Frauengesundheit
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Drei Frauen, drei lebensverändernde Diagnosen<br />
FOTO: PIA KRÜGER, PRIVAT<br />
FOTO: CLAUDIA LIANE NEUMANN,<br />
PRIVAT<br />
FOTO: KIRSTEN HAHN, PRIVAT<br />
Meinen Lebensmut verdanke ich<br />
meiner verstorbenen Schwester<br />
Herzliches Lachen und ein Strahlen übers ganze<br />
Gesicht – Pia Krüger, 35, verbreitet gute Laune und<br />
Optimismus. Dass sie heute so im Leben steht und<br />
sogar anderen Menschen Kraft und Mut geben kann,<br />
damit hätte sie selbst lange Zeit nicht gerechnet. Sie<br />
trägt die Genmutation BRCA-1 und hatte eine sehr<br />
hohe Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken.<br />
Text Christina Kempkes<br />
Pia, wodurch hast du erfahren, dass bei dir<br />
die Genmutation BRCA-1 vorliegt?<br />
Vor 10 Jahren ist meine Schwester Manja an<br />
Brustkrebs gestorben. Wir standen uns sehr nahe.<br />
Sie hat mir vor ihrem Tod das Versprechen abgenommen,<br />
dass ich einen Gentest machen lasse. Brustkrebs<br />
war in unserer Familie ein Thema, doch bislang hatte<br />
niemand nach den Gründen gesucht. Meine Mutter erhielt<br />
im Alter von 39 Jahren zum ersten Mal die Diagnose<br />
Brustkrebs, da war ich zwölf. Sie hat mittlerweile<br />
schon mehr als zehn Brustkrebs-Erkrankungen hinter<br />
sich. Manja war erst 28, als sie Brustkrebs bekam.<br />
Leider hat sie den Kampf nicht gewonnen. Zwei Tage<br />
nach Manjas Tod saß ich beim Arzt, um den Gentest<br />
machen zu lassen. Es dauerte einige Wochen, bis ich<br />
das Ergebnis erhielt. BRCA-1-Genträgerin zu sein,<br />
bedeutete in meinem Fall, dass ich eine 86% Wahrscheinlichkeit<br />
hatte, vor 30 an Brustkrebs zu erkranken.<br />
Wie ging es für dich weiter?<br />
Für mich war schnell klar, dass ich meine Brüste loswerden<br />
wollte. Inklusive Wiederaufbau. Doch eine<br />
solche Entscheidung zu treffen, ist alles andere als<br />
leicht. Ich habe leider nach dem ersten Brustaufbau<br />
mit Silikon große Probleme bekommen. Mittlerweile<br />
- 15 Operationen später - geht es mir gut. Meine Brüste<br />
bestehen nun aus Eigengewebe.<br />
Du hast eine lange Zeit mit vielen Schmerzen<br />
und Sorgen hinter dir. Wie gelingt es dir, so voller<br />
Lebensfreude zu sein?<br />
Meine Fröhlichkeit und meinen Lebensmut verdanke<br />
ich nicht zuletzt Manja. Schon die frühe Erkrankung<br />
meiner Mama und meine große Sorge als Jugendliche,<br />
sie zu verlieren, haben mir einen Aha-Moment beschert:<br />
Ich habe nur dieses eine Leben und ich sollte<br />
es in vollen Zügen genießen. Nach dem Tod von Manja<br />
wurde das verstärkt, denn durch sie habe ich noch mal<br />
einen neuen Blick dafür bekommen, auf was es im<br />
Leben ankommt.<br />
Was meinst du genau damit?<br />
Ich kann vieles nicht beeinflussen, aber meine Perspektive,<br />
die ich einnehme. Und ich bin jeden Tag<br />
dankbar. Die Dankbarkeit richtet sich auch an meinen<br />
Körper, der schon einiges für mich durchgestanden<br />
hat. Ich gehe achtsam mit mir selbst um, dazu gehören<br />
die regelmäßige Früherkennung und ein bisschen gesund<br />
zu leben. Wer dabei Hilfe braucht, dem empfehle<br />
ich die kostenlose breastcare App von Pink Ribbon<br />
Deutschland. Die gemeinnützige Organisation kümmert<br />
sich um das Thema Brustkrebs und Gesundheitsvorsorge<br />
in Deutschland. Ich engagiere mich hier seit Jahren<br />
ehrenamtlich.<br />
Worin besteht dein Engagement?<br />
Ich setze mich für die Pink Kids ein, Jugendliche,<br />
deren Mütter an Brustkrebs erkrankt sind. Wir stärken<br />
die jungen Menschen, die aufgrund der Erkrankung<br />
ihrer Mütter eine schwierige Zeit durchmachen. Diese<br />
Situation kenne ich nur zu gut. All die Erfahrungen,<br />
die ich gemacht habe, sind nun nützlich und helfen<br />
mir dabei, viel Positives zu bewirken!<br />
www.breastcare.app | www.pink-kids.de<br />
Darmkrebs mit 28: Ein Appell<br />
Claudia Liane Neumann erhält unter 30 die Diagnose<br />
Darmkrebs. Länger schon hatte sie Symptome ignoriert,<br />
und an Krebs hätte sie erst recht nicht gedacht. Heute<br />
– mit 35 Jahren – steht sie voll im Leben, will ihr Leid<br />
anderen ersparen.<br />
Text Carsten Frederik Buchert<br />
Die Symptome waren eindeutig: Stuhlunregelmäßigkeiten,<br />
Blut im Stuhl, Schmerzen beim<br />
Sitzen. Aber Claudia Neumann hat dies als<br />
Begleiterscheinungen ihrer damaligen stressigen<br />
Situation abgetan. Doch nach einem Besuch bei der<br />
Hausärztin wird sie sofort zur Koloskopie geschickt.<br />
Da bei vielen jungen Erwachsenen eine mögliche<br />
Krebserkrankung im Darm oft nicht als Ursache für<br />
die Beschwerden in Betracht gezogen wird, ist dies<br />
keine Selbstverständlichkeit. Das Klischee „Krebs im<br />
Alter“ ist immer noch weit verbreitet, obwohl Darmkrebs<br />
auch bei Menschen unter 50 auftreten kann.<br />
Tendenz steigend!<br />
Claudia Neumann hatte damals großes Glück mit<br />
ihrer Ärztin und erhielt im April 2015 die Diagnose<br />
Kolorektalkarzinom im metastasierten Stadium mit<br />
einer fünf-Jahres-Überlebenschance von unter 30%.<br />
Ein Schock für die junge Frau die mit Karriere und<br />
Hausbau beschäftigt ist und frisch verheiratet. Nach<br />
etlichen Operationen, Bestrahlung und Behandlung<br />
ist Claudia Neumann jetzt gesund. Sie arbeitet im<br />
Bereich Medizintechnik und hat auch beruflich mit<br />
der Darmkrebsvorsorge zu tun. Zu ihren Produkten<br />
zählt eine Koloskopiekapsel, die Kameras und Lichtquellen<br />
enthält und im Darm verdächtige Gewebeveränderungen<br />
fotografiert. Als Patientenvertreterin<br />
und anerkannte Sprecherin setzt sie sich für die Verbesserung<br />
der onkologischen Versorgung, speziell<br />
für jüngere Patienten, ein. Für ihr Engagement in der<br />
Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs wurde sie<br />
2018 mit dem Ehrenfelix der Felix Burda Stiftung ausgezeichnet.<br />
Dank ihrer Initiative wurde die Kryokonservierung<br />
– das Einfrieren von Eizellen und Sperma<br />
– für junge Krebsbetroffene seit Juli 2021 zur Leistung<br />
der gesetzlichen Krankenkassen. „Dass ich so krank<br />
war, ergibt auf diesem Weg jetzt Sinn. Ohne mein<br />
eigenes Schicksal hätte ich mich sicherlich nicht so<br />
für das Thema engagiert.“<br />
Bleibe hartnäckig und<br />
lass es abklären.<br />
Ihre Empfehlung:<br />
„Bei Symptomen wie lang anhaltende Bauchschmerzen,<br />
Stuhlunregelmäßigkeiten und vor allem bei Blut<br />
im Stuhl ist es wichtig, diese Probleme beim Hausarzt<br />
anzusprechen. Es gibt kein zu jung für Darmkrebs –<br />
das ist Fakt, aber leider nicht jedem Arzt bewusst.<br />
Bleibe hartnäckig und lass es abklären“, so ihr Rat.<br />
Zudem empfiehlt sie, in der Familie über Krebs zu<br />
sprechen, um herauszufinden, welche onkologische<br />
Geschichte in der Verwandtschaft vorliegt. Mit dem<br />
Wissen über familiäre Krebserkrankungen lässt sich<br />
feststellen, ob ein erhöhtes Risiko besteht, früher als<br />
andere zu erkranken. So können Untersuchungen schneller<br />
von Ärzten in Betracht und eingeleitet werden.<br />
www.felix-burda-stiftung.de<br />
"Informieren Sie sich,<br />
achten Sie auf sich und werden<br />
Sie Ihre eigene Expertin"<br />
Kirsten Hahn, im Vorstand des Vereins für Gynäkologische<br />
Krebserkrankungen e. V. über ihre Diagnose:<br />
Eierstockkrebs(ESK).<br />
Text Alexandra Lassas<br />
Wie und wann wurde bei Ihnen ESK festgestellt?<br />
Welche Symptome haben Sie veranlasst<br />
sich untersuchen zu lassen?<br />
Mit 48 Jahren, im August 2015, bekam ich eine<br />
sehr schmerzhafte Regelblutung, die nur durch<br />
hoch dosierte Schmerzmittel erträglich war. Zuvor<br />
litt ich schon eine längere Phase unter Müdigkeit,<br />
Erschöpfung, nervösen Blasenbeschwerden und<br />
einem leicht aufgeblähten Bauch. Nach dem Rat<br />
meiner Ärztin suchte ich die Schmerzsprechstunde<br />
einer Klinik mit Schwerpunkt Endometriose auf, wo<br />
sich der Verdacht erhärtete und mir eine Gebärmutterentfernung<br />
im Rahmen einer Bauchspiegelung empfohlen<br />
wurde. Fünf Tage nach der Operation wurde<br />
mir von der Klinik geraten, auch die Eierstöcke entfernen<br />
zu lassen, da der Befund nun eher auf einen<br />
Borderline-Tumor hindeutete. Nach dieser Diagnose<br />
recherchierte ich und informierte mich selbst.<br />
Dabei stieß ich immer öfter auf die Problematik, dass<br />
diese Tumore oft falsch diagnostiziert werden und<br />
eine Zweitmeinung ratsam sei. Ich nahm Kontakt mit<br />
dem Kompetenzzentrum der Kliniken Essen-Mitte im<br />
Huyssensstift auf, wurde dort beraten und über den<br />
Umfang einer kompletten Operation aufgeklärt. Die<br />
erneute Untersuchung des entfernten Gewebes ergab<br />
Eierstockkrebs. Durch die Zweitmeinung und den<br />
richtigen Befund wurde ich leitliniengerecht operiert<br />
und habe eine höhere Lebenserwartung.<br />
Gibt es Früherkennungsmaßnahmen?<br />
Bis heute gibt es leider keine wirksame Früherkennung<br />
beim ESK. Jede Frau sollte aber regelmäßig ihre<br />
Frauenärztin oder ihren Frauenarzt aufsuchen und<br />
immer dann informieren, wenn sich etwas verändert<br />
hat, z. B. häufiger Harndrang, verändertes Stuhlverhalten,<br />
Zunahme des Bauchumfangs, Beschwerden<br />
beim Geschlechtsverkehr, Schmerzen im Unterleib,<br />
Müdigkeit. Leider sind dies aber auch alles Symptome,<br />
die auf viele andere Krankheiten hinweisen<br />
können, und so gibt es keine eindeutigen Warnzeichen.<br />
Wie sind Sie mit der Diagnose umgegangen?<br />
Nach der ausgedehnten Operation und während<br />
der Chemotherapie bin ich wieder ins Berufsleben<br />
zurückgekehrt und habe versucht, mich weiter zu<br />
informieren, denn die Nebenwirkungen erforderten<br />
eine ständige Behandlung. Es ist gut, über seine<br />
Krankheit Bescheid zu wissen und dieses Wissen im<br />
besten Fall auch weiterzugeben.<br />
Was raten Sie jeder Frau, die die Diagnose ESK gestellt<br />
bekommt?<br />
Nutzen Sie das kollektive Wissen von Eierstockkrebs-<br />
Selbsthilfegruppen, besuchen Sie Veranstaltungen<br />
und sprechen Sie mit medizinischen Experten, um<br />
sich über den aktuellen wissenschaftlichen Stand<br />
zu informieren. Ich persönlich habe die Erfahrung<br />
gemacht, dass man nur auf gut gestellte Fragen richtige<br />
und ausführliche Antworten bekommt, die einem<br />
weiterhelfen. Und der wichtigste Rat: Gönnen Sie sich<br />
viel Zeit ohne das Thema Krebs und genießen Sie das<br />
Leben mit Ihren Angehörigen.<br />
www.eskd.de