Die Malteser Zeitung 1/2023
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
Generalkapitel<br />
Ein Jahr Krieg in der Ukraine<br />
Erdbeben Türkei und Syrien
INHALT<br />
04<br />
13<br />
IMFOKUS<br />
04 „Außerordentliches Generalkapitel“<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
08 Der erste Kulturschock<br />
12 Den Glauben standhaft bezeugen<br />
22<br />
23<br />
PERSÖNLICHKEITEN<br />
13 In memoriam Papst Benedikt XVI.<br />
KULTURGUT<br />
18 Kardinal Kollonitz und das Heilige Grab<br />
in Unterlaa<br />
28<br />
46<br />
LEBENSWERT<br />
20 Naturschutz – eine Christenpflicht?<br />
22 Ohne Barrierefreiheit keine Nachhaltigkeit<br />
RUNDSCHAU<br />
23 Hilde Umdasch: Eine großzügige Gönnerin<br />
24 30 Jahre Nachbar in Not<br />
27 Stärkender Perspektivenwechsel<br />
59 62<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
28 Berichte aus den Bereichen:<br />
Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
2<br />
<strong>Die</strong><br />
Generalkapitel<br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ein Jahr Krieg in der Ukraine<br />
Erdbeben Türkei und Syrien<br />
Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
<strong>Malteser</strong>_1_<strong>2023</strong>_aktue l_.in d 1 02.03.<strong>2023</strong> 19:54:12<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong><br />
MALTESERWELTWEIT<br />
59 Erdbeben in der Türkei und Syrien<br />
60 <strong>Malteser</strong> unterstützen den Aufbau des<br />
Rettungswesens in Ostafrika<br />
62 Ausweitung der Hilfe in Kenia und Äthiopien<br />
63 Hilfe für Kriegsverletzte<br />
64 Ukraine: Ein Jahr nach Kriegsbeginn<br />
TAGEBUCH<br />
66 Auszeichnungen<br />
NEKROLOG<br />
67 Wir trauern um<br />
Sie können die <strong>Zeitung</strong> auch online lesen<br />
www.malteserorden.at/presse/malteserzeitung/<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />
Auf dem Generalkapitel in Ariccia, am Albaner See bei Rom,<br />
wurden Ende Jänner wichtige Entscheidungen für die Implementierung<br />
der Verfassungsreform gefällt. <strong>Die</strong>se sieht ja einerseits die<br />
Stärkung des Charakters des <strong>Malteser</strong>ordens als ein Orden<br />
im Sinne des Kirchenrechts, andererseits die Wahrung der<br />
einzigartigen Stellung als Völkerrechtssubjekt sui generis vor.<br />
Mit großer Zustimmung der Kapitulare wurde der Souveräne Rat<br />
für die nächsten sechs Jahre gewählt. Waren die letzten Jahre<br />
teilweise eher von „muss ich auch wandern in finsterer Schlucht“<br />
geprägt, haben wir nun das Stadium „Dein Stock und Dein Stab<br />
geben mir Zuversicht“ (Ps 23, 4) erreicht.<br />
Hoffnung und Zuversicht, dass brauchen alle Menschen, besonders<br />
aber jene, die von Krieg und Katastrophen heimgesucht werden.<br />
Seit einem Jahr erlebt die Bevölkerung der Ukraine einen wahren<br />
Albtraum. Innerhalb von 110 Jahren wird dieses Land das dritte<br />
Mal von einem Krieg heimgesucht, dazu kommt noch die von<br />
Menschen mutwillig verursachte Hungersnot vor 90 Jahren.<br />
Wer konnte, ist vor dem Krieg geflohen und ist nun mit ungewisser<br />
Zukunft auf fremde Hilfe in einem fremden Land angewiesen. Viele<br />
konnten aber nicht weg oder wollten ihre Heimat nicht verlassen.<br />
Ist uns eigentlich bewusst, in welcher privilegierten Situation wir<br />
leben dürfen? Der Krieg ist von Wien nur so weit entfernt wie<br />
Bregenz. Wie oft beklagen wir uns über Regelungen aus „Brüssel“<br />
und übersehen dabei, dass die Europäische Union ein Friedens-<br />
projekt ist, das die Völker Europas nach zwei grauenvollen<br />
Kriegen im letzten Jahrhundert zusammenführen soll.<br />
<strong>Die</strong> Menschen in der Ukraine müssen genauso wie die vom<br />
verheerenden Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet<br />
Betroffenen immenses Elend, Leid und Zerstörung ertragen.<br />
Sie müssen ausharren, im Bombenhagel, in ständiger Gefahr,<br />
ohne Dach über dem Kopf, ohne Wasser, ohne Strom, ohne<br />
Heizung, trotz Hunger und Kälte. Sie sind auf Hilfe angewiesen,<br />
und wir alle sind aufgerufen zu helfen!<br />
Dank Ihnen können wir dies tun. Wir sorgen einerseits durch<br />
die Mitarbeiter unserer ukrainischen <strong>Malteser</strong> Hilfsorganisation<br />
und andererseits durch „<strong>Malteser</strong> International“ an Ort und<br />
Stelle dafür, dass Ihre großzügige Spende, Ihre Hilfe, ankommt,<br />
dort wo Not ist. Wir <strong>Malteser</strong> können zwar nur die körperlichen<br />
und seelischen Wunden behandeln, sei es bei den Menschen,<br />
die zu uns geflohen sind, sei es bei denen, die im Land selbst<br />
durchhalten, aber dank Ihnen können wir Hoffnung und<br />
Zuversicht schenken.<br />
Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />
Großpriorat von Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2<br />
T: +43 1 512 72 44, E: presse@malteser.at<br />
Chefredaktion: Katharina Stögner, Gerald Gugerel<br />
Text und Lektorat: Edith Holzer Communications, Christian Taufer<br />
Autoren: Bernhard Bachna, Wolfgang J. Bandion, Elena Becker,<br />
Gerhard Ernst, Anton F. Gatnar, Roland Hansen, Altabt Gregor<br />
Henckel-Donnersmarck, Hans Andreas Jordis, Thomas Kissich,<br />
Katrin König, Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Olivier Loudon,<br />
Victoria Przybilla, Georg Reichlin-Meldegg, Gabrielle Scarimbolo,<br />
Verena Scharka, Lisa Schönmeier, Isabel Steeb, Richard Steeb, Peter<br />
Stellnberger, Udo Thianich-Schwamberger, Gabriel N. Toggenburg,<br />
Manuel Weinberger, Susanne Wick<br />
Bildrechte: Michaela Friedrich, HIHFAD – Hand in Hand for Aid and<br />
Development, IDA – Independent Doctors Association, Nyokabi Kahura/<br />
<strong>Malteser</strong> International, Klangei/Eicher Music, KH der Elisabethinen<br />
Graz, Christian Lendl, <strong>Malteser</strong> Austria, <strong>Malteser</strong> Care, <strong>Malteser</strong> Care/<br />
Steinberger, <strong>Malteser</strong> International, <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe, <strong>Malteser</strong><br />
Ordenshaus, Simu Radu Matei/<strong>Malteser</strong> Romania, <strong>Malteser</strong> Ukraine,<br />
Order of Malta, Ottobock, PACIDA/<strong>Malteser</strong> International, Georg<br />
Reichlin-Meldegg, Shutterstock/s_oleg, Isabel Steeb, Stift Heiligenkreuz,<br />
Udo Thianich-Schwamberger, Gabriel N. Toggenburg<br />
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />
beiderlei Geschlecht.<br />
Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien<br />
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Berichterstattung über<br />
nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke<br />
sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich<br />
gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion<br />
entsprechen.<br />
Redaktionsschluss: März <strong>2023</strong><br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 3
IMFOKUS<br />
AUSSERORDENTLICHES<br />
GENERALKAPITEL<br />
Beim Außerordentlichen Generalkapitel in Ariccia bei Rom wurde eine neue Ordensregierung gewählt.<br />
Das Generalkapitel ist die oberste Ordensversammlung<br />
und besteht aus den Vertretern der verschiedenen<br />
Ordensstände der Gliederungen. Es tritt zusammen,<br />
um das Charisma des Ordens zu bewahren, sich über<br />
die wichtigsten Probleme des Ordens insbesondere betreffend<br />
seiner geistlichen und materiellen Lage, seiner<br />
Werke und seiner internationalen Beziehungen zu<br />
informieren und um eine Neuwahl der Mitglieder des<br />
Souveränen Rates und der Rechnungskammer durchzuführen.<br />
Am 3. September 2022 hat der Heilige Vater unserem<br />
Orden per Dekret eine neue Verfassung und einen<br />
neuen Codex gegeben. Gleichzeitig hat er die Aufhebung<br />
der hohen Ämter bestimmt, den bestehenden<br />
Souveränen Rat aufgelöst, einen erweiterten, provisorischen<br />
Souveränen Rat eingesetzt und für den<br />
25. Jänner <strong>2023</strong> ein Außerordentliches Generalkapitel<br />
einberufen.<br />
Von Richard Steeb<br />
Das Kapitel der Professen<br />
Dem Außerordentlichen Generalkapitel selbst ging, wie<br />
in der Verfassung vorgesehen, vom 19. bis zum 21. Jänner<br />
<strong>2023</strong> das Kapitel der Professen voraus.<br />
<strong>Die</strong>se Zusammenkunft aller Professritter und Professkapläne<br />
des Ordens erstellte für die Teilnehmer am Außerordentlichen<br />
Generalkapitel verbindliche Dreiervorschläge<br />
(Ternae) für die Wahl der vier Hohen Räte (Großkomtur,<br />
Großkanzler, Großhospitalier und Rezeptor des gemeinsamen<br />
Schatzes) in die Ordensregierung (den Souveränen<br />
Rat) und bestimmte jene fünf Professen, die als Ratsmitglieder<br />
dem Rat der Professen angehören.<br />
Der Rat der Professen unterstützt den Großmeister<br />
bzw. Großmeister-Statthalter bei der geistlichen Betreuung<br />
des Ordens und bei der Leitung der Mitglieder<br />
des Ersten und Zweiten Standes. <strong>Die</strong> Gewählten sind<br />
gleichzeitig auch Mitglieder im Souveränen Rat.<br />
4<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
IMFOKUS<br />
Vorbereitung in Gebet und Stille<br />
Als integrierter Bestandteil des Generalkapitels, für<br />
dessen Vorbereitungen und als Tage der geistlichen Reflexion,<br />
fanden für alle Teilnehmer dreitägige Schweigeexerzitien<br />
statt. Exerzitien (von lateinisch exercere<br />
‚üben‘) sind geistliche Übungen, die abseits des alltäglichen<br />
Lebens zu einer intensiven Besinnung und Begegnung<br />
mit Gott führen sollen. Wesentliche Elemente<br />
sind dabei durchgehendes Schweigen, mehrere feste<br />
Gebetszeiten am Tag und die Teilnahme an der Eucharistiefeier.<br />
Sie helfen zur Ruhe zu kommen, mit Gottes<br />
Hilfe das Wesentliche zu erkennen und bewusster die<br />
richtigen Entscheidungen zu treffen.<br />
Für dieses Außerordentliche Generalkapitel waren eigene<br />
Regeln erlassen worden, sodass alle Professritter<br />
und alle Professkapläne des Ordens teilnahmeberechtigt<br />
waren und Sitz und Stimme hatten. Das Außerordentliche<br />
Generalkapitel begann am Morgen des<br />
25. Jänner mit einer Hl. Messe. Den Vorsitz führten<br />
gemeinsam S. Exz. der Statthalter des Großmeisters<br />
Fra’ John T. Dunlap und der Sonderdelegierte des Heiligen<br />
Vaters, S. Emz. Kardinal Silvano Maria Tomasi. Insgesamt<br />
waren 111 Kapitulare aus allen Gliederungen<br />
des Ordens, darunter zehn Damen, anwesend.<br />
Das Großpriorat von Österreich war durch den Fürstgroßprior<br />
Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Professritter<br />
Fra’ Duncan Gallie und Professkaplan Fra’ Leon Sireisky<br />
vertreten. Auf besondere Einladung nahm auch Ihre Exzellenz<br />
die außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin<br />
und ständige Beobachterin des Ordens bei<br />
den Vereinten Nationen und internationalen Organisationen<br />
in Genf, Marie-Thérèse Pictet-Althann, teil.<br />
Lob und Anerkennung vom Heiligen Vater<br />
Zu Beginn wurde eine Botschaft Seiner Heiligkeit Papst<br />
Franziskus verlesen, in der dieser seine Verbundenheit<br />
mit dem <strong>Malteser</strong>orden zum Ausdruck brachte: „<strong>Die</strong><br />
weltliche, egoistische und konsumorientierte Mentalität<br />
von heute ist eine Herausforderung, der Sie sich mit Ihrem<br />
vorbildlichen Leben und Ihren Werken der Barmherzigkeit<br />
stellen müssen … Sie tun es zum Beispiel, indem Sie sich um<br />
Kranke kümmern und Häftlinge besuchen. Ich weiß, dass<br />
Sie und Ihre Freiwilligen sich in vielen Teilen der Welt dieser<br />
Arbeit verschrieben haben. Ihr begleitet auch diejenigen,<br />
die sich dem so zarten Moment des Todes nähern, beim<br />
Übergang von dieser Erde zum ewigen Leben“.<br />
Der Heilige Vater verwies weiters darauf, dass die Ordensmitglieder<br />
Vorbilder für das Engagement zuguns-<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 5
IMFOKUS<br />
ten der Herren Kranken für die anderen Ordensmitglieder<br />
und die Ehrenamtlichen in den Werken sein sollen.<br />
Er ermutigte die Mitglieder aller drei Stände, zur Vertiefung<br />
ihrer Spiritualität in Wort und Tat. Zum Schluss<br />
dankte der Heilige Vater dem Orden „weil ihr euch den<br />
bedürftigsten Brüdern und Schwestern zur Verfügung<br />
stellt und euch an die existenziellen Ränder drängt, wo ihr<br />
Christus begegnen und ihm dienen könnt“.<br />
Berichte, Erörterungen und Wahlen<br />
Nach Feststellung der Beschlussfähigkeit wurde ein<br />
Moderator, sein Stellvertreter und ein Versammlungssekretär,<br />
dessen Stellvertreter und Helfer für die Stimmenauszählung<br />
ernannt. Hiernach verlas der Sonderdelegierte<br />
des Heiligen Vaters seinen Bericht. Ihm<br />
folgten die Berichte des Großmeister-Statthalters über<br />
die allgemeine Lage des Ordens und jene der vier Hohen<br />
Räte sowie des Ordensprälaten.<br />
Nach Bemerkungen und Fragen dazu wurden die wichtigsten<br />
Themen für die kommende Amtsperiode der<br />
neuen Ordensregierung besprochen. Hierbei ging es<br />
besonders um die Stärkung der Position des Ersten<br />
Standes. Weiters wurde erörtert, wie man das hohe<br />
Durchschnittsalter der Mitglieder des Ersten und<br />
Zweiten Standes senken könne sowie über das für<br />
die spirituelle Ausbildung und Schulung aller Stände<br />
geplante Formation Center in Rom beratschlagt. Festgehalten<br />
wurde, dass Kandidaten für den Orden tunlichst<br />
mehrere Jahre in den Werken ehrenamtlich<br />
<strong>Die</strong>nst an den Herren Kranken geleistet haben sollen.<br />
Um aktive, junge <strong>Malteser</strong> in den Orden zu bringen,<br />
wurde die Ordensregierung durch das Generalkapitel ermächtigt,<br />
Erleichterungen bei der Passage einzuführen.<br />
An den darauffolgenden Tagen wurden der Großkomtur,<br />
der Großkanzler, der Großhospitalier und der<br />
Rezeptor des gemeinsamen Schatzes (Commun Tresoro),<br />
die weiteren vier Ratsmitglieder des Souveränen Rates<br />
und die sieben Mitglieder der Rechnungskammer für<br />
die nächsten sechs Jahre gewählt.<br />
<strong>Die</strong> neue Ordensregierung setzt sich aus<br />
folgenden Personen zusammen:<br />
S. Exz. Großkomtur Fra’ Emmanuel Rousseau<br />
(Frankreich)<br />
S. Exz. Großkanzler Don Riccardo Paternò, Conte di<br />
Montecupo (Italien)<br />
S. Exz. Großhospitalier Fra’ Alessandro de Franciscis<br />
(Italien)<br />
S. Exz. Großrezeptor Don Fabrizio Colonna di<br />
Paliano (Italien)<br />
6<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
WER XXXX IST<br />
DER MANN<br />
AUF DEM TUCH?<br />
EINE SPURENSUCHE<br />
S. Exz. Fra’ João Augusto Esquivel Freire de Andrade<br />
(Portugal)<br />
S. Exz. Fra’ John Eidinow (England)<br />
S. Exz. Fra’ Mathieu Dupont (Kanada)<br />
S. Exz. Fra’ Roberto Viazzo (Italien)<br />
S. Exz. Fra’ Richard J. Wolff (USA)<br />
S. Exz. Generalmajor i. R. Josef Blotz (Deutschland)<br />
S. Exz. Michael Kirk Grace (USA)<br />
S. Exz. Francis Joseph McCarthy (USA)<br />
S. Exz. Clemente Riva Sanseverino (Italien)<br />
Mit frischer Kraft und Gottes Segen in die Zukunft<br />
Seinen Abschluss fand das in ruhiger und besonders<br />
freundschaftlicher Atmosphäre abgelaufene Außerordentliche<br />
Generalkapitel am 29. Jänner mit einer<br />
Hl. Messe und anerkennenden Dankesworten.<br />
„Mit der neuen Ordensregierung wurde Seiner Exzellenz<br />
dem Großmeister-Statthalter ein gutes Team für<br />
eine gedeihliche Arbeit zur Seite gestellt. Wir wünschen<br />
den neubestellten Funktionären in der Ordensregierung<br />
und der Rechnungskammer für ihre wichtigen<br />
Aufgaben viel Kraft und Gottes Segen. Unser aller<br />
Augenmerk gilt nun der Zukunft und dem <strong>Die</strong>nst am<br />
Nächsten“, so der Fürstgroßprior Fra’ Gottfried Kühnelt-<br />
Leddihn.<br />
Ausstellung zum Turiner Grabtuch<br />
28. April bis 14. Juni <strong>2023</strong><br />
Krypta des Karmelitenkonvent Linz,<br />
4020 Linz, Landstraße 33<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 7<br />
www.turinergrabtuch.at
RELIGIONAKTUELL<br />
DER ERSTE KULTURSCHOCK<br />
P. DI Mag. Rudolf Schaffgotsch CO wurde kürzlich nicht nur Seelsorger im Franziskus Spital in der Wiener Landstraßer<br />
Hauptstraße, sondern auch Seelenhirte im benachbarten Ordenshaus der MALTESER an der gleichen Adresse. Aus diesem<br />
Anlass führte Georg Reichlin-Meldegg mit P. Rudolf ein Gespräch.<br />
Von Georg Reichlin-Meldegg<br />
<strong>Malteser</strong>: Was sind Deine ersten Eindrücke vom<br />
Ordenshaus, was bedeutet Dir die Mitgliedschaft im<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst (MHDA) als Mensch und Priester<br />
persönlich und welche Ämter hast Du derzeit inne?<br />
P. Rudolf Schaffgotsch: Ich bin Bereichsseelsorger in<br />
Wien. Mein „Hauptberuf“ ist „zu drei Viertel“ Seelsorge<br />
im Franziskus Spital in der Landstraße und mit Februar<br />
<strong>2023</strong> zum letzten Zeit-Viertel „Hauspfarrer“ im <strong>Malteser</strong><br />
Ordenshaus. Ich bin aber schon seit der Übersiedlung aus<br />
der Bürgerspitalgasse im Frühjahr 2022 regelmäßig hier.<br />
Bei all den Einschränkungen, die es beim Gesundheitszustand<br />
der Bewohner gibt, freut es mich zu sehen, dass<br />
etliche gerne mehrmals täglich zur Kapelle wandern und<br />
viele ganz regelmäßig zum Rosenkranz, zur Hl. Messe<br />
und zur Anbetung kommen.<br />
Das Engagement im Hospitaldienst bedeutet mir sehr<br />
viel. Als Priester in Ausbildung war ich oft schnell in<br />
der Führungsrolle, z. B. in Ministrantenstunden oder als<br />
Zeremoniär in der Liturgie. Im Hospitaldienst habe ich<br />
schon davor begonnen, und als Priester dort wieder aktiv<br />
zu werden war für mich erfreulich, weil ich den Betrieb<br />
von der Pieke auf kenne.<br />
oder langsamer studiert, aber gewusst, wo die Zeit geblieben<br />
ist. Menschlich war es eine Bereicherung, auch<br />
für meine Persönlichkeitsentwicklung. <strong>Die</strong> Freundschaften<br />
zu den Betreuten und den Betreuenden sind ein<br />
Geschenk für’s Leben und eine echte Quelle der Freude.<br />
Nach meinem ersten Lourdes-Zug 1992, noch als Forststudent,<br />
war das Heimkommen ein richtiger Kulturschock:<br />
Um was für unwichtiges Zeug kümmern wir uns<br />
eigentlich den ganzen Tag!<br />
Und jetzt auch als Priester: <strong>Die</strong> Wallfahrten sind angenehm,<br />
denn dort brauche ich nichts anderes zu sein als<br />
Priester; nicht Erfinder, nicht Organisator, nicht Motivator.<br />
Kurzum: Ganz bei den Menschen und mit ihnen bei Gott.<br />
Demnach unterm Jahr: Es ist einfach belebend, mit jungen<br />
– und nicht nur jungen – Menschen zusammen zu<br />
sein, die idealistisch, kreativ und einsatzfreudig sind,<br />
und die von sich aus mit geistlichen Anliegen und Initiativen<br />
zu mir kommen.<br />
<strong>Malteser</strong>: Durch Deine Mitgliedschaft hast Du auch<br />
Einblick in die Hilfswerke des Ordens in Österreich, wie<br />
auch im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst. Du hast den MHDA<br />
bei vielen Aktionen, Pilgerreisen, Ausflügen etc. tätig gesehen.<br />
Wie empfindest Du den freiwilligen <strong>Die</strong>nst der<br />
jungen Menschen, die unentgeltlich Behinderte und<br />
betagte Menschen begleiten? Was sind darüber hinaus<br />
Deine Erwartungen in religiöser Hinsicht?<br />
P. Rudolf: In den Hospitaldienst bin ich Anfang der<br />
90er Jahre eingetreten, als ich noch an der BoKu war. Mit<br />
dem Beginn des Einsatzes dort habe ich nicht schneller<br />
<strong>Malteser</strong>: Nun etwas generell gefragt: Welche Rolle<br />
spielt der Glaube in der heutigen Zeit, insbesondere für<br />
junge Menschen und was braucht es um diese gut oder<br />
noch besser zu erreichen?<br />
8<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
RELIGIONAKTUELL<br />
fragt, „Was soll die Kirche tun?“, möchte ich antworten:<br />
Beten Sie gemeinsam in Ihrer Familie. Lesen Sie – womöglich<br />
auch zusammen – in der Hl. Schrift, und informieren<br />
Sie sich über das, was die Kirche sagt, aus erster<br />
Hand. (Anm.: Weltkatechismus, YouCat, Schreiben der<br />
Päpste.)<br />
P. Rudolf: Ich möchte bei dem Wort Rolle einhaken. Auf<br />
dem Eiskasten einer alten Dame, die mir sehr nahesteht,<br />
klebt ein Magnet mit dem Spruch: „Gott spielt in meinem<br />
Leben keine Rolle. Er ist der Regisseur!“ Denn sonst wäre<br />
Gott nur eine Art Nebenerscheinung in meinem Leben …<br />
Was es am meisten braucht, damit der Glaube wächst,<br />
sind betende Familien, also Hauskirche. Als ich in der<br />
Pfarre in der Firmvorbereitung eingesetzt war, habe ich<br />
den Eltern beim ersten Elternabend gesagt: „Nicht wir<br />
bereiten Ihr Kind vor, es ist umgekehrt, Sie bereiten Ihr<br />
Kind auf ein christliches Leben vor, und wir helfen Ihnen<br />
dabei ein kleines bisschen. Unsere 30 oder 40 Firmstunden<br />
sind von der Lebenszeit, die Ihr Kind bisher wach<br />
verbracht hat, ein schwaches Promille. Erwarten Sie<br />
davon nicht zu viel.“ Wenn das Kind von klein auf jede<br />
Woche in die Messe geht, sind wir schon ein wenig über<br />
einem Prozent. <strong>Die</strong> umtriebige Pfarre, der lustige Pfarrer,<br />
das coole Pfandfinderleben, ist wichtig und hilfreich.<br />
Aber nur wenn die Beziehung zu Gott in der Familie eine<br />
Rolle spielt, bleibt es nicht bloßer „Programmpunkt“, der<br />
in der nächsten Altersphase wieder verloren geht.<br />
Kirche existiert auf drei Ebenen: Diözese, Pfarre, Hauskirche.<br />
Diözesen haben wir, auch noch funktionierende<br />
Pfarren. Aber wo sind lebendige Hauskirchen? Familien,<br />
wo von Gott und mit Gott gesprochen wird, und zwar<br />
nicht nur im Ritus des Tischgebets? Wenn mich jemand<br />
In der Wirtschaft oder in der Technik sind wir ja auch<br />
gewohnt, konsequent und zielstrebig zu handeln: Wo<br />
will ich hin? Was hilft mir dabei? Ist mein Mitteleinsatz<br />
effektiv? Das lässt sich gut übertragen. Wo ist mein Ziel?<br />
– Ich glaube, nicht auf dieser Erde, wo unser Leben mit<br />
sieben oder acht Jahrzehnten beschränkt ist. Was hilft<br />
mir, dort hinzukommen? Nütze ich diese Mittel gut?<br />
Und zum Realismus, den Du eingebracht hast: <strong>Die</strong> Welt<br />
Gottes ist viel realer als unsere sichtbare. Der Hl. Paulus<br />
sagt: „<strong>Die</strong> Gestalt dieser Welt vergeht.“ (Anm.: 1Kor 78,31)<br />
Alles was wir hier vorfinden, ist ja geschaffen, hat demnach<br />
eine kontingente Natur. Gott ist unendlich realer als<br />
alles das, was wir sehen können. In diesem Sinn bin ich<br />
Realist.<br />
<strong>Malteser</strong>: Ich bin überzeugt, dass diese Deine Gottessicht<br />
auch bei vielen psychisch verursachten Krankheiten,<br />
in die heute sehr viele Menschen hineingeraten,<br />
durch Distanzgewinnung und Hoffnung helfen kann.<br />
P. Rudolf: Ich bin sehr froh in einer Zeit zu leben, in der<br />
sich die Konfrontation zwischen Psychologie und Psychiatrie<br />
auf der einen und Religion auf der anderen Seite<br />
weitgehend aufgelöst hat. Jede Seite sieht, der andere<br />
kann etwas, was ich nicht kann. Der Psychiater kann<br />
keine Schuld vergeben und ich keine Psychose behandeln<br />
usw. Man sieht in gegenseitigem Respekt das Charisma<br />
des anderen. Im Idealzustand: Wir arbeiten zusammen<br />
zum Wohl der Menschen und zur Ehre Gottes. Vor<br />
hundert Jahren wäre das noch unmöglich gewesen.<br />
Für den Priester ist natürlich am schönsten, wenn er<br />
Zeuge werden darf, wie eine Begegnung zwischen Gott<br />
und der Seele geschieht, und er selber dabei aus dem<br />
Fokus gleitet.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 9
RELIGIONAKTUELL<br />
<strong>Malteser</strong>: Unsere Zeit, die Kirche unserer Zeit ringt sehr<br />
darum, für die Menschen verständlich und „annehmbar“<br />
zu sein und dabei ihre Identität zu wahren. Wie weit kann<br />
sie da gehen?<br />
P. Rudolf: Ganz grundsätzlich: Wenn wir von Gott<br />
etwas bekommen, können wir es weitergeben, jedoch<br />
nicht verändern. Ich kann nicht sagen, ich halte die<br />
Dreifaltigkeit für eine verstaubte alte Sache, die<br />
schaffe ich ab. Oder die Menschwerdung Gottes ist<br />
für uns heute in realiter so abstrus, diese Vorstellung<br />
geben wir auf. – Ok, wenn Du das nicht glauben kannst<br />
oder willst, sei Dir das unbenommen. Du musst mir<br />
aber erlauben festzustellen, dann bist Du kein Christ<br />
mehr. Wenn jemand sich von sicheren Überzeugungen<br />
der Christenheit entfernt, so ist das legitim, aber er<br />
kann von der Kirche nicht erwarten, darin mitzugehen.<br />
Ich glaube, wir müssen die Sprache unserer Zeit sprechen,<br />
aber die Botschaft Christi in ihr sagen. Und die<br />
Hoheit darüber müssen wir bei ihm lassen. Sonst tun<br />
wir auch unseren Zeitgenossen nichts Gutes. Der<br />
Hl. John Henry Newman hat seine Position als Professor,<br />
als anglikanischer Priester in Oxford aufgegeben<br />
und sich durch seinen Übertritt in die katholische<br />
Kirche ins gesellschaftliche Out begeben. Wer so seinem<br />
Gewissen folgt hat meine Bewunderung. Gott hat<br />
ihn dann auch nicht hängen lassen. Er hat wieder eine<br />
schöne Gemeinschaft und eine gute Aufgabe gehabt und<br />
ist am Ende Kardinal geworden – und heilig.<br />
<strong>Malteser</strong>: Hat die Bibelwissenschaft über die Authentizität<br />
der Bibelaussagen nicht sehr viel Unsicherheit in<br />
das Leben der Christen gebracht? So etwa: Gibt’s auch in<br />
der Bibel „Fake News“?<br />
P. Rudolf: „Fake News“ gibt es viele über die Bibel, aber<br />
nicht in der Bibel, es sei denn, man versucht, sie als<br />
naturwissenschaftliche Abhandlung zu lesen. Wir glauben,<br />
dass der Heilige Geist dafür gesorgt hat, dass sie uns<br />
vollständig und irrtumsfrei alles sagt, was wir über Gott<br />
und uns wissen müssen, um unser Leben hier zu meistern<br />
und das Ewige zu gewinnen.<br />
Überlegen wir, woher haben wir die Bibel? Erstens, es<br />
gibt sie nicht ohne die Kirche. In der Zeit der Apostel<br />
ist ja viel geschrieben worden. Nur 27 dieser Schriften<br />
haben es ins Neue Testament „geschafft“. Wie hat man<br />
die ausgesucht? Sie gehen auf Apostel zurück, und man<br />
hatte den Eindruck, durch sie spricht so sehr der Heilige<br />
Geist, dass man sich trauen kann, sie im Gottesdienst<br />
zu lesen, neben den heiligen Büchern des Alten Bundes.<br />
<strong>Die</strong>se Unterscheidung stammt aus dem Leben der Kirche<br />
und wurde durch bischöfliche Autorität schließlich<br />
fixiert. Definitiv übrigens erst im 16. Jahrhundert, so<br />
groß war die innere Sicherheit in dieser Sache. Randbemerkung:<br />
Hier sehen wir die drei Säulen, auf denen<br />
der Glaube unserer Kirche steht: Schrift, gelebte Praxis<br />
aller Orte und Zeiten/Überlieferung und apostolische<br />
Autorität/Lehramt. Keine andere Glaubensgemeinschaft<br />
hat so ein klares Verständnis, wie sie zu Gewissheiten<br />
kommt.<br />
Zweitens: Keine andere Schrift des Altertums ist so gut<br />
überliefert. Von Tacitus (um 100 n. Chr.) beispielsweise<br />
haben wir die ältesten Handschriften um das Jahr<br />
1100 herum, etwa 20 Stück. <strong>Die</strong> ältesten neutestamentlichen<br />
Originale, die wir besitzen, sind aus dem 2. Jahrhundert,<br />
also nicht 1000 Jahre später, sondern ein, zwei<br />
Generationen, und davon nicht 20, sondern mehrere<br />
1000 Exemplare. <strong>Die</strong> christliche Überlieferungskette ist<br />
demnach um Potenzen besser und authentischer als bei<br />
allen anderen Personen und Schriften der Antike.<br />
10<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
RELIGIONAKTUELL<br />
Wann genau und von wem die neutestamentlichen<br />
Texte geschrieben worden sind, wird unermüdlich diskutiert.<br />
Traditionell – und da halte ich es mit Chesterton:<br />
Tradition ist Demokratie für die Toten, sie verlieren ihr<br />
Stimmrecht nicht – nimmt man für alle Schriften des<br />
Neuen Testaments apostolischen Ursprung an: <strong>Die</strong> Verfasser<br />
sind Apostel oder Apostelschüler, -begleiter, -dolmetscher.<br />
<strong>Die</strong> deutschsprachige Bibelwissenschaft ist<br />
tendenziell skeptisch und setzt vieles zeitlich spät an.<br />
Wenn man den Horizont ein wenig weitet, findet man<br />
daneben durchaus ernstzunehmende andere Stimmen.<br />
Am Beispiel der Apostelgeschichte, laut unserer Einheitsübersetzung<br />
verfasst um das Jahr 90: Mein US-<br />
Bibelkommentar datiert sie um 63., denn: Lukas, der<br />
sorgfältig über das Martyrium des Hl. Jakobus in der<br />
Heiligen Stadt Jerusalem und den Hausarrest des<br />
Hl. Paulus im kaiserlichen Rom (ca. 60–62) berichtet,<br />
erwähnt nichts vom Brand Roms und der Christenverfolgung<br />
unter Nero (62), dem Tod seiner Hauptfiguren<br />
Petrus und Paulus (Anm.: 2. Hälfte der 60er Jahre) und<br />
der Zerstörung Jerusalems um 70. Warum hätte er das<br />
weglassen sollen?<br />
Bittet,<br />
dann wird<br />
AUSTRIA<br />
LOURDES <strong>2023</strong><br />
Bittet, dann wird euch gegeben<br />
Euch<br />
LOURDES <strong>2023</strong><br />
AUSTRIA<br />
gegeben<br />
<strong>Malteser</strong>: Inwieweit muss die Kirche in Bezug auf unser<br />
Gespräch auch mit der Zeit gehen, Reformen entwickeln –<br />
und wo ist es andererseits wichtig an den Säulen und dem<br />
Fundament des katholischen Glaubens festzuhalten?<br />
P. Rudolf: Re-formatio für Christen ist immer zu<br />
sagen, „Jesus, mild und demütig von Herzen, bilde<br />
unser Herz nach deinem Herzen.“ „Gleicht euch nicht<br />
dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert<br />
euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt,<br />
was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und<br />
vollkommen ist“, schreibt der Hl. Paulus an die Römer<br />
(Röm 12,2). Das ist die eine Seite. <strong>Die</strong> andere Seite ist,<br />
dass die Kirche immer die Sprache der Liebe sprechen<br />
muss, dem anderen warmherzig begegnen und in einer<br />
ihm verständlichen Weise sprechen.<br />
Papst Franziskus ist da ein großer Mutmacher, weil er<br />
so gern davon spricht, dass wir Christen im Werden<br />
sind und jeden Tag wachsen können.<br />
LOURDES ERLEBEN!<br />
MALTESER LOURDES-WALLFAHRT <strong>2023</strong><br />
lourdes.malteser.at<br />
4.- 8.5.<strong>2023</strong><br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 11
RELIGIONAKTUELL<br />
DEN GLAUBEN STANDHAFT BEZEUGEN<br />
Dazu sind die MALTESER im Ordensgebet aufgerufen. Doch was bedeutet Glaube heute für junge Menschen? Wie steht es<br />
um ihre spirituelle Standhaftigkeit? Was gibt ihnen Orientierung und Halt?<br />
Von Peter Stellnberger<br />
Der Blick auf die Statistik zeigt, dass es nicht mehr<br />
die katholische Kirche ist, nicht mehr der christliche<br />
Glaube, auf den junge Menschen wie selbstverständlich<br />
bauen. <strong>Die</strong> ernüchternden Fakten: Im Jahr 2022 haben<br />
mehr als 90.000 Menschen in Österreich die Kirche verlassen.<br />
Der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung<br />
hat sich in den letzten 20 Jahren lt. Statistik Austria<br />
von über 70% auf rund 55% reduziert. Es scheint, als ob<br />
Was bedeutet der Glaube<br />
für Dich?<br />
„Der Glaube ist für mich das<br />
Vertrauen in einen fürsorglichen<br />
Vater, dessen Existenz ich jedoch<br />
immer wieder hinterfrage.<br />
Indem ich diesen Zweifeln<br />
Raum lasse, setze ich mich<br />
tiefer mit meinem Glauben auseinander.<br />
So ist der Glaube für mich eine Entscheidung<br />
für einen liebenden Gott, die ich jeden Tag erneut treffen<br />
darf und die mein Leben bereichert.“<br />
Valentina Walderdorff<br />
(Bereich Wien, Aufnahme 2016)<br />
Wie haben Dir die <strong>Malteser</strong> geholfen den<br />
Glauben zu vertiefen?<br />
„Glaube ist für mich Beziehung zum lieben Gott, die<br />
ich vor allem in der Eucharistie erfahren darf. Dank<br />
unserer <strong>Die</strong>nste am Nächsten<br />
durfte ich eine weitere Art kennenlernen.<br />
Denn so wie wir<br />
seine Präsenz in der Eucharistie<br />
erfahren dürfen, so können<br />
wir das auch in der Hilfe am<br />
Nächsten.“<br />
Johannes Salm (Bereich<br />
Wien, Aufnahme 2019)<br />
der Glaube immer mehr aus dem (öffentlichen) Leben<br />
verschwinden würde.<br />
Soweit die Zahlen, soweit der Anschein. Aber was sagt die<br />
Empirie? Was erzählen junge Mitglieder der <strong>Malteser</strong>?<br />
Wir haben sie befragt und eingeladen, über ihren Glauben<br />
zu sprechen. Das Ergebnis: kritisch-reflektierte,<br />
starke Gedanken, die zum Sinnieren animieren.<br />
Was wünscht Du Dir von<br />
der Kirche?<br />
„Eine Kirche, die der Gemeinschaft<br />
dient und den Menschen<br />
in den Mittelpunkt stellt.<br />
Sie stärkt mir den Rücken,<br />
begleitet mich und bietet<br />
Zuflucht. In ihr darf ich mich zu<br />
Hause fühlen.“<br />
Antonia Franckenstein<br />
(Bereich Tirol, Aufnahme 2019)<br />
Wie könnte es der Kirche<br />
gelingen, mehr junge<br />
Menschen anzusprechen?<br />
„Ein Punkt ist es, Beziehung<br />
zu leben – zuerst mit<br />
Jesus Christus, sodass wir<br />
wie ein buntes Kirchenfenster<br />
sein Licht widerspiegeln.<br />
Wenn wir dann beginnen,<br />
echte, tiefe Beziehungen mit denen zu leben, die uns<br />
nahestehen und unser Interesse an ihnen darauf abzielt,<br />
dass sie zur besten Version ihrer selbst werden mit einer<br />
Perspektive für die Ewigkeit mit Gott, dann kommen<br />
Menschen zum Glauben an Ihn.“<br />
Rosalie Wächter (Bereich Wien, Aufnahme 2014)<br />
12<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
PERSÖNLICHKEITEN<br />
IN MEMORIAM PAPST BENEDIKT XVI.<br />
Ein persönlicher Nachruf ist eine ehrenvolle und gleichzeitig schwierige Aufgabe. Was erzähle ich, was lasse ich weg, weil<br />
einfach der Platz nicht reicht? Ich hoffe, meine Auswahl wird den Erwartungen der Leser gerecht.<br />
Von Gregor Henckel-Donnersmarck OCist<br />
Beginnen möchte ich so: Es kann kein Zweifel darüber<br />
bestehen, dass der sakramentale Höhepunkt meines<br />
Lebens die Priesterweihe am 1. August 1982 war. Aber es<br />
gibt einen weiteren Höhepunkt, den ich den historischen<br />
Höhepunkt meines Lebens nennen möchte, und das ist<br />
der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Heiligenkreuz<br />
am 9. September 2007. Ich bekenne mich dazu, dass<br />
ich damals alles mir Mögliche – auch gegen so manche<br />
innerkirchliche Widerstände – getan habe, damit dieser<br />
Besuch zustande kommt. Und in der Tat war der Besuch<br />
dieses Papstes tatsächlich ein unglaublich großes Geschenk<br />
für unser Stift Heiligenkreuz und unsere Philosophisch-Theologische<br />
Hochschule, die heute den Namen<br />
dieses Papstes tragen darf. Noch nie hatte zuvor ein Papst<br />
Heiligenkreuz besucht und leider – glaube ich – dass sich<br />
so ein Ereignis nicht so bald wiederholen wird.<br />
Sehnsucht nach der letzten Erfüllung, nach dem höchsten<br />
Glück, also letztlich nach Gott, sei es bewusst oder unbewusst.<br />
Ein Kloster, in dem sich die Gemeinschaft täglich<br />
mehrmals zum Gotteslob versammelt, bezeugt, dass diese<br />
urmenschliche Sehnsucht nicht ins Leere geht.“ 1<br />
Der zweite Gedanke aus der Papstansprache in<br />
Heiligenkreuz, den ich hier aufgreifen möchte, bezieht<br />
sich auf unsere Hochschule bzw. die Theologie als Wissenschaft:<br />
„Der Ordensvater der Zisterzienser, der Heilige<br />
Bernhard, hat zu seiner Zeit gegen die Loslösung einer<br />
objektivierenden Rationalität vom Strom der kirchlichen<br />
Frömmigkeit gekämpft. Unsere Situation heute ist anders<br />
und doch sehr ähnlich. Bei dem Mühen um die Zuerkennung<br />
strenger Wissenschaftlichkeit im modernen<br />
Sinn kann der Theologie der Atem des Glaubens ausgehen.<br />
Aber so wie Liturgie, die den Blick auf Gott vergisst,<br />
als Liturgie am Ende ist, so hört auch eine Theologie, die<br />
nicht mehr im Raum des Glaubens atmet, auf, Theologie<br />
zu sein; eine Reihe mehr oder weniger zusammenhängender<br />
Disziplinen bliebe übrig. Wo aber eine ‚kniende<br />
Theologie‘ getrieben wird, wie sie Hans Urs von Balthasar<br />
gefordert hat, da wird die Fruchtbarkeit für die Kirche in<br />
Österreich und darüber hinaus nicht fehlen.“ 2<br />
Papst Benedikt XVI. am 9. September 2007 in Heiligenkreuz.<br />
<strong>Die</strong> Sehnsucht nach dem höchsten Glück<br />
<strong>Die</strong> Ansprache, die Papst Benedikt XVI. damals in<br />
Heiligenkreuz gehalten hat, beinhaltet viele tiefe Gedanken.<br />
Zwei davon möchte ich hier zitieren. So sagte er damals:<br />
„Jeder Mensch trägt im Innersten seines Herzens die<br />
45 Minuten für die Ewigkeit<br />
Der Besuch des Papstes in Heiligenkreuz sollte laut Plan<br />
30 Minuten dauern. Der Papst blieb schließlich 45 Minuten,<br />
also doch eine relativ kurze Zeit, aber ich sage immer:<br />
„Das waren 45 Minuten für die Ewigkeit!“<br />
1 Papst Benedikt XVI.: Ansprache Papst Benedikts XVI. bei seinem Besuch<br />
im Stift Heiligenkreuz, in: <strong>Die</strong> österreichischen Bischöfe: Papst Benedikt<br />
XVI. in Österreich. Apostolische Reise aus Anlass des 850-Jahr-Jubiläums<br />
von Mariazell (Heft 8, 2007), 67-72, hier 67f.<br />
2 Ebd. 70f.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 13
PERSÖNLICHKEITEN<br />
bekannten Theologen, der offensichtlich nicht nur in den<br />
Kernthemen der katholischen Theologie, sondern auch in<br />
der Gesellschaftslehre und benachbarten Themen umfassend<br />
gebildet war. Ich erinnere mich noch, dass Professor<br />
Ratzinger damals den deutschen Soziologen Helmut<br />
Schelsky mit dessen Gedanken zu „Demokratie oder<br />
Demokratismus“ sinnvoll zitierte und auslegte. In meinen<br />
Tagebüchern finden sich euphorische Kommentare<br />
zu diesen Vorträgen in Bad Wimpfen.<br />
Papst Benedikt XVI. am 9. September 2007 in Heiligenkreuz.<br />
Meine persönliche Geschichte mit Joseph Ratzinger, dem<br />
späteren Papst Benedikt XVI., beginnt aber schon im<br />
Jahr 1972. Damals war ich als junger Diplomkaufmann<br />
in Frankfurt tätig. Über das Wochenende des Palmsonntags<br />
fuhr ich zu einer Tagung der schlesischen <strong>Malteser</strong><br />
in Bad Wimpfen. Der Referent dieser Tagung war der damals<br />
noch sehr junge und noch nicht ganz so bekannte<br />
Theologieprofessor aus Regensburg, Joseph Ratzinger.<br />
Aber schon damals war ich fasziniert und elektrisiert<br />
von der universalen Bildung dieses mir bis dahin kaum<br />
Austausch statt Konfrontation<br />
Meine zweite intensive Begegnung mit Joseph Ratzinger<br />
war im Jahr 1985 in St. Georgen am Längsee in Kärnten<br />
im Bildungshaus der Diözese Gurk-Klagenfurt. Dorthin<br />
kam er bereits als Kardinal Ratzinger. Bischof Egon<br />
Kapellari war es ein Anliegen, dass man „geistliche Väter“<br />
nicht nur wie üblich mit Vortrag und anschließend oft<br />
destruktiver Diskussion erlebt, sondern eine ganze<br />
Woche mit solchen Persönlichkeiten verbringt – dabei<br />
sind dann eingeschlossen die Hl. Messe, die Mahlzeiten,<br />
Vorträge, Diskussionen und sogar gemeinsame Ausflüge.<br />
PAPST EM. BENEDIKT XVI.<br />
UND DIE MALTESER<br />
Benedikt XVI. war nicht nur selbst Mitglied als Ehrenund<br />
Devotions-Großkreuz Bailli, sondern den <strong>Malteser</strong>n<br />
zeit seines Lebens eng verbunden. Wenige Tage vor<br />
seinem Rücktritt feierte Papst em. Benedikt XVI. am<br />
9. Februar 2013 den 900. Jahrestag der päpstlichen<br />
Bulle „Pie postulatio voluntatis“ mit dem Orden im<br />
Petersdom. Durch dieses Dokument erhielt die damals<br />
junge Gemeinschaft durch Papst Paschalis II. erste Privilegien<br />
verliehen. In seiner Ansprache an die unzähligen<br />
ehrenamtlichen Helfer und Ordensmitglieder erklärte er,<br />
dass „der <strong>Malteser</strong>orden von Anfang an durch seine Treue<br />
zur Kirche und zum Nachfolger Petri sowie durch seine<br />
unverzichtbare spirituelle Identität, die von hohen religiösen<br />
Idealen geprägt ist, gekennzeichnet war. Gehen<br />
Sie weiter auf diesem Weg und legen Sie konkretes Zeugnis<br />
von der verwandelnden Kraft des Glaubens ab“.<br />
Er wies uns darauf hin, dass sich der <strong>Malteser</strong>orden, im<br />
Vergleich zu anderen Organisationen, die sich auf internationaler<br />
Ebene für die Armen und Kranken einsetzen,<br />
durch die christliche Inspiration auszeichnet, die das soziale<br />
Engagement seiner Mitglieder stets leiten muss.<br />
„Eure Tätigkeit, die in verschiedenen Bereichen und in<br />
verschiedenen Teilen der Welt ausgeübt wird und sich besonders<br />
auf die Pflege der Kranken konzentriert, ist nicht<br />
bloße Philanthropie, sondern ein wirksamer Ausdruck,<br />
ein lebendiges Zeugnis der christlichen Liebe.“<br />
14<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
PERSÖNLICHKEITEN<br />
Bei dieser Tagung hatte sich auch der damalige Herausgeber<br />
der Zeitschrift „Kirche intern“ angesagt. Bischof<br />
Kapellari befürchtete eine Konfrontation und bat mich<br />
deshalb, bei den Mahlzeiten häufig neben Kardinal<br />
Ratzinger zu sitzen. Dabei konnten wir uns ausgiebig<br />
austauschen, und ich konnte ihm auch mein Primizbildchen<br />
von der Priesterweihe übergeben. Auf diesem<br />
Bildchen war Otto von Freising abgebildet. Kardinal<br />
Ratzinger ging davon aus, als Nachfolger auf dem<br />
Bischofsstuhl von Freising auch ein Nachfolger des seligen<br />
Otto zu sein, und so hat er mir gleich die Geschichtstheologie<br />
dieses Babenbergers umfassend dargelegt. Ich<br />
habe dabei viel gelernt und konnte nur staunen! Jedenfalls<br />
waren wir seither einander persönlich bekannt.<br />
Treffen mit Kardinal Ratzinger in Eisenstadt im Jahr 1985.<br />
„Eine unüberschaubare Menge grässlicher Akten“<br />
Eine weitere ungewöhnliche Begegnung mit dem Kardinalpräfekten<br />
der Glaubenskongregation ergab sich<br />
sodann im Frühjahr 2003. P. Maximilian Heim, unser<br />
heutiger Abt, hatte gerade seine Dissertation über die<br />
Ekklesiologie von Joseph Ratzinger vollendet, als ich<br />
als Abt des Stiftes Heiligenkreuz einen Anruf aus der<br />
„Hl. Inquisition“ (so hieß ja früher die Glaubenskongregation)<br />
erhielt. Man sagte mir, dass Kardinal<br />
Ratzinger gerne P. Maximilian, seinen Doktorvater<br />
Professor Körner und mich treffen wolle. Im Witz sagte<br />
ich, dass an der Hl. Inquisition vermutlich schon die<br />
Scheiterhaufen errichtet werden. Und so besuchten wir<br />
am 1. März 2003 die Glaubenskongregation.<br />
Der Kardinal empfing uns in seinem Büro und tauschte<br />
sich mit P. Maximilian über den Inhalt seiner Dissertation<br />
aus. Das Gespräch verlief in einer außerordentlich<br />
freundlichen Atmosphäre. Unvergesslich blieb mir dabei<br />
die humorvolle Bemerkung von Kardinal Ratzinger:<br />
„Sehen Sie P. Maximilian, erst durch das, was Sie hier<br />
schreiben, habe ich verstanden, was ich mit meinen<br />
Werken eigentlich sagen wollte!“ Später erhielt Abt<br />
Maximilian für seine Dissertation sogar den ersten<br />
„Prämio Ratzinger“, eine Auszeichnung, die seit dem<br />
Jahr 2011 jährlich für besondere wissenschaftlich-theologische<br />
Leistungen vergeben wird.<br />
Erzählen möchte ich aber auch, dass ich beim Hinausgehen<br />
aus dem Büro des Kardinals auf seinem Schreibtisch<br />
meterhohe Stöße von Aktenumschlägen sah. Auf<br />
meine Frage hin, was er denn hier bearbeiten müsse,<br />
sagte Kardinal Ratzinger: „Das ist die unüberschaubare<br />
Menge grässlicher Akten über die Missbrauchsfälle, die<br />
Papst Johannes Paul II. mir zur Bearbeitung übertragen<br />
hat.“ <strong>Die</strong>se Information möchte ich deshalb hier erwähnen,<br />
weil Papst Johannes Paul II. und Joseph Ratzinger<br />
oft fälschlicherweise vorgeworfen wird, ihre Augen vor<br />
diesen Gräueltaten verschlossen zu haben.<br />
Einladung nach Heiligenkreuz<br />
Und nun zur Geschichte, wie es zum Papstbesuch in<br />
Heiligenkreuz kam: Als ich im Winter 2005/2006 mitbekam,<br />
dass Papst Benedikt XVI. nach Mariazell pilgern<br />
würde, habe ich von dem Moment an alles mir Mögliche<br />
versucht, um ihn bei diesem Besuch Österreichs auch ins<br />
Stift Heiligenkreuz zu bringen. Ich musste leider schnell<br />
feststellen, dass ich mich mit diesen meinen Versuchen<br />
bei einigen kirchlichen Vertretern nicht gerade beliebt<br />
machte. Aber die Fügung Gottes erwirkte, dass ich im<br />
Jahr 2006 sowohl am Fest Kathedra Petri mit Pro Oriente<br />
und auch am Samstag vor dem Palmsonntag mit Erzherzog<br />
Otto sowie dessen Familie und einer Delegation<br />
des Ordens vom Goldenen Vlies den Papst in Rom treffen<br />
konnte. Und beide Male konnte ich ihn persönlich ganz<br />
kurz sprechen, sodass ich ihn herzlich nach Heiligenkreuz<br />
einladen und ein entsprechendes Schreiben an Erzbischof<br />
Gänswein übergeben konnte.<br />
In meinen Einladungen wies ich insbesondere auf unsere<br />
wachsende, junge klösterliche Gemeinschaft und die<br />
Hochschule hin. Aber erst ein ganzes Jahr später teilte mir<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 15
PERSÖNLICHKEITEN<br />
der damalige Nuntius Edmond Farhat die freudige Botschaft<br />
mit, dass der Papst am 9. September Heiligenkreuz<br />
tatsächlich besuchen würde. Ich war darüber überglücklich<br />
und muss sagen, dass das Stift Heiligenkreuz und die<br />
Hochschule Benedikt XVI. wichtige Impulse aus diesem<br />
Besuch erhalten haben.<br />
„Jo muass des denn sein?!“<br />
Meine letzte persönliche Begegnung mit Papst Benedikt<br />
XVI. war schließlich schon nach seiner Emeritierung im<br />
Kloster Mater Ecclesiae hinter St. Peter in den Vatikanischen<br />
Gärten. Es hat mich sehr beeindruckt, wie sehr er<br />
am Schicksal des Stiftes Heiligenkreuz und der nach ihm<br />
benannten Hochschule interessiert war. Bei diesem Treffen<br />
hatte ich von Abt Dr. Maximilian Heim zudem auch<br />
noch den Auftrag ihn zu fragen, ob wir vor unserer – nach<br />
ihm benannten – Hochschule ein Monument von ihm errichten<br />
könnten.<br />
Papst Benedikt XVI. am 9. September 2007 in Heiligenkreuz.<br />
Zunächst erhob er etwas abwehrend die Hände und sagte<br />
auf gut Bayrisch: „Jo muass des denn sein?!“ Ich erwiderte,<br />
dass ein solches Monument die Namensgebung der<br />
Hochschule dauerhaft und sichtbar machen würde. Und<br />
als er schließlich die Entwürfe für das Monument unseres<br />
Künstlermönches P. Raphael Statt sah, wie er als sitzender<br />
Lehrer dargestellt wird, stimmte er der Errichtung<br />
dieses Monumentes zu und sagte: „Nun ja, so erscheint<br />
EIN BEMERKENSWERTES KIND GOTTES<br />
Joseph Ratzinger erblickte als drittes Kind der Eheleute<br />
Josef und Maria Ratzinger in Marktl am Inn, in<br />
Bayern, das Licht der Welt. Am 16. April 1927, einem<br />
Karsamstag, wurde er hineingeboren in ein einfaches<br />
und bescheidenes Leben. Seine Kindheit war geprägt<br />
von einer liebevollen und tief gläubigen Familie. Er erlebte<br />
ein „freudiges, farbiges, menschliches Christentum“,<br />
erinnert er sich in seiner Autobiographie „Aus<br />
meinem Leben“.<br />
Der Vater, ein Gendarm, wurde wiederholt versetzt,<br />
die Familie ging mit. Nach der Pensionierung des<br />
Vaters zog die Familie nach Traunstein, wo sie ein<br />
kleines Bauernhaus erwarb. Als Zwölfjähriger folgte<br />
Joseph seinem Bruder Georg in das Traunsteiner Studienseminar<br />
St. Michael.<br />
Im Schatten der finsteren Mächte<br />
Joseph Ratzinger war 16 Jahre alt, als er die Zerstörung<br />
der bayerischen Landeshauptstadt München miterlebte.<br />
1943 war er mit den anderen Seminaristen als Flakhelfer<br />
zwangsweise eingezogen worden. Er geriet in amerikanische<br />
Kriegsgefangenschaft, ehe er am 19. Juni 1945 „überglücklich<br />
den Entlassungsschein in Händen hielt“.<br />
Priester, Professor, Erzbischof und Kardinal<br />
1946 begann Joseph Ratzinger sein Theologiestudium,<br />
zunächst an der Philosophisch-Theologischen Hochschule<br />
in Freising, dann an der Universität München. Am<br />
29. Juni 1951 empfing er zusammen mit seinem Bruder<br />
Georg und 38 weiteren Diakonen durch Kardinal<br />
Michael Faulhaber die Priesterweihe. Er promovierte<br />
1953 mit einer Arbeit zum Thema „Volk und Haus Gottes<br />
in Augustins Lehre von der Kirche“. Vier Jahre später,<br />
mit 30 Jahren, wurde er Professor für Dogmatik an der<br />
Philosophisch-Theologischen Hochschule in Freising. In<br />
seiner akademischen Laufbahn lehrte er an den Universitäten<br />
in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg und<br />
16<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
PERSÖNLICHKEITEN<br />
es ja schon etwas redimensioniert!“ <strong>Die</strong> Skulptur von<br />
P. Raphael ist ein großes Kunstwerk geworden, ein erkennbares<br />
Porträt von Papst Benedikt XVI. und trotzdem<br />
eine ganz moderne Darstellung.<br />
Das „größte Gehirn der Epoche“<br />
Das große Anliegen von Joseph Ratzinger als Professor,<br />
als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst war<br />
die Verbindung von Glaube und Vernunft. Mit diesem<br />
Grundansatz hat er die Theologie unserer Zeit befruchtet<br />
und vertieft wie kaum ein anderer. Das haben natürlich<br />
viele Journalisten nicht verstanden, weil sie das „größte<br />
Gehirn der Epoche“ gar nicht verstehen konnten oder<br />
verstehen wollten! Außerdem kann man mit etwas Wehmut<br />
einen Vergleich ziehen: Man vergleiche das, was die<br />
Polen aus ihrem Papst gemacht haben mit dem, was die<br />
deutschsprachige Kirche aus ihrem Papst gemacht hat. Es<br />
ist schade und beschämend, dass Joseph Ratzinger bzw.<br />
Papst Benedikt gerade in seiner Heimatkirche so sehr<br />
missverstanden und fehlinterpretiert wird.<br />
<strong>Die</strong> Mitbrüder des Stiftes Heiligenkreuz sowie die Professoren<br />
und Studenten der Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule Benedikt XVI. werden diesem Papst jedoch<br />
immer im Dank verpflichtet sein. Wir trauern zwar über<br />
seinen Tod, aber wir wissen im Glauben auch um die von<br />
Christus geschenkte Auferstehung.<br />
Exspectat resurrectionem!<br />
galt schon als junger Universitätsprofessor als einer der<br />
wichtigsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts.<br />
1962 begleitete der junge Theologieprofessor Ratzinger<br />
den Kölner Kardinal Josef Frings zum II. Vatikanischen<br />
Konzil und wurde zu einem der bedeutendsten Konzilsberater<br />
und Konzilstheologen. Am 25. März 1977 ernannte<br />
Papst Paul VI. den Regensburger Theologieprofessor und<br />
international renommierten Theologen zum Erzbischof<br />
von München und Freising und damit zum Nachfolger von<br />
Kardinal Julius Döpfner. Im Münchner Liebfrauendom<br />
wurde er am 28. Mai 1977 zum Bischof geweiht. Am<br />
25. November 1981 berief ihn Papst Johannes Paul II.<br />
als Kurienkardinal nach Rom und ernannte ihn 1982<br />
zum Kardinalpräfekt der Römischen Glaubenskongregation.<br />
Damit war er in allen theologischen und kirchenpolitischen<br />
Fragen die rechte Hand seines Vorgängers<br />
Papst Johannes Paul II. Als Kardinal wurde er in den<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden aufgenommen. Ab<br />
2002 war er auch Dekan des Kardinalskollegiums.<br />
Habemus Papam Benedicti XVI.<br />
Am 19. April 2005 wählten die wahlberechtigten Kardinäle<br />
den Kardinaldekan Joseph Ratzinger zum Nachfolger<br />
des am 2. April 2005 verstorbenen Papstes<br />
Johannes Paul II. Der 265. Nachfolger des heiligen<br />
Petrus nahm den Namen Benedikt XVI. an. Weltweit<br />
löste die Nachricht große Zustimmung und Anerkennung<br />
aus, besonders in Europa auch Freude und Hoffnungen.<br />
Während seiner Amtszeit setzte er sich für<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 17
PERSÖNLICHKEITEN<br />
KULTURGUT<br />
eine Rückbesinnung auf christliche Grundwerte ein,<br />
um der zunehmenden Säkularisierung vieler westlicher<br />
Länder entgegenzuwirken. Den Relativismus<br />
und die Leugnung moralischer Wahrheiten sah er als<br />
die zentralen Probleme des 21. Jahrhunderts an. Er<br />
lehrte die Bedeutung sowohl der katholischen Kirche<br />
als auch ein Verständnis von Gottes erlösender Liebe.<br />
Papst Benedikt XVI. absolvierte insgesamt 24 apostolische<br />
Reisen sowie 31 inneritalienische Pastoralreisen.<br />
Seine erste Auslandsreise führte ihn im August<br />
2005 zum XX. Weltjugendtag nach Köln. Aus Anlass<br />
des 850. Jahrestags der Gründung von Mariazell kam<br />
er vom 7. bis 9. September 2007 nach Österreich und<br />
besuchte auch Wien und das Stift und die Philosophisch-Theologische<br />
Hochschule in Heiligenkreuz, die<br />
nach ihm benannt wurde.<br />
Der Rücktritt und Tod des Papstes<br />
Am 11. Februar 2013 erklärte Papst Benedikt überraschend<br />
seinen Rücktritt vom Amt und trat am 28. Februar<br />
2013 aufgrund seines fortgeschrittenen Alters<br />
und gesundheitlicher Gründe als Papst und Bischof<br />
von Rom zurück. Dass ein Pontifex nicht durch den<br />
Tod aus dem Amt scheidet, hatte es seit 1294 nicht<br />
mehr gegeben. Als emeritierter Papst lebte er, von gelegentlichen<br />
Auftritten mit seinem Nachfolger Papst<br />
Franziskus abgesehen, sehr zurückgezogen im Vatikankloster<br />
Mater Ecclesiae.<br />
Am 31. Dezember 2022 beendete Papst em. Benedikt<br />
XVI. seinen irdischen Lebensweg. Er hinterließ uns<br />
über 600 Publikationen und bedeutende Schriften,<br />
zahlreiche Apostolische Schreiben und die wunderbaren<br />
Enzykliken „Deus caritas est“, „Spe salvi“ und<br />
„Caritas in veritate“.<br />
Mehr als fünfzigtausend Gläubige aller Nationalitäten,<br />
darunter 130 Kardinäle, 400 Bischöfe und fast<br />
3.700 Priester sowie auch eine Delegation des Ordens<br />
mit Seiner Exzellenz dem Statthalter des Großmeisters<br />
Fra’ John Dunlap nahmen am 5. Jänner <strong>2023</strong> von<br />
Papst emeritus Benedikt XVI. Abschied.<br />
KARDINAL<br />
KOLLONITZ UND<br />
DAS HEILIGE GRAB<br />
IN UNTERLAA<br />
Es gibt Orte in Wien, deren Erscheinungsbild weit weg ist<br />
von modernen urbanen Strukturen. <strong>Die</strong>s trifft auch auf<br />
die Umgebung der <strong>Malteser</strong>kirche in Unterlaa zu. <strong>Die</strong><br />
Kirche gehört zu den ältesten im heutigen Wien.<br />
Von Wolfgang J. Bandion<br />
Sie steht auf einem alten römischen Kulturboden, wie<br />
es die archäologischen Ausgrabungen neben der Kirche<br />
eindrucksvoll belegen. Das Wort „Laa“ aus dem Mittelhochdeutschen<br />
entspricht dem englischen „low“. Und<br />
tatsächlich liegen die Kirche und der ehemalige römische<br />
Maierhof tiefer als andere Bezirksteile. Unmittelbar<br />
neben der Kirche fällt ein kapellenähnliches Bauwerk ins<br />
Auge, dessen Funktion überrascht: Es ist eine Nachbildung<br />
des Heiligen Grabes in Jerusalem aus der zweiten<br />
Hälfte des 17. Jahrhunderts. Auftraggeber war Fra’<br />
Leopold Graf von Kollonitz. Er lebte von 1631 bis 1707.<br />
Vom Jesuitenschüler zum <strong>Malteser</strong>ritter und Bischof<br />
Der gebürtige Kroate wurde im Alter von 14 Jahren Schüler<br />
bei den Jesuiten in Wien und auch Edelknabe am<br />
Kaiserlichen Hof von Ferdinand III. Später erlangte er<br />
die Kämmererwürde. Als <strong>Malteser</strong>ritter kämpfte er bei<br />
Candia – dem heutigen Kreta – gegen die Osmanen, wurde<br />
1656 Komtur von Mailberg, ehe er von Kaiser Leopold I.<br />
als Bischof von Neutra im damaligen Königreich Ungarn<br />
(heute Nitra/Slowakei) vorgeschlagen wurde.<br />
Erst ab diesem Zeitpunkt begann er seine theologischen<br />
Studien. Im Jahre 1668 wurde er zum Priester und vom damaligen<br />
Nuntius Antonio Pignatelli zum Bischof geweiht.<br />
<strong>Die</strong>ser Nuntius war, nebenbei bemerkt, der einzige vom<br />
Wiener Hof, der später unter dem Namen Innozenz XII.<br />
zum Papst gewählt wurde. Eine Gedenktafel an der Adresse<br />
„Am Hof 4“ in der Wiener Innenstadt erinnert an ihn.<br />
18<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
Gemälde von Fra’ Leopold Graf von<br />
Kollonitz als Komtur von Mailberg.<br />
Das Heilige Grab in Unterlaa.<br />
Sein Wappen an der<br />
Mariensäule Wiener Neustadt.<br />
Sein Denkmal am Wiener Rathausplatz.<br />
<strong>Die</strong> politischen Wirren in Ungarn veranlassten Bischof<br />
Kollonitz, das Bistum Wiener Neustadt zu übernehmen.<br />
Sein Verhältnis zur ungarischen Politik blieb angespannt<br />
bis ambivalent, da er ein kompromissloser Vertreter der<br />
Gegenreformation war. Sein unerschrockenes Wirken als<br />
Bischof zur Zeit der Belagerung Wiens durch die Türken<br />
1683 zeigt ihn als einen tatkräftigen Organisator, der<br />
aus der Erfahrung seines militärischen <strong>Die</strong>nstes als <strong>Malteser</strong>ritter<br />
ungeahnte Energien und Strategien schöpfen<br />
konnte. Er übernahm die Leitung der Spitäler und Kriegslazarette<br />
und blieb als einziger Kirchenfürst in der umkämpften<br />
Stadt. Nach Abzug der Türken setzte er sich<br />
persönlich für die in der Umgebung von Wien zurückgebliebenen<br />
Waisenkinder ein und brachte viele von ihnen<br />
auf Besitzungen des Ordens, wie etwa in Mailberg, unter.<br />
Aus Dankbarkeit errichtete ihm die Stadt Wien am Rathausplatz<br />
ein bis heute zu sehendes Denkmal.<br />
Sehnsuchtsort Jerusalem<br />
Geprägt von den kriegerischen Auseinandersetzungen<br />
in den eigenen Heimatländern, blieben das Heilige Land<br />
und die dort verehrten Stätten dennoch stets ein Sehnsuchtsort.<br />
Das Heilige Grab in Jerusalem war immer<br />
das zentrale Ziel von Pilgern, die die beschwerliche<br />
Reise auf sich nahmen. So stellte sich bald der Brauch<br />
ein, vom Platz der vermuteten Verurteilung Jesu bis zur<br />
Grabeskirche hin, Stationen der Andacht wahrzunehmen.<br />
So entstand der Begriff Kreuzweg – Via Crucis.<br />
Besonders die Franziskaner, die seit dem 14. Jahrhundert<br />
die heiligen Stätten in Jerusalem betreuten, förderten<br />
diese Andachtsform. Zunächst waren es „die sieben<br />
Fußfällen“, welche sieben Kniebeugen bedeuteten. Aus<br />
dieser Übung entwickelte sich um 1600 die Tradition der<br />
14 Stationen des Kreuzweges. Das ursprüngliche Heilige<br />
Grab wurde im Laufe der Jahrhunderte stark verändert<br />
und von Persern und nachfolgenden Eroberern Jerusalems<br />
stark zerstört. Dennoch wurde es immer wieder hergestellt.<br />
Spiritueller Ersatz für eine Pilgerreise<br />
Jeder Kreuzweg endet mit dem Tod Christi am Kreuz<br />
und der Grablegung. So wurde in der Fastenzeit vor<br />
Ostern der Kreuzweg gebetet, und da viele Christen in<br />
diesen Jahrzehnten der Osmanenherrschaft in Mitteleuropa<br />
nur vereinzelt und unter schwierigen Umständen<br />
die Heiligen Stätten besuchen konnten, waren ein Kalvarienberg,<br />
ein Kreuzweg in den heimischen Gefilden oder<br />
ein Nachbau des Heiligen Grabes ein spiritueller Ersatz<br />
für die eigentliche Pilgerreise ins Heilige Land.<br />
Fra’ Leopold Graf von Kollonitz war als <strong>Malteser</strong> – zunächst<br />
als Ritter und Komtur, später als Bischof und zuletzt<br />
auch als Kardinal Fürstprimas von Ungarn – ein<br />
eifriger Verehrer der Heiligen Stätten. So errichtete er,<br />
neben jener in Unterlaa, auch am Weg nach Mailberg eine<br />
Nachbildung des Heiligen Grabes.<br />
Eindrucksvolle Familienbande<br />
Bischof Kollonitz‘ Neffe, Sigismund Graf von Kollonitz,<br />
ist etwas weniger bekannt, war jedoch eine ebenso eindrucksvolle<br />
Persönlichkeit. Er war der erste Fürsterzbischof<br />
von Wien (1722) und ab 1727 auch Kardinal. Sein<br />
Wappen am Palais in der Rotenturmstraße zeugt von dieser<br />
Aufwertung des Wiener Bischofssitzes.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 19
LEBENSWERT<br />
NATURSCHUTZ –<br />
EINE CHRISTENPFLICHT?<br />
Naturschutz betrifft alle Menschen, egal welchen Glaubens. Wir leben in einem gemeinsamen<br />
Haus Erde, um das sich die ganze Menschheitsfamilie sorgen muss.<br />
Von Udo Thianich-Schwamberger<br />
<strong>Die</strong> Veränderung der Umwelt ist global spürbar und<br />
zeigt ihre gewaltige Auswirkung. <strong>Die</strong> ganze Menschheitsfamilie<br />
steht permanent vor Veränderungen und<br />
Herausforderungen. <strong>Die</strong> als bewältigt geglaubte Corona-<br />
Pandemie der vergangenen Jahre hat der Gesellschaft<br />
einen ernüchternden Spiegel vor Augen gehalten und<br />
Handlungsgrenzen deutlich aufgezeigt. Das gilt für die<br />
Gesellschaft an sich, aber auch für unsere eigenen<br />
Lebensbereiche.<br />
Kann aus Beobachtung und Wissen gelernt<br />
werden?<br />
Nie zuvor in der Geschichte hatte die Menschheit so viel<br />
wissenschaftliche Erkenntnis und Gestaltungsmöglichkeit,<br />
um eine Pandemie zu bekämpfen. In Anbetracht<br />
dessen ist es dennoch verwunderlich, wie die Menschen<br />
an ihre Limits geraten sind und vieles als nicht bewältigbar<br />
empfunden wurde.<br />
Foto: Shutterstock/s_oleg<br />
Auch das Ehrenamt und nicht zuletzt die <strong>Die</strong>nste der<br />
<strong>Malteser</strong> wurden in dieser Zeit hart geprüft. Das Miteinander<br />
und die Gesellschaft selbst haben sich stark verändert.<br />
Können wir deshalb die These aufstellen, dass wir<br />
Christen mit den vergangenen Jahren besser umgegangen<br />
sind als andere? Haben wir einen hilfreichen Beitrag<br />
in dieser Zeit geleistet? Waren wir weniger zerstritten in<br />
Bewältigungsdebatten? Voll bejahen können wir diese<br />
Fragen nicht, aber was können wir daraus lernen?<br />
Glaube als kraftvolle Ressource<br />
Betrachten wir die Ressourcen, die unser Glaube in solchen<br />
Krisen zur Verfügung stellt. Als Christen versuchen wir<br />
durch das Beispiel unseres Lebens in der Welt das Evangelium<br />
zu bezeugen. Glaubenswahrheiten anzuerkennen<br />
und zu leben setzt allerdings voraus, dass wir die Frage<br />
nach der Wahrheit als wesentliche Suche akzeptieren und<br />
dieser ernsten Herausforderung stetig nachgehen.<br />
Nicht Bauchgefühl, Gruppenzwang oder die Tagesmeinung<br />
vermeintlich sozialer Medien darf hier ein Beurteilungskriterium<br />
sein, sondern der Ausblick unter dem<br />
Gesichtspunkt der Ewigkeit. Es gibt keinen zweifelnden<br />
Diskurs mehr darüber, ob es klimatische Veränderungen<br />
gibt, oder ob die Natur, als den Menschen zur Treuhand<br />
überlassene Schöpfung, schützenswert sei. Wohl gibt es<br />
aber immer neue Erkenntnisse über die Zusammenhänge<br />
und dokumentierte Verhaltensweisen von Menschen<br />
oder Staaten, deren Verhaltensweisen problematische<br />
Auswirkungen auf die Natur haben.<br />
„Laudatio si“ eine ethische Handreichung<br />
Mit der Enzyklika „Laudato si“ hat Papst Franziskus unsere<br />
Eingangsfrage – Naturschutz als Christenpflicht?<br />
– in den Mittelpunkt der universellen Betrachtung gestellt.<br />
<strong>Die</strong>ses Schreiben hat weit über die katholische<br />
Welt hinaus Beachtung und Aufmerksamkeit gefunden.<br />
Der Beitrag des Papstes wurde ein maßgeblicher<br />
Wegweiser für ein globales Einverständnis beim Pariser<br />
Weltklimagipfel im Jahr 2015, denn „Laudato si“ ist für<br />
die verschiedensten Denkungsarten gut lesbar.<br />
20<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
LEBENSWERT<br />
Foto: Christian Lendl<br />
Papst Franziskus spricht vom „gemeinsamen Haus<br />
Erde“, um das sich die ganze Menschheitsfamilie sorgen<br />
müsse. Christen, die einen achtlosen Umgang mit<br />
der Schöpfung pflegen, verleugnen gleichsam den Schöpfungsglauben.<br />
Nicht zuletzt wurzelt dieser neben der<br />
Natur auch in der unveräußerlichen Würde des Menschen<br />
selbst. <strong>Die</strong> Tendenzen des Zeitgeistes greifen diese Würde<br />
radikal am Anfang und Ende des Lebens an.<br />
Wir dürfen nicht müde werden, dagegen anzukämpfen.<br />
<strong>Die</strong> Schrift sagt uns immer neu zu: Gott liebt uns. <strong>Die</strong> wunderbare<br />
Vorstellung von Liebe, die gleichsam ein Synonym<br />
für den unvorstellbar großen Gott sein kann, ist unsere<br />
nicht versiegende Kraftquelle, auch im <strong>Die</strong>nst als <strong>Malteser</strong>.<br />
Naturschutz betrifft alle Menschen<br />
Wir Menschen sind zusammen mit der Natur von Anfang<br />
an verwoben. Das leitet die Schöpfungsgeschichte<br />
deutlich ab. Am fünften Tag wurden Fische und Vögel<br />
geschaffen und am sechsten die Säugetiere und der<br />
Mensch (1. Mose, 1,24-25). Bemerkenswert ist, dass<br />
der Mensch keinen eigenen Tag der Schöpfung hat. So<br />
ist auch das biblische Volk Gottes keine separate Schöpfung,<br />
denn die biblische Urgeschichte erkennt das Volk<br />
schon an der ersten Menschheit im Paradies.<br />
Der Segen gilt somit nicht Abraham alleine. In der<br />
Genesis steht: „In Abraham sollen gesegnet werden alle<br />
Völker auf Erden“ (1. Moses 12,3), und Jesaia baut die<br />
prophetische Brücke – nicht zuletzt bis in die Gegenwart<br />
zu „Laudato si“: „Der Frieden des verheißenen Messias<br />
gilt nicht nur dem Volk Gottes, sondern den Nationen<br />
und Völkern“ (Jesaja 2,4).<br />
Naturschutz betrifft alle Menschen, egal ob christlich,<br />
jüdisch oder muslimischen Bekenntnisses, ob man sich<br />
an Buddha oder Naturreligionen orientiert. Eine weitere<br />
Gruppe dürfen wir in unserer Zeit ebenfalls nicht<br />
außer Acht lassen – nämlich jene, in der säkular-humanistische<br />
Weltbilder Orientierung geben.<br />
Naturereignisse könnt ihr deuten<br />
Wir stehen alle in der Gemeinschaft der Geschöpfe<br />
unseres gemeinsamen Hauses Erde. Der Evangelist<br />
schreibt: „Sobald ihr im Westen Wolken aufsteigen seht,<br />
sagt ihr: Es gibt Regen. Und es kommt so. Und wenn der<br />
Südwind weht, dann sagt ihr: Es wird heiß. Und es trifft<br />
ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels<br />
könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen<br />
dieser Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon<br />
von selbst das rechte Urteil?“ (Lk 12,54-57).<br />
Primär geht es in dieser Stelle um einen Vorwurf Jesu an<br />
seine Umgebung, die sein messianisches Wirken nicht<br />
erkennen will. „Naturereignisse könnt ihr deuten, aber<br />
ihr weigert euch, meine Botschaft und meine Taten zu<br />
deuten.“ So könnte man die Stelle auch verstehen. Ich<br />
will aber einen Hinweis auf die fast unbemerkte Nebenhandlung<br />
geben: <strong>Die</strong> Befähigung des Menschen, Vorgänge<br />
in der Natur zu beobachten, um daraus Schlüsse<br />
zu ziehen.<br />
Um nichts anderes geht es bei der globalen Herausforderung<br />
des Naturschutzes unserer Zeit und seiner<br />
Notwendigkeit. Achten wir also darauf, nicht Zeit zu<br />
vergeuden mit der Frage: „Warum soll ich meines Bruders<br />
Hüter sein?“ (1. Mose 4,9), wie es Kain tat, als ihn Gott<br />
nach seinem Bruder fragte.<br />
Heute ist der Tag, an dem wir zum Handeln aufgerufen<br />
sind – mit der Fähigkeit, weit zu denken, um Verantwortung<br />
zu übernehmen. Für das gemeinsame Haus Erde.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 21
LEBENSWERT<br />
OHNE BARRIEREFREIHEIT KEINE<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Damit alle am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, bedarf es Barrierefreiheit. Das ist keine Kür, sondern eine<br />
(Rechts)pflicht. Dennoch gibt es zahlreiche Barrieren in verschiedensten Bereichen. Gabriel N. Toggenburg schlägt vor,<br />
die allgegenwärtige Diskussion um Nachhaltigkeit mit der Barrierefreiheit zu verbinden, um den Bemühungen für mehr<br />
Barrierefreiheit neue politische Energie zu verleihen.<br />
Von Gabriel N. Toggenburg<br />
Gilt das auch für Österreich? Zweifellos, leider. Nur ein<br />
Beispiel: Vor knapp drei Jahren veröffentlichte ÖZIV –<br />
die „österreichweite zukunftsorientierte Interessensvertretung<br />
für Menschen mit Behinderungen“ – eine<br />
Studie zur Barrierefreiheit in den Wiener Einkaufsstraßen.<br />
2.326 Geschäfte in 13 Straßen in Wien wurden untersucht.<br />
Das Ergebnis: Keine der untersuchten Straßen<br />
war barrierefrei. In der Mariahilfer Straße waren<br />
immerhin 67,5 Prozent der Geschäfte barrierefrei zu<br />
betreten. Am anderen Ende des Spektrums waren es nur<br />
24 Prozent der Geschäfte, und zwar jene in der Thaliastrasse.<br />
Umfragen bestätigen dieses ernüchternde Bild.<br />
Der Autor (links) mit seinem Bruder, ein Rollstuhlnutzer,<br />
beim Einkaufsbummel in Wien.<br />
Oh Nein! Das Gefühl nach einem langen Wanderweg<br />
auf eine Sperre oder Schranke zu treffen und zum mühseligen<br />
Umkehren gezwungen zu werden, haben wir<br />
alle einmal erlebt. Doch es gehört nicht zum Alltag der<br />
Mehrheitsgesellschaft. Das ist anders für Rollstuhlnutzer.<br />
Sie werden oft zum Umkehren gezwungen bzw. an<br />
einem Eintritt gehindert. Nach wie vor werden Menschen<br />
mit Behinderungen behindert. Nicht durch ihre<br />
körperliche Unterfunktion, sondern durch ihr soziales<br />
Umfeld, das es nach wie vor nicht in ausreichendem<br />
Ausmaß schafft, Barrieren aus dem Weg zu räumen. Der<br />
Paradigmenwechsel, die Behinderung weniger in medizinischen<br />
Faktoren, sondern im sozialen Kontext zu sehen,<br />
geht wesentlich auf das UN-Übereinkommen über<br />
die Rechte der Menschen zurück. <strong>Die</strong>ses zentrale internationale<br />
Abkommen steht seit fast 15 Jahren in Kraft.<br />
Dennoch bleibt viel zu wünschen übrig.<br />
Was meint Barrierefreiheit eigentlich? Es geht um einen<br />
Zustand, in dem möglichst allen Menschen ermöglicht<br />
wird, Bauten, Verkehrsmittel, Gebrauchsgegenstände,<br />
IT-Geräte, ja Einrichtungen aller Lebensbereiche ohne<br />
besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde<br />
Hilfe zu benutzen. Bereits an diesem Punkt wird klar,<br />
dass die Bedeutung von Barrierefreiheit weit über den<br />
Rollstuhlnutzer hinausgeht. Man denke an einen Blinden,<br />
der im Internet nach Webseiten sucht, die einem<br />
vorgelesen werden können; die ältere Dame, die Stolperschwellen<br />
hasst; die junge Mutter mit Kinderbuggy, die<br />
nicht in altmodische Straßenbahnen kommt; das „golden<br />
age“-Paar, das sich im Hotel einen Aufzug wünscht. Und<br />
obwohl die Barrierefreiheit so viele Menschen angeht, ist<br />
sie noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen.<br />
Vielmehr wirkt das Thema etwas eingeschlafen. Wie ließe<br />
sich hier eine neue Dynamik schaffen? Eine Möglichkeit<br />
wäre, die allgegenwärtige und intensive Nachhaltigkeitsdebatte<br />
mit der Barrierefreiheit zu verbinden.<br />
Was Nachhaltigkeit mit Barrierefreiheit zu tun hat? Das<br />
eröffnet sich tatsächlich erst auf den zweiten Blick. Das<br />
22<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
LEBENSWERT<br />
RUNDSCHAU<br />
eingängigste Beispiel ist die Welt des Bauens. Eine junge<br />
Bauherrin tut etwa gut daran, sich zu vergegenwärtigen,<br />
dass sie in vier Jahrzehnten neben der Treppe einen Lift<br />
benötigt. Als Rollatornutzerin wird sie sich auch über ihre<br />
ehemalige weise Voraussicht freuen, wenn ihre Wohnung<br />
schwellenfrei ist. Landet sie gar im Rollstuhl, so wird sie<br />
mit Unverständnis ihren Kopf über sich selbst schütteln,<br />
wenn sie nicht in weiser Voraussicht die Unterkanten der<br />
Fensteröffnungen ihres Hauses so gesetzt hat, dass auch<br />
eine Rollstuhlfahrerin den Blick in den Garten genießen<br />
kann. Grüner, effizienter, und letztlich günstiger baut<br />
jener Bauherr, der die Barrierefreiheit quasi „by design“<br />
von Beginn an in das Projekt integriert.<br />
Ein Blick in den Text der UN-Agenda 2030 und die<br />
17 Nachhaltigkeitsziele zeigt, wie breit die Verwandtschaft<br />
zwischen Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit ist.<br />
Hinweise auf Barrierefreiheit und Menschen mit Behinderungen<br />
gibt es etwa beim Streben nach inklusiver,<br />
gleichberechtigter und hochwertiger Bildung (Ziel 4),<br />
der Vollbeschäftigung und der menschenwürdigen Arbeit<br />
(Ziel 8), der Bekämpfung von Ungleichheit (Ziel 10),<br />
der inklusiven Gestaltung von Städten und Siedlungen<br />
(Ziel 11) sowie der Schaffung von inklusiven Gesellschaften<br />
und Institutionen (Ziel 16). Wenn jedes Strategiepapier,<br />
jede politische Sonntagsrede, jedes Stammtischgespräch,<br />
jeder Leitartikel, jeder tweet, die gegenwärtig der<br />
Nachhaltigkeitsdebatte gewidmet sind, in Hinkunft auch<br />
prominent für die Barrierefreiheit kämpfen, ja dann wäre<br />
viel gewonnen für die Hoffnung, dass unser aller Zukunft<br />
frei von Barrieren sein wird.<br />
Gabriel N. Toggenburg war als Student im <strong>Malteser</strong>hilfsdienst<br />
aktiv (Bereich Tirol). Der Jurist ist Honorarprofessor<br />
für das Recht der Europäischen Union<br />
und Europäischen Menschenrechtsschutz an der Universität<br />
Graz und arbeitet seit 2009 für die Europäische<br />
Union. Er beschäftigt sich unter anderen mit dem<br />
UN-Übereinkommen über die Rechte der Menschen mit<br />
Behinderungen, dem nicht nur die 27 EU-Mitgliedstaaten,<br />
sondern sogar die EU selbst beigetreten sind. Auch<br />
privat ist er dem Thema verpflichtet und betreibt mit<br />
dem Haus Himmelfahrt barrierefreie Ferienwohnungen<br />
in Südtirol am sonnigen Ritten (www.himmelfahrt.it).<br />
Kontakt: gtoggenburg@gmail.com<br />
EINE GROSSZÜGIGE<br />
GÖNNERIN DER<br />
MALTESER<br />
Von Olivier Loudon<br />
Hilde Umdasch, die aus Amstetten stammende Unternehmerin<br />
und Miteigentümerin der gleichnamigen Umdasch<br />
Group AG, einer Weltmarktführerin im Betonschalungsbereich<br />
(DOKA) und des Ladenbaus (Umdasch Storemakers)<br />
und Alleineigentümerin der Bellaflora, die bereits seit vielen<br />
Jahren Werke des <strong>Malteser</strong>ordens fördert, hat sich zu<br />
ihrem runden Geburtstag nichts schenken lassen, sondern<br />
hat vielmehr wiederum die <strong>Malteser</strong> großzügig beschenkt.<br />
Zwei von ihren „Bellafora, der grünen Nummer 1“ gespendeten<br />
Krankentransportfahrzeugen sind mit dem<br />
Emblem der <strong>Malteser</strong> in Österreich weiterhin unterwegs.<br />
Seit rund einem Jahrzehnt finanziert sie alleine regelmäßig<br />
alle stattfindenden <strong>Malteser</strong> Wildwassercamps,<br />
die sie jahrelang auch persönlich besuchte und die<br />
Ehrungen der Teilnehmer vornahm. Gelegentliche Spenden<br />
für Katastrophenhilfe an die <strong>Malteser</strong>, oder Großprojekte<br />
des Hospitaldienstes und seinerzeit auch an<br />
<strong>Malteser</strong> Care waren und sind ihr eine Selbstverständlichkeit.<br />
2015 ließ sie von der von ihr gegründeten<br />
Privatstiftung das Hilde Umdasch Haus in Amstetten errichten<br />
und stellt es seither den <strong>Malteser</strong>n für den – auch<br />
laufend finanziell unterstützten Betrieb – unentgeltlich<br />
zur Verfügung. Aktuell wird ein weiterer Ausbau des<br />
Hauses durch die Stiftung finanziert und zu ihrem<br />
„runden Geburtstag“ bedachte sie die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />
mit einer großzügigen Spende von € 100.000,–.<br />
Ein herzliches und aufrichtiges Danke und Vergelts Gott<br />
einem bewundernswerten Menschen und einer großartigen<br />
Gönnerin der <strong>Malteser</strong>!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 23
RUNDSCHAU<br />
30 JAHRE NACHBAR IN NOT<br />
1992–2002<br />
Am 26. Mai 1992 wurde NACHBAR IN NOT gegründet,<br />
um der Not leidenden Bevölkerung in unserem Nachbarland,<br />
dem ehemaligen Jugoslawien, unmittelbar und<br />
wirksam zu helfen. Auf die Not der Nachbarn antworteten<br />
die Österreicherinnen und Österreicher mit einer<br />
beispiellosen und ausdauernden Hilfsaktion.<br />
Am Balkan beginnt 1991 der Zerfall des Vielvölkerstaates<br />
Jugoslawien, den die Jugoslawische Volksarmee mit<br />
Waffengewalt verhindern will. <strong>Die</strong> Jugoslawien-Kriege,<br />
die sich von 1991 bis 2003 hinziehen, sind die Folge. Panzer<br />
rollen sogar bis an die rot-weiß-rote Grenze.<br />
In diese politische Gemengelage, einer Phase mit Krisen<br />
und Kriegen, wie sie Europa lange nicht mehr kannte,<br />
fällt die Gründung von NACHBAR IN NOT. Bereits 1991<br />
stellte Ernst Wolfram Marboe die Kampagne von „Licht<br />
ins Dunkel“ unter das Motto „Kinder im Krieg“. <strong>Die</strong><br />
Hoffnung, dass der Krieg nur kurz dauern werde, war<br />
trügerisch. <strong>Die</strong> Republik Österreich leistet finanzielle<br />
Unterstützung für die vielen Kriegsopfer, Obdach- und<br />
Heimatlosen im südlichen Nachbarland, doch die Mittel<br />
sind begrenzt. Der damalige Staatssekretär im Bundeskanzleramt,<br />
Peter Kostelka, wendet sich im Frühjahr<br />
1992 mit der Bitte an den ORF, aktiv zu werden. Damit<br />
soll die finanzielle Hilfe Österreichs im Nachbarland vergrößert<br />
werden.<br />
Kurt Bergmann, damals Generalsekretär des ORF, hat die<br />
Idee, eine Hilfsaktion für Jugoslawien nach dem Vorbild<br />
von „Licht ins Dunkel“ zu starten. Am 26. Mai 1992 wurde<br />
NACHBAR IN NOT gegründet, „um der Not leidenden<br />
Bevölkerung im ehemaligen Jugoslawien in ihrem Kampf<br />
gegen Hunger und Elend, Verletzung und Zerstörung tatkräftig<br />
beizustehen“, wie Kurt Bergmann es formulierte.<br />
Kaum war NACHBAR IN NOT gegründet, rollte eine Welle<br />
der Hilfsbereitschaft durch Österreich, das „Kraftwerk der<br />
Nächstenhilfe“ (Franz Küberl) begann zu laufen.<br />
2002–2012<br />
NACHBAR IN NOT auf neuer Basis hilft international.<br />
Wieder war das unsägliche Leid der Zivilbevölkerung in<br />
Folge eines Krieges Auslöser für einen entscheidenden<br />
Schritt in der Geschichte von NACHBAR IN NOT. <strong>Die</strong><br />
Not der Kriegsopfer im Irak führt zu einer Wiederbelebung<br />
der erfolgreichen Kooperation der österreichischen<br />
humanitären Hilfe. Mit der „Hilfe für die Kinder des Irak“<br />
wird NACHBAR IN NOT erstmals außerhalb Europas aktiv,<br />
der Kreis der Partner wird erweitert und die bisher<br />
aktionsbezogene lose Zusammenarbeit in eine rechtliche<br />
Form gebracht. NACHBAR IN NOT wird damit vom ORF<br />
und den Hilfsorganisationen zu einem dauerhaften Dach<br />
für die in ihrer Dimension europaweit einzigartigen Form<br />
der Zusammenarbeit in der humanitären Hilfe installiert.<br />
2003 wird der Entschluss gefasst, NACHBAR IN NOT in<br />
eine Stiftung umzuwandeln. Neben den Stifterorganisationen<br />
Caritas und Rotem Kreuz und dem ORF als starkem<br />
öffentlich-rechtlichen Medienpartner, setzen nunmehr<br />
Arbeiter-Samariter-Bund Österreich, CARE Öster-<br />
24<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
RUNDSCHAU<br />
reich, Diakonie Österreich, Hilfswerk Austria, <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst Austria und Volkshilfe Österreich als<br />
Kooperationspartner Hilfsprojekte bei humanitären<br />
Krisen um.<br />
Der Tsunami vom 26. Dezember 2004, der Krieg in<br />
Afghanistan, die Dürre und der Hunger in Darfur, das<br />
Hochwasser in Rumänien und Bulgarien, das Erdbeben<br />
in Südasien (Pakistan und Indien), die Flutwelle in Pakistan,<br />
die Hungerkatastrophe in Ostafrika sowie das Erdbeben<br />
in Haiti sind die Einsatzgebiete der kommenden<br />
Jahre für NACHBAR IN NOT. Schnell zeigt sich damit,<br />
dass die Bereitschaft der Österreicher zu helfen, keine<br />
geographischen Grenzen kennt. Bei allen großen humanitären<br />
Krisen der nächsten Jahrzehnte sind die Partner<br />
von NACHBAR IN NOT unmittelbar vor Ort und helfen<br />
ab der ersten Stunde.<br />
2012–2022<br />
Nach dem Arabischen Frühling, der die Jahre 2011 und<br />
2012 prägte, rückte in den ersten Jahren der 2010er-<br />
Dekade der Bürgerkrieg in Syrien immer mehr in das<br />
Zentrum des Weltgeschehens und der internationalen<br />
Hilfsorganisationen. Mehr als sechs Millionen Menschen<br />
sind innerhalb Syriens auf der Flucht, rund sieben Millionen<br />
sind in Nachbarländer, nach Jordanien, in den Libanon,<br />
in die Türkei und auch in den Irak geflohen, wo teils<br />
riesige Flüchtlingslager entstanden. <strong>Die</strong> Fluchtbewegungen<br />
reichen bis Europa und weit über die Grenzen des<br />
Kontinents hinaus. Mehr als zehn Jahre nach dessen<br />
Ausbruch hält der Bürgerkrieg in Syrien weiterhin an.<br />
Rund 15 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe<br />
angewiesen.<br />
NACHBAR IN NOT hat im Rahmen der Syrienhilfe<br />
eine Vielzahl von Hilfsaktionen gestartet und unterstützt<br />
bis in die Gegenwart die vom Bürgerkrieg betroffenen<br />
und vertriebenen Menschen in der gesamten Region.<br />
Doch der Bürgerkrieg in Syrien markiert nur einen<br />
Eckpunkt dieses kriegerischen und katastrophenreichen<br />
Jahrzehnts seit der Gründung von NACHBAR IN NOT.<br />
Afghanistan und viele Länder Afrikas bleiben ebenso<br />
dauerhafte Krisenregionen, in denen NACHBAR IN NOT<br />
immer wieder humanitäre Nothilfe leistet und Schritte<br />
in eine Zukunft ermöglicht. Dazu kommen im Laufe des<br />
Jahrzehnts große Naturkatastrophen wie der Taifun auf<br />
den Philippinen (2013), das Hochwasser in Südosteuropa<br />
(2014), das massive Erdbeben in Nepal (2015) sowie die<br />
unfassbare Explosion im Hafen von Beirut (2020).<br />
Am 24. Februar 2022 passierte dann das, was viele in<br />
Europa kaum noch für möglich hielten. An diesem Tag<br />
überfiel die Großmacht Russland die Ukraine, das flächenmäßig<br />
größte Land Europas. Der Krieg war wieder in<br />
der Mitte Europas angekommen. Gewalt und Zerstörung,<br />
Leid und Tod, Flucht und Vertreibung sind die Folge.<br />
NACHBAR IN NOT und seine Stiftungspartner gehörten<br />
zu den ersten, die dank langjähriger Projektpartnerschaften<br />
in der Ukraine Hilfe vor Ort auf die Beine<br />
stellten. Mit mehr als 52 Millionen Euro in den ersten<br />
Monaten ist das der erfolgreichste Start einer Hilfsaktion<br />
in der Geschichte von NACHBAR IN NOT.<br />
NACHBAR IN NOT und die MALTESER<br />
Mit der Gründung der Stiftung wurden auch die <strong>Malteser</strong><br />
fester Bestandteil von NACHBAR IN NOT und stellten<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 25
RUNDSCHAU<br />
auch gleich mit Martin Sturzeis den ersten Stiftungsratsvorsitzenden.<br />
Noch viel bedeutender als die Mitarbeit im<br />
Rahmen der Gremien „zu Hause“ wurde aber die Hilfe<br />
vor Ort. Durch <strong>Malteser</strong> International bereits bei zahlreichen<br />
Krisenherden und Katastrophen mit tatkräftiger<br />
Hilfe vertreten, konnte nun auch der Beitrag der<br />
österreichischen <strong>Malteser</strong> stark ausgebaut werden.<br />
Nach dem verheerenden Tsunami im Dezember 2004,<br />
dem Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 oder auch bei der<br />
Hungerkatastrophe in Ostafrika 2011, um nur ein paar<br />
Aktionen zu nennen, können dank der Hilfe der zahlreichen<br />
Spender auch Hilfsprojekte der <strong>Malteser</strong> durchgeführt<br />
werden. Neben den vielen eigenen Hilfsprojekten<br />
leisteten die <strong>Malteser</strong> auch im Rahmen aller Aktionen<br />
von NACHBAR IN NOT ihren Beitrag.<br />
Mit dem Ausbruch des Krieges in Syrien startete nicht<br />
nur für NACHBAR IN NOT eine der längsten Hilfsaktionen.<br />
Für die <strong>Malteser</strong> aufgrund ihrer Geschichte mehr<br />
oder weniger historischer Boden, wo der Orden und seine<br />
Hilfswerke seit langem fest verankert sind, kommt nun<br />
vor Ort eine zusätzliche, seit Kriegsbeginn fortdauernde<br />
Mission hinzu: <strong>Die</strong> Hilfe für die vertriebenen und verletzten<br />
Menschen in der Region. Der Einsatz ist dabei immer<br />
wieder gefährlich, die Sanitätsstationen in den in Kriegshandlungen<br />
ausgesetzten Regionen wie Idlib werden immer<br />
wieder auch Ziel von Angriffen, und dennoch kann<br />
dank der zahlreichen Spenden und mit NACHBAR IN<br />
NOT immer wieder ein Hilfsprojekt gestartet oder fortgeführt<br />
werden.<br />
Mit dem Krieg in der Ukraine findet die Katastrophe wieder<br />
einmal in Europa statt, ist der Nachbar unmittelbarer<br />
und greifbarer geworden. Vom ersten Tag an ist auch das<br />
internationale Netzwerk der <strong>Malteser</strong> an den Hilfsaktionen<br />
beteiligt. Wir betreiben Notunterkünfte, bieten den<br />
Vertriebenen und den Menschen vor Ort medizinische<br />
Versorgung und psychosoziale Unterstützung, stellen<br />
den Transport von lebensnotwendigen Hilfsgütern, Verpflegung,<br />
medizinischem Material oder auch Stromgeneratoren<br />
sicher und sind im Wiederaufbau von zerstörten<br />
Häusern und wichtiger Infrastruktur aktiv. Vieles davon<br />
dank der Mittel von NACHBAR IN NOT.<br />
Seit 2016 stellen die <strong>Malteser</strong> wieder den Stiftungsratsvorsitzenden<br />
und sind weiterhin in der Katastrophenhilfe<br />
eng eingebunden. „NACHBAR IN NOT steht in Österreich<br />
dafür, dass es wirklich wichtig ist, dass hier und<br />
jetzt geholfen werden muss. Und damit können wir unzählige<br />
Menschen bewegen, sich für die Sache einzusetzen.<br />
NACHBAR IN NOT lebt auch vom Vertrauen.<br />
Vertrauen aller uns Unterstützenden, dass hochprofessionell,<br />
effizient und nach bestem Wissen und Gewissen<br />
mit den uns übergebenen Mitteln umgegangen wird. Ein<br />
Vertrauen, auf dem wir uns nicht ausruhen können, sondern<br />
an dem wir stetig, bei jeder einzelnen Aktion, neu<br />
arbeiten müssen,“ so Manuel Weinberger, Generalsekretär<br />
des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes Austria und Stiftungsratsvorsitzender<br />
von NACHBAR IN NOT. „Gleichzeitig<br />
sehen wir auch, dass Menschen im Angesicht unvorstellbarer<br />
Katastrophen näher zusammenrücken und helfen<br />
wollen. NACHBAR IN NOT ist auch eine Gemeinschaft,<br />
die stetig daran arbeitet, Menschen eine neue Grundlage<br />
zum (Über-)Leben zu geben. Und es erfüllt einen mit<br />
Freude, Teil davon zu sein.“<br />
26<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
RUNDSCHAU<br />
STÄRKENDER PERSPEKTIVENWECHSEL<br />
Plötzlich kommt es im Leben anders, als man denkt: Von der lehrreichen Erfahrung unseres MHDA-Mitglieds, Bernhard<br />
Bachna, als Betreuter bei der Rompilgerfahrt 2022.<br />
Von Peter Stellnberger<br />
Bernhard, aufgrund einer Diagnose konntest du<br />
bei der Rompilgerfahrt 2022 nicht als pflegender<br />
<strong>Malteser</strong> mitfahren, sondern warst selbst Betreuter.<br />
Wie hast du diesen Rollenwechsel empfunden?<br />
Ist es dir anfangs schwergefallen?<br />
Vom aktiven Menschen und <strong>Malteser</strong> zum wallfahrenden<br />
„Patienten“ hat für mich einen totalen Wechsel von<br />
aktiv zu passiv bedeutet. Ich war unfähig, kurze Strecken<br />
zu gehen und musste die Reise im Rollstuhl antreten.<br />
Das war für einen freiheitsliebenden Menschen wie<br />
mich sehr ungewohnt und irritierend. <strong>Die</strong> Monate zuvor<br />
hatte ich in Zurückgezogenheit mit Therapie verbracht,<br />
und so haben mich viele bei der Pilgerfahrt das erste Mal<br />
wieder gesehen und auf meine Situation angesprochen.<br />
Mitleid braucht man in solch einer Änderung der Lebenslage<br />
eigentlich nicht, denn der Anspruch an sich selbst<br />
ist ja, stark zu sein. Das ist allerdings schwierig, weil die<br />
Abhängigkeit und Unsicherheit, im Rollstuhl geschoben<br />
und getragen zu werden, ein ständiger Begleiter ist. Der<br />
Bewegungsradius ist auf Null reduziert, der Sichtradius<br />
nach vorne fokussiert und seitlich eingeschränkt. Verstärkt<br />
wird das Gefühl der vielen körperlich-räumlichen<br />
Einschränkungen auch durch das aus Sicherheitsgründen<br />
notwendige Angurten. Fallen- und Loslassen fällt schwer!<br />
Ein Perspektivenwechsel bietet auch immer die<br />
Chance, eine andere Sichtweise einzunehmen. Was<br />
konntest du von dieser Erfahrung als Betreuter<br />
lernen?<br />
<strong>Die</strong> Perspektive ändert sich auf vielerlei Weise! Man fühlt<br />
sich hilflos und jede Stufe, jedes Schlagloch einer abfallenden<br />
Wegstrecke wird zu einer Gefahr. Man verkrampft<br />
sich automatisch, wenn man über Stiegen getragen wird<br />
– und ebenso automatisch entschuldigt man sich bei den<br />
Schiebenden und Tragenden. Im Rollstuhl ist man immer<br />
abhängig. Man findet sich bei den Messen aneinandergereiht,<br />
im Kreise aller Betreuten, wieder – also in einer<br />
inhomogenen Gruppe Gleichbetroffener. Es entwickelt<br />
sich eine gewisse Solidarität, ein neues Verständnis; man<br />
versteht auf eine besondere Weise und wird demütig. Bei<br />
den jetzt wieder möglich gewordenen <strong>Die</strong>nsten als <strong>Malteser</strong><br />
bin ich deshalb mit unseren Betreuten noch mehr<br />
zusammengewachsen.<br />
Viele Pilger haben von einer sehr berührenden und<br />
besonders stimmungsvollen Pilgerreise berichtet.<br />
Was war dein persönliches Highlight in Rom?<br />
Man erfährt, wie professionell und von Herzen alle anpacken<br />
und mit welcher Fröhlichkeit selbst die schwierigsten<br />
Tätigkeiten von den betreuenden <strong>Malteser</strong>n vollbracht<br />
werden. Eingebettet in eine große Wallfahrt-Familie, hat<br />
sich mein Zustand rasch verbessert. <strong>Die</strong> Messen in verschiedenen<br />
wunderbaren Kirchen und dem Pantheon,<br />
das Beten und die nahe Begegnung mit Papst Franziskus<br />
haben enorm zu dieser Verbesserung beigetragen. Dabei<br />
ist auch ein Bild entstanden, an dem ich mich immer noch<br />
erfreue, weil Papst Franziskus mich sehr gütig und wohlwollend<br />
ansieht. Das Erleben der – inzwischen Gott sei<br />
Dank hinter mir gelassenen Erkrankung – und der wunderbaren<br />
Romwallfahrt haben mich im Glauben und in<br />
meiner Dankbarkeit enorm be- und gestärkt. Jetzt wieder<br />
gehfähig, freue ich mich auf das nächste Highlight:<br />
Ich werde als Pilger nach Lourdes fahren.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 27
MALTESERÖSTERREICH<br />
VIEL GUTES IM OSTEN<br />
Der MALTESER-Bereich Burgenland entstand „erst“ 1979 unter Alexander Mensdorff-Pouilly. Allerdings reichen die burgenländischen<br />
Wurzeln bis 1956 zurück, zu den Anfängen des Hospitaldienstes. Ein Streifzug durch die Geschichte bis heute.<br />
Von Bernhard Bachna und Verena Scharka<br />
<strong>Die</strong> etwas Älteren unter uns haben noch die unvergesslichen<br />
Bilder von 1956 vor Augen: Mitglieder des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens sowie Herren des unter<br />
der Patronanz des Ordens befindlichen St. Johanns-<br />
Clubs stehen an der Grenze zu Ungarn und leisten<br />
Nachbarschaftshilfe. Anlass ist der ungarische Volksaufstand<br />
gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen,<br />
der Zehntausende Menschen zur Flucht nach Österreich<br />
bewog. <strong>Die</strong>ses außerordentliche Ereignis war der<br />
Auslöser für die Gründung der <strong>Malteser</strong>-Einsatzstaffel –<br />
der Vorgängerorganisation des heutigen <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes.<br />
Kontinuierliches Wachstum<br />
Zunächst aus etwa 20 Mitgliedern bestehend, erfuhr<br />
der Bereich Burgenland ab 2007 eine Öffnung für neue<br />
Mitglieder durch Gunhard Keil. Von 2009 bis 2017 erfolgte<br />
unter dem damaligen Bereichsleiter Bernhard<br />
Supp mittels kontinuierlicher Ausbildung eine Erweiterung<br />
auf rund 100 Mitglieder. Seit 2017 setzt Georg<br />
Holzhausen diesen Weg erfolgreich fort. Mittlerweile<br />
sind zwei weitere Werke des Ordens in den Bereich eingegliedert:<br />
Der <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienst (MBD) sowie<br />
der <strong>Malteser</strong> Alten- und Krankendienst (MAKD).<br />
Geborgenheit und Zuwendung<br />
Aktuell zählt der Bereich Burgenland rund 175 aktive<br />
Mitglieder, die das achtfache Elend vor allem durch soziale<br />
Arbeit bekämpfen – in Form von Besuchsdiensten,<br />
Ausflügen, Monatsmessen, Ausspeisungen an<br />
Obdachlose, Friedhofsbegleitung, Betreuung auf Kinderlagern<br />
oder bei Wallfahrten. Ein Schwerpunkt liegt<br />
auf Besuchsdiensten in den Wohnungen der Betreuten,<br />
um deren Einsamkeit in den eigenen vier Wänden<br />
zu lindern, sowie im neuen <strong>Malteser</strong> Ordenshaus in<br />
Wien Landstraße.<br />
Eine Familie im <strong>Die</strong>nste der Nächstenliebe<br />
Im Laufe des Jahres <strong>2023</strong> dürfen wir zwölf Aspiranten<br />
bei ihrer Ausbildung begleiten. Zu uns zieht es viele<br />
„Spätberufene“, also Berufstätige zwischen 30 und<br />
60 Jahren. Daneben sind auch Mitglieder bei uns, die<br />
in ihrer Jugend aktiv waren und sich nun wieder im<br />
Geiste der <strong>Malteser</strong> betätigen wollen oder erst später<br />
die Zeit für soziales Engagement finden. In unserem<br />
Bereich herrscht eine familiäre Atmosphäre und<br />
zu Sonderdiensten oder Quartalsmessen kommen die<br />
Kinder der Mitglieder selbstverständlich mit.<br />
28<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
VIEL MEHR ALS NUR EIN NOTQUARTIER<br />
Als 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, wollte Peter Mensdorff-Pouilly schnellstmöglich helfen.<br />
Kaum waren die ersten Bilder und Berichte von Bombenangriffen,<br />
rollenden Panzern und flüchtenden<br />
Menschen über unsere Fernsehschirme geflimmert,<br />
griff Peter zum Telefon. Er wusste von einem leerstehenden<br />
Trakt der Kongregation der Schulschwestern<br />
vom 3. Orden des Hl. Franziskus, in der Apostelgasse<br />
im 3. Bezirk. Rasch kam er mit Sr. Oberin Petronilla<br />
überein, den freien Wohnraum für geflüchtete Frauen<br />
und Kinder zur Verfügung zu stellen.<br />
„Ich kann weder den Krieg noch das Leid<br />
der hunderttausenden Menschen verhindern –<br />
aber ich kann sagen, da sind ein paar<br />
fröhliche Gesichter.“<br />
Peter Mensdorff-Pouilly<br />
Dank Peters Konzept und dem Einsatz von Bereichsleiter<br />
Georg Holzhausen erfolgte rasch das „Go“ des <strong>Malteser</strong>-Kommandos.<br />
In Kooperation mit der Diakonie<br />
Österreich entstand unter Führung der <strong>Malteser</strong> das<br />
Flüchtlingsheim St. Josef. Es wird mit Hilfe großzügiger<br />
Spenden von Freiwilligen finanziert.<br />
Ein sicheres Dach über dem Kopf<br />
Viele fleißige <strong>Malteser</strong>hände packten an, das Haus<br />
wurde in Rekordzeit eingerichtet, Brandschutz- sowie<br />
Belegungspläne wurden gezeichnet und es wurde ergänzt,<br />
was bautechnisch nötig war, um eine adäquate<br />
Unterbringung zu ermöglichen. Da half es natürlich<br />
sehr, dass Peter Architekt ist.<br />
Seit Eröffnung des Heims im Juni 2022 wurden rund<br />
50 Frauen und Kinder betreut. Letztere besuchen<br />
Schulen in der nahen Umgebung, die Mütter Sprachkurse.<br />
<strong>Die</strong> Familien sind Selbstversorger, unterstützt<br />
durch Lebensmittelspenden nahegelegener Supermärkte<br />
und durch die Hilfe von Freiwilligen, die beim<br />
Eingewöhnen in den Alltag in einer neuen Umgebung<br />
zur Seite stehen.<br />
Fast wie eine ganz normale Familienfeier<br />
Was beherzte, rasche Hilfe in der Not zu vollbringen<br />
vermag, durften wir bei der Weihnachtsfeier in St. Josef<br />
erleben, zu der wir eingeladen waren: <strong>Die</strong> Ordensschwestern<br />
hatten für liebevoll dekorierte Tische und<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 29
MALTESERÖSTERREICH<br />
BURGENLAND<br />
AUS TIEFSTER ÜBERZEU<br />
Für den MALTESER-Bereich Burgenland sind viele Ehrenamtliche im<br />
zur Verfügung stellen. Sie werden von einer engagierten Führungsri<br />
wir hier vor.<br />
„<strong>Die</strong> schönste Belohnung für<br />
mich ist, wenn ich als Danke<br />
ein Lächeln und ein freudig<br />
strahlendes Gesicht von unseren<br />
Betreuten bekomme.“<br />
Georg Holzhausen, Bereichsleiter<br />
ein herrliches Essen gesorgt. Danach wurde musiziert,<br />
wobei ukrainische Weihnachtslieder nicht<br />
fehlen durften, und wir überraschten unsere Gäste<br />
mit Lebkuchenhäuschen. Hätte man nicht gewusst,<br />
dass in relativ geringer Entfernung zu Österreich<br />
ein Krieg tobt, hätte man die Feier für ein geselliges<br />
Beisammensein im Kreise einer großen Familie<br />
mit Freunden halten können.<br />
Dass dieses Gefühl entstanden ist, ist vor allem<br />
Schwester Petronilla und ihren Mitschwestern zu<br />
verdanken: „Alle Schwestern tragen das Projekt mit<br />
und unterstützen es. Durch die Weihnachtsfeier ist<br />
das Miteinander weiter verstärkt worden. Wir sind<br />
bereits mit den geflüchteten Frauen und ihren Kindern<br />
zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen.“<br />
Das soll auch so bleiben. Das Heim St. Josef steht<br />
weiterhin, und solange es nötig ist, für Friede,<br />
Geborgenheit, Sicherheit und Schutz.<br />
„Mein Einsatz als Bereichsärztin im<br />
Bereich Burgenland ist eine wertvolle<br />
Bereicherung für mein Leben<br />
und bereitet mir große Freude!“<br />
Claudia Feyerl, Bereichsärztin<br />
„Erst nach meiner Familiengründung<br />
habe ich zu den<br />
<strong>Malteser</strong>n gefunden. Der<br />
Bereich Burgenland wurde<br />
mir rasch zur Heimat und<br />
ich darf als Teil des Kommandos<br />
Verantwortung tragen.<br />
Besonders begeistert<br />
mich, wie es die <strong>Malteser</strong><br />
schaffen, mit so viel Professionalität und Nächstenliebe,<br />
basierend auf Spiritualität, ehrenamtlich tätig<br />
zu sein.“<br />
Sylvia Tuczka, Vizekommandantin<br />
30<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
GUNG<br />
Einsatz, die ihre Freizeit für den <strong>Die</strong>nst am Nächsten<br />
ege geleitet und koordiniert. Einige von ihnen stellen<br />
„Spiritualität und Glaube in<br />
einer unvergleichlichen Gemeinschaft<br />
von Freunden zu<br />
leben und uns an dem Lächeln<br />
erfreuen zu dürfen, das wir in<br />
die Gesichter unserer Herrn<br />
Kranken zaubern: Das ist für<br />
mich ein starkes Fundament<br />
meines Lebens geworden. So<br />
versuche ich meinen Beitrag christlicher Nächstenliebe<br />
im Sinne des Ordens zu leisten.“<br />
Markus Belfin, Bereichsleiter Stellvertreter<br />
„60 Jahre bin ich dem Bereich<br />
Burgenland und fast<br />
20 Jahre dem <strong>Malteser</strong>orden<br />
zugehörig und tief verbunden.<br />
Mit verschiedenen<br />
Aufgaben konnte ich Betreuten<br />
und Kranken Hilfe<br />
und Freude bringen, ganz<br />
besonders während vieler<br />
Wallfahrten. <strong>Die</strong> nunmehr<br />
langjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Vizepräsidentin<br />
des Hauses Malta – jetzt <strong>Malteser</strong> Ordenshaus – macht<br />
mir besonders viel Freude: Ich bewundere unsere Bewohner,<br />
wie sie trotz oft schwerer Schicksale die Beschwerden<br />
des Älterwerdens mit Humor, großer Demut und<br />
auch Gottvertrauen beispielhaft meistern.“<br />
Henriette Blanckenstein, Sprecherin der Ruhenden<br />
Mitglieder<br />
„Mich motivieren die Herzlichkeit<br />
und Selbstverständlichkeit,<br />
mit der die <strong>Malteser</strong> unsere Betreuten<br />
in jeglicher Situation<br />
empathisch, humorvoll und<br />
engagiert unterstützen. Für<br />
uns ist nicht die Krankheit oder<br />
Behinderung im Vordergrund,<br />
sondern der Mensch selbst. <strong>Die</strong><br />
spürbare Freude unserer „Herren Kranken“ über ein Wiedersehen<br />
mit uns ist daher der schönste Lohn!“<br />
Verena Scharka, Referatsleiterin<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> zeigen, wie<br />
man fröhlich, unaufgeregt,<br />
getragen von einem lebendigen<br />
Glauben und dennoch<br />
professionell unseren Herren<br />
Kranken dienen kann. Ich<br />
denke, dass man hier erlebt,<br />
wie Priester und Laien fruchtbar<br />
zusammenarbeiten, dass<br />
Glaube und Nächstenliebe<br />
einander bedingen und Katholisches auch mächtig<br />
Spaß machen kann.“<br />
Johann Georg Herberstein, Bereichsseelsorger<br />
„Man kann sich heute bei vielen<br />
Hilfsorganisationen engagieren.<br />
Bei den <strong>Malteser</strong>n stehen<br />
die Werte des <strong>Malteser</strong>kreuzes<br />
über unseren Hilfsleistungen,<br />
und dies gibt uns allen eine<br />
ganz besondere Energie!“<br />
Peter Mensdorff-Pouilly<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 31
MALTESERÖSTERREICH<br />
EIN GANZ BESONDERER PRIESTER,<br />
MENSCHENFÄNGER UND MALTESER<br />
Der langjährige Bundesseelsorger des MALTESER Hospitaldienstes Austria, Konstantin Spiegelfeld, ist am 23. November<br />
2022 überraschend von uns gegangen. Ein Nachruf auf einen außergewöhnlichen Menschen.<br />
Von Anton F. Gatnar<br />
Mit Konstantin „Koni“ Spiegelfeld haben die <strong>Malteser</strong><br />
nicht nur einen engagierten, überaus beliebten und<br />
unglaublich missionarisch wirkenden Seelsorger verloren,<br />
sondern auch einen Freund und Ordensbruder.<br />
Konis Weg zu den <strong>Malteser</strong>n war kein üblicher: 1956<br />
in Linz als Sohn unserer leider schon verstorbenen<br />
Ordensmitglieder Lieselotte und Kuno Spiegelfeld geboren,<br />
studierte er zunächst Technik und war als Verfahrenstechniker<br />
– zuletzt in Nettingsdorf – tätig. 1978<br />
wurde er Mitglied im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst, 1986 zum<br />
Ehren- und Devotionsritter des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens. 1991 wurde er – nachdem er ins Wiener<br />
Priesterseminar eingetreten war – zum Priester geweiht.<br />
Er war somit einer der wenigen Priester, die Ritter und<br />
nicht Kapläne des <strong>Malteser</strong>ordens waren.<br />
Intensive Neuordnung der geistlichen Betreuung<br />
1991 wurde er Bereichsseelsorger für Wien und Niederösterreich<br />
und entwickelte dort – trotz seiner enormen<br />
Belastung als Priester mit anderen Aufgaben – eine<br />
intensive Neuordnung der geistlichen Betreuung der<br />
Mitglieder: Er schaffte mit vielen Freiwilligen regelmäßige<br />
Glaubensabende, die Rorate-Messen im Advent,<br />
die monatlichen Messen mit Behinderten, die Exerzi-<br />
tien für leitende Mitglieder und schließlich die aktive<br />
Betreuung von Novizen. Das Glaubensleben des Bereichs<br />
Wien war ein anderes als vor seiner Tätigkeit, als<br />
er schließlich 2006 seine neue Aufgabe als Bundesseelsorger<br />
übernahm.<br />
Dem Nächsten stets in Liebe begegnet<br />
<strong>Die</strong> Wiederaufnahme der bundesweiten jährlichen Fasten-Exerzitien<br />
und die Organisation und Gestaltung<br />
vieler Aufnahmefeiern sind ebenso Koni zuzuschreiben<br />
wie seine vielfache Teilnahme an den Pilgerfahrten nach<br />
Lourdes und Rom. Aber das Wichtigste – er blieb immer<br />
das, was er von Anfang an war – ein <strong>Malteser</strong>, der dem<br />
Nächsten in Liebe begegnete. Unzählige Trauungen,<br />
Taufen und Trauerfeiern hat er geleitet und mit vielen<br />
bewegenden Predigten begleitet. Er hat keine Gelegenheit<br />
ausgelassen, unseren Herrn Kranken zu dienen und<br />
selbst Hand anzulegen, wenn sie persönlicher Hilfe bedurften.<br />
Mit Koni wurde uns einer der ganz besonderen Priester,<br />
Menschenfänger und <strong>Malteser</strong> genommen. Wir hoffen,<br />
mit ihm einen Fürsprecher im Himmel gewonnen zu<br />
haben.<br />
32<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
ZUM ABSCHIED<br />
EINES FREUNDES<br />
Von Stephan Turnovszky<br />
Genau einen Monat vor seinem Tod waren Koni und ich<br />
noch gemeinsam in Rom, wo er eine beeindruckende<br />
Predigt hielt: Er schilderte den Frieden, den er inmitten<br />
seiner schweren Krankheit vor einem Jahr dadurch<br />
erlebt hatte, dass er sich in einer bisher ungekannten<br />
Ohnmacht in den Händen Jesu geborgen wusste.<br />
Wie dankbar können wir dafür sein, dass Koni uns auf<br />
dieser Wallfahrt nach Rom begleitet hat, und das mit<br />
der gewohnten gläubigen Fröhlichkeit – einer Fröhlichkeit,<br />
die ihre Wurzel in der Ahnung hat, dass letztlich<br />
alles gut sei, da von Gott umfangen ist.<br />
Am Allerseelentag, genau drei Wochen vor seinem<br />
plötzlichen Hinübergang, schrieb er allen Seelsorgern,<br />
die in Rom dabei waren, als leitender Priester<br />
ein Wort des Dankes, in dem er dann auch ein persönliches<br />
Zeugnis gibt:<br />
„[…] Für mich waren es wunderschöne, sehr gelungene und<br />
gesegnete Tage! Jeder von Euch war wichtig und so konnten<br />
wir einen wertvollen Beitrag liefern, dass Gemeinschaft mit<br />
Gott und untereinander erlebbar war. Gott hat uns in den<br />
Gefahren beschützt und behütet, niemand ist verletzt oder<br />
krank geworden. <strong>Die</strong> Feier der Sakramente, auch des Beichtsakraments,<br />
war würdig, genügend Zeit und ein zentraler<br />
Platz im Ablauf des Tages war dafür vorgesehen.“<br />
[…]<br />
„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass ER seinen einzigen<br />
Sohn hingab, damit jeder, der an IHN glaubt, nicht<br />
zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3,16)<br />
In diesem Sinn bete ich am heutigen Allerseelentag, denke<br />
in der Hl. Messe an die verstorbenen Betreuten und Mitglieder<br />
des Ordens und des Hospitaldienstes!<br />
Mit herzlichen Segensgrüßen!<br />
In dankbarer Verbundenheit!<br />
Dein Koni (Konstantin)<br />
Ja, er hat noch in Ruhe und Frieden diese Wallfahrt als<br />
letzte seines Lebens machen können. Er tat es in der Haltung<br />
der Aufmerksamkeit auf seine Nächsten, besonders<br />
die Betreuten. Das hat ihn frei und froh gemacht, wie wir<br />
ihn gekannt haben. Der Bibelvers Joh 3,16, den er mitgeschickt<br />
hat, ist Ausdruck seines Glaubens an Jesus.<br />
So vertraue ich darauf, dass Koni durch Jesus das ewige<br />
Leben hat.<br />
Gott, unser Vater, wir danken Dir für Koni, der uns mit<br />
Freude und Liebenswürdigkeit die Frohe Botschaft verkündet<br />
hat. Wir bitten Dich, beschenke ihn jetzt durch<br />
Deinen Sohn Jesus Christus mit der Fülle des Lebens und<br />
der Liebe, die er uns als Priester verkündet hat. Lass sein<br />
priesterliches Wirken reiche Früchte tragen und schenke<br />
ihm ewige Freude bei Dir. Gewähre ihm Fürsprecher<br />
für all jene zu sein, denen er auf Erden verbunden war,<br />
sodass alle geführt vom Heiligen Geist einst bei Dir vollendete<br />
Gemeinschaft erleben dürfen. Darum bitten wir<br />
durch Christus, unseren Retter und Herrn. Amen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 33
MALTESERÖSTERREICH<br />
DAS NEUE<br />
ORDENSHAUS –<br />
EINE WELT VOLLER<br />
MÖGLICHKEITEN<br />
Von Gerhard Ernst, Thomas Kissich<br />
Wie schnell doch die Zeit vergeht! Ist es wirklich schon<br />
ein Jahr her, dass die Bewohner von Haus Malta auf<br />
die Landstraßer Hauptstraße übersiedelt sind, neue<br />
Mitbewohner gefunden haben und auch unser Team<br />
gewachsen ist? Doch damit ist das Potenzial, das das neue<br />
Ordenshaus bietet, längst nicht erschöpft. Wir freuen<br />
uns noch über zusätzliche Mitarbeitende im Ehrenamt.<br />
Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus findet im Neubau und im<br />
neu adaptierten Teil des Klosters der Elisabethinen auf<br />
der Landstraßer Hauptstraße 4A im dritten Wiener<br />
Gemeindebezirk die Fortführung einer langen Tradition<br />
– nämlich Bewohnern sicheres, behagliches und betreutes<br />
Wohnen zu bieten. Doch wir wissen auch, dass ein solches<br />
Zuhause nicht nur aus Wänden und einem Dach besteht,<br />
sondern vor allem aus den Menschen, die darin leben.<br />
<strong>Die</strong> Digitalisierung hat die Art und Weise, wie wir<br />
arbeiten und leben, grundlegend verändert, aber es gibt<br />
auch Bereiche, in denen die menschliche Interaktion<br />
unersetzlich bleibt. Einer davon ist die Pflege und<br />
Betreuung älterer Menschen. Das Ordenshaus soll für<br />
alle Ehrenamtlichen ein Haus für ihren <strong>Die</strong>nst an den<br />
„Herren Kranken“ darstellen. Um die Lebensqualität<br />
unserer Bewohner zu steigern und ihnen ein Gefühl von<br />
Geborgenheit und Zufriedenheit zu geben, suchen wir<br />
immer wieder nach ehrenamtlichen Mitarbeitern, die<br />
uns dabei helfen möchten.<br />
Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus bietet eine Vielzahl an<br />
Möglichkeiten, unsere Bewohner zu unterstützen und<br />
deren Lebensqualität zu verbessern. Es ist keine besondere<br />
Ausbildung erforderlich, um als Ehrenamtlicher<br />
im <strong>Malteser</strong> Ordenshaus tätig zu sein. Wichtig ist<br />
jedoch, dass man sich regelmäßig Zeit nimmt, da es für<br />
unsere Bewohner essenziell ist, kontinuierlich dieselben<br />
Personen um sich zu haben.<br />
BAZAR IM ORDENSHAUS<br />
34<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
SIE MÖCHTEN SICH ENGAGIEREN? DAS KÖNNEN SIE BEI UNS TUN!<br />
Unterstützung bei der Hl. Messe am Sonntag<br />
Ein besonders wichtiger Bestandteil des Lebens im neuen<br />
Ordenshaus ist die Hl. Messe am Sonntag. Ehrenamtliche<br />
sind herzlich eingeladen zu unterstützen, indem sie die<br />
Messe begleiten und anschließend unsere Bewohner<br />
zu einem Aperitif in unser Refektorium begleiten. <strong>Die</strong><br />
Möglichkeit, an der Hl. Messe im Haus teilnehmen zu<br />
können und somit ihren Glauben leben zu können, wird<br />
von unseren Bewohnern sehr geschätzt und trägt dazu<br />
bei, ihre geistige Gesundheit zu fördern. Beim Aperitif<br />
im Anschluss an die Messe können die Bewohner in<br />
gemütlicher Runde zusammensitzen und miteinander<br />
plaudern.<br />
Besuchsdienst<br />
Der Besuchsdienst ermöglicht es Ehrenamtlichen, den<br />
Kontakt mit unseren Bewohnern zu pflegen und ihnen<br />
Gesellschaft zu leisten. Viele unserer Senioren sind<br />
einsam und freuen sich, wenn sie wenigstens von einem<br />
Menschen verlässlich besucht werden. Wichtig ist nicht,<br />
dass der Ehrenamtliche möglichst oft und lange ins<br />
<strong>Malteser</strong> Ordenshaus kommt, sondern regelmäßig.<br />
Veranstaltungen<br />
Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus bietet seinen Bewohnern ein<br />
äußerst vielfältiges Programm, das ihre körperliche und<br />
geistige Betreuung unterstützt und ergänzt, um die Lebensqualität<br />
zu steigern. <strong>Die</strong> meisten Termine liegen an<br />
einem bestimmten Wochentag zwischen 10 und 12 Uhr<br />
sowie zwischen 14 und 16 Uhr. Das jeweilige Monatsprogramm<br />
finden Sie auf unserer Webseite unter www.<br />
malteser-ordenshaus.at/termine/.<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiter haben die Möglichkeit,<br />
selbst regelmäßig Veranstaltungen abzuhalten – etwa<br />
eine monatliche Leserunde. <strong>Die</strong> Veranstaltung kann<br />
gerne auch am Wochenende stattfinden. Wichtig ist<br />
nur, den Termin einen Monat im Vorhinein zu melden,<br />
ADVENTESSEN<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 35
MALTESERÖSTERREICH<br />
damit die geplante Veranstaltung in unserem hauseigenen<br />
Eventkalender eingetragen und angekündigt<br />
werden kann.<br />
zu Menschen Freude bereitet und Sie hin und wieder<br />
einen halben oder ganzen Tag Zeit haben, freuen wir<br />
uns sehr, wenn Sie sich für diese Aufgabe melden.<br />
Begleitdienst zu Arztterminen<br />
Unsere Bewohner haben regelmäßig Arzttermine oder<br />
Ambulanzbesuche, bei denen sie sich Begleitung wünschen.<br />
Solche Begleitdienste ermöglichen einen einfachen<br />
Einstieg als ehrenamtlicher Mitarbeiter und ein<br />
erstes Kennenlernen unserer Bewohner.<br />
Einkaufsdienst<br />
Ein <strong>Die</strong>nst, welcher zeitlich völlig ungebunden ist, ist<br />
der Einkaufsdienst. <strong>Die</strong>ser bietet die Möglichkeit, für<br />
unsere Senioren Besorgungen zu erledigen, die sie nicht<br />
mehr selbst schaffen.<br />
Spazieren gehen – „die beste Medizin für Körper<br />
und Seele“<br />
Unsere Bewohner verbringen gerne Zeit an der frischen<br />
Luft. Deshalb suchen wir Menschen, die unsere Bewohner<br />
auf einen kleinen Spaziergang mit dem Rollstuhl<br />
in den nahegelegenen Stadtpark begleiten. Besonders<br />
für ältere Menschen, die häufig in ihrer Beweglichkeit<br />
eingeschränkt sind, ist es wichtig, frische Luft zu<br />
schnappen und sich in der Natur zu bewegen. Neben der<br />
körperlichen Betätigung bieten die Spaziergänge auch<br />
die Möglichkeit, sich mit anderen zu unterhalten und<br />
neue Kontakte zu knüpfen.<br />
Empfangsdienst<br />
Der Empfang im Haus erfordert eine freundliche und<br />
hilfsbereite Person, die Besucher empfängt und ihnen<br />
bei Fragen weiterhilft. Vor allem an Wochenenden und<br />
Feiertagen benötigen wir hier dringend Unterstützung,<br />
um die Besucher zu begrüßen. Wenn Ihnen der Kontakt<br />
Insgesamt bietet unser Haus für ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
eine Vielzahl an Möglichkeiten, unseren Bewohnern<br />
zu helfen und ihre Lebensqualität zu steigern. Wir<br />
freuen uns über jede Unterstützung und danken allen,<br />
die sich engagieren!<br />
GÄNSEHAUT BEI DER ERSTEN WEIHNACHTSFEIER<br />
Am 21. Dezember 2022 war es soweit: Unsere Bewohner<br />
wurden im prachtvoll dekorierten Refektorium vom Team<br />
des <strong>Malteser</strong> Ordenshauses zur ersten Weihnachtsfeier<br />
im neuen Ordenshaus empfangen. Ein wunderschönes<br />
und besinnliches Fest erwartete die Anwesenden:<br />
Dr. Florian Kremslehner hielt die Laudatio, Vorstandsmitglied<br />
Dr. Henriette Blanckenstein trug Weihnachtsgeschichten<br />
vor, Pater Rudolf Schaffgotsch las das Weih-<br />
nachtsevangelium und spendete den Segen für alle Anwesenden.<br />
Für das leibliche Wohl war mit einem festlichen<br />
Drei-Gänge-Menü gesorgt, zuvor überreichten der<br />
Vorstand und die Hausleitung den Bewohnern kleine<br />
Geschenke. Ein besonderes Highlight der Feier war das<br />
gemeinsame Singen, wobei Geschäftsführer und Hausleiter<br />
Mag. Thomas Kissich mit zwei solistischen musikalischen<br />
Vorstellungen für Gänsehaut sorgte.<br />
36<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
„INSPIRIEREND UND LEHRREICH“<br />
Wie erfüllend und beglückend ehrenamtliches Engagement – selbst für wenige Stunden im Monat – sein kann, berichten<br />
uns drei Freiwillige. Sie engagieren sich seit vielen Jahren für das Haus Malta und nunmehr für das neue Ordenshaus.<br />
Was macht die Tätigkeit im <strong>Malteser</strong> Ordenshaus<br />
für Sie so besonders, Frau Dr. Blanckenstein?<br />
Es ist die Begegnung mit ganz verschiedenen Persönlichkeiten<br />
– allen voran unseren Bewohnern, die ganz unterschiedliche<br />
Lebensgeschichten und Erfahrungen haben<br />
und für jeden zusätzlichen Kontakt höchst dankbar sind.<br />
Auch fürsorgliche Angehörige benötigen individuelle<br />
Gespräche bzw. aufmunternden Zuspruch. Unsere großartigen<br />
Mitarbeiter verdienen viel Anerkennung und Lob<br />
für ihre aufopfernde Arbeit, egal ob sie pflegen, vielseitig<br />
helfen, alles sauber halten oder in der Verwaltung<br />
arbeiten. Bei vielen dieser lieben und wertzuschätzenden<br />
Menschen kann ich in meinen Gesprächen mindestens<br />
eines der acht Elende – Krankheit, Hunger, Schuld,<br />
Unglaube, Heimatlosigkeit, Verlassenheit, Gleichgültigkeit,<br />
Lieblosigkeit – erkennen und versuchen, ihnen<br />
Wege zur Freude und Hoffnung aufzuzeigen. Für jedes<br />
Gespräch bin ich zutiefst dankbar und lerne viel daraus.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie während Ihres<br />
Ehrenamts gemacht, Frau Dr. Mlczoch?<br />
Ich durfte bei meinen Besuchsdiensten viele positive Erfahrungen<br />
machen. Es war sehr bereichernd, die Gespräche<br />
und Interaktionen mit den Bewohnern zu erleben und<br />
ihnen Gesellschaft zu leisten. Ich habe auch viel über das<br />
Schicksal dieser Menschen gelernt und wie tapfer sie in<br />
schwierigen Situationen sind. Es hat mich inspiriert, ihre<br />
Stärke und positiven Einstellungen zu sehen. Insgesamt<br />
ist es eine wertvolle Erfahrung und ich bin dankbar für die<br />
Zeit, die ich mit den Bewohnern verbringen darf.<br />
Was möchten Sie den Menschen mitgeben, die sich<br />
im <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ehrenamtlich engagieren<br />
wollen, Frau Aretin?<br />
Ich möchte alle <strong>Malteser</strong>, deren derzeitige <strong>Die</strong>nstmöglichkeiten<br />
bei den <strong>Malteser</strong>n sich nicht oder nur sehr<br />
schlecht in ihren Alltag integrieren lassen, herzlich einladen,<br />
im Ordenshaus einige Stunden zu übernehmen.<br />
Der Aufwand liegt zwischen ein- bis viermal im Monat<br />
für jeweils ein oder zwei Stunden Zeit für ein Gespräch<br />
oder einen Spaziergang mit einem unserer Bewohner.<br />
Das ist eine sehr praktische Lösung für <strong>Malteser</strong>, die<br />
beruflich oder familiär bereits sehr eingesetzt sind, uns<br />
aber dennoch unterstützen wollen.<br />
Sie interessieren sich für eine ehrenamtliche<br />
Tätigkeit im <strong>Malteser</strong> Ordenshaus? Dann melden<br />
Sie sich bitte direkt an: office@malteser-ordenshaus.at,<br />
T: +43 1 597 59 91, bei Dr. Henriette Blanckenstein<br />
blanckenstein@aon.at, Franciska Aretin unter +43 664<br />
241 07 87 oder fanny_aretin@yahoo.de.<br />
Infos: www.malteser-ordenshaus.at<br />
MALTESERORDEN – DELEGATIONSÜBERGABE<br />
Im Februar <strong>2023</strong> hat die Delegationsversammlung<br />
Dipl.-Ing. Paul Lovrek zum neuen Delegaten in Salzburg<br />
gewählt. Diakon Mag. Johannes Gruchmann-Bernau,<br />
der die Delegation seit 2015 führte, hat im Beisein des<br />
Fürstgroßpriors Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn und des<br />
Ordenspirituals Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB<br />
die Amtsgeschäfte an den neuen Delegaten übergeben.<br />
Der Orden und die Delegation Salzburg wünschen ihm<br />
viel Glück und Segen für die neue Aufgabe.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 37
MALTESERÖSTERREICH<br />
ABSCHIED VON BAILLI FRA’ DR. LUDWIG<br />
HOFFMANN VON RUMERSTEIN<br />
Von Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
Exzellence, cher Confrère Emmanuel, Euer Gnaden<br />
hochwürdigster Herr Abt und Großprior Raimund, sehr<br />
geehrte Familie, Freunde, Trauergäste.<br />
Du hast mich aus Gnade berufen …<br />
Wie oft hast Du, lieber Fra’ Ludwig, wohl diese Worte,<br />
mit denen wir in unserem Ordensgebet Jesus Christus<br />
ansprechen, gebetet?<br />
Dein Weg und mein Weg haben gemeinsam begonnen,<br />
im Herbst 1969 mit der Ausbildung, im Juni 1970 mit<br />
der Aufnahme in den <strong>Malteser</strong> Hilfsdienst – aus dem ein<br />
Jahr später der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria wurde<br />
– hier, in der Stiftskirche Wilten. Am Anfang des<br />
Weges als <strong>Malteser</strong> steht eben das Erlernen der erforderlichen<br />
Handfertigkeiten, um <strong>Die</strong>ner zu werden unseres<br />
Herren. Verantwortung kann nur übernehmen, wer<br />
es gelernt hat, <strong>Die</strong>ner zu sein.<br />
In unruhigen Zeiten, wie sie in einer jungen Einheit vorkommen<br />
können, hast Du den Bereich Tirol als zweiter<br />
Bereichsleiter geführt, ich war einer der Gruppenleiter<br />
– und es war alles andere als einfach. In Deiner Zeit als<br />
Vizekommandant gab es wiederum einiges zu kitten –<br />
damals war ich Bereichsleiter. Dann kam die Zeit, in der<br />
Du Deine Berufung in der Befolgung der Evangelischen<br />
Räte erkanntest, eine Berufung, die Dich auch in die<br />
Ordensregierung und dort in das zweithöchste Amt des<br />
Ordens brachte – Du wurdest Großkomtur von 1994 bis<br />
2004 und nochmals von 2014 bis 2019.<br />
Eine Berufung ist keine Karriereleiter, sie kann auch auf<br />
scheinbar verschlungenen Wegen zum Ziel führen – so<br />
hast Du auch einige Jahre dem Großpriorat Lombardei-<br />
Venetien in dessen Kapitel gedient.<br />
Wer einer Berufung folgt, geht einen Weg, den er nicht<br />
kennt, der aber eine große Gewissheit hat: Am Ende dieses<br />
Weges steht ER, der uns gerufen hat. Eine Berufung ist wie<br />
eine Wallfahrt: Das Ziel ist gewiss und doch geht jeder seinen<br />
persönlichen Weg, zwar oft auf derselben Straße mit<br />
anderen, aber nicht im selben Schritt und Tritt.<br />
Auf die Fürsprache unserer lieben Frau von<br />
Philermos …<br />
<strong>Die</strong> Schutzherrin unseres Ordens hast Du in besonderer<br />
Weise verehrt und durch Herausgabe der deutschen<br />
Übersetzung durch Dr. Theresa Kripp einer umfangreichen<br />
Würdigung dieser damals, im Jahre 1988 noch verschollenen<br />
Ikone, für die ihr gebührende Aufmerksamkeit<br />
auch im Raum der Deutschen Zunge gesorgt.<br />
Mein Leben und Handeln durchdringen ...<br />
<strong>Malteser</strong> ist man nicht nur, wenn man sich mit anderen<br />
<strong>Malteser</strong>n trifft, sondern immer. Wir sind eben Vasal-<br />
38<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
len Christi, die den Willen ihres Lehensherren<br />
zu erfüllen haben: Den Armen,<br />
den Verlassenen, den Heimatlosen, den<br />
Hungrigen, den Kranken beizustehen,<br />
ihr Leid geringer, ihr Elend erträglicher<br />
zu machen, oder ganz einfach gesagt:<br />
Dem Nächsten in Liebe zu begegnen ...<br />
Statt die Schuld bei anderen zu suchen<br />
und den angeblich Schuldigen daran<br />
festzunageln, hast Du Deine Aufgabe als<br />
Rechtsanwalt eher darin gesehen, Schuld<br />
zu vergeben und so für Frieden zwischen<br />
Menschen zu sorgen.<br />
… und zum Wohl unseres Ordens<br />
Als Großkomtur war Dir die Verantwortung<br />
für den ersten und zweiten Stand<br />
des Ordens anvertraut. Nach dem Amtsverzicht<br />
von Großmeister Fra’ Matthew<br />
Festing im Jahr 2017, hast Du die interimistische<br />
Führung des gesamten Ordens<br />
übernommen, bis Du das Amt an<br />
Fra’ Giacomo dalla Torre del Tempio di<br />
Sanguinetto übergeben konntest.<br />
In Deine Hände habe ich 2013, 43 Jahre<br />
nach unserer gemeinsamen Aufnahme in<br />
den Hospitaldienst, die feierlichen Gelübde<br />
als Justizritter abgelegt. Und so<br />
nehme ich heute hier, an diesem Ort, wo<br />
vor mehr als 52 Jahren unser gemeinsamer<br />
Berufungsweg seinen Anfang genommen<br />
hat, als Dein Ordensoberer<br />
Abschied von Dir.<br />
Vergelt’s Gott für alles was Du für unseren<br />
Orden getan hast und bitte für uns<br />
beim Herrgott!<br />
WEITERHIN IM<br />
COVID-19-EINSATZ<br />
Von Gabrielle Scarimbolo<br />
COVID-19-Koordinatorin Bereich Wien, Einsatzleitung Impfbox Rathaus<br />
Der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria (MHDA) war und ist nach dem Ende der<br />
überaus erfolgreichen Impfstraße in der Barbarakapelle des Wiener Stephansdoms<br />
im März 2022, weiterhin im Steuerungsteam Impfungen vertreten.<br />
Mit November 2022 übernahm der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria<br />
eine Containeranlage zwischen Volksgarten und Burgtheater am<br />
Josef-Meinrad-Platz. Wie schon zuvor konnten die <strong>Malteser</strong> hier<br />
gemeinsam mit den 4-für-Wien aktiv im Pandemie-Management mitwirken<br />
und der Bevölkerung sämtliche verfügbaren Impfstoffe gegen<br />
COVID-19 anbieten. Weiters war der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria<br />
auch am Impfprogramm der Stadt Wien gegen Influenza beteiligt.<br />
Der enorme Ansturm wie bei der Impfstraße im Stephansdom blieb hier<br />
zwar aus, jedoch konnten die <strong>Malteser</strong> dennoch einen entsprechenden<br />
Beitrag als offizielle Impfstelle der Stadt Wien leisten.<br />
<strong>Die</strong> Einrichtung, die wieder gemeinsam mit der Johanniter Unfallhilfe<br />
bis 31.01.<strong>2023</strong> betrieben wurde, wurde gut angenommen und neben<br />
den vielen Auffrischungsimpfungen gegen COVID-19 holten sich viele<br />
Impfwillige vor allem auch die Kombi-Impfung mit Influenza. Gemeinsam<br />
leisteten die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter hier<br />
viele Stunden im <strong>Die</strong>nst des Katastrophenschutzes.<br />
Von Anfang Jänner <strong>2023</strong> bis Ende Februar <strong>2023</strong> übernahm der MHDA<br />
Wien eine Gurgelbox der Stadt Wien im 21. Bezirk in der Hopfengasse.<br />
An sieben Tagen in der Woche konnten hier täglich von 13 bis 19 Uhr<br />
PCR-Gurgeltests durchgeführt werden.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 39
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESERORDEN<br />
DAS VINZIDORF-HOSPIZ<br />
EINE HERZENSSACHE DER ELISABETHINEN IN GRAZ<br />
„I am home!“ oder „Ich bin zu Hause angekommen!“ Wenn wir diese Worte von einem Bewohner hören, dann wissen wir im<br />
Team, dass wir etwas richtig gemacht haben.<br />
Von Isabel Steeb<br />
Dann sind unsere Versuche, Menschen im VinziDorf-<br />
Hospiz ein Zuhause, eine Heimat, Geborgenheit, Sicherheit,<br />
einen familiären Ersatz und eine gute, auch medizinische<br />
Betreuung zu geben, geglückt.<br />
Das VinziDorf-Hospiz, kurz VDH, wurde 2017 als erstes<br />
Obdachlosenhospiz Mitteleuropas eröffnet – getreu dem<br />
Leitsatz der Elisabethinen in Graz: „Schau hin und handle“.<br />
Im VDH finden Menschen, deren Biographien unterschiedlicher<br />
nicht sein können, aus dem In- und Ausland,<br />
mit einer unheilbaren Erkrankung, oft suchtkrank und/<br />
oder straffällig, unversichert, obdachlos oder in einer prekären<br />
Wohnsituation, ihr letztes Zuhause.<br />
Wie in einem stationären Hospiz<br />
Das Hospiz, welches neben dem VinziDorf beheimatet ist,<br />
bietet Platz für zwei Bewohner, die rund um die Uhr von<br />
einer 24-Stunden-Pflegekraft betreut werden. Das Team,<br />
bestehend aus spezialisierten Palliative-Care-Fachkräften,<br />
unterstützt hauptamtlich oder ehrenamtlich, in Anwesenheit<br />
oder in Rufbereitschaft. Es engagieren sich Menschen<br />
aus den Bereichen der diplomierten Gesundheits- und<br />
Krankenpflege, Sozialarbeit, Physiotherapie, Psychotherapie,<br />
Seelsorge, tiergestützte Therapie, Musiktherapie,<br />
Logopädie, Hospizmitarbeit und Medizin. So kann derselbe<br />
Standard wie in einem stationären Hospiz mit spezialisierter<br />
Palliative Care aufrechterhalten werden.<br />
Grenzen bewahren und das Gute sehen<br />
Finanziert wird das VDH großteils durch Spenden. In der<br />
Betreuung legen wir, neben medizinischer Betreuung und<br />
menschlicher Wärme, Wert darauf, jeden Menschen in seinem<br />
Kontext anzunehmen und seine Würde zu erhalten.<br />
Oft leben diese Menschen am Rande der Gesellschaft und<br />
haben Leid in allen Dimensionen erfahren. Wir stellen uns<br />
diesen Herausforderungen, entwickeln und setzen kreative<br />
Ideen um, bewahren Grenzen und sehen das Gute.<br />
Betreuende in der Angehörigenrolle<br />
Wenn ein Bewohner verstirbt, geht die Betreuung oft<br />
noch über den Tod hinaus. Da wird die Bestattung in der<br />
eigenen VinziDorf-Hospizgrabstelle, wenn gewünscht,<br />
organisiert. Da oft keine Familie vorhanden ist, sind es<br />
die Mitglieder des Betreuungsteams, die in die Angehörigenrolle<br />
schlüpfen. Darüber hinaus geschehen im VDH<br />
auch kleinere und größere Wunder – wie beispielsweise<br />
die Hochzeit mit inniger Emotion zwei Tage vor dem Versterben<br />
des Bräutigams oder dem Aufwachen eines Wachkomapatienten,<br />
der über 18 Monate bei uns gelebt hat.<br />
Dem Nächsten in Liebe dienen<br />
Als <strong>Malteser</strong>in und leitende Ärztin kann ich hier das<br />
achtfache Elend so deutlich spüren, wie kaum wo anders.<br />
Krankheit, Heimatlosigkeit, Verlassenheit und Schuld<br />
sind gegenwärtig, und so ist es eine unglaubliche Bereicherung<br />
und eine erfüllende Aufgabe, hier auch dem<br />
achtspitzigen Kreuz, dem Nächsten in Liebe, zu dienen.<br />
Kontakt: E: vinzidorfhospiz@elisabethinen.at<br />
T: +43 316 7063-6213, I: www.vinzidorfhospiz.at<br />
40<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
WIR GRATULIEREN<br />
VON HERZEN!<br />
Kürzlich feierten wir den 100. Geburtstag von Frau Johanna<br />
Pundleider. Zu diesem Anlass gab es einen besonders<br />
liebevollen Brief von Hans Andreas Jordis, einem unserer<br />
MALTESER aus Salzburg und langjährigen Begleiter des<br />
Geburtstagskindes. Wir dürfen den Brief hier ungekürzt<br />
abdrucken. Danke, Hans!<br />
Liebe Frau Pundleider!<br />
Ihren lieben Ehemann Rudi habe ich in den 1960er Jahren<br />
am Salzburger Zollamt kennenlernen dürfen und<br />
bald darauf bin ich auch Ihnen mit Eurem lieben und<br />
unvergesslichen Sohn Robert begegnet. Robert kam an<br />
Eurem zehnten Hochzeitstag zur Welt und war von Geburt<br />
an schwerst beeinträchtigt. Gestärkt durch Ihren<br />
starken Glauben, haben Sie Ihr ganzes Leben aufgeopfert,<br />
um Eurem einzigen Sohn ein Dasein zu ermöglichen,<br />
damit er mit Euch zuhause leben konnte bis zu<br />
dem Zeitpunkt, an dem Ihre körperlichen Kräfte dies<br />
nicht mehr zugelassen haben und Robert in einem nahegelegenen<br />
Heim untergebracht werden konnte. Sowohl<br />
Ihr Ehemann Rudi als auch Euer Sohn Robert sind in der<br />
Zwischenzeit verstorben, für die Sie zeitlebens da waren.<br />
An Ihrem 100. Geburtstag, den Sie feiern konnten,<br />
will ich die Gelegenheit nutzen, um Ihnen von ganzem<br />
Herzen DANKE zu sagen, da Ihr Leben im wahrsten<br />
Sinne des Wortes ein einziger Gottesdienst ist. Sie<br />
haben Ihr Leben ausschließlich für Ihre Mitmenschen<br />
aufgeopfert und allen, die Sie im Leben begegnet sind,<br />
nur Freude bereitet und denken auch heute immer noch<br />
an viele Menschen, denen geholfen werden sollte.<br />
Als Helfer und Mitbegründer des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes<br />
hier in Salzburg (1967) durfte ich in den vergangenen<br />
Jahrzehnten oft Robert mit Ihnen und Ihrem<br />
Mann zu Wallfahrten nach Rom, Mariazell oder Alt-<br />
ötting mitnehmen, und viele Ausflüge konnten wir gemeinsam<br />
unternehmen.<br />
Ich bin dadurch so reichlich beschenkt worden, da ich<br />
von Ihnen stets die wahre christliche Nächstenliebe<br />
erfahren durfte. Ich bin Ihnen, liebe Frau Pundleider,<br />
so dankbar, dass ich durch Sie auch andere Menschen,<br />
die Hilfe benötigen, kennengelernt habe. Ich denke da<br />
ganz besonders an Herrn Alfons Kammerer und<br />
Herlinde Ramsauer, die unser <strong>Malteser</strong>team so lange<br />
betreuen durften.<br />
An einen großen Tag in Ihrem Leben kann ich mich gut<br />
erinnern und denke oft daran, als wir gemeinsam am<br />
50. Geburtstag von Robert (2011), der zugleich Euer<br />
60. Hochzeitstag war, nach Maria Plain zur Hl. Messe<br />
und anschließend zu einem guten Mittagessen fuhren.<br />
Meine Frau und unser Sohn Stefan, die dabei waren,<br />
werden diesen Tag wohl auch nie vergessen.<br />
Der Herrgott möge Ihnen für die Zeit, die er für Sie<br />
hier auf Erden vorgesehen hat, die nötige Kraft und<br />
seinen göttlichen Segen geben, dass Sie Ihr Leben mit<br />
der häuslichen Hilfe, die Sie seit vielen Jahren in Ihrem<br />
Haus haben, noch zufrieden leben können.<br />
In größter Dankbarkeit und Verehrung<br />
verbleibe ich,<br />
Ihr Hans Andreas Jordis<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 41
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER-WALLFAHRT<br />
NACH LOURDES<br />
Nach Jahren der pandemiebedingten Unterbrechung ist es <strong>2023</strong> endlich<br />
wieder möglich ohne Auflagen an der internationalen Wallfahrt der<br />
MALTESER nach Lourdes teilzunehmen. Rund 8.000 Personen, davon etwa<br />
1.400 mit mehr oder weniger intensivem Betreuungsbedarf werden an<br />
der Wallfahrt teilnehmen. Knapp 300 davon aus Österreich.<br />
LOURDES<br />
Lourdes ist eine kleine Stadt in Südfrankreich am Fuße<br />
der Pyrenäen, in der 1858 die Mutter Gottes einem<br />
14-jährigen Mädchen aus einfachsten Verhältnissen<br />
namens Bernadette Soubirous erschien. In insgesamt<br />
18 Erscheinungen forderte die Mutter Gottes unter anderem<br />
zum Gebet und zur Umkehr auf. Beinahe gleichzeitig<br />
ereigneten sich erste Wunderheilungen, die bis<br />
heute anhalten. Schon wenige Jahre später wurden die<br />
Erscheinungen nach sorgfältiger Prüfung kirchlich an-<br />
Bittet,<br />
dann wird<br />
Euch<br />
LOURDES <strong>2023</strong><br />
AUSTRIA<br />
MALTESER LOURDES-WALLFAHRT<br />
Der MALTESER Hospitaldienst organisiert jedes<br />
Jahr Anfang Mai eine Pilgerreise nach Lourdes. Das<br />
Miteinander von Pilgern, Betreuungsbedürftigen und<br />
<strong>Malteser</strong>n sowie die Gnaden des südfranzösischen<br />
AUSTRIA<br />
LOURDES <strong>2023</strong><br />
B i t t e t, d a n n w i r d e u c h g e g e b e n<br />
gegeben<br />
Marienheiligtums machen diese Wallfahrt zu einem<br />
einzigartigen Erlebnis.<br />
Unterstützen auch Sie uns dabei, Armen und Kranken<br />
diese Reise zu ermöglichen.<br />
Bitte fordern Sie unverbindlich Ihre persönliche Informationsbroschüre an!<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria<br />
Johannesgasse 2/2/20, 1010 Wien<br />
Tel. +43 (0)1 512 53 95, E-Mail: lourdes@malteser.at<br />
Internet: lourdes.malteser.at<br />
Spendenkonto: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
4.- 8.5.<strong>2023</strong><br />
<strong>Malteser</strong> Lourdes Plakat <strong>2023</strong>_ok.indd 1 19.01.<strong>2023</strong> 11:53:38<br />
erkannt. Heute kommen jährlich fünf Millionen Pilger<br />
aus aller Welt an diesen Gnadenort.<br />
www.lourdes-france.com<br />
MALTESER in Lourdes<br />
Der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst organisiert jedes Jahr<br />
Anfang Mai eine Pilgerreise für rund 300 Personen nach<br />
Lourdes. Zu dieser Zeit treffen einander dort <strong>Malteser</strong><br />
und Pilger aus aller Welt zum Wallfahren im <strong>Die</strong>nste der<br />
42<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
Nächstenliebe. Eine der Hauptaufgaben der <strong>Malteser</strong><br />
ist seit jeher die Betreuung von Menschen mit Krankheit<br />
und Behinderung. <strong>Die</strong>se gemeinsame Pilgerfahrt<br />
von Kranken, Gesunden und <strong>Malteser</strong>n nach Lourdes ist<br />
nicht nur eine der Kerntätigkeiten der <strong>Malteser</strong>, sondern<br />
auch ein spiritueller Höhepunkt für alle Mitfahrenden.<br />
Informationen zur Reise<br />
• Flug direkt ab Wien bzw. ab Salzburg nach Tarbes<br />
sowie Transfer zu und von den Flughäfen<br />
• Besuch der internationalen Hl. Messe des <strong>Malteser</strong>ordens<br />
• Teilnahme an Sakraments- und Lichterprozession<br />
• Besuch der Grotte, Krankensalbung, Beichtgelegenheiten<br />
• Gebet, Gesang, Gespräche, Freude, Gemeinschaftserlebnis<br />
• Unterbringung und Betreuung in Lourdes<br />
• Personen mit Betreuungsbedarf: Modern ausgestattetes<br />
Hospiz im Heiligen Bezirk<br />
• Pilger: Hotel Stella in Gehdistanz zum Heiligen Bezirk<br />
• <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> gewährleisten volle pflegerische<br />
Betreuung rund um die Uhr<br />
• Zur Verfügung stehen außerdem Ärzte und Krankenschwestern<br />
• Wer kann mitkommen?<br />
• Wir freuen uns, Sie als Pilger bei uns begrüßen zu<br />
dürfen<br />
• Pflegebedürftige Reisende: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> machen es<br />
möglich<br />
Kostenbeitrag € 1.160,- pro Per. (all inclusiv)<br />
Vorbereitung<br />
• Bei Bedarf ärztliches Attest und Krankengeschichte<br />
• Persönliche Medikamente und Pflegeutensilien mitbringen<br />
Wie Sie helfen können<br />
Auch ohne an der Wallfahrt direkt teilzunehmen, können<br />
Sie zum Gelingen beitragen. Mit Ihrer Hilfe ermöglichen<br />
wir Menschen, die ihr Leben zumeist in großer Isolation<br />
führen müssen, eine unvergessliche Woche in Lourdes.<br />
Bitte unterstützen Sie uns dabei, diesen Menschen eine<br />
wunderschöne Zeit zu ermöglichen, denn nicht alle<br />
können die Kosten für die Wallfahrt selbst tragen.<br />
Zu den Gesamtkosten der Wallfahrt können Sie<br />
auf vielfältige Art beitragen:<br />
z. B. € 600,– für den Flug pro Person<br />
z. B. € 180,– für die Verpflegung pro Person<br />
z. B. € 90,– für die medizinische Versorgung pro Person<br />
Aber auch schon mit € 10,– können Sie helfen, Träume<br />
wahr werden zu lassen.<br />
Ihre Spende hilft direkt<br />
Wir versprechen, dass Ihre Spende direkt kranken<br />
und hilfsbedürftigen Personen zugute kommt, da vor,<br />
während und nach der Wallfahrt die Betreuung, medizinische<br />
Versorgung und Organisation nur durch ehrenamtlich<br />
tätige <strong>Malteser</strong> erfolgt, die keine Bezahlung erhalten.<br />
Spendenkonto: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 43
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER KINDERHILFE<br />
GESCHENKE, DIE VON HERZEN KOMMEN<br />
<strong>Die</strong> MALTESER Kinderhilfe hat regelmäßig Anlass, sich zu bedanken. Viele, ganz besondere Geschenke von lieben Menschen lassen<br />
Kinderaugen strahlen und helfen dabei, den Bewohnern des Hilde Umdasch Hauses ihren Alltag zu erleichtern. Wir bedanken uns<br />
bei all unseren großzügigen Spendern, Unterstützern und Freunden des Hauses.<br />
Von Katrin König<br />
Musik, die berührt<br />
Es fungiert als Tröster, Anker, Beruhiger und Helfer in<br />
verschiedensten Situationen: Das Klangei® next. Es ist<br />
ein Vibrationsplayer und überträgt die Schwingungen<br />
der Musik auf jeden resonanzfähigen Untergrund, auf<br />
dem es steht. <strong>Die</strong> eigens dafür vom Komponisten Andy<br />
Eicher produzierte Entspannungsmusik befindet sich auf<br />
einer microSD-Karte. Das besondere „Musikei“ ist für<br />
Kinder jeden Alters geeignet, um über seine Klänge die<br />
frühkindliche Entwicklung und kognitive Denkprozesse<br />
zu fördern. Seit Kurzem dürfen sich die kleinen Gäste<br />
im Hilde Umdasch Haus darüber freuen. Sie haben ein<br />
Klangei® next von Andy Eicher und dessen Frau Bettina<br />
geschenkt bekommen. Bettina Eicher ist intuitive<br />
Malerin und Kreativcoach sowie diplomierte Gesundheits-<br />
und Krankenpflegerin und diplomierte Gesundheitspädagogin<br />
für Kinder. Sie hat die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />
im Hilde Umdasch Haus eine Zeit lang unterstützt<br />
und mit ihrer liebevollen und herzlichen<br />
Art bereichert. Sie hat sechs<br />
wundervolle SD-Karten-Coverbilder während dem Hören<br />
der dazugehörigen Musik gemalt. Das gesamte Team der<br />
<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe bedankt sich im Namen aller Bewohner<br />
für die liebe Geste.<br />
Selbstgestrickte Hauben und Schals<br />
<strong>Die</strong> Mitarbeiter der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus bekamen<br />
unlängst wieder besonders netten Besuch. Erika Czarnecki<br />
aus Amstetten brachte wunderschöne, selbstgestrickte Hauben und<br />
Schals für die Kinder vorbei. Frau Czarnecki strickt leidenschaftlich<br />
gerne. Mit den Worten „Mich werdet ihr nicht mehr los“ kündigte sie<br />
weitere Geschenke an – etwa Decken und passende Socken für jene<br />
Bewohner, die Beinschienen tragen müssen. Schon eine Woche später<br />
wurden die Spezial-Socken geliefert. Frau Czarnecki versorgt viele<br />
Menschen, die es im Leben nicht so einfach haben, mit ihren liebevollen<br />
Geschenken – so auch das Frauenhaus Amstetten und andere<br />
soziale Einrichtungen. Für ihr besonderes Engagement bedankt sich<br />
die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im Namen aller Kinder und Mitarbeiter von<br />
ganzem Herzen.<br />
44<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Ein Glasbild für die Kapelle<br />
Familie Deinhofer vom Biobauern-Hofladen in Amstetten spendete ein wunderschönes<br />
Glasbild für die Kapelle des Hilde Umdasch Hauses. Das Bild wurde von der verstorbenen<br />
Frau Silvia Deinhofer um die Jahrhundertwende angefertigt und ist ein Duplikat<br />
eines Bildes aus dem 14./15. Jahrhundert, das von Frau Deinhofer restauriert wurde.<br />
Ein ganz großes Dankeschön dafür!<br />
Laptop sowie ein eigenes Bankkonto und startete im<br />
September 2022 die Ausbildung in der Tagesstätte von<br />
Assist Gemeinnützige GmbH in Amstetten. Sie entwickelte<br />
sich durch die Arbeit und den Kontakt mit gleichaltrigen<br />
Menschen äußerst positiv.<br />
Aufgrund der schweren Beeinträchtigung der anderen<br />
Bewohner im Hilde Umdasch Haus und auch auf Grund<br />
ihres Alters wird der Umzug nach Ardagger für Kerstin<br />
eine große Bereicherung darstellen. Sie hat zukünftig in<br />
der Tageswerkstätte bei Assist, als auch in der Wohngemeinschaft<br />
in Ardagger die Möglichkeit, sich mit anderen<br />
erwachsenen Menschen auszutauschen und ihre Interessen<br />
und Hobbies mit anderen zu teilen.<br />
Tolle Zukunftsaussichten für Kerstin<br />
Kerstin ist 19 Jahre alt und wohnt seit Anfang 2020 im<br />
Hilde Umdasch Haus. Sie ist die aktivste und selbständigste<br />
Bewohnerin dort, welche sehr engagiert im Alltag<br />
mithilft und auch gerne erzählt, was sie erlebt hat. Nun<br />
steht der Umzug in die neu errichtete Wohngemeinschaft<br />
für Menschen mit Behinderung in Ardagger bevor.<br />
Während ihrem dreijährigen Aufenthalt im Hilde<br />
Umdasch Haus hat Kerstin die Sonderschule für Kinder<br />
mit erhöhtem Förderbedarf in Amstetten besucht. Das<br />
Lernen hat ihr viel Freude bereitet und sie hat auch in<br />
ihrer Freizeit gerne mit Unterstützung der Mitarbeiter<br />
der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe geübt. Sie beendete die Ausbildung<br />
mit dem Schuljahr 2021/22. Neben dem Schulunterricht<br />
konnte sie den Musikgarten von Sigrid Weinstabl<br />
besuchen und das Rollitraining mit Günter Gritsch vom<br />
VKKJ absolvieren. Sie feierte 2022 ihren 18. Geburtstag,<br />
lernte das Fahren mit ihrem neuen E-Rolli, erhielt einen<br />
Am Freitag, 27. Jänner konnte sich Kerstin ein konkretes<br />
Bild von ihrem neuen Zuhause machen. Zusammen<br />
mit ihren Bezugspflegekräften Maria Kroiss und Tanja<br />
Frühauf-Brandstetter sowie mit Pädagogen Michael<br />
Kneidinger besuchte sie die Wohngemeinschaft und<br />
durfte auch schon ein paar persönliche Dinge mitbringen.<br />
Ihr Lieblingsbild, das sie von einer Mitarbeiterin der<br />
<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus bekommen<br />
hat, schmückt auch zukünftig die Wand in ihrem Zimmer.<br />
Außerdem konnte sie eine Nachttischlampe und<br />
eine Kuscheldecke mitbringen. Von ihren beiden Bezugspflegerinnen<br />
hat sie bei dieser Gelegenheit eine Kuschelkatze<br />
inklusive Körbchen und Bürste bekommen, die nun<br />
auch schon in Kerstins Zimmer auf ihren Einzug wartet.<br />
Kerstin fühlte sich bei ihrem ersten Besuch schon sehr<br />
wohl und freut sich schon auf den neuen Lebensabschnitt.<br />
Das gesamte Team der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe wünscht<br />
Kerstin auf Ihrem Weg von ganzem Herzen alles Gute.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 45
MALTESERÖSTERREICH<br />
Faschingsstimmung im Hilde Umdasch Haus<br />
Den trüben und kalten Tagen im Februar zum Trotz widmete sich<br />
Pädagogin Sabrina Forsthofer zusammen mit den Bewohnern des Hilde<br />
Umdasch Hauses der Vorbereitung auf die alljährliche Faschingsparty.<br />
<strong>Die</strong> Innenräume des Hilde Umdasch Hauses wurden geschmückt. In<br />
der Tagesstruktur für die kleinen und großen Bewohner wurden Verkleidungen<br />
zum Motto „Tiere“ besprochen und dazu passende Faschingslieder<br />
gesungen. Am Faschingsdienstag selbst fand die traditionelle<br />
Faschingsparty mit Disco, Konfetti und Luftschlangen statt, bei der die<br />
Kinder passend zu ihrer Verkleidung geschminkt wurden. Außerdem<br />
gab es Würstel mit Gebäck und Faschingskrapfen – eine der Lieblingsspeisen<br />
der Kinder.<br />
Das Wort Gottes mit Pfarrer Peter Bösendorfer<br />
Einmal im Quartal wird der Wort-Gottes-<strong>Die</strong>nst mit Pfarrer Peter<br />
Bösendorfer im Hilde Umdasch Haus gefeiert. Zusätzlich dazu fand<br />
im Vorjahr eine Wallfahrts-Messe für den Sozialdienst Mostviertel in<br />
unserer Kapelle statt und ein Wort-Gottes-<strong>Die</strong>nst zu Weihnachten.<br />
<strong>Die</strong> Feiern werden stets von Mitarbeitern, Freunden des Hauses oder<br />
Familienmitgliedern von Bewohnern musikalisch gestaltet. Für die<br />
Bewohner des Hilde Umdasch Hauses sind diese Feiern stets eine willkommene<br />
Abwechslung.<br />
Volkstümliches Benefizkonzert<br />
Der gerade mal 17 Jahre alte Marvin Lorenz, Musiker und Entertainer<br />
aus Stephanshart, hatte vor einigen Monaten einen Bericht über<br />
die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe gelesen. Das veranlasste den jungen Mann,<br />
ein einzigartiges Benefizkonzert auf die Beine zu stellen und dazu<br />
gleich mehrere Musikgruppen einzuladen. Unter dem Titel<br />
„Musikantenstadl 2.0“ begeisterten im Schlosshotel Zeillern die<br />
Künstler „Alpenfeuer“, „<strong>Die</strong> Kurvenschneider“, „<strong>Die</strong> Dorfzigeuner“,<br />
„<strong>Die</strong> 3 Zünftigen“ sowie Marco Spiegl und Josef Heher als Hansi<br />
Hinterseer-Double das Publikum. Alle Künstler verzichteten zugunsten<br />
der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe auf ihre Gage. Das Schlosshotel<br />
Zeillern stellte den Veranstaltungsraum kostenlos zur Verfügung.<br />
Das Team der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe freut sich über das soziale Engagement<br />
und über die tolle Initiative und sagt herzlich Danke!<br />
46<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Mit Liebe selbstgemacht<br />
Julia Sponseiler ist Gründerin und Inhaberin von „Jullina“ (www.<br />
jullina.at/Instagram @jullina.handgemacht). Ihr Produktsortiment<br />
umfasst liebevoll genähte und individuelle Kindermode aus Bio-<br />
Stoffen sowie einzigartige personalisierte Geschenkideen. Um den<br />
kleinsten Bewohnern des Hilde Umdasch Hauses eine Freude zu<br />
machen, hat sich Julia Sponseiler dazu entschieden, sie mit gemütlichen<br />
Pumphosen, Pullis, Schals, Hauben und Stirnbändern auszustatten.<br />
Vielen lieben Dank, Julia!<br />
Eine herzliche Botschaft<br />
Nach Weihnachten erhielten die Mitarbeiter der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe eine besonders herzliche Botschaft: Eine Spende<br />
über € 110,– wurde zusammen mit einer Weihnachtskarte persönlich übergeben. <strong>Die</strong> Worte berührten das Team der<br />
<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe zutiefst:<br />
„Sehr geehrtes Team vom Hilde Umdasch Haus!<br />
13 Familien aus Matzendorf/St. Georgen/Y. besuchten einander in der Adventszeit, um mit Gebet und<br />
Gastfreundschaft das Fest der Geburt unseres Erlösers zu erwarten. Im Lukasevangelium lesen wir,<br />
dass Maria das Jesuskind in eine Krippe legte, weil in der Herberge kein Platz mehr war. Das Hilde<br />
Umdasch Haus hat Platz für Kinder, die wegen ihrer Erkrankung nicht zu Hause leben können. Durch<br />
euren Einsatz ist es möglich, dass Kinder in schwierigen Lebensphasen eine Herberge haben. Mit unserem<br />
kleinen Beitrag wollen wir dafür DANKE sagen.“<br />
Das gesamte Team der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe bedankt sich bei den 13 Familien von Herzen. Es tut<br />
unbeschreiblich gut, diese lieben Worte zu lesen.<br />
Schneider Consult Ziviltechniker GmbH<br />
spendet € 1.500,–. Danke!<br />
Großzügige Spende vom Club Niederösterreich. Vergelt’s Gott!<br />
(Copyright TIPS Amstetten, Fr. Aichinger Michaela)<br />
Spendenübergabe Kinderhilfelauf 2022<br />
Beim 6. Kinderhilfelauf Amstetten wurde ein neuer Spendenrekord<br />
erzielt: Insgesamt wurden € 33.964,89 gesammelt<br />
und als Spendenscheck an die <strong>Malteser</strong><br />
Kinderhilfe übergeben. Danke, danke, danke! Mit diesem<br />
Geld können wichtige Förder- und Therapiemittel<br />
für die jungen Bewohner des Hilde Umdasch Hauses angeschafft<br />
werden.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 47
MALTESERÖSTERREICH<br />
Weihnachten im Hilde Umdasch Haus<br />
<strong>Die</strong> Bewohner des Hilde Umdasch Hauses erhielten zu Weihnachten Geschenke von der „Wichtel Challenge“. Hier<br />
können Menschen über die Online-Plattform www.wichtelchallenge.at Wünsche von bedürftigen Bewohnern sozialer<br />
Einrichtungen erfüllen.<br />
Zusätzlich dazu hat Frau Wimmer aus Amstetten einen „Wünsche-Baum“ zugunsten der Bewohner des Hilde Umdasch<br />
Hauses am Hauptplatz in Amstetten aufgestellt. Hier konnten Wünsche gepflückt und erfüllt werden. Am 22. Dezember<br />
brachte Frau Wimmer die gesammelten Geschenke ins Hilde Umdasch Haus.<br />
Gerade für jene Bewohner des Hilde Umdasch Hauses, die keinen Kontakt zu ihren Familien haben, sind Initiativen<br />
wie diese außerordentlich wertvoll. <strong>Die</strong> Freude war riesengroß!<br />
Am 24. Dezember wurde mit dem diensthabenden Pflegepersonal Weihnachten gefeiert. Eine Reiterstaffel vom Reitverein<br />
Geiger brachte uns das Friedenslicht, und am Abend wurden die Geschenke ausgepackt.<br />
<strong>Die</strong> Bäuerinnen Amstetten, die Landjugend Amstetten, der Bildungshof Gießhübl und private Spender unterstützten<br />
die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe mit köstlichen Weihnachtskeksen und Apfel-/Früchtebrot. <strong>Die</strong> selbstgebackenen Delikatessen<br />
konnten gegen eine freiwillige Spende zugunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe verteilt werden. Auch Interspar<br />
Amstetten beteiligte sich an dem karitativen Kekse-Verkauf und stellte Zutaten fürs Keksebacken im Wert von rund<br />
€ 200,– zur Verfügung.<br />
48<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER CARE<br />
AUSBILDUNG ZUR HEIMHILFE<br />
MALTESER Care startet eine neue Ausbildungsoffensive zur Heimhilfe mit Jobgarantie.<br />
Von Susanne Wick<br />
Heimhilfen sind die helfenden Hände wo immer sie<br />
gebraucht werden …<br />
Wir suchen engagierte Teilnehmer für die Ausbildung zur<br />
Heimhilfe mit Jobgarantie. <strong>Die</strong> kostenlose dreieinhalbmonatige<br />
Vollzeitausbildung befähigt sie zur Ausübung<br />
des Berufs Heimhelfer. Schon während der Ausbildung<br />
werden sie von uns begleitet und können im Praktikum<br />
bei uns erste Erfahrungen sammeln. Während der Ausbildung<br />
erhalten sie eine finanzielle Unterstützung des AMS<br />
in Höhe von mindestens € 894,90 pro Monat. <strong>Die</strong> Teilnehmer<br />
sind kranken-, unfall- und pensionsversichert.<br />
Wir garantieren nach abgeschlossener Ausbildung einen<br />
fixen Job als Heimhelfer bei <strong>Malteser</strong> Care im Ausmaß<br />
von mindestens 30 Wochenstunden.<br />
Hilfe und Unterstützung in vielen Lebensbereichen<br />
<strong>Die</strong> Aufgaben im Bereich der Haushaltsführung beinhalten<br />
das Aufräumen, das Erledigen von Besorgungen, die<br />
Versorgung der Wäsche, die Zubereitung kleiner Mahlzeiten,<br />
und vieles mehr.<br />
Heimhilfen unterstützen beim An- und Auskleiden, bei<br />
der Körperpflege wie etwa beim Waschen, Duschen und<br />
Baden sowie Versorgung bei Inkontinenz. Sie erinnern an<br />
die Medikamenteneinnahme und tragen dazu bei, dass<br />
die uns anvertrauten Menschen mehr Lebensqualität im<br />
Alter genießen können.<br />
Viele Menschen, die alleine leben, brauchen oft Ansprache<br />
oder eine Anregung zur Beschäftigung. Hier kann<br />
man unterstützend helfen, ebenso bei der Förderung von<br />
Kontakten im sozialen Umfeld. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit mit<br />
Fachkräften aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich gehören<br />
ebenso dazu wie Beobachtung und Dokumentation<br />
der durchgeführten Maßnahmen.<br />
Wir bieten<br />
• Multiprofessionelles Team<br />
• Erfahrene und qualifizierte Kollegen<br />
• Arbeiten auf Augenhöhe<br />
• Respektvoller Umgang im Team<br />
• Wertschätzendes Miteinander und Füreinander<br />
• Faire Entlohnung nach SWÖ-Kollektivvertrag<br />
• Mitgestaltungsmöglichkeiten im Arbeitsumfeld<br />
• Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
JETZT bewerben unter www.malteser.care/jobs<br />
Ihre aussagekräftige Bewerbung senden Sie bitte<br />
an:<br />
<strong>Malteser</strong> Care GmbH, Ungargasse 3A, 1030 Wien<br />
Herr Esmir Kavazovic MBA – Pflegemanagement/PDL,<br />
E: esmir.kavazovic@malteser.care<br />
In Kooperation mit dem WAFF, AMS und mehreren Ausbildungsinstitutionen<br />
in Wien<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 49
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER CARE<br />
EINE „BABYBOOMERIN“ *) GEHT IN PENSION<br />
Christine Peyfuß wurde am 14. April 1963 als Tochter eines praktischen Arztes und einer Krankenschwester in Leoben<br />
in der Steiermark geboren und verbrachte dort mit ihrer Schwester und ihrem Bruder Kindheit und Schulzeit.<br />
Nach erfolgreicher Absolvierung der Krankenpflegeschule<br />
im Jahr 1984, startete Christine ihre Karriere in der Abteilung<br />
für Innere Medizin des Landeskrankenhauses Leoben.<br />
Von Susanne Wick<br />
Im Jahr 1987 heirateten sie und ihr Mann Wilfried und<br />
das Paar übersiedelte nach Wien, wo Christine in einem<br />
medizinisch-technischen Labor arbeitete. Ein Jahr später<br />
kam ihr Sohn Bernhard zur Welt. Nach mehreren erfolgreichen<br />
Jahren in Wien ging es nach Steyrling in Oberösterreich,<br />
wo Christine im Bereich der Hauskrankenpflege<br />
als Einsatzleiterin tätig war. Seit 2011 war Christine<br />
dann als Case & Care-Managerin für <strong>Malteser</strong> Care in<br />
Oberösterreich und der Steiermark tätig.<br />
Liebe Christine, Du gehst bald in Deinen wohlverdienten<br />
Ruhestand, zwölf Jahre bei <strong>Malteser</strong> Care<br />
waren eine sehr erfolgreiche und sicherlich auch<br />
sehr ereignisreiche Zeit. Was waren Deine persönlichen<br />
Highlights, wenn Du die Zeit bei <strong>Malteser</strong><br />
Care Revue passieren lässt?<br />
Mein Start bei <strong>Malteser</strong> Care war in der Zeit des Aufbaus<br />
in Oberösterreich. Unermüdliches Schaffen, Stolz auf das<br />
Erreichte und ja nicht nachlassen. Das noch kleine Team<br />
hat sich gemeinsam unterstützt und oft bis in die Nacht<br />
und am Wochenende gearbeitet. Mit wachsendem Kundenstamm<br />
konnte das Team Oberösterreich erweitert<br />
und vergrößert werden.<br />
Du hast fast 40 Jahre im Pflegebereich gearbeitet,<br />
was hat sich aus Deiner Sicht in den Jahren geändert?<br />
<strong>Die</strong> aktive Pflege am Patienten ist für eine diplomierte<br />
Pflegefachkraft immer mehr in den Hintergrund getreten,<br />
der administrative Teil immens gestiegen. Der Computer<br />
ist nach meiner Ausbildung sowohl im stationären als auch<br />
im mobilen Bereich zum Standardgerät geworden.<br />
Früher gab es vor allem Arbeitsplätze im Krankenhaus<br />
oder im Altersheim. In den vergangenen Jahrzehnten<br />
entwickelte sich die „Mobile Betreuung“ und die 24-Stunden-Pflege<br />
im häuslichen Bereich zu einem wichtigen<br />
Bestandteil der österreichischen Pflegelandschaft. Unzählige<br />
beratende Tätigkeiten gehören heute zum Aufgabenbereich<br />
einer diplomierten Pflegefachkraft.<br />
Warum würdest Du jungen Menschen empfehlen<br />
den Pflegeberuf zu wählen?<br />
Das Arbeiten mit und am Menschen, persönliches Einwirken<br />
und „Gutes, Erfüllendes tun“. Der Pflegeberuf ist<br />
ein sehr gefragter Beruf und sehr krisensicher. Vielfältige<br />
Sonderausbildungen sind nach der Grundausbildung jederzeit<br />
und nach Interesse möglich.<br />
Warum sollten sie Deiner Meinung nach unbedingt<br />
Teil des Teams von <strong>Malteser</strong> Care werden?<br />
<strong>Die</strong> Case- und Care-Manager in der 24-Stunden-Pflege<br />
sind ein überschaubarer Teil des Teams von <strong>Malteser</strong> Care.<br />
Der persönliche Kontakt unter den Kollegen, Hilfestellungen<br />
und Fragen schweißen das Team zusammen.<br />
50<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Das Case- und Care-Management ist sehr umfassend.<br />
Der ständige Kontakt mit den Klienten und den Angehörigen,<br />
den Ärzten, Therapeuten und den Betreuungspersonen<br />
vor Ort, erfordert gemeinsame Problemlösungen<br />
aller Beteiligten.<br />
So können unsere Klienten in ihrem gewohnten Umfeld<br />
zu Hause betreut und gepflegt werden.<br />
Du wirst jetzt mehr Zeit haben Dein Leben zu<br />
genießen, worauf freust Du Dich am meisten?<br />
Etwas Zeit für mich zu haben, Lesen, Reisen.<br />
Andererseits werden mein Mann und ich in einem<br />
Jahr wieder in die Steiermark übersiedeln und ich<br />
werde dafür die nötigen Vorbereitungen treffen.<br />
Hast Du ein persönliches Lebensmotto?<br />
Carpe diem – Nutze den Tag.<br />
Liebe Christine, wir dürfen Dir, auch im Namen<br />
aller Kollegen, für Dein großes Engagement und<br />
Deinen unermüdlichen Einsatz, den Du die letzten<br />
zwölf Jahre für <strong>Malteser</strong> Care geleistet hast, von<br />
ganzem Herzen danken und Dir alles, alles Gute<br />
für Deinen Ruhestand wünschen.<br />
*) Mit der Baby-Boomer-Generation sind die besonders geburtenstarken<br />
Jahrgänge von 1956 bis 1969 gemeint, die jetzt schrittweise in Pension<br />
gehen. Ihnen folgen die geburtsschwächsten Jahrgänge ins Erwerbsleben,<br />
dadurch verschärft sich der Fachkräftemangel. Hiervon ist vor<br />
allem auch der Pflegebereich betroffen.<br />
MALTESER CARE<br />
AM BEGINN DER<br />
PFLEGE-<br />
KATASTROPHE<br />
<strong>Die</strong> 24-Stunden-Betreuung muss gerettet werden!<br />
Von Susanne Wick<br />
Wo bleibt die Menschenwürde?<br />
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, alles dafür zu tun,<br />
dass die 24-Stunden-Betreuung in Österreich ein fixer<br />
Bestandteil der österreichischen Pflegelandschaft bleibt.<br />
Es muss nicht nur ihre Finanzierung adäquat angepasst<br />
und sichergestellt werden, sondern es müssen ebenso<br />
ausreichend qualifizierte Betreuungspersonen in Österreich<br />
für die Betreuung von Klienten im eigenen zu Hause,<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Wie wir bereits mehrmals darauf hingewiesen haben, hat<br />
der Gesetzgeber die im Jahr 2007 eingeführte Förderung<br />
von € 550,– seither nicht erhöht und an die Inflation angepasst,<br />
was zur Folge hat, dass sich immer mehr betreute<br />
Personen ihre Betreuung nicht mehr leisten können<br />
und immer mehr Menschen, die eine Betreuung zu Hause<br />
benötigen würden, auf Grund nicht ausreichender finanzieller<br />
Mittel, nicht versorgt werden können.<br />
Evelyn Brezina, Klientin von <strong>Malteser</strong> Care und Betroffene<br />
ist empört: „Seit heute haben es alle zu Pflegenden<br />
selbst am Konto gesehen. So sieht die Hilfe der Bundesregierung<br />
in der 24h-Pflege-Misere aus:<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 51
MALTESERÖSTERREICH<br />
Der Zuschuss zur 24-Stunden-Betreuung wurde von monatlich<br />
€ 550,– (viel zu wenig), um € 90,– pro Monat erhöht.<br />
Aber wenn ein Mensch im Pflegeheim betreut wird,<br />
bezahlt von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich,<br />
der Staat bis zu € 9.000,– im Monat!<br />
Wie soll ich als Berufsunfähigkeitspensionistin mit Mindestpension<br />
und trotz Pflegestufe 7 (die nicht ausreicht),<br />
damit 2 Pflegerinnen mehr Honorar bezahlen, wenn ich<br />
alleine für Heizung und Strom € 130,– mehr pro Monat<br />
zahlen muss? Abgesehen davon, € 90,– geteilt durch zwei<br />
Pflegerinnen dividiert durch 14 Tage (= 1 Turnus), ergibt<br />
eine Erhöhung von € 3,2 pro Tag bei einer Anwesenheitszeit<br />
von 22 Stunden täglich! Das sind € 0,14/Stunde!“<br />
<strong>Die</strong> Förderung muss verdoppelt werden<br />
Für Helmut Lutz, Geschäftsführer von <strong>Malteser</strong> Care ist<br />
klar, dass die Förderung endlich verdoppelt werden muss,<br />
damit die 30.000 Familien in Österreich, die darauf vertrauen,<br />
nicht im Stich gelassen zu werden, auch tatsächlich<br />
adäquate Hilfe erhalten. Alles andere ist zynisch und sollte<br />
nicht als besondere Errungenschaft gefeiert werden.<br />
<strong>Die</strong> Rot-Weiß-Rot-Karte, auch für Fachkräfte aus dem<br />
Pflegebereich, wäre eine gute Lösung, aber …<br />
... um die Rot-Weiß-Rot-Karte zu erhalten, müssen derzeit<br />
Drittstaatsangehörige unterschiedlicher Berufs- und<br />
Qualifikationsgruppen bei einer Liste von Voraussetzungen<br />
eine bestimmte Punktezahl erreichen, was in etlichen<br />
Fällen scheitert. Auch findet eine Differenzierung beim<br />
Alter statt. So gibt es die volle Punktzahl bis zum 30. Lebensjahr,<br />
ab 40 gibt es null Punkte und so bleibt der Zugang<br />
zum Arbeitsmarkt für ältere Fachkräfte verwehrt.<br />
Zusätzlich wird der Zugang durch bürokratische, administrative<br />
und formalistische Hürden sowohl für potentielle<br />
Fachkräfte als auch für die österreichischen Unternehmen,<br />
die diese dringend benötigen, erschwert.<br />
Der Gesetzgeber befasst sich aktuell mit einer Reform<br />
der Rot-Weiß-Rot-Karte und hat gemeinsam mit der<br />
österreichischen Standortagentur, der Austrian Business<br />
Agency (ABA) eine Plattform „Work in Austria“ ins Leben<br />
gerufen. <strong>Die</strong>se soll mehrsprachige Information und gezielte<br />
Beratung sowie Unterstützung bei Antragsverfahren<br />
anbieten.<br />
Wir können nur hoffen, dass endlich Reformen und nicht<br />
nur leere Versprechen zum Wohl aller angegangen werden!<br />
Personal und Fachkräftemangel ergänzen die<br />
Pflegemisere<br />
Seit Jahren wissen alle im Pflegebereich tätigen Akteure,<br />
dass wir es mit einem immensen Personalproblem zu tun<br />
haben, da die geburtenstarken Jahrgänge 1956 bis 1969,<br />
die sogenannten Babyboomer, in Pension gehen und die<br />
geburtenschwächsten Jahrgänge ins Berufsleben einsteigen.<br />
Wie kann diesem Fachkräftemangel schneller<br />
entgegengewirkt werden?<br />
52<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER ORDENSHAUS UND MALTESER CARE<br />
JETZT MITGLIEDER DER PLATTFORM<br />
DEMENZFREUNDLICHES WIEN<br />
Von Susanne Wick, Gerhard Ernst<br />
<strong>Malteser</strong> Care ist jetzt offizielles<br />
Mitglied der Plattform demenzfreundliches<br />
Wien!<br />
<strong>Die</strong> Plattform demenzfreundliches Wien<br />
ist ein Bogen, den die Stadt Wien über<br />
alle Initiativen spannt, die sich zum Thema<br />
Demenzfreundlichkeit engagieren.<br />
Das sind derzeit rund 70 Mitgliederorganisationen, dabei<br />
sind alle 23. Bezirke, Betroffenen-, Angehörigen-,<br />
Pflege- und Betreuungsorganisationen, Bildungsinstitutionen<br />
sowie öffentliche Stellen wie die Wiener Linien,<br />
Krankenhäuser, Wiener Wohnen, die Universität Wien,<br />
die Polizei und viele mehr …<br />
<strong>Malteser</strong> Care bietet Ihnen die Möglichkeit, sich ausführlich<br />
über die Möglichkeiten der Unterstützung und<br />
Betreuung eines an Demenz erkrankten Angehörigen<br />
zu Hause zu informieren und gemeinsam mit Ihnen ein<br />
für den Betroffenen optimales Betreuungsmodell zu erstellen.<br />
Bitte kontaktieren Sie dafür unser kompetentes<br />
Team.<br />
Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ist stolzes Mitglied im<br />
Netzwerk „demenzfreundliches Wien Landstraße“<br />
Teilnahme am Aktionstag in Wien Mitte „The Mall“<br />
Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus freut sich sehr darüber, seit<br />
Oktober 2022 Mitglied im Netzwerk „demenzfreundliches<br />
Wien Landstraße“ zu sein. <strong>Die</strong> Initiative setzt<br />
sich dafür ein, dass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen<br />
in der Stadt Wien bestmöglich unterstützt<br />
werden. Wir sind davon überzeugt, dass das Netzwerk<br />
wichtige Arbeit leistet und schätzen uns glücklich, Teil<br />
davon zu sein. Am Aktionstag des Netzwerkes „demenzfreundliches<br />
Wien Landstraße“ in Wien Mitte „The Mall“<br />
waren unser Geschäftsführer Herr Mag. Kissich und unser<br />
Pflegedienstleiter Herr Ernst (MSc) persönlich anwesend<br />
und ließen es sich nicht nehmen, den vielen interessierten<br />
Besuchern das Angebot des Ordenshauses<br />
vorzustellen.<br />
www.malteser.care<br />
www.malteser-ordenshaus.at<br />
www.senior-in-wien.at/p/demenzfreundlicheswien<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 53
MALTESERÖSTERREICH<br />
Christkindlmarkt im Schloss Kobersdorf: Vielen Dank an Anni Schlanitz, Stefanie und Moritz Schuschnigg für die<br />
Organisation unseres Punschstandes, sowie das tolle Ergebnis, das uns weiterhin ermöglicht, viele Ausflüge mit unseren<br />
Betreuten zu unternehmen.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
BURGENLAND<br />
Neues von der Ausbildungsgruppe 2022/23<br />
<strong>Die</strong> heurigen ABler konnten bei einem gemütlichen<br />
Abendessen ihre Paten kennenlernen. Alle freuen sich<br />
nun schon auf die gemeinsamen <strong>Die</strong>nste.<br />
Weihnachtsfeier im <strong>Malteser</strong> Ordenshaus<br />
Wunderbar, dass wir nach so langer Zeit wieder eine gemeinsame Weihnachtsfeier mit fast 60 Bewohnern im prachtvollen<br />
Refektorium erleben durften. Es wurde gesungen, gebetet und <strong>Malteser</strong>-Lebkuchen wurden übergeben.<br />
54<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
WIEN<br />
VinziRast: Montags kümmern sich die <strong>Malteser</strong> in der<br />
VinziRast im 12. Bezirk um eine warme Mahlzeit für<br />
Obdachlose. Dabei ergibt sich immer wieder ein netter<br />
Austausch.<br />
Valletta: Jeden Mittwoch Abend treffen sich unter einem wöchentlich<br />
wechselndem Thema ehrenamtliche <strong>Malteser</strong> mit unseren Betreuten. Dort<br />
wird gebastelt, gespielt, gesungen und gelacht. Gemeinschaft und Kreativität<br />
stehen dabei im Mittelpunkt.<br />
VOLKSSCHUL-REA: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> bieten Reanimationskurse in Volksschulen an, in denen Kinder mit erster Hilfe<br />
vertraut werden. So erlernen sie spielerisch Basiskenntnisse auf diesem Gebiet, um selbst in einem Notfall zu kleinen<br />
Lebensrettern zu werden.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 55
MALTESERÖSTERREICH<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
SALZBURG<br />
Weihnachtssammlung in der Pfarre Gnigl ...<br />
Adventfeier: Erzabt Korbinian Birnbacher OSB bei der<br />
Predigt und gemeinsamem Weihnachtsliedersingen ...<br />
... und Salzburg Dom (v.l.n.r. Max Kurz-Thurn-Goldenstein,<br />
Anna Weinkamer).<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
SALZBURG<br />
... Adventfeier (v.l.n.r. Dr. Sebastian Huber (2. Landtagspräsident),<br />
Udo Thianich-Schwamberger (Bereichsleiter),<br />
Max Kurz-Thurn-Goldenstein (Stv. Bereichsleiter),<br />
OMR Dr. Werner Aufmesser (Präsident des Roten<br />
Kreuz Salzburg).<br />
Keksebacken für unsere Betreuten als Weihnachtsüberraschung<br />
bei Hausbesuchen.<br />
Gemeinsame Jause vor der Monatsmesse im Jänner,<br />
anschließende Messe in der Kajetanerkirche ...<br />
Gemeinsames Pizzabacken mit unseren Betreuten ...<br />
56<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong><br />
... und gemeinsames Abendessen am wöchentlichen<br />
Ausbildungsabend.
MALTESERÖSTERREICH<br />
Weihnachtsfeier: Am 17.12.2022 hatten wir in der Steiermark unsere Weihnachtsfeier. Wir haben uns sehr gefreut,<br />
dass uns Corona dieses Jahr keinen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Nach einer schönen Messe, in der unsere<br />
neue Ausbildungsgruppe vorgestellt wurde und verdiente Mitglieder geehrt wurden, hatten wir noch ein gemütliches<br />
Beisammensein in der Herz Jesu Kirche.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
STEIERMARK<br />
Bereichsmesse: Auch im neuen Jahr trafen wir uns<br />
zur monatlichen Bereichsmesse.<br />
Neujahrsdinner: Am 20.1. feierten wir den Jahresbeginn<br />
nochmals mit unseren Betreuten. Wir wurden<br />
mit köstlichem Essen verwöhnt und damit starten wir<br />
gut ins Jahr <strong>2023</strong>.<br />
Sammlung: Auch in der Steiermark haben wir brav gesammelt. Vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 57
MALTESERÖSTERREICH<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
TIROL/VORARLBERG<br />
Einkehrwochenende<br />
<strong>Die</strong> Ausbildungsgruppen der Jahre 2021 und 2022 hielten<br />
gemeinsam mit dem Bereichsseelsorger Leopold Baumberger<br />
BA OPraem auf der Astenhütte am Pillberg ein Einkehrwochenende<br />
ab.<br />
Bereichsmesse und Totengedenken<br />
Mitte November feierten wir wieder<br />
eine Bereichsmesse mit großer Unterstützung<br />
der Ausbildungsgruppe. Wir<br />
gedachten der in diesem Jahr verstorbenen<br />
Betreuten.<br />
Adventkranzbinden und Weihnachtsfeier<br />
Im Rahmen eines gemeinsamen Abends wurden Adventkränze gebunden und Weihnachtskekse gebacken. Mitte Dezember<br />
fand im Leuthaus des Stiftes Wilten unsere Weihnachtsfeier statt.<br />
Fotos: Verein Hand auf‘s Herz / Franz Oss<br />
Friedensmarsch in Innsbruck<br />
Kurz vor Weihnachten nahmen wir<br />
gemeinsam mit den anderen Tiroler<br />
Einsatz- & Blaulichtorganisationen<br />
am Friedensmarsch des Vereins<br />
„Hand auf’s Herz“ mit Bischof<br />
Hermann Glettler teil.<br />
58<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
ERDBEBEN IN<br />
DER TÜRKEI UND<br />
SYRIEN<br />
MALTESER International organisiert Nothilfe.<br />
Von Elena Becker<br />
Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in<br />
Syrien am frühen Morgen des 6. Februars hat <strong>Malteser</strong><br />
International erste Nothilfemaßnahmen für die Betroffenen<br />
gesetzt. Der Bedarf ist riesig:<br />
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
sind etwa 23 Millionen Menschen in einem Gebiet größer<br />
als die Bundesrepublik Deutschland von den Folgen<br />
des Erdbebens betroffen. Mehr als 50.000 Menschen<br />
wurden getötet, 119.000 Menschen verletzt und ganze<br />
Ortschaften und ihre Häuser sowie die Infrastruktur<br />
(Strom, Wasser, Kanalsystem, etc.) komplett zerstört.<br />
Dazu kommt noch eine schwierige politische Situation<br />
im Grenzgebiet durch verfeindete bewaffnete Gruppierungen<br />
und Rebellen sowie der sehr kalte, eisige Winter.<br />
<strong>Malteser</strong> International ist seit 2012 in der Region tätig<br />
und unterstützt verschiedene Projekte für syrische Geflüchtete<br />
in der Türkei sowie Gesundheitseinrichtungen<br />
und Flüchtlingscamps in der Region Idlib in Nordwestsyrien.<br />
Von der Türkei steuern insgesamt 18 Mitarbeitende<br />
von <strong>Malteser</strong> International die Hilfsprojekte und<br />
vom Libanon aus werden Hilfsgüter in das riesige Erdbebengebiet<br />
gebracht.<br />
Informieren Sie sich über die laufenden Hilfsprojekte<br />
über die Webseiten und spenden Sie großzügig, denn<br />
Hilfe wird weiter benötigt!<br />
SPENDEN: <strong>Malteser</strong> Austria, www.malteser.at<br />
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800 (steuerlich<br />
absetzbar) oder <strong>Malteser</strong> International,<br />
www.malteser-international.org<br />
IBAN: DE10 3706 0120 1201 2000 12<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 59
MALTESERWELTWEIT MALTESERWELTWEIT<br />
Foto: © <strong>Malteser</strong> International<br />
Fotos: Nyokabi Kahura/<strong>Malteser</strong> International<br />
MALTESER INTERNATIONAL<br />
MALTESER UNTERSTÜTZEN DEN AUFBAU<br />
Auf der Straße liegen Verletzte, das Szenario ist täuschend echt. Kleine Gruppen von Helfenden haben sich in<br />
gelben Warnwesten um die am Boden liegenden Menschen versammelt, versorgen die aufgemalten Wunden, schienen<br />
Gliedmaßen und tragen die Patienten auf Tragen in die umstehenden Rettungswagen. <strong>Die</strong> Übung im Distrikt<br />
Kasese, im Südwesten Ugandas, ist Teil eines langfristigen Programms zum Aufbau des Rettungswesens in Uganda<br />
und Kenia.<br />
Verkehrsunfälle, Komplikationen bei der Geburt oder<br />
internistische Notfälle – in Kenia und Uganda sind das<br />
immer noch häufige Todesursachen. In den meisten<br />
Regionen fehlt ein zuverlässiges und funktionierendes<br />
Rettungsdienstsystem. <strong>Die</strong> Wahrscheinlichkeit, dass<br />
Menschen vor dem Erreichen des Krankenhauses versterben,<br />
ist in Kenia und Uganda doppelt so hoch wie in<br />
den Ländern des globalen Nordens.<br />
„Ich komme aus dem Westen Ugandas. Vor mehr als<br />
zehn Jahren hätte ich fast meine Mutter verloren. Sie<br />
hatte einen medizinischen Notfall und niemand war in<br />
der Lage ihr zu helfen. Seitdem engagiere ich mich in<br />
der Ersten Hilfe“, berichtet Ambrose Naturinda, der sich<br />
heute als Projektassistent bei <strong>Malteser</strong> International in<br />
Uganda mit um den Aufbau eines nationalen Rettungswesens<br />
nach internationalen Standards kümmert.<br />
Meilenstein 1: Nationale Richtlinien für Uganda<br />
erarbeitet<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> unterstützen diesen Aufbau in Uganda<br />
seit dem Jahr 2017 und haben das Programm im Jahr<br />
2020 auch auf Kenia ausgeweitet. In der ersten Phase<br />
wurden zunächst – gemeinsam mit den lokalen Gesundheitsbehörden<br />
und der lokalen Partnerorganisation, der<br />
Association of Ambulance Professionals Uganda – die<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen und allgemeinverbindliche<br />
Standards etabliert: Beispielsweise in<br />
der Ausbildung von Notfallssanitätern, Rettungssanitätern<br />
sowie Leitstellendisponenten, durch qualifizierte<br />
Ausbildungseinrichtungen nach einem standardisierten<br />
nationalen Lehrplan. „<strong>Die</strong> von uns mit erarbeiteten<br />
Richtlinien wurden im November 2021 in nationales<br />
Recht umgesetzt. Danach wird nun überall in Uganda<br />
gearbeitet“, berichtet Naturinda nicht ohne Stolz.<br />
„In der nächsten Phase wird es nun darum gehen, weitere<br />
Lücken in den gesetzlichen Regelwerken zu schließen<br />
und die bereits standardisierten Richtlinien auf<br />
weitere Distrikte und Regionen auszuweiten.“ Darüber<br />
60<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
Fotocredit: Nyokabi Kahura/<strong>Malteser</strong> International<br />
Im Distrikt Kasese im Südwesten Ugandas simulieren die <strong>Malteser</strong> und ihre lokalen Partnerorganisationen Nothilfeeinsätze.<br />
DES RETTUNGSWESENS IN OSTAFRIKA<br />
hinaus umfasst das Programm auch den Ausbau der<br />
technischen Ausstattung nach internationalen Standards,<br />
etwa der Ambulanzen oder der Notaufnahmen in<br />
den Partnerkrankenhäusern. „Es hilft schließlich nicht<br />
weiter, wenn wir die Verletzten in die Krankenhäuser<br />
bringen und sie da nicht weiter versorgt werden können“,<br />
sagt Naturinda.<br />
Meilenstein 2: Eröffnung der neuen Leitstelle in<br />
Kenias Hauptstadt Nairobi<br />
Ein weiterer Meilenstein des Programms war die Eröffnung<br />
der neuen Leitstelle in Nairobi, ebenfalls im November<br />
2021. <strong>Die</strong>se ist über eine kostenlose, neu eingerichtete<br />
Notrufnummer zu erreichen und die Mitarbeitenden<br />
können die Krankenwagen mit Hilfe einer Software<br />
sowie eines GPS-Trackings der Fahrzeuge effizient<br />
und zielgerichtet einsetzen. Vorbild für die Arbeit in<br />
Kenia und Uganda ist auch das Rettungswesen in<br />
Deutschland. „Ein Austausch der Akteure in Kenia,<br />
Uganda und Deutschland trägt dazu bei, Wissen zu transferieren,<br />
zu vertiefen und die aufgebauten Beziehungen<br />
zwischen Fachkräften im Rettungswesen des <strong>Malteser</strong><br />
Hilfsdiensts und der kenianischen und ugandischen Institutionen<br />
zu stärken“, sagt Daniel Bergfeld, Referent für<br />
Kenia bei <strong>Malteser</strong> International.<br />
Über Kooperationen, beispielsweise mit dem <strong>Malteser</strong><br />
Bildungszentrum in Wetzlar, organisiert <strong>Malteser</strong><br />
International regelmäßige Lehrgänge in Kenia und<br />
Uganda. Im Dezember 2022 schulten beispielsweise<br />
zwei ehrenamtliche <strong>Malteser</strong> 42 Ärzte, Pflegekräfte und<br />
Medizintechniker aus verschiedenen Kliniken in Kenia<br />
und Uganda im Einsatz an Beatmungsgeräten ein, die<br />
den <strong>Malteser</strong>n vom Bundesgesundheitsministerium gespendet<br />
wurden. Insgesamt erhielten die <strong>Malteser</strong> mehr<br />
als 128 Beatmungsgeräte für den Einsatz in Kenia und<br />
Uganda sowie 400 Pulsoxymeter.<br />
In ersten Nothilfeeinsätzen waren die Teams der<br />
<strong>Malteser</strong> und ihrer lokalen Partner zudem bereits landesweit<br />
in Uganda im Einsatz: In den Jahren 2020 und<br />
2022 halfen Nothilfeteams nach verheerenden Überschwemmungen<br />
bei der medizinischen Versorgung der<br />
Betroffenen. In den Ambulanzfahrzeugen der <strong>Malteser</strong><br />
und ihrer Partner kamen bei dem Einsatz im Jahr 2020<br />
elf Babys gesund auf die Welt. Sie wurden von der Bevölkerung<br />
liebevoll „<strong>Malteser</strong> Babys“ genannt.<br />
Mehr über die Arbeit von <strong>Malteser</strong> International<br />
erfahren Sie auf unserer Website:<br />
www.malteser-international.org/de<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 61
MALTESERWELTWEIT<br />
TAGEBUCH<br />
Seit zwei Jahren hat es im Norden Kenias nicht geregnet und es herrscht Dürre und Hunger.<br />
MALTESER INTERNATIONAL<br />
AUSWEITUNG DER HILFE IN KENIA UND<br />
ÄTHIOPIEN, UM KONFLIKTE ZU VERHINDERN<br />
Von Roland Hansen, Leiter der Afrika-Abteilung <strong>Malteser</strong> International<br />
Seit mehr als zwei Jahren hat es am Horn von Afrika<br />
viel zu wenig geregnet. Millionen Nutztiere sind bereits<br />
verhungert, Weiden verdorrt und Brunnen ausgetrocknet.<br />
Mehr als 20 Millionen Menschen sind dringend auf<br />
Hilfe angewiesen. Bereits seit zwei Jahren versorgt <strong>Malteser</strong><br />
International die Menschen im Norden Kenias, die<br />
unter den Folgen dieser verheerenden Dürre leiden, mit<br />
Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Bargeld und Viehfutter.<br />
In den vergangenen Monaten kamen zudem immer<br />
mehr Menschen aus Äthiopien über die Grenze, in der<br />
Hoffnung, für ihre Nutztiere genügend Futter zu fin-<br />
62<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
Fotos: PACIDA/<strong>Malteser</strong> International<br />
<strong>Malteser</strong> International verteilt in Kenia und im südlichen<br />
Äthiopien Trinkwasser, Lebensmittel und Zusatznahrung.<br />
den. Um den Familien die Strapazen der Flucht zu ersparen<br />
und um Konflikte um die verbliebenen Ressourcen<br />
zu verhindern, weitet <strong>Malteser</strong> International die<br />
Hilfen auf Äthiopien aus. In den kommenden Monaten<br />
werden nun auch im südlichen Äthiopien die Menschen<br />
mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Zusatznahrung für<br />
Schwangere und Kleinkinder versorgt, die Bauern erhalten<br />
Futter für ihr Vieh. An zehn Schulen in Äthiopien erhalten<br />
zudem rund 4.000 Schüler eine warme Mahlzeit.<br />
SPENDE DER AMERICAN<br />
AUSTRIAN FOUNDATION:<br />
HILFE FÜR KRIEGS-<br />
VERLETZTE<br />
Von Victoria Przybilla,<br />
Referentin für die Ukraine bei <strong>Malteser</strong> International<br />
<strong>Die</strong> Spendenbereitschaft für die Menschen in der Ukraine<br />
ist seit einem Jahr ungebrochen groß – auch von Stiftungen<br />
und Unternehmen – sodass im Rahmen des Hilfsprogramms<br />
von <strong>Malteser</strong> International in der Ukraine viele<br />
wertvolle Initiativen ermöglicht werden können.<br />
Dank einer großzügigen Spende der American Austrian<br />
Foundation (AAF), die Vorstandsmitglied Gregor<br />
Medinger ermöglichte, konnte <strong>Malteser</strong> International<br />
280 Rollstühle ankaufen und in die Ukraine bringen.<br />
<strong>Die</strong>se rasche humanitäre Hilfe verhilft kriegsverletzten<br />
Menschen wieder zu Mobilität und Selbständigkeit.<br />
Im zentralen Lager in Lwiw nahmen die ukrainischen<br />
<strong>Malteser</strong> die Rollstühle in Empfang und begleiten<br />
den weiteren Einsatz. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> stehen in engem<br />
Kontakt mit Krankenhäusern und Reha-Zentren in der<br />
Region Charkiw, in Kiew und im Großraum Lwiw und<br />
organisieren nun<br />
die bedarfsgerechte<br />
Verteilung.<br />
Fotocredit: <strong>Malteser</strong> Ukraine<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 63
MALTESERWELTWEIT<br />
EIN JAHR NACH KRIEGSBEGINN<br />
Hilfe von MALTESER International in der Ukraine.<br />
Von Lisa Schönmeier<br />
Leitung des Teams Ukraine bei <strong>Malteser</strong> International<br />
Am frühen Morgen des 24. Februars 2022 startete Russland<br />
einen landesweiten Angriffskrieg auf die Ukraine,<br />
unter dem Millionen Menschen leiden. <strong>Die</strong> internationale<br />
<strong>Malteser</strong>familie koordinierte und organisierte vom<br />
ersten Tag an umfangreiche Hilfen und wird auch in den<br />
kommenden Jahren den Menschen in der Ukraine weiter<br />
zur Seite stehen.<br />
Ostukraine anbietet. Seit Februar vergangenen Jahres<br />
ist die Zahl der Menschen, die unter den Traumata des<br />
Krieges und der Vertreibung leiden und damit auch der<br />
Bedarf an psychosozialer Unterstützung, noch einmal<br />
stark gestiegen. Um mehr Menschen mit entsprechenden<br />
Angeboten erreichen zu können, wurde das Programm<br />
ausgebaut.<br />
Im Rahmen der Winterhilfe halfen Freiwillige ...<br />
Therapeutische Angebote ...<br />
Fotos: <strong>Malteser</strong> Ukraine/<strong>Malteser</strong> International<br />
... Häuser von Kriegsbetroffenen winterfest zu machen.<br />
... wurden insbesondere für Kinder ausgebaut.<br />
<strong>Die</strong> Hilfe von <strong>Malteser</strong> International fokussiert<br />
sich auf mehrere Schwerpunkte:<br />
Ein wichtiger Baustein der Hilfe ist die psychosoziale<br />
Unterstützung, die <strong>Malteser</strong> International in Zusammenarbeit<br />
mit den <strong>Malteser</strong>n in der Ukraine bereits seit<br />
dem Jahr 2015 für Leidtragende des Konfliktes in der<br />
Weiterhin übernimmt <strong>Malteser</strong> International in Zusammenarbeit<br />
mit den <strong>Malteser</strong>n Ukraine die Bereitstellung<br />
von benötigten Hilfsgütern, wie etwa Nahrungsmittel,<br />
medizinisches Ge- und Verbrauchsmaterial, die insbesondere<br />
in den vom Krieg besonders betroffenen Gemeinden<br />
im Osten und Süden der Ukraine benötigt werden. Zur<br />
64<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
480.000<br />
heiße Mahlzeiten für<br />
Binnenvertriebene verteilt<br />
18.500<br />
Betten in Notunterkünften<br />
bereitgestellt<br />
30.000<br />
erhielten psychosoziale<br />
Unterstützung<br />
13.175<br />
Menschen in Erster Hilfe<br />
geschult<br />
4.500<br />
Tonnen Hilfsgüter in<br />
85<br />
ukrainischen Städten verteilt<br />
16<br />
Ambulanzfahrzeuge in<br />
die Ostukraine geliefert<br />
Hilfe der <strong>Malteser</strong> für die Ukraine in Zahlen (Stand: Ende Dezember 2022).<br />
Stärkung des Gesundheitssystems wurde darüber hinaus<br />
das Notfallkrankenhaus in Lwiw mit einer Prothesenwerkstatt<br />
und einem Bereich für die Patientenversorgung<br />
ausgestattet. Um den sozialen Zusammenhalt zu stärken,<br />
organisieren die Kollegen in der Ukraine Ferienlager für<br />
kriegsbetroffene Kinder im Umland von Lwiw, machen<br />
Spielangebote für Kinder und bieten Erste-Hilfe-<br />
Schulungen an.<br />
Im Rahmen der Winterhilfe halfen die <strong>Malteser</strong> bei der<br />
Unterbringung von Geflüchteten im Westen des Landes,<br />
stellten Winterausrüstungen und Energiequellen für<br />
Soziale Einrichtungen, Haushalte und Gemeinden vor<br />
allem in der Ostukraine bereit und halfen dabei Gebäude<br />
für ihre Bewohner winterfest zu machen.<br />
Kriegsverwundete.<br />
Das Notfallkrankenhaus in Lwiw wurde u.a. mit einer Prothesenwerkstatt ausgestattet.<br />
Hilfe für Oma Nina.<br />
Verteilungen und Hilfe für die Menschen in der Region Charkiw.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 65
TAGEBUCH<br />
AUSZEICHNUNGEN<br />
Peter Launsky-Tieffenthal, Generalsekretär des Außenministeriums,<br />
erhielt in Anwesenheit des Fürstgroßpriors<br />
aus den Händen des Botschafters des Ordens bei der Republik<br />
Österreich, Sebastian Prinz Schoenaich-Carolath, das Großkreuz<br />
der Verdienstauszeichnung „Pro Merito Melitensi“.<br />
In seiner Laudatio erinnerte der Botschafter an die langen<br />
diplomatischen Beziehungen zwischen dem <strong>Malteser</strong>orden und<br />
Österreich, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen.<br />
Hw. Klaus Sonnleitner Can. Reg. wurde zum Konventualkaplan<br />
ad honorem erhoben. Überreicht wurde die Rangerhöhung<br />
von Oberösterreich-Delegat DDr. Johannes Brücke im<br />
Rahmen einer Zusammenkunft der Delegation im Stift St. Florian.<br />
S. G. Abt Maximilian Heim OCist., wurde vom Großprior von<br />
Österreich des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens für sein<br />
Wirken ausgezeichnet. In seiner Laudatio betonte der Fürstgroßprior:<br />
„Seit fast 1000 Jahren lebt die Ordensgemeinschaft der<br />
<strong>Malteser</strong> nach dem Grundsatz „Tuitio fidei et obsequium<br />
pauperum“ – Pflege, Stärkung, Werterhaltung, Verteidigung<br />
des Glaubens und Obsorge für die Bedürftigen“. Von<br />
der hier in ihrem wunderbaren Stift Heiligenkreuz praktizierten<br />
tuitio fidei, konnten wir <strong>Malteser</strong> in reichem Maße<br />
profitieren, insbesondere durch Gewährung von spirituellem<br />
und physischem Obdach. Viele Menschen konnten in der<br />
Ruhe dieses Hauses Antworten auf die wesentlichen Fragen<br />
ihres persönlichen Lebens finden. Darum hat der verstorbene<br />
Großmeister Fra’ Giaccomo dalla Torre del Tempio di<br />
Sanguinetto im Zusammenwirken mit dem Souveränen Rat<br />
beschlossen, Abt Maximilian das Großkreuz des Verdienstordens<br />
„pro piis meritis“ zu verleihen.<br />
Sebastian Prinz Schoenaich-Carolath, Peter Launsky-<br />
Tieffenthal.<br />
Hw. Klaus Sonnleitner Can. Reg. bei seiner Erhebung.<br />
Großkreuz für S. G. Abt Maximilian Heim OCist.<br />
GRATIS, aber leider nicht kostenlos.<br />
Es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere Arbeit zu informieren.<br />
Doch Produktion und Versand unseres Magazins sind leider<br />
nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns!<br />
<strong>Die</strong><br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3/2022<br />
MALTESER<br />
<strong>Die</strong><br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 2/2022<br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/2022<br />
Konto lautend auf MALTESER Austria<br />
Verwendungszweck: <strong>Zeitung</strong><br />
AT48 2011 1800 8087 0815<br />
✝<br />
Gemeinsam, im <strong>Die</strong>nst am Nächsten<br />
Mobile Pflege: Persönliches, Neues und Berührendes<br />
„Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben“<br />
Der Weg zur Berufung<br />
Pflege – Beruf mit Wertschöpfung<br />
S.E. Statthalter-Großmeister Fra‘ Marco Luzzago verstorben<br />
Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.<br />
Neuer Großprior: Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
Wenn soziales Engagement zur Berufung wird<br />
Von Regensburg nach KwaZulu-Natal<br />
66<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>
NEKROLOG<br />
WIR TRAUERN UM =<br />
+ 15. Oktober 2022<br />
Johann-Pius Graf von Goess<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
+ 17. Dezember 2022<br />
Wolfgang Bohle<br />
Betreut im Bereich Tirol/Vorarlberg<br />
+ 28. November 2022<br />
Alois Graf Kálnoky von Köröspatak<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
+ 3. Dezember 2022<br />
S. Exz. Bailli Fra’ John Critien<br />
Professritter und Großprior von Rom<br />
+ 13. Dezember 2022<br />
Bailli Fra’ Dr. Ludwig<br />
Hoffmann von Rumerstein<br />
Professritter und emeritierter Großkomtur von<br />
1994 bis 2004 und 2014 bis 2019<br />
+ 26. Dezember 2022<br />
S. Exz. Bailli Fra’ Carlo d’Ippolito di<br />
Sant’Ippolito<br />
Professritter und emeritierter Großkomtur von<br />
2011 bis 2014<br />
+ 31. Dezember 2022<br />
Seine Heiligkeit Papst emeritus Benedikt XVI.<br />
Oberhaupt der römisch-katholischen<br />
R.I.P.<br />
Kirche<br />
2005 bis 2013<br />
Bailli Ehren- und Devotions-Großkreuzritter<br />
+ 23. Jänner <strong>2023</strong><br />
Róbert Farkas-Kósa<br />
Mitglied im Bereich Oberösterreich<br />
R. I. P.<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
MALTESER International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
www.malteser-international.org<br />
MALTESER Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax -50<br />
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />
E: office@malteser.care<br />
www.malteser.care<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA<br />
T: +43 7472 982 01<br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
www.malteser-kinderhilfe.at<br />
MALTESER Ordenshaus<br />
Dir. Mag. Thomas Kissich<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: office@malteser-ordenshaus.at<br />
www.malteser-ordenshaus.at<br />
MALTESER Johannesgemeinschaft<br />
Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: mjg@malteser.at<br />
www.malteser-johannesgemeinschaft.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong> 67
ERDBEBENHILFE<br />
SYRIEN/TÜRKEI<br />
Ein herzliches Vergelt´s Gott<br />
für Ihre Unterstützung!<br />
I<br />
AT65 2011 1800 8087 0800<br />
KENNWORT: ERDBEBEN<br />
Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Katharina Stögner<br />
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
E: presse@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 11Z038858M<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
68<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2023</strong>