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ZgV Report 2018

Nachrichten aus der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN

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<strong>ZgV</strong> REPORT...<br />

Informationen der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN<br />

Bisherige erfolgreiche Arbeit fortsetzen<br />

Wechsel an der Spitze der Stiftung<br />

Schon zum Ende des Jahres 2017 kündigte<br />

die damalige Vorsitzende unserer Stiftung<br />

Zentrum gegen Vertreibungen, Erika<br />

Steinbach ihren Wunsch an, sich aus der<br />

Leitung der Stiftung zurückziehen zu wollen.<br />

Im Februar übergab sie den Vorsitz<br />

an mich. Ich habe der langjährigen Vorsitzenden<br />

zu danken, dass sie mit guten<br />

Argumenten, Beharrlichkeit und sehr viel<br />

persönlichem Engagement die Stiftung ins<br />

Leben gerufen, ausgebaut und lebendig<br />

gehalten hat. Ohne Zweifel hat das Zentrum<br />

gegen Vertreibungen mit seiner<br />

damaligen Vorsitzenden dazu beigetragen,<br />

dass im politischen und gesellschaftlichen<br />

Raum das vielfältige Schicksal der<br />

deutschen Heimatvertriebenen verankert<br />

bleibt.<br />

Die Stiftung der deutschen Heimatvertriebenen<br />

wurde aus der Erkenntnis geboren,<br />

dass es nötig ist, nicht im eigenen Leide in<br />

persönlichen traumatischen Erinnerungen<br />

zu verharren, sondern ein Instrument zu<br />

schaffen, das dazu beiträgt, Vertreibungen<br />

und Genozid grundsätzlich als Mittel von<br />

Politik zu ächten. Ihr Ziel ist es, der Völkerverständigung,<br />

der Versöhnung und<br />

der friedlichen Nachbarschaft der Völker<br />

zu dienen. Die Stiftung versteht sich als<br />

Sachverwalterin eines weltumspannenden<br />

Gedankens, Vertreibungen zu ächten und<br />

für die Versöhnung der Völkerschaften<br />

einzutreten.<br />

Neben den vielen Stationen unserer Wanderausstellungen<br />

und dem Wechsel im<br />

Vorsitz gab es zwei weitere Höhepunkte<br />

in der Stiftungsarbeit. Am 21. Oktober<br />

<strong>2018</strong> wurde der Franz Werfel Menschen-<br />

rechtspreis an den Historiker und Publizisten<br />

Professor Michael Wolffsohn in der<br />

Paulskirche in Frankfurt verliehen. Professor<br />

Wolffsohn war seit Anbeginn der<br />

Stiftungsarbeit<br />

an unserer Seite<br />

und ist ein erklärter<br />

Gegner<br />

jeglicher Art<br />

von Kollektivschuldthesen.<br />

Für ihn wie<br />

auch für uns<br />

sind Menschenrechte<br />

unteilbar.<br />

Der Schirmherr<br />

der Verleihung,<br />

der Hessische<br />

Ministerpräsident<br />

Volker<br />

Stiftungsvorsitzender<br />

Dr. Christean Wagner<br />

Bouffier versprach<br />

in seinem Grußwort auch, unsere<br />

Stiftung weiterhin zu unterstützen. Im Anschluss<br />

an die Preisverleihung wurde die<br />

Ausstellung „In Lagern. Schicksale deutscher<br />

Zivilisten im östlichen Europa 1941-<br />

1955“ eröffnet und dort noch bis zum 4.<br />

November <strong>2018</strong> den Besuchern gezeigt.<br />

In diesem Sinne werde ich als Vorsitzender<br />

der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen<br />

die bisherige erfolgreiche Arbeit<br />

fortsetzen, im Dienste des Friedens, im<br />

Dienste der Menschenrechte, im Dienste<br />

der Völkerverständigung. Ich freue mich<br />

auf diese Arbeit und bitte auch um Ihre<br />

fortwährende Unterstützung.<br />

Dr. Christean Wagner<br />

Vorsitzender der Stiftung<br />

<strong>ZgV</strong> REPORT – Herbst <strong>2018</strong><br />

1


Impressionen<br />

Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis<br />

geht an Einzelpersonen, Initiativen<br />

oder Gruppen, „die sich gegen<br />

die Verletzung von Menschenrechten<br />

durch Völkermord, Vertreibung und<br />

die bewusste Zerstörung nationaler,<br />

ethnischer, rassischer oder religiöser<br />

Gruppen gewandt haben.“<br />

2 <strong>ZgV</strong> REPORT


Der Historiker und Publizist Michael<br />

Wolffsohn ist in der Frankfurter Paulskirche<br />

mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis<br />

der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen<br />

ausgezeichnet worden. Er bekomme<br />

den Preis für sein vielfältiges und umfangreiches<br />

Schaffen, sagte der Stiftungsvorsitzende<br />

Christean Wagner. Der 71-jährige Wolffsohn<br />

habe immer wieder deutlich gemacht, dass die<br />

Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur<br />

nicht dazu führen dürften, das Unrecht an<br />

den vertriebenen Deutschen zu verschweigen.<br />

Wolffsohn war und ist ein Gegner aller Kollektivschuld-Thesen<br />

und steht damit fest auf<br />

dem Boden der unteilbaren Menschenrechte,<br />

die er unabhängig von Ideologien und Anfeindungen<br />

stets als Maßstab vertreten hat“,<br />

hatte schon die Jury festgestellt. Er habe sich<br />

dafür ausgesprochen, dass die dauerhafte Erinnerung<br />

an die Vertreibung ein elementarer<br />

Teil der deutschen Geschichte sei.<br />

Diesen Gedanken griff der Vorsitzende der<br />

Stiftung, der ehemalige Hessische Kultusund<br />

Justizminister, Dr. Christean Wagner<br />

auf, in dem er an ein Zitat von Helmut Kohl<br />

erinnerte, der von der „Gnade der späten Geburt“<br />

gesprochen habe. Kohl habe damit den<br />

unverdienten Vorteil, nicht in einer Diktatur<br />

geboren zu sein, gemeint. Dies, so Wagner,<br />

wolle er ergänzen und die „Gnade des richtigen<br />

Geburtsortes“ hinzufügen. Es sei eben ein<br />

Unterschied, ob man in Königsberg, Breslau,<br />

Stettin oder in Frankfurt am Main geboren<br />

sei. Die Katastrophe der Vertreibung sei ein<br />

schmerzlicher und unauslöschlicher Teil der<br />

Geschichte der Gesamtnation und nicht nur<br />

die Geschichte einzelner Landsmannschaften.<br />

Wagner kündigte an, die erfolgreiche Arbeit<br />

der Stiftung als Instrument der Ächtung von<br />

Genozid und Vertreibung, für deren Aufbau<br />

Franz-Werfel-Menschenrechtspreis<br />

Prof. Dr. Michael Wolffsohn erhält den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis<br />

„Anwalt der unteilbaren<br />

Menschenrechte“<br />

Nach der Preisverleihung in der Paulskirche (v.l.n.r.): Der<br />

Vorsitzende der Stiftung, Dr. Christean Wagner, der Hessische<br />

Ministerpräsident Volker Bouffier, Preisträger Prof.<br />

Dr. Michael Wolffsohn, Bürgermeister Uwe Becker und der<br />

Laudator Prof. Dr. Andreas Rödder.<br />

er Erika Steinbach seinen Dank aussprach,<br />

mit Engagement fortsetzen zu wollen. Dazu<br />

gehöre auch die Verleihung des Franz-Werfel-<br />

Menschenrechtspreiseses.<br />

Die innere Verbundenheit mit diesem Anliegen<br />

wurde in den bewegenden und persönlichen<br />

Grußworten des hessischen Ministerpräsidenten<br />

Volker Bouffier deutlich. Das Zentrum<br />

gegen Vertreibungen habe immer eine „aktive<br />

Erinnerungskultur“ hochgehalten. „Mit<br />

dazu beigetragen hat der diesjährige Preisträger<br />

des Franz-Werfel-Menschenrechts-Preises,<br />

Prof. Dr. Michael Wolffsohn. Er ist eine engagierte<br />

Persönlichkeit, die mit ihrem intellektuellen<br />

Geist als Historiker und Publizist<br />

in die Gesellschaft hineinwirkt. Und weil der<br />

gesellschaftliche Zusammenhalt zu den wichtigsten<br />

Herausforderungen der nächsten Jahre<br />

zählen wird, sind kritische Geister die Gewähr<br />

dafür, dass die Antworten auf die Fragen unseres<br />

Zusammenlebens ehrlich, vollständig und<br />

vielschichtig ausgesprochen werden“, sagte der<br />

Hessische Ministerpräsident.<br />

<strong>ZgV</strong> REPORT<br />

3


Franz-Werfel-Menschenrechtspreis<br />

So sah es auch Prof. Dr. Andreas Rödder, der<br />

hinzufügte, dass Wolffsohn immer wieder<br />

auch Stellung zur Vertreibung der Deutschen<br />

aus den ehemaligen deutschen Gebieten im<br />

Osten und Südosten Europas bezogen habe<br />

„und auch an deren Leid erinnert hat – auch<br />

das muss man als Jude erst einmal machen“.<br />

„Man macht es, wenn man einen weiten Horizont<br />

und zugleich einen festen Kompass hat.<br />

Und das ist für Michael Wolffsohn die Unteilbarkeit<br />

der Menschenrechte, egal ob es opportun<br />

ist oder nicht: das gilt für den Holocaust,<br />

das gilt für die Vertreibung der Deutschen,<br />

Der Preisträger Prof. Dr. Michael Wolffsohn.<br />

und das gilt ebenso für einen neuen Antisemitismus,<br />

der mit arabischer Migration nach<br />

Europa kommt.“<br />

Dabei jedoch ließ es der Laudator nicht bewenden.<br />

Er beschrieb Wolffsohn als jemand,<br />

der als Bürger Verantwortung für sein Gemeinwesen<br />

übernehme. „Der Bürger, der für<br />

seine Gesellschaft eintritt und deren Gemeinsinn<br />

fördert – damit bin ich längst wieder bei<br />

Michael Wolffsohn.“<br />

Zum Abschluss gratulierte Rödder dem Preisträger:<br />

„Was ich aber weiß: dass alle deutschen<br />

Bürger froh sein können, dass wir Sie als Anwalt<br />

der unteilbaren Menschenrechte und als<br />

einen unabhängigen Streiter für die Sache haben.“<br />

„Bewegt und gerührt“ dankte Prof. Dr. Michael<br />

Wolffsohn für die Auszeichnung und bestätigte<br />

sogleich die Worte des Laudators, indem<br />

er die These aufstellte: „Menschlichkeit und<br />

Menschenrechte sind stets in der Defensive.“<br />

In grundsätzlichen Ausführungen – die Tageszeitung<br />

Die Welt veröffentlichte sie am folgenden<br />

Tag im Wortlaut – belegte er die These, indem<br />

er die Frage stellte: „Oft üben Menschen<br />

im angemaßten Namen der Menschheit millionenfache<br />

Unmenschlichkeiten aus. Warum?“<br />

In fünf Beipielen – vom Völkermord an den<br />

Armeniern über die Mitglieder des UN-Menschenrechtsrates<br />

bis hin zur Palästina-Frage<br />

(„Deutschlands Vertriebene haben bereits<br />

1950 auf die Anwendung jeglicher Gewalt<br />

verzichtet, Palästinenser nicht. Diese genießen<br />

eine breite Sympathie, von der deutsche<br />

Vertriebene nur träumen können.“) – kam<br />

Wolffsohn zu dem Ergebnis: „Eigentlich habe<br />

nicht ich den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis<br />

verdient, sondern diejenigen unter den<br />

Millionen Deutschen, die in der Zeit der NS-<br />

Megaverbrechen individuell unschuldig blieben,<br />

kollektiv vertrieben, trotzdem keine Revisionisten<br />

wurden und mit sich und anderen<br />

sowohl den äußeren als auch inneren Frieden<br />

schlossen.“<br />

Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird<br />

seit 2003 alle zwei Jahre in der Paulskirche<br />

an Einzelpersonen oder Initiativen verliehen,<br />

die durch ihr Handeln das Verantwortungsbewusstsein<br />

gegenüber Menschenrechtsverletzungen<br />

schärfen. Es ehrt das Zentrum<br />

gegen Vertreibungen besonders, dass die<br />

Preisverleihung in der ‚Wiege der deutschen<br />

Demokratie‘ stattfindet. Der Dank dafür gilt<br />

der Stadt Frankfurt und ihrem Bürgermeister<br />

Uwe Becker, der bereits zu Beginn der Veranstaltung<br />

darauf hingewiesen hatte, dass das<br />

Unrecht der Vertreibung nicht als „selbstverständliche<br />

Folgewirkung vorausgegangenen<br />

Unrechts relativiert werden dürfe. <br />

<br />

Markus Patzke<br />

4 <strong>ZgV</strong> REPORT


Im Anschluss an die Verleihung des Franz-<br />

Werfel-Menschenrechtspreises eröffnete Dr.<br />

Christean Wagner die mittlerweile fünfte<br />

Einzel-Ausstellung der Stiftung Zentrum gegen<br />

Vertreibungen. Es war eine der ersten<br />

Amtshandlungen des sich neu im Amt befindlichen<br />

Vorsitzenden der Stiftung. Nach den<br />

Ausstellungen „Erzwungene Wege“, „Angekommen“,<br />

„Die Gerufenen“, „Verschwundene<br />

Orte“ wurde bis Anfang November „In Lagern.<br />

Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen<br />

Europa 1941-1955“ in der Frankfurter<br />

Paulskirche gezeigt. Die rund 600 Teilnehmer<br />

der Ausstellungseröffnung nahmen die Gelegenheit<br />

wahr, sich mit diesem dunklen Kapitel<br />

der Zeitgeschichte auseinanderzusetzen.<br />

Dem schweren Kapitel deutscher und europäischer<br />

Geschichte der Kriegs- und Nachkriegszeit<br />

widmet sich die Ausstellung und macht<br />

sich vor allem auch darum verdient, dass hier<br />

etwas in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt<br />

wird, was zwar als historische Tatsache hinlänglich<br />

bekannt, aber weder wissenschaftlich<br />

umfänglich aufgearbeitet noch jemals in einen<br />

gesellschaftlichen Diskurs überführt worden<br />

ist.<br />

Deportation und die damit verbundene Internierung<br />

in Lagern sind nur eine der vielen Unterkategorien,<br />

die allesamt unter dem Oberbegriff<br />

„Vertreibung“ subsumiert werden. Sie<br />

sind Teil des großen Vertreibungsgeschehens,<br />

das die Deutschen im östlichen Europa während<br />

und nach dem Zweiten Weltkrieg traf.<br />

Sie umfassen auch die Deportation und die<br />

Zwangsarbeit der Deutschen in der Sowjetunion.<br />

Denn hier wurden die Deutschen an<br />

der Wolga und in anderen Siedlungsgebieten<br />

durch das stalinistische System bereits nach<br />

dem Überfall durch die Wehrmacht 1941 in<br />

Gebiete östlich des Urals deportiert. Ab Ende<br />

Neue Ausstellung: „In Lagern“<br />

Ausstellungseröffnung in der Frankfurter Paulskirche<br />

„In Lagern. Schicksale deutscher Zivilisten<br />

im östlichen Europa 1941-1955“<br />

1944 kamen aus den damaligen deutschen<br />

Ostgebieten, aus Polen, der Tschechoslowakei,<br />

Ungarn, Rumänien und Jugoslawien, aber<br />

auch aus der Sowjetischen Besatzungszone<br />

bzw. der DDR – hier bis in die 50er Jahre hinein<br />

– weitere Deportationen und Internierungen<br />

in die Sowjetunion hinzu.<br />

Diesen Einzelschicksalen gibt die Ausstellung<br />

exemplarisch Gesichter. Die vielen Originalzitate<br />

von Betroffenen, die man in der Ausstellung<br />

sehen, hören und nachlesen kann, stehen<br />

Der Vorsitzende der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen Dr.<br />

Christean Wagner mit BdV-Vizepräsident Chritian Knauer<br />

bei der Eröffnung der Ausstellung.<br />

für sich allein – aber sie legen exemplarisch<br />

Zeugnis ab für das von allen Betroffenen so<br />

oder in ähnlicher Weise erlebte Grauen. Die<br />

Ausstellung will diese jahrzehntelang vernachlässigten<br />

Schicksale der Betroffenen ins<br />

öffentliche Bewusstsein rücken. Sie verknüpft<br />

nackte Zahlen und Statistiken mit authentischen<br />

Zeitzeugenaussagen. Die Zitate der<br />

Zeitzeugen und deren Erinnerungen in dokumentarischer<br />

und literarischer Form machen<br />

die Ausstellung und das persönliche Empfinden<br />

trotz fehlender Bilder über die Lager und<br />

das Lagerleben erlebbar. Übersichtlichkeit<br />

<strong>ZgV</strong> REPORT<br />

5


Impressionen<br />

In Lagern.<br />

Schicksale deutscher Zivilisten<br />

im östlichen Europa 1941-1955<br />

Nächster Termin:<br />

8. MÄRZ - 3. APRIL 2019<br />

FICHTELGEBIRGSHALLE<br />

Jean-Paul-Str. 5 | 95632 Wunsiedel<br />

6 <strong>ZgV</strong> REPORT


Neue Ausstellung: „In Lagern“<br />

und klare Struktur zeichnen die Ausstellung<br />

aus. Sie teilt sich in vier Bereiche, die Schritt<br />

für Schritt an die Thematik heranführen. An<br />

die Einführung samt Überblick über die Lager<br />

schließt sich die Themenwelt „Sowjetunion“<br />

und Leben im GULag an. Diese deckt, vielfältige<br />

relevante Aspekte ab – historisch, politisch,<br />

sozialpsychologisch, medizinisch, kultursoziologisch,<br />

literarisch usw. In der dritten<br />

Themenwelt erschließt sich dem Besucher die<br />

Situation in den anderen ost- und mittelosteuropäischen<br />

Ländern und den ehemaligen<br />

deutschen Ostgebieten: Polen, Tschechoslowakei,<br />

Jugoslawien, Ungarn, Rumänien und<br />

der SBZ/DDR. Einzelne Lager rücken in den<br />

Fokus, Einzelschicksale – zu sehen als pars pro<br />

toto – tauchen aus dem Dunkel des Erinnerungsschattens<br />

herauf.<br />

Der Schlussteil der Ausstellung ist dann der<br />

Aufarbeitung dieses Themas in den betreffenden<br />

Staaten gewidmet und zeigt auf, wie durch<br />

unterschiedliche Initiativen – auch der Betroffenen<br />

– Wege zur Verständigung über Grenzen<br />

und Nationalitäten hinweg gesucht und<br />

gefunden werden. Diese Themenwelt, sie ist<br />

mit „Erinnern, Gedenken, Aufarbeiten“ überschrieben,<br />

schlägt den Bogen aus der damaligen<br />

Zeit zum Heute. Spätestens hier wird dem<br />

Besucher deutlich, dass die Konzeption der<br />

Ausstellung immer auch ein Balanceakt gewesen<br />

sein muss: wie ein großes Schachbrett,<br />

das mittig auf eine kleine Kugel gesetzt wird,<br />

und auf dessen Ecken man vier Gewichte legt.<br />

Keines darf zu schwer, keines zu leicht sein:<br />

in einer Ecke die in ihrer Singularität monströsen<br />

Verbrechen der Nazis, in der zweiten<br />

die geschichtlichen Fakten und unter ihnen<br />

die persönlichen Schicksale, in der dritten die<br />

Entspannungspolitik der letzten Jahrzehnte,<br />

in der vierten der Verständigungs- und Versöhnungsgedanke.<br />

Dass das Schachbrett in<br />

der Waagerechten geblieben ist, beweist die<br />

Ausgewogenheit der Konzeption.<br />

Christean Wagner dankte den Verantwortli-<br />

chen und stellte fest: „Konzeption und Umsetzung<br />

der Ausstellung sind hervorragend<br />

gelungen. Ich danke meiner Vorgängerin im<br />

Amt, Erika Steinbach, für Idee und Initiative;<br />

ich danke dem Kurator Wilfried Rogasch,<br />

der maßgeblich und wortwörtlich „maßstabgebend“<br />

ist für die inhaltliche Ausgestaltung.<br />

Mein Dank geht auch an die Grafik, die sich<br />

mit vielen guten Ideen weit über die Entwicklung<br />

der grafischen Gestaltung hinaus in die<br />

Konzeption eingebracht hat. Hervorheben<br />

Der Preisträger des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises<br />

<strong>2018</strong>, Prof. Dr. Michael Wolffsohn, nutzte die Gelegeheit, sich<br />

die Ausstellung im Untergeschoss der Frankfurter Paulskirche<br />

anzusehen.<br />

möchte ich aber auch die Zeitzeugen und deren<br />

Nachkommen, die mit ihren Erzählungen<br />

und Berichten der Ausstellung die Tiefe<br />

der persönlichen Dimension eröffnet haben.<br />

Ohne ihr Mitwirken wäre die Ausstellung in<br />

dieser Form nicht möglich gewesen.“ Sein<br />

Dank richtete der Vorsitzende auch an die<br />

Förderer und Unterstützer der Stiftung Zentrum<br />

gegen Vertreibungen.<br />

Der Schau sind zahlreiche, vor allem auch jüngere<br />

Besucher, Schulklassen und interessierte<br />

Studenten zu wünschen, damit auch dieses<br />

Kapitel der Zeitgeschichte seinen Weg in den<br />

Kanon der deutschen Erinnerungskutur findet.<br />

Roland Zillmann/Markus Patzke<br />

<strong>ZgV</strong> REPORT<br />

7


Wir brauchen Sie!<br />

Das Zentrum gegen Vertreibungen benötigt Mitstreiter<br />

Werden Sie Unterstützer und helfen Sie<br />

uns bei unserer Arbeit<br />

Das Jahr <strong>2018</strong> neigt sich dem Ende entgegen und mit Ihrer aller Hilfe haben wir auch<br />

in diesem Jahr viel erreicht. Das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen ist in der<br />

Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Viele Menschen, darunter zahlreiche bekannte<br />

Persönlichkeiten, stehen hinter unseren Anliegen und unterstützen uns. Dazu haben<br />

auch unsere Ausstellungen, die überall im Lande unterwegs sind, beigetragen:<br />

• „Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“,<br />

• „Die Gerufenen. Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa“<br />

• „Angekommen. Die Integration der Vertriebenen in Deutschland“<br />

• „Verschwunden – Orte, die es nicht mehr gibt“<br />

• „In Lagern. Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen Europa 1941-1955“.<br />

Hunderttausende Mitbürger sind durch diese Ausstellungen mittlerweile erreicht worden.<br />

Besonders haben wir uns über die vielen Schulklassen gefreut, die diese Ausstellungen<br />

besucht haben. Für viele Schülerinnen und Schüler war der Besuch dieser Ausstellungen<br />

eine erste Begegnung mit unseren Menschenrechtsanliegen, aber auch mit der<br />

Geschichte der deutschen Heimatvertriebenen.<br />

Unsere Ausstellungstätigkeit werden wir im kommenden Jahr verstärkt fortsetzen, insbesondere<br />

durch unsere neue Ausstellung „In Lagern. Schicksale deutscher Zivilisten<br />

im östlichen Europa 1941-1955“. Sie erfreut sich bereits jetzt großer Nachfrage nach Buchungsmöglichkeiten.<br />

Außerdem werden wir auch im kommenden Jahr unsere Anliegen<br />

in die Öffentlichkeit tragen. Sollten Sie an einer unserer Ausstellungen interessiert<br />

sein, sprechen Sie uns bitte an.<br />

Für die Fortsetzung unserer Arbeit brauchen wir Ihre Unterstützung. Helfen Sie uns mit<br />

Ihrer Spende, unsere Vorhaben auch im<br />

kommenden Jahr unvermindert umsetzen<br />

zu können. Alle erforderlichen Angaben<br />

dazu finden Sie auf unserer Internetseite<br />

oder gleich hier:<br />

Deutsche Bank AG<br />

Konto-Nr.: 317 17 17<br />

BLZ 380 700 24<br />

IBAN DE76 380 700 240 3171717 00<br />

BIC (SWIFT) DEUT DE DB380<br />

Impressum<br />

Herausgegeben von der Stiftung<br />

ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN<br />

Organisationsbüro:<br />

Godesberger Allee 72-74<br />

53175 Bonn<br />

Tel.: 0228 / 81 007 30<br />

Fax: 0228 / 81 007 52<br />

E-Mail: info@z-g-v.de<br />

web: www.z-g-v.de<br />

8 <strong>ZgV</strong> REPORT


Ausstellungen<br />

Eine Erfolgsgeschichte<br />

Die Wanderausstellungen der Stiftung<br />

Zentrum gegen Vertreibungen<br />

Die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen hat eine beeindruckende Erfolgsbilanz für die<br />

vergangenen Jahre vorzuweisen. Die historisch und gesellschaftspolitisch ausgerichteten Ausstellungsteile<br />

der unter dem Gesamttitel „Heimatweh“ zusammengefassten Themen wurden<br />

bereits an nahezu 100 Orten in Deutschland gezeigt. Künftig werden diese Ausstellungen,<br />

ergänzt um den neuen Teil „In Lagern. Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen Europa<br />

1941-1955“, in Kooperation mit dem Bund der Vertriebenen und mit Förderung des Bundesinnenministerium<br />

im gesamten Bundesgebiet unterwegs sein.<br />

Die Text- und Bildausstellungen werden einzeln oder als Gesamtschau öffentlich in Rathäusern,<br />

Bibliotheken und Museen gezeigt und bieten dem interessierten Publikum auch interaktiven<br />

Zugang zu einem gesamtdeutschen Thema. In Museen werden museumspädagogische Begleitveranstaltungen<br />

angeboten und symbolhaltige Exponate zur Veranschaulichung des Themas<br />

ausgestellt. Als Einstieg oder Ergänzung zum Geschichts- bzw. Gesellschaftskundeunterricht<br />

sind die Ausstellungen bestens geeignet. Sie bieten aber auch Menschen, die bisher wenig Zugang<br />

zu diesem Kapitel deutscher Geschichte hatten, einen Exkurs zum Thema Heimat, Heimatverlust<br />

durch Vertreibungen unterschiedlichster Art und zum mühsamen Neuanfang in<br />

einer abwehrenden, oft gar feindseligen Umgebung. An einigen Stationen werden zusätzlich<br />

Begleitveranstaltungen angeboten, die das Thema vertiefen bzw. durch Zeitzeugengespräche auf<br />

das individuelle Schicksal herunterbrechen, veranschaulichen und dem Thema auch ein Gesicht<br />

geben. Die Ausstellungen werden von Bund der Vertriebenen mit Förderung des Bundesministeriums<br />

des Innern gezeigt und können von interessierten Stellen gebucht werden. Die Stationen<br />

der <strong>ZgV</strong> Ausstellungen sind immer aktuell auf der Internetseite zu finden unter www.z-g-v.<br />

de, auch in einer übersichtlichen Kalenderfunktion.<br />

„Verschwundene Orte“ in Ellingen<br />

„Verschwunden – Orte, die es nicht mehr gibt“<br />

– mit dieser neuen Sonderausstellung im Kulturzentrum<br />

Ostpreußen wird in Ellingen an<br />

die Spuren der Deutschen, vor allem im Osten,<br />

erinnert, die nur noch spärlich zu finden sind.<br />

Das Anliegen der Wanderausstellung ist, in einer<br />

„historischen Spurensuche“ dem Untergang<br />

von Heimat und Kultur exemplarisch nachzuspüren.<br />

Auf Schautafeln wird deutlich gemacht,<br />

wie reich die Kulturlandschaft war, die einst<br />

weite Teile des östlichen Europa prägte. Die Dokumentation<br />

zeigt auch, dass ganze Ortschaften<br />

und Kulturzeugnisse verschwanden: durch<br />

Zerstörung in Luftangriffen und Artilleriebombardements;<br />

gezielt gesprengt, um die Erinnerung<br />

an die preußische Geschichte<br />

zu tilgen; von der<br />

Planwirtschaft geschluckt<br />

und in Stauseen versenkt;<br />

durch Entvölkerung und<br />

städtebauliche Konzepte,<br />

die Altes nur zu gern abrissen.<br />

Die Schau erinnert an<br />

die enormen Verluste, beschreibt<br />

die Gegenwart und<br />

ist auf die Zukunft hin ausgerichtet.<br />

Computertechnik<br />

macht es möglich, zerstörte<br />

Gebäude virtuell auferstehen<br />

zu lassen.<br />

<strong>ZgV</strong> REPORT<br />

9


Ausstellungen<br />

„Die Gerufenen “ im Museum Fürstenwalde<br />

Mitte April <strong>2018</strong> wurde die Ausstellung „Die<br />

Gerufenen – Deutsches Leben in Mittel- und<br />

Osteuropa“ im Museum Fürstenwalde eröffnet.<br />

Zum ersten Mal gastierte damit eine<br />

der Wanderausstellungen des <strong>ZgV</strong>, die vom<br />

Viele interessierte Besucher konnte die Ausstellung „Die<br />

Gerufenen“ in Fürstenwalde verzeichnen.<br />

Bund der Vertriebenen (BdV) betreut werden,<br />

in Brandenburg. Das Interesse an der<br />

Eröffnungsveranstaltung war groß. Lothar<br />

Hoffrichter, stellvertretender Vorsitzender des<br />

„Haus Brandenburg – Freundeskreis e.V.“ in<br />

Fürstenwalde, und Wolfgang Löchelt, stellvertretender<br />

Vorsitzender des BdV-Kreisverbandes<br />

Oder-Spree e.V., führten durch das Programm.<br />

Unter den Gästen war u.a. Dr. Günter<br />

Kolende, Vorsitzender des Verbandes der Geschichtslehrer<br />

in Brandenburg, interessierte<br />

Lokalpolitiker, einige Besucher aus Polen, wie<br />

etwa der ehemalige Direktor des Museums<br />

Meseritz (polnisch Międzyrzecz), sowie Mitglieder<br />

der Rotary-Clubs Fürstenwalde und<br />

Storkow.<br />

Dr. Katharina Weissbach, Kuratorin der erstmals<br />

2009 im Berliner Kronprinzenpalais gezeigten<br />

Ausstellung, war zur Eröffnung ebenfalls<br />

anwesend, trug interessante Details zu<br />

Themen und Entstehung der Ausstellung vor<br />

und übernahm auch die erste Führung durch<br />

die Ausstellungsräume. In ihrer souveränen<br />

Präsentation ging sie etwa auf das Thema<br />

„Flüsse als Kulturlandschaften“ ein und erklärte,<br />

wie die späteren Donauschwaben mit den<br />

„Ulmer Schachteln“ in ihre neuen Siedlungsgebiete<br />

gekommen waren. Als interessante<br />

Motivation zur Auswanderung bezeichnete<br />

sie die „vertikale Emigration“ – die Möglichkeit,<br />

am neuen Lebensort innerhalb weniger<br />

Generationen einen ansonsten fast unmöglichen<br />

wirtschaftlichen Aufstieg zu erreichen.<br />

„Angekommen“ in der Stadtbibliothek Straubing<br />

Anfang Mai konnte unter großer Beteiligung<br />

die Wanderausstellung „Angekommen“ im<br />

Salzstadel der Stadtbibliothek Straubing eröffnet<br />

werden. Zur Eröffnung sprachen Grußworte<br />

der Bürgermeister von Straubing Hans<br />

Lohmeier und der stellv. Landrat Franz Xaver<br />

Stiersdorfer. Beide betonten die Bedeutung<br />

der Erinnerungskultur, da die rund 8000 Vertriebenen,<br />

darunter 5000 Schlesier, der Stadt<br />

zu neuem Aufschwung verhalfen. Sie wünschten<br />

der Ausstellung viele Besucher und vor allem<br />

zahlreiche Schulklassen.<br />

Nach den Grußworten referierte Fabian Stuhlfelner,<br />

Archivar beim Bayerischen Rundfunk,<br />

über Aufnahme, Unterbringung und Integration<br />

der Vertriebenen der Jahre 1945-1950<br />

in Straubing. Er konnte an Hand von Bildern<br />

und Diagrammen deutlich machen, was die<br />

Vertriebenen an Arbeitskraft, neuen Ideen,<br />

Kultur, mitgebrachten Berufen und in der<br />

Politik für Straubing bedeuteten. Auch einige<br />

Firmengründungen gingen auf Ostdeutsche<br />

zurück. Fabian Stuhlfelner hat darüber bereits<br />

wissenschaftlich gearbeitet.<br />

Nach der Eröffnung im voll besetzten Vortragsraum<br />

der Bibliothek nutzten die Besucher<br />

die Gelegeheit, die Ausstellung ausgiebig<br />

zu besichtigen.<br />

10 <strong>ZgV</strong> REPORT


Voraussichtliche Stationen der<br />

Wanderausstellungen 2019<br />

AUSSTELLUNG:<br />

„IN LAGERN“<br />

Schicksale deutscher Zivilisten im<br />

östlichen Europa 1941-1955<br />

FICHTELGEBIRGSHALLE<br />

8. März - 3. April 2019<br />

Jean-Paul-Str. 5 | 95632 Wunsiedel<br />

HAUS DER HEIMAT<br />

8. April - 20. Mai 2019<br />

Friedrichstr. 35 | 65185 Wiesbaden<br />

AUSSTELLUNG:<br />

„VERSCHWUNDEN“<br />

Orte, die es nicht mehr gibt<br />

SPARKASSE<br />

OBERALLGÄU<br />

11. April - 26. Mai 2019<br />

Oberallgäuer Platz 1 | 87527 Sonthofen<br />

AUSSTELLUNG:<br />

„Die Gerufen“<br />

Dieutsches Leben in<br />

Mittel- und Osteuropa<br />

TECHNISCHES MUSEUM<br />

3. Juli - 11. Aug 2019<br />

Wiesenstr. 11a | 57392 Schmallenberg<br />

AUSSTELLUNG:<br />

„IN LAGERN“<br />

Schicksale deutscher Zivilisten im<br />

östlichen Europa 1941-1955<br />

BAYERISCHES STAATS-<br />

MINISTERIUM DER FINANZEN<br />

8. Juli - 2. Aug 2019<br />

Bankgasse 9 | 90402 Nürnberg<br />

LANDKREIS<br />

WALDECK-FRANKENBERG<br />

12. Aug - 27. Sept 2019<br />

Südring 2-3 | 34497 Korbach<br />

NIEDERSÄCHSISCHES<br />

BAYERISCHES STAATS-<br />

MINISTERIUM DER FÜR FINANZEN KULTUR<br />

28. 8. Okt Juli - 6. 2. Dez Aug 2019<br />

Leibnizufer Bankgasse 99 | | 30169 90402 Hannover Nürnberg<br />

LANDKREIS<br />

WALDECK-FRANKENBERG<br />

12. Aug - 27. Sept 2019<br />

Südring 2-3 | 34497 Korbach<br />

AUSSTELLUNG:<br />

„VERSCHWUNDEN“<br />

Orte, die es nicht mehr gibt<br />

BAYERISCHES STAATS-<br />

MINISTERIUM DER FINANZEN<br />

8. Juli - 2. Aug 2019<br />

Bankgasse 9 | 90402 Nürnberg<br />

Alle Ausstellungen können gebucht werden. | Informationen dazu unter Tel.: 030/85 74 14 15

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