Im Tal der BroklandSau
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51. Perlentaucher
Freitag nach dem September-Neumond
Blaue Feder erwachte am frühen Morgen. Das Licht der
Morgensonne brach sich seine Bahnen durch die kleine
Eichenallee. Wer weiß wie lange noch. Seit ein paar Tagen
regnete es wie aus Eimern. Die Natur konnte das Wasser gut
brauchen, um ihre Reservoirs wieder zu füllen. Brauner Bär und
Blaue Feder bauten den Hof weiter aus. Die Schlafkojen für die
Gäste, die Bibliothek und noch einen unbekannten Raum.
Diesen Morgen musste Blaue Feder einmal raus in die Natur.
Irgendetwas arbeitete in ihr. Es ging um das Thema Er-folg.
Irgendwie wussten die Beiden momentan nicht so genau, warum
sie noch mehr Räume auf dem Hof ausbauten. Sie selbst
brauchten nicht mehr Platz. Manchmal machten sie etwas und
wussten nicht so genau warum. Neue Ideen entwickeln sich oft
erst beim Gestalten. Blaue Feder würde im Oktober ihre Kräuter-
Ausbildung beginnen und tiefer eintauchen in die Welt der
Pflanzen. Darauf freute sie sich.
Was heißt denn eigentlich Er-Folg?
Blaue Feder führte ein schönes Leben. Sie wusste, woher sie
gekommen war und wie es ihr jetzt ging. War dieser Heilungsweg
nicht der eigentliche Er-folg ihres Lebens. Manchmal war Blaue
Feder wütend und dann bewertete sie alles negativ und machte
gedanklich alles zunichte.
Dann war ‚Alles‘ nur ein großer Haufen ‚Mist‘. Oft war sie dann
einfach erschöpft und brauchte eine Pause. Da half nur eines –
in die Natur gehen. Die Natur urteilt nicht. Sie ist einfach da. Da
stehen der weiße Schwan und die Nacktschnecke
nebeneinander und jeder hatte seine Berechtigung. Es gab
weiße Schwäne und schwarze Kormorane, aber aus sich heraus
hatten die Farben keine Bedeutung.
Mit der Frage, was es mit dem Er-folg auf sich hat, ging Blaue
Feder über die Schwelle. Sie waren im Land der Schwäne
gewesen, hatten Tipperne besucht, ein Vogel-schutz-Gebiet in
Dänemark, und hatten dort die vielen Schwäne bewundert.
Vielleicht würde Blaue Feder an diesem Tag die beiden Schwäne
im Moor finden. Sie waren immer woanders - vielleicht hatte sie
Glück. Am Ortsausgang begegnete ihr eine Frau in Rot mit
einem schwarzen Hund. Sie grüßten sich und Blaue Feder
schlug den Weg zum Schwanensee ein. Die reifen roten Früchte
vom Weißdorn lachten sie an. Der Große Mondsee rief sie. Die
Morgensonne spiegelte sich auf dem Wasser. Es war schön
einfach hier zu stehen und in die Ruhe und Weite einzutauchen.
Blaue Feder ging weiter. Sie hatte den Ruf der Grauen
vernommen. Er klang herüber vom Kleinen Birkensee. Im
Unterholz hörte sie ein Reh und sah es auch einen Moment. Sie
folgte seinem Weg auf eine Lichtung und bewunderte ein
Spinnennetz. Wie unermüdlich die Spinnen ihr Zaubergarn
weben. Das Reh blieb verborgen. Ein Johanniskraut stand am
Wegesrand und lächelte Blaue Feder beruhigend zu. Sie hörte
wieder den Ruf der Grauen, sah sie zur Großen Gänsekuhle
fliegen und folgte ihr. Die Birken tanzten am Wegesrand in
grünen Farnwedeln.