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NEXT<br />
STEP<br />
Der nächste Schritt ins Studium oder Berufsleben<br />
22. März <strong>2023</strong><br />
SPECIAL<br />
ZU BFD<br />
& CO.<br />
IN DIESER AUSGABE:<br />
ECHT WERTVOLL<br />
Arbeiten mit teuren Materialien und hohen<br />
Summen – junge Menschen aus der Region<br />
berichten von ihrem Jobstart<br />
KEINE EINBAHNSTRASSE<br />
Der Singer-Songwriter Clueso erfindet sich musikalisch<br />
immer wieder neu. Im Juni kommt er nach Künzelsau<br />
AUFREGENDER START<br />
Ausbilder und Personalverantwortliche verraten, was Azubis<br />
in den ersten Tagen im Betrieb erwartet
NEXT STEP |<br />
3<br />
EILEEN<br />
SCHEINER<br />
REDAKTEURIN<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
JUNGE<br />
KRÄFTE<br />
MIT GROSSER<br />
VERANTWORTUNG<br />
Impressum<br />
<strong>Next</strong> <strong>Step</strong> – der nächste Schritt ins<br />
Studium oder Berufsleben / März <strong>2023</strong><br />
Eine Kooperation der Verlagsbetriebe<br />
Haller Tagblatt, Hohenloher Tagblatt<br />
und Rundschau Gaildorf<br />
Verlag | Kontakt<br />
SÜDWEST PRESSE Hohenlohe<br />
GmbH & Co. KG<br />
Haalstraße 5 und 7<br />
74523 Schwäbisch Hall<br />
Telefon: 0791/ 4040<br />
Redaktion<br />
Heribert Lohr (verantw.), Alisa Grün,<br />
Linda Hener, Claudia Linz, Frank Lutz,<br />
Kerstin Regner, Eileen Scheiner<br />
Fotos<br />
Titelfoto: Christoph Koestlin<br />
Fotos wie angegeben: Alisa Grün,<br />
Linda Hener, Claudia Linz,<br />
Eileen Scheiner, Privatfotos,<br />
Firmenfotos, Adobe Stock<br />
Anzeigen<br />
Mario Bayer (verantw.), Ingo Bölz,<br />
Holger Gschwendtner, Martin Haas,<br />
Afsoon Kamrani, Kai Müller, Martin<br />
Naterski, Sebastian Nutsch,<br />
Julia Winterfeldt<br />
Grafik<br />
Franziska Oblinger, Eva Maria Schmeiser,<br />
www.mediaservice-ulm.de<br />
Ja, natürlich gehört es in der Ausbildung<br />
auch dazu, die etwas unliebsameren<br />
Jobs zu erledigen: Botengänge,<br />
saubermachen, Ersatzteile besorgen.<br />
Doch das bedeutet nicht, dass man als<br />
Lehrling keine Verantwortung trägt.<br />
Denn es gibt viele Berufe, in denen<br />
Azubis mit extrem wertvollen Materialien<br />
arbeiten oder große Geldsummen<br />
bewegen. In dieser Ausgabe stellen<br />
wir euch einige Beispiele vor.<br />
Zum einen Linda von Wiczk, die sich<br />
in Schwäbisch Hall zur Goldschmiedin<br />
ausbilden lässt. In Ihrem Beruf<br />
sind Kreativität und Genauigkeit gefragt.<br />
Und natürlich auch eine gewisse<br />
Portion Respekt vor den teuren Materialien,<br />
mit denen sie tagtäglich arbeitet.<br />
Auch in Nils Horndachers Job ist<br />
Gewissenhaftigkeit gefragt: Er ist angehender<br />
Land- und Baumaschinenmechatroniker.<br />
Die Gerätschaften,<br />
mit denen er es zu tun hat, können bis<br />
zu einer halben Million Euro kosten –<br />
da ist pflichtbewusstes Arbeiten gefragt.<br />
Wer kurz vor seinem Schulabschluss<br />
steht, aber noch nicht weiß, was er<br />
oder sie später beruflich machen<br />
möchte, dem lege ich unser kleines<br />
BFD-Special ans Herz. Wir stellen<br />
zwei Mädels vor, die gerade ihren Freiwilligendienst<br />
absolvieren – die eine<br />
im sozialen, die andere im technischen<br />
Bereich. Außerdem haben wir<br />
noch weitere Infos rund um FSJ und<br />
Co. zusammengestellt.<br />
Du brauchst noch mehr Inspiration?<br />
Kein Problem! Unsere Macher zeigen,<br />
was in der Berufswelt alles möglich<br />
ist: Von der Entwicklungsingenieurin<br />
über die selbstständige Sattlerin bis<br />
hin zum ÖPNV-Pionier ist alles dabei.<br />
Ihre Werdegänge zeigen auch, dass<br />
die Karriere nicht immer komplett<br />
nach Plan verläuft – und das ist auch<br />
gut so und völlig normal.<br />
Das kann unser Titelstar Clueso ebenso<br />
bezeugen. Welche Ausbildung er<br />
als Jugendlicher angefangen, aber<br />
doch wieder abgebrochen hat, und<br />
warum er bei seinem neuesten Album<br />
alles anders machen wollte, erfährst<br />
du auf den Seiten 8 und 9.<br />
Viel Spaß<br />
beim Schmökern wünscht<br />
Druck<br />
DHO Druckzentrum<br />
Hohenlohe-Ostalb GmbH & Co. KG<br />
Ludwig-Erhard-Straße 109<br />
74564 Crailsheim
4 | NEXT STEP<br />
INHALT<br />
SPECIAL<br />
BFD & CO.<br />
Editorial<br />
3<br />
<br />
JOBSTART<br />
MEHR ÜBER CLUESO 8<br />
IMMOBILIENKAUFMANN 10<br />
GOLDSCHMIEDIN 12<br />
LAND- UND BAUMASCHINEN-14<br />
MECHATRONIKER<br />
DH-STUDENT IN DER 16<br />
STEUERVERWALTUNG<br />
BFD BEIM THW 18<br />
FREIWILLIGENDIENSTE 20<br />
IM ÜBERBLICK<br />
BFD BEIM DRK 22<br />
MACHER<br />
WILDTIERBEAUFTRAGTER 26<br />
MICHAEL BREUNINGER <br />
SATTLERIN MICHAELA 30<br />
SAUERBORN<br />
INGENIEURIN 32<br />
DOREEN STIER<br />
ÖPNV-PIONIER 34<br />
THORSTEN HAAS<br />
WISSEN<br />
KURIOSE FAKTEN ZU GOLD 38<br />
BERUFSORIENTIERUNG 40<br />
IM STUDIUM<br />
UMFRAGE: 42<br />
ERSTE TAGE IM BETRIEB<br />
DER LEISTUNGSWETT- 44<br />
BEWERB IM HANDWERK<br />
ALLES ZUM THEMA 46<br />
BEWERBUNG <br />
REGIONALE 48<br />
HOCHSCHULEN<br />
AZUBI-ABC 50
NEXT STEP | 5
6 | NEXT STEP
DU HAST KEINE ANGST<br />
DAVOR, MIT GROSSEN<br />
GELDSUMMEN ZU<br />
ARBEITEN? DANN STARTE<br />
MIT DIESEN BERUFEN IN<br />
DEINE ZUKUNFT.<br />
SPECIAL<br />
BFD & CO.<br />
IN DIESER AUSGABE:<br />
JOBSTART<br />
Foto: deagreez/adobe.stock.com
8 | NEXT STEP JOBSTART<br />
„VERGLEICHE<br />
MIT ANDEREN<br />
SIND NICHT GEIL“<br />
Fotos: Christoph Koestlin<br />
Dass das Leben keine Einbahnstraße ist, weiß Clueso aus eigener Erfahrung.<br />
Der Erfurter erfindet sich musikalisch immer wieder neu und zeigt<br />
dadurch: Manchmal tut es gut, die Richtung zu ändern.<br />
VERLOSUNG<br />
Gewinne Karten fürs Würth<br />
Open-Air! Clueso und Die<br />
Fantastischen Vier treten live<br />
beim Würth Open-Air am<br />
Freitag, 23. Juni <strong>2023</strong>, in Künzelsau-Gaisbach<br />
auf. Wir verlosen<br />
2x2 Karten. Du willst<br />
mitmachen? Dann sende bis<br />
zum 15. Mai eine E-Mail mit<br />
dem Betreff „Clueso“ an magazin.sho@swp.de<br />
und lande<br />
im Lostopf – bitte Name,<br />
Adresse und Telefonnummer<br />
nicht vergessen.<br />
Wir wünschen viel Glück!<br />
Teilnahmebedingungen:<br />
https://erleben.swp.de/<br />
openair/<br />
Mehr zum<br />
Event gibt's<br />
hier:<br />
Straight on und die Karriereleiter<br />
geradewegs<br />
nach oben – viele junge<br />
Menschen, die ins Berufsleben<br />
starten, haben dieses<br />
Motto im Kopf. Motiviert und<br />
engagiert durchzustarten, ist<br />
natürlich top. Die Bemühungen<br />
zahlen sich aus? Umso besser!<br />
Doch kommt es auch immer<br />
wieder vor, dass der berufliche<br />
Werdegang nicht einfach nur<br />
wie die Fahrt auf einer Autobahn<br />
ist. Hin und wieder muss<br />
da mal die Spur gewechselt, eine<br />
Rast eingelegt oder – wenn<br />
nichts mehr Anderes geht –<br />
auch die Ausfahrt genommen<br />
werden, um dann in Ruhe die<br />
Route neu zu berechnen.<br />
Das Berufsleben ist eben keine<br />
Einbahnstraße. Das weiß auch<br />
Clueso. Denn auch sein Lebenslauf<br />
hat einige Wendungen<br />
erlebt: Nach einer „eher schwierigen<br />
Schulzeit“, fing der heute<br />
42-Jährige eine Friseurlehre an,<br />
die er aber nicht abschloss. Er<br />
widmete sich hingegen mit 18<br />
Jahren ganz seiner musikalischen<br />
Karriere – und ist heute<br />
aus der deutschen Musikwelt<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
2021 veröffentlichte Clueso sein<br />
neuntes Studioalbum, das auch<br />
genauso heißt: „ALBUM“. Und<br />
auch damit zeigt der Erfurter,<br />
dass man trotz Erfolg nicht auf<br />
der Stelle stehenbleiben sollte.<br />
Nach acht überwiegend mit<br />
Gold oder Platin ausgezeichneten<br />
Studioalben, nach zahlreichen<br />
Kooperation mit Künstlern<br />
wie Udo Lindenberg,<br />
Capital Bra oder den Fantastischen<br />
Vier sowie nach Tourneen<br />
durch die größten Hallen des<br />
Landes und zig Festival-Auftritten<br />
entschied sich Clueso 2020<br />
dazu, „die Dinge nochmal ganz<br />
anders anzugehen. Der musikalische<br />
Grenzgänger erfand<br />
sich mal wieder künstlerisch<br />
neu“, heißt es in einer Pressemitteilung.<br />
Für die Verwirklichung<br />
des Albums entschied<br />
sich Clueso etwa, nicht nur einen<br />
Produzenten ins Boot zu<br />
holen. Sondern er kooperierte<br />
mit den unterschiedlichsten<br />
Produzenten und Songschreibern<br />
aus den verschiedensten<br />
Bereichen. „Ich wollte einen<br />
neuen Style, einen modernen<br />
Sound kreieren, ohne alles<br />
komplett auf links zu drehen“,<br />
beschreibt er sein neuestes<br />
Werk, das sich hauptsächlich<br />
im Bereich Urban-Pop bewegt.
NEXT STEP JOBSTART |<br />
9<br />
Für mich ist es<br />
wirklich wieder<br />
ein kompletter<br />
Neuanfang.<br />
Gemeinsam etwas<br />
Besonderes erschaffen<br />
Dass er nun für die insgesamt<br />
19 Songs mit so vielen anderen<br />
Künstlern wie etwa Andreas<br />
Bourani („Willkommen zurück“),<br />
den Rappern Bausa<br />
(„Hotel California“) und Bozza<br />
(„Heimatstadt“) oder den Newcomern<br />
Mathea („Der Letzte<br />
Song“) oder Sharaktah („Aus<br />
dem Weg“) zusammengearbeitet<br />
hat, ist für Clueso keineswegs<br />
ein Marketing-Tool. Die<br />
Features sieht er eher als kreative<br />
Suche innerhalb seines Albums.<br />
Und er gibt noch einen<br />
Tipp, um sich – egal wie oft man<br />
abbiegt oder die Richtung ändert<br />
– nicht zu verrennen: „Vergleiche<br />
mit anderen sind nicht<br />
geil, das tut einem nicht gut.<br />
Lieber sollte man auf andere<br />
Leute zugehen und gemeinsam<br />
mit ihnen etwas Besonderes erschaffen.“<br />
So sei er auch sein<br />
neuntes Album angegangen<br />
und kann nun folgendes Fazit<br />
ziehen: „Für mich ist es wirklich<br />
wieder ein kompletter Neuanfang.“<br />
Aber er sagt auch: „Ich<br />
bin richtig begeistert vom ‚AL-<br />
BUM‘. Ich weiß, das hört man<br />
oft, aber ich war wirklich noch<br />
nie so zufrieden mit einem neuen<br />
Album.“ Einfach mal die<br />
Richtung ändern? Kann sich also<br />
definitiv lohnen!<br />
<br />
Von Alisa Grün
10| NEXT STEP JOBSTART<br />
Nick-Luis Neumann<br />
vermarktet Immobilien.<br />
Er ist im dritten<br />
Lehrjahr zum Immobilienkaufmann<br />
und<br />
hat bereits Projekte<br />
im Millionenbereich<br />
abgewickelt.<br />
Nick-Luis Neumann mag es,<br />
dass in seinem Alltag kein Tag<br />
dem anderen gleicht. Foto: privat<br />
Immobilien üben auf Nick<br />
eine gewisse Faszination<br />
aus: Die Häuser und Wohnungen,<br />
die Fabriken und<br />
Gewerbehallen, erzählt er, bergen<br />
immer eine Geschichte, die<br />
niemals gleich und immer interessant<br />
sei. Deshalb lag es für<br />
ihn nahe, sich nach dem Realschulabschluss<br />
für eine Ausbildung<br />
zum Immobilienkaufmann<br />
zu bewerben. Seit drei<br />
Jahren ist er nun in der Scheib<br />
Immobilien GmbH in der Lehre,<br />
die sich auf die Vermietung<br />
und den Verkauf von Produktions-<br />
und Lagerhallen, Büroräumen<br />
und Praxen, Verkaufsflächen<br />
und Läden sowie<br />
Gewerbegrundstücke spezialisiert<br />
hat.<br />
Wenn Nick an einem<br />
normalen Arbeitstag ins<br />
Büro geht, dann schaut<br />
er erst einmal, welche<br />
Objekte neu hereingekommen<br />
sind, für welche<br />
er ein Profil auf den<br />
Internetportalen „ImmoScout“<br />
oder „Immo-<br />
Welt“ anlegen muss<br />
oder welche auf der firmeneigenen<br />
Website angeboten<br />
werden sollen. Dann geht es<br />
oft auf Besichtigungstermine.<br />
Dort werden mit dem<br />
Vermieter oder Verkäufer die<br />
wichtigen Eckpunkte durchgesprochen.<br />
Meist hat Nick dann<br />
seine Kamera dabei, um Fotos<br />
zu machen. Denn die sind das<br />
erste, was potenziellen Käufern<br />
oder Mietern ins Auge fällt,<br />
wenn sie sich auf die Suche<br />
nach einer Immobilie machen.<br />
Kundennah und<br />
verantwortungsvoll<br />
Wieder zurück im Büro werden<br />
die Miet- beziehungsweise<br />
KOMMUNIKATIV<br />
UND VERSCHWIEGEN<br />
Kaufverträge erstellt. Nebenher<br />
wird viel telefoniert. „Wir sind<br />
mit unseren Kunden in engem<br />
Kontakt“, erzählt der 18-Jährige.<br />
Kundennähe und Verantwortung<br />
sind das, was er an seinem<br />
Job am meisten mag. Und<br />
dass er es meistens mit den<br />
Chefs der Firmen zu tun hat,<br />
von denen er sich persönlich<br />
noch viel abschauen kann.<br />
Auch die praktische Arbeit mag<br />
Nick lieber als den Unterricht,<br />
der sich in seiner Ausbildung in<br />
drei- bis vierwöchigen Blöcken<br />
durch alle drei Lehrjahre zieht.<br />
In der Berufsschule in Pforzheim<br />
kommen alle zusammen,<br />
die den Beruf des Immobilienkaufmanns<br />
lernen wollen.<br />
Aktuell gibt es vier Klassen pro<br />
Lehrjahr mit je 30 Azubis. Wer<br />
Fachhochschulreife oder Abitur<br />
hat, für den verkürzt sich die<br />
Ausbildungszeit auf zweieinhalb<br />
Jahre. Realschlussabsolventen<br />
lernen drei Jahre. Zu<br />
den Hauptfächern gehören Betriebswirtschaftslehre,<br />
Gesamtwirtschaft<br />
und Buchhaltung.<br />
Dazu kommen Englisch und<br />
Deutsch im Nebenfach und<br />
Bautechnik als Wahlfach. Im<br />
ersten Lehrjahr stand zudem<br />
Informatik auf dem Stundenplan:<br />
Neben den gängigen<br />
PC-Programmen wie Word und<br />
Excel ist es vor allem CRM, „Customer<br />
Relationship Management“,<br />
mit dem alle Kundendaten<br />
und -absprachen erfasst<br />
und dokumentiert werden, was<br />
er perfekt beherrschen muss.<br />
Nick hat einen relativ geregelten<br />
Tag: Er arbeitet Montag bis<br />
Freitag von 8 bis 16.45 Uhr, falls<br />
keine Kundentermine außerhalb<br />
dieser Zeit anstehen. Denn<br />
auch das ist wichtig an diesem<br />
Job: Man muss zeitlich flexibel<br />
sein und auf die Kundenwün-
NEXT STEP JOBSTART |11<br />
Meist hat man im Immobiliengeschäft mit<br />
den Chefs der Firmen zu tun. Das mag ich,<br />
weil ich von ihnen sehr viel lernen kann.<br />
sche eingehen. Aber das sei in<br />
der Regel planbar, sodass er<br />
auch seinen Hobbies nachgehen<br />
kann. Nick spielt in der<br />
A-Jugend seines Heimatvereins<br />
Pfedelbach Fußball und – just<br />
for fun – auch mal Golf.<br />
Möglichkeit, weltweit<br />
zu arbeiten<br />
Wenn er im Mai seine Prüfung<br />
bestanden hat, dann will er die<br />
Welt bereisen. Südafrika ist sein<br />
erstes Ziel, was danach kommt,<br />
wird sich finden, erzählt er. Ein<br />
Jahr lang will er die Entscheidung<br />
aufschieben, wohin ihn<br />
sein weiterer beruflicher Werdegang<br />
führen wird. Als Immobilienkaufmann<br />
steht ihm<br />
die Welt offen. Er kann regional<br />
arbeiten oder Objekte weltweit<br />
vermarkten. Zurzeit ist es der<br />
Gewerbeimmobilienbereich, der<br />
ihm besonders liegt. Das Bild einer<br />
Firmenhalle lässt ihn nicht<br />
los: Dort standen noch Getränke<br />
und Vesperdosen, es lagen<br />
Jacken herum, als seien die Mitarbeiter<br />
nur mal kurz in die<br />
Pause gegangen. Dabei stand<br />
das Objekt seit Jahren leer. Immobilienkaufleute<br />
hätten auch<br />
eine besondere Verantwortung<br />
und müssen verschwiegen<br />
sein. Denn<br />
sie wüssten immer<br />
schon eine Weile vorher,<br />
wie es der Firma<br />
geht und ob möglicherweise<br />
ein Verkauf ansteht.<br />
Damit muss man<br />
umgehen können, weiß<br />
Nick. Ansonsten müsse<br />
man in diesem Job stets gepflegt<br />
auftreten, man müsse<br />
Immobilien treffend beschreiben<br />
können und ein Gespür für<br />
gute Fotos haben. Das Wichtigste<br />
aber sei, dass man kommunikativ<br />
ist und gern mit<br />
Kunden arbeitet.<br />
Mittlerweile kommt es vor, dass<br />
ihn Bekannte und Freunde ansprechen,<br />
wenn es um einen<br />
Immobilienkauf geht. Denn es<br />
geht meist um sehr viel Geld<br />
und guter Rat ist goldwert. Und<br />
auch für ihn selbst ist der Erwerb<br />
einer Immobilie erstrebenswert:<br />
„Es ist keine schlechte<br />
Idee, sehr jung darüber<br />
nachzudenken.“<br />
Von Kerstin Regner
12| NEXT STEP JOBSTART<br />
DER KREATIVITÄT<br />
FREIEN LAUF LASSEN<br />
Linda<br />
Linda von Wiczk steckt mitten in ihrer Ausbildung zur Goldschmiedin.<br />
Schon bald steht die Gesellenprüfung an.<br />
hat mit der Kombination<br />
aus Berufsfachschule<br />
und betrieblicher<br />
Anschlusslehre die perfekte<br />
Ausbildungsform<br />
für sich gefunden.<br />
<br />
Fotos: Eileen Scheiner<br />
Voller Stolz präsentiert<br />
Linda die von<br />
ihr gefertigten<br />
Schmuckstücke im<br />
Verkaufsraum ihres Ausbildungsbetriebes<br />
„Goldwerk“ in<br />
Schwäbisch Hall. Die Auszubildende<br />
hat Ohrringe, Anhänger<br />
und einen Ring gefertigt, sie alle<br />
sind mit kleinen Blüten verziert.<br />
„Es sind gar nicht mehr so<br />
viele Stücke da, viele Sachen<br />
aus dieser Reihe sind schon verkauft<br />
worden“, erzählt sie stolz.<br />
Wer die Schmuckstücke von<br />
Linda genauer betrachtet, sieht<br />
schnell, wie viel Mühe sie sich<br />
damit gegeben hat. Die Blüten<br />
sind sehr klein, Linda musste sie<br />
mit viel Präzision und Handwerkskunst<br />
anfertigen und später<br />
mit den Ringen oder Ohrringen<br />
kombinieren. „Als<br />
Goldschmied muss man geduldig<br />
sein. Es funktioniert nicht<br />
alles auf Anhieb. Wichtig ist,<br />
dass man seine Techniken kennt<br />
und neue Lösungswege ausprobiert,<br />
wenn es mal nicht klappen<br />
will“, erzählt die 28-Jährige,<br />
die sich mittlerweile in ihrem<br />
dritten Lehrjahr befindet.<br />
Nach ihrem Abitur ging Linda<br />
für ein Jahr nach England, dort<br />
hat sie gekellnert. „Damals kam<br />
mir dann die Idee, Goldschmiedin<br />
zu werden“, sagt sie.<br />
„Schmuck hat mich schon immer<br />
interessiert. Ich weiß genau<br />
was mir gefällt. Deshalb war es<br />
aber auch immer so schwierig,<br />
den richtigen Schmuck für<br />
mich zu finden.“ Warum also<br />
nicht einfach eigene Schmuckstücke<br />
anfertigen?<br />
Von der Skizze zum<br />
fertigen Ring<br />
Gesagt – getan. Zurück in<br />
Deutschland begann Linda ihre<br />
Lehre an der Berufsfachschule<br />
für Goldschmiede in Pforzheim.<br />
„Es gibt viele Wege, Goldschmied<br />
zu werden. Ich habe<br />
mich für die zweijährige schulische<br />
Vollzeitausbildung entschieden.<br />
In dieser Zeit lernt<br />
man alle Techniken kennen, hat<br />
viel Werkstattunterricht, lernt<br />
einiges über Edelsteine und<br />
wird meiner Meinung nach optimal<br />
für die spätere Praxisphase<br />
vorbereitet.“ Auf die zwei<br />
Jahre Theorie folgt die betriebliche<br />
Anschlusslehre, die 18 Monate<br />
dauert und die sie nun in<br />
Schwäbisch Hall absolviert.<br />
„Ich habe mir mehrere Betriebe<br />
angesehen und war Probearbeiten.<br />
Hier hat alles gepasst –<br />
das Team, der Ort, die Ausstattung“,<br />
erläutert Linda, die<br />
aktuell noch in Neuenstein lebt,<br />
schon bald aber in die Siederstadt<br />
ziehen will.<br />
Viele Arbeitsstunden verbringt<br />
Linda in der Werkstatt. Hier fertigt<br />
sie neue Schmuckstücke,<br />
repariert diese oder arbeitet sie<br />
um. „Oftmals wissen unsere<br />
Kunden ganz genau, wie das<br />
Objekt aussehen soll. Bei unseren<br />
eigenen Designs sind wir<br />
natürlich freier.“ Aktuell arbei-
NEXT STEP JOBSTART |13<br />
Zu Beginn zeichnet Linda eine Skizze<br />
des Schmuckstücks, das sie dann<br />
in der Werkstatt in verschiedenen<br />
Arbeitsschritten anfertigt. Am Ende<br />
landet es in den Vitrinen im Verkaufsraum.<br />
Man darf in diesem<br />
Job keine Angst vor<br />
dreckigen Händen<br />
haben.<br />
tet sie an einem Set bestehend<br />
aus Ohrringen, einem Ring und<br />
einer Kette, das für die Frühjahrskollektion<br />
gedacht ist. „Zuerst<br />
fertige ich Skizzen auf Papier<br />
an und zeichne die Stücke<br />
vor. Meine Inspiration hole ich<br />
mir oft aus der Natur, deswegen<br />
sind in meinem Set auch viele<br />
Blätter wiederzufinden.“ Anschließend<br />
fertigt<br />
sie die einzelnen Objekte an.<br />
Stück für Stück, nach vielen<br />
Stunden walzen, löten, schleifen<br />
und polieren entsteht so<br />
aus einem Block Gold (mehr<br />
zum Thema Gold auf Seite 38)<br />
oder Silber ein glänzendes<br />
Schmuckstück. „Man darf in<br />
diesem Job aber keine Angst vor<br />
dreckigen Händen haben“, sagt<br />
Linda schmunzelnd und zeigt<br />
ihre vom Polieren schwarz gefärbten<br />
Finger.<br />
In wenigen Monaten steht die<br />
Gesellenprüfung an. Hierfür<br />
muss sie zwei<br />
Entwürfe einreichen,<br />
wovon sich<br />
die Prüfer einen<br />
aussuchen. „Dann<br />
habe ich eine Woche<br />
Zeit, mein Gesellenstück<br />
fertigzustellen.“<br />
Den kommenden<br />
Aufgaben blickt die 28-Jährige<br />
jedoch gelassen entgegen: „Ich<br />
liebe diesen Job einfach. Man<br />
kann kreativ sein und sich<br />
handwerklich austoben, hat jedoch<br />
gleichzeitig eine bestimmte<br />
Struktur, der man folgen<br />
muss. Es ist eine perfekte<br />
Mischung“, resümiert sie. So<br />
verwundert es auch nicht, dass<br />
Linda bereits plant, die Meisterschule<br />
zu besuchen und sich in<br />
ihrem späteren Berufsleben als<br />
Goldschmiedin selbstständig<br />
machen möchte – glänzende<br />
Aussichten also.<br />
Von Eileen Scheiner
14| NEXT STEP JOBSTART<br />
In seiner Ausbildung hat Nils<br />
Horndacher mit gewaltigen<br />
Landmaschinen zu tun.<br />
<br />
Foto: Alisa Grün<br />
RIESENGROSSE<br />
VERANTWORTUNG<br />
Nils Horndacher<br />
steckt gerade mitten<br />
im zweiten Lehrjahr<br />
bei Claas in Neuenstein.<br />
Der 18-Jährige<br />
hat bei seiner<br />
Berufswahl nicht<br />
lange gefackelt.<br />
Sie machen die Maschinen<br />
fit für den Einsatz<br />
auf dem Acker oder<br />
dem Hof – Land- und<br />
Baumaschinenmechatroniker<br />
sind für Landwirte, die auf ihre<br />
Arbeitsgeräte wie Schlepper<br />
und Co. angewiesen sind, nicht<br />
wegzudenken. „Ich helfe regelmäßig<br />
auf dem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb meines Onkels.<br />
Da bin ich auf den Beruf aufmerksam<br />
geworden“, berichtet<br />
Nils. Während seiner Realschul-Zeit<br />
habe er ein einwöchiges<br />
Praktikum bei Claas gemacht<br />
und sich direkt<br />
beworben. „Glücklicherweise<br />
habe ich auch eine Zusage erhalten.“<br />
Dass er nun einen etwas<br />
längeren Fahrtweg zu seinem<br />
Ausbildungsbetrieb auf<br />
sich nehmen muss – er kommt<br />
aus Ingelfingen-Diebach – stört<br />
Nils nicht. „Das nehme ich gerne<br />
in Kauf, um mit den riesigen<br />
Maschinen arbeiten zu können.“<br />
Respekt ja,<br />
aber keine Angst<br />
Riesig, das sind die Landmaschinen<br />
allemal. Und auch teuer.<br />
Bis zu einer halben Million<br />
Euro kostet ein Mähdrescher<br />
mit Sonderausstattungen. „Da<br />
möchte man natürlich nichts<br />
kaputt machen“, sagt Nils. Riesengroß<br />
ist auch das Aufgabengebiet<br />
eines Land- und Baumaschinenmechatronikers.<br />
Als<br />
Azubi wird Nils nach und nach<br />
an die unterschiedlichen Bereiche<br />
herangeführt. „Zu Beginn<br />
der Ausbildung habe ich die<br />
Gesellen unterstützt, bis ich<br />
dann die Kundendienste an<br />
den Schleppern durchführen<br />
durfte.“ Wird nun eine neue<br />
Landmaschine für einen Kunden<br />
angeliefert, ist seine Hilfe<br />
beim „Zusammenbau“ gefragt.<br />
„Denn viele Teile eines Mähdreschers<br />
können beim Transport<br />
nicht drangelassen werden, da<br />
sonst alles zu breit für die Straße<br />
wäre“, erklärt der 18-Jährige.<br />
Am liebsten mache er unter anderem<br />
Metallarbeiten wie<br />
Schweißen. Die sind häufig bei<br />
älteren Schleppern notwendig.<br />
„Wir kümmern uns nicht nur<br />
um die hochmodernen Landmaschinen,<br />
sondern natürlich<br />
auch um welche, die schon einige<br />
Jahrzehnte lang im Einsatz<br />
sind. Da kann man noch mehr<br />
Hand anlegen.“ Wohingegen<br />
bei den neuen Traktoren vor allem<br />
eines wichtig ist: „Als Mechatroniker<br />
geht heutzutage eigentlich<br />
nichts mehr ohne<br />
Laptop.“ Die neuen Landmaschinen<br />
haben ähnlich wie die<br />
neuen Autos sehr viel Elektrik<br />
verbaut. In der Berufsschule<br />
wird daher auf diesen Aspekt<br />
sowie auf die Bereiche Hydraulik<br />
und Motorentechnik ein besonderes<br />
Augenmerk gelegt. Im<br />
ersten Lehrjahr besuchte Nils<br />
die Berufsschule in Öhringen<br />
und war ein bis zwei Tage pro<br />
Woche bei Claas. Ab dem zweiten<br />
Lehrjahr steht Blockunter-
NEXT STEP JOBSTART |15<br />
Die Abwechslung zwischen<br />
Werkstatt und Einsatz<br />
beim Kunden gefällt mir<br />
besonders gut.<br />
richt an der Berufsschule<br />
in Kirchheim/Teck<br />
an. „Das sind dreimal sechs Wochen<br />
am Stück. Die restliche<br />
Zeit verbringe ich im Betrieb.“<br />
Gute Sicht vom<br />
Fahrersitz aus<br />
Wer sich ebenfalls für den Beruf<br />
interessiert, sollte Nils zufolge<br />
teamfähig sein, technisches<br />
Verständnis und mathematische<br />
Kenntnisse mitbringen.<br />
Außerdem dürfe man sich nicht<br />
davor scheuen, dreckig zu werden.<br />
„Wir müssen auch immer<br />
wieder bei Kunden auf dem<br />
Feld etwas reparieren. Das<br />
muss schnell gehen und der<br />
Trecker wird vorher natürlich<br />
nicht geputzt“, berichtet Nils<br />
und lacht. Was ebenfalls gut ist:<br />
ein T-Führerschein. Denn neben<br />
allen anderen Arbeiten gehört<br />
es auch immer wieder dazu,<br />
die riesigen Maschinen zu<br />
fahren – beispielsweise um einen<br />
Schlepper auszuliefern.<br />
Von Neuenstein bis Langenburg<br />
war die weiteste Entfernung<br />
für ihn. „Da fährt man<br />
schon mal eine Weile. Aber das<br />
ist es auch, was mir so an meiner<br />
Ausbildung gefällt: die Abwechslung<br />
zwischen Werkstatt<br />
drinnen und Einsatz beim Kunden<br />
draußen. Langweilig wird’s<br />
mir nie!“ Von Alisa Grün
16| NEXT STEP JOBSTART<br />
TÄGLICH NEUE<br />
HERAUSFORDERUNGEN<br />
Benjamin Früh hat sein Duales Studium im<br />
„Gehobenen Dienst der Steuerverwaltung“<br />
erfolgreich abgeschlossen. Jetzt arbeitet er als<br />
Sachbearbeiter für internationales Steuerrecht<br />
beim Finanzamt Schwäbisch Hall.<br />
Das Fachgebiet<br />
von<br />
Benjamin<br />
Früh mag für<br />
den ein oder anderen trocken<br />
und langweilig klingen.<br />
Ihn hingegen erfüllt die<br />
Arbeit im Finanzamt in<br />
Schwäbisch Hall mit Freude:<br />
„Das Thema Steuern ist unglaublich<br />
vielseitig und herausfordernd.<br />
Jeden Tag erwarten<br />
mich neue Aufgaben und Probleme,<br />
die es zu lösen gilt. Das<br />
gefällt mir an meinem Job.“<br />
Der 22-Jährige aus Rot am See<br />
hat 2019 nach seinem Fachabitur<br />
am Wirtschaftsgymnasium<br />
(WG) ein Duales Studium im<br />
Gehobenen Dienst der Steuerverwaltung<br />
begonnen. „Im WG<br />
konnte ich schon einige Einblicke<br />
in die Themen Finanzen<br />
und Steuern gewinnen. Durch<br />
ein Praktikum bei einem Steuerberater<br />
war ich dann vollends<br />
überzeugt. Letztendlich hat mir<br />
das Studium in der Finanzverwaltung<br />
am meisten zugesagt“,<br />
erinnert er sich. Drei Jahre dauert<br />
das Studium, das in vier<br />
Theorie- und vier Praxisphasen<br />
aufgeteilt ist. Die theoretischen<br />
Grundlagen werden an der<br />
Hochschule für öffentliche Verwaltung<br />
und Finanzen in Ludwigsburg<br />
gelehrt. „Man beginnt<br />
Benjamin Früh bearbeitet Steuererklärungen<br />
und prüft Unternehmensbilanzen.<br />
<br />
Foto: Eileen Scheiner<br />
Man muss<br />
eine große<br />
Lesebereitschaft<br />
mitbringen.<br />
natürlich mit den Basics: Wann<br />
ist jemand steuerpflichtig? Für<br />
welche Einkünfte muss man<br />
Steuern zahlen?“ Im Verlauf des<br />
Studiums kommen immer<br />
mehr Themenbereiche hinzu:<br />
Bilanzen lesen, Buchhaltung<br />
führen, Steuerrecht, Privatrecht<br />
und vieles mehr. Der Lernstoff<br />
sei umfassend und anspruchsvoll.<br />
„Man muss eine große Lesebereitschaft<br />
mitbringen“,<br />
weiß der Hobby-Fußballer. Von<br />
Vorteil sei aber die kleine Gruppengröße,<br />
es gebe keine überfüllten<br />
Hörsäle. „Die Professoren<br />
an der Hochschule nehmen<br />
sich auch viel Zeit und sind<br />
stets bemüht, die Studierenden<br />
so individuell wie nur möglich<br />
zu betreuen.“<br />
Einblicke in<br />
alle Abteilungen<br />
Erste Praxiserfahrungen konnte<br />
Benjamin Früh dann im Finanzamt<br />
in Schwäbisch Hall<br />
sammeln. Hier durchlief er<br />
während seines dualen Studiums<br />
alle Abteilung. „Ich bekam<br />
einen tollen Einblick in die Arbeit<br />
im Finanzamt und habe
NEXT STEP JOBSTART |17<br />
schnell gemerkt, was mir gut<br />
liegt und gefällt und was nicht.“<br />
Gleich zu Beginn durfte er erste<br />
Steuererklärungen bearbeiten,<br />
später standen Stationen in der<br />
Rechtsbehelfsstelle, die sich um<br />
Einsprüche und Klagen kümmert,<br />
sowie Betriebsprüfungen<br />
in Unternehmen an.<br />
lich. Zusätzlich arbeitet Benjamin<br />
noch im Bereich der<br />
Personengesellschaften. Das<br />
bedeutet, er kontrolliert Bilanzen<br />
von Unternehmen, prüft<br />
Belege und Unterlagen und fordert<br />
im Zweifel weitere Daten<br />
an. Da ihm seine Arbeit so gut<br />
gefällt, kann er sich vorstellen,<br />
in ein paar Jahren ein berufsbegleitendes<br />
Masterstudium zu<br />
machen. „Hier kommt mir auch<br />
zugute, dass das Duale Studium<br />
mit dem ,Bachelor of Laws‘ abgeschlossen<br />
wird. Das eröffnet<br />
mir für meine berufliche Zukunft<br />
viele zusätzliche Möglichkeiten.“<br />
Von Eileen Scheiner<br />
Jedes Land hat seine<br />
eigenen Steuergesetze<br />
Seit Ende 2022 ist Benjamin<br />
nun Sachbearbeiter für internationales<br />
Steuerrecht – „ein<br />
wahnsinnig spannender Bereich“,<br />
wie er findet. „Wenn Personen,<br />
die in Deutschland wohnen,<br />
Einkünfte oder<br />
Geldanlagen im Ausland besitzen,<br />
müssen sie diese trotzdem<br />
versteuern. Das landet dann auf<br />
meinem Schreibtisch“, erklärt<br />
der 22-Jährige. Er bearbeitet deren<br />
Steuererklärungen und<br />
klärt ab, wie die Einkünfte zu<br />
versteuern sind – das sei nämlich<br />
je nach Land unterschied-<br />
ÜBERSATZ
18| NEXT STEP JOBSTART<br />
EINTAUCHEN IN<br />
UNBEKANNTES TERRAIN<br />
SPECIAL<br />
BFD & CO.<br />
Jana Kohnle sammelt bei ihrem Bundesfreiwilligendienst<br />
beim Technischen Hilfswerk viele<br />
Eindrücke – auch für ihre eigene berufliche<br />
Zukunft.<br />
Bevor sie Bufdi wurde, hatte Jana Kohnle keine Berührungspunkte<br />
mit dem THW, sieht durch ihre Eindrücke dort aber nun auch ihre<br />
berufliche Zukunft im technischen Umfeld. <br />
Fotos: Alisa Grün<br />
Mit Technik oder in<br />
der Verwaltung<br />
arbeiten? Herausforderungen<br />
meistern und sich sinnvollen<br />
Aufgaben widmen? Wer das<br />
sucht, für den ist vielleicht der<br />
Bundesfreiwilligendienst beim<br />
Technischen Hilfswerk (THW)<br />
eine Option. So wie für Jana<br />
Kohnle. Seit einem halben Jahr<br />
ist die 20-Jährige als „Bufdi“<br />
beim Ortsverband Heilbronn<br />
tätig. Ihr Zwischenfazit: „Wer<br />
neue Leute kennenlernen, viele<br />
spannende Eindrücke mitnehmen<br />
und sich gleichzeitig selbst<br />
finden möchte, bevor er ins Berufsleben<br />
startet, der ist hier genau<br />
richtig.“<br />
Wie viele andere, wusste auch<br />
Jana nach ihrem Abitur zunächst<br />
nicht so recht, welche<br />
Richtung sie einschlagen sollte<br />
– Ausbildung oder Studium?<br />
Technisches oder Kreatives?<br />
Die Fragezeichen waren ihrer<br />
eigenen Einschätzung nach zu<br />
groß. „Deshalb wollte ich mir<br />
erstmal ein Jahr ‚Auszeit‘ nehmen“,<br />
berichtet die Heilbronnerin.<br />
Eher zufällig stolperte sie<br />
über den Bundesfreiwilligendienst<br />
(BFD) beim THW. „Mir<br />
war klar, dass ich nicht im sozialen<br />
Bereich und nicht ausschließlich<br />
im Büro aktiv werden<br />
will“, erläutert Jana. Zwar<br />
gehören nun auch Schreibtischtätigkeiten<br />
zu ihrem Alltag<br />
als THW-Bufdi, aber „die Abwechslung<br />
zwischen Büro und<br />
Außentätigkeiten ist sehr groß.“<br />
Breit gefächerte<br />
Aufgabenbereiche<br />
Unter anderem unterstützt sie<br />
im Ortsverband Heilbronn vor<br />
Ort, nimmt Telefonanrufe entgegen,<br />
leitet Anfragen weiter<br />
oder hilft bei organisatorischen<br />
Tätigkeiten. „Wir sind aber<br />
auch viel in den neun Ortsverbänden<br />
unterwegs die zur Regionalstelle<br />
Heilbronn gehören“,<br />
sagt Jana. „Die Regionalstelle ist<br />
unter anderem für die Prüfung<br />
von Gerätschaften zuständig,<br />
bringt den Ortsverbänden neues<br />
Material oder koordiniert das<br />
Versenden von Unterlagen. Das<br />
alles wird dann von uns Bufdis<br />
ausgefahren.“<br />
Aber auch das Prüfteam setzt<br />
auf ihre Unterstützung, wenn<br />
die gesamte Ausrüstung der<br />
Einsatzkräfte vom Stromerzeuger<br />
bis hin zum Stahlseil jährlich<br />
geprüft werden muss. „Da<br />
gehen wir bei den Aufgaben zur<br />
Hand, für die es keine spezielle<br />
Qualifizierung benötigt“, erklärt<br />
Jana. Denn wer Bufdi beim<br />
THW werden möchte, müsse<br />
keine Vorkenntnisse mitbrin-
NEXT STEP JOBSTART |19<br />
MEHR ÜBER DAS THW<br />
Die Ehrenamtlichen des Technischen Hilfswerks<br />
sind oft nach Stürmen, Bränden oder<br />
bei Hochwasser im Einsatz. Sie leisten technische<br />
und logistische Hilfe für Menschen in Not<br />
– in Deutschland und der ganzen Welt. Wer an<br />
solchen Einsätzen teilnimmt, muss in das<br />
Ehrenamt in einem THW-Ortsverband eingetreten<br />
sein. Zur Regionalstelle Heilbronn gehören<br />
diese neun Ortsverbände: Crailsheim,<br />
Heilbronn, Igersheim, Künzelsau, Pfedelbach,<br />
Schwäbisch Hall, Weinsberg, Wertheim und<br />
Widdern.<br />
Bufdis haben jederzeit die Möglichkeit, ins Ehrenamt<br />
einzutreten sowie die Grundausbildung<br />
zu absolvieren. Das Alter spielt für ein BFD übrigens<br />
keine Rolle. Und auch die Aufgabengebiete<br />
sind breit gefächert: Es warten spannende<br />
Erfahrungen in den Bereichen Technik,<br />
Menschen, Medien, Verwaltung und IT. Mehr<br />
dazu unter www.thw-bufdi.de.<br />
Aktuell absolvieren sechs junge<br />
Menschen ein BFD im Gebiet<br />
der Regionalstelle Heilbronn.<br />
Jeweils zwei in der Regionalstelle,<br />
dem OV Heilbronn und<br />
dem OV Pfedelbach.<br />
gen. „Wir sind keine Einsatzkräfte,<br />
sondern eher im Hintergrund<br />
tätig. Alles, was wir<br />
können müssen, bringen uns<br />
die Kollegen bei.“ Dazu gehöre<br />
beispielsweise auch, was man<br />
beim Überprüfen eines Stahlseils<br />
beachten muss. „Das ist<br />
körperlich ganz schön anstrengend“,<br />
so Jana.<br />
Nur wer nachfragt,<br />
kommt weiter<br />
Der Austausch mit den Ehrenund<br />
Hauptamtlichen, die bereits<br />
Jahre oder jahrzehntelang<br />
beim THW als Einsatzkräfte<br />
aktiv sind, gefällt ihr besonders<br />
gut. „Die haben bei Außeneinsätzen<br />
so viel erlebt und geben<br />
uns viele Ratschläge mit auf den<br />
Weg“, berichtet die 20-Jährige.<br />
Da der Großteil der THWler sich<br />
ehrenamtlich einsetzt und<br />
sonst seinem normalen Beruf<br />
nachgeht, bekommt Jana auch<br />
hier einiges mit. „Wenn mich<br />
der Hauptberuf eines Ehrenamtlichen<br />
interessiert, frage ich<br />
auch gerne mal etwas genauer<br />
nach.“ Das rät sie auch allen,<br />
die sich davor scheuen, als Bufdi<br />
beim THW völlig unbekanntes<br />
Terrain zu betreten: „Anfangs<br />
ist es vielleicht schwer, da<br />
man weder die Menschen noch<br />
die Geräte oder gar die Abkürzungen<br />
für alles kennt. Aber<br />
dann gilt: Mund aufmachen<br />
und fragen. Hier helfen alle gerne<br />
weiter.“<br />
Von Alisa Grün
20| NEXT STEP JOBSTART<br />
Foto: Drobot Dean/Adobestock<br />
FWD –<br />
FREIWILLIGER<br />
WEHRDIENST<br />
Beim FWD kannst du den<br />
Soldatenberuf mit all seinen<br />
Facetten kennenlernen.<br />
Währenddessen oder<br />
danach kannst du entscheiden,<br />
ob du bei der Bundeswehr<br />
bleiben möchtest.<br />
Lerne deine favorisierte<br />
Teilstreitkraft kennen und<br />
wähle selbst, ob du dein<br />
FWD bei dem Cyber- und<br />
Informationsraum, dem<br />
Heer, der Luftwaffe, der<br />
Marine, dem Sanitätsdienst<br />
oder der Streitkräftebasis<br />
absolvierst.<br />
Alter: ab 18 Jahre<br />
Dauer: 7 bis 23 Monate<br />
Du bist mit der Schule fertig, weißt aber nicht, was du beruflich<br />
machen möchtest oder was du studieren sollst? Vielleicht ist<br />
dann ein Freiwilligendienst etwas für dich? Hier erhältst<br />
du einen Überblick über die unterschiedlichen<br />
Programme und erfährst, was hinter<br />
den Abkürzungen steckt.<br />
SPECIAL<br />
BFD & CO.<br />
FÖJ –<br />
FREIWILLIGES<br />
ÖKOLOGISCHES<br />
JAHR<br />
Du hast Lust auf Natur und<br />
Umweltthemen? Dann<br />
kannst du beim FÖJ nicht<br />
nur reden, sondern dich<br />
auch engagieren. Ein FÖJ<br />
kann man beispielsweise<br />
bei Naturschutzverbänden,<br />
Einrichtungen der Umweltbildung,<br />
Schulbauernhöfen,<br />
Tierpflegestationen<br />
oder Naturparkzentren machen.<br />
Alter: 15 – 27 Jahre<br />
Dauer: 1 Jahr<br />
FSJ –<br />
FREIWILLIGES<br />
SOZIALES JAHR<br />
Soziales Engagement und<br />
praktische Erfahrung?<br />
Das FSJ ist ein Bildungsund<br />
Orientierungsjahr für<br />
junge Menschen, die sich<br />
gern sozial engagieren<br />
möchten und gleichzeitig<br />
praktische Erfahrung in<br />
den vielfältigen sozialen<br />
Einrichtungen sammeln<br />
wollen. Das ist möglich in<br />
Einrichtungen, wie Kindergärten,<br />
Schulhorten, Pflegeheimen,<br />
Wohnheimen,<br />
Krankenhäusern oder Jugendclubs.<br />
Alter: 15 – 27 Jahre<br />
Dauer: 1 Jahr<br />
IJFD – INTERNA-<br />
TIONALER<br />
JUGEND-<br />
FREIWILLIGEN-<br />
DIENST<br />
Abi in der Tasche und<br />
jetzt erstmal nach Australien?<br />
Oder doch lieber woanders<br />
hin? Mit dem IJFD<br />
kannst du das Erlebnis, eine<br />
Zeit lang im Ausland zu<br />
leben, mit freiwilliger Arbeit<br />
verbinden und etwas<br />
Gutes für die Menschheit<br />
tun.<br />
Alter: 16 – 27 Jahre<br />
Dauer: ½ – 1 ½ Jahre<br />
BFD – BUNDES-<br />
FREIWILLIGEN-<br />
DIENST<br />
Dies ist ein Angebot an<br />
Menschen jedes Alters.<br />
Sich außerhalb von Beruf<br />
und Schule für das Allgemeinwohl<br />
zu engagieren –<br />
im sozialen, ökologischen<br />
und kulturellen Bereich<br />
oder im Bereich des<br />
Sports, der Integration sowie<br />
im Zivil- und Katastrophenschutz.<br />
Alter: ab 16 Jahre<br />
Dauer: ½ – 1 ½ Jahre<br />
FDAG –<br />
FREIWILLIGEN-<br />
DIENST ALLER<br />
GENERATIO-<br />
NEN<br />
Für erwachsene Menschen<br />
ab 18 Jahre bis ins<br />
Rentenalter. Er kann in nahezu<br />
allen ökologischen,<br />
sozialen und kulturellen<br />
Einrichtungen absolviert<br />
werden. Die Beschäftigung<br />
ist sozialversicherungsfrei.<br />
Alter: ab 18 Jahre<br />
Dauer: ½ – 2 Jahre<br />
FSJ, BFD, FWD & CO.
NEXT STEP JOBSTART |21<br />
NEXT STEP
22| NEXT STEP JOBSTART<br />
Mia Kümmerer hat sich für das DRK in<br />
Schwäbisch Hall entschieden. Dort<br />
macht sie ihren Bundesfreiwilligendienst.<br />
In diesem Krankentransporter ist die<br />
19-Jährige aus Rosengarten unterwegs.<br />
Fotos: Claudia Linz<br />
SPECIAL<br />
BFD & CO.<br />
LERNEN FÜR<br />
DAS LEBEN<br />
Mia Kümmerer aus Rosengarten macht<br />
einen Bundesfreiwilligendienst beim<br />
Deutschen Roten Kreuz in Schwäbisch Hall.<br />
Für die 19-Jährige ist das eine<br />
prima Möglichkeit, sich über ihre<br />
Berufswahl klar zu werden.<br />
Nach dem Abi gleich<br />
studieren oder eine<br />
Ausbildung beginnen?<br />
Für Mia Kümmerer<br />
aus Rosengarten war das<br />
nicht das Richtige. Zu unsicher<br />
war sie sich, in welche Richtung<br />
ihr künftiger Beruf gehen würde.<br />
Soll es eher etwas Technisches<br />
werden? Oder würde sie<br />
mit einem Medizinstudium<br />
glücklich? Deshalb, und auch,<br />
weil sie in ihrem Orientierungsjahr<br />
etwas Sinnvolles tun wollte,<br />
entschied sich die 19-Jährige<br />
aus Rosengarten für einen Bundesfreiwilligendienst<br />
beim<br />
Deutschen Roten Kreuz (DRK)<br />
in Schwäbisch Hall. Am 1. August<br />
vergangenen Jahres ging es<br />
los mit einem vierwöchigen<br />
Lehrgang zum Rettungshelfer<br />
in der Rettungswache in Blaufelden.<br />
Anschließend folgten<br />
ein zweiwöchiges Praktikum<br />
und anschließend ihr erster<br />
Einsatz im Krankentransport.<br />
„Wir kommen, wenn Patienten<br />
ins Krankenhaus gebracht, verlegt<br />
oder wieder nach Hause gebracht<br />
werden und übernehmen<br />
Dialysefahrten“, erklärt<br />
Mia, die in ihrer Freizeit im Verein<br />
Handball und Tischtennis<br />
spielt und gerne mit dem Fahrrad<br />
unterwegs ist. Meistens sitzt<br />
sie selbst am Steuer des Transporters.<br />
Natürlich, schränkt die<br />
19-Jährige ein, komme sie bei<br />
ihrem Freiwilligendienst auch<br />
mit viel Leid in Berührung. Es<br />
werde aber auch viel gelacht<br />
und ganz oft sei die Zeit, insbesondere<br />
mit den älteren Patienten,<br />
sehr spannend. „Vor allem<br />
dann, wenn sie aus ihrem Leben<br />
und der Vergangenheit erzählen“,<br />
berichtet die 19-Jährige.<br />
Ein weiterer Pluspunkt:<br />
„Durch den Freiwilligendienst<br />
und den Kontakt mit vielen unterschiedlichen<br />
Menschen bin<br />
ich sehr viel offener geworden<br />
als ich es früher war, kann auf
NEXT STEP JOBSTART |23<br />
Personen zugehen und mich<br />
auch mit Fremden gut unterhalten“,<br />
freut sich Mia.<br />
Eine halbe Stunde, bevor der<br />
Job beginnt, kommt die junge<br />
Frau in die Wache, um sich umzuziehen.<br />
Dann wird das Fahrzeug<br />
gecheckt und das Team<br />
meldet sich im Funk an. „Die<br />
Rettungsleitstelle weiß dann,<br />
dass sie uns zu Einsätzen schicken<br />
kann.“ Weil morgens nie<br />
klar sei, was genau einen erwarte,<br />
sei die Tätigkeit immer überraschend<br />
und abwechslungsreich.<br />
Etwas, was Mia sehr<br />
gefällt in ihrem Überbrückungsjahr.<br />
Nach achteinhalb<br />
Stunden geht es zurück zur Wache,<br />
sie schlüpft wieder in ihre<br />
Alltagsklamotten und geht nach<br />
Hause. Manchmal ist Mia<br />
„Springerin“. Dann wird sie<br />
morgens angerufen, wenn etwa<br />
ein Kollege oder eine Kollegin<br />
krank geworden ist und ausfällt.<br />
Für Mia ist das BFD beim DRK<br />
der richtige Weg, um sich über<br />
ihre Zukunft klar zu werden.<br />
Angst vor der Tätigkeit müsse<br />
man nicht haben, erklärt sie.<br />
„Man kriegt am Anfang alles<br />
sehr genau erklärt und die erfahrenen<br />
Rettungssanitäter<br />
und Notfallsanitäter nehmen<br />
sich dafür viel Zeit.“ Und sollte<br />
Mia nach den 14 Monaten beim<br />
DRK noch immer nicht genau<br />
wissen, ob sie nun Medizin oder<br />
vielleicht Psychologie studieren<br />
möchte oder nicht, kann sie<br />
auch noch einige Monate dranhängen<br />
oder eine dreijährige<br />
Ausbildung zum Notfallsanitäter<br />
absolvieren. „Viele bleiben<br />
nach dem BFD dabei“, hat Mia<br />
erfahren, denn für andere da zu<br />
sein, sei eine Bereicherung, für<br />
sich selbst und auch für alle<br />
Menschen, die von dem freiwilligen<br />
Engagement profitieren.<br />
Von Claudia Linz<br />
DIE NUMMERN<br />
IM NOTFALL<br />
112<br />
Rettungsdienst (bei<br />
Unfällen und lebensbedrohlichen<br />
Erkrankungen)<br />
116117<br />
Ärztlicher Bereitschaftsdienst<br />
0791/19222<br />
Krankentransporte<br />
im Kreis Schwäbisch Hall<br />
07940/19222<br />
Krankentransporte<br />
im Kreis Hohenlohe<br />
07931/19222<br />
Krankentransporte<br />
im Main-Tauber-Kreis
24| NEXT STEP
MACHER<br />
MIT NEUEN VISIONEN<br />
UND VIEL EIGENINITIATIVE<br />
HABEN UNSERE MACHER<br />
IHRE KARRIERE<br />
SELBST IN DIE HAND<br />
GENOMMEN.<br />
Foto: deagreez/adobe.stock.com
26| NEXT STEP MACHER<br />
WOLF, MARDER,<br />
NILGÄNSE UND CO.<br />
boden zu erschweren“, erläutert<br />
der 29-Jährige. Manchmal<br />
müsse aber auch der Stadtjäger<br />
beauftragt werden, dessen Tätigkeit,<br />
im Gegensatz zu der beratenden<br />
des Wildtierbeauftragten,<br />
Geld kostet. Illusionen<br />
allerdings, dass die Angelegenheit<br />
damit ein für alle Mal erledigt<br />
sei, sollte man sich seiner<br />
Meinung nach aber lieber nicht<br />
hingeben. Erstens seien ältere<br />
Tiere bereits „fallenerprobt“<br />
und ließen sich nicht so einfach<br />
fangen, und zweitens könne<br />
sich auch wieder ein anderes<br />
Tier in der nun leeren „Wohnstätte“<br />
ansiedeln. Ein Tipp von<br />
ihm, damit es möglicherweise<br />
gar nicht so weit kommt: Vogelfutter<br />
so bereitstellen, dass der<br />
Marder es nicht erreichen kann,<br />
denn das locke die Tiere an.<br />
Wenn ein Waschbär<br />
unter dem<br />
Dach einzieht<br />
oder ein Marder<br />
die Kabel am Auto durchbeißt,<br />
ist Michael Breuninger<br />
der richtige Mann am rechten<br />
Platz. Als Wildtierbeauftragter<br />
im Landratsamt Schwäbisch<br />
Hall ist er Ansprechpartner,<br />
wenn es Konflikte gibt zwischen<br />
Mensch und Tier. Häufig geht es<br />
dabei um Steinmarder. Im Gegensatz<br />
zu den scheuen Baummardern<br />
sind diese Kulturfolger,<br />
gehören also zu den<br />
Michael Breuninger ist Wildtierbeauftragter<br />
im Landratsamt Schwäbisch Hall.<br />
In dieser Funktion kümmert sich der<br />
29-Jährige auch um die Nilgänse in den<br />
Ackeranlagen. <br />
Foto: Claudia Linz<br />
Michael Breuninger ist seit September 2022 Wildtierbeauftragter beim<br />
Landratsamt in Schwäbisch Hall.<br />
Tierarten, die günstige Lebensbedingungen<br />
in der Nähe<br />
menschlicher Siedlungen finden.<br />
Damit sind sie häufig ein<br />
Ärgernis für Hauseigentümer –<br />
ein teures oft obendrein.<br />
„Manchmal hilft es schon, den<br />
Tieren den Zugang zum Dach-<br />
Beeindruckt von der Jagd<br />
Michael Breuningers Stelle<br />
wurde im vergangenen Jahr neu<br />
geschaffen, nachdem das Jagdund<br />
Wildtiermanagementgesetz<br />
des Landes Baden-Württemberg<br />
eine solche gefordert hatten.<br />
Ein Glücksfall für den jungen<br />
Haller, der je zur Hälfte als<br />
Wildtierbeauftragter und als<br />
Förster in der Unteren Jagdbehörde<br />
im Haller Landratsamt<br />
tätig ist. Der Funke für seine Berufswahl<br />
hatte sich vor einigen<br />
Jahren im Waldschulheim im<br />
Kloster Schöntal entzündet. Im<br />
Rahmen ihres Aufenthaltes hatten<br />
die Schüler damals unter<br />
anderem auch an einer Jagd<br />
teilgenommen, bei der der Jäger<br />
ein Reh und einen Keiler erlegt<br />
hatte.<br />
Was genau den 29-Jährigen damals<br />
so faszinierte, lässt sich<br />
schwer in Worte fassen. Die Natur,<br />
die Tiere, der harzige Geruch<br />
des Waldes? Auch die eigentliche<br />
Jagd, zu der auch das<br />
fachmännische Ausnehmen<br />
des Tieres gehört, habe ihn beeindruckt.<br />
Wobei für ihn nicht<br />
etwa die Trophäenjagd, sondern<br />
die notwendige Regulierung<br />
des Wildtierbestandes der<br />
springende Punkt sei. „Weil der<br />
Mensch Fressfeinde wie Wölfe<br />
und Luchse in der Region wei-
Für ein<br />
natürliches<br />
Gleichgewicht<br />
sorgen.<br />
testgehend ausgerottet<br />
hat, ist es nun seine Aufgabe,<br />
zum Schutz des Waldes für ein<br />
natürliches Gleichgewicht zu<br />
sorgen“, erläutert er. „Denn Rehe<br />
beispielsweise verbeißen<br />
Jungpflanzen und Wildschweine<br />
können auch schon mal die<br />
ganze Ernte eines Bauern zunichtemachen.“<br />
Wahrgewordener<br />
Kindheitstraum<br />
Michael fasste den Beschluss,<br />
den Jagdschein zu machen und<br />
Förster zu werden. Daher besuchte<br />
er nach der Realschule<br />
das Agrargymnasium in Öhringen<br />
und studierte anschließend<br />
Forstwirtschaft<br />
an der Hochschule Rottenburg.<br />
Wildökologie, Jagdwirtschaft,<br />
Wildtiermanagement,<br />
Zoologie und<br />
Wildbiologie gehören dort<br />
ebenso zum Studieninhalt wie<br />
der Waldbau. Heute ist das Arbeiten<br />
mit und in der Natur für<br />
ihn „ein wahrgewordener Kindheitstraum“.<br />
Eine Arbeit ausschließlich<br />
am Schreibtisch<br />
hätte er sich niemals vorstellen<br />
können, erzählt er beim Spaziergang<br />
durch die Ackeranlagen<br />
in Schwäbisch Hall und<br />
zeigt auf die beiden Nilgänse<br />
mit ihren rotbraunen Augenringen<br />
auf dem Grasbödele.<br />
„Nilgänse stammen, wie schon<br />
der Name verrät, ursprünglich<br />
aus Afrika, sind aber inzwischen<br />
auch bei uns heimisch.<br />
Da ihre Population ständig zunimmt,<br />
stehen sie auf der<br />
EU-Liste der invasiven Arten,<br />
NEXT STEP MACHER |27<br />
Mit Lebendfallen werden Steinmarder in Dachböden gefangen. Als<br />
Lockmittel dienen rohe Eier. <br />
Foto: privat<br />
die, wenn sie sich ausbreiten,<br />
die biologische Vielfalt, andere<br />
Tier- und Pflanzenarten und<br />
damit das heimische Ökosystem<br />
gefährden“, weiß er.<br />
Zu Michaels Aufgaben gehören<br />
neben der Eindämmung der<br />
Nilganspopulation und der Beratung<br />
bei Schäden durch<br />
Steinmarder, Waschbär, Fuchs<br />
und Dachs auch die Information<br />
von Jägern beispielsweise<br />
über Schonzeiten und die Koordinierung<br />
des Wildtier-Monitorings<br />
im Landkreis. Dessen<br />
Ergebnisse leitet er aus Schwä-
28| NEXT STEP MACHER<br />
Michael Breuninger (links) und Fabian Löchner (rechts)<br />
vom Haller Forstamt sowie Hubschrauberpilot Raffaello Milani<br />
vor dem Hubschrauber, mit dem kranke Bäume ausgeflogen<br />
wurden.<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
bisch Hall an die Forstliche<br />
Versuchs- und Forschungsanstalt<br />
Baden-Württemberg in<br />
Freiburg weiter. Auch wenn<br />
ein Luchs oder Wolf ein Nutztier<br />
reißen sollte, ist er für die<br />
Dokumentation vor Ort zuständig.<br />
So weiß er auch von<br />
dem Wolf, der Ende 2022 in<br />
Kirchberg/Jagst gesichtet wurde.<br />
Ein junger, vermutlich<br />
männlicher Wolf, der offenbar<br />
von seinem Rudel verstoßen<br />
worden war, kam damals auch<br />
durch den Landkreis Schwäbisch<br />
Hall. „Die laufen oft<br />
mehrere 100 Kilometer weit,<br />
um dann ein eigenes Rudel zu<br />
gründen“, weiß Michael. Dass<br />
sich die Tiere im Kreis ansiedelten,<br />
sei aber sehr unwahrscheinlich,<br />
denn die scheuen<br />
Tiere bevorzugten sehr dünn<br />
besiedelte Regionen.<br />
Angst vor der Afrikanischen<br />
Schweinepest<br />
Obwohl bei Wölfen – oft kulturell<br />
von Märchen wie „Rotkäppchen“<br />
oder „Der Wolf und die<br />
sieben Geißlein“ geprägt – die<br />
Aufmerksamkeit und Aufregung<br />
groß sei, seien etwa Wildschweine<br />
viel gefährlicher. Vor<br />
allem aber bereitet die Afrikanische<br />
Schweinepest dem Wildtierbeauftragten<br />
und den vielen<br />
Schweinehaltern in Hohenlohe<br />
große Sorge. „Es ist nur eine<br />
Frage der Zeit, wann diese Seuche<br />
nach Belgien oder Polen<br />
auch Baden-Württemberg erreicht“,<br />
sagt er. Und weil sie von<br />
Wild- auf Hausschweine übertragen<br />
werden könne, seien<br />
ganze Bestände gefährdet, was<br />
einen hohen wirtschaftlichen<br />
Schaden für die Landwirte bedeuten<br />
würde. Daher sei für Ende<br />
März eine Seuchenübung<br />
geplant, bei der durchgespielt<br />
würde, wie man verfahre, wenn<br />
ein infiziertes totes Tier gefunden<br />
würde.<br />
Eine Aktion, bei der Michael bereits<br />
hautnah dabei war, war ein<br />
Verkehrssicherungshieb am Eltershofer<br />
Bach zwischen Breitenstein<br />
und Gelbingen. Kranke,<br />
vom Eschentriebsterben<br />
betroffene Bäume wurden aus<br />
dem schwer zugänglichen, steilen<br />
Gelände mit dem Hubschrauber<br />
ausgeflogen, um<br />
Fußgänger und Fahrzeugführer<br />
vor der Gefahr durch umstürzende<br />
Bäume zu schützen. „Es<br />
war sehr beeindruckend zu sehen,<br />
wie ganze Bäume mit Kronen<br />
an Seilen über Breitenstein<br />
schweben“, berichtet Michael,<br />
den es auch in seiner Freizeit in<br />
den Wald zieht. „Ich bin gern<br />
auf dem Mountainbike unterwegs“,<br />
sagt er. „Aber nur auf den<br />
ausgewiesenen Trails, um die<br />
Tiere und den Wald zu schützen.“<br />
Von Claudia Linz
NEXT STEP MACHER |29
30| NEXT STEP MACHER<br />
IM TURBOGANG ZUM<br />
LEBENSTRAUM<br />
Von der Landessiegerin<br />
während der Ausbildung<br />
zur Inhaberin<br />
einer Reitsport-Sattlerei<br />
– Michaela<br />
Sauerborn hat mit 22<br />
Jahren schon einiges<br />
erreicht.<br />
Ausbildung, Meisterschule,<br />
eigener Betrieb<br />
– viele junge<br />
Menschen, die sich<br />
für einen Beruf im Handwerk<br />
entscheiden, streben dieses Ziel<br />
an. Wie lange es dauert, bis sie<br />
„ihr eigener Chef“ sind, ist dabei<br />
sehr unterschiedlich. Zu der<br />
„besonders schnellen Sorte“<br />
gehört Michaela Sauerborn.<br />
Mit 22 Jahren hat sich die gelernte<br />
Reitsport-Sattlerin bereits<br />
selbstständig gemacht.<br />
Michaela Sauerborn hat sich zur Sattlerin mit Fachrichtung Reitsportsattlerei ausbilden lassen. Neben<br />
Maßsätteln fertigt die 22-Jährige auch Zaumzeug, Taschen und Gürtel..<br />
Fotos: Alisa Grün<br />
„Dancer“ ist ihr Antrieb<br />
Michaela besitzt selbst zwei<br />
Pferde. Ihr Hannoveraner-Wallach<br />
„Dancer“ gehört der Rosenbergerin<br />
zufolge rückentechnisch<br />
zur schwierigen<br />
Sorte. „Die Suche nach einem<br />
geeigneten Sattel war damals so<br />
schwer. Da habe ich beschlossen,<br />
selbst diesen Berufsweg<br />
einzuschlagen“, erinnert sich<br />
die passionierte Reiterin. „Ich<br />
möchte mit meiner Arbeit – sei<br />
es durch einen maßgefertigten<br />
Sattel oder das Anpassen eines<br />
Gebrauchten – ein ideales Ergebnis<br />
für Pferd und Reiter ermöglichen.“<br />
Deshalb war für<br />
Michaela auch klar, dass sie an<br />
ihre Ausbildung so bald wie<br />
möglich die Meisterschule anhängt.<br />
Gute Leistung wird belohnt<br />
Ein weiterer Grund: Michaela<br />
erarbeitete sich durch ihre Leistungen<br />
in der Ausbildung, die<br />
sie bei einem Sattelhersteller in<br />
Rosengarten absolvierte, ein<br />
Stipendium. Beim Leistungswettbewerb<br />
des Deutschen<br />
Handwerks (mehr dazu auf Seite<br />
44) ging sie als Landessiegerin<br />
im Berufszweig Sattlerin mit<br />
Fachrichtung Reitsportsattlerei
NEXT STEP MACHER |31<br />
Jeder<br />
fängt mal<br />
klein an.<br />
hervor.<br />
Der Lohn: Die Stiftung Begabtenförderung<br />
berufliche Bildung<br />
(SBB) des Bundesministeriums<br />
für Bildung und<br />
Forschung übernimmt zum<br />
Großteil die Kosten für die<br />
Meisterschule. „Die Meisterschule<br />
muss sonst aus eigener<br />
Tasche finanziert werden. Das<br />
ist natürlich ein großer Ansporn<br />
für mich, es nun gleich<br />
durchzuziehen.“<br />
Dass sie sich nun auf dem elterlichen<br />
Hof in einem umgebauten<br />
Bürocontainer eine eigene<br />
Werkstatt eingerichtet hat, war<br />
so auch nicht von Anfang an geplant,<br />
ist inzwischen aber Michaelas<br />
größtes Glück. „Ich bin<br />
ein Unternehmerkind. Meine<br />
Eltern sind beide selbstständig.<br />
Heißt, da habe ich von klein auf<br />
schon mitbekommen, was alles<br />
dranhängt und worauf ich<br />
mich einlasse.“ Also habe sie<br />
die Chance zum eigenen Betrieb<br />
nahezu ohne zu zögern ergriffen.<br />
„Der Platz für den Container<br />
war da und ich wollte<br />
unbedingt mehr Kundenkontakt<br />
und Auftragsarbeiten erledigen,<br />
um Erfahrung zu sammeln.“<br />
Ende 2022 war es dann<br />
so weit.<br />
„Am Anfang habe ich erstmal<br />
von der gesamten Nachbarschaft<br />
Aufträge für Gürtel bekommen.<br />
Nach der Gürtelflut<br />
kamen einige Taschen und recht<br />
schnell auch die Reitsportkundschaft",<br />
berichtet sie schmunzelnd.<br />
„Jeder fängt mal klein an.<br />
Aber mein Hauptgebiet, die<br />
Reitsportsattlerei, betreibe ich<br />
immer intensiver. Die Kundschaft<br />
ist da und ich bin moti-<br />
Eigener Betrieb in praktischem Format: Ein umgebauter Büro-<br />
Container dient der Sattlerin als Werkstatt.<br />
viert, immer besser zu werden<br />
und auch mein Wissen künftig<br />
weiterzugeben.“ Deshalb bietet<br />
sie Lehrgänge an. Der Inhalt:<br />
Pferdebesitzer können erlernen,<br />
wie sie ihren Sattel selbst<br />
überprüfen können. So sollen<br />
die Reiter rechtzeitig feststellen<br />
können, wann eine Anpassung<br />
notwendig ist. „Die Gesundheit<br />
der Pferde ist für mich das Allerwichtigste.<br />
Ich bin froh, durch<br />
meinen Handwerksberuf dazu<br />
beitragen zu können“, sagt Michaela<br />
zufrieden.<br />
<br />
Von Alisa Grün
32| NEXT STEP MACHER<br />
Mit diesen Injektionsfläschchen, sogenannte Vials, arbeitet Doreen tagtäglich.<br />
Sie müssen steril sein, da sie später mit flüssigen Medikamenten<br />
oder Impfstoff befüllt werden. <br />
Fotos: Eileen Scheiner<br />
TÜFTLERIN MIT<br />
VIELEN VISIONEN<br />
Doreen Stier hat ihr Mechatronik-Studium an der DHBW<br />
Mosbach als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Jetzt arbeitet<br />
sie in der Forschungsabteilung beim Maschinenbauer<br />
Bausch+Ströbel.<br />
Mit einem prüfenden<br />
Blick begutachtet<br />
Doreen<br />
Stier ein kleines<br />
Glasfläschchen. Am Rand des<br />
„Vials“, wie das Fläschchen in<br />
der internationalen Fachsprache<br />
genannt wird, sind noch<br />
Reste blauer Farbe zu sehen.<br />
„Man kann genau sehen, wo<br />
und wie gut die Maschine das<br />
Vial gereinigt hat“, erklärt Doreen.<br />
Idealerweise ist es am Ende<br />
des Reinigungsvorgangs<br />
komplett sauber und keimfrei,<br />
schließlich soll es später mit<br />
flüssigen Medikamenten oder<br />
Impfstoff befüllt werden. „Meine<br />
Aufgabe ist es, die Maschine<br />
so zu optimieren und einzustellen,<br />
dass die Fläschchen später<br />
absolut sauber sind und problemlos<br />
von den Pharmaherstellern<br />
mit den hochsensiblen<br />
Flüssigkeiten befüllt werden<br />
können.“<br />
Diese Versuche begleiten Doreen<br />
schon eine ganze Weile.<br />
„Das Ganze hat als Projektarbeit<br />
während meines Studiums<br />
begonnen. Zusammen<br />
mit dem Fraunhofer Institut<br />
habe ich verschiedene Simulationen<br />
durchgeführt, um den<br />
Reinigungsprozess der Fläschchen<br />
zu optimieren“, erzählt<br />
die 21-Jährige. Ihre Arbeit darf<br />
sie nun als angestellte Entwicklungsingenieurin<br />
bei<br />
Bausch+Ströbel fortführen.<br />
„Es ist wirklich toll, dass die<br />
Arbeit und die Fragestellungen<br />
während meines Studiums so<br />
praxisnah gestaltet wurden.<br />
Jetzt kann ich das Projekt weiterführen<br />
und kenne mich gut<br />
mit der Materie aus – das motiviert<br />
zusätzlich.“<br />
Ihr duales Studium im Bereich<br />
Mechatronik hat Doreen ebenfalls<br />
beim Maschinenbauer<br />
Bausch+Ströbel absolviert.<br />
Die Theorie wurde an der<br />
DHBW Mosbach gelehrt. Im<br />
September 2022 schloss sie ihr<br />
Studium mit der Gesamtnote<br />
1,3 ab, was ihr den Titel „Jahrgangsbeste“<br />
einbrachte.<br />
„Technik hat mich einfach<br />
schon immer interessiert“,<br />
sagt die passionierte Reiterin
NEXT STEP MACHER |33<br />
Technik hat<br />
mich schon<br />
immer<br />
interessiert.<br />
aus Kirchberg/Jagst.<br />
Deshalb stand für sie auch<br />
schon früh fest, dass sie einen<br />
Beruf in diesem Bereich<br />
ergreifen will. „Durch<br />
ein Praktikum bin ich zur<br />
Mechatronik gekommen,<br />
das hat mich fasziniert“,<br />
erklärt sie. Während ihres Studiums<br />
durchlief sie alle Abteilungen<br />
beim Maschinenbauer<br />
in Ilshofen, vom Verkauf über<br />
die Fertigung bis hin zur Montage.<br />
„Doch die Forschung und<br />
Entwicklung hat mich am<br />
meisten überzeugt. Der Bereich<br />
hat mir so gut gefallen,<br />
Doreen testet an dieser Maschine,<br />
wie gut die Glasfläschchen<br />
gereinigt werden.<br />
dass ich meine Projekt- und<br />
meine Abschlussarbeit hier<br />
geschrieben habe – und jetzt<br />
darf ich hier voll mitarbeiten“,<br />
erklärt die 21-Jährige stolz.<br />
Neue Lösungen<br />
finden<br />
Neben der Innenreinigung<br />
der Glasfläschchen<br />
beschäftigt sich<br />
Doreen derzeit auch mit<br />
der Außenreinigung.<br />
„Zu diesem Projekt habe<br />
ich auch meine Bachelorarbeit<br />
verfasst. Es<br />
geht darum, ein ganz<br />
neues Maschinenkonzept<br />
zu erstellen, das die<br />
Vials, nachdem sie befüllt<br />
worden sind, von<br />
außen reinigt. Damit<br />
sollen die Personen, die<br />
die Fläschchen später in<br />
den Händen halten, beispielsweise<br />
Ärzte, vor gefährlichen<br />
Substanzen geschützt werden.“<br />
Doreen arbeitet hierfür<br />
mit anderen Firmen und Institutionen<br />
zusammen. Bis Mitte<br />
des Jahres soll es einen ersten<br />
Prototyp dieser neuen Maschine<br />
geben. „Das Themengebiet<br />
ist sehr vielseitig. Ständig<br />
wird man mit neuen<br />
Technologien konfrontiert<br />
und muss eine Lösung für verschiedenste<br />
Probleme finden.<br />
In der Forschung und Entwicklung<br />
greifen die Bereiche<br />
Informatik, Konstruktion,<br />
Werkstoffkunde, Mechanik<br />
und Elektronik ineinander.<br />
Das ist einfach unglaublich<br />
spannend“, resümiert sie.<br />
Die Ingenieurin freut sich auf<br />
die vielfältigen Aufgaben, die<br />
vor ihr liegen und hat sich einiges<br />
vorgenommen: „Ich möchte<br />
mich intern weiterbilden<br />
und viel Neues lernen. Auch einen<br />
Master könnte ich mir vorstellen.“<br />
Und auch die künftigen<br />
Studierenden können von<br />
Doreens geballtem Wissen<br />
profitieren: „Ich würde sehr<br />
gerne Projektarbeiten betreuen<br />
und als Ausbilderin mithelfen“,<br />
unterstreicht sie.<br />
Von Eileen Scheiner
34| NEXT STEP MACHER<br />
Der Öffentliche<br />
Personennahverkehr<br />
(ÖPNV) als spannendes<br />
Arbeitsumfeld?<br />
„Aber ja!“,<br />
sagt Thorsten Haas,<br />
Geschäftsführer der<br />
Verkehrsgesellschaft<br />
Main-Tauber mbH<br />
(VGMT).<br />
Thorsten Haas möchte<br />
gemeinsam mit seinem<br />
Team neue ÖPNV-Strategien<br />
entwickeln. Das „Ruftaxi“ ist<br />
dabei nur eines von vielen<br />
Projekten. Foto: Linda Hener<br />
Thorsten Haas ist ein<br />
Macher der Mobilitätswende.<br />
Das behauptet<br />
nicht er<br />
selbst, sondern zusammen mit<br />
seinem Team und stellvertretend<br />
für den Landkreis war er<br />
vergangenen Herbst beim Landeswettbewerb<br />
„Wir machen<br />
Mobilitätswende“ für das Verkehrsangebot<br />
„Ruftaxi“ für einen<br />
Publikums- und einen Jurypreis<br />
nominiert. Die<br />
Auszeichnung wurde von der<br />
Klimaschutz- und Energieagentur<br />
(KEA) Baden-Württemberg<br />
und dem Ministerium<br />
für Verkehr Baden-Württemberg<br />
ausgeschrieben. Sie stellt<br />
Aktionen in den Fokus, die den<br />
Autoverkehr reduzieren und die<br />
Umwelt entlasten. „Das war ein<br />
Megaprojekt“, blickt der<br />
41-Jährige auf die Nominierung<br />
zurück. Für den Vorstellungsspot<br />
sei extra ein Kamerateam<br />
in die Geschäftsstelle nach Lauda<br />
gekommen. Mit Hilfe des<br />
fertigen Videos wurde die Bevölkerung<br />
über die regionale<br />
Presse und soziale Netzwerke<br />
dazu aufgerufen, für das Projekt<br />
online abzustimmen. Mit einem<br />
Spitzenplatz wurde es am<br />
Ende nichts, dennoch habe sich<br />
DIE MOBILITÄTS-<br />
WENDE IM BLICK<br />
die Aktion „enorm gelohnt“, betont<br />
er. Das seit 2018 bestehende<br />
„Ruftaxi“ sei durch den Wettbewerb<br />
deutlich bekannter<br />
geworden.<br />
Viele neue Ideen<br />
„Wir sind eine ländliche Region<br />
mit geringer Bevölkerungsdichte“,<br />
erklärt der Geschäftsführer,<br />
entsprechend müsse man sich<br />
Modelle einfallen lassen, die für<br />
die Region passen. Das heißt,<br />
auch bei weniger Einwohnern<br />
wolle man ein ÖPNV-Konzept<br />
anbieten, das auf den Bedarf<br />
eingeht, ohne ein Überangebot<br />
zu produzieren. Das „Ruftaxi“<br />
biete die Möglichkeit, besonders<br />
zu Zeiten, in denen wenige<br />
Linienbusse unterwegs sind,<br />
wie am Abend oder am Wochenende,<br />
landkreisweit mobil<br />
zu sein, eine Anknüpfung an<br />
den<br />
Schienenverkehr<br />
ist<br />
sichergestellt.<br />
Das funktioniere<br />
folgendermaßen:<br />
Beim „Ruftaxi“<br />
meldet man<br />
sich mit Blick auf den festen<br />
Fahrplan im Vorfeld an und<br />
steigt – wie in einen Bus – an einer<br />
Haltestelle ein. Solche<br />
On-Demand-Angebote, also<br />
flexibler Nahverkehr auf Nachfrage,<br />
werde es in Zukunft voraussichtlich<br />
noch häufiger geben,<br />
ist sich Thorsten sicher –<br />
vor allem aufgrund der allgemeinen<br />
Bestrebungen um<br />
Nachhaltigkeit und Umweltschutz.<br />
Das Aufgabengebiet des 41-Jährigen<br />
ist vielschichtig: Zum Beispiel<br />
gehören Gremienarbeit,<br />
Solche On-Demand-<br />
Angebote wird es in<br />
Zukunft noch<br />
häufiger geben.<br />
Gestaltung von Tarifangeboten,<br />
die Konzeption<br />
von Sharing-<br />
Angeboten oder die Einführung<br />
eines neuen Abo-Systems sowie<br />
Marketing dazu. 2012 hat<br />
Thorsten Haas als Geschäftsstellenleiter<br />
begonnen, seit<br />
2017 ist er Geschäftsführer und<br />
in dieser Zeit haben er und sein<br />
Team schon einiges bewegt. Mit<br />
den vielen Themen rund um<br />
die Mobilität der Zukunft werden<br />
ihm die Aufgaben bestimmt<br />
nicht ausgehen.<br />
<br />
Von Linda Hener<br />
ZUR PERSON<br />
Thorsten Haas (41) wuchs in Lauda auf. Er begann nach<br />
seinem Werkrealschulabschluss eine Kfz-Lehre, die er aber<br />
aus gesundheitlichen Gründen abbrach und daraufhin das<br />
Berufskolleg abschloss. Anschließend studierte er in Künzelsau<br />
BWL mit dem Schwerpunkt Sportmanagement. Nach<br />
dem Studium war er beim Technikmuseum Sinsheim und<br />
dann beim Tochtermuseum in Speyer sechseinhalb Jahre im<br />
Eventmanagement tätig. Mit der Stelle bei der VGMT kehrte<br />
er 2012 nach Lauda zurück. „Dieser Werdegang ist ein schönes<br />
Beispiel dafür, wie durchlässig das Schul- und Berufssystem<br />
in Deutschland sein kann“, sagt er selbst.
NEXT STEP MACHER |35<br />
NEXT STEP
36| NEXT STEP
KURIOSE FAKTEN ÜBER<br />
GOLD, SPANNENDE<br />
INTERVIEWS UND<br />
HILFREICHE TIPPS GIBT<br />
ES AUF DEN NÄCHSTEN<br />
SEITEN ZU ENTDECKEN.<br />
WISSEN<br />
Foto: deagreez/adobe.stock.com
38| NEXT STEP WISSEN<br />
GUT ZU WISSEN<br />
Sieben kuriose<br />
Fakten rund<br />
um Gold von Alisa Grün<br />
Astronauten-Helme<br />
sind mit Gold überzogen. Um die Hitze des Sonnenlichts zu<br />
reduzieren und gleichzeitig die Augen der Astronauten zu<br />
schützen, wird das Visier tatsächlich ganz fein mit dem Edelmetall<br />
beschichtet. <br />
Foto: wittayayut/adobe.stock.com<br />
Und wenn wir schon im<br />
Weltraum sind …<br />
Gold ist nicht nur auf der Erde eines der seltensten Elemente,<br />
sondern Forschern zufolge sogar im gesamten Weltall äußerst<br />
rar.<br />
Foto: nikonomad/adobe.stock.com<br />
Seinen<br />
funkelnden<br />
Glanz<br />
verliert Gold niemals, weil es sich mit kaum<br />
einem anderen Element verbindet. Eisen<br />
rostet, Silber läuft an. Gold aber können<br />
Jahrtausende im Erdboden nichts anhaben.<br />
Foto: Jean Kobben/adobe.stock.com<br />
3 Gramm<br />
vs. 54<br />
Gramm<br />
Ein Würfel Gold wiegt etwa<br />
18-mal so viel wie ein<br />
Zuckerwürfel in gleicher<br />
Größe. Foto: BillionPhotos.<br />
com/adobe.stock.com<br />
Geschmacklose<br />
Deko<br />
Gold ist essbar. Häufig wird es als Verzierung<br />
für besondere Desserts oder Gebäck<br />
und Pralinen verwendet. Aber: Am Geschmack<br />
ändert sich durch das hauchdünne<br />
Blattgold nichts, denn das Edelmetall<br />
hat keinerlei Eigengeschmack. <br />
<br />
Foto: eqroy/adobe.stock.com
NEXT STEP WISSEN |39<br />
Pures<br />
Gold bei<br />
Olympia?<br />
Von wegen! Goldmedaillen<br />
bei Olympia sind im Kern<br />
aus Silber. Nur knapp sieben<br />
Gramm Gold überziehen ihre<br />
Oberfläche.<br />
Foto: eskay lim/adobe.stock.com<br />
Gold kann<br />
man recyceln<br />
und zwar aus Elektroschrott oder Schmuckabfällen. Den alten<br />
Laptop also im Keller vergammeln lassen? Pure Ressourcenverschwendung,<br />
ab damit auf den Recyclinghof!<br />
<br />
Foto: stokkete/adobe.stock.com
40| NEXT STEP WISSEN<br />
Anke Speer ist Diplom-Betriebswirtin (FH)<br />
mit den Schwerpunkten Personal und Marketing<br />
und seit 2016 verantwortlich für den<br />
Career Service der Hochschule Heilbronn.<br />
<br />
Foto: Hochschule Heilbronn<br />
„SO VIEL WIE<br />
MÖGLICH<br />
AUSPROBIEREN“<br />
Welchen Beruf will ich ergreifen? Welche Branche passt zu mir? Diese Fragen<br />
treiben nicht nur Schulabgänger, sondern auch Studierende um. Anke Speer,<br />
Koordinatorin im Career Service an der Hochschule Heilbronn, erklärt, wie eine<br />
Berufsorientierung im Studium abläuft.<br />
In welchem Semester kommen<br />
die Studierenden in der<br />
Regel auf Sie zu? Ab wann<br />
macht eine Berufsberatung<br />
Sinn?<br />
Anke Speer: Da es bei den<br />
Hochschulen für angewandte<br />
Wissenschaften, wie es die<br />
Hochschule Heilbronn ist, ein<br />
verpflichtendes, integriertes<br />
Praxissemester gibt, beginnt die<br />
Berufsorientierung spätestens<br />
zu diesem Zeitpunkt. Das Praxissemester<br />
findet in der Regel<br />
im fünften Semester statt.<br />
Durch die Auswahl einer Praktikumsstelle<br />
setzen sich die Studierenden<br />
auch mit der Frage<br />
auseinander, welche berufliche<br />
Tätigkeit sie später ausüben<br />
wollen. Deshalb ist das Praxissemester<br />
oft die erste Initialzündung<br />
zur konkreten Berufsorientierung.<br />
Eine erste<br />
Beratung macht sicherlich im<br />
Semester zuvor Sinn, auch um<br />
in das Thema „Bewerbungsprozess“<br />
einzusteigen.<br />
Wie können Sie als Koordinatorin<br />
im Career Service<br />
die Studierenden bei diesem<br />
Prozess unterstützen?<br />
Wir bieten eine Online-Veranstaltungsreihe<br />
rund um das<br />
Thema Berufsorientierung an.<br />
Darin geht es um die Themen<br />
Bewerbung, Berufseinstieg und<br />
vieles mehr. Außerdem können<br />
die Studierenden auch unsere<br />
Beratungsangebote nutzen. Da<br />
durch das Praxissemester,<br />
Werkstudententätigkeiten oder<br />
Praktika die Berufsvorstellungen<br />
oftmals schon klarer definiert<br />
sind, geht es in unseren<br />
Beratungsgesprächen um Unterstützung<br />
im Bewerbungsprozess.<br />
In einem Vier-Augen-<br />
Gespräch sehen wir gemeinsam<br />
die Bewerbungsunterlagen<br />
durch und optimieren diese.<br />
Auch mögliche Auswahlszenarien<br />
wie Assessment-Center<br />
oder Bewerbertage sowie der<br />
Auftritt in einem möglichen<br />
Vorstellungsgespräch werden<br />
angesprochen. Außerdem geht<br />
es in unseren Beratungen auch<br />
um Stellenanschreibungen. Die<br />
Studierenden bringen Stellenangebote<br />
mit, die sie für inter-
NEXT STEP WISSEN |41<br />
essant halten. Wir schauen<br />
uns dann konkret an, was<br />
dahintersteckt und wie sie<br />
herausfinden können, ob dieses<br />
Angebot auch zu ihren Vorstellungen<br />
passt.<br />
Wie geht man denn beim<br />
Thema „Stellenausschreibungen<br />
lesen und deuten“<br />
genau vor?<br />
Ich würde empfehlen, sich die<br />
wichtigsten Keywords zu markieren<br />
– sowohl bei der Beschreibung<br />
der Tätigkeiten als<br />
auch bei den geforderten Qualifikationen.<br />
So kann man<br />
schnell und einfach herausarbeiten,<br />
ob die Inhalte zu einem<br />
passen oder nicht.<br />
Wie konkret sind die Vorstellungen<br />
der Studierenden?<br />
Viele haben durchaus konkrete<br />
Vorstellungen, dazu zählen<br />
manchmal auch bestimmte<br />
Wunsch-Arbeitgeber. In den<br />
Ich empfehle<br />
immer, sich auf<br />
mehrere Stellen<br />
zu bewerben.<br />
Beratungsgesprächen<br />
sehen wir uns<br />
aber absichtlich mehrere Angebote<br />
an und gehen die Bewerbung<br />
an einem Beispiel durch.<br />
Mir ist es wichtig, dass die Studierenden<br />
nicht mit einer perfekten<br />
Bewerbungsunterlage<br />
aus der Beratung rausgehen,<br />
sondern dass sie das Prinzip<br />
verstanden habe. Ich empfehle<br />
auch immer, sich auf mehrere<br />
Stellen zu bewerben. Mit jeder<br />
neuen Bewerbung sammelt<br />
man neue Erfahrungen und je<br />
öfter man diesen Prozess<br />
durchlaufen hat, desto sicherer<br />
wird man. Dasselbe gilt im Übrigen<br />
für Praxiserfahrungen:<br />
Man sollte so viel wie<br />
möglich ausprobieren.<br />
Nur so erkennt man,<br />
welche Tätigkeiten einem<br />
gefallen und welche<br />
nicht – und auch das<br />
ist enorm wichtig für die<br />
Berufsorientierung.<br />
Wann macht es für einen<br />
Studierenden Sinn, sich auf<br />
einen Job zu bewerben?<br />
Eine gewisse Vorlaufzeit ist definitiv<br />
empfehlenswert. Ich würde<br />
etwa ein halbes Jahr vor dem<br />
Abschluss mit dem Bewerben<br />
beginnen.<br />
Was hat sich in den vergangenen<br />
Jahren im Bewerbungsprozess<br />
verändert?<br />
Einiges. Es ist noch nicht so lange<br />
her, da hat man Bewerbungen<br />
noch in ausgedruckter<br />
Form in Mappen abgegeben.<br />
Mittlerweile hat fast jedes Unternehmen<br />
ein eigenes Online-Bewerberportal,<br />
wo man<br />
seine Dokumente hochladen<br />
kann. Selbst das Verschicken<br />
von Unterlagen per Mail ist<br />
kaum noch üblich.<br />
Daneben kommt es häufig vor,<br />
dass die Studierenden den Unternehmen,<br />
bei denen sie ihr<br />
Praxissemester absolviert haben,<br />
treu bleiben. Dadurch hat<br />
sich der Auswahl- und Bewerbungsprozess<br />
nach vorne verlagert.<br />
Zudem werden dabei immer<br />
mehr technische Hilfsmittel<br />
eingesetzt, der Auswahlprozess<br />
in den Unternehmen<br />
läuft oft automatisiert ab. Eine<br />
Software scannt vorab die Bewerbungsunterlagen<br />
und sucht<br />
nach bestimmten Keywörtern.<br />
Das können fachliche Anforderungen<br />
oder Praxiserfahrungen<br />
sein. Werden diese nicht gefunden,<br />
hat der Bewerber oftmals<br />
keine Chance, eingeladen zu<br />
werden.<br />
Von Eileen Scheiner
42| NEXT STEP WISSEN<br />
WAS PASSIERT IN DEN<br />
ERSTEN WOCHEN<br />
IM BETRIEB?<br />
Wer in eine Ausbildung oder ein duales Studium startet, erlebt eine spannende Zeit, zeigt unsere<br />
Umfrage bei Unternehmen in der Region aus verschiedenen Branchen. Doch es gilt auch einiges<br />
zu beachten.<br />
Gerade in den ersten Wochen tun die Ausbildungsbetriebe viel<br />
dafür, dass sich ihre neuen Azubis gleich wohlfühlen und dass sie<br />
gut in ihre Ausbildung oder ihr duales Studium starten. Doch es<br />
wird auch einiges von ihnen erwartet – was genau, berichten Geschäftsführer,<br />
Ausbildungs- und Personalleiter aus der Region.<br />
<br />
Von Frank Lutz<br />
Timo Pflüger, Aus- und<br />
Weiterbildungsleiter<br />
bei EBM-Papst in Mulfingen:<br />
Die erste Woche<br />
gestalten wir für unsere<br />
neuen Auszubildenden<br />
und Studierenden<br />
als eine interessante,<br />
abwechslungsreiche<br />
und unvergessliche<br />
Zeit. Im Vordergrund<br />
steht dabei ein gutes<br />
Ankommen im Unternehmen,<br />
das gemeinsame Kennenlernen<br />
und das Teambuilding.<br />
Bereits vor Beginn<br />
der Ausbildung oder des<br />
Studiums findet ein Informationstag<br />
statt. Die Azubis<br />
in den gewerblichen Bereichen<br />
erhalten am ersten<br />
Arbeitstag ihre Arbeitskleidung<br />
und Sicherheitsschuhe.<br />
Bei den Auszubildenden<br />
und Studierenden im Büro<br />
ist Business Casual angesagt.<br />
Ein No-Go sind kurze<br />
Hosen oder Röcke. Daneben<br />
ist uns ein freundliches und<br />
höfliches Miteinander sehr<br />
wichtig.<br />
Wir grüßen uns in der<br />
EBM-Papst-Familie und begegnen<br />
uns stets mit gegenseitigem<br />
Respekt. Für einen<br />
guten Start in die Berufsschule<br />
oder Hochschule<br />
empfehlen wir, sich die wesentlichen<br />
Kernfächer aus<br />
dem Abschlussjahr vorab<br />
nochmal anzuschauen. Der<br />
erste Tag im Unternehmen<br />
startet dann mit einer Begrüßung<br />
durch unsere Jugend-<br />
und Auszubildendenvertretung<br />
und der<br />
spielerischen Vermittlung<br />
von organisatorischem Wissen<br />
zu EBM-Papst. Ein Highlight<br />
der Einführungswoche<br />
und überaus beliebt ist die<br />
Rallye durch das Unternehmen.<br />
Zum Abschluss der<br />
Rallye findet stets ein Grillfest<br />
statt und ein eintägiges<br />
Outdoorevent rundet die<br />
erste Woche ab. Danach<br />
starten dann alle in den unterschiedlichen<br />
Fachbereichen.<br />
Christine Boese, Ausbildungsleiterin<br />
der VR Bank<br />
Heilbronn Schwäbisch Hall<br />
in Schwäbisch Hall: Jedes<br />
Jahr beginnen über 20 junge<br />
Leute bei der VR Bank Heilbronn<br />
Schwäbisch Hall eine<br />
Ausbildung oder ein duales<br />
Studium. Los geht es im<br />
September mit zwei abwechslungsreichen<br />
Einführungswochen.<br />
Alle Ausbildungsgänge<br />
aus allen<br />
Standorten der VR Bank<br />
treffen sich. So können sich<br />
die Azubis untereinander<br />
kennenlernen und miteinander<br />
vernetzen. Neben<br />
Teambuilding-Maßnahmen<br />
und verschiedenen Ausflügen<br />
werden auch die ersten<br />
fachlichen Inhalte vermittelt.<br />
So stehen grundlegende<br />
Themen, wie zum Beispiel<br />
die Kleiderordnung in der<br />
Bank auf dem Programm<br />
oder wie ich mich am Service<br />
oder in der Kundenberatung<br />
verhalte. In Rollenspielen<br />
und Übungen<br />
werden die angehenden Finanzspezialisten<br />
auf den<br />
Kundenkontakt vorbereitet.<br />
Eine besondere Vorbereitung<br />
auf den Ausbildungsstart<br />
ist nicht erforderlich.<br />
Begeisterungsfähigkeit, Zuverlässigkeit<br />
und eine Portion<br />
Wissbegierde erleichtern<br />
den Einstieg ins Berufsleben.<br />
Die ersten Tage gibt es<br />
viel Neues zu erlernen und<br />
zu entdecken, so mancher<br />
Azubi muss sich da nach den<br />
erholsamen Ferien umstellen.<br />
Empfehlenswert ist, sich<br />
zu Beginn viele Notizen zu<br />
machen, da man sich nicht<br />
alles gleich merken kann.<br />
Auf jeden Fall gilt: Eine Ausbildung<br />
im Bankbereich ist<br />
eine Ausbildung fürs Leben,<br />
von der man auch in vielen<br />
privaten Bereichen profitiert!
NEXT STEP WISSEN |43<br />
Sigrid Flick, Personalleiterin<br />
des Stadtwerks Tauberfranken<br />
in Bad Mergentheim:<br />
Am ersten Tag<br />
lernen sich zunächst die<br />
Auszubildenden kennen.<br />
Die Neuen erhalten von<br />
der Ausbildungsleitung<br />
hilfreiche Informationen<br />
zum Unternehmen, der Organisation<br />
und zur Zusammenarbeit.<br />
Außerdem stellen<br />
wir unseren<br />
Nachwuchskräften Ausbildungspaten<br />
der höheren<br />
Ausbildungsjahrgänge zur<br />
Seite. Zwecks Unternehmensgepflogenheiten<br />
sind<br />
die Mit-Auszubildenden eine<br />
gute Adresse, um Informationen<br />
auf Augenhöhe zu<br />
erhalten. Bei einem ersten<br />
Rundgang durch das Unternehmen<br />
können sich die<br />
Azubis orientieren: Jeder<br />
Azubi startet in seinem<br />
Team und erhält einen<br />
Überblick über seine Aufgaben.<br />
Ein vollwertiger<br />
Schreibtisch mit entsprechender<br />
Ausstattung wartet<br />
auf sie. Ganz allgemein freut<br />
sich das Stadtwerk-Team,<br />
wenn die Auszubildenden<br />
Interesse für unsere Branche<br />
mitbringen sowie Eigenmotivation,<br />
Engagement<br />
und Verlässlichkeit. Fragen<br />
zu stellen, wird gerne gesehen,<br />
nur so kann ein guter<br />
Dialog entstehen.<br />
Ulrich Stein, Geschäftsführer<br />
von Maler Stein in<br />
Braunsbach: Wir sind sehr<br />
darauf bedacht, dass die<br />
Auszubildenden in den<br />
ersten Wochen alles erstmal<br />
kennenlernen und<br />
überall zuschauen. Danach<br />
gehen sie mit einem<br />
Gesellen oder Meister mit<br />
und machen erste Arbeiten<br />
selbst. Die Azubis sollten<br />
den Ausbilder oder Gesellen<br />
immer wieder fragen, warum<br />
er etwas in einer bestimmten<br />
Weise macht und<br />
ob sie etwas helfen können.<br />
Sie sollten sich nicht einfach<br />
nur hinstellen und warten,<br />
was passiert. Ganz wichtig<br />
ist es auch, dass man morgens<br />
pünktlich da ist und<br />
die Arbeitskleidung dabei<br />
hat. Diese bekommen die<br />
Azubis von uns gestellt: Sie<br />
besteht aus einer weißen<br />
Hose, einem T-Shirt oder<br />
Sweatshirt, einer Kälteschutzjacke<br />
für den Winter<br />
und den Sicherheitsschuhen.<br />
Da die meisten Azubis<br />
vorher schon bei uns probegearbeitet<br />
haben, wissen sie,<br />
was sie erwartet. Trotzdem<br />
ist es natürlich gerne gesehen,<br />
wenn man vorher anruft<br />
und generelle Fragen<br />
abklärt.
44| NEXT STEP WISSEN<br />
„Profis leisten was“ ist<br />
ein Leistungswettbewerb,<br />
bei dem junge<br />
Handwerker zeigen<br />
können, was in ihnen<br />
steckt. Und das sogar<br />
auf drei Ebenen.<br />
Landessiegerehrung der HWK Heilbronn-Franken (v. l.): Landeshandwerkspräsident Rainer<br />
Reichhold, Aylin Fuchs (Berufsbildung HWK HN-Franken), Landessiegerin Reitsportsattlerei<br />
Michaela Sauerborn, Ralf Schnörr (Hauptgeschäftsführer HWK HN-Franken), Landessieger<br />
Karosserie- und Fahrzeugmechaniker Armin Köder, Ulrich Bopp (Präsident HWK HN-Franken).<br />
Für einige junge Azubis<br />
in der Region, die besonders<br />
gute Leistungen<br />
in der Abschlussoder<br />
Gesellenprüfung erreicht<br />
haben, gehört die Teilnahme<br />
am Leistungswettbewerb des<br />
Deutschen Handwerks dazu.<br />
Dieser Wettbewerb richtet sich<br />
an diejenigen, die ihre Gesellen-<br />
oder Abschlussprüfung im<br />
Sommer des laufenden Jahres<br />
oder im Winter zuvor abgelegt<br />
haben. Teilnehmen kann, wer<br />
seine Prüfung mindestens mit<br />
der Note 2,4 (81 Punkte) im Gesamtergebnis<br />
und im praktischen<br />
Teil bestanden hat und<br />
zum Zeitpunkt der Prüfung<br />
nicht älter als 27, in Ausnahmefällen<br />
als 28 Jahre ist. Der Wettbewerb<br />
läuft in drei Stufen ab.<br />
Stufe 1: Kammerebene<br />
Zunächst steht die Kammerebene<br />
an: Die Platzierungen je<br />
Ausbildungsberuf werden in<br />
dieser Stufe von der Handwerkskammer<br />
(HWK) Heil-<br />
MIT EHRGEIZ UND<br />
LEIDENSCHAFT<br />
bronn-Franken anhand des<br />
Prüfungsergebnisses der praktischen<br />
Abschluss- oder Gesellenprüfung<br />
festgelegt. Ausnahme:<br />
In den Berufen Elektroniker<br />
Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik,<br />
Tischler und<br />
Zimmerer werden die ersten<br />
Kammersieger anhand einer<br />
praktischen Arbeitsprobe ermittelt.<br />
Stufe 2: Landesebene<br />
Für die im Verzeichnis aufgeführten<br />
Berufe geht der Wettbewerb<br />
dann auf Landesebene<br />
weiter. Die jeweiligen ersten<br />
Kammersieger eines Berufes<br />
messen sich anhand einer Arbeitsprobe,<br />
einer Neubewertung<br />
des Prüfungsstücks oder<br />
Foto: HWK Freiburg/Felix Risch
NEXT STEP WISSEN |45<br />
anhand der Prüfungsergebnisse<br />
mit den anderen Teilnehmern<br />
aus Baden-Württemberg.<br />
Ende 2022 konnten beispielsweise<br />
gleich vier junge Handwerker<br />
aus der Region dabei<br />
überzeugen: Karosserie- und<br />
Fahrzeugmechaniker Armin<br />
Köder aus Ellwangen, Sattlerin<br />
Fachrichtung Reitsportsattlerei<br />
Michaela Sauerborn aus Rosenberg<br />
(mehr zu Michaela auf Seite<br />
30), Schornsteinfegerin Ramona<br />
Holl aus Vellberg und<br />
Weintechnologe Lukas Quadrizius<br />
aus Nordheim.<br />
Stufe 3: Bundesebene<br />
Für die Landesbesten wiederum<br />
geht der Wettbewerb auf Bundesebene<br />
weiter. Bewertungsgrundlage<br />
ist ebenfalls eine Arbeitsprobe<br />
im jeweiligen<br />
Ausbildungsberuf, eine Neubewertung<br />
des Prüfungsstücks<br />
oder das Prüfungsergebnis. Reitsport-Sattlerin<br />
Michaela Sauerborn<br />
musste etwa in 16 Stunden<br />
Arbeitszeit ein Portemonnaie<br />
mit Handytasche, einen Würfelbecher<br />
und eine Nahttafel anfertigen.<br />
„Das war ganz schön anstrengend,<br />
hat aber auch Spaß<br />
gemacht“, berichtet die 22-Jährige.<br />
Zum Sieg habe es leider<br />
nicht gereicht. „Aber den Geldbeutel<br />
nutze ich heute noch“, so<br />
die Rosenbergerin.<br />
Geldbeutel und Würfelbecher – beides musste Michaela Sauerborn<br />
beim Wettbewerb auf Landesebene in nur zwei Werktagen<br />
herstellen. <br />
Foto: Alisa Grün<br />
KREATIVER<br />
SONDERWETT-<br />
BEWERB<br />
„Die gute Form im Handwerk<br />
– Handwerker gestalten“<br />
heißt ein weiterer<br />
Contest, der sich an junge<br />
Menschen aus 32 gestalterischen<br />
Handwerksberufen<br />
richtet. Diese Wettbewerbe<br />
finden auf Landes- oder<br />
Bundesebene zeitgleich<br />
mit dem Leistungswettbewerb<br />
des Deutschen Handwerks<br />
(PLW) statt.<br />
Mehr zu PLW und Co.<br />
gibt’s hier:<br />
www.hwk-heilbronn.de<br />
Zahlreiche Preise und<br />
Förderungen locken<br />
Auf die Teilnehmer aller drei<br />
Stufen warten zahlreiche Preise,<br />
Ehrungen und gute Karriereaussichten.<br />
Besonders erfolgreiche<br />
Absolventen haben die<br />
Chance auf ein Stipendium zur<br />
beruflichen Weiterbildung der<br />
Stiftung Begabtenförderung berufliche<br />
Bildung (SBB) des Bundesministeriums<br />
für Bildung<br />
und Forschung. So ein Stipendium<br />
hat etwa auch Michaela<br />
Sauerborn erhalten. „Das nutze<br />
ich, um direkt nach meiner Ausbildung<br />
die Meisterschule zu<br />
besuchen – das ist eine große finanzielle<br />
Stütze. Der Wettbewerb<br />
hat mir also einiges gebracht“,<br />
zieht sie ihr Fazit.<br />
<br />
hwk/gra
46| NEXT STEP WISSEN<br />
Bewerbungen sollten immer fehlerfrei<br />
sein. Daher ist es klug, Eltern oder Freunde<br />
nochmal drüberlesen zu lassen.<br />
<br />
Foto: Christin Klose/dpa-mag<br />
78 %<br />
der Befragten, die bereits<br />
an einem digitalen Bewerbungsgespräch<br />
teilgenommen<br />
haben, gaben an, dass<br />
ihnen diese Art des Vorstellungsgesprächs<br />
gefallen<br />
hat.<br />
90 %<br />
der befragten Unternehmen<br />
gaben an, dass sie<br />
Bewerbungen per E-Mail<br />
annehmen.<br />
BEREIT FÜR DIE<br />
GROSSE CHANCE<br />
Raus aus der Schule und ab ins Berufsleben. Es könnte so einfach sein –<br />
wenn die Bewerbung nicht wäre, die es zu schreiben gilt.<br />
53 %<br />
der Teilnehmer einer<br />
Umfrage nutzen Tablet<br />
oder Smartphone zur<br />
Jobsuche im Internet.<br />
70 %<br />
der befragten Führungskräfte<br />
in Deutschland,<br />
Österreich und der<br />
Schweiz gaben an, neue<br />
Mitarbeiter über<br />
Jobportale im Internet zu<br />
rekrutieren.<br />
Ob Ausbildung oder<br />
Studium: Das Ende<br />
der Schulzeit<br />
und der Schritt ins<br />
Berufsleben sind große Einschnitte<br />
im Leben junger Menschen.<br />
Doch bevor es richtig<br />
losgehen kann, steht ja noch eine<br />
Bewerbung an. Und die<br />
kommt so manchen vor wie ein<br />
unüberwindbarer Berg – was<br />
soll man da bloß reinschreiben?<br />
Die Bewerbungswelt<br />
ist total digital<br />
Je früher man weiß, in welche<br />
Richtung es nach dem Schulabschluss<br />
mal gehen soll, desto<br />
besser. Dann bleibt genügend<br />
Zeit, um eine ordentliche Bewerbung<br />
zu erstellen. Doch wie<br />
sieht die eigentlich aus? Der Bewerbungsbereich<br />
entwickelt<br />
sich ständig weiter, natürlich<br />
vor allem auch wegen der zunehmenden<br />
Digitalisierung. So<br />
wurde die gedruckte Bewerbungsmappe<br />
mittlerweile fast<br />
vollständig von der E-Mail-Bewerbung<br />
oder von Online-Bewerberportalen<br />
abgelöst. Inzwischen<br />
finden, auch aufgrund<br />
der Corona-Pandemie,<br />
viele Vorstellungsgespräche<br />
online statt. Das muss nicht nur<br />
Nachteile haben. Wer sich in<br />
der erweiterten Region bewirbt,<br />
kann auf lange Fahrten verzichten.<br />
Das spart Zeit, Geld und ist<br />
gut für die Umwelt.<br />
Was ist nun aber bei einer Bewerbung<br />
wichtig? Erst mal geht<br />
es um Formales. In einer Ausschreibung<br />
steht meist drin,<br />
wie man sich bewerben soll. Also<br />
ob eine E-Mail-Bewerbung,<br />
eine klassische Bewerbungsmappe<br />
oder die Bewerbung<br />
über ein bestimmtes Portal gewünscht<br />
wird. Daran sollte man<br />
sich auf jeden Fall halten. Ebenfalls<br />
wichtig ist eine ordentliche<br />
E-Mail-Adresse, die so aussieht:<br />
vorname.nachname@provider.<br />
de. E-Mail-Adresse mit Spitzund<br />
Kosenamen haben in einer<br />
Bewerbung nichts verloren. Zudem<br />
sollten Jugendliche darauf<br />
achten, wie sie sich in sozialen<br />
Netzwerken wie TikTok, Facebook<br />
oder Instagram präsentieren.<br />
Denn natürlich werden<br />
Personalverantwortliche ihre<br />
Bewerber googeln. Also Profile<br />
lieber auf privat stellen.<br />
Für den Text sollte man eine<br />
klassische Schriftart wie Arial,<br />
Calibri oder Times New Roman<br />
verwenden – bitte nichts Verschnörkeltes.<br />
Das gehört nicht<br />
in eine Bewerbung. Rechtschreibung<br />
und Zeichensetzung<br />
sind auch bei digitalen Bewerbungen<br />
wichtig. Lieber<br />
nochmal jemanden Korrekturlesen<br />
lassen.<br />
Und das Bewerbungsfoto? Das<br />
ist auch heute noch in den<br />
meisten Bewerbungen wichtig.<br />
Nur sehr wenige Unternehmen<br />
verzichten darauf. Und ja, der<br />
Gang zum Fotografen lohnt<br />
sich dafür auf jeden Fall. Anschreiben,<br />
Lebenslauf, eventuell<br />
noch ein Bewerbungsmotivationsschreiben<br />
und die<br />
Zeugnisse – ganz schön viel.<br />
Keine technischen<br />
Probleme<br />
Um es den Personalverantwortlichen<br />
leichter zu machen, sollte<br />
man die Dokumente bündeln.<br />
Geht die Bewerbung<br />
digital an das Unternehmen, ist<br />
für Dokumente das Dateiformat<br />
pdf am besten. Das kann an<br />
jedem Rechner geöffnet werden<br />
und es verschieben sich keine<br />
Zahlen und Absätze. Die Gesamtdatenmenge<br />
sollte, wenn<br />
nichts anderes angegeben ist,<br />
nicht größer als 5 MB sein und<br />
aus drei Teilen bestehen: Anschreiben,<br />
Lebenslauf und die<br />
Zeugnisse, zusammengefasst<br />
zu einem Dokument.<br />
Von Anne Schur/pm
48| NEXT STEP WISSEN<br />
STUDIEREN IN<br />
NÄCHSTER NÄHE<br />
Baden-Württemberg<br />
bietet viele<br />
attraktive Hochschulen<br />
LEGENDE<br />
Universitäten<br />
Pädagogische Hochschulen<br />
Kunst- und Musikhochschulen<br />
Akademie für Darstellende Kunst<br />
Filmakademie<br />
Popakademie<br />
Hochschulen für<br />
angewandte Wissenschaften<br />
Hauptsitz<br />
Standort<br />
Duale Hochschule BW<br />
Präsidium<br />
Standort<br />
Campus<br />
Nichtstaatliche Hochschulen<br />
Private Universitäten<br />
Offenburg<br />
Gengenbach<br />
Schwetzingen<br />
Kehl<br />
Bad Liebenzell<br />
Rottenburg<br />
Mannheim<br />
Heidelberg<br />
Karlsruhe<br />
Pforzheim<br />
Hohenheim<br />
Horb<br />
Mosbach<br />
Ludwigsburg<br />
Göppingen<br />
Nürtingen<br />
Tübingen<br />
Heilbronn<br />
Stuttgart<br />
Esslingen<br />
Reutlingen<br />
Bad Mergentheim<br />
Künzelsau<br />
Schwäbisch Hall<br />
Aalen<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Geislingen<br />
Ulm<br />
Heidenheim<br />
Villingen-Schwenningen<br />
Freiburg<br />
Furtwangen<br />
Albstadt<br />
Trossingen Riedlingen<br />
Biberach<br />
Sigmaringen<br />
Tuttlingen<br />
Weingarten<br />
Ravensburg<br />
Lörrach<br />
Konstanz<br />
Isny im Allgäu<br />
Friedrichshafen<br />
QUELLE: MWK.BADEN-<br />
WUERTTEMBERG.DE/DE/<br />
HOCHSCHULEN-STUDIUM/<br />
ICH WILL<br />
STUDIEREN!<br />
Detaillierte Infos zu allen<br />
Studienangeboten in<br />
Baden-Württemberg<br />
und die interaktive Hochschulkarte<br />
findest du auf<br />
der Internetseite:<br />
www.studieninfobw.de
NEXT STEP WISSEN |49<br />
HS HEILBRONN<br />
Hier treffen sich Tüftler, Mathe-Fans<br />
und BWLer: An der Hochschule<br />
Heilbronn gibt es Studiengänge in<br />
den Bereichen Technik, Wirtschaft<br />
und Informatik. Zum Beispiel stehen<br />
Maschinenbau, Robotik und Tourismusmanagement<br />
zur Auswahl.<br />
www.hs-heilbronn.de<br />
KÜNZELSAU<br />
Mit Technik und Wirtschaft haben die<br />
Studiengänge am Campus Künzelsau<br />
der Hochschule Heilbronn zu tun.<br />
Beispiele sind Wirtschaftsingenieurwesen-Energiemanagement,<br />
Elektrotechnik,<br />
BWL und Sozialmanagement<br />
oder BWL und Kultur-,<br />
Freizeit-, Sportmanagement.<br />
www.hs-heilbronn.de/campus-kuenzelsau<br />
Am Campus Schwäbisch Hall der Hochschule<br />
Heilbronn. Foto: HHN<br />
SCHWÄBISCH HALL<br />
Am Campus Schwäbisch Hall dreht<br />
sich alles ums Management: Von<br />
Finanzen über Personalwesen bis<br />
hin zum klassischen Vertrieb – der<br />
familiäre Campus hat genau darin<br />
seine Stärken.<br />
www.hs-heilbronn.de/campusschwaebisch-hall<br />
DHBW HEILBRONN<br />
Theoriephasen an der Hochschule<br />
und Praxisphasen im Unternehmen<br />
wechseln sich ab. Angeboten werden<br />
etwa BWL mit Foodmanagement, Handel<br />
und Dienstleistungsmanagement,<br />
Wein – Technologie – Management<br />
sowie BWL – Digital Business Management<br />
und Wirtschaftsinformatik.<br />
www.heilbronn.dhbw.de<br />
Duale Hochschule Baden-Württemberg in<br />
Heilbronn. Foto: Christiane Zahnder<br />
German Graduate School<br />
of Management & Law in Heilbronn. Foto: privat<br />
HEILBRONN<br />
Durch die Eröffnung des Campus der<br />
TU München kannst du in Heilbronn<br />
Uni-Luft schnuppern. Wenn du Ambitionen<br />
hast, später in die Führungsetage<br />
aufzusteigen, könntest du mit<br />
den Management-Studiengängen hier<br />
goldrichtig liegen.<br />
www.wi.tum.de<br />
HEILBRONN<br />
Wenn Wirtschaft und Recht dein Ding<br />
sind, schau dich mal an der German<br />
Graduate School of Management<br />
& Law um. Die Hochschule bietet<br />
Master-Studiengänge zu Wirtschaftswissenschaften<br />
und Wirtschaftsrecht.<br />
www.ggs.de<br />
Hochschule Aalen. Foto: Jan Walford<br />
DHBW MOSBACH<br />
Studiengänge rund um die Digitalisierung,<br />
international ausgelegte<br />
Wirtschaftswissenschaften oder<br />
doch eher ein Ingenieurstudium? Die<br />
DHBW Mosbach und ihr Campus<br />
Bad Mergentheim bieten viele duale<br />
Studienmöglichkeiten.<br />
www.mosbach.dhbw.de<br />
AALEN<br />
Die Hochschule Aalen ist eine der<br />
forschungsstärksten Hochschulen in<br />
Deutschland. Mitten im Süden bietet<br />
sie über 60 innovative Studienmöglichkeiten,<br />
darunter Angebote wie<br />
Business Analytics, Digital Health<br />
Management, International Marketing<br />
and Sales, Leichtbau oder Wirtschaftsinformatik.<br />
www.hs-aalen.de<br />
Pädagogische Hochschule<br />
Schwäbisch Gmünd. Foto: ph-sg<br />
SCHWÄBISCH GMÜND<br />
Wer sich für Themen wie Bildung,<br />
Gesundheit und Kulturen interessiert,<br />
ist in der Pädagogischen Hochchule<br />
Schwäbisch Gmünd richtig. Dort stehen<br />
Lehramt, Pflegewissenschaft und<br />
Integration zur Wahl.<br />
www.ph-sg.de<br />
SCHWÄBISCH GMÜND<br />
Wenn du besonders kreativ bist,<br />
dann solltest du die Hochschule<br />
für Gestaltung im Blick behalten. In<br />
Schwäbisch Gmünd lassen sich Produkt-,<br />
Kommunikations- oder Interaktionsgestaltung<br />
sowie das Internet<br />
der Dinge studieren.<br />
www.hfg-gmuend.de
50| NEXT STEP WISSEN<br />
DAS AZUBI-ABC<br />
Wie lange dauert die Probezeit? Kann ich mir Fahrtkosten erstatten<br />
lassen? Das große ABC für Auszubildende.<br />
A<br />
A<br />
WIE ARBEITSZEIT:<br />
In jedem Arbeitsvertrag ist eine bestimmte Stundenanzahl<br />
festgelegt, der man als Auszubildender seiner beruflichen<br />
Tätigkeit nachgehen muss.<br />
WIE AUSBILDUNG VERKÜRZEN:<br />
Die meisten Ausbildungen dauern drei Jahre. Doch unter<br />
bestimmten Umständen kann die Zeit der Ausbildung<br />
verkürzt werden. Zum Beispiel, weil man einen höheren<br />
Schulabschluss hat als für die Ausbildung<br />
notwendig oder wenn man besonders gute Leistungen<br />
erbringt. Man kann die Zeit seiner Ausbildung aber auch<br />
verlängern, weil man zum Beispiel längere Zeit erkrankt<br />
war oder sich um Familienangehörige kümmern muss.<br />
B<br />
F<br />
G<br />
E<br />
WIE BERICHTSHEFT:<br />
Dieses muss während der Ausbildung geführt werden. Darin<br />
wird festgehalten, was man während der Ausbildung gelernt<br />
hat. Wichtig ist das Berichtsheft für die Zulassung zur Abschlussprüfung.<br />
WIE EINSTELLUNGSTEST:<br />
Um den kommen viele Bewerber für eine Ausbildung nicht herum.<br />
Denn Arbeitgeber wollen dadurch herausfinden, ob ein Bewerber<br />
für die Ausbildung auch geeignet ist.<br />
WIE FAHRTKOSTEN:<br />
Fahrten zum Ausbildungsbetrieb oder in die Berufsschule können<br />
ganz schön teuer sein. Diese kann man zum einen von der<br />
Steuer absetzen, zum anderen gibt es aber auch die Möglichkeit,<br />
einen Zuschuss zu den Fahrtkosten zu beantragen. Einfach<br />
mal beim Chef nachfragen.<br />
WIE GESELLENBRIEF:<br />
Wer eine Ausbildung im Handwerk absolviert, bekommt nach<br />
deren Abschluss den Gesellenbrief.<br />
K<br />
P<br />
R<br />
WIE KINDERGELD:<br />
Jeder Minderjährige in Deutschland erhält Kindergeld. Doch<br />
auch während der beruflichen Ausbildungsphase wird dieses<br />
weitergezahlt bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres. Den Antrag<br />
muss man schriftlich bei der zuständigen Familienkasse<br />
stellen.<br />
WIE PROBEZEIT:<br />
Egal, ob Ausbildung oder später im Berufsleben: Zu Beginn eines<br />
neuen Arbeitsverhältnisses steht in der Regel die Probezeit.<br />
Während dieser Zeit können sowohl Azubis als auch Ausbildungsbetrieb<br />
den bestehenden Ausbildungsvertrag jederzeit<br />
kündigen und zwar ohne eine Kündigungsfrist.<br />
WIE RENTENVERSICHERUNG:<br />
Mit Beginn der Ausbildung zahlt man automatisch in die gesetzliche<br />
Rentenversicherung ein.<br />
U<br />
W<br />
WIE URLAUBSANSPRUCH:<br />
Azubis haben ein Recht auf Urlaub. Der gesetzlich vorgeschriebene<br />
Mindesturlaub hängt vom Alter des Azubis zu Jahresbeginn<br />
ab. Ein 15-Jähriger hat zum Beispiel Anspruch auf mindesten<br />
30 Urlaubstage ein volljähriger Azubi auf mindestens 24<br />
Urlaubstage.<br />
WIE WELT:<br />
Auch als Azubi kann man – wie Studierende – in die Welt ziehen.<br />
Laut Bundesausbildungsgesetz kann ein Azubi, wenn die entsprechenden<br />
Nachweise vorliegen, ein Auslandspraktikum machen.<br />
FOTO: WAYHOME STUDIO /ADOBESTOCK