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Zabergäu Magazin 2023/1

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Alle Bilder: Viola Haas

Tat-Kraft

bei der Tafel

— statt Schreibtisch

und Unterricht

Für manche Orte muss man bewusst

seinen alltäglichen Arbeitsplatz verlassen.

Ein Einblick in die Mit-Arbeit

bei der Tafel Region Heilbronn.

Donnerstagmorgen, 10 Uhr: Ankunft im Lager der Tafel

Heilbronn. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Leitung

muss ich erst mal Sicherheitsschuhe anziehen. Zurück in

der Lagerhalle, braucht es etwas Orientierung: an zentraler Stelle

das Sortierband. Hier wird gespendetes Obst und Gemüse ausgepackt,

auf die Qualität geprüft, geputzt, sortiert und für die Ausgabe

im Tafelladen vorbereitet. Verdorbene Ware wird aussortiert.

Allein im Lager Heilbronn werden täglich neun Tonnen Obst und

Gemüse umgesetzt.

Dann wird es auf einmal sehr hektisch: Ein Tafellaster fährt rückwärts

in die Halle und bringt eine große Menge an Obst und Gemüse.

Viele Paletten mit grünen Klappkisten müssen ausgeladen

und auf dem verfügbaren Raum platziert werden. Gefühlt geht es

jetzt zu wie in einem Bienenstock – die hauptberuflichen Mitarbeiter:innen

sind so fix unterwegs, dass ich ständig das Gefühl habe,

im Weg zu stehen. Ich möchte endlich auch tat-kräftig unterstützen!

Dann geht es los: Ich darf zahlreiche Dosen und Gläser mit

unterschiedlichen Lebensmitteln aus einem riesigen Palettenkarton

in grüne Klappkisten umräumen, sodass die Kisten anschließend

auf einer Palette gestapelt werden können. Am Anfang macht der

Rücken noch gut mit, je tiefer die Produkte liegen, desto anstrengender

wird es. Geschafft – nach 60 Minuten ist alles verräumt!

Was gibt es im Lager noch zu entdecken? Natürlich zahlreiche

Hochregale, in welchen die gespendeten haltbaren Waren gelagert

werden. Alle Paletten sind genau gekennzeichnet, sodass man auf

den ersten Blick erkennt, welche Ware auf der Palette sitzt. Was

geschieht eigentlich mit dem sortierten Obst und Gemüse? Wie

gelangt das denn nun in den Tafelladen zu den Kunden? Voller Stolz

wird mir der Tafelladen, welcher auch in der Halle untergebracht

ist, präsentiert. Durch eine Türe in der Trennwand gelangt man vom

Lager direkt in den Laden und steht vermutlich in dem modernsten

Tafelladen Deutschlands. Dank tatkräftiger Unterstützung eines

regionalen Handelsunternehmens konnte der Tafelladen in seiner

jetzigen Gestalt im April 2022 eröffnet werden.

Ich habe das Gefühl, in einem kleinen Discounter zu stehen: Die

Regale und die Beschriftung kommen mir vertraut vor. Und doch

ist etwas anders als in meinem Einkaufsalltag: Ich entdecke große

Lücken in den Regalen und auch die Backwarenabteilung ist um

11:30 Uhr so gut wie leer. Jeder Kunde, der im Tafelladen einkaufen

möchte, benötigt eine Einkaufskarte (Tafelausweis). Einen Tafelausweis

wiederum erhalten Personen mit einem geringen Einkommen.

Welches Angebot an den einzelnen Tagen bzw. Stunden zur

Verfügung steht, entscheidet ein Stück weit der Zufall bzw. der

Spendeneingang. Wurden am Vortag zahlreiche Clementinen angeliefert,

so kommen diese in den Verkauf. Sind diese ausverkauft,

wird das nächste Obst, an diesem Tag z.B. Khaki, aufgefüllt.

Zurück im Lager, fällt mir in unmittelbarer Nähe zum Sortierband

für Obst und Gemüse eine kleine Spülstraße auf. Hier arbeiten zwei

Ehrenamtliche, um stark verschmutzte, leere grüne Klappkisten

wieder sauber zu bekommen. Anschließend werden die Kisten

wieder dem Transportkreislauf zugeführt. Mein Mit-Arbeitstag geht

schnell vorbei: Ich durfte nochmals Ware in Klappkisten umpacken,

anschließend verdorbenes Obst und Gemüse in einem Bioabfallcontainer

entsorgen und an der Spülstraße 100 Klappkisten für

unsere Adventskalender Reverse-Aktion spülen.

Ein spannender Einblick in die Abläufe und Organisation der

Tafel Heilbronn; ein Einblick, der meinen eigenen Alltag etwas

geerdet hat.

„da hab’ ich

was gelernt“

„da hab’ ich was gelernt“ ist die Reihe

betitelt, in der Menschen aus unserer

Gemeinde die gewohnten Bahnen

verlassen und einen Tag mal einen

anderen Beruf oder eine andere Rolle

einnehmen. Schließlich lernt man nie

aus – und schafft es so, andere besser

zu verstehen.

DA HAB’ ICH WAS GELERNT

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