2023_04_impuls
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Nadel, Faden und jede Menge tolle Ideen<br />
Die Stoffkunst der Arzlerin Evi Maria Kirchmair-Krismer ist international gefragt<br />
Es gibt Formen der Kunst, welche<br />
in Österreich leider nur am<br />
Rande wahrgenommen werden.<br />
Eine dieser Kunstformen ist das<br />
Quilten. Seit knapp dreißig Jahren<br />
hat sich die in Arzl im Pitztal<br />
lebende Künstlerin Evi Maria<br />
Kirchmair-Krismer dieser Stoffkunst<br />
verschrieben und sie ist<br />
bei internationalen Ausstellungen<br />
vertreten.<br />
Für das Quilten bedarf es einer<br />
Grundvoraussetzung, nämlich die<br />
des versierten Umgangs mit Nadel<br />
und Faden. Diesen erlernte Evi<br />
Maria Kirchmair-Krismer schon<br />
als Kind. „Bereits im Alter von drei<br />
Jahren bekam ich von meiner<br />
Mutter Margret, einer gelernten<br />
Schneiderin, eine Kindernähmaschine<br />
geschenkt. Von da an habe<br />
ich meine Puppen nach der aktuellen<br />
Mode eingekleidet. Mama<br />
war in Sachen Mode für die Familie<br />
meines Vaters zuständig, für<br />
den Schlosser Hermann Krismer,<br />
8 7. März <strong>2023</strong><br />
Textilkünstlerin Evi Maria Kirchmair-Krismer, voller Ideen und eine Virtuosin auf<br />
der Nähmaschine.<br />
Foto: Hauser<br />
der mit 13 Geschwistern wahrlich<br />
aus einer Großfamilie entstammte.“<br />
Outfit für die Brüder<br />
Für das modische Outfit ihrer drei<br />
Brüder wiederum fühlte sich Evi<br />
verantwortlich. Mode nach der<br />
Stange verbat sie sich allerdings. Es<br />
musste immer etwas Ausgefallenes,<br />
etwas ganz Besonderes sein.<br />
„Da hatte ich großes Glück“, erinnert<br />
sich Evi Maria Kirchmair-<br />
Krismer „Da konnte ich zB. einen<br />
meiner Brüder auch ganz in Hellblau<br />
ausstatten, er hat es mit Stolz<br />
ausgeführt.“ Für den Eigenbedarf<br />
war die junge Modeschöpferin<br />
selbstverständlich auch zuständig.<br />
Aus alten Anzughosen ihres Vaters<br />
schneiderte sie sich unter anderem<br />
auch schicke Glockenhosen ganz<br />
nach dem Geschmack der Zeit.<br />
Das Quilten schließlich entdeckte<br />
sie vor ca. 30 Jahren bei einer Ausstellung.<br />
Dass es nicht einfaches<br />
Patchwork, das Zusammennähen<br />
von diversen bunten Stoffresten<br />
sein sollte, war für sie von Anfang<br />
an klar. „An Gebrauchsgegenständen<br />
wie Polster oder Bettdecken<br />
war ich absolut nicht interessiert.<br />
Es musste schon die Form des Art-<br />
Quilt sein. Also mehr als nur ein<br />
buntes, mehrlagiges Textil, aus<br />
drei Lagen inklusive einem Füllmaterial.“<br />
Als Stoffkünstlerin wurde<br />
sie Mitglied des Vereins „Quiltirol",<br />
der verschiedenste Künstler<br />
aus dem Bereich der Stoffkunst<br />
vereint und für den sie mehrere<br />
Jahre als Obfrau fungierte.<br />
Natur hat immer Recht<br />
Kirchmairs Werke vereinen neben<br />
einer ungemeinen Vielfalt verschiedenster<br />
Stoffe auch Siebdrucke<br />
oder aus der Natur entnommene<br />
Muster und Strukturen.<br />
Kirchmairs Inspirationsquelle ist<br />
die Natur und sie sagt: „Egal welches<br />
Detail man in der Natur betrachtet,<br />
ob im Großen oder Kleinen,<br />
die Natur hat immer Recht,<br />
da ist immer alles stimmig. Da<br />
stimmen die Farben, die Formen,<br />
einfach alles.“ Natürlich nimmt<br />
sich die Künstlerin auch Themen<br />
der Zeit an. Für die 6. Riga International<br />
Textile and Fibre Art<br />
Triennale in Lettland, noch vor<br />
Corona, reichte sie eine großformatige<br />
Arbeit zum vorgegebenen<br />
Thema „IDENTITY“ ein. Von einer<br />
internationalen Jury ausgewählt,<br />
wurde ihr Werk in der Exhibition<br />
Hall LNMA (Latvian National<br />
Museum of Art) in Riga<br />
präsentiert. Aktuell zeigt Kirchmair-Krismer<br />
eine Auswahl ihrer<br />
Arbeiten gemeinsam mit Keramik-<br />
und Glasobjekten der Imster<br />
Künstlerin Helene Keller in der<br />
Raiffeisen Galerie AugenBlick in<br />
Tannheim, Höf 33. Die Werke<br />
unter dem Titel „Reflexionen“<br />
sind bis 11. März zu sehen.<br />
Quilten macht viel Arbeit<br />
Etwas Sorgen, wenn es um das<br />
Quilten geht, macht sich die Arzlerin<br />
in der Frage des Nachwuchses.<br />
„Quilten ist äußerst zeitaufwändig<br />
und setzt voraus, dass man<br />
die vielfältigen Techniken des Nähens<br />
beherrscht. Voraussetzungen<br />
also, die bei der Jugend nicht gerade<br />
an erster Stelle stehen. Ein<br />
Aquarell lässt sich da entschieden<br />
schneller realisieren. Diese Form<br />
der Kunst macht richtig viel Arbeit.“<br />
Dieses Jahr feiert Quiltirol<br />
sein 30-jähriges Bestehen, das mit<br />
einer Ausstellung vom 28. September<br />
bis 1. Oktober in der Villa<br />
Blanca in Innsbruck begangen<br />
wird. Dass bis dato bei Quiltirol<br />
nur ein Mann mitwirkte, spricht<br />
für sich.<br />
(hama)<br />
Eine Arbeit der aktuellen Ausstellung<br />
in Tannheim. Foto: Kirchmair-Krismer