05.03.2023 Aufrufe

Vorschau FOCUS MONEY 11/2023

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Alle <strong>FOCUS</strong>-Titel to go.<br />

focus-shop.de<br />

JETZT<br />

E-PAPER LESEN:


moneyeditorial<br />

EDITORIAL<br />

Staatlicher Griff in den<br />

Geldbeutel des Bürgers<br />

in Berlin nennen sie es Wärmewende. Doch hinter dem scheinheiligen Politkauderwelsch<br />

verbirgt sich der direkte Griff in den Geldbeutel von Millionen von Bürgern.<br />

Geht es nach dem grünen Wirtschafts- und Energieminister Robert Habeck, werden<br />

Öl- und Gasheizungen ab dem kommenden Jahr verboten. „Der Einbau von Heizungsanlagen<br />

auf Basis ausschließlich fossiler Energieträger – vor allem Gas- und<br />

Ölheizungen – ist ab dem Jahr 2024 nicht mehr gestattet“, heißt es in einem 92-seitigen<br />

Entwurf seines Ministeriums zur Reform des harmlos klingenden Gebäude-<br />

Energiegesetzes. Aus energiepolitischen Gründen infolge des Ukraine-Kriegs hatte<br />

die Ampel-Koalition entschieden, dass bereits ab 2024 – ein Jahr früher als geplant<br />

– bei jeder neuen Heizung 65 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen müssen.<br />

Habecks sogenannte Wärmewende ist nichts weiter als selbstsüchtige Klientelpolitik.<br />

Seine grünen Parteifreunde jubeln über so viel energiepolitischen Obrigkeitsstaat.<br />

Der Rest der Bürger ist aber schlichtweg entsetzt über das sündhaft teure<br />

Vorhaben.<br />

„Der Schrei der Hyänen“ heißt ein wenig erfolgreiches Buch des Schriftstellers<br />

Habeck. Offenbar schreibt er nun als Minister an einem weiteren Werk. Arbeitstitel:<br />

„Die Stunde der Hyänen“. Habeck kreist Immobilienbesitzer mit seinem planwirtschaftlichen<br />

Klimaschutzvorhaben ein. Er will sie zu hohen Investitionen zwingen.<br />

Dabei sind die Pläne unfair und unwirtschaftlich.<br />

Das dirigistische Verbot von Erdgas- und Ölheizungen kommt in Zeiten historisch<br />

hoher Inflation. Statt die Bürger zu entlasten, sollen sie finanziell noch stärker in die<br />

Mangel genommen werden. Statt die Heizungen mit fossilen Energieträgern auslaufen<br />

zu lassen, will der Minister von oben herab fast drei Viertel aller Haus- und<br />

Wohnungsbesitzer zu aufwendigen Neuinvestitionen zwingen.<br />

Für Eigentümer und Mieter werden die grünen Heizideen sehr teuer – selbst wenn<br />

der Umstieg mit Steuermitteln subventioniert werden sollte. Dass die überdimensionierten<br />

klimapolitischen Pläne überhaupt angesichts des Mangels an Handwerkern<br />

und der Lieferkettenprobleme in so kurzer Zeit umgesetzt werden können,<br />

bezweifeln die Unternehmen unüberhörbar.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„Nur belehrt von der Wirklichkeit, können wir die Wirklichkeit ändern“,<br />

die Inflation sinkt inzwischen deutlich. Die Aktienmärkte gehen<br />

davon aus, dass die Leitzinserhöhungen der großen Noten-<br />

schrieb einst Bert Brecht in seinem Lehrstück „Die Maßnahme“. Schade,<br />

dass Habeck diese Weisheit bei seinen Zwangsmaßnahmen nicht banken demnächst enden und vielleicht schon Ende <strong>2023</strong> erste<br />

berücksichtigt. Die teuren Folgen müssen die Bürger mit ihrem Geld Zinssenkungen erfolgen. Was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse,<br />

nachdem zum Beispiel der Dax von seinem Rekordhoch nicht<br />

erdulden.<br />

mehr weit entfernt notiert?<br />

Herzlich Ihr<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong><br />

HANS-PETER SIEBENHAAR<br />

Mitglied der Chefredaktion<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />

Aus aktuellem Anlass!<br />

Lesen Sie <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />

Mein Tipp: Sie erfahren alles Wichtige in <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong>. Den portofreien<br />

Kombi-Bezug (Print und Digital) für 1 Jahr erhalten Sie zum Vorzugspreis<br />

von nur 210,60 €* (statt 275,40 € – Sie sparen damit 24 %) und<br />

sichern sich einmalig eine 120-€-Prämie als Dankeschön. Wie das geht?<br />

Bestellen Sie einfach auf<br />

www.focus-abo.de/money-editorial<br />

das exklusive Angebot für <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong>-Leser und erhalten Sie<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> innerhalb von zwei Wochen portofrei nach Hause geliefert.<br />

Die Digital ausgabe lesen Sie als einer der Ersten einen Tag früher – dienstags<br />

ab 8.00 Uhr. Wenn Sie <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> nach Bezug wieder im Handel kaufen<br />

möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.<br />

*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht<br />

3


moneyinhalt<br />

8. MÄRZ <strong>2023</strong> www.money.de<br />

moneykompakt<br />

6 Aktienrente: Der Staat will<br />

Bundes-Anteile der Post beisteuern<br />

7 Mikas Markt-Monitor: Ist die<br />

Inflation hartnäckiger als erwartet?<br />

Das droht jetzt den Märkten<br />

7 Hit & Shit: Lufthansa & Morphosys<br />

8 Zinsradar: Tages- und Festgeld<br />

8 Milliardärinnen: Deutschland liegt<br />

weltweit mit an der Spitze<br />

8 Chefinnen: Jeder fünfte Mittelständler<br />

wird von einer Frau geführt<br />

9 Das kaufe ich jetzt: Kerry Group<br />

9 Chart der Woche: Franzosen<br />

gehen früher und länger in Rente<br />

9 Kryptowährungen: Gewinne<br />

müssen künftig versteuert werden<br />

9 Steuerberater: Auftakt zur<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong>-Analyse<br />

10 Gas- und Strompreisbremsen:<br />

Wo am meisten Geld ankommt<br />

10 Wette der Woche: Newron<br />

<strong>11</strong> Puma: Rihanna wieder im Spiel<br />

<strong>11</strong> Beiersdorf: Erwartungen getoppt<br />

98 Andis Börsenbarometer: Warum<br />

sich Anleger von neuen Produkten<br />

nicht zu viel erwarten sollten<br />

12<br />

Duell USA – Europa<br />

Mit dem Inflation Reduction Act<br />

fordern die USA die Europäer<br />

heraus. Gelingt es Europa, eine<br />

starke Antwort auf das Programm<br />

zu finden? Plus: Das US-EU-Duell<br />

in den wichtigsten Branchen<br />

15<br />

„Das Kernproblem<br />

Europas ist die<br />

schwache Entwicklung<br />

neuer Industrien“<br />

moneytitel<br />

12 USA versus Europa: Zwischen<br />

den USA und Europa droht ein<br />

verheerender Subventionswettlauf<br />

15 Interview: Ifo-Präsident Clemens<br />

Fuest über die To-dos für Europa<br />

18 Technologie: Keine Chance<br />

gegen die USA? Zwei Niederländer<br />

sind auf dem neuesten Stand<br />

20 Luxus: Klare Führung für Europa<br />

– dank LVMH und Hermès<br />

22 Automobil: Noch ist Good Old<br />

Germany besser im Rennen<br />

24 Gesundheit: Die USA bilden den<br />

größten und lukrativsten Markt<br />

26 Fonds: Kurzfristig haben europäische<br />

Portfolios die Nase vorn<br />

28 Interview: Warum die Rezession<br />

nicht vom Tisch ist, sagt Goldman-<br />

Sachs-Stratege James Ashley<br />

30 „The Economist“: Die Antwort<br />

der EU auf die US-Subventionswut<br />

32 Verteidigung: Der Westen muss<br />

aufrüsten – vier Profiteure<br />

36 Cac versus Dax: So weit sind die<br />

Franzosen den Deutschen voraus<br />

CLEMENS FUEST, IFO-PRÄSIDENT<br />

4 Titelillustration: VectorStock<br />

Composing: <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong>


moneymarkets<br />

40 Mikrofinanz: Sinnstiftendes<br />

erreichen und Depot stabilisieren<br />

42 Interview: Impact-Investment-<br />

Pionierin Edda Schröder<br />

44 Bloom Energy: Volle Auftragsbücher<br />

beim US-Wasserstoffhersteller<br />

45 Eldorado Gold: Die Kanadier<br />

schürfen Gold in Griechenland<br />

46 Kolumne: Tilmann Galler über<br />

Wertverluste bei Wohnimmobilien<br />

48 Interview: Anna Rosenberg,<br />

Leiterin Geopolitik Amundi, über die<br />

Auswirkung geopolitischer Risiken<br />

50 Female Finance Award: <strong>FOCUS</strong><br />

<strong>MONEY</strong> nominiert starke Frauen<br />

51 Krones: Läuft bei denen!<br />

58 Chartsignal: Airbus-Aktie<br />

58 Börsenwissen: Boeing und<br />

eine besondere VWL-Zahl<br />

59 Musterdepots: Europäische<br />

Aktien im Visier<br />

60 Factor-Investing: Wie Anleger mit<br />

ETFs strategisch investieren<br />

63 Immobilien: Das Start-up OWNR<br />

fördert das Leasen von Immobilien<br />

moneydigital<br />

52 Highlights: Kein Abgesang auf<br />

Deutschland mit <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />

talks, Rückkehr zur Rezession mit<br />

Mission Money, Wetten auf CO 2 -<br />

Preise mit den Kleingeldhelden<br />

53 Aktienanalyse: Motorenhersteller<br />

Deutz im Aufwärtstrend<br />

55 Mission-Interview: China-Experte<br />

Frank Sieren über Weichenstellungen<br />

aus dem Reich der Mitte<br />

55<br />

China – wie geht es weiter?<br />

Nach dem Re-Opening Chinas ist im Reich der Mitte wieder Normalität<br />

eingekehrt. China-Experte Frank Sieren erklärt, was das bedeutet<br />

dswanlegerschutz<br />

64 Provisions- versus Honorarberatung:<br />

Lösungsansätze der<br />

Schutzvereinigung zum Dauerstreitthema<br />

der Finanzbranche<br />

moneyservice<br />

66 Marktplatz: Oldtimer des Monats,<br />

Pimp your Porsche, Golfen in<br />

Südafrika<br />

68 Kfz-Versicherer: Welche<br />

Autoversicherer in Sachen<br />

Fairness auf der Überholspur sind<br />

76 Pflegeimmobilien: Der große<br />

Fairness-Check bei Anbietern<br />

altersgerechter Wohnimmobilien<br />

45<br />

Gold im Land<br />

der Antike<br />

Gold aus Griechenland? Weit<br />

fehlt, wer jetzt an Museen<br />

denkt. Die kanadische Eldorado<br />

Gold fördert das Edelmetall auf<br />

der Halbinsel Chalkidiki<br />

moneyanalyse<br />

81 Fonds<br />

82 Deutsche Aktien<br />

90 Internationale Aktien<br />

96 ETFs<br />

97 Zertifikate<br />

moneyrubriken<br />

3 Editorial<br />

80 Leserbriefe – Impressum<br />

98 Termine<br />

40<br />

Zwei gute Gründe<br />

Für Anleger, die mit ihrem Geld etwas<br />

Sinnvolles erreichen wollen und nach<br />

einem echten Stabilitätsanker für ihr Depot<br />

suchen, eignen sich Mikrofinanzfonds<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong><br />

Inhaltfotos: Adobe Stock (5), ifo institut, pro aurum 5


moneytitel<br />

TITEL<br />

OFFENES DUE<br />

Kopf-an-Kopf-Rennen<br />

Während der Pandemie blieb die EU mit ihren 27<br />

Mitgliedsstaaten beim Wirtschaftswachstum hinter<br />

den USA. Dafür war aber der Wiederaufstieg dank<br />

großzügiger Hilfen aus Brüssel umso größer.<br />

Wirtschaftswachstum in den USA und der EU<br />

in Prozent zum Vorjahr, <strong>2023</strong> Prognoese<br />

USA EU-27<br />

5,7 5,4<br />

3,5<br />

2,3 1,8 1,6<br />

1,0 0,8<br />

2020<br />

2019<br />

2021 2022 <strong>2023</strong><br />

Quelle: Bloomberg<br />

–3,4<br />

–5,7<br />

Ein goldgelber Radlader mit einer riesigen US-Fahne, dahinter<br />

das Transparent „Made in America“, bilden das<br />

Passepartout für den Auftritt von Joe Biden in Phoenix.<br />

Der Präsident war eigens von Washington in die Hauptstadt<br />

von Arizona gereist, um das milliardenschwere Investment<br />

des weltgrößten Chip-Konzerns TSMC in eine<br />

neue Fabrik zu bejubeln. Biden lobte nicht nur die Standortentscheidung<br />

des Halbleitergiganten aus Taiwan, sondern vor allem<br />

sein gewaltiges Subventionsprogramm für die Reindustrialiserung<br />

der USA. „Wir bauen unsere Infrastruktur wieder auf, reparieren<br />

unsere Straßen, unsere Brücken, unsere Flughäfen. Wir stärken das<br />

amerikanische verarbeitende Gewerbe, durch die Schaffung von<br />

700 000 bis 750 000 Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe allein<br />

seit ich Präsident bin“, sagte er. Während der republikanische<br />

Donald Trump noch den Niedergang der Industrie aggressiv beklag-<br />

12<br />

Fotos: Adobe Stock (3), Composing: <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong>


LOCKRUF DES GELDES:<br />

US-Präsident Biden bejubelt<br />

das neue Werk des Chip-<br />

Konzerns TSMC in Arizona<br />

LL<br />

Zwischen den USA und Europa droht ein Subventionswettlauf.<br />

Washington lockt börsennotierte<br />

Unternehmen aus der EU mit milliardenschweren<br />

Hilfsprogrammen und preiswerter Energie<br />

von HANS-PETER SIEBENHAAR<br />

te und eine Renationalisierung forderte, präsentiert sein demokratischer<br />

Nachfolger gewaltige Subventionsprogramme.<br />

Biden hat das Duell zwischen Europa und den USA eröffnet. Bereits<br />

im Juli vergangenen Jahres wurde ein Gesetz verabschiedet,<br />

das mit 39 Milliarden Dollar die Produktion von Chips sowie Forschung<br />

und Entwicklung in der Halbleiterindustrie in den USA fördert.<br />

Mit dem im August beschlossenen Inflation Reduction Act<br />

(IRA) fördert Biden zusätzlich massiv Investitionen in saubere,<br />

kohlenstoffarme Energien. Der IRA belohnt Verbraucher mit Steuergutschriften,<br />

wenn sie in den USA hergestellte Produkte kaufen.<br />

Es steht in einer langen Reihe von Gesetzen, um den Produktionsstandort<br />

im Wettbewerb mit Europa und China zu stärken. Das Programm<br />

mit Subventionen und Steuernachlässen besitzt ein<br />

Gesamtvolumen von 430 Milliarden Dollar. Für staatliche Institutionen<br />

gelten ohnehin „Buy America“-Regeln.<br />

Quelle: Bloomberg<br />

Schneller aus der Krise<br />

Der S&P-500, der die Aktien von 500 der größten<br />

US-Unternehmen in den Vereinigten Staaten umfasst,<br />

performte besser als der europäische Euro-<br />

Stoxx. Ein wichtiger Grund ist der Ukraine-Krieg.<br />

Europäische und US-Aktien<br />

Entwicklung seit 1.1.2019 in Prozent<br />

S&P-500<br />

+80<br />

+60<br />

+40<br />

+20<br />

0<br />

Euro-Stoxx-50<br />

–20<br />

2019 20 21 22 <strong>2023</strong><br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong><br />

Foto: Bloomberg 13


moneytitel<br />

RÜSTUNGSAKTIEN<br />

Die Zeitenwende<br />

Der Westen wird künftig deutlich mehr Geld in Rüstung investieren (müssen). Davon profitieren<br />

in erster Linie große US-Produzenten. Aber auch bei Europäern gibt es lukrative Chancen<br />

von LUDWIG BÖHM<br />

USA klar in Front<br />

Unter allen Ländern liefern die Vereinigten<br />

Staaten mit Abstand die meisten Waffen an<br />

die Ukraine. Deutschland stellt gerade einmal<br />

so viel Militärhilfe wie das wirtschaftlich<br />

sehr viel kleinere Polen bereit.<br />

Militärhilfen für die Ukraine in Mrd. Euro<br />

0 10 20 30 40 50<br />

USA<br />

Großbritannien<br />

EU-Institutionen<br />

Deutschland<br />

Polen<br />

Frankreich<br />

Quelle: Institut für Weltwirtschaft<br />

Kein Land auf der Welt gibt so viel Geld für Rüstungsgüter<br />

aus wie die USA. Im Jahr 2021 überstieg<br />

der amerikanische Militäretat erstmals die<br />

Marke von 800 Milliarden Dollar. Das entsprach fast exakt<br />

dem Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. China rangiert<br />

unter den Ländern mit den höchsten Rüstungsausgaben<br />

weltweit auf Platz zwei. Laut Statista<br />

investierte Peking im vorletzten Jahr 293 Milliarden<br />

Dollar in sein Militär.<br />

Nach diesen Angaben belegte Russland mit knapp 66<br />

Milliarden Dollar ziemlich abgeschlagen Rang fünf. Die<br />

Angaben zu China und Russland dürften allerdings mit<br />

Vorsicht zu genießen sein, weil in diesen Ländern kaum<br />

Transparenz herrscht. Tendenziell sollten die Rüstungsausgaben<br />

eher höher als niedriger ausgefallen sein.<br />

RHEINMETALL-PANZER<br />

PUMA: Operativer Gewinn<br />

stieg 2022 um ein Fünftel<br />

32 Foto: Rheinmetall<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong>


US-KAMPFJET: Deutschland kauft für<br />

mehr als acht Milliarden Euro F-35 ein<br />

Aufgrund des Kriegs Russlands gegen die Ukraine und des<br />

Säbelrasselns Pekings in Richtung Taiwan dürften die Ausgaben<br />

fürs Militär weltweit weiter steigen. Allein die USA haben<br />

seit Kriegsbeginn bis heute die Ukraine im Abwehrkampf gegen<br />

die russischen Invasoren mit Militärgütern wie Waffen<br />

und Munition in Höhe von mehr als 44 Milliarden Euro unterstützt.<br />

Diese geht aus dem Ukraine Support Tracker des Instituts<br />

für Weltwirtschaft in Kiel hervor (IfW).<br />

Nach diesen Angaben hat Deutschland seit dem 24. Februar<br />

2022 militärische Hilfen in Höhe von immerhin 2,4 Milliarden<br />

Euro zugesagt und liegt damit auf Platz vier der größten<br />

militärischen Unterstützer der Ukraine. Allerdings liefert<br />

das wirtschaftlich deutlich kleinere Polen genauso viel Militärgüter<br />

wie die Deutschen.<br />

Größte Hilfsbereitschaft im Baltikum. Gemessen am<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP), liegen allerdings Estland und<br />

Lettland vorn. Ihre Militärhilfen an die Ukraine belaufen<br />

sich bislang auf 1,1 beziehungsweise ein Prozent des BIP.<br />

Weder die USA noch Großbritannien oder Deutschland tauchen<br />

hier auf den vorderen Plätzen auf, so die Berechnungen<br />

des IfW.<br />

In den westlichen Staaten hat der Krieg mitten in Europa<br />

für ein massives Umdenken gesorgt. Es ist absehbar, dass die<br />

USA ihre Ausgaben weiter steigern werden. Auf der Münchner<br />

Sicherheitskonferenz haben sich Politiker sowohl der Demokraten<br />

als auch der Republikaner für höhere Verteidigungsausgaben<br />

ausgesprochen. Nicht umsonst stammen die<br />

größten börsennotierten Rüstungshersteller aus den USA.<br />

Die USA liefern nicht nur umfangreiche Mengen an Rüstungsgütern<br />

an die Ukraine, sondern auch an Länder wie Israel<br />

und natürlich an die Nato-Staaten. Deutschland will beispielsweise<br />

für mehr acht Milliarden Euro Kampfjets des<br />

Typs F-35 kaufen. Diese baut der amerikanische Rüstungsund<br />

Technologiekonzern Lockheed Martin (s. S. 34.), der<br />

ebenfalls in der Raumfahrt tätig ist. Die USA wollen aber nicht<br />

nur andere verbündete Länder mit modernen Waffen ausstatten,<br />

sondern natürlich vor allem auch die eigene Armee.<br />

Traditionell investieren die Amerikaner schon seit Jahren<br />

deutlich mehr als drei Prozent ihres BIP ins Militär. Im Jahr<br />

2021 lag der Anteil bei fast 3,5 Prozent. In der Spitze hatte<br />

der Wert 2010 allerdings schon einmal bei gut 4,9 Prozent<br />

gelegen. Deutschland peilt dagegen seit Jahren erfolglos das<br />

Ziel an, wenigstens zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung<br />

der Bundeswehr zur Verfügung zu stellen.<br />

Mehr Geld gefordert. Nun scheint aber der neue Bundesverteidigungsminister<br />

Boris Pistorius Druck zu machen. Im vergangenen<br />

Jahr entfielen im Bundeshaushalt etwas mehr als 50<br />

Milliarden Euro auf den Verteidigungsetat. Zwar bedeutete dies<br />

einen Anstieg um immerhin mehr als sieben Prozent. Gemessen<br />

am BIP, waren es jedoch gerade einmal 1,3 Prozent.<br />

Jetzt fordert Pistorius eine weitere Aufstockung um zehn<br />

Milliarden Euro. Das käme einer Erhöhung auf circa 1,5 Prozent<br />

des BIP gleich. Dabei dürfte es sich aber erst um einen Anfang<br />

handeln. Denn wenn es Pistorius in den kommenden vier<br />

Jahren gelingt, die 100 Milliarden Euro Sondervermögen für<br />

die Bundeswehr zu investieren, steigen auch die laufenden<br />

Kosten für Wartung und Ersatzteile. Die Diskussion, ob zwei<br />

Prozent des BIP für die Bundeswehr tatsächlich reichen, hat<br />

bereits begonnen.<br />

Auf jeden Fall ist mehr Geld nötig. Denn jahrzehntelang<br />

schrumpfte der deutsche Verteidigungshaushalt. Die Bundeswehr<br />

wurde regelrecht kaputtgespart. Außerdem hat<br />

Deutschland seine Armee fast nur auf Auslandseinsätze wie<br />

in Afghanistan oder in Mali ausgerichtet. Zur Verteidigung<br />

des eigenen Territoriums oder das von verbündeten Nato-<br />

Staaten ist die Bundeswehr überhaupt nicht ausgestattet.<br />

Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa hat in den<br />

vergangenen Jahren am Militär massiv gespart. So gab es in<br />

den neun größten europäischen Volkswirtschaften 1982<br />

noch fast 19 000 Kampfpanzer. 30 Jahre später waren es gerade<br />

noch 4362, so die Unternehmensberatung McKinsey.<br />

Die Schwierigkeiten, eine nennenswerte Zahl an Kampfpanzern<br />

an die Ukraine zu liefern, zeigen, wie knapp das<br />

Material ist. Bei Kampfflugzeugen, Schiffen und U-Booten<br />

sieht es ähnlich prekär aus. Beim Hochfahren der Verteidigungsausgaben<br />

geht es also in erster Linie um die Zurückgewinnung<br />

der Verteidigungsfähigkeit.<br />

Nicht nur Chancen in den USA. Die größten Produktionskapazitäten<br />

für Rüstungsgüter liegen in den Vereinigten Staaten.<br />

Aber auch europäische Hersteller wie Airbus oder Rheinmetall<br />

profitieren von den steigenden Ausgaben fürs Militär. Bei<br />

Airbus spielt der Rüstungsbereich allerdings eine insgesamt<br />

untergeordnete Rolle. Außerdem gibt es beim Hochfahren der<br />

Produktion ziviler Passagierflugzeuge derzeit Probleme.<br />

Bei dem einen oder anderen Anleger bestehen sicherlich<br />

noch moralische Skrupel, in die Hersteller von Rüstungsgütern<br />

zu investieren. Der Krieg in der Ukraine zeigt jedoch,<br />

dass Waffen auch Menschenleben retten können.<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong><br />

Foto: Lockheed Martin 33


moneymarkets<br />

Der Weg des<br />

„kleinen“ Geldes<br />

Mikrofinanzfonds reichen<br />

das Geld der Investoren an<br />

Mikrofinanzinstitute weiter,<br />

die dann Mikrokredite<br />

vergeben. Dafür bekommen<br />

Anleger eine krisenfeste<br />

Rendite. Plus die Gewissheit,<br />

wirklich geholfen zu haben.<br />

investieren<br />

geben Geld<br />

weiter<br />

vergeben<br />

Kredite<br />

Investoren<br />

Mikrofinanzfonds<br />

Mikrofinanzinstitute<br />

Kleinstunternehmer<br />

zahlen Rendite<br />

aus<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

zahlen Geld plus<br />

Zinsen zurück<br />

zahlen Kredite<br />

zurück<br />

MIKROFINANZFONDS<br />

Doppelter Gewinn<br />

Wer etwas Sinnvolles mit seinem Geld erreichen will und einen echten Stabilitätsanker fürs Depot<br />

sucht, greift zu Mikrofinanzfonds. Die Gründe. Plus: Mikrofinanz-Pionierin Edda Schröder im Interview<br />

von SASCHA ROSE<br />

Das vergangene Börsenjahr hat wieder einmal gezeigt,<br />

wie wichtig Diversifikation im Depot ist. Und wie<br />

sinnvoll es ist, dafür auch mal abseits der gängigen<br />

Anlageklassen zu investieren. Den Beweis dafür liefern<br />

Mikrofinanzfonds, mit denen Anleger ungeachtet von Inflation,<br />

Zinsanstieg, Rezessionsängsten und geopolitischen<br />

Risiken auch 2022 positive Renditen erzielen konnten. Und<br />

mit denen sie gleichzeitig viel Gutes in der Welt bewirken.<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> erklärt, was hinter den Impact-Investments<br />

steckt und welche Chancen sich hieraus ergeben.<br />

Mit Impact investieren. „Richtig angewendet, kann Mikrofinanz<br />

Armut reduzieren und Menschen helfen, ihren Lebensstandard<br />

aus eigener Kraft zu verbessern“, erklärt Edda Schröder,<br />

Gründerin von Invest in Visions (s. auch das Interview auf<br />

S. 42). Der bereits 20<strong>11</strong> gestartete IIV Mikrofinanzfonds des<br />

Mikrofinanzinvestors gibt dabei auch deutschen Privatanlegern<br />

die Möglichkeit, aktiv mitzuhelfen – so wie noch drei weitere<br />

Produkte (s. Tabelle rechte Seite). Hierfür legt die überzeugte<br />

Impact-Investorin zusammen mit ihrem Team das<br />

Geld der Kunden in unverbriefte Darlehensforderungen ausgewählter<br />

Mikrofinanzinstitute (MFI) in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

an. Diese zahlen die Darlehen später mit<br />

Zinsen an den Mikrofinanzfonds zurück. Für Anleger springt<br />

so eine stetige und vor allem zuverlässige Rendite heraus.<br />

Weg aus der Armut. Die Mikrofinanzinstitute ihrerseits vergeben<br />

Kleinstkredite an Menschen, die eine Geschäftsidee haben,<br />

aber kein Geld. Gleichzeitig beraten und betreuen sie diese<br />

auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit – und darüber hinaus.<br />

40 Foto: Bloomberg<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>11</strong>/<strong>2023</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!