrine<br />
kommt, wird von der<br />
Besitzerin direkt im<br />
hauseigenen Eislabor<br />
hergestellt.<br />
Einmal pro Woche gibt<br />
es die sehr beliebten<br />
„Bubble-Waffeln“,<br />
in der Vor- und Nachsaison<br />
findet man<br />
in der Eisdiele auch<br />
verschiedene Kuchen<br />
und Kleingebäck.<br />
18<br />
19
COVERSTORY<br />
Code scannen und<br />
Produktvideo sehen!<br />
dispenser.darbo.com<br />
„Eigentlich bin ich jetzt<br />
genau da, wo ich hinwill und<br />
was mir Spaß macht<br />
und was mich erfüllt.“<br />
Eva-Maria Kerber<br />
Die Innovation am Frühstücksbuffet.<br />
Jeden Tag füllt Kerber die Eisvitrine<br />
mit zehn verschiedenen Sorten,<br />
besonders gerne wird das Eis in<br />
der Bubble-Waffel gegessen.<br />
Kuchen finden großen Anklang, zusätzlich habe<br />
ich noch eine mobile Eisvitrine für Geburtstage<br />
und andere Anlässe. Das wird gut angenommen.“<br />
Langweilig wird der Reuttener Eisdielenbesitzerin<br />
also nicht.<br />
Dass es eine Eisdiele wird, war nicht immer<br />
klar. „Vor ein paar Jahren hatte ich eine kleine<br />
Kochschule, ich habe nebenher abends Kochkurse<br />
gegeben zu verschiedenen Themen.“ Damals habe<br />
sich die Lehrerin für die Fächer Ernährung und<br />
Haushalt, Werken und Deutsch aber noch nicht<br />
getraut, sich ganz selbstständig zu machen. „Da<br />
war die Sicherheit wichtiger und vielleicht auch<br />
meine Kinder noch ein bisschen zu klein dafür.“<br />
KEIN BLICK ZURÜCK<br />
Zurück ins Klassenzimmer blickt Kerber heute<br />
nicht mehr. Zwar hat ihr der Lehrberuf immer<br />
gefallen, aber „eigentlich bin ich jetzt genau da,<br />
wo ich hinwill. Ich mache das, was mir Spaß macht<br />
und was mich erfüllt.“ Die Schule habe sich sehr<br />
verändert in den letzten Jahren, der Unterricht und<br />
das Kind kommen mittlerweile zu kurz, findet sie.<br />
Aus der Zeit als Lehrerin habe sie aber sicherlich<br />
auch etwas mitgenommen: vor allem ein Gespür<br />
für die Leute.<br />
Und was steht für die Zukunft an? „Ich<br />
bin hin- und hergerissen ob ich vergrößern soll<br />
oder so bleiben möchte“, überlegt Kerber noch.<br />
Vielleicht will sie einen fixen Mitarbeiter engagieren,<br />
derzeit betreibt sich die Eisdiele nur mit<br />
Aushilfen und der Unterstützung der Familie. Ansonsten<br />
können die nächsten Saisonen bei Eva’s<br />
Eisdeal gerne so weitergehen wie bisher.<br />
© Eva-Maria Kerber, www.shutterstock.com<br />
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#3<br />
2.<br />
COVERSTORY<br />
Im Wein(keller)<br />
liegt die Wahrheit<br />
3.<br />
Nach der Rückkehr aufs Land gründeten Josef<br />
und Gerda Wiesler im Südburgenland das<br />
Restaurant Ratschen. Der anhaltende Erfolg<br />
zeigt, dass sich das Risiko gelohnt hat.<br />
Text: Philipp Buchacher<br />
1. Das Restaurant bietet eine<br />
große Auswahl regionaler und<br />
internationaler Weine an.<br />
Haben sich gemeinsam auf das<br />
Abenteuer Gastronomie eingelassen:<br />
das Ehepaar Gerda und Josef Wiesler.<br />
Die ganze Geschichte fängt mit einem<br />
Weinkeller an – und das ist gar nicht<br />
einmal so ungewöhnlich. Denn in<br />
Josef Wieslers Heimat sind Weinkeller häufig anzutreffen.<br />
Das burgenländische Deutsch Schützen, nahe<br />
der ungarischen Grenze, ist ein Weinbaugebiet, wo<br />
sich bewohnte Gegenden und Weinhänge aneinanderreihen.<br />
Dort erbte Wiesler in den 1990er-Jahren<br />
einen Weinkeller. Damals lebten er und Ehefrau<br />
Gerda Wiesler noch in Eisenstadt, auch von Berufs<br />
wegen. Beide kommen aus dem Bildungsbereich. Sie<br />
ist Lehrerin, er lange Zeit Geschäftsführer der FH<br />
Burgenland und Wiener Neustadt.<br />
Die Änderungen schlichen sich dann langsam<br />
während der Jahrtausendwende mit der Geburt<br />
des ersten Sohnes ein. Zuerst zog es sie von der Stadt in<br />
die ländliche Heimat zurück. Dann, nach 23 Jahren im<br />
Lehrbetrieb, ging Gerda Wiesler 2005 in Karenz. Einhergehend<br />
wurde auch die Idee reizvoller, in Deutsch<br />
Schützen ein Restaurant für gehobene Kulinarik zu<br />
eröffnen, erklärt Josef Wiesler: „Es gibt hier viele<br />
Winzer, die in ganz Österreich bekannt sind. Aber<br />
kulinarisch hat was gefehlt. Wir wollten der Region<br />
etwas bieten und zurückgeben.“ Der Standort dafür<br />
war rasch gefunden: der geerbte Weinkeller.<br />
VOM BILDUNGSBEREICH<br />
IN DIE GASTRONOMIE<br />
Mit der nötigen Portion Mut ließ sich das Ehepaar auf<br />
dieses Abenteuer ein. Nach rund zweijähriger Bauzeit<br />
wurde 2007 das Restaurant unter dem Namen<br />
© Michael Rathmayr<br />
Ratschen eröffnet. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich<br />
warten. Die Mischung aus regionaler Wirtshausküche<br />
und mehrgängigen Menüs sorgte bei Kunden und<br />
Kritikern für Aufsehen. Mittlerweile darf man sich<br />
über drei Hauben und Lobpreisungen zahlreicher<br />
Gastromagazine freuen.<br />
Kurze Zeit darauf kam es zum weiteren Ausbau.<br />
Da ein Großteil der Gäste von weiter weg anreiste,<br />
war die Idee, eine Übernachtungsmöglichkeit anzubieten,<br />
der nächste logische Schritt. So wurde 2011<br />
die Wohnothek gegründet, ein mittlerweile 25 Holzbungalows<br />
umfassender Beherbergungsbetrieb.<br />
HÖHEN UND TIEFEN<br />
Das Ganze lief einige Jahre im Tandem, Gerda Wiesler<br />
kümmerte sich Vollzeit um das Ratschen und die<br />
Wohnothek, während Josef Wiesler seine Freizeit zur<br />
Arbeit im Restaurant nutzte. 2019 verabschiedete er<br />
sich von seiner Fachhochschultätigkeit und konzentriert<br />
sich nun komplett auf den Betrieb, während<br />
Gerda Wiesler mittlerweile wieder unterrichtet.<br />
Ob es in den Jahren je Zeiten des Zweifelns<br />
gab? Natürlich gibt es immer wieder Momente, in<br />
denen man sich fragt, warum man sich das antut,<br />
1.<br />
2. Für das Ratschen wurde der<br />
ehemalige Weinkeller zu einer<br />
Restaurantstätte umgebaut.<br />
3. Angeschlossen an das Lokal ist<br />
ein 25 Holzbungalows umfassender<br />
Beherbergungsbetrieb.<br />
„Man bekommt<br />
Anerkennung und spürt,<br />
dass die Leute schätzen,<br />
was man macht.“<br />
Josef Wiesler<br />
erzählt Wiesler. Gerade die Covid-Pandemie und deren<br />
Einschränkungen zerrten gehörig an den Nerven.<br />
Doch diese Momente werden durch solche des Glücks<br />
ausgeglichen: „Der Kundenkontakt reizt sehr an der<br />
Arbeit. Man bekommt Anerkennung und spürt, dass<br />
die Leute schätzen, was man macht.“ Der hohe Anteil<br />
an Stammkunden sei das beste Zeugnis dafür.<br />
Anderen Quereinsteigern rät er bei aller<br />
Motivation, sich nicht nur von Emotionen leiten zu<br />
lassen. Das Herz solle definitiv eingebunden sein, aber<br />
ein rationaler Kopf dürfe nicht fehlen. Bis 2026, zum<br />
70. Geburtstag, will er noch weiterarbeiten, erklärt<br />
er. Da soll dann auch die Übergabe unter Dach und<br />
Fach sein. Damit der Region nach dem Abschied der<br />
Wieslers etwas bestehen bleibt.<br />
22 23
#4<br />
Der Teich ruf t<br />
Geografisch aus nächster Nähe, aber beruflich von ganz woanders<br />
kamen Lisi Dirnbeck und Markus Hoffmann zu ihrem KOi – Kulinarik am Teich,<br />
mitten in der südburgenländischen Natur.<br />
Text: Michael Rathmayr<br />
Im Fischteich: Zander, Wels,<br />
Stör, Karpfen und Freunde<br />
nachbarten Schloss Rotenturm gehörte.<br />
Nach Kois, den bunten Zierkarpfen, angelt<br />
man dort übrigens vergebens. Stattdessen<br />
finden sich Zander, Wels (bisheriger Spitzenfang:<br />
2,30 Meter), Stör, Amur, Weißfisch<br />
und traditioneller Karpfen im südburgenländischen<br />
Nass, die Delikatessen darunter<br />
auch auf der Speisekarte des KOi.<br />
Markus Hoffmann<br />
mit Lisi Dirnbeck<br />
© KOi/Ramona Hackl, Michael Rathmayr<br />
D<br />
as Treffen im KOi findet während<br />
der Winterpause statt. Gastwirtin<br />
Lisi Dirnbeck und ihr Lebensund<br />
Arbeitspartner Markus<br />
Hoffmann nutzen die freie Zeit<br />
zum Auffrischen. Gerade erst zurück aus<br />
dem Urlaub (oder auch: der „kulinarischen<br />
Studienreise“) in Südamerika, werden Saal<br />
und Wintergarten des KOi neu ausgemalt,<br />
drinnen und draußen auf der Terrasse<br />
laufen kleine Renovierungsarbeiten. Am<br />
23. März wird das zwischen Rotenturm und<br />
Oberdorf im Wald gelegene Restaurant in<br />
neuer Frische aufgesperrt.<br />
Dirnbeck und Hoffmann freuen<br />
sich schon wieder auf ihre Gäste. Neben<br />
dem À-la-carte-Geschäft sorgen Hochzeiten,<br />
Feste und Firmenveranstaltungen<br />
regelmäßig für Hochbetrieb am großen<br />
Fischteich, der früher einmal zum be-<br />
ROLLENTAUSCH<br />
Doch ein Bürojob statt der Gastwirtschaft?<br />
„Inzwischen undenkbar für uns“, sagt<br />
Lisi Dirnbeck. Der direkte Kontakt zu<br />
den Gästen, die immer neuen Herausforderungen,<br />
die schnellen Entscheidungsprozesse<br />
im kleinen Team – sie kann sich<br />
ihren Arbeitsall tag gar nicht mehr anders<br />
vorstellen. Dabei zeigte in Sachen Ausbildung<br />
und beim familiären Hintergrund<br />
nichts in Richtung Gastronomie: Die gebürtige<br />
Rotenturmerin hat Energie- und<br />
Umweltmanagement an der FH im nahen<br />
Pinkafeld studiert, die Eltern führten ein<br />
Transportunternehmen mit 40 Leuten.<br />
Und Markus Hoffmann war selbstständig<br />
als Lichttechniker in Neusiedl am See.<br />
Aber da war eben das 21 Hektar<br />
große Grundstück samt drei Fischteichen,<br />
das Dirnbecks Eltern 1998 erwarben. Das<br />
„Das KOi<br />
wächst mit<br />
uns, das<br />
geben wir<br />
nicht mehr<br />
her.“<br />
Lisi Dirnbeck<br />
25
COVERSTORY<br />
IHR WEGWEISER FÜR<br />
PROFESSIONELLE<br />
REINIGUNG<br />
Hinten Holzhaus, vorne Wasser – auf der Terrasse des KOi<br />
KOi –<br />
Kulinarik<br />
am Teich<br />
Naturgemäß allerlei<br />
Fisch wird im KOi<br />
kredenzt: die Signature-Fischsuppe,<br />
im<br />
Sommer Steckerlfisch,<br />
Zander, Karpfen,<br />
etc. – manchmal<br />
direkt aus dem Fischteich,<br />
ansonsten möglichst<br />
aus der Region.<br />
Auch Veganes und<br />
österreichische<br />
Fleischklassiker<br />
wie Rostbraten und<br />
Schnitzel finden sich<br />
auf der kleinen, gehobenen<br />
und saisonal<br />
dynamischen Speisekarte.<br />
schrie fast schon nach einem Hotel, einem<br />
Restaurant oder zumindest einer Jausenstation<br />
für die Sportfischer. Ihr Vater, der 1999<br />
unerwartet verstarb, hätte sich das alles<br />
gut vorstellen können. Mutter Martha, die<br />
immer schon viel Zeit am Fischteich verbracht<br />
hatte, zögerte nicht lange, als dann<br />
endlich die Baugenehmigung kam: 2005,<br />
als Lisi gerade dabei war, ihr Studium abzuschließen,<br />
wurde das KOi eröffnet.<br />
Sie machte einen Crashkurs im<br />
Servieren und los ging es. Erst dachte sie,<br />
ein halbes Jahr werde sie mithelfen, bis alles<br />
gut eingespielt ist. Aber die Nachfrage<br />
und die Freude an der Aufgabe waren von<br />
Beginn an groß. So groß, dass dem Holzhaus<br />
schon 2009 ein moderner Zubau für<br />
100 weitere Gäste folgte und Lisi Dirnbeck<br />
sich zwischendurch bei Do & Co Erfahrungen<br />
für die Feste im KOi holte. 2017<br />
ging Martha, die „Urgründerin“, in Pension.<br />
Ziemlich genau dann sattelte Markus<br />
Hoffmann endgültig von Lichttechnik auf<br />
Gastro um. Sieben Leute zählt das Team im<br />
KOi heute, Lisi managt die Küche samt zwei<br />
Köchen, Markus den Service.<br />
LEBENSPROJEKT<br />
„Für mich ist das Ganze eine sehr persönliche<br />
Geschichte“, sagt Lisi Dirnbeck. Die<br />
immer neuen Aufgaben, die Gäste, die gut<br />
gelaunt zu ihnen ans Wasser kämen, die<br />
auch fürs Team noch immer berührenden<br />
Hochzeiten und anderen Familienfeste:<br />
Es deutet alles darauf hin, dass die Gastronomie<br />
Lisi und Markus bis zur Pension<br />
erhalten bleiben wird. „Das KOi wächst mit<br />
uns, das geben wir nicht mehr her.“<br />
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Die einmalige Lage,<br />
im Wald zwischen<br />
Rotenturm und Oberdorf,<br />
samt Fischteich<br />
direkt vor der großen<br />
(Wiesen-)Terrasse,<br />
lockt die Gäste auch<br />
aus Graz und Wien zu<br />
den KOis.<br />
© KOi/Ramona Hackl, Michael Rathmayr<br />
www.proformula.com<br />
26
©<br />
NATURWEIN<br />
Back<br />
to the<br />
Roots<br />
Naturwein liegt seit einigen<br />
Jahren immer mehr im Trend.<br />
Was ihn genau ausmacht,<br />
wissen allerdings die wenigsten.<br />
Weinakademiker Florian<br />
Ortner erklärt, was hinter der<br />
Modeerscheinung und ihrer<br />
Bezeichnung steckt.<br />
Text: Denis Pscheidl<br />
Bereits seit der Zeit der Kelten<br />
wird auf den Steinterrassen der<br />
Wachau-Wein angebaut.<br />
© Domäne Wachau<br />
28<br />
29
NATURWEIN<br />
„Alternativweine<br />
unterscheiden sich von<br />
Qualitätsweinen vor<br />
allem dadurch, dass im<br />
Keller nur minimalste<br />
Eingriffe vorgenommen<br />
werden.“<br />
Florian Ortner<br />
Die Weine lagern in Amphoren aus Ton und Sandstein<br />
oder im Betonei wie auch Marmor- und Granitfass.<br />
Natural Wine<br />
& Raw Wine<br />
Natural Wine bildet<br />
gemeinsam mit Raw<br />
Wine die größte der<br />
Alternativweinkategorien.<br />
Vor allem der<br />
Begriff Natural Wine<br />
hat sich im vergangenen<br />
Jahrzehnt als Bezeichnung<br />
für Weine<br />
durchgesetzt, die mit<br />
geringstmöglichen<br />
Eingriffen im Keller<br />
hergestellt werden.<br />
In Österreich dürfen<br />
nur biologisch<br />
wirtschaftende Betriebe<br />
Natural Wine<br />
in Verkehr bringen.<br />
Gängige Grundsätze<br />
bei der Herstellung<br />
von Natural Wine sind<br />
neben biologischem<br />
Weinbau von Hand<br />
gelesene Trauben<br />
und spontane Gärung<br />
ohne Einsatz von Zusätzen.<br />
range, Natural oder Raw<br />
Wine mischen in letzter<br />
Zeit die hippen Lokale<br />
der Republik auf und brechen mit den<br />
Konventionen der Szene. Oft werden sie<br />
fälschlicherweise als Naturweine bezeichnet.<br />
Ein Überbegriff, unter dem jeder<br />
etwas anderes versteht. Für manche ist es<br />
ein trüber Wein, für andere ein trendiges<br />
Lifestylegetränk. Grundsätzlich gilt: Bei<br />
Naturweinen wird so wenig wie möglich<br />
in den Herstellungsprozess eingegriffen.<br />
UNTERSCHIEDE ZU<br />
QUALITÄTSWEINEN<br />
Laut Gesetzgeber ist Wein prinzipiell<br />
ein Naturprodukt und die Bezeichnung<br />
„Natur“ oder Ähnliches am Etikett eine<br />
Irreführung des Verbrauchers und nicht<br />
erlaubt. Trotzdem hält sich Naturwein als<br />
Synonym für sogenannte Alternativweine,<br />
deren wichtigste Typen Natural, Orange<br />
und Raw Wine sind. „Sie unterscheiden<br />
sich von Qualitätsweinen vor allem dadurch,<br />
dass im Keller nur minimalste<br />
Eingriffe vorgenommen werden“, erklärt<br />
Weinakademiker Florian Ortner.<br />
Das sieht man den Alternativbeziehungsweise<br />
Naturweinen auch an.<br />
Sie sind deutlich trüber als andere, weil<br />
sie nur wenig oder gar nicht gefiltert und<br />
mitsamt Schwebstoffen abgefüllt werden.<br />
Außerdem wird nur wenig oder gar kein<br />
Schwefel hinzugefügt. „Deswegen muss<br />
gerade im Segment der Alternativweine<br />
so sauber wie möglich gearbeitet werden,<br />
damit das Endprodukt wirklich stabil ist“,<br />
sagt der Experte. Ein weiterer Unterschied<br />
ist, dass beim Alternativwein am Etikett<br />
nicht genau definiert ist, wo er herkommt.<br />
Statt der kleinsten Herkunft steht dann nur<br />
das Weinland auf der Flasche. Alle Weine<br />
müssen aber nach dem österreichischen<br />
Weingesetz hergestellt werden.<br />
Besonders bei der Natural-<br />
Wine-Bewegung, deren Anfänge in den<br />
1980er-Jahren liegen, haben sich Grundsätze<br />
des biologischen Weinbaus, der<br />
© Domäne Wachau, OeWM/Martin Grabmayer, OeWM/Blickwerk Fotografie<br />
Unter der Leitung von Roman Horvath und<br />
Heinz Frischengruber hat sich die Domäne<br />
Wachau zu einem der bedeutendsten Weingüter<br />
Österreichs entwickelt.<br />
Handlese, des Verzichts auf Zusatzstoffe<br />
zur Gärung oder Konservierung und auf<br />
Schönung oder Filtration etabliert. Die<br />
Natur- oder Alternativweine sind also eine<br />
Gegenbewegung zu den homogenen und<br />
industrialisierten Qualitätsweinen, die<br />
den Markt dominieren. Ganz nach dem<br />
Grundsatz: So viel wie nötig, so wenig wie<br />
möglich – oder back to the roots.<br />
KURZLEBIGER TREND<br />
ODER GEKOMMEN,<br />
UM ZU BLEIBEN<br />
Bei der Domäne Wachau, wo Ortner im<br />
Vertrieb tätig ist, werden zwar zu 99 Prozent<br />
Qualitätsweine produziert, daneben<br />
gibt es aber auch eine kleine Nische, die<br />
sich Backstage nennt und wo über den<br />
Tellerrand geschaut wird. „Das sind nicht<br />
alles Naturweine, aber zwei Produkte<br />
aus der Backstage-Reihe fallen in dieses<br />
Segment“, erklärt der Experte. Ein Müller-<br />
Thurgau aus dem Betonei und ein Riesling<br />
aus Tonamphoren. „Wir merken auf jeden<br />
Fall, dass diese Weine sehr im Trend liegen.<br />
Teil weise kommt es sogar vor, dass<br />
sie ein bis zwei Monate lang nicht mehr<br />
verfügbar sind.“ Das merke man auch<br />
beim Gespräch mit den Kunden. Vor allem<br />
beim jüngeren Publikum seien diese<br />
Weine sehr beliebt.<br />
„Am Ende ist es der coolere<br />
und freakigere Wein, der in den hippen<br />
Bars getrunken wird und deswegen auch<br />
eher in den Städten beliebt ist.“ Allerdings<br />
sei es immer noch eine Nische und man<br />
müsse keine zusätzlichen Betoneier oder<br />
Tonamphoren kaufen, um die Nachfrage<br />
zu decken.<br />
Ortner glaubt zwar, dass sich<br />
der Trend fortsetzt, aber auch, dass es eine<br />
Nische bleiben wird. „Der Naturweinsektor<br />
ist definitiv in Mode, aber es ist jetzt<br />
Orange Wine<br />
Während Natural Wine<br />
auf einer Ideologie bei<br />
der Herstellung begründet<br />
ist, zeichnet<br />
sich Orange Wine<br />
durch eine besondere<br />
Verarbeitungstechnik<br />
aus. Orange Wine ist<br />
maischevergorener<br />
Weißwein. Er wird also<br />
ähnlich wie Rotwein –<br />
mit Beerenhaut und<br />
Kernen vergoren –<br />
hergestellt.<br />
Bei diesem Prozess<br />
bleiben die Weine zwischen<br />
mehreren Tagen<br />
und einem Jahr mit der<br />
Maische in Kontakt.<br />
Daher weisen sie eine<br />
oftmals dunklere<br />
Farbe auf, woher auch<br />
der Name Orange<br />
Wine herrührt.<br />
30<br />
31
NATURWEIN<br />
WENN ES FRIERT<br />
WIRD‘S KNACKIG<br />
und aus Topping wird Glasur<br />
Das Kellerschlössl Dürnstein und der<br />
Weinkeller der Domäne Wachau<br />
Qualitätswein<br />
Qualitätswein ist ein<br />
traditionell österreichischer<br />
Begriff und<br />
steht für „Wein mit geschützter<br />
Ursprungsbezeichnung“.<br />
Dieser<br />
Ursprung sind die<br />
generischen sowie<br />
spezifischen Weinbaugebiete<br />
des Landes,<br />
wie zum Beispiel<br />
die Wachau.<br />
32<br />
„Der Naturweinsektor ist<br />
definitiv in Mode, aber es ist<br />
jetzt nicht so, dass alles andere<br />
wegfällt oder die Leute<br />
keine Qualitätsweine mehr<br />
trinken würden.“<br />
Florian Ortner<br />
nicht so, dass alles andere wegfällt oder die<br />
Leute keine Qualitätsweine mehr trinken<br />
würden.“<br />
UMWELTFREUND-<br />
LICHER ANBAU<br />
Besonders beim Natural Wine wird neben<br />
geringstmöglichen Eingriffen im Keller<br />
auf biologischen Weinbau geachtet. „Wenn<br />
man in die Zukunft schaut, ist Bioanbau<br />
die einzige Möglichkeit, denn wenn das<br />
Klima weiterhin so verrücktspielt, brauchen<br />
wir widerstandsfähige und gesunde<br />
Reben, die den Wetterkapriolen widerstehen<br />
können“, erklärt Ortner. Je natürlicher<br />
und gesünder im Weingarten gearbeitet<br />
wird, desto besser für die generelle Biodiversität.<br />
Bei der Bewirtschaftung wird<br />
bewusst auf eine ökologische Vorgehensweise<br />
geachtet und keine chemischen Pestizide<br />
wie Glyphosat werden verwendet.<br />
Allerdings bedeutet Bio laut Ortner nicht<br />
unbedingt nachhaltig.<br />
Wer nachhaltigen Wein herstellen will,<br />
muss konsequenterweise einen Schritt<br />
weiter gehen, denn umso mehr Maschinen<br />
verwendet werden, desto dichter wird der<br />
Boden. Dadurch finden sich dort weniger<br />
Tiere wie Regenwürmer sowie Pflanzen<br />
und Mikroorganismen, die wichtig für<br />
die Gesundheit der Reben sind. Auf den<br />
Steinterrassen der Domäne Wachau wird<br />
deshalb ausschließlich von Hand gelesen.<br />
DER GESCHMACK<br />
Naturweine besitzen oftmals keine so ausgeprägte<br />
Sortentypizität wie sonst üblich,<br />
da die längere Maischestandzeit Einfluss<br />
auf das Geschmacksprofil hat, so Ortner. Sie<br />
entwickeln andere Aromen und Typizitäten<br />
als Qualitätsweine, weil sie eben nicht geschwefelt<br />
oder gefiltert werden. Allerdings<br />
ist nicht vorgegeben, in welche Richtung<br />
das zielen soll. „Natürlich wäre es perfekt,<br />
wenn ein Muskateller am Ende auch als<br />
solcher erkannt wird“, findet Ortner.<br />
Man erkenne vielleicht noch die<br />
Säure eines Riesling oder die Typizität eines<br />
Müller-Thurgau, aber bei geschmacksintensiven<br />
Rebsorten wie Muskateller oder<br />
Traminer sei das nicht selbstverständlich,<br />
und bei filigraneren Weinen wie Chardonnay<br />
schon gar nicht. Orange Wine zeigt aufgrund<br />
der längeren Maischestandzeit zum<br />
Teil Strukturen und Tannine, die man üblicherweise<br />
nur in Rotweinen findet, jedoch<br />
gepaart mit der Frische und Fruchtigkeit<br />
weißer Trauben.<br />
© Domäne Wachau<br />
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INTERVIEW<br />
„Die Erwartungs-<br />
haltung ist noch<br />
höher geworden“<br />
© Michael Rathmayr<br />
Der Tiroler Benjamin Parth ist mit 34 Jahren der<br />
jüngste Koch, der jemals die Spitzenbewertung<br />
von fünf Hauben in Österreich erreichte. Eurogast<br />
<strong>Insights</strong> sprach mit ihm über die Herausforderungen<br />
seiner Branche, seine größten Kritiker und den<br />
Versuch jeden Tag besser zu werden.<br />
34<br />
35
INTERVIEW<br />
Benjamin Parths Gourmetrestaurant<br />
Stüva wurde<br />
vom Gault&Millau im<br />
Restaurant-Guide <strong>2023</strong><br />
mit fünf Hauben ausgezeichnet.<br />
Damit ist Parth der einzige Koch, der<br />
im Guide <strong>2023</strong> einen Sprung von vier<br />
auf fünf Hauben hingelegt hat – und<br />
zugleich mit 34 Jahren der jüngste,<br />
der in Österreich jemals in die oberste<br />
Haubenliga aufstieg.<br />
„Mein Küchenteam und ich haben so<br />
viele Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet,<br />
Tag für Tag Herzblut in unser<br />
Küchenhandwerk gesteckt und sind<br />
gleichzeitig unserer Linie treu geblieben.<br />
Ich bin stolz, dass sich unsere<br />
harte Arbeit bezahlt gemacht hat<br />
und wir nun mit der fünften Haube<br />
belohnt wurden. Damit dürfen wir<br />
uns zu den besten Restaurants Europas<br />
zählen“, freut sich Parth über<br />
die fünfte Haube, kein Wunder – tragen<br />
nur fünf weitere Köche im Land<br />
die höchste Auszeichnung der österreichischen<br />
Spitzengastronomie:<br />
Heinz Reitbauer (Steirereck, Wien),<br />
Konstantin Filippou (Wien),<br />
Silvio Nickol (Wien), Martin Klein<br />
(Ikarus, Salzburg) sowie Karl und<br />
Rudolf Obauer (Werfen).<br />
Herr Parth, laut Gault&Millau<br />
Österreich gehören Sie mit einer Bewertung<br />
von 19 Punkten (5 Hauben) zu den<br />
besten sechs Köchen des Landes. Wie<br />
geht es Ihnen dabei?<br />
BENJAMIN PARTH: Die Präsentation der<br />
Ergebnisse in Wien war für mich ein sehr<br />
emotionales Erlebnis mit Gänsehaut. Und<br />
ich habe an meine ersten Jahre als Koch<br />
zurückdenken müssen, als dieses Ziel<br />
noch in weiter Ferne lag. Es ist eine Bestätigung<br />
der harten Arbeit der letzten<br />
Jahre. Die Freude im Team ist naturgemäß<br />
groß und wir versuchen das Vertrauen des<br />
Gault&Millau auch weiterhin tagtäglich<br />
zu bestätigen.<br />
Was, denken Sie, hat den Ausschlag<br />
für die Topbewertung gegeben?<br />
Gibt es ein Erfolgsrezept?<br />
In die Arbeit und die Überlegungen der<br />
Tester habe ich als Koch keinen Einblick.<br />
Wahrscheinlich haben wir unsere Küchenlinie<br />
in den letzten Jahren nochmals<br />
eine Spur präziser auf den Teller bringen<br />
© ProMedia, Helge Kirchberger Photography/Red Bull Content Pool<br />
„Wir begeistern<br />
durch unsere einfache<br />
und puristische<br />
Küchenlinie.“<br />
Benjamin Parth<br />
können. Unser Erfolgsrezept ist simpel:<br />
Konsequent harte Arbeit und der Versuch<br />
jeden Tag besser zu werden.<br />
Die Wintersaison ist voll im<br />
Gange. Ist durch die fünfte Haube nicht<br />
auch der Druck gestiegen?<br />
Wir haben unsere Gäste immer durch<br />
eine einfache, puristische Küchenlinie<br />
begeistern können. Das werden wir auch<br />
weiterhin machen und versuchen, uns<br />
eine gewisse Coolness zu bewahren. Die<br />
Erwartungshaltung mancher Gäste ist angesichts<br />
der fünf Hauben noch höher als<br />
zuletzt – verständlicherweise! Aber die<br />
Benjamin Parths Küche<br />
gilt als puristisch<br />
im besten Sinne.<br />
So kommt auch ein<br />
Langostino-Mango-<br />
Curry mit unaufgeregter<br />
Präzision daher.<br />
schärfsten Kritiker unserer Küche sind<br />
immer noch wir selbst.<br />
Sie haben oft davon gesprochen,<br />
dass Ihr großes Ziel die fünfte<br />
Haube ist. Dieses Ziel haben Sie nun<br />
bereits mit 34 Jahren erreicht. Welches<br />
Ziel streben Sie nun an?<br />
Mein Team und ich sind dafür bekannt,<br />
nicht gerne stehen zu bleiben. Aber jetzt<br />
freuen wir uns erst mal über die fünf<br />
Hauben, die es nun Jahr für Jahr neu zu<br />
bestätigen gilt. Irgendwann möchte ich<br />
als erster Koch Österreichs die 20 Punkte<br />
erreichen. Man braucht Ziele – und ich bin<br />
ja noch jung. (schmunzelt)<br />
Sie stehen selbst nicht nur<br />
hinter dem Herd, sondern führen gemeinsam<br />
mit Ihrer Frau Sarah den Hotelbetrieb<br />
des Hotel YSCLA in Ischgl.<br />
Wie läuft die Wintersaison?<br />
Zweifelsohne haben die Hotellerie und<br />
Gastronomie schon bessere Zeiten erlebt.<br />
Steckbrief<br />
Benjamin Parth leitet seit<br />
2008 das familieneigene<br />
Restaurant Stüva in<br />
Ischgl. Seinen puristischen<br />
Küchenstil erlernte<br />
er unter anderem bei<br />
Sven Elverfeld (3-Sterne-<br />
Koch) im Restaurant Aqua<br />
in Wolfsburg, bei Marc<br />
Haeberlin (3-Sterne-<br />
Koch) im L’Auberge de<br />
l’Ill in Frankreich und bei<br />
Sanit Santamaria (3-Sterne-Koch)<br />
im Restaurant<br />
Can Fabes in Spanien.<br />
Der 34-jährige Ischgler<br />
wurde schon 2014 vom<br />
Bertelsmann-Guide zum<br />
Aufsteiger des Jahres<br />
gewählt, 2019 folgt die<br />
Gault&Millau-Auszeichnung<br />
zum Koch des<br />
Jahres. Seit <strong>2023</strong> zählt er<br />
mit fünf Hauben zu den<br />
sechs besten Restaurants<br />
in Österreich. Über<br />
ein Dutzend weitere Auszeichnungen<br />
zeugen vom<br />
einzigartigen Küchenstil<br />
des Paznauners.<br />
Benjamin Parth ist verheiratet<br />
und Vater von<br />
zwei Töchtern.<br />
36 37
INTERVIEW<br />
FÜR JEDERMANN<br />
Hunger<br />
geweckt?<br />
PROFITIPPS<br />
VON HAUBENKOCH<br />
BENJAMIN PARTH<br />
Wir verlosen 10 Exemplare<br />
von Benjamin Parths<br />
„Angeberküche für<br />
jedermann“<br />
gewinnspiel@eurogast.at<br />
Desinfizieren<br />
und Reinigen<br />
mit Sagrotan<br />
und Tork<br />
„Es gilt jungen<br />
Menschen<br />
qualitativ<br />
hochwertiges<br />
Essen näherzubringen.“<br />
Benjamin Parth<br />
Trotzdem sind wir prinzipiell zufrieden.<br />
Durch die fünfte Haube und die damit<br />
einhergehende zusätzliche Aufmerksamkeit<br />
gibt es auch eine gewisse Anzahl an<br />
neuen Gästen und Gourmets, die für ein<br />
besonderes kulinarisches Erlebnis zu uns<br />
nach Ischgl kommen.<br />
Was sind die großen Herausforderungen<br />
für die Gastronomie in<br />
den nächsten Jahren aus Ihrer Sicht?<br />
Die große Herausforderung ist und bleibt,<br />
junge Menschen für die Arbeit in der Gastronomie<br />
zu begeistern, sie zu fördern und<br />
zu halten. Das sind unsere Führungskräfte<br />
von morgen. Und natürlich gilt es,<br />
jungen Menschen qualitativ hochwertiges<br />
Essen näherzubringen. Sie sind auch die<br />
Gäste von morgen.<br />
Mit 34 Jahren können Sie<br />
bereits auf einen reichen Erfahrungsschatz<br />
in der Spitzengastronomie<br />
zurückblicken. Wie hat sich das Gästeverhalten<br />
in dieser Zeit verändert?<br />
Der Gast von heute genießt das Erlebnis<br />
in einem guten Restaurant wieder mehr<br />
als früher. Die Pandemie hat gezeigt, wie<br />
wertvoll ein kulinarisch hochstehendes<br />
Erlebnis und ein perfekter, persönlicher<br />
Service sind. Ich denke, es ist nicht vermessen,<br />
das heutzutage als „echten Luxus“ zu<br />
bezeichnen. Gleichzeitig ist das Verhalten<br />
im Restaurant lockerer geworden, nicht<br />
mehr so formell wie früher. Das Wesentliche,<br />
nämlich die Qualität der Speisen<br />
am Teller, rückt wieder mehr in den Vordergrund.<br />
Das kommt uns und dem Stil<br />
unseres Hauses zugute.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
© Axel Springer<br />
Antibakterieller Allzweck-Reiniger • Schaumseife zur<br />
Händedekontamination • Händedesinfektionsgel<br />
Der Allzweck-Reiniger von Sagrotan und Tork dient der Reinigung und<br />
Desinfektion von Oberächen in professionellen Umgebungen wie z. B.<br />
Büros, Hotellerie- und Gastronomiebetrieben und allgemeinen öffentlichen<br />
Bereichen. Der Reiniger entfernt 99,9% der Bakterien inkl. E. coli und<br />
Influenzavirus A (H1N1), er ist gegen COVID-19-Virus/SARS-CoV2 getestet<br />
und als wirksam erwiesen. Für Schneidebretter wie auch über 100 weitere<br />
Oberflächen geeignet.<br />
Seife und Desinfektionsmittel von Sagrotan und Tork tragen dazu bei, dass<br />
die Hände von Mitarbeitern und Kunden hygienisch sauber sind, und helfen,<br />
die Verbreitung von Infektionen zu verhindern.<br />
Biozidprodukte vorsichtig verwenden. Vor Gebrauch stets Etikett und Produktinformationen lesen.<br />
Sagrotan,<br />
eine Marke von Reckitt<br />
Tork,<br />
eine Marke von Essity<br />
38
EUROGAST SPECKBACHER<br />
Alles aus<br />
einer Hand<br />
Eurogast Speckbacher hat seinen Standort<br />
in Reutte zur Markthalle ausgebaut. Damit<br />
wurde Raum für Genuss, Einkaufen als Erlebnis<br />
und neue Veranstaltungen geschaffen.<br />
Zur Person<br />
Andrea Speckbacher<br />
ist Marketingleiterin<br />
von Eurogast Speckbacher<br />
und führt<br />
das Unternehmen<br />
gemeinsam mit Mutter<br />
Adelinde und Bruder<br />
Peter Speckbacher.<br />
Text: Theresa Kirchmair<br />
Tradition und Moderne<br />
kommen zusammen:<br />
Die Zierfenster im Deli<br />
sind über 100 Jahre alt.<br />
Das Dach, drei Wände und der<br />
Boden: Das ist alles, was von<br />
der alten Halle von Eurogast<br />
Speckbacher geblieben<br />
ist, deren älteste Teile aus dem Jahr 1974<br />
stammten. Marketingleiterin Andrea<br />
Speckbacher sah Handlungsbedarf: „Es<br />
war im Lebenszyklus eines Handelsbetriebs<br />
schlicht an der Zeit, umzubauen.“<br />
Und das tat man: ein Dreivierteljahr lang,<br />
parallel zum laufenden Betrieb. Entstanden<br />
ist ein Ort, der Ausprobieren und<br />
Kommunikation fördern soll.<br />
MARKTFEELING<br />
IN REUTTE<br />
Der bestimmende Wunsch hinter dem<br />
Umbau war es, den Charme eines Marktes<br />
einzufangen. „Markt ist immer Leben,<br />
Genuss, Lebensmittel, Aktivität“, so Speckbacher.<br />
Dementsprechend ist das heutige<br />
Angebot diverser, als es das alte Set-up<br />
erlaubt hätte.<br />
Alles Frische hat einen eigenen<br />
gekühlten Raum bekommen, Obst und<br />
Gemüse behalten hier durch optimierte<br />
Temperaturen eine höhere Qualität. Die<br />
Brotstation, die Feinkosttheke und be-<br />
sonders der neue Gastrobereich, das Deli,<br />
ergänzen die bewährte Auswahl, sodass<br />
die Kundschaft ihren gesamten Einkauf<br />
bequem vor Ort tätigen kann.<br />
KOSTPROBE<br />
Im Deli kann das Küchenteam zeigen,<br />
was in den feilgebotenen Lebensmitteln<br />
steckt. Vom Graukäsesüppchen bis zum<br />
Linsencurry werden alle Geschmäcker<br />
abgedeckt, der Bereich lädt zum Verweilen<br />
ein. Nicht nur hungrige Kundschaft kann<br />
hier einen Platz finden, auch Verkostungen,<br />
Festivitäten und andere Events sind<br />
geplant. Diese Angebote sollen Leben<br />
und Bewegung in die Halle bringen, im<br />
Sommer entsteht außerdem eine Außenterrasse.<br />
ÜBERBLICK BEWAHREN<br />
Im Umbau wurde selbst für gelegentliche<br />
Baggereinsätze der Betrieb nie unterbrochen.<br />
Sektion für Sektion schritten<br />
die Arbeiten von Februar bis Dezember<br />
2022 voran. Die Koordination war eine<br />
besondere Herausforderung. „Den Betrieb<br />
© Franz Oss<br />
„Markt ist immer<br />
Leben, Genuss, Lebensmittel,<br />
Aktivität.“<br />
Andrea Speckbacher<br />
zu gewährleisten, hat mit den Partnerbetrieben<br />
und Baufirmen aber sehr gut<br />
funktioniert“, erinnert sich Speckbacher.<br />
Laut ihr wurden 95 Prozent<br />
der Aufträge von österreichischen Firmen<br />
durchgeführt. In Sachen Energie wurde<br />
das Gebäude auf den neusten Stand gebracht:<br />
Isolierung, Verglasung, CO 2 -Kühlanlage<br />
und neue Kühlmöbel. Letztere<br />
sind mit modernen Glasschiebedeckeln<br />
ausgestattet, das italienische Design sorgt<br />
für eine optimale Präsentation der Ware<br />
und ein angenehmes Raumgefühl in der<br />
Markthalle.<br />
SCHÖNER ARBEITEN<br />
Mitinvolviert in die Umbaupläne waren<br />
auch die Mitarbeiter, die Vorschläge einbringen<br />
konnten. Laut Speckbacher haben<br />
besonders die langjährigen Teammitglieder<br />
eine enge Bindung zu den Stammkunden,<br />
sie kennen deren Bedürfnisse und<br />
haben oftmals ein freundschaftliches Verhältnis<br />
zu ihnen: „So ein Geschäft lebt nur<br />
von guten Mitarbeitern, die die Kunden<br />
kennen.“ Dieses Wissen ließ man einfließen,<br />
beispielsweise bei der Neugestaltung<br />
der Regaletiketten oder bei der Gestaltung<br />
des Sortiments. „Einen modernen Arbeitsplatz<br />
zu haben, gibt dem Team Auftrieb“,<br />
meint Andrea Speckbacher. Darum wurden<br />
auch der Pausenraum und die Personalküche<br />
neu gestaltet, durch das Deli gibt<br />
es wöchentliche Mitarbeiteressen.<br />
VISITENKARTE<br />
Speckbacher hofft, dass die Neuerungen<br />
die Markthalle für künftige Kunden attraktiv<br />
machen – zumindest gegenüber<br />
der Stammkundschaft fungiert sie als Aushängeschild<br />
des Unternehmens, wie an<br />
den zahlreichen Schaulustigen während<br />
der Bauarbeiten beobachtet werden konnte.<br />
Die Weiterentwicklung ist noch nicht<br />
ganz abgeschlossen: Als Nächstes stehen<br />
eine Umgestaltung des Social-Media-<br />
Auftritts und die Implementierung einer<br />
eigenen Website auf dem Plan. Unverändert<br />
bleibt für Speckbacher die Zielgruppe:<br />
„Genießer und Freunde guten Essens.“<br />
20<br />
Kilometer<br />
Kabel verlegt<br />
1,5<br />
Tonnen Farbe<br />
verbraucht<br />
9<br />
Monate<br />
Umbauzeit<br />
3<br />
Millionen Euro<br />
investiert<br />
40 41
WILDER KÄSER<br />
Von großen<br />
und kleinen<br />
Stinkern<br />
Bernhard Widauer produziert seit 30 Jahren Käse.<br />
Warum er dabei immer wieder Neues lernt, wieso<br />
Produkt- und Markennamen wichtig sind und<br />
Regionalität sowie hohe Qualität immer größere<br />
Bedeutung bekommen, erzählt er im Gespräch<br />
mit Eurogast <strong>Insights</strong>.<br />
Text: Haris Kovacevic<br />
© Franz Oss<br />
42<br />
43
WILDER KÄSER<br />
„Einerseits zeigt der<br />
Hof, dass uns Tradition<br />
wichtig ist, andererseits<br />
verlangt das<br />
Käserhandwerk eine<br />
gewisse Moderne.“<br />
Bernhard Widauer, Käser<br />
ugo di eppino al omodoro<br />
Original italienische Tomatensauce<br />
Seit über<br />
30<br />
Jahren produziert<br />
Bernhard Käse –<br />
seit 2009 am<br />
500 Jahre alten<br />
Familienhof.<br />
eden Tag macht vor dem Hof von Bernhard<br />
Widauer in Kirchdorf ein Laster<br />
der Tirol Milch halt: „Wie viel darf’s<br />
heut sein?“, heißt es dann von hinter<br />
dem Lenkrad. „1.500 reichen, danke!“<br />
Der Fahrer manövriert das Fahrzeug dann geschickt<br />
in die Passage hinter dem Hof.<br />
Seit über 30 Jahren produziert Bernhard<br />
Käse – seit 2009 am 500 Jahre alten Familienhof,<br />
den er extra aus Ellmau hat umsiedeln und mit einer<br />
modernen Käserei ausstatten lassen: „Meine Frau<br />
kommt von hier, deswegen haben wir uns für diesen<br />
Ort entschieden. Und ich finde es auch sympathisch,<br />
so wie es ist. Denn einerseits zeigt der Hof, dass uns<br />
Tradition wichtig ist, andererseits verlangt das Käserhandwerk<br />
eine gewisse Moderne, damit es gut, richtig<br />
und effektiv ausgeübt wird.“ Zusammen mit seiner<br />
Frau produziert, verpackt und verkauft er den Käse in<br />
Gasteig, einem Ortsteil von Kirchdorf bei St. Johann in<br />
Tirol. Außerdem führt er einen eigenen Bauernladen<br />
in Ellmau.<br />
EINZIGARTIG<br />
UND SPEZIELL<br />
„Regionalität, Frische und hohe Qualität sind mir<br />
bei allen Produkten, die ich meinen Gästen anbiete,<br />
wichtig“, erklärt Bernhard. Speck von einem befreundeten<br />
Metzger, Bier aus einer lokalen Brauerei,<br />
selbstgemachte Säfte, Liköre und einige ausgewählte<br />
Käsesorten, teils aus Eigenproduktion, teils angekauft<br />
aus benachbarten Käsereien stehen im Sortiment.<br />
„Wenn Leute kommen, wollen sie etwas bekommen,<br />
das es nur hier gibt – also etwas Spezielles“, erklärt der<br />
Experte, „ich habe schon früh gelernt, dass man sich<br />
spezialisieren muss.“ Daher auch seine Entscheidung,<br />
© Franz Oss<br />
Jet zt<br />
NEU<br />
Sugo aus sonnengereiften,<br />
italienischen Tomaten.<br />
Perfekt als Basis für Pasta-<br />
Saucen und alle Gerichte, die<br />
einen frisch-fruchtigen Tomatengeschmack<br />
benötigen.<br />
44<br />
Josef Recheis Eierteigwaren und Walzmühle GmbH · 6060 Hall in Tirol/Österreich · www.recheis.com/gastro
WILDER KÄSER<br />
Nur<br />
3 %<br />
der Milch in Europa<br />
ist Heumilch –<br />
und Bernhard Widauer<br />
nimmt nur die her.<br />
„Wir wollen guten<br />
Käse produzieren und<br />
kein Massenprodukt.“<br />
Bernhard Widauer<br />
Weichkäse zu machen – „damit waren wir damals so<br />
ziemlich die einzigen“, sagt der Käser. Bis zum letzten<br />
Jahr hießen seine Hauptprodukte noch Alpenweichkäse<br />
und Bergcamembert.<br />
Mittlerweile produzieren auch andere Käsereien<br />
in Tirol Weichkäse. Seine Einzigartigkeit ist<br />
aber die Spezialisierung: „Nur drei Prozent der Milch<br />
in Europa ist Heumilch und ich nehme nur die her.“<br />
Auf etwa 65 Grad erhitzt, kommt diese in einem zweiten<br />
Schritt in den Käsefertiger, um weiterbearbeitet zu<br />
werden – die Besucher des Wilden Käsers bekommen<br />
jeden Schritt davon mit.<br />
EIN FENSTER ZUR KÄSEWELT<br />
Neben Bildschirmen, die über die Käseproduktion, das<br />
Leben am Land, die Landwirtschaft im Allgemeinen<br />
und die Umsiedlung eines ganzen Hofes von einem<br />
Ort zum anderen informieren, veranstaltet Bernhard<br />
Widauer auch regelmäßig Führungen und Vorträge<br />
für all seine Gäste: „Vielen Leuten ist das hiesige Leben<br />
völlig unbekannt und es ist für sie sehr spannend,<br />
wie ein Laib Käse entsteht oder wie die Milch aus dem<br />
Kuheuter den ganzen Weg ins Supermarktregal findet<br />
– hier können sie all das miterleben.“<br />
Außerdem dürfen die Gäste durchs Schaufenster<br />
in seine Käserei lugen und beobachten, wie der<br />
Käse verarbeitet wird, nachdem Milchsäurebakterien<br />
1.<br />
2. 3.<br />
1. Circa 800 Käselaibchen produziert der<br />
Wilde Käser am Tag.<br />
2. Bernhard Widauer gewährt seinen<br />
Gästen einen kleinen, aber interessanten<br />
Blick in die Welt der Käseproduktion.<br />
3. Regionale Produkte aller Art bieten<br />
Bernhard und seine Frau Margit feil.<br />
4. Neben Großem und Kleinem Stinker<br />
erwarten die Besucher erlesene Käsespezialitäten<br />
aus der Region.<br />
4.<br />
© Franz Oss<br />
hinzugefügt wurden und der Käse eingelabt worden<br />
ist. „Danach geht es ans Schneiden mit einer Vorrichtung<br />
mit feinen Drähten, die Käsestückchen in der<br />
Molke in Walnussgröße tranchiert“, sagt Bernhard.<br />
Weniger sei dabei mehr – schneidet man zu viel,<br />
entstehe sogenannter „Staub“, was dem Käse nicht<br />
guttue. Ganze vier Stunden nimmt das im Tag von<br />
Bernhard Widauer in Anspruch. „Wir wollen guten<br />
Käse produzieren und kein Massenprodukt. Das ist<br />
mir persönlich ganz wichtig.“ Etwa 800 Käselaibchen<br />
entstehen hier auf diese Weise tagtäglich.<br />
EIN BEST-OF DER REGION<br />
Wenn er eine Sache nach 30 Jahren als Käser gelernt<br />
hat, dann sei es die: „Man lernt nie aus.“ Immer wieder<br />
finde sich etwas, das man besser machen kann.<br />
Ein kleiner Schritt in der Produktion, eine Zutat, ein<br />
bestimmter Trick – oder auch ein Trend, wie zum<br />
Beispiel das Affinieren, bei dem dem Käse Kräuter<br />
hinzugefügt werden, die ihn aromatischer machen.<br />
„Im Sommer entsteht bei uns so ein sehr beliebter<br />
Käse mit kräftigen Kräutern aus dem Brixental.“ Mal<br />
abgesehen davon, so der Experte, dass der Käse im<br />
Sommer grundlegend ein anderer sei als jener im<br />
Winter – denn die Tiere seien im Sommer auf der<br />
Alm und bekämen ganz anderes Futter –, sei das eine<br />
weitere Besonderheit, die er kennengelernt habe und<br />
die vermutlich irgendwann von einem anderen Trend<br />
abgelöst werden wird. An der Theke bieten Bernhard<br />
und seine Frau ihre Produkte und einige andere regionale<br />
Spezialitäten feil: Von Berg- und Schnittkäse<br />
über Butter, Schnäpse, Tees, Molkeprodukte, Honig<br />
und Marmeladen gibt es bei Bernhard nichts, was es<br />
in der Region nicht gibt.<br />
Gäste sind zu einem kleinen Teil Besucher<br />
aus der Nähe, die guten, lokalen Weichkäse kaufen<br />
wollen, Touristen, die sich auf der Durchreise den<br />
Beende<br />
den Satz:<br />
Käse isst man …<br />
„bei jeder Gelegenheit, aber<br />
immer bei Raumtemperatur.“<br />
Mein Lieblingskäse ist …<br />
„abgesehen von meinen ‚Stinkern‘<br />
ein blauer Schweizer Schimmelkäse,<br />
der es zu besonderen Anlässen<br />
bei mir immer aufs Brett schafft.“<br />
Am besten ist mein Käse …<br />
„kurz vor dem Ablaufdatum.<br />
Da ist er nämlich schön gereift<br />
und die Aromen kommen am<br />
besten zur Geltung.“<br />
Meine Lieblingsspeise<br />
mit Käse ist …<br />
„gekochte Erdäpfel mit Butter<br />
und dazu eine erlesene Käseplatte<br />
– mit Abstand einfach das<br />
beste Essen.“<br />
Ansonsten esse ich Käse<br />
auch gerne …<br />
„mit Trauben und Birnen als<br />
Nachspeise.“<br />
46<br />
47
WILDER KÄSER<br />
48<br />
In der Schaukäserei lässt sich allerhand über das Leben<br />
am Land, die Landwirtschaft und den Käse lernen.<br />
Zusammen mit Ehefrau<br />
Margit betreibt<br />
Bernhard die Schaukäserei<br />
in Kirchdorf<br />
bei St. Johann.<br />
Wilden Kaiser ansehen und beim Wilden Käser stehen<br />
bleiben, aber meistens sind es Bustouristen, die<br />
hier haltmachen und sich einen kleinen Einblick in<br />
die unendliche Welt der Käseherstellung verschaffen<br />
wollen. Das Besondere: Die Produkte, die hier entstehen,<br />
können sie auch gleich verkosten. „Wir sind kein<br />
Restaurant, aber essen kann man bei uns trotzdem“ –<br />
kalte Kost, ein Best-of aus dem Hause Wilder Käser.<br />
ALLES IN EINEM<br />
Fragt man Bernhard Widauer, was genau seine Aufgabe<br />
im Betrieb ist, schaut er belustigt in die Gegend:<br />
„Ich bin Geschäftsführer, Hausmeister, Käser, Bedienung,<br />
Touristenführer und Abwäscher, einfach alles<br />
in einem.“ Niemand kenne die Käserei so gut wie er<br />
und niemand könne so viel darüber erzählen. Das<br />
wissen die Zigtausenden Gäste zu schätzen, die Kirchdorf<br />
jährlich besuchen und auch beim Käser vorbeischauen,<br />
das wisse mittlerweile aber auch Eurogast<br />
und damit ein immer breiter werdender Kreis in der<br />
Gastronomie und Hotellerie zu schätzen.<br />
„Ich finde es toll, dass in Restaurants, im<br />
Handel und in Hotels mittlerweile auf qualitativ hochwertige<br />
Produkte aus der Region gesetzt wird.“ Früher<br />
„Ich finde es toll, dass in<br />
Restaurants, im Handel<br />
und in Hotels mittlerweile<br />
auf qualitativ hochwertige<br />
Produkte aus der Region<br />
gesetzt wird.“<br />
Bernhard Widauer<br />
sei das nicht so gewesen und man konnte als kleiner<br />
Produzent von einer Listung bei Großhändlern nur<br />
träumen – die Zeiten hätten sich dahingehend aber<br />
geändert.<br />
Apropos geändert: Vor Kurzem hat Bernhard<br />
Widauer die Verpackung seiner zwei geliebten<br />
Weichkäse geändert – sie ist nun zu 90 Prozent recycelbar.<br />
Außerdem ist das Design einfacher, schlichter<br />
geworden und der Osttiroler Künstler Hans Salcher<br />
hat den Schriftzug für den Produktnamen entworfen.<br />
Alpenweichkäse und Bergcamembert? „Nein“, lacht<br />
Bernhard Widauer, „die heißen jetzt Großer Stinker<br />
und Kleiner Stinker. Das merkt man sich einfach viel<br />
besser. Und außerdem stimmt es wirklich – sie stinken.<br />
Aber das soll auch so sein.“<br />
© Franz Oss<br />
wenn greisinger,<br />
dann ÖSTERREICH!<br />
Daheim ist daheim! Auf jeden Fall beim Fleisch und allem, was daraus gefertigt wird – in einem der<br />
innovativsten, privat geführten Verarbeitungsbetriebe Österreichs. Was via Greisinger in Österreich<br />
auf den Tisch kommt, hat ausschließlich Österreich drinnen. Denn unser Fleisch „aus Österreich für<br />
Österreich“ kommt ausnahmslos von streng kontrollierten heimischen Stammlieferanten, und diese<br />
Rohstoffe höchster Güte werden unter rigider Qualitätskontrolle zu feinsten Produkten weiterverarbeitet<br />
und veredelt.<br />
Regional zuhaus‘,<br />
international tätig!<br />
Mit über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leisten<br />
wir gemeinsam einen wertvollen Beitrag zur Verwirklichung<br />
des Unternehmenszieles von Greisinger: mit<br />
höchster Qualität den Ansprüchen unserer Konsumenten<br />
gerecht zu werden.<br />
Ob bei Frisch-, Dauer- und Rohwurst, mit Schinken- und<br />
Speckspezialitäten, im Snack-Bereich oder auf dem Frischfleischsektor<br />
– Greisinger lebt sein Motto Tag für Tag: Aus<br />
Tradition. Das Beste. Im Interesse der Menschen, die mehr<br />
denn je bewusst auf Qualität und Herkunft achten.<br />
Greisinger wird größer –<br />
und das gesamte Team ebenfalls.<br />
Am Betriebsgelände im oberösterreichischen Münzbach<br />
bei Perg wird zurzeit entsprechend ausgebaut. Die Betriebsfläche<br />
von derzeit 32.000 m 2 wird großzügig erweitert<br />
– vom Ausbau der Logistik bis zur Neugestaltung des<br />
Hauptgebäudes.<br />
Ein erfolgreiches Unternehmen ist natürlich nur so stark<br />
wie die Menschen, die hier arbeiten. Dank deren Einsatz<br />
und Verlässlichkeit konnte Greisinger zu dem werden, was<br />
es heute darstellt: Ein modernst geführter Produktionsbetrieb<br />
mit zahlreichen Sozialleistungen, die direkt den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern zu Gute kommen.<br />
Mit dem Ausbau einhergehend finden bei Greisinger daher<br />
viele neue, engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
die Möglichkeit, Teil des Familienunternehmens zu werden<br />
– mit vielfältigen Aufgabenbereichen und Karrierechancen<br />
innerhalb des oberösterreichischen Fleischverarbeitungsbetriebs.<br />
Gemeinsam bleibt das Unternehmen den Werten verpflichtet,<br />
die das stete Wachstum über Jahrzehnte ermöglicht<br />
haben. Absolute Qualitätsphilosophie, höchste<br />
Verlässlichkeit, innovatives Denken und dynamisches,<br />
flexibles Handeln.<br />
Greisinger GmbH, Klamer Straße 10, 4323 Münzbach / Austria, Tel.: +43 7264 / 46 00, E-Mail: office@greisinger.com, www.greisinger.com
MITARBEITERINNENPORTRÄT<br />
Langzeiterfahrung<br />
trif ft auf<br />
Liebe zum Beruf<br />
Seit 37 Jahren ist Sylvia Semler fester Bestandteil<br />
der Firma Eurogast Interex. Lange die einzige Frau<br />
im Einkauf der Eurogast-Gruppe, hält sie gekonnt die<br />
Stricke am Standort in Hartberg zusammen.<br />
Text: Barbara Kluibenschädl<br />
H<br />
ändisch mussten sie alle Schilder anschreiben,<br />
jeden Preis auswendig kennen,<br />
so beschreibt Sylvia Semler ihre Anfänge<br />
bei Eurogast Interex. Am 1. Mai 1986 begann<br />
die jetzige Einkäuferin vorerst in der Verrechnung<br />
im Interex-Team. Der Handel war früher noch<br />
deutlich überschaubarer, Computer gab es keine. „Das<br />
kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, so<br />
Sylvia Semler.<br />
Nachdem ihre alte Arbeitsstelle in einer<br />
Heizkesselfirma drohte samt Büro nach Wien verlegt<br />
zu werden, schrieb sie kurzum eine Bewerbung an<br />
Interex. Nicht lange habe sie auf eine Zusage warten<br />
müssen, erinnert sich Frau Semler. Mit der Hilfe ihrer<br />
Arbeitskollegen gelang es ihr, schnell in das neue Aufgabengebiet<br />
hineinzuwachsen.<br />
2007, nach der Pensionierung des damaligen<br />
Einkäufers, kam Chef Stefan Jagerhofer zu ihr<br />
und sagte: „Sylvia, das machst jetzt du.“ Unbürokratisch<br />
und schnell wechselt sie so vom Verkauf in den<br />
Einkauf.<br />
„Wir sind stolz,<br />
dass uns Frau Semler<br />
schon so lange die<br />
Treue hält.“<br />
Stefan Jagerhofer, Chef<br />
Sylvia Semler ist Schnittstelle<br />
für Einkauf, Verkauf und Außendienst<br />
bei Eurogast Interex.<br />
© Michael Rathmayr<br />
VIELFÄLTIG UNTERWEGS<br />
Seit damals ist Frau Semler für den Bereich Einkauf<br />
und Rechnungskontrolle zuständig. Ihr Arbeitsplatz<br />
ist das Büro. Alles, was mit Artikelwartung und -pflege<br />
zu tun hat, landet auf ihrem Tisch, und das ist nicht<br />
wenig. Das Führen von Gesprächen mit Vertretern,<br />
das Abarbeiten von Evidenzlisten, Lieferscheinrückgaben<br />
und das Abwickeln von Bestellungen sind nur<br />
einige von unzähligen Aufgaben. Besonders Montage<br />
seien vollgepackt, erzählt die Einkäuferin, aber es<br />
scheint so, dass genau diese ihr Freude bereiten.<br />
„Dann kommen oft auch ganz viele Kollegen<br />
mit Sondersachen“, erklärt Frau Semler. „Das<br />
brauche ich“, „Das ist nicht gelistet“, „Was kostet das?“,<br />
„Bis wann bekommen wir die Ware?“. Auch wenn es<br />
dann mal turbulent wird, bewahrt sie die Ruhe und<br />
kann weiterhelfen.<br />
„Daran will ich noch<br />
gar nicht denken.“<br />
Frau Semlers Kommentar zu der in sechs Jahren<br />
bevorstehenden Pension<br />
Die Kooperation von Interex mit Eurogast im Jahr 2014<br />
war für ihre Arbeit eine große Bereicherung, erzählt<br />
Sylvia Semler. Innovative Verwaltungsprogramme<br />
reduzieren nun das Ausmaß an Verhandlungen mit<br />
der Industrie. „Das ist einkaufstechnisch ein Traum“,<br />
so die Einkäuferin.<br />
DAS ALLERWICHTIGSTE<br />
Neben Verhandlungsgeschick und analytischer<br />
Denkweise ist im Arbeitsalltag der Einkäuferin vor<br />
allem ein hohes Maß an Flexibilität gefragt. Die Tage<br />
sind voller Überraschungen und bringen die Arbeitsabläufe<br />
oft gehörig durcheinander. Frau Semler erklärt<br />
schmunzelnd: „Oft denke ich mir, heute mache<br />
ich das und das und dann ich gehe heim und habe<br />
nichts davon erledigen können.“ Da kann es dann<br />
schon mal vorkommen, dass Frau Semler länger im<br />
Büro bleibt oder früher kommt als gewöhnlich. Ihr<br />
großes persönliches Engagement und ihren Elan weiß<br />
ihr Chef Stefan Jagerhofer sehr zu schätzen. „Mit ihrer<br />
Art und Weise bereichert und stärkt sie das Team.“<br />
LIEBE ZUM BERUF<br />
Auf die Frage, was die Interex-Einkäuferin an ihrer<br />
Arbeit besonders mag, kommt prompt eine Antwort:<br />
„Einfach alles. Ich liebe diesen Beruf.“ Besonders<br />
schätze sie das hohe Maß an Eigenverantwortlichkeit<br />
und das angenehme Arbeitsklima. Der Umstand, dass<br />
ihre Arbeitsstelle und ihren Wohnort nur fünf Minuten<br />
Autofahrt trennen, sei ein zusätzlicher Bonus.<br />
Ein besonderes Highlight für den Standort,<br />
aber auch für Sylvia Semler selbst ist die alljährliche<br />
Gastromesse. Das bedeutet zwar viel Arbeit, aber im<br />
Vordergrund steht die Freude am Event. Sie ergänzt:<br />
„Da gibt es auch eine gemütliche Zusammenkunft mit<br />
den Außendienstlern und Vertretern, mit denen ich<br />
zu tun habe. Man hat mal Zeit, sich auch privat ein<br />
wenig kennenzulernen.“<br />
Nach<br />
Dienstschluss<br />
Frau Semler hat drei<br />
Kinder samt Haus<br />
und Garten, die alle<br />
ihre Aufmerksamkeit<br />
brauchen.<br />
Besondere Freude<br />
bringt ihr der Familienhund<br />
Ares, obwohl<br />
sie sich am Anfang<br />
mit einem Hund so<br />
gar nicht anfreunden<br />
konnte. Jetzt liebt sie<br />
es umso mehr, mit<br />
ihm im Wald spazieren<br />
zu gehen.<br />
Außerdem trifft sie<br />
sich gerne mit Freunden<br />
zum Walken oder<br />
Kaffeetrinken oder<br />
beidem.<br />
50 51
TEE<br />
© David Bohmann<br />
Tee statt Wein? Was auf den ersten Blick vielleicht seltsam<br />
klingt, findet immer mehr Einzug in die Spitzengastronomie.<br />
Der Grund: Dank seiner Vielfalt bietet Tee beinahe unbegrenzte<br />
Kombinationsmöglichkeiten und das Potenzial, den Gästen<br />
völlig neue Geschmackserlebnisse zu ermöglichen.<br />
Text: Lisa Schwarzenauer<br />
52 53
TEE<br />
Jährlicher Teekonsum<br />
pro Kopf im inter nationalen Vergleich<br />
sterreich hat klare Präferenzen,<br />
wenn es um Heißgetränke geht: Nur rund<br />
25 bis 27 Liter Tee werden hierzulande<br />
jährlich pro Kopf getrunken – im Vergleich<br />
zu rund 162 Liter Kaffee pro Kopf. „Es wird<br />
hier zwar schon lange Tee getrunken, aber<br />
Österreich ist nicht das Land der Teetrinker.<br />
Die jährlich konsumierte Menge<br />
ist einfach sehr niedrig“, sagt Stephan<br />
Krömer, Präsident des Österreichischen<br />
Teeverbandes. Historisch kann man den<br />
Erfolgslauf von Kaffee in Österreich bis zur<br />
Türkenbelagerung Wiens 1683 zurückverfolgen,<br />
nach deren Scheitern Hunderte<br />
Säcke Kaffee zurückgelassen und damit<br />
das erste Wiener Kaffeehaus eröffnet<br />
wurde, Krömer sieht aber auch die Nähe<br />
zum kaffeeaffinen Italien als Grund für die<br />
anhaltende Beliebtheit.<br />
In den letzten Jahren habe<br />
sich aber einiges getan, erzählt er: „Das<br />
Bewusstsein für Tee ist größer geworden.<br />
Besonders die junge Generation akzeptiert<br />
Tee als vollwertiges Getränk neben Kaffee<br />
und Softgetränken, und mit der ganzen<br />
Wellnessbewegung und dem stärkeren<br />
Gesundheitsbewusstsein hat auch Tee<br />
einen Aufschwung bekommen, vor allem<br />
die Kräutertees.“<br />
TEE FÜR JEDEN FALL<br />
Mehr Aufmerksamkeit verdiene Tee vor<br />
allem wegen seiner Vielfalt: „Tee hat so<br />
unglaublich viele Facetten, dass man zu<br />
jeder Altersgruppe, jeder Tageszeit, jeder<br />
Jahreszeit, jedem Essen die richtige<br />
„Jeden, der neu<br />
herangeführt wird,<br />
verblüfft es, welche<br />
Möglichkeiten<br />
Tee geschmacklich<br />
bietet.“<br />
Stephan Krömer, Präsident des<br />
Österreichischen Teeverbandes<br />
Sorte finden kann“, betont Krömer. Bei<br />
schwarzem, grünem und weißem Tee ergebe<br />
sich alleine durch die verschiedenen<br />
Anbaugebiete und Erntezeiten eine riesige<br />
Auswahl verschiedener Sorten, und dann<br />
gebe es ja zusätzlich noch aromatisierte<br />
Tees und Kräuter- und Früchtetees in<br />
allen erdenklichen Mischungen. Das Aromenspektrum<br />
reicht entsprechend von<br />
kräftig, malzig, würzig oder scharf bis<br />
hin zu grasig, herb, frisch, sauer, fruchtig,<br />
lieblich und allem dazwischen. Das macht<br />
Tee zu einem spannenden Thema für die<br />
Gastronomie, die langsam, aber sicher entdeckt,<br />
welche Möglichkeiten das Getränk<br />
bietet: Inzwischen findet sich Tee immer<br />
wieder in Speisen, Cocktails und sogar als<br />
Begleitung zu mehrgängigen Menüs – zumindest<br />
international.<br />
In Österreich ist man noch nicht<br />
ganz so weit: „Wenn man nicht alkoholische<br />
Alternativen zu Wein oder Bier will, gibt<br />
es meist nur Wasser oder vielleicht selbst<br />
gemachte Limonaden, was schade ist. Mit<br />
viel Liebe zum Detail hergestellte Speisen<br />
geschmacklich nicht zu begleiten, bringt<br />
nur die Hälfte der Freude“, sagt Krömer.<br />
Tees hätten die Vorteile, dass sie ideale<br />
geschmackliche Partner für die meisten<br />
© Klaus Titzer, David Bohmann<br />
Österreich:<br />
25 bis 27 l<br />
Großbritannien:<br />
169 l<br />
Deutschland:<br />
25 bis 27 l<br />
Irland:<br />
221 l<br />
Ostfriesland<br />
(Teetrinkweltmeister):<br />
300 l<br />
Kleine<br />
Teekunde<br />
Tees im engeren Sinne sind<br />
nur Produkte der Teepflanze<br />
Camellia sinensis. Je nach<br />
Verarbeitung entstehen aus<br />
den Blättern unterschiedliche<br />
Sorten: Der Kontakt<br />
mit Sauerstoff startet den<br />
Oxi dationsprozess, der<br />
schwarzen Tee produziert.<br />
Weißer Tee entsteht durch<br />
eine nur kurze Oxidationszeit,<br />
für grünen Tee wird der<br />
Oxidationsprozess durch Behandlung<br />
mit Wasserdampf<br />
komplett unterbunden.<br />
Die in Österreich beliebteren<br />
Kräuter- und Früchtetees<br />
bestehen dagegen – wie<br />
ihre Namen verraten – aus<br />
Kräutern und getrockneten<br />
Früchten.<br />
54 55
TEE<br />
Tea Pairing<br />
Zahlen<br />
und Fakten<br />
Tee wird der Überlieferung<br />
nach bereits seit ca.<br />
5.000 Jahren getrunken.<br />
Schriftlich erwähnt<br />
wurde er zum ersten Mal<br />
im 3. Jahrhundert v. Chr.,<br />
portugiesische und holländische<br />
Handelsflotten<br />
brachten das Teekraut im<br />
16. Jahrhundert erstmals<br />
nach Europa.<br />
Die wichtigsten Anbaugebiete<br />
finden sich in China,<br />
Indien, Japan, Taiwan<br />
und Sri Lanka. Der größte<br />
Teeexporteur der Welt<br />
ist Kenia – rund 95 %<br />
der eigenen Produktion<br />
(2021: 556.000 Tonnen)<br />
werden exportiert.<br />
Bei Teezeremonien denkt<br />
man in erster Linie an die<br />
asiatische Teekultur, aber<br />
auch die ostfriesischen<br />
Teetrinkweltmeister<br />
haben eine eigene Teezeremonie.<br />
Dabei wird<br />
Kandiszucker in der Tasse<br />
mit Tee übergossen,<br />
dann am Tassenrand und<br />
gegen den Uhrzeigersinn<br />
mit einem kleinen<br />
Löffel Sahne zugegeben,<br />
damit kleine Wolken<br />
(„Wulkje“) entstehen. Da<br />
nicht umgerührt werden<br />
darf, verändert sich das<br />
Geschmackserlebnis<br />
mit jedem Schluck von<br />
cremig zu bitter zu süß.<br />
Speisen seien, sich die Kosten in Grenzen<br />
halten und man Gästen zusätzlich ein Geschmackserlebnis<br />
bieten könne, mit dem<br />
die meisten so nicht rechnen würden. „Jeden,<br />
der neu herangeführt wird, verblüfft<br />
es, welche Möglichkeiten Tee geschmacklich<br />
bietet“, berichtet der Experte. Deshalb<br />
arbeite der Teeverband auch seit letztem<br />
Jahr mit Gault&Millau zusammen, um das<br />
Thema stärker in der heimischen Gastronomie<br />
zu verankern.<br />
WEGE ZUM WISSEN<br />
Die große Auswahl kann ohne Vorwissen<br />
überfordernd sein, deshalb empfiehlt<br />
Krömer, sich bei einem Einstieg ins Thema<br />
Hilfe bei Experten zu suchen. Man könne<br />
sich beispielsweise immer bei Teefirmen<br />
direkt melden, wenn man hier keine Berührungsängste<br />
hat, müsse sich aber im<br />
Klaren sein, dass diese Unternehmen natürlich<br />
ihre eigenen Produkte promoten<br />
wollen. Alternativ bieten Organisationen<br />
wie der Teeverband, der den größten Teil<br />
der heimischen Teeindustrie abbildet und<br />
sich zur Neutralität verpflichtet hat, ebenfalls<br />
Informationen und Beratung. Aktuell<br />
ist dort ein Einführungsseminar in die<br />
Grundlagen des Tees samt Verkostung in<br />
Arbeit, da man in Gesprächen mit Gastronomen<br />
und Tourismusschulen gemerkt<br />
habe, dass hier definitiv Bedarf besteht.<br />
Ähnliches empfiehlt auch Stijn<br />
Van Schoonlandt, Europadirektor der<br />
International Tea Masters Association,<br />
die weltweit Teeexperten ausbildet. „Es<br />
gibt viele gute Blogs über Tee und auch<br />
immer mehr Bücher, gerade auch zum<br />
Thema Tee im Hospitality-Sektor, mit denen<br />
man sich einen ersten Überblick verschaffen<br />
kann“, sagt der Belgier. Hilfreich<br />
sei auch, so viele verschiedene Tees wie<br />
möglich auszuprobieren und sich durch<br />
Verkostungen mit den unterschiedlichen<br />
Geschmacksprofilen und Aromen vertraut<br />
zu machen. Wer ernsthaft in die Welt<br />
des Tees eintauchen will, solle aber eine<br />
formelle Ausbildung in Betracht ziehen;<br />
Programme werden von verschiedenen<br />
Institutionen angeboten und können von<br />
mehrstündigen Seminaren bis zu mehrmonatigen<br />
Lehrgängen inklusive Reisen<br />
zu Anbaugebieten reichen.<br />
Illusionen solle man sich aber<br />
keine machen, sagt Krömer: Um wirklich<br />
alles über Tee wissen zu können, sei<br />
das Feld einfach zu komplex, weshalb<br />
er persönlich auch kein Fan von den oft<br />
© shutterstock.com, ÖTI<br />
W<br />
er zwar auf Alkohol,<br />
aber nicht auf ein abgerundetes<br />
kulinarisches Erlebnis<br />
verzichten will, hat mit<br />
dem sogenannten Tea Pairing – anstelle<br />
der klassischen Weinbegleitung – eine<br />
spannende Alternative. Die Herangehensweise<br />
ist dabei gleich wie bei<br />
Wein: Das Zusammenspiel der Aromen<br />
von Tee und Speise soll ein stimmiges<br />
Genusserlebnis erzeugen, das über die<br />
einzelnen Komponenten hinaus geht.<br />
International ist Tea Pairing in der Spitzengastronomie<br />
keine Seltenheit mehr<br />
(Vorreiter sind u. a. das New Yorker Restaurant<br />
Eleven Madison und der Clove<br />
Club in London), in Österreich ist der<br />
Trend noch in den Kinderschuhen. Der<br />
Österreichische Teeverband empfiehlt<br />
zum Start folgende Kombinationen:<br />
Schwarzer Tee<br />
· Kräftige, malzige Sorten wie Assam: Wild, Rindsbraten<br />
und andere würzige, intensive Speisen<br />
· Darjeeling: deftige Pastagerichte, fruchtige Desserts,<br />
rote Beeren<br />
· Rauchtees (z. B. Pu Erh, Keemung): Gegrilltes,<br />
kräftiger Käse, Schokolade, auch gut für Saucen<br />
und Marinaden<br />
Grüner Tee, Oolong Tee<br />
· Sencha: japanische Gerichte, Lachs,<br />
gedünstetes Gemüse<br />
· Grüntees aus China: heller Fisch, Meeresfrüchte,<br />
Huhn, Salate, milder Käse, leichte Desserts<br />
Weißer Tee<br />
· leichte, milde Speisen ohne starke Gewürze<br />
· helles Fleisch, Süßwasserfische, Desserts mit<br />
exotischen Früchten<br />
Kräutertee<br />
· Kräutertees mit zitroniger Note: Currys,<br />
Wokgerichte, weißer Fisch, leichte Vorspeisen<br />
· Ingwertee: Suppen, süße Desserts<br />
· Rooibostee: asiatische und Wokgerichte<br />
· Minzige Kräutertees: dunkle Schokolade<br />
Früchtetee<br />
· Mit Hagebutte und/oder Hibiscus: Desserts<br />
· Süße Früchtetees: Käse, Wild<br />
Wichtig: Damit sich die Aromen von Tee wie<br />
gewünscht entfalten, müssen die optimale Temperatur<br />
und Ziehzeit beachtet werden.<br />
56 57
TEE<br />
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International<br />
Tea Masters<br />
Association<br />
(ITMA)<br />
Die 2007 gegründete<br />
ITMA gilt international<br />
als eine der besten<br />
Ausbildungsstätten<br />
zum Thema Tee und<br />
bietet neben verschiedenen<br />
Kursen auch<br />
Online-Ressourcen<br />
zur Information und<br />
Weiter bildung.<br />
Der Österreichische<br />
Teeverband<br />
Der Teeverband vertritt<br />
den größten Teil<br />
der österreichischen<br />
Teeindustrie und hat<br />
zur Aufgabe, Fachwissen<br />
rund um das<br />
Thema bereitzustellen<br />
und das Image und<br />
den Konsum von Tee<br />
zu fördern. Stephan<br />
Krömer ist in Wien<br />
als Teabroker tätig<br />
und seit Anfang 2020<br />
Präsident des Teeverbandes.<br />
bei solchen Ausbildungen verwendeten<br />
Begriffen Teesommelier und Tea Master<br />
ist. „Ein Teesommelier wäre für mich jemand,<br />
der zumindest 90 Prozent der ihm<br />
vorgesetzten Teesorten bestimmen kann“,<br />
erklärt er. „Das geht bei Wein, bei Käse,<br />
aber bei Tee erreicht man dieses Niveau<br />
nicht, auch nicht nach einer einjährigen<br />
Ausbildung. Ich arbeite seit 40 Jahren mit<br />
Tee, habe viel gesehen und probiert, aber<br />
ich lerne immer noch dazu und könnte<br />
trotz der Erfahrung vielleicht 70 oder<br />
80 Prozent erkennen.“<br />
BERÜHRUNGSÄNGSTE NEHMEN<br />
Um den Gästen Tee schmackhaft zu machen,<br />
brauche es neben dem Fachwissen in<br />
erster Linie ein niederschwelliges Angebot.<br />
„Die Wenigsten kommen ja darauf, dass<br />
Tee eine Alternative wäre, wenn das nicht<br />
explizit angeboten wird, wie es in Hotels<br />
am Frühstücksbuffet oder nachmittags<br />
im Wellnessbereich mit einem Samowar<br />
oft der Fall ist“, so Krömer. Den meisten<br />
Menschen begegne Tee im Supermarkt,<br />
wo sie ein riesiges Regal sehen und sich<br />
wahrscheinlich von der Auswahl erschlagen<br />
fühlen. „Das kann ich nachvollziehen<br />
„Die Wenigsten<br />
kommen darauf,<br />
dass Tee eine Alternative<br />
wäre, wenn<br />
das nicht explizit<br />
angeboten wird.“<br />
Stephan Krömer<br />
und das ist unser Job, oder das sehe ich als<br />
meine Aufgabe: den Tee über eine ganz<br />
niedrige Schwelle näherzubringen.“<br />
Erfreulicherweise tue sich hier<br />
in vielen Hotels, Restaurants und auch<br />
klassischen Kaffeehäusern gerade einiges:<br />
Anstelle von nur Pfefferminz- oder<br />
Kamillentee, einem Schwarz- und vielleicht<br />
einem Grüntee finde man auf den<br />
Getränkekarten inzwischen häufig eine<br />
größere Auswahl an Tees, was ein guter<br />
erster Schritt sei. „Ich würde noch nicht<br />
von einer Trendwelle reden, aber es geht<br />
langsam los“, sagt Krömer. Das Potenzial<br />
sei jedenfalls da – jetzt müsse nur noch<br />
mehr Bewusstsein und Interesse in der<br />
Branche und bei den Konsumenten erzeugt<br />
werden, um Tee endgültig als gastronomischen<br />
Begleiter über das Frühstück<br />
hinaus zu etablieren.<br />
© David Bohmann<br />
DUNIGROUP.COM<br />
58
INSIGHTS<br />
NEUES AUS DER WELT VON EUROGAST<br />
Eurogast<br />
Almauer<br />
Eurogast<br />
Landmarkt Schladming<br />
Eurogast<br />
Kiennast<br />
Eurogast<br />
Salzburg<br />
Eurogast<br />
Speckbacher<br />
Eurogast<br />
Hall in Tirol<br />
Eurogast<br />
Zell am See<br />
Eurogast<br />
Pilz & Kiennast<br />
NEU<br />
Eurogast<br />
Grissemann<br />
Bludenz<br />
Eurogast<br />
Altenmarkt<br />
Eurogast<br />
Landmarkt<br />
Liezen<br />
Eurogast<br />
Interex<br />
NEU<br />
Eurogast<br />
Grissemann Zams<br />
Kooperationspartner<br />
Gastrofresh<br />
Eurogast<br />
Sinnesberger<br />
Eurogast<br />
Zuegg<br />
Eurogast<br />
Gasteinertal<br />
© Illustration: Monika Cichon<br />
Eurogast<br />
Kärntner Legro<br />
St. Veit an der Glan<br />
Eurogast<br />
Kärntner Legro<br />
Eurogast Haring<br />
Großklein<br />
<br />
60<br />
61
EUROGAST<br />
– IMMER IN BEWEGUNG –<br />
fplus@vfi-oilsforlife.com<br />
EUROGAST<br />
KÄRNTNER LEGRO<br />
RUNDER<br />
GEBURTSTAG<br />
Die Kärntner Legro durfte einen<br />
besonderen Jubilar hochleben<br />
lassen: Geschäftsführer Erfried<br />
Feichter wurde 60 Jahre alt.<br />
Entsprechend seiner 30 Jahre<br />
im Unternehmen wurde gebührend<br />
mit den Mitarbeitern<br />
gefeiert, Geschenke und<br />
gute Wünsche inklusive.<br />
Betriebsratsvorsitzende Gabi<br />
Melcher sowie Markt- und Verkaufsleiter<br />
Erwin Oberwinkler<br />
wünschten Feichter in Vertretung<br />
für die Belegschaft weiterhin<br />
alles Gute und viel Energie.<br />
EUROGAST ALMAUER<br />
Erfolgreiche<br />
Dekade<br />
Schon seit zehn Jahren<br />
führen Harald und Margit<br />
Pettermann die Stiftschank<br />
im Stift Kremsmünster. Ihr<br />
Erfolgsrezept: gutbürgerliche<br />
Küche, freundlicher Service<br />
und langjährige Mitarbeiter.<br />
Eurogast Almauer gratuliert<br />
herzlich zum Jubiläum.<br />
EUROGAST GRISSEMANN<br />
Neue Produktvielfalt<br />
Das handselektierte Premiumqualitäts<br />
angebot von Grissemann<br />
ist um eine Kategorie reicher. Feine<br />
Schnitte von der Kalbin – einem langsam<br />
wachsenden weiblichen Kalb –<br />
erweitern seit Kurzem das Sortiment.<br />
Jedes Stück wird genau begutachtet,<br />
Grissemann liefert so Edelfleisch<br />
von der Kalbin für die Gastro nomie.<br />
Auch die Werke der Systine<br />
stehen nie still. Mit<br />
Vanillesauce hat ein süßer<br />
Klassiker in das Portfolio<br />
Einzug gehalten. Nähere Informationen<br />
erhält man bei<br />
Franz Hintermair, dem neu<br />
bestellten Anwendungsberater<br />
für die Systine.<br />
EUROGAST KIENNAST<br />
Steter Fortschritt<br />
Der Bau des neuen Bürogebäudes des<br />
Handels hauses Kiennast erreichte seinen<br />
ersten Meilen stein: Am 13. Dezember 2022<br />
konnte die Gleichenfeier begangen<br />
werden. Die am Bau Beteiligten sowie<br />
Freunde und Verwandte der Familie<br />
Kiennast stießen bei dieser Gelegenheit<br />
zusätzlich auf weitere Bauprojekte und<br />
Erweiterungen des Unternehmens an.<br />
© Grissemann/Dieter Kühl, Kärntner Legro, nonconform, Gerhard Schönegger<br />
DAS BESTE FRITTIERÖL<br />
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62
Eurogast-<br />
Betriebe<br />
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Partnerschaft<br />
Nach über 200 Jahren Firmengeschichte<br />
ist es heute ein<br />
Führungsduo, das die Geschicke<br />
von Eurogast Pilz &<br />
Kiennast lenkt: Verena Pilz<br />
und Alexander Kiennast teilen<br />
sich die Geschäftsführung.<br />
Den Grundstein für die Firma<br />
Pilz, die 2016 eine strategische<br />
Partnerschaft mit dem Handelshaus<br />
Kiennast einging, legte<br />
im Jahre 1811 Ignaz Pilz I. Er<br />
übernahm in Gmünd eine Mühle<br />
und Landesprodukthandlung,<br />
über Generationen wurde<br />
das Unternehmen zu seiner<br />
heutigen Größe aufgebaut.<br />
Der C&C-Markt in Gmünd<br />
wurde 2018 zur Markthalle<br />
mit 2.000 Quadratmeter<br />
Verkaufsfläche umgebaut,<br />
das Angebot wird durch zwei<br />
Einzelhandelsfilialen und<br />
einen Kiosk abgerundet.<br />
© Michael Rathmayr<br />
65
ANDERS GEKOCHT<br />
Spätzle auf<br />
Montafoner Art<br />
Wer mit roten Wangen und kalten Fingern in eine Skihütte hineinstapft,<br />
der mag nach dem sportlichen Vormittag etwas Deftiges – Kässpätzle zum Beispiel.<br />
In der Nova Stoba im Montafon gibt es die ein bisschen anders interpretiert,<br />
serviert werden sie hier nämlich gebacken. Küchenchef Kurt Woltsche erklärt,<br />
wie sein Lieblingsgericht zubereitet wird.<br />
REZEPT<br />
GRÜN<br />
DENKEN<br />
FÜR BLAU ENTSCHEIDEN<br />
Gebackene „Montafoner Keesspätzle“<br />
Zutaten<br />
• Eierspätzle (selbstgemacht<br />
oder gekauft)<br />
• frische, fein gewürfelte<br />
Zwiebeln<br />
• Butterschmalz<br />
• eine kräftige Käse-<br />
Spätzle-Mischung<br />
• zum Panieren:<br />
Mehl, Eier und Brösel<br />
• Muskat<br />
• Knoblauch<br />
• Salz<br />
• Pfeffer<br />
66<br />
Zubereitung<br />
1 Die Zwiebel in Butterschmalz ohne Farbe in einem<br />
Topf anschwitzen, danach die erwärmten Eierspätzle<br />
und die Käsemischung dazugeben und mit Pfeffer,<br />
Knoblauch, Muskat und Salz abschmecken.<br />
2 Die heißen Keesspätzle in eine mit Frischhaltefolie<br />
ausgelegte Terrinenform pressen und kalt stellen.<br />
3 Die kalten Käsespätzle aus der Form stürzen, in<br />
Scheiben schneiden, mit Mehl, Ei und Bröseln panieren<br />
und in heißem Fett bei 170 Grad herausbacken.<br />
Die panierten Keesspätzle gut abtropfen lassen.<br />
4 Die gebackenen Montafoner Keesspätzle zum<br />
Beispiel mit einem Kartoffel-Feldsalat mit Speckdressing<br />
und Apfel-Marillen-Chutney servieren.<br />
Kurts Tipp:<br />
Kurt Woltsche<br />
ist Küchenchef der<br />
Nova Stoba im Skigebiet<br />
Silvretta-Montafon<br />
auf 2.010 Metern.<br />
Dabei mag er es vor<br />
allem, kreativ zu<br />
arbeiten und seine<br />
Gäste kulinarisch zu<br />
verwöhnen. Wenn<br />
er nicht in der Küche<br />
steht, ist er beim<br />
Fliegenfischen oder<br />
mit dem Mountainbike<br />
unterwegs.<br />
„Ich bevorzuge zusätzlich<br />
noch eine Portion<br />
Vorarlberger Räßkäse,<br />
der verleiht dem Gericht<br />
den zusätzlichen<br />
Käse-Kick.“<br />
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