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Dezember_2022

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25. Jahrgang<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong><br />

2,10 €, davon 1,- €<br />

für die VerkäuferInnen<br />

UNABHÄNGIGE STRASSENZEITUNG FÜR FREIBURG UND DAS UMLAND<br />

ZUR UNTERSTÜTZUNG VON MENSCHEN IN SOZIALEN NOTLAGEN<br />

900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />

Armenwesen und Pflege in Freiburg (Teil 22)<br />

WER HAT AN DER UHR GEDREHT?<br />

Ein kleiner und amüsanter Rückblick auf unsere<br />

Straßenzeitung in den vergangenen Jahren<br />

IM GESPRÄCH MIT...<br />

dem Weihnachtsmann


INHALT<br />

3<br />

VORWORT<br />

20<br />

NEBEL IM KOPF<br />

4<br />

RECHT AUF STADT<br />

22<br />

KRIMITIPPS<br />

6<br />

WER HAT AN DER UHR GEDREHT?<br />

24<br />

FRANKFURTER BUCHMESSE<br />

8<br />

900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />

25<br />

KOCHEN<br />

12<br />

IM GESPRÄCH MIT...<br />

26<br />

SPORT<br />

14<br />

CIAO BIGGI<br />

28<br />

KRIMI 30. FOLGE<br />

15<br />

MITMACHSEITE<br />

30<br />

RÄTSEL<br />

18<br />

HOLLYS WEIHNACHTSTANNE<br />

31<br />

ÜBER UNS<br />

OHNE IHRE UNTERSTÜTZUNG<br />

GEHT ES NICHT<br />

Liebe LeserInnen,<br />

um weiterhin eine<br />

interessante Straßenzeitung<br />

produzieren und Menschen<br />

durch ihren Verkauf einen<br />

Zuverdienst ermöglichen<br />

zu können, benötigen<br />

wir Ihre Hilfe.<br />

Vielen Dank!<br />

Spendenkonto:<br />

DER FREIeBÜRGER e. V.<br />

IBAN: DE80 6809 0000 0002 4773 27<br />

BIC: GENODE61FR1<br />

Denken Sie bitte daran, bei einer Überweisung Ihren Namen<br />

und Ihre Anschrift für eine Spendenbescheinigung anzugeben.<br />

2<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


Liebe LeserInnen,<br />

soeben haben Sie die letzte Ausgabe des FREIeBÜRGER<br />

in diesem Jahr erworben und wie immer hoffen wir,<br />

dass sie interessant und lesenswert für Sie ist. Wie jedes<br />

Jahr, wenn unsere letzte Ausgabe vertrieben wird, folgen<br />

Weihnachten, Silvester und Neujahr. Ein beschaulicher<br />

Jahresabschluss also.<br />

Diesmal wird das wohl etwas anders... Viele Menschen<br />

werden mit zwiespältigen Gefühlen auf das alte Jahr zurückblicken<br />

und wahrscheinlich sehr skeptisch das neue<br />

beginnen. Viele positive Ereignisse gab es im Jahr <strong>2022</strong><br />

nicht wirklich zu feiern, es sei denn im privaten Bereich.<br />

Zu Beginn des Jahres hatte uns Corona wieder fest im<br />

Griff, die Statistik stieg schnell wieder an, nachdem etwas<br />

gelockert wurde. Vor zehn Monaten begann ein Irrer<br />

einen Krieg in Europa anzuzetteln, was eigentlich kein<br />

klar denkender Mensch nachvollziehen kann. Ein Ende<br />

des Krieges ist nicht absehbar und die Auswirkungen auf<br />

Europa und somit auch auf uns leider auch noch nicht.<br />

Seit Monaten wird für jeden Menschen in Deutschland<br />

das Leben teurer und für viele somit auch schwieriger.<br />

Egal wo man hinschaut, es gibt gerade keinen Bereich, in<br />

dem die Preise nicht um ein Vielfaches ansteigen.<br />

Nehmen wir zum Beispiel den Energiesektor: Die Menschen,<br />

die in Wohnungen leben, mit Gas oder Öl heizen,<br />

gehen mit Unsicherheit und teils auch mit Angst ins neue<br />

Jahr. Denn noch haben die meisten keine Ahnung, was<br />

um wie viel teurer wird. Das erfahren sie erst im Februar<br />

oder März, wenn die Abrechnung kommt. Sollte es bis<br />

dahin keine gravierenden Lohnerhöhungen oder irgendwelche<br />

zusätzlichen Gelder geben, dann haben sehr viele<br />

Menschen in diesem Land existentielle Probleme!<br />

Und da ist ja dann auch noch der Strom, den man zusätzlich<br />

noch irgendwie bezahlen sollte. Falls dafür noch<br />

Geld übrig ist... Natürlich haben sich die Stromanbieter<br />

beeilt zu versichern, man werde niemandem den Strom<br />

abstellen, weil man nicht sofort zahlen kann. Das ist<br />

aber eher unwahrscheinlich, denn neben der etwaigen<br />

Nachzahlung, die jeder leisten muss, kommt ja dann<br />

auch noch die aktuelle, monatliche und deutlich erhöhte<br />

Stromrechnung dazu.<br />

Meine Abenteuer auf der Suche nach Briketts habe ich<br />

Ihnen in der letzten Ausgabe ausführlich geschildert.<br />

Inzwischen habe ich genug, zwar übel teuer, aber ich<br />

muss nicht frieren. Von anderen weiß ich aber, dass<br />

der Briketterwerb immer schwerer wird, ich hatte wohl<br />

nur das Glück, früh dran zu sein. Mittlerweile sind die<br />

Preise weiter gestiegen und es gibt überhaupt nur selten<br />

Kohlen zu kaufen. Und wenn, dann werden diese limitiert<br />

verkauft. Ich schätze, im nächsten Jahr gibt es dann<br />

Versteigerungen...<br />

Auf jeden Fall braucht niemand Angst haben, dass er<br />

nun plötzlich in Hartz IV fällt, denn das wird ja zum<br />

Jahresende abgeschafft. Dann bekommen alle Hartz<br />

IV-EmpfängerInnen das Bürgergeld und fühlen sich<br />

wohl (?). Ich weiß nur noch nicht, wem ich dafür danken<br />

soll. Der Bundesregierung, weil sie die Idee hatte? Oder<br />

Friedrich Merz, der am Ende doch noch zugestimmt hat?<br />

Da habe ich jahrelang darüber nachgedacht, was so ein<br />

Giftzwerg und Meckerer wie Merz wohl an Weihnachten<br />

macht und habe keine Antwort gefunden. Neulich sah ich<br />

zum ersten Mal den Grinch im Fernsehen und mir wurde<br />

einiges klar! Da meckert der viele Jahre über die von der<br />

SPD erfundenen Hartz-Gesetze, sie wären unmenschlich,<br />

doch in 16 Jahren CDU-Regentschaft haben sie nichts<br />

daran geändert. Jetzt will die Ampel etwas ändern und<br />

das ist Merz zu lasch. Aber nur zu meckern ändert auch<br />

nichts. Zumindest sollten wir mit Hoffnung ins neue Jahr<br />

gehen. Vielleicht wird ja Corona endlich ganz besiegt sein,<br />

vielleicht geht der Krieg zu Ende und vielleicht gehen die<br />

Preise auch wieder ein bisschen herunter. Die Hoffnung<br />

stirbt ja bekanntlich zuletzt...<br />

Nun aber zu etwas anderem: Nächstes Jahr im Juni feiert<br />

der FREIeBÜRGER sein 25. Jubiläum – Wahnsinn, wie die<br />

Zeit gerast ist! Das ist natürlich Grund genug für uns, ein<br />

großes Fest zu veranstalten. Die Vorbereitungen laufen<br />

zwar noch nicht auf Hochtouren, so langsam aber sicher<br />

bekommen unsere Ideen aber Strukturen. Wir freuen<br />

uns schon riesig darauf – lassen Sie sich überraschen, wir<br />

informieren Sie rechtzeitig!<br />

Unsere Ziele für das Jahr 2023 sind die Stabilisierung und<br />

der Ausbau des Projektes, um noch mehr Menschen Hilfe<br />

zur Selbsthilfe zu ermöglichen, um ihre Lebenssituation<br />

und ihr Selbstwertgefühl zu verbessern, weitere Menschen<br />

zum Mitmachen zu gewinnen (MitschreiberInnen<br />

sind herzlich willkommen) und den Bekanntheitsgrad zu<br />

steigern, um die Auflage zu erhöhen.<br />

Das Redaktionsteam und die VerkäuferInnen des<br />

FREIeBÜRGER möchten sich recht herzlich für Ihre Unterstützung<br />

bedanken! Bleiben Sie uns auch weiterhin treu<br />

und helfen Sie mit, indem Sie den FREIeBÜRGER regelmäßig<br />

kaufen und weiterempfehlen, um damit ein wichtiges<br />

soziales Projekt in Freiburg zu unterstützen. Wir möchten<br />

uns an dieser Stelle auch bei allen SpenderInnen, WerbekundInnen<br />

und ArbeitsplatzsponsorInnen bedanken<br />

sowie bei allen Geschäftsleitungen, die unseren VerkäuferInnen<br />

erlauben, vor Ihren Geschäften zu verkaufen!<br />

Wir wünschen Ihnen allen ein frohes Fest und alles Gute<br />

für das neue Jahr!<br />

Carsten<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 3


FREIBURG – STADT FÜR ALLE?!<br />

GEMEINSAM GEGEN DIE VERACHTUNG DER ARMEN<br />

Recht auf Stadt meint Teilhabe. Teilhabe am städtischen<br />

Leben, am kulturellen und sozialen Leben. Die Auswirkungen<br />

der aktuellen Kriege und Krisen und die Bewältigungsstrategien<br />

der Herrschenden sorgen dafür, dass<br />

immer weniger Menschen sich auch nur Gedanken über<br />

Teilhabe machen können, es geht vielmehr nur noch ums<br />

Überleben. Die Energiepreise sind in Deutschland im<br />

Oktober um 43 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, die<br />

Lebensmittelpreise um 20,3 %. Soll ich das wenige Geld<br />

für's Heizen oder für nicht ganz so klägliches Essen ausgeben?<br />

Das sind Fragen, vor denen viele Menschen diesen<br />

Winter stehen könnten. Zum 1. Januar 2023 wird in Freiburg<br />

auch noch der neue Mietspiegel in Kraft treten. Die<br />

Basis-Mietspiegelmiete wird damit wohl durchschnittlich<br />

auf über 10 € pro m 2 steigen. Um 10 % könnten die VermieterInnen<br />

die Mieten dann wieder erhöhen. Und das<br />

machen nicht nur private VermieterInnen und die böse<br />

Vonovia, das macht auch die Freiburger Stadtbau GmbH<br />

(FSB). Ein Antrag, in der aktuellen für die MieterInnen<br />

so belastenden Zeit auf Mieterhöhungen bei der FSB zu<br />

verzichten, wurde von allen Fraktionen im Gemeinderat<br />

mit Ausnahme der Eine-Stadt-für-alle-Fraktionen abgelehnt.<br />

Die Behauptung, die FSB-Wohnungen seien immer<br />

noch verhältnismäßig günstig, entspricht häufig nicht<br />

der Realität. Hier wird mit dem Durchschnittswert der<br />

Gesamtstadt verglichen, viele FSB-Wohnungen sind aber<br />

oftmals in Gebieten, die eher günstig sind und nicht allzu<br />

gut ausgestattet. Berücksichtigt man das, sind die Wohnungen<br />

oft genauso teuer, wie es der Mietspiegel hergibt.<br />

Gerade in Häusern, die nicht so gut isoliert sind, werden<br />

die massiv gestiegenen Heizkosten in diesem Winter noch<br />

einmal für eine für viele kaum zu stemmende Extrabelastung<br />

sorgen. Reagiert der lokale Energieversorger<br />

Badenova als kommunales Unternehmen mit einem<br />

Sozialtarif? – Nein, bisher nicht. Und was macht die FSB?<br />

Sie beschließt, in einer Stadt, in der über die Hälfte der Bevölkerung<br />

Anrecht auf einen Wohnberechtigungsschein,<br />

also eine Sozialwohnung hätte, in der es aber kaum mehr<br />

Sozialwohnungen gibt, weiter Eigentumswohnungen<br />

zu bauen. So sollen z. B. ausgerechnet in der Sulzburger<br />

Straße, in der die Privatisierung der Stadtbauhäuser 15-19<br />

durch den Druck der MieterInnenbewegung verhindert<br />

wurde, nun Eigentumswohnungen entstehen. Hier und<br />

im Auggener Weg sollen die Menschen mit weniger Kohle<br />

RECHT-AUF-STADT-NEWSLETTER<br />

Mit unserem RaS-Newsletter<br />

informieren wir einmal im Monat<br />

über „Recht auf Stadt“-Themen:<br />

info@rechtaufstadt-freiburg.de<br />

Aktuelle Termine: tacker.fr<br />

10.12. um 12 Uhr<br />

„Genug ist Genug“-Demo<br />

Gegen steigende Preise und soziale Schieflage<br />

Platz der Alten Synagoge<br />

in den Mietwohnungen praktisch die teuren Wohnungen<br />

vor die Nase gesetzt bekommen, ein paar Jahre Baulärm<br />

inklusive.<br />

Diese Politik ist nichts anderes als die Verachtung der<br />

Armen. Auch die sogenannten Entlastungspakete der<br />

Bundesregierung sind eine solche Verachtung der Armen.<br />

Beim 2. Entlastungspaket in der Coronapandemie erhielten<br />

Steuerpflichtige 300 €, Hartz IV- und EmpfängerInnen<br />

von Asylbewerberleistungen nur 200 €. Umgerechnet auf<br />

den Monat waren das für Hartz IV-BezieherInnen 16,66<br />

€ mehr. Damit werden die Preissteigerungen nicht im<br />

Entferntesten aufgefangen. Von der Politik haben Arme<br />

nichts zu erwarten, egal welches Farbenspiel gerade<br />

regiert. Wir müssen uns also selber helfen, miteinander<br />

sprechen, uns zusammentun und organisieren. Wir müssen<br />

gemeinsam der Stadtpolitik gegenübertreten und<br />

klar machen, dass die FSB gefälligst sozialen Wohnungsbau<br />

und keine Eigentumswohnungen zu bauen hat und<br />

dass es einen Mietstopp braucht. Wir müssen für einen<br />

kostenlosen ÖPNV kämpfen, weil Mobilität ein Grundrecht<br />

ist und das 49-Euro-Ticket immer noch mehr kostet<br />

als im Hartz IV-Regelsatz im Gesamten für Mobilität<br />

vorgesehen ist. Wie wär's mal wieder mit einem kollektiven<br />

Fahren ohne Ticket? Tun wir uns in unseren Mietshäusern,<br />

in den Stadtteilen und am Arbeitsplatz zusammen;<br />

reden wir miteinander, bilden wir Stadtteilgruppen und<br />

kämpfen wir gemeinsam für ein ganz anderes System, in<br />

dem nicht die einen arm sind und nicht wissen, wie sie<br />

am Monatsende die Miete oder das Essen bezahlen sollen<br />

und die anderen wenigen Reichen uns und das Weltklima<br />

kaputt machen.<br />

4<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN (RÜCKBLICK VOM 15. OKTOBER BIS 15. NOVEMBER)<br />

[FR] KEINE STRAFANZEIGEN WEGEN FAHRENS OHNE<br />

FAHRSCHEIN<br />

Der Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit (AKS) Freiburg<br />

ruft zu einer E-Mail-Kampagne an Gemeinderat und<br />

Stadtverwaltung auf, um der Forderung Nachdruck zu<br />

verleihen, dass die VAG das „Fahren ohne Fahrerlaubnis“<br />

nicht mehr zur Anzeige bringen soll. In Bremen und Bremerhaven<br />

verzichten die dortigen Verkehrsbetriebe auf<br />

eine Anzeigenstellung. Mehr Infos zur Mail-Kampagne<br />

gibt es unter: aksfreiburg.wordpress.com. Der AKS fordert<br />

weiterhin einen kostenlosen ÖPNV.<br />

[FR] MIETEN STEIGEN<br />

Die Angebotsmieten in Freiburg, das heißt die Mieten,<br />

mit denen Wohnungssuchende konkret konfrontiert sind,<br />

steigen und steigen und liegen noch einmal weit über<br />

dem Mietspiegel. Das Freiburger Center for Real Estate<br />

Studies erklärt, dass der Durchschnittspreis Anfang des<br />

Jahres bei 14,39 € je m 2 und Monat lag und er im August<br />

<strong>2022</strong> auf durchschnittlich 15,71 € pro m 2 gestiegen ist.<br />

[FR] BAUEN AM BEDARF VORBEI<br />

Die aktuelle Wohnungsbedarfsprognose rechnet damit,<br />

dass in Freiburg bis 2040 je nach Bevölkerungsentwicklung<br />

zwischen 14.000 und 21.000 neue Wohnungen<br />

benötigt werden, aber höchstens 15.000 gebaut werden.<br />

Die städtische Studie unterstreicht, was wir schon immer<br />

sagen: Wohnungsneubau in höheren Preissegmenten<br />

habe nur wenig Wirkung auf die Wohnversorgung im<br />

bezahlbaren Segment. In den neuen Baugebieten würden<br />

höchstens 50 % im „bezahlbaren“ Sektor errichtet. Obwohl<br />

¾ der zukünftig gebrauchten Wohnungen genau in<br />

diesem bezahlbaren und familiengerechten Sektor liegen<br />

müssten. Das bestätigt auch die Studie.<br />

ÜBERBELEGTE WOHNUNGEN<br />

10,5 % der Bevölkerung lebten in Deutschland laut statistischem<br />

Bundesamt im Jahr 2021 in überbelegten Wohnungen.<br />

Das heißt in Wohnungen, deren Zimmeranzahl<br />

im Verhältnis zur Personenanzahl zu klein ist. In Städten<br />

lebten demnach 15,5 % der Menschen in überbelegten<br />

Wohnungen. Ganz besonders oft in zu kleinen Wohnungen<br />

leben laut Statistik Familien mit zwei Erwachsenen<br />

mit mindestens drei Kindern. Hier sind es 30,7 %. Gerade<br />

für größere Familien gibt es auch in Freiburg einen eklatanten<br />

Mangel an verfügbaren Wohnungen.<br />

[FR] STADTAUTOBAHN<br />

Ende Oktober wurde die Verkehrsuntersuchung A 860<br />

Stadttunnel Freiburg veröffentlicht. „Wenn das unsere<br />

Annahmen für die Verkehrsentwicklung sind, können wir<br />

die Zivilisation abmelden!“, sagt Fabian Kern vom VCD<br />

Südbaden im RDL-Interview dazu. Das Gutachten bedient<br />

sich an Zahlen aus dem Verkehrsministerium, rechnet<br />

diese plump hoch, geht von immer weiter steigenden<br />

Verkehrszahlen aus und will so die Notwendigkeit des<br />

Stadttunnels belegen. Erstellt wurde das Gutachten<br />

durch die PTV Planung Transport Verkehr GmbH. Dieses<br />

Unternehmen wurde 2017 von Porsche gekauft. Seit 2021<br />

gehören 60 % der Anteile einem britischen Hedgefond,<br />

der Rest bleibt bei Porsche. Autocity Freiburg.<br />

MENSCHEN IN HEIMEN UND KNÄSTEN HATTEN RECHT<br />

AUF CORONA-EINMALZAHLUNG<br />

Menschen in Heimen oder Knästen, die Zuschüsse zu<br />

Pflegekosten oder Taschengeld erhalten, haben Anrecht<br />

auf eine Corona-Einmalzahlung. Diese Entscheidung,<br />

die das Sozialgericht Freiburg im März getroffen hatte,<br />

bestätigte auch das Landessozialgericht. Es hat die<br />

Berufung der Stadt Freiburg zurückgewiesen. Allein in<br />

Freiburg befanden sich über 500 Personen in der Lage des<br />

Klägers. Rechtssicherheit gibt es aber immer noch nicht.<br />

Das Gericht ließ wegen der grundsätzlichen Bedeutung<br />

des Verfahrens die Revision zu. Gerade angesichts dessen,<br />

dass es momentan die Tendenz gibt, immer wieder auf<br />

Einmalzahlungen zu setzen statt Sozialleistungen oder<br />

Zuschüsse regelmäßig adäquat zu erhöhen, dürfte die<br />

Auseinandersetzung wichtig sein. Überprüfungsanträge<br />

wegen nicht erfolgter Einmalzahlung müssten die Betroffenen<br />

oder etwaige BetreuerInnen allerdings wohl noch<br />

im Jahr <strong>2022</strong> stellen...<br />

HARTZ IV: KLASSENKAMPF VON OBEN<br />

Nach wahrscheinlich nicht allzu harten Verhandlungen<br />

hat sich die Ampel-Koalition mit der Union beim sogenannten<br />

Bürgergeld, das nichts anderes als Hartz IV ist,<br />

geeinigt. Um angesichts der krassen Preissteigerungen<br />

gerade von Lebensmitteln lächerliche 53 € für Alleinstehende<br />

soll der Hartz IV-Satz, der dann Bürgergeld heißt,<br />

zum Jahreswechsel auf dann 502 € steigen. Notwendig<br />

wären mindestens 725 €. Der „Kompromiss“ sieht anders<br />

als der Entwurf Sanktionen vom ersten Tag an vor. Durchgesetzt<br />

von der Schwarze Kassen/Maskendeals-CDU.<br />

Heißt: Kürzungen unter das verfassungsrechtlich garantierte<br />

Existenzminimum. Auch das sogenannte Schonvermögen<br />

soll nicht wie erst von der Ampel vorgesehen<br />

60.000 €, sondern nur 40.000 € betragen und auch<br />

nur ein Jahr lang „geschont“ bleiben. Dafür hatten sich<br />

die Parteien eingesetzt, die so vehement alle Pläne zur<br />

Vermögenssteuer und zu einer höheren Erbschaftssteuer<br />

bekämpfen.<br />

Weiterführende Links zu den Meldungen finden Sie<br />

wie immer auf der Homepage<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 5


Abb.: Vorder- und Rückseite unserer 20sten Ausgabe<br />

WER HAT AN DER UHR GEDREHT?<br />

Ist es wirklich schon so spät...?<br />

So, da ist sie auch schon, die dritte Folge unseres Rückblicks<br />

auf (fast) 25 Jahre FREIeBÜRGER! Bisher habe ich Ihnen<br />

von unseren Anfängen, von unseren Schwierigkeiten,<br />

aber auch von unseren ersten zaghaften Erfolgen bis hin<br />

zu unseren selbst finanzierten Arbeitsplätzen berichtet.<br />

Von Zielen, Wünschen und Träumen, die wir hatten und<br />

was davon wir erreicht haben. Doch warum sind wir, wie<br />

wir sind?<br />

Wenn Sie im Urlaub schon einmal eine andere Straßenzeitung<br />

in einer deutschen Stadt gekauft haben, werden<br />

Ihnen bestimmt einige Unterschiede aufgefallen sein.<br />

Zum einen sieht man den meisten Zeitungen schon am<br />

Titelbild an, dass da Profis am Werk waren. Dieser Eindruck<br />

ist richtig, bei fast allen deutschen Straßenzeitungen<br />

sind echte JournalistInnen, LayouterInnen und sonstige<br />

gelernte MitarbeiterInnen beschäftigt. Dort gab es<br />

am Anfang die Idee, eine Straßenzeitung herauszubringen,<br />

welche dann von Obdachlosen oder anderen Menschen,<br />

die in Armut leben müssen, auf der Straße verkauft<br />

wird. Das sollte den Menschen eine vernünftige Alternative<br />

zum Betteln bieten und ihnen vor allem ihre Würde<br />

wiedergeben. Da gab es dann eine Organisation oder einen<br />

Verein, der die Zeitung herausbringt und erst einmal<br />

ein gewisses Startkapital mitbringen kann.<br />

So ähnlich lief es bei uns ja auch. Natürlich stehen bei uns<br />

auch die VerkäuferInnen im Vordergrund, sie sind der eigentliche<br />

Grund, warum wir den FREIeBÜRGER machen.<br />

Das kann man auch daran sehen, dass von unserer Anfangsmannschaft<br />

jeder selbst die Zeitung verkauft hat<br />

und meist auch darauf angewiesen war. Außerdem wurden<br />

bei uns die VerkäuferInnen von Beginn an in die Entscheidungen,<br />

aber auch in die Verantwortung mit eingebunden.<br />

Schon in den ersten Jahren haben wir einen<br />

Verkäufersprecher gewählt, der sich um die Probleme und<br />

Wünsche unserer VerkäuferInnen kümmerte und diese<br />

dann auch in der Redaktion vorbrachte. Da sich diese<br />

Methode bewährt hat, gibt es den Posten des Verkäufersprecher<br />

bis heute. Der zweite, aber nicht minder wichtige<br />

Grund war, ungeschminkt und ungestört unsere Meinung<br />

sagen zu können. Dass wir Missstände benennen<br />

und anprangern dürfen, ohne dass wir dabei korrigiert<br />

werden. Und um das zu können, mussten wir unabhängig<br />

bleiben. Natürlich war dieser Weg nicht immer einfach...<br />

Ich denke da an die eine oder andere finanziell prekäre<br />

Situation, die wir mit einem Träger vielleicht nicht gehabt<br />

hätten. Aber ich denke, unser Weg war und ist richtig!<br />

Dazu kam bei uns der Vorteil, dass wir uns alle schon<br />

ziemlich lange kannten. Da ein Großteil von uns mehr<br />

oder weniger in denselben Kreisen verkehrte, war das<br />

6<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


eigentlich nicht ungewöhnlich. Bei uns kam dann noch<br />

begünstigend dazu, dass einige gut miteinander befreundet<br />

waren, was die Arbeit manchmal erleichtern kann.<br />

Inzwischen haben wir uns ja von absoluten Laien zu Laien<br />

mit Diplom gemausert und machen immer noch eine<br />

vernünftige und unabhängige Zeitung. Doch wir wollen<br />

unsere Anfänge nicht vergessen! Obwohl wir 1998/99<br />

nicht wirklich wussten, wie man was machen muss und<br />

die freundlichen MitarbeiterInnen in der Druckerei in unseren<br />

ersten Jahren stundenlange Nacharbeiten anhängen<br />

mussten, um aus unseren beschriebenen Blättern<br />

eine Zeitung herzustellen, hatten wir trotzdem jede Menge<br />

Spaß! Ich muss da nur an unsere Titelbilder denken,<br />

vor allem an die Art und Weise, wie sie entstanden sind.<br />

Auf der Redaktionssitzung wurden erst einmal alle möglichen<br />

Ideen zusammengetragen, wie das nächste Cover<br />

aussehen könnte. Nachdem wir uns dann auf das beste,<br />

lustigste oder originellste geeinigt hatten, ging es an die<br />

Planung der Umsetzung. Da begann dann der Arbeitsbereich<br />

von unserem „Chefchen“. Als absoluter Fan der Fotografie<br />

hatte Uli sich in den Kopf gesetzt, jedes Titelbild<br />

mit der eigenen Kamera und den eigenen „Hilfsmitteln“<br />

zu basteln und das konnte manchmal sehr skurril werden.<br />

Zwar waren es sehr oft Fotomontagen, doch die sind<br />

nicht im Studio oder in der Redaktion entstanden, sondern<br />

immer in freier Wildbahn und am lebenden Objekt.<br />

Auf etwaige PassantInnen, staunende ZuschauerInnen<br />

oder gar auf GafferInnen nahm Uli keine Rücksicht! Ich erinnere<br />

mich besonders an ein Ostertitelbild, das er so echt<br />

wie möglich darstellen wollte, dass es fast schlimme Folgen<br />

für ihn gehabt hätte. Wir hatten unser Büro damals<br />

noch in der Ensisheimerstraße, genau gegenüber vom<br />

Seepark. Also marschierte das „Chefchen“ mit Kamera bewaffnet<br />

und einigen Kleinigkeiten in der Tasche hinüber<br />

auf eine Wiese. Dort, an einem kleinen Spielplatz, packte<br />

er nun seinen Krempel aus. Ein bisschen Spielzeug, ein<br />

Plüschtier, ein Osterkörbchen mit Eiern und einen Schokohasen.<br />

Nun machte er sich daran, den besten Standpunkt<br />

zu finden, um das ganze so gut wie möglich auf den Film<br />

zu bannen. Ich muss dazu sagen, dass außer dem Spielplatz<br />

noch eine Kita und eine Schule in der Nähe waren<br />

und das Shooting während der Mittagspause stattfand.<br />

Dank aufmerksamer Anwohner blieb unser Fotograf nicht<br />

lange unbemerkt und so hielt schon bald ein Streifenwagen<br />

neben ihm und fragte, was er dort so treiben würde.<br />

Natürlich klärte sich das Missverständnis schnell auf<br />

und mit der Ermahnung, in Zukunft etwas vorsichtiger<br />

bei der Auswahl seiner Fotoobjekte zu sein, verabschiedeten<br />

sich die Ordnungshüter wieder. Uli gelang es oft, mit<br />

einfachen Dingen eine klare Aussage zu treffen und diese<br />

dann in ein Bild zu verpacken. Fotomodelle gab es genug,<br />

er konnte sie sich auf der Wagenburg, unter unseren VerkäuferInnen<br />

oder am Rotteckdenkmal aussuchen. Das hat<br />

nicht mal Überredungskunst gekostet, jeder machte gern<br />

dabei mit. Wie originell und treffend die Titelbilder und<br />

die Modells waren, bewies das Lob der LeserInnen, was<br />

unsere VerkäuferInnen oft genug bekamen. Spaß brachte<br />

auch unsere Aktion anlässlich unserer hundertsten Ausgabe.<br />

Wir hatten uns vorgenommen, diese Jubiläumsausgabe<br />

irgendwie anders, aber auf gar keinen Fall festlich<br />

zu gestalten. Nach langen Diskussionen kamen wir zum<br />

Ergebnis, wir machen eine absolut blödsinnige Ausgabe,<br />

was uns dann auch nicht sonderlich schwerfiel. So schrieb<br />

unser Wander-Schorsch einen Bericht über eine Wanderung<br />

im Schwarzwald, allerdings aus der Sicht seines<br />

Hundes. Ich übernahm für eine Ausgabe Ulis Vorwort und<br />

er meine Sportseiten. Da referierte er zwei Seiten lang<br />

über die Kunst des Boulespiels, welches er in Frankreich<br />

kennen und lieben lernte. Die ganze Ausgabe war derart<br />

gestaltet, hat uns eine ganze Menge Spaß gemacht und<br />

kam auch bei unser Leserschaft sehr gut an.<br />

Doch abseits der Zeitungsarbeit hat sich unser Verein<br />

auch mit anderen Sachen beschäftigt. Da wir damals alle<br />

noch ziemlich jung und fit waren, haben wir als FREIe-<br />

BÜRGER-Team Fußball gespielt und das sogar überaus erfolgreich.<br />

Wie wir zu unserer Mannschaft kamen, war<br />

dann aber doch ein wenig seltsam. Molly, ein ehemaliger<br />

Verkäufer, wohnte im Jahr 2000 in Bad Krozingen.<br />

Beim dortigen Sportverein sollte zu Pfingsten ein Fußballturnier<br />

für Laien stattfinden. Molly fand das riesig<br />

und meldete eine Mannschaft vom FREIeBÜRGER dort an,<br />

die es überhaupt nicht gab. Drei Tage vor Anpfiff erzählte<br />

er uns davon und fand die Idee immer noch toll! Da wir<br />

nun schon einmal angemeldet waren, fuhren wir auch<br />

hin und versuchten mitzuspielen. Auf dem Papier sah alles<br />

ganz einfach aus, jeder von uns hatte mal aktiv gespielt,<br />

wir hatten den besten Torwart und da kann doch<br />

nix schiefgehen. Vergessen hatten wir, dass wir vor 10<br />

oder 20 Jahren zuletzt gegen einen Ball getreten und seitdem<br />

eine Menge Bier und Zigaretten inhaliert hatten. Um<br />

es kurz zu machen, wir erhielten am Ende die Urkunde<br />

für den am besten gekleideten Torwart und für die besten<br />

und lautesten Fans, mehr war nicht drin. Trotz allem hat<br />

es uns jede Menge Spaß gemacht und im Vertrauen darauf,<br />

dass wir irgendwann mal besser werden und auch<br />

mal gewinnen, behielten wir unsere Mannschaft und<br />

spielten weiter. In der Folge traten wir bei deutschen Straßenzeitungsmeisterschaften<br />

an und fuhren sogar in die<br />

weite Welt hinaus, um an den Weltmeisterschaften für<br />

Obdachlose und ZeitungsverkäuferInnen teilzunehmen<br />

und das sogar drei Mal!<br />

Wie genau das lief und was dabei herauskam, lesen Sie<br />

in der nächsten Ausgabe. Außerdem erfahren Sie, wie wir<br />

zur Kultur kamen.<br />

Carsten<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 7


Abb.: Jan Brueghel and Sebastian Vrancx – Überfall auf einen Wagenzug<br />

900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />

Armenwesen und Pflege in Freiburg (Teil 22)<br />

Foto: Wikipedia<br />

In der letzten Ausgabe berichtete ich über das Große<br />

Spital im Dreißigjährigen Krieg und wie die BewohnerInnen<br />

durch die Kriegsjahre kamen. In dieser Folge schreibe<br />

ich über das Ende des großen Krieges, den ersehnten Frieden<br />

und den nächsten Krieg, der schon vor der Tür stand.<br />

WIE DER KRIEG FÜR FREIBURG ZU ENDE GING<br />

Wie schon erwähnt, stand das schwedische Heer im April<br />

1634 wieder vor den Freiburger Stadttoren. Obwohl es<br />

von Freiburger Seite keine nennenswerte Gegenwehr<br />

gab, gingen die Schweden sehr brutal vor. Mitten in der<br />

Nacht überrannten sie die Vorstädte und metzelten alles<br />

nieder, was ihnen in den Weg kam. Den Anfang machte<br />

die Schneckenvorstadt, wo allein ca. 60 BürgerInnen<br />

ermordet wurden. Wieder musste sich die Stadt der<br />

Übermacht ergeben und wieder kam es trotz Kapitulationsvertrag<br />

und einer Zahlung von 5.000 Gulden zu<br />

Plünderungen und Gewalt gegen die Freiburger Bevölkerung.<br />

Zwar dauerte die schwedische Besatzung dieses<br />

Mal nur kurz an, doch es reichte, um Freiburg ein weiteres<br />

Mal zu verwüsten. Bis zu ihrem erneuten Abzug hatten<br />

sie alles Essbare, Waffen, Schmuck und andere Wertsachen<br />

geraubt, selbst Wäsche nahmen sie mit, sodass den<br />

Menschen diesmal wirklich gar nichts mehr blieb. Fanden<br />

die Schweden in einem Haus nichts, so zerschlugen sie<br />

im Haus sämtliches Mobiliar, sogar die Öfen mussten<br />

dran glauben. In manchen Fällen zündeten sie sogar die<br />

Häuser an! Die militärische Obrigkeit scherte sich nur<br />

wenig darum und ließ die Plünderungen und Gewalttaten<br />

meist ungesühnt.<br />

Zu dieser Zeit brodelte es in der Freiburger Bürgerschaft.<br />

Ein Grund war natürlich der, dass man den schwedischen<br />

Söldnern ausgeliefert war und von keiner Seite Schutz<br />

bekam, ein zweiter war der täglich größer werdende<br />

Unterschied zwischen arm und reich und das täglich<br />

wachsende Heer an armen Menschen. Denn während die<br />

ganz reichen Leute wie der Adel, die reichen Kaufleute<br />

oder der hohe Klerus auch in diesen Zeiten irgendwie<br />

durchkamen, ohne nennenswert zu darben, ging es der<br />

8<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


übrigen Bevölkerung sehr schlecht. Viele, denen es vor<br />

dem Krieg gut oder sogar sehr gut ging, hatten jetzt<br />

nichts mehr. Und während die Reichen immer noch<br />

irgendwoher Lebensmittel besorgten, musste der ganze<br />

größere „Rest“ hungern. Viele hatten daneben auch<br />

ihre Unterkunft verloren. Arbeit gab es sowieso kaum<br />

und wenn doch, konnte kaum Lohn bezahlt werden. Im<br />

Sommer 1634 reichte es den armen und hungernden<br />

FreiburgerInnen und sie zogen in die Ferne. Sie verließen<br />

Freiburg auf der Suche nach Nahrung und Frieden.<br />

Um den Auszug der BürgerInnen zu stoppen, die Unruhen<br />

zu beenden und um einen möglichen Aufstand zu<br />

verhindern ließ der Stadtkommandant im Schutterhof<br />

kostenlos Korn und Wein an die Armen verteilen. Doch<br />

viele waren da schon weggezogen. Als am 18. September<br />

1634 die Schweden wieder abzogen, nahmen sie alles mit,<br />

was noch zu finden war. Zusätzlich sprengten sie noch<br />

das Schloss in der Burghalde in die Luft.<br />

Im Frühjahr 1635 bezog Herzog Karl IV. von Lothringen in<br />

Freiburg Quartier, da er aus Frankreich vertrieben worden<br />

war. Hier sollten sich seine Truppen erholen und dann<br />

wollte er mit ihnen über das Elsass wieder in Frankreich<br />

einfallen. Doch falls sich der Rat und die BürgerInnen<br />

von den Lothringischen Truppen nun Ordnung und<br />

Disziplin erhofften, wurden sie enttäuscht. Die Truppen,<br />

die zum Großteil in den Vorstädten einquartiert waren,<br />

benahmen sich genauso zügellos wie die Schweden und<br />

schikanierten und terrorisierten die EinwohnerInnen.<br />

Viele Menschen aus den Vorstädten flohen in die heillos<br />

überfüllte Innenstadt, wo sie fast ausschließlich in den<br />

Kirchen Unterkunft fanden.<br />

Die Hungersnot in der Stadt war inzwischen noch größer<br />

geworden. Die Menschen ernährten sich nur noch von<br />

Hafer-, Kleie- und Eichelbrot. Diesmal starben auch viele<br />

Menschen vor Hunger, wie z. B. die kleine Tochter eines<br />

Seilers oder ein Schneider namens Schmidlin. Trotzdem<br />

wurden die Häuser weiterhin fast täglich vom Militär<br />

durchsucht. Da natürlich nichts mehr gefunden werden<br />

konnte, verhielten sich die Soldaten noch grausamer<br />

zu den EinwohnerInnen. Sie schlugen wahllos Männer<br />

zusammen, prügelten Kinder und schändeten Frauen<br />

und Mädchen. Am schlimmsten war diese Lage für die<br />

Kinder, für die „elternlosen, armen und schwachen Kinder,<br />

die tags und nachts vor den Bürgerhäusern liegen“.<br />

Ab Juli 1635 nahm der Stadtrat diese obdachlosen<br />

Kinder, meist Waisen, die inzwischen scharenweise in<br />

die Stadt geströmt waren, in die Armenhäuser auf. Die<br />

jüngeren und kleineren Kinder kamen im Findelhaus<br />

unter, während die älteren ins Blatternhaus kamen. Das<br />

reguläre Armenspital war ja zerstört worden. Weiterhin<br />

Abb.: Bernhard von Sachsen-Weimar, 1604 bis 1639<br />

Foto: Wikipedia<br />

wies der Rat die Kapuziner und die Dominikaner an, bei<br />

ihren Predigten die Menschen zur Barmherzigkeit für die<br />

Kinder anzuhalten. Außerdem ließ der Rat zweimal in der<br />

Woche eine Haussammlung zugunsten der Kinder durchführen,<br />

bei der freilich nicht viel zusammenkommen<br />

konnte. Doch als immer mehr Kinder kamen, musste der<br />

Rat eine Entscheidung treffen, die heute wohl als grausam<br />

gelten würde. Die Kinder, die da waren, durften bleiben<br />

und wurden von der Stadt versorgt. Zugleich erging<br />

aber auch ein Befehl an die Torwachen, keine Kinder mehr<br />

in die Stadt einzulassen.<br />

1637 kam Freiburg dann unter die Herrschaft des Herzogs<br />

Bernhard von Sachsen-Weimar, der von Frankreich unterstützt<br />

wurde, bevor 1642 die Franzosen dann Freiburg<br />

selbst übernahmen. Um die BürgerInnen zu demütigen,<br />

ließen die Besatzer sie 1642 und 1643 antreten, dem<br />

französischen König Ludwig XIII. huldigen und einen Eid<br />

auf ihn schwören. Ob die BürgerInnen allerdings wie<br />

es verlangt wurde „nit allein mit Mundt und Gebärden,<br />

sondern auch mit Gemüth und Hertzen“ schworen, ist<br />

nicht bekannt. In jedem Fall war es für die Stadt Freiburg<br />

und ihre BewohnerInnen eine sehr schwere Zeit und je<br />

länger der Krieg dauerte, umso mehr Probleme tauchten<br />

auf.<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 9


Abb.: Louis XIII. Guillaume Coustou – Notre-Dame de Paris<br />

Zwischen 1637 und 1644 trieben sich im Schwarzwald<br />

und im Breisgau ganze Horden marodierender Soldaten<br />

herum, die vor allem die Dörfer überfielen. Meist wurden<br />

diese Überfälle auch angezeigt, doch es geschah nichts.<br />

1642 stellte der Stadtkommandant Oberst Kanoffski einen<br />

Trupp zusammen, um die Mordbrenner zu vertreiben. Es<br />

gelang ihnen, 40 dieser „Schnapphähne“ zu töten und 32<br />

gefangen zu nehmen und nach Freiburg zu bringen. Hier<br />

wurden sie bestraft, einige wurden wie für Diebe üblich<br />

gehängt, andere wurden verstümmelt.<br />

Doch auch noch so drakonische Strafen konnten das<br />

Rauben und Morden nicht beenden. Die Menschen in<br />

der Stadt und auch der Rat selbst waren verzweifelt. Vor<br />

allem, weil neben den Lebensmitteln auch das Bargeld<br />

fehlte. Wieder schickte der Rat eine Delegation nach<br />

Basel, um beim dortigen Rat um Geld zu bitten. Um die<br />

Wichtigkeit dieser Mission zu unterstreichen, schickte der<br />

Freiburger Rat drei Stadträte mit, unter ihnen der Stadtschreiber<br />

Dr. Johann Heinrich Schmidlin. Doch die Zeiten<br />

waren grausam und so wurde die Gesandtschaft überfallen<br />

und ausgeraubt!<br />

Die Belagerungen oder die Eroberungen Freiburgs<br />

nahmen kein Ende und jedes Mal, wenn ein neuer Kriegsherr<br />

auftauchte, bedeutete das für die einfache Bevölkerung<br />

neues Unheil, neue Demütigungen und neuen<br />

Foto: Aconcagua / wikipedia (CC BY-SA 3.0)<br />

Terror. Das begann schon bevor die feindlichen Truppen<br />

vor Freiburgs Toren standen. In diesen Zeiten zwischen<br />

zwei Belagerungen mussten die Verteidigungsanlagen<br />

ausgebessert oder neu gebaut werden, das war das<br />

sogenannte Schanzen. Dafür setzte man die „einfache“<br />

Freiburger Bevölkerung und die in die Stadt geflüchteten<br />

Bauern ein. Sie kletterten auf der Stadtmauer und den<br />

Toren herum und versuchten alles dicht zu machen, um<br />

den Feinden das Durchkommen zu erschweren. Griffen<br />

während der Arbeiten Feinde an, dann waren die Schanzer<br />

auch gleich die ersten Verteidiger, was viele nicht<br />

überlebten. Es waren ca. 200 Menschen ständig zum<br />

Schanzen eingeteilt, Pausen gab es kaum und Ablösung<br />

kam auch nur selten. In einem alten Stadtprotokoll findet<br />

man dazu: „sie mußten in Stattgraben steygen, Pallisaden<br />

tragen, die Löcher vermachen, Strohe herbey thuen, selbiges<br />

den Feuerwerffern reichen und dadurch den Leyb bloss<br />

geben.“<br />

1644 gab es für Freiburg die letzte erwähnenswerte<br />

Belagerung im Dreißigjährigen Krieg, die Kurbayrische<br />

Reichsarmee unter Führung von Feldmarschall Franz von<br />

Mercy stand vor der Stadt. Diesmal versuchten die Freiburger<br />

unter Leitung von Oberst Kanoffski, ihre Stadt zu<br />

verteidigen. Doch nachdem auf Freiburger Seite mehr als<br />

600 Mann gefallen waren, Pulver und Munition zur Neige<br />

gingen und die Regierung wieder keine Unterstützung<br />

10<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


schickte, gab Kanoffski auf. Er handelte einen Frieden<br />

mit den Bayern aus und übergab Feldmarschall Mercy<br />

die Stadt mit den Worten: „damit die Statt dardurch vor<br />

weiterrer Ruin conserviert werden möchte!“ Und so bezog<br />

Mercy am 29. Juli Quartier in der Stadt. Als ein Jahr später<br />

in Münster und Osnabrück die Verhandlungen über einen<br />

Frieden starteten, begann das ganze Reich zu hoffen.<br />

Bereits im Sommer 1646 schlossen in Süddeutschland<br />

einige Kriegsparteien eine Art Stillhalteabkommen, was<br />

die Menschen aufatmen ließ. Zwar stand 1648 noch mal<br />

ein französisches Heer vor Freiburg, doch Dauerregen und<br />

starke Überschwemmungen machten eine Belagerung<br />

unmöglich. So zog der französische Kardinal Mazarin das<br />

Heer ein paar Tage später wieder ab und ab diesem Tag<br />

war für Freiburg der Dreißigjährige Krieg beendet.<br />

DER FRIEDEN FÜR FREIBURG UND DEN BREISGAU<br />

Am 13. <strong>Dezember</strong> 1648 wurde von der Kanzel des Freiburger<br />

Münsters der Frieden verkündet! Stadt, Rat und<br />

BürgerInnen atmeten auf, umarmten sich gegenseitig<br />

und konnten erstmals seit vielen Jahren ohne Angst auf<br />

die Straßen gehen. Zwei Tage nach der Verkündung des<br />

Friedens wurde der Friedensschluss unter dem Geläut<br />

aller Kirchenglocken in der Stadt mit einem feierlichen<br />

Hochamt im Münster gewürdigt. An die Toten des Dreißigjährigen<br />

Krieges erinnert bis heute das Läuten der<br />

ältesten und größten Münsterglocke, der „Hosanna“.<br />

Jeden Donnerstagabend und freitagmorgens um 11 Uhr<br />

schlagen die Glocken zum mahnenden Gedenken. Initiator<br />

dieses Rituals war ein gewisser Johann Heinrich Vest,<br />

der bereits 1635 eine Glocke stiftete zum Gedenken an alle<br />

Menschen, die durch Raub, Mord oder Brand ums Leben<br />

gekommen waren.<br />

Bevor man nun an den Wiederaufbau der Stadt gehen<br />

konnte, mußte man erst einmal den kompletten Schaden<br />

betrachten, den der Krieg angerichtet hatte. Das Ergebnis<br />

war niederschmetternd! Sämtliche Vorstädte waren<br />

total zerstört, in der Stadt Freiburg selbst hatte es viele<br />

Wohnhäuser getroffen, aber auch die Geschäfte und die<br />

Handwerksbetriebe waren nicht verschont geblieben.<br />

Die wenigen Häuser, die noch nicht eingestürzt waren,<br />

standen kurz davor, Handel und Wirtschaft lagen am<br />

Boden, die Stadt stand vor einem riesigen Schuldenberg<br />

und viele EinwohnerInnen waren tot. Für diejenigen, die<br />

am Leben geblieben waren, sah es allerdings auch alles<br />

andere als gut aus! Es gab in der ganzen Stadt kaum noch<br />

etwas zu Essen, die FreiburgerInnen lebten sprichwörtlich<br />

von der Hand in den Mund. Viele der in die Stadt geflohenen<br />

Bauern kehrten in ihre Dörfer zurück. Doch auch<br />

das war ernüchternd: Die Felder waren verwüstet und die<br />

Weinberge waren zerstört, die Wälder waren kahl geschlagen<br />

und auch ihre Hütten mussten sie neu aufbauen.<br />

Auch frühere Bauern, die sich in der Stadt selbstständig<br />

Foto: Andreas Schwarzkopf / wikipedia (CC BY-SA 4.0)<br />

Abb.: Hosanna-Glocke im Freiburger Münster – älteste<br />

Angelusglocke Deutschlands<br />

gemacht hatten, mussten in die alte Heimat zurückkehren,<br />

da man im Nachkriegs-Freiburg mit Familie kaum<br />

überleben konnte.<br />

Etwa 200 Zunftangehörige aus Freiburg gingen weg, sie<br />

suchten Anstellung in fremden Söldnerheeren, das war<br />

ihnen lieber, als in der Stadt zu verhungern. Wie schlimm<br />

die Zerstörung gewesen sein muss zeigt die Tatsache,<br />

dass auch 20 Jahre nach Kriegsende von der Bauruine<br />

Freiburg gesprochen wurde und das, obwohl Freiburg<br />

seit 1651 Regierungssitz war. Die Einwohnerzahl betrug zu<br />

diesem Zeitpunkt gerade einmal 700.<br />

In der nächsten Zeit berichte ich wieder über den<br />

Fortgang im Großen Spital und über die neue<br />

Armenfürsorge!<br />

Ich bedanke mich beim Stadtarchiv Freiburg und Herrn<br />

Thalheimer, der Waisenhausstiftung, Gerlinde Kurzbach,<br />

Peter Kalchtaler und Dr. Hans-Peter Widmann.<br />

Carsten<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 11


mir leben lassen. Das hat meinem Vermieter nicht gepasst,<br />

da im Mietvertrag steht: Keine Haustiere! Und schwupps<br />

– fand ich mich auf der Straße wieder. Das Jobcenter und<br />

das Amt für Soziales helfen mir leider nicht, ich bekomme<br />

keinerlei Unterstützung. Das Jobcenter hat mir einen Job<br />

als Osterhasen und als Christkind angeboten – euch muss<br />

ich nicht erklären, warum das nicht geht... Und die beim<br />

Amt wollen nicht sehen, dass auch der Weihnachtsmann<br />

Wohnraum und Geld braucht, das taucht nämlich nicht in<br />

ihren internen Vorschriften auf und dann gibt es das für sie<br />

auch nicht.<br />

Wovon lebst Du denn jetzt gerade, wie bekommst Du<br />

Dich und Deine Rentiere über die Runden?<br />

Ich lebe zur Zeit in einem kleinen Zelt im Wald auf dem<br />

Hirzberg und meine Rentiere nächtigen unter den Tannenbäumen.<br />

Wir leben vom Schnorren und gehen dazu täglich<br />

in die Stadt. Ich wollte aber nachfragen, wenn ich schon<br />

hier in der Redaktion bin, ob ich als Weihnachtsmann nicht<br />

auch den FREIeBÜRGER verkaufen könnte?<br />

Foto: Andrea Piacquadio / Pexels<br />

IM GESPRÄCH MIT...<br />

dem Weihnachtsmann<br />

Sobald die Temperaturen kühler werden und die Weihnachtszeit<br />

näherrückt, beginnen große und kleine Kinder<br />

geduldig auf den Weihnachtsmann zu warten. Er bringt<br />

die Geschenke am 24. <strong>Dezember</strong>, dem Weihnachts- oder<br />

dem Heiligen Abend. Weltweit kennt man ihn und wir<br />

sind sehr glücklich, dass er uns in der besonders für ihn<br />

sehr trubeligen Vorweihnachtszeit zu einem Gespräch in<br />

der FREIeBÜRGER-Redaktion besucht hat.<br />

Wie geht es Dir, lieber Weihnachtsmann?<br />

Im Moment nicht so gut, weil ich meine Wohnung verloren<br />

habe und nichts finde für mich und meine Rentiere. Das<br />

ein oder andere Mal war ich kurz davor, wieder mit dem<br />

Trinken anzufangen...<br />

Wieso? Was ist passiert?<br />

Wo soll ich da bloß anfangen? Der Hauptgrund, warum<br />

ich jetzt auf der Straße lebe, war, dass ich die Miete für<br />

den Rentierstall nicht mehr bezahlen konnte. Eine Mieterhöhung,<br />

die immer höheren Energiekosten, gestiegene Lebensmittelpreise...<br />

Es ging einfach nicht mehr! Ich habe die<br />

Rentiere dann mit in meine Wohnung genommen und bei<br />

Ja klar kannst Du, jeder, der sich in einer sozialen Notlage<br />

befindet, kann den FREIeBÜRGER verkaufen. Du musst<br />

dann nicht mehr schnorren und kannst deine Rentiere<br />

auch mitnehmen. Wusstest Du das nicht?<br />

Nööö, wusste ich nicht. Das ist echt spitze, ich muss nicht<br />

mehr schnorren und die KäuferInnen bekommen eine tolle<br />

sozialkritische Zeitung zum Lesen.<br />

Kennst Du Straßenzeitungen? Schon mal eine gekauft?<br />

Ja sicher, ich kaufe gerne eine, solange ich das nötige<br />

Kleingeld dafür habe. Eines ist sicher, Straßenzeitungen<br />

sind weltweit wichtig und sollten noch in viel mehr Ländern<br />

und deren Städten verkauft werden. Sie ermöglichen<br />

Menschen Hilfe zur Selbsthilfe, die Lebenssituation und das<br />

Selbstwertgefühl werden gestärkt, es ergeben sich soziale<br />

Kontakte und der Tagesablauf erhält eine Struktur. Meiner<br />

Meinung nach ist daher der Straßenzeitungsverkauf viel<br />

mehr als nur ein Zubrot!<br />

Wirst Du dieses Jahr überhaupt an Weihnachten alle<br />

besuchen und beschenken können, wenn Du doch selbst<br />

nichts hast und ohne Wohnung bist?<br />

Ich schaffe es immer, und das wird sich auch dieses Jahr<br />

trotz meiner persönlichen Situation nicht ändern. Klar,<br />

es wird schwieriger werden, aber ich bleibe optimistisch,<br />

auch dass meine Rentiere mit weniger Futter durchhalten.<br />

Ich wache jeden Morgen mit dem Glauben auf, dass heute<br />

besser als gestern sein wird.<br />

Wie kann man Dir helfen?<br />

Eine Unterkunft für mich und meine Rentiere inklusive<br />

Futtervorrat für sie wäre ganz toll, da wäre mir sehr mit<br />

geholfen. Ich bin ja bescheiden, brauche nicht viel. Zur<br />

12<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


Zeit wäre ich schon dankbar über ein warmes Zimmer mit<br />

einem Dach über dem Kopf, damit ich nicht draußen im<br />

Kalten schlafen muss.<br />

Wenn Du zur Weihnachtszeit beim Geschenke austeilen<br />

die Welt von oben betrachtest, was macht Dich da besonders<br />

traurig und was besonders glücklich?<br />

So vieles macht mich traurig... Die vielen Kriege und die<br />

damit verbundenen Opfer, der Klimawandel, der rasant<br />

voranschreitet, Rassismus und Intoleranz, Ungerechtigkeit,<br />

die hungernden Menschen in den ärmsten Ländern der<br />

Welt. Einfach die ungerechte Verteilung von Armut und<br />

Reichtum. Aber auch, dass immer weniger an den Weihnachtsmann<br />

glauben, dass die Magie einfach so verloren<br />

geht... Was mich erfreut ist, dass die Sonne immer noch<br />

aufgeht nach einer dunklen Nacht und der Zusammenhalt<br />

und die Hilfsbereitschaft unter den Menschen immer noch<br />

gelebt werden, wenn auch (finde ich) weniger als früher.<br />

Hast Du ein persönliches Lebensmotto?<br />

Du kannst nicht negativ denken und Positives erwarten.<br />

Ist Dein Bart echt?<br />

Das darf ich leider nicht verraten...<br />

Was schenkst Du eigentlich den PolitikerInnen der mächtigsten<br />

Länder der Welt? Eine Friedenspfeife?<br />

Rauchen ist ungesund, daher bekommen die Pfeifen keine<br />

Friedenspfeife von mir. Die bekommen keine Geschenke, sie<br />

sollen einfach nur einen guten Job machen. Bei den hohen<br />

Gehältern können die sich selbst reichlich beschenken...<br />

Was sollte Deiner Meinung nach weltweit sofort abgeschafft<br />

werden?<br />

Autos! Schlitten sind günstiger und umweltfreundlicher.<br />

Abschaffung aller Waffen und Kriegswaffen! Die Ungleichheit<br />

zwischen Frauen und Männern! Schlecht bezahlte Jobs!<br />

Nicht bezahlbarer Wohnraum!<br />

Alles wird weltweit gerade deutlich teurer. Werden deshalb<br />

Deine Geschenke dieses Jahr weniger und kleiner<br />

ausfallen?<br />

Nein, das nicht. Mir ist aber aufgefallen, dass auffällig viel<br />

mehr Tankgutscheine und Fresskörbe auf den Wunschlisten<br />

zu finden sind.<br />

Feierst Du selbst auch Weihnachten?<br />

Der Heilige Abend ist für mich ein arbeitsreicher und auch<br />

wunderschöner Abend. Es gibt für mich und meine Rentiere<br />

viel zu tun, wir sind die ganze Nacht auf Achse. Ich feier,<br />

wenn wir von unserer Tour zurückgekommen sind und eine<br />

Mütze Schlaf hinter uns haben. Freunde kommen, es gibt<br />

für Mensch und Tier etwas Besonderes zu essen, wir lassen<br />

es uns richtig gut gehen und freuen uns des Lebens.<br />

Schaust Du gerne Fußball? Hast Du einen Lieblingsverein<br />

und was sagst Du zu der gerade stattfindenden Fußball-WM<br />

in Katar?<br />

Ich schaue gerne Fußball, am liebsten meinen Lieblingsverein<br />

FC St. Pauli. Ich bin der Meinung: Fußball muss in<br />

Zukunft für die Menschen da sein und das ausschließlich.<br />

Fußball sollte nicht stehen für Gewinner/Verlierer, Milliardengeschäfte,<br />

Missachten der Menschenrechte... Es gab<br />

in Katar so viele Tote unter den Arbeitern. Schrecklich und<br />

traurig. Bier mit Alkohol gibt es nur für die FIFA und Funktionäre<br />

– skandalös!<br />

Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür! Es gibt in Freiburg<br />

z. B. den Kältebus oder die Wärmestuben in der Pflasterstub’,<br />

im Ferdinand-Weiß-Haus und in der Insel. Was<br />

sollte es noch geben?<br />

Wohnraum für alle und den bezahlbar, dann müsste es<br />

weder Kältebus noch Wärmestuben geben.<br />

Du bist ja zur Zeit in Freiburg. Was gefällt Dir hier besonders<br />

gut und was gefällt dir weniger?<br />

Besonders gut gefallen mir die kleinen Gassen in der<br />

Altstadt, die Bächle, die Musik der StraßenmusikantInnen<br />

und auf dem Münstermarkt die „Lange Rote“, die vielen<br />

tollen Gerüche, Farben und Eindrücke. Da kann ich einfach<br />

nicht anders, als mich in diesem Moment wohlzufühlen.<br />

Nicht gefallen tun mir die zu hohen Fahrkartenpreise der<br />

öffentlichen Verkehrsmittel (Bus und Straßenbahn) mit<br />

gratis Gedränge und von Rucksäcken erschlagen werden...<br />

Braucht kein Mensch! Und dass sich Freiburg gerne als<br />

Green City vermarktet mit ökologischen Bauprojekten.<br />

Wenn man genauer hinschaut, überwiegen jedoch konventionelle<br />

Bauprojekte ohne jegliche Öko-Innovation. Also von<br />

oben eher grau als grün. Das hat mir ein alter Freiburger<br />

Herr im Gespräch auf dem Platz der Alten Synagoge erst<br />

kürzlich erzählt.<br />

Und was ist für Dich der schönste Ort in Freiburg? Und<br />

welcher der hässlichste?<br />

Der schönste? Dafür kenne ich Freiburg zu wenig. Ich war<br />

aber vor kurzem oben auf dem Schlossberg am Kanonenplatz,<br />

da fand ich den Ausblick sehr schön.<br />

Der hässlichste? Der Weihnachtsmarkt.<br />

Was wünschst Du Freiburg?<br />

Viel Sonnenschein, noch mehr Vielfalt und vor allem bezahlbaren<br />

Wohnraum, damit jeder gut in der Stadt leben<br />

kann...<br />

Lieber Weihnachtsmann, vielen Dank für das kleine<br />

Interview mit Dir. Wir wünschen Dir viel Glück bei Deiner<br />

Wohnungssuche und bleib' so, wie Du bist! Ho ho ho...<br />

Oliver, Ekki & Conny<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 13


Engagiert für<br />

wohnungslose Menschen<br />

Sonntagstreffs<br />

im <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong><br />

04.12.<strong>2022</strong><br />

13 Uhr<br />

11.12.<strong>2022</strong><br />

13 Uhr<br />

Gemeinde St. Urban<br />

Hauptstraße<br />

Buslinie 27 / Halt Herdern Kirche<br />

oder Straßenbahn 4 Richtung Zähringen<br />

Halt Hauptstraße<br />

Treffpunkt auf dem Herdermer Kirchplatz<br />

Warmer Imbiss, Kaffee, Getränke und<br />

weitere adventliche Angebote<br />

Freie Evangelische Gemeinde<br />

Kronenmattenstraße 5<br />

Straßenbahn 3 Richtung Haid<br />

Halt Reiterstraße<br />

Mittagessen mit Kaffee und Kuchen in<br />

adventlicher Atmosphäre<br />

CIAO BIGGI<br />

Im November erhielten wir völlig unerwartet die Nachricht,<br />

dass unsere Biggi verstorben ist. Sie hat viele Jahre<br />

den FREIeBÜRGER verkauft, stand mit ihrer Hündin Sarah<br />

vor der Alten Wache am Münsterplatz und war bei vielen<br />

unserer LeserInnen bekannt und beliebt. Außerdem<br />

war sie stellvertretende Verkäufersprecherin und ein<br />

sehr wichtiges Bindeglied zwischen der Pflasterstub' und<br />

der FREIeBÜRGER-Redaktion. Sie war die gute Seele der<br />

Pflasterstub', wo sie sich zehn Jahre ehrenamtlich engagierte.<br />

Für so viele dort war sie einfach nur die „Mutti“,<br />

die immer ein offenes Ohr für jeden hatte, der mit einem<br />

Problem zu ihr kam. Sie hatte eine wenig angenehme<br />

Kindheit und in ihrem Leben so einige Höhen und Tiefen<br />

zu meistern. Biggi hat sich aber nie unterkriegen lassen<br />

und meist war ein verschmitztes Lächeln in ihrem Gesicht<br />

zu sehen. Und einen flotten Spruch oder einen gut<br />

gemeinten Rat hatte sie immer auf den Lippen. Jeder, der<br />

sie kannte, wird ihre Stimme vermissen. Sie selbst sagte<br />

einmal von sich: „Man hört mich, bevor man mich sieht.<br />

Ich bin wie ich bin, ich bin halt die Biggi – Punkt!“ Und wir<br />

sagen: „Biggi, toll dass Du so warst, wie Du warst!“ Wir<br />

sagen: „Danke Biggi, es war schön, Dich gekannt zu haben.“<br />

Es bleiben uns viele tolle Erinnerungen an Dich.<br />

Biggi wäre am 19. <strong>Dezember</strong> 63 Jahre alt geworden.<br />

Mach's gut auf Deiner letzten Reise...<br />

Verein & Redaktion FREIeBÜRGER<br />

DEZEMBER <strong>2022</strong><br />

CATASTROPHE WAITRESS + KRISTINA JUNG<br />

FR, 2. I 21 H I INDIE-FOLK-POP, GHOSTFOLK<br />

BERND BEGEMANN<br />

DI, 6. I 20 H I EIN TYP, DER LIEDER SINGT.<br />

A GHOST IN RAGS + BROCKEN + LIGHTTRAIN<br />

+ PUNK ROCK DISCO<br />

FR, 9. I 21 H I I DOOM, HEAVY PSYCH ROCK<br />

NACHTFLUG W/ ANDI OTTO + NEOBEO +<br />

FUNKENSCHLEUDER<br />

SA, 10. I 21 H I MYSTIC SOUND ART, MELODIC INDIE DANCE<br />

CAMILLA SPARKSSS<br />

DI, 13. I 20 H I ELEKTRO, EXPERIMENTELL<br />

THYMIAN + GLASS BEADS + DJ BLEAKPHIL<br />

DO, 15. I 20 H I NEW WAVE, POST PUNK<br />

poınts<br />

SA, 17. I 21 H I ELEKTRONISCH<br />

LÖS GATILLOS<br />

MI, 21. I 20 H I GARAGE SWING, FOLK, BLUES<br />

VEREIN FÜR NOTWENDIGE KULTURELLE MASSNAHMEN e.V.<br />

HASLACHER STRASSE 25 | 79115 FREIBURG<br />

WWW.SLOWCLUB-FREIBURG.DE<br />

Anzeige<br />

14<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


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Engelbergerstraße 3 – 0761/3196525 – info@frei-e-buerger.de<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 15


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FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


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FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 17


HOLLYS WEIHNACHTSTANNE<br />

Die abendliche Dämmerung hat schon eingesetzt und es<br />

fallen ein paar zarte, reine Schneeflocken herab. Es ist bereits<br />

ziemlich kalt. Josef verlässt mit gesenktem Kopf und<br />

die Kapuze seiner warmen Jacke tief ins Gesicht gezogen<br />

den Supermarkt. Er hat schlechte Nachrichten für seine<br />

Familie. Und diese liegen ihm wie Blei auf der Brust und<br />

im Magen. Doch zuerst muss er sich auf die Heimfahrt<br />

konzentrieren. Anastasia, seine treue Ehefrau, macht sich<br />

bestimmt schon Sorgen, wo er denn bleibt.<br />

In der Tat. Anastasia steht ungeduldig in der Küche am<br />

Herd und hält den riesigen Topf mit den Nudeln und der<br />

Tomatensoße warm. Es duftet köstlich und würzig. Heute<br />

gibt es zum Dessert Schokopudding von der Tafel. Den essen<br />

ihre Kinder Judith, Artem, Holly und Stellan so gerne.<br />

Sie hat ihre feinen, rotblonden Haare hochgesteckt und<br />

sich das ohnehin schon porenfreie und feingeschnittene<br />

Gesicht hübsch geschminkt.<br />

Endlich hört Anastasia den Schlüssel im Schloss. Josef ist<br />

endlich da. Sie küssen sich zur Begrüßung zärtlich. Für<br />

beide war es heute mal wieder ein langer Tag gewesen.<br />

Anastasia sieht sofort, dass Josef etwas bedrückt und sie<br />

ahnt bereits, dass es ums Geld geht, wie zu oft dieses Jahr.<br />

Josef deutet ihr an, dass sie alle erstmal in Ruhe zu Abend<br />

essen, denn die Kinder haben großen Hunger.<br />

Foto: 0fjd125gk87 / Pixabay<br />

Als die Teller fast leer gegessen sind, erzählt Anastasia<br />

voller Freude, dass sie ab nächstem Jahr endlich mehr<br />

Geld bei ihrer Arbeitsstelle bekommen wird. Alle freuen<br />

sich aufrichtig darüber und gratulieren ihr. Das Geld ist in<br />

den letzten Monaten immer knapper geworden, sodass<br />

die sechsköpfige Familie, wenn auch extrem widerwillig,<br />

neben dem Kindergeld aufstockendes Hartz IV beantragen<br />

musste, weil die steigenden Heizkosten die finanzielle<br />

Lage deutlich verschlechtert hatten. Anastasia und<br />

Josef gehen mit allem sparsam und voller Wertschätzung<br />

um. Zweimal in der Woche gehen sie zur Tafel und sind<br />

treue Kunden im Secondhandladen des Deutschen Roten<br />

Kreuzes. Besonders die sensible zwölfjährige Judith mit<br />

ihren langen rotblonden Zöpfen leidet unter der Armut<br />

der Familie, da sie sich, im Gegensatz zu ihren Freundinnen,<br />

keine teuren Make-up-Artikel oder angesagte Klamotten<br />

kaufen kann. Hin und wieder wird sie deshalb in<br />

der Schule gehänselt. Wenigstens können Anastasia und<br />

Josef ihrem neunjährige Sohn Artem durch ein Förderprogramm<br />

die regelmäßige Teilnahme am Fußballtraining<br />

ermöglichen. Der fröhliche Junge hat definitiv Talent,<br />

meinen die Trainer.<br />

Josef liebt seine Familie über alles. Ein unvergessliches<br />

Weihnachtsgeschenk war die Geburt seines Sohnes Stellan<br />

letztes Jahr an Weihnachten gewesen.<br />

18<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


Wie Weihnachten wohl dieses Jahr wird? Er seufzt tief<br />

und sagt seiner Familie, dass sie sich dieses Jahr an<br />

Heiligabend, also morgen, keinen kostspieligen Weihnachtsbaum<br />

und auch keine Geschenke leisten können.<br />

Seine Kinder starren ihn ungläubig und entsetzt an.<br />

Judith springt abrupt auf, schaut ihren Vater wütend an<br />

und knallt schluchzend ihre Zimmertür zu. Artem steht<br />

stumm auf, schnappt sich einen Becher Schokopudding<br />

und verzieht sich diskret in das Zimmer, welches er sich<br />

mit Holly teilt. Die Sechsjährige mit den braunen wilden<br />

Locken, Sommersprossen und einer pfiffigen Zahnlücke<br />

bleibt ruhig sitzen und meint gelassen zu Josef, dass sie<br />

sich dann eben um einen Weihnachtsbaum und um die<br />

Geschenke kümmere. Dann widmet sich Holly ihrem geliebten<br />

Pudding. Anastasia, mit dem schlafenden Stellan<br />

im Arm, und Josef schauen sich belustigt an. Dieses Kind,<br />

also nein. Holly ist genauso wie ihre Großmutter Oleksandra:<br />

stets selbstbewusst, schlau und von unerschütterlichem<br />

Gemüt.<br />

Am nächsten Morgen steht Holly auf, bevor es hell wird.<br />

Ihr Vorhaben hat sie natürlich gründlich durchdacht. Keine<br />

Schlacht ohne Plan, wie Oma Oleksandra es zu sagen<br />

pflegt. Holly isst schnell eine Scheibe Brot mit Käse, packt<br />

sich als Proviant einen Apfel ein und schreibt ihrer Mutter<br />

Anastasia einen krakeligen Zettel, sodass diese sich<br />

keine Sorgen machen muss. Dann geht es los ins kleine<br />

Abenteuer.<br />

einen Teigklumpen fallen lässt und laut ruft, dass Tabita<br />

Paulsen und Holly vor der Balkontür sitzen. Und zwar auf<br />

Langohr.<br />

Einige Zeit später stehen Anastasia, Stellan, Josef, Judith<br />

und Artem bewundernd vor Hollys ausgesuchter Weihnachtstanne.<br />

Diese wurde von Tabita Paulsen und Holly<br />

überaus prachtvoll und festlich geschmückt. Großzügig<br />

stellte Tabita dafür ihren leicht angestaubten Weihnachtsschmuck<br />

zur Verfügung. In Erinnerung an ihren<br />

verstorbenen Ehemann Jakob wischt sie sich verstohlen<br />

ein paar Tränen aus den Augen. Es gibt sogar kreativ<br />

und umweltbewusst verpackte Geschenke für jeden. Die<br />

klare Luft wird mit appetitlichem Duft von Plätzchen,<br />

Bratäpfeln und Vanillesoße erfüllt. Tabita Paulsen und<br />

die Familie nehmen sich an den Händen und beginnen<br />

unbeschwert „Oh Tannenbaum“ zu singen.<br />

Der dunkle Himmel über dem idyllischen Dorfwald wird<br />

von unzähligen Sternen bestückt. Lautlos und kraftvoll<br />

zugleich erscheint eine strahlende Sternschnuppe, die<br />

allen Menschen zur Weihnachtszeit Liebe, Freude und<br />

Hoffnung schenkt.<br />

Rose Blue<br />

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Erst der siebte Tannenbaum im schneebedeckten Dorfwald<br />

ist ganz nach Hollys Geschmack. Nicht zu klein und<br />

nicht zu dürr, mit vielen Grüntönen. Holly markiert ihre<br />

Tanne mit einem dicken Ast. Dann geht sie weiter zu Frau<br />

Paulsen, die in der Nähe einen Bauernhof bewirtschaftet.<br />

Frau Paulsen kennt Holly und ihre Familie schon seit einigen<br />

Jahren, da lag Holly noch in den Windeln. Nach der<br />

Schule ist Holly öfters bei Frau Paulsen, um ihre Hausaufgaben<br />

zu machen und um ihr für Taschengeld zu helfen.<br />

Kindgerecht, versteht sich. Manchmal gibt es süßen Kuchen<br />

und Kakao. Frau Paulsen ist eine reife sympathische<br />

Dame, die sich nach dem zu frühen und plötzlichen Tod<br />

ihres Ehemanns sehr einsam fühlt. Umso mehr freuen<br />

sich Lang-ohr, ihr Esel, und sie, wenn die kleine Holly sie<br />

besuchen kommt. Wie auch heute. Tabita Paulsen spürt<br />

sofort, dass Holly etwas auf dem Herzen liegt und hört<br />

ihr geduldig zu. Selbstverständlich wird sie sie bei ihrem<br />

weihnachtlichen Vorhaben unterstützen.<br />

Während beide fleißig am Werkeln sind, steht Josef am<br />

Fenster und wiegt seinen jüngsten Sohn Stellan sanft<br />

hin und her. Bis jetzt ist nichts von seiner aufgeweckten<br />

Tochter Holly zu sehen und er macht sich allmählich<br />

Sorgen. Anastasia, Judith und Artem sind gerade dabei,<br />

den Teig für die Plätzchen zu kneten, als Artem auf einmal<br />

www.holzwurmgmbh.de<br />

Wiesenstr. 15 | 79227 Schallstadt<br />

Tel 07664 962096<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 19


Aphantasisten sind Menschen, die keine bildliche Vorstellungskraft<br />

besitzen – ihr „inneres Auge“ ist blind. Sie<br />

können sich keine Gesichter vorstellen, haben kein Bild<br />

des letzten Urlaubs im Kopf und können Handlungen<br />

schwerer voraussagen.<br />

Beginnen wir mit einer kurzen Visualisierungsübung:<br />

Stellen Sie sich bildlich einen Apfel vor. Liegt er auf einem<br />

Tisch oder schwebt er frei im Raum? Welche Farbe hat er?<br />

Können Sie die Farbe verändern? Wie sieht er aus, wenn<br />

jemand davon abgebissen hat? Wenn Sie sich voll auf den<br />

Apfel konzentrieren, wie realistisch erscheint er auf einer<br />

Skala von 0 („Da ist kein Apfel“) bis 10 („Es ist, als läge er<br />

tatsächlich vor mir“)?<br />

NEBEL IM KOPF<br />

Die meisten Menschen bewegen sich im oberen Mittelfeld,<br />

weisen eine 6, 7 oder sogar eine 8 zu. Doch es gibt<br />

auch TeilnehmerInnen des kleinen Gedankenexperiments,<br />

die mit 0 antworten. Sie sind sogenannte Aphantasisten<br />

und können keine Bilder in ihren Gedanken sehen. Sie<br />

wissen selbstverständlich, was Äpfel sind, haben das Wissen<br />

über mögliche Größen und Farben allerdings nicht als<br />

Foto: Stefano Pollio / Unsplash<br />

Bild abgespeichert, sondern als Sachinformation – vergleichbar<br />

mit dem Durchschnittsmenschen, der weiß, an<br />

welchem Datum seine Mutter Geburtstag hat.<br />

ERINNERUNGSLÜCKEN BEI SCHÖNEN ERLEBNISSEN<br />

Das Phänomen der Aphantasie ist gesellschaftlich immer<br />

noch nicht besonders bekannt, obwohl schätzungsweise<br />

drei bis vier Prozent der Bevölkerung mit dieser kognitiven<br />

Besonderheit leben. Oft wissen die Betroffenen gar<br />

nicht, dass ihr Gehirn anders funktioniert als das der anderen,<br />

oder sie erfahren erst im jungen Erwachsenenalter<br />

von Aphantasie. Bis dahin glaubten sie, dass ein „Bild vor<br />

dem inneren Auge“ oder das „Schäfchenzählen“ vor dem<br />

Schlafengehen reine Metaphern sind, dass alle anderen<br />

genau so denken, wie sie selbst.<br />

Doch schon vor dem Bewusstwerden kommt es häufig<br />

zu Irritationen. Das Erinnerungsvermögen von Aphantasisten<br />

ist tendenziell schlechter, Freunde und Familie können<br />

– vor allem bei Unwissen über den Zustand – schlecht<br />

nachvollziehen, wie sich jemand nur mühsam an den<br />

gemeinsamen Urlaub oder den Tag der Hochzeit erinnern<br />

20<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


kann. Aphantasisten können zusätzlich auch Sinneseindrücke<br />

schwerer imaginieren – Geräusche, Gerüche,<br />

Geschmäcker sind wahrnehmbar, aber schwer erinnerbar.<br />

Allerdings kann Aphantasie auch deutliche Vorteile<br />

haben. Wenn alles ein abstraktes Konzept ist, ist man<br />

geübter darin, klare Vorstellungen von Freiheit, Wahrheit,<br />

Gemeinschaft zu haben. Wer sich nichts bildlich vorstellt,<br />

leidet auch weniger wahrscheinlich an Angstzuständen,<br />

kann Trauer leichter überwinden, hat dafür aber auch<br />

weniger positive Zukunftsbilder. Einem in Bildern denkenden<br />

Menschen kann die Erinnerung leichter einen<br />

Streich spielen, die Grenzen zwischen Erinnerung und<br />

Vorstellung kann im Kopf durchaus verschwimmen,<br />

während Aphantasisten faktenbasierter denken.<br />

MESSUNG DES UNSICHTBAREN<br />

Die erste wissenschaftliche Notation über einen Patienten<br />

mit fehlender Visualisierungsfähigkeit stammt aus dem<br />

Jahr 1880. Lange sollte diese Beobachtung allerdings eine<br />

Fußnote bleiben, erst in diesem Jahrtausend begann<br />

Adam Zeman mit der modernen wissenschaftlichen Erforschung<br />

der Aphantasie, deren Namen er auch prägte.<br />

Einer seiner Patienten war nach einem Schlaganfall<br />

plötzlich zum Aphantasisten geworden. Während ein<br />

Großteil der Betroffenen mit Aphantasie geboren wird,<br />

gibt es auch Fälle von medizinischen Komplikationen<br />

oder psychologischen Traumata, die Aphantasie induzieren<br />

können. Erst durch diese Menschen, denen plötzlich<br />

etwas Vertrautes fehlt, konnten andere lernen, dass sie<br />

schon immer anders funktionierten.<br />

Merlin Monzel arbeitet an der Psychologischen Fakultät<br />

der Universität Bonn und forscht zur Aphantasie. Er<br />

beschäftigt sich im weitesten Sinne mit der Diagnostik<br />

und entwickelte in seiner Masterarbeit ein Verfahren,<br />

um visuelles Vorstellungsvermögen verlässlich zu messen.<br />

Allein die angemessene Terminologie ist wichtig,<br />

um ein so subjektives Feld wie die eigene Wahrnehmung<br />

objektiv zu untersuchen. Damit leistet Monzel, der sich<br />

selbst auch als Aphantasisten klassifiziert, auf deutschem<br />

Gebiet Pionierarbeit, da insgesamt immer noch wenig zur<br />

Aphantasie geforscht wird.<br />

aufzubauen. Eine andere, wenig erforschte Möglichkeit<br />

der (Wieder-)Herstellung des Vorstellungsvermögens ist<br />

der Einsatz von halluzinogenen Drogen. Interessanterweise<br />

sind Aphantasisten in der Lage zu träumen, da<br />

Traumbilder neuronal anders generiert werden. Sie können<br />

sich allerdings nicht an ihre Träume erinnern.<br />

Während viele Aphantasisten in technischen Berufen<br />

arbeiten, gibt es auch Beispiele aus der Kreativbranche.<br />

Diese Menschen haben dann oft alternative Praktiken<br />

entwickelt, um die fehlenden geistigen Bilder auszugleichen.<br />

Grafikdesigner arbeiten mit Referenzbildern,<br />

Architektinnen sind in ihren Entwürfen mehr an Funktionalität<br />

und reibungsloser Mathematik interessiert. Der<br />

Aphantasie-Forscher Monzel schreibt unter dem Pseudonym<br />

B-Movie-Romane und sagt von sich, dass er besonders<br />

an Rhetorik und Wortwitz interessiert sei. Seine<br />

Bücher sind handlungsorientiert und halten sich weniger<br />

mit Beschreibungen auf.<br />

Das Gehirn von Aphantasisten funktioniert nicht unbedingt<br />

schlechter als das der Visualisierenden, es funktioniert<br />

nur anders. In MRT-Untersuchungen wurde festgestellt,<br />

dass Aphantasisten für die gleichen Aufgaben<br />

andere Gehirnregionen aktivieren – und ebenso zum<br />

richtigen Ergebnis kommen. Sie nehmen diese mentalen<br />

Hürden, ohne sich ihrer bewusst zu sein.<br />

Matthias Becher<br />

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Trott-war e. V.<br />

/ International Network of Street Papers<br />

In eigener Sache<br />

TRÄUME UND LICHTFLECKEN<br />

Auch wenn Aphantasie nicht per se als Einschränkung<br />

oder Krankheit eingeordnet werden kann, wünschen sich<br />

viele Betroffene doch die Fähigkeit, sich etwas bildlich vorstellen<br />

zu können. Dafür gibt es Visualisierungsübungen,<br />

die teilweise zu Erfolgen geführt haben. Wenn man sich<br />

beispielsweise bei geschlossenen Augen stark die Lider<br />

reibt, kann es zu tanzenden Lichtflecken kommen, die<br />

auch Aphantasisten sehen. Sie versuchen dann, in diesen<br />

Flecken Formen zu erkennen und so langsam ein Bild<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 21


Friedrich Ani<br />

„Bullauge“<br />

Suhrkamp Verlag<br />

ISBN 978-3-518-43032-3<br />

267 Seiten | 23 €<br />

KRIMITIPPS<br />

von utasch<br />

Falls Sie in diesen unsicheren Zeiten einfach mal abschalten<br />

möchten, kuscheln Sie sich gemütlich in eine<br />

wärmende Decke und lesen einen spannenden Krimi. In<br />

Krimis geht es im Gegensatz zu Thrillern nicht immer um<br />

die Brutalität von Mord und Totschlag. Manch ein Krimi<br />

kommt gar ganz ohne Leichen aus, was die Lektüre auch<br />

für empfindsame Gemüter zu einem entspannenden<br />

Leseerlebnis macht. Ich habe vier Krimis für Sie getestet<br />

und für gut befunden.<br />

In dem Roman „Bullauge“ von Friedrich Ani geht es um<br />

Scham und Ekel, Lügen und Verrat. Der Streifenpolizist<br />

Kay Oleander hat bereits dreißig Dienstjahre hinter sich,<br />

als er bei einer Querdenker-Demo durch den Wurf einer<br />

Flasche verletzt wird und dadurch auf einem Auge erblindet.<br />

Zwei mögliche Täter wurden zwar verhaftet, aber Oleander<br />

traut den bisherigen Ermittlungen nicht. Er nimmt<br />

Kontakt zu Silvia Glaser auf, die als Zeugin vor Ort befragt<br />

wurde und Oleanders Misstrauen erregt. Die Frau hatte<br />

einen schweren Fahrradunfall, für den sie einem rasenden<br />

Streifenwagen die Schuld gibt. Silvia Glaser gerät ins<br />

Umfeld rechter VerschwörungstheoretikerInnen, die bereits<br />

vom Verfassungsschutz beobachtet werden und einen<br />

politisch motivierten Anschlag planen. Zwischen Kay<br />

Oleander und Silvia Glaser entwickelt sich ein merkwürdiges<br />

Verhältnis. Oleander bleibt zunächst misstrauisch<br />

und versucht Distanz zu wahren, während Glaser ihm mit<br />

Verständnis und Anhänglichkeit begegnet. Gemeinsam<br />

Roland Weis<br />

„Schluchseenixen“<br />

Rombach Verlag<br />

ISBN 978-3-7930-9984-0<br />

274 Seiten | 14 €<br />

versuchen sie, den geplanten Anschlag zu verhindern.<br />

Zwei vom Leben zerrüttete Existenzen raufen sich zusammen,<br />

um ein gefährliches Komplott aufzudecken. Wer bei<br />

diesem riskanten Unterfangen ums Leben kommt, verrate<br />

ich Ihnen nicht. Friedrich Ani erzählt lakonisch und einfühlsam<br />

von zwei Menschen, die versuchen, das Pech in<br />

ihrem Leben zu bewältigen.<br />

Roland Weis ist mal wieder ein unterhaltsamer Regio-<br />

Krimi gelungen. In „Schluchseenixen“ ist Lokalreporter<br />

Alfred mit der Aufklärung des Mordes an der Hotelbesitzerin<br />

Jasmin Hog beschäftigt. Das Mordopfer gehörte in<br />

den 80er Jahren zu dem als Schluchseenixen bekannten<br />

Damentrio Jassi, Mirri und Knerri. Die drei jungen Frauen<br />

arbeiteten damals im Hotel Hetzel und waren hautnah<br />

beim wilden Treiben der Fußballnationalmannschaft<br />

dabei. Das legendäre Trainingslager der Fußballer ging als<br />

„Schlucksee“ in die Geschichte ein. Doch welche Verbindung<br />

besteht zwischen den damaligen Ereignissen und<br />

der Ermordung von Jassi? Und was hat der Restaurantbesitzer<br />

Guiseppe De Angelis aus Mailand damit zu tun?<br />

Und wer ist der Vater von Knerris Tochter Julie? Ist Mirris<br />

Sohn Ralf der Mörder?<br />

Neben all diesen Fragen wird Alfred auch noch von Eifersucht<br />

geplagt. Und er ist mit seinem Freund Linus auf der<br />

Suche nach einer neuen Stammkneipe, was regelmäßig<br />

mit einem heftigen Besäufnis und in einem Fiasko endet.<br />

Doch aller Turbulenzen zum Trotz löst Alfred das Rätsel<br />

um die drei Schluchseenixen. Roland Weis ist ein solider<br />

Kenner der Region und verknüpft geschickt reale Plätze<br />

und Personen mit Fiktion. Dieser Krimi sorgt für ein paar<br />

kurzweilige Stunden.<br />

22<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


Mary Paulson-Ellis<br />

„Die andere Mrs. Walker“<br />

Ariadne im Argument Verlag<br />

ISBN 978-3-86754-260-9<br />

448 Seiten | 23 €<br />

Mary Paulson-Ellis erzählt in ihrem Kriminalroman „Die<br />

andere Mrs. Walker“ die Geschichte von Margaret Penny,<br />

die nach dreißig Jahren völlig abgebrannt bei ihrer Mutter<br />

in Edinburgh auftaucht. Dort findet sie einen neuen Job<br />

beim „Amt für Verlorengegangene“. Sie soll die Identität<br />

mittellos verstorbener Personen klären und deren Angehörige<br />

ausfindig machen. Margaret beginnt mit ihrer<br />

Recherche zu Mrs. Walker, einer alten, einsamen Frau, die<br />

nichts hinterließ außer einer Paranuss, in deren Schale die<br />

zehn Gebote geritzt sind, einem smaragdgrünen, pailettenverzierten<br />

Kleid und einer Mandarine.<br />

Während Margaret ermittelt, erfahren die LeserInnen in<br />

rückblickenden Kapiteln, was zwischen 1929 und 1980<br />

mit Familie Walker geschah. Die Geschichte beginnt mit<br />

dem kurzen Glück von Alfred und Dorothea, das durch<br />

den Tod der Zwillinge Alfie und Dottie jäh endete. Mit<br />

dem Mord an den Zwillingen beginnt das unvermeidliche<br />

Trauerspiel. Die Töchter Clementine, Ruby und Barbara<br />

sind mit Armut, Missbrauch und Wahnsinn konfrontiert.<br />

Welche Rolle spielt der dubiose Anwalt Mr. Nye bei all den<br />

Ereignissen? Bald wird den LeserInnen klar, dass es eine<br />

Verbindung zwischen Margaret Penny und der Familie<br />

Walker geben muss. Des Rätsels Lösung liegt bei Margarets<br />

Mutter, die nie über ihre Vergangenheit spricht. Licht<br />

ins Dunkel der Geheimnisse bringt schließlich die andere<br />

Mrs. Walker, die zur Beisetzung von Mrs. Walker wie aus<br />

dem Nichts erscheint.<br />

„Die andere Mrs. Walker“ ist ein raffiniertes Familiendrama<br />

voller überraschender Verwicklungen und Wendungen,<br />

grausamer Schicksalsschläge und düsterer Geheimnisse.<br />

Keine leichte Kost, aber genau das Richtige für<br />

lange Winterabende!<br />

Andreas Eschbach<br />

„Freiheitsgeld“<br />

Lübbe Verlag<br />

ISBN 978-3-7857-2812-3<br />

528 Seiten | 25 €<br />

„Freiheitsgeld“ von Andreas Eschbach handelt im Jahr<br />

2064. Die Gesellschaft hat einen vielversprechenden<br />

Wandel vollzogen. Es gibt seit dreißig Jahren ein bedingungsloses<br />

Grundeinkommen, das „Freiheitsgeld“, Drogen<br />

werden von zertifizierten Drogenberatern verkauft,<br />

der Besitz von Bargeld und Edelmetallen ist verboten,<br />

die Schulpflicht wurde abgeschafft und durch selbstbestimmtes<br />

Lernen ersetzt und die meisten einfachen<br />

Arbeiten werden von Robotern ausgeführt. In dieser<br />

schönen, neuen Welt arbeitet Ahmad Müller als Polizist in<br />

der Abteilung für Gewaltdelikte. Das junge Paar Valentin<br />

und Lina zieht in eine luxuriöse bewachte Wohnanlage,<br />

wo Valentin als Physiotherapeut arbeitet und dadurch<br />

den „Vater des Freiheitsgeldes“, den ehemaligen Bundeskanzler<br />

und EU-Präsidenten Robert Havelock, kennenlernt.<br />

Kurz darauf wird Havelock tot in seiner Wohnung<br />

aufgefunden. Weil ein Freitod-Set der Firma „Lebenswürde“<br />

bei ihm gefunden wurde, gehen die Behörden<br />

zunächst von Selbstmord aus. Doch dann stirbt auch der<br />

einstige Gegenspieler Havelocks, der Journalist Günter<br />

Leventheim. Ahmad Müller findet heraus, dass die beiden<br />

kurz vor ihrem Tod Kontakt hatten und Videomaterial von<br />

den Treffen existiert. Ahmad Müller und sein Kollege Ulf<br />

Pfennig versuchen, die Todesfälle zu klären. Die Spannung<br />

steigt, als Ulf Pfennig erschossen wird. Als Drahtzieherin<br />

entpuppt sich die Multimilliardärin und Vorsitzende der<br />

Europäischen Naturschutzstiftung Ivana Quayle. Deren<br />

Beweggründe werden im letzten Kapitel enthüllt.<br />

„Freiheitsgeld“ ist ein gemächlicher Kriminal- und Gesellschaftsroman,<br />

der auch als unterhaltsamer Beitrag zur<br />

Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen<br />

gelesen werden kann.<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 23


19.–23. Oktober <strong>2022</strong><br />

Ehrengast Spanien<br />

Am 20. Oktober war es endlich so weit! Durch die großzügige<br />

Spende einer treuen Leserin wurde mir der lang gehegte<br />

Wunsch erfüllt, einmal zur Frankfurter Buchmesse<br />

zu fahren. Es war ein ganz besonderer Tag für mich.<br />

Bereits Wochen zuvor hatte ich mich als Pressevertreterin<br />

akkreditiert, eine Fahrkarte gebucht und mich mit den<br />

zahlreichen Neuerscheinungen von AutorInnen des diesjährigen<br />

Gastlands Spanien beschäftigt. Ich fühlte mich<br />

gut vorbereitet und war vor Ort dann trotzdem ziemlich<br />

überfordert von dem überwältigenden Angebot. Über<br />

4.000 AusstellerInnen aus 95 Ländern präsentierten sich<br />

auf dem Messegelände. Und ich habe nur einen Bruchteil<br />

davon gesehen. Zunächst war ich damit beschäftigt, mir<br />

auf dem unbekannten Terrain Orientierung zu verschaffen.<br />

Zum Glück gab es gleich in der ersten Halle einen<br />

hilfreichen Lageplan. Und schon war ich auch mittendrin<br />

im Gewusel und in der Halle des Gastlands Spanien. Nach<br />

meinen ersten flüchtigen Eindrücken hatte ich bald die<br />

erste Pause nötig. Auf der Agora, einem weitläufigen Platz<br />

zwischen den Messehallen, gab es ein vielfältiges gastronomisches<br />

Angebot und ausreichend Sitzmöglichkeiten,<br />

um sich zu erholen.<br />

Nach einem Imbiss ging es schnurstracks zur Halle 3, in<br />

der auf zwei Etagen deutschsprachige Verlage versammelt<br />

waren. Im Erdgeschoss präsentierten sich die großen<br />

Verlagshäuser auf überdimensionierten Ausstellungsflächen<br />

und eine Etage darüber hatten die unabhängigen<br />

Kleinverlage kleine Flächen gemietet, um ihr jeweils kleines,<br />

aber feines Verlagsprogramm zu präsentieren. Der<br />

Unterschied zwischen den Großen und den Kleinen und<br />

ihren riesigen und winzigen Möglichkeiten entsprach dabei<br />

sehr offensichtlich der gesamtgesellschaftlichen Kluft.<br />

Und die Kleinen müsssen auch in der Verlagswelt um<br />

ihr Überleben kämpfen. Bei den unabhängigen Verlagen<br />

besteht angesichts der steigenden Papierpreise und Produktionskosten<br />

große Unsicherheit. Und die Buchpreise<br />

einfach zu erhöhen ist keine gute Lösung, wenn dadurch<br />

dann die Verkaufszahlen sinken würden.<br />

Beim Gang durch die Hallen entsteht dennoch der Eindruck,<br />

dass die Branche boomt und viele neue AutorInnen<br />

die Literatur bereichern. Auf dem Blauen Sofa wurde die<br />

nicht-binäre Person Kim de l'Horizon interviewt, die für<br />

das Buch „Blutbuch“ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet<br />

wurde (siehe Foto). Mit besonderem Interesse<br />

verfolgte ich das Autorengespräch mit Kiko Amat, dessen<br />

Roman „Träume aus Beton“ ich Ihnen im August vorgestellt<br />

habe (siehe Foto). Und danach war ich auch schon<br />

wieder erschöpft und fand mich damit ab, auf den Besuch<br />

der Hallen 4 und 6 zu verzichten. Bis ins Pressezentrum<br />

und zu den Internationalen Verlagen habe ich es also leider<br />

nicht geschafft. Ich hoffe aber, dass viele AutorInnen<br />

aus aller Welt gute Chancen darauf haben, ins Deutsche<br />

übersetzt und veröffentlicht zu werden. Bücher sind die<br />

beste Möglichkeit, die Welt zu erkunden. Nach sieben<br />

Stunden war ich randvoll mit Eindrücken und machte<br />

mich mit zwei neuen Romanen im Gepäck und vielen Ideen<br />

für meine nächsten Buchbesprechungen im Kopf auf<br />

den Weg zum Bahnhof, um die Heimfahrt anzutreten.<br />

Mein Fazit: Für Leseratten ist der Besuch der Buchmesse<br />

ein lohnender Ausflug!<br />

Text & Fotos: utasch<br />

24<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


DEFTIGER KOHL-HACKFLEISCH-EINTOPF<br />

Foto: E. Peters<br />

Herzlich willkommen auf unserer Kochseite!<br />

Im <strong>Dezember</strong> ist das regionale Angebot an Gemüse nochmals<br />

geringer geworden, wodurch der Einkauf umso<br />

leichter fällt. Frisch verfügbar sind Porree, Chicorée, die<br />

Kohlsorten Rosenkohl, Weißkohl, Grünkohl und Wirsing.<br />

Im Übrigen gibt es noch die Wurzeln der Schwarzwurzel<br />

und Pastinake sowie die Knollen der Butterrübe, Steckrübe<br />

und Topinambur. Wir kochen diesen Monat, ideal<br />

für die kalten Wintertage, einen deftigen Kohl-Hackfleisch-Eintopf.<br />

Wir nehmen die Kohlsorte Weißkohl,<br />

wobei natürlich jede andere Kohlsorte verwendet werden<br />

kann. Kohl ist ein gesundes, vitaminreiches Blattgemüse<br />

und ein idealer Vitaminspender für die kalte Jahreszeit.<br />

Ratzfatz zubereitet und sooo lecker! Dazu reichen wir geröstete<br />

herzhafte Bauernbrot-Scheiben aus dem Backofen.<br />

Wer Zeit und Lust hat, kann natürlich auch sein eigenes<br />

Brot mit seinen Lieblingszutaten (z. B. geröstete Zwiebeln<br />

oder Walnüsse) backen, dann schmeckt es sogar noch<br />

besser!<br />

Zutaten für 4 Personen:<br />

1 Weißkohl (ca. 2 kg), 500 g gemischtes Bio-Hackfleisch,<br />

400 g gewürfelte Tomaten, 1 kleines Bauernbrot, 4 große<br />

Kartoffeln, 2 Zwiebeln, 1 L Gemüsebrühe, 2 EL Olivenöl,<br />

Salz & Pfeffer<br />

Zubereitung:<br />

Zuerst den Kohl halbieren, entstrunken, in mundgerechte<br />

Stücke schneiden und kurz waschen. Danach die Kartoffeln<br />

schälen und in kleine Würfel schneiden. Jetzt<br />

noch die zwei Zwiebeln pellen, ebenfalls in kleine Würfel<br />

schneiden und schon kann es mit dem Kochen losgehen...<br />

Wir nehmen einen großen Topf, erhitzen darin das Öl und<br />

braten die Zwiebelwürfel ein paar Minuten an. Jetzt das<br />

gemischte Hackfleisch dazugeben und ca. 5 Minuten mitbraten.<br />

Den Kohl in zwei Portionen hinzufügen und kurz<br />

anbraten. Mit der Gemüsebrühe und den gewürfelten Tomaten<br />

ablöschen. Nun noch die Kartoffelwürfel hinzufügen<br />

und unterrühren. Das ganze aufkochen lassen und<br />

anschließend mit Deckel ungefähr 30 Minuten köcheln<br />

lassen und mit Salz & Pfeffer würzen.<br />

Das Bauernbrot wird in dünne Scheiben geschnitten<br />

und bei 150 Grad für ca. 8 Minuten im Backofen geröstet.<br />

Schließlich den heissen Eintopf in tiefen Suppentellern<br />

oder Suppenschüsseln (Bowls) anrichten und mit dem lecker<br />

gerösteten Bauernbrot servieren.<br />

Guten Appetit!<br />

Oliver & Ekki<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 25


Hallöchen, liebe Sportfreunde,<br />

da bin ich noch ein letztes Mal in diesem Jahr mit Nachrichten<br />

vom Sport. Ich bin nun doch nicht nach Katar<br />

gereist und schaue mir Wintersport und nebenbei auch<br />

noch etwas Fußball im Fernsehen an, da muss ich mich<br />

weniger aufregen und schone Herz und Nerven ein<br />

bisschen. Man ist ja nicht mehr der Jüngste. Aber so ganz<br />

kommt man an einer Fußball-WM dann doch nicht vorbei,<br />

zumindest nicht, wenn man sich für Fußball interessiert.<br />

Was gab es im Vorfeld der Weltmeisterschaft nicht alles<br />

zu hören und zu lesen über den Gastgeber... Die Palette<br />

reichte von muslimischer Diktatur, über Frauenfeindlichkeit,<br />

den Verboten, seine Meinung offen kundzutun etc.<br />

Und nun? Nun hat sich herausgestellt, dass alles wahr<br />

ist! Nur Gianni Infantino zeigte sich davon unbeeindruckt<br />

und sagte noch einen Tag vor dem Eröffnungsspiel, in<br />

Katar werde die beste WM aller Zeiten stattfinden. Es ist<br />

schon irgendwie paradox: In Deutschland streiten seit<br />

Jahren PolitikerInnen, Polizei, MedizinerInnen und VerbraucherInnen<br />

über die Legalisierung des Kiffens, bei der<br />

FIFA ist das scheinbar schon vor Jahren geklärt worden...<br />

Doch diese ganze Wüsten-WM war ja auch von Anfang<br />

an eine total bescheuerte Idee, die wohl nur aufgrund<br />

von hohen Geldzahlungen realisiert werden konnte. Was<br />

für ein Nonsens. In einem Land, in dem der Fußball einen<br />

Stellenwert hat wie in England die Rhythmische Sportgymnastik,<br />

findet die Fußball-Weltmeisterschaft statt?<br />

Streng genommen ist das ja noch nicht einmal ein richtiges<br />

Land, Katar ähnelt eher einem Stadtstaat. Da wäre<br />

es nur gerecht, wenn Luxemburg oder Andorra auch mal<br />

solch ein Fußballfest austragen darf.<br />

Das Argument, dass die arabische Welt auch mal dran<br />

wäre, solch ein Turnier auszurichten mag ja richtig sein,<br />

doch da gibt es in Nordafrika eine Menge Länder, die mir<br />

als Gastgeber eher in den Sinn kommen würden. Vor<br />

allem ist dort der Fußball seit vielen Jahren Volkssport<br />

Nr. 1 und hat etwa in Algerien oder Tunesien eine gewisse<br />

Tradition. In Katar kann ich so was nicht entdecken.<br />

Andersherum gibt es genügend Gründe, warum man<br />

eine Fußball-WM in Katar ablehnen müsste. Da wäre<br />

zum Ersten das Datum. Noch nie hat es so ein großes<br />

Fußballturnier im europäischen Winter gegeben. Fast<br />

alle teilnehmenden Länder mussten ihren gewohnten<br />

Spielmodus ändern, um im November und vielleicht auch<br />

noch im <strong>Dezember</strong> bei einer WM mitspielen zu können.<br />

Als nächstes wären da die Stadien. Keine Frage, die sehen<br />

toll aus, sind sehr modern und haben wahrscheinlich<br />

allen Schnickschnack, den niemand braucht. Genau wie<br />

die Stadien selbst, die nach der WM auch niemand mehr<br />

benötigt. Und das in Zeiten, in denen (fast) überall über<br />

Nachhaltigkeit gesprochen wird. Acht nagelneue Stadien<br />

haben sie dort in die Wüste geknallt, eines bleibt nach der<br />

WM stehen, der Rest wird wohl verschrottet. Das nenne<br />

ich mal eine beeindruckende Demonstration von unermesslichem<br />

Reichtum!<br />

Als nächsten Punkt hätte ich die Fans, die hier wirklich<br />

böse verarscht werden. Wirkliche Fans und deren Fankultur<br />

scheint im Wüstenstaat niemand zu kennen und<br />

schon gar nicht ernst zu nehmen. Um die Stadien voll zu<br />

kriegen, haben die doch echt per Internetanzeigen Leute<br />

gesucht, die als „Fußballfans“ verkleidet in die Stadien<br />

gehen, um dort ein tolles, buntes Fest zu feiern. Ich<br />

schätze, die müssen nicht viel Ahnung vom Spiel an sich<br />

haben, die müssen nur jubeln, wenn die Mannschaft, deren<br />

Fahne sie gerade halten, eine gute Aktion zeigt. Und<br />

nicht mal das ist richtig einstudiert. Beim Spiel England<br />

gegen den Iran habe ich doch echt einen Typen in iranischer<br />

Fankluft erwischt, der bei einem Gegentor gejubelt<br />

hat. Vielleicht haben die ja auch nicht genug Jubelfans<br />

gefunden, sodass einer, der heute im Trikot von Senegal<br />

im Stadion sitzt, vielleicht morgen schon mit Deutschland-Fahne<br />

unseren Abschied besingt. Auch, dass es Bier<br />

in und um die Stadien geben würde, war nur ein Märchen.<br />

Da sind all die gutgläubigen deutschen, englischen<br />

oder holländischen Fans in dem Glauben dort hin, ihren<br />

Frust nach Niederlagen mit einem Bier wegtrinken zu<br />

dürfen und nix wird es. Pünktlich einen Tag vor Start der<br />

WM hat man die Bierlieferungen gecancelt und den Fans<br />

erklärt, Wasser sei doch auch was schönes!<br />

Dass man in Katar und vielen anderen muslimischen<br />

Ländern nicht dieselben Werte oder politischen Ansichten<br />

hat wie bei uns in einem Großteil von Europa, ist wohl<br />

auch ohne Weltmeisterschaft klar. Ich hätte gedacht, man<br />

26<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


Abb.: Mit zwei vierten Plätzen im Slalomrennen knüpft Lena Dürr an ihre erfolgreiche Saison 2021 an.<br />

Foto: Leonhard Foeger / REUTERS<br />

würde zumindest während der vier Wochen Fußball einen<br />

Kompromiss finden, mit dem alle leben könnten. Das<br />

war ein Irrtum! Jegliche Art von politischer Meinungsäußerung,<br />

jeder Protest wurde verboten. Traurigerweise<br />

macht die FIFA und deren Chef das nicht nur mit, nein,<br />

sie unterstützen den Gastgeber dabei mit allen Kräften.<br />

Seien es Solidaritätsbekundungen mit den Frauen im<br />

Iran oder die „One Love“-Aktionen verschiedener Mannschaften,<br />

sie wurden untersagt. Und Infantino setzte<br />

noch einen drauf, indem er bei Zuwiderhandlungen mit<br />

sportlichen Strafen drohte. Ich bin zwar nicht ganz sicher,<br />

ob er das laut den Statuten der FIFA überhaupt darf, aber<br />

die Mannschaften haben sich leider daran gehalten. Doch<br />

einige werden sich das nicht gefallen lassen, da bin ich<br />

mir sicher. Da wäre z. B. Deutschland! Die werden nach<br />

der Auftaktniederlage gegen Japan auch das zweite Spiel<br />

gegen die starken Spanier verlieren. Und dann werden<br />

Manuel Neuer im letzten Spiel sämtliche Strafen egal<br />

sein, er wird die „One Love“-Binde tragen! Dann hat er es<br />

allen gezeigt und Infantino wird sich vor Wut die Haare<br />

raufen! Es ist halt schon schade, wie manche Teams doch<br />

wieder vor der FIFA eingeknickt sind, obwohl sie vorher<br />

ganz anders geredet haben. Andere Länder, die eigentlich<br />

auch zum erweiterten Favoritenkreis zählten, haben da<br />

mehr Mut gehabt, oder halt Eier, wie Olli Kahn sagen würde.<br />

So sind z. B. Italien, Österreich oder auch Rumänien<br />

gar nicht erst nach Katar gereist. Hut ab davor! Sportlich<br />

gesehen gibt es noch nicht allzu viel von der WM zu berichten,<br />

schließlich sind ja erst ein paar Spiele absolviert.<br />

Ein paar Überraschungen hat es aber schon gegeben. Die<br />

Niederlage der deutschen Mannschaft gegen Japan hatte<br />

ich ja schon erwähnt. Dadurch hätte das DFB-Team die<br />

historische Chance, zum zweiten Mal nacheinander in der<br />

Vorrunde auszuscheiden. Es fehlt nur noch eine Niederlage<br />

gegen Spanien, doch ich glaube, so schwierig kann das<br />

nicht sein.<br />

Das war es mal vom Fußball. Jetzt noch mal kurz zum<br />

Wintersport, der dank der WM diesmal auch schon früher<br />

begonnen hat. Dass das schlau war, bezweifel ich, denn<br />

die ersten beiden Skispringen musste man komplett ohne<br />

Schnee austragen und auch die ersten Alpinen Rennen<br />

wurden aus diesem Grund abgesagt. Zwei Slalomrennen<br />

konnten ausgetragen werden und bei beiden wurde<br />

Lena Dürr Vierte. Sie scheint ans erfolgreiche letzte Jahr<br />

anzuknüpfen.<br />

Für dieses Mal war es das mal wieder. Ich wünsche Euch<br />

allen ein frohes Fest und ein schönes, krisenfreies neues<br />

Jahr!<br />

Carsten<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 27


Kontakt: www.schemske.com<br />

FOLGE 30<br />

Wolf Hammer fuhr mit dem großen Citroën in Richtung<br />

Baden-Baden, während Annabell auf dem Rücksitz schlief.<br />

Er wusste jetzt, wie man den Tunnel in der Innenstadt<br />

nutzte, und fand ihr Haus. Als er den Motor abstellte,<br />

wachte sie auf. Er hielt ihr die Handtasche offen, bis sie<br />

den Schlüssel gefunden hatte. „Steck du ihn rein, bitte,<br />

und könntest du mir einen Cappuccino machen?“, sagte<br />

sie mit einem leisen Seufzen. Wolf schaltete die Maschine<br />

ein und durchforstete den Gefrierschrank. Er fand einige<br />

süße Stückle und bald erholten und stärkten sie sich.<br />

Wolf überlegte, wie er wohl wieder nach Hause kommen<br />

könnte – und vor allem wann –, da klingelte sein Handy.<br />

Er runzelte die Stirn, wer war er? Dann sagte er einfach<br />

Hallo. Es war Mary Sylvester. Okay, dann war er der Musikmanager.<br />

Er hörte zu. „Ein alter Freund hat angerufen, du<br />

kennst ihn vielleicht, es ist der Baden-Badener Musiker,<br />

Enkel des Wiener Komponisten Jakob Pazeller. Friedrich<br />

Pazeller hatte einen Konzerttermin übersehen und sein<br />

Orchester hatte er schon in den Urlaub verabschiedet.“<br />

Die Sängerin hatte eine sehr angenehme Stimme. Fast<br />

wäre Wolf verträumt eingeschlafen, da spürte er Annabells<br />

Blick auf sich ruhen. „Okay“, sagte er. Mary fuhr fort:<br />

„Unglücklicherweise sind seine Duo- und Trio-Musiker<br />

auch vom großen Orchester, das ist sonst praktisch, aber<br />

jetzt hat er gar keinen, mit dem er das geplante Konzert<br />

durchführen könnte.“<br />

Wolf riss sich zusammen. „Wann ist das Konzert, und<br />

wo?“ Mary wurde ganz kleinlaut: „Heute Abend, in Baden-Baden.<br />

Kannst du mich auf die Schnelle hinfahren?“<br />

Wolf senkte bekümmert den Kopf. „Ich bin gerade selbst<br />

in Baden-Baden ...“, als Mary ihn unterbrach.<br />

„Also...“ Aber jetzt unterbrach Wolf sie: „Ich rufe mal die<br />

Susi an, vielleicht kann sie kommen. Dann könnte sie dich<br />

ja mitnehmen.“<br />

Er rief erst Susi, dann wieder Mary an. „Susi hat Zeit, sie<br />

kommt gerne, aber sie bringt die Gang mit, du weißt ja,<br />

ihre Go-go-Girls und ihren Fahrer“, sagte Wolf. „Wann<br />

genau und wo ist das Konzert?“, fragte er.<br />

***<br />

Kurz vor Konzertbeginn hielt ihr Taxi an der Einfahrt zur<br />

Tiefgarage beim Kurviertel. Susis Tross kam ihnen laut<br />

quietschend entgegen. Mit Annabell am Arm ging er den<br />

kichernden Mädchen voraus. Johnnie, der Fahrer der weißen,<br />

überlangen Stretchlimousine, hatte einen dunklen<br />

Anzug an. Mit seiner Sonnenbrille wirkte er wie jemand<br />

von der Security.<br />

Es war dunkel geworden, und bald erreichten sie das<br />

Kurhaus. Wolf entdeckte als Erster die Eingangstüre zum<br />

Casino. Alles war glänzend erhellt, viele altertümliche<br />

Laternen mit milchweißen Kandelabern wetteiferten mit<br />

den stilvoll von unten beleuchteten Säulen des breiten,<br />

neoklassischen und sehr eleganten Gebäudes.<br />

Innen empfing sie sofort die überaus beeindruckende,<br />

luxuriöse Aufmachung eines glanzvollen Casinos. Die<br />

Wände reflektierten das tausendfach gebrochene Licht<br />

der vielen Kronleuchter in einem matten, goldgelben<br />

Farbton. Wolf wandte den Blick nach oben und gewahrte<br />

eine hohe Kuppel, deren farbige Gläser von schmiedeeisernen<br />

Verzierungen gehalten wurden.<br />

Sie bestaunten gerade einen grandiosen, schwarzglänzenden<br />

Konzertflügel, der auf einer niedrigen Bühne<br />

28<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


stand, als Wolf einen elegant gekleideten, freundlich<br />

lächelnden Mann mit einem schmalen, ausdrucksvollen<br />

Gesicht bemerkte. Mary begrüßte ihn und stellte<br />

ihre Entourage vor. „Dies ist der Musiker des heutigen<br />

Abends“, sagte sie, „Friedrich Pazeller, der Pianist. Er hatte<br />

nicht einmal die Zeit, meinen Namen auf die Ankündigungsplakate<br />

zu kleben“, sagte sie.<br />

Wolf führte die Damen auf ihre Plätze und der Musiker<br />

führte Mary auf die Bühne. Es waren nicht übermäßig<br />

viele Leute im Saal, er war nur zu etwa einem Drittel<br />

gefüllt. Das Gemurmel wurde sofort leiser, als Pazeller<br />

am Flügel Platz nahm. Er griff zu seinem Mikrofon.<br />

„Heute bringen wir Ihnen Jazz-Standards der Alten Zeit<br />

zu Gehör. Sie wissen vielleicht, dass der Blues aus diesen<br />

Standards sowie aus der Gospel-Musik kommt. Und unser<br />

heutiger Stargast ist Mary Sylvester, die amerikanische<br />

Blues-Sängerin.“<br />

Das erwartungsvolle Schweigen ließ die Stimme von Mary<br />

Sylvester lauter erscheinen, als sie tatsächlich war. Sie<br />

begrüßte die Anwesenden und nickte dann dem Pianisten<br />

zu.<br />

Und jetzt geschah es. Ohne irgendwelche Noten zu Rate<br />

zu ziehen, schlug Pazeller einige Tasten an. Unvermittelt<br />

erkannte Wolf den Song, und von Anfang an im richtigen<br />

Takt und an der richtigen Stelle setzte Mary ein. Die<br />

beiden Musiker harmonierten miteinander wie ein altes<br />

Ehepaar, das sich nach vielen Jahren immer noch gut<br />

leiden kann.<br />

Der Klang des Flügels wurde von einigen Mikrofonen erfasst<br />

und über eine erstklassige Sound-Anlage verstärkt,<br />

an die auch die beiden Gesangsmikrofone angeschlossen<br />

waren. Die Girls waren völlig verstummt, sie hörten<br />

aufmerksam zu. Wieder einmal kam Wolf die Erkenntnis,<br />

dass ‚kraftvoll‘ nicht ‚laut‘ bedeuten muss. „Kraft ist nicht<br />

Gewalt“, sagte er leise vor sich hin.<br />

Dennoch hatte Susi ihn verstanden. Sie nickte ihm zu.<br />

„Mary Sylvester hat eine große Kraft und der Pianist ist<br />

wirklich sehr elegant im Ton.“ Susi sprach gleich weiter.<br />

„Siehst du die Girls?“, fragte sie, und Wolf nickte. „Meine<br />

Mädchen sind nicht so wie viele andere junge Leute, die<br />

in Panik geraten, wenn sie eine ungewohnte Musik zu<br />

hören bekommen.“<br />

ihm dessen übergroße Schuhe auf, deren Spitzen steil<br />

nach oben wiesen. Hier gab es keine Knöpfe, an denen er<br />

drehen konnte, alles war digital geregelt.<br />

Nach dem Konzert wollte keiner etwas essen gehen, also<br />

brachte Johnnie erst Annabell nach Hause und lenkte<br />

dann das leise und sehr bequeme amerikanische Gefährt<br />

in Richtung Freiburg. Mary saß vorne und Wolf sah ihr<br />

Profil deutlich, denn die Trennscheibe war heruntergelassen.<br />

Neben ihm saß Susi, und die Gang verteilte sich auf<br />

den Bänken weiter hinten. Sie wurden auch leiser, denn<br />

jetzt schlugen sie die Beine übereinander und stützten<br />

die Ellenbogen darauf, um ihre Handys hochzuhalten.<br />

Weil sie diese weißen Ohrhörer trugen, deren Stängel aus<br />

den Ohrmuscheln ragten, sah es aus, als trügen sie alle<br />

denselben Ohrschmuck.<br />

Susi drehte sich um und hockte mit den Knien auf der<br />

gepolsterten Abdeckung für die Minibar und wandte sich<br />

an Mary. „Kann das sein, du wusstest alle Texte auswendig?<br />

Da habt ihr zwei aber lange üben müssen!“, sagte<br />

sie. Mary lachte auch, dann sagte sie: „Haben wir nicht,<br />

wir haben nicht ein einziges Mal geprobt. Friedrich hat<br />

mir die Song-List gegeben, das war alles. Es sind ja alles<br />

Standards, wir Musiker kennen die.“<br />

„Der erste und der letzte Song, was war das denn?“, fragte<br />

sie. „Auch Standards, 1950er Jahre. ‚All of Me‘ und ‚Solitude‘,<br />

beide von Billie Holiday.“ Aber Susi hatte noch eine<br />

Frage. „Hab ich das richtig gesehen, das Konzert wurde<br />

aufgezeichnet? Dann werden die Soundleute und die Videografen<br />

noch viel zu tun haben, bis es gesendet werden<br />

kann.“ Mary sagte: „Nein, die Fernsehleute setzen nur<br />

einen Titel und den Abspann daran und es wird ein wenig<br />

zeitversetzt gesendet.“ Susi schüttelte den Kopf. „Bei mir<br />

muss alles überarbeitet werden, bis es online gehen kann.<br />

Krass!“<br />

- Fortsetzung folgt -<br />

Wolf sah einige schwarzgekleidete Gestalten um die Bühne<br />

schleichen. Er wollte schon eingreifen, da erinnerte er<br />

sich, dass das ursprünglich geplante Konzert zu der Reihe<br />

der Blues-Konzerte gehörte, die Sir David gerade aufnehmen<br />

ließ. Es waren Kameraleute. Er schaute sich nach<br />

Johnnie um. Wolf sah nur sein Profil, und besonders fielen<br />

NEU!<br />

www.schemske.de<br />

Wolf-Hammer-Krimi<br />

als Audiobook<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 29


WIR WERDEN DIE NUSS SCHON KNACKEN!<br />

WORTSPIELRÄTSEL<br />

von Carina<br />

Fett umrandete Kästchen stellen den jeweiligen Lösungsbuchstaben des endgültigen<br />

Lösungswortes dar und zwar von oben nach unten gelesen. Sind pro Einzellösung mehrere<br />

Kästchen fett umrandet, sind diese Buchstaben identisch! Alles klar? Na dann viel Spaß!<br />

Zur Beachtung: Ä/Ö/Ü = AE/OE/UE und ß = SS<br />

Tagchen, werte Rätsel-Crew!<br />

Ein jeder braucht es, nur wenige besitzen sehr viel davon und sehr viele nur wenig, die<br />

meisten bekommen davon nie genug, andere können nicht damit umgehen und es nicht<br />

halten, manche werden deshalb kriminell, einige geizen damit, man sagt, es verderbe den<br />

Charakter und es regiere die Welt. In letzter Zeit verlor es stark an Wert und es ist bei vielen<br />

so knapp, dass sie kaum noch weiter wissen – und das kurz vor dem Fest und dem Jahreswechsel.<br />

Diesmal geht es hier um Begriffe rund um das Thema: GELD<br />

Trotz allem wünsche ich Euch schöne Feiertage & einen guten Rutsch!<br />

1. Darlehens-Kreatur<br />

2. Zahlstelle für Postbeförderungsgebühr<br />

3. Geldbeutel-Fall<br />

4. Moneten-Injektion<br />

5. Zahlungsmittel mit dunkelster Farbe<br />

6. Penunsen-Gewässerursprung<br />

7. Fanggerät für Auslagen<br />

8. Kellner-Bedürftig<br />

9. Nutztier aus Edelmetall<br />

10. Lenkrad für den Verdienst<br />

Lösungswort:<br />

Zu gewinnen für das korrekte Lösungswort:<br />

1.- 3. Preis je ein Gutschein unserer Wahl<br />

UND:<br />

Im <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> wird von ALLEN korrekten<br />

Einsendungen ein zusätzlicher Gewinner gezogen,<br />

der eine besondere Überraschung erhält!<br />

Einsendeschluss<br />

ist der 28. <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong><br />

(es gilt das Datum des Poststempels bzw. der E-Mail)<br />

E-Mails NUR mit Adressen-Angabe. Unsere Postanschrift findet Ihr<br />

im Impressum auf Seite 31. Teilnahmeberechtigt sind alle, außer die<br />

Mitglieder des Redaktionsteams. Wenn es mehr richtige Einsendungen als<br />

Gewinne gibt, entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Lösungswort der letzten Ausgabe: GAENSEHAUT<br />

bestehend aus den folgenden Einzellösungen:<br />

1. SPRUNGGELENK 2. AUGENGLAESER<br />

3. EILEITER 4. ZAHNKRONE 5. STUHLGANG<br />

6. METHODEN 7. HERZRASEN<br />

8. HAARBALG 9. BRUSTRAUM 10.MUTTERMUND<br />

Gewonnen haben (aus 74 korrekten Einsendungen):<br />

K. Wankmüller, Leonberg<br />

M. Lyssenko, Freiburg<br />

F. Altaner, Freiburg<br />

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !<br />

Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.<br />

30<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong>


ÜBER UNS<br />

Seit Jahren geht in unserer Gesellschaft die Schere zwischen<br />

Arm und Reich weiter auseinander. Besonders durch die<br />

Agenda 2010 und die damit verbundenen Hartz IV-Gesetze<br />

wurden Sozialleistungen abgesenkt. Die Lebenshaltungskosten<br />

steigen jedoch von Jahr zu Jahr. Viele Menschen kommen<br />

mit den Sozialleistungen nicht mehr aus oder fallen schon<br />

längst durch das ziemlich löchrig gewordene soziale Netz.<br />

Und heute kann jeder von Arbeitslosigkeit bedroht sein.<br />

Vereine und private Initiativen versuchen die Not, in welche<br />

immer mehr Menschen kommen, zu lindern und die Lücken<br />

im System zu schließen. Es gibt unterschiedliche nichtstaatliche<br />

Einrichtungen wie z. B. die Tafeln, welche sich um diese<br />

ständig wachsende Bevölkerungsgruppe kümmern. Oder<br />

eben die Straßenzeitungen wie der FREIeBÜRGER.<br />

In unserer Straßenzeitung möchten wir Themen aufgreifen,<br />

welche in den meisten Presseerzeugnissen oft zu kurz oder<br />

gar nicht auftauchen. Wir wollen mit dem Finger auf Missstände<br />

zeigen, interessante Initiativen vorstellen und kritisch<br />

die Entwicklung unserer Stadt begleiten. Wir schauen aus<br />

einer Perspektive von unten auf Sachverhalte und Probleme<br />

und kommen so zu ungewöhnlichen Einblicken und<br />

Ansichten. Damit tragen wir auch zur Vielfalt in der lokalen<br />

Presselandschaft bei.<br />

Gegründet wurde der Verein im Jahr 1998 von ehemaligen<br />

Wohnungslosen und deren Umfeld, deshalb kennen die<br />

MitarbeiterInnen die Probleme und Schwierigkeiten der<br />

VerkäuferInnen aus erster Hand. Ziel des Vereins ist es, dass<br />

Menschen durch den Verkauf der Straßenzeitung sich etwas<br />

hinzuverdienen können, sie durch den Verkauf ihren Tag<br />

strukturieren und beim Verkaufen neue Kontakte finden<br />

können. Wir sind eine klassische Straßenzeitung und geben<br />

unseren VerkäuferInnen die Möglichkeit, ihre knappen finanziellen<br />

Mittel durch den Verkauf unserer Straßenzeitung<br />

aufzubessern. 1 Euro (Verkaufspreis 2,10 Euro) pro Ausgabe<br />

und das Trinkgeld dürfen unsere VerkäuferInnen behalten.<br />

Es freut uns zum Beispiel sehr, dass sich einige wohnungslose<br />

Menschen über den Verkauf der Straßenzeitung eine neue<br />

Existenz aufbauen konnten. Heute haben diese Menschen<br />

einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz und eine<br />

Wohnung. Der FREIeBÜRGER unterstützt also Menschen<br />

in sozialen Notlagen. Zu unseren VerkäuferInnen gehören<br />

(ehemalige) Obdachlose, Arbeitslose, GeringverdienerInnen,<br />

RentnerInnen mit kleiner Rente, Menschen mit gesundheitlichen<br />

Problemen, BürgerInnen mit Handicap u. a. Unser Team<br />

besteht derzeit aus fünf MitarbeiterInnen. Die Entlohnung<br />

unserer MitarbeiterInnen ist äußerst knapp bemessen und<br />

unterscheidet sich aufgrund der geleisteten Arbeitszeit und<br />

Tätigkeit. Dazu kommt die Unterstützung durch ehrenamtliche<br />

HelferInnen. Leider können wir durch unsere Einnahmen<br />

die Kosten für unseren Verein, die Straßenzeitung und Löhne<br />

unserer MitarbeiterInnen nicht stemmen. Daher sind wir<br />

auch in Zukunft auf Unterstützung angewiesen.<br />

SIE KÖNNEN UNS UNTERSTÜTZEN:<br />

• durch den Kauf einer Straßenzeitung oder<br />

die Schaltung einer Werbeanzeige<br />

• durch eine Spende oder eine Fördermitgliedschaft<br />

• durch (langfristige) Förderung eines Arbeitsplatzes<br />

• durch Schreiben eines Artikels<br />

• indem Sie die Werbetrommel für unser<br />

Sozialprojekt rühren<br />

Helfen Sie mit, unser Sozialprojekt zu erhalten und weiter<br />

auszubauen. Helfen Sie uns, damit wir auch in Zukunft<br />

anderen Menschen helfen können.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: DER FREIeBÜRGER e. V.<br />

V.i.S.d.P: Oliver Matthes<br />

Chefredakteur: Uli Herrmann († 08.03.2013)<br />

Titelbild: Jonas Brandt<br />

Layout: Ekkehard Peters<br />

An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet:<br />

Carsten, Carina, Conny, Ekki, H. M. Schemske,<br />

Karsten, Oliver, Recht auf Stadt, Rose Blue, utasch<br />

und Gastschreiber<br />

Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG<br />

Auflage: 5.000 | Erscheinung: monatlich<br />

Vereinsregister: Amtsgericht Freiburg | VR 3146<br />

Kontakt:<br />

DER FREIeBÜRGER e. V.<br />

Engelbergerstraße 3<br />

79106 Freiburg<br />

Tel.: 0761 / 319 65 25<br />

E-Mail: info@frei-e-buerger.de<br />

Website: www.frei-e-buerger.de<br />

Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 12 - 16 Uhr<br />

Mitglied im Internationalen Netzwerk<br />

der Straßenzeitungen<br />

Der Nachdruck von Text und Bild (auch nur in Auszügen) sowie<br />

die Veröffentlichung im Internet sind nur nach Rücksprache<br />

und mit der Genehmigung der Redaktion erlaubt. Namentlich<br />

gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder.<br />

Die nächste Ausgabe des FREIeBÜRGER erscheint am:<br />

30.12.<strong>2022</strong><br />

1. und 2. Mittwoch im Monat um 14 Uhr:<br />

Öffentliche Redaktionssitzung<br />

FREIeBÜRGER 12 | <strong>2022</strong> 31


Bei Weihnachtsspenden an's freie Radio denken<br />

RDL verleiht Menschen eine Stimme, die ansonsten weniger Gehör finden<br />

würden.<br />

RDL eröffnet einen anderen, hintergründigeren Blickwinkel auf<br />

gesellschaftliche Themen,<br />

jenseits medialer Filterblasen und der lokalen monopolähnlichen Zeitung.<br />

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Welches Radio bietet eine solche Vielfalt an Musikstilen<br />

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Ein Programmstatut als Grundkonsens legt dabei fest, dass RDL z.B.<br />

sexistischen, rassistischen, nationalistischen Tendenzen und<br />

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