STARK!STROM#31
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Ausgabe #31 Feb.-März 2023
Sky Void Of Stars
... und sie bewegen sich doch!
© Mathias Blom
STARK!STROM Partner
Godsmack In The Cage Siena Root Bikini Beach
Stark!er Jonas
Hi Jonas, zuerst einmal möchte ich mich schon im Vorfeld
dieses Interviews dafür bedanken, dass du dir die Zeit
nimmst, meine Fragen zu beantworten.
Jonas Renkse: Kein Problem, gerne geschehen!
Mir ist aufgefallen, dass diese Tour am 20.01. startete, also
genau an dem Tag, an dem euer neues Album „Sky Void
Of Stars“ veröffentlicht wurde. War das purer Zufall oder
steckte hier schon eine gewisse Absicht dahinter?
J: Nun, eigentlich sollte die Tour ja schon vor zwei
Jahren über die Bühne gehen, aber wegen der Pandemie
und den ganzen Einschränkungen konnten
wir erst jetzt so richtig mit den Liveauftritten loslegen.
Und da der Release unserer neuen Scheibe anstand,
fand es Napalm Records recht gut, „Sky Void Of
Stars“ genau am Tag des Tourstarts zu veröffentlichen,
um hier sozusagen eine Verbindung zu schaffen.
Und wie ist die Tour bislang gelaufen? Ihr habt schon einige
Gigs absolviert und ich denke, es ist absolut amüsant, mit
der Mannschaft von SOLSTAFIR durch die Lande zu reisen.
Könnt ihr euch eigentlich aussuchen, mit wem ihr auf Tour
geht, oder wird das von der Booking Agentur beziehungsweise
dem Label vorgegeben?
J: Die Tour verläuft absolut erfolgreich, einige Konzerte
waren bereits ausverkauft und es fühlt sich einfach
nur großartig an, nach der langen Durststrecke wieder
auf der Bühne zu stehen. Unsere Fans mögen die
neuen Songs sehr, dieses Feedback spornt uns natürlich
zu Höchstleistungen an, es ist ein tolles Geben
und Nehmen. Das Klima zwischen den einzelnen
Bands ist fantastisch, wir begegnen einander mit
Respekt und verstehen uns wirklich gut. Die einzelnen
Tourneen werden von unserem Management und
der Tour Booking Agency zusammengestellt, wobei
wir natürlich ein Mitspracherecht haben. Wir hören
uns die Musik der jeweils vorgeschlagenen Bands an
und entscheiden, ob das für uns passt.
Lass uns ein wenig über „Sky Void Of Stars“ sprechen.
Welche Reaktionen gab es von den Fans und der Presse
auf die Songs?
J: Die Reaktionen fielen von allen Seiten sehr positiv
aus. Wir sind wirklich überrascht, dass es bislang so
gut wie keine negativen Kritiken gab. Als Musiker ist
man insgeheim immer darauf eingestellt, dass es
den einen oder anderen Rezensenten oder Fan gibt,
der nicht zufrieden ist, aber wie gesagt, so etwas ist
in Bezug auf „Sky Void Of Stars“ bis jetzt ausgeblieben
und das freut uns als Band natürlich sehr.
Wie beurteilst du selbst die Weiterentwicklung von
KATATONIA zwischen den letzten Alben? Gab es eine logische
Fortsetzung in Bezug auf Sound und Songwriting oder
habt ihr doch auch bewusst das eine oder andere Detail
anders gestaltet?
J: Nun, wir haben uns einen gewissen Sound erschaffen,
der für KATATONIA steht und den wir konsequent
verfolgen. Das neue Album versprüht vielleicht ein
wenig mehr Live-Charme, denn ich habe die Songs
während der ganzen Lockdown Perioden geschrieben
und meine Innerstes hat damals verzweifelt danach
gegiert, endlich wieder live mit der Band auf der Bühne
zu stehen. Aber natürlich klingt „Sky Void Of Stars“
nach KATATONIA und das war auch beabsichtigt.
Ich bin seit Jahren ein großer KATATONIA Fan und liebe
eure Alben heiß. Trotzdem dauert es bei jeder neuen
Veröffentlichung eine Weile, bis der zündende Funke überspringt.
Es braucht einige Durchläufe, bis sich die ganze
Genialität des Materials zeigt. Bin ich hier ein Einzelfall
oder hast du das schon öfters gehört?
J: Ja, klar hat man mir das schon öfters gesagt und
ich muss zugeben, es liegt eine gewisse Absicht dahinter.
Wir schreiben jetzt zwar keine mörderisch
komplexen Songs, aber trotzdem wollen wir auch
keine Stücke mit allzu klassischen Rockstrukturen
veröffentlichen. Es ist gewollt, dass unsere Fans sich
ein wenig mit den einzelnen Nummern beschäftigen
und bei jedem Durchlauf ein neues Detail entdecken.
Nun folgt eine für dich vermutlich langweilige Frage, da du
sie sicher schon hunderte Male beantworten musstest. Ich bin
immer wieder verwundert, wie du es bei jedem Album aufs
Neue schaffst, so düstere und depressive Lyrics zu schreiben.
Es ist sicher nicht einfach, sich hinzusetzen und mir nichts
dir nichts solche Texte aus dem Ärmel zu schütteln.
J: Früher musste ich wirklich in einer sehr speziellen
Stimmung sein, um Texte für unsere Songs schreiben
zu können. Aber das hat sich über die Jahre geändert,
heute fällt mir das leichter. Allerdings muss ich schon
zuerst die Musik schreiben, um dann den richtigen
Kontext herstellen zu können. Ich höre die Melodien
und denke mir, dass dieses oder jenes Thema perfekt
dazu passen würde. Außerdem kann ich mich sehr gut
in Situationen hineinversetzen, die ich zwar selbst
noch nicht erlebt habe, aber bei Freunden oder zum
Beispiel in Filmen gesehen habe. Ich denke dann
darüber nach, was ich wohl in diesem Fall empfinden
würde und genau das schreibe ich dann auf meine
Art und Weise nieder.
Glaubst Du, dass sich deine Lyrics jemals positiveren
Themen zuwenden könnten, oder ist das für dich ein No-Go,
da es ja schlicht und ergreifend nicht zum Gesamtkonzept
von KATATONIA passt?
J: Nein, ich denke nicht, dass das jemals passieren
wird. Wie du richtig sagst, ist die unsere Musik einfach
düster und schwermütig, was nach dementsprechenden
Texten verlangt. Alles andere würde nicht
dazu passen und auch nicht stimmig sein. Außerdem
würde KATATONIA dann nicht mehr für das stehen,
was unsere Fans an uns lieben, und wir müssten uns
wohl ganz neu in der Szene ausrichten. Das haben wir
eigentlich nicht vor!
Weiters würdest du in so einem Fall wohl auch manche
deiner weiblichen Fans vergrämen, denn ich habe schmunzelnd
festgestellt, dass deine Lyrics offenbar den romantischen
Nerv der einen oder anderen Dame treffen.
J: Ja, damit hast du recht. Es ist schon recht amüsant,
was ich in den sozialen Medien an Statements zu
lesen bekomme.
Du bist der Hauptsongwriter von KATATONIA, welche
musikalischen Einflüsse hast du über die Jahre so in dir
aufgenommen?
J: Ich höre eigentlich ständig Musik und interessiere
mich für viele verschiedene Bereiche. Ich bin jetzt
nicht aktiv auf der Suche nach Inspiration oder beziehe
mich beim Songwriting bewusst auf die eine oder
andere Band, um so neue Einflüsse im KATATONIA
Material zu verarbeiten. Diese Dinge passieren auf
einer sehr unbewussten Ebene, man hört etwas und
wird davon quasi zu einer neuen eigenen Idee angeregt.
In unseren Anfangstagen war das natürlich anders,
aber heute strebe ich beim Schreiben der Musik
einfach danach, meinen Horizont zu erweitern und
probiere Verschiedenstes aus.
KATATONIA hatten ja zu Beginn ihrer musikalischen
Karriere auch einen wesentlich härteren Sound und andere
Vocals. Gab es je eine Art von Bashing, im Zuge dessen euch
Fans Verrat oder Verweichlichung vorgeworfen haben?
Ich denke daran, was PARADISE LOST verbal so über sich
ergehen lassen mussten …
J: Natürlich mussten wir uns ebenfalls Kritik anhören,
als wir von den Growls zu den cleanen Vocals gewechselt
haben, aber das ist so lange her, dass es eigentlich
heute keinerlei Relevanz mehr für uns hat. Die Band
hat sich einfach weiterentwickelt, neue Musiker sind
dazu gekommen und der ganze Sound gleicht nicht
mehr dem der Anfangstage. Es war ein natürlicher
Prozess und wir stehen zu hundert Prozent hinter
dem, was wir heute tun.
Ich glaube, dass sich die Szene diesbezüglich auch verändert
hat. Es gibt gerade in den letzten Jahren so viele neue
Subgenres, viele davon beginnen mit dem Zusatz „Post“ und
ich denke, durch diese Entwicklung sind etliche Fans auch
wesentlich offener gegenüber Veränderungen geworden.
J: Da hast du absolut recht, es ist spannend zu beobachten,
welche Entwicklungen hier vorangetrieben
wurden. Was heute möglich ist, wäre vor Jahren noch
regelrecht als Blasphemie verpönt gewesen!
Ihr arbeitet nun mit dem Label Napalm Records zusammen.
Wie kam das zustande? War der Labelwechsel eine logische
Konsequenz eurer Weiterentwicklung?
J: Ich würde sagen, es war definitiv ein logischer
Schritt, denn unser Vertrag mit Peaceville Records,
der seit 1980 aufrecht war, ist ausgelaufen. Wir waren
auch wirklich zufrieden mit deren Arbeit, aber letztendlich
kamen wir an einen Punkt, wo wir dachten,
dass es interessant wäre, einfach etwas Neues auszuprobieren.
Napalm Records haben Zweigstellen in
den Staaten und in Japan, somit können wir von nun
an mit unseren Veröffentlichungen auch ein neues
Zielpublikum ansprechen beziehungsweise unseren
Bekanntheitsgrad erweitern. Es war einfach eine gute
Chance, die sich da geboten hat, wir haben zugegriffen
und lassen uns nun von dem überraschen, was
noch kommt. Napalm Records war ja zu Beginn ein
ganz kleines österreichisches Label und es ist fantastisch,
was sie in den Jahren seit ihrer Gründung auf
die Beine gestellt haben.
Wie geht es nach dieser Tour weiter? Macht ihr eine kreative
Schaffenspause oder erobert ihr sozusagen den nächsten
Kontinent?
J: Wir werden für rund drei Wochen daheim sein
und dann nach Lateinamerika aufbrechen, um dort
Konzerte zu geben, worauf wir uns schon sehr freuen.
Wie vereinbart ihr das mit eurem Privatleben? Ist es nicht
schwieriger, lange auf Tour zu sein, wenn zu Hause der
Nachwuchs wartet?
J: Ja, natürlich ist es heute schwieriger wie früher,
als wir noch ungebunden waren. Aber zum Glück
können wir das sehr gut mit unseren Familien
vereinbaren, wobei halt manches Mal ein Opfer zu
bringen ist. Im konkreten Fall heißt das, entweder
ein Tourangebot auszuschlagen oder bei wichtigen
familiären Terminen nicht zu Hause sein zu können.
Da wir nun am Ende meiner Fragenliste angekommen
sind, würde ich dich noch bitten, dein Wort kurz an eure
österreichischen Fans zu richten.
J: Falls ihr unser neues Album „Sky Void Of Stars“ noch
nicht kennt, hört kurz rein. Ich denke, ihr werdet die
Songs mögen. Und wir freuen uns natürlich, heute
Abend endlich wieder live hier in Österreich auftreten
zu können!
Und auch wir österreichischen Fans haben diesen Auftritt
in vollen Zügen genossen, es war einfach unglaublich,
Songs wie „Birds“, „My Twin“ oder „Old Heart Falls“ in einer
fast ausverkauften Arena Wien um die Ohren geschmettert
zu bekommen. Schade für alle, die nicht dabei sein konnten!
www.katatonia.com
6 7
Anita
Strom-schlag
Jeff Hartlaub
Wertes Kollegium,
liebe Freunde der Psychiatrie!
Da ich ja Hobbypsychologie in drölf Trimestern an der kaiserlich-königlichen Universität zu Trippsdrill
unter Professor Axel Stoll studiert habe, hier eine vage, fachspezifische Einschätzung der logistischen Situation
in mitteleuropäischen Großstädten. Die Stupidität der Menschen manifestiert sich hier
nämlich grundlegend in vier Schritten:
1. Einkaufswagerl können nicht mehr richtig zugeordnet
und zurückgebracht werden (das sogenannte
„Penny-PamPam-Paradoxon“). Nach fehlgeschlagenen
Studien mit verschiedenfärbigen Haltegriffen mit jeweils
anders geformten Klinken für die Münzen, gaben
die Wissenschaftler der Universität Ischgl schlussendlich
w.o. und widmeten sich wieder ihren Rhesusaffen,
denen sie Schach beibrachten.
2. Die Fähigkeit, ein öffentliches Verkehrsmittel zu verlassen
oder zu besteigen, schwindet drastisch oder ist
erst gar nicht voll ausgebildet (die sogenannte „D-Zug-
Dysfunktion“).
4. Der Umgang mancher Patienten mit dem Smartphone
ist ebenfalls besorgniserregend - das von mir so
genannte „Knäckebrot-Paradigma“. Manche halten ihr
Gerät nämlich so, als würden sie davon abbeißen wollen.
Manche andere halten es wie einen Kosmetik-Spiegel
vor sich hertragend, damit für den „Freund“ am anderen
Ende die eigene, bizarr verzerrte Fratze durch die
wunderschönen Hintergründe von Meidlinger Bahnhof
oder Franz-Jonas-Platz optisch aufgewertet wird.
Folgen Sie mir auch weiterhin
für praktische Alltags-Analysen!
8
Zu den mannigfaltigen Manifestationen dieses Phänomens
gehört unter anderem das Entgegen- oder
Nachlaufen eines abfahrenden Verkehrsmittels, das
Drücken auf Türöffnungstasten bereits fahrender Verkehrsmittel.
3. Elektro-Roller (der sogenannte .... ähm .... tjo .... „einfach
nur zu deppert, um zu Fuß zu gehen“). Gegen diese Seuche
gibt es noch nicht mal einen Impfstoff, natürliche
Auslese könnte das Problem jedoch langfristig lösen. Es
beweist, dass man auch mit völliger Unkenntnis sämtlicher
Verkehrsregeln alle öffentlichen Verkehrsflächen
benützen kann.
Ihr Dr. Psych.
Rer. Nat. Em.
Mult. Des.
Michael Harry
Seidinger
© Mike Seidinger
Tickets auf oeticket.com.
12. JULI 2023
WIENER STADTHALLE
Strom!Gerüchte
GODSMACK
Kein Ende in Sicht!
Es gibt einfachere Voraussetzungen
über ein neues Album
zu plaudern, als die Ankündigung
des Labels, die lautet, dass es sich
dabei aller Voraussicht nach um das
letzte Studioalbum jener Band
handeln würde. So geschehen
bei GODSMACK, die dieser
Tage mit »Lightning Up The
Sky« (BMG) eine weitere
Groovewalze loslassen.
Drummer Shannon Larkin
schaffte es beim vereinbarten
Zoom-Gespräch
nicht nur sämtliche Gerüchte,
die das jähe Ende
des Quartetts betreffen,
umgehend aus der Welt
zu schaffen, er hatte
auch einige spannende
Informationen aus der
Geschichte der Band auf
Lager:
Wie genau ist das mit dem „letzten“ Album zu verstehen?
Shannon Larkin: Dazu muss ich ein wenig ausholen.
Nein, noch nicht. Zuerst muss ich etwas klarstellen.
Diese Aussage hat nichts mit dem Ende der Band
zu tun! Davon war nie die Rede. Mir ist leider schon
mehrfach die Frage gestellt worden, ob es denn jetzt
vorbei ist. Nein, ist es definitiv nicht!
So, jetzt kann ich näher auf die Frage eingehen. Wir
sind mittlerweile allesamt in einer Altersklasse angelangt,
in der unser bisheriger Tour/Album-Zyklus
nicht mehr dauerhaft gewährleistet werden kann.
Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, unsere
Vorgehensweise zu ändern. In der Vergangenheit ist
es so abgelaufen, dass wir ein Jahr für die Arbeiten an
einem Album gebraucht haben, danach zwei Jahre
auf Tournee gewesen sind, und dann ein Jahr Pause
eingelegt haben. Das lässt sich zu einem Großteil auch
an unseren bisherigen Veröffentlichungsintervallen
nachvollziehen. Und genau daran wollen wir, und
werden wir etwas ändern.
Okay, das beruhigt den Fan zumindest ein wenig. Aber was
genau wird passieren?
S: Nun, da wir allesamt stramm auf die 60 zugehen,
und zudem als Band schon lange niemandem mehr
etwas beweisen müssen, werden wir es ab sofort etwas
entspannter angehen. Das heißt nicht, dass wir keine
Tourneen mehr absolvieren werden, und schon gar
nicht, dass uns Konzerte dermaßen fordern, dass wir
nicht mehr in der Lage dazu wären, live zu spielen.
Unser gemeinsamer Ansatz lautet viel mehr, lass
uns schauen, was kommt, und dann entscheiden,
wann wir was machen. Daher nochmals, um keine
Gerüchte in die Welt zu setzen: Es ist noch kein Ende
von GODSMACK in Sicht!
Zum Album selbst möchte ich hinzufügen, dass
wir die Scheibe als dermaßen gelungen betrachten,
dass wir wohl nur dann ein weiteres Studioalbum
präsentieren werden, wenn wir davon überzeugt
sind, dass es mit »Lightning Up The Sky« mithalten
kann. So gesehen kann es also in der Tat passieren,
dass wir kein weiteres Studioalbum mehr veröffentlichen.
Was genau unterscheidet »Lightning Up The Sky« von den
Vorgängern?
S: Als Sully, der unser Hauptsongschreiber ist, in der
letzten Pause vor den eigentlichen Sessions mit ersten
fertigen Songs ankam, waren wir schwerst beeindruckt.
Der Kerl hatte eine unangenehme Phase
in seinem Leben durchzumachen, und hat deshalb
seine Emotionen in Songs umgewandelt. Wir waren
allesamt der Meinung, dass diese Tracks einfach auf
das nächste Album kommen müssen!
Verständlich. Allerdings hatte ich noch nie dermaßen das
Gefühl ein „europäisches“ Album zu hören. War da vielleicht
der Gedanke im Hinterkopf nun endlich auch in Übersee
den ganz großen Wurf zu landen?
S: Nein, davon war beim Aufnehmen nichts zu bemerken.
Ich glaube auch nicht, dass Sully derlei Gedanken
in sich getragen hatte, als er die Songs geschrieben hat.
Allerdings haben wir uns die Frage schon oft gestellt.
Ein Grund, warum wir als Band in den Staaten bekannter
sind als euch, liegt wohl an der Radiolandschaft.
Wenn es eine Band schafft, bei irgendeinem Sender
einen Hit zu landen, verbreitet sich das zumeist fast
wie ein Lauffeuer. Ist aber auch logisch, schließlich
sind die Stationen oft über mehrere Bundesstaaten
zu empfangen. Das ist etwas, das ich zumindest bisher
in Europa noch nicht feststellen habe können. Wenn
man jetzt beispielsweise in England einen Charterfolg
verbuchen kann, sagt das noch nicht einmal, ob diese
Band in Belgien überhaupt jemand kennt.
Spannend finde ich diese Frage aber immer noch. Zum
einen, weil es jede Menge Bands mehr gibt, die bei uns
groß, in Europa aber viel kleiner sind. Aber auch umgekehrt,
denn ALTER BRIDGE zum Beispiel, die sehr schätzte,
sind bei euch wesentlich bekannter als hier. Warum?
Eventuell liegt es ja daran, dass diese Bands ihre Songs
ein wenig anders strukturieren als viele andere.
Apropos: Als eine Besonderheit empfinde ich die Tatsache,
dass eure Songs vorwiegend auf Rhythmen und Grooves
aufgebaut sind. Liegt das daran, dass Sully eigentlich
Drummer ist?
S: Cool, dass nicht nur wir das so empfinden! Als ich
begonnen habe mit Sully zusammenzuarbeiten,
war er gerade dabei, sich als Sänger und Gitarrist
zu etablieren. Uns verbindet aber eine viel längere
Geschichte. Eine, die damit endete, dass er mich als
Schlagzeuger für GODSMACK haben wollte. Ich war
damals bei AMEN engagiert, die eben einen lukrativen
Deal bei Roadrunner unterzeichneten. Eine schwierige
Entscheidung, doch nicht zuletzt sein Wesen hat
mich davon überzeugt, zu wechseln.
Da ihr beide auch schon davor in namhafte Bands involviert
gewesen seid, scheint es eine Fügung des Schicksals
gewesen zu sein...
S: Muss wohl so gewesen sein. Ansonsten wäre Sully
wohl nie auf mich zugekommen, um mich in seine
Band zu holen. Doch schon in den späten 80ern, als
ich bei WRATHCHILD AMERICA (Yezz! - Anmerkung eines
redaktionsbekannten „Tierchens“) gespielt habe,
sind wir uns begegnet. Auch später als ich bei SOULS
AT ZERO, und Sully bei STRIP MIND spielte, kreuzten
sich unsere Wege immer wieder. Und auch als ich
UGLY KID JOE beigetreten bin, und er gemeinsam mit
Robbie Merrill, der auch heute noch unser Bassist ist,
GODSMACK aus der Taufe gehoben hat, blieben wir
in Kontakt. Wenn ich so drüber nachdenke, sind es
inzwischen gut 35 Jahre, die wir uns schon kennen.
www.godsmack.com
10 11
© Kamal Asar
Walter Scheurer
retro!strom
SIENA ROOT
Etwas Wärmendes, etwas Rotes und etwas Erdiges
Auch wenn ihre Alben seit jeher ein gehöriges Maß an Spontanität offeriert haben, setzen die schwedischen Retro-
Rocker:Innen von SIENA ROOT auch auf Kontinuität. Das lässt sich nicht zuletzt an ihrer imposanten Diskografie
nachvollziehen, die dieser Tage um »Revelation« (Atomic Fire Records) erweitert wird. Da diese Scheibe eigentlich schon
im letzten Sommer angekündigt worden war, galt es zunächst einmal den Veröffentlichungszeitpunkt mit Bassisten und
Gründungsmitglied Sam Riffer zu erörtern, der sich über Zoom bei uns meldete:
12
© Petter Hilber
Handelt es sich bei eurer aktuellen Veröffentlichung um eine
Neuauflage?
Sam Riffer: Nein. Wir hatten zwar vor, »Revelation« schon
im Vorjahr auf den Markt zu bringen, waren uns jedoch
in einigen Belangen mit dem seinerzeitigen Label uneins.
Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die Scheibe mit
einem anderen Businesspartner zu veröffentlichen. Uns
war zwar klar, dass es sich um den denkbar ungünstigsten
Zeitpunkt gehandelt hat, es blieb uns aber keine andere
Wahl. Da die Promotion-Kampagne bereits gestartet war,
dürften viele Fans darauf gewartet haben, »Revelation«
spätestens im Herbst des Vorjahres in Händen halten zu
können. Das wäre wohl auch durchaus möglich gewesen,
allerdings haben wir uns gesagt, dass wir das Album erst
dann veröffentlichen wollen, wenn unsere Ideen und
Vorgaben vom entsprechenden Label auch umgesetzt
werden können. Das ist der Grund, weshalb die Scheibe
mit einem knappen halben Jahr Verspätung erscheint.
Eure Fans werden es verkraften. Nicht zuletzt, weil eure Mucke
seit den Anfängen verdientermaßen das Prädikat „zeitlos“ erhalten
hat. Inspirationen sind dabei immer noch herauszuhören,
die scheinen unverändert. Korrekt?
S: Ja, und daran wird sich auch in Zukunft wohl nichts
ändern. Ich kann zwar nicht für alle in der Band sprechen,
aber meine persönlichen Favoriten stammen allesamt
aus jener Generation, die man heute der Kategorie „Classic
Rock“ zuordnet. Wahrscheinlich deshalb, weil es sich ausnahmslos
um Klassiker der Rockmusik handelt, ohne die
es heute womöglich keinen Hard und Heavy Rock geben
würde. Bands wie DEEP PURPLE, BLACK SABBATH, LED
ZEPPELIN, JETHRO TULL und URIAH HEEP haben etwas
erschaffen, von dem die gesamte Branche heute noch
lebt. Klar sind auch wir bestrebt, so eigenständig wie nur
möglich zu klingen, die erwähnten Inspirationsquellen
wird man aber immer heraushören.
Im Vergleich zu einigen eurer früheren Werke empfinde ich
den Anteil folkloristischer Momente auf »Revelation« höher.
Woran liegt es?
S: Ehrlich gesagt dachte ich, wir hätten davon auf den
letzten beiden Alben mehr gehabt. Es kann aber natürlich
sein, dass wir diesbezüglich ein völlig anderes Empfinden
haben.
Interessant. So wirklich wahrgenommen habe ich diese Anteile
jedenfalls erst auf eurer 2020er-Scheibe »The Secret Of Our
Time«. Und mit eurer neuen Nummer ‘Madukhauns’ seid ihr
ziemlich nahe in Richtung „World Music“ gekommen. Aber
wie auch immer .....
Worin genau liegen denn deiner Meinung nach die wesentlichsten
Unterschiede eurer Alben generell?
S: Zum einen, so hoffe ich zumindest, sehe ich eine
überaus positive Entwicklung beim Komponieren und
Arrangieren. Schließlich wage ich zu behaupten, dass
wir uns als Songschreiber stetig steigern haben können.
Und zum anderen, und damit denke ich, lässt ich wohl auch
dein Empfinden erklären, liegt es mit Sicherheit auch an
den unterschiedlich ausgeführten Gesangsbeiträgen. Auf
»Revelation« ist nun Zubaida Solid als alleinige Sängerin
zu hören, während sie sich auf dem Vorgängeralbum die
Vocals noch mit Lisa Lystam geteilt hat.
Zubaida ist in Schweden als Vokalistin sowohl im Blues als
auch im Soul und Jazz eine bekannte Größe. Offenbar ist sie
aber auch eine begnadete Texterin, schließlich gehen einige
der Lyrics eures neuen Albums auf ihre Kappe. War das eine
Bedingung für den Einstieg?
Nein, überhaupt nicht. Allerdings haben ihr die letzten
beiden Jahre sehr zugesetzt, und sie musste ihre
Gefühlswelt in Texte ummünzen. Zubaida war sehr
heftig an COVID erkrankt, und hatte lange damit zu
kämpfen. Aus Frust, aber auch, weil es angeordnet war,
hatte sich in ein einsames Gebäude in den Wäldern
zurückgezogen, um mit der Situation klarzukommen.
‘Coincidence & Fate’, der Opener, handelt von ihrer
Krankheitsbewältigung. Genauer gesagt von ihrem
Umgang mit der Todesangst.
Heftiger Tobak. Ganz im Gegenteil zum schlichten, aber geschmack-
und effektvollen Artwork. Die Farbgebung hat wohl
etwas mit eurem Bandnamen zu tun?
S: Natürlich. Als wir in den späten 90er-Jahren die Band
formiert haben, waren wir uns schnell einig, dass unsere
Musik etwas Wärmendes, etwas „Rotes“, und etwas
Erdiges an sich hat. So sind wir dann auch zu unserem
Bandnamen gekommen, schließlich hatte irgendjemand
den Begriff „Siena“ ins Spiel gebracht. Bei unseren ersten
Tourneen haben uns zwar noch viele Fans gefragt, was genau
wir denn mit dieser Stadt in der Toskana am Hut hätten,
mittlerweile gibt es solche Fragen aber nicht mehr.
Kein Wunder, ihr habt euch ja auch als Live-Band längst etabliert,
und jede Menge Fans gewonnen. Ist euch das Spielen auf
Bühnen wichtiger als das Aufnehmen im Studio?
S: Grundsätzlich schon, auch wenn wir uns längst bewusst
sind, dass es ohne neue Alben wohl nur schwer
ist, Zuseher in die Clubs zu locken. So etwas können sich
nur Bands erlauben, die über einen entsprechenden
Back-Katalog verfügen. Zu denen zählen wir eben noch
lange nicht. Allerdings haben wir im Laufe der Zeit viel
gelernt, und von daher ist ein Studioaufenthalt längst
nicht mehr eine solches Vorhaben, wie es das für uns als
Jungspunde gewesen ist. Dennoch glaube ich, dass dir jedes
Bandmitglied diese Frage damit beantworten würde,
lieber auf der Bühne zu stehen, als im Studio zu arbeiten.
Du kannst dir also sicher vorstellen, wie glücklich wir
gewesen sind, als wir 2022 endlich wieder zusammen auf
Tournee gehen konnten. Hoffentlich bleibt das auch so!
Ja, das hoffen wir alle!
https://sienaroot.com/
Walter Scheurer
13
Telegramm!Strom
Quentin built my Hot Rod
Surf Rock ist bei uns hier immer noch ein Nischen-Genre. Was schade ist, denn der Sound, der von
mystisch bis happy alles abdeckt, ist nicht erst seit den Tarantino-Filmen wieder populär.
CACTUS DEUCE sind quasi unser Aushängeschild, wenn es um Fender-Gitarren und -Bässe mit massig Hall
und California-Grooves geht, aber auch vor Dracula, James Bond und dem „Dritten Mann“ schrecken
Jensen (b.), Flo (dr.) und The Reverend (g.) nicht zurück. Grund genug, sie im streng geheimen „Büro 13“
mit ein paar mehr oder weniger relavanten Begriffen zu bewerfen …
© Band
Jensen: Surfen war ich nicht mehr, seit ich 17 war …
Flo: Im Internet - da surfen wir schon. Stundenlang.
Jensen: Hahaha, Porndings …
The Reverend: Wir sind doch eher die Skateboardfahrer.
Flo: Wir surfen sehr gerne auf ww.youbläääää.com.
Fakt ist auch, wenn du es musikalisch mal so weit
gebracht hast wie wir, ist es viel zu gefährlich zu surfen,
weil Ausfälle können wir uns nicht leisten. Es ist
eine Risikosportart.
Jensen: Man hat hier kein Meer und somit kann man
hier sowieso nicht surfen! Nicht mal am Neusiedler
See!
Fender Stratocaster
The Reverend: Die beste Gitarre, die es momentan
gibt! Ich selber spiele jedoch eine Jazzmaster, die
passt für unseren Sound besser. Die „Strat“ ist ein
Universalinstrument, damit kannst du alles spielen.
Hard Rock wie Richie Blackmore oder bluesiger,
wie David Gilmour. Sogar Jazz wird damit gespielt.
Der Klang ist unverwechselbar, das liegt am Corpus,
an den Tonabnehmern und an der Mensur (die frei
schwingende Länge der Gitarrensaiten; Anm.). Sie ist
einfach die perfekte Gitarre!
Spy Music
The Reverend: Im Grunde genommen ist die Spy
Music ja so geheim, dass wir das gar nicht genau definieren
dürfen, es ist eine ganz, ganz geheime Musik,
Spion-Musik eben. So viel kann ich verraten: Wir sind
sehr beeinflusst von den ganzen „Noir-Filmen“ aus
den 40er- und 50er- Jahren und versuchen, das auf
unsere Weise zu vertonen. Und nennen das halt „Spy
Music“.
Bier
Jensen: Da haben wir gerne viel davon!
Flo: Darauf gleich ein Schluckerl in Ehren! Prost! Bier
ist fast noch wichtiger als unser Instrumentarium …
The Reverend: Der Treibstoff!
Jensen: Und jede Musik klingt besser mit Bier.
Flo: The more you drink, the better we sound! [schallendes
Gelächter] And the more we drink, the better
you look! [noch mehr Gelächter]
changierte der Name aber dann immer wieder und
endete letztendlich in CACTUS DEUCE.
Flo: Die REMOVERS sind im Endeffekt removed worden.
Aus einem viel zu geheimen Grund.
Kalifornien
Flo: War ich noch nie. Ich komme aus Annaberg.
Das reicht.
Jensen: Ich komme aus Dänemark, angeblich ist es
wie in Kalifornien, aber viel heißer.
The Reverend: Tja, die Kalifornier hätten halt gerne
unsere Band, denn wir passen quasi wie die Faust aufs
Auge dorthin. Es wird nicht mehr lange dauern und
wir werden dort eine Tournee machen…
THE CRYPKICKERS
Jensen: Pfuh, was soll ich dazu sagen? Du schaust
nach 30 Jahren mal auf YouTube und findest heraus,
dass einer meiner Songs von damals 150.000 Klicks
hat! Und dass es Gitarren-Tutorials für meine Songs
gibt! Da war ich doch etwas überrascht. Ist trotzdem
Geschichte.
The Reverend: Da sind wir noch nicht ganz fertig,
weil mit den CRYPTKICKERS hat ja alles begonnen.
So haben der Jensen und ich uns nämlich kennengelernt,
und irgendwann ist daraus CACTUS DEUCE
geworden - und da sind wir nun … Tadaaa!
Finale Worte?
The Reverend: Danke für die Aufmerksamkeit! Ihr
werdet sehen, es wird nicht mehr lange dauern und
wir werden die Welt erobern. Und für alle, die gesagt
haben, wir werden das nie schaffen mit dieser Sch…
ähm mit dieser Musik, we know who you are!
Flo: Fanpost aller Art bitte an das Büro 13 in 1240 Wien,
Einsendeschluss war gestern.
Jensen: Und schickt bitte auch viel Bier an drei bedürftige
Musiker! Danke.
https://www.facebook.com/CactusDeuce
Mike
Bürokonzerte
Flo: Die Bürokonzerte sind in der Corona-Zeit entstanden,
wo quasi alles verboten war. Und weil wir
im innersten alle Rebellen sind, haben wir trotzdem
ein Konzert mit drei Zuhörern veranstaltet.
Jensen: Drauf geschissen!
Flo: Genau. Völlig illegal, selbstverständlich. Und jetzt
können wir uns vor lauter Anfragen nicht mehr retten.
Und Bürokonzerte deswegen, weil es in einer
extravaganten Location namens „Büro 13“ stattfindet.
Mittlerweile hat es vier davon gegeben.
Hot Rod-Music
The Reverend: Ich bin ja neben dem Reverend auch der
Professor. Es gibt drei Richtungen in der Surf Music,
die zusammengehören: Vocal Surf, das machen die
BEACH BOYS, die klassische Surf-Musik à la Dick Dale,
und eben Hot Rod-Music. Da geht‘s aber thematisch
weniger ums Surfen, sondern mehr ums Autofahren.
Und wenn jemand unsere Musik in seinem Hot Rod-
Auto auflegt, sind wir natürlich dankbar.
Dick Dale
The Reverend: Den Dick Dale übernimmt bei uns der
Jensen am Bass.
Flo: Weil der Dick Dale ja so ein Sunnyboy war und unheimlich
attraktiv, ist der Jensen nämlich der Einzige,
der das standesgemäß umsetzen kann.
Jensen: Sieht man meinen Mittelfinger hier gerade?
Surft ihr selber auch…?
Flo: Nein!
Jensen: Skaten …
Flo: Snowboarden!
Jensen: Aber surfen warst du schon, oder?
Flo: Ja, eine Stunde.
Quentin Tarantino
Jensen: Pulp Fiction, Surf, schräg, Schimpfwörter …
die meisten müssen die Filme dreimal sehen, um
sie zu verstehen. Kann man Tarantino überhaupt
verstehen? Es gibt nur einen, der noch schräger ist -
David Lynch! Den versteht auch niemand. Aber sie
sind beide ziemlich erfolgreich, und die Filmmusik
klingt so ähnlich wie wir.
Flo: Was mir dazu ad hoc einfällt ist „Salma Hayek“.
Jensen: Genau. Salma Hayek mit Schlange.
THE REMOVERS
Flo: Woher weiß er das jetzt bitte?
The Reverend: Man darf nicht vergessen, dass wir
eine legendäre Band sind, man kennt uns einfach. Als
wir uns zusammengetan haben, war der erste Plan,
Instrumentalmusik zu machen, und unser erster
Bandname damals war THE REMOVERS. Irgendwie
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© Mike Seidinger
Solo!Strom
Jeff Hartlaub
© Band
Austrian
Underground
Hier ist mein fünfter Bericht über österreichische
Underground-Metalbands. Die anderen Berichte wurden bei
Soundmagnet und hier bei Stark!Strom veröffentlicht.
Heute stelle ich euch fünf One Man/Woman-Bands vor. Für
mich persönlich sehr bewundernswert, welche großartigen
Musiker und Musikerinnen wir in Österreich haben und
natürlich, dass diese ihre Seele der lauten dunklen Musik
geopfert haben.
Reckon Death
Reckon Death ist die einzige Austrian One Woman Band, die ich kenne, Pia (Pia Stella
Silvia Anna Nodes) ist die 19-jährige Melodic Death Metal-Frau, die hinter Reckon Death
steht. Sie ist auch Gitarristin in der obeösterreichischen Melodic Death Metal-Band
„Among the Gods“.
2022 hat sie ihr erstes Album „Fountain of Life and Death“ veröffentlicht, zwar ist die
Tonqualität noch nicht ganz ausgereift, aber anhören kann man sich die Scheibe auf
jeden Fall.
Logo/Texte/Songwriting stammen aus ihrer Hand, das Cover kommt von dem Künstler
Richard Teschner.
Reckon Death ist geiler Melodic Death, der mich unglaublich fasziniert. Mit Pia ist
hier eine junge talentierte Frau am Werk, die zeigt, dass es im Austrian Metal noch
Nachwuchstalente gibt.
Garden of Grief
Black Metal-Einheitsfront aus Oberösterreich seit 2008. Boronian Sturmfels, der auch
Betreiber von Winterblast Halls (Label/Onlineshop) ist, arbeitet derzeit an neuem
Material für seine One Man Black Metal-Band. 6 Alben hat er veröffentlicht, melodischer
Black Metal aus Österreich wird hier geboten. Qualitativ sehr hoch für eine
Eigenproduktion, diese Band sollte man sich nicht entgehen lassen, hier wird man
nicht enttäuscht. Ein Song von ihm ist auf meinem Black Metal-Sampler zu finden
(CD bei mir erhältlich). Und für einen Song, der als Geburtstagsgeschenk geschrieben
wurde, hat er uns seine „grauslige“ Stimme geliehen.
Hört euch die Band an. Werdet Mitglied der Einheitsfront!
Perditus
Der 21-jährige Jonas (Gravedweller) ist ein Workaholic, was Bands betrifft. Ich werde
nicht alle Bands aufzählen, ich möchte mich speziell der Band Perditus widmen.
Seit 2017 existiert diese Band und neben zwei EPs hat er auch zwei Full-length-Alben
veröffentlicht.
Er ist nicht nur bei dem österreichischen Label Darker Realms Records unter Vertrag,
sondern ist auch der Gründer dieses Labels!
Unglaublich, was dieser junge Herr für die Metal Szene leistet.
2023 wird eine neue CD erscheinen „The World Shall Know Pain“ lautet der Titel.
Man darf gespannt sein, seine Musik kann man mit True Norwegian Black Metal
vergleichen.
Rau, kalt, düster mit einer gewissen Härte. Ein Muss für jeden Black Metal-Fan.
Das ist Musik, die nicht an Omas Geburtstag gespielt werden darf, das hier ist echter
österreichischer Black Metal.
Dishumanized
Hier haben wir auch ein besonderes Talent, Harald, ein 43-jähriger Tiroler.
Er hat in einigen Bands gespielt und Alben veröffentlicht. Zurzeit spielt er Gitarre in
einer Cover- und einer 80er-Jahre-Retro-Band.
Mit Dishumanized hat er sein Soloprojekt gestartet, hier geht es um Thrash Metal.
In seinem One Man-Projekt geht es um die Entmenschlichung der Gesellschaft.
Durch Handy, Medien, und Technik - so Harald - verlieren wir das Menschliche in uns.
Wir leben in einem Labyrinth der Einsamkeit (so der Titel seines Debutalbums).
Die Drums nimmt er bei sich zuhause auf, alles andere er bei einer befreundeten Band
im Studio.
Ich bin echt gespannt auf dieses Album und dieser Bericht ist hoffentlich ein Ansporn,
es endlich fertigzustellen!
Screams of Tranquillity
Hier wird Melodic Death Metal seit 2016 in Ried im Innkreis gespielt. Marc hat einige
Singles und ein Album veröffentlicht. Er hat auch mit der aus England stammende
Sängerin „Lozzy“ zwei Songs veröffentlicht, darunter ein Weihnachts-Metal-Lied.
„Rival The Sun“, sein erstes Album, kann sich wirklich hören lassen, erstklassiger Melodic
Death aus Österreich. Top Qualität, herrliche Gitarren-Riffs!
Marc zeigt, dass man auch allein Musik auf sehr hohem Niveau machen kann.
Nichts für weichgekochte Metalcore-Fans, sondern geiler Death aus Ried.
– Für mehr Austrian Metal besucht meine Instagramseite: metal_xes
– Hört meine Radiosendung auf 4400-ironcity jeden Donnerstag/Freitag 20Uhr
– Holt euch meine Black/Death Sampler oder meine metal_xes Shirts.
– Lest meine anderen Berichte bei Stark!Strom und Soundmagnet
– Oder an Gedichten/Fotografie Interssierte
besucht meine andere Instagramseite: ragnarmario
Bis zum nächsten Mal!
Euer Mario „Ragnar“ Glöckl
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Stark!e Männer
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Alle Fotos © King of Pics Alex Singer
Gemma Lugner
Nach einem Vierteljahrhundert ist es wieder so weit. Dann heißt es für die heimischen Wrestling-Fans: „Gemma Lugner“.
Die EWA lässt es am 11. März im Wiener Einkaufstempel des umtriebigen Baumeisters nach langer Zeit wieder krachen.
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Gut Ding braucht Weile. Diese Weile kann manchmal
ganz schön lang dauern. Im Fall der „Lugner
City Trophy“ waren es 25 Jahre. Im Jahr 1998 gab
es zuletzt Wrestling-Action in der Wiener Lugner
City. Die Shopping-Mall im 15. Hieb war damals
Austragungsort eines 10-Tages-Turniers. Richtig gehört,
zehn Tage hintereinander Wrestling (damals
noch Catchen genannt)! Kinder, those were the days!
IDG hat bei Wrestling-Historiker Gernot Freiberger
nachgefragt, der in seinem umfassenden Archiv einen
Turnierbericht aus den 1990ern aufgestöbert hat.
Siehe da, es gibt tatsächlich eine kleine Schnittmenge
an Athleten, die auf der damaligen wie auf der heutigen
Matchcard zu finden sind.
Bereits in den Neunzigern dabei war Michael Kovac.
Der Heel musste im vergangenen Dezember eine
bittere Niederlage beim Weihnachts-Prater-Catchen
gegen den Spaßvogel und Fan-Liebling Igooor aus
Aserbaidschan einstecken. Obermacker Kovac brennt
auf Rache in der Lugner City. Der Ref wird bei diesem
Retourkampf gefordert sein, zumal Kovac nicht der
Ruf des fairen Sportsmannes vorauseilt. Mit regelwidriger
Hinterhältigkeit muss Igooor daher rechnen.
Wrestling-Urgestein in der Person des Söldners Franz
Schlederer wird ebenfalls in der Lugner City zur
Tat schreiten. Auch er war vor 25 Jahren schon dabei
und wurde nun vom vorlauten Engländer Victor
Ransom herausgefordert. Die Stipulation lautet
Hardcore-Match. Dass der Söldner wieder mit seinem
Lieblingsutensil, dem Bügelbrett, zum Ring kommt,
davon ist auszugehen. Glaubt man den Buchmachern,
wird der Doyen der heimischen Berufsringer dem
Burscherl von der Insel gehörig die Leviten lesen bzw.
ihn das Bügelbrett unangenehm spüren lassen.
Unglaublich, aber wahr! Chris Bambi Killer Raaber
war im Jahr 1998 auch schon mit von der Partie.
Während der Steirer damals die Undercard füllte,
misst er diesmal als World Heavyweight Champion
seine Kräfte mit dem syrischen Intercontinental
Champion Georges Khoukaz. Anders ausgedrückt,
Leoben meets Aleppo. Bambi Killer hat sich mit seinen
knallharten Kampfstil einen Namen gemacht.
Der erfolgshungrige Shooting-Star Khoukaz auf der
anderen Seite ist schwer einzuschätzen, das Ergebnis
dieses Champ-vs-Champ-Matches demnach vollkommen
offen.
Wer sich nach dem Hauptkampf das prestigeträchtige
Häferl, die Lugner City Trophy, nach Haus mitnehmen
darf, wird in einem Fatal-Four-Way-Match zwischen
den Herren Gianni Valletta, Fabio Ferrari, Peter
White und dem als Badass bekannten Bad Bones
geklärt. Besondere Würze verspricht die Beteiligung
von White und Ferrari, die sich in der Vergangenheit
bereits einmal in die Quere gekommen sind. Wir erinnern
uns an den unfairen Sieg des Schnösel-Italieners
Ferrari über Austro-Cena - eh schon wissen, es warat
wegen dem Motto „Never give up“ - Peter White beim
Prater-Catchen 2021. Da könnte in der Lugner City spät
aber doch eine offene Rechnung beglichen werden.
Wie gewohnt im roten Sakko erwartet uns am 11.
März ebenso wie schon im Jahr 1998 als Ringsprecher
Robb Steamhammer. Er hat seinen Einsatz vor einem
Vierteljahrhundert in der Lugner City noch
gut als Lehrzeit in Erinnerung, zumal er an der
Seite seines profilierten Kollegen Manfred Koch
Sprecharbeit leistete und lernte. „Haushalten mit
der Stimme, das habe ich von ihm gelernt“, erinnert
sich Steamhammer.
Kurzum, alle Zutaten für Ring-Action sind vorhanden.
Jetzt liegt es am EWA-Office und nicht zuletzt an den
Fans, daraus eine gelungene Wrestling-Party steigen
zu lassen. Man darf optimistisch sein. Die Vorzeichen
stehen gut.
Ronny Raab-Bauki
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Titelbild: Peter White hat Fabio Ferrari beim Prater Catchen 2021 in der Reißn | Bild 1: Spaßvogel Igooor hängt in den Seilen
Bild 2: Gfrastsackl Michael Kovac will Revanche in der Lugner City | Bild 3: Der Söldner Franz Schlederer kommt mit
„Kampfwerkzeug“ zum Ring | Bild 4: Champ Bambi Killer Chris Raaber muss seinen Titel verteidigen | Bild 5: Muss Georges Khoukaz
seinen Titel in der Lugner City abgeben? | Bild 6: Das Sagen in der Lugner City hat Ringsprecher Robb Steamhammer
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:
Käfig!Strom
© Band
MusIK kanN Alles veränDeRN
In The Cage im Interview:
Amstetten und Agnostic Front
Während der Pandemie herrschte beängstigende Stille in der Musikszene.
Konzerte wurden verschoben oder abgesagt, Proben waren nur sehr eingeschränkt möglich.
2022 waren ein paar Shows möglich und die Bands kehrten wieder in die Studios zurück.
So auch In The Cage. Aber wer steckt hinter der Vienna Style-Metalband, die seit 2007 existiert?
Bei einem Treffen im bandeigenen General K.-Studio in Hernals erzählten zwei Gründungsmitglieder,
der Drummer Daniel Moser und der Gitarrist René Kazda, ihre Geschichte.
Was bedeutet für euch Musik?
René: Für mich ist Musik eine riesen Freude, egal ob
ich sie höre oder mache.
Daniel: Musik ist für mich seit ich ein kleines Kind
war Thema. Musik hören, Musik machen. Ich kann
zwar nicht davon leben, würde ich aber, wenn alles
aufgegangen wäre. Das hat sich nie ergeben. Musik ist
auf einer emotionalen Ebene total wichtig. Musik hat
mir viele Emotionen beigebracht und ich habe durch
Musik viele Emotionen erfahren. Durch Musik kann
ich mich ausdrücken.
Kann Musik die Welt verändern?
René: Ja, Musik kann alles verändern.
Daniel: In einer idealen Welt, in der alles in Ordnung
ist und in der Frieden herrscht, wird es vermutlich
nicht die Notwendigkeit von brutaler, harter, düsterer
Musik geben. Musik spiegelt immer auch die
Gesellschaft wieder.
Kann harte Musik sentimental sein?
Daniel: Harte Musik ist sentimental.
Kann es Liebeslieder im Death Metal geben?
Daniel: Absolut. Ich bin überzeugt davon. Jede Musik
hat ihre Liebesballaden in ihrer Dimension.
René: Oft ist es dann als Parodie gemeint. Metallica
waren die erste Thrash-Metal-Band, die sich getraut
haben, Balladen zu spielen.
Wie kann man Musik und Privatleben verbinden? Wie viel
Toleranz erfordert es von den Partnerinnen?
René: Das ist überhaupt kein Problem.
Daniel: Natürlich spricht man sich mit der Partnerin
ab. Wenn sie frei hat, werde ich mir nicht zehn
Studiotermine ausmachen. Mit Familie sieht das aber
sicher etwas anders aus und ist schwieriger. Aber
Musik war bei uns immer schon der Mittelpunkt des
Lebens, noch bevor wir unsere Partnerinnen kennen
gelernt haben.
Wie weit lebt man die Metal-Attitude im Privatleben?
René: Gar nicht.
Daniel: Die Metaller sind die nettesten Leute, die es
gibt. Die bestätigen das Klischee von der harten Schale
und dem weichen Kern.
Was sind eure Lebensziele?
Daniel: Mit fünfzig noch in den Proberaum zu gehen
und ein paar richtig schnelle Nummern spielen zu
können.
René: Musikalisch ist das Ziel, noch ein paar leiwande
Alben aufzunehmen. Auch wenn es, so wie jetzt in
kleinen Happen passiert. Und im Leben? Keine finanzielle
Probleme haben und ganz einfach glücklich
sein. Und Spaß im Job und im Privatleben zu haben.
https://de-de.facebook.com/inthecagevienna
Christian Orou
Anlass des Besuches war die Aufnahme von drei neuen
Songs, die im Laufe des Frühjahrs veröffentlich werden
sollen. „Wir wollen es langsam angehen“, erklärt
Drummer Daniel Moser. „Wir haben keinen Stress mit
einem neuen Album. Erst einmal nehmen wir die drei
Songs auf, die sollten wir zwischen März und Mai fertig
haben. Die wollen wir dann promoten und im Herbst
ein paar Shows spielen. Dann sehen wir weiter.“
Aber springen wir zurück in das Jahr 2007 und lassen
die Band erzählen: „Es gab fünf fertige Nummern
von dem Album Talk Is Cheap und wir suchten einen
Sänger. Ich war Schlagzeuger bei Permanent Style,
einer Old-School Hardcoreband, bei der Roman gesungen
hat. Ich spielte ihm die Songs vor, fragte, ob
er sich vorstellen könnte, sie zu singen. Er war sofort
begeistert von „Fuckin' Die“ und war dabei.“
Später ist dann Gitarrist Robert Farkas dazu gekommen.
Wobei Farkas den Sprung vom Fan auf die Bühne
schaffte. „Wir haben ihn zu einer Probe eingeladen
und es stellte sich heraus, dass er unsere Songs bereits
zu Hause gespielt hatte. Wir mussten ihm nichts mehr
erklären, er spielte gleich mit“, erzählt Moser.
Auf die Frage nach dem bisherigen Höhepunkt ihrer
Karriere sind sich Moser und Kazda einig. Es war die
Präsentation des zweiten Albums Witness The Rise in
der Szene Wien, bei der als Headliner Agnostic Front
spielten. Gleich danach im Ranking kommt eine
Show in einem kleinen Jugendzentrum in Amstetten.
„Damals spielten wir mit Bloodshed Remains, die gibt
es nicht mehr. Das war ein Floorgig in einem kleinen
Raum im Jugendzentrum. Das war Weltklasse.“
Wie entstehen bei In The Cage neue Songs? Am Anfang
steht eine Idee, ein Riff. Beim jammen wird die Idee
verfeinert und erweitert und es entsteht schnell ein
Grundgerüst, das als Preproduction aufgenommen
wird. Ist das Layout des Songs soweit fertig, geht er
an den Sänger Roman The Empire Graf, der sich dazu
einen Text überlegt und seine Ideen der Band wieder
zurückspielt. Da wird weiter gefeilt, Strophen und
Chorus dem Text angepasst. „Roman verarbeitet viele
Themen in seinen Texten. Und es werden zum Teil
sehr persönliche Texte. Zur aktuellen Situation wie
Krieg und Pandemie wird es wahrscheinlich bald neues
Material geben“, erzählt Moser. Und Kazda ergänzt:
„Aber wir haben einige Songs, die in die Stimmung, die
derzeit herrscht, gut hineinpassen.“ Egal, von wem die
Idee gekommen ist, in den Linernotes stehen dann
alle fünf, das ist der Band wichtig.
Wo soll die Reise von In The Cage noch hingehen?
Im Frühjahr werden die drei Songs, die gerade produziert
werden, veröffentlicht. Darauf aufbauend
sollen im Herbst ein paar Shows gespielt werden.
Ende des Jahres geht es dann wieder ins Studio.
Vielleicht gibt es dann wieder neue Songs oder auch
neue Videos.
In The Cage sind:
Robert Farkas – Gitarre
Roman Graf – Gesang
Christoph Heidfogel – Bass
René Kazda – Gitarre
Daniel Moser – Drums
Discografie:
– Talk Is Cheap (2011)
– Witness The Rise (2012)
– Hybris (2017)
– Shown You What Up Vol.2 (2022),
Sampler mit Bands von Vienna Style
20 21
Strom!Nostalgie
Kaltenbach in Bildern
Und hier wieder unsere chronische Kolumne: Kaltenbach in Bildern oder
„Wos hobm ma immer aufgfiart ham KOA früher ... afoch geeeil, haha!“
(Hannes „Froas“ Trummer)
22
Alle Fotos © Hannes »Froas« Trummer
Und hier wieder unsere chronische Kolumne
Kaltenbach in Worten
…und zwar war ich zum Zeitpunkt des ersten
Kaltenbach Festivals bei der in der Gegend
des Festivals wohnenden Familie meiner
damaligen Lebensgefährtin beim großen
Verwandtschaftsessen. Plötzlich kam die
Sprache auf „die ganzen „Schwarzen“, die
da demnächst kommen werden und wie die
sich wohl aufführen würden“. Es hat eine
Frage meinerseits gebraucht, um herauszufinden,
was die Familie damit tatsächlich
meint. Beim nächsten Besuch - nach dem
Festival dann schon - konnte ich nicht anders
und musste natürlich nachfragen, wie
es denn jetzt so war mit den „Schwarzen“.
Und tatsächlich, die Rückmeldungen waren
nur positiv, eigentlich sogar überschwänglich.
Ganz liebe Leute seien das alle gewesen.
Haben sich alle benommen, zwar den örtlichen
Greissler leergekauft, aber ansonsten
sind sie immer höflich gewesen, freundlich,
sauber, einfach nett… Tja, so kann‘s
auch gehen. Manchmal finden angesagte
Katastrophen nicht nur nicht statt – sondern
es passiert genau das Gegenteil.
Bernhard Weber (Black Tape Suicide)
geister!Strom
Eine kleine
Horror(rück)schau
11.5.2022, Wiener Stadthalle
Alle Fotos © Luna
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Stark!Électricité
Stark!Elektromosság
Happy Days
En Enfer, J’ai Régné
(Talheim Records)
Zwei stark!e und außergewöhnliche Konzertabende,
die Redakteurin Anna in vollen Zügen zu genießen wusste!
Recht hat sie!
© Thomas Ranner
Wer bei dem Namen „Happy Days“ Schlimmes befürchtet und
mit fröhlich-seichter Lagerfeuermusik rechnet, darf beruhigt
aufatmen! Der Albumtitel „En Enfer, J’ai Régné“ lässt schon
richtig vermuten, was hier geboten wird.
Der Franzose A.Morbid gründete bereits 2004 die Band Happy
Days, eine der ersten des Genres Depressive Suicidal Black
Metal.
Nach 5 langen Jahren veröffentlicht er nun sein neues
Album, mit Session-Drummer Dan und Kenny C als zweitem
Gitarristen. Mehrfach gibt es gesangliche Unterstützung
der Sängerinnen Holly Fox (Vakvnt) und Ylva de Lune und
Erszebeth (Stupor Mentis), deren feine Stimmen die Songs
noch theatralischer und emotionaler machen.
Auf ein etwas … verstörendes Intro folgen 10 melodische und
emotionale Tracks, die einen sofort fesseln und von einem
dunklen Ort zum nächsten entführen. Abwechslungsreiche
Melodik, betörender Gesang im Stile Nergals, perfekt akzentuierte
Klavier/Keyboard-Passagen dienen als Wegweiser. Auch
wenn das vor Äonen gelernte Schul-Französisch nicht reicht,
um die Texte gänzlich zu verstehen, die Messages kommen
direkt an. Von Sehnsucht über Verzweiflung, manchmal Wut,
hin zu gut verpackter Hoffnung.
Meine persönlichen Favoriten „Ne me quitte pas“ und
das namensgebende „En enfer, j’ai régné“ kombinieren
alle verfügbaren und greifbaren Emotionen zu wunderbaren
Arrangements und schaffen einen mitreißenden
Klangteppich.
Augen zu und in Dunkelheit genießen!
Drabális
Barbárok
Das Städtchen Pècs im Süden Ungarns bringt musikalisch
einiges hervor, unter anderem eine Metalband,
die sich darauf spezialisiert hat, Pop-Songs zu covern.
Ende Dezember des letzten Jahres kam ich in den Genuss,
sie live erleben zu dürfen. Die kleine Veranstaltungsstätte
war brechend voll, die Stimmung glühte und Leute aus
allen Alters- und Metalgruppen waren anwesend.
Eröffnet wurde das Konzert von einer weiteren Pècser
Band namens „Dusty Road“. Nach dem Bluesrock Konzert
kamen Drabális Barbárok auf die Bühne.
Die Female-Fronted-Band spielte eine Mischung aus
ungarischen Liedern und international bekannten
Popsongs, wie zum Beispiel „Backstreet ś Back“, „Barbie
Girl“ und „Hit me Baby one more Time“, die von einem
Background - Chor in Form des lautstarken Publikums
begleitet wurden. Die Gaudi wurde von gutem Bier begleitet
und mit vielen Zugaben abgeschlossen.
2 Fotos © Gergö Fuchs
Ellenbogengesellschaft
Ende November stattete Steirischer Eiswind dem Viper
Room einen Besuch ab. Ellende stellten ihr neues Album
„Ellenbogengesellschaft“ vor.
Eröffnet wurde das Ganze von der oberösterreichischen
Band Synkende. Musikalisch näher an traditionellem
Black Metal als Ellende bringen sie das Publikum in
die angebrachte Stimmung. Das geübte Auge konnte
natürlich auch wie immer die Mitglieder des Headliners
in der Menge die Musik genießend finden.
Nach einem wunderbaren Set aus Songs der ersten beiden
Alben waren dann Ellende an der Reihe.
Für L.G. ist Ellenbogengesellschaft mittlerweile schon
das vierte Full-lenght-Album und auch diesmal muss
man sagen: Hut ab! Stilistisch weiterentwickelt ist
doch der ureigene Klang von Ellende klar zu hören.
Genauso atmosphärisch, depressiv und natürlich, wie
gewohnt, auf Deutsch kann das Album durchaus mit
Lebensnehmer und Todbringer mithalten - wenn mir
jedoch auf jeden Fall ein weiteres Methonym gefehlt hat.
Ellenbogengesellschaft fokussiert sich weniger auf
L.G. DSBM Vocals und mehr auf orchestrale Klänge und
gregorianische Gesänge. Dies führt jedoch nicht, wie
oft bei anderen Bands, zu einem großen, stadionähnlichen
Sound, sondern unterstützt die melancholische
Stimmung. Um auf das alles noch eins draufzusetzten
zerreißt einem J.J. von Harakiri for the Sky und Karg bei
Ruhelos, dem dritten Song der Platte, mit seiner brachialen
Stimme das Herz.
Selbstverständlich hab´ ich mir direkt nach diesem
Konzert sofort die Platte geholt. Absolut
hörenswert!
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https://www.facebook.com/happydaysofficial
Sabina Lorenzetto
www.facebook.com/drabalisbarbarok
www.ellende.at
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Craft-Strom
Forty-Five
Words
Hats
& rollende Steine
„Words don`t come easy“ (F.R. David)
scheint besonders auf Männer zuzutreffen.
Ganz bestimmt bei „Schatz, wir müssen
reden“-Gesprächen, nun allerdings
auch erwiesenermaßen, wenn`s um
Songtexte geht. The winners are Patti
Smith, Joni Mitchell, Björk und von
der jüngeren Generation Billie Eilish.
Die holde Weiblichkeit lässt die männliche
Konkurrenz, ja selbst Literaturnobelpreisträger
Bob Dylan, in Sachen Wortvielfalt nahezu einsilbig
aussehen. Kolumnisten wie dem Mann mit dem
Hut springen ebensolche Wort-Studien* sofort ins
Auge. Er lässt da gleich einmal einige Songtexte
durch die Ganglien rauschen, stimmt binnen
Sekundenbruchteilen Toni Polster zu, „Ja, das
stimmt“ und zieht den Hut! Um nun wenigstens
die Modeehre des wortschwächeren Geschlechts zu
retten, der Hut am Kopf ist ein topaktuelles Style-
Statement, ziert denselben doch ein geschwungenes
„M“, Markenzeichen des 2022er „Staatspreis für
Mode“-Gewinners, Mühlbauer. Dass der Gute darüber
hinaus auch Haarpracht und Gedanken im
Zaum hält, verhindert, dass die Worte unkontrolliert
Purzelbäume schlagen. Und selbst wenn jetzt jemand
etwas Verkehrtes sagt, „I`ll leave my hat on“!
Apropos Hut, PompaDur Frontfrau Tina Hartig,
Chanson-Punkerin und Wirtschaftsprüferin in
Personalunion, trägt gelegentlich - nicht immer
- Hut. Nie fehlen bei PompaDur allerdings Wiener
Schmäh und Selbstironie. Das Album „Forty-Five
and Still Alive“ ein rotzfreches Schmankerl, gleichermaßen
inspiriert von 16er-Blech, Würstelstand,
Wiener Auster und der Mutzenbacher. Darüber mit
wem PompaDur verkehren, kann man angesichts
der „Liebesbrief“-Aufforderung „Sex statt Twitter“
und der Begegnung mit einem vollversauten
Gartenzwerg nur mutmaßen. Verbrieft hingegen
ist, dass die Namenspatronin, Madame de
Pompadour, mit dem erst „Vielgeliebten“ später
© Privat
„Ungeliebten“ französischen König vertraut
verkehrte.
Caterina Valente trägt selten Hut, weiß
allerdings ganz genau, wovon Pariser
träumen und wo die Liebe zu Hause ist.
Die Musik ist dieser Tage allerdings nicht
in Paris, sondern in der besten Brauerei
Österreichs mit ihren einzigartigen
Räumlichkeiten und Atmosphäre zu Hause. Am 4.
und 5. März geht das Ottakringer Vinyl & Music
Festival zum sechsten Mal über die Bühne. Seit der
ersten Ausgabe Treffpunkt nicht nur österreichischer
Vinylistas und Vinyleros, hat sich das Festival
mit seinen über 100 AusstellerInnen aus 15 Ländern
zum allumfassenden Musikevent entwickelt. Open-
Air-Bühne, Akustik-Stage, DJ-Lounge - music is everywhere,
das Credo Vielfalt statt Eintopf - musikalisch
sowieso, Kehle und Magen bleiben auch nicht leer.
Auch wenn es kulinarisch „You can`t alwys get what
you want“ heißt, ist dennoch „Satisfaction” garantiert!
Freunden der Rolling Stones und ihren Zeitgenossen
aus der großen Zeit des Rock `n´Roll werden, nebstbei
erwähnt, einmalige Memorabilia und „unseen photos“
geboten, mit Geschichten aus erster Hand wie
dieser als Sahnehäubchen: „Keith Richards came and
invited me to his new house in Connecticut. I couldn’t
go as I had to fly to Ireland to sign The Cranberries.” -
Mark Hayward, legendärer britischer Sammler von
Musik-Memorabilia, Autor, Fotograf, Vinyl-Addict und
Aussteller am Ottakringer Vinyl & Music Festival 2023.
See you there and don`t forget: „Beim Rock’n’Roll geht es
schließlich um Sex. Er ist Verführung und Vollzug - und
dann mit Vollgas ab zur Beichte an die Bar“**
Ottakringer Vinyl & Music Festival, 4. & 5. März 2023,
Ottakringer Brauerei, Wien
www.vinyl-music.at
Till Philippi
*Which Singers have the Biggest Vocabulary https://word.tips/singers-vocabularies
**“Rolling Stones in Wien – Sex, Drugs und Apfelstrudel Karl Fluch, Der Standard, Juli 2022
Part V
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Strom!Novellen
Monarchie und Alltag – Ein Fehlfarben-Songcomic
Einen ganz besonderen Weg, sich mit einem Klassiker
auseinanderzusetzen, wählte heuer, 42 Jahre nach
dem Erscheinen, der Ventil Verlag. Er lud unterschiedliche
Künstler*innen und Künstler*innenkollektive
ein, jeweils einen Comic zu einem Song des
Fehlfarbenalbums „Monarchie und Alltag“ zu gestalten.
Die Liste der Künstler*innen ist sehr breit aufgestellt.
Sie reicht von Anke Kuhl, die sich dem Song
„Das sind Geschichten“ angenommen hat, über das
Künstler*innenkollektiv 18 Metzger, das den Klassiker
„Grauschleier“ interpretieren durfte, bis hin zum österreichischen
Zeichner Nicolas Mahler, der wohl den
berühmtesten Song des Albums „Ein Jahr (Es geht
voran)“ bearbeiten durfte.
Jeder Song erhielt von den Herausgebern Gunther
Buskies und Jonas Engelmann eine Doppelseite als
Vorspann. Hier hat entweder Sänger Peter Hein oder
Gitarrist Thomas Schwebel – manchmal auch beide –
Platz, den jeweiligen Song zu kommentieren. Daneben
erzählen die Künstler*innen in einem kurzen Intro
ihren Bezug zu Fehlfarben im Allgemeinen und den
gewählten Song im Speziellen. Bei manchen war das
Album „Monarchie und Alltag“ der Soundtrack der
Jugend, andere mussten sich den Zugang zu dem
Klassiker erst erarbeiten.
Mit dem Band „Monarchie und Alltag“ ist dem Ventil
Verlag nicht nur ein spannendes Experiment geglückt,
es machte offenbar auch Mut, sich mit anderen
Alben auseinanderzusetzen.
buchtipp
wird zufällig Zeuge des legendären Boxkampfes.
Eigentlich hätte der Kampf zum Zeitpunkt seines
Aufenthalts in Zaire bereits längst vorbei sein sollen,
doch eine Verletzung, die sich Foreman im Zuge
eines Sparringduells zugezogen hatte, macht eine
Verschiebung notwendig.
Das Besondere an dem Buch „Muhammad Ali,
Kinshasa 1974“ ist neben der Story und den großartigen
Zeichnungen ein Making Off im Anhang, in dem
der Weg von der Idee, die Geschichte eines besonderen
Fotos zu erzählen und die beiden Kunstformen
Fotografie und Comic zu verknüpfen bis hin zum
fertigen Buch nachgezeichnet wird.
Serge Carpentier – The Doors
Im letzten Herbst hat bahoe books die Reihe seiner
Band-Comics mit dem Buch über die Doors erweitert.
Das Konzept blieb gegenüber den Bänden über die
Beatles und die Rolling Stones nahezu unverändert.
Eine Reihe von Comic-Artists beleuchten in kurzen
Episoden die Karriere einer Band. Im Doors-Comic
illustrieren unter anderem Pierre Mauger, Yannick
Belzil oder Brice Follet die Bandgeschichte.
Der Reiz, den das Comic ausstrahlt, ist der Umstand,
dass mehr als ein Dutzend unterschiedliche
Künstler*innen einen Blick auf eine sehr ambivalente
Band wie The Doors werfen. Dadurch entstand
ein lebhaftes Kaleidoskop, das eine Palette von skizzenhaften
Bildern bis hin zu opulenten Gemälden
präsentiert.
Abbas, JD Morvan, Rafael Ortiz –
Muhammad Ali, Kinshasa 1974
bahoe books, 2021
140 Seiten
ISBN: 978-3-903290-47-1
€ 24,-
Monarchie und Alltag –
Ein Fehlfarben-Songcomic
Gunther Buskies, Jonas Engelmann (Hrsg..)
Ventil, 2022
128 Seiten
ISBN 978-3-95575-171-5
€ 25,70
Abbas, JD Morvan, Rafael Ortiz –
Muhammad Ali, Kinshasa 1974
Muhamad Ali war bekannt für seine epischen Duelle,
unter anderen mit Joe Frazier, Ken Norton oder George
Foreman. Eines der bekanntesten war vermutlich
jener Kampf zwischen Muhammad Ali und George
Foreman, der im Oktober 1974 in Kinshasa über die
Bühne ging. Diesem „rumble in the jungle“ widmet
bahoe books einen Comicband, der im Herbst 2021
erschienen ist.
Erzählt wird die Geschichte von unterschiedlichen
Personen. So lässt zum Beispiel Tommy Redolfi den
Leadgitarristen von Jefferson Airplane Paul Kantner
zu Wort kommen und erzählt die Geschichte der ersten
Europatournee, die The Doors gemeinsam mit
Kantners Band und Canned Heat unter anderem nach
Frankfurt und Stockholm führte.
Ergänzt werden die Geschichten von Doppelseiten,
die die Leser*innen mit Zitaten und Fakten versorgen.
Mit The Doors – Das Comic bereitet bahoe
books die Geschichte einer legendären Band und
ihres charismatischen Sängers für eine Generation
von Musikliebhaber*innen auf, die weit nach dem
Ende der Band geboren wurden und die vielleicht
die Musik noch in den Plattenschränken der Eltern
stehen haben. Es zahlt sich aus, wenn man das Buch
liest, die Platten wieder einmal aufzulegen.
Serge Carpentier – The Doors
Der Band erzählt die Geschichte jenes Fotos, das der
bahoe books, 2022
Fotograf Abbas während des Kampfes aufgenommen
180 Seiten
hatte und das um die Welt ging: George Forman liegt
ISBN 978-3-903290-81-5
im Boxring am Boden, Muhammad Ali, auf dem Weg
€ 25,00
in seine Ringecke, wirft über die Schulter noch einen
Blick auf seinen Gegner. Jean-David Morvan und der
Illustrator Rafael Ortiz stellen in ihrem Buch den
Fotografen in den Mittelpunkt der Handlung. Abbas Christian Orou
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Strand!Strom
Bikini Beach werken bereits seit 2015 und begonnen
hat alles mit einem Contest, den zu gewinnen die
Bikinis wild entschlossen waren, winkte doch ein
Auftritt bei einem Festival.
Der Plan war, dieses bravourös zu absolvieren und
sich hernach aufzulösen!
Wie es das Schicksal dankenswerterweise wollte, ging
der Sieg nicht an die Drei, dafür gab es jede Menge
Angebote, die dann doch zu verlockend waren, woraufhin
der Beschluss gefasst wurde, weiterzumachen.
Gut so!
Das jüngste Werk - „Appetizer“ erscheint am 10.2. und
zeigt die enorme Spielfreude und Vielseitigkeit dieser
Band. Charlotte Love (Bass, Gesang), Nils Hagstrom
(Gitarre, Gesang) und Flip (Schlagzeug) lassen es
ordentlich krachen - in Ordnung gebracht - sprich
gemischt und und und… hat den herrlichen „Krach“
dann schlussendlich kein Geringerer als Billy Lunn
von den Subways (nein, nicht die mit den Broten zum
Selberbasteln, Anm.)
Selbst definieren sich Bikini Beach wie folgt:
„Wer Bikini Beach musikalisch festnageln will,
trainiert besser schon mal seine Hand-Augen-
Koordination. Denn das Trio reißt jede Menge Genre-
Schubladen auf, pickt sich das heraus, was ihm in
den Kram passt, und springt direkt zur nächsten.
Die einzigen Konstanten: Ein Faible für Fuzzgitarren
und Schellenkränze und die hallverschleierten Vocals
von Gitarrist Nils Hagstrom und Bassistin Charlotte
Love. Diesen garagigen Grundstock erweitert die Band
um motorischen Psychrock, versumpften Stoner und
die Surf-Versatzstücke. Dass dieses bunt glitzernde
Päckchen nicht in die Beliebigkeit abrutscht und
selbst in den ruhigeren Momenten hypnotischen
Drive entwickelt, zeugt von den Songwriting-
Qualitäten des Trios. Also: Besser Hammer und Nägel
zuhause lassen und der Band bei der Zerlegung von
Genregrenzen mit der Kettensäge zur Hand gehen.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
www.fuzzmehard.com
Claudia
Fuzzy Buzzy Garage Punk
Genau so definiert das Trio aus Konstanz ihr
musikalisches Schaffen und liegt damit absolut
richtig – wer so herzhaft an die Sache herangeht
– darf sich ruhig auch ein eigenes Sub-Genre
zulegen!
© Marlene Müller
32 33
Strom-kreis
Bloodsucking
Zombies from
Outer Space
Geisterhaus
(Mörder Blus III)
(Schlitzer-Pepi Records)
„Es ist schon wieder was passiert.“ Da
beehren uns diese Untoten soeben mit einem englischsprachigen
Best Of-Album, folgt schon die nächste Veröffentlichung.
Wieder zeigt uns die Band, wie gut ihre Version des Horrorpunk
klingt. Nur diesmal, es ist die dritte EP aus der „Mörder Blues“-
Reihe, singt Richy Gein wieder auf Österreichisch. Schaurigschön
klingt es aus den Lautsprechern und brennen sich die
Texte in unsere Gehirnzellen und setzen sich dort fest. Denn
die Texte passen zwar perfekt zum Horrorpunk - sind aber
tatsächlich tiefgründig und mehrdeutig gehalten und machen
dementsprechend nachdenklich. Es beginnt mit dem ruhig
gehaltenen „Geisterhaus“ und einem dort befindlichen Keller
voller Toten, um nachfolgend “Am Zentralfriedhof“ zu landen,
einem flotten Song, der live die Fans rocken wird. Ein weiteres
Highlight ist das bewegende „Wenn mir das Blut gefriert“ über
die Vergänglichkeit. Beendet wird die EP mit „Gänsehaut“,
einer Variante des Openers, wo die E-Gitarre mit Streichern
getauscht wird. Mehr davon! Kaufempfehlung!
www.zombies.at
Bernhard
CROM
The Era Of Darkness
(From The Vaults / Target / SPV)
Wie schon für den Vorgänger „When
Northmen Die“, hat das Landshuter
Trio auch dieses Mal sechs Jahre für die
Fertigstellung eines Langeisens benötigt.
Da erneut auch ein ähnlicher Entwicklungsschritt zu bemerken
ist, wie das beim erwähnten letzten Album im Vergleich zu
„Of Love & Death“ (2011) der Fall war, wird es für CROM mit
Sicherheit auch auf der Karriereleiter weiter nach oben gehen.
Die Strahlkraft und Wirkung des durchwegs hymnisch angelegten
Materials der Formation rund um den ehemaligen DARK
FORTRESS-Basser Walter Grosse war nämlich definitiv noch
nie dermaßen intensiv. Auch ein erhöhter Anteil an Melodien,
und Mitsing-Passagen sind auf „The Era Of Darkness“ auszumachen,
doch keine Angst, von „Pagan-Trallala“ sind diese
Herren immer noch meilenweit entfernt!
Dadurch wird es für CROM zwar wohl leider noch nichts mit
Einladungen für die großen Festivals, durch Hämmer wie
„Heart Of A Lion“ oder „The Forsaken“ macht sich das Trio
aber endgültig für jene Fans interessant, die etwa FALCONER
noch immer nachtrauern!
https://www.facebook.com/cromofficial
Walter
DRUNKEN
PUMPKINS
Difficult Decisions
(Jherip Productions)
Die Vorarlberger Band aus Rankweil
bringt mit ihrem Album „Difficult
Decisions“ 13 melodische Punk Rock
Songs raus. Die Band besteht bereits seit einigen Jahren und konnte
dieses Jahr ihren Debüt Gig in Wien im Café Carina bestreiten.
Der erste Song „This One's for my Bro“ kann bereits mit seinen
Gang-Gesang überzeugen.
Es geht weiter mit „Unbreakable Bond“, das mit einem guten
Riff startet und sich für den Antifaschismus einsetzt. „Waste
of Time“ ist mein persönlicher Lieblingssong und könnte gut
bei Liveauftritten ankommen. Der fünfte Song „Trophies in
the Shelf“ ist ein weiterer guter Song der Band und könnte ein
neuer persönlicher Ohrwurm werden. Die letzten zwei Songs
„Such a Mess“ und „Odyssey of the Past“ beenden das Album
etwas ruhiger (natürlich keine Balladen, hahaha).
www.facebook.com/drunkenpumpkinsofficial
Mike Ramone
EMPIRE
DROWNS
Nothing
(UPRISING! Records /
Target / SPV)
Einen günstigeren Veröffentlichungszeitpunkt
als den November hätte man
diesem Album wohl nicht verschaffen können. Auf „Nothing“
lassen die vier Dänen nämlich exakt jene dunkel(grau) gefärbten,
atmosphärisch dichten Songs vom Stapel, die im Kopfkino
auf Anhieb „Herbst“ evozieren.
Basierend auf elegisch intonierten, aber dennoch kraftstrotzenden
Doom-Hymnen, liefert das Quintett rund um den von
WITHERING SURFACE her bekannten Mikael H. Andersen
mit seinem Debütalbum quasi den „Soundtrack“ für kalte,
nebelige und triste Abende. Michaels Gesang intensiviert die
Atmosphäre zusätzlich, und verabreicht „Purity“ oder „Gone“
regelrecht Grabestimmung. Gänsehaut!
Zwar hätte es in Summe durchaus noch ein wenig mehr
Abwechslung sein dürfen, ansonsten gibt es aber nicht viel zu
meckern. Warum auch? Die Band agiert überaus tight, und hat
es obendrein auch drauf, Death/Doom in Früh-90er-Manier
kompetent darzubieten. Sollte man gehört haben!
https://www.facebook.com/empiredrowns
Walter
EXELERATE
Exelerate
(From The Vaults / Target / SPV)
Wessen Körper durch die kombinierte
Verwendung der Vokabel „Power/
Thrash Metal“ und „Dänemark“ ner-
vösen Zuckungen ausgesetzt ist, liegt hier definitiv richtig. Das
Quartett aus Kopenhagen hat sich nämlich jener Gangart verschrieben,
für die ihre Landsleute ARTILLERY seit Jahrzehnten
(im Kopfkino läuft eben „Khomaniac“!) geschätzt werden.
Allerdings setzen die erst seit gut einer Dekade aktiven Burschen
wesentlich stärker auf den Einsatz von Sirenengesang. Daher
sollten ihre Songs - wie etwa „No Escape“ oder „Children Of
The Sun“ - auch Fans von Bands wie AGENT STEEL, TOXIK
oder HELSTAR ansprechen.
Was die Gitarrenarbeit von Mads Sörensen und Stefan Jensen
(der auch für den Gesang zuständig ist) betrifft, muss zudem
auch noch Dave Mustaine als Vorbild erwähnt werden, denn
auch bei EXELERATE wird dem technischen Aspekt durchaus
Relevanz zugebilligt. Dass die von einem Intro („Arrival“)
sowie dem „Epilogue“ umrahmten sieben Songs an sich ein
ebenso nachdenkliches wie ein zum Nachdenken anregendes
Konzeptwerk darstellen, merkt man der energischen, teils
aggressiven Darbietung auf den ersten Eindruck hin zwar
nicht an, es intensiviert allerdings den überaus positiven
Gesamteindruck noch ein wenig mehr. Must Hear!
https://exelerate.dk
Walter
Eyes In The Void
II (EP)
(Eigenveröffentlichung (?))
Dem „Melodic Death Metal“ haben sich
EYES IN THE VOID verschrieben und
schon beim Opener „Reapers Delight“
der EP mit dem schlichten Titel „II“
fällt auf: die Jungs, die viele von uns von diversen Festivals
und Live-Gigs in Erinnerung haben werden, haben Talent und
Gespür für den klassischen Todesgrunz, scheuen sich aber
auch nicht, Metalcore- und gelegentlich NuMetal-Elemente
einzustreuen, das Ganze aber immer mit der obligatorischen
Treue zur Melodie, und auch nie zu aufgeblasen oder gar
überladen. Das zweiteilige „Last Days In Hell“ stellt hier als
Einstiegshilfe schön unter Beweis, was in den Burschen steckt.
Schade eigentlich, dass es die Combo in der hier festgehaltenen
Formation eigentlich gar nicht mehr gibt - nach zehn Jahren hat
man sich 2022 quasi vorübergehend aufgelöst, aber Gitarrist
Phillip und Basser Immanuel wollen anscheinend irgendwie
mit der Band weitermachen. Also mal sehen, wie es mit EITV in
Zukunft so läuft - es wäre auf jeden Fall schade um die Band.
www.facebook.com/EyesInTheVoid
Mike
FLOWERS
IN CONCRETE
7" (Noise Appeal)
Flowers In Concrete aus der Steiermark,
einst einer der wichtigen
Aushängeschilder hierzulande, was
qualitativ hochwertige HC-Sounds mit
Message angeht, meldete sich vor wenigen Jahren nach fast
20-jähriger Abstinenz zurück. Und: Nach einer gelungenen
Split-EP vor zwei Jahren gibt's heuer wieder ein brandneue
7inch mit zwei Songs zu begutachten. Und die 7“ bietet im
Prinzip genau das, für was Flowers In Concrete damals wie
heute stehen: Nämlich energiegeladener-zorniger Hardcore,
der aber auch mit hörenswerten Melodien aufzuwarten
versteht. Die Vocals teilen sich wie gehabt Flax (Bassist)
und Tom (Gitarre), wobei Flax eher für die aggressiven Parts
zuständig ist, und Tom für die markanten melodischen
Refrains der Songs verantwortlich zeichnet. Fazit: Wer die
alten Releases der Steirer schätze, kann hier bedenkenlos
zugreifen, wer auf facettenreich-emotionalen Hardcore
steht, freilich ebenso.
www.facebook.com/flowersinconcrete
Thomas Hutterer
FREUD
Talking Phrases (Recordbag)
FREUD bestehen bereits seit 2007 und
veröffentlichen mit „Talking Phrases“
ein weiteres gutes Album.
Die ursprünglich aus der Punkband
„The O5“ entstandene Band bewegt
sich in unterschiedlichen Genres wie 60er-Beat, Disco und
Glamrock und bei neueren Veröffentlichungen auch Reggae.
Der erste Song „Talking Phrases“ ist ein guter schwungvoller
Song, der mich teilweise an PULP, BLUR bzw. guten 80iger /
90iger Britpop / Punk erinnert. „Kitchin'“ ist ein melodischer
Song, der meiner Meinung auch öfters im Radio gespielt werden
sollte. Der dritte Song „My Weekend“ behandelt das leidige
Thema der restlichen Woche (=Arbeitswoche). Der Hitsong
der Platte heißt meiner Meinung „Überideal“ und auch das dazugehörige
Video ist ein Hingucker. Nr. 7 „Little Miss Sunthing“
gefällt mit seiner coolen und lockeren Umsetzung. Jedenfalls
ein guter Song für die nächste Sommerparty bzw. für die nächste
Cabrio Ausfahrt nach Italien. „Rock'n Roll Show“ rockt
ordentlich und vertritt mit Bravour die Glam Rock / Rock 'n
Roll Fraktion. Die letzten zwei Songs „Hips and Sticks“ und
„Smiling High“ runden das Album stimmig ab.
There is no Teenage Angst!
www.freudmusic.com
Mike Ramone
HELLELUJAH
Devil In Devil Out
(Eigenveröffentlichung)
Wenn er nicht gerade mit ALVAREZ
oder HADAD zugange ist, widmet sich
der in der Slowakei beheimatete Exil-
Österreicher Peter Böhm auch mal
gänzlich anderen Genres. Mit HELLELUJAH verwurstet er verschiedenste
Einflüsse von räudigem Dark Metal à la SATYRICON
(„Revolution Now“) oder Depri-Doom mit CANDLEMASS-
Riffing („The Day I Die“) und dazwischen immer wieder mit
34 35
Strom-kreis
etwas Industrial-Vibes angereicherte Songs, die ein wenig an
frühe THINK ABOUT MUTATION („Devil In Devil Out“) erinnern
oder wie eine beschwippste Mischung aus den SOFA
SURFERS und VOIVOD - ja, auch das gibt’s! - anmuten („The
Strange Butterfly Experience“). Dass hier mit einem gewissen
Augenzwinkern zu Werke geschritten wurde, davon zeugen
manche Textpassagen - die laut Herrn Böhm oft von Drogen
und Alkohol handeln, und auch der etwas undergroundige
Gesamteindruck ist denke ich hier Programm, wurde das ganze
Teil doch spontan in vier Tagen eingedudelt und abgemischt.
Man hört, dass das Album aus Spaß entstand, und nicht - wie
so oft - aus reinem Selbstverwirklichungsdrang. Reinhören!
www.hellelujahband.com
Mike
I'LL BE DAMNED
Culture
(Mighty Music / Target / SPV)
Nach den zwei, von Fans und Presse
gleichermaßen goutieren Langeisen,
sollte sich herumgesprochen haben,
dass diese Dänen ihr Hauptaugenmerk
auf fette Grooves legen. Das tun sie selbstredend immer noch,
auffällig ist allerdings, dass die Burschen nunmehr variantenreicher
denn je zur Sache gehen.
Das liegt unter anderem an Neuzugang Mark Damgaard, der
nun den Posten am Mikro besetzt, und mehrfach mit derben
Growls aufhorchen lässt. Das passt perfekt zu den Songs, die
auch vom Tempo her sehr abwechslungsreich gestaltet wurden,
und vorwiegend Fans von Truppen wie TRANSPORT LEAGUE
oder CORROSION OF CONFORMITY ansprechen sollten.
Fix ist, dass die gleichermaßen unterhaltsamen, wie mitreißenden
Exponate live garantiert für Furore sorgen werden. Auf der
Bühne sind I'LL BE DAMNED nämlich eine wahre Urgewalt.
Das konnte der Fünfer beim 2019er „Bang Your Head“-Festival
nachhaltig unter Beweis stellen, wo man am Spätnachmittag
die Ehre hatte, die Hallen-Shows zu eröffnen.
Jede Wette, dass sich auch daran wird nichts ändern wird. Denn
völlig unabhängig davon, ob es sich um druckvoll intonierte
Abrissbirnen der Kategorie „FuckYouMoney“ handelt, oder
sich der Fünfer am „sumpfigen“ New Orleans-Style orientiert,
wie im beseelt vorgetragenen „Hell Come (Take Me Now)“,
oder dem tiefschürfenden „Let Me Bleed“, hier stimmt der
G.R.O.O.V.E.!
https://www.facebook.com/illbedamnedrock/
Walter
Laura Cox
Head Above Water (earMusic)
Laura Cox weiß, was sie tut und überzeugt
mit Können und Kreativität.
Dass hier zudem eine junge, gutaussehende
Frau eine Gibson in Händen
hält, kann getrost angemerkt werden.
Schließlich weiß Laura Cox mit ihr
umzugehen, wie auf „Head Above Water“ unzweifelhaft zu
hören ist.
Die Aura des talentierten Jungspundes ist mittlerweile verflogen,
das Talent ist geblieben und wurde noch ausgebaut.
Mühelos und gekonnt wechselt Laura Cox zwischen Rock und
Blues(e) - beides steht ihr ausgezeichnet - man verzeihe mir
das Wortspiel -, Tatsache ist jedenfalls, dass hier jeder der
elf Tracks fein ausgearbeitet ist und dass sich während der
gesamten Spielzeit keinerlei Gewöhnungseffekte einstellen - es
bleibt spannend bis zum Schluss, mehr noch, jeder weitere
Durchlauf eröffnet feine Details. Nicht unerwähnt mögen ihre
Mitstreiter sein, Mathieu Albiac (git), Adrien Kah (bass) und
Antonin Guérin (drums, percussion) unterstützen die Chefin
nach besten Kräften.
www.lauracoxmusic.com
Claudia
LEE AARON
Elevate (Metalville)
Die schreibende Zunft im Musikbusiness
ist immer auf der Suche
nach aufregenden Geschichten und
Aufhängern. Musik kann man nicht angreifen.
Menschen schon. Menschen, zu
denen man aufschauen kann. Prinzen, Könige und Königinnen,
Images von Helden, Antihelden, Priestern oder Outlaws. LEE
AARON gehörte auch zu jenen Aristokratinnen, die über einem
Musikgenre thronten. Sie hat zu einer Zeit Metal gemacht, in
der man weibliche Interpretinnen im Metal an einer Hand
abzählen konnte. Die Phase als „Metal Queen“ war aber nur
ein Abschnitt ihrer Karriere, die mit ihrem dritten Album „Call
Of The Wild“ (1985) abgeschlossen war. Seitdem macht sie melodischen
Rock, von Hard Rock bis bluesigen Alternative Rock
mit einem kleinen Abstecher zum Vocal Jazz mit „Beautiful
Things“ (2004). Die Substanz von LEE AARON als Band, ist die
Sängerin LEE AARON: ihr Soul, ihre manchmal leicht heisere
und dann wieder ganz klare Stimme, ihr gnadenloses Gespür
für eingängige Balladen, ihre lasziven Rocker und das konstant
hohe Niveau ihres Songwritings.
Mit „Elevate“ offenbart LEE AARON eine weitere Facette
ihrer musikalischen Bandbreite: New Wave! Es ist kaum zu
glauben, aber man hat den Eindruck, als wäre DEBORAH
HARRY bei AC/DC zu Zeiten der „Who Made Who“ eingestiegen,
um ein Party-Dance Hitalbum abzuliefern, das von
der ersten bis zur letzten Note gute Laune versprüht und
auch den letzten Tanzmuffel auf die Tanzfläche befördert.
Für Gänsehaut ist mit der abba-esquen Liebesballade „Red
Dress“ gesorgt, die als kurze Verschnaufpause nach den
Mitstampfhymnen „Rock Bottom Revolution“, „Freak Show“,
„Still Alive“, „Spitfire Woman“ und „Elevate“ genützt werden
kann. Weitere Anspieltipps sind die drei stark an Blondie
erinnernden Wavepopnummern „The Devil U Know“,
„Heaven's Where We Are“ und das treibende „Highway
Romeo“. Abgerundet wird das Album von dem coolen Blues-
Rocker „Trouble Maker“. Macht insgesamt ein Album ohne
Schwachstelle, das vor allem jetzt schon die Vorfreude auf
die kommende Partysaison im Freien weckt, bei der dieses
Album unter keinen Umständen fehlen darf. Erhebend!
https://www.leeaaron.com
Gino
LEFT HAND BLACK
Lower Than Satan
(Sunny Bastards)
Das bereits dritte Album der schwedischen
Horrorpunk-Könige, das wie
gewohnt stark anfängt mit „Into Your
Grave“ und „Deaths Eyes“. Der dritte
Song „Murder You“ gefällt mit seinem starken Gesang
und Refrain. Die weiteren Songs „When I hear you Sream“,
„Addicted to Blood“ und „Tonight We Bleed“ vertreten THE
MISFITS mit Ehre. „Kiss the Blood of My Hands“ ist jedenfalls
einer meiner Favoriten des Albums. Mit „Werewolf By Night“
und „I´m in love with a Zombie“ liefern sie weitere Horrorpunk
Klassiker ab. Die letzten fünf Songs „Darling this is why I cry“,
„Frankenpenis“ (interessanter Songtitel), „My lovely Monster“,
„She´s Gonna Kill Me“ und „Holding Deaths Hand“ schließen
das Album gut ab. Besonders „My lovely Monster“ ist ein
etwas sanfterer Song der Band und ist sicher ab sofort bei
Livekonzerten mit Feuerzeug begleitet.
HORRORPUNK IS NOT DEAD!
www.facebook.com/Lefthandblackhorrorpunk
Mike Ramone
MANHATTAN CENTURY
Ape (self)
Hinter dem Namen Manhattan Century
verbirgt sich eine neue ambitionierte
Band aus Eferding (OÖ) um Szeneveteran
Ritchie Krenmaier (u.a. Jacobs Moore)
und den Brüdern Florian und Alexander
Artner (Ex-Upon Thy Waves), die in die Fußstapfen ihres Vaters
Walter treten, der in den 80ern bei Gil Brent aktiv war. Auf der
vorliegenden EP „Ape“ gibt jedenfalls rund 25 Minuten lang
progressiven (Thrash-)Metal vom Allerfeinsten zu begutachten,
der auch mal (Kurz-)Ausflüge in Jazz-Gefilde wagt, aber dabei
durchaus eingängig erscheint, d.h. man verliert sich nicht in
zu sperrigen Soundstrukturen, was dem Hörgenuss merklich
guttut. Diese Band sollte man jedenfalls auf dem Radar haben,
wen man sich für variantenreich-unkonventionellen Metal begeistern
kann. Eine weitere EP ist auch bereits in Arbeit. Man
darf also gespannt sein.
https://manhattancentury.bandcamp.com/album/ape
Thomas Hutterer
Laut und finster: stark!strom auf insta!
Instagram/starkstrom_magazin
Stark!strom auch im
sozialen netz
My Dark Fate
No Prophecy
(Eigenveröffentlichung (?))
Man sollte sich hier nicht vom eher verhaltenen
Opener „Shining“ in die Irre
führen lassen, denn das wahre Potential
der Scheibe entfaltet sich hier -gewollt
oder auch nicht sei mal dahingestellt - erst schrittweise. Brigitte
Lechners raues, kräftiges Organ kann von lieb bis grunzgröhl
eigentlich alles abdecken und es werden uns goatseidank die
genreüblichen Koloratursopran-Orgien erspart. Das wird auch
ihren Ehegatten Dominik freuen, der ansonsten bei LIQUID
STEEL in die klassischen Heavy Metal-Bass-Saiten greift, er darf
sich hier auch ein wenig über den üblichen Tellerrand hinaus
austoben. Zusammen mit den LOST DREAMS-Gitarreros Andi
und Herbert wird ein wuchtiger, stilübergreifender Soundteppich
gewebt, der von Drummer Chris beattechnisch adäquat betoniert
wird. Die Stilbreite changiert zwischen geradlinigem, treibenden
Power-Rock bis hin zu Death- und Nu-Metal, und man schafft es
hie und da sogar, sich doch ein wenig eigenständig zu positionieren.
Anspieltipps wären „Insomnion“, das echt fette „Sun“ und
der Titelsong, für die straighteren Gemüter bereits erwähntes
„Shining“ oder „Shivered“. Zum Drüberstreuen gibt’s noch eine
coole Version von ROXETTEs „Listen To You Heart“, das sich hier
einmal mehr als perfekte Rock-Ballade entpuppt. Spannend!
www.mydarkfate.com
Mike
STARGAZER
Life Will Never Be The Same
(Mighty Music / Target / SPV)
Wer seine Band nach einem solchen
Klassiker benennt, beweist fraglos
Geschmack. Allerdings trägt man dadurch
auch eine gehörige Verantwortung,
schließlich gilt es ja sowohl dem Titel selbst wie auch dessen
Originatoren einigermaßen würdevoll die Ehre zu erweisen.
Für die Norweger STARGAZER, von denen hier die Rede ist,
besteht jedoch keinerlei Gefahr der „Blasphemie" bezichtigt
zu werden, denn man merkt dem Quintett mehrfach an, dass
sie verdammt gut aufgemerkt haben, wie Ritchie und Ronnie
einst ihre Songs strukturiert haben.
Auch spieltechnisch ist die seit 15 Jahren unter diesem Namen
aktive Formation über jeden Zweifel erhaben. Edle Gitarrenklänge
und feine Keyboards dominieren das Bild, und wissen sich zumeist
wunderbar zu unterstützen. Wie es sich für derlei Sounds gehört,
und auch bei RAINBOW Usus war, wird das Instrumentarium
von den Musikern aber auch für lässige Duelle verwendet.
Von daher sollte sich eine Zielgruppe recht rasch gefunden
haben, auch wenn hinzugefügt werden muss, dass Gitarrist
William Ernstsen wohl auch das eine oder andere Album von
Michael Schenker kennt, und die Band in manchen Passagen
zu erkennen gibt, dass man in Norwegen das Frühwerk von
TNT immer noch zu schätzen weiß. Thumbs Up!
https://www.stargazerofficial.com
Walter
Facebook/StarkStromMag
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Strom-Schmiede
38
TRÜFFELSCHWEINCHEN of
Von New Orleans ins gelobte Land
Die in letzter Zeit am kontroversesten diskutierte Band ist definitiv PANTERA. Kein Wunder, Phil Anselmo
hat schließlich auch gehörig Sch***e gebaut. Ob er das auch in seiner Jugend schon getan hat?
Keine Ahnung. Fix ist jedoch, dass er vor
seinen ersten Gehversuchen an der Seite
der unvergessenen Abbott-Brüdern (unter
anderem) bei RAZOR WHITE tätig
war. Diese Truppe aus New Orleans brachte
es zwar nur auf ein Demo (1988) sowie ein
Album („Just What The Doctor Ordered“,
1991), diese beiden Exponate des melodischen
US-Hard/Heavy Rocks sind es aber
definitiv wert, entdeckt zu werden. Vor
allem ‚Backdoor To Heaven‘, der Opener
des ebenso wie das Demo von Lost Realm
Records in überarbeiteter, und um Bonus-
Material erweiterter Form aufgelegten
Debüts, hat es in sich und hätte durchaus
ein Hit werden können.
https://www.razorwhite.com/
Besagtes Label versorgt die Underground-
Gemeinde immer wieder mit erlesensten
Exemplaren. Zuletzt hat man sämtliche
Demos der Belgier NATION unter dem
Titel „Queen Of Rock“ erstmals als (limitierte!)
Compilation-CD aufgelegt, und
auch „Walk It How You Talk It”, das zweite
Album der Briten BLACK ROSE. Dieses
kommt zusammen mit der raren 85er-EP
„Nightmares“ sowie einer Bonus-DVD als
„Deluxe Edition“ auf den Markt.
https://www.facebook.com/people/Black-
Rose-UK/100063770587879/
Weiters versorgt man uns mit „Glove
Me“, dem legendären 84er Werk von
STEELOVER. Die seit einigen Jahren
wieder aktiven Belgier haben im letzten Jahr
mit „Stainless“ sogar ein neues Album eingespielt.
Dennoch werden sie wohl auf ewig
durch den nun um zwei Bonus-Tracks erweiterten
Kult-Dreher im Gespräch bleiben.
https://steelover.band/
Noch tiefer in Underground-Sphären vordringen
mussten die Label-Inhaber wohl
um „Anthology 1986 - 1988“ fertigzustellen.
Darauf ist das Gesamtwerk (zwei Demos und
eine Single) der französischen DRIFTER
enthalten. Deren Historie war wohl auch
deshalb nur kurz, weil einige der Musiker
schon bald den Thrash für sich entdeckt
hatten und in den 90ern unter dem Banner
CAPHARNAÜM loslegten. Im Zuge der
Kooperation mit den in beiden Formationen
aktiven Brüdern Lahierle, hat man sich bei
Lost Realm Records dazu entschieden, auch
deren Ouevre als „Capharnaüm“ auf den
Markt zu bringen.
https://www.facebook.com/CapharnaumFrance
Ebenfalls erstmals auf CD zu hören, gibt es
die Demotracks von SYMON SAYZ aus
Oklahoma City. Die leider nur sehr kurzlebige
Band hat diese zwar bereits 1991
aufgenommen, ging aber sang- und klanglos
unter, weshalb das Material bislang unveröffentlicht
blieb. Gut, dass sich Arkeyn Steel
dafür erwärmen konnten. „Chosen One"
ist zwar klangtechnisch nicht gerade eine
Offenbarung, der lässig gezockte, gleichermaßen
harte wie melodische Hard / Heavy
Rock-Mix lässt nämlich kaum Wünsche
übrig.
https://www.steelgallery.com/metal-store/product/symon-sez-chosen-one-cd-pre-order/
Das gilt auch für „Dark Equation Of God"
(Steel Gallery), das dritte Album von RAGE
OF ROMANCE. Vorausgesetzt natürlich,
man kann symphonisch angelegten,
jedoch durchwegs kitschfreien Metal mit
dunkler Atmosphäre, einer gehörigen Dosis
Prog und reichlich Bombast generell etwas
abgewinnen. Für weitere Bonuspunkte
sorgt der überraschend unaufgeregte
Gesang von Frontlady Estibaliz Ramos.
Feines Zeug!
https://www.facebook.com/rageofromance
Für solches sorgen auch die seit über
30 Jahren aktiven US-Amerikaner
LORDCHAIN. Deren aktuelles Album
„Surviving The Wicked Storm“ (Roxx
Records) weiß durch lässigen Groove
ebenso zu überzeugen wie durch prägnante
Melodien. Schade, dass diese Formation
außerhalb der White Metal-Gemeinde bislang
eher unbemerkt geblieben ist. Es wäre
der Truppe aus Missouri jedenfalls zu wünschen,
wenn sie jene Beachtung bekommen
könnte, die ihr zusteht.
https://www.facebook.com/lordchain
Unterhalb der meisten Radarschirme der
mitteleuropäischen Metal-Fraktion sind bislang
auch die Griechen MARAUDER
geblieben. Dabei sollte ihr von epischen
Elementen durchzogener, kraftvoll dargebotener
Traditionsklang speziell bei uns
auf reges Interesse stoßen. Mit „Metal
Constructions VII“ (Pitch Black Records) offeriert
die in der Heimat längst zur Legende
gewordene Band jedenfalls ihr bereits siebentes
Langeisen, auf dem der 2021 als
Frontmann engagierte Tassos Krokodilos einen
gelungenen Einstand feiert. Der zuletzt
auch bei HESPERIAN OPUS und SPITFIRE
positiv in Erscheinung getretene Vokalist
versteht es hingebungsvoll und auf kompetente
Weise den immer noch knietief in der
„alten Schule“ verwurzelten, klangtechnisch
jedoch durchaus zeitgemäßen Sound des
Quintetts zu veredeln. Thumbs Up!
https://www.facebook.com/maraudergreece
Klänge, die von der Masse mittlerweile
wohl nur noch selten in jenem Ausmaß
goutiert werden, wie das früher einmal der
Fall war, liefern auch TUBEFREEKS.
„Unhinged“ (Eigenproduktion), der bereits
vierte Longplayer des US-Trios, basiert jedenfalls
auf sattem und zwingendem Groove
und kann zudem mit lässigem US- Hard/
Heavy Rock sowie einer bemerkenswerten
Menge an Melodien punkten.
http://tubefreeks.com/
Davon ist auch „Vengeance Fulfilled“ (No
Dust Records) von THIRD EYE geprägt,
auch wenn der Fünfer aus Odense an sich
einen Sound auffährt, der zumeist an jene
90er Demo-Bands denken lässt, die man
dem Progressive / Power Metal zugeordnet
hat. Als Gewinn für die schwer nach den US
of A tönenden Dänen entpuppt sich zudem
Neuzugang Tiago Masseti am Mikro. Der
Brasilianer versteht es den Songs nämlich
immer wieder ein Sahnehäubchen aufzusetzen.
Must Hear!
https://www.facebook.com/ThirdEyeDK
Wen es noch weiter in die Vergangenheit
zieht, sollte mit „Gambler“ (Relics From
The Crypt) sein Glück finden. Das einzige
Album der Belgier BUZZARD kommt
zwar ohne Bonusmaterial, zumindest aber
in einer dem Original mehr als nur gerecht
werdenden, edlen Vinyl-Ausführung daher.
Das rührige Label entführt uns damit
schnurstracks in jene Tage, als der Speed
Metal auch in Europa salonfähig wurde.
https://www.facebook.com/people/Buzzard/100088185944136/
Dass derlei Sound auch heutzutage noch
geschätzt werden, sollte bekannt sein. Als
aktuelles Beispiel dafür seien die Spanier
IRON CURTAIN erwähnt. Deren
brandneue EP „Metal Gladiator“ (Dying
Victims Productions) versprüht einen ähnlich
rauen Charme wie das Frühwerk britischer
Szene-Urgesteine wie JAGUAR oder
SAVAGE, lässt aber auch Einflüsse von teutonischen
Legenden wie VIOLENT FORCE
erkennen.
https://www.facebook.com/people/Buzzard/100088185944136/
An jener Ära, weniger jedoch an den Formationen,
die mit extrem hoher Vortragsgeschwindigkeit
beeindruckt haben, orientieren
sich offenkundig auch die aus
Winterthur stammenden MEGATON
SWORD. Deren programmatisch betiteltes
zweites Langeisen „Might & Power“
(Dying Victims Productions) setzt vorwiegend
auf jene getragene und erhabene
Epik, mit der uns einst Heroen wie CIRITH
UNGOL, MANILLA ROAD oder BROCAS
HELM zum Faustrecken animierten. Das
mag zwar mancherorts immer noch als
„kauzig“ betrachtet werden, eine getreue
Fanbase haben sich die Eidgenossen aber
zumindest in Mitteleuropa längst erspielt.
https://www.facebook.com/megatonsword
Das ist EROTIC SUICIDE leider nie
gelungen, auch wenn sie eigentlich wesentlich
massentauglichere Klänge zum Besten
gegeben haben. Zwar bekamen die Jungs
aus Oklahoma City, die seinerzeit nach L.A.,
also ins „gelobte Land“ aller Hardrocker gezogen
sind, für ihr 93er-Debüt „Abusement
Park“ sogar MTV-Einsätze, doch weder damit
noch mit dem Zweitling „Perseverance“
konnte die Truppe bei uns wirklich reüssieren.
Ob es am „Zeitgeist“ namens Grunge
lag? Keine Ahnung. Tatsache ist jedenfalls,
dass ihr zwischen L.A. GUNS, BANG TANGO
und FASTER PUSSYCAT liegender Sound
mehr Fans verdient hätte.
Interessenten wenden sich vertrauensvoll an
das auf derlei Klänge spezialisierte US-Label
FnA Records, das zuletzt unter anderem eine
Werkschau der kalifornischen AUTOGRAPH-
Kumpels TOP NOTCH aufgelegt
hat, und uns in Kürze - Trommelwirbel -
das neue Album der wiedervereinigten
KINGOFTHEHILL servieren wird.
http://fnarecords.net/
by Walter
© Privat
39
Stark!e Reminiszenzen
„Jener“ Konzertbericht – wie Stark!Strom-Redakteur Christian
schreiben würde, hat, nachdem er von Ausgabe zu Ausgabe
gewandert ist, endlich seinen würdigen Platz gefunden.
Zweifelsfrei eine Reminiszenz, gleichzeitig aber womöglich
auch ein Ausblick in die Zukunft. Mal sehen…
Meshuggah
+ Zeal & Ardor
20. 5. 2022 - Wien, Arena
Die Landung des Mutterschiffs
© wahnfred
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In der Wiener Arena entfalteten Meshuggah sämtliche
Facetten ihrer überdimensionalen Tech Metal-
Komplexität.
Sie sind die Quadratur des Kreises im Metal.
Eingängige Tracks sind so häufig wie Schneefall
im Einkaufszentrum, die Komplexität vieler Songs
gleicht Marathonläufen durch mentale Labyrinthe
und ihre Intensität kratzt häufig an Belastungslimits.
Trotzdem halten Meshuggah schon seit Dekaden
ihre stabile Position am kompetitiven globalen
Tonträgermarkt. Große Hallen werden ebenfalls verlässlich
gefüllt. Über Ursachen der Popularität jener
schwedischen Kultformation lässt sich ausreichend
spekulieren: Eine innovative Nische, Prinzipientreue,
Resilienz gegenüber Trends, kontinuierliche Qualität,
konstruktiver Eigensinn.
Ein Forum für solche philosophischen Betrachtungen
in Echtzeit lieferte die ausverkaufte Wiener Arena. In
St. Marx konnte endlich das virusbedingt verschobene
Konzert über die Bühne gehen. Dort setzten
Zeal & Ardor ein Support-Ausrufungszeichen. Der
Bandname lässt definitiv keine Rückschlüsse zu auf
das Genre und exakt diese Erwartung wird erfüllt. Jene
Schweizer Hopefuls klingen, als ob sich eine Gospel-
Blues-Formation auf Black Metal umschulen lässt und
bei der Gelegenheit einen Verein zur Bewahrung von
90er-Crossover-Alternative-Relikten gründet. Herber
Groove, coole Songs, vitale Performance, Geheimtipp.
Nach einer Downcooling-Phase landete das
Mutterschiff des überdimensionalen Tech Metal.
Der Opener „Black Cog“ vom neuen Topalbum
„Immutable“ sorgte mit hypnotischen Patterns
für hohe Betriebstemperatur im kollektiven
Maschinenraum. Meshuggah live bleiben eine
wuchtige physische Erfahrung für alle Sinne, ohne
längere Atempausen, ohne Reduktion der virtuosen
Detailarbeit. Progressiver Kraftstoff à la „Rational
Gaze“, „Mind´s Mirror“, „Born in Dissonance“ oder
„Future Breed Machine“, begleitet von pulsierenden
Licht-Effekten und einem kompakten Sound, belegten
den Frischefaktor der Akteure. Ein exzellenter Gig,
der in Zeiten von Gefühllosigkeit und Gleichgültigkeit
existenzielle Direktheit erlebbar machte.
Christian Prenger
Schwarz!Strom
Siena Root
„Revelation“ (Atomic Fire Records/Warner)
Dieser Seventies-Frischluft-Generator transportiert
Retro-Sauerstoff in stickige Hallen der grell
überschminkten Trend-Tristesse. Siena Root
stehen für die vitalisierende Essenz von betörender
handgemachter Rockpower, heute globale
Mangelware. Feine Tunes, kompetent gespielt und
mit jenem erdigen Sound ausgestattet, der dich
grooven lässt. Auf Black, Green und Clear Vinyl.
Jetzt tief einatmen.
sorgfältig und mit spektakulären Farben gepresst,
passend zur Wucht und Dynamik jener Tech-
Metal-Virtuosen. Hier beben wie immer alle Boxen.
Van Der Graaf Generator
„Godbluff“ (Virgin /Universal)
Sie agierten als Nischenerfinder des Prog-Rock-
Booms der 70er-Jahre, die auf einer eigenen
Bühne ihre stilistische Selbstfindung vollzogen.
Van Der Graaf Generator waren mit ihrem kraftvoll-spröden,
elegisch-theatralischen Sound voller
unberechenbarer Wege immer irgendwie anders
und immer erste Klasse. „Godbluff“ von 1975 gibt
es jetzt remastered auf Vinyl, ansprechend gefertigt
und immer noch mit dieser faszinierenden Aura
umgeben. No Bluff.
Klangkultur für Hörer.
Vinyl only
by Christian Prenger
Transatlantic
„The Final Flight: Live At L’Olympia“
(Inside Out Music/Sony)
Anhänger quantitativer Tonträger-Opulenz
kommen hier auf ihre Rechnung. Der Tour-
Abschluss von Transatlantic in Paris wird mit vier
180-Gramm-LPs im Gatefold plus Booklet dokumentiert.
Ein imposant gestaltetes Set, durchaus
im Einklang mit dem Supergroup-Status jener
Prog-Könner. Klangtechnisch ist das Album gleichermaßen
auf der Höhe, der Inhalt wird Anklang
finden: First Class mit feiner musikalischer Bord-
Verpflegung. Guten Flug.
EYES
Mister Misery
14.03.2023 - Szene Wien
BALLYHOO
35 Jahre A Wedding Anniversary, Jubiläums- und Reunion-Show
18.3.2023 - Szene Wien
AEPHANEMER
THE LAST CELL & JESTRESS
11.04.2023 - Viper Room, Vienna
ERDLING
Support: SOULBOUND
11.05.2023 - Viper Room, Vienna
Live on stageTHE 69
https://szene.wien
www.a-wedding-anniversary.com
www.viper-room.at
www.viper-room.at
Area 53 festival
FEUERSCHWANZ, KREATOR, VISIONS OF ATLANTIS, HAMMERFALL, AUTUMN BRIDE, NANOWAR OF STEEL, GUTALAX u. v. m.
13.-15.07. 2023 - Leoben, VAZS-Schladnitz
www.area53festival.at
Metal On The Hill
DORO, TARJA, BURNING WITCHES, DIE APOKALYPTISCHEN REITER u. v. m.
1.- 2.9.2023 - Leoben, VAZS-Schladnitz
Stark!Strom empfiehlt:
www.metal-on-the-hill.com
42
Pharoah Sanders
„Africa“ (Tidal Waves Music/Cargo)
Das Album hebt die emotionale Raumtemperatur.
Hier wird intensiver Jazz mit avantgardistischer
Note zelebriert, geprägt durch das expressivhymnische
Tenorsaxofon des legendären Pharoah
Sanders. 1987 wurde jenes brodelnde Stück Musik
veröffentlicht und jene Neuauflage lohnt sich allemal.
Jene edle Doppel-LP ist auf 500 Stück limitiert,
besitzt einen Obi Strip und offeriert zusätzlich
zwei Tracks, die nie auf Vinyl veröffentlich wurden.
Gefühls-Güteklasse.
Meshuggah
„ObZen“ (Atomic Fire Records/Warner)
Exquisite Schallplatten festigen manchmal die
mentale Konstitution. Der Fan braucht Geduld,
manche Werke sind nicht zu bekommen, ein
Re-Release bleibt ungewiss und der Rest
ist die Kraft des positiven Denkens.
Im Falle des Meshuggah-Highlights
„ObZen“ erscheint 15 Jahre später
eine remasterte Version,
eMolecule
„The Architect“ (Inside Out Music/Sony)
Debuts pendeln in einer Spannungszone der
Ambivalenz. Hohe Erwartungen besitzen keine
reale Basis, doch die Chance auf frische
Qualität bedient den Hoffnungsfaktor. Jene
Neuankömmlinge legen einen geglückten Start
hin durch progressive Rock-Ästhetik mit deutlicher
Neigung zur Klischeereduktion. Komplex,
trotzdem nicht sperrig und eingängig, darf diese
limitierte Doppel-LP auf Clear Vinyl als Talentprobe
gelten. Das Zukunftsfundament ist gelegt.
Frank Zappa & The Mothers
„The Grand Wazoo“
(Zappa Records/Universal)
Die Szene ist voll mit kreativen Energiesparlampen,
die möglichst viel Scheine mit möglichst wenig
qualitativem Sein abräumen wollen. Neben ihnen
werden Lichtgestalten wie Frank Zappa sehnlichst
vermisst. Innovator, kritischer Geist, neudefinitorische
Kraft: Sein Werk ist epochal. Der feine Release
zum 50. Jahrestag von „The Grand Wazoo“ zeigt die
Jazzrock-Seite auf dem Klassiker mit 180 Gramm,
auch erwerbbar als farbige Version.
Grand Grand Music.
Special:
Vordenkerverdiensthuldigung
Vordenker treffen auf Verständnislosigkeit, werden verkannt, gehen ihren Weg und ernten
Verehrung durch spätes Verständnis des Publikums. Heute verzeichnen Celtic Frost
Kultstatus als experimentelle First Mover im Bereich des extremen Metal.
Die Box „Danse Macabre“ bietet jetzt eine würdige Werkschau mit sieben farbigen
LPs und EPs inklusive „The Collector´s Celtic Frost“. Dazu kommt eine Single,
eine Kassette, ein Booklet mit 40 Seiten, Poster, Aufnäher und ein USB-Stick.
Verdient.
DIE SZENE LEBT
DIE SPANNUNG STEIGT
KEIN FEST OHNE STROM
BLEIB STARK!
www.planet.tt www.szene.wien www.simmcity.at
Bücherwurm!Strom
READING ROCK
30.03.2023 - ST. PÖLTEN
Lesungen, Stories, Live-Musik & viel Schmäh
mit Richard Metfan, Van Alen, Andi Appel & Gordon McMichael
stark! und gratis:
Unser Mag liegt in vielen Clubs und
Stores gratis auf (eine Liste findet ihr
unter www.starkstrom.live),
wird euch aber auch gerne ins Haus
geschickt (+ Versandspesen),
bei Interesse einfach Mail an
strom@starkstrom.live
46
Mit seinem einzigartigen Mix aus Buchlesungen, kabarettistischen
Einlagen und Livemusik erspielte sich das READING
ROCK in kurzer Zeit eine treue und stetig wachsende Fanschar.
Am 30. März gibt man sich erstmals in ST. PÖLTEN die Ehre. Mit
„neiche Melodien, neiche G´schichtln“ und einem Stargast, der immerhin
schon „neben dem Sänger von Metallica… gepinkelt hat“:
RICHARD METFAN tourte mit seinem „ab 18 - Sex & Drugs &
Rock n´Roll Kabarett“ erfolgreich durch die Lande und schaffte
es bis zur „Talenteschmiede des Quatsch Comedy Clubs“.
Außerdem ist RICHARD METFAN Österreichs einziger Kabarettist,
der bereits im Vorprogramm von Metalbands auftrat… und noch
immer lebt.
Im Vorprogramm großer Acts durfte auch Gitarrenheld VAN
ALEN mit seiner Band ECLIPTICA aufgeigen. Auf der instrumentalen
Solo-EP „String Theory“ brilliert er indes mit einem Mix aus
Virtuosität und Feeling und erweist sich zudem bei deren Live-
Präsentationen als echter Entertainer mit Charme und Schmäh.
Darüber hinaus zelebrierte er ein wunderbares Literatur & Musik
Programm mit seinem (Schmäh-)Bruder im Geiste, Mr. GORDON
McMICHAEL. Letzterer begeistert mit seinem „Live In Front
Of An Imaginary Audience”-Tourbuch seine stetig wachsende
Fanschar genauso wie mit seinen „Badewannengedanken“,
„Augen auf bei der Berufswahl!“-Tipps oder aber seinen berührenden
„Du fehlst mir, …“-Briefen.
ANDI APPEL wiederum kennt bekanntlich „Keine Gnade!“,
wenn er am „Marterpfahl“ unter „Stark!Strom“ steht. Oder so.
Außerdem wühlt er für sein nächstes Buch in den Untiefen
der österreichischen Musik- und Zeit-Geschichte herum und
unterhält (verstört?) alle READING ROCK Fans - und die, die es
noch werden wollen! - mit Geschichten über „Giftler, Gammler,
Plattensammler“.
30.03.2023 - im Veranstaltungssaal der AK Niederösterreich
(AK-Platz 1, 3100 St. Pölten)
Einlass ab 17.30h, Beginn 20.00h
(*) Eintritt frei, Hutspende
UND: 15. April im Alten Rathaus Laa/Thaya mit Reinhard
„Kotza“ Müller, Martin Schuster, Roman Beisser, Andi Appel und
weiteren Gästen (oda so).
www.facebook.com/ReadingRockAustria
Laut und finster:
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Stark!strom auch im
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IMPRESSUM /
Offenlegung gem. Gesetz:
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österreichische Rock & Metal Magazin
Medieninhaber:
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Herausgeberin: Claudia Jusits
Chefredaktion:
Mike Seidinger & Claudia Jusits
Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits,
Christine Cizek, Walter Scheurer,
Willi Winter, Christian Prenger,
Manfred „wahnfred“ Wadsack, Christian
König, Matej Lastro, Manuel Dauböck,
Mansn, Doris Gapp, Florian Meingast,
Patrick Meerwald, Anna Otto,
Julian Dürnberger, Sabina Lorenzetto
Gabriel Niederberger, Charles Steiner,
Thomas Hutterer, Stefan Mair, Christian
Orou, Bernhard Weber, Celia Woitas,
Kinga Wölger, Andi Appel
Lektorat: Claudia Jusits
FOTOS: Falls nicht anders angegeben,
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STARK!STROM #32
ERSCHEINT AM 21.04.2023