29.03.2023 Aufrufe

NRW handelt, Ausgabe April 2023

Das E-Magazin des Handelsverbandes NRW mit interessanten Artikeln rund um den Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen, Berichten aus dem Verband und weiteren spannenden Themen. Wenn Sie unser E-Magazin abonnieren wollen, können Sie dies unter https://www.handelsverband-nrw.de/nrw-handelt/

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<strong>April</strong> <strong>2023</strong><br />

E-Magazin Handelsverband <strong>NRW</strong><br />

• Jahresempfang mit Wirtschaftsministerin<br />

Mona Neubaur<br />

• Rewe Quermann (Bielefeld):<br />

Voller Lust Emotionen erzeugen<br />

• Parfümerie Meller:<br />

Köln kürt „Die Besten <strong>2023</strong>“


2<br />

Impressionen vom<br />

Jahresempfang des<br />

<strong>NRW</strong>-Einzelhandels<br />

in Düsseldorf<br />

Fotos: Volker Wiciok


3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Handelsverband Nordrhein-Westfalen e.V.,<br />

Kaiserstr. 42 a, 40479 Düsseldorf,<br />

www.hv-nrw.de<br />

Redaktion:<br />

Matthias M. Machan, Carina Peretzke<br />

Redaktionsteam:<br />

Karin Eksen, Jörg Hamel, Marc Heistermann,<br />

Thomas Kunz, Matthias M. Machan,<br />

Carina Peretzke, Markus Richter,<br />

Marion Runge<br />

Layout/Grafik:<br />

Gabriel Wagner<br />

Erscheinungsweise:<br />

4-mal im Jahr; bei Adressänderungen oder<br />

–löschungen, wenden Sie sich bitte direkt<br />

an den für Sie zuständigen Regionalverband.<br />

Titelfoto:<br />

Handelsverband <strong>NRW</strong>/Volker Wiciok<br />

Rechtliche Klausel:<br />

Eingehende Beiträge werden nicht zurückgesandt.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil<br />

dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />

Genehmigung des Herstellers vervielfältigt<br />

oder verbreitet werden. Unter dieses Verbot<br />

fallen insbesondere auch die gewerbliche<br />

Vervielfältigung bei Kopie, die Aufnahme in<br />

elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung<br />

auf CD-ROM. Für die Angebote in<br />

den Werbeanzeigen ist ausschließlich der<br />

Werbetreibende verantwortlich.<br />

die erste <strong>Ausgabe</strong> des E-Magazins<br />

<strong>NRW</strong> <strong>handelt</strong> <strong>2023</strong> steht ganz im<br />

Lichte großer Veranstaltungen. Am<br />

15. März hat der traditionelle Jahresempfang<br />

der Handelsverbände in der<br />

Landeshauptstadt Düsseldorf stattgefunden.<br />

Wie in jedem Jahr haben sich<br />

dort Vertreter aus Handel, Politik und<br />

Verwaltung zum Austausch getroffen.<br />

Einen Nachbericht sowie viele Fotos<br />

finden Sie auf den folgenden Seiten.<br />

Am gleichen Abend fand in Köln die Preisverleihung „Die Besten <strong>2023</strong>“ statt.<br />

Dort wurden bereits zum elften Mal mittelständische Unternehmen aus<br />

Gastronomie, Handel und Handwerk für ihre Leistungen geehrt. Und ich freue<br />

mich, dass bereits im Februar unser Neujahrsempfang des Handelsverbandes<br />

Ostwestfalen-Lippe im LWL-Preußenmuseum in Minden mit 100 Gästen<br />

ein ebenso schöner wie und erfolgreicher Abend war. Auch hier möchten wir<br />

Ihnen die Highlights des Abends in dieser <strong>Ausgabe</strong> natürlich nicht vorenthalten.<br />

Unbedingt berichten möchten wir auch von unseren Digitalcoaches. Das vom<br />

Wirtschaftsministerium geförderte Projekt des Handelsverbandes <strong>NRW</strong> dürfte<br />

inzwischen bekannt sein. Zum Jahreswechsel kamen einige Digitalcoaches<br />

hinzu, die wir Ihnen in dieser und der folgenden <strong>Ausgabe</strong> vorstellen. Den Anfang<br />

macht Andrea Gries aus Bielefeld.<br />

Das Jahr hat gerade erst begonnen und es haben bereits einige Netzwerktreffen<br />

stattgefunden. Besonders herzlich einladen möchte ich Sie zum Handelsforum<br />

OWL! Das Wirtschaftsforum für Handel und Dienstleistungen in Ostwestfalen-Lippe<br />

tagt bereits zum 32. Mal, dieses Jahr in der Bielefelder Stadthalle<br />

am 20. <strong>April</strong>. Das Handelsforum OWL ist als renommierter Branchentreff weit<br />

über die Region hinaus bekannt. Informieren auch Sie sich, gemeinsam mit<br />

Einzelhändlern, handelsnahen Dienstleistern, Branchenpartnern, Politikern und<br />

Stadtplanern sowie vielen weiteren Interessenten, über die aktuellen Entwicklungen<br />

und Trends im Handel. Weitere Informationen finden Sie hier:<br />

www.handelsforum-owl.de.<br />

Jetzt wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre und freue mich natürlich, wenn<br />

wir uns vielleicht in Bielefeld begegnen!<br />

Ihr<br />

Thomas Kunz<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Handelsverband Ostwestfalen-Lippe e. V.


4<br />

Begrüßten Wirtschaftsministerin Mona<br />

Neubaur beim Jahresempfang: Dr. Peter<br />

Achten (l.) und Michael Radau (Mitte). Fotos<br />

HV <strong>NRW</strong>/Volker Wiciok<br />

Jahresempfang des <strong>NRW</strong>-Handels:<br />

„Der gemeinsame Dialog ist<br />

das A und O!“<br />

Von Matthias M. Machan/Carina Peretzke<br />

Digitale Transformation und Digitalcoaches, lebendige<br />

Innenstädte mit leistungsfähigen Händlern, Klimawandel<br />

und Verkehrswende, Fachkräftemangel und Bürokratieabbau:<br />

Es gab viel zu besprechen beim Jahresempfang des<br />

<strong>NRW</strong>-Einzelhandels. Beim traditionellen Get-together der<br />

Handelsverbände trafen sich in Düsseldorf in diesem Jahr<br />

rund 200 Gäste aus Politik, Öffentlichkeit und Wirtschaft.<br />

Auf der gemeinsamen Veranstaltung des Handelsverbandes<br />

<strong>NRW</strong> und des Handelsverbandes <strong>NRW</strong> – Rheinland<br />

mit Wirtschaftsministerin Mona Neubaur als Gastrednerin<br />

wurde vor allem der Blick in die Zukunft gerichtet.<br />

Zu Beginn ergriff Michael Radau, Präsident des Handelsverbandes<br />

<strong>NRW</strong>, in einem kurzgehaltenen Rückblick das Wort.<br />

„Herausfordernde drei Jahre liegen hinter uns. Die Energiekrise<br />

und der Absturz der Konsumstimmung waren die bestimmenden<br />

Themen des Jahres 2022 und wirken immer<br />

noch fort“. Doch der Blick zurück auf das vergangene Jahr<br />

mit seinen zahlreichen Krisen sollte nicht das bestimmende<br />

Thema des Abends sein. Vielmehr schauten alle Redner vor<br />

allem in die Zukunft, die zwar zahlreiche Herausforderungen<br />

bereithalte, aber eben auch viele Chancen.<br />

Wichtig seien verlässliche Rahmenbedingungen, damit der<br />

Handel die notwendigen Transformationen bewusst und<br />

aktiv mitgehen könne. Dabei bleibt die Digitalisierung ein<br />

entscheidendes Kriterium für den Handel und – das habe<br />

auch die kürzlich beendete Messe Euroshop <strong>2023</strong> gezeigt<br />

– darunter sei Künstliche Intelligenz von großer Bedeutung.<br />

Radau: „Der Handel möchte die notwendigen Transformationen<br />

bewusst und aktiv mitgehen!“ Und weiter: „Wenn wir<br />

in der Zukunft lebendige Innenstädte wollen, brauchen wir<br />

auch leistungsfähige, individuelle Händler, die diese Innenstädte<br />

attraktiv machen.“


5<br />

Beim Get-together der Handelsverbände<br />

trafen sich rund 200 Gäste aus Politik,<br />

Öffentlichkeit und Wirtschaft.<br />

„Wir sehen, dass Städte mit aktiven Wirtschaftsförderungen<br />

und intensiv eingebundenen<br />

Händlergemeinschaften besser<br />

funktionieren“, Michael Radau.<br />

„Um die Digitalisierung im Einzelhandel<br />

voranzubringen, bieten die durch das Land<br />

weiterhin geförderten Digitalcoaches des Handelsverbandes<br />

eine wichtige Unterstützung“,<br />

<strong>NRW</strong>-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur.<br />

Im Branchen-Dialog: Mona Neubaur und<br />

Michael Radau.<br />

Die Digitalcoaches des Handelsverbandes<br />

treffen <strong>NRW</strong>-Wirtschaftsministerin Mona<br />

Neubaur.


6<br />

Es gab viel zu besprechen beim Jahresempfang<br />

des <strong>NRW</strong>-Handels.<br />

Für den musikalischen Rahmen sorgten Sascha<br />

Blejwas und Alex Clouet als akustisches<br />

Duo „Gitarre mal Zwei“.<br />

Zwei, die seit vielen Jahren gut miteinander<br />

können: Mona Neubaur und Michael Radau.<br />

Mehr Impressionen<br />

vom Jahresempfang<br />

gibt es hier.<br />

Für den Handelsverband <strong>NRW</strong> – Rheinland<br />

begrüßte der kommissarische Vorsitzende<br />

Dirk Wittmer (l.) die Gäste.


7<br />

Zukunftsfähigkeit des stationären<br />

Handels langfristig stärken<br />

<strong>NRW</strong> Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur<br />

sagte: „Ein starker Einzelhandel bereichert die Städte<br />

und den ländlichen Raum in Nordrhein-Westfalen. Die großen<br />

Herausforderungen der vergangenen Jahre haben den<br />

Händlerinnen und Händlern viel abverlangt. Neben den Entlastungen<br />

bei den gestiegenen Energiepreisen kommt es<br />

nun darauf an, die Zukunftsfähigkeit des stationären Handels<br />

langfristig zu stärken. Um die Digitalisierung im Einzelhandel<br />

voranzubringen, bieten die durch das Land weiterhin<br />

geförderten Digitalcoaches des Handelsverbandes eine<br />

wichtige Unterstützung.“<br />

In Sachen Digitalisierung hat der Handel mit den Digitalcoaches<br />

ein stark nachgefragtes Unterstützungsangebot<br />

geschaffen. Ein zukunftsweisendes Projekt, gefördert<br />

durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz<br />

und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, das<br />

aus ganz Deutschland bewundernd betrachtet werde, berichtet<br />

Radau. Für die neue Herausforderung KI wünscht<br />

sich der Handel ein vergleichbares Unterstützungsangebot.<br />

Kassenloses Bezahlen, optimierte und automatisierte Bestellsysteme,<br />

Empfehlungsmarketing für Endkunden, Vermeidung<br />

von Lebensmittelverschwendung sind nur einige<br />

Anwendungsbeispiele. Um hier bestehende Vorurteile und<br />

Umsetzungsprobleme ebenso tatkräftig anzugehen, wären<br />

KI-Coaches eine gute Lösung.<br />

Mobilitätswende: Radau fordert zunächst<br />

funktionierende Alternativen<br />

Radau griff auch das Thema Verkehrswende auf: „Unsere<br />

Innenstädte müssen mit vielfältigen, verlässlichen und in<br />

jeder Hinsicht attraktiven Verkehrsmitteln erreichbar sein.<br />

Dabei brauchen wir aber erst gute Alternativen und können<br />

uns dann von den alten Vorgehensweisen verabschieden.“<br />

Auch dürfe man nicht vergessen, dass Bedürfnisse sich je<br />

nach Anlass, Wetter, Anreisezeit und -weg, aber auch nach<br />

Alter und Gesundheitsstand unterscheiden. Über das Thema<br />

Mobilität wurde unter den Gästen ebenso lebhaft diskutiert<br />

wie auch über die Vielzahl von Anforderungen und<br />

bürokratischen Hürden, denen sich Handelsunternehmen<br />

ausgesetzt sehen.<br />

Weitere branchenübergreifende Top-Themen: Der Fachkräftemangel<br />

und fehlende Nachfolge treiben auch den Handel<br />

verstärkt um. Ohne diese entstehen Leerstände, Standorte<br />

und Handel werden unattraktiver, eine Abwärtsspirale<br />

entsteht. Bei diesen Punkten könne die Politik ressortübergreifend<br />

unterstützen, so Radau. „Wir brauchen eine Investitions-<br />

und Innovationsoffensive für die Berufsschulen und<br />

mehr Anerkennung für die Chancen und Vorteile einer dualen<br />

Berufsausbildung im Einzelhandel.“ Die Lebendigkeit der<br />

Innenstädte zu erhalten, sie als Treffpunkt und Erlebnisort<br />

zu stärken, müsse im Fokus stehen. Dass der Handel für die<br />

Attraktivität der Innenstädte Besuchsgrund Nummer eins<br />

ist, hat auch die aktuelle Studie „Vitale Innenstädte“ des IFH<br />

Köln erneut belegt.<br />

Die letzten Jahre haben in viele Kassen und in viele Eigenkapitalkonten<br />

im Handel große Löcher gerissen, sodass in<br />

der aktuellen Situation Investitionen teilweise schwerfallen:<br />

„Moderne Technik für gutes Handeln, ein attraktives<br />

Geschäft, LED-Beleuchtung, moderne Kühltechnik - wichtige<br />

Anforderungen für den Klimaschutz und vielleicht auch<br />

mehr Umsatz, die aber vor allem auch für mögliche Nachfolger<br />

interessant und relevant sind.“ Investitionen, die<br />

Handelsunternehmen aktuell oftmals nicht ohne Weiteres<br />

tätigen können. Eine passgenaue, finanzierbare Förderung<br />

kann hier der Wegbereiter sein. Worte, die bei den Zuhörern<br />

für Zustimmung sorgten.<br />

Das Erlebnis Innenstadt fördern<br />

Und auch diese Worte von Michael Radau sorgten für Applaus:<br />

„Es gab in den letzten Jahren viele gute Förderprogramme<br />

für die Innenstädte, sowohl von Bundes- wie auch<br />

von Landesseite. Aber diese sollen zukünftig natürlich nicht<br />

ins Leere laufen, sondern die Aufenthaltsqualität und das<br />

Erlebnis Innenstadt fördern. Eine gute Zusammenarbeit aller<br />

Akteure ist von entscheidender Bedeutung. Wir sehen,<br />

dass Städte mit aktiven Wirtschaftsförderungen und intensiv<br />

eingebundenen Händlergemeinschaften besser funktionieren.<br />

Der gemeinsame Dialog ist das A und O!“<br />

Für den Handelsverband <strong>NRW</strong> – Rheinland begrüßte Dirk<br />

Wittmer (Ratingen) die Gäste. In einer Schweigeminute gedachten<br />

die Anwesenden des langjährigen Vorsitzenden<br />

des Verbandes Friedrich G. Conzen. Wittmer: „Wir haben mit<br />

Friedrich G. Conzen eine Persönlichkeit verloren, die dem<br />

Gegenüber stets mit großer Wertschätzung begegnete, immer<br />

ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte fand, und auch mit<br />

rheinischem Humor gesegnet, eine Bereicherung für uns<br />

alle war.“<br />

Durch den Abend führte Moderatorin Gisela Steinhauer. Für<br />

den musikalischen Rahmen sorgten einmal mehr Sascha<br />

Blejwas und Alex Clouet als akustisches Duo „Gitarre mal<br />

Zwei“.


8<br />

Kaufleute mit Leib und Seele: Ines und Rainer<br />

Quermann. Fotos: Rewe Quermann<br />

„Naiv, blauäugig – aber<br />

voller Lust!“<br />

Von Matthias M. Machan<br />

Geht das? Als Quereinsteiger erfolgreich einen fast 3.000<br />

Quadratmeter großen Supermarkt zu führen? Und wie<br />

das geht! Zum Jahresende 2017 hatten Ines und Rainer<br />

Quermann den Rewe-Markt im Bielefelder Stadtteil<br />

Schildesche übernommen. Fünf Jahre später, 2022, wurde<br />

Rewe Quermann zum „Supermarkt des Jahres“ gekürt.<br />

Erfolgsbausteine sind eine gelebte Gastfreundschaft,<br />

eine mitunter außergewöhnliche Inszenierung der Ware<br />

und neben dem klassischen Sortiment (rund 40.000<br />

Artikel) vom Preiseinstieg bis zu Premium-Produkten ein<br />

umfangreiches regionales Angebot, eben feldfrisch in<br />

den Markt.<br />

Sie war Caro Kaspar in der RTL-Serie „Unter uns“, beliebt als<br />

Ella Fink in den „Nachtschwestern“ (ebenfalls RTL) oder Marina<br />

Höfel in der ARD-Reihe „Die Füchsin“. Das alles fußt bei<br />

Ines Quermann auf einer schauspielerischen Ausbildung in<br />

den Jahren zwischen 2003 und 2007 an der Westfälischen<br />

Schauspielschule in Bochum (heute Folkwang) sowie Theater-Engagements<br />

u.a. in Augsburg, Essen und Bochum. Mit<br />

ihrem Mann Rainer (53) und drei Kindern lebt Ines Quermann<br />

als Patchwork-Familie in Bielefeld.<br />

Doch wie kommt man als Diplom-Bühnendarstellerin (mit<br />

Tanz und Gesang) mit festem Vertrag am Theater Augsburg<br />

zur Übernahme eines Rewe-Marktes? „Das Leben<br />

kam dazwischen“, lacht die gebürtige Bochumerin. Sie<br />

lernte ihren Mann Rainer kennen, der Aral-Tankstellen<br />

inklusive des Vertriebskanals „Rewe to go“ betrieb. Zunächst<br />

betrieb das Paar einige Tankstellen in der Region,<br />

seit 2017 führt die 43-Jährige ein Leben zwischen (Dreh-)<br />

Set und (Rewe-)Center.


9<br />

Der Anspruch: Für die Mitarbeiter ein cooler<br />

Arbeitgeber sein.<br />

„Wir wollen Emotionen erzeugen und<br />

Geschichten erzählen“<br />

Parallelen gibt es da durchaus: „In beiden Branchen musst<br />

du kreativ sein. Und auch wir wollen in unserem Markt Emotionen<br />

erzeugen und Geschichten erzählen“, erzählt Quermann.<br />

Mehr noch: Qualität, Exklusivität und Atmosphäre<br />

formulieren einen ehrgeizigen Anspruch, der auf der Fläche<br />

erfrischend, mitunter frech, aber ungemein entspannt umgesetzt<br />

wird, wozu sicherlich beiträgt, dass bei unserem<br />

Besuch an einem Dienstagmittag die wöchentliche „Silent<br />

Shopping“-Time kurz bevor steht: Keine Musik-Beschallung<br />

im Markt, kein lärmendes Umräumen. Entspannung und<br />

Konzentration auf die Produkte pur. „Weil wir nicht aus der<br />

Branche kommen, machen wir eben vieles anders, innovativ<br />

und offen“, so Quermann. Und: „So wie unser Markt sieht<br />

kein anderer Rewe aus.“<br />

Denn wenn das Wort vom „Einkaufserlebnis“ seine Berechtigung<br />

hat, es sichtbar gelebt und inszeniert wird, dann hier.<br />

Das ist Liebe auf den ersten Blick: kreativ gestaltete Hinweisschilder<br />

zur Orientierung, künstlerische Wanddekorationen<br />

und vor allem eine aufwendige Warenpräsentation<br />

mit kulinarischen Entdeckungen in jedem Gang, übrigens<br />

allesamt komfortabel breit angelegt. Ines Quermann: „Wir<br />

haben Platz geschaffen, damit der Gast sich wohlfühlt“. Ein<br />

Füllhorn an Besonderheiten, und das auch gleich schon zu<br />

Beginn in der Obst- und Gemüseabteilung, in der ein Traktor<br />

ausgestellt ist und damit Regionalität und Bodenhaftung<br />

signalisiert.<br />

„Warum sich Mut immer auszahlt“:<br />

Vortrag auf dem Handelskongress<br />

Welch ein Glück, dass Ines Quermann ihre stärkste Rolle als<br />

Quereinsteigerin im Handel spielt und davon auch auf dem<br />

32. Handelsforum am 20. <strong>April</strong> in der Stadthalle Bielefeld<br />

zusammen mit ihrem Ehemann Rainer berichten wird. Ihr<br />

Vortragsthema: „Warum sich Mut immer auszahlt“. Infos<br />

unter: www.handelsforum-owl.de.<br />

„Wir waren naiv, blauäuig – aber voller Lust“, erinnert sich<br />

Quermann an die Anfänge 2017. So manches musste sich<br />

zwischen der Rewe und den beiden Quereinsteigern erst<br />

einruckeln. „Man macht das so und so, weil man es schon<br />

immer so gemacht hat“, war ein Satz den beide häufig zu<br />

hören bekamen – und trotzdem ihr eigenes Ding machen<br />

ließ. „Echtholz statt Plastik“, so die Devise. „Wir sind mit viel<br />

Sinn für Ästhetik und Raumgestaltung an die Mammutaufgabe<br />

herangegangen“, so Ines Quermann. Und weiter:


10<br />

Beliebt, immer wieder dienstags: Silent<br />

Shopping.<br />

Sprichwörtlich ausgezeichnet: Der Blumenladen<br />

im Entree.


11<br />

„Durch eine außergewöhnliche Inszenierung der Ware und<br />

durch eine ganz eigene Atmosphäre wollen wir für unsere<br />

Gäste täglich aufs Neue ein Erlebnis kreieren.“ Vorteil Quereinsteiger:<br />

mit einem frischen, unverstellten Blick auf die<br />

Branche ganz neue und höchst erfolgreiche Wege gehen.<br />

„Wir sind Kaufleute mit Leib und Seele, leben für das Team<br />

von rund 170 Mitarbeitenden und unsere Kunden.“<br />

Aus der Region. Für die Region.<br />

Für gute Qualität ist Quermanns kein Weg zu nah: Mit eigenem<br />

Trecker geht es mehrfach die Woche zum benachbarten<br />

Bauern und Lieferanten „Frische aus Westfalen“. Dort<br />

werden taufrische Salate und jede Menge Gemüse (Kohlrabi,<br />

Blumenkohl u.v.m.) aufgeladen und ohne Umwege in die<br />

Auslagen des Marktes gebracht. Gesünder geht es kaum.<br />

Auf dem Instagram-Kanal, der nahezu täglich Einblicke<br />

hinter die Marktkulissen gewährt, wird nichts dem Zufall<br />

überlassen. Eine Social-Media-Beauftragte stellt Produktneuheiten<br />

vor, zeigt Floristenkunst aus der preisgekrönten<br />

Blumen-Bar im Entree des Marktes oder kündigt den beliebten<br />

„Burgerfreitag“ an.<br />

Auserzählt ist die Geschichte von Rewe Quermann damit<br />

noch lange nicht: „Wir wollen noch weitere Märkte in Bielefeld<br />

und Umgebung eröffnen“, erzählt Ines Quermann. Ihr<br />

Leben zwischen Set und Center wird also noch um einige<br />

Folgen weitergedreht.


12<br />

Trafen sich zum Interview am Rande des<br />

Jahresempfangs der <strong>NRW</strong> Handelsverbände:<br />

Karin Eksen und Autor Matthias M. Machan.<br />

Fotos: Volker Wiciok<br />

Karin Eksen geht in den Ruhestand:<br />

„Ich habe meinen Beruf<br />

intensiv gel(i)ebt!“<br />

Von Matthias M. Machan<br />

Ende einer Ära beim Handelsverband <strong>NRW</strong> - Westfalen-Münsterland:<br />

Karin Eksen, nicht nur in Münster und<br />

um Münster herum eine Institution für die Kaufleute und<br />

den Handel, verabschiedet sich in den Ruhestand. Nach<br />

dem Abitur in Bremerhaven und einem Jura-Studium in<br />

Berlin und Bochum sowie Referendariaten in Bielefeld,<br />

Hagen und Bochum, begann die gebürtige Heiligenhafenerin<br />

ihre Tätigkeit beim Handelsverband in Münster am 1.<br />

Januar 1996, gut ein Jahr später, am 1. <strong>April</strong> 1997 wurde<br />

sie Geschäftsführerin. Für das Redaktionsteam von <strong>NRW</strong><br />

<strong>handelt</strong> (und bis Ende 2021 für die <strong>NRW</strong>-Seiten im handelsjournal<br />

des HDE) war Karin Eksen eine verlässliche,<br />

zuverlässige Stütze. Mehr noch: Kaum ein Schreibfehler<br />

schlüpfte bei ihr durch, bei missglückten Formulierungen<br />

hob sie stets mahnend die Augenbraue. Noch wichtiger:<br />

Ihre scheinbar unerschöpfliche Kreativität für neue Themen<br />

und packende Händlerstories. DANKE!<br />

Münsterland in den Ruhestand. Wie fühlt sich das an? Was<br />

sind die letzten Dinge, die es für Sie im Büro zu tun gibt?<br />

Ich gebe zu, dass es sich für mich sehr komisch anfühlt. Ich<br />

habe meine Arbeit immer sehr gerne gemacht, insbesondere<br />

die Kontakte zu so vielen netten und interessanten<br />

Menschen werden mir fehlen. In besonderem Maße gilt das<br />

für „mein Team“ in der Geschäftsstelle Münster, das mir viel<br />

bedeutet, mit dem ich sehr gerne und teilweise über viele<br />

Jahre zusammengearbeitet habe.<br />

Aktuell gibt es noch unglaublich viel zu tun. Ich habe gefühlt<br />

einen ganzen Hausstand an privaten Dingen schon nach<br />

Hause gebracht, mit denen ich mir hier mein „Übertag-Zuhause“<br />

eingerichtet hatte. Viele Dinge können vernichtet<br />

werden, die für meine Nachfolgerin nicht relevant sind, aber<br />

das muss ja oft erst noch einmal gesichtet werden…<br />

Liebe Frau Eksen, Sie gehen in diesen Tagen nach über einem<br />

Vierteljahrhundert beim Handelsverband <strong>NRW</strong> - Westfalen-<br />

Sie sind ja eigentlich ein Nordlicht. Was hat Sie letztlich 1996<br />

zum Handelsverband ins Münsterland verschlagen?


13<br />

„Ich würde mir wünschen, dass man in gesundem<br />

Maße unaufgeregter mit verkaufsoffenen<br />

Sonntagen umginge. Ab und zu ein verkaufsoffener<br />

Sonntag gäbe auch den Geschäften<br />

eine gute Gelegenheit, sich in unaufgeregter<br />

Atmosphäre zu präsentieren“, Karin Eksen.<br />

Ich bin eigentlich sogar ein Nomadenkind, wenn ich bedenke,<br />

wie viele Umzüge ich hinter mir hatte, bis ich in Münster<br />

sesshaft wurde. Wir sind von Bochum aus nach Münster<br />

gekommen, weil mein Mann hier berufstätig wurde.<br />

dasteht, die Arbeitslosigkeit gering ist. Kehrseite dieser<br />

Situation ist der Fachkräftemangel. Münster präsentiert<br />

ein tolles Ambiente und einen qualitätsorientierten Einzelhandel,<br />

was sich immer wieder bewährt.<br />

Sie sind hier im Münsterland heimisch geworden. Bleiben Sie<br />

im Münsterland? Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Region?<br />

Ja, ich fühle mich hier heimisch – und doch nicht als „echte<br />

Münsteranerin“. Das kann man sicher nur sagen, wenn<br />

man hier auch geboren ist. Meine bisherigen Lieblingsplätze<br />

sind mein Zuhause und mein Büro. Das Zuhause ist<br />

für die Ruhe, das Büro für die Action. Neue Lieblingsplätze<br />

kann ich hoffentlich in Zukunft erschließen.<br />

Es gibt so viele Orte allein im Münsterland, die ich aufgrund<br />

knapper Zeitressourcen schön fand, ohne mich ihnen mehr<br />

widmen zu können. Das kann ich demnächst hoffentlich<br />

nachholen. Ansonsten mag ich alle Orte, wo ich mit netten<br />

Menschen zusammen bin, wo ich einen schönen Himmel<br />

sehen kann – und wo ich Vögel singen höre …<br />

Was sind die Stärken des Einzelhandels im Münsterland?<br />

Die Visitenkarte ist ja unstrittig der Prinzipalmarkt, aber es<br />

gibt ja auch viele „hidden champions“ …<br />

Das Münsterland und natürlich auch das Oberzentrum<br />

Münster sind einzelhandelstechnisch gut aufgestellt. Wir<br />

haben hier den Vorteil, dass die Region wirtschaftlich gut<br />

Aber auch andere Orte und andere Unternehmen sind<br />

sehr aktiv und lohnen, von Kundinnen und Kunden (mehr)<br />

wahrgenommen zu werden. Das hat mancher Kunde vielleicht<br />

in der Corona-Pandemie erfahren, als man gar nicht<br />

die Möglichkeit hatte, in weiter entfernte Orte oder Geschäfte<br />

zu fahren. Aber man muss immer am Ball bleiben,<br />

darf sich niemals auf Lorbeeren ausruhen. Dass man dieses<br />

hier nicht tut, ist eindeutig eine Stärke dieser Region.<br />

Wie hat sich Ihr Arbeiten, gerade auch mit Blick auf die digitale<br />

Transformation, in den letzten Jahren verändert?<br />

Es hat sich viel verändert, vor allem gehen die Veränderungen<br />

immer schneller, in immer kürzeren Zyklen. Als<br />

ich beim Verband anfing, waren Unternehmen mit einem<br />

Faxgerät schon ganz weit vorne. Die Corona-Pandemie<br />

hat uns bezüglich digitaler Entwicklung deutlich geholfen,<br />

weil man Dinge machen musste, die man sonst vielleicht<br />

verschoben hätte. Man musste ja auch nicht perfekt sein,<br />

wenn ich z.B. an die ersten Webinare denke. Da haben uns<br />

die Digitalcoaches des Handelsverbandes <strong>NRW</strong> unglaublich<br />

viel helfen können – uns als Verband und vor allem<br />

vielen Einzelhandelsunternehmen.


14<br />

Über ein Vierteljahrhundert Sprachrohr für den<br />

Einzelhandel: Karin Eksen.<br />

Karin Eksen auf der Lossprechungsfeier der<br />

Auszubildenden in der Halle Münsterland im<br />

Jahr 2007.<br />

Ein Herzensprojekt:<br />

„Ausgezeichnet<br />

Generationenfreundlich“.<br />

Karin Eksen (l.) mit<br />

dem Redaktionsteam<br />

von <strong>NRW</strong><br />

<strong>handelt</strong>.<br />

Wie hat sich der Einzelhandel in Münster und im Münsterland<br />

in den vergangenen Jahren verändert? Wo sehen Sie da künftig<br />

die größten Herausforderungen?<br />

Früher ging der Kunde in die Geschäfte und ließ sich von<br />

dem angebotenen Sortiment zum Kauf inspirieren oder<br />

auch nicht. Heute geht der Kunde mit sehr konkreten Vorstellungen<br />

seinen Einkauf an, hat sich meistens im Internet<br />

schon Informationen geholt, sucht vielleicht ein ganz konkretes<br />

Produkt. Das macht es dem stationären Einzelhandel<br />

manchmal sehr schwer, weil man oft nicht bereit ist,<br />

eine Alternative zu akzeptieren. Es wird dann schon einmal<br />

schnell der Einkauf im Online-Shop vorgezogen. Das finde<br />

ich immer dort schade, wo der Online-Einkauf zu Lasten des<br />

stationären Einzelhandels geht.<br />

Das richtige Sortiment für die Präsentation vor Ort zusammenzustellen,<br />

wird immer schwieriger. Aber da zeigen sich<br />

natürlich auch besonders kreative und innovative Unternehmen<br />

mit ihren Stärken.<br />

Digitale Transformation, geändertes Einkaufsverhalten, Frequenzverluste<br />

in den Innenstädten, Inflation … Wie können<br />

da Innenstädte überleben, wie sieht die Innenstadt der Zukunft<br />

aus?<br />

Der Einkauf in den Innenstädten wird immer mehr zum<br />

Erlebniseinkauf, so dass es in besonderem Maße auf alle<br />

Angebote ankommt, also neben Einzelhandel spielen Gastronomie<br />

und Kultur eine große Rolle. Das ist gar nicht so<br />

einfach umzusetzen. Gerade in Städten wie Münster spielt<br />

auch die Erreichbarkeit eine große Rolle. Wir brauchen die<br />

Kunden aus dem nahen und weiteren Umland – und bestenfalls<br />

nicht nur an den starken Freitagen und Samstagen.<br />

Ich würde mir auch wünschen, dass man in gesundem Maße<br />

unaufgeregter mit verkaufsoffenen Sonntagen umginge.<br />

Ab und zu ein verkaufsoffener Sonntag gäbe auch den Geschäften<br />

eine gute Gelegenheit, sich in der entspannten Atmosphäre<br />

zu präsentieren. Man könnte das meines Erachtens<br />

gut ausgleichen, ohne dass Beschäftigte über Gebühr<br />

beansprucht würden. Das funktioniert schließlich in anderen<br />

Branchen auch.<br />

Und wenn ich an Kur- oder Badeorte mit besonderen Öffnungsregelungen<br />

denke, dann klappt das dort ja auch.<br />

Wenn Kunden gerne auch einmal sonntags einen Einkaufsbummel<br />

machen, müssen sie beispielsweise in die<br />

Niederlande fahren, wo die Regelungen nicht so streng<br />

sind wie hier. Die Umsätze würde ich lieber hier in der Region<br />

sehen.


15<br />

„Natürlich werde ich den Handel weiter<br />

im Blick haben und hoffentlich auch einige<br />

Kontakte aufrechterhalten können, obwohl<br />

mir schon klar ist, wie lästig man sein kann,<br />

wenn man im Tagesgeschäft nicht mehr<br />

dazu gehört“, Karin Eksen.<br />

Gibt es Begegnungen, Anlässe, Menschen, an die Sie sich besonders<br />

gerne erinnern?<br />

Ich glaube, da kann ich gar keine speziellen nennen und<br />

würde es auch nicht gerne tun, denn damit würde ich anderen,<br />

die ich vielleicht gerade nicht so sehr im Fokus habe,<br />

benachteiligen. Ich würde fast alle Begegnungen in jedem<br />

Fall als bereichernd betrachten. Manchmal merkt man ja<br />

auch erst anlässlich eines unliebsamen Zusammentreffens,<br />

was man dafür ansonsten für gute Kontakte hat. Letztendlich<br />

haben sehr viele Menschen dazu beigetragen, dass ich<br />

meine Arbeit sehr gerne gemacht habe.<br />

„Niemals geht man so ganz“, heißt es in einem Schlager. Wie<br />

ist das bei Ihnen? Heißt Schluss dann auch Schluss? Oder werden<br />

Sie dem Handel in beratender oder ehrenamtlicher Funktion<br />

erhalten bleiben?<br />

Im Moment sieht es nach Schluss aus, aber man soll ja nie<br />

„NIE“ sagen. Natürlich werde ich den Handel weiter im Blick<br />

haben und hoffentlich auch einige Kontakte aufrechterhalten<br />

können, obwohl mir schon klar ist, wie lästig man sein<br />

kann, wenn man im Tagesgeschäft nicht mehr dazu gehört.<br />

Da hoffe ich, die richtige Balance zu finden, denn zur Last<br />

fallen möchte ich niemandem.<br />

Was werden Sie im Ruhestand machen? Gibt es konkrete Pläne,<br />

beispielsweise das ungelesene Buch, Orte, die Sie schon<br />

immer besuchen wollten?<br />

Der erste Plan ist, jetzt keine Liste mit Plänen abzuarbeiten.<br />

Ich habe meinen Beruf intensiv gel(i)ebt und brauche vielleicht<br />

erst einmal etwas Ruhe und Abschalten. Ungelesene<br />

Bücher gibt es viele, auf die ich mich sehr freue. Außerdem<br />

fängt gerade die Gartenzeit an, den ich im Hinblick auf die<br />

Blumen (nicht auf rückenschmerzende Arbeiten) genießen<br />

möchte.<br />

Und es gibt auch so viele Orte, die ich einmal etwas genauer<br />

besuchen möchte (oft im Münsterland, aber gerne auch in<br />

Norddeutschland und anderswo). Es müssen keine Weltreisen<br />

sein. Vorrangig mit Freundinnen kann ich dann auch<br />

einmal wochentags spannende Unternehmungen angehen<br />

und mir interessante Ausstellungen angucken. Wenn ich<br />

darüber hinaus Langeweile haben sollte, gibt es noch ehrenamtliche<br />

Ideen.<br />

Aber zuerst muss ich auch noch die ungeliebten Sachen<br />

angehen, die ich „natürlich berufsbedingt“ nicht erledigen<br />

konnte, beispielsweise Unterlagen ordnen, abheften, Fenster<br />

putzen, deren Schmutz man nicht sieht, wenn man im<br />

Dunkeln aus dem Haus geht und im Dunkeln wiederkommt<br />

… Ich glaube, ich werde mit der neuen Situation klarkommen,<br />

aber es wird schon eine große Umstellung, vor der ich<br />

großen Respekt habe. „Meine Leute“ werden mir fehlen:<br />

Claudia Mantwill (25 Jahre Zusammenarbeit), Tobias Buller-Langhorst<br />

(20 Jahre Zusammenarbeit), Jens Heller (7<br />

Jahre) und Sebastian Giffei (5 Jahre).


16<br />

Jahresempfang in Ostwestfalen-Lippe mit<br />

(v.l.n.r.): Thomas Kunz (Hauptgeschäftsführer<br />

des Handelsverbandes OWL), Frank Schäffler,<br />

(Bundestagsabgeordneter), Jürgen Ahrens<br />

(Vorsitzender des Ortsvorstandes Minden)<br />

Prof. Dr. Johannes Beverungen (Vorsitzender<br />

des Handelsverbandes OWL) und Michael<br />

Jäcke (Bürgermeister der Stadt Minden). Fotos:<br />

HV OWL<br />

Jahresempfang des Handelsverbandes<br />

Ostwestfalen-Lippe in Minden:<br />

„Besinnen wir uns unserer<br />

Stärken!“<br />

Von Matthias M. Machan<br />

Endlich wieder: Zu seinem traditionellen Jahresempfang<br />

konnte der Handelsverband Ostwestfalen-Lippe erstmals<br />

seit 2020 wieder rund 100 geladene Top-Gäste in der<br />

eindrucksvollen Umgebung des LWL-Preußenmuseums<br />

in Minden begrüßen. Das LWL-Preußenmuseum zeigt die<br />

vielschichtigen und oft unerwarteten Aspekte der preußischen<br />

Geschichte in Westfalen und bot einen besonderen<br />

Rahmen für eine lebendige Veranstaltung, bei der die<br />

Bedeutung des Handels unisono unterstrichen wurde.<br />

Wenn der Handelsverband einlädt, ist es immer auch ein<br />

Treffen der Bundestags- und Landtagsabgeordneten, der<br />

Landräte, Bürgermeister und Repräsentanten aus Bezirksregierung,<br />

Kreisen und Kommunen sowie Vertretern<br />

von befreundeten Kammern und Verbänden und natürlich<br />

von zahlreichen Einzelhändlern und weiteren Wirtschaftsvertretern<br />

aus der Gesamtregion Ostwestfalen-Lippe. Zu<br />

Beginn nahmen rund die Hälfte der geladenen Gäste an einer<br />

Führung durch die Sonderausstellung „Schwarz-weiß.<br />

Preußen und Kolonialismus“ teil. Die Ausstellung entstand<br />

in Kooperation mit dem gleichnamigen Projektseminar<br />

der Geschichtswissenschaft an der Universität Bielefeld<br />

und legt sein Augenmerk auf das 19. Jahrhundert, um den<br />

Beitrag des Königreichs Preußen mit seinen Landesfarben<br />

schwarz und weiß zur Kolonialgeschichte zu verstehen.<br />

Vorschläge für eine lebendige<br />

Innenstadt<br />

Im Anschluss startete der traditionelle Jahresempfang. Begrüßt<br />

wurden die Gäste von Jürgen Ahrens aus dem Haus<br />

Hagemeyer Retail (Vorsitzender des Ortsvorstandes Min-


17<br />

Jürgen Ahrens<br />

(Vorsitzender des<br />

Ortsvorstandes<br />

Minden).<br />

den und Vorstandsmitglied Handelsverband OWL) und vom<br />

Bürgermeister der Stadt Minden, Michael Jäcke. Die Hauptreden<br />

des Abends hielten Prof. Dr. Johannes Beverungen<br />

als Vorsitzender des Handelsverbandes Ostwestfalen-Lippe<br />

sowie der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler,<br />

der über „Wirtschaftliche Perspektiven in Krisenzeiten“<br />

referierte und konkrete Vorschläge für eine lebendige Innenstadt<br />

machte. Er regte an, die ersten drei Stunden bei<br />

den Parkgebühren auszusetzen, die Gebühren für die Außengastronomie<br />

abzuschaffen und sich für verkaufsoffene<br />

Sonntage einzusetzen. Hier komme auch den Gewerkschaften<br />

eine große Verantwortung zu, die Interessen ihrer<br />

Mitglieder zu vertreten, die an Sonntagen gerne auch ihre<br />

Zuschläge erarbeiten wollen.<br />

„Wir müssen das Kundenerlebnis<br />

verbessern“<br />

Vorsitzender Beverungen sprach wie gewohnt Klartext, kritisierte<br />

nicht nur die Verkehrskonzepte vieler Städte in der<br />

Region („Neue Mobilitätskonzepte für große Ballungszentren<br />

wie Berlin oder Frankfurt können nicht eins zu eins auf<br />

unsere ländlich geprägte Struktur übertragen werden. Das<br />

funktioniert so nicht.“), sondern die Rahmenbedingungen<br />

für erfolgreiches wirtschaftliches Handeln generell: „Wir<br />

sollten uns nicht nur über das Verteilen von Wohltaten unterhalten,<br />

sondern auch über das Erwirtschaften des Wohl-<br />

Grußwort von<br />

Michael Jäcke,<br />

Bürgermeister der<br />

Stadt Minden.


18<br />

Hauptredner des Abends war der Bundestagsabgeordnete<br />

Frank Schäffler.<br />

stands. Wir sollten uns – auch und besonders im Handel –<br />

unsere Stärken wieder mehr bewusst machen.“<br />

Und weiter: „Unsere Wirtschaftskraft bricht ein. Unser<br />

Fachkräftemangel schlägt jetzt auch als Arbeitskräftemangel<br />

auf. Unsere Innovationen stocken, unser Rechtssystem<br />

scheint an vielen Stellen überlastet.“ Mit Blick auf<br />

den stationären Handel und die weitere Zunahme des<br />

Online-Handels sagte Beverungen: „Um wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben, müssen wir weiter mit den sich ändernden<br />

Verbraucherpräferenzen Schritt halten.“ Vor allem: „Wir<br />

müssen das Kundenerlebnis beim Einkauf verbessern!“<br />

Einzelhandel bleibt Anziehungspunkt<br />

Nummer eins der Innenstädte<br />

Wie das geht? „Ein angenehmes Einkaufserlebnis mit persönlichem<br />

Service, eine übersichtliche Gestaltung des Geschäfts<br />

und eine angenehme Atmosphäre bieten. Auch<br />

müssen wir uns zunehmend darauf konzentrieren, Technologien<br />

in unsere Geschäfte zu integrieren, um die Kundenbedürfnisse<br />

besser erfüllen zu können. Dies kann die<br />

Verwendung digitaler Anzeigen, Online-Bestellungen und<br />

Abholungen am Drive-In sowie die Nutzung von Datenanalysen<br />

zur Personalisierung von Angeboten umfassen.<br />

Überhaupt muss auch der Kassiervorgang besser werden.<br />

Dies kann die Einführung von Self-Checkout, kontaktlose<br />

Zahlungsoptionen und den Einsatz fortschrittlicher<br />

Point-of-Sale-Technologien beinhalten“, so Beverungen.<br />

Der Einzelhandel bleibe der Anziehungspunkt Nummer eins<br />

für die Innenstädte. Gleichzeitig zeige sich aber, dass die<br />

Prof. Dr. Johannes Beverungen, Vorsitzender<br />

des Handelsverbandes OWL<br />

Innenstädte durch die Corona-Einschränkungen der vergangenen<br />

Jahre enorm gelitten haben und tiefe Spuren zurückbleiben.<br />

Beverungen abschließend: „Besinnen wir uns<br />

unserer Stärken und gehen wir mutig voran ins Neue Jahr.“<br />

Ausklingen ließen die Gäste den Abend mit einem Imbiss<br />

und konstruktiven Gesprächen in einer harmonischen Atmosphäre.<br />

Unterstützt und möglich gemacht wurde der<br />

diesjährige Jahresempfang durch die Stadt Minden, die Mindener<br />

Stadtwerke, den Verbund Volksbank OWL eG sowie<br />

die Signal Iduna Gruppe.


19<br />

Die Sieger stehen fest: Das sind „DIE BESTEN<br />

<strong>2023</strong>“ in Köln.<br />

Applaus<br />

für<br />

„DIE<br />

BESTEN“<br />

in Köln<br />

Ein typisch kölsches Jubiläum: <strong>2023</strong> fand zum 11. Mal die<br />

Preisverleihung des Wettbewerbs „DIE BESTEN <strong>2023</strong>“<br />

statt. Ins Leben gerufen von den drei Verbänden DEHOGA<br />

Nordrhein, der Kreishandwerkerschaft Köln und dem<br />

Handelsverband <strong>NRW</strong> - Aachen-Düren-Köln, würdigt der<br />

Wettbewerb jedes Jahr die Leistungen des Mittelstands<br />

in der Domstadt und zeichnet Alltagshelden aus den drei<br />

Kategorien Gastronomie, Handel und Handwerk aus.<br />

Prämiert wurden die Kölner Unternehmen Restaurant<br />

Pöttgen, Parfümerie Meller sowie das Traditionscafé Osterspey.<br />

Die drei Kölner Unternehmen berichteten zudem<br />

zum Thema „Mer sin Kölle: Unser Beitrag zum Wirtschaftsstandort<br />

Köln“. Durch den Abend führte erneut Moderatorin<br />

Frauke Ludowig. Ein weiteres Programmhighlight bildete<br />

die Talkrunde mit den Unternehmern Karl-Heinz Miebach<br />

(Anton Miebach GmbH), Detlev Bernert (Borgards Herrenmoden)<br />

und Anna Heller (Brauerei Heller).


20<br />

Jörg Hamel, Geschäftsführer<br />

des Handelsverbandes<br />

<strong>NRW</strong>-Aachen-<br />

Düren-Köln, bei seiner<br />

Laudatio<br />

Ausgezeichnet in der<br />

Kategorie Einzelhandel:<br />

Heinz-Josef Meller von<br />

der Parfümerie Meller<br />

(l.), hier mit Jörg Hamel,<br />

Geschäftsführer des<br />

Handelsverbandes<br />

<strong>NRW</strong> Aachen-Düren-Köln.<br />

Heinz-Josef Meller von<br />

der Parfümerie Meller<br />

in Köln.


21<br />

Talkrunde mit v.l. Anna Heller (Brauerei Heller),<br />

Detlev Bernert (Borgards Herrenmoden),<br />

Karl-Heinz Miebach (Anton Miebach GmbH)<br />

und Moderatorin Frauke Ludowig.<br />

Service. Qualität. Perfomance.<br />

„Die vielen engagierten kleinen und mittleren Betriebe geben<br />

unserer Heimatstadt nicht nur ein Gesicht, sie geben<br />

für ihre Kunden täglich ihr Bestes“, betonte Timo von Lepel,<br />

Geschäftsführer von NetCologne und Hauptsponsor von<br />

„DIE BESTEN“. Und weiter: „Auch wir sind hier zu Hause und<br />

wissen, wie wichtig es ist, sich an den Bedürfnissen der eignen<br />

Kunden zu orientieren. Spürbare Erlebnisse mit Service,<br />

Qualität und Perfomance sind heute ausschlaggebend für<br />

die Zufriedenheit der Kunden, um im Markt erfolgreich zu<br />

sein. Durch den Wettbewerb, den wir gerne unterstützen,<br />

wird die großartige Leistung, die die Betriebe in ihrem Alltag<br />

leisten, sichtbar gemacht. Das Schönste dabei ist, die<br />

Ehrung kommt von den besten Kunden für die besten Betriebe.“<br />

Das sind „DIE BESTEN <strong>2023</strong>“<br />

Von Lepel hob damit die Besonderheit und besondere Würdigung<br />

des Preises hervor, denn die „Besten“ werden von<br />

den Kunden bestimmt! Alle Kölnerinnen und Kölner hatten<br />

die Möglichkeit, ihren Lieblingsgastronomen, ihren Lieblingshändler<br />

oder ihren Lieblingshandwerker mit ihrer Stimme<br />

ins Rennen zu schicken. Vom 1. Dezember 2022 bis zum<br />

15. Januar <strong>2023</strong> wurden online rund 2.000 Vorschläge eingereicht,<br />

die anschließend eine Fachjury gesichtet hat und<br />

die drei Preisträger festlegte. Neben einem von NetCologne<br />

gestifteten Preisgeld in Höhe von jeweils 1.000 Euro erhielten<br />

die drei Prämierten ein attraktives Werbepaket für die<br />

Bewerbung ihres Betriebes auf dem Stadtportal koeln.de.<br />

• In der Kategorie Einzelhandel: Heinz-Josef Meller von<br />

der Parfümerie Meller (ausgezeichnet von Jörg Hamel,<br />

Geschäftsführer des Handelsverbandes <strong>NRW</strong> Aachen-Düren-Köln)<br />

• In der Kategorie Gastronomie: Wolfgang Pöttgen vom<br />

Restaurant Pöttgen (ausgezeichnet von Anna Heller,<br />

stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Deutschen<br />

Hotel- und Gaststättenverbandes Nordrhein)<br />

• In der Kategorie Handwerk: Lea Schlosser & Kevin Thomas<br />

Kleber, Traditionscafé Osterspey (ausgezeichnet<br />

von Nicolai Lucks, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft<br />

Kö ln).


22<br />

„Viele Händler sind in der<br />

Google-Suche nicht sichtbar …“<br />

„Auch, wenn wir heute viel<br />

Die Digitalisierung im Handel<br />

umfasst viele Bereiche: Vom Online-Marketing<br />

über Social-Media<br />

bis hin zu digitalisierten Prozessen,<br />

über abstrakte Begriffe<br />

wie Digitalisierung, Transformation<br />

und Community<br />

Building sprechen – im Kern<br />

Innen- und Außendienst beraten und<br />

gelernt zu „verkaufen“.<br />

In den letzten Jahren habe ich mich als<br />

vom Online-Shop bis zur Warenwirtschaft,<br />

geht es immer darum, Menschen<br />

selbstständige Webdesignerin wieder<br />

von der Beschaffung bis zur<br />

Retoure. Themen, mit denen sich<br />

Händler tagtäglich auseinandersetzen<br />

zu erreichen“,<br />

Andrea Gries.<br />

auf den Bereich Marketing kon-<br />

zentriert und mich weitergebildet zur<br />

Content-Managerin und Social Media<br />

müssen. Fragen gibt es da so einige: Wie werde ich<br />

bei Google besser gefunden? Brauche ich einen eigenen<br />

Shop? Wie kann ich meine Website optimieren? Was ist<br />

Managerin. Mit dieser Mischung aus aktuellem Wissen und<br />

praktischer Erfahrung bin ich gut gerüstet, um Händlerinnen<br />

und Händler bei digitalen Themen zu unterstützen.<br />

die richtige Warenwirtschaft für mich? Und: Wie kann ich<br />

meine Prozesse überhaupt digitalisieren?<br />

Woher stammt bei Ihnen die Affinität für das Digitale?<br />

Die Digitalcoaches des Handelsverbandes <strong>NRW</strong> lassen Sie<br />

dabei nicht alleine und begleiten Sie auf dem Weg der Digitalisierung.<br />

Neu im Team ist Andrea Gries. Von Bielefeld aus<br />

unterstützt sie die Händlerinnen und Händler in Ostwestfalen-Lippe<br />

dabei, ihre digitalen Möglichkeiten zu entdecken<br />

oder weiter auszubauen. Gries ist im Bereich Marketing und<br />

Webdesign beruflich zu Hause. Als zertifizierte Social Media-<br />

und Content-Managerin hat sie schon vielen Unternehmen<br />

auf dem Weg zu mehr digitaler Sichtbarkeit geholfen.<br />

Was waren Ihre beruflichen Stationen vor dem Engagement<br />

als Digitalcoach beim Handelsverband <strong>NRW</strong>?<br />

Meine fachliche Basis habe ich im Bereich Marketing/Kommunikation<br />

und in der Verlagsbranche. Im Vertrieb eines<br />

mittelständischen Unternehmens konnte ich anschließend<br />

die Theorie in die Praxis umsetzen. Hier habe ich Kunden im<br />

Während meiner beruflichen Zeit im Verlagswesen habe<br />

ich erlebt, wie die Digitalisierung die gesamte Printbranche<br />

dramatisch verändert hat. Das Smartphone und Apps ersetzen<br />

heute Tageszeitungen, Magazine, Werbeprospekte<br />

und Bücher. Viele Unternehmen, die sich nicht auf diesen<br />

Wandel eingestellt haben, existieren heute nicht mehr.<br />

Im stationären Handel sehe ich eine ähnliche Situation. Als<br />

Kundin und auch als Innenstadt-Anwohnerin wünsche ich<br />

mir natürlich lebendige Innenstädte mit einem bunt gemischten<br />

Angebot. Darum möchte ich Händlerinnen und<br />

Händlern in OWL mit meinem Knowhow dabei helfen, ihre<br />

Kunden auf digitalen Wegen zu erreichen und damit wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben.<br />

Wo sehen Sie Ihren künftigen Aufgabenschwerpunkt, wo benötigt<br />

der Handel aktuell die meiste Hilfe?


23<br />

Einen Schwerpunkt sehe ich beim Thema „Online-Sichtbarkeit<br />

erreichen“. Dabei geht es nicht zwingend um den<br />

Aufbau und Betrieb eines Onlineshops. Kunden sind Händlern<br />

auf dem digitalen Weg oft schon mehrere Schritte voraus.<br />

Sie suchen ganz selbstverständlich online nach Produkten<br />

und Dienstleistungsangeboten in ihrer Nähe.<br />

Viele Händler sind aber in der Google-Suche nicht sichtbar.<br />

Dort zu erscheinen, sollte für jeden Händler die Grundlage<br />

seiner digitalen Strategie sein. Das ist sogar ohne eigene<br />

Website möglich, zum Beispiel mit einem kostenfreien<br />

Google Unternehmensprofil. Eine einfache, aber sehr<br />

wirksame Maßnahme, die ich jedem Händler empfehle.<br />

Als attraktiver Arbeitgeber<br />

positionieren<br />

Was sind aus Ihrer Sicht aktuell - nicht nur - mit Blick auf die<br />

digitale Transformation die größten Herausforderungen für<br />

den Handel?<br />

Eine der großen aktuellen Herausforderungen ist sicher<br />

die Mitarbeitergewinnung, bzw. „Employer Branding“. Das<br />

heißt, Händler müssen aktiv daran arbeiten, sich als attraktiver<br />

Arbeitgeber zu positionieren, um geeignete Bewerber<br />

anzuziehen. Eine gute und aktuelle Online-Präsenz<br />

ist dabei ebenfalls die Basis für den Erfolg. Dazu gehören<br />

zum Beispiel auch regelmäßige Beiträge auf Social-Media-Kanälen.<br />

Ähnlich wie im Verkauf geht es auch beim<br />

Thema Mitarbeitergewinnung darum, die individuellen digitalen<br />

Kontaktpunkte zu Menschen zu finden und optimal<br />

zu nutzen.<br />

Als weitere dringende Aufgabe sehe ich die Leerstände in<br />

den Innenstädten. Eine Aufgabe, die der Handel nicht allein<br />

angehen kann: die Rahmenbedingungen für die Händler<br />

müssen stimmen, damit kreative und mutige Konzepte<br />

umgesetzt werden können.<br />

Wie überzeugen Sie die Händler, wie gelingt der Spagat: Einerseits<br />

die digitale Sichtbarkeit schaffen bzw. verbessern,<br />

andererseits die Stärken als stationärer Händler, der Handel<br />

mit allen fünf Sinnen begreift, ausspielen?<br />

Forderungen der Gewerkschaft nicht<br />

zu erfüllen<br />

Zum Auftakt der Lohnrunde <strong>2023</strong> fordert die Gewerkschaft<br />

ver.di für den <strong>NRW</strong>-Einzelhandel pauschal eine<br />

Anhebung der tariflichen Entgelte um 2,50 Euro pro<br />

Arbeitsstunde – bei einer Vollzeittätigkeit im Einzelhandel<br />

mit 163 Stunden pro Monat bedeute dies eine<br />

Steigerung um 407,50 Euro im Monat, was einem Plus<br />

von über 14% im Verkäufereckhalt entspräche. In den<br />

unteren Entgeltgruppen läge die prozentuale Erhöhung<br />

in der Spitze sogar bei bis zu 23%. Forderungen, die vom<br />

Einzelhandel in der aktuellen Lage nicht zu erfüllen sind.<br />

Die Forderungen der Gewerkschaft seien für viele Einzelhandelsunternehmen<br />

nicht zu stemmen, betont der<br />

Handelsverband <strong>NRW</strong>. Gerade mit Blick auf die aufgezehrten<br />

Rücklagen nach zwei Jahren Pandemie mit<br />

langen Schließungen, Einschränkungen, einer Konsumstimmung<br />

auf dem Tiefstand und den immens<br />

gestiegenen Energiekosten seien diese nicht erfüllbar.<br />

Selbstverständlich ist auch den Arbeitgebern an einer<br />

schnellen Lösung der Tarifrunde zugunsten der Beschäftigten<br />

gelegen, aber die Unternehmen in der Branche<br />

müssen die Erhöhungen am Ende noch stemmen<br />

können. Christopher Ranft, Verhandlungsführer der Arbeitgeber:<br />

„Die Forderung stellt eine Überstrapazierung<br />

breiter Teile des Einzelhandels dar.“<br />

Ebenso wie an einer schnellen Lösung ist den Arbeitgebern<br />

auch daran gelegen, die Mitarbeiter im Einzelhandel<br />

nicht zu benachteiligen und weiter an die Lohnentwicklung<br />

der anderen Branchen angekoppelt zu<br />

lassen. Als gute Lösungen haben sich hier Laufzeitverlängerungen<br />

von beispielsweise 24 Monaten, gestaffelte<br />

Erhöhungen und vor allem die Nutzung der Inflationsausgleichsprämie<br />

erwiesen. „Wir müssen offen für<br />

alle Lösungen sein, die sich auf die Mitarbeiter positiv<br />

auswirken und von den Arbeitgebern tragbar sind. Hier<br />

erhoffen wir uns konstruktive, lösungsorientierte Gespräche“,<br />

so Ranft.<br />

Den meisten Händlern ist bewusst, dass ihnen zukünftig<br />

beides gelingen muss, um erfolgreich zu sein. Ich möchte<br />

aber nicht das Trennende betonen, sondern das Gemeinsame<br />

herausstellen: Auch, wenn wir heute viel über abstrakte<br />

Begriffe wie Digitalisierung, Transformation und Community<br />

Building sprechen – im Kern geht es immer darum, Menschen<br />

zu erreichen.<br />

Das schaffen wir heute mit digitalen Werkzeugen. Viele davon<br />

sind sogar kostenfrei nutzbar. Händler sollten wissen,<br />

welche Bausteine es gibt und wie sie diese nutzen können,<br />

um potenzielle Kunden in ihr Geschäft zu lenken. Denn dann<br />

können sie ihre Stärken als lokaler Partner voll ausspielen.<br />

Dabei helfe ich als Digitalcoach in OWL sehr gerne mit.<br />

(Die Fragen stellte Matthias M. Machan.)


24<br />

Foto: Carina Peretzke<br />

EuroShop:<br />

Der Handel investiert<br />

Die weltgrößte Fachmesse für den Investitionsbedarf des<br />

Handels, die EuroShop <strong>2023</strong>, ist Anfang März nach fünf<br />

Messetagen in Düsseldorf erfolgreich zu Ende gegangen.<br />

Der intensive persönliche Austausch auf globaler Ebene<br />

prägte den Verlauf der Messe und sorgte für hervorragende<br />

Stimmung bei den 1.830 Ausstellern. Live vor Ort<br />

waren auch die Digitalcoaches des Handelsverbandes<br />

<strong>NRW</strong>, die rund 40 Händler und Interessierte an den<br />

EHI-Stand geladen hatten. Highlight war eine „Guided<br />

Innovation Tour“ mit dem Handelsexperten Joachim<br />

Pinhammer.<br />

„Wir sind sehr erfreut, dass die EuroShop, gerade vor den<br />

aktuellen Herausforderungen für den Handel, ihrer Funktion<br />

als Weltleitmesse, die Orientierung bietet, wieder gerecht<br />

wurde“, zeigte sich Erhard Wienkamp, Geschäftsführer<br />

der Messe Düsseldorf, hoch zufrieden mit dem Verlauf<br />

der EuroShop und ergänzte: „Ein großes Kompliment gebührt<br />

unseren Ausstellern. Sie waren mit ihrer Innovationskraft<br />

wieder einmal der Magnet für die gesamte Branche.“<br />

Impulsgeber für die Handelsbranche<br />

„Die EuroShop stellte einmal mehr ihre Sonderstellung als<br />

Impulsgeber für die Handelsbranche unter Beweis“, so Michael<br />

Gerling, Vorsitzender des EuroShop-Beirats und Geschäftsführer<br />

des EHI Retail Institute. Und weiter: „Sie war<br />

wieder eine Quelle der Inspiration und hat ihre Bedeutung<br />

als internationale Leitmesse eindrucksvoll unterstrichen.<br />

Nach drei schweren Jahren stehen im Handel für die Zukunftsthemen<br />

Digitalisierung, Energy Management und<br />

Nachhaltigkeit wichtige Investitionen an.“<br />

Die EuroShop <strong>2023</strong> bot alles, was heutigen Kundenwünschen<br />

entspricht: Kundinnen und Kunden lieben es nach<br />

wie vor, in stationären Geschäften in Erlebniswelten einzutauchen<br />

und emotional angesprochen zu werden. Andererseits<br />

wollen sie aber auf den Komfort, die Schnelligkeit und<br />

den hohen Grad an Personalisierung des Online-Shoppings<br />

nicht verzichten, weshalb die Digitalisierung nahezu in allen<br />

Bereichen des Handels enorm an Fahrt aufgenommen hat.<br />

Die EuroShop spiegelte diese Transformation deutlich wider.<br />

Schlagworte, wie z.B. Smart Shopping, Connected Retail,<br />

Seamless Shopping oder Customer Centricity waren an<br />

den Messeständen allgegenwärtig.<br />

Nachhaltigkeit: Stoff für Storytelling<br />

Das Thema Nachhaltigkeit zog sich ebenfalls wie ein roter<br />

Faden durch alle Bereiche der diesjährigen EuroShop. Die<br />

Aussteller demonstrierten eindrucksvoll, dass nachhaltige<br />

Store-Einrichtung nicht nur auf den Klimaschutz einzahlt,<br />

sondern auch viel Stoff für Storytelling bietet, von innovativen,<br />

biologisch abbaubaren Ladenbaumaterialien bis hin<br />

zu Schaufensterfiguren aus Ocean Waste basierten Rohstoffen.<br />

Darüber hinaus stand das Thema Energieersparnis<br />

- insbesondere im Kühlmöbelbereich und der Shopbeleuchtung<br />

- im Vordergrund.


Handelsf rum <strong>2023</strong><br />

Das Wirtschaftsforum für Handel und Dienstleistung in Ostwestfalen-Lippe<br />

Donnerstag,<br />

20. <strong>April</strong> <strong>2023</strong> –<br />

Stadthalle Bielefeld<br />

Blick in die Zukunft –<br />

der Handel nach der Krise<br />

Sebastian Barchnicki<br />

Kompetenzzentrum für Cybersicherheit<br />

„Cyber Security“<br />

Andreas Steinle<br />

Zukunftsinstitut GmbH<br />

„Handelswelten von Morgen“<br />

Wie Megatrends die Märkte formen<br />

Fotos: Messe Düsseldorf,<br />

Constanze Tillmann.<br />

Zudem hinaus wurden auch Möglichkeiten<br />

vorgestellt, die dem Personalnotstand<br />

im Handel entgegenwirken<br />

sollen. Dies kann laut den Austellerinnen<br />

und Austellern durch automatisierte<br />

Scanvorgänge, personalisierte<br />

Einkaufswagen, individuell gestaltete<br />

Werbung und Information geschehen.<br />

Das bestehende Fachpersonal kann<br />

sich so auf andere Arbeitsbereiche wie<br />

Service und Warenbeschaffung konzentrieren.<br />

Die nächste EuroShop findet vom 22.<br />

bis 26. Februar 2026 in Düsseldorf<br />

statt. Weitere Infos unter:<br />

www.euroshop.de.<br />

Teilnahmegebühren<br />

Für Mitglieder im Handelsverband<br />

und Förderkreispartner: 149,00 Euro<br />

Sonstige Teilnehmer: 219,00 Euro<br />

jeweils zzgl. 19% MwSt.<br />

Beginn: 9.00 Uhr<br />

Anmeldungen oder Anfragen<br />

Rainer und Ines Quermann<br />

REWE Rainer Quermann oHG<br />

„Warum sich Mut immer auszahlt“<br />

Bielefeld Marketing GmbH • Organisationsbüro<br />

Handelsforum<br />

Willy-Brandt-Platz 2, 33602 Bielefeld<br />

Telefon: 0521 513915, Fax: 0521 516163<br />

E-Mail: anmeldung@bielefeld-marketing.de<br />

Die Teilnahmegebühr beinhaltet<br />

<br />

Getränke sowie Parkgebühren im<br />

Parkhaus Stadthalle.


26<br />

Impressionen vom<br />

Jahresempfang des<br />

<strong>NRW</strong>-Einzelhandels<br />

in Düsseldorf<br />

Fotos: Volker Wiciok

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