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Residenz Würzburg - AK - Denkmalschutz Würzburg

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<strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong><br />

"Synthese des europäischen Barock"<br />

Managementplan, Stand November 2009


2<br />

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser,<br />

Gärten und Seen<br />

Bauabteilung (Projektleitung)<br />

Museumsabteilung<br />

Gärtenabteilung<br />

Restaurierungszentrum


Inhalt<br />

Vorwort<br />

1. Zielsetzung<br />

2. Welterbeeigenschaften<br />

3. Koordination<br />

4. Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen<br />

4.1 Museumsabteilung<br />

4.2 Bauabteilung<br />

4.3 Gärtenabteilung<br />

4.4 Restaurierungszentrum<br />

5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

6. Kern- und Pufferzone<br />

7. Überwachung<br />

8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

9. Planungsgrundlagen<br />

10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

11. Personal<br />

12. Tourismus und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Inhalt<br />

3


Vorwort<br />

Die 1724 – 1744 von Balthasar Neumann am Rande <strong>Würzburg</strong>s erbaute fürstbischöfliche <strong>Residenz</strong><br />

liegt heute im Zentrum einer modernen bayerischen Großstadt. Sie befindet sich im Brennpunkt<br />

von kulturellen, touristischen und kommerziellen Interessen und ist der Hauptanziehungspunkt<br />

der Stadt. Darin liegen viele Vorteile und Chancen, aber auch Gefahren und Konflikte. Um diesen<br />

Gefährdungen vorzubeugen, wurde von der Bayerischen Schlösserverwaltung ein Managementplan<br />

für die UNESCO-Weltkulturerbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> erarbeitet, der eine denkmalverträgliche<br />

Nutzung und Entwicklung und damit auch bessere konservatorische Bedingungen für die <strong>Residenz</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> garantieren soll. Ein besserer Umgebungsschutz soll durch eine Pufferzone erreicht<br />

werden, die die unmittelbare städtische Umgebung der <strong>Residenz</strong> und die historische Stadtstruktur<br />

vor Beeinträchtigungen schützt.<br />

Der Titel „UNESCO-Weltkulturerbe“ ist Verpflichtung, den außergewöhnlichen universellen Wert,<br />

die Echtheit und Unversehrtheit einer Welterbestätte unbedingt zu erhalten. Vorraussetzungen für<br />

die Erhaltung dieser Werte sind ein funktionierender Substanz-, Denkmal- und Umgebungsschutz.<br />

Die <strong>Residenz</strong> mit <strong>Residenz</strong>platz und Hofgarten ist als Einzeldenkmal eingetragen. Die Altstadt<br />

einschließlich Ringpark steht unter Ensembleschutz. Damit ist die <strong>Residenz</strong> durch die gesetzlichen<br />

Vorschriften und den stetigen Bauunterhalt grundsätzlich ausreichend geschützt.<br />

Managementplan und Pufferzone haben gerade vor dem Hintergrund der notwendigen Veränderung<br />

und Entwicklung des städtischen Umfeldes sowie der sich wandelnden Anforderungen an das<br />

Denkmal eine besondere Bedeutung für den Schutz der Einzigartigkeit dieser Welterbestätte.<br />

Bei den konkurrierenden Zielvorstellungen – Konservierung einerseits und Weiterentwicklung der<br />

<strong>Residenz</strong> in einer modernen Stadt anderseits – werden immer wieder Abwägungen und Kompromisse<br />

nötig sein. Dabei muss der Erhalt des einzigartigen UNESCO-Weltkulturerbes <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> in<br />

jedem Fall Vorrang haben!<br />

Die UNESCO-Welterbeliste ist das international umfassendste Instrument, das jemals von der<br />

Völkergemeinschaft zum Schutz ihres kulturellen und natürlichen Erbes beschlossen wurde. Sie<br />

beruht auf der Anerkennung und dem Austausch zwischen den Kulturen dieser Erde als gleichermaßen<br />

bedeutsame Teile einer gemeinsamen Geschichte.<br />

Der Freistaat Bayern möchte dem besonderen Anspruch der Welterbekonvention gerecht werden<br />

und sich international als Staat präsentieren, der an den Schutz seiner zum universellen Erbe der<br />

Menschheit erklärten Kultur- und Naturstätten höchste Maßstäbe anlegt.<br />

Der von der Bayerischen Schlösserverwaltung erarbeitete Managementplan mit Pufferzone für die<br />

UNESCO-Weltkulturerbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> soll eine denkmalgerechte Entwicklung und<br />

einen nachhaltigen Schutz der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> und ihrer städtischen Umgebung dauerhaft<br />

sicherstellen.<br />

München, November 2009<br />

5


1. Zielsetzung<br />

1. Zielsetzung<br />

6<br />

Gegenstand des Managementplans ist das Kerngebiet der UNESCO-<br />

Weltkulturerbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit Hofgarten und <strong>Residenz</strong>platz und die<br />

umliegende Pufferzone.<br />

Übergreifende Zielsetzung ist die sich aus Artikel 5 der Welterbekonvention<br />

ergebende Verpflichtung, „eine allgemeine Politik zu verfolgen, die darauf gerichtet<br />

ist, dem Kultur- und Naturerbe eine Funktion im öffentlichen Leben zu geben und<br />

den Schutz dieses Erbes in erschöpfende Planungen einzubeziehen.“<br />

Anlass<br />

Seit 1981 ist die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit Hofgarten und <strong>Residenz</strong>platz in die Liste<br />

der UNESCO-Weltkulturerbestätten eingetragen.<br />

Ein Managementplan mit Pufferzone ist mit der zum 1. Februar 2005 in Kraft<br />

getretenen Fassung der „Richtlinien für die Durchführung des Übereinkommens<br />

zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ (Amtliche Übersetzung: Welterbe-<br />

Manual. Handbuch zur Umsetzung der Welterbekonvention in Deutschland, hrsg.<br />

von der Deutschen UNESCO-Kommission, Bonn 2006, S. 133-324) für eingetragene<br />

Welterbestätten zwingend erforderlich.<br />

Aufbau<br />

Der Managementplan für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> legt Ziele und Maßnahmen fest,<br />

mit denen Schutz, Pflege, Nutzung und Entwicklung der Welterbestätte verwirklicht<br />

werden. Wesentliche Bausteine des Managementplans sind laut Welterbe-Manual:<br />

- Schutzmaßnahmen durch Gesetze, sonstige Vorschriften und Verträge<br />

(siehe Kapitel 5)<br />

- Festlegung von Grenzen für wirksamen Schutz (siehe Kapitel 6)<br />

- Pufferzonen (siehe Kapitel 6)<br />

- Verwaltungssysteme (siehe Kapitel 4)<br />

- Nachhaltige Nutzung (siehe Kapitel 10)<br />

Vorangestellt wird die Begründung des außergewöhnlichen universellen Wertes und<br />

der Feststellung der Echtheit und/oder Unversehrtheit.<br />

Neben den genannten zentralen Bausteinen trifft er Aussagen zum Erhaltungszustand<br />

(siehe Kapitel 8), zum Gefährdungspotenzial und zur Überwachung (siehe Kapitel<br />

7 und 8), zu Wissenschaft und Forschung (siehe Kapitel 9), zu personellen<br />

Ressourcen (siehe Kapitel 11), zu Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, zu<br />

Bewusstseinsbildung und Vermittlung (siehe Kapitel 12), zu Besucherlenkung sowie<br />

zu Tourismus- und Verkehrskonzepten (siehe Kapitel 12).<br />

Der Managementplan gibt Richtlinien für nachhaltiges Handeln vor und führt<br />

bestehende und künftige Planungen zu einer gemeinsamen Perspektive zusammen.


Fachliche Grundlagen<br />

1. Zielsetzung<br />

Die fachliche Grundlage bilden neben der Welterbekonvention die internationalen<br />

Konventionen (s. Kapitel 5) sowie auf internationaler Ebene verabschiedete Appelle,<br />

Entschließungen, Empfehlungen und Chartas, insbesondere der UNESCO,<br />

des Europarates, von ICOMOS und IFLA zum Schutz von Bau-, Boden- und<br />

Gartendenkmälern sowie historischen Ensembles. Namentlich genannt seien<br />

die als Gründungsdokument von ICOMOS geltende Charta von Venedig über<br />

die Konservierung und Restaurierung von Denkmälern und Ensembles („… über<br />

die Erhaltung und Restaurierung von Kunstdenkmälern und Denkmalgebieten“,<br />

ICOMOS 1964), die Charta von Florenz („… über die Erhaltung historischer Gärten“,<br />

ICOMOS 1982), die Charta von Washington zur Denkmalpflege in historischen<br />

Städten (1987), die Charta von Lausanne für den Schutz und die Pflege des archäologischen<br />

Erbes (1990), das Dokument von Nara zur Authentizität („… Authentizität<br />

in Zusammenhang mit der Welterbekonvention“, UNESCO, ICOMOS, ICCROM<br />

1994), die Charta von Mexiko („Management für Welterbestätten“, ICOMOS 1999)<br />

und die Erklärung zur Erhaltung der historischen Stadtlandschaft (2005).<br />

Schutzziele<br />

Oberstes Ziel ist die Erhaltung der Welterbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> in Bestand<br />

und Wertigkeit, d.h. ihres außergewöhnlichen universellen Wertes, ihrer Echtheit und<br />

ihrer Unversehrtheit. Das wird durch folgende Schutzziele dauerhaft gewährleistet:<br />

• Schutz der visuellen Integrität:<br />

Um den Charakter der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> als einheitlichstes und<br />

außergewöhnlichstes aller Barockschlösser zu erhalten, sind die historisch<br />

überlieferte bauliche Erscheinung der <strong>Residenz</strong> und ihrer Nebengebäude, die<br />

gärtnerische Anlage des Hofgartens und städtebauliche Situation im Umfeld von<br />

<strong>Residenz</strong>, <strong>Residenz</strong>platz, Hofgarten, insbesondere Sichtachsen, Silhouetten<br />

und Panoramen, zu erhalten, schützen und ggf. wiederherzustellen.<br />

• Schutz der materiellen Substanz:<br />

Damit das Zusammenwirken von Künstlern aus den kulturell wichtigsten Ländern<br />

Europas, die "Synthese des europäischen Barock" ablesbar bleibt, sind originale<br />

Bausubstanz, historische Fassungen, baufeste künstlerische Ausstattungen,<br />

Möbel und gärtnerische Anlagen optimal vor Gefahren zu schützen, zu erhalten<br />

und zu pflegen.<br />

• Schutz der historischen Authentizität:<br />

„In Abhängigkeit vom Charakter des Denkmals oder seiner Umgebung und seines<br />

kulturellen Kontextes ist die Bewertung über die Authentizität an eine Vielzahl<br />

von Informationsquellen gebunden. Diese umfassen Konzeption und Form,<br />

Materialien und Substanz, Gebrauch und Funktion, Tradition und Techniken, Ort<br />

und Anlage sowie Geist und Wirkung, Originalzustand und historisches Werden.“<br />

(Nara Conference on Authenticity in Relation to the World Heritage Convention,<br />

7


1. Zielsetzung<br />

8<br />

Nara, Japan, 1994). Ziel direkter Eingriffe wie auch indirekter Maßnahmen<br />

(Prävention) muss der Schutz der Authentizität sowie der Achtung aller mit der<br />

<strong>Residenz</strong> verbundenen Informationsquellen sein. Daraus ergibt sich auch, dass<br />

Spuren der Geschichte am Kulturgut integraler Bestandteil des Kulturgutes sind,<br />

das sie für seine Authentizität (Echtheit) bürgen und erhalten werden müssen.<br />

Verbindlichkeit<br />

Der Freistaat Bayern und die Stadt <strong>Würzburg</strong> verpflichten sich, für einen umfassenden<br />

und dauerhaften Schutz des Weltkulturerbes „<strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit Hofgarten und<br />

<strong>Residenz</strong>platz“ Sorge zu tragen. Sie bekennen sich zur gemeinsamen Verantwortung<br />

für das materielle und immaterielle Erbe, das ihnen anvertraut ist.<br />

Sie verpflichten sich, im Rahmen ihrer Planungen und Maßnahmen in der<br />

Welterbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> oder ihrem Umfeld dem Erhalt und der Pflege des<br />

Bestehenden Priorität einzuräumen. Den Entscheidungen werden die vorgenannten<br />

international anerkannten Konventionen und bewährten Standards zugrunde gelegt.<br />

Maßnahmen in Zusammenhang mit der UNESCO-Welterbestätte sollen darauf<br />

gerichtet sein, das Ensemble von <strong>Residenz</strong>, Hofgarten und Stadt als glaubhafte Quelle<br />

von Informationen über Form, Stil, Material, Nutzung und Funktion, handwerkliche<br />

Traditionen und Techniken und als Träger emotionaler Werte zu schützen.<br />

Ziele sind ein qualitätsorientierter, nachhaltiger Tourismus sowie die adäquate<br />

Vermittlung der vorhandenen kulturellen Werte an die Einwohner der Stadt <strong>Würzburg</strong>,<br />

die Bewohner der Region und die Besucher.


2. Welterbeeigenschaften<br />

2. Welterbeeigenschaften<br />

Begründung der UNESCO-Welterbe-Kommission, zur Eintragung der <strong>Residenz</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> in die Welterbeliste 1981:<br />

„Zwischen 1740 und 1770 ausgestattet und zwischen 1765 und 1780 mit prachtvollen<br />

Gärten versehen, wird die <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> als das einheitlichste und<br />

außergewöhnlichste aller Barockschlösser betrachtet und veranschaulicht einen<br />

der strahlendsten Fürstenhöfe Europas. Sie ist einzigartig durch ihre Originalität,<br />

ihr ehrgeiziges Bauprogramm und die internationale Zusammensetzung des<br />

Baubüros. Die <strong>Residenz</strong> ist ein Beispiel für das Zusammenwirken von Künstlern<br />

aus den kulturell wichtigsten Ländern Europas, eine "Synthese des europäischen<br />

Barock". Die angesehensten Architekten ihrer Zeit, Johann Lucas von Hildebrandt<br />

aus Wien, Robert de Cotte und Germain Boffrand aus Paris, steuerten Entwürfe bei,<br />

die Ausführungspläne zeichnete der Hofbaumeister des Fürstbischofs Balthasar<br />

Neumann. Bildhauer und Stuckateure kamen aus Italien, aus Flandern, aus<br />

München. Der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo malte das Deckenbild über<br />

dem Treppenhaus und die Wandgemälde des Kaisersaals. Der Stuckateur Antonio<br />

Bossi und der Bildhauer van der Auvera schufen in den Jahren 1742 bis 1745 das<br />

Spiegelkabinett der <strong>Residenz</strong>, es ist das vollkommenste Raumkunstwerk des Rokoko.<br />

Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde die <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> seit 1945<br />

Gegenstand sorgfältiger und häufig exemplarischer Restaurierungsmaßnahmen.“<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> wurde mit kleineren Unterbrechungen in einem Zuge<br />

nach der einheitlichen Planung und unter der Leitung von Baumeister Balthasar<br />

Neumann in 24 Jahren erbaut: 1720 wurde unter Fürstbischof Johann Philipp Franz<br />

von Schönborn (1719-1724) der Grundstein gelegt und 1744 unter Fürstbischof<br />

Friedrich Carl von Schönborn (1729-1746) der Rohbau fertiggestellt. 1740 bis 1770<br />

folgte die Innenausstattung durch einige der besten Künstler dieser Zeit. Begonnen<br />

wurde sie unter Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn (1729-1746): 1740 bis<br />

1744 Gardesaal (Weißer Saal), Hofkirche und Kaiserzimmer und 1742 – 1745 das<br />

Spiegelkabinett. Als Künstler wirkten unter anderem der Stuckateur Antonio Bossi<br />

und die Bildhauer Johann Wolfgang und Jakob van der Auvera. 1749 bis 1753 folgte<br />

unter Fürstbischof Carl Philipp von Greiffenklau (1749-1754) der Kaisersaal. 1751<br />

bis 1753 wurden von Giovanni Battista Tiepolo die Fresken in Treppenhaus und<br />

Kaisersaal geschaffen. Die klassizistische Ausstattungsphase unter Fürstbischof<br />

Adam Friedrich von Seinsheim (1755-1779) erfuhr ihren Höhepunkt mit der<br />

Gestaltung des Treppenhauses durch Ludovico Bossi 1765/66.<br />

9


2. Welterbeeigenschaften<br />

10<br />

Echtheit und/oder Unversehrtheit<br />

Am 16. März 1945 wurde die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> durch einen Fliegerangriff mit<br />

Brandbomben fast vollständig zerstört. Die hölzernen Dachstühle, Holzbalkendecken<br />

und Fußböden, Fenster und Türen, sowie noch vorhandene wandfeste Ausstattungen<br />

verbrannten. Nur Mauern und Gewölbe hielten den enormen Brandtemperaturen<br />

und der Last der einstürzenden Dachstühle stand. Deshalb blieben Vestibül,<br />

Gartensaal, Weißer Saal, Treppenhaus, Kaisersaal und Hofkirche erhalten.<br />

Die Räume in den Seitenflügeln waren schwer beschädigt: Die Holzbalkendecken<br />

waren verbrannt, Stuckdecken und Parkettböden völlig zerstört. Jedoch waren<br />

ein großer Teil der zuvor ausgebauten wandfesten Ausstattung und Teile des<br />

Wandstuckes erhalten. Gerettet wurden auch Möbel, Bilder, Lüster, Tapisserien und<br />

viele Holzvertäfelungen, da sie vor dem Bombenangriff ausgebaut und ausgelagert<br />

werden konnten.<br />

In den Jahren 1947 bis 1949 wurden die Tiepolofresken in Kaisersaal und im<br />

Treppenhaus und 1949 bis 1951 die Stuckaturen im Kaisersaal restauriert. Um die<br />

ursprüngliche Wirkung der Fresken wiederherzustellen, mussten die erhaltenen<br />

Teile gefestigt, Verfärbungen korrigiert und Fehlstellen ergänzt werden.<br />

Im Kaisersaal mussten die zermürbten und vielfach schon abgestürzten Stuckaturen<br />

erneuert und in beträchtlichem Umfang Vergoldungen wieder hergestellt werden.<br />

Damit waren 1951 die großen Haupträume der <strong>Residenz</strong> im Sinne einer Reparatur<br />

mit geringen Ergänzungen wiederhergestellt. Das Erhaltene war zunächst gesichert<br />

sowie museal und kulturell wieder nutzbar gemacht worden.<br />

In die kriegszerstörten Toskanazimmer im Hauptgeschoss des Südblocks, die<br />

unter Großherzog Ferdinand von der Toskana zwischen 1806 und 1814 im Stil des<br />

Empire ausgestattet worden waren, wurde die neue Gemäldegalerie des Martinvon-Wagner-Museums<br />

eingebaut. Als einziger Raum dieser Stilepoche wurde<br />

der Toskanasaal bis 1965 vollständig rekonstruiert und seitdem als Hörsaal der<br />

Universität genutzt.<br />

Erstmals ging man bei der 1963 abgeschlossenen Restaurierung der Hofkirche über<br />

die Bestandssicherung hinaus: Die vergoldeten Stuckaturen der Gewölbe wurden<br />

weitgehend erneuert und die Deckengemälde großflächig neu gemalt. Diese<br />

weitgehende Erneuerung des Fehlenden war nicht bis zur letzten Durcharbeitung<br />

perfektioniert, um sie als solche auch künftig erkennbar zu lassen.<br />

Spätestens 1964, mit Beginn der Wiederherstellung der Kaiserappartements, vollzog<br />

sich endgültig ein grundlegender Wandel in der denkmalpflegerischen Auffassung:<br />

Nach der Sicherung der verbliebenen Substanz und Herrichtung der Räume für<br />

eine andere Nutzung stand nun die Rekonstruktion der verlorenen Prunkräume im<br />

Mittelpunkt. Die erhaltenen Dekorationsteile wurden restauriert und die verlorenen<br />

Teile der Raumdekoration ergänzt.<br />

Ausgehend von den Erfahrungen bei der Wiederherstellung der Kaiserzimmer<br />

erschien bei der 1969 bis 1974 durchgeführte Teilrekonstruktion und Restaurierung<br />

des Grünlackierten Kabinetts nun die weitgehende Rekonstruktion als


2. Welterbeeigenschaften<br />

selbstverständliche Lösung, um den Gesamteindruck von Raum und Ausstattung<br />

wieder erlebbar zu machen. Diese Maßnahme wurde in der zeitgenössischen<br />

Beurteilung als herausragende Wiederaufbauleistung hinsichtlich technischer<br />

Perfektion und kunsthandwerklicher Leistung dargestellt. 1979 bis 1987 wurde<br />

schließlich das vollständig kriegszerstörte originale Spiegelkabinett als komplette<br />

Rekonstruktion wiederhergestellt.<br />

Durch Konservierung, Restaurierung und auch Teil- oder Komplettrekonstruktionen in<br />

den wiederhergestellten historischen Prunkräumen wurden Raumzusammenhänge<br />

wieder sichtbar gemacht und damit die Einheit von Architektur und Ausstattung<br />

wieder erreicht. Trotz der immensen Kriegsverluste ist deshalb die <strong>Residenz</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> nach dem Wiederaufbau heute wieder als Gesamtkunstwerk des Rokoko<br />

zu begreifen.<br />

Der Hofgarten ist im Grundsatz genauso alt wie die <strong>Residenz</strong> selbst. Konzeption<br />

der Gestaltung und Ausformung der Gartenanlagen wurden von Anfang an in den<br />

Planungsprozess miteinbezogen. Immer wieder entstanden neue Entwürfe und<br />

Pläne, die nur in Teilen umgesetzt wurden. Erst nach Abschluss der Bauarbeiten<br />

am <strong>Residenz</strong>gebäude wurde unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim<br />

die tatsächliche Ausgestaltung des Gartens in Angriff genommen. Der Hofgärtner<br />

Johann Prokop Mayer teilte das kompliziert geschnittene und zu den Bastionen<br />

stark ansteigende Gelände geschickt in einzelne, symmetrisch gegliederte und<br />

in sich geschlossenen Gartenpartien auf. Ganz im Stil des Rokoko wollte Mayer<br />

sämtliche Gartenpartien mit einer Fülle von Schmuckparterres, geschnittenen<br />

Formobstbäumen, Hecken, Spalieren, Kübelpflanzen, Laubengängen, Skulpturen<br />

und Wasserspielen ausstatten. Die Arbeiten am <strong>Würzburg</strong>er Hofgarten kamen<br />

jedoch mit dem Tode des Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim 1779 zum<br />

Erliegen. Wesentliche Teile der Planungen Mayers – so eine große Kaskade oder<br />

auch die Schmuckfassade des Orangeriegebäudes – wurden nicht mehr ausgeführt.<br />

Im Laufe des 19. Jahrhunderts passte man den Hofgarten wiederholt dem<br />

Zeitgeschmack an: Bäume wurden gepflanzt, Teppichbeete angelegt, Formgehölze<br />

entfernt und durch exotische Gehölze ersetzt. In der Folge verschattete der Garten,<br />

die Gartenräume wurden immer enger und das <strong>Residenz</strong>gebäude war von einigen<br />

Gartenbereichen aus kaum mehr zu sehen. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

begann man damit, den Garten Stück für Stück auszulichten, die Strauchgruppen<br />

zurückzudrängen und einen Teil der Großbäume zu entfernen. Im Zweiten Weltkrieg<br />

wurde der Hofgarten beschädigt, Teile, wie beispielsweise das Orangeriegebäude,<br />

wurden fast gänzlich zerstört. In den Nachkriegsjahren schloss man die entstandenen<br />

Lücken, sanierte und reparierte den Garten.<br />

11


3. Koordination<br />

3. Koordination<br />

12<br />

Der Managementplan <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> ist ein Projekt des Freistaates Bayern,<br />

vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung<br />

und Kunst als federführende Denkmalbehörde sowie die Bayerische Verwaltung<br />

der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen als verwaltende und projektleitende<br />

Behörde, die dem Bayerischen Staatsministerium der Finanzen untersteht, und der<br />

Stadt <strong>Würzburg</strong>. Die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern und die<br />

Stadt <strong>Würzburg</strong> verpflichten sich zum umfassenden Schutz und zum dauerhaften<br />

Erhalt der Welterbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>.<br />

Alle künftigen Planungen für die Nutzung der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> und alle<br />

Stadtentwicklungen, die mittelbar und unmittelbar das hier beschriebene Objekt<br />

betreffen, haben vorrangig das Welterbe hinsichtlich seiner künstlerischen, Denkmalund<br />

universellen Werte zu respektieren.<br />

Die Kontaktaufnahme ist über folgende Adressen möglich:<br />

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen,<br />

Präsident Dr. Johannes Erichsen,<br />

Schloss Nymphenburg, 80638 München<br />

(Tel.Nr. 089 / 17908-100, Telefax 089 / 17908-154)<br />

Freistaat Bayern, Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst,<br />

Ministerialrat Dr. Andreas Baur,<br />

Salvatorstr. 2, 80333 München<br />

(Tel.Nr. 089 / 2186-2650, Telefax 089 / 2186-3208)<br />

Stadt <strong>Würzburg</strong><br />

Oberbürgermeister Georg Rosenthal<br />

Rückermainstr. 2<br />

97070 <strong>Würzburg</strong><br />

(Tel.Nr. 0931 / 370, Telefax 0931 / 373373)


3. Koordination<br />

Koordinierung in der Staatsverwaltung<br />

Bei umfangreichen Vorhaben ist zwischen den Fachdienststellen des Freistaates<br />

Bayern eine ständige Zusammenarbeit auf allen Ebenen hergestellt. In Gesetzen,<br />

Verordnungen und Richtlinien sind Koordinierungsregelungen vorgegeben, so dass<br />

Entscheidungen unter Berücksichtigung der verschiedenen in Betracht kommenden<br />

Interessen nach fachlicher Abwägung getroffen werden.<br />

Koordinierungsstelle bei der Bayerischen Schlösserverwaltung<br />

Die Koordinierungsstelle für das Weltkulturerbe <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> ist bei der<br />

Bayerischen Schlösserverwaltung angesiedelt. Als integraler Bestandteil des<br />

Verwaltungssystems werden zentrale Aufgaben einer solchen Koordinierungsstelle<br />

Strategieentwicklung, innerstädtisches Monitoring, Wissenschaftliche Betreuung,<br />

Mitarbeit in städtischen Netzwerken, Informationstransfer, Beteiligungsverfahren,<br />

Konfliktmanagement, Fundraising, Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit sein.<br />

Koordinierungsgremium<br />

Gemeinsam mit der Stadt <strong>Würzburg</strong> wurde 2009 ein Koordinierungsgremium<br />

installiert. Dieses soll Entwicklungen, Planungen und Nutzungen im Umfeld der<br />

<strong>Residenz</strong>, die möglicherweise deren Integrität als UNESCO-Weltkulturerbestätte<br />

gefährden könnten, frühzeitig erkennen und einvernehmliche Lösungen erarbeiten.<br />

Dadurch soll vermieden werden, dass in jedem Einzelfall die UNESCO zur<br />

Abstimmung mit eingeschaltet werden müsste und Konflikte entstehen können.<br />

Dieses Koordinierungsgremium ist ein Arbeitskreis, in dem neben der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung auch die für <strong>Denkmalschutz</strong>, UNESCO-Angelegenheiten sowie<br />

Stadtplanung und Touristik zuständigen Institutionen gemeinschaftlich vertreten<br />

sind. Neben dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und ICOMOS ist dies<br />

vorrangig die Stadt <strong>Würzburg</strong> mit ihrem Stadtplanungsamt und der Congress- und<br />

Tourismuszentrale.<br />

Eine Fortschreibung des Managementplans soll in den künftigen, regelmäßigen<br />

Treffen des Koordinierungsgremiums gemeinsam erfolgen.<br />

13


4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

4. Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen<br />

14<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit <strong>Residenz</strong>platz, Hofgarten und Rosenbachpark ist<br />

Eigentum des Freistaates Bayern.<br />

Die Verwaltung ist dem Ressort des Staatsministeriums der Finanzen zugeordnet;<br />

zuständige Behörde ist die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser,<br />

Gärten und Seen (kurz: Bayerische Schlösserverwaltung, BSV). Die Bayerische<br />

Schlösserverwaltung koordiniert als Mittelbehörde alle das Welterbe betreffenden<br />

baulichen, restauratorischen wie denkmalpflegerischen Angelegenheiten.<br />

Die aus dem Obersthofmeisterstab des kurbayerischen Hofes hervorgegangene<br />

Bayerische Schlösserverwaltung ist eine der traditionsreichsten Einrichtungen<br />

des Freistaats Bayern. Sie dient als spezialisierte Liegenschaftsverwaltung für<br />

Denkmalobjekte, aber zugleich als einer der größten staatlichen Museumsträger in<br />

Deutschland. Derzeit werden 45 Schlösser, Burgen und Künstlerhäuser inklusive<br />

der darin enthaltenen Kunstsammlungen, 27 historische Gartenanlagen und 21<br />

Seen betreut. (URL:http://www.schloesser.bayern.de/index.htm)<br />

Aufgabe der Bayerischen Schlösserverwaltung ist die Bewahrung und Erhaltung der<br />

historischen Substanz in den ihr übertragenen Objekten. Sämtliche Entscheidungen<br />

und die darauf basierenden Handlungen werden auf dieses Ziel hin abgewogen.<br />

„Die Verordnung über die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten<br />

und Seen“ in der Fassung vom 14. Dezember 2001 bildet die Handlungsgrundlage.<br />

Hierin wird im § 2, Absatz 1, Satz 1 die Aufgabe der Institution definiert: „Der<br />

Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen obliegt unter<br />

Wahrung kultureller, denkmalpflegerischer sowie naturschutzrechtlicher Belange die<br />

Verwaltung und Betreuung des ihr zugewiesenen Staatsvermögens einschließlich<br />

der Seen sowie die zeitgemäße Präsentation des kulturellen Erbes.“<br />

Für das Weltkulturerbe "<strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit Hofgarten und <strong>Residenz</strong>platz"<br />

bemüht sich die Bayerische Schlösserverwaltung – im Einklang mit der Charta<br />

von Venedig – um die Erhaltung des Bauwerks samt Gartenanlagen im ganzen<br />

Reichtum seiner Authentizität und seine Bewahrung als geschichtliches Zeugnis für<br />

künftige Generationen. Grundlage für die Erhaltung des Denkmals sind ständige<br />

Pflege sowie denkmalgerechte Nutzung. Alle Konservierungs-, Restaurierungs- oder<br />

Rekonstruktionsarbeiten erfolgen auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und<br />

Technik und werden fachgerecht dokumentiert. Hierfür stehen in der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung kompetente und in denkmalpflegerischen Belangen hoch<br />

spezialisierte Fachleute zur Verfügung.


4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

Die Bayerische Schlösserverwaltung besteht aus einer Hauptverwaltung mit Sitz<br />

in München und 17 Außenverwaltungen. Zu den Mitarbeitern der Hauptverwaltung<br />

zählen u.a. Baufachleute, die unter Beachtung des <strong>Denkmalschutz</strong>es Wiederaufbau,<br />

Restaurierung und notwendige Baumaßnahmen in den Gebäuden überwachen,<br />

Kunsthistoriker für die wissenschaftliche Erforschung und fachliche Betreuung der<br />

künstlerischen Ausstattung und des Inventars, Spezialisten für die Restaurierung<br />

der wertvollen Innenausstattung, sowie eine Gärtenabteilung, die außer für die<br />

Pflege und Erhaltung der Gartenanlagen auch für deren geschichtliche Erforschung<br />

zuständig ist.<br />

Die 17 Außenverwaltungen (Schloss- und Gartenverwaltungen, SGV) sind für die<br />

liegenschaftsrechtliche Betreuung wie beispielsweise den laufenden Besichtigungsund<br />

Veranstaltungsbetrieb verantwortlich. Sie unterliegen der Rechts- und<br />

Fachaufsicht der Hauptverwaltung.<br />

Die Hauptverwaltung, deren für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> entscheidenden Stellen im<br />

Folgenden detaillierter vorgestellt werden, ist folgenderweise strukturiert:<br />

- Zentralabteilung mit den Fachaufgaben "Liegenschaft, Haushalt,<br />

Personal und Öffentlichkeitsarbeit"<br />

- Museumsabteilung<br />

- Bauabteilung<br />

- Gärtenabteilung<br />

- Restaurierungszentrum<br />

Die Zentralabteilung nimmt die zentralen Verwaltungsaufgaben und die<br />

Öffentlichkeitsarbeit wahr. Sie sichert und gestaltet den Rahmen für die inhaltlichen<br />

Konzepte der drei Fachabteilungen (Museums-, Bau- und Gärtenabteilungen) und<br />

des Restaurierungszentrums.<br />

15


4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

4.1 Museumsabteilung<br />

16<br />

Die Museumsabteilung leistet die kunsthistorische und museale Fachbetreuung<br />

aller 45 staatlichen Schlösser und Burgen in Bayern. Ihre Aufgaben sind die<br />

wissenschaftliche Erschließung der Kunstbestände, deren Aufbereitung für die<br />

Öffentlichkeit sowie deren Bewahrung, Pflege und Ergänzung.<br />

Die Erstellung wissenschaftlicher Dokumentationen sowie kunstwissenschaftlicher<br />

Dossiers zu Einzelkunstwerken, zu speziellen Fachgebieten, zu einzelnen Bauten<br />

und deren Sammlungsbeständen bildet den wichtigsten Schwerpunkt der Aufgaben<br />

der Museumsabteilung. Durch wissenschaftliche Grundlagenarbeit, d.h. durch<br />

Archivforschung, Auswertung fachwissenschaftlicher Literatur und Auktionskataloge,<br />

themenbezogene Studien in Museen, in Ausstellungen und im Kunsthandel und<br />

durch Fachkontakte mit anderen wissenschaftlichen Institutionen wird der aktuelle<br />

kunsthistorische Wissensstand erarbeitet. Die Fortführung und Verbesserung der<br />

Inventarisation geht mit der Klärung der Eigentumsverhältnisse, der beschreibenden<br />

Erfassung sämtlicher Kunstwerke, der Erfassung des Erhaltungszustands,<br />

der Fotoinventarisation und der Abwicklung von Transporten einher. Neue<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse wie auch breitenwirksame Darstellungen des<br />

Kunstbestandes werden in Sammlungs- und Ausstellungskatalogen, in amtlichen<br />

Führern, Bildheften, Flyern und sonstigen Eigen- oder Fremdpublikationen<br />

veröffentlicht.<br />

Zur laufenden fachwissenschaftlichen Betreuung der Baudenkmale gehören die<br />

Mitwirkung bei denkmalpflegerischen Entscheidungen, die Erarbeitung von Nutzungsoder<br />

Museumskonzepten inklusive detaillierter Planung der Raumeinrichtung,<br />

die Ausarbeitung von Gebäude-, Raum- und Objekttexten, die Mitwirkung bei<br />

der Regelung des Museumsbetriebes, die Veranlassung der Restaurierung von<br />

Exponaten, der Austausch oder die Neubeschaffung von Exponaten sowie die<br />

Mitwirkung bei vertraglichen Regelungen mit Dritten und der Ausstattung der<br />

Gebäude mit museumsspezifischen technischen Einrichtungen – dies alles in enger<br />

Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen, dem Restaurierungszentrum<br />

und den Außenverwaltungen der Bayerischen Schlösserverwaltung.<br />

Darüber hinaus ist die Museumsabteilung für die didaktische und museale Vermittlung<br />

der Denkmale und Einzelobjekte zuständig. Darunter fallen Ausstellungskonzepte,<br />

die Auswahl von Exponaten einschließlich Leihgaben von anderen Institutionen, die<br />

Abfassung von Texten, die Erarbeitung von Sicherheitskonzepten und ähnlichen<br />

Maßnahmen.


4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

Zur Bewahrung des Kunstbesitzes veranlasst die Museumsabteilung vorbeugende<br />

Schutzmaßnahmen wie die Überprüfung der technischen Sicherheitsanlagen, der<br />

Klimatisierung, des Lichtschutzes, der Absperrungen und der Magazinbedingungen<br />

sowie die Klärung von Versicherungsfragen und Maßnahmen zum Kulturgüter- und<br />

Katastrophenschutz. Zur Pflege gehört die regelmäßige Überprüfung, gegebenenfalls<br />

die Schadenserfassung und die Einleitung von Restaurierungen in Zusammenarbeit<br />

mit dem Restaurierungszentrum der Bayerischen Schlösserverwaltung.<br />

Weitere grundsätzliche Aufgabenbereiche sind der Entwurf von Haushaltsplänen,<br />

die Mittelanforderung und -bewirtschaftung sowie die Ausschreibung von externen<br />

Restaurierungsaufträgen und größeren Anschaffungen, die Personalführung<br />

und Überprüfung der Arbeitsergebnisse, die inhaltlichen Vorgaben bezüglich des<br />

Führungswesens in den Denkmalen, die Mitwirkung bei der Vergabe von Räumen<br />

für Veranstaltungen Dritter, die Vorgabe konservatorischer Bedingungen für Fotound<br />

Filmaufnahmen, die Beantwortung historischer, kunsthistorischer und sonstiger<br />

fachlicher Anfragen, die Begutachtung von Kunstwerken und die Betreuung von<br />

Magister- und Doktorarbeiten, soweit deren Themen mit den betreuten Objekten in<br />

Verbindung stehen.<br />

Für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> derzeit zuständiger Referent der Museumsabteilung ist<br />

Dr. Werner Helmberger, Leiterin der Abteilung ist Dr. Sabine Heym.<br />

17


4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

4.2 Bauabteilung<br />

18<br />

Die Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung leistet die praktische<br />

Baudenkmalpflege samt Bauforschung und übt bei Bauunterhalt und Baumaßnahmen<br />

die bauliche und denkmalpflegerische Fachaufsicht über die staatlichen<br />

Bauämter aus. Bei Bau- und Restaurierungsmaßnahmen koordiniert sie intern<br />

die Belange verschiedener Fachsparten wie Museumsabteilung, Gärtenabteilung,<br />

Restaurierungszentrum und Liegenschaftsabteilung. Ihr Aufgabenfeld beinhaltet:<br />

• Mitwirkung bei der Erarbeitung denkmalverträglicher Nutzungskonzepte (in<br />

Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen) und die Erstellung von<br />

Planungsgrundlagen,<br />

• Fachliche Beratung, Anleitung und Überwachung der staatlichen Bauämter<br />

bei der Planung und Durchführung von Baumaßnahmen an Objekten<br />

der Bayerischen Schlösserverwaltung, insbesondere in Fragen der<br />

Baudenkmalpflege,<br />

• Fachliche Mitwirkung bei der Abfassung von Planungs- und Bauaufträgen,<br />

sowie bei der Prüfung von Bauunterlagen,<br />

• Baufachliche und denkmalpflegerische Stellungnahmen zu Bauvorhaben und<br />

baulichen Maßnahmen an und in der Umgebung der Objekte der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung sowie zu Bauleitplänen und Planfeststellungsverfahren.<br />

Alle Maßnahmen im Bauunterhalt und im Staatlichen Hochbau sind mit der<br />

Bauabteilung und zusätzlich mit den betreffenden Fachabteilungen der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung abzustimmen. Denkmalpflegerische und/oder restauratorische<br />

Maßnahmen an Denkmalen bedürfen der Zustimmung des zuständigen<br />

Baureferenten und/oder Projektrestaurators.<br />

Bei der Bauabteilung liegt auch die Fachaufsicht in denkmalpflegerischen<br />

Fragen für alle Objekte der Bayerischen Schlösserverwaltung. Mit Gemeinsamer<br />

Bekanntmachung der Staatsministerien des Inneren, für Kultus und der Finanzen<br />

vom 24.03.1975 ist für den Bereich der Bayerischen Schlösserverwaltung der<br />

Vollzug des Bayerischen <strong>Denkmalschutz</strong>gesetzes (DSchG) in Verbindung mit<br />

den einschlägigen Vorschriften der Bayerischen Bauordnung (BayBO) in einem<br />

Sonderverfahren geregelt:<br />

Denkmalrechtlich erlaubnispflichtige Maßnahmen an Baudenkmälern nach Art.6<br />

Abs.1 DSchG, die einer baurechtlichen Zustimmung nach Art.73 BayBO bedürfen,<br />

sind mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLFD) vor Einleitung des<br />

Zustimmungsverfahrens abzustimmen. Eine Einschaltung des BLFD im Verfahren<br />

entfällt.


4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

Für denkmalrechtlich erlaubnispflichtige Maßnahmen an Baudenkmälern nach Art.6<br />

Abs.1 DSchG, die keiner baurechtlichen Zustimmung nach Art.73 BayBO bedürfen,<br />

ist die Erlaubnis nach Art. 6 DSchG generell erteilt. Hier ist das BLFD über die<br />

beabsichtigten Maßnahmen nur zu unterrichten.<br />

Wichtigste Aufgabe der Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung ist<br />

die Fachaufsicht bei Vorbereitung und Durchführung von staatlichen Bau- und<br />

Bauunterhaltsmaßnahmen der Staatlichen Bauämter.<br />

Das Staatliche Bauamt <strong>Würzburg</strong> als für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> zuständige<br />

Baudienststelle trägt nach Art. 73 Abs. 3 BayBO die Verantwortung dafür, dass<br />

bei der Ausführung von Bauvorhaben der Bayerischen Schlösserverwaltung die<br />

öffentlich-rechtlichen Vorschriften eingehalten werden. Dies gilt auch bei Vorhaben,<br />

bei denen kein Zustimmungsverfahren nach Art. 73 Abs. 1 BayBO erforderlich ist<br />

oder die Zustimmung entfällt.<br />

Die Verantwortung für den Unterhalt der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> wurde von der<br />

Bayerischen Schlösserverwaltung ebenfalls auf das Staatliche Bauamt <strong>Würzburg</strong><br />

übertragen. Es trägt daher nach Art. 73 Abs. 3 BayBO auch die Verantwortung dafür,<br />

dass die Unterhaltung baulicher Anlagen der Bayerischen Schlösserverwaltung<br />

den öffentlich-rechtlichen Vorschriften entspricht. Dazu gehört auch die<br />

regelmäßige Durchführung vorgeschriebener wiederkehrender Prüfungen, z.B. bei<br />

Versammlungsstätten, bei Garagen sowie Blitzschutz- und Antennenanlagen. Die<br />

wesentlichsten bauaufsichtlichen Verantwortungsbereiche sind die bautechnische<br />

Prüfung und Ausführung des Bauvorhabens sowie die Bauüberwachung. Die<br />

bautechnischen Aufgaben beziehen sich vor allem auf die Erstellung und Prüfung<br />

der Nachweise der Standsicherheit und des Brandschutzes. Das Bauamt kann<br />

bestimmte Prüfaufgaben nach den geltenden Vorschriften nach Art. 73 Abs. 3<br />

Satz 2 BayBO auf besondere Sachverständige übertragen. Die Standsicherheit<br />

von Gebäuden und Anlagen ist im Zuge des Bauunterhaltes und bei staatlichen<br />

Hochbaumaßnahmen zu überprüfen. Notwendige Verkehrssicherungsmaßnahmen<br />

sind mit den Außenverwaltungen der Bayerischen Schlösserverwaltung<br />

abzustimmen. Die erforderlichen baulichen und konstruktiven Maßnahmen sind<br />

unter Beachtung des <strong>Denkmalschutz</strong>es zu planen und mit dem zuständigen<br />

Baureferenten der Bayerischen Schlösserverwaltung abzustimmen. Dies gilt<br />

ebenfalls für die Belange des baulichen Brandschutzes und den Verordnungen von<br />

Versammlungsstätten (VStättV).<br />

Für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> zuständiger Referent der Bauabteilung ist Peter Seibert,<br />

Leiter der Abteilung ist Mathias Pfeil.<br />

19


4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

4.3 Gärtenabteilung<br />

20<br />

Die historischen Gärten und Parks der Bayerischen Schlösserverwaltung werden<br />

durch die Gärtenabteilung fachwissenschaftlich und denkmalpflegerisch betreut. Eine<br />

lange Tradition der Verwaltung – die Hofgartenintendanz, eine Vorgängerinstitution<br />

der heutigen Gärtenabteilung, wurde bereits 1804 gegründet – hat es ermöglicht,<br />

dass viele Gartenkunstwerke in gutem Erhaltungs- und Pflegezustand tradiert<br />

werden konnten.<br />

Historische Gärten sind besonders empfindliche Denkmale. Sie bestehen überwiegend<br />

aus Pflanzen, die sich nicht in einem statischen Zustand halten lassen. Sie können<br />

ihr Erscheinungsbild und damit ihre Aussage sehr schnell verändern, wenn sie<br />

nicht sachgerecht gepflegt werden. Deshalb ist die werterhaltende, kontinuierliche<br />

Pflege der historischen Gartenanlagen durch verwaltungseigenes, geschultes und<br />

spezialisiertes Fachpersonal neben der fachwissenschaftlichen Betreuung die<br />

zweite wichtige Säule in der Struktur der Bayerischen Schlösserverwaltung.<br />

Die Bayerische Schlösserverwaltung besitzt in <strong>Würzburg</strong>, wie in allen größeren<br />

Schloss- und Burggärten, einen eigenen gärtnerischen Regiebetrieb mit derzeit 14<br />

Mitarbeitern. Dieser Regiebetrieb sorgt dafür, dass sich der Garten kontinuierlich in<br />

einem guten Zustand präsentiert.<br />

Die Gärtenabteilung in München ist für die fachwissenschaftliche und<br />

denkmalpflegerische Betreuung von 25 historischen Park- und Gartenanlagen<br />

sowie von 13 Burg- und Schlossumgriffen verantwortlich. Hierzu gehören unter<br />

anderem die gartenhistorische Forschung und deren Publikation, die Ausarbeitung<br />

von gartendenkmalpflegerischen Zielstellungen und Einzelmaßnahmen, die<br />

denkmalpflegerische Betreuung der gärtnerischen Regiebetriebe sowie die<br />

Erarbeitung gartenhistorischer Ausstellungen und Besucherinformationen. Für die<br />

Betreuung des <strong>Würzburg</strong>er Hofgartens und des angrenzenden Rosenbachparks<br />

stehen in der Gärtenabteilung der Abteilungsleiter, ein Finanzhaushälter und bei<br />

Bedarf ein Sachbearbeiter sowie ein Landschaftsarchitekt auf Referentenebene zur<br />

Verfügung.


Die Aufgaben sind im Einzelnen folgende:<br />

• Gartengeschichtliche Forschung (Archivforschung, Plananalyse,<br />

Literaturauswertung, Betreuung archäologischer Grabungen im Außenbereich)<br />

• Erstellung von Planungsgrundlagen und Vorplanungen; Ausarbeitung von<br />

gartendenkmalpflegerischen Zielstellungen und Einzelmaßnahmen sowie von<br />

Parkpflegekonzepten<br />

• Denkmalfachliche Aufsicht über externe Landschaftsarchitekten und ausführende<br />

Firmen, welche im Auftrag der Gärtenabteilung bzw. der Außenverwaltungen in<br />

den Gärten der Schlösserverwaltung tätig werden<br />

• Denkmalfachliche Aufsicht über die verwaltungseigenen gärtnerischen<br />

Regiebetriebe in den Außenverwaltungen<br />

• Ausstattung der Regiebetriebe in den Außenverwaltungen mit Maschinen und<br />

Geräten<br />

• Durchführung kleinerer Vermessungsarbeiten<br />

4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

• Bei gartendenkmalpflegerischen Sanierungsmaßnahmen koordiniert sie, wenn<br />

erforderlich, baufachliche Fragen mit der Bauabteilung<br />

• Mitwirkung bei der Erarbeitung von Nutzungskonzepten (in Zusammenarbeit mit<br />

den anderen Fachabteilungen)<br />

• Beratung und Betreuung der staatlichen Bauämter bei der Durchführung von<br />

gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen (Wegebau, Kanalsanierung, etc.)<br />

• Gartenfachliche Stellungnahmen zu SV-eigenen Vorhaben sowie zu Maßnahmen<br />

Dritter in den Liegenschaften der SV; gartenfachliche Stellungnahmen bei der<br />

Aufstellung von Bauleitplänen und Planfeststellungsverfahren<br />

Alle Maßnahmen im Gartenbereich werden im Bedarfsfall mit den berührten<br />

Fachabteilungen (Museum, Bau, Liegenschaft) sowie mit dem Restaurierungszentrum<br />

der Bayerischen Schlösserverwaltung abgestimmt.<br />

Für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> zuständiger Referent der Gärtenabteilung ist Jost Albert.<br />

Leiter der Abteilung ist Rainer Herzog.<br />

21


4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

4.4 Restaurierungszentrum<br />

22<br />

Das Restaurierungszentrum gliedert sich in sieben Fachbereiche (Gemälde/<br />

Skulptur, Möbel/Holzobjekte, Grafik/Archivgut, Textilien, Wandmalerei/Stein,<br />

Kunsthandwerk/Keramik/ Schatzkunst, Präventive Konservierung) und betreut<br />

die weltweit herausragenden Sammlungen von Schatzkunst, Keramik und<br />

Miniaturen. Darüber hinaus sind die Mitarbeiter unmittelbar für die großen und<br />

kleinen Restaurierungsmaßnahmen der denkmalgeschützten Bauwerke mit ihren<br />

einzigartigen Ausstattungen und Gartenskulpturen zuständig.<br />

Heute ist das Restaurierungszentrum mit seinen 47 Mitarbeitern für alle<br />

Konservierungs- und Restaurierungsangelegenheiten in den 45 Schlössern, Burgen<br />

und Künstlerhäusern in Bayern verantwortlich.<br />

Präventive Konservierung<br />

Das Aufgabengebiet umfasst die Betreuung sämtlicher Liegenschaften der<br />

Bayerischen Schlösserverwaltung in den Belangen des vorbeugenden Schutzes.<br />

Dazu zählt sowohl die Erarbeitung umsetzungsfähiger Lösungen für Klima-, Lichtund<br />

Objektschutz sowie die einschlägige fachliche Beratung bei Baumaßnahmen<br />

und bei der Einrichtung von Ausstellungen und Depots. Zu den Aufgaben gehören<br />

ferner die Prüfung und Beurteilung technischer Neuerungen und Materialien<br />

hinsichtlich ihrer Eignung für die Präventive Konservierung sowie die Anleitung von<br />

Mitarbeitern der Außenverwaltungen im Umgang mit Kunstgut.<br />

Erhaltung historischer Raumensembles<br />

Einen Schwerpunkt der Aufgaben des Restaurierungszentrums bilden<br />

Restaurierung und Pflege historischer Raumensembles, die durch eine besondere<br />

Vielfalt an Materialien und kunsthandwerkliche Gestaltungen gekennzeichnet<br />

sind. Grundlage der Restaurierungskonzepte sind die umfassende Untersuchung<br />

und wissenschaftliche Erschließung der Kunstwerke. Bei der Umsetzung der<br />

Konzepte übernehmen freiberufliche Restauratoren einen Teil der praktischen<br />

Arbeiten. Sie werden von den Mitarbeitern des Restaurierungszentrums<br />

fachlich betreut, die zudem die Leistungsverzeichnisse erstellen und die Ziele<br />

der Restaurierungsmaßnahmen festlegen. Alle im Zuge der Vorbereitung und<br />

Durchführung gewonnenen Erkenntnisse fließen in Dokumentationen, die das<br />

Kulturgut sowie die ausgeführten Behandlungen ausführlich beschreiben und<br />

anerkannten Standards der Archivtauglichkeit entsprechen. Die Dokumentationen<br />

sind für Forschungszwecke zugänglich.


4. Bayerische Schlösserverwaltung<br />

Kunsttechnologische Untersuchungen<br />

Die Anwendung naturwissenschaftlicher Untersuchungsmethoden zur<br />

Kunsttechnologie und Materialbestimmung sowie zur Aufklärung von<br />

Schadensphänomenen konnte im Restaurierungszentrum in den letzten Jahren<br />

weiter etabliert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage<br />

für konservatorische und restauratorische Entscheidungen und fließen in die<br />

wissenschaftliche Erschließung des von der Schlösserverwaltung betreuten<br />

Kunstgutes ein. Hierzu wurden von Mitarbeitern des Restaurierungszentrums in den<br />

letzten Jahren etliche fachwissenschaftliche Vorträge und Publikationen erarbeitet.<br />

Rekonstruktionen und Kopien<br />

Zu den Aufgabenschwerpunkten des Restaurierungszentrums zählen die<br />

Anfertigung wissenschaftlich fundierter Kopien und Rekonstruktionen als Ersatz<br />

gefährdeter Kunstwerke oder verlorener Originale. Voraussetzung dafür sind die<br />

restauratorische Analyse der Objekte hinsichtlich der Techniken und Materialien<br />

sowie die Auswertung authentischer Bild- und Schriftdokumente. Die Herstellung von<br />

Kopien und Rekonstruktionen obliegt normalerweise den im Restaurierungszentrum<br />

beschäftigten Kunsthandwerkern. In Einzelfällen wird auf die Unterstützung<br />

spezialisierter Fachfirmen zurückgegriffen. Bei allen Entscheidungen wird eng mit<br />

den wissenschaftlichen und technischen Fachkräften der Bau-, Museums- und<br />

Gärtenabteilung zusammengearbeitet.<br />

Sonstige Aufgaben des Restaurierungszentrums<br />

Die Mitarbeiter des Restaurierungszentrums bringen bei der Planung und<br />

Einrichtung von Depots sowie bei der Konzeption und Umsetzung von Ausstellungen<br />

ihr Fachwissen in Entscheidungsprozesse und in die Realisierung ein. Sie geben<br />

Grundwissen über den Umgang mit Kunst und Kulturgut an die Mitarbeiter der<br />

45 Außenverwaltungen weiter und veranstalten dazu regelmäßig Fortbildungen.<br />

Eine wichtige Aufgabe besteht in der Heranbildung des beruflichen Nachwuchses.<br />

Dazu werden Studierende verschiedener Hochschulen des In- und Auslands<br />

und Praktikanten in den Werkstätten sowie bei der Anfertigung von Diplom- und<br />

Masterarbeiten betreut. Zur Information der breiten Öffentlichkeit finden regelmäßig<br />

Fachführungen zu ausgewählten Restaurierungsthemen statt. Darüber hinaus wird<br />

mit Veröffentlichungen und Vorträgen ein Beitrag zur Diskussion aktueller Probleme<br />

der Konservierung, Restaurierung und Denkmalpflege geleistet.<br />

Für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> zuständiger Referent des Restaurierungszentrums ist<br />

Dr. Matthias Staschull, Leiterin des Restaurierungszentrums ist Dr. Katrin Janis.<br />

23


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

24<br />

Folgende internationale Vereinbarungen, nationale und landesrechtliche Rechtsund<br />

Planungssysteme der Bundesrepublik Deutschland stehen zum Schutz der<br />

<strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> und insbesondere von Welterbestätten zur Verfügung:<br />

5.1 Internationale Übereinkommen<br />

− Internationale Charta über die Konservierung und Restaurierung von<br />

Denkmälern und Ensembles (Charta von Venedig)<br />

Gebilligt im Mai 1964 vom II. Internationalen Kongress der Architekten und<br />

Techniker der Denkmalpflege in Venedig.<br />

− Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten (Haager<br />

Konvention) Gesetz vom 11.04.1967 in der Fassung vom 10.08.1971 zu der<br />

Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten vom 14.05.1954.<br />

Ratifiziert durch die Bundesrepublik Deutschland am 11.09.1967 (BGB.II 1967 S.<br />

1233 und 1971 S. 1025.<br />

− UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt<br />

Geschlossen in Paris am 23.11.1972. Ratifiziert durch die Bundesrepublik<br />

Deutschland am 23.11.1976.<br />

− Europäisches Übereinkommen zum Schutz des architektonischen Erbes<br />

(Konvention von Granada)<br />

Geschlossen in Granada am 03.10.1985 (Stand vom 30.09.2003). Für die<br />

Bundesrepublik Deutschland in Kraft getreten durch Bekanntmachung vom<br />

02.10.1987 (BGBl II S. 622).


5.2 Bundesgesetze<br />

5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

− Baugesetzbuch (BauGB) vom 23.09.2004, zuletzt geändert am 24.12.2008<br />

Das Baugesetzbuch ist die bau- und planungsrechtliche Grundlage sämtlicher<br />

Bauvorhaben in der Bundesrepublik Deutschland. Hier werden gesetzliche<br />

Rahmenbedingungen u.a. für Bauleitplanung, Sanierung und Stadtentwicklung<br />

festgelegt. Außerhalb der durch Bebauungspläne festgelegten Bereiche der Stadt<br />

<strong>Würzburg</strong> findet die baurechtliche Beurteilung in der Regel nach § 34 BauGB<br />

statt, der das Einfügen von Bauvorhaben in die Umgebung verlangt und eine<br />

Beeinträchtigung des Ortsbildes untersagt.<br />

§ 1 - Aufgabe, Begriff und Grundsätze der Bauleitplanung<br />

(…) (5) Die Bauleitpläne sollen eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die<br />

die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in<br />

Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt,<br />

und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung<br />

gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern<br />

und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln, auch in<br />

Verantwortung für den allgemeinen Klimaschutz, sowie die städtebauliche Gestalt<br />

und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln.<br />

(6) Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind insbesondere zu berücksichtigen: (…)<br />

5. die Belange der Baukultur, des <strong>Denkmalschutz</strong>es und der Denkmalpflege, die<br />

erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und Plätze von geschichtlicher, künstlerischer<br />

oder städtebaulicher Bedeutung und die Gestaltung des Orts und Landschaftsbildes,<br />

(…)<br />

§ 8 - Zweck des Bebauungsplans<br />

(1) Der Bebauungsplan enthält die rechtsverbindlichen Festsetzungen für die<br />

städtebauliche Ordnung. Er bildet die Grundlage für weitere, zum Vollzug dieses<br />

Gesetzbuchs erforderliche Maßnahmen. (2) Bebauungspläne sind aus dem<br />

Flächennutzungsplan zu entwickeln. Ein Flächennutzungsplan ist nicht erforderlich,<br />

wenn der Bebauungsplan ausreicht, um die städtebauliche Entwicklung zu ordnen.<br />

(3) Mit der Aufstellung, Änderung, Ergänzung oder Aufhebung eines Bebauungsplans<br />

kann gleichzeitig auch der Flächennutzungsplan aufgestellt, geändert oder ergänzt<br />

werden. Der Bebauungsplan kann vor dem Flächennutzungsplan bekannt gemacht<br />

werden, wenn nach dem Stand der Planungsarbeiten anzunehmen ist, dass der<br />

Bebauungsplan aus den künftigen Darstellungen des Flächennutzungsplans<br />

entwickelt sein wird. (4) Ein Bebauungsplan kann aufgestellt, geändert, ergänzt<br />

oder aufgehoben werden, bevor der Flächennutzungsplan aufgestellt ist, wenn<br />

dringende Gründe es erfordern und wenn der Bebauungsplan der beabsichtigten<br />

städtebaulichen Entwicklung des Gemeindegebiets nicht entgegenstehen wird<br />

(vorzeitiger Bebauungsplan). Gilt bei Gebiets- oder Bestandsänderungen von<br />

Gemeinden oder anderen Veränderungen der Zuständigkeit für die Aufstellung<br />

von Flächennutzungsplänen ein Flächennutzungsplan fort, kann ein vorzeitiger<br />

Bebauungsplan auch aufgestellt werden, bevor der Flächennutzungsplan ergänzt<br />

25


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

26<br />

oder geändert ist. (…)<br />

§ 30 - Zulässigkeit von Vorhaben im Geltungsbereich eines Bebauungsplans<br />

(1) Im Geltungsbereich eines Bebauungsplans, der (...) mindestens Festsetzungen<br />

über die Art und das Maß der baulichen Nutzung, die überbaubaren Grundstücksflächen<br />

und die örtlichen Verkehrsflächen enthält, ist ein Vorhaben zulässig, wenn<br />

es diesen Festsetzungen nicht widerspricht und die Erschließung gesichert ist. (3)<br />

Im Geltungsbereich eines Bebauungsplans, der die Voraussetzungen des Absatzes<br />

1 nicht erfüllt (einfacher Bebauungsplan), richtet sich die Zulässigkeit von Vorhaben<br />

im Übrigen nach §34 oder §35.<br />

§ 34 - Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten<br />

Ortsteile<br />

(1) Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig,<br />

wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der<br />

Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung<br />

einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und<br />

Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt<br />

werden. (…)


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

− Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz<br />

BNatSchG) vom 25.03.2002, zuletzt geändert am 08.04.2008<br />

Dieses Bundesgesetz ist die Grundlage des Bayerischen Naturschutzgesetzes<br />

sowie lokaler Naturschutz-Verordnungen. Es gilt auch für den Hofgarten der<br />

<strong>Residenz</strong> und den historischen Ringpark auf den ehemaligen Glacis der barocken<br />

Stadtbefestigung, der die Kernzone nordöstlich umschließt.<br />

§ 1 Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege<br />

Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrundlagen<br />

des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten<br />

und unbesiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen, zu entwickeln und, soweit<br />

erforderlich, wiederherzustellen, dass<br />

1. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts,<br />

2. die Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter,<br />

3. die Tier- und Pflanzenwelt einschließlich ihrer Lebensstätten und Lebensräume<br />

sowie<br />

4. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und<br />

Landschaft auf Dauer gesichert sind.<br />

§ 2 Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege<br />

(…)<br />

(1)<br />

14. Historische Kulturlandschaften und -landschaftsteile von besonderer Eigenart,<br />

einschließlich solcher von besonderer Bedeutung für die Eigenart oder Schönheit<br />

geschützter oder schützenswerter Kultur-, Bau- und Bodendenkmäler, sind zu<br />

erhalten.<br />

§ 7 Grundflächen der öffentlichen Hand<br />

Bei der Bewirtschaftung von Grundflächen im Eigentum oder Besitz der öffentlichen<br />

Hand sollen die Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege<br />

in besonderer Weise berücksichtigt werden.<br />

Für den Naturschutz besonders wertvolle Grundflächen sollen, soweit angemessen,<br />

in ihrer ökologischen Beschaffenheit nicht nachteilig verändert werden. Die Sätze<br />

1 und 2 stehen der Erfüllung bestimmter öffentlicher Zweckbestimmungen von<br />

Grundflächen nicht entgegen.<br />

(…)<br />

27


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

5.3 Landesgesetze<br />

28<br />

− Bayerische Verfassung vom 15.12.1998, zuletzt geändert am 10.11.2003<br />

In der Verfassung des Freistaates Bayern sind zentrale Aspekte des<br />

<strong>Denkmalschutz</strong>es als öffentliche Aufgaben definiert.(…)<br />

Art. 3 (1) 1 Bayern ist ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaat. 2 Er dient dem<br />

Gemeinwohl. (2) Der Staat schützt die natürlichen Lebensgrundlagen und die<br />

kulturelle Überlieferung.<br />

Art. 141 (1) (…) Es gehört zu den vorrangigen Aufgaben von Staat, Gemeinden<br />

und Körperschaften des öffentlichen Rechts, (…) kennzeichnende Orts- und<br />

Landschaftsbilder zu schonen und zu erhalten. (2) Staat, Gemeinden und<br />

Körperschaften des öffentlichen Rechts haben die Aufgabe, die Denkmäler der Kunst,<br />

der Geschichte und der Natur (…) zu schützen und zu pflegen, herabgewürdigte<br />

Denkmäler der Kunst und der Geschichte möglichst ihrer früheren Bestimmung<br />

wieder zuzuführen, die Abwanderung deutschen Kunstbesitzes ins Ausland zu<br />

verhüten. (…)<br />

− Bayerische Bauordnung (BayBO) vom 24.08.2007, zuletzt geändert am<br />

22.07.2008<br />

Die Bayerische Bauordnung ist Rechtsgrundlage sämtlicher Bauvorhaben in Bayern.<br />

Sie gilt für alle baulichen Anlagen und Bauprodukte. (…)<br />

Art. 8 – Baugestaltung (1) Bauliche Anlagen müssen nach Form, Maßstab, Verhältnis<br />

der Baumassen und Bauteile zueinander, Werkstoff und Farbe so gestaltet sein,<br />

dass sie nicht verunstaltet wirken. (2) Bauliche Anlagen dürfen das Straßen-, Ortsund<br />

Landschaftsbild nicht verunstalten. (3) Die störende Häufung von Werbeanlagen<br />

ist unzulässig. (…)<br />

Art. 73 – Bauaufsichtliche Zustimmung (3) Die Baudienststelle trägt die Verantwortung<br />

dafür, dass die Errichtung, die Änderung, die Nutzungsänderung und die Beseitigung<br />

baulicher Anlagen den öffentlich-rechtlichen Vorschriften entsprechen; die<br />

Verantwortung für die Unterhaltung baulicher Anlagen trägt die Baudienststelle nur,<br />

wenn und solang sie der für die Anlage Verantwortliche ausschließlich ihr überträgt.<br />

Die Baudienststelle kann Sachverständige in entsprechender Anwendung der Art.<br />

62 Abs. 3 und Art. 77 Abs. 2 sowie der auf Grund des Art. 80 Abs. 2 erlassenen<br />

Rechtsverordnung heranziehen. Die Verantwortung des Unternehmers (Art. 52)<br />

bleibt unberührt.


− Bayerisches Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler<br />

(<strong>Denkmalschutz</strong>gesetz - DSchG) vom 25. Juni 1973 (BayRS 2242-1-K), zuletzt<br />

geändert 20. Dezember 2007<br />

Das Bayerische <strong>Denkmalschutz</strong>gesetz ist das wichtigste Instrument<br />

denkmalpflegerischen Handelns. Es enthält Regelungen zum Schutz der Denkmale<br />

und zur Organisation der Denkmalpflege in Bayern, beschreibt die Aufgaben des<br />

<strong>Denkmalschutz</strong>es und legt die Zuständigkeiten der verschiedenen Behörden fest.<br />

Es findet ferner Anwendung auf die Welterbestätten und auf Baudenkmäler sowie<br />

Ensembles und deren unmittelbare Umgebung in der Pufferzone.<br />

I. ANWENDUNGSBEREICH<br />

5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

Artikel 1 Begriffsbestimmungen<br />

(1) Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus<br />

vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen,<br />

städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse<br />

der Allgemeinheit liegt.<br />

(2) Baudenkmäler sind bauliche Anlagen oder Teile davon aus vergangener Zeit,<br />

soweit sie nicht unter Absatz 4 fallen, einschließlich dafür bestimmter historischer<br />

Ausstattungsstücke und mit der in Absatz 1 bezeichneten Bedeutung. Auch<br />

bewegliche Sachen können historische Ausstattungsstücke sein, wenn sie integrale<br />

Bestandteile einer historischen Raumkonzeption oder einer ihr gleichzusetzenden<br />

historisch abgeschlossenen Neuausstattung oder Umgestaltung sind. Gartenanlagen,<br />

die die Voraussetzungen des Absatzes 1 erfüllen, gelten als Baudenkmäler.<br />

(3) Zu den Baudenkmälern kann auch eine Mehrheit von baulichen Anlagen<br />

(Ensemble) gehören, und zwar auch dann, wenn nicht jede einzelne dazugehörige<br />

bauliche Anlage die Voraussetzungen des Absatzes 1 erfüllt, das Orts-, Platz- oder<br />

Straßenbild aber insgesamt erhaltenswürdig ist.<br />

(4) Bodendenkmäler sind bewegliche und unbewegliche Denkmäler, die sich im<br />

Boden befinden oder befanden und in der Regel aus vor- oder frühgeschichtlicher<br />

Zeit stammen.<br />

Artikel 2 Denkmalliste<br />

(1) Die Baudenkmäler und die Bodendenkmäler sollen nachrichtlich in ein<br />

Verzeichnis (Denkmalliste) aufgenommen werden. Die Eintragung erfolgt durch das<br />

Landesamt für Denkmalpflege von Amts wegen im Benehmen mit der Gemeinde.<br />

Der Berechtigte und der zuständige Heimatpfleger können die Eintragung anregen.<br />

Die Eintragung ist im Bebauungsplan kenntlich zu machen. Die Liste kann von<br />

jedermann eingesehen werden.<br />

(2) Auf Antrag des Berechtigten und in besonders wichtigen Fällen können<br />

29


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

30<br />

bewegliche Denkmäler, soweit sie nicht nach Absatz 1 eingetragen sind, in das<br />

Verzeichnis eingetragen werden.<br />

Artikel 3 Geltung<br />

(1) Die Schutzbestimmungen dieses Gesetzes gelten für Baudenkmäler, für<br />

Bodendenkmäler und für die eingetragenen beweglichen Denkmäler.<br />

(2) Die Gemeinden nehmen bei ihrer Tätigkeit, vor allem im Rahmen der<br />

Bauleitplanung, auf die Belange des <strong>Denkmalschutz</strong>es und der Denkmalpflege,<br />

insbesondere auf die Erhaltung von Ensembles, angemessen Rücksicht.<br />

II. BAUDENKMÄLER<br />

Artikel 4 Erhaltung von Baudenkmälern<br />

(1) Die Eigentümer und die sonst dinglich Verfügungsberechtigten von<br />

Baudenkmälern haben ihre Baudenkmäler instandzuhalten, instandzusetzen,<br />

sachgemäß zu behandeln und vor Gefährdung zu schützen, soweit ihnen das<br />

zuzumuten ist. Ist der Eigentümer oder der sonst dinglich Verfügungsberechtigte<br />

nicht der unmittelbare Besitzer, so gilt Satz 1 auch für den unmittelbaren Besitzer,<br />

soweit dieser die Möglichkeit hat, entsprechend zu verfahren.<br />

(2) Die in Absatz 1 genannten Personen können verpflichtet werden, bestimmte<br />

Erhaltungsmaßnahmen ganz oder zum Teil durchzuführen, soweit ihnen das<br />

insbesondere unter Berücksichtigung ihrer sonstigen Aufgaben und Verpflichtungen<br />

zumutbar ist; soweit sie die Maßnahmen nicht selbst durchzuführen haben, können<br />

sie zur Duldung der Maßnahmen verpflichtet werden. Entscheidungen, durch<br />

die der Bund oder die Länder verpflichtet werden sollen, bedürfen der vorherigen<br />

Zustimmung der Obersten <strong>Denkmalschutz</strong>behörde.<br />

(3) Macht der Zustand eines Baudenkmals Maßnahmen zu seiner Instandhaltung,<br />

Instandsetzung oder zu seinem Schutz erforderlich, ohne dass eine vollstreckbare<br />

Entscheidung nach Absatz 2 vorliegt, so kann die zuständige <strong>Denkmalschutz</strong>behörde<br />

die Maßnahmen durchführen oder durchführen lassen. Die dinglich und obligatorisch<br />

Berechtigten können zur Duldung der Maßnahmen verpflichtet werden. Die Kosten<br />

der Maßnahmen tragen die in Absatz 1 genannten Personen, soweit sie nach Absatz<br />

2 zur Durchführung der Maßnahmen verpflichtet wurden oder hätten verpflichtet<br />

werden können, im übrigen der Entschädigungsfonds (Art. 21 Abs. 2).<br />

(4) Handlungen, die ein Baudenkmal schädigen oder gefährden, können untersagt<br />

werden.<br />

Artikel 5 Nutzung von Baudenkmälern<br />

Baudenkmäler sollen möglichst entsprechend ihrer ursprünglichen<br />

Zweckbestimmung genutzt werden. Werden Baudenkmäler nicht mehr entsprechend<br />

ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung genutzt, so sollen die Eigentümer und die


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

sonst dinglich oder obligatorisch zur Nutzung Berechtigten eine der ursprünglichen<br />

gleiche oder gleichwertige Nutzung anstreben. Soweit dies nicht möglich ist, soll eine<br />

Nutzung gewählt werden, die eine möglichst weitgehende Erhaltung der Substanz<br />

auf die Dauer gewährleistet. Sind verschiedene Nutzungen möglich, so soll diejenige<br />

Nutzung gewählt werden, die das Baudenkmal und sein Zubehör am wenigsten<br />

beeinträchtigt. Staat, Gemeinden und sonstige Körperschaften des öffentlichen<br />

Rechts sollen Eigentümer und Besitzer unterstützen. Die Eigentümer und die sonst<br />

dinglich oder obligatorisch zur Nutzung Berechtigten können bei Vorliegen der<br />

Voraussetzungen des Art. 4 Abs. 2 verpflichtet werden, eine bestimmte Nutzungsart<br />

durchzuführen; soweit sie nicht zur Durchführung verpflichtet werden, können sie<br />

zur Duldung einer bestimmten Nutzungsart verpflichtet werden.<br />

Artikel 6 Maßnahmen an Baudenkmälern<br />

(1) Wer<br />

1. Baudenkmäler beseitigen, verändern oder an einen anderen Ort verbringen oder<br />

2. geschützte Ausstattungsstücke beseitigen, verändern, an einen anderen Ort<br />

verbringen oder aus einem Baudenkmal entfernen will, bedarf der Erlaubnis. Der<br />

Erlaubnis bedarf auch, wer in der Nähe von Baudenkmälern Anlagen errichten,<br />

verändern oder beseitigen will, wenn sich dies auf Bestand oder Erscheinungsbild<br />

eines der Baudenkmäler auswirken kann. Wer ein Ensemble verändern will, bedarf<br />

der Erlaubnis nur, wenn die Veränderung eine bauliche Anlage betrifft, die für sich<br />

genommen ein Baudenkmal ist, oder wenn sie sich auf das Erscheinungsbild des<br />

Ensembles auswirken kann.<br />

(2) Die Erlaubnis kann im Fall des Abs. 1 Satz 1 Nrn. 1 und 2 versagt werden, soweit<br />

gewichtige Gründe des <strong>Denkmalschutz</strong>es für die unveränderte Beibehaltung des<br />

bisherigen Zustands sprechen. Im Fall des Absatzes 1 Satz 2 kann die Erlaubnis<br />

versagt werden, soweit das Vorhaben zu einer Beeinträchtigung des Wesens, des<br />

überlieferten Erscheinungsbilds oder der künstlerischen Wirkung eines Baudenkmals<br />

führen würde und gewichtige Gründe des <strong>Denkmalschutz</strong>es für die unveränderte<br />

Beibehaltung des bisherigen Zustands sprechen.<br />

(3) Ist eine baurechtliche Genehmigung oder an ihrer Stelle eine baurechtliche<br />

Zustimmung oder eine abgrabungsaufsichtliche Genehmigung erforderlich, so<br />

entfällt die Erlaubnis.<br />

(4) Bei Entscheidungen nach den Abs. 1 bis 3 sind auch die Belange von Menschen<br />

mit Behinderung und von Menschen mit sonstigen Mobilitätsbeeinträchtigungen zu<br />

berücksichtigen.<br />

31


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

32<br />

− Denkmalliste – Stadt <strong>Würzburg</strong>, Oktober 1973, letzte Aktualisierung 13.05.2009<br />

(kein Landesgesetz)<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> ist mit ihren Flügelbauten am <strong>Residenz</strong>platz als Baudenkmal<br />

nach Art. 1 Abs. 2 <strong>Denkmalschutz</strong>gesetz des Freistaates Bayern (DSchG) in die<br />

Denkmalliste eingetragen:<br />

Rennweg. Rennweger Tor, 1752 und 1767, Gitter von Joh. Georg Oegg, Plastik<br />

von Joh. Peter Wagner.<br />

<strong>Residenz</strong>platz 1. Ehem. Gesandtenbau, 1767 von Joh. Philipp Geigel als Kopie<br />

des gegenüber liegenden Rosenbachhofs.<br />

<strong>Residenz</strong>platz 2. Ehem. Fürstbischöfliche, dann Kgl. <strong>Residenz</strong>, Hufeisenanlage<br />

mit zweihöfigen Seitenblöcken und Pavillonbildungen in den Hauptachsen, 1720-44<br />

von Balthasar Neumann unter Mitwirkung von Johann Dientzenhofer, Maximilian von<br />

Welsch, Johann Lucas von Hildebrandt, Robert de Cotte und Germain Boffrand, der<br />

reiche bildhauerische Schmuck von Balthasar Esterbauer, Jakob von der Auwera,<br />

Joh. Sebastian Bendel, Paul Prell, Claude Curé und Joh. Wolfgang von der Auwera;<br />

im Südwestflügel Hofkirche, 1732-43 von Balthasar Neumann; der Bau nach<br />

Kriegszerstörung bis 1959 wiederhergestellt, die Rekonstruktion der Innenräume<br />

1978 abgeschlossen; mit Ausstattung; siehe auch Hofgarten.<br />

<strong>Residenz</strong>platz 3. Ehem. Rosenbachhof, Walmdachbau mit Barockgliederung, um<br />

1700 von Antonio Petrini.<br />

<strong>Residenz</strong>platz. Kolonnaden, in monumentalen Freisäulen endigend, um 1770 von<br />

Joh. Philipp Geigel, die Plastiken von Joh. Peter Wagner; im Süden und Norden des<br />

Platzes.<br />

Auch der Hofgarten der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> ist als Baudenkmal gemäß Art. 1 Abs.<br />

2 DSchG ausgewiesen:<br />

Hofgarten. Der Hofgarten schließt an die Ost- und Südfassade der <strong>Residenz</strong> an<br />

und wird im Osten durch die Bastionen der barocken Befestigung begrenzt. Seit<br />

1732 Planungen unter Mitwirkung von Balthasar Neumann und Maximilian von<br />

Welsch, Vollendung im letzten Drittel des 18. Jh. Gartenfiguren, Vasen und Bänke<br />

nach Entw. von Joh. Peter Wagner. Veränderungen im 19. Jh. Der Garten ist in<br />

vier Abschnitte gegliedert: Ostgarten, 1770-79 von Joh. Prokop Mayer, zwischen<br />

Ostflügel der <strong>Residenz</strong> und Bastion terrassenförmig aufgebaut; Südgarten, 1756-58<br />

von Johann Demeter nach Plänen von Joh. Michael Fischer, sternförmige Anlage um<br />

zentrales Bassin, nach Süden durch die 1756-58 erbaute Orangerie abgeschlossen;<br />

Südwestgarten, 1793 von Joh. Philipp Geigel, Landschaftsgarten; Südostgarten,<br />

Wirtschaftsgarten mit Gewächshäusern und Gärtnerei; zum Rennweg und zum


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

<strong>Residenz</strong>platz reiche schmiedeeiserne Tore von Joh. Georg und Anton Oegg,<br />

mittleres 18. Jh.; zugehörig die entsprechenden Abschnitte der Bastionärbefestigung.<br />

Der nordöstlich an den Hofgarten angrenzende Ringpark ist nach Art. 1 Abs. 2<br />

DSchG ebenfalls als Baudenkmal eingetragen:<br />

Ringpark. Um 1820 auf dem ehem. Glacis entstanden, nach der um 1880<br />

abgeschlossenen Abtragung der Befestigungswerke durch Jens Person Lindahl und<br />

Engelbert Sturm im Sinne der Gartenkunst des späten 19. Jh. neu gestaltet; in<br />

städtebaulichem Planungszusammenhang mit der Friedens- und der Ludwigsbrücke;<br />

Kriegerdenkmal mit plastischer Gruppe von Fried Heuler, 1932.<br />

<strong>Residenz</strong> mit <strong>Residenz</strong>platz und Hofgarten sind zusammen mit dem angrenzenden<br />

Ringpark und der Altstadt Teil der Gesamtanlage Ensemble Altstadt <strong>Würzburg</strong> nach<br />

Art. 1 Abs. 3 BayDSchG:<br />

Ensemble Altstadt <strong>Würzburg</strong>. (Auszug)<br />

Nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges - größter Verlust war der Raub<br />

der Echter-Bibliothek durch die Schweden 1631 - begann unter Fürstbischof Johann<br />

Philipp von Schönborn (1642-73) eine rege Bautätigkeit. Seine Hauptleistung<br />

war die Umgürtung der gleichzeitig erweiterten Stadt und der Festung mit der<br />

wuchtigen Bastionärbefestigung seit 1656. Ihr musste allerdings Stift Haug mit<br />

seiner romanischen Basilika weichen. Dafür wurde dann unter der Leitung des<br />

oberitalienischen Baumeisters Antonio Petrini der großartige Frühbarockbau der<br />

neuen Stiftskirche an seiner heutigen Stelle errichtet. Auf diesen bedeutenden<br />

Baumeister der Zeit um 1700 gehen noch zahlreiche Gebäude der Stadt zurück:<br />

z. B. der erste Barockbau in <strong>Würzburg</strong>, die sog. "Reuererkirche" (Neubau der<br />

Karmelitenkirche), die Umgestaltung des Juliusspitals und der Neubaukirche, der<br />

später in den <strong>Residenz</strong>platz einbezogene Rosenbachhof.<br />

Diese hier beginnende barocke Überformung der reich gegliederten mittelalterlichen<br />

Stadt setzte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts in gesteigertem Maße fort. Vor<br />

allem durch den <strong>Residenz</strong>bau der Schönborns ab 1720, durch den der Sitz<br />

der Fürstbischöfe wieder in die Stadt verlegt wurde, repräsentiert sich der als<br />

selbstverständlich empfundene Anspruch des absoluten Fürsten. Tatsächlich hatte<br />

die Schönborn-Familie bis zur Zeit des Friedrich Karl von Schönborn wesentlichen<br />

Anteil an der Reichspolitik.<br />

Nach 1700 gab zunächst noch Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau<br />

(1699-1719) dem Dom, der Stiftskirche Neumünster und der Peterskirche ihre<br />

barocke Gestaltung. Das reiche Bauprogramm setzte dann Johann Philipp Franz<br />

von Schönborn (1719-24) mit seinem genialen Baumeister Balthasar Neumann<br />

(1687-1753) fort. Neben dem <strong>Residenz</strong>bau, an dem auch Maximilian von Welsch,<br />

Lucas von Hildebrandt, Germain Boffrand und Robert de Cotte beteiligt waren,<br />

womit der internationale Rang dieses Schlosses mit seiner großartigen Kapelle,<br />

dem später angelegten Hofgarten und der noch auf Neumann zurückgehenden<br />

33


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

34<br />

<strong>Residenz</strong>platzgestaltung unterstrichen wird, entstanden das sog. "Käppele" als<br />

Wallfahrtskirche auf dem Nikolausberg 1747-50, die Schönborn-Grabkapelle am<br />

Dom in Sichtbeziehung zur <strong>Residenz</strong> und der Neubau der Michaelskirche durch<br />

Johann Michael Fischer ab 1765.<br />

Balthasar Neumann trat in <strong>Würzburg</strong> auch als Stadtplaner auf: Auf ihn gehen die<br />

Anlage der großen Promenaden um den ehem. spätmittelalterlichen Bering und der<br />

Durchbruch der Hofstraße zurück. Zudem schuf er durch Um- und Neubauten den<br />

Platz vor dem sog. Grafeneckartbau, wo der berühmte Vier-Röhren-Brunnen steht.<br />

Auf Neumann geht auch das teilweise heute noch funktionierende Röhrensystem<br />

der 1733 angelegten Fließwasserversorgung zurück.<br />

Die barocke <strong>Residenz</strong>stadt <strong>Würzburg</strong> präsentierte sich nun als reich an<br />

Kirchtürmen, die wesentlich das Stadtbild bestimmen, und reich an gegenseitigen<br />

Sichtbeziehungen der wichtigen Bauten als gliedernde Elemente in der Stadt. Der<br />

Umfang der Stadt mit der Bastionärbefestigung bestand bis in die Zeit um 1880.<br />

(…)<br />

Das 19. Jahrhundert hat neben der Anlage des Ringparks durch Jens Person Lindahl<br />

ab 1880 außer den beiden zugehörigen Brücken (Friedens- und Ludwigsbrücke)<br />

einige öffentliche Bauten geschaffen (z. B. die Neue Universität am Sanderring<br />

1892-96); in der Innenstadt hat es aber nicht mehr prägend gewirkt.<br />

Der Ringpark auf dem alten Glacis, ursprünglich als künstlerisch gestalteter,<br />

wegereicher Erholungspark angelegt, sollte mit seiner äußeren Randbebauung<br />

städtebaulich als Bindeglied zwischen Kernstadt und den neu entstehenden<br />

Stadtteilen Grombühl, Frauenland und Sanderau dienen. In dieser Zeit der<br />

allmählichen Ausweitung des Stadtgebietes blieb aber der barocke Stadtraum<br />

gleichzeitig nahezu unangetastet und deutlich umgrenzt.<br />

(…)<br />

Zwar wurde am 16. 3. 1945 ca. 80% des historischen Baubestandes zerstört, doch<br />

der Wiederaufbau bis um 1965 wurde so behutsam und mit soviel Rücksicht auf den<br />

historisch gewachsenen Charakter der Altstadt betrieben, dass im wesentlichen die<br />

alten, bewusst geplanten Sichtbeziehungen zwischen Großbauten und die Wirkung<br />

der städtebaulichen Akzente, der mittelalterlichen Gassen und der barocken<br />

Promenaden bewahrt sind.<br />

Entscheidende Störungen des Stadtbildes stellen der Kamin des Heizwerkes im<br />

Hafengebiet, das Hochhaus an der Jahnstraße, das Postverwaltungsgebäude<br />

am Bahnhof, die Bauten der Hypobank und der Sparkasse in der Hofstraße,<br />

die Neubebauung (besonders der Wohnblock) am linken Mainufer zwischen<br />

Deutschhauskirche und Schottenkirche, die Neubebauung des Kaiserplatzes<br />

und des Franziskanerplatzes dar. Als störende Eingriffe, die der ursprünglichen<br />

Absicht zur Anlage des Ringparks zuwider laufen, müssen der als Schnell- und<br />

Fernverkehrsstraße ausgebaute Röntgenring und der mit einem Verkehrskreisel<br />

geschaffene Berliner Platz benannt werden.


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

− Gesetz über den Schutz der Natur, die Pflege der Landschaft und die Erholung<br />

in der freien Natur, Bayerisches Naturschutzgesetz (BayNatSchG), vom<br />

18.8.1998, zuletzt geändert am 23.12.2005<br />

Das Gesetz bildet die rechtliche Grundlage für mehrere kommunale Verordnungen,<br />

die sowohl die Welterbestätte (Hofgarten) als auch dessen Pufferzone (Ringpark)<br />

betreffen.<br />

Art. 1 Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege<br />

(1) Aus der Verantwortung des Menschen für die natürlichen Lebensgrundlagen,<br />

auch für die künftigen Generationen, sind Natur und Landschaft auf Grund ihres<br />

eigenen Wertes und als Lebensgrundlagen des Menschen im besiedelten und<br />

unbesiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln und, soweit<br />

erforderlich, wiederherzustellen, dass<br />

1. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts,<br />

2. die Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter,<br />

3. die Tier- und Pflanzenwelt einschließlich ihrer Lebensstätten und Lebensräume<br />

sowie<br />

4. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und<br />

Landschaft auf Dauer gesichert sind.<br />

(2) Weitere Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind:<br />

1. Die biologische Vielfalt ist zu erhalten und zu entwickeln.<br />

2. Landschaftsteile, die für einen ausgewogenen Naturhaushalt erforderlich sind<br />

oder sich durch ihre Schönheit, Eigenart, Seltenheit oder ihren Erholungswert<br />

auszeichnen, sollen von einer Bebauung freigehalten werden.<br />

3. Die Bebauung soll sich Natur und Landschaft anpassen. Verkehrsanlagen und<br />

Versorgungsleitungen sollen landschaftsgerecht angelegt und gestaltet werden.<br />

Alleen sind soweit möglich zu schützen und zu erhalten sowie in geeigneten Fällen<br />

herzustellen.<br />

4. Bei der Unterhaltung und dem Ausbau von Gewässern sollen die Lebensräume<br />

für Pflanzen und Tiere gesichert werden.<br />

Art. 9 Naturdenkmäler<br />

(1) Als Naturdenkmäler können Einzelschöpfungen der Natur geschützt werden,<br />

deren Erhaltung wegen ihrer hervorragenden Schönheit, Seltenheit oder Eigenart<br />

oder ihrer ökologischen, wissenschaftlichen, geschichtlichen, volks- oder<br />

heimatkundlichen Bedeutung im öffentlichen Interesse liegt.<br />

(…)<br />

(6) Auch ohne Erlass einer Rechtsverordnung kann durch Einzelanordnung verboten<br />

werden, Gegenstände, die die Voraussetzungen der Absätze 1 und 2 erfüllen, zu<br />

entfernen, zu zerstören oder zu verändern.<br />

(…)<br />

35


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

36<br />

Art. 10 Landschaftsschutzgebiete<br />

(1) Als Landschaftsschutzgebiete können Gebiete festgesetzt werden, in denen ein<br />

besonderer Schutz von Natur und Landschaft oder besondere Pflegemaßnahmen<br />

1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und<br />

Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder der Regenrationsfähigkeit und<br />

nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter,<br />

2. wegen der Vielfalt, Eigenart oder Schönheit des Landschaftsbilds oder der<br />

besonderen kulturhistorischen Bedeutung der Landschaft oder<br />

3. wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung erforderlich sind.<br />

(2) Landschaftsschutzgebiete werden durch Rechtsverordnung festgesetzt. In<br />

der Rechtsverordnung werden unter besonderer Beachtung des Art. 2b Abs. 1<br />

alle Handlungen verboten, die den Charakter des Gebiets verändern oder dem<br />

besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen. Art. 6 Abs. 2 gilt entsprechend, soweit die<br />

Rechtsverordnung nicht im einzelnen entgegenstehende Verbote enthält.<br />

− Landesentwicklungsprogramm Bayern 2006 (LEP)<br />

Verordnung über das Landesentwicklungsprogramm vom 08.08.2006 (Auszug)<br />

Teil B: Ziele und Grundsätze zur nachhaltigen Entwicklung der raumbedeutsamen<br />

Fachbereiche<br />

5.1.5 (Z) Denkmäler einschließlich der UNESCO-Weltkulturerbestätten sind<br />

nach Maßgabe der gesetzlichen Vorgaben instand zu halten, instand zu<br />

setzen, sachgemäß zu behandeln und vor Gefährdung zu schützen.<br />

Die Stärkung der Attraktivität des ländlichen Raums soll dabei besonders<br />

beachtet werden.<br />

5.1.6 (Z) Historische Ortskerne der Dörfer und Städte sollen unter<br />

Wahrung ihrer städtebaulichen Strukturen und ihrer denkmalwürdigen oder<br />

ortsbildprägenden Bausubstanz dauerhaft gesichert werden. (…)<br />

Begründung zu den Zielen und Grundsätzen:(…)<br />

Zu 5.1.5 Da Denkmäler, einschließlich der UNESCO-Weltkulturerbestätten,<br />

stets im inhaltlichen und gestalterischen Bezug zu ihrer Umgebung, zum<br />

Ortsbild und zur Kulturlandschaft überliefert sind, sollen Schutz und Pflege<br />

fachübergreifend durchgeführt werden.<br />

Zu 5.1.6 Die Bewahrung der Eigenart historischer Ortskerne und<br />

Stadtbereiche gehört nicht nur zu den Zielen der Denkmalpflege, sondern<br />

nicht minder zu denen des Städtebaus.


− Raumordnungsgesetz (ROG)<br />

vom 18.08 1997, zuletzt geändert am 09.12.2006 (Auszug)<br />

(2) Grundsätze der Raumordnung sind:<br />

13. Die geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge sowie die regionale<br />

Zusammengehörigkeit sind zu wahren. Die gewachsenen Kulturlandschaften sind<br />

in ihren prägenden Merkmalen sowie mit ihren Kultur- und Naturdenkmälern zu<br />

erhalten.<br />

− Regionalplan Region <strong>Würzburg</strong> (2)<br />

5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

Der Regionale Planungsverband <strong>Würzburg</strong> ist Träger der Regionalplanung in der<br />

Region <strong>Würzburg</strong>. Er beschließt über den Regionalplan sowie dessen Änderungen<br />

und stimmt dabei die Interessen der Verbandsmitglieder im Rahmen der Raumordnung<br />

und Landesplanung ab. Er erfüllt seine Aufgaben im übertragenen Wirkungskreis.<br />

Rechtsgrundlagen der Regionalplanung sind das Raumordnungsgesetz des Bundes<br />

und das Bayerische Landesplanungsgesetz.<br />

Teil B: Fachliche Ziele und Begründung<br />

II Siedlungswesen<br />

7 Schutz und Pflege der Baudenkmäler<br />

Bereits auf der Ebene der allgemeinen gebietsbezogenen Planung setzt die<br />

Berücksichtigung des Welterbeschutzes ein: Im Bundesraumordnungsgesetz ist der<br />

Schutz des Kulturgutes der Kulturlandschaft als Grundsatz mit folgender Aufforderung<br />

aufgelistet: „Die geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge sowie die regionale<br />

Zusammengehörigkeit sind zu wahren. Die gewachsenen Kulturlandschaften sind<br />

in ihren prägenden Merkmalen sowie mit ihren Kultur- und Naturdenkmälern zu<br />

erhalten.“ Damit hat der Bund, der in der Raumordnung lediglich Rahmenkompetenz<br />

hat, einen Handlungsauftrag für die Bundesländer formuliert, für dessen Umsetzung<br />

die Bundesländer im Rahmen der Landesplanungsgesetze zuständig sind.<br />

Gerade im Hinblick auf den Umgebungsschutz (Schutz von Sichten, Silhouetten<br />

und Panoramen) ist es beispielsweise bei der Festsetzung von Gebieten für<br />

Windkraftanlagen, Sendemasten, Industrieanlagen etc. entscheidend, die Belange<br />

des Welterbes und die Schutzziele frühzeitig einzubringen.<br />

Es ist das Ziel, die Welterbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit den ihren Wert<br />

bestimmenden Merkmalen im kulturlandschaftlichen Fachbeitrag zur Landesplanung<br />

zu verankern. Landesplanerischen Fehlentwicklungen soll dadurch vorgebeugt<br />

werden.<br />

Bauleitplanung<br />

Damit Missstände baulicher Art ausgeschlossen werden, findet eine Bauleitplanung<br />

statt. Hier wird der Rahmen festgelegt, in den sich alle einzelnen Vorhaben einfügen<br />

müssen, um planungsrechtlich genehmigt werden zu können. Die Rechtsgrundlage<br />

37


5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

38<br />

hierfür ist das Baugesetzbuch (BauGB vom 08.12.1986). Verbindlich vorgegeben ist<br />

in § 1 Abs. 6 NR 5 BauGB für die kommunale Bauleitplanung die Berücksichtigung<br />

„der Belange der Baukultur, des <strong>Denkmalschutz</strong>es und der Denkmalpflege, die<br />

erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und Plätzen von geschichtlicher, künstlerischer<br />

oder städtebaulicher Bedeutung und die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes“.<br />

Aufgabe der Bauleitplanung ist es, die bauliche und sonstige Nutzung der Grundstücke<br />

in der Gemeinde nach Maßgabe dieses Gesetzbuches vorzubereiten und zu leiten<br />

(§ 1, Abs. 1 BauGB). Bauleitpläne sind der Flächennutzungsplan (vorbereitende<br />

Bauleitplanung) und der Bebauungsplan/Vorhaben- und Erschließungsplan<br />

(verbindliche Bauleitplanung). Sie haben sich im Rahmen der durch § 1 Abs. 7<br />

BauGB gebotenen Abwägung mit den oben genannten Belangen auseinander zu<br />

setzen.<br />

Zum Schutz des Welterbes müssen deshalb bei der Aufstellung von Bauleitplänen,<br />

vor allem von Bebauungsplänen in der Umgebung von <strong>Residenz</strong> und Hofgarten,<br />

die Schutzziele in den Bebauungsplan, in Hinblick auf das Objekt selbst, seine<br />

Umgebung sowie auf seine visuelle Integrität aufgenommen werden. Die frühzeitige,<br />

formelle und informelle Beteiligung der für den Schutz der Welterbestätte zuständigen<br />

Behörden und Institutionen als Träger öffentlicher Belange ist zu gewährleisten.<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

Die Auswirkungen von Planungen auf Kulturgüter, d.h. auch die Belange<br />

des Welterbeschutzes sind zusätzlich durch die gesetzlich vorgeschriebene<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) als unselbständiger Teil von Zulassungs- und<br />

Genehmigungsverfahren für bestimmte Pläne, Programme und Vorgaben gemäß<br />

Anlage zu den UVP-Gesetzen des Bundes und der Länder zu untersuchen und<br />

abzuwägen. Ziel einer solchen Untersuchung ist es, in einem formalisierten Verfahren<br />

die Auswirkungen eines Vorhabens auf die Umwelt und damit auch auf das kulturelle<br />

Erbe systematisch, umfassend und nachvollziehbar zu ermitteln, zu beschreiben<br />

und zu bewerten. Auch langfristige Auswirkungen, Alternativen und Verzicht auf das<br />

Vorhaben („Nullvariante“) sind dabei zu berücksichtigen.


5.4 Städtische Satzungen und Verordnungen der Stadt <strong>Würzburg</strong><br />

- "Baulinien-Auflageplan", (08.06.1955)<br />

- Flächennutzungsplan der Stadt <strong>Würzburg</strong>, (01.04. 1987)<br />

- Bebauungsplan<br />

24.März 2000<br />

"Innenstadt <strong>Würzburg</strong>", (19.11.1998) Bekanntmachung<br />

- Baumschutzverordnung der Stadt <strong>Würzburg</strong>, (1987)<br />

- Verkehrsentwicklungsplan (1994)<br />

- Grünordnungskonzept (1996)<br />

5. Gesetzliche Schutzbestimmungen<br />

Derzeit liegen seitens der Stadt <strong>Würzburg</strong> keine Erhaltungssatzungen,<br />

Sanierungssatzungen, Gestaltungssatzungen auf der Grundlage der Regelungen<br />

im Städtebaurecht vor.<br />

39


6. Kern- und Pufferzone<br />

6. Kern- und Pufferzone<br />

40<br />

Zum langfristigen Schutz und nachhaltigen Bewahrung der visuellen und baulichen<br />

Integrität der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> und ihrer direkten Umgebung werden eine Kernund<br />

eine Pufferzone ausgewiesen. Zusätzlich sind alle wichtigen Sichtbezüge und<br />

Straßenachsen von und zur <strong>Residenz</strong> als schützenswert ausgewiesen.<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> und ihre Umgebung sind lückenlos durch Gesetze und<br />

Verordnungen der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaates Bayern<br />

geschützt:<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit Hofgarten und <strong>Residenz</strong>platz ist als Baudenkmal in<br />

die Denkmalliste eingetragen und liegt im Denkmalensemble Altstadt <strong>Würzburg</strong>.<br />

Zudem steht der Ringpark östlich hinter dem Hofgarten ebenfalls als Einzeldenkmal<br />

unter Schutz. D.h. Veränderungen an der <strong>Residenz</strong>, in ihrem Nähebereich oder im<br />

Altstadt-Ensemble unterliegen bestehenden gesetzlichen Regelungen, wie z.B.<br />

der Erfordernis einer denkmalrechtlichen Erlaubnis oder des Einfügens in den<br />

historischen Baubestand.<br />

Bestehende und künftige Welterbestätten im Freistaat Bayern erfahren durch das<br />

Landesentwicklungsprogramm Bayern 2006 (LEP) besondere Beachtung. Die<br />

Pufferzone wird durch den Umgebungsschutzbereich der <strong>Residenz</strong> nach Art. 1 Abs.<br />

3 und Art. 3 Abs. 2 DSchG abgedeckt. Art und Maß der zulässigen Bebauung und<br />

Nutzung sind in dem im Zusammenhang bebauten Innenstadtgebiet grundsätzlich<br />

im §34 Baugesetzbuch (BauGB) geregelt. Ein weiteres Schutzinstrument sind<br />

die auf der Grundlage des §2 Abs. 1 Satz 1 Baugesetzbuch (BauGB) erlassenen<br />

Bauleitpläne, wie der Flächennutzungsplan der Stadt <strong>Würzburg</strong> und Bebauungspläne<br />

für die Altstadt und die benachbarten Stadtviertel.<br />

Bei größeren baulichen oder strukturellen Veränderungen in der Umgebung der<br />

Welterbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> werden die gesetzlich vorgegebenen Instrumente<br />

der Bauleitplanung angewendet, wie z.B. der qualifizierte Bebauungsplan, der<br />

städtebauliche Sanierungsplan, der Verkehrsleitplan oder der Grünordnungsplan.<br />

Im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange bei Einzelbauvorhaben,<br />

Bauleitplanungen oder Aufstellung von kommunalen Satzungen kann die Bayerische<br />

Schlösserverwaltung als Denkmaleigentümer ihre Bedenken bzw. Anregungen in<br />

den Abwägungsprozess einbringen.<br />

Darüber hinaus kann die Kommune Satzungen erlassen, wie z.B. Sanierungs-,<br />

Erhaltungs- oder Gestaltungssatzungen, die eine Erhaltung der historischen Struktur<br />

und Bausubstanz gewährleisten sowie nachteilige Veränderungen weitgehend<br />

ausschließen. Zukünftig wird in diesen Satzungen ausdrücklich auf den Schutz der<br />

UNESCO-Welterbestätte und ihrer Umgebung hingewiesen.


Die Kernzone umfasst die 1981 eingetragene UNESCO-Weltkulturerbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong><br />

mit Hofgarten und <strong>Residenz</strong>platz. Sie besteht aus:<br />

- <strong>Residenz</strong>schloss mit Ehrenhof und <strong>Residenz</strong>platz (Fl.-Nr. 10697),<br />

- Hofgarten (Fl.-Nr. 10700, 10701, 10702, 10703, 10706, 10707) mit Orangerie (Fl.-<br />

Nr. 10699) und Ökonomie (Fl.-Nr. 10705),<br />

- Bastionsmauern (Fl.-Nr. 10704),<br />

- Gesandtenbau (Fl.-Nr. 10698)<br />

- Rosenbachhof (Fl.-Nr. 8410)<br />

- Rosenbachpark (Fl.-Nr. 8411)<br />

Kernzone (rot) der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong><br />

6. Kern- und Pufferzone<br />

41


6. Kern- und Pufferzone<br />

Die Kernzone der Welterbestätte <strong>Residenz</strong> wird begrenzt:<br />

- im Norden durch die nördliche Grenze und die östliche Grenze des Rosenbachparks<br />

und den Rennweg von der nordöstlichen Ecke bis einschließlich der nordöstlichen<br />

Bastion,<br />

- im Osten durch die Bastionen zu den Anlagen des Ringparks östlich von <strong>Residenz</strong><br />

und Hofgarten („Klein-Nizza“)<br />

- im Süden durch die südliche Grenze des Küchengartens und der Hofgärtnerei zu<br />

den Grundstücken von Strafjustizzentrum und Kilianeum südlich des Hofgartens<br />

und durch den Josef-Stangl-Platz<br />

- im Westen durch die Balthasar-Neumann-Promenade und die Kapuzinerstraße<br />

gegenüber dem Rosenbachpark.<br />

42<br />

Luftbild Kernzone (rot) der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>


6. Kern- und Pufferzone<br />

Die Pufferzone erstreckt sich nur auf das unmittelbare Umfeld der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> und umfasst<br />

die für die Welterbestätte wesentlichen städtebauliche Bezüge und Merkmale. Entscheidend für<br />

die Ausprägung der Pufferzone ist das Ziel, die Reste des historischen Stadtbildes im Umfeld der<br />

<strong>Residenz</strong> und die für die <strong>Residenz</strong> wichtigen städtebaulichen Bezüge optimal zu schützen. Nur wenn<br />

dies gelingt, bleibt die Stadtgeschichte, die für das Verständnis der <strong>Residenz</strong> wichtig ist, dauerhaft<br />

sichtbar.<br />

In der Pufferzone ist die Kommune in jedem Fall verpflichtet, städtebauliche und baurechtliche<br />

Planungsinstrumente konsequent anzuwenden. Somit ist die Pufferzone ein Rahmen, innerhalb<br />

dessen auf der Grundlage der bestehenden Gesetze und kommunaler Vorschriften eine bewusste<br />

Stadt- oder Landschaftsplanung zum Schutz der UNESCO-Welterbestätte betrieben wird.<br />

Wichtige Raumkanten, begrenzende Straßen und Grünflächen<br />

• Rennweg von der Ecke Balthasar-Neumann-Promenade/Theaterstraße bis zur Bastion östlich<br />

des Hofgartentores (Teil des <strong>Residenz</strong>platzes vor dem Rosenbachpalais bzw. unmittelbares<br />

Vorfeld an der Nordseite von <strong>Residenz</strong> und Hofgarten)<br />

• Balthasar-Neumann-Promenade mit anliegenden Gebäuden bzw. Baublöcken und Grünflächen<br />

• Kapuzinerstraße mit anliegenden Gebäuden bzw. Baublöcken gegenüber dem Rosenbachpark<br />

• Gebäude und Freiflächen der Rotkreuzklinik und der Musikhochschule nördlich des<br />

Rosenbachparks<br />

• Anlagen des Ringparks nördlich und östlich von <strong>Residenz</strong> und Hofgarten<br />

• Gebäude und Freiflächen von Strafjustizzentrum und Kilianeum südlich des Hofgartens<br />

• Josef-Stangl-Platz mit Kirche St. Michael<br />

43


6. Kern- und Pufferzone<br />

Die Pufferzone besteht aus:<br />

• Kapuzinerstraße südlicher Teil bis Wolframstraße mit anliegenden Grundstücken und<br />

Gebäuden bis zur Oeggstraße<br />

• Hofstallstraße mit den nördlich an den Rosenbachpark angrenzenden Grundstücken<br />

(Rotkreuzklinik, Musikhochschule)<br />

• Rennweg<br />

• Ringpark nördlich und östlich der Bastionsmauer des Hofgartens,<br />

• Ottostraße mit den östlich angrenzenden Grundstücken (Landgericht, Strafjustizzentrum,<br />

Kilianeum)<br />

• Josef-Stangl-Platz mit Kirche St. Michael und östlich angrenzenden Grundstücken<br />

• Domerschulstrasse östlicher Teil bis Kettengasse<br />

• Balthasar-Neumann-Promenade<br />

• Westlich an die südliche Balthasar-Neumann-Promenade angrenzende Grundstücke bis zur<br />

Kettengasse,<br />

• Hofstraße bis zum Paradeplatz mit angrenzenden Gebäuden und dem Dom St. Kilian mit<br />

Schönbornkapelle,<br />

• Westlich an die nördliche Balthasar-Neumann-Promenade angrenzende Grundstücke bis zur<br />

Maxstraße,<br />

• Theaterstraße östlicher Teil bis Kardinal-Faulhaber-Platz und Einmündung Oeggstraße.<br />

44


Straßen- und Sichtachsen, Stadtsilhouette<br />

Durch Baumaßnahmen, insbesondere von Hochhäusern außerhalb des eigentlichen Welterbeareals<br />

bzw. der angrenzenden Pufferzonen können die Qualitäten der Welterbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong><br />

stark beeinträchtigt werden. Zumindest ist dann die „visuelle Integrität“ der UNESCO-Welterbestätte<br />

gefährdet.<br />

Um derartigen Problemen bereits im Vorfeld entgegenzuwirken, drohende Fehlentwicklungen sowie<br />

eine generelle Gefährdung des Welterbestatus zu vermeiden, werden ergänzend schützenswerte<br />

Straßen- und Sichtachsen sowie die zu schützende Stadtsilhouette definiert.<br />

Auch Fernblicke von der <strong>Residenz</strong> in das westlich und nördlich angrenzende Stadtgebiet sollten<br />

beachtet werden. In diesem Bereich ist besonders auf die Höhenentwicklung von Neubauten zu<br />

achten.<br />

Historische Straßenachsen<br />

6. Kern- und Pufferzone<br />

- Theaterstraße – Balthasar-Neumann-Promenade – Neubaustraße als Seiten des fünfeckigen<br />

Altstadtgrundrisses mit der <strong>Residenz</strong> im Schwerpunkt (A+C)<br />

- Alte Mainbrücke – Domstraße – Hofstraße – Rennweg als an der <strong>Residenz</strong> vorbeiführende<br />

West-Ost-Handelsstraße (B+D)<br />

45


6. Kern- und Pufferzone<br />

Wichtige Zugänge zur <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>:<br />

A Zugang von der Theaterstraße (oben)<br />

C Zugang von der Balthasar Neumann Promenade<br />

46


B) Zugang von der Hofstraße<br />

D) Zugang vom Rennweg<br />

6. Kern- und Pufferzone<br />

47


6. Kern- und Pufferzone<br />

48<br />

Prägende Sichtbezüge von der <strong>Residenz</strong>:<br />

- in die Hofstraße auf den Dom mit der Schönbornkapelle<br />

- in die Theaterstraße mit den Weinbergen im Hintergrund<br />

- zur Festung Marienberg<br />

Charakteristische Stadtsilhouette:<br />

- Dom St. Kilian (6)<br />

- Neumünsterkirche St. Johannes (4)<br />

- Marienkapelle (3)<br />

- Stift Haug (1)<br />

- Neubaukirche (9)<br />

- Kirche St. Michael (8)<br />

- Kirche St. Peter und Paul (11)<br />

- Kirche St. Stefan (10)<br />

- Augustinerkirche (2)<br />

- Rathaus (5)<br />

Wichtige Fernblicke:<br />

- Hang östlich hinter der <strong>Residenz</strong>: nördliches Frauenland, Hubland in der<br />

Blickachse Festung Marienberg – <strong>Residenz</strong><br />

- Festungsberg (7)<br />

- Nikolausberg (12)<br />

- Steinberg


6. Kern- und Pufferzone<br />

Kern- und Pufferzone überlagern sich mit bereits denkmalgeschützten Bereichen. Das<br />

Denkmalensemble der Altstadt <strong>Würzburg</strong> kann als bestehende Schutz- oder Pufferzone für die<br />

<strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> gewertet werden. Das Zusammenspiel der verschiedenen Schutzbereiche stellt<br />

die bestmögliche Bewahrung der Gebäude in direktem Umfeld zur Welterbestätte sicher. Zusätzlich<br />

wird durch die bestehenden Eigentumsverhältnisse höchstmöglicher Schutz für die <strong>Residenz</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> gewährleistet.<br />

Überlagerung des <strong>Denkmalschutz</strong>ensembles der Stadt <strong>Würzburg</strong> (orange) mit der Kernzone (rot)<br />

und Pufferzone (gelb) der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong><br />

49


7. Überwachung<br />

7. Überwachung<br />

50<br />

Die denkmalpflegerische Betreuung und die Überwachung der Einhaltung der<br />

bau- und denkmalpflegerischen Vorschriften werden von folgenden Institutionen<br />

geleistet:<br />

• Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst als oberste<br />

<strong>Denkmalschutz</strong>behörde, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege als<br />

Fachbehörde<br />

• Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München, als<br />

Liegenschaftsverwaltung und Denkmalfachbehörde<br />

• Staatliches Bauamt <strong>Würzburg</strong> als zuständige Baudienststelle<br />

Der Freistaat Bayern und die Stadt <strong>Würzburg</strong> verpflichten sich, für einen<br />

umfassenden und dauerhaften Schutz des Welterbegebiets Sorge zu tragen.<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit Hofgarten und <strong>Residenz</strong>platz steht im Eigentum<br />

des Freistaates Bayern, vertreten durch das Finanzressorts. Die Bayerische<br />

Schlösserverwaltung als ausführende Behörde des Finanzministeriums leistet<br />

die praktische Baudenkmalpflege und übt die bauliche und denkmalpflegerische<br />

Fachaufsicht über das für den Bauunterhalt und die Baumaßnahmen zuständige<br />

Staatliche Bauamt <strong>Würzburg</strong> aus. Alle die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> betreffenden<br />

Planungen, baulichen Belange und Nutzungsanforderungen werden in Absprache<br />

der zuständigen Fachreferenten der Bau- oder Museumsabteilung und des<br />

Restaurierungszentrums der Bayerischen Schlösserverwaltung getroffen, ggf. unter<br />

Einbeziehung externer Experten. In regelmäßigen Abständen finden Arbeitstreffen<br />

aller Beteiligten vor Ort statt, bei denen aktuelle und künftige Fragestellungen<br />

bezüglich baulicher Maßnahmen und Nutzung (Veranstaltungen/Tourismus)<br />

hinsichtlich ihrer denkmalpflegerischen Verträglichkeit erörtert werden.<br />

Im städtischen Umfeld der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> anstehende Planungen werden<br />

von der im Jahre 2009 konstituierten Koordinierungsgruppe in regelmäßigen<br />

Treffen erörtert und abgestimmt. Vertreter der Bayerischen Schlösserverwaltung,<br />

des Wissenschaftsministerium, von ICOMOS, des Bayerischen Landesamtes<br />

für Denkmalpflege sowie der Stadt <strong>Würzburg</strong> stimmen hier gemeinsam künftige<br />

Planungen und Maßnahmen ab und können so frühzeitig auftretende Konfliktfälle<br />

beilegen. Die Bayerische Schlösserverwaltung arbeitet die Ergebnisse dieser<br />

Besprechungen im Sinne des „Periodic Reporting“ in den 2009 konstituierten<br />

Managementplan ein und aktualisiert somit ständig alle zum Erhalt der <strong>Residenz</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> und des umliegenden Ensembles betreffenden Belange.


7. Überwachung<br />

Ausschlaggebende Indikatoren und deren zeitliche Vorgaben für die Überwachung:<br />

(BSV: Bayerische Schlösserverwaltung; SGV: Schloss- und Gartenverwaltung <strong>Würzburg</strong>; StBA<br />

<strong>Würzburg</strong>: Staatliches Bauamt <strong>Würzburg</strong>; LGA: Landesgewerbeanstalt Bayern)<br />

Indikator Zeitraum Archivierung<br />

1. Stadtbild + Pufferzone laufend Bauordnungsamt,<br />

Stadtplanungsamt<br />

2. Tourismusentwicklung jährlich Congress Tourismus<br />

Wirtschaft <strong>Würzburg</strong><br />

3. Besucherentwicklung und Nutzung laufend BSV:<br />

Liegenschafts- u.<br />

Öffentlichkeitsabteilung<br />

4. Zustand der Bausubstanz<br />

laufend StBA (nach Art. 73<br />

Überwachung Brandschutz +<br />

BayBO)<br />

Versammlungsstättenverordnung+<br />

BSV – Bauabteilung<br />

Bühne<br />

SGV mit<br />

Sachverständigen im<br />

Rahmen der Wartung<br />

5 Blitzschutz jährliche Prüfung StBA <strong>Würzburg</strong> mit<br />

LGA<br />

6. Elektrische Anlagen jährlich LGA, Unterlagen bei<br />

SGV und StBA<br />

7. Klimamonitoring laufend BSV-Restaurierungszentrum,<br />

StBA mit<br />

Sachverständigen<br />

Die zuständigen Ämter stehen in engem und regelmäßigem Kontakt mit der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung als grundbesitzverwaltender Behörde, die alle Informationen sammelt und<br />

als örtlicher Beauftragter für UNESCO-Angelegenheiten der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> fungiert. Sie<br />

überwacht die Einhaltung der Zielvorstellungen und informiert das Bayerische Staatsministerium für<br />

Wissenschaft, Forschung und Kunst.<br />

51


7. Überwachung<br />

52<br />

Zu 4. Zustand der Bausubstanz:<br />

Das Staatliche Bauamt <strong>Würzburg</strong> trägt die Verantwortung für die Einhaltung<br />

der öffentlich-rechtlichen Vorschriften bei baulichen Maßnahmen an der<br />

<strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> und für die bauliche Unterhaltung. Es ist damit auch<br />

verantwortlich für die bauliche Sicherheit, insbesondere die Verkehrssicherheit,<br />

den baulichen Brandschutz und die Einhaltung der baulichen Anforderungen der<br />

Versammlungsstättenverordnung. Zur Erfüllung dieser Aufgaben kann das Staatliche<br />

Bauamt <strong>Würzburg</strong> Sachverständige heranziehen. (siehe Art. 73 Abs. 3 BayBO).<br />

Im Haushalt der Bayerischen Schlösserverwaltung werden jährlich die für den<br />

Bauunterhalt der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> notwendigen Finanzmittel bereitgestellt.<br />

Das Staatliche Bauamt <strong>Würzburg</strong> erstellt nach gemeinsamer Baubegehung und<br />

Abstimmung mit der Schloss- und Gartenverwaltung (SGV) <strong>Würzburg</strong> jährlich<br />

einen Baubedarfsnachweis, in dem alle angemeldeten Einzelmaßnahmen detailliert<br />

aufgelistet sind.<br />

Die Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung prüft den Baubedarfsnachweis<br />

und bewilligt die Einzelmaßnahmen nach baulicher, funktionaler, technischer<br />

und denkmalpflegerischer Notwendigkeit und Dringlichkeit. Die Zuteilung der<br />

Bauunterhaltsmittel erfolgt im Bauunterhaltsverzeichnis, das detailliert alle bewilligten<br />

Maßnahmen und Kosten enthält und in dem denkmalpflegerisch abzustimmende<br />

Maßnahmen besonders gekennzeichnet sind. Das Bayerische Landesamt für<br />

Denkmalpflege erhält nachrichtlich einen Abdruck des Bauunterhaltsverzeichnisses.<br />

Für die in der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> eingebauten technischen Anlagen bestehen<br />

Wartungsverträge, die die SGV <strong>Würzburg</strong> mit sachkundigen Firmen abgeschlossen<br />

hat. Diese führen in den vorgeschriebenen Zyklen, i.d.R. einmal jährlich, die Wartung<br />

der technischen Anlagen und evtl. notwendige Instandsetzungen (dann im Rahmen<br />

des Bauunterhalts) durch.<br />

Zu 5. Blitzschutz und zu 6. Elektrische Anlagen<br />

Das Staatliche Bauamt <strong>Würzburg</strong> ist zuständig für die jährliche Überprüfung der<br />

Blitzschutz- und elektrischen Anlagen. Es bedient sich hierzu eines Sachverständigen<br />

der Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA).


8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

Im Folgenden sollen für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> offensichtliche Gefahrenpotentiale<br />

benannt und bestehende Maßnahmen zu deren Abwendung aufgezeigt werden.<br />

Neben globalen Gefährdungen wie Umwelteinflüssen stehen direkte Risiken infolge<br />

von Besucherdruck und Veranstaltungen. Die Bayerische Schlösserverwaltung<br />

koordiniert mit den zuständigen Stellen die Minimierung möglicher Gefahrenpotentiale<br />

und ist darauf bedacht, unter Abwägung der verschiedenen Interessen die<br />

denkmalpflegerisch erforderlichen Schutzmaßnahmen durchzusetzen.<br />

8.1 Städtebaulicher Entwicklungsdruck<br />

Die zentrale innerstädtische Lage im Umfeld der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> bedingt einen<br />

hohen Wert der Grundstücke und damit einen hohen Entwicklungsdruck.<br />

In der Nachbarschaft zum <strong>Residenz</strong>platz entstanden 5-geschossige Neu- und<br />

Umbauten. Weitere Neubauvorhaben sind geplant. Die bis zu 15m hohen Bauten<br />

beeinträchtigen historisch bedeutsame Blickbeziehungen z.B. von der <strong>Residenz</strong><br />

zur Marienkapelle, zur Festung oder zum Dom. Das zur <strong>Residenz</strong> hin ansteigende<br />

Gelände verstärkt diese Beeinträchtigung. Zudem wird der stadtgeschichtlich<br />

wichtige Gegensatz zwischen den kleinteiligen niedrigen Altstadthäusern und dem<br />

massiven, hohen <strong>Residenz</strong>bau so sukzessive aufgehoben.<br />

Maßnahmen<br />

Um die historisch bedeutsamen städtebaulichen Situationen und Beziehungen zu<br />

schützen, ist eine exakte und behutsame Bauleitplanung zwingend erforderlich.<br />

Durch Festsetzung von moderaten Traufhöhen und klar definierten Bauweisen kann<br />

die historische Struktur erhalten, vielleicht sogar gestärkt werden.<br />

Die Bauleitplanung steuert die Entwicklung der östlichen Altstadt, um das<br />

Gebiet aufzuwerten. Insbesondere werden die Folgen des Verkehrs und der<br />

Umweltbelastungen berücksichtigt.<br />

53


8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

8.2 Verkehrsbelastung<br />

54<br />

Die <strong>Residenz</strong> ist durch ihre zentrale Lage stark in das innerstädtische<br />

Erschließungssystem eingebunden. Der <strong>Residenz</strong>platz grenzt an zwei wichtige<br />

stark befahrene Zufahrten in die Altstadt: Im Norden an den Rennweg und im<br />

Westen an die Balthasar-Neumann-Promenade. Das durchschnittliche tägliche<br />

Verkehrsaufkommen mit einem hohen Schwerlastanteil ist erheblich.<br />

Geplante intensive kommerzielle Nutzungen in der östlichen Altstadt würden das<br />

Verkehrsaufkommen rund um die <strong>Residenz</strong> zusätzlich stark erhöhen. Das starke<br />

Verkehrsaufkommen verursacht insbesondere entlang des Rennwegs Vibrationen<br />

und korrosive Schadgase. Der Platzcharakter wird durch die angrenzenden Straßen<br />

stark beeinträchtigt.<br />

Im sogenannten Oegg-Tor zwischen Rosenbachhof und <strong>Residenz</strong> verengt sich<br />

die Fahrbahn des Rennwegs auf eine Spur. Durch den häufigen Anprall von<br />

Fahrzeugen, vor allem Lkws, weisen die profilierten Muschelkalkpfeiler und die<br />

originalen kunstvollen schmiedeeisernen Gitter über der Durchfahrt viele Ausbrüche<br />

und Fehlstellen auf: Originalsubstanz geht verloren.<br />

Maßnahmen<br />

Die Auswirkungen von Vibration und Schadgasen müssen durch Beobachtung von<br />

Zustandsveränderungen (Monitoring) dokumentiert werden. Bei Feststellung eines<br />

Zusammenhangs zwischen Verkehrsbelastung und Schäden am Bauwerk muss<br />

dem mit einer Anpassung des städtischen Verkehrskonzeptes Rechnung getragen<br />

werden.<br />

Die Stadt <strong>Würzburg</strong> plant eine neue Straßenbahnlinie zum Stadtteil Frauenland/<br />

Hubland, die über die Balthasar-Neumann-Promenade geführt werden soll. Dadurch<br />

würde Individual- und Busverkehr auf die umweltfreundlichere Straßenbahn verlegt.<br />

Je nach gewählter Trassenvariante müsste auch die Fahrbahnbreite und damit auch<br />

der Kfz-Verkehr in der Balthasar-Neumann-Promenade Rennweg verringert, auf<br />

dem Rennweg möglicherweise vollständig reduziert werden.


8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

8.3 Umwelteinflüsse (Schädlinge, Licht, Luftfeuchtigkeit etc.)<br />

Neben dem Verkehr stellen Umwelteinflüsse wie Licht, Klima und Wetterphänomene<br />

sowie Schädlinge weitere Problemfaktoren dar.<br />

1. Tiere als Schädlinge<br />

Fassaden und Fensterbänke werden häufig von Tauben angeflogen. Trotz<br />

Maßnahmen zur Taubenvergrämung nutzen die Vögel verbliebene Lücken als<br />

Rast- oder Nistplätze und verursachen mit ihrem Kot erhebliche Verschmutzungen.<br />

Taubenkot wirkt sich nicht nur negativ auf die ästhetische Erscheinung des Gebäudes<br />

aus, Kot wirkt auch stark ätzend. Durch Regenwasser können alkalische Salze<br />

aus ihm heraus gelöst und ins Mauergefüge gespült werden. Häufig angeflogene<br />

Bauwerkteile erleiden zudem mechanische Schäden.<br />

Maßnahmen<br />

Um die Verschmutzung der Fassaden durch Taubenkot einzuschränken, ist die<br />

Vergrämung regelmäßig zu warten und ggf. auszuweiten. Damit weiterhin ein Befall<br />

durch Schadinsekten vermieden wird, wird ein Standard für die Sammlungshygiene<br />

eingeführt. Für das rechtzeitige Erkennen und Behandeln eines trotzdem auftretenden<br />

Befalls wird ein Monitoringprogramm konzipiert.<br />

2. UV-Strahlung<br />

Für die optimale Wahrnehmung der Schlossräume und ihrer Ausstattungen durch die<br />

Besucher ist ein spezielles Farbspektrum erforderlich, wie es natürliches Tageslicht<br />

aufweist. Auch die Sichtbezüge zu den Gärten und Stadtfassaden sind mit dem Blick<br />

durch Fenster ohne Lichtschutz gut realisierbar. Tageslicht weist jedoch einen hohen<br />

Anteil an Ultraviolett- und Infrarotstrahlung auf und kann aufgrund der Abhängigkeiten<br />

vom Wetter und von Tageszeiten in seiner Intensität nicht reguliert werden.<br />

Maßnahmen<br />

Zur Planung von Verbesserungen des Lichtschutzes wird derzeit eine Prüfung<br />

des individuellen Lichtschutzbedarfs der Ausstattung und ein Abgleich mit bereits<br />

vorhandenen Lichtschutzeinrichtungen durchgeführt.<br />

3. Luftfeuchtigkeit und Temperatur<br />

Das Innenraumklima folgt aufgrund von Undichtigkeiten der Gebäudehülle träge dem<br />

Verlauf des Außenklimas. Unkontrolliertes Öffnen von Fenstern und Türen bewirkt<br />

plötzliche und heftige Schwankungen. Insbesondere hygroskopische Werkstoffe<br />

und Materialverbindungen reagieren stark auf wechselnde Klimabedingungen.<br />

55


8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

56<br />

Schädliche Salze in den Materialien werden aktiviert. Neben Spannungen durch<br />

Dimensionsänderungen kann es bei länger andauernder Trockenheit zu irreversiblen<br />

Versprödungen, bei zu hoher Luftfeuchtigkeit zu Mikroben- und Algenbewuchs<br />

kommen.<br />

Maßnahmen<br />

Ständige Klimamessungen und -aufzeichnungen (Thermohygrograph, Datenlogger)<br />

geben einen Überblick über die Situation, um falls notwendig Maßnahmen zur<br />

Optimierung der Klimabedingungen zu planen.<br />

4. Besondere Wettereinflüsse<br />

Wetterphänomene, wie Stürme, Gewitter, Starkregenfälle, Überschwemmungen,<br />

Hagel und Schneelast stellen Gefährdungen für das Gebäude und den Hofgarten<br />

dar. Aufgrund des globalen Klimawandels ist in den kommenden Jahren mit einer<br />

Zunahme schwerer lokaler Unwetterereignisse zu rechnen. Stürme führen zu<br />

Dachabdeckungen, aufgedrückten Dachfenstern sowie starkem Winddruck auf<br />

Fenstern und Fenstertüren. Als Folgeerscheinung sind Einregnungen in den<br />

Dachraum möglich. Es kann zu Wasserschäden an darunter liegenden Decken und<br />

Gewölbefassungen kommen. Bei Starkregen und Wind kann außerdem Wasser<br />

durch die Fensterfugen in die Innenräume eindringen. Dort bilden sich Wasserflecken<br />

an der Wandvertäfelung und auf den Parkettböden.<br />

Nach Starkregenereignissen durchfeuchtet anstehendes Grundwasser den<br />

Marmorboden des Gartensaales sowie an der Gartenfassade die Sockel- und untere<br />

Brüstungszone. Dies führt zu Schäden, z.B. Absandung des Steins, Algenbildung<br />

und Salzausblühungen.<br />

Im Hofgarten können Stürme zum Abbrechen von Ästen oder sogar zum Umstürzen<br />

von Bäumen führen. Eine starke Erhöhung der Temperaturen könnte ein Auftreten<br />

von bestimmten Krankheitserregern begünstigen und langfristig auch das<br />

Absterben von bestimmten Baumarten bewirken. Starkregenereignisse verursachen<br />

Ausschwemmungen der wassergebundenen Wegedecken.<br />

Maßnahmen<br />

Durch kontinuierlichen Bauunterhalt und nach Erfordernis durch umfassende<br />

Instandsetzungen schadhafter Baukonstruktionen, besonders bei Dächern und<br />

Fassaden wird sichergestellt, dass die Gebäude auch extremeren Wetterereignissen<br />

standhalten und die historische Bausubstanz und Ausstattung nicht geschädigt<br />

werden.<br />

Bauliche Mängel müssen bis zu ihrer Behebung durch gesteigerte Wachsamkeit<br />

aufgefangen werden, z.B. durch Rufbereitschaft des Hausmeisters bei<br />

Sturmwarnungen und Kontrollrundgängen nach Sturmereignissen.<br />

Die kontinuierliche Parkpflege durch das eigene gärtnerische Personal ermöglicht eine<br />

fortwährende Kontrolle des Hofgartens auf Schäden, die durch Unwetterereignisse


8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

zu verzeichnen sind. Bei Bedarf können gezielte Maßnahmen zügig eingeleitet und<br />

entstandene Schäden zeitnah beseitigt werden.<br />

Durch eine zweimal jährlich durchgeführte Kontrolle des Baumbestandes werden<br />

Schäden und Krankheiten frühzeitig erkannt. Systematische Stärkungs- oder<br />

Krankheitsbekämpfungsmaßnahmen lassen sich so frühzeitig einleiten. Durch<br />

regelmäßige Baumpflege und ggf. Fällung kranker Bäume werden weitere Schäden<br />

und Gefährdungen vermieden.<br />

8.4 Tourismusdruck und Naherholung<br />

Innerhalb der Bayerischen Schlösserverwaltung ist die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> nach<br />

den drei Königsschlössern (Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee) das<br />

besucherstärkste Objekt.<br />

Im Jahr 2008 besuchten an den 360 Öffnungstagen etwa 335.000 Gäste die<br />

historischen Räume der <strong>Residenz</strong>. Jahreszeitlich sind bei den Besucherzahlen<br />

große Schwankungen zu verzeichnen. An Spitzentagen im Sommer werden bis zu<br />

5.000 Besucher gezählt, während es an Wintertagen häufig weniger als 100 sind.<br />

Die Kapazitätsgrenzen der <strong>Residenz</strong> sind insbesondere an Tagen mit sehr hohem<br />

Besucheraufkommen deutlich erkennbar.<br />

Für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> wäre ein ausreichend dimensionierter zentraler<br />

Eingangsbereich wünschenswert, der eine gezielte Lenkung der Besucher und<br />

eine bessere Einlasskontrolle ermöglicht. Der Zugang führt ohne Klimaschleuse<br />

und ohne räumliche Abgrenzung vom Ehrenhof über einen kleinen Kassenraum<br />

direkt ins Vestibül. Die ungünstig liegende Garderobe bietet bei Tagen mit großen<br />

Andrang nur eine begrenzte Anzahl Schließfächer, so dass Besucher Gepäck in die<br />

Schauräume mitnehmen.<br />

Für den Hofgarten der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> liegen derzeitig keine Besucherzahlen<br />

vor, da er frei zugänglich ist. Als innerstädtische Gartenanlage mit zentraler Lage<br />

ist er jedoch ganzjährig einem hohen Nutzerdruck ausgesetzt. Der Hofgarten<br />

dient sowohl als beliebter Naherholungsort, als innerstädtischer Abkürzungs- und<br />

Durchgangsweg wie auch als Areal um Hunde auszuführen.<br />

Mit dem hohen Besucheraufkommen ist ein erhöhtes Schadensrisiko für die<br />

denkmalgeschützte Ausstattung des Gebäudes und des Gartens verbunden.<br />

Die <strong>Residenz</strong> ist ein Raumkunstmuseum, in dem die historischen Möbel,<br />

Tapisserien, Gemälde, Leuchter etc. frei aufgestellt bzw. aufgehängt sind. Diese<br />

Kunstgegenstände können somit nicht durch Vitrinen geschützt werden. Sie<br />

unterliegen dem wechselnden Raumklima und sind durch absichtliche oder<br />

unabsichtliche Berührungen der Besucher gefährdet.<br />

Die starken Schwankungen des Außenklimas werden aufgrund fehlender<br />

baulicher Barrieren (Klimaschleusen) ungebremst mit eintretenden Besuchern<br />

in das Gebäude getragen. Trockene Luft strömt insbesondere im Winter in das<br />

Haus, zusätzlich angefacht durch unzureichende Trennung von beheizten und<br />

57


8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

58<br />

unbeheizten Räumen. Zusätzlich kommt es bei regnerischem Wetter verstärkt zu<br />

Feuchtigkeitseintrag durch nasse Kleidung und Gepäckstücke. Große Mengen<br />

an Besuchern verbrauchen entsprechend viel Sauerstoff, darum wird frische<br />

Luft durch unkontrollierte Fensterlüftung zugeführt, was einen weiteren Faktor<br />

für wechselnde Klimabedingungen darstellt. Klimaschwankungen führen bei<br />

hygroskopischen Materialien (Holz, Fassungen, Textilien usw.) zu wiederkehrenden<br />

Dimensionsänderungen, auf die Dauer zu Materialermüdung (Furniermöbel,<br />

Gemälde etc.).<br />

An schönen Sommertagen ist der Nutzungsdruck im Hofgarten besonders groß<br />

und führt oftmals zu Schäden vor allem an Rasenflächen, Beetbegrenzungen und<br />

einzelnen Pflanzen.<br />

Maßnahmen<br />

Derzeit wird ein neues Erschließungskonzept erstellt: Der Eingangsbereich<br />

soll deutlich erweitert werden, um die zeitweise extrem großen Besucherströme<br />

aufzunehmen und zu lenken. Deshalb sind ein vergrößerter zentraler<br />

Besucherempfangsbereich mit ausreichendem Platz für die notwendigen<br />

Serviceeinrichtungen sowie neue Informations- und Aufenthaltsbereiche und<br />

ein verbessertes Besuchermanagement mit zeitgesteuerter elektronischer<br />

Einlasskontrolle erforderlich.<br />

Ziele eines verbesserten Erschließungskonzepts sind: Konservatorisch optimierte<br />

Klimabedingungen in den Schauräumen, bessere Besucherlenkung, Verstetigung<br />

der Führungen, kleinere Gruppen, verbesserter Besucherservice (Museumsladen,<br />

zusätzliche Garderoben und Schließfächer), neue Angebote während der<br />

Wartezeiten (Museumscafé, Museumsladen, Filmraum, Infobereich).<br />

Zur Reduzierung des Schadensrisikos sind ausreichend Schließfächer für<br />

Besuchergepäck bereit zu stellen. In den Räumen, die nur im Rahmen einer Führung<br />

zu besichtigen sind, wurde die Gruppengröße in den letzten Jahren sukzessive<br />

auf 40 Teilnehmer reduziert. Sowohl in diesen geführten Bereichen wie in den<br />

Räumen, die im freien Rundgang zu besichtigen sind, werden Diebstahlsicherheit<br />

und Besucherservice durch ausreichendes Führungs- und Aufsichtspersonals<br />

gewährleistet.<br />

Schäden am Hofgarten und seinen Ausstattungselementen werden, soweit möglich,<br />

umgehend repariert oder beseitigt, Müll wird regelmäßig eingesammelt etc. Dies soll<br />

ein dem UNESCO-Weltkulturerbe angemessenes Erscheinungsbild gewährleisten<br />

und die Hemmschwelle gegen mutwillige Beschädigungen und Verunstaltungen<br />

erhöhen.


8.5 Veranstaltungen<br />

8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

Schon unter den Fürstbischöfen fanden in den Sälen der <strong>Residenz</strong> Empfänge und<br />

Veranstaltungen statt, wenn auch meist in bescheidenerem Umfang und seltener als<br />

heute. Mit der „Mozartwoche“ als Vorgänger des jährlich stattfindenden Mozartfestes<br />

begann im Juni 1921 die regelmäßige Nutzung des Kaisersaals als Konzertsaal.<br />

Seitdem ist die <strong>Residenz</strong> ein begehrter Veranstaltungsort. Veranstaltungsnutzungen<br />

sind mittlerweile in nahezu allen Bereichen zu verzeichnen. Zu den etablierten<br />

Traditionsveranstaltungen zählen neben dem Mozartfest das Barockfest, das<br />

Hofgartenweinfest und die Italienischen Nächte.<br />

In den großen historischen Räumen der <strong>Residenz</strong> und im Hofgarten finden<br />

durchschnittlich etwa 100 Veranstaltungen unterschiedlicher Art (Konzerte,<br />

Empfänge, Festakte, Vorträge usw.) im Jahr statt. Die Mehrzahl der Veranstaltungen<br />

findet in den Monaten Mai bis Mitte Oktober statt, da nur der Fürstensaal beheizbar<br />

ist.<br />

Weitere Veranstaltungsschwerpunkte sind die vom Staatlichen Hofkeller genutzten<br />

historischen Kellerräume und der von der Universität als Multifunktionssaal genutzte,<br />

rekonstruierte Toskanasaal.<br />

Während des jährlich stattfindenden Mozartfests in der <strong>Residenz</strong> werden momentan<br />

zwei Konzerte im Hofgarten der <strong>Residenz</strong> abgehalten. Beim sogenannten<br />

„Hofgartenfest“ im Frühsommer werden eine Woche lang im Bereich der westlichen<br />

Baumallee des Südgartens Ausschank- und Verpflegungsstände sowie Tisch- und<br />

Bankgarnituren aufgestellt.<br />

Langzeitschäden durch Veranstaltungsnutzungen in den musealen Räumen und<br />

den Gartenanlagen sind zu beobachten:<br />

Bei großen Konzertveranstaltungen verursachen starke Raumklimaschwankungen<br />

einen schnelleren Alterungsprozess der fragilen Raumfassungen. Zudem werden<br />

die Oberflächen (Böden, Wandflächen, Türen) durch Veranstaltungen sowie Aufund<br />

Abbau abgenutzt und im Einzelfall auch beschädigt. Eine unsachgemäße<br />

Reinigung der Verschmutzungen kann zu weiteren Schäden führen.<br />

Bei den im Hofgarten abgehaltenen Veranstaltungen kommt es häufig zu<br />

Schädigungen: Der Fahrverkehr während der Auf- und Abbauarbeiten und die<br />

enormen Besuchermengen während des Hofgartenfests führen in der Summe<br />

zu irreversiblen Bodenverdichtungen in benachbarten Vegetationsflächen und<br />

dem Wurzelraum der Alleebäume. Auch werden immer wieder Blumen in den<br />

Rahmenrabatten der Parterres niedergetreten, Rasenflächen werden nachhaltig<br />

geschädigt. Das Gartendenkmal wird durch Ein- und Aufbauten und auch durch die<br />

notwendigen Absperrvorrichtungen (Gitter, Zäune, Flatterbänder, u.a), die im Zuge<br />

von Veranstaltung im Garten platziert werden, temporär optisch beeinträchtigt.<br />

Maßnahmen<br />

Der Nutzungsdruck wurde durch die Festlegung von Pausentagen zwischen<br />

Veranstaltungen bzw. Veranstaltungsblöcken und einer Verringerung der maximal<br />

59


8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

60<br />

zulässigen Personenzahl in den großen historischen Räumen bereits deutlich<br />

reduziert.<br />

Um die historische Bausubstanz sowie Raumdekoration zu schonen, wird mit<br />

organisatorischen und technischen Schutzmaßnahmen bei Veranstaltungen das<br />

mögliche Schadenspotential weitgehend minimiert. Kompetentes Hauspersonal<br />

überwacht den Auf- und Abbau sowie den Veranstaltungsablauf, die Aufstellung von<br />

Schutzvorkehrungen und die Einhaltung von Hausordnung.<br />

Die Bayerische Schlösserverwaltung hat für jeden Veranstaltungssaal spezielle<br />

Nutzungsklassifikationen erstellt. Diese Differenzierung erlaubt Veranstaltungen<br />

mit warmen Essen nur in den dafür ausgelegten Räumen, die wiederum über<br />

spezielle Cateringküchen in untergeordneten Nebenbereichen verfügen, um die<br />

Belastungen so gering wie möglich zu halten. Die derzeit gültige „Klassifizierung der<br />

Veranstaltungsräume“ und die darin fixierten Nutzungseinschränkungen, die für die<br />

Durchführung von Veranstaltungen gelten, wird eingehalten und weiter entwickelt.<br />

Um die großen Säle (Gartensaal, Weißer Saal und Kaisersaal) mit ihren originalen<br />

Ausstattungen langfristig zu erhalten, sollen Veranstaltungen soweit möglich<br />

auf rekonstruierte oder nicht mehr historisch ausgestattete Säle (Toskanasaal,<br />

Fürstensaal oder Rondellsaal) verlagert werden.<br />

Im Bereich des Hofgartens sorgen geeignete Schutzvorkehrungen wie Absperrungen<br />

seit einigen Jahren für eine sichtbare Verringerung der Schäden. In Zukunft ist in<br />

besonderem Maße darauf zu achten, dass im Hofgarten über die traditionellen<br />

Veranstaltungen hinaus ausnahmslos gartendenkmalverträgliche Veranstaltungen<br />

zugelassen und auf dafür geeignete Bereiche der Anlage beschränkt werden.<br />

Auch im Garten müssen zur Vermeidung von Schäden hohe Anforderungen an<br />

Veranstalter, Firmen und beaufsichtigendes Personal gestellt werden.<br />

Die Bayerische Schlösserverwaltung erwägt außerdem bestimmte Bereiche des<br />

Hofgartens als „Tabuzonen“ für Veranstaltungen und sonstige Sondernutzungen<br />

zu definieren, andere Bereiche wie den Rosenbachpark oder den Musikplatz/<br />

Lindensaal hingegen für Veranstaltungen unter speziellen Auflagen freizugeben.<br />

Mittel- bis langfristig wäre die Verlagerung von Veranstaltungen in den Rosenbachpark<br />

zu einer deutlichen Entlastung für den Hofgarten wünschenswert.


8.6 Anderweitige Nutzungen<br />

8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> wurde bereits bei der Planung für unterschiedliche<br />

Nutzungszwecke ausgelegt. Neben der fürstbischöflichen Hofhaltung war das<br />

Gebäude zugleich Verwaltungsmittelpunkt des Fürstbistums. Mit dem Staatsarchiv<br />

und dem Staatlichen Hofkeller bestehen auch noch Nutzungen, für die das Gebäude<br />

einst geplant wurde. Andere Nutzungen ergaben sich aus den Zwängen, die der<br />

Wiederaufbau nach der Zerstörung 1945 mit sich brachte.<br />

Folgende Einrichtungen, Institutionen und Nutzungen sind in der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong><br />

mit ihren Flügelbauten (Rosenbachhof und Gesandtenbau) heute unterbracht:<br />

<strong>Residenz</strong>: Museumsräume der Schlösserverwaltung, Zweiggalerie der<br />

Staatsgemäldesammlungen, Schloss- und Gartenverwaltung <strong>Würzburg</strong>,<br />

Staatsarchiv <strong>Würzburg</strong>, Staatlicher Hofkeller mit historischem Holzfasskeller sowie<br />

Produktionsanlagen und Lagerfässern, Universität mit dem Martin von Wagner<br />

Museum (Gemälde- und Graphische Sammlung sowie Antikenabteilung) und<br />

philosophischen Instituten, 9 Wohnungen.<br />

Gesandtenbau: Gaststätte<br />

Rosenbachhof: Zentralabteilung des Landesamtes für Finanzen, Staatlicher<br />

Hofkeller mit Verwaltung, Verkauf und Lagerkeller<br />

<strong>Residenz</strong>platz: Parkplatznutzung für Pkw, Straßenflächen<br />

Hofgarten und Rosenbachpark: Öffentliche Parkanlagen<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> weist eine hohe Besucher- und Nutzungsdichte auf. Die an<br />

die Bewahrung eines Weltkulturerbes bzw. an eine museale Nutzung geknüpften<br />

Anforderungen stehen daher nicht immer im Einklang mit einem zeitgemäßen<br />

Universitätsbetrieb, der Nutzung der historischen Keller durch den Wirtschaftsbetrieb<br />

„Staatlicher Hofkeller“ oder der Wohnungsnutzung.<br />

Die extreme Belegung der Räume mit Instituten der Universität im Südflügel führt zu<br />

erhöhten Sicherheitsrisiken.<br />

Maßnahmen<br />

Ein neues Nutzungskonzept mit Schwerpunkt Museumsnutzung (d.h. Kernnutzung:<br />

Schauräume, Hofgarten, Akzessorisch: Besuchereinrichtungen) wird derzeit erstellt.<br />

Die Übernutzung durch die Universität im Südflügel kann und soll langfristig durch<br />

Auslagerung des Lehrbetriebs abgebaut werden.<br />

61


8. Gefahrenpotentiale und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

8.7 Ensemble- und Gebäudesicherung, Katastrophenschutz<br />

62<br />

Vereinzelt sind Schäden durch Vandalismus zu verzeichnen. Seit dem Zweiten<br />

Weltkrieg gab es keine Brände.<br />

Die Gefahr für spontane Diebstähle und Beschädigungen besteht bei großen<br />

Besuchermengen. Katastrophen, Anschläge oder Diebstähle könnten den Verlust<br />

von wertvollsten originalen Ausstattungen oder Kunstwerken zur Folge haben.<br />

Maßnahmen<br />

Ein umfassendes Brandschutzkonzept mit baulichem Brandschutz (Brandabschnitte,<br />

Flucht und Rettungswege u.a.), technischer Brandschutz (Brandmeldeanlagen,<br />

Feuerwehreinsatzpläne u.a.) und organisatorischer Brandschutz (Feuerlöscher,<br />

Hydranten, Schulung des Personals) wurde bereits umgesetzt.<br />

Es besteht ein ganzheitliches Sicherheitskonzept aus baulichen Maßnahmen<br />

(Einfriedungen, einbruchhemmenden Bauteilen, Schließanlage, u.a.) technischen<br />

Einrichtungen (Einbruchmeldeanlagen, Videoüberwachung, Zutrittskontrolle u.a.)<br />

und organisatorischen Maßnahmen (Aufsichten, Alarmweiterleitung an die Polizei<br />

u.a.). Eine Verstärkung des Aufsichtspersonals an besucherstarken Tagen soll<br />

Diebstählen und Beschädigungen vorbeugen.<br />

Ein Notfall- und Evakuierungsplan wird erstellt. Im Zuge der Entwicklung<br />

eines Notfallplans besteht bereits im Vorfeld die Möglichkeit, sich mit<br />

Gefahren auseinanderzusetzen, die eine Sammlung bedrohen können und so<br />

Personenschäden, Schäden an Kunst- und Kulturgut sowie Verlusten vorzubeugen.<br />

Katastrophenursachen und Auswirkungen werden analysiert, um fahrlässige<br />

Verhaltensweisen zu erkennen und frühzeitig abzustellen.<br />

Im Plan wird die Zuweisung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten für den<br />

Notfall, der Informationsfluss, die Benennung von Objekten mit Bergungspriorität<br />

mit Hinweisen für die Bergung sowie die Festlegung von Ausweichstandorten für<br />

Notdeponierung geregelt.<br />

Darüber hinaus sollten ggf. Festlegungen für Aufnahmekapazitäten für<br />

Speziallagerungen (Gefrierhalle) sowie für externe Dienstleiter (Transportfirmen,<br />

Hilfskräfte) existieren. Eine weitere wichtige Vorsorgemaßnahme ist die Bereitstellung<br />

von ausreichenden Mengen an Materialien zur Trocknung und Gerätschaften zur<br />

Reinigung bzw. von Verpackungsmaterialen. Der Notfall- und Evakuierungsplan sollte<br />

schließlich auch die Nachsorge und das Vorgehen für die Schadensdokumentation<br />

beinhalten.


9. Planungsgrundlagen<br />

Inventare<br />

9. Planungsgrundlagen<br />

Grundlage aller baulichen und restauratorischen Maßnahmen ist eine präzise<br />

Kenntnis des Denkmals <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit Hofgarten und <strong>Residenz</strong>platz.<br />

Hierfür wurden von der Bayerischen Schlösserverwaltung umfassende Inventare des<br />

musealen, baulichen und gärtnerischen Zustandes erstellt sowie restauratorische<br />

Gutachten beauftragt. Darüber hinaus steht die Schlösserverwaltung in stetem<br />

fachwissenschaftlichen Kontakt zu Instituten und Universitäten, die die <strong>Residenz</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> wissenschaftlich erforschen.<br />

• Das museale Inventar, also die historischen Ausstattungs- und<br />

Einrichtungsgegenstände der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>, sind textlich in einem als<br />

„Bestandsverzeichnis“ bezeichneten, maschinenschriftlichen Kurzinventar erfasst.<br />

Fotografisch ist das museale Inventar zum Teil in Raumaufnahmen, zum Teil in<br />

Einzelaufnahmen dokumentiert, allerdings bislang noch nicht vollständig. Im zentralen<br />

Fotoarchiv der Bayerischen Schlösserverwaltung sind ältere Aufnahmen in Form<br />

von schwarz-weiß Abzügen, Negativen oder Farb-Ektachromen archiviert, neuere<br />

Aufnahmen auch als Bilddateien. Die Überführung des „Bestandsverzeichnisses“<br />

aus der Buchform in eine Datenbank, unter Einbeziehung digitaler Fotos, wurde<br />

im Zuge der gesamten elektronischen Inventarerfassung bei der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung begonnen und wird fortgesetzt.<br />

• Es ist wünschenswert für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> ein vollständiges digitales<br />

Bauaufmaß zu erstellen. Die großen Säle im Mittelbau sind bereits digital<br />

aufgenommen. Aus den CAD-Daten können für jedes Geschoss in beliebigen<br />

Maßstäben Grundrisse und Schnitte erzeugt werden, die in verschiedenen Teilbildern<br />

die konstruktive Struktur mit ihren Bauteilen und baufesten Ausstattungen zeigt.<br />

Weiter ist beabsichtigt, ein vollständiges digitales Aufmaß der <strong>Residenz</strong>fassaden zu<br />

erstellen. Für die Ostfassade liegt dies bereits vor.<br />

Auf der Basis des digitalen Aufmaßes soll ein Raumbuch für das gesamte Schloss<br />

erstellt werden. In einem ersten Schritt wären die Säle im Mittelbau und die<br />

historischen Schauräume zu erfassen.<br />

• Für den Hofgarten der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> existiert ein digitales Aufmaß aus<br />

dem Jahr 2001/02. Eine externe Vermessungsfirma wurde damit beauftragt, den<br />

kompletten Garten mit allen Bäumen, Sträuchern, Pflanz-, Rasen- und Wegeflächen,<br />

Skulpturen- und Gebäudestandorten sowie den Höhenentwicklungen zu vermessen.<br />

Dieser Plan dient als Grundlage für sämtliche gartendenkmalpflegerische<br />

Überlegungen und Planungen und wird fortgeschrieben.<br />

Für den Hofgarten der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> wurde ein digitaler Baumkataster<br />

eingeführt, das es in Zukunft ermöglicht, die gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Baumzustandskontrollen mittels einer professionellen EDV-gestützten<br />

Erfassungsmethode durchzuführen. Dazu werden zunächst sämtliche Bäume<br />

63


9. Planungsgrundlagen<br />

64<br />

erfasst und durchnummeriert. Jeder Baum wird dabei mit einer Marke mit Nummer<br />

versehen. Zu jedem Baum wird ein Datenblatt erstellt, das alle wichtigen Informationen<br />

(Baumart, Höhe, Stammumfang, Zustandsklasse, sonstige Bemerkungen) enthält.<br />

Die mobile Datenerfassung mittels Palmtop und integriertem GIS-Modul dient<br />

sowohl einer Dokumentation der Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht als auch<br />

der statistischen und wissenschaftlichen Auswertung.<br />

Außerdem sind Inventare des aktuellen Orangeriebestands, des Topfobstbestands<br />

und der im Garten befindlichen Obstbäume vorhanden. Diese Inventare werden<br />

permanent durch den Gartenmeister ergänzt und fortgeschrieben.<br />

Einige erhalten gebliebene historische Inventare geben Aufschluss über den<br />

Pflanzenbestand des Hofgartens <strong>Würzburg</strong> in der jeweiligen zeitlichen Phase.<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Die Erforschung der UNESCO-Welterbestätte <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> erfolgt durch die<br />

Bayerische Schlösserverwaltung, in Zusammenarbeit mit Freiberuflern, Universitäten<br />

und Fachhochschulen wie auch anderen Forschungseinrichtungen.<br />

Die Ergebnisse werden Interessierten und der Fachöffentlichkeit durch Publikationen<br />

der Bayerischen Schlösserverwaltung zugänglich gemacht.<br />

• Kunstgeschichtliche Forschungen<br />

Als kunsthistorisch bedeutendes Bauwerk mit ebensolcher Ausstattung<br />

steht die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> in den verschiedensten Zusammenhängen<br />

im Fokus kunsthistorischer Forschungen, die von den Fachabteilungen der<br />

Schlösserverwaltung nach Kräften unterstützt werden. Aus den letzten Jahren<br />

hervorzuheben ist die 2004 von der Schlösserverwaltung gemeinsam mit der<br />

Gesellschaft für Fränkische Geschichte herausgegebene Dissertation von Verena<br />

Friedrich, „Rokoko in der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>“. Schon seit 2001 läuft das von der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte Forschungsprojekt unter Leitung<br />

von Prof. Dr. Stefan Kummer, „Die Genese der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> und ihrer<br />

Ausstattung 1719-1779“, dessen Veröffentlichung noch aussteht. Auch die 2009<br />

abgeschlossene Restaurierung der Tiepolofresken wurde von wissenschaftlichen<br />

Symposien und entsprechenden Fachpublikationen begleitet.<br />

Für das breitere Publikum gedacht sind Veröffentlichungen wie die nach Abschluss<br />

der Restaurierung des Treppenhausfreskos 2006 in der Reihe „Bildhefte“ der<br />

Schlösserverwaltung erschienene Broschüre „Tiepolos Welt“ (2008 als englische<br />

Ausgabe „Tiepolo’s world"). Nicht zu unterschätzen ist auch der hohe fachliche<br />

Informationswert des 200 Seiten starken Amtlichen Führers „<strong>Residenz</strong> und Hofgarten<br />

<strong>Würzburg</strong>“, in den für jede Auflage neue Erkenntnisse eingearbeitet werden und<br />

der derzeit auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Japanisch<br />

erhältlich ist.


• Kunsttechnologische Forschungen<br />

9. Planungsgrundlagen<br />

Im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung von Konservierungs- und<br />

Restaurierungsmaßnahmen im Weißen Saal, an den Tiepolofresken im<br />

Treppenhaus und im Kaisersaal entstanden einige wissenschaftliche Fachaufsätze<br />

und Publikationen (z.B.: Staschull/Rösch, Die Restaurierung eines Meisterwerks.<br />

Das Tiepolo-Fresko im Treppenhaus der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong>, München 2009).<br />

Auch ein Projekt der Bundesstiftung Umwelt (Ettl/Wendler, Strukturelle Festigung<br />

historischer Putze und Stuckornamente, 2006/07) ist hier zu nennen.<br />

• Gartengeschichtliche Forschungen<br />

Die Ergebnisse der Erforschung der Anlagengenese bilden eine wesentliche Grundlage<br />

für alle Tätigkeiten der Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung.<br />

Nur die Betrachtung der Entstehungsgeschichte, der weiteren Entwicklung sowie<br />

der Vergleich mit dem jetzigen Bestand lässt eine Beurteilung und Bewertung der<br />

Gartenanlage und ihrer Elemente zu. Aus diesen Resultaten werden Ziele und<br />

Maßnahmen zur Erhaltung, Regeneration oder ggf. Wiederherstellung einzelner<br />

Gartenbereiche oder -elemente entwickelt.<br />

Spezielle gartenhistorische und -technische Themengebiete, wie der<br />

Formobstschnitt und die Orangerie werden durch die Gärtenabteilung der<br />

Bayerischen Schlösserverwaltung systematisch erforscht. Diese theoretisch<br />

erarbeiteten Grundlagen werden den gärtnerischen Regiebetrieben – auch in<br />

speziellen Schulungen – vermittelt bevor sie im Hofgarten der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong><br />

praktisch umgesetzt werden. Historisches gärtnerisch-handwerkliches Wissen wird<br />

so wiederbelebt.<br />

Die Bayerische Schlösserverwaltung bemüht sich aktiv um Kooperationen mit<br />

Universitäten. So konnte 2007 eine Diplomarbeit über die landschaftliche Partie des<br />

<strong>Würzburg</strong>er Hofgartens initiiert werden. Die von der Gärtenabteilung der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung und der Schloss- und Gartenverwaltung <strong>Würzburg</strong> mitbetreute<br />

Arbeit wird in Zukunft eine wichtige Grundlage für gartendenkmalpflegerische<br />

Maßnahmen in Bereich der landschaftlichen Partie bilden.<br />

65


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

66<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit Hofgarten und <strong>Residenz</strong>platz wurde und wird von der<br />

Bayerischen Schlösserverwaltung erhalten, instand gesetzt und für museale, aber<br />

auch veranstalterische Nutzung auf dem sicherheitstechnischen Stand der Zeit<br />

gehalten. Die stattgefundenen und geplanten Sanierungsmaßnahmen sind unter<br />

den Hauptgesichtspunkten museale, bauliche und restauratorische Maßnahmen zu<br />

sehen, die durch die Fachreferate der Schlösserverwaltung betreut werden.<br />

Im folgenden werden die jährlichen, kurzfristigen (zwei bis fünf Jahre) und langfristigen<br />

Arbeitspläne (fünf bis dreißig Jahre) und Vorhaben aufgelistet. Ausgangsituation,<br />

Handlungsgrundlagen (wie Bestandaufnahme und Schadenskartierung)<br />

Methoden, Zielsetzung, wissenschaftliche und fachliche Begleitung durch Beirat<br />

oder Forschungsinstitut werden beschrieben, ebenso wie Art und Weise der<br />

Dokumentation und das Monitoring der durchgeführten Maßnahmen.<br />

Bei der Erarbeitung des zukünftigen Rahmenplans für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> sind<br />

alle Fachabteilungen der Bayerischen Schlösserverwaltung einbezogen, die für<br />

den Erhalt der UNESCO-Welterbestätte zuständig sind. Dieser Rahmenplan wird<br />

dann kontinuierlich fortgeschrieben, um so auf Veränderungen und Entwicklungen<br />

reagieren zu können. Neben der Nennung des Restaurierungsbedarfs und des<br />

laufenden Bauunterhalt, werden auch Fragen der Sicherheit, des Brandschutzes,<br />

der Nutzung, hier auch ruhender und fließender Verkehr, und des Schutzes der<br />

Umgebung behandelt.<br />

10.1 Bauliche Maßnahmen: <strong>Residenz</strong>platz, Rosenbachhof und Gesandtenbau<br />

Bisherige Maßnahmen<br />

Im Zuge der großen Fassadensanierungsmaßnahme <strong>Residenz</strong> wurden die Fassaden<br />

des Rosenbachhofs und des Gesandtenbaus denkmalgerecht instand gesetzt und<br />

die Putz- und Natursteinflächen nach Befund im Sandsteinfarbton gefasst.<br />

Bei allen Umbaumaßnahmen im Inneren, Anbauten, Werbemaßnahmen oder<br />

Wegeleitsystemen für Zwecke des Staatlichen Hofkellers, der Präsidialabteilung<br />

des Landesamtes für Finanzen oder der <strong>Residenz</strong>gaststätte, die im Rosenbachhof<br />

bzw. Gesandtenbau untergebracht sind, wurde und wird darauf geachtet, dass diese<br />

nach außen im <strong>Residenz</strong>ensemble entweder nicht in Erscheinung treten oder sich in<br />

das historische Erscheinungsbild von <strong>Residenz</strong>, <strong>Residenz</strong>platz und Rosenbachhof/<br />

Gesandtenbau einfügen.<br />

Im Bauunterhalt wird der <strong>Residenz</strong>platz derzeit in kleinen Teilflächen denkmalgerecht<br />

instand gesetzt. Die schadhaften Großpflastersteine aus Muschelkalk werden gegen<br />

artgleiches Material in den historischen Formaten ausgetauscht. Die Pflasterflächen<br />

werden in der historischen Technik auf einem neuen, tragfähigen Untergrund neu<br />

verlegt.


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

Kurzfristige und mittelfristige Maßnahmen<br />

Es ist wünschenswert, den ursprünglichen Platzcharakter wieder herzustellen.<br />

Langfristig muss die Aufenthalts- und Gestaltqualität durch Verkehrsberuhigung,<br />

Verkehrsreduzierung, Rückbau von Verkehrsanlagen sowie stadtgestalterischen<br />

Maßnahmen gesteigert werden. Es sind ganzheitliche Konzepte zu entwickeln,<br />

die die Schädigung der Bausubstanz und die optischen Beeinträchtigungen des<br />

UNESCO-Weltkulturerbes durch das derzeitige starke Verkehrsaufkommen rund um<br />

den Platz nachhaltig reduzieren.<br />

Wünschenswert ist die Verkehrsberuhigung oder sogar Sperrung des Rennwegs<br />

für den Individualverkehr. Rennweg und Balthasar-Neumann-Promenade<br />

müssen entlang des <strong>Residenz</strong>platzes wieder die historische, mit dem Platz<br />

übereinstimmende Pflasterung erhalten. Signalanlagen, Schilder, Absperrungen,<br />

Parkplatzbewirtschaftungseinrichtungen auf oder am <strong>Residenz</strong>platz sind zu<br />

reduzieren oder denkmalverträglicher zu gestalten. Eine Reduzierung der Stellplätze<br />

kann nur im Zusammenhang mit künftigen verkehrstechnischen Umstrukturierungen<br />

durch die Stadt <strong>Würzburg</strong> erfolgen.<br />

In diese Betrachtung sind die den Platz begrenzenden Straßen und Raumkanten<br />

(Rennweg, Balthasar-Neumann-Promenade) sowie die Übergangsbereiche zu den<br />

auf den Platz hinführenden Straßen (Theaterstraße, Hofstraße, Balthasar-Neumann-<br />

Promenade) mit einzubeziehen.<br />

10.2 Bauliche Maßnahmen: <strong>Residenz</strong><br />

Bisherige Maßnahmen<br />

Dachinstandsetzung der Schieferdächer: Die Platten der Schieferdächer waren<br />

gebrochen oder abgegangen und ihr Ölgehalt war stark reduziert. Blechabdichtungen<br />

waren aufgebogen oder gerissen. Durch die undichten Stellen eindringendes<br />

Regenwasser führte zu Schäden an den Fresken und Stuckaturen darunter<br />

liegender Gewölbe. Die Dichtigkeit der Dachflächen und der Anschlüsse wurde<br />

wieder hergestellt und die Wasserableitung verbessert, um die darunter liegende<br />

Konstruktion, die baufesten künstlerischen Ausstattungen und die Fassaden<br />

vor Nässe zu schützen. Im Zusammenhang mit der jüngsten Restaurierung des<br />

Treppenhauses wurde über dem Gewölbe, das das berühmte Fresko G.B.Tiepolos<br />

trägt, eine diffusionsoffene Spezialplane gespannt. Ein Indikationssystem meldet bei<br />

möglicherweise auftretenden Undichtheiten des Daches einer Zentrale umgehend<br />

lokalisierend den Defekt. Im Rahmen von einzelnen Baumaßnahmen und im jährlichen<br />

Bauunterhalt wurden und werden die Dächer der <strong>Residenz</strong>, der Flügelgebäude<br />

und der Nebengebäude grundlegend instandgesetzt. Die Dachkonstruktion wurde<br />

statisch überprüft und ggf. konstruktiv ertüchtigt. Holzverschalungen und andere<br />

Unterkonstruktionen für die Dachdeckung wurden ausgebessert oder ggf. erneuert<br />

und gegen Regenwasser abgedichtet. Dachgrate, Dachkehlen, Kamine, Dachgauben<br />

mit Dachfenster wurden ebenfalls gegen Regenwasser abgedichtet. Regenrinnen<br />

mit zugehörigen Verblechungen und Regenfallrohre wurden ausgebessert oder<br />

67


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

68<br />

ggf. erneuert. Die Schieferdachdeckung wird laufend mit historischen Materialien<br />

ausgebessert oder ggf. erneuert.<br />

Fassadeninstandsetzung: Durch Verwitterung, Durchfeuchtung, Frostsprengung<br />

und Salzbildungen durch Luftschadstoffe entstanden Risse, Ausbrüche und<br />

Abschieferungen in den Maueroberflächen und der Architekturplastik der originalen<br />

Sandsteinfassade. Es kam zu Abstürzen von großen Bruchstücken und es drohte<br />

der weitgehende Verlust von Originalsubstanz.<br />

In einer eigenen Baumaßnahme erfolgte in einzelnen Abschnitten die Instandsetzung<br />

der Fassaden der <strong>Residenz</strong> und der Flügelbauten. Dabei wurden Sandsteinfassaden<br />

und die Muschelkalksockel bzw. Muschelkalkpfeiler gereinigt sowie die<br />

Steinoberflächen konserviert und gefestigt. Abgegangene oder nicht mehr reparable<br />

Steinpartien wurden mit speziellen, auf den historischen Stein abgestimmten<br />

Steinersatzmörteln oder mit Vierungen aus artgleichem Steinmaterial ergänzt. Fugen<br />

wurden mit historischen Kalkmörteln wieder geschlossen. Schadhafte Sims-, Balkon<br />

oder Attikaverblechungen mit ihren Abdichtungen und Anschlüssen an die Fassade<br />

wurden in der historischen Erscheinungsweise technisch verbessert. Fenster und<br />

Fenstertüren wurden holztechnisch repariert mit Dichtungen versehen und erhielten<br />

einen neuen schützenden Anstrich in der historisch nachgewiesenen Farbigkeit.<br />

Baulicher Brandschutz: Das Brandschutzgutachten forderte, dass die <strong>Residenz</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> in Brandabschnitte aufgeteilt, Flucht- und Rettungswege nachgewiesen<br />

bzw. verbessert würden und weitere bauliche Vorkehrungen gegen Brand- bzw.<br />

Rauchausbreitung zu treffen seien. In enger Abstimmung mit dem Amt für Brandund<br />

Katastrophenschutz der Stadt <strong>Würzburg</strong> entstand ein denkmalverträgliches<br />

Brandschutzkonzept: Aufgrund der bestehenden massiven Innenwände und der seit<br />

dem Wiederaufbau der <strong>Residenz</strong> nach dem Krieg eingebauten feuerbeständigen<br />

Stahlbetondecken konnten durchgehende Brandabschnitte durch bestehende<br />

Innenwände mit Ertüchtigung oder Anerkennung bestehender Türkonstruktionen<br />

als F-90-Türen erreicht werden. Die Fluchtweglängen zu den bestehenden<br />

Treppenhäusern wurden abweichend von der Bauordnung festgesetzt. Dazu<br />

mussten in nicht historisch ausgestatteten Bereichen sinnvolle Unterteilungen von<br />

Gängen vorgesehen werden. Die Türen der Treppenhäuser wurden rauchdicht und<br />

selbstschließend konzipiert und in den meisten Fällen konnten bestehende Türen<br />

entsprechend ertüchtigt werden. Alle Kabeldurchführungen durch Geschoßdecken<br />

wurden feuerbeständig ausgebildet.<br />

Instandsetzung der Haustechnik: Die Elektroinstallation wurde instand gesetzt und<br />

weitgehend erneuert: Haupt- und Unterverteilungen wurden erneuert, die neue<br />

Elektroleitungen gelegt und abgesichert. Das Heizungssystem wurde vollständig<br />

auf Fernwärme umgestellt. Die Verteilerstationen befinden sich in untergeordneten<br />

Nebenräumen.<br />

Technischer Brandschutz: Zur Brandfrüherkennung wurde im gesamten Gebäude<br />

eine einheitliche Brandmeldeanlage nach neuesten technischen Standards installiert:


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

In den historischen Schauräumen wurden Rauchmelder installiert, die nicht oder<br />

fast nicht sichtbar sind, z.B. Rauch-Absaugsysteme mit externen Detektoren und<br />

optische Fire-Ray-Systeme. In Gängen und übrigen nicht historisch ausgestatteten<br />

Räumen überwiegend batteriebetriebene Funk-Rauchmelder. Alarme laufen in<br />

der Brandmeldezentrale auf und werden von dort automatisch an die Feuerwehr<br />

weitergeleitet.<br />

Einbruchschutz: Die Museen und Sammlungen in der <strong>Residenz</strong> sind mit<br />

Einbruchmeldeanlagen gesichert. Die Einbruchmeldeanlagen sind über<br />

Einbruchmeldezentralen direkt auf die Polizei aufgeschaltet.<br />

Heizung und Lüftung: Aus konservatorischen Gründen wird auf die Beheizung<br />

des Mittelbaus mit seinen klimatisch empfindlichen Raumschalen (Gartensaal,<br />

Treppenhaus, Weißer Saal, Kaisersaal) verzichtet. Dies betrifft auch die Hofkirche im<br />

Südtrakt der <strong>Residenz</strong>. Auch die übrigen historischen Schauräume im Hauptgeschoss<br />

mit Ausnahme des Fürstensaals sind nicht beheizt.<br />

Einbau einer modernen Kasse: Die Kasse, sowie der zentrale Garderoben- und WC-<br />

Bereich im Erdgeschoss wurden Mitte der 1990er Jahre in Gewölberäumen südlich<br />

des Vestibüls eingerichtet. Es wurde ein neuer Kassenpavillon als Stahl-Glas-<br />

Konstruktion eingebaut. Hinter dem Kassenraum wurde der neue Garderoben - und<br />

WC-Bereich in den ehemaligen Räumen der Restaurierungswerkstatt eingerichtet.<br />

Die Gewölbe werden von den modernen Einbauten nicht berührt und bleiben sichtbar.<br />

Es wurde auch ein Behinderten-WC nach den Richtlinien für barrierefreies Bauen<br />

eingebaut. Im rückwärtigen Bereich wurden für das Personal ein Aufenthaltsraum,<br />

Umkleiden, Duschen und Toiletten eingerichtet.<br />

Behindertengerechter Aufzug und Überdachung eines Lichthofes: Im zentralen<br />

Bereich der <strong>Residenz</strong> wurde Mitte der 1990er Jahre ein Aufzug eingebaut, um<br />

einerseits die <strong>Residenz</strong> barrierefrei zu erschließen und andererseits das Stuhllager<br />

und die Depoträume auf kurzem Wege an die Veranstaltungsräume im Hauptgeschoss<br />

anzubinden. Als filigrane und transparente Konstruktion ist er gut in die Architektur<br />

eines kleinen Lichthofes integriert. Dieser vorher nicht nutzbare Lichthof ist mit einer<br />

Glaskonstruktion überdacht und dient als zentrale Verkehrsfläche zwischen Vestibül/<br />

Kasse und Toilette/Garderoben.<br />

Kurzfristige und mittelfristige Maßnahmen<br />

Derzeit wird ein denkmalverträgliches, museal ausgerichtetes Nutzungskonzept<br />

für die <strong>Residenz</strong> erarbeitet. Ein Schwerpunkt liegt auf einer verträglicheren<br />

Veranstaltungsnutzung. Geplant ist eine Entlastung der wertvoll und fragil<br />

ausgestatteten großen Säle durch Verlagerung von Veranstaltungen in rekonstruierte<br />

oder wenig ausgestattete Säle in Süd- und Nordflügel. Eine moderate Reduzierung<br />

der Sitzplätze im Weißen Saal und im Kaisersaal wurde bereits vorgenommen und<br />

die im Jahr 2008/09 durch eine Neuanschaffung ersetzte Bühne wird zukünftig nur<br />

69


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

70<br />

mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand und mit Schutzgeländer aufgebaut.<br />

Dadurch sind die Wandfassungen und Ornamente besser vor Beschädigung beim<br />

Auf- und Abbau und vor Berührung bei den Konzerten geschützt. Weiteres Ziel ist<br />

die Verringerung der derzeitigen Übernutzung der <strong>Residenz</strong> durch andere staatliche<br />

Einrichtungen und die danach mögliche Umstrukturierung hin zu einer durchgängig<br />

musealen und kulturellen Nutzung. Es wäre wünschenswert, die im Südflügel in<br />

der <strong>Residenz</strong> ansässigen hochrangigen Sammlungen des Martin-von-Wagner-<br />

Museums (Antikensammlung, Gemäldesammlung, Graphische Sammlung) dann mit<br />

der Hofkirche sowie dem <strong>Residenz</strong>museum und der Zweiggalerie der Bayerischen<br />

Staatsgemäldesammlungen im Hauptgeschoss zu einem Museumsbereich zu<br />

vernetzen. Im Südflügel des Erdgeschosses soll ein neuer großer Eingangs- und<br />

Besucherbereich einen Museumsladen, Serviceeinrichtungen (Toiletten, Garderoben,<br />

evtl. Café, u.a.), Informations- und Didaktikräume und Wechselausstellungsbereiche<br />

anbieten. Von dort sollen die Besucher <strong>Residenz</strong>museum, Sammlungen und<br />

historischen Weinkeller in verschiedenen Rundgängen besichtigen können.<br />

Es ist auf mittlere Sicht wünschenswert, durch eine Verlegung von Eingangsbereich<br />

und Eingangsfunktionen in den Südflügel Verbesserungen für Eingangsfunktionen,<br />

Besucherservice und Besucherlenkung zu erreichen. In einem Architektur-<br />

Wettbewerb, der für 2010 vorgesehen ist, sollen planerische Möglichkeiten aufgezeigt<br />

und auf ihre Denkmalverträglichkeit und Durchführbarkeit geprüft werden.<br />

10.3 Museale Maßnahmen<br />

Bisherige Maßnahmen<br />

Im Zuge des Wiederaufbaus der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> nach den Kriegszerstörungen<br />

von 1945 wurden Schritt für Schritt auch die geretteten Einrichtungsgegenstände<br />

restauriert und wieder in den historischen Räumen ausgestellt. Diese Phase<br />

des Wiederaufbaus war mit der Rekonstruktion und Wiedereinrichtung des<br />

Spiegelkabinetts seit 1987 beendet. Die derzeit in den Südlichen und Nördlichen<br />

Kaiserzimmern sowie in den Ingelheimzimmern ausgestellten Kunstgegenstände<br />

sind im Allgemeinen in einem guten Zustand, bedürfen allerdings der ständigen<br />

Pflege.<br />

Kurzfristige und mittelfristige Maßnahmen<br />

Nicht sämtliche vor 1945 als Museumsräume noch vorhandenen repräsentativen<br />

Appartements der <strong>Residenz</strong> konnten wieder restauriert bzw. rekonstruiert werden.<br />

So sind an Stelle der 1806-1814 unter Großherzog Ferdinand III. von Toskana<br />

eingerichteten sogenannten Toskanazimmer heute unter anderem die Galerie- und<br />

Sammlungsräume des Martin-von-Wagner-Museums eingerichtet. Es ist jedoch<br />

noch eine größere Anzahl von hochwertigem Mobiliar – in erster Linie Sitzmöbel<br />

– aus diesen Räumen erhalten geblieben, wenn auch teilweise in sehr schlechtem<br />

Zustand. Diese bedeutenden Möbelensembles sollen mittelfristig wieder restauriert<br />

und anschließend museal präsentiert werden. Zwei Sitzgarnituren aus dem<br />

ehemaligen Boudoir und dem ehemaligen Großen Salon der Toskanazimmer sind


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

derzeit bereits in Arbeit.<br />

Die <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> beherbergt eine ganze Reihe wertvoller Tapisserien des<br />

18. Jahrhunderts. Der Zustand dieser empfindlichen textilen Kunstwerke muss in<br />

den kommenden Jahren überprüft werden. Wenn notwendig, sind anschließend<br />

Reinigungs- und Restaurierungsarbeiten einzuleiten.<br />

Soweit die Schlösserverwaltung in Zukunft Raum für einen neuen Eingangsbereich<br />

im Südflügel der <strong>Residenz</strong> erhalten kann, könnte dort in Form einer kleinen<br />

Dauerausstellung eine Einführung in die Bau- und Ausstattungsgeschichte gegeben<br />

werden.<br />

Obwohl die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> über keine eigenen Räume für Wechselausstellungen<br />

verfügt, finden dort in Abständen immer wieder größere Ausstellungen statt. Für diese<br />

muss dann jeweils ein Teil der Dauerausstellung geräumt bzw. eine der Bildergalerien<br />

der in der <strong>Residenz</strong> untergebrachten Partnermuseen abgehängt werden. Seltener<br />

handelt es sich dabei um eigene Ausstellungen der Schlösserverwaltung, wenn<br />

auch die bisher mit über 300.000 Besuchern eine der erfolgreichsten war, nämlich<br />

die Ausstellung zum 300. Geburtstag G. D. Tiepolos: „Der Himmel auf Erden“<br />

1996. Es folgte unter anderem im Jahr 2000 eine Ausstellung des Staatlichen<br />

Museums Ägyptischer Kunst München: „Ägypten 2000 v. Chr.“, 2007 die Ausstellung<br />

„Pomona Franconica“ der Universitätsbibliothek <strong>Würzburg</strong> und 2009 fand die große<br />

Landesausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte „Wiederaufbau und<br />

Wirtschaftswunder“ hier statt.<br />

Solche Ausstellungen, auch wenn sie nicht immer in zwingendem thematischen<br />

Zusammenhang mit der <strong>Residenz</strong> stehen, können zweifellos die Attraktivität als<br />

touristisches Ziel erhöhen. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die historische<br />

Ausstattung des Weltkulturerbes nicht unter solch zusätzlich eingebrachten Attraktionen<br />

zu leiden hat. Erst mit der Schaffung separater Wechselausstellungsräume wäre hier<br />

ein wirklich befriedigendes Zusammenspiel zu gegenseitigem Nutzen zu erreichen.<br />

In Ausstellungen über die Welterbestätte, zu ausgewählten Projekten und Themen,<br />

aber auch über die Präsentation von Ausstellungen anderer Welterbestätten können<br />

Informationen zum Welterbegedanken vermittelt und Besucher mobilisiert werden.<br />

10.4 Restauratorische und Konservatorische Maßnahmen<br />

Bisherige Maßnahmen<br />

Restaurierung des Weißen Saales: Ab Mitte der 1990er Jahre begannen Teile<br />

des Gewölbestucks abzupudern. Eine Befunduntersuchung ergab, dass aufgrund<br />

eingedrungener Feuchtigkeit und infolge raumklimatischer Schwankungen<br />

mineralische Umwandlungen und die Bildung von Magnesiumsulfat stattfanden. Dies<br />

führte zur Lockerung und zum Abfallen einzelner Teile, sowie zur Bildung von Rissen.<br />

Die Zerstörung der Feinstrukturen des Rocaillestucks war an einigen Stellen bereits<br />

weit fortgeschritten. Es war daher notwendig, umgehend die Schadensursachen zu<br />

beheben und die vorhandenen Stuckaturen zu sichern und zu ergänzen.<br />

71


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

72<br />

Restaurierung von Treppenhaus und Kaisersaal: Die Fresken von Giovanni Battista<br />

Tiepolo im Treppenhaus und im Kaisersaal hatten unter den Spätfolgen der<br />

kriegsbedingten Durchfeuchtung der Gewölbe stark gelitten. Erste Restaurierungen<br />

von 1947 bis 1951 konnten hier teilweise nur Oberflächenkosmetik betreiben. Es<br />

war notwendig, Schadenspotenzial in Form von Salzen, Schimmelpilzen sowie<br />

schädlichen Festigungsmitteln früherer Restaurierungen möglichst zu entfernen<br />

oder zu neutralisieren. Bereiche gelockerter und zerfallender Malschichten mussten<br />

gesichert und dauerhaft stabilisiert werden. Nach einem groß angelegten, im<br />

fachlichen Austausch mit ICOMOS durchgeführten Restaurierungsprojekt im<br />

Umfang von rund 5,9 Millionen Euro, das 2003 im Treppenhaus begann und 2009<br />

im Kaisersaal abgeschlossen werden konnte, ist der Bestand dieser Fresken für die<br />

kommenden Jahrzehnte wieder als gesichert anzusehen.<br />

Kurzfristige und mittelfristige Maßnahmen<br />

Hofkirche: Bei dem <strong>Residenz</strong>brand 1945 wurde auch die Hofkirche durch Feuer und<br />

in der Folgezeit durch Nässe beschädigt. Insbesondere die Deckenmalereien von<br />

Johann Rudolph Byss und seinen Schülern sowie die Vergoldung der Stuckzieraten<br />

mussten im Zuge der ersten, 1963 abgeschlossenen Instandsetzungsarbeiten im<br />

Gewölbebereich fast komplett rekonstruiert werden. Gleichwohl verursacht auch<br />

hier die in die Gewölbe und den Stuck eingedrungene Feuchtigkeit Spätschäden, die<br />

inzwischen wieder zu dramatischen Ablösungen führen. Voruntersuchungen wurden<br />

bereits 2007/08 durchgeführt, der Start der umfassenden Restaurierungskampagne<br />

erfolgte im Jahr 2009.<br />

Vestibül und Gartensaal: Vestibül und Gartensaal sind seit Reparaturen bzw.<br />

statischen Instandsetzungen der 1950er und 1960er Jahre nicht restauriert worden.<br />

Im Sockelbereich gibt es in beiden Sälen starke Versalzungen infolge aufsteigender<br />

Feuchtigkeit, Verschmutzungen und Abstoßungen der Wände. Im Gartensaal findet<br />

man darüber hinaus ein Krakelee aus kleinen Rissen, Stuckablösungen und Schäden<br />

im Stuckmarmor. Es ist daher angestrebt, Vestibül und Gartensaal zu restaurieren.<br />

Museale Schauräume: Die historischen Schauräume im Hauptgeschoss wurden<br />

zwischen 1960 und 1987 wieder hergestellt. Die Oberflächen der wandfesten<br />

Ausstattungen zeigen teilweise starke Verschmutzungen und mechanische Schäden.<br />

Spätestens ab 2015 müssen in einigen Räumen konservatorische Maßnahmen<br />

durchgeführt werden.<br />

Lichtschutz: Zum Zweck einer zielgerichteten Verbesserung der<br />

Lichtschutzbedingungen wurde im Januar 2009 mit der Erfassung der gegebenen<br />

Bedingungen begonnen. Nach der Auswertung der Ergebnisse soll ein passendes<br />

Lichtschutzkonzept entwickelt werden.


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

Klimaverbesserung: Die Klimawerte werden in den großen Sälen und zukünftig<br />

in sämtlichen Bereichen des <strong>Residenz</strong>museums aufgezeichnet und beurteilt,<br />

um Problembereiche zu erkennen. Im Anschluss ist eine Strategie zur<br />

Klimaverbesserung zu entwickeln, die auf Mittel wie Fensterabdichtung, Besucherund<br />

Nutzungssteuerung, gezielte und kontrollierte Lüftung zurück greifen sollte.<br />

10.5 Gartenpflegerische Maßnahmen<br />

Für den Hofgarten der <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> kann kein pauschales Leitbild bzw. ein<br />

einziger Leitzustand für den kompletten Garten formuliert werden. Die wechselhafte<br />

Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Gartens führte dazu, dass heute<br />

mehrere aus unterschiedlichen Phasen stammende Schichten und Einzelelemente<br />

die Gesamterscheinung prägen. Unter mehreren <strong>Würzburg</strong>er Fürstbischöfen wurden<br />

immer wieder neue Gartenentwürfe entwickelt, doch kaum einer wurde annähernd<br />

vollständig umgesetzt. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und die darauf<br />

folgenden Wiederherstellungsmaßnahmen bilden weitere einschneidende Phasen<br />

in der Geschichte des <strong>Würzburg</strong>er Hofgartens, denen Rechnung getragen werden<br />

muss.<br />

Gartendenkmalpflege und -unterhalt<br />

Die Mehrzahl der jährlich wiederkehrenden Pflegearbeiten im Hofgarten wie<br />

beispielsweise der Heckenschnitt, die Gehölzpflege, die Anzucht und Pflanzung<br />

der Blumen, die Wegepflege und -instandsetzung oder auch die Rasenmahd<br />

werden durch die eigenen Gärtner und Gartenarbeiter erledigt. Die Ausführung<br />

der Pflegearbeiten durch das eigene, gut geschulte und für das Gartendenkmal<br />

sensibilisierte gärtnerische Personal garantiert eine konstant qualitativ hochwertige<br />

Pflege.<br />

Sollten pflegende Eingriffe in den Garten nicht ausreichen, wird repariert (z.B.<br />

eine Verjüngung von Hecken, Nachpflanzungen etc.) oder instandgesetzt. In<br />

Ausnahmefällen kann aber auch eine Sanierung oder Wiederherstellung von<br />

Gartenelementen erforderlich werden. Diese Arbeiten werden möglichst ebenfalls<br />

vom eigenen Personal vorgenommen.<br />

Die wissenschaftlich fundierte Erforschung der Anlagengenese sowie die<br />

Erarbeitung von gartendenkmalpflegerischen Zielstellungen und Pflegekonzepten<br />

sind wesentliche Tätigkeitsfelder der Gärtenabteilung der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung. Sie gehen jedem Eingriff in die historische Gartensubstanz<br />

voran. Historische Pläne, Kataster, Ansichten und Akten geben ebenso Aufschlüsse<br />

wie durch Fachleute ausgeführte gartenarchäologische Grabungen. Alle daraus<br />

resultierenden Informationen werden ausgewertet, analysiert, bewertet, interpretiert<br />

und zu einer Gesamtaussage zusammengeführt. Aus diesen Ergebnissen können<br />

die entsprechenden gartendenkmalpflegerischen Leitbilder und Zielvorstellungen<br />

entwickelt und Stück für Stück umgesetzt werden. Der Zeitpunkt der Durchführung<br />

der planerisch vorbereiteten Maßnahmen ist im Einzelnen jedoch von den zur<br />

73


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

74<br />

Verfügung stehenden finanziellen und personellen Mitteln abhängig. Die Realisierung<br />

der Maßnahme erfolgt also nach den vorhandenen Möglichkeiten.<br />

Maßnahmenkatalog nach Gartenbereichen<br />

Im Folgenden wird der Hofgarten der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> einer besseren<br />

Übersichtlichkeit wegen in acht Teilbereiche untergliedert, zusätzlich wird der<br />

Rosenbachpark vorgestellt:<br />

- Küchengarten<br />

- Gärtnerei<br />

- Orangerie<br />

- Landschaftliche Gartenpartie<br />

- Lindensaal<br />

- Südgarten<br />

- Ostgarten<br />

- Wall-Promenade<br />

- Rosenbachpark<br />

• Küchengarten


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

Jährliche Pflegemaßnahmen<br />

Wegepflege und -instandhaltung; Rasenmahd, Unkrautbeseitigung; Formobstschnitt;<br />

Pflege der Beete und Beeteinfassungen; Heckenschnitt; Reinigung und Pflege der<br />

Gartenbänke und Spaliere; Reinigung der Wassertröge.<br />

Durchgeführte Maßnahmen der letzten 10 Jahre<br />

Die Grundstruktur des Küchengartens, die 1969 verloren gegangen ist, wurde ab<br />

1998 wiederherstellt. Das Areal ist seither mit historischen Obstbaumsorten und<br />

Kräutern bepflanzt. Als Ergebnis eines gestalterischen Wettbewerbs wurde der<br />

Küchengarten, der ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war, mit<br />

modernen Bänken ausgestattet.<br />

Kurzfristige Vorhaben<br />

Im Herbst 2008 ist an der langen, dem Orangeriegebäude zugewandten Mauer ein<br />

nach historischem Vorbild gefertigtes Spalier angebracht worden, das der Anzucht<br />

von Tafeltraubensorten (ca. 130 Reben in ca. 24 Sorten) dienen wird. Es handelt<br />

sich dabei um alte Kultursorten, die an diesem Standort erhalten und vor dem<br />

Aussterben bewahrt werden sollen. An der Mauer am Westende des Küchengartens<br />

ist bereits ein Mauerspalier angebracht worden. Historische Obstbaumsorten, die<br />

für den Hofgarten der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> belegt sind, sollen hier als Spalierbäume<br />

gezogen werden.<br />

Langfristige Vorhaben<br />

Die Kronen der bereits im Küchengarten wieder angepflanzten alten Obstbaumsorten<br />

(Apfel- und Birnenhochstämme) sollen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten<br />

in Kessel- sowie in Kegelform gebracht werden. Ein weiteres langfristiges Ziel ist<br />

die Kultivierung von historischen Gemüsesorten. Voraussichtlich 2009/10 wird ein<br />

kleiner Teil des Küchengartens wieder mit Gemüse bepflanzt.<br />

• Gärtnerei<br />

Jährliche Pflegemaßnahmen<br />

Anzucht von über 70.000 Frühjahrs- und Sommerblumen für die Rahmenrabatten<br />

der Parterres (auch für die Anlagen von Veitshöchheim und Aschaffenburg); Pflege<br />

des Mutterpflanzenquartiers; Ananas-Anzucht; Stellen von Dekorationen für<br />

Veranstaltungen (Kübelpflanzen und Gestecke); Pflege von kranken Kübelpflanzen;<br />

Kompostierung; Pflege und Reparatur der Gartenbänke; Schreinerarbeiten in der<br />

Werkstatt; Wegepflege und -instandhaltung; Unkrautbeseitigung; Heckenschnitt.<br />

Durchgeführte Maßnahmen der letzten 10 Jahre<br />

Die Kultivierung von Ananaspflanzen spielte einst eine bedeutende Rolle<br />

am <strong>Würzburg</strong>er Hof. Für die Anzucht der Pflanzen wurden sowohl spezielle<br />

Ananasbeete als auch das Treibhaus benutzt. Seit einigen Jahren widmen sich<br />

die Gärtner der Schloss- und Gartenverwaltung <strong>Würzburg</strong> wieder der Ananas-<br />

Kultivierung. Außerdem wurde der Betriebshof umgestaltet, neue Werkstätten und<br />

75


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

76<br />

ein Foliengewächshaus erbaut.<br />

Kurzfristige Vorhaben<br />

Bereits begonnen wurde mit dem Aufbau eines sogenannten Obstorangerie-<br />

Bestands. Die Wiederbelebung dieser gärtnerischen Kulturform von Obstbäumen in<br />

Töpfen soll nicht nur das traditionelle Wissen über die gärtnerischen Techniken und<br />

die Anbaumethoden zurückkehren lassen, sondern auch historischen Obstsorten<br />

des 18. Jahrhunderts vor dem Aussterben bewahren.<br />

Langfristige Vorhaben<br />

Die von den Gärtnern angezogenen Ananaspflanzen können momentan leider nicht<br />

durch die Besucher betrachtet werden. Um dies in Zukunft möglich zu machen,<br />

möchte die Bayerische Schlösserverwaltung das älteste erhalten gebliebene<br />

Betriebsgebäude des Hofgartens, das „alte Gewächshaus“ bzw. „Stehhaus“,<br />

sanieren, darin die historische Form der Ananaszucht betreiben und für die<br />

Öffentlichkeit zugänglich machen.<br />

• Orangerie<br />

Jährliche Pflegemaßnahmen<br />

Pflege des Kübelpflanzenbestandes (inkl. Aus- und Einwinterung); Reinigung der<br />

Gartenbänke; Wegepflege und -instandhaltung; Unkrautbeseitigung; Heckenschnitt.<br />

Durchgeführte Maßnahmen der letzten 10 Jahre<br />

Im Sommer 2008 wurde das Vorfeld des Orangeriegebäudes (Südseite, zum<br />

Küchengarten hin) saniert und gestalterisch aufgewertet. Die historisch nicht<br />

existenten Rasenflächen wurden entfernt und wieder durch eine wassergebundene<br />

Platzfläche ersetzt. Diese Fläche wird als Aufstellfläche für Kübelpflanzen genutzt.<br />

Kurzfristige Vorhaben<br />

Aufbau eines umfassenden Kübelpflanzenbestandes (u.a. Citrus aurantium)<br />

nach historischem Vorbild. Der neue Aufstellplatz vor der Orangerie soll an den<br />

Schmalseiten mit Hecken und verschließbaren Toren eingefasst werden. Die<br />

Torstelen hierfür wurden bereits eingebaut, die Tore selbst sollen möglichst bald<br />

angefertigt und eingefügt werden.<br />

Langfristige Vorhaben<br />

Die im Zweiten Weltkrieg fast gänzlich zerstörte Orangerie der <strong>Würzburg</strong>er<br />

<strong>Residenz</strong> wurde 1966 mit gravierenden Veränderungen wiederaufgebaut.<br />

Das Gebäude wird heute als Lapidarium und als Überwinterungsraum für die<br />

Orangeriepflanzen des <strong>Würzburg</strong>er Hofgartens genutzt. Im Sommer finden hier auch<br />

Veranstaltungen statt (Konzerte, Ausstellungen, ...). Der fehlerhafte Wiederaufbau<br />

dieses historischen Überwinterungshauses (fehlende Schattierung, ungenügende<br />

Lüftungsmöglichkeiten, Bodenversiegelung, zu hohe Decke etc.), führt heute bei<br />

der Überwinterung des Kübelpflanzenbestandes immer wieder zu Problemen.


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

Langfristiges Ziel ist deshalb der Umbau der Orangerie nach historischen Plänen,<br />

so dass das Orangeriegebäude wieder die kulturtechnischen Voraussetzungen für<br />

eine optimale Überwinterung des Kübelpflanzenbestandes erfüllt.<br />

• Landschaftliche Gartenpartie<br />

Jährliche Pflegemaßnahmen<br />

Pflege der Bäume und Sträucher; Wegepflege und -instandhaltung;<br />

Unkrautbeseitigung; Reinigung der Gartenbänke; Heckenschnitt.<br />

Durchgeführte Maßnahmen der letzten 10 Jahre<br />

Es wurde mit dem starken Rückschnitt der durchgewachsenen Eiben begonnen,<br />

die ursprünglich die Unterschicht im Gehölzbestand bildeten. Das Rasenrondell mit<br />

Hängebuche (Solitär) wurde wieder instandgesetzt.<br />

Langfristige Vorhaben<br />

Die landschaftliche Partie soll saniert und damit aufgewertet werden. So sollen die<br />

noch vorhanden Gehölzstrukturen besser herausgearbeitet, Wege saniert bzw.<br />

wiederhergestellt und Wildwuchs entfernt werden. Die charakteristischen Merkmale<br />

der landschaftlichen Partie werden damit stärker betont, die Attraktivität der Zone<br />

für die Besucher wird gesteigert. Außerdem soll der Restaurantgarten saniert und<br />

wieder an die landschaftliche Partie angebunden werden. Eine Annäherung dieses<br />

Bereichs an seiner ursprünglichen Gestaltung gilt dabei als Zielrichtung.<br />

• Lindensaal<br />

Jährliche Pflegemaßnahmen<br />

Pflege und -instandhaltung der Flächen unter dem Lindensaal; Pflege der Bäume,<br />

Unkrautbeseitigung; Reinigung der Gartenbänke; Heckenschnitt.<br />

Durchgeführte Maßnahmen der letzten 10 Jahre<br />

Die Kronen der Lindenbäume wurden gekappt und werden seither in der festgelegten<br />

Höhe gehalten. Ziel ist ein geschlossenes Kronendach.<br />

Langfristige Vorhaben<br />

Der Bereich des Lindensaals wurde ab ca. 1900 als Musikplatz verwendet. Die<br />

Bayerische Schlösserverwaltung plant langfristig unterhalb der Lindenbäume<br />

den aufgrund der Beschattung nur lückig wachsenden Rasen durch eine<br />

wassergebundene Wegedecke zu ersetzen und so ein einheitliches, ansprechenderes<br />

Erscheinungsbild hervorzurufen. Der mit neuer Wegeoberfläche ausgestattete<br />

Lindensaal könnte außerdem die Tradition des „Musikplatzes“ wiederaufnehmen und<br />

als Veranstaltungsort für kleinere Konzerte oder musikalisch umrahmte Lesungen<br />

dienen.<br />

• Südgarten<br />

Jährliche Pflegemaßnahmen<br />

Pflege der Blumenrabatten; Aufstellung von Kübelpflanzen; Wegepflege und<br />

77


10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

78<br />

-instandhaltung; Rasenmahd; Pflege der Bäume und Sträucher, Unkrautbeseitigung;<br />

Reinigung der Gartenbänke; Heckenschnitt; Reinigung der Wasserbecken;<br />

Beseitigung von durch Veranstaltungen verursachten Schäden.<br />

Langfristige Vorhaben<br />

Die dreireihige Zierkirschenallee soll wieder durch eine Formobstbaumallee ersetzt<br />

werden. Es ist beabsichtigt, die Rampe zum Ostgarten mit einer wassergebundenen<br />

Wegedecke zu versehen. Außerdem soll die zweireihige Lindenallee auf der Südseite<br />

vor der Orangerie ausgelichtet werden. Der undichte Brunnen soll in historischer<br />

Technik saniert und abgedichtet werden.<br />

• Ostgarten<br />

Jährliche Pflegemaßnahmen<br />

Pflege der Blumenrabatten, Rosenflächen, Laubengänge und Zierrabatten;<br />

Aufstellung von Kübelpflanzen; Wegepflege und -instandhaltung; Rasenmahd;<br />

Pflege der Bäume und Sträucher; Unkrautbeseitigung; Reinigung der Gartenbänke;<br />

Heckenschnitt; Reinigung der Wasserbecken; Pflege der Wallmauern (Efeuschnitt).<br />

Durchgeführte Maßnahmen der letzten 10 Jahre<br />

Der Bereich hinter den Laubengängen wurde ausgelichtet, Eiben entfernt oder<br />

stark zurückgeschnitten. An den südlichen Rosenfeldern wurde Erdaustausch<br />

vorgenommen und die Rosen neu aufgepflanzt.<br />

Kurzfristige Vorhaben<br />

Ab 2009 werden die Zierrabatten neben den Maulbeerlaubengängen saniert. Die<br />

überalterten und lückig gewordenen flächigen Pflanzungen werden entfernt und<br />

durch Wegebaumaterial ersetzt.<br />

Langfristige Vorhaben<br />

Die asphaltierte Wegefläche entlang der Fassade der <strong>Residenz</strong> soll einer dem<br />

historischen Gartendenkmal adäquaten wassergebundenen Wegedecke weichen.<br />

Außerdem muss der undicht gewordene Brunnen in historischer Technik saniert und<br />

abgedichtet werden.


• Wallpromenade<br />

Jährliche Pflegemaßnahmen<br />

10. Durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

Wegepflege und -instandhaltung; Rasenmahd; Pflege der Bäume und Sträucher,<br />

Unkrautbeseitigung; Reinigung der Gartenbänke; Heckenschnitt; Bepflanzung der<br />

Vasen auf der Balustrade mit Wechselflor.<br />

Durchgeführte Maßnahmen der letzten 10 Jahre<br />

Die Wege der Wallpromenade wurden in den vergangenen Jahren abschnittsweise<br />

saniert. Außerdem pflanzte der gärtnerische Regiebetrieb die fehlenden<br />

Walnussbäume nach.<br />

• Rosenbachpark<br />

Jährliche Pflegemaßnahmen<br />

Wegepflege und -instandhaltung; Rasenmahd; Pflege der Bäume und Sträucher,<br />

Unkrautbeseitigung; Reinigung der Gartenbänke; Heckenschnitt; Reinigung der<br />

Wasserbecken.<br />

Durchgeführte Maßnahmen der letzten 10 Jahre<br />

Der gesamte Innenhof sowie dessen Anbindung an den Park wurden entsiegelt und<br />

neugestaltet.<br />

Langfristige Vorhaben<br />

Der Rosenbachpark wurde 1966 bis 1968 gänzlich neu gestaltet und dabei seiner<br />

ursprünglichen Gestaltungselemente aus dem frühen 19. Jahrhundert beraubt.<br />

Weitere Umgestaltungen im Zuge von Baumaßnahmen, die u.a. aufgrund von<br />

geänderten Nutzungen der Gebäude notwendig waren, folgten in den 1990er Jahren.<br />

Aufgrund fehlender historischer Ausstattungselemente soll der Rosenbachpark<br />

anspruchsvoll modern gestaltet werden und so der Bedeutung des Gartens als Teil<br />

des Weltkulturerbeensembles Rechnung tragen.<br />

79


11. Personal<br />

11. Personal<br />

80<br />

Das Personal zur Betreuung der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> mit Hofgarten und<br />

<strong>Residenz</strong>platz wird von der Bayerischen Schlösserverwaltung und dem Staatlichen<br />

Bauamt <strong>Würzburg</strong> zur Verfügung gestellt.<br />

Übergeordnete Betreuung durch die Bayerische Schlösserverwaltung<br />

München<br />

In der Hauptverwaltung der Schlösserverwaltung in München sind für die<br />

<strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> ein Baureferent, ein Museumsreferent, ein Gärtenreferent<br />

und ein Restaurator zuständig. Zusätzlich betreut ein Referent für allgemeine<br />

denkmalpflegerische und bauforscherische Belange die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>.<br />

Ein für Welterbebelange zuständiger Referent (site manager) kümmert sich um<br />

alle welterberelevanten Fragen der bereits als Welterbe eingetragenen Stätten<br />

<strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>, <strong>Residenz</strong> Bamberg (im Rahmen der Altstadt Bamberg) und des<br />

nominierten Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth. In der Zentralabteilung werden<br />

durch mehrere Mitarbeiter alle liegenschaftsrechtlichen und öffentlichkeitswirksamen<br />

Belange der <strong>Residenz</strong> betreut.<br />

Örtliche Betreuung der Bayerischen Schlösserverwaltung<br />

Die Schloss- und Gartenverwaltung <strong>Würzburg</strong> ist die grundbesitzverwaltende<br />

Dienststelle. Als solche ist sie verantwortlich für die Abwicklung des Besucher- und<br />

Veranstaltungsbetrieb sowie in Gestalt des Regiebetriebs für die Bewirtschaftung und<br />

Pflege des Hofgartens, das alles unter Beachtung der Vorgaben der Fachabteilungen<br />

in der Hauptverwaltung.<br />

In der Schloss- und Gartenverwaltung <strong>Würzburg</strong> steht für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong><br />

mit Hofgarten und <strong>Residenz</strong>platz folgendes Personal zur Verfügung:<br />

Verwaltung:<br />

1 Verwaltungsvorstand<br />

1 Vertreter Innendienst<br />

1 Vertreter Garten und Park<br />

1 Mitarbeiterin Innendienst<br />

1 Mitarbeiter Innendienst<br />

Hofgarten <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>:<br />

1 Gärtnermeister<br />

8 Facharbeiter (Gärtner verschiedener Fachrichtungen)<br />

5 Hilfskräfte


11. Personal<br />

Besichtigungs- und Veranstaltungsbetrieb:<br />

1 Kastellan<br />

2 Vertreter<br />

7 Schlossführer (mind. 1 Fremdsprache)<br />

3 Museumsshop und Eintrittskasse<br />

3 Schlossaufsichten<br />

3 Schlossführer als Saisonaushilfen von April bis Oktober (mind. 1<br />

Fremdsprache)<br />

Daneben werden für Kassen- und Aufsichtsdienst durch einen externen<br />

Dienstleister jährlich ca. 3.500 Stunden an Arbeitsleistung erbracht.<br />

Hausbewirtschaftung und Reinigung:<br />

2 Hausmeister (Installateure)<br />

5-6 Raumpflegerinnen<br />

Werkstätten:<br />

2 Schreiner<br />

1 Vergolder<br />

Örtliche bauliche Betreuung durch das Staatliche Bauamt <strong>Würzburg</strong><br />

Aufgaben des Staatlichen Hochbauamt <strong>Würzburg</strong> sind die fachgerechte<br />

Vorbereitung sowie Durchführung von Baumaßnahmen. Bei der Instandsetzung<br />

und Restaurierung der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> haben der Schutz und die Erhaltung der<br />

wertvollen Bausubstanz absoluten Vorrang.<br />

Für die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> sind beim Staatlichen Bauamt <strong>Würzburg</strong> in der<br />

zuständigen Hochbauabteilung ein Baudirektor, ein Bauoberrat, ein technischer<br />

Amtsrat und ein technischer Angestellter tätig. Mitarbeiter der Abteilung Elektrotechnik<br />

und Maschinenwesen betreuen die technischen Einrichtungen der <strong>Residenz</strong>. Die<br />

Tiefbauabteilung ist für Straßen- und Wegebau zuständig.<br />

Stadt <strong>Würzburg</strong> und Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege<br />

Seitens der Stadt <strong>Würzburg</strong> werden die touristischen und Welterbe-Belange der<br />

<strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> vom "Eigenbetrieb Congress/Tourismus/Wirtschaft der Stadt<br />

<strong>Würzburg</strong>" (CTW) betreut. Die Bayerische Schlösserverwaltung steht in engem<br />

Kontakt mit dem beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zuständigen<br />

Referenten, der auch das städtebauliche Umfeld denkmalpflegerisch betreut.<br />

81


12. Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

12. Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

12.1 Überregionale Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit der Bayerischen<br />

82<br />

Schlösserverwaltung<br />

Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser Gärten und Seen betreut einen<br />

Bestand von 45 Schlössern, Burgen und Künstlerhäusern sowie 27 historischen<br />

Gärten. In der Präsentation und Vermittlung des kulturellen Erbes hat sie lange und<br />

umfassende Erfahrung. Sie ist mit den Erfordernissen und Begleiterscheinungen<br />

eines internationalen Besucherbetriebs mit jährlich über einer Million Besuchern in<br />

einem Schloss ebenso vertraut wie mit denen eines Besuchsziels von lediglich lokaler<br />

Bedeutung. Besuchereinrichtungen und Service sind an diesen unterschiedlichen<br />

Erfordernissen ausgerichtet, so auch bei der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>.<br />

Die Bayerische Schlösserverwaltung hat mit der 1981 in die Welterbeliste<br />

aufgenommenen <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> langjährige Erfahrungen mit der Präsentation<br />

von Weltkulturerbe. Sowohl im Internet auf der Homepage der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>,<br />

als auch mit vielfältigen weiteren Informationsmaterial wird durch die hausinterne<br />

Öffentlichkeitsarbeit auf Belange des UNESCO-Welterbes verwiesen. Ein weiterer<br />

Ausbau der Informationsangebote ist geplant.<br />

a) Vorbereitung des Besuchs<br />

Zur Vorbereitung des Besuchs besteht ein informativer mehrsprachiger Internetauftritt<br />

(http://www.schloesser.bayern.de) zum Gesamtangebot der Schlösserverwaltung.<br />

Dieser wird je nach Gewicht der einzelnen Besuchsziele ergänzt durch regional<br />

fokussierte und inhaltlich vertiefte Internetauftritte (z.B. http://www.residenz-wuerzburg.<br />

de). Basisinformationen zum Besuch (Öffnungszeiten, Preis, Anfahrtspläne) werden<br />

ergänzt durch örtliche Spezifika wie Hinweise auf die Anerkennung als UNESCO-<br />

Welterbe, laufende Restaurierungen oder Informationen zur Abrundung des<br />

Besuchs (Gastronomie) und Downloadmöglichkeiten für Informationsmaterial. Auch<br />

die von der Schlösserverwaltung herausgegebene einschlägige Fachliteratur kann<br />

im Internetshop zur Vorbereitung des Besuchs erworben werden. Zur Regelung<br />

und Lenkung der großen Besucherzahlen an den Zielen des internationalen<br />

Massentourismus sind teilweise Ticketreservierungssysteme etabliert.


12. Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

b) Kassen- und Empfangsbereich<br />

Die Verwaltung beabsichtigt an jedem Besuchsziel die Schaffung einer<br />

Empfangssituation, die dem Besucher die erforderliche Infrastruktur bietet, d.h. Kasse,<br />

Garderoben, Toiletten, möglichst behindertengerechter Zugang, Informations- und<br />

Einkaufsmöglichkeiten (Museumsshop) und soweit erforderlich Audioguideausgabe<br />

etc. Die denkmalgerechte Unterbringung dieser Serviceeinrichtungen hat hohen<br />

Stellenwert. Hinweis- und Informationstafeln in einem einheitlichen Corporate<br />

Design leisten im Außenbereich die notwendige Wegweisung. Die überregionale<br />

Wegweisung, insbesondere zu den außerhalb der Ballungsräume liegenden<br />

Besuchszielen, erfolgt in Zusammenarbeit mit den zuständigen Verwaltungen und<br />

Kommunen.<br />

c) Audioguides und Literatur<br />

Als ergänzende Serviceeinrichtung werden an verschiedenen Standorten<br />

Audioguides angeboten, entweder zur eigenständigen Erkundung des Objekts<br />

oder zur Gewährleistung der Mehrsprachigkeit (z.B. 11 Fremdsprachen in<br />

Neuschwanstein). Wissenschaftlich fundierte Literatur ermöglicht die Vertiefung des<br />

Besuchs und ist in ansprechender Qualität und zu günstigem Preis an nahezu allen<br />

Standorten verfügbar. Das museale Inventar sämtlicher für Besucher zugänglicher<br />

Museumsbereiche der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> wird in dem Amtlichen Führer „<strong>Residenz</strong><br />

und Hofgarten <strong>Würzburg</strong>“, der derzeit in sechs Sprachen vorliegt und alle paar Jahre<br />

auf den aktuellen Stand gebracht wird, detailliert aufgezählt.<br />

d) Verpflegung und Einkaufsmöglichkeiten<br />

Insbesondere an den größeren Besucherzielen soll den Gästen die Möglichkeit zur<br />

Verpflegung gegeben sein. Die Einrichtungen (Gaststätten, Hotels, Bistros, Kioske)<br />

sind verpachtet. An nahezu allen Standorten besteht zudem die Möglichkeit, neben<br />

der erwähnten Literatur Andenken zu erwerben. Der hierzu engagierte Partner hat die<br />

Aufgabe, neben dem Basissortiment jeweils unverwechselbare und objektbezogene<br />

sowie regional übergreifende Produkte zu entwickeln und zu beschaffen.<br />

e) Sonderführungen<br />

Ausgehend von München hat die Schlösserverwaltung über das reguläre Angebot<br />

hinaus ein breites und stetig erweitertes Angebot themenorientierter Führungen<br />

geschaffen. Insbesondere wurde ein gut angenommenes Führungsangebot für<br />

Kinder aufgebaut, welches die Vermittlung von Kunst oder Geschichte mit besonderen<br />

Erlebnis- und Mitmachelementen verbindet. Dies umfasst auch den Gartenbereich.<br />

f) Pressewesen/Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Schlösserverwaltung beschäftigt<br />

sich neben der klassischen Pressearbeit vor allem mit dem kontinuierlichen Ausbau<br />

und der stetigen Aktualisierung ihrer diversen Internetauftritte, dem umfangreichen<br />

Bildarchiv, den Publikationen und der Organisation eigener Themenveranstaltungen<br />

in den Objekten.<br />

83


12. Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

84<br />

Der Servicegedanke und die Werbung stehen im Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Zum einen gilt es, die zahlreichen Presseanfragen, die zu allen Themengebieten rund<br />

um die bayerischen Schlösser, Gärten und Seen anfallen, laufend zu beantworten<br />

und zu betreuen. Zum anderen ist es das Ziel, alle Objekte der Schlösserverwaltung<br />

mittels medialer Präsenz im Bewusstsein der Bürger zu verankern, ihre Bekanntheit<br />

zu festigen bzw. auszubauen und so bestehende Besuchergruppen zu binden und<br />

neue hinzu zu gewinnen.<br />

Daher werden alle geeigneten Themen, die in den Objekten der Schlösserverwaltung,<br />

anfallen, für Pressemeldungen genutzt, die je nach Relevanz regionalen oder<br />

überregionalen Medien kommuniziert werden. Die Pressestelle gibt darüber<br />

hinaus gezielt Anregungen und Themenvorschläge für umfangreichere Beiträge<br />

an Journalisten. Hierbei wird konsequent crossmedial gearbeitet; die Nutzung der<br />

neuen Medien wird weiter gezielt ausgebaut. Pressekonferenzen zu besonderen<br />

Anlässen, Medienkooperationen und eine intensive Kontaktpflege mit lokalen und<br />

überregionalen Medien runden die Arbeit ab. Die Bandbreite der Pressearbeit ist<br />

auf der Internetseite der Schlösserverwaltung vollständig dokumentiert (http://www.<br />

schloesser.bayern.de/deutsch/presse/presse/archiv.htm).<br />

Um einen weiteren Kommunikationskanal direkt zu Besuchern und Interessenten<br />

aufzubauen, hat die Schlösserverwaltung einen monatlichen Email-Newsletter<br />

eingerichtet. Hier können auch Themen kommuniziert werden, die sich nicht für<br />

klassische Pressemeldungen eignen, wie zum Beispiel Ausflugtipps für Familien,<br />

Führungshinweise oder historische Hintergrundgeschichten.<br />

Zu dem breiten Spektrum der eigenen Publikationen der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung gehören die Amtlichen Führer durch die Schlösser und<br />

Gärten, Ausstellungskataloge, eine Bildhefte-Reihe, Audio-Guides, Gartenpläne, die<br />

jährliche Besucherinformationsbroschüre, Plakate, Give-aways und diverse Flyer.<br />

Die Schlösserverwaltung unterhält neben ihrer zentralen Internetseite derzeit 13<br />

weitere spezielle Webseiten für einzelne Schlösser, Museen und Ausstellungen.<br />

Dem Ziel der Schlösserverwaltung, die historischen Bauwerke mit Leben zu<br />

füllen, wird auf vielfältige Weise Rechnung getragen. So bieten die Objekte der<br />

Schlösserverwaltung jährlich einen beeindruckenden Rahmen für insgesamt<br />

über 2000 Veranstaltungen. Die Palette reicht dabei von Ausstellungen über<br />

Theateraufführungen und Konzerte bis zu Hochzeitsfeierlichkeiten in den<br />

verschiedenen Schlosskapellen. Rund 250 verschiedene Dreharbeiten für Filmund<br />

Fernsehprojekte finden pro Jahr in den Objekten der Schlösserverwaltung<br />

statt. Im Hinblick auf die konservatorische Verträglichkeit besteht für die regelmäßig<br />

angefragten Räume ein abgestufter Katalog zugelassener Nutzungsvarianten.<br />

Sonstige Anfragen werden individuell auf ihre konservatorische Verträglichkeit hin<br />

geprüft. Auch wird darauf geachtet, dass sich Drittnutzungen mit der Würde des<br />

Ortes vereinbaren lassen.


12. Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

In enger Kooperation mit den Tourismusverbänden werden Kontakte zu Multiplikatoren<br />

und Entscheidungsträgern auf- und ausgebaut mit dem Ziel, den Bekanntheitsgrad<br />

der Sehenswürdigkeiten der Schlösserverwaltung regional, national und<br />

international zu steigern. Zielgruppe sind vor allem Gruppenreiseveranstalter und<br />

Entscheidungsträger der Veranstaltungsbranche, aber auch Individualreisende.<br />

Die Schlösserverwaltung betreibt gezielt Werbung im Bereich Out-of-Home-Medien.<br />

Anzeigenwerbung findet überregional z. B. in den Medien der DZT und in Reiseführern<br />

statt; regional wird u. a. in Unterkunftsverzeichnissen und Stadtplänen geworben,<br />

um gezielt wichtige Zielgruppen wie z. B. Bus- oder Radtouristen anzusprechen.<br />

Der Vertrieb der Werbemittel erfolgt auch über befreundete Institutionen und<br />

Tourismusorganisationen. Mailings an Multiplikatoren wie Busreiseunternehmen,<br />

Institutionen, Gästeführer, Lehrer, Kindergärten, Vereine, Verbände etc. runden die<br />

Werbemaßnahmen ab.<br />

Die Schlösserverwaltung unterhält darüber hinaus diverse Kooperationen mit den<br />

Städten und Gemeinden, in den sich ihre Objekte befinden, aber auch mit der<br />

Deutschen Bahn und weiteren Partnern.<br />

g) Messewesen<br />

Die Schlösserverwaltung präsentiert sich regelmäßig auf diversen wichtigen Messen<br />

wie der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin, dem Germany Travel Mart<br />

(GTM) oder dem Incoming-Tag in München, um den Kontakt zu Kooperationspartnern<br />

und Multiplikatoren wie z. B. Reiseveranstaltern, Gästeführern und Hotels zu pflegen<br />

und auszubauen.<br />

h) Aktionstage<br />

Die Schlösserverwaltung beteiligt sich an zahlreichen regionalen, nationalen und<br />

internationalen Aktionstagen, organisiert aber auch selbst Sonderveranstaltungen.<br />

Dazu gehören z. B. die „<strong>Residenz</strong>tage“ in Bayreuth und die „<strong>Residenz</strong>woche“ in<br />

München. Im Rahmen dieser Sonderveranstaltungen bietet die Schlösserverwaltung<br />

außergewöhnliche Einblicke in ihre Objekte und lockt mit Themenführungen,<br />

Vorträgen und Workshops sowie kulinarischen, musikalischen und literarischen<br />

Darbietungen jährlich zahlreiche Besucher an.<br />

Die Schlösserverwaltung beteiligt sich am „Internationalen Museumstag“ und am<br />

„World Heritage Day“. Sie nimmt bayernweit an zahlreichen Museumsfesten und<br />

„Langen Nächten“ teil und bietet Spezialführungen oder ergänzendes Kulturprogramm<br />

an (Konzerte, Lesungen etc.). Auch am „Tag des offenen Denkmals“ beteiligen sich<br />

jedes Jahr zahlreiche Objekte der Schlösserverwaltung mit speziellen Führungen.<br />

85


12. Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

12.2 Besuchereinrichtungen der Bayerischen Schlösserverwaltung vor Ort<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> wird vor Ort durch ein umfangreiches Angebot an<br />

Besucherinformationen und speziellen Führungen vorgestellt. Mittels Flyer, Info- und<br />

Lehrermappen, die an Reiseveranstalter, Touristinformationen, Freizeiteinrichtungen<br />

und Schulen herausgegeben werden, präsentiert sich das Objekt in <strong>Würzburg</strong><br />

und Umgebung. Weiterhin werden Senioreneinrichtungen, Vereine und<br />

Tagungsorganisationen mit Informationsmaterial beliefert.<br />

12.3 Besuchereinrichtungen und Aktivitäten der Stadt <strong>Würzburg</strong><br />

86<br />

Die Stadt <strong>Würzburg</strong> /Eigenbetrieb Congress-Tourismus-Wirtschaft hat die <strong>Residenz</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> in ihre vielfältigen touristischen Angebote mit eingebunden und bietet<br />

dem Besucher ein umfangreiches Spektrum an klassischen und modernen<br />

Informationsmöglichkeiten.<br />

Neben Präsentationen im Internet (www.wuerzburg.de) und Mobiltelefonreiseführern<br />

sind Stadtpläne und Broschüren erhältlich. In mehreren geführten Stadtrundgängen<br />

ist auch die <strong>Würzburg</strong>er <strong>Residenz</strong> eingebunden; speziell für Kinder gibt es eigene<br />

Angebote.<br />

a) Internet<br />

Auf der Internetseite der Stadt <strong>Würzburg</strong> stellt im mit weitem Abstand nachfragestärksten<br />

Bereich „Tourismus und Tagungen“ das „UNESCO-Welterbe <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>“<br />

das Hauptthema dar. Das UNESCO-Welterbe <strong>Residenz</strong> wird durch eine vielfache<br />

prominente Plazierung wie z.B. Artikel, Fotos, buchbare Angebote und spezielle<br />

Informationen für Reiseveranstalter quasi zum Alleinstellungsmerkmal.<br />

Ferner besteht ein Link zum „UNESCO-Welterbe <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>“: Dort wird<br />

dann über das Welterbe-Programm der UNESCO und den außergewöhnlichen<br />

universellen Wert der Stätte informiert.<br />

b) Welterbepädagogik<br />

In Zusammenarbeit mit der UNESCO-Projektschule in <strong>Würzburg</strong> konnten bereits<br />

die Schüler sowie ihre Eltern und Verwandten / Bekannten intensiv an das Thema<br />

Welterbe <strong>Residenz</strong> herangeführt werden. An einem Projekttag begeisterten<br />

z.B. Schüler (u.a. Migranten) ihre Mitschüler und die Erwachsenen in Form von<br />

Kurzführungen in der Sprache ihres jeweiligen Herkunftslandes.<br />

c) Pressearbeit<br />

Das UNESCO-Welterbe <strong>Residenz</strong> ist herausgehobener Bestandteil der<br />

städtetouristischen Pressearbeit der Stadt <strong>Würzburg</strong> / Eigenbetrieb Congress -<br />

Tourismus - Wirtschaft. Dies bezieht sich nicht nur auf Pressemitteilungen mit<br />

nationaler wie internationaler Verbreitung, sondern umfasst insbesondere auch die<br />

Organisation und Durchführung von international besetzten Pressereisen (ca. 15<br />

Pressedelegationen aus dem Bereichen Kultur- und Reisejournalismus pro Jahr,


12. Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

meist in Zusammenarbeit mit der Deutschen Zentrale für Tourismus, der Deutschen<br />

Lufthansa AG und der Deutschen Bahn AG als Sponsoren). Hinzu kommt die<br />

spezielle Betreuung ausländischer Film- und Fernsehteams, wobei hier die <strong>Residenz</strong><br />

nahezu ausnahmslos im Mittelpunkt des Interesses steht.<br />

Bei den Endverbraucher-Publikationen der Stadt <strong>Würzburg</strong> / Eigenbetrieb Congress<br />

- Tourismus - Wirtschaft wie z.B. dem „Stadtplan für Gäste“ in acht Sprachvarianten<br />

und einer jährlichen Auflage von über 1 Mio. Exemplaren sowie dem Angebotsheft<br />

„Tourenmenü“ (Angebote Gästeführungen) stellt sich zukünftig das UNESCO-Logo<br />

auf dem Titel als Blickfang dar und macht damit bereits auf die Gewichtung des<br />

Welterbes <strong>Residenz</strong> aufmerksam.<br />

d) Tourismus und Marketing<br />

Die Stadt <strong>Würzburg</strong> / Eigenbetrieb Congress - Tourismus - Wirtschaft ist<br />

Gründungsmitglied des UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V. Somit ist<br />

durch langjährige Kontakte eine etablierte Zusammenarbeit und insbesondere<br />

auch eine Koordinationsfunktion hin zur Schloss- und Gartenverwaltung <strong>Würzburg</strong><br />

(SGV) sowie deren Einbindung gegeben. Dies gilt vor allem auch für die mit der<br />

SGV abgestimmte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Hinblick auf die Marketing-<br />

Aktivitäten der Deutschen Zentrale für Tourismus und deren Auslandsvertretungen.<br />

Durch die Teilnahme an nationalen wie internationalen Workshops präsentiert die Stadt<br />

<strong>Würzburg</strong> / Eigenbetrieb Congress - Tourismus - Wirtschaft das städtetouristische<br />

Angebot den Geschäftspartnern im Marktsegment Reiseveranstalter. Die optische<br />

Präsentation erfolgt durch großformatige Bildmotive mit der Marketing-Botschaft<br />

„Der Himmel auf Erden“ (Motiv Treppenhaus der <strong>Residenz</strong> mit Tiepolo-Fresko).<br />

Die Präsentation setzt sich in zielgruppen-orientierten Katalogen für Reiseveranstalter<br />

und Tagungsplaner fort, u.a. auch als „Virtueller Katalog“ auf CD-Rom.<br />

Um der Bedeutung des „UNESCO-Welterbe <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong>“ gerecht zu<br />

werden, hat die Stadt <strong>Würzburg</strong> / Eigenbetrieb Congress - Tourismus - Wirtschaft<br />

mit dem durchgängigen Einsatz des UNESCO-Logos in der crossmedialen<br />

Marketingarbeit (= konsequente Übermittlung der Werbebotschaft über verschiedene<br />

Kommunikationskanäle) begonnen. Das UNESCO-Logo tritt als Blickfang in den<br />

Mittelpunkt und weist damit unmittelbar auf optische wie verbale Inhalte zum<br />

Welterbe <strong>Residenz</strong> hin.<br />

87


12. Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

12.4 Vermittlung der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> durch die Bayerische<br />

88<br />

Schlösserverwaltung<br />

Die Bayerische Schlösserverwaltung versteht sich als Treuhänderin des einzigartigen<br />

kulturellen Erbes, das ihr anvertraut ist. Auf der Basis eigener wissenschaftlicher<br />

Recherche und unter Berücksichtung der jeweils neuesten Forschung will die<br />

Schlösserverwaltung den Besuchern ein lebendiges Bild sowohl der historischen wie<br />

auch der künstlerischen Dimension des Welterbes <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> vermitteln.<br />

Die museumspädagogische und didaktische Arbeit soll den Besuchern die Augen<br />

öffnen und Verständnis schaffen für eine inzwischen fremd gewordene Welt.<br />

Ausstellungen<br />

Die <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> hat sich in den letzten Jahrzehnten als Ausstellungsort von<br />

höchster Anziehungskraft etabliert. Dies gilt sowohl für eigene Ausstellungen der<br />

Schlösserverwaltung wie für die anderer Kulturinstitutionen, wobei die Themen nicht<br />

immer einen Bezug zur <strong>Residenz</strong> aufweisen. Mit über 300.000 Besuchern besonders<br />

erfolgreich war die Kunstausstellung der Schlösserverwaltung zum 300. Geburtstag<br />

G. D. Tiepolos „Der Himmel auf Erden“ 1996, den absoluten Rekord verzeichnete<br />

mit 365.000 Besuchern die mehr historisch-sozialgeschichtlich ausgerichtete<br />

Ausstellung „Wiederaufbau und Wirtschaftswunder“ des Hauses der Bayerischen<br />

Geschichte 2009. Auch außerhalb <strong>Würzburg</strong>s präsentierte sich die <strong>Residenz</strong><br />

als Welterbestätte, so 2003 in der Ausstellung zum UNESCO-Weltkulturerbe in<br />

Magdeburg. Mittelfristig plant die Schlösserverwaltung verstärkt kleinere Studio-<br />

Ausstellungen zu Einzelthemen der <strong>Residenz</strong>ausstattung zu veranstalten, 2010<br />

zunächst zu den Tapisserien der <strong>Würzburg</strong>er Manufaktur Pirot, später zu den<br />

Möbelgarnituren der Zeit Ferdinands III. von Toskana.<br />

Dokumentation<br />

Speziell zu den Wiederaufbau- und Restaurierungsarbeiten in der <strong>Residenz</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> wurden für die <strong>Residenz</strong>besucher verschiedene Dokumentationen<br />

angefertigt, die temporär oder auf Dauer gezeigt wurden. Angereichert mit<br />

Arbeitsproben, zahlreichen Fotos und teilweise auch Videoprojektionen (während<br />

der Restaurierung der Tiepolo-Fresken) vermitteln sie den besonders interessierten<br />

Besuchern einen Einblick in die Arbeitsweise der Restauratoren.<br />

Die älteren Fotodokumentationen sollen in den kommenden Jahren sukzessive<br />

erneuert werden.<br />

Führungen<br />

Die essentielle Vermittlung der <strong>Residenz</strong> <strong>Würzburg</strong> erfolgt für alle Besucher<br />

durch Führungen in Gruppen von maximal 40 Personen. Diese Führungen,<br />

deren Häufigkeit flexibel an den Besucherandrang angepasst wird, umfassen das<br />

Treppenhaus und die Hauptsäle sowie die südlichen Kaiserzimmer. Sie sind im<br />

Eintrittspreis enthalten und erfolgen auf Deutsch und Englisch, bei Voranmeldung<br />

auch in weiteren Sprachen. Zu besonderen Anlässen oder auf Wunsch werden auch<br />

Spezialführungen für Kinder oder zu Einzelthemen angeboten.


12. Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>Residenz</strong>tage<br />

Während zahlreiche Veranstaltungen in der <strong>Residenz</strong> und im Hofgarten vom<br />

Renommee des Ensembles als Weltkulturerbe zehren, bietet die jährlich von der<br />

Schlösserverwaltung veranstaltete „<strong>Residenz</strong>nacht" dem Publikum tatsächlich<br />

die Gelegenheit, neue Aspekte dieses Gesamtkunstwerks kennen zu lernen.<br />

Durch eine Reihe von Spezialführungen und Vorträgen, teilweise kombiniert mit<br />

Musikveranstaltungen, werden jeweils wechselnde Themen in publikumsfreundlicher<br />

Weise vermittelt.<br />

Wissenschaftliche Veranstaltungen<br />

In der Startphase der Konservierung und Restaurierung des großen Tiepolofreskos<br />

im Treppenhaus der <strong>Residenz</strong> fand 2003 ein Fachkolloquium u.a. mit<br />

Vertretern des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege statt, bei dem das<br />

Restaurierungskonzept unter dem Eindruck erster Arbeitsmuster vorgestellt und<br />

diskutiert wurde. In kontinuierlichen Abständen wurden 2004, 2005 und 2006<br />

weitere Fachkolloquien unter Teilnahme des nationalen Komitees von ICOMOS<br />

organisiert. In dieser guten Tradition fand 2007 auch zum Stand der Restaurierung<br />

des Kaisersaals wiederum ein Symposium unter Teilnahme von Vertretern des<br />

nationalen Komitees von ICOMOS statt.<br />

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