Wahlprogramm der Jusos in der SPD - Juso-Hochschulgruppe ...
Wahlprogramm der Jusos in der SPD - Juso-Hochschulgruppe ...
Wahlprogramm der Jusos in der SPD - Juso-Hochschulgruppe ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
oX<br />
Trau, Schau, Wem?!<br />
Am 17. Juni 2008 schaffte <strong>der</strong> Hessische Landtag<br />
mit den Stimmen von <strong>SPD</strong>, Bündnis 90/Die Grünen<br />
und <strong>der</strong> Partei die L<strong>in</strong>ke alle Studiengebühren<br />
(auch die für sog. Langzeitstudierende und für<br />
das Zweitstudium) zum W<strong>in</strong>tersemester 2008/09<br />
wie<strong>der</strong> ab. Gegen die Abschaffung <strong>der</strong> Studiengebühren<br />
stimmten die Fraktionen <strong>der</strong> CDU und <strong>der</strong><br />
FDP. Damit haben die hessischen Sozialdemokraten<br />
e<strong>in</strong>es ihrer wesentlichen Wahlkampfversprechen<br />
e<strong>in</strong>gehalten. Sie hatten <strong>in</strong> ihrem Landtagswahlprogramm<br />
2008 versprochen, „alle Studiengebühren“<br />
abzuschaffen. <strong>SPD</strong> Landesvorsitzende Andrea Ypsilanti<br />
nannte das e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Gerechtigkeit.<br />
Roland Kochs Gerechtigkeitsverständnis ist aber<br />
offenbar e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es. Er erklärte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview<br />
am 1.10.2008, dass er die Abschaffung <strong>der</strong> Studiengebühren<br />
„nach wie vor nicht nur für falsch, son<strong>der</strong>n<br />
auch für ökonomisch unvernünftig und sozial<br />
ungerecht“ hält. Frei nach dem Motto: „Es ist sozial<br />
gerecht, was sich nur Reiche leisten können.<br />
Der amtierende M<strong>in</strong>isterpräsident hatte vorher<br />
mit allen Tricks versucht, die von ihm e<strong>in</strong>geführten<br />
Studiengebühren zu erhalten. Erst lockte er die<br />
Grünen mit nachgelagerten Studiengebühren nach<br />
dem Hamburger Modell und als dass nicht verf<strong>in</strong>g,<br />
verweigerte er „aufgrund juristischer Mängel“<br />
dem schon <strong>in</strong> 2. Lesung vom Hessischen Landtag<br />
beschlossenen Gesetz die Unterschrift. Der Landtag<br />
musste extra am 17. Juni e<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>sitzung<br />
zur endgültigen Beschlussfassung ansetzen. Dieser<br />
Mann zeigte e<strong>in</strong>drucksvoll noch 9 Monate nach<br />
se<strong>in</strong>er krachenden Landtagswahlnie<strong>der</strong>lage, dass<br />
er nichts gelernt hatte, son<strong>der</strong>n weiter wie bisher<br />
machen wollte.<br />
Doch nachdem <strong>der</strong> Hessische Landtag am 19. November<br />
2008 Neuwahlen beschloss und Roland<br />
Koch am 18. Januar 2009 e<strong>in</strong>e Mehrheit für sich und<br />
die FDP witterte, wurde aus Roland Koch auf e<strong>in</strong>mal<br />
e<strong>in</strong> Mann, <strong>der</strong> angeblich verstanden hatte. Auf<br />
dem CDU-Landesparteitag am 13.12.08 sagte er<br />
laut HNA „Studiengebühren werde es nicht wie<strong>der</strong><br />
geben, da die CDU nicht mehrmals mit dem Kopf<br />
gegen die gleiche Wand laufe.“<br />
Doch was hatte Gebühren-Roland wirklich verstanden?<br />
Wie glaubwürdig s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Aussagen?<br />
Der AStA Kassel wollte es am Mittwoch, den<br />
17.12.08 genau wissen und bat die auf e<strong>in</strong>er bildungspolitischen<br />
Diskussion im Bürgersaal des<br />
Kasseler Rathauses versammelten Parteienvertreter,<br />
um e<strong>in</strong>e schriftliche Bestätigung „<strong>in</strong> Zukunft<br />
ke<strong>in</strong>e Studiengebühren o<strong>der</strong> Studienbeiträge mehr<br />
e<strong>in</strong>zuführen“.<br />
Andrea Ypsilanti (<strong>SPD</strong>), Mathias Wagner (Bündnis<br />
90/Die Grünen) und Barbara<br />
Cardenas (Die L<strong>in</strong>ke)<br />
unterschrieben ohne<br />
zu zögern. Jürgen Len<strong>der</strong>s (FDP) und Dr. Walter<br />
Lübke (CDU) verweigerten ihre Unterschrift. Warum<br />
wohl?<br />
Als die CDU Ende 2003 mit dem Studienguthabengesetz<br />
Studiengebühren bei Überschreitung <strong>der</strong> Regelstudienzeit<br />
und für e<strong>in</strong> Zweitstudium e<strong>in</strong>führte,<br />
sagte die hochschulpolitische Sprecher<strong>in</strong> <strong>der</strong> CDU-<br />
Landtagsfraktion, die Kasseler Landtagsabgeordnete<br />
Eva Kühne-Hörmann am 27.11.0 im Plenum<br />
des Landtags, dass „es weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> gebührenfreies<br />
Erststudium gäbe“, <strong>der</strong> hessische F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister,<br />
ihr CDU Parteifreund Karlhe<strong>in</strong>z Weimar, unterstrich<br />
das noch mit den Worten „Wir s<strong>in</strong>d ja gar<br />
nicht für generelle Studiengebühren“.<br />
Am 5. Oktober 2006 beschloss <strong>der</strong> Hessische Landtag<br />
dann auf Antrag <strong>der</strong> CDU-Landesregierung<br />
allgeme<strong>in</strong>e Studiengebühren <strong>in</strong> Höhe von 500,- €<br />
pro Semester e<strong>in</strong>zuführen. Sie wurden erstmals<br />
zum W<strong>in</strong>tersemester 2007/08 erhoben. Eva Kühne-Hörmann<br />
bezeichnete wortreich die allgeme<strong>in</strong>en<br />
Studiengebühren als „sozial, ausgewogen und<br />
gerecht“.<br />
Die FDP begrüßte damals übrigens ausdrücklich die<br />
E<strong>in</strong>führung von Studiengebühren. Das e<strong>in</strong>zige was<br />
sie zu kritisieren hatte, war, dass die Hochschulen<br />
nicht selber über die Art und Höhe <strong>der</strong> Gebühren<br />
abstimmen durften. Entschiedener Verfechter <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>führung von Studiengebühren war vor allem ihr<br />
Partei- und Fraktionsvorsitzen<strong>der</strong> Jörg Uwe Hahn.<br />
Der FDP-Landesparteitag beschloss zwar im Dezember<br />
200 gegen den Willen von Jörg Uwe Hahn<br />
ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>en Studiengebühren mehr zu for<strong>der</strong>n,<br />
Langzeit- und Zweitstudiengebühren befürworteten<br />
die FDP-Delegierten aber nach wie vor.<br />
Und wie standhaft wird die Umfallerpartei FDP <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Koalition mit <strong>der</strong> CDU se<strong>in</strong>, wenn ihr eigener<br />
Parteivorsitzen<strong>der</strong> Gebühren will und <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
CDU auch?<br />
Die Ziele <strong>der</strong> Konservativen s<strong>in</strong>d klar: CDU und<br />
FDP wollen e<strong>in</strong>en neuen Keil <strong>der</strong> sozialen Ungerechtigkeit<br />
<strong>in</strong> die Gesellschaft treiben und Studierende<br />
aus f<strong>in</strong>anziell schwächeren Verhältnissen aus<br />
den Hochschulen drängen. Sie machen Klientelpolitik<br />
ausschließlich für Reiche. Die <strong><strong>Juso</strong>s</strong> und die <strong>SPD</strong><br />
wollen dagegen Studiengebühren <strong>in</strong> Hessen rechtlich<br />
e<strong>in</strong> für alle mal ausschließen und streben e<strong>in</strong>e<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> hessischen Verfassung an, die absolut<br />
wasserdicht Studiengebühren für immer verbieten<br />
soll. Deswegen wäge je<strong>der</strong> Studierende genau, wem<br />
er se<strong>in</strong>e Stimme gibt. Trau, schau, wem!<br />
5<br />
Warum <strong>der</strong> CDU und FDP<br />
beim Thema Studiengebüh-<br />
ren nicht zu trauen ist!<br />
>>> Über den Autor:<br />
Dietmar Bürger<br />
Ist <strong>der</strong> Sozialberater<br />
beim AStA und tritt<br />
auf unserer Liste an.