Vorschau FOCUS MONEY 11/2023
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moneyeditorial<br />
EDITORIAL<br />
Staatlicher Griff in den<br />
Geldbeutel des Bürgers<br />
in Berlin nennen sie es Wärmewende. Doch hinter dem scheinheiligen Politkauderwelsch<br />
verbirgt sich der direkte Griff in den Geldbeutel von Millionen von Bürgern.<br />
Geht es nach dem grünen Wirtschafts- und Energieminister Robert Habeck, werden<br />
Öl- und Gasheizungen ab dem kommenden Jahr verboten. „Der Einbau von Heizungsanlagen<br />
auf Basis ausschließlich fossiler Energieträger – vor allem Gas- und<br />
Ölheizungen – ist ab dem Jahr 2024 nicht mehr gestattet“, heißt es in einem 92-seitigen<br />
Entwurf seines Ministeriums zur Reform des harmlos klingenden Gebäude-<br />
Energiegesetzes. Aus energiepolitischen Gründen infolge des Ukraine-Kriegs hatte<br />
die Ampel-Koalition entschieden, dass bereits ab 2024 – ein Jahr früher als geplant<br />
– bei jeder neuen Heizung 65 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen müssen.<br />
Habecks sogenannte Wärmewende ist nichts weiter als selbstsüchtige Klientelpolitik.<br />
Seine grünen Parteifreunde jubeln über so viel energiepolitischen Obrigkeitsstaat.<br />
Der Rest der Bürger ist aber schlichtweg entsetzt über das sündhaft teure<br />
Vorhaben.<br />
„Der Schrei der Hyänen“ heißt ein wenig erfolgreiches Buch des Schriftstellers<br />
Habeck. Offenbar schreibt er nun als Minister an einem weiteren Werk. Arbeitstitel:<br />
„Die Stunde der Hyänen“. Habeck kreist Immobilienbesitzer mit seinem planwirtschaftlichen<br />
Klimaschutzvorhaben ein. Er will sie zu hohen Investitionen zwingen.<br />
Dabei sind die Pläne unfair und unwirtschaftlich.<br />
Das dirigistische Verbot von Erdgas- und Ölheizungen kommt in Zeiten historisch<br />
hoher Inflation. Statt die Bürger zu entlasten, sollen sie finanziell noch stärker in die<br />
Mangel genommen werden. Statt die Heizungen mit fossilen Energieträgern auslaufen<br />
zu lassen, will der Minister von oben herab fast drei Viertel aller Haus- und<br />
Wohnungsbesitzer zu aufwendigen Neuinvestitionen zwingen.<br />
Für Eigentümer und Mieter werden die grünen Heizideen sehr teuer – selbst wenn<br />
der Umstieg mit Steuermitteln subventioniert werden sollte. Dass die überdimensionierten<br />
klimapolitischen Pläne überhaupt angesichts des Mangels an Handwerkern<br />
und der Lieferkettenprobleme in so kurzer Zeit umgesetzt werden können,<br />
bezweifeln die Unternehmen unüberhörbar.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„Nur belehrt von der Wirklichkeit, können wir die Wirklichkeit ändern“,<br />
die Inflation sinkt inzwischen deutlich. Die Aktienmärkte gehen<br />
davon aus, dass die Leitzinserhöhungen der großen Noten-<br />
schrieb einst Bert Brecht in seinem Lehrstück „Die Maßnahme“. Schade,<br />
dass Habeck diese Weisheit bei seinen Zwangsmaßnahmen nicht banken demnächst enden und vielleicht schon Ende <strong>2023</strong> erste<br />
berücksichtigt. Die teuren Folgen müssen die Bürger mit ihrem Geld Zinssenkungen erfolgen. Was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse,<br />
nachdem zum Beispiel der Dax von seinem Rekordhoch nicht<br />
erdulden.<br />
mehr weit entfernt notiert?<br />
Herzlich Ihr<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong><br />
HANS-PETER SIEBENHAAR<br />
Mitglied der Chefredaktion<br />
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3
moneyinhalt<br />
8. MÄRZ <strong>2023</strong> www.money.de<br />
moneykompakt<br />
6 Aktienrente: Der Staat will<br />
Bundes-Anteile der Post beisteuern<br />
7 Mikas Markt-Monitor: Ist die<br />
Inflation hartnäckiger als erwartet?<br />
Das droht jetzt den Märkten<br />
7 Hit & Shit: Lufthansa & Morphosys<br />
8 Zinsradar: Tages- und Festgeld<br />
8 Milliardärinnen: Deutschland liegt<br />
weltweit mit an der Spitze<br />
8 Chefinnen: Jeder fünfte Mittelständler<br />
wird von einer Frau geführt<br />
9 Das kaufe ich jetzt: Kerry Group<br />
9 Chart der Woche: Franzosen<br />
gehen früher und länger in Rente<br />
9 Kryptowährungen: Gewinne<br />
müssen künftig versteuert werden<br />
9 Steuerberater: Auftakt zur<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong>-Analyse<br />
10 Gas- und Strompreisbremsen:<br />
Wo am meisten Geld ankommt<br />
10 Wette der Woche: Newron<br />
<strong>11</strong> Puma: Rihanna wieder im Spiel<br />
<strong>11</strong> Beiersdorf: Erwartungen getoppt<br />
98 Andis Börsenbarometer: Warum<br />
sich Anleger von neuen Produkten<br />
nicht zu viel erwarten sollten<br />
12<br />
Duell USA – Europa<br />
Mit dem Inflation Reduction Act<br />
fordern die USA die Europäer<br />
heraus. Gelingt es Europa, eine<br />
starke Antwort auf das Programm<br />
zu finden? Plus: Das US-EU-Duell<br />
in den wichtigsten Branchen<br />
15<br />
„Das Kernproblem<br />
Europas ist die<br />
schwache Entwicklung<br />
neuer Industrien“<br />
moneytitel<br />
12 USA versus Europa: Zwischen<br />
den USA und Europa droht ein<br />
verheerender Subventionswettlauf<br />
15 Interview: Ifo-Präsident Clemens<br />
Fuest über die To-dos für Europa<br />
18 Technologie: Keine Chance<br />
gegen die USA? Zwei Niederländer<br />
sind auf dem neuesten Stand<br />
20 Luxus: Klare Führung für Europa<br />
– dank LVMH und Hermès<br />
22 Automobil: Noch ist Good Old<br />
Germany besser im Rennen<br />
24 Gesundheit: Die USA bilden den<br />
größten und lukrativsten Markt<br />
26 Fonds: Kurzfristig haben europäische<br />
Portfolios die Nase vorn<br />
28 Interview: Warum die Rezession<br />
nicht vom Tisch ist, sagt Goldman-<br />
Sachs-Stratege James Ashley<br />
30 „The Economist“: Die Antwort<br />
der EU auf die US-Subventionswut<br />
32 Verteidigung: Der Westen muss<br />
aufrüsten – vier Profiteure<br />
36 Cac versus Dax: So weit sind die<br />
Franzosen den Deutschen voraus<br />
CLEMENS FUEST, IFO-PRÄSIDENT<br />
4 Titelillustration: VectorStock<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong>
moneymarkets<br />
40 Mikrofinanz: Sinnstiftendes<br />
erreichen und Depot stabilisieren<br />
42 Interview: Impact-Investment-<br />
Pionierin Edda Schröder<br />
44 Bloom Energy: Volle Auftragsbücher<br />
beim US-Wasserstoffhersteller<br />
45 Eldorado Gold: Die Kanadier<br />
schürfen Gold in Griechenland<br />
46 Kolumne: Tilmann Galler über<br />
Wertverluste bei Wohnimmobilien<br />
48 Interview: Anna Rosenberg,<br />
Leiterin Geopolitik Amundi, über die<br />
Auswirkung geopolitischer Risiken<br />
50 Female Finance Award: <strong>FOCUS</strong><br />
<strong>MONEY</strong> nominiert starke Frauen<br />
51 Krones: Läuft bei denen!<br />
58 Chartsignal: Airbus-Aktie<br />
58 Börsenwissen: Boeing und<br />
eine besondere VWL-Zahl<br />
59 Musterdepots: Europäische<br />
Aktien im Visier<br />
60 Factor-Investing: Wie Anleger mit<br />
ETFs strategisch investieren<br />
63 Immobilien: Das Start-up OWNR<br />
fördert das Leasen von Immobilien<br />
moneydigital<br />
52 Highlights: Kein Abgesang auf<br />
Deutschland mit <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />
talks, Rückkehr zur Rezession mit<br />
Mission Money, Wetten auf CO 2 -<br />
Preise mit den Kleingeldhelden<br />
53 Aktienanalyse: Motorenhersteller<br />
Deutz im Aufwärtstrend<br />
55 Mission-Interview: China-Experte<br />
Frank Sieren über Weichenstellungen<br />
aus dem Reich der Mitte<br />
55<br />
China – wie geht es weiter?<br />
Nach dem Re-Opening Chinas ist im Reich der Mitte wieder Normalität<br />
eingekehrt. China-Experte Frank Sieren erklärt, was das bedeutet<br />
dswanlegerschutz<br />
64 Provisions- versus Honorarberatung:<br />
Lösungsansätze der<br />
Schutzvereinigung zum Dauerstreitthema<br />
der Finanzbranche<br />
moneyservice<br />
66 Marktplatz: Oldtimer des Monats,<br />
Pimp your Porsche, Golfen in<br />
Südafrika<br />
68 Kfz-Versicherer: Welche<br />
Autoversicherer in Sachen<br />
Fairness auf der Überholspur sind<br />
76 Pflegeimmobilien: Der große<br />
Fairness-Check bei Anbietern<br />
altersgerechter Wohnimmobilien<br />
45<br />
Gold im Land<br />
der Antike<br />
Gold aus Griechenland? Weit<br />
fehlt, wer jetzt an Museen<br />
denkt. Die kanadische Eldorado<br />
Gold fördert das Edelmetall auf<br />
der Halbinsel Chalkidiki<br />
moneyanalyse<br />
81 Fonds<br />
82 Deutsche Aktien<br />
90 Internationale Aktien<br />
96 ETFs<br />
97 Zertifikate<br />
moneyrubriken<br />
3 Editorial<br />
80 Leserbriefe – Impressum<br />
98 Termine<br />
40<br />
Zwei gute Gründe<br />
Für Anleger, die mit ihrem Geld etwas<br />
Sinnvolles erreichen wollen und nach<br />
einem echten Stabilitätsanker für ihr Depot<br />
suchen, eignen sich Mikrofinanzfonds<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong><br />
Inhaltfotos: Adobe Stock (5), ifo institut, pro aurum 5
moneytitel<br />
TITEL<br />
OFFENES DUE<br />
Kopf-an-Kopf-Rennen<br />
Während der Pandemie blieb die EU mit ihren 27<br />
Mitgliedsstaaten beim Wirtschaftswachstum hinter<br />
den USA. Dafür war aber der Wiederaufstieg dank<br />
großzügiger Hilfen aus Brüssel umso größer.<br />
Wirtschaftswachstum in den USA und der EU<br />
in Prozent zum Vorjahr, <strong>2023</strong> Prognoese<br />
USA EU-27<br />
5,7 5,4<br />
3,5<br />
2,3 1,8 1,6<br />
1,0 0,8<br />
2020<br />
2019<br />
2021 2022 <strong>2023</strong><br />
Quelle: Bloomberg<br />
–3,4<br />
–5,7<br />
Ein goldgelber Radlader mit einer riesigen US-Fahne, dahinter<br />
das Transparent „Made in America“, bilden das<br />
Passepartout für den Auftritt von Joe Biden in Phoenix.<br />
Der Präsident war eigens von Washington in die Hauptstadt<br />
von Arizona gereist, um das milliardenschwere Investment<br />
des weltgrößten Chip-Konzerns TSMC in eine<br />
neue Fabrik zu bejubeln. Biden lobte nicht nur die Standortentscheidung<br />
des Halbleitergiganten aus Taiwan, sondern vor allem<br />
sein gewaltiges Subventionsprogramm für die Reindustrialiserung<br />
der USA. „Wir bauen unsere Infrastruktur wieder auf, reparieren<br />
unsere Straßen, unsere Brücken, unsere Flughäfen. Wir stärken das<br />
amerikanische verarbeitende Gewerbe, durch die Schaffung von<br />
700 000 bis 750 000 Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe allein<br />
seit ich Präsident bin“, sagte er. Während der republikanische<br />
Donald Trump noch den Niedergang der Industrie aggressiv beklag-<br />
12<br />
Fotos: Adobe Stock (3), Composing: <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong>
LOCKRUF DES GELDES:<br />
US-Präsident Biden bejubelt<br />
das neue Werk des Chip-<br />
Konzerns TSMC in Arizona<br />
LL<br />
Zwischen den USA und Europa droht ein Subventionswettlauf.<br />
Washington lockt börsennotierte<br />
Unternehmen aus der EU mit milliardenschweren<br />
Hilfsprogrammen und preiswerter Energie<br />
von HANS-PETER SIEBENHAAR<br />
te und eine Renationalisierung forderte, präsentiert sein demokratischer<br />
Nachfolger gewaltige Subventionsprogramme.<br />
Biden hat das Duell zwischen Europa und den USA eröffnet. Bereits<br />
im Juli vergangenen Jahres wurde ein Gesetz verabschiedet,<br />
das mit 39 Milliarden Dollar die Produktion von Chips sowie Forschung<br />
und Entwicklung in der Halbleiterindustrie in den USA fördert.<br />
Mit dem im August beschlossenen Inflation Reduction Act<br />
(IRA) fördert Biden zusätzlich massiv Investitionen in saubere,<br />
kohlenstoffarme Energien. Der IRA belohnt Verbraucher mit Steuergutschriften,<br />
wenn sie in den USA hergestellte Produkte kaufen.<br />
Es steht in einer langen Reihe von Gesetzen, um den Produktionsstandort<br />
im Wettbewerb mit Europa und China zu stärken. Das Programm<br />
mit Subventionen und Steuernachlässen besitzt ein<br />
Gesamtvolumen von 430 Milliarden Dollar. Für staatliche Institutionen<br />
gelten ohnehin „Buy America“-Regeln.<br />
Quelle: Bloomberg<br />
Schneller aus der Krise<br />
Der S&P-500, der die Aktien von 500 der größten<br />
US-Unternehmen in den Vereinigten Staaten umfasst,<br />
performte besser als der europäische Euro-<br />
Stoxx. Ein wichtiger Grund ist der Ukraine-Krieg.<br />
Europäische und US-Aktien<br />
Entwicklung seit 1.1.2019 in Prozent<br />
S&P-500<br />
+80<br />
+60<br />
+40<br />
+20<br />
0<br />
Euro-Stoxx-50<br />
–20<br />
2019 20 21 22 <strong>2023</strong><br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong><br />
Foto: Bloomberg 13
moneytitel<br />
RÜSTUNGSAKTIEN<br />
Die Zeitenwende<br />
Der Westen wird künftig deutlich mehr Geld in Rüstung investieren (müssen). Davon profitieren<br />
in erster Linie große US-Produzenten. Aber auch bei Europäern gibt es lukrative Chancen<br />
von LUDWIG BÖHM<br />
USA klar in Front<br />
Unter allen Ländern liefern die Vereinigten<br />
Staaten mit Abstand die meisten Waffen an<br />
die Ukraine. Deutschland stellt gerade einmal<br />
so viel Militärhilfe wie das wirtschaftlich<br />
sehr viel kleinere Polen bereit.<br />
Militärhilfen für die Ukraine in Mrd. Euro<br />
0 10 20 30 40 50<br />
USA<br />
Großbritannien<br />
EU-Institutionen<br />
Deutschland<br />
Polen<br />
Frankreich<br />
Quelle: Institut für Weltwirtschaft<br />
Kein Land auf der Welt gibt so viel Geld für Rüstungsgüter<br />
aus wie die USA. Im Jahr 2021 überstieg<br />
der amerikanische Militäretat erstmals die<br />
Marke von 800 Milliarden Dollar. Das entsprach fast exakt<br />
dem Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. China rangiert<br />
unter den Ländern mit den höchsten Rüstungsausgaben<br />
weltweit auf Platz zwei. Laut Statista<br />
investierte Peking im vorletzten Jahr 293 Milliarden<br />
Dollar in sein Militär.<br />
Nach diesen Angaben belegte Russland mit knapp 66<br />
Milliarden Dollar ziemlich abgeschlagen Rang fünf. Die<br />
Angaben zu China und Russland dürften allerdings mit<br />
Vorsicht zu genießen sein, weil in diesen Ländern kaum<br />
Transparenz herrscht. Tendenziell sollten die Rüstungsausgaben<br />
eher höher als niedriger ausgefallen sein.<br />
RHEINMETALL-PANZER<br />
PUMA: Operativer Gewinn<br />
stieg 2022 um ein Fünftel<br />
32 Foto: Rheinmetall<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong>
US-KAMPFJET: Deutschland kauft für<br />
mehr als acht Milliarden Euro F-35 ein<br />
Aufgrund des Kriegs Russlands gegen die Ukraine und des<br />
Säbelrasselns Pekings in Richtung Taiwan dürften die Ausgaben<br />
fürs Militär weltweit weiter steigen. Allein die USA haben<br />
seit Kriegsbeginn bis heute die Ukraine im Abwehrkampf gegen<br />
die russischen Invasoren mit Militärgütern wie Waffen<br />
und Munition in Höhe von mehr als 44 Milliarden Euro unterstützt.<br />
Diese geht aus dem Ukraine Support Tracker des Instituts<br />
für Weltwirtschaft in Kiel hervor (IfW).<br />
Nach diesen Angaben hat Deutschland seit dem 24. Februar<br />
2022 militärische Hilfen in Höhe von immerhin 2,4 Milliarden<br />
Euro zugesagt und liegt damit auf Platz vier der größten<br />
militärischen Unterstützer der Ukraine. Allerdings liefert<br />
das wirtschaftlich deutlich kleinere Polen genauso viel Militärgüter<br />
wie die Deutschen.<br />
Größte Hilfsbereitschaft im Baltikum. Gemessen am<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP), liegen allerdings Estland und<br />
Lettland vorn. Ihre Militärhilfen an die Ukraine belaufen<br />
sich bislang auf 1,1 beziehungsweise ein Prozent des BIP.<br />
Weder die USA noch Großbritannien oder Deutschland tauchen<br />
hier auf den vorderen Plätzen auf, so die Berechnungen<br />
des IfW.<br />
In den westlichen Staaten hat der Krieg mitten in Europa<br />
für ein massives Umdenken gesorgt. Es ist absehbar, dass die<br />
USA ihre Ausgaben weiter steigern werden. Auf der Münchner<br />
Sicherheitskonferenz haben sich Politiker sowohl der Demokraten<br />
als auch der Republikaner für höhere Verteidigungsausgaben<br />
ausgesprochen. Nicht umsonst stammen die<br />
größten börsennotierten Rüstungshersteller aus den USA.<br />
Die USA liefern nicht nur umfangreiche Mengen an Rüstungsgütern<br />
an die Ukraine, sondern auch an Länder wie Israel<br />
und natürlich an die Nato-Staaten. Deutschland will beispielsweise<br />
für mehr acht Milliarden Euro Kampfjets des<br />
Typs F-35 kaufen. Diese baut der amerikanische Rüstungsund<br />
Technologiekonzern Lockheed Martin (s. S. 34.), der<br />
ebenfalls in der Raumfahrt tätig ist. Die USA wollen aber nicht<br />
nur andere verbündete Länder mit modernen Waffen ausstatten,<br />
sondern natürlich vor allem auch die eigene Armee.<br />
Traditionell investieren die Amerikaner schon seit Jahren<br />
deutlich mehr als drei Prozent ihres BIP ins Militär. Im Jahr<br />
2021 lag der Anteil bei fast 3,5 Prozent. In der Spitze hatte<br />
der Wert 2010 allerdings schon einmal bei gut 4,9 Prozent<br />
gelegen. Deutschland peilt dagegen seit Jahren erfolglos das<br />
Ziel an, wenigstens zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung<br />
der Bundeswehr zur Verfügung zu stellen.<br />
Mehr Geld gefordert. Nun scheint aber der neue Bundesverteidigungsminister<br />
Boris Pistorius Druck zu machen. Im vergangenen<br />
Jahr entfielen im Bundeshaushalt etwas mehr als 50<br />
Milliarden Euro auf den Verteidigungsetat. Zwar bedeutete dies<br />
einen Anstieg um immerhin mehr als sieben Prozent. Gemessen<br />
am BIP, waren es jedoch gerade einmal 1,3 Prozent.<br />
Jetzt fordert Pistorius eine weitere Aufstockung um zehn<br />
Milliarden Euro. Das käme einer Erhöhung auf circa 1,5 Prozent<br />
des BIP gleich. Dabei dürfte es sich aber erst um einen Anfang<br />
handeln. Denn wenn es Pistorius in den kommenden vier<br />
Jahren gelingt, die 100 Milliarden Euro Sondervermögen für<br />
die Bundeswehr zu investieren, steigen auch die laufenden<br />
Kosten für Wartung und Ersatzteile. Die Diskussion, ob zwei<br />
Prozent des BIP für die Bundeswehr tatsächlich reichen, hat<br />
bereits begonnen.<br />
Auf jeden Fall ist mehr Geld nötig. Denn jahrzehntelang<br />
schrumpfte der deutsche Verteidigungshaushalt. Die Bundeswehr<br />
wurde regelrecht kaputtgespart. Außerdem hat<br />
Deutschland seine Armee fast nur auf Auslandseinsätze wie<br />
in Afghanistan oder in Mali ausgerichtet. Zur Verteidigung<br />
des eigenen Territoriums oder das von verbündeten Nato-<br />
Staaten ist die Bundeswehr überhaupt nicht ausgestattet.<br />
Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa hat in den<br />
vergangenen Jahren am Militär massiv gespart. So gab es in<br />
den neun größten europäischen Volkswirtschaften 1982<br />
noch fast 19 000 Kampfpanzer. 30 Jahre später waren es gerade<br />
noch 4362, so die Unternehmensberatung McKinsey.<br />
Die Schwierigkeiten, eine nennenswerte Zahl an Kampfpanzern<br />
an die Ukraine zu liefern, zeigen, wie knapp das<br />
Material ist. Bei Kampfflugzeugen, Schiffen und U-Booten<br />
sieht es ähnlich prekär aus. Beim Hochfahren der Verteidigungsausgaben<br />
geht es also in erster Linie um die Zurückgewinnung<br />
der Verteidigungsfähigkeit.<br />
Nicht nur Chancen in den USA. Die größten Produktionskapazitäten<br />
für Rüstungsgüter liegen in den Vereinigten Staaten.<br />
Aber auch europäische Hersteller wie Airbus oder Rheinmetall<br />
profitieren von den steigenden Ausgaben fürs Militär. Bei<br />
Airbus spielt der Rüstungsbereich allerdings eine insgesamt<br />
untergeordnete Rolle. Außerdem gibt es beim Hochfahren der<br />
Produktion ziviler Passagierflugzeuge derzeit Probleme.<br />
Bei dem einen oder anderen Anleger bestehen sicherlich<br />
noch moralische Skrupel, in die Hersteller von Rüstungsgütern<br />
zu investieren. Der Krieg in der Ukraine zeigt jedoch,<br />
dass Waffen auch Menschenleben retten können.<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong><br />
Foto: Lockheed Martin 33
moneymarkets<br />
Der Weg des<br />
„kleinen“ Geldes<br />
Mikrofinanzfonds reichen<br />
das Geld der Investoren an<br />
Mikrofinanzinstitute weiter,<br />
die dann Mikrokredite<br />
vergeben. Dafür bekommen<br />
Anleger eine krisenfeste<br />
Rendite. Plus die Gewissheit,<br />
wirklich geholfen zu haben.<br />
investieren<br />
geben Geld<br />
weiter<br />
vergeben<br />
Kredite<br />
Investoren<br />
Mikrofinanzfonds<br />
Mikrofinanzinstitute<br />
Kleinstunternehmer<br />
zahlen Rendite<br />
aus<br />
Quelle: eigene Darstellung<br />
zahlen Geld plus<br />
Zinsen zurück<br />
zahlen Kredite<br />
zurück<br />
MIKROFINANZFONDS<br />
Doppelter Gewinn<br />
Wer etwas Sinnvolles mit seinem Geld erreichen will und einen echten Stabilitätsanker fürs Depot<br />
sucht, greift zu Mikrofinanzfonds. Die Gründe. Plus: Mikrofinanz-Pionierin Edda Schröder im Interview<br />
von SASCHA ROSE<br />
Das vergangene Börsenjahr hat wieder einmal gezeigt,<br />
wie wichtig Diversifikation im Depot ist. Und wie<br />
sinnvoll es ist, dafür auch mal abseits der gängigen<br />
Anlageklassen zu investieren. Den Beweis dafür liefern<br />
Mikrofinanzfonds, mit denen Anleger ungeachtet von Inflation,<br />
Zinsanstieg, Rezessionsängsten und geopolitischen<br />
Risiken auch 2022 positive Renditen erzielen konnten. Und<br />
mit denen sie gleichzeitig viel Gutes in der Welt bewirken.<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> erklärt, was hinter den Impact-Investments<br />
steckt und welche Chancen sich hieraus ergeben.<br />
Mit Impact investieren. „Richtig angewendet, kann Mikrofinanz<br />
Armut reduzieren und Menschen helfen, ihren Lebensstandard<br />
aus eigener Kraft zu verbessern“, erklärt Edda Schröder,<br />
Gründerin von Invest in Visions (s. auch das Interview auf<br />
S. 42). Der bereits 20<strong>11</strong> gestartete IIV Mikrofinanzfonds des<br />
Mikrofinanzinvestors gibt dabei auch deutschen Privatanlegern<br />
die Möglichkeit, aktiv mitzuhelfen – so wie noch drei weitere<br />
Produkte (s. Tabelle rechte Seite). Hierfür legt die überzeugte<br />
Impact-Investorin zusammen mit ihrem Team das<br />
Geld der Kunden in unverbriefte Darlehensforderungen ausgewählter<br />
Mikrofinanzinstitute (MFI) in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
an. Diese zahlen die Darlehen später mit<br />
Zinsen an den Mikrofinanzfonds zurück. Für Anleger springt<br />
so eine stetige und vor allem zuverlässige Rendite heraus.<br />
Weg aus der Armut. Die Mikrofinanzinstitute ihrerseits vergeben<br />
Kleinstkredite an Menschen, die eine Geschäftsidee haben,<br />
aber kein Geld. Gleichzeitig beraten und betreuen sie diese<br />
auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit – und darüber hinaus.<br />
40 Foto: Bloomberg<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong>