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Nadel, Faden und jede Menge tolle Ideen<br />

Die Stoffkunst der Arzlerin Evi Maria Kirchmair-Krismer ist international gefragt<br />

Es gibt Formen der Kunst, welche<br />

in Österreich leider nur am<br />

Rande wahrgenommen werden.<br />

Eine dieser Kunstformen ist das<br />

Quilten. Seit knapp dreißig Jahren<br />

hat sich die in Arzl im Pitztal<br />

lebende Künstlerin Evi Maria<br />

Kirchmair-Krismer dieser Stoffkunst<br />

verschrieben und sie ist<br />

bei internationalen Ausstellungen<br />

vertreten.<br />

Für das Quilten bedarf es einer<br />

Grundvoraussetzung, nämlich die<br />

des versierten Umgangs mit Nadel<br />

und Faden. Diesen erlernte Evi<br />

Maria Kirchmair-Krismer schon<br />

als Kind. „Bereits im Alter von drei<br />

Jahren bekam ich von meiner<br />

Mutter Margret, einer gelernten<br />

Schneiderin, eine Kindernähmaschine<br />

geschenkt. Von da an habe<br />

ich meine Puppen nach der aktuellen<br />

Mode eingekleidet. Mama<br />

war in Sachen Mode für die Familie<br />

meines Vaters zuständig, für<br />

den Schlosser Hermann Krismer,<br />

8 7. März <strong>2023</strong><br />

Textilkünstlerin Evi Maria Kirchmair-Krismer, voller Ideen und eine Virtuosin auf<br />

der Nähmaschine.<br />

Foto: Hauser<br />

der mit 13 Geschwistern wahrlich<br />

aus einer Großfamilie entstammte.“<br />

Outfit für die Brüder<br />

Für das modische Outfit ihrer drei<br />

Brüder wiederum fühlte sich Evi<br />

verantwortlich. Mode nach der<br />

Stange verbat sie sich allerdings. Es<br />

musste immer etwas Ausgefallenes,<br />

etwas ganz Besonderes sein.<br />

„Da hatte ich großes Glück“, erinnert<br />

sich Evi Maria Kirchmair-<br />

Krismer „Da konnte ich zB. einen<br />

meiner Brüder auch ganz in Hellblau<br />

ausstatten, er hat es mit Stolz<br />

ausgeführt.“ Für den Eigenbedarf<br />

war die junge Modeschöpferin<br />

selbstverständlich auch zuständig.<br />

Aus alten Anzughosen ihres Vaters<br />

schneiderte sie sich unter anderem<br />

auch schicke Glockenhosen ganz<br />

nach dem Geschmack der Zeit.<br />

Das Quilten schließlich entdeckte<br />

sie vor ca. 30 Jahren bei einer Ausstellung.<br />

Dass es nicht einfaches<br />

Patchwork, das Zusammennähen<br />

von diversen bunten Stoffresten<br />

sein sollte, war für sie von Anfang<br />

an klar. „An Gebrauchsgegenständen<br />

wie Polster oder Bettdecken<br />

war ich absolut nicht interessiert.<br />

Es musste schon die Form des Art-<br />

Quilt sein. Also mehr als nur ein<br />

buntes, mehrlagiges Textil, aus<br />

drei Lagen inklusive einem Füllmaterial.“<br />

Als Stoffkünstlerin wurde<br />

sie Mitglied des Vereins „Quiltirol",<br />

der verschiedenste Künstler<br />

aus dem Bereich der Stoffkunst<br />

vereint und für den sie mehrere<br />

Jahre als Obfrau fungierte.<br />

Natur hat immer Recht<br />

Kirchmairs Werke vereinen neben<br />

einer ungemeinen Vielfalt verschiedenster<br />

Stoffe auch Siebdrucke<br />

oder aus der Natur entnommene<br />

Muster und Strukturen.<br />

Kirchmairs Inspirationsquelle ist<br />

die Natur und sie sagt: „Egal welches<br />

Detail man in der Natur betrachtet,<br />

ob im Großen oder Kleinen,<br />

die Natur hat immer Recht,<br />

da ist immer alles stimmig. Da<br />

stimmen die Farben, die Formen,<br />

einfach alles.“ Natürlich nimmt<br />

sich die Künstlerin auch Themen<br />

der Zeit an. Für die 6. Riga International<br />

Textile and Fibre Art<br />

Triennale in Lettland, noch vor<br />

Corona, reichte sie eine großformatige<br />

Arbeit zum vorgegebenen<br />

Thema „IDENTITY“ ein. Von einer<br />

internationalen Jury ausgewählt,<br />

wurde ihr Werk in der Exhibition<br />

Hall LNMA (Latvian National<br />

Museum of Art) in Riga<br />

präsentiert. Aktuell zeigt Kirchmair-Krismer<br />

eine Auswahl ihrer<br />

Arbeiten gemeinsam mit Keramik-<br />

und Glasobjekten der Imster<br />

Künstlerin Helene Keller in der<br />

Raiffeisen Galerie AugenBlick in<br />

Tannheim, Höf 33. Die Werke<br />

unter dem Titel „Reflexionen“<br />

sind bis 11. März zu sehen.<br />

Quilten macht viel Arbeit<br />

Etwas Sorgen, wenn es um das<br />

Quilten geht, macht sich die Arzlerin<br />

in der Frage des Nachwuchses.<br />

„Quilten ist äußerst zeitaufwändig<br />

und setzt voraus, dass man<br />

die vielfältigen Techniken des Nähens<br />

beherrscht. Voraussetzungen<br />

also, die bei der Jugend nicht gerade<br />

an erster Stelle stehen. Ein<br />

Aquarell lässt sich da entschieden<br />

schneller realisieren. Diese Form<br />

der Kunst macht richtig viel Arbeit.“<br />

Dieses Jahr feiert Quiltirol<br />

sein 30-jähriges Bestehen, das mit<br />

einer Ausstellung vom 28. September<br />

bis 1. Oktober in der Villa<br />

Blanca in Innsbruck begangen<br />

wird. Dass bis dato bei Quiltirol<br />

nur ein Mann mitwirkte, spricht<br />

für sich.<br />

(hama)<br />

Eine Arbeit der aktuellen Ausstellung<br />

in Tannheim. Foto: Kirchmair-Krismer

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