20.03.2023 Aufrufe

Entdeckstour 01/2023

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Ihr Magazin für die schönste Zeit des Jahres | <strong>2023</strong><br />

UNSER LAND NEU ERLEBEN<br />

Spannende Ausflüge<br />

für die ganze Familie<br />

Ziegel aus Zehdenick:<br />

Baumaterial für unsere<br />

Hauptstadt Berlin<br />

Kirchen im Nordosten:<br />

Echte Schmuckstücke<br />

und Geheimtipps<br />

In Schwerin:<br />

Kleine Schleifmühle mit<br />

großer Bedeutung


USEDOM Magazin<br />

AUF ÜBER 100 SEITEN<br />

DIE VIELFALT USEDOMS ERLEBEN<br />

<strong>2023</strong><br />

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VON AWIE AHLBECK BIS Z<br />

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HISTORISCHE POSTKARTEN UND EIN<br />

GESPRÄCH MIT „SEINER MAJESTÄT“<br />

IM REICH DER RIESEN<br />

DIE GRÖSSTEN LANDSÄUGETIERE<br />

EUROPAS AUF USEDOM ERLEBEN<br />

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Ein Besuch bei dem<br />

„Heavy-Metal-Koch“<br />

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Exklusive Interviews mit Usedom-Liebhabern<br />

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Das Usedom Magazin erscheint einmal jährlich.


INHALTSVERZEICHNIS 03<br />

Titelfoto: ©Sina Ettmer –stock.adobe.com<br />

Titelgeschichte<br />

Die Hauptstadt aus dem Loch ......... 04<br />

Natur<br />

Inselzauber Streckelsberg................. 08<br />

Architektur &Geschichte<br />

Für Fotografen und Entdecker:<br />

Unsere Kirchen in MV ........................ 10<br />

INHALT<br />

04 10 14<br />

Ausflug &Handwerk<br />

Wie das Schweriner Schloss<br />

entstanden ist ................................... 14<br />

Geschichte<br />

VonRohrfedern und ehemaligen<br />

Soldatenuniformen ........................... 17<br />

Musik<br />

Wieder „Stadt.Land.Klassik!“ .......... 18<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

entdecken: Das bedeutet, genau<br />

hinzusehen und auf etwas aufmerksam<br />

zu werden, das man bisher vielleicht<br />

übersehen hat. Es bedeutet auch, sich<br />

auf etwas Neues einzulassen, an etwas<br />

unvoreingenommen heranzugehen.<br />

Genau das sollen Sie auch mit diesem<br />

Magazin machen. Lassen Sie die Texte<br />

und Ausflugstipps auf sich wirken!<br />

Entscheiden Sie dann, was Sie sich<br />

ansehen möchten. Selbst wenn Sie<br />

schon einmal dort gewesen sind,<br />

werden Sie merken, dass Sie beim<br />

letzten Mal nicht alles gesehen haben.<br />

Entdecken bedeutet auch, neugierig<br />

zu sein. Waserwartet mich dort?<br />

Mit welchem Wissen und welchen<br />

Eindrücken werde ich wieder nach<br />

Hause kommen? Bleiben Sie also<br />

neugierig bei der Fahrt durch unser<br />

schönes Bundesland. Es gibt so viele<br />

Orte,die nur darauf warten, von Ihnen<br />

entdeckt zu werden.<br />

!<br />

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04 TITELGESCHICHTE<br />

So einen mächtigen Ringofen<br />

kann man sich im „Ziegeleipark<br />

Mildenberg“ bei Zehdenick<br />

genau ansehen.<br />

Die Hauptstadt aus dem Loch<br />

Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher die ganzen Ziegel gekommen sind, mit denen Berlin<br />

aufgebaut wurde? Aus einer kleinen Stadt ander Havel. Dort, in Zehdenick, wird ineinem Museum<br />

gezeigt, wie damals gearbeitet wurde.<br />

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und Brandenburg<br />

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Die Magazine sind beim Nordkurier erhältlich.<br />

Telefon: 0395 35 116 166 oder im Internet:<br />

www.nordkurier.de/touren<br />

Zehdenick. Wie sieht eine<br />

Landschaft aus, die über<br />

viele Jahrzehnte lang ausgehöhlt<br />

wurde,umdannspäter<br />

ihr Inneres auf Schiffe zu laden,<br />

um 50 Kilometer flussabwärts<br />

daraus die prächtige<br />

und mächtige Hauptstadt<br />

zu bauen? Zugegeben, das<br />

klingt ein bisschen surreal<br />

-ist es aber nicht! Denn in<br />

der Gegend der märkischen<br />

Kleinstadt Zehdenick liegen<br />

Millionen Tonnen Ton in<br />

der Erde, aus dem sich die<br />

allerbesten Ziegel brennen<br />

ließen. Und so wuchs hier<br />

im 19. und 20. Jahrhundert<br />

Europas größtes Ziegeleirevier<br />

mit mehr als 30 Ziegeleien,<br />

in denen bis zu 5000<br />

Menschen Ziegel brannten.<br />

Die wurden in große Kähne<br />

verladen und über die Havel<br />

zur größten Baustelle Europas,<br />

das war Berlin damals,<br />

gebracht. Darum entstand<br />

auch die Redewendung<br />

„Berlin ist aus dem Kahn<br />

erbaut“.Und heute? Aus den<br />

riesigen „ausgetonten“ Löchern<br />

sind zahlreiche Seen<br />

beiderseits der Havel geworden,<br />

wertvolle Biotope nennt<br />

man sie. Die Ziegeleien sind<br />

verschwunden, eine nach<br />

der anderen wurde nach der<br />

Wiedervereinigung dicht gemacht,<br />

„nicht wettbewerbsfähig“,<br />

erklärte damals die<br />

Treuhandgesellschaft.<br />

Auch auf dem Gelände der<br />

beiden Betriebe Herzberg<br />

und Stackebrandt verfielen<br />

die Anlagen, bis sie in<br />

den 1990er-Jahren aus dem<br />

Dornröschenschlaf erweckt<br />

wurden: 1997 eröffnete auf<br />

ihrem Gelände direkt an<br />

der Havel der „Ziegeleipark<br />

Mildenberg“ –ein Technikund<br />

Industriemuseum, das<br />

die Entwicklung der Ziegelindustrie<br />

in Ausstellungen,<br />

Führungen und Veranstaltungen<br />

lebendig werden<br />

lässt. Es ist sehr empfehlenswert<br />

für diejenigen, die<br />

sich für Geschichte interessieren.


TITELGESCHICHTE 05<br />

So sieht ein Ringofen von innen aus.<br />

Der „Ziegeleipark<br />

Mildenberg“<br />

Die Anlage liegt mitten in<br />

der Zehdenicker Tonstichlandschaft<br />

direkt an der<br />

Havel zwischen Neustrelitz<br />

und Berlin –ein Abenteuerpark<br />

für die ganze Familie.<br />

Auf einer Fläche von 40<br />

Hektar wird die Geschichte<br />

der Ziegelindustrie in Führungen<br />

und durch multimediale<br />

Attraktionen präsentiert.<br />

In den Ausstellungen<br />

wird die Ziegelproduktion<br />

erlebbar: Die Besucher<br />

können sich durch die alten<br />

Ringöfen und Maschinenhallen<br />

bewegen, dürfen<br />

selbst bauen, kurbeln, stapeln,<br />

drücken, schauen und<br />

vor allem hören. Vielleicht<br />

können sie ein ganz klein<br />

bisschen nachfühlen, wie es<br />

damals den Menschen bei<br />

ihrer Knochenarbeit ergangen<br />

ist ...<br />

An alten Streichtischen<br />

unter den Trockenschuppen<br />

können Besucher selbst<br />

Fortsetzung auf S. 6<br />

Ausflugsrestaurant<br />

mit Seeterrasse<br />

Öffnungszeiten <strong>2023</strong><br />

06.04.–09.07. Mi–So ab 12.00-Uhr<br />

10.07.–03.09. Di-So ab 12.00-Uhr<br />

06.09.–29.10 Mi–So ab 12.00-Uhr<br />

Immer von 12 Uhr bis 20 Uhr - Küchenschluß 19 Uhr<br />

Ausflug mit der Lorenbahn im „Ziegeleipark Mildenberg“.<br />

17258 Mechow/Feldberg•03982030440<br />

Kanu-, Boots-, Fahrradverleih


06 TITELGESCHICHTE<br />

Zehdenick –Dieser kolorierte Kupferstich von Merian entstand um 1650.<br />

Repro: Tourist-Information<br />

Ziegel formen. „Streichen“<br />

nennen das die Fachleute.<br />

Interessant sind auch die<br />

Fahrten mit den Feldbahnen.<br />

Die Ziegeleibahn fährt<br />

vorbei an Ringöfen, Zieglerkasernen,<br />

einer Halle mit<br />

der Feldbahnsammlung<br />

und sogar mitten durch die<br />

alte „Ziegelei Stackebrandt“<br />

mit einer betriebsfähigen<br />

Dampfmaschine. Bei einer<br />

Fahrt mit der Tonlorenbahn<br />

geht es durch die Idylle des<br />

Naturparks „Uckermärkische<br />

Seen“. An ausgewählten<br />

Wochenenden in der<br />

Saison wird der Zug sogar<br />

von einer Dampflok gezogen.<br />

Ganz wichtig und darum<br />

groß geschrieben ist das<br />

Programm für Kinder –sie<br />

können auf ganz besondere<br />

Art den Ziegeleipark auf<br />

eigene Faust entdecken.<br />

Bei einer Schatzsuche finden<br />

die Mädchen und Jungen<br />

geheime Zeichen im<br />

ganzen Park, entschlüsseln<br />

einen Code und können<br />

die Schatzkiste von Eugenius<br />

Zacharias öffnen. In<br />

den Ferien können Kinder<br />

auf einer echten Feldbahnlok<br />

selbst das Steuer in die<br />

Hand nehmen und ihren<br />

Ziegeleibahn-Führerschein<br />

machen. Wie wäre es mit<br />

einer Spritztour mit Go-<br />

Kart, Schienenfahrrad oder<br />

Laufrad? Für Kinder gibt‘s<br />

eine Abenteuerspielwiese<br />

mit einer zwölf Meter hohen<br />

Rutsche, Riesenschaukeln<br />

und einem Labyrinth.<br />

Daran muss man vor einem<br />

Besuch denken: Der Ziegeleipark<br />

ist ein Saisonbetrieb,<br />

der nicht das ganze<br />

Jahr über geöffnet hat.<br />

Vom Ziegeleipark weiter<br />

in die Stadt<br />

Auch Zehdenick selbst ist<br />

einen Ausflug wert. Zum<br />

Beispiel, wenn man per<br />

Boot die Havel von Mecklenburg<br />

herunter gekommen<br />

ist und in der „Marina<br />

Zehdenick“ festmacht. Um<br />

1250 wurde Zehdenick über<br />

die Landesgrenzen hinaus<br />

bekannt: Ein Hostienwunder<br />

hatte zur Gründung des<br />

Zisterzienserinnenklosters<br />

geführt, das als Wallfahrtsort<br />

Bedeutung erlangte.<br />

Noch heute lohnt sich ein<br />

Besuch der Klosteranlage.<br />

Geschichte erzählen ebenso<br />

markante Gebäude wie<br />

die Elisabethmühle, das<br />

alte Rathaus oder das Havelschloss.<br />

Heute ist die<br />

Havel untrennbar mit dem<br />

Tourismus in der Region<br />

Das Zehdenicker Kloster ist immer einen Besuch wert.<br />

Fotos (6): Tourist-Information<br />

Die berühmte Zehdenicker Klappbrücke führt über die<br />

Havel.


TITELGESCHICHTE 07<br />

verbunden und Zehdenick<br />

ein beliebter Halt für Bootsurlauber<br />

auf dem Weg von<br />

der Müritz bis Berlin und<br />

umgekehrt. Und auch wenn<br />

es am Rande des Naturparks<br />

„Uckermärkische Seen“ keine<br />

exotischen Tiere gibt,<br />

exotisch klingende Bauwerke<br />

hat Zehdenick gleich<br />

zwei –die „Kamelbrücken“,<br />

wie die buckligen Konstruktionen<br />

zur Überwindung<br />

der Havel im Volksmund genannt<br />

werden.<br />

Anreise mit dem Auto<br />

oder mit Bussen und Zügen<br />

Zehdenick liegt an der<br />

Bundesstraße 109 zwischen<br />

Löwenberger Land<br />

und Templin sowie an den<br />

Landesstraßen L 21 nach<br />

Liebenwalde und L 22<br />

nach Gransee. Der Bahnhof<br />

Zehdenick (Mark) liegt<br />

an der Bahnstrecke Löwenberg–Templin<br />

(bei deren<br />

Bau man übrigens die riesigen<br />

Tonvorkommen entdeckte)<br />

und wird von der<br />

Regionalbahnlinie RB 12<br />

Templin –Berlin Ostkreuz<br />

der „Niederbarnimer Eisenbahn“<br />

bedient. Mit dem Regionalexpress<br />

RE 5 kann<br />

man von Berlin nach Gransee<br />

fahren, an Wochenenden,<br />

Feiertagen und in den<br />

Schulferien in Brandenburg<br />

fährt der Bus 854 vom<br />

Bahnhof Gransee zum Ziegeleipark<br />

und zurück. NIES<br />

Weitere Informationen<br />

gibt es unter der T<br />

elefonnummer 03307 2877<br />

und im Internet unter<br />

folgenden Adressen:<br />

www.zehdenick.de,<br />

www.zehdenick-tourismus.de,<br />

www.ziegeleipark.de.<br />

Das Zehdenicker Schiffermuseum ist auf einem alten Kahn<br />

untergebracht.<br />

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08 NATUR<br />

Typische Frühblüher sind das Leberblümchen mit seinen blauen Blüten sowie das weiße Buschwindröschen.<br />

Beide kommen zuhauf auf dem Streckelsberg auf der Insel Usedom vor.<br />

Inselzauber Streckelsberg<br />

Das selten gewordene Leberblümchen bildet auf der höchsten Erhebung der Insel Usedom<br />

im Frühjahr einen blauen Blütenteppich. Die Blume wächst nur auf bestimmten Böden.<br />

Koserow. Der Streckelsberg<br />

auf der Insel Usedom,<br />

direkt an der Ostseeküste<br />

vom Seebad Koserow, ist ein<br />

Glanzlicht des Frühlingserwachens<br />

und längst kein<br />

Geheimtipp mehr, denn<br />

täglich lassen hier hunderte<br />

Menschen die Seele baumeln.<br />

Jetzt hat auch wieder<br />

ein tolles Vogelkonzert<br />

eingesetzt und die Kleiber,<br />

meisenähnliche Singvögel,<br />

pfeifen es von den Bäumen:<br />

Hurra, hurra, der Lenz ist<br />

da. Das gesamte Revier von<br />

36 Hektar ist wegen seiner<br />

naturbelassenen Schönheit<br />

bereits 1957 zum Naturschutzgebiet<br />

ernannt worden.<br />

Die große bewaldete<br />

Kliffranddüne prägt den<br />

Küstenabschnitt. Zurzeit ist<br />

dieses Buchen-Bergrevier,<br />

das mehrere Wanderwege<br />

durchqueren, das uneingeschränkte<br />

Frühlingsblütenhauptquartier<br />

der Insel.<br />

Die vielen Sonnenstunden<br />

auf der Insel und das Blütenmeer<br />

schütten in uns<br />

Menschen Glückshormone<br />

aus und lassen den trüben<br />

Winter schnell vergessen.<br />

Alle Wege am Streckelsberg<br />

führen direkt durch einen<br />

Teppich des wunderschönen<br />

Leberblümchens vorbei. Es<br />

ist der größte und beeindruckendste<br />

Standort Norddeutschlands<br />

mit einem<br />

Flair von Extravaganz. Hier<br />

hat Gott die Erde berührt,<br />

denn beim Anblick dieser<br />

prächtigen Leberblümchen<br />

scheint für den Betrachter<br />

die Zeit still zu stehen. Für<br />

Urlauber unvergessliche<br />

Momente, die es kaum fassen<br />

können, einen solchen<br />

farbenprächtigen Blumenteppich<br />

aus Tausenden<br />

Schneeglöckchen, Leberblümchen,<br />

Lungenkraut und<br />

Buschwindröschen so dicht<br />

am Strand bewundern zu<br />

können. Es tue einfach gut<br />

für die Seele, den Alltagsstress<br />

zu vergessen, sagten<br />

jüngst die Mitglieder einer<br />

Wandergruppe, die das Leberblümchen<br />

am Wegesrand<br />

bewunderten.<br />

In dieser Blühsaison kommt<br />

das himmelsblaue Gewächs<br />

im Wald besonders gut zur<br />

Geltung. Eine Traumkulisse<br />

auf der Insel Usedom,<br />

denn auf der einen Seite<br />

die imposanten Leberblümchen,<br />

auf der anderen Seite<br />

weißer Ostseestrand,<br />

rauschende Wellen, weites<br />

Meer und schreiende Silber-<br />

Die Rotbuche ist der vorherrschende Laubbaum auf der 61<br />

Meter hohen Erhebung.<br />

Fotos (3): Norbert Warmbier<br />

möwen. Hier hat die Natur<br />

ihr Meisterwerk vollzogen,<br />

denn durch die blauen Blüten<br />

des größten deutschen<br />

Vorkommens des Hahnenfußgewächses<br />

steigt auch<br />

die Stimmung bei uns Menschen.<br />

Die Pflanzen sind<br />

sehr kalkliebend. Ihr Name<br />

ist aber schon sehr eigenwillig,<br />

doch stammt diese<br />

Benennung vom Umriss der<br />

Blätter. Ihre bizarre Form<br />

hat dem hübschen Pflänzchen<br />

seinen Namen gegeben,<br />

denn die Ähnlichkeit<br />

mit den Lappen der Leber<br />

des Menschen ist unverkennbar.<br />

Früher wurden die<br />

Prachtblüher in der Volksheilkunde<br />

nach der mittelalterlichen<br />

Signaturenlehre<br />

bei Lebererkrankungen verwendet.<br />

Als Heilpflanze ist<br />

das Leberblümchen wohl<br />

wegen seiner geringen Wirksamkeit<br />

glücklicherweise<br />

in Vergessenheit geraten.<br />

Dies ist auch gut so, denn<br />

die Halbschattenpflanze mit<br />

ihrem kriechenden Wurzelstock<br />

wird in Pommern im<br />

Vorwarnkatalog der „Roten<br />

Liste“ der gefährdeten Hö-


NATUR 09<br />

heren Pflanzen geführt. Leider<br />

werden aber auch auf<br />

der Insel immer wieder Leberblümchen<br />

ausgegraben,<br />

wie eine Fundstelle am Langen<br />

Berg bei Bansin zeigt.<br />

Eindeutig eine Ordnungswidrigkeit,<br />

denn der zarte<br />

Frühjahrsblüher steht unter<br />

Naturschutz. Gemeine „Na-<br />

Buntspechte lassen sich eher hören als sehen.<br />

turfreunde“ beanspruchen<br />

die Schönheit ganz für sich,<br />

graben sie aus, und solche<br />

Egoisten wollen sie nur noch<br />

im eigenen Garten bewundern.<br />

Ein böser Naturraub!<br />

WerLeberblümchen auf dem<br />

Balkon oder im Garten sein<br />

Eigen nennen möchte und<br />

dort pflegen will, sollte sieim<br />

Handel kaufen. Dem Hobbygärtner<br />

stehen verschiedene<br />

Zuchtsorten, auch mit weißen<br />

und roten Blütenköpfen,<br />

zur Auswahl. Also bitte nicht<br />

in heimischer Natur ausgraben,<br />

denn damit verschwindet<br />

die Artenvielfalt in Vorpommern-Greifswald.<br />

Wird der Standort durch<br />

starkes Zuwachsen mit dichtem<br />

Efeu, wie hier im Revier<br />

in einigen Abschnitten<br />

deutlich zuerkennen ist, zu<br />

schattig, ist der Schönling<br />

auf menschliche Hilfe angewiesen.<br />

Darum wird von<br />

Umweltschützern der Waldboden<br />

ausgelichtet. Aber<br />

auch durch Windwurf entstehen<br />

kleine Kahlflächen.<br />

So können Schößlinge von<br />

Goldstern, Waldsauerklee,<br />

Huflattich, Scharbocks- und<br />

Lungenkraut austreiben<br />

und die Landschaft mit frischen<br />

Blütenträumen erobern.<br />

Der Streckelsberg ist auch<br />

ein wahres Eldorado für den<br />

Trommelweltmeister Großer<br />

Buntspecht, den singenden<br />

Mozart Mönchsgrasmücke<br />

und den Hai unter den Vögeln,<br />

den gefiederten Freibeuter<br />

Habicht, der hier<br />

regelmäßig Beute macht.<br />

So ist dieser Abschnitt für<br />

gestresste Urlauber der perfekte<br />

Kur- und Heilwald. So<br />

gibt es Spaziergänge unter<br />

Bäumen bald auf Rezept.<br />

Frische Luft, Blätterrauschen<br />

und Bewegung im<br />

Reizklima der Inselküste<br />

sollen verstärkt als Therapieraum<br />

für uns Menschen<br />

genutzt werden. Also ab an<br />

die frische Luft und auf zum<br />

Gipfelglück mit 61 Metern<br />

Höhe, der höchsten Erhebung<br />

der Insel Usedom. NW<br />

Übrigens, wer an einer geführten<br />

Wanderung auf dem<br />

Streckelsbergmit einem zertifizierten<br />

Naturführer teilnehmen<br />

möchte, kann sich unter der<br />

Telefonnummer <strong>01</strong>51 56074311<br />

melden.<br />

60 Jahre AGRONEUM, das wird gefeiert!<br />

Das AGRONEUM Alt Schwerin feiert in<br />

<strong>2023</strong> sein mittlerweile 60-jähriges Bestehen<br />

und ist ein Freilichtmuseum der besonderen<br />

Art: Nicht auf der grünen Wiese erbaut,<br />

sondern seit 1963 gewachsen inmitten authentisch<br />

historischer Substanz. Neben einer<br />

umfangreichen Sammlung von Technik<br />

und Alltagsgegenständen finden Besucher<br />

auch Landarbeiterwohnungen aus den Jahren<br />

1910, 1942 und den 1960er Jahren vor.<br />

Die Besucher erwandern sich das Museum<br />

durch das ganze Dorf. Vonder Kirche mit der<br />

Basis aus dem 13. Jahrhundert, der Gutsanlage<br />

mit Herrenhaus, Verwalterwohnung,<br />

großen Speichern und Stallanlagen aus dem<br />

19. Jahrhundert bis hin zum Einfamilienhaus<br />

eines LPG-Mitgliedes aus den 1970er Jahren.<br />

Die konzeptionelle Einbindung dieser<br />

„Trendobjekte“ hat sich bewährt und wird<br />

von den Besuchern dankend angenommen.<br />

Das große Freigelände mit Dorfschmiede,<br />

Stellmacherei, Holländerwindmühle, Sägegatter,<br />

Seilerei und Feldbahn rundet das gesamte<br />

Museumsensemble ab und ist zudem<br />

für die, nahezu monatlich stattfindenden,<br />

Museumsfeste der zentrale Austragungsort,<br />

an dem Landwirtschaftsgeschichte lebendig<br />

präsentiert wird.<br />

Veranstaltungsüberblick <strong>2023</strong><br />

UNSEREHÖHEPUNKTE<br />

SOMMER <strong>2023</strong><br />

ab 26.06.<br />

LANDWIRTSCHAFT<br />

ERLEBEN<br />

FESTWOCHE ZUM 60.GEBURTSTAG<br />

ANZEIGE<br />

• 08.04. Osterallerlei<br />

• 23.04. Pflanzen- &Töpfertag<br />

• 20.05. Arbeitstagder Kaltblutpferde<br />

• 21.05. Internationaler Museumstag<br />

• ab 26.06. Festwoche zum<br />

60-jährigen Bestehen<br />

• 30.06.-02.07. MV-Tag <strong>2023</strong> in<br />

Neubrandenburg<br />

• 16.07. Hoffest<br />

• 05.08. -06.08. Internationales<br />

Dampftreffen<br />

• 12.08. -13.08. Oldtimer-<br />

&Traktorentreffen<br />

• 24.09. Kartoffelfest<br />

• 22.10. Kürbisfest<br />

• 05.11. Saisonausklang<br />

• 30.12. Lichterglanz<br />

05./06.08. INTERNATIONALES DAMPFTREFFEN<br />

12./13.08. OLDTIMER-&TRAKTORENTREFFEN<br />

WeitereTermine und Informationen auf<br />

www.agroneum-altschwerin.de<br />

Achter de Isenbahn 1|17214Alt Schwerin<br />

www.agroneum-altschwerin.de


10 ARCHITEKTUR &GESCHICHTE<br />

Für Fotografen und Entdecker:<br />

Unsere Kirchen in MV<br />

Die Backsteingotik ist das prägende Merkmal vieler Gotteshäuser.<br />

Diese sechs Gebäude haben aber noch mehr Besonderheiten.<br />

ROSTOCK<br />

In Rostock brummt der Bär, die Hansestadt<br />

ist die größte City des Landes,<br />

jung und voller Studenten. Die MV-<br />

Großstadt wächst, strahlt Glanz und<br />

Atmosphäre aus. Das Stadtzentrum<br />

wurde von englischen und US-amerikanischen<br />

Bomben zerstört. Nachdem<br />

Krieg entstand eine neue, umgestaltete<br />

Mitte. Ist außer der Marienkirche<br />

und dem Kröpeliner Tor nichts geblieben<br />

vom alten Rostock? Doch! Man<br />

muss nur einmal um das stattliche<br />

Rathaus herum, die Große Wasser-<br />

Stattliche 117 Meter ist der Turm der Rostocker Petrikirche hoch.<br />

Foto: Hartmut Nieswandt<br />

straße hinunter bis zur Grubenstraße<br />

gehen –und schon steht man in der<br />

Östlichen Altstadt.<br />

Hier überwiegen kleinere Häuser, es<br />

herrscht beschauliches Altstadt-Flair.<br />

Hier hat anders als rund um die Lange<br />

Straße die kleinteilige mittelalterliche<br />

Straßenstruktur überdauert. Weiter<br />

geht es hoch bis zum Alten Markt.<br />

Dort ist Staunen angesagt, denn man<br />

steht vor dem höchsten Gebäude Rostocks:<br />

Der Turm der Petrikirche misst<br />

117 Meter.Am26. und 27. April 1942<br />

zerstörten britische Bomber Turm<br />

und Mittelschiff des historischen Gebäudes,<br />

der Turmhelm verbrannte.<br />

Wertvolle Inneneinrichtungsgegenstände<br />

wie die Orgel, der barocke Altar<br />

und die Renaissancekanzel konnten<br />

nicht gerettet werden.<br />

Von 1992 bis 1995 wurde dem Turm<br />

wieder ein Kupferhelm aufgesetzt. Im<br />

Turm befindet sich in45Metern Höhe<br />

eine Aussichtsplattform. Diese kann<br />

entweder mit einem Fahrstuhl oder<br />

über eine Wendeltreppe erreicht werden.<br />

Turm und Kirche sind ganzjährig<br />

geöffnet für Besucher. Ein Wermutstropfen<br />

für Fotofans: Da alle Fenster<br />

der Aussichtsplattform aus Sicherheitsgründen<br />

mit Maschendraht bespannt<br />

sind, kann man kaum gute<br />

Fotos machen.<br />

Während des Zweiten Weltkriegs erfolgten<br />

21 Luftangriffe auf Rostock.<br />

Ende April 1942 galt Rostock als die<br />

am meisten zerstörte deutsche Stadt.<br />

Von Juni 1940 bis April 1943 flog die<br />

britische „Royal Air Force“ Angriffe<br />

und von Juli 1943 bis August 1944 die<br />

US-amerikanischen Luftstreitkräfte.<br />

617 Menschen kamen ums Leben. Auf<br />

Rostock und Warnemünde wurden<br />

2942 Tonnen Spreng- und Brandbomben<br />

abgeworfen. 85 Prozent der Rostocker<br />

Wohnhäuser wurden zerstört<br />

oder beschädigt. Im Mai 1945 hatte<br />

Rostock noch etwa 60.000 Einwohner,<br />

vor dem Krieg waren es 130.000. Wenn


ARCHITEKTUR &GESCHICHTE 11<br />

Die Ludorfer Kirche ist äußerst ungewöhnlich: Sie hat einen achteckigen<br />

Grundriss.<br />

Foto: Tourismusverband<br />

Die Marienkirche prägt das Stadtbild<br />

Greifswalds.<br />

Fotos (3): Marcus Taschke<br />

Rostock soaußergewöhnlich früh und<br />

stark in den Blickpunkt der „Royal Air<br />

Force“ rückte, liegt das auch ander<br />

Rüstungsindustrie (zum Beispiel die<br />

„Heinkel“-Flugzeugwerke, die „Arado“-Flugzeugwerke<br />

und die „Kröger“-<br />

Werft). Außerdem wurde – ähnlich<br />

wie bei Lübeck auch – geprobt, wie<br />

mittelalterliche Städte durch Sprengund<br />

Brandbomben vernichtet werden<br />

können. Umso erfreulicher ist es,dass<br />

in der Östlichen Altstadt viel Sehenswertes<br />

vom alten Rostock erhalten<br />

blieb.<br />

Weitere Informationen gibt es beim<br />

„Verein zur Förderung der Östlichen<br />

Altstadt“ unter der Telefonnummer<br />

038112765821, im Internet unter:<br />

www.oestliche-altstadt.de,<br />

www.stadtplan-rostock.com,<br />

www.petrikirche-rostock.de,<br />

www.nikolaikirche-rostock.de,<br />

www.hmt-rostock.de.<br />

LUDORF<br />

Für Mecklenburg ist es eine äußerst<br />

ungewöhnliche Kirche: Sie ist achteckig.Dieses<br />

Oktogon als Grundfläche<br />

erinnert an das Heilige Grab in Jerusalem.<br />

Die Rede ist vom Gotteshaus<br />

St. Maria und St. Laurentius in Ludorf,<br />

einem Dorf zwischen dem Städtchen<br />

Röbel und dem Müritzufer in der<br />

Mecklenburgischen Seenplatte. Der<br />

in Norddeutschland einzigartige achteckige<br />

Grundriss geht einer Ortssage<br />

zufolge auf den kreuzfahrenden Ritter<br />

Wipert von Morin zurück. Die Burg<br />

von Morin lag nordöstlich von Ludorf,<br />

zur Müritz hin, und wurde nach dem<br />

Dreißigjährigen Krieg aufgegeben.<br />

Ritter Wipert brachte die Idee zur Oktogonkirche<br />

aus dem Heiligen Land<br />

mit; sie hat den gleichen Grundriss<br />

wie die Kirche vom Heiligen Grab in<br />

Jerusalem. Geweiht wurde die Ludorfer<br />

Kirche 1346, man geht aber<br />

davon aus, dass sie rund 150 Jahre<br />

älter ist. Bemerkenswert ist auch die<br />

angefügte Familiengruft der Familie<br />

von Knuth, die 1736 vom Erbherren<br />

auf Ludorf und Gneve, Adam Levin<br />

II. von Knuth, errichtet wurde.Indieser<br />

befinden sich neun gut erhaltene<br />

Eichenholzsärge. An der schmiedeeisernen<br />

Gruftür und an den Wänden<br />

lassen sich zahlreiche Wappen erkennen.<br />

Die Orgel mit vier Registern<br />

wurde vom angesehenen Baumeister<br />

Friedrich Hermann Lütkemüller<br />

(1815–1897) errichtet.<br />

Die Kirche in Ludorf ist täglich zu<br />

besichtigen, in den Wintermonaten<br />

nur nach Voranmeldung.<br />

Weitere Informationen gibt es unter<br />

der Telefonnummer 03993150651<br />

und im Internet unter<br />

www.dorfkirchen-in-mv.de.<br />

GREIFSWALD<br />

Der Caspar-David-Friedrich-Blick auf<br />

die Hansestadt Greifswald ist vielen<br />

ein Begriff. Er beschreibt die Stadt-<br />

Silhouette mit seinen drei Stadtkirchen:<br />

die Marienkirche, den Nikolai-<br />

Dom und die kleine Jakobikirche.<br />

Die Marienkirche ist eine Hallenkirche,<br />

das heißt, dass die Seitenschiffe<br />

genauso hochsindwie das Mittelschiff.<br />

„Dadurch wirkt die Kirche sehr hell<br />

und groß. Vielen Besuchern fällt das<br />

sofort auf“, sagt Pastorin Dr. Ulrike<br />

Streckenbach. Was vielen Besuchern<br />

und Einheimischen ebenfalls ins Auge<br />

fällt, ist die reich verzierte Kanzel. Sie<br />

besticht durch ihre Schnitzereien und<br />

die filigran gestalteten Intarsien, für<br />

die ungefähr 60 verschiedene Holzarten<br />

verwendet wurden. Die Kanzel<br />

zeigt mehrere Personen aus der Bibel,<br />

zum Beispiel Jesus und die Apostel<br />

Paulus und Petrus, sowie Männer, die<br />

die Reformation vorangebracht haben:<br />

Martin Luther, Philipp Melanchthon<br />

und Johannes Bugenhagen.<br />

Doch esgibt noch mehr zu entdecken,<br />

was einzigartig ist: An einer Wand ist<br />

ein Wal in Originalgröße abgebildet,<br />

ungefähr 7,30 Meter lang.<br />

„Das Tier hat nichts mit der biblischen<br />

Geschichte von Jona zu tun, sondern<br />

soll den Wal darstellen, der 1545 in<br />

Fortsetzung auf S. 12


12 ARCHITEKTUR &GESCHICHTE<br />

Ein Blickfang ist die reich verzierte<br />

Kanzel in der Mitte der Kirche.<br />

Wieck gestrandet ist“, erzählt Pastorin<br />

Streckenbach. „Das Besondere<br />

ist, dass der Wal in Gänze erhalten<br />

ist. Auch in anderen Kirchen in der<br />

Region gibt es so ein Wandbild, allerdings<br />

nur in Fragmenten.“<br />

Unweit des Wandbilds befindet sich<br />

auf der Nordseite der gotischen Kirche<br />

der Eingang zur Marienkapelle.<br />

Diese wurde früher als Kalkhaus genutzt,<br />

heute ist die Kapelle ein Raum<br />

der Stille. Sie wurde in den vergangenen<br />

Jahren umfangreich saniert, wobei<br />

blaue Fensterscheiben eingesetzt<br />

wurden, um dem Raum etwas Beruhigendes<br />

zu verleihen. Bei den Restaurationsarbeiten<br />

konnten Wandmalereien<br />

freigelegt werden. „Auch der<br />

Fußboden wurde neu gemacht, zwischen<br />

einigen Fliesen sind die Fugen<br />

blau“, verrät Ulrike Streckenbach.<br />

MALCHOW<br />

Wer ist nicht berührt oder gar ergriffen,<br />

wenn Orgelmusik durch das ganze<br />

Kirchenschiff hallt? Wer würde nicht<br />

einmal gern selbst in die Tasten hauen,<br />

um die Königin der Instrumente erklingen<br />

zu lassen? Dieser Traum wird<br />

wahr in einer besonders schönen Kirche<br />

mitten in der Mecklenburgischen<br />

Seenplatte. Inder Inselstadt Malchow<br />

gibt es seit 1997 in der Klosterkirche<br />

das „Mecklenburgische Orgelmuseum“.<br />

Jede Kirche hat eine Orgel. Aber gleich<br />

zehn dieser Instrumente unter einem<br />

Kirchendach? Das ist möglich geworden.<br />

Im größten Orgelmuseum Norddeutschlands<br />

erfährt der Besucher<br />

Spannendes über die Instrumente<br />

und Interessantes über ihre Tradition<br />

in Mecklenburg. Und dann eben das<br />

Besondere: Hier darf der Gast sogar<br />

selbst ausprobieren, wie man dem Instrument<br />

seine Töne entlockt. Das Museum<br />

dient in erster Linie der Aufbewahrung<br />

gefährdeter Instrumente aus<br />

dem Mecklenburgischen. Daneben wird<br />

die Orgelbaugeschichte des Landes, in<br />

dem esviele erhaltene romantische Orgeln<br />

gibt, erforscht und dargestellt. Ein<br />

Modell im Museum zeigt, wie das Instrument<br />

funktioniert. In Führungen<br />

werden die Orgeln allgemeinverständlich<br />

vorgestellt.<br />

Die rund zehn Instrumente sind nicht<br />

der einzige Grund, das Museum –<br />

leicht erreichbar über die A19-Abfahrt<br />

Malchow –zubesuchen. Es ist auch die<br />

Kirche selbst. Sie bietet nicht nur die<br />

ideale Akustik für ihren neuen Zweck,<br />

den sie 1997 erhielt, sondern sie ist<br />

auch als Bauwerk aus rotem Backstein<br />

auf einem Hügel über dem Malchower<br />

See eine Augenweide. Die Kirche entstand<br />

von 1844 bis 1849 unter der<br />

Leitung des Neustrelitzer Architekten<br />

FriedrichWilhelm Buttel, einem Schinkel-Schüler.<br />

Nach einem Brand 1888<br />

wurde sie von 1888 bis 1890 neugotisch<br />

erneuert. Wer sich die wunderschöne<br />

Mecklenburgische Seenplatte und die<br />

Inselstadt Malchow von oben ansehen<br />

möchte, kann dafür auf den Turm der<br />

Kirche steigen.<br />

Weiter Informationen, auch zu den<br />

aktuellen Öffnungszeiten, gibt es unter<br />

der Telefonnummer 039932 12537<br />

und im Internet unter<br />

www.orgelmuseum-malchow.de<br />

SPANDOWERHAGEN<br />

Spandowerhagen ist ein kleines Dorf,<br />

idyllisch gelegen am Greifswalder<br />

Bodden. Außer ein paar Radfahrern<br />

im Sommer verirren sich in der Regel<br />

nur wenige Menschen in den Ort.<br />

Falls Sie doch einmal dort sein sollten,<br />

werden Sie am Ortsrand, hinter hohen<br />

Kiefern versteckt, eine kleine Kirche<br />

entdecken: die Bethlehemkirche. Tatsächlich<br />

wurde das Gotteshaus in den<br />

1960er-Jahren aus einer Scheune umgebaut.<br />

Es besteht seitdem aus mehreren<br />

Räumen für Gottesdienste und<br />

andere Gemeindearbeiten sowie aus<br />

einer kleinen Küche und Bad. „Hinter<br />

der Kirche ist ein Grillplatz sowie ein<br />

großes Grundstück, das wir für Zeltlager<br />

nutzen“, erklärt Pastorin Katrin<br />

Krüger. „Spandowerhagen war damals<br />

eine sehr aktive Gemeinde, die sich<br />

eine eigene Kirche gewünscht hat. Zuvor<br />

hatte es eine Kapelle gegeben, die<br />

jedoch während des Dreißigjährigen<br />

Krieges zerstört wurde.“<br />

Spandowerhagen bildet zusammen mit<br />

Wusterhusen und Lubmin eine Kirchengemeinde.<br />

Die drei Gotteshäuser<br />

der Kommunen sind auf einem Wandbild<br />

abgebildet, das in einem der Räu-<br />

Die Marienkirche ist sonntags nach<br />

den Gottesdiensten bis 12 Uhr geöffnet<br />

und unter Woche zwischen 11 und<br />

15 Uhr, imSommer auch länger.<br />

Besichtigungen des Turms mit seinem<br />

mechanischen Uhrwerk können im<br />

Gemeindebüro angemeldet werden,<br />

unter der Telefonnummer 03834 2263.<br />

Weitere Informationen stehen<br />

auf der Internetseite der Gemeinde<br />

unter<br />

www.marien-greifswald.de<br />

Unscheinbar, hinter Bäumen versteckt, steht die kleine Bethlehemkirche in<br />

Spandowerhagen.


ARCHITEKTUR &GESCHICHTE 13<br />

me der Bethlehemkirche hängt. „Dieses<br />

Bild wurde für den Festumzug ,130<br />

Jahre Seebad Lubmin‘ hergestellt“,<br />

erzählt Katrin Krüger. Weitere Hingucker<br />

in der Bethlehemkirche sind das<br />

bunte Fenster in dem Raum, in dem die<br />

Gottesdienste gefeiert werden, sowie<br />

die Glocke, die draußen am Giebel des<br />

Gebäudes hängt. „Die Glocke stammt<br />

aus Hohenmocker bei Demmin. Das ist<br />

ausgerechnet der Ort, in dem ichPastorin<br />

gewesen war, bevor ich hierher gekommen<br />

bin“, sagt Katrin Krüger.<br />

Die Kirche in Spandowerhagen kann<br />

derzeit nur von außen besichtigt werden.<br />

Ob dort Gottesdienste gehalten werden,<br />

steht auf der Internetseite des Pfarramts<br />

Wusterhusen unter<br />

www.kirche-mv.de<br />

ZIRCHOW<br />

Hat das seine Richtigkeit? Das mag<br />

manch einer denken, wenn er die Jacobuskirche<br />

in Zirchow auf Usedom das<br />

erste Mal sieht. Denn: Auf dem quadratischen<br />

Turm sitzt eine achteckige<br />

Haube. Wie kann das sein? „Der quadratische<br />

Grundriss entspricht den<br />

strengen Vorgaben des Mittelalters.Als<br />

die Glocken, die zunächst neben der<br />

Kirche gestanden hatten, irgendwann<br />

in den Turm gehoben wurden, brauchte<br />

der Glockenstuhl eine Haube. Das war<br />

zur Zeit des Barocks. Damals galten<br />

formenreichere Elemente als modern.<br />

So kam die Kirche zu ihrem heutigen<br />

Aussehen“, erklärt Pfarrer Henning<br />

Kiene.Nicht mit seinem eigenwilligen<br />

Aussehen, sondern mit der Bewerbung<br />

um die „Kirche des Jahres <strong>2023</strong>“ machte<br />

das Gotteshaus jüngst auf sich aufmerksam.<br />

Dieser Publikumspreis soll<br />

dabei helfen, genügend Spenden für<br />

die Instandsetzung des Gebäudes aufzubringen.<br />

Ein Wasserschaden geht<br />

dem Turm seit einigen Jahren an die<br />

Substanz. „Die Kirche ist eine echte<br />

Feldsteinkirche. Sie muss unbedingt<br />

restauriert werden“, betont Henning<br />

Kiene. Eine weitere Besonderheit sind<br />

die Wandmalereien, die erst im vergangenen<br />

Jahrhundert zunehmend freigelegt<br />

wurden. „Man geht davon aus,<br />

dass die ganze Kirche früher komplett<br />

ausgemalt war.“<br />

NIES/MT<br />

VomTurm der Malchower Klosterkirche aus hat man eine schöne<br />

Aussicht auf die Stadt.<br />

Foto: Hartmut Nieswandt<br />

Bei der Jacobuskirche in Zirchow ist der Turm quadratisch, die<br />

Haube aber achteckig.<br />

Foto: NK-Archiv<br />

Weitere Informationen gibt es<br />

im Internet unter<br />

www.kirche-auf-usedom.de


14 AUSFLUG &HANDWERK<br />

Ohne die Kunst der Schleifmühle wäre das Schweriner Schloss nicht so prächtig gelungen.<br />

Foto: Fotolia<br />

Wie das Schweriner Schloss<br />

entstanden ist<br />

Am Faulen See in der Landeshauptstadt steht eine Schleifmühle, die besichtigt werden kann.<br />

Doch was hat dieses Gebäude mit dem Schloss zu tun?<br />

Schwerin. Schwerin: Das<br />

ist das Märchenschloss auf<br />

der romantischen Insel<br />

im Schweriner See. Das<br />

MOBIL<strong>01</strong>72 307 22 66<br />

WWW.KORDUAN-FERIENWOHNUNGEN.DE<br />

muss man unbedingt gesehen<br />

haben: Hier lebten die<br />

Großherzöge, studierten zu<br />

DDR-Zeiten künftige Erzieherinnen.<br />

Heute debattieren<br />

dort die Landtagsabgeordneten<br />

und für Besucher<br />

gibt es ein Museum sowie<br />

ein Schlosscafé. Schwerin<br />

überhaupt: sieben Seen im<br />

Stadtgebiet, eine bezaubernde<br />

Altstadt, der Dom<br />

mit dem höchsten Kirchturm<br />

des Landes, auf den<br />

man sogar steigen kann.<br />

Aber: Wer ahnt das schon<br />

in all dieser Geschichte und<br />

Romantik: Schwerin hat<br />

ein außergewöhnliches Museum,<br />

das sich mit der Geschichte<br />

von Handwerk und<br />

Industrie befasst.<br />

Das ganze Schloss in seiner<br />

Pracht würde es gar nicht<br />

geben, wenn nicht einige<br />

hundert Meter weiter, zwischen<br />

Schweriner See und<br />

Faulem See, ein ganz anders<br />

geartetes Gebäude stehen<br />

würde: die Schleifmühle.<br />

Dort wurden mit Hilfe<br />

der Wasserkraft Steinplatten<br />

und mächtige Findlinge<br />

in dekorative Steinplatten,<br />

Denkmalsockel und Einfassungen<br />

verwandelt. Und<br />

all das wurde unbedingt<br />

gebraucht beim Aufbau des<br />

Schlosses.<br />

Wie das alles funktionierte<br />

mit der Schleiferei, kann<br />

man sich heute noch ansehen.<br />

Denn zum Glück<br />

wurde bereits zu DDR-Zei-


AUSFLUG &HANDWERK 15<br />

ten die alte Mühle in Schuss<br />

gebracht und ein Museum<br />

eingerichtet.<br />

Die Ausstellung in der<br />

Schleifmühle berichtet von<br />

der Entstehung des Ortes<br />

als Teil des Residenzensembles<br />

und über den Alltag der<br />

Steinschleifer. Schon seit<br />

mehr als 300 Jahren dreht<br />

sich das Rad der Wassermühle.<br />

Von 1749 bis 1857<br />

schnitten, schliffen und<br />

polierten dort geschickte<br />

Hände Steine für die Fürsten<br />

Mecklenburg-Schwerins.<br />

Neben den bereits genannten<br />

schwergewichtigen<br />

Produkten entstanden vorwiegend<br />

in Handarbeit aus<br />

Edelsteinen und Mineralien<br />

kleine Schmuckstücke. Die<br />

Schleifmühle befindet sich<br />

am Abfluss des Faulen Sees<br />

im Stadtteil Ostorf gleich<br />

neben dem Schlossgarten<br />

des Schweriner Schlosses.<br />

Das Wasserrad nutzt das<br />

Seit den 1980er-Jahren dreht sich das Wasserrad der Schleifmühle wieder.<br />

50 Zentimeter betragende<br />

Gefälle zwischen den Wasserspiegelhöhen<br />

des Faulen<br />

und des Schweriner Sees.<br />

Zum Ensemble gehört auch<br />

der ehemalige Wohnsitz des<br />

Steinschleifers, das Schleifmüllerhaus.<br />

Die Mühle entstand bereits<br />

um 1705 als Lohmühle und<br />

wurde 1718 zur Graupenmühle<br />

umgebaut. 1747 erfolgte<br />

der Bau eines neuen<br />

Mühlengebäudes, wobei<br />

auch die Mühlentechnik<br />

erweitert und eine kleine<br />

Fortsetzung auf S. 16<br />

Vorihrer Restaurierung in den 1980er-Jahren war die<br />

Schleifmühle ein beliebter Tummelplatz für Kinder.


16 AUSFLUG &HANDWERK<br />

Steinschleiferwerkstatt<br />

eingerichtet wurde. Der<br />

vollständige Umbau zur<br />

Schleifmühle erfolgte 1755.<br />

Nach dem Tod des Schleifmühleninspektors<br />

Niedt<br />

übernahm der bis heute<br />

bekannte Hofbaumeister<br />

Georg Adolph Demmler die<br />

technische Leitung der Anlage<br />

1842. In den Jahren<br />

1845 bis 1857 leistete die<br />

Mühle viel Arbeit beim Umbau<br />

des Schweriner Schlosses.<br />

1862 wurde eine Wollspinnerei<br />

eingerichtet.<br />

Wegen Baufälligkeit ruhte<br />

die Produktion seit 1904. In<br />

den folgenden Jahren diente<br />

das Gebäude als Lager,<br />

Wohnung und Trafostation.<br />

Noch zu DDR-Zeiten erfolgte<br />

zwischen 1983 und<br />

1985 die Rekonstruktion<br />

des Gebäudes und die Neuerrichtung<br />

der historischen<br />

Steinbearbeitungstechnik.<br />

Die Wassermühle war fortan<br />

eine zu besichtigende<br />

Schauanlage und unterstand<br />

dem Historischen<br />

Museum Schwerin. 1996<br />

ging das Museum von der<br />

Stadt in die Trägerschaft<br />

des Stadtgeschichts- und<br />

Museumsvereins Schwerin<br />

über. ImJahr 2000 erhielt<br />

die Mühle ein neues Wasserrad<br />

mit einem Durchmesser<br />

von etwa 4,5 Metern.<br />

Im Außengelände<br />

wurde eine Steingattersäge<br />

aus der Zeit um 1920 errichtet,<br />

die die technische<br />

Ein Blick ins Innere der Schleifmühle.<br />

Entwicklung dieser Technik<br />

dokumentiert.<br />

Heute werden von April bis<br />

Anfang November historische<br />

Steinbearbeitungstechniken<br />

gezeigt. Zudem<br />

existiert eine Ausstellung<br />

zur Geschichte der Schleifmühle<br />

und zu Steinprodukten.<br />

Im ehemaligen Schleifmüllerhaus<br />

werden, meist<br />

zu besonderen Anlässen,<br />

Fotoausstellungen gezeigt.<br />

Die im März 2<strong>01</strong>7 eröffnete<br />

neue ständige Ausstellung<br />

stellt die kulturhistorische<br />

Bedeutung der Wassermühle<br />

und der Schleifmühle anschaulich<br />

dar. Die Ausstellung<br />

in der Schleifmühle<br />

Fotos (3): Schleifmühle<br />

zeigt auch die Arbeits- und<br />

Lebensbedingungen der<br />

Schleifmüller und Tagelöhner.<br />

NIES<br />

Weitere Informationen sind<br />

im Internet abrufbar unter<br />

www.schleifmuehleschwerin.de


GESCHICHTE 17<br />

Von Rohrfedern und ehemaligen<br />

Soldatenuniformen<br />

Das Pasewalker Museum im Prenzlauer Torzeigt Exponate zur Stadt- und Militärgeschichte<br />

sowie Zeichnungen des Künstlers Paul Holz. Außerdem gibt es regelmäßig Sonderausstellungen.<br />

Pasewalk. Haben Sie noch<br />

eine Kittelschürze zuhause?<br />

So ein Exemplar, das in<br />

der ehemaligen DDR gang<br />

und gäbe gewesen ist? Falls<br />

ja, sind Sie in bester Gesellschaft.<br />

Einige Frauen haben<br />

ihre Schürzen derzeit an das<br />

Stadtmuseum Pasewalk verliehen,<br />

wo momentan eine<br />

Sonderausstellung anlässlich<br />

des Frauentags aufgebaut<br />

ist. Bis voraussichtlich<br />

Ende Mai werden abgesehen<br />

von den Schürzen noch<br />

Plakate zu sehen sein, auf<br />

denen Frauen vorgestellt<br />

werden, die Mecklenburg-<br />

Vorpommern geprägt haben.<br />

Diese Ausstellung ist eine<br />

von mehreren Sonderreihen,<br />

die jährlich indem Museum<br />

im Prenzlauer Tor gezeigt<br />

werden. Die nächste, die<br />

im Sommer folgen wird, beschäftigtsichmit<br />

dem Volksaufstand<br />

in der DDR, der am<br />

17. Juni vor genau 70 Jahren<br />

stattgefunden hat. Diese<br />

Reihen ergänzen die Dauerausstellungen,<br />

die das ganze<br />

Jahr über aufgebaut sind.<br />

Das sind zum einen die Heimatgeschichte<br />

Pasewalks,<br />

Museumsleiterin Anke Holstein steht bei den Uniformen, die<br />

zur Dauerausstellung gehören.<br />

Foto: Marcus Taschke<br />

zum anderen die Militärgeschichte<br />

sowie die Zeichnungen<br />

des Malers Paul Holz.<br />

„Das Militär spielte eine<br />

große Rolle für die Entwicklung<br />

der Stadt. Die Soldaten<br />

haben damals ihr Geld in<br />

Pasewalk ausgegeben und<br />

somit zum Aufschwung beigetragen“,<br />

erklärt die Leiterin<br />

des Museums, Anke<br />

Holstein. Vonder Militärgeschichte<br />

zeugen heute noch<br />

das große Krankenhaus,das<br />

damals als Lazarett genutzt<br />

wurde, sowie die Kürassierkaserne.<br />

Ein Besuchermagnet<br />

sind die Uniformen der<br />

Soldaten, die in Vitrinen<br />

ausgestellt sind und mitten<br />

im Raum stehen. Auch<br />

Überreste eines Kachelofens<br />

sind zu sehen. „Die Ornamente<br />

verdeutlichen, dass<br />

es in Pasewalk einst Reichtum<br />

gegeben hat. Das konnte<br />

sich nicht jeder leisten“,<br />

erzählt Anke Holstein, die<br />

seit ungefähr zehn Jahren<br />

die Einrichtung leitet. Damit<br />

es auch Schülern in der<br />

Einrichtung nicht so schnell<br />

langweilig wird, können sie<br />

mit einer Rohrfeder Bilder<br />

zeichnen – genauso wie es<br />

Paul Holz einst getan hat.<br />

Die Werke des Künstlers,<br />

der 1883 bei Pasewalk geboren<br />

wurde, gehören zum Expressionismus.<br />

„Er schafft<br />

es, mit wenigen Strichen<br />

einen wirklich starken Ausdruck<br />

zuerzeugen.“ Sowohl<br />

Erwachsene als auch Kinder<br />

blieben mitunter länger vor<br />

den Zeichnungen stehen,<br />

um sie auf sich wirken zu<br />

lassen.<br />

Die Winterausstellungen,<br />

die zumeist bis Mitte Februar<br />

aufgebaut sind, richten<br />

sich auch vorrangig an<br />

Schüler. Dieses Jahr lautete<br />

das Motto „Träume und<br />

Wünsche“. Zu sehen waren<br />

zahlreiche Postkarten eines<br />

Sammlers aus Schwedt. MT<br />

Weitere Informationen zum<br />

Museum und den Sonderausstellungen<br />

gibt es auf der<br />

Internetseite der Stadt Pasewalk<br />

unter<br />

www.pasewalk.de<br />

● 26. Mai, 18 Uhr<br />

Sommer-Open-Air-Konzert<br />

Björn Casapietra „Hallelujah<br />

-Die schönsten Himmelslieder“<br />

● 09. Juni, 21 Uhr<br />

28. Klostergartenkonzert -<br />

Musik zur Abendstunde<br />

● <strong>01</strong>. Juli, 11-18 Uhr<br />

Sommer-Open-Air-Bühne<br />

KinderTheaterFest<br />

Ein Theaterabenteuer u.a. mit<br />

Theatr Czwarte Miastro aus<br />

Gdynia (PL), Kita Kinderstübchen,<br />

Theater Stolperdraht,<br />

T-Werk &Theater NADI,<br />

Boitzenburger Mühlengeister<br />

Dominikanerkloster Prenzlau -Kulturzentrum und Museum<br />

Uckerwiek 813 •17291 Prenzlau •Tel. 03984/ 75 261<br />

info@dominikanerkloster-prenzlau.de •www.dominikanerkloster-prenzlau.de<br />

● 06. Juli, 19 Uhr<br />

Sommer-Open-Air-Bühne<br />

11. PoetrySlam Prenzlau<br />

● 28. Juli, 19 Uhr<br />

Sommer-Open-Air-Comedy<br />

Frank Fischer „Meschugge“<br />

Besonderer Tipp!<br />

24. Kultursommer im Dominikanerkloster Prenzlau<br />

Kultur und Geschichte erleben!<br />

● 06. August, 16 Uhr<br />

St. Nikolaikirche Prenzlau<br />

Konzert „Die Nacht ist<br />

kommen“<br />

Ensemble BachWerkVokal<br />

Salzburg<br />

Uckermärkische Musikwochen e.V.<br />

Tickets: Dominikanerkloster,Tel. 03984/75280,<br />

Stadtinformation, Tel. 03984/ 75 163<br />

oder www.reservix.de<br />

● 12. August, 20 Uhr<br />

Friedgarten<br />

Sommer-Open-Air-Bühne<br />

Die Legende von Bonnie &<br />

Clyde<br />

Theater-Shownach einer<br />

wahren Begebenheit<br />

● 09. September,<br />

14 Uhr/ 16 Uhr/ 18 Uhr<br />

Musik in alten Gemäuern<br />

Konzerte zum 30. Tagdes<br />

offenenDenkmals®<br />

Gefördert vom Landkreis<br />

Uckermark<br />

Änderungen vorbehalten!<br />

Weitere Infos/ Termine:<br />

www.dominikanerkloster-prenzlau.de


18 MUSIK<br />

Wieder „Stadt.Land.Klassik!“<br />

Die Neue Philharmonie<br />

MV wird dieses Jahr<br />

mehrere Konzerte<br />

geben, vorrangig in<br />

Vorpommern.<br />

Pasewalk. Für die nächste<br />

„Stadt.Land.Klassik!“-Tour<br />

der Neuen Philharmonie<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Ende April werden Konzerte<br />

in Waren (Müritz), Demmin,<br />

Pasewalk und Friedland gegeben.<br />

In Pasewalk beginnt<br />

der Auftritt des Orchesters<br />

am 27. April um 19 Uhr im<br />

Andreas Schulz dirigiert<br />

die Neue Philharmonie<br />

Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Foto: Frank Wilhelm<br />

Kulturforum „Historisches<br />

U“ und in Friedland einen<br />

Tag später im Volkshaus,<br />

ebenfalls um 19 Uhr.<br />

Eintrittskarten sind bei der<br />

Nordkurier Mediengruppe<br />

unter der Telefonnummer<br />

0395 35116134 erhältlich.<br />

Weitere Konzerte sind in<br />

diesem Jahr in Ueckermünde<br />

und Teterow (Juni),<br />

Torgelow und Malchow<br />

(September), Anklam und<br />

Neubrandenburg im November<br />

geplant.<br />

Doch nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

sondern<br />

auch in Baden-Württemberg<br />

tritt die Neue Philharmonie<br />

MV auf - vergangenes<br />

Jahr beispielsweise am<br />

Bodensee. Das hatte einen<br />

Grund: Die Nordkurier Mediengruppe,seit<br />

Jahren Medienpartner<br />

der Neuen Philharmonie<br />

MV,bildet mit der<br />

Schwäbisch Media, einem<br />

Medienhaus mit Sitz in Ravensburg,<br />

seit 2022 einen<br />

Unternehmensverbund.<br />

Der „Vater“ der Gemeinschaft<br />

ist der Schwäbisch<br />

Media-Geschäftsführer<br />

Lutz Schumacher.Als Nordkurier-Chef<br />

hatte der Klassik-Fan<br />

zusammen mit Andreas<br />

Schulz, dem Leiter<br />

des Orchesters, 2<strong>01</strong>5 das<br />

Projekt Nordkurier-Sinfoniker<br />

und ein Jahr darauf die<br />

„Stadt.Land.Klassik!“-Reihe<br />

aus der Taufe gehoben.<br />

Seitdem haben sich beide<br />

Formate sehr erfolgreich<br />

Das Orchester gastierte 2022 in der Lutherkirche in Eggesin.<br />

im Nordosten entwickelt.<br />

Die Idee: Auch die Menschen<br />

in kleineren Städten<br />

wie Anklam, Waren,<br />

Pasewalk, Torgelow oder<br />

Demmin sollten die Möglichkeit<br />

bekommen, klassische<br />

Musik live zu erleben,<br />

ohne weit reisen zu müssen.<br />

„Diesen Gedanken hat Lutz<br />

Schumacher auch imSüden<br />

aufgegriffen“, sagt Andreas<br />

Schulz, der sich an vier<br />

„phänomenale Konzerte“ in<br />

Ravensburg, Bad Waldsee,<br />

Bad Buchau und Tuttlingen<br />

erinnert. Die Konzertreihe<br />

unter dem Titel „Schwäbische.Klassik.Sterne!“<br />

sei<br />

nicht nur wegen der zahlreich<br />

strömenden Konzertbesucher<br />

ein großer Erfolg<br />

gewesen, sondern auch wegen<br />

der vielen Kontakte,die<br />

Foto: NK-Archiv<br />

mit Kommunal- und Lokalpolitikern<br />

sowie weiteren<br />

engagierten Bürgern vor<br />

Ort geknüpft werden konnten.<br />

Jetzt konzentrieren sich<br />

Schulz und sein Team aber<br />

erst einmal wieder auf die<br />

Konzerte in Waren, Demmin,<br />

Pasewalk und Friedland,<br />

für die insbesondere<br />

mit Dvoraks 9. Sinfonie<br />

und Haydns 100. durchaus<br />

anspruchsvolle Stücke einzustudieren<br />

sind. Der Bürgersaal<br />

in der Müritzstadt<br />

und das „Historische U“ in<br />

Pasewalk sind mittlerweile<br />

zu „Wohnzimmern“ des jungen<br />

Orchesters mit einem<br />

treuen Stammpublikum geworden.<br />

Frank Wilhelm<br />

IMPRESSUM<br />

Verleger<br />

Nordkurier Mediengruppe GmbH &Co. KG<br />

Friedrich-Engels-Ring 29, 17033 Neubrandenburg<br />

Komplementärin:<br />

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Verlag und Redaktion 0395 4575-0<br />

Geschäftsführung: Lutz Schumacher, Holger Timm<br />

Anzeigen: André Michalk<br />

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Beilagenverkauf 0395 4575-222<br />

Druck<br />

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Redaktion<br />

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Alle Rechte vorbehalten.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos kann keine Haftung übernommen werden.


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der Störtebeker Braumanufaktur auch<br />

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