VSAO JOURNAL Nr. 6 - Dezember 2017
Peripherie -
Neue VSAO-Präsidentin
Rheumatologie/Immunologie
Der VSAO stellt sich vor
Peripherie -
Neue VSAO-Präsidentin
Rheumatologie/Immunologie
Der VSAO stellt sich vor
Nr. 6 Dezember 2017 Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica VSAO JOURNAL Peripherie • Neue VSAO-Präsidentin • Rheumatologie/Immunologie • Der VSAO stellt sich vor
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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />
Peripherie<br />
• Neue <strong>VSAO</strong>-Präsidentin<br />
• Rheumatologie/Immunologie<br />
• Der <strong>VSAO</strong> stellt sich vor
INHALT<br />
Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />
EDITORIAL<br />
5 Der Rand im Zentrum<br />
POLITIK<br />
7 Geduld bringt keine Rosen mehr<br />
9 Auf den Punkt gebracht:<br />
Plädoyer für unsere Weiterbildner<br />
10 Erstmals Frau an Spitze des <strong>VSAO</strong><br />
12 Grösse, Weitsicht, Blick aufs Ganze<br />
WEITERBILDUNG /<br />
ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
13 Die eigene Passion kennen<br />
16 Weiterbildung als Sparopfer<br />
PERSPEKTIVEN<br />
42 Fachserie: Aktuelles aus der<br />
Rheuma tologie – Systemischer Lupus<br />
Erythematodes (SLE):<br />
Der Wolf ist ein Chamäleon<br />
44 Aus der «Therapeutischen Umschau»–<br />
Übersichtsarbeit: Varizellen und Herpes<br />
Zoster<br />
50 Das erlesene Objekt: Die Woche im Glas<br />
51 Leserbrief<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
52 Briefkasten<br />
53 Damit beim Umzug alles klappt –<br />
die fünf besten Tipps<br />
<strong>VSAO</strong><br />
19 Sektion Basel<br />
19 Sektion Bern<br />
20 Sektion Jura<br />
21 Sektion Wallis<br />
21 Sektion Zürich / Schaffhausen<br />
23 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
24 Im Zentrum der Peripherie<br />
28 Forschen im Weltall<br />
31 Eine alte Unbekannte<br />
34 Am Rande des Flüchtlingsstroms<br />
36 Sehen ausserhalb des Fokus<br />
38 Verkaufen in der Peripherie<br />
40 Am Rand zu Hause<br />
DER <strong>VSAO</strong> STELLT SICH VOR<br />
58 Grusswort der Präsidentin<br />
59 Sektionen<br />
67 Verbandsjuristen<br />
69 Geschäftsausschuss<br />
74 Organisationen<br />
82 Impressum<br />
CH-3860 Meiringen<br />
Telefon +41 33 972 81 11<br />
www.privatklinik-meiringen.ch<br />
Vertrauen<br />
Ein Unternehmen der Michel Gruppe<br />
Ärztliche Leitung:<br />
Prof. Dr. med. Thomas J. Müller<br />
Wo Patienten auch Gäste sind.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
3
STS 0292<br />
INNO<br />
VATION<br />
Viollier Preis 2018<br />
Engagement fordern, um Wissenschaft<br />
zu fördern<br />
Unter dem Patronat der Schweizerischen Gesellschaft<br />
für Allgemeine Innere Medizin SGAIM schreibt Viollier einen<br />
Preis aus.<br />
Der Preis ist mit CHF 10’000.– dotiert und wird am<br />
Frühjahrskongress der SGAIM 2018 überreicht.<br />
Die Originalpublikation soll über experimentelle oder<br />
klinische Forschungsarbeiten mit labormedizinischer<br />
Relevanz (Assisted Reproductive Technologies (ART),<br />
Kardio logie, Pathologie, Klinische Labordiagnostik oder<br />
Medizinprodukte) berichten.<br />
Bitte beachten Sie den Einsendeschluss am 09.03.2018.<br />
Preisträger<br />
2003 Prof. Dr. med. Kaspar Berneis | 2004 Prof. Dr. med.<br />
Christian Müller | 2005 Prof. Dr. med. Mirjam Christ-Crain<br />
2006 PD Dr. med. Spasenija Savic | 2007 Dr. Patrice François<br />
2008 PD Dr. med. Lukas A. Altwegg | 2009 PD Dr. med.<br />
Tobias Reichlin | 2010 Prof. Dr. med. Gilbert Greub | 2011<br />
Dr. Thomas von Känel | 2012 PD Dr. Alexandre Harari<br />
2013 Prof. Dr. med. Pierre Fontana | 2014 PD Dr. med. Jens<br />
Kuhle | 2015 Prof. Dr. med. Daiana Stolz | 2016 Dr. med. Dr.<br />
phil. Michael Nagler | <strong>2017</strong> Dr. med. Bettina Felicitas Winzeler<br />
Weitere Angaben siehe Preis-Reglement<br />
→ viollier.ch/viollier-preis
EDITORIAL<br />
Foto: Severin Novacki<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Der Rand im Zentrum<br />
Der 25. November <strong>2017</strong> wird sicherlich in die Annalen des<br />
<strong>VSAO</strong> eingehen: Erstmals in der mehr als siebzigjährigen Verbandsgeschichte<br />
ist mit Anja Zyska eine Frau an die Spitze des<br />
Berufsverbands gewählt worden. Mehr zur Wahl und zur Sitzung<br />
des <strong>VSAO</strong>-Zentralvorstands findet sich im Politikteil.<br />
Ebenso ein Rückblick auf die gesundheitspolitisch bewegten<br />
letzten zwölf Monate.<br />
Im Fokus rücken wir die Peripherie ins Zentrum. Wobei sich<br />
diese bei näherer Betrachtung oft als gar nicht «randständig»<br />
erweist. Das Zwergspital Müstair beispielsweise ist für die Bewohner<br />
des Münstertals lebenswichtig. Von den Erkenntnissen<br />
der Weltraummedizin können über kurz oder lang nicht nur<br />
Astronauten profitieren. Das Hospice Le Pré-aux-Boeufs ist von<br />
seinen Gründern bewusst fernab der Zentren erstellt worden,<br />
sollte es doch als Heim für «bösartige Leute» dienen. Heute bietet<br />
es Menschen ein Zuhause, die in andern Institutionen nicht<br />
unterkommen. Wenn in Europa von Flüchtlingen die Rede ist,<br />
denkt man zunächst an jene Menschen, die aus Afrika oder<br />
dem Nahen Osten hierher zu gelangen versuchen. Vergessen<br />
gehen Vertriebene, die im eigenen Land eine Zuflucht benötigen,<br />
am Beispiel der Ukraine stellen wir sie ins Zentrum.<br />
Schliesslich befasst sich der Fokus mit dem sogenannten Morbus<br />
Sudeck und der Frage, wie man Marketing in der Peripherie<br />
betreibt.<br />
Auf die zentrale Frage, wohin der Weg nach dem Medizinstudium<br />
gehen soll und wie man ihn ohne grosse Umwege absolvieren<br />
kann, bietet der Laufbahnkongress MEDIfuture Antworten<br />
und Anregungen. Näheres zur jüngsten Ausgabe dieses<br />
Anlasses, zur Weiterbildung generell und zu den Arbeitsbedingungen<br />
ist im gleichnamigen Teil nachzulesen.<br />
Wie üblich ist die letzte Ausgabe des Jahres auch dem Verband<br />
gewidmet, und so stellen sich im zweiten Teil des Heftes die<br />
Sektionen, der Geschäftsausschuss und die Organisationen des<br />
<strong>VSAO</strong> vor.<br />
Nun bleibt nur noch eins: Die Redaktion des <strong>VSAO</strong>-Journals<br />
dankt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, an dieser Stelle für<br />
Ihr Interesse und wünscht Ihnen und Ihren Familien herzlich<br />
frohe Festtage und ein glückliches neues Jahr!<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
5
POLITIK<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Geduld bringt keine Rosen mehr<br />
<strong>2017</strong> taten sich in der Schweizer Gesundheitspolitik tiefe Gräben auf. Die meisten waren nicht<br />
frisch, sondern in der Vergangenheit nur notdürftig zugeschüttet worden – um bei der erstbesten<br />
Gelegenheit wieder aufzubrechen. Dazu bot sich reichlich Gelegenheit, mit Fronten meist<br />
entlang der bekannten Linien. Eine Gemeinsamkeit gab es aber hüben wie drüben: Die Geduld<br />
ist aufgebraucht. Auch beim <strong>VSAO</strong>.<br />
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
«Keine Rückkehr ins Postkutschenzeitalter!»<br />
betitelte <strong>VSAO</strong>-Vizepräsident und<br />
Nationalrat Angelo Barrile im Juni seine<br />
Motion. Mit dem von rund 40 Parlamentsmitgliedern<br />
unterzeichneten Vorstoss<br />
forderte der Zürcher SP-Vertreter den Bundesrat<br />
auf, die Umsetzung und Verletzung<br />
des Arbeitsgesetzes im Gesundheitswesen<br />
zu untersuchen. «Gestützt auf den Bericht<br />
braucht es dann Massnahmen für eine<br />
effektive Kontrolle und Einhaltung der<br />
arbeitsrechtlichen Bestimmungen», so<br />
Barrile. Und: «Bis die Untersuchungsergebnisse<br />
und Massnahmen vorliegen,<br />
sollte das Arbeitsgesetz nicht weiter geändert<br />
werden. Denn derzeit laufen im Bundeshaus<br />
Bestrebungen, das Rad der Zeit<br />
ins 19. Jahrhundert zurückzudrehen.»<br />
Arbeiten am<br />
Arbeitsgesetz<br />
Gemeint sind damit die parlamentarischen<br />
Initiativen der Ständeräte Konrad<br />
Graber (CVP/LU) und Karin Keller-Sutter<br />
(FDP/SG). Sie verlangen in bestimmten<br />
Bereichen Aufweichungen bei den Ruheund<br />
Höchstarbeitszeiten sowie bei der<br />
Arbeitszeiterfassung. Der <strong>VSAO</strong> hat sich<br />
von Beginn an gegen die geplante Demontage<br />
des Gesetzes gewehrt, zusammen mit<br />
einer breiten Koalition von Partnern. Seit<br />
Ende August laufen nun aber auf Kommissionsebene<br />
die Arbeiten für konkrete<br />
Entwürfe. Angelo Barriles Motion harrt<br />
derweil ihrer Behandlung im Nationalrat.<br />
Wohlgemerkt: Es geht dem <strong>VSAO</strong> nicht darum,<br />
sich der Überprüfung rechtlicher<br />
Bestimmungen an der Lebensrealität zu<br />
verschliessen. Ganz im Gegenteil: «Ein<br />
geschärfter Blick führt nämlich vor Augen,<br />
dass das Arbeitsgesetz bereits heute viele<br />
flexible Arbeitsformen zulässt – und das<br />
Problem vielmehr bei der Einhaltung der<br />
aktuellen Schutzbestimmungen liegt»,<br />
erklärt Anja Zyska, die neue <strong>VSAO</strong>-Präsidentin.<br />
Eindrücklich gezeigt habe dies im<br />
Frühling die repräsentative Verbandsstudie<br />
zu den Arbeitsbedingungen der Mitglieder.<br />
Über die Hälfte der Assistenzärztinnen und<br />
-ärzte und Oberärztinnen und -ärzte in<br />
Ob hinter verschlossenen Türen oder vor laufenden Kameras:<br />
Das Gesundheitswesen wird 2018 vor dem Hintergrund des ungebremsten<br />
Kostenwachstums mehr denn je ein Zankapfel sein.<br />
Bild: Parlamentsdienste 3003 Bern<br />
den Spitälern arbeitet nach wie vor mehr<br />
als gesetzlich erlaubt – oft sogar viel mehr.<br />
Häufig werden die zusätzlich geleisteten<br />
Stunden nicht erfasst. Mit Folgen, sagt Zyska:<br />
«38 Prozent haben berichtet, an die<br />
Grenze der persönlichen Belastbarkeit zu<br />
stossen. Inzwischen erlebt sogar schon jede<br />
bzw. jeder Zweite Gefahrensituationen für<br />
Patientinnen und Patienten durch Übermüdung.»<br />
Mehr Patient, weniger PC<br />
Zu den wichtigsten Ursachen des Problems<br />
gehört die Überlastung durch administrative<br />
Aufgaben. Deshalb hat der <strong>VSAO</strong><br />
im August die Kampagne «Medizin statt<br />
Bürokratie!» lanciert. Adressatinnen sind<br />
in einem ersten Schritt die Leitungen und<br />
Personalabteilungen der Spitäler. Eine<br />
Broschüre schildert Lösungsansätze, welche<br />
den Anteil der Bürotätigkeiten am<br />
ärztlichen Dienst reduzieren. In einem<br />
Leiterspiel werden zudem mit leichtem<br />
Augenzwinkern die bürokratischen Hürden<br />
für junge Ärztinnen und Ärzte auf<br />
dem Weg ans Krankenbett illustriert.<br />
2018 ist die Auswertung der ersten Kampagnenwelle<br />
geplant, verbunden mit dem<br />
Tüfteln an der Fortsetzung. Gerade im<br />
aufgeheizten Klima unter der Bundeshauskuppel<br />
hält sich die Spiellaune jedoch<br />
in immer engeren Grenzen. Ernst<br />
und Verbissenheit prägen die Debatten<br />
und die Flut an Vorstössen und Vorschlägen<br />
im Gesundheitsbereich. So wie die<br />
Geduld des <strong>VSAO</strong> bei den Arbeitsbedingungen<br />
zur Neige geht, reisst der Faden im<br />
Parlament bei anderen Aspekten – in<br />
seltener Einigkeit. Etwa bei dem vom <strong>VSAO</strong><br />
bekämpften Tarifeingriff des Bundesrats<br />
mit Sparhammer – der Konsequenz aus<br />
dem Scheitern von Ärzteschaft, Spitälern<br />
und Krankenkassen, sich auf eine neue<br />
Tarifstruktur zu einigen.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
7
POLITIK<br />
Drohendes Kostenkorsett<br />
Für zusätzlichen Druck sorgt der ungebremste<br />
Anstieg der Gesundheitskosten.<br />
Ende Oktober publizierte eine Expertengruppe<br />
unter der Leitung der früheren<br />
Zürcher Stände- und Regierungsrätin<br />
Sichere Medikation an Schnittstellen<br />
Die Stiftung Patientensicherheit Schweiz hat kürzlich die Erklärung «Sichere Medikation an Schnittstellen»<br />
lanciert. Ziel ist es, die Medikationssicherheit bei Spitalpatientinnen und -patienten zu erhöhen<br />
– einerseits zu deren Schutz, anderseits um Kosten durch Fehler zu vermeiden. Geschehen soll dies<br />
über einen systematischen Abgleich der Medikation.<br />
Patientensicherheit Schweiz stellt in ihrer Erklärung konkrete Forderungen, um ihrem Anliegen Nachdruck<br />
zu verleihen. Nebst den Spitälern wurden gesundheitspolitische Organisationen um Unterstützung<br />
angefragt. Auch der <strong>VSAO</strong> hat das Dokument unterschrieben. «Für uns ist die sichere Medikation<br />
an Schnittstellen ein weiterer wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zu noch mehr Qualität in der Gesundheitsversorgung»,<br />
erklärt Simone Burkhard Schneider, Stabsjuristin und stellvertretende Geschäftsführerin.<br />
Der Verband hatte in einer Stellungnahme zum Entwurf der Erklärung darauf hingewiesen, dass die<br />
Rolle der Grundversorger noch stärker betont werden müsse. Ein zweites wichtiges Anliegen war ihm<br />
die Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten. Überdies lag ihm der Hinweis auf das elektronische<br />
Patientendossier am Herzen, welches die Problematik des systematischen Medikationsabgleichs<br />
flächendeckend lösen soll. Alle drei Punkte fanden in der definitiven Textfassung Berücksichtigung.<br />
Mehr zum Thema unter www.patientensicherheit.ch.<br />
Verena Diener (GLP) einen Bericht mit 38<br />
Gegenmassnahmen. Am brisantesten:<br />
verbindliche Zielvorgaben für das Kostenwachstum.<br />
Ist der Plafond erreicht, greifen<br />
Sanktionen. Denkbar wären dann etwa<br />
degressive Entschädigungen: Überschreitet<br />
ein Arzt die Vorgabe, fliesst für zusätzliche<br />
Behandlungen immer weniger Geld.<br />
Dieners 14-köpfiges Team empfiehlt auch<br />
einen «Experimentierartikel», um innovative<br />
Projekte zur Kostendämpfung zu<br />
fördern. Andere Ideen sind, die Verlagerung<br />
hin zu ambulanten Behandlungen<br />
zu beschleunigen, die Rechnungskontrolle<br />
bezüglich unnötiger Behandlungen zu<br />
verstärken und Zweitmeinungen zu fördern.<br />
Der Bericht war noch druckfrisch, als sich<br />
– ebenfalls in ungewohnter Minne vereint<br />
– die Dachverbände von Ärzteschaft, Spitälern,<br />
Krankenkassen, Pharmaindustrie<br />
und Patienten dagegen in Position brachten.<br />
Im Visier stand dabei das drohende<br />
Globalbudget, Stichworte Rationierung,<br />
Zweiklassenmedizin sowie Qualitätsverlust.<br />
Gemäss Diener liessen sich indes 20<br />
Prozent der Gesamtkosten schmerzlos<br />
streichen, beispielsweise bei zu teuren Medikamenten<br />
oder nicht begründbaren<br />
Behandlungen.<br />
Referendum in der Luft<br />
Für Zündstoff ist 2018 aber nicht nur gesorgt,<br />
wenn der Bundesrat auf der Basis<br />
der Vorschläge Entscheide trifft. Die Angriffe<br />
der bürgerlichen Parlamentsmehrheit<br />
auf die freie Arztwahl, ihre Versuche,<br />
noch mehr Kosten auf die Bevölkerung<br />
abzuschieben, der angekündigte neue<br />
Tarifvorschlag (TARCO) der FMH sowie<br />
die Kantonslisten mit zwingend ambulant<br />
durchzuführenden Eingriffen sind weitere<br />
Schauplätze politischer Grabenkämpfe.<br />
«Wir als <strong>VSAO</strong> richten unser Augenmerk<br />
überdies auf das weitere Schicksal der in<br />
der Vernehmlassung zerzausten Vorlage<br />
zur künftigen Regelung der Zulassungssteuerung»,<br />
erläutert Anja Zyska Cherix<br />
(zur Haltung des Verbands siehe «Journal»<br />
5/<strong>2017</strong>). Je nach Ausgang der Beratungen<br />
in National- und Ständerat sei ein<br />
Referendum denkbar – «mit <strong>VSAO</strong>-Beteiligung».<br />
■<br />
8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
POLITIK<br />
Auf den PUNKT gebracht<br />
Plädoyer für unsere Weiterbildner<br />
Jedes Jahr im Herbst sind unsere Medien<br />
mit dem gleichen Gesundheitsthema beschäftigt,<br />
aber dieses Jahr mit noch schärferen<br />
Tönen: «Die Prämien steigen weiter,<br />
und die Gesundheitskosten sind viel zu<br />
hoch. Das kann so nicht weitergehen.» Die<br />
Krankenkassen behaupten, sie seien in<br />
nur geringem Masse für diese Situation<br />
verantwortlich. Im Gegenteil, sie hülfen<br />
die Gesundheitskosten im Griff zu behalten:<br />
Sie unterzögen die Arztrechnungen<br />
einer genauen Kontrolle und würden die<br />
Kostenübernahme von Behandlungen<br />
ablehnen, die sie als nicht gerechtfertigt<br />
erachten, oder wenn das Spital nicht auf<br />
der Liste stehe (die vom Versicherer gemäss<br />
selbst definierten Kriterien erstellt<br />
wird).<br />
Die wahren Schuldigen scheinen schnell<br />
gefunden: Die Spitäler, die vor jeder Operation<br />
unnötige Untersuchungen vornehmen<br />
oder einfach aus Automatismus redundante<br />
Behandlungen durchführen,<br />
ohne über deren Notwendigkeit nachzudenken.<br />
Es sind die Kliniken, die ihre<br />
Radiologiegeräte besser auslasten wollen.<br />
Es sind die niedergelassenen Ärzte, die<br />
nicht zwingend notwendige Untersuchungen<br />
vornehmen, weil es einfacher ist und<br />
schneller geht, eine Blutprobe zu machen<br />
oder eine MRI-Verordnung auszufüllen,<br />
als dem Patient zu erklären, weshalb diese<br />
nicht unbedingt nötig ist. Und es sind<br />
die Patienten, die die Notfallstationen für<br />
Notfälle aufsuchen, die gar keine sind,<br />
oder die lieber zum teureren Spezialisten<br />
anstatt zum Hausarzt gehen.<br />
Die Politiker glauben, das Problem erkannt<br />
zu haben: Es sei die Abrechnung<br />
nach Handlungsleistungen, die falsche<br />
Anreize setze. Einfacher zu limitierende<br />
Zeitleistungen (siehe 20-Minuten-Limit<br />
des neuen Tarifeingriffs von Berset) werden<br />
bevorzugt. Damit nicht genug, bringen<br />
sie auch noch die Idee der Pauschalentschädigung<br />
im ambulanten Bereich<br />
auf den Tisch, obschon diese im Spitalbereich<br />
nach der Einführung der Fallpauschalen<br />
(DRG) keine Kostensenkung gebracht<br />
hat. Eine Kostenreduktion konnte<br />
übrigens auch nicht in Ländern konstatiert<br />
werden, die im ambulanten Bereich<br />
mit Pauschalen arbeiten. Und da die Ärzte<br />
nicht in der Lage waren, sich mit ihren<br />
Tarifpartnern auf einen neuen Tarif zu<br />
einigen, sah sich die Politik nun gezwungen,<br />
selbst eine Korrektur mittels Tarifsenkung<br />
vorzunehmen. Schliesslich kommt<br />
die Politik auch noch mit der Idee (oder<br />
Drohung?) eines Globalbudgets pro Arzt,<br />
um keinen Zweifel daran zu lassen, dass<br />
es notwendig sei, die Ausgaben im Gesundheitswesen<br />
zu deckeln.<br />
In all diesen Diskussionen habe ich den<br />
Eindruck, dass man vergisst, dass der Arbeitsalltag<br />
der Ärzte während dieser Zeit<br />
weitergeht. Trotz der Unsicherheiten bezüglich<br />
der Auswirkungen des zweiten<br />
Tarifeingriffs auf deren Arbeit ab Januar<br />
2018 setzen sich die Ärzte weiterhin für<br />
ihren Beruf ein und betreuen die Patienten<br />
gewissenhaft Tag für Tag.<br />
Dass die junge Generation weiterhin diesen<br />
Beruf wählt und während sechs Studienjahren<br />
und ungefähr nochmals so<br />
vielen Jahren Weiterbildung am Ball<br />
bleibt, trotz politisch trüber und wenig<br />
erfreulicher Aussichten, liegt sicher nicht<br />
an den politischen Anreizen. Es ist vielmehr<br />
den motivierten Ärzten zu verdanken,<br />
die mit gutem Beispiel vorangehen<br />
und den jungen Ärzten in Weiterbildung<br />
den Reichtum und die Vielfalt des Berufs<br />
zeigen. Ich möchte also unseren Mentoren<br />
danken, sie ermutigen und sie daran erinnern,<br />
dass es natürlich wichtig ist, sich<br />
für gute politische Rahmenbedingungen<br />
und Tarife einzusetzen, aber dass es noch<br />
wichtiger ist, dass sie uns ihr Wissen vermitteln,<br />
damit wir auch in Zukunft gute<br />
Ärzte haben. Der Stellenwert der Weiterbildung<br />
darf nicht vergessen werden! ■<br />
Anja Zyska, Präsidentin <strong>VSAO</strong><br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
9
POLITIK<br />
Erstmals Frau an Spitze des <strong>VSAO</strong><br />
Der <strong>VSAO</strong>-Zentralvorstand hat Anja Zyska zur Präsidentin des <strong>VSAO</strong> gewählt. Sie tritt die<br />
Nachfolge von Daniel Schröpfer an, der nach fünfeinhalb Jahren aus beruflichen Gründen<br />
zurücktritt. Die diesjährige Herbstsitzung stand darüber hinaus vor allem im Zeichen der<br />
Planung künftiger Aktivitäten. So wurde unter anderem die neue Strategie verabschiedet.<br />
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Martin Guggisberg.<br />
Mit Adjektiven wie «historisch» sollte man<br />
bekanntlich äusserst sparsam umgehen.<br />
Aber die Sitzung des Zentralvorstands (ZV)<br />
vom 25. November <strong>2017</strong> darf man guten<br />
Gewissens als Markstein in der Verbandsgeschichte<br />
bezeichnen. Mit Anja Zyska<br />
präsidiert erstmals eine Frau die mehr als<br />
siebzigjährige Vereinigung. Anja Zyska<br />
war seit eineinhalb Jahren Vizepräsidentin<br />
und hat eine lange <strong>VSAO</strong>-Laufbahn hinter<br />
sich. Diese begann im Vorstand der Sektion<br />
Waadt, der sie auch einige Zeit als Präsidentin<br />
vorstand. Danach wurde sie in<br />
den Geschäftsausschuss gewählt und<br />
wurde somit auf nationaler Ebene aktiv.<br />
Die gebürtige Süddeutsche ist perfekt<br />
zweisprachig, hat zwei Facharzttitel (Allgemeine<br />
Innere Medizin und Arbeitsmedizin)<br />
und ist vierfache Mutter. Sie wurde<br />
mit grosser Akklamation gewählt und<br />
versprach, sich «mit Herzblut» für den<br />
Verband einzusetzen. Mit nicht weniger<br />
grossem Applaus verabschiedete der ZV<br />
Daniel Schröpfer, dessen «Rieseneinsatz<br />
über Jahre hinweg» von seiner Nachfolgerin<br />
gewürdigt wurde (s. S. 12).<br />
Ebenso einstimmig wurden zwei neue<br />
Mitglieder in den Geschäftsausschuss gewählt.<br />
Mit Patrizia Kündig, Präsidentin<br />
der Sektion Graubünden, und Sergio Sesia,<br />
Co-Präsident der Sektion Basel, konnten<br />
zwei mit der lokalen Verbandsarbeit<br />
bestens vertraute Mitglieder für das nationale<br />
Exekutivgremium gewonnen werden<br />
(s. Kasten).<br />
Schliesslich bestimmte der ZV noch neue<br />
ordentliche und Ersatzdelegierte für die<br />
Ärztekammer.<br />
Die Rose blüht weiter<br />
Neben den statutarischen Geschäften<br />
hiess der ZV die Strategie <strong>2017</strong>–2020 gut,<br />
welche die Grundlinien der Arbeit des<br />
<strong>VSAO</strong> in den kommenden Jahren vorzeichnet.<br />
Sie wurde in einem umfangreichen<br />
Prozess von einer Arbeitsgruppe<br />
zusammen mit den Sektionen, dem Geschäftsausschuss<br />
und dem Zentralsekretariat<br />
erarbeitet und schliesst in vielen<br />
Zielen an die vorhergehende an. Neu hinzu<br />
kommt der Punkt «Digitale Entwicklung»,<br />
bei der der <strong>VSAO</strong> eine gestaltende<br />
Rolle spielen will. Wie bisher werden die<br />
den jeweiligen Zielen zugeordneten Massnahmen<br />
terminiert und deren Erfüllung<br />
kontrolliert. Die Strategie kann auf der<br />
Website des Verbandes eingesehen werden<br />
(www2.vsao.ch/content/default.asp?txtPa<br />
rentID=48&txtCatID=607).<br />
Die «<strong>VSAO</strong>-Spitalrose» ist eine Auszeichnung,<br />
die einmal pro Jahr an ein Spital<br />
verliehen wird, das sich in besonderem<br />
Mass um die Arbeitsbedingungen und/<br />
oder die Weiterbildung verdient gemacht<br />
hat. Ursprünglich hatte der ZV 2013 vier<br />
Rosen beschlossen, wohl auch als Testphase.<br />
Die Erfahrung macht deutlich,<br />
dass diese Auszeichnung ein sehr gutes<br />
Echo auslöst und sich positiv auf die Beziehung<br />
zwischen Sektion und Spital auswirkt.<br />
Unbestritten stimmte deshalb der<br />
ZV einer Verlängerung bis 2020 zu.<br />
Symbolische Stabsübergabe: <strong>VSAO</strong>-Präsident Daniel Schröpfer überreicht seiner<br />
Nachfolgerin Anja Zyska ein Antrittsgeschenk.<br />
GAV und Dienstplan<br />
Die Sektionsberichte zeigten wiederum,<br />
dass bei allen Unterschieden gewisse Fragen<br />
beinahe überall zentral sind. In vielen<br />
Kantonen laufen Verhandlungen zu Gesamtarbeitsverträgen<br />
oder andern Vertragswerken.<br />
Spitalfusionen, Sparmassnahmen<br />
oder Personalwechsel auf der<br />
Führungseben drohen Erreichtes zu negieren<br />
oder Bestehendes zu verschlechtern.<br />
Wenn Spitäler mit Assistenzärztinnen<br />
und -ärzten nur noch Halbjahresverträge<br />
abschliessen, um Stellen einfacher<br />
streichen zu können, lässt das für die<br />
Zukunft nichts Gutes erahnen.<br />
Eine der beliebtesten Dienstleistungen des<br />
<strong>VSAO</strong> boomt weiter: die Dienstplanberatung.<br />
Philipp Rahm, Präsident der Sektion<br />
Aargau und «Vater» der Dienstplanbe-<br />
10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
POLITIK<br />
ratung, ist in vielen Kantonen aktiv, und<br />
alle die von ihm bereits beratenen Kliniken,<br />
Spitäler und Sektionen äussern sich<br />
sehr positiv zu seiner Arbeit. An die Sektionen<br />
erging einmal mehr ein Aufruf,<br />
Interessierte zu motivieren, sich dem –<br />
angesichts der Nachfrage – eher schwach<br />
dotierten Beraterteam anzuschliessen.<br />
Druck auf Weiterbildung<br />
Gespart wird nicht nur bei den Spitälern,<br />
auch die Kantone versuchen, allerorten<br />
die Kosten zu senken. Betroffen ist unter<br />
anderem die ärztliche Weiterbildung.<br />
Zwar verabschiedete 2014 die Gesundheitsdirektorenkonferenz<br />
die Weiterbildungsfinanzierungsvereinbarung.<br />
Seither<br />
liegt das Papier indes auf Eis, da bislang<br />
erst 13 statt der zum Inkrafttreten der<br />
Vereinbarung benötigten 18 Kantone unterschrieben<br />
haben. Im Visier des <strong>VSAO</strong><br />
sind nun jene Kantone, die nicht kategorisch<br />
Nein zur Vereinbarung gesagt haben.<br />
Gefordert sind die betroffenen Sektionsvertreter,<br />
die ihre Kontakte zu den<br />
Entscheidungsträgern nutzen sollten, um<br />
so weit möglich den Entscheidungsprozess<br />
im Sinne einer gesicherten Weiterbildungsfinanzierung<br />
zu beeinflussen.<br />
Kommunizieren,<br />
aber wie?<br />
Marcel Marti, stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
und Leiter Politik und Kommunikation,<br />
ist dabei, ein Kommunikationskonzept für<br />
den Verband auszuarbeiten. Bestandteil<br />
hierfür bildet die von ihm bei den Sektionen<br />
durchgeführte Befragung, deren Resultate<br />
er anlässlich des ZV präsentierte.<br />
Die meisten Kommunikationsmittel werden<br />
als eher gut beurteilt, überdurchschnittlich<br />
positiv bewertet werden die<br />
Broschüren, negativ hingegen die Website.<br />
Die Überarbeitung der Inhalte der Website<br />
läuft bereits und sollte bis Ende Jahr<br />
abgeschlossen sein. Das Erscheinungsbild<br />
bedarf einer grösseren Renovation und ist<br />
ebenso wie die Frage nach dem Einsatz<br />
sozialer Medien Teil des neuen Konzepts.<br />
Teilzeit fördern<br />
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
gehört zu den zentralen Anliegen des<br />
<strong>VSAO</strong>. Das Projekt zur Förderung von Teilzeit<br />
zielt in diese Richtung. In einem ersten<br />
Schritt werden ausgewählte Spitäler<br />
und Kliniken in allen Landesteilen in einem<br />
kurzen Fragebogen zu den Möglichkeiten<br />
von Teilzeitarbeit und der Einstellung<br />
hierzu befragt.<br />
Neu im<br />
Geschäftsausschuss<br />
Patrizia Kündig<br />
Präsidentin der Sektion Graubünden<br />
Assistenzärztin Anästhesie am Kantonsspital<br />
Graubünden<br />
Neu im<br />
Geschäftsausschuss<br />
Sergio Sesia<br />
Co-Präsident der Sektion Basel<br />
Stv. Oberarzt Universitätsklinik für<br />
Thoraxchirurgie, Inselspital Bern<br />
Gefragte Dienstleistungen<br />
Zwar verursachten die Aktivitäten der Finanzaufsichtsbehörde<br />
Finma im Bereich<br />
Versicherungen noch immer Probleme für<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC, sagte Marc<br />
Schällebaum, Geschäftsführer der <strong>VSAO</strong>-<br />
Dienstleistungsorganisation an der Delegiertenversammlung.<br />
Aber man versuche,<br />
das Beste für die Mitglieder zu erreichen.<br />
Und das offenbar mit Erfolg. Die Nachfrage<br />
nach den Dienstleistungen von MEDISER-<br />
VICE wächst stetig, so dass die Organisation<br />
auf Beginn 2018 eine zusätzliche 40-Prozent-Stelle<br />
schaffen wird. Im Februar 2018<br />
wird zudem die jüngste Dienstleistung von<br />
MEDISERVICE verfügbar sein: das Praxis-<br />
Paket. Es soll all jenen Hilfestellung bieten,<br />
die sich mit dem Gedanken tragen, in die<br />
Praxis zu gehen. <br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
11
POLITIK<br />
Grösse, Weitsicht, Blick aufs Ganze<br />
«Ich möchte die Jungen an uns binden»: Mit diesen Worten trat Daniel Schröpfer 2012 sein Amt als<br />
<strong>VSAO</strong>-Präsident an. Den Fokus legte er inhaltlich auf die Einhaltung des Arbeitsgesetzes und die<br />
Qualität der Weiterbildung. In seiner über fünfjährigen Amtszeit führte er den Verband tatkräftig<br />
und versiert, ohne dabei den Humor zu verlieren.<br />
Anja Zyska, Präsidentin <strong>VSAO</strong>; Simon Stettler, Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Daniel Schröpfer<br />
Seit 2012 war Daniel Schröpfer Präsident<br />
des <strong>VSAO</strong> und prägte nicht zuletzt durch<br />
seine Persönlichkeit die Wahrnehmung<br />
des Verbands gegen aussen und innen.<br />
Sein Wirken auf allen Ebenen wird auch<br />
künftig spürbar sein, stellte er doch mit<br />
seinem unermüdlichen Engagement entscheidende<br />
Weichen in wichtigen Dossiers,<br />
intensivierte die Verbandsarbeit und stärkte<br />
das Verbandsnetzwerk.<br />
Für mich hat Daniel eine grosse Bedeutung,<br />
denn er hat meine Nachfolge als<br />
Präsident des <strong>VSAO</strong> CH angetreten. Die<br />
Art und Weise, wie er dies getan hat,<br />
und wie er auch mich als ehemaligen<br />
Präsidenten einerseits wie auch als<br />
neues Zentralvorstandsmitglied der<br />
FMH andererseits weiter in die Arbeit<br />
im <strong>VSAO</strong>-Geschäftsausschuss eingebunden<br />
hat, zeugt von Grösse, Weitsicht<br />
und dem steten Interesse am Ganzen.<br />
Indem Daniel auch über die Interessen<br />
des <strong>VSAO</strong> hinausgesehen und gedacht<br />
hat, hat er die Interessen unserer Mitglieder<br />
sehr gut vertreten und dem<br />
<strong>VSAO</strong> zu seiner ihm gebührenden zentralen<br />
Rolle in der FMH verholfen. Von<br />
allen Seiten wurde und wird Daniel<br />
auch aufgrund seiner ehrlichen und<br />
direkten Art, welche jedoch nie verletzend<br />
wirkt, sehr geschätzt. Für sein<br />
standespolitisches Wirken gebührt ihm<br />
nicht nur der Dank des <strong>VSAO</strong>, sondern<br />
der ganzen Ärzteschaft!<br />
Christoph Bosshard, GA-Mitglied und<br />
FMH-Vizepräsident<br />
Zum <strong>VSAO</strong> kam Daniel, als 2005 im Spital<br />
Grenchen Strukturveränderungen zulasten<br />
der Assistenzärztinnen und -ärzte<br />
durchgeführt werden sollten. Des Weiteren<br />
war die Einführung der 50-Stunden-Woche<br />
zu realisieren. Als Dienstplaner scheiterte<br />
er damals verschiedentlich bei seinen<br />
Vorgesetzten mit dem Wunsch, einen<br />
arbeitsgesetzkonformen Dienstplan zu<br />
erstellen. Der <strong>VSAO</strong> unterstützte ihn dabei,<br />
was ihn zur Sektion Solothurn führte,<br />
deren Vorstand er heute noch angehört.<br />
2009 wählte ihn der Zentralvorstand in<br />
den <strong>VSAO</strong>-Geschäftsausschuss und 2012<br />
zum Präsidenten. Daniel ist zudem Mitglied<br />
der Delegiertenversammlung der<br />
FMH, Delegierter der Ärztekammer und<br />
im Vorstand von MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-<br />
ASMAC.<br />
Als Protokollführerin z.B. der GA-Sitzungen<br />
durfte ich Daniel hautnah erleben.<br />
Wenn sich die Diskussion zu einem<br />
strittigen Thema hinzog, hat er –<br />
ganz magistral – seinen Respekt Andersdenkenden<br />
gegenüber, seine<br />
norddeutsche Höflichkeit und seinen<br />
Humor nie verloren. Ich wünschte, ich<br />
könnte mir eine kleine Scheibe von diesen<br />
Eigenschaften abschneiden.<br />
Elena Federspiel, Gremiensekretärin<br />
Unter dem Slogan «spital. illegal. normal!»<br />
führte der <strong>VSAO</strong> von 2013 bis 2016<br />
eine nationale Kampagne durch, um auf<br />
die gesetzeswidrigen Arbeitsbedingungen<br />
der Ärztinnen und Ärzte im Spital hinzuweisen.<br />
Die Aktion mündete in einer Unterschriftensammlung<br />
und der Übergabe<br />
der Unterschriften ans Staatsekretariat für<br />
Wirtschaft (SECO). Bei der Umsetzung der<br />
Kampagne half Daniel tatkräftig mit:<br />
«Wir müssen auch zum Erhalt der<br />
Patien tensicherheit für die Einhaltung<br />
der 50-Stunden-Woche kämpfen», so<br />
seine Worte anlässlich der zweiten Medienkonferenz<br />
im März 2014, welche ein<br />
enormes Echo auslöste. Ebenfalls über<br />
Jahre hinweg ein politisch «intensiver<br />
Brocken» war die Zulassungssteuerung,<br />
welche Daniel sogar zu einem Treffen mit<br />
Bundesrat Alain Berset führte. Intensives<br />
Lobbying, viele Gespräche mit Partnern<br />
des <strong>VSAO</strong> und Treffen mit Politikerinnen<br />
und Politikern bildeten einen zentralen<br />
Bestandteil seiner Arbeit als Präsident.<br />
In seine Amtszeit fielen zudem die Erarbeitung<br />
der ersten <strong>VSAO</strong>-Strategie 2013–<br />
2016 sowie deren Weiterentwicklung für<br />
die Jahre <strong>2017</strong> bis 2020. Dass der <strong>VSAO</strong><br />
2015 sein 70-jähriges Bestehen feiern<br />
konnte und Daniel im Jubiläumsjahr einem<br />
Verband mit über 20 000 Mitgliedern<br />
im Alter zwischen 20 und 95 (!) Jahren<br />
vorstehen durfte, rundet sein Wirken ab.<br />
Es zeigt sinnbildlich, dass er die Jungen<br />
an den <strong>VSAO</strong> binden konnte, aber eben<br />
nicht nur. Daniel, wir danken Dir herzlich<br />
für Deinen grossen Einsatz und die tolle<br />
Zusammenarbeit in diesen fünf Jahren!<br />
Wir sind topmotiviert, Deine Arbeit würdig<br />
weiterzuführen.<br />
■<br />
12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Die eigene Passion kennen<br />
Wer Medizin studiert, muss etwas nicht befürchten: Arbeitslosigkeit. Am Laufbahnkongress<br />
MEDIfuture von <strong>VSAO</strong> und MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC wurde deutlich, wie begehrt junge<br />
Ärztinnen und Ärzte sind. Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Für alle, die vor lauter<br />
Wahl die Qual haben, bot der <strong>VSAO</strong> dieses Jahr erstmals eine persönliche Beratung an.<br />
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Micha Riechsteiner.<br />
Das Stade de Suisse in Bern gehört wohl zu<br />
den kompetitivsten Orten der Schweiz. Wer<br />
diesen Rasen betritt, dem geht es nicht<br />
einfach ums Mitmachen, sondern ums<br />
Gewinnen. Etwas von dieser Stimmung<br />
war auch am jüngsten MEDIfuture vom<br />
4. November spürbar. Wenn auch nicht auf<br />
dem Rasen, sondern in der Champions<br />
Lounge: Ob Vertreter von medizinischen<br />
Disziplinen, Spitälern oder Organisationen,<br />
ob Referenten oder Aussteller, sie alle<br />
versuchten die Teilnehmenden für sich<br />
und ihre Tätigkeit zu begeistern.<br />
Rahmen abstecken<br />
Bevor die Besucher, vor allem Medizinstudierende<br />
höheren Semesters und jüngere<br />
Assistenzärzte, in die Tiefen der einzelnen<br />
Fachgebiete und Arbeitsmöglichkeiten eintauchten,<br />
wurden sie mit den Rahmenbedingungen<br />
einer jeden Laufbahn vertraut<br />
gemacht. Der stv. Geschäftsführer / Leiter<br />
Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong> Marcel<br />
Marti ging in seinem Referat schwergewichtig<br />
auf die Arbeitsbedingungen ein.<br />
Sich für gute und gesetzeskonforme Arbeitsbedingungen<br />
einzusetzen, gehört laut<br />
Marti nebst der Weiterbildung und der<br />
Gesundheitspolitik zu den Hauptaufgaben<br />
des <strong>VSAO</strong>. Seit 2005 die Assistenz- und<br />
Oberärzte dem Arbeitsgesetz unterstellt<br />
worden sind, hat sich zwar vieles verbessert,<br />
aber noch immer wird zu oft zu lange<br />
gearbeitet. Der Verband hat deshalb in<br />
seiner neusten Kampagne «Medizin statt<br />
Bürokratie!» die überbordende administrative<br />
Tätigkeit der jungen Ärzteschaft ins<br />
Visier genommen. Was die Weiterbildung<br />
angeht, ist der Papierkrieg dank des e-<br />
Logbuchs zwar kleiner geworden. Aber<br />
eine vorausschauende Planung basierend<br />
auf umfassenden Informationen bleibt das<br />
A und O des Weiterbildungsgangs. Christoph<br />
Hänggeli, Geschäftsführer SIWF/<br />
FMH, erläuterte den Zuhörern «Topics,<br />
Tricks und Tools», um möglichst ohne<br />
ärgerliche Umwege zum Facharzttitel zu<br />
gelangen. Wer im Dschungel von 46 Facharzttiteln,<br />
38 Schwerpunkten, 33 Fähigkeitsausweisen<br />
und 1500 Weiterbildungsstätten<br />
die Orientierung zu verlieren droht,<br />
sollte unverzüglich mit dem SIWF Kontakt<br />
aufnehmen. Viele Informationen sind bereits<br />
auf der Website abrufbar, bei weitergehenden<br />
Unklarheiten empfiehlt sich<br />
eine individuelle Standortbestimmung<br />
seitens des SIWF. Auf diese Weise kann<br />
genau abgeklärt werden, welche Anforderungen<br />
bereits erfüllt und welche noch<br />
offen sind. Zwar müssen alle ihr Curriculum<br />
selbst planen und organisieren, aber<br />
das SIWF bietet tatkräftige Unterstützung<br />
auf dem Weg zum Facharzttitel.<br />
Breite oder Tiefe?<br />
Auf dem anschliessenden Podium trafen<br />
drei Spezialisten und ein Hausarzt aufeinander.<br />
Die Publikumsfrage, ob sie einem<br />
Konkurrenzverhältnis stünden, verneinten<br />
die vier Podiumsteilnehmer einhellig.<br />
Sie seien alle aufeinander angewiesen,<br />
meinten sie. Wichtigstes Ziel sei es, gute<br />
Medizin zu machen. Dass sie aber alle von<br />
ihrem Fach und ihrem Berufsweg überzeugt<br />
sind und den anwesenden Nachwuchs<br />
dafür zu begeistern suchten, ist<br />
ebenso klar. Der Neurologe Urs Fischer<br />
bekam vor zwanzig Jahren noch zu hören,<br />
dass man neurologische Krankheiten sowieso<br />
nicht behandeln könne. Seither hat<br />
sich die Situation massiv verbessert und<br />
wird sich künftig noch viel grundlegender<br />
ändern. «Neuroscience is the future», ist<br />
Fischer überzeugt. Wer sich für eine Mischung<br />
aus Detektivarbeit und Notfallmedizin<br />
interessiert, ist bei der Neurologie<br />
am richtigen Ort. Auch Walter Mingrone<br />
hat auf seinem Fachgebiet riesige Umwälzungen<br />
erlebt: «Vor zwanzig Jahren war<br />
nicht vorstellbar, was heute gut behandelbar<br />
ist», fasste der Onkologe die Entwicklung<br />
zusammen. Doch nicht nur das Innovative<br />
spricht für ihn für sein Fachgebiet,<br />
genauso wichtig ist ihm der enge,<br />
langjährige Patientenkontakt. «Wir sind<br />
häufig eine Art Hausarzt für die onkologischen<br />
Patienten», sagte Mingrone. Einfühlungsvermögen<br />
für Patienten und<br />
Angehörige und eine gewisse Technikaffinität<br />
sind in der Intensivmedizin gefragt.<br />
Wer wie Thierry Fumeaux täglich<br />
mit Schwerstkranken arbeitet, muss eine<br />
An dieser Stelle danken wir allen Sponsoren und Ausstellern,<br />
namentlich dem UniversitätsSpital Zürich (USZ) und<br />
Mundipharma, ganz herzlich für ihre Unterstützung.<br />
Ebenso danken wir den Referentinnen und Referenten.<br />
Ohne sie wäre MEDIfuture <strong>2017</strong> nicht zustande gekommen.<br />
Der nächste MEDIfuture-Kongress findet am 3. November<br />
2018 wiederum im Stade de Suisse in Bern statt.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
13
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
relativ hohe Mortalitätsrate und hohe Arbeitszeiten<br />
akzeptieren können. Für den<br />
Intensivmediziner bleibt es dennoch der<br />
schönste Beruf der Welt. Marius Bachofner<br />
von den Jungen Hausärztinnen und -ärzten<br />
Schweiz stellte kurz seine Organisation<br />
und die Vorteile der Hausarztmedizin vor.<br />
Das breite medizinische Spektrum und die<br />
praktisch lebenslängliche Begleitung der<br />
Patienten sind nur zwei wichtige Faktoren.<br />
Bachofner prägte auch das Motto des Tages:<br />
«Ob Spezialist oder Hausarzt, man<br />
muss seine Passion kennen und leben.»<br />
Gerade und krumme<br />
Wege<br />
Ihre Passion hat sie von früh auf gekannt;<br />
Lea Stoll wollte immer im Operationssaal<br />
arbeiten. Entsprechend gradlinig verlief<br />
ihr Weg zum Facharzttitel Chirurgie mit<br />
anschliessendem Schwerpunkt Viszeralchirurgie.<br />
Trotz ihrer Begeisterung für<br />
den Beruf wollte sie nicht auf eine Familie<br />
verzichten. Chirurgin und Mutter? Teilzeitarbeit<br />
in einem invasiven Fach? Vor<br />
zehn Jahren hielt man das vielerorts für<br />
unmöglich. Lea Stoll gelang es durch Ausdauer,<br />
Einsatz und ein gutes Umfeld das<br />
scheinbar Unmögliche möglich zu machen.<br />
Sie fand eine gleichwertige Jobsharingpartnerin<br />
und es gelang, den skeptischen<br />
Chefarzt zu überzeugen. Seit einem<br />
Jahrzehnt teilen sich die beiden Frauen<br />
erfolgreich eine Oberarztstelle in der Viszeralchirurgie.<br />
Ausschlaggebend für den<br />
Erfolg ist nebst «harter Arbeit und guten<br />
Leistungen» eine enorm genaue Planung<br />
mit Varianten für unvorhergesehene Notfälle.<br />
Fachlich sollten beide Jobsharingpartner<br />
dasselbe Niveau haben, damit<br />
qualitativ keine Unterschiede entstehen.<br />
Und das familiäre Umfeld muss den Weg<br />
unterstützend mitgehen. «Nicht nur Augen<br />
auf bei der Berufswahl, sondern auch<br />
bei der Partnerwahl», riet Stoll ihren angehenden<br />
Kolleginnen. Zudem empfahl<br />
sie, zuerst die Weiterbildung abzuschliessen<br />
und danach Kinder zu haben. Teilzeit<br />
zu arbeiten, speziell in einem invasiven<br />
Fach, sei auf Stufe Oberärztin um einiges<br />
einfacher als als Assistenzärztin.<br />
Der Mensch plant und Gott lacht, so könnte<br />
man Oliver Kummers Berufslaufbahn<br />
beschreiben. Seine Planung wurde immer<br />
wieder durchkreuzt. Nach der Matur entschied<br />
er sich auf Anraten des Berufsberaters<br />
und inspiriert durch einen Onkel<br />
für das Medizinstudium. Bereits im dritten<br />
Studienjahr spielte ihm das Schicksal<br />
einen Streich: Die mit grossem Aufwand<br />
gesammelten Proben, die die Grundlage<br />
der Dissertation bilden sollten, gingen<br />
wegen eines defekten Tiefkühlschranks<br />
kaputt. Statt in Viszeralchirurgie machte<br />
Kummer seine Dissertation in Ophthalmologie.<br />
Anschlussstellen wurden kurzfristig<br />
abgesagt, eine Nationalfondsstudie<br />
musste wegen eines Todesfalls abgebrochen<br />
werden. Nach 18 Jahren und drei<br />
Facharzttiteln ist Kummer heute Praxisinhaber<br />
einer gastroenterologischen Praxis.<br />
Auch er unterstrich die Wichtigkeit,<br />
die eigenen Stärken und Schwächen zu<br />
kennen. Man müsse wissen, wo die eigenen<br />
Interessen liegen. Eine gute Planung<br />
sei wichtig, aber einen Plan B und C zu<br />
haben ebenso. Und manchmal könne eine<br />
unerwartete Wendung auch viel Spannendes<br />
bringen.<br />
Willkommen an Bord<br />
Spezialist oder Hausärztin? Spital oder<br />
Praxis? Oder etwas ganz anderes? Zum<br />
Beispiel Head of Medical Services Swiss<br />
International Air Lines? Angela Ensslin ist<br />
Arbeitsmedizinerin mit einer Weiterbildung<br />
in Flugmedizin und Kopf der medizinischen<br />
Dienste der Swiss. Sie ist verantwortlich<br />
für das Wohlbefinden von mehr<br />
Feedback-Pool<br />
(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />
Beitrag für eine gute<br />
Weiter- und Fortbildung<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />
Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />
Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />
breiter abzustützen.<br />
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />
an bertschi@vsao.ch.<br />
Deine Erfahrung zählt!<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />
der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />
SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />
besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />
und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />
ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />
mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />
<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />
Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />
im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />
14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
mit Toten zu tun. Zwar hätten Rechtsmediziner<br />
keine therapeutischen Aufgaben,<br />
aber sie begutachteten sehr wohl lebende<br />
Patienten, seien es Opfer von Unfällen,<br />
Gewalt oder Missbrauch. Dazu kommen<br />
Altersabklärungen, verkehrsmedizinische<br />
Gutachten und anderes mehr. Die Disziplin<br />
steht an der Schnittstelle zwischen<br />
Medizin und Justiz, und folglich ergeben<br />
sich Kontakte zu verschiedensten Amtsstellen<br />
sowie zu Angehörigen der Opfer. Zu<br />
der breiten Aufgabenpalette kommen<br />
noch Lehre und Forschung hinzu.<br />
als 9000 Angestellten. Zu ihrem täglichen<br />
Brot gehören Flugtauglichkeitsprüfungen<br />
von Piloten, Kabinenpersonal und Fluglotsen.<br />
Und sie entscheidet bei Einstellungen,<br />
ob angehende Flugbegleiterinnen<br />
den physischen und psychischen Anforderungen<br />
gewachsen sind. Wer einen bis zu<br />
50 Kilogramm schweren Trolley durch<br />
einen engen Gang manövrieren muss, mit<br />
Schichtarbeit, verschiedenen Klima- und<br />
Zeitzonen, bisweilen schwierigen Passagieren,<br />
Zeitdruck und ständig wechselnden<br />
Teams klarkommen muss, braucht<br />
Stehvermögen. Angela Ensslins Aufgabengebiet<br />
umfasst im Weiteren die Reisemedizin,<br />
den medizinischen Support für<br />
Passagiere sowie die Ausbildung der Crew<br />
in Erster Hilfe.<br />
Dominic Bertschi wollte bereits während<br />
des Studiums etwas über den Tellerrand<br />
hinausblicken. 2011 verbrachte er während<br />
des Wahlstudienjahrs ein dreimonatiges<br />
Praktikum in Lambarene, im Albert-<br />
Schweitzer-Hospital. Obgleich sich seit<br />
Schweitzers Zeiten vieles verändert und<br />
verbessert hat, ist die Arbeit in Lambarene<br />
noch immer von Unwägbarkeiten begleitet.<br />
Ein totaler Stromausfall während einer<br />
Operation infolge eines seit langem<br />
defekten Kabels ist nur ein Beispiel. Ungleich<br />
gewichtiger als die Widrigkeiten<br />
sind jedoch die Begegnungen mit andern<br />
Menschen und Kulturen und mit einem<br />
andern Gesundheitswesen, die medizinischen<br />
Erfahrungen und die wunderschöne<br />
Landschaft. Wichtig sind auch hier die<br />
persönliche Passion und eine frühzeitige<br />
Planung.<br />
Ein Hauch von CSI<br />
Ganz so wie im Film ist es zwar nicht, aber<br />
eine «gewisse kriminalistische Neugier»<br />
begleitet Eva Scheurer gleichwohl in ihrem<br />
Berufsalltag. Die Medizinerin und<br />
Physikerin ist Direktorin des Instituts für<br />
Rechtsmedizin der Universität Basel. Und<br />
sie widersprach gleich zu Beginn dem<br />
Vorurteil, man habe in ihrem Fach nur<br />
Beratung gefragt<br />
Den rund 420 Teilnehmenden (Besucher<br />
und Aussteller) stand ein äusserst reichhaltiges<br />
Angebot zur Verfügung, um sich<br />
laufbahnmässig inspirieren zu lassen.<br />
Nebst den Referaten schätzten die Studierenden<br />
und jungen Ärzte vor allem den<br />
direkten Zugang zu Fachgesellschaften<br />
und potentiellen Arbeitgebern. Zum heimlichen<br />
Renner aber entwickelte sich das<br />
persönliche Coaching, welches der <strong>VSAO</strong><br />
erstmals anbot. Erfahrene Ärztinnen und<br />
Ärzte berieten ihre künftigen Kollegen in<br />
Fragen der Weiterbildung und Laufbahnplanung.<br />
Das Spektrum der Ratsuchenden<br />
reichte vom vierten Studienjahr bis<br />
zum vierten Assistenzjahr. In manchen<br />
Fällen mussten die Coaches auch ein wenig<br />
beruhigen: Obgleich eine frühzeitige<br />
Planung wichtig ist, können Weichen zu<br />
einem späteren Zeitpunkt nochmals umgestellt<br />
werden. Und all jenen, die ihre<br />
Passion noch nicht gefunden haben, bietet<br />
sich am 3. November 2018 eine neue Gelegenheit.<br />
Dann nämlich findet der<br />
nächste MEDIfuture-Kongress statt. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
15
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Weiterbildung als Sparopfer<br />
Bundesrat Alain Bersets zweiter Tarifeingriff zielt auf die Spitäler. Sie werden über weniger Geld<br />
verfügen. Die Folgen sind absehbar: Einsparungen treffen vorab das Personal und die ärztliche<br />
Weiterbildung. Ärztinnen und Ärzte werden doppelt tangiert, die Arbeitszeit droht weiter zu wachsen,<br />
die Weiterbildung zu schrumpfen. Und darunter leiden letztlich die Qualität und die Patienten.<br />
Simon Stettler, Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Wenn man heute die «Player» im Gesundheitswesen<br />
nach der Behandlungsqualität<br />
fragt, werden alle unisono antworten,<br />
dass diese wichtig sei und bewahrt<br />
oder gar gesteigert werden müsse. So weit,<br />
so gut. Wenn es dann aber darum geht,<br />
die dafür notwendigen Rahmenbedingungen<br />
zur Verfügung zu stellen, ist es<br />
plötzlich vorbei mit der schönen Einigkeit.<br />
Ein zentrales Element für die hohe Behandlungsqualität<br />
in der Schweiz ist die<br />
Qualität unserer ärztlichen Weiterbildung.<br />
Nur mit einer guten Weiterbildung<br />
können wir den notwendigen Nachwuchs<br />
bei den Ärztinnen und Ärzten sicherstellen<br />
und so die Behandlungsqualität sichern.<br />
Diese Weiterbildung gibt es aber<br />
nicht umsonst. Und hier läuft aktuell<br />
einiges schief.<br />
Der finanzielle Druck auf die Spitäler<br />
nimmt stetig zu. Neuster Coup ist der zweite<br />
Tarifeingriff von Bundesrat Alain Berset.<br />
Durch diese Massnahme wird ab Beginn<br />
2018 auch den Spitälern deutlich<br />
weniger Geld zur Verfügung stehen. Man<br />
muss wahrlich kein Hellseher sein, um zu<br />
wissen, dass sich eine solche Sparmassnahme<br />
direkt und als Erstes auf das Personal<br />
auswirken wird. Für die Weiterbildung<br />
gibt es keine Tarifposition. Weiterbildungstätigkeit<br />
kann für sich allein<br />
nicht verrechnet werden und sie bringt<br />
damit direkt kein Geld für eine Klinik oder<br />
ein Spital ein. Das Risiko, dass die Weiterbildner<br />
weniger Zeit für die Weiterbildung<br />
aufbringen (können), steigt erheblich. Wir<br />
haben bereits erste Berichte aus unseren<br />
Sektionen erhalten, wonach Spitäler einen<br />
Abbau u.a. von Assistenzarztstellen gestartet<br />
haben, um mit Verweis auf den tieferen<br />
Tarif Kosten zu sparen. Es liegt auf der<br />
Hand, was weniger Personal bei gleichbleibendem<br />
Arbeitsanfall für die Arbeitsbedingungen<br />
der verbleibenden Mitarbeitenden<br />
bedeutet. Und es ist ebenso klar,<br />
dass mit einer solchen Entwicklung weniger<br />
Zeit und Ressourcen für die Weiterbildung<br />
übrig bleiben werden.<br />
In die gleiche Kerbe treffen die Bestrebungen<br />
im Parlament, vermehrt Behandlungen<br />
im Ausland von der Krankenversicherung<br />
bezahlen zu lassen, falls diese dort<br />
billiger sind als in der Schweiz. Was auf<br />
den ersten Blick als schlaue Sparmassnahme<br />
daherkommt, entpuppt sich bei<br />
genauerem Hinsehen als Bumerang, der<br />
nicht zuletzt auch auf die ärztliche Weiterbildung<br />
zurückfallen wird. Klar ist, der<br />
finanzielle Druck auf die Schweizer Spitäler<br />
steigt mit dem bereits erwähnten<br />
Effekt für Weiterbildung und Arbeitsbedingungen.<br />
Während lukrative Wahleingriffe<br />
ins Ausland verlegt werden, bleiben (finanziell)<br />
unattraktivere Nachbehandlungen<br />
und Notfälle in der Schweiz. Werden<br />
aber gewisse Behandlungen vermehrt im<br />
Ausland erbracht, fallen diese in der<br />
Schweiz ganz direkt für die Weiterbildung<br />
weg. Während die Assistenzärzte im Ausland<br />
von diesem Zuwachs an Behandlungen<br />
profitieren, fehlen diese «Weiterbildungsgelegenheiten»<br />
den Assistenzärzten<br />
in der Schweiz. Sie müssen dann entweder<br />
ihre Weiterbildung verlängern, um auf die<br />
gleiche Zahl an Behandlungen und Eingriffen<br />
zu kommen oder sie werden am<br />
Ende ihrer Weiterbildung weniger Erfahrung<br />
aufweisen. Die ärztliche Weiterbildung<br />
in der Schweiz wird dadurch geschwächt.<br />
Fragwürdige Steuerung<br />
Zusätzlich drücken Bund und Kantone auf<br />
eine einschränkende Steuerung der ärztlichen<br />
Weiterbildung. Es sollen nur noch<br />
jene Fachärztinnen und -ärzte weitergebildet<br />
werden, die es in Zukunft brauchen<br />
wird. Aktuell wird im Rahmen der Plattform<br />
«Zukunft ärztliche Bildung» ein<br />
Modell entwickelt, mit welchem der zukünftige<br />
Bedarf an Ärzten pro Fachrichtung<br />
vorausberechnet werden soll. Das<br />
Modell basiert auf einer höchst ungenauen<br />
Datenausgangslage und arbeitet (gezwungenermassen)<br />
mit zahlreichen unbekannten<br />
Parametern und Annahmen (wer<br />
kann schon die technische Entwicklung<br />
in der Medizin oder die Zuwanderung der<br />
nächsten zehn Jahre beziffern?). Als Ausgangspunkt<br />
dient zudem der ak tuell e<br />
Bestand an Ärzten, welcher paradoxerweise<br />
gleichzeitig aber als mangelhaft angesehen<br />
wird, weil es ja sonst gar keine Steuerung<br />
bräuchte. Es besteht die Gefahr, dass<br />
hier mit einem teuren Modell etwas berechnet<br />
wird, das gar nicht berechnet<br />
werden kann, und dass am Ende die daraus<br />
resultierenden unscharfen Prognosen<br />
trotz allem so benutzt werden, als würde<br />
es sich um präzise Ergebnisse handeln.<br />
Derartige Einschränkungen der ärztlichen<br />
Weiterbildung würden die Attraktivität des<br />
Arztberufs definitiv nicht erhöhen.<br />
Gerade dort, wo die Kantone in die Sicherung<br />
des ärztlichen Nachwuchses investieren<br />
könnten, tun sich einige von ihnen<br />
damit schwer. Die «Interkantonale Vereinbarung<br />
über die Finanzierung der ärztlichen<br />
Weiterbildung» ist immer noch nicht<br />
von ausreichend vielen Kantonen ratifiziert<br />
worden und deshalb auch drei Jahre<br />
nach der Verabschiedung durch die Gesundheitsdirektorenkonferenz<br />
GDK noch<br />
nicht in Kraft. Mit dieser Vereinbarung<br />
würde die Finanzierung der ärztlichen<br />
Weiterbildung direkt an Qualitätskriterien<br />
geknüpft. Einmal mehr verhindern jedoch<br />
Sparüberlegungen in einigen Kantonen<br />
eine Umsetzung. Alle wollen Qualität,<br />
sie darf einfach bei einigen nichts<br />
kosten.<br />
Patient statt PC<br />
Immer wieder wird die Weiterbildung zudem<br />
von gewissen Chefärzten als Druckmittel<br />
gegen die Umsetzung der 50-Stunden-Woche<br />
missbraucht. Es heisst dann<br />
jeweils, dass die Weiterbildung bei Einhaltung<br />
des Arbeitsgesetzes und insbesondere<br />
eben der 50-Stunden-Woche nicht mehr<br />
gewährleistet werden könne. Eine Studie<br />
am Universitätsspital Lausanne hat kürz-<br />
16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
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WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
lich dokumentiert, dass die Ärzte nur ca.<br />
einen Drittel ihrer Arbeitszeit am Patienten<br />
verbringen. Es sei hier die Bemerkung<br />
erlaubt, dass die restlichen zwei Drittel der<br />
Arbeitszeit bekanntermassen nicht in erster<br />
Linie als Weiterbildungszeit zur Verfügung<br />
stehen, sondern durch andere Arbeiten,<br />
oft administrative Tätigkeiten, belegt<br />
sind. Wenn wir – wie von gewissen Chefärzten<br />
und Klinikdirektoren gefordert –<br />
von einer 65-Stunden-Woche ausgehen,<br />
dann würden die Ärzte davon also rund<br />
22 Stunden am Patienten verbringen. Das<br />
entspräche dann offenbar der für eine<br />
gute Weiterbildung erforderlichen Zeit.<br />
Diese 22 Stunden haben aber genauso in<br />
einer 50-Stunden-Woche Platz, und es<br />
bleiben daneben immer noch 28 Stunden<br />
für weitere Tätigkeiten. Ich habe wenig<br />
Verständnis für die Forderung nach einer<br />
65-Stunden-Woche, und die Resultate unserer<br />
letzten Mitgliederumfrage haben<br />
unmissverständlich dargelegt, dass die<br />
jungen Ärztinnen und Ärzte definitiv keine<br />
solchen Arbeitszeiten wollen. Die obgenannte<br />
Studie über die Arbeitsinhalte bei<br />
den Assistenzärzten und die persönlichen<br />
Rückmeldungen von Assistenzärzten zeigen<br />
denn auch, dass nicht die 50-Stunden-Woche<br />
für fehlende Weiterbildung<br />
verantwortlich gemacht werden kann.<br />
Lange Arbeitstage und -wochen sind keine<br />
Garantie für gute Weiterbildung (nicht<br />
einmal für viel Weiterbildung). Selbst in<br />
einer 46-Stunden-Woche fallen heute für<br />
Assistenzärzte noch eine ganze Reihe von<br />
nichtmedizinischen, administrativen Arbeiten<br />
an, die sie gerne (und sinnvollerweise)<br />
gegen Weiterbildung eintauschen<br />
würden.<br />
Dabei könnten sich Spitäler und Kliniken<br />
heute mit einer guten Weiterbildung als<br />
attraktive Arbeitgeber empfehlen. Der<br />
<strong>VSAO</strong> bietet dazu mit dem MEDIfuture-<br />
Kongress oder der Spitalplattform «reviewed.ch»<br />
passende Foren an. Ich höre von<br />
jungen Ärzten immer wieder die Aussage<br />
«ich musste dort zwar viel arbeiten aber<br />
ich habe auch viel gelernt». Viele Assistenzärzte<br />
sind bereit, hart zu arbeiten,<br />
innerhalb des Rahmens des geltenden<br />
Arbeitsrechts. Sie wollen dabei jedoch<br />
auch möglichst viel lernen. Die blosse<br />
Forderung nach längeren Arbeitszeiten<br />
zieht heute nicht mehr. Es braucht innovative<br />
Ansätze, die die Bedürfnisse der<br />
Assistenzärzte ernst nehmen, und es<br />
braucht organisatorische Massnahmen,<br />
um Raum für Weiterbildung zu schaffen<br />
(z.B. weniger Bürokratie und mehr Zeit<br />
am Patienten).<br />
Die Politik darf sich nicht vor den Konsequenzen<br />
ihrer Sparmassnahmen verschliessen.<br />
Finanzieller Druck auf Spitäler<br />
wirkt sich immer auf das Personal aus,<br />
und die Weiterbildung ist etwas vom Ersten,<br />
das darunter leidet. Das wiederum<br />
zeigt direkt und rasch Folgen bei der Behandlungssicherheit<br />
und -qualität « und<br />
dafür will dann niemand die Verantwortung<br />
übernehmen. Es lohnt sich, in die<br />
ärztliche Weiterbildung zu investieren.<br />
Nur so kann die hochwertige Qualität in<br />
der Medizin auch in Zukunft erhalten<br />
bleiben.<br />
■<br />
ALLGEMEINE<br />
INNERE MEDIZIN<br />
06. – 09.06.2018 Zürich<br />
07. – 10.11.2018 Zürich<br />
13. – 16.06.2018 Lausanne<br />
28.11. – 01.12.2018 Lausanne<br />
31.01. – 03.02.2018 Basel<br />
31.01. – 03.02.2018 Genf<br />
je 32 h<br />
INNERE MEDIZIN<br />
19. – 23.06.2018 Zürich<br />
04. – 08.12.2018 Zürich<br />
29.05. – 02.06.2018 Lausanne<br />
13. – 17.11.2018 Lausanne<br />
je 40 h<br />
GYNÄKOLOGIE<br />
15. – 17.05.2018, Zürich 24 h<br />
13. – 14.11.2018, Lausanne 16 h<br />
PÄDIATRIE<br />
29. – 31.10.2018, Zürich 24 h<br />
07. – 09.11.2018, Lausanne 24 h<br />
KARDIOLOGIE<br />
09. – 10.11.2018, Zürich 14 h<br />
PNEUMOLOGIE<br />
13. – 14.11.2018, Zürich 14 h<br />
ANÄsThEsIOLOGIE<br />
UND INTENsIVMEDIZIN<br />
12. – 13.06.2018, Zürich 16 h<br />
ChIRURGIE<br />
17. – 18.01.2019, Zürich 14 h<br />
PFLEGE<br />
13. – 15.12.2018, Zürich 21 h<br />
DIABETEs<br />
15. – 17.11.2018, Zürich 23 h<br />
31.05. – 01.06.18, Lausanne 15 h<br />
PsYChIATRIE UND<br />
PsYChOThERAPIE<br />
14. – 16.06.2018, Zürich 21 h<br />
15. – 17.11.2018, Lausanne 21 h<br />
ONKOLOGIE /<br />
hÄMATOLOGIE<br />
16. – 17.11.2018, Zürich 14 h<br />
30.11. – 01.12.18, Lausanne 14 h<br />
PsYChOLOGIE<br />
05. – 08.12.2018, Zürich 32 h<br />
EKG<br />
14. – 15.06.2018, Zürich 14 h<br />
Aufbaukurs<br />
29. – 30.10.2018, Zürich 14 h<br />
Basiskurs<br />
Update Refresher<br />
Veranstaltungsorte<br />
Technopark Zürich | Novotel Zürich City West | Congress Center Basel<br />
(Kurssprache: Deutsch) || Centre de Congrès Beaulieu, Lausanne |<br />
Forum Genève (Kurssprache: Französisch)<br />
Information / Anmeldung<br />
Tel.: 041 567 29 80 | Fax: 041 567 29 81 | info@fomf.ch | www.fomf.ch
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION BASEL<br />
Spitalfusion<br />
derzeit<br />
das Thema<br />
Ende September <strong>2017</strong> ist in den beiden<br />
Basler Halbkantonen die Vernehmlassungsfrist<br />
zu den zwei miteinander verknüpften<br />
Projekten «Gemeinsame Gesundheitsversorgung»<br />
und «Gemeinsame<br />
Spitalgruppe», wie das Vorhaben einer<br />
Spitalfusion offiziell genannt wird, abgelaufen.<br />
Wie viel politischen Support die<br />
beiden Regierungen und die Spitaldirektionen<br />
von den Parteien und anderen<br />
Organisationen den eingereichten Vernehmlassungen<br />
entnehmen konnten oder<br />
mit wie viel Ablehnung in den Parteien<br />
umgekehrt die Fusionsinitianten umgehen<br />
müssen, ist derzeit noch nicht verlässlich<br />
messbar.<br />
Zwar haben sich vereinzelte Parteien mit<br />
Medienmitteilungen «geoutet». Die FDP<br />
Baselland zum Beispiel lehnt die Fusion<br />
zumindest im heutigen Stand der Dinge<br />
ab. Die SP Basel-Stadt äusserte sich nicht<br />
grundsätzlich ablehnend, ist aber klar<br />
dagegen, dass die Zusammenlegung der<br />
einzelnen Spitäler in eine Aktiengesellschaft<br />
mündet.<br />
Eine gesammelte Übersicht zu den Inhalten<br />
der vereinzelten Vernehmlassungen<br />
war von der Gesundheitsdirektion Basel-<br />
Stadt nicht erhältlich. Eine Tendenz aber<br />
lässt sich derzeit, Stand November <strong>2017</strong>,<br />
dennoch ablesen: Ein Ja der Parteien und<br />
letztlich der Stimmbürgerinnen und<br />
Stimmbürger zur Fusion ist bei weitem<br />
noch nicht gesichert, die Zustimmung<br />
scheint derzeit eher kleiner zu werden als<br />
zu wachsen.<br />
Die Führung des <strong>VSAO</strong> Basel hat sich bewusst<br />
nicht an der Vernehmlassung beteiligt,<br />
weil die Haltung der Sektion zum<br />
ganzen Projekt und eine allfällige Stimmempfehlung<br />
an die Mitglieder entscheidend<br />
davon abhängen wird, wie viel Gehör<br />
der <strong>VSAO</strong> bei den beiden Regierungen und<br />
bei den Spitaldirektoren findet.<br />
An einer Retraite hat sich der Basler <strong>VSAO</strong>-<br />
Vorstand am 4. November <strong>2017</strong> dann folgerichtig<br />
einen Tag lang fast ausschliesslich<br />
mit dem Thema Spitalfusion und den<br />
möglichen Konsequenzen für die Assistenz-<br />
und Oberärztinnen und -ärzte beschäftigt.<br />
Herausgekommen ist ein Destillat<br />
aus diesen Forderungen:<br />
• Noch vor der Volksabstimmung will der<br />
<strong>VSAO</strong> einen neuen oder ratifizierten<br />
GAV in trockenen Tüchern haben, der<br />
mindestens das Niveau des heutigen<br />
basel-städtischen GAV haben muss und<br />
zudem endlich die Ungleichbehandlung<br />
der Ärzte gegenüber dem Pflegepersonal<br />
betreffend Zeitzulagen beseitigt.<br />
Um das umzusetzen, bleibt noch<br />
ein knappes Jahr Zeit.<br />
• In Lohnfragen verlangt der <strong>VSAO</strong> mindestens<br />
Besitzstandwahrung und freie<br />
Wahl der Pensionskasse.<br />
Das sind grob formuliert die im Prinzip<br />
nicht verhandelbaren Bedingungen, die<br />
erfüllt sein müssen, damit der Vorstand<br />
des <strong>VSAO</strong> Basel seine grundsätzliche Absicht,<br />
die Spitalfusion mit kritischer Solidarität<br />
zu begleiten und zu befürworten,<br />
aufrechterhalten kann. Erste Gespräche<br />
namentlich mit den zwei Gesundheitsministern<br />
der beiden Kantone fanden in<br />
konstruktiver Atmosphäre statt und vermittelten<br />
sehr wohl den Eindruck, dass<br />
man sich in den Regierungen der Wichtigkeit<br />
bewusst ist, am Tag X die grundsätzliche<br />
Zustimmung der Ärzteschaft<br />
und ihrer Berufsorganisation <strong>VSAO</strong> zu<br />
bekommen.<br />
Umfrage<br />
Ein weiterer Schwerpunkt in der Vorstandsarbeit<br />
in der zweiten Hälfte des<br />
Geschäftsjahres <strong>2017</strong> war eine Online-<br />
Befragung zur Arbeitsplatzsituation der<br />
<strong>VSAO</strong>-Mitglieder. Eine Auswertung fand<br />
erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
statt.<br />
■<br />
Josef Zindel<br />
Öffentlichkeitsbeauftragter<br />
der Sektion Basel<br />
SEKTION BERN<br />
Reorganisation<br />
Insel Gruppe<br />
An seiner Sitzung vom 20. Oktober <strong>2017</strong><br />
hat der Verwaltungsrat der Insel Gruppe<br />
entschieden, dass der Bereich Pflege/MTT<br />
nach der Übergangsphase direkt und eigenständig<br />
in der Konzernleitung vertreten<br />
sein wird. Hingegen wird die Direktion<br />
Personal nicht eigenständig auf Stufe<br />
Konzernleitung vertreten sein, und die<br />
Unterstützungsfunktionen wurden bereits<br />
gebildet. Wir setzen uns weiterhin für diese<br />
Anliegen ein und suchen erneut das<br />
Gespräch mit der Insel Gruppe.<br />
Reorganisation<br />
<strong>VSAO</strong> Bern<br />
Wir tun es der Insel Gruppe gleich und<br />
reorganisieren die Geschäftsstelle und den<br />
Vorstand. Janine Junker übernimmt per<br />
1.1.2018 die alleinige Geschäftsführung<br />
und wird während ihrer Abwesenheiten<br />
von Gerhard Hauser, dem bisherigen Co-<br />
Geschäftsführer, vertreten. Der Vorstand<br />
wird aufgeteilt in das Präsidium, den<br />
Kernvorstand und den erweiterten Vorstand.<br />
Während sich das Präsidium und<br />
der Kernvorstand zu monatlichen gemeinsamen<br />
Sitzungen treffen, wird der<br />
erweiterte Vorstand im Dreimonatsrhythmus<br />
tagen und sich nicht um das Tagesgeschäft<br />
kümmern müssen. Wir erhoffen<br />
uns dadurch effizientere Sitzungen und<br />
dass die klarere Aufgabenzuteilung die<br />
engagierten Personen besser einbezieht<br />
und vermehrt Ressourcen für Projektarbeit<br />
freisetzt.<br />
Gleichzeitig erhält auch unsere Website<br />
ein neues Gesicht – reinschauen ab<br />
1.1.2018 lohnt sich!<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
19
<strong>VSAO</strong><br />
GAV Berner<br />
Spitäler und<br />
Kliniken<br />
Am 1.1.2018 tritt der GAV Berner Spitäler<br />
und Kliniken in Kraft. Damit haben alle<br />
Mitarbeitenden in den öffentlichen Spitälern<br />
und Klinken des Kantons Bern dieselben<br />
Arbeitsbedingungen.<br />
Dies ist für uns ein grosser Meilenstein,<br />
der mit der Einführung des neuen Lohnsystems<br />
für uns auf der Geschäftsstelle<br />
eine Herausforderung mit sich bringt.<br />
Für Fragen oder Unklarheiten zum GAV<br />
oder zu anderen arbeitsrechtlichen Bereichen<br />
stehen wir sehr gerne zur Verfügung.<br />
Dankbar sind wir auch über positive<br />
und negative Rückmeldungen zum<br />
neuen Lohnsystem. Für gute Beratungen<br />
sind wir auf Erfahrungsaustausch angewiesen.<br />
■<br />
Janine Junker,<br />
Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />
SEKTION JURA<br />
Erster Gesamtarbeitsvertrag<br />
Die <strong>VSAO</strong>-Sektion Jura freut sich mitzuteilen,<br />
dass der erste Gesamtarbeitsvertrag<br />
(GAV) seit 1. November <strong>2017</strong> in Kraft ist.<br />
Dieser GAV, der nach zwei Jahren konstruktiver<br />
Verhandlungen mit der Direktion des<br />
Hôpital du Jura unterschrieben werden<br />
konnte, ersetzt den Mustervertrag von 2008.<br />
Er bringt zahlreiche Verbesserungen, wie<br />
beispielsweise die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs<br />
von 10 Tagen (bisher nur<br />
ein Tag!), eine sechste Ferienwoche ab 50<br />
Jahren oder ab 40 Jahren und 10 Dienstjahren,<br />
eine Anpassung der speziellen<br />
Urlaubstage (Hochzeit, Todesfall, Zügeln,<br />
Pflege von Angehörigen etc.) sowie die<br />
Anerkennung der Nachtarbeit mit der Einführung<br />
einer finanziellen Entschädigung<br />
für die betroffenen Assistenzärzte.<br />
Diese finanzielle Entschädigung wird mit<br />
einer Reduktion von 1,4 Prozent der<br />
Grundlohnsumme der Assistenzärzte finanziert,<br />
um die Kostenneutralität zu<br />
wahren. Zudem werden die Arbeitsverträge<br />
zukünftig unbefristet sein. Damit kann<br />
der Arbeitnehmerschutz bei Krankheit<br />
und Schwangerschaft verbessert werden.<br />
Die wöchentliche Arbeitszeit bleibt bei 50<br />
Stunden, sofern im Jahresschnitt mehr als<br />
42 Stunden pro Woche geleistet wurden.<br />
Allfällige Minusstunden werden spätestens<br />
am Ende des Arbeitsverhältnisses<br />
gestrichen.<br />
Ein grosses Dankeschön an das Verhandlungsteam<br />
und unserem Anwalt, Fürsprecher<br />
Patrick Mangold, für seine professionelle<br />
Unterstützung.<br />
■<br />
Monica Pinto,<br />
Co-Präsidentin Sektion Jura<br />
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20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION WALLIS<br />
Verbesserungen<br />
in Sicht<br />
Nach mehrmonatiger Funkstille möchte<br />
die ASMAVal Sie wieder einmal über aktuel<br />
le Neuigkeiten informieren.<br />
Wie bereits in einem früheren Bericht erwähnt,<br />
hat die ASMAVal im Jahr 2015 mit<br />
dem Spital Wallis Ziele für die Zusammenarbeit<br />
vereinbart. Parallel dazu wurde ein<br />
Monitoring der Dienstplanung der Assistenz-<br />
und Oberärztinnen und -ärzte eingeführt.<br />
Ziel ist die Einhaltung der<br />
50-Stunden-Woche. Dabei geht es darum,<br />
die Kliniken zu identifizieren, die sich<br />
nicht an diese Vorgabe halten, die Kaderärzte<br />
darauf aufmerksam zu machen und<br />
sie bei der korrekten Planung zu begleiten.<br />
Das Spital Wallis erstattet quartalsweise<br />
den ASMAVal-Bericht über die Situation.<br />
Nachdem in verschiedenen Kliniken Probleme<br />
aufgetaucht waren, beispielsweise<br />
bei der wöchentlichen Planung oder der<br />
zu hohen Arbeitsbelastung aufgrund des<br />
Personalmangels, haben wir feststellen<br />
können, dass neue Stellen für Assistenzund<br />
Oberärzte geschaffen und gewisse<br />
Dienstpläne überdacht wurden. Dies<br />
manchmal ganz spontan und unerwartet,<br />
ohne dass dies aufgrund von Forderungen<br />
unsererseits geschehen wäre.<br />
So wie es im GAV der Assistenz- und Oberärztinnen<br />
und -ärzte vorgesehen ist, trifft<br />
sich die paritätische Kommission zweimal<br />
im Jahr, um offene Fragen in Zusammenhang<br />
mit der Umsetzung des GAV zu besprechen.<br />
Wir möchten betonen, dass wir<br />
über das Klima, in welchem diese Sitzungen<br />
stattfinden, sehr erfreut sind. Es findet<br />
ein konstruktiver Dialog statt, der zu konkreten<br />
Lösungen führt. Anlässlich der<br />
letzten Sitzung der paritätischen Kommission<br />
im Juni <strong>2017</strong> hat uns der ärztliche<br />
Direktor bestätigt, dass in verschiedenen<br />
Kliniken neue Stellen geschaffen würden,<br />
insbesondere in der Neurologie, der Allgemeinen<br />
Inneren Medizin und der Pädiatrie.<br />
Wir haben auch unsere Sorgen bezüglich<br />
der in gewissen anderen Kliniken<br />
herrschenden Arbeitsbedingungen zum<br />
Ausdruck bringen können. Der ärztliche<br />
Direktor hat uns zugesichert, dass er diese<br />
Schwierigkeiten mit den betreffenden Kaderärzten<br />
besprechen wird, was dann<br />
Verbesserungen mit sich bringen sollte.<br />
Auch wenn die Arbeitsbedingungen im<br />
Spital Wallis noch nicht perfekt sind, begrüssen<br />
wir die Anstrengungen unseres<br />
Arbeitgebers und danken unseren Gesprächspartnern<br />
für die Aufmerksamkeit,<br />
die sie unsere Anliegen widmen.<br />
Was unseren Verband angeht, kämpfen wir<br />
nach wie vor mit Nachwuchsproblemen<br />
und arbeiten an der Verbesserung unserer<br />
Sichtbarkeit bei den Mitgliedern. Wir können<br />
aber weiterhin auf einen motivierten<br />
Vorstand zählen. Bei unserer letzten Mitgliederversammlung<br />
im April wurde mit<br />
Marie Laurent eine neue Präsidentin gewählt.<br />
Sie ersetzt Marie Veuthey und kann<br />
auf die Unterstützung des Vizepräsidenten<br />
Enrique Làzaro i Fontanet, der Sekretärin<br />
Emmanuelle Jordan, des Kassiers Philippe<br />
Zufferey sowie der weiteren Vorstandsmitglieder,<br />
Manuel Pernet, Jessika Métrailler-<br />
Mermoud und Megan Pannatier, zählen.<br />
Sie finden die Liste der Vorstandsmitglieder<br />
auf unserer Website www.asmaval.ch. Dort<br />
finden Sie auch weitere interessante Informationen<br />
zu unserem Verband und den<br />
anstehenden Themen.<br />
Wir werden in Zukunft einen regelmässigen<br />
Newsletter publizieren, um unsere<br />
Mitglieder auf dem Laufenden zu halten.<br />
Damit möchten wir auch weitere Kolleginnen<br />
und Kollegen motivieren, sich für<br />
gute Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />
zu engagieren. ■<br />
Marie Laurent<br />
Präsidentin der Sektion Wallis<br />
SEKTION ZÜRICH /<br />
SCHAFFHAUSEN<br />
Mitgliederversammlung<br />
vom 3. Oktober<br />
<strong>2017</strong><br />
Wie letztes Jahr fand die Mitgliederversammlung<br />
im Restaurant UniTurm, hoch<br />
oben im ehemaligen Fechtsaal der Universität<br />
Zürich, statt. Wer sich aus guten<br />
Gesprächen losreissen konnte, fand vor<br />
dem geschäftlichen Teil auf dem Balkon<br />
eine rosagoldene Abendstimmung und<br />
einen herrlichen Blick über die Stadt. Die<br />
Mitgliederversammlung der Zürcher Spitalärztinnen<br />
und Spitalärzte stand ganz<br />
im Zeichen des Wandels. Erstmals führte<br />
die neue Präsidentin Jana Siroka, sekundiert<br />
von der Geschäftsführerin Susanne<br />
Hasse und Kassier Martin Johansson, souverän<br />
durch die Traktanden. Nebst Wahlen,<br />
Rechnung und Budget standen diverse<br />
Statutenänderungen zur Diskussion.<br />
Diese dienten unter anderem der Angleichung<br />
der Gründe für die Reduktion der<br />
Sektionsbeiträge an jene des Dachverban-<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
21
<strong>VSAO</strong><br />
des <strong>VSAO</strong>, der Einführung der Ehrenmitgliedschaft<br />
für Nichtmitglieder, der Bereinigung<br />
der statutarischen Verbandsorgane<br />
und Weiterem mehr. Annick Denzler<br />
wurde nach Jahren besonderen Engagements<br />
in der Geschäftsleitung mit grossem<br />
Applaus verabschiedet. Die Versammlung<br />
genehmigte alle Vorschläge der Geschäftsleitung<br />
und wählte die übrigen<br />
Geschäftsleitungsmitglieder, die sich allesamt<br />
für ein weiteres Jahr zur Verfügung<br />
gestellt hatten, einstimmig wieder.<br />
Nach dem geschäftlichen Teil wandte sich<br />
die Aufmerksamkeit rasch Gesprächen im<br />
kleineren Kreis und den kulinarischen<br />
Finessen zu. Die Küche des Restaurant<br />
UniTurm überzeugte mit dem vielfältigen<br />
und sehr feinen Flying Dinner vollkommen.<br />
Kurz: Der Anlass war in jeder Hinsicht<br />
ein Erfolg!<br />
■<br />
Ruedi Reck,<br />
Rechtsberater der Sektion Zürich<br />
Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />
Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />
Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />
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auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />
22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
§<br />
Rechtsberatung<br />
Dr. iur. Rudolf M. Reck,<br />
Jurist der Sektion Zürich<br />
Fehlerhafte Lohn- und<br />
Zeitabrechnungen<br />
Fehlerhafte Lohn- oder Zeitabrechnungen<br />
sind recht häufig. Meist geht es um fehlerhafte<br />
Dienst- bzw. Inkonvenienzentschädigungen,<br />
falsch berechnete Pensen, Honorarzahlungen<br />
oder Zeitabrechnungen.<br />
Vereinzelt führt auch eine fehlerhafte<br />
Dienstplanung zu Minusstunden oder<br />
Überzeit. Die Liste der möglichen Fehler<br />
ist lang. In seltenen Fällen werden Zeitmeldungen<br />
bewusst nach unten oder<br />
nach oben korrigiert. Mit absichtlichen<br />
Manipulationen können durchaus strafrechtlich<br />
relevante Tatbestände wie Urkundenfälschung<br />
oder Betrug erfüllt<br />
werden.<br />
Fehlerhafte Abrechnungen werden oft zufällig<br />
entdeckt. Nicht selten lösen Rückfragen<br />
der Betroffenen Nachprüfungen<br />
aus. Unerwartete Lohnerhöhungen oder<br />
plötzlich ausbezahlte Lohnanteile, die<br />
bisher weder üblich noch vereinbart waren,<br />
machen ebenso misstrauisch wie<br />
Abweichungen bei der persönlich notierten<br />
Arbeitszeit im Vergleich zur gemeldeten<br />
Arbeitszeit.<br />
Haben die betroffenen Ärztinnen und Ärzte<br />
ihren Teil der Erfassung korrekt erledigt,<br />
fallen solche Fehler in die Verantwortung<br />
des Arbeitgebers. Das bedeutet aber<br />
nur, dass er für die Korrektur der Fehler<br />
zuständig ist. Es bedeutet fast nie, dass er<br />
seine Fehler stehen lassen muss. Er ist<br />
vielmehr zum Ausgleich durch Lohnabzüge<br />
oder erhöhte Dienstzeiten (im Rahmen<br />
des Arbeitsgesetzes) berechtigt. Dies<br />
gilt im laufenden Arbeitsverhältnis selbst<br />
dann, wenn der zu viel bezahlte Lohn<br />
bereits ausgegeben wurde. Nur wenn der<br />
Mitarbeitende darauf vertrauen darf, dass<br />
eine Zahlung, zum Beispiel eine nicht<br />
übertrieben hohe scheinbare Lohnerhöhung,<br />
dem Willen des Arbeitgebers entspricht,<br />
entfällt der Rückforderungsanspruch.<br />
Das kann zutreffen, wenn der<br />
Arbeitgeber die Möglichkeit einer solchen<br />
Lohnerhöhung vorher ausdrücklich erwähnt<br />
hat. Eine Rückforderung nach der<br />
allerletzten Lohnzahlung entfällt, wenn<br />
nachweislich keine Bereicherung mehr<br />
vorliegt, also alles Geld ausgegeben ist.<br />
Eine Rückforderung ist auch nicht zulässig,<br />
wenn fehlerhaft nicht beanspruchte<br />
Arbeitszeit am Ende des Arbeitsverhältnisses<br />
nicht mehr nachgeholt werden kann.<br />
Eine Umwandlung der fehlenden Arbeitszeit<br />
in eine Geldforderung ist dann in der<br />
Regel nicht zulässig.<br />
In den arbeitsrechtlichen Bestimmungen<br />
des Obligationenrechts (Art. 319 bis 362<br />
OR) sind solche Rückforderungen nicht<br />
geregelt, weshalb die allgemeinen Bestimmungen<br />
des OR anzuwenden sind. Das<br />
gilt auch für die allermeisten öffentlichrechtlichen<br />
Anstellungen. Zum Zug kommen<br />
die Regeln über die sogenannte ungerechtfertigte<br />
Bereicherung gemäss Art.<br />
62 OR. Der etwas missverständliche Terminus<br />
meint die Verschiebung von Vermögenswerten<br />
ohne entsprechende juristische<br />
Grundlage (wie Schenkung, Kauf-,<br />
Arbeitsvertrag etc.). Das Gesetz bestimmt,<br />
dass die ungerechtfertigt erlangte Bereicherung<br />
grundsätzlich zurückzuerstatten<br />
ist, und zwar vollumfänglich.<br />
Fehler zuungunsten der Mitarbeitenden<br />
sind natürlich ebenfalls zu korrigieren. In<br />
diesem Fall geht es juristisch um die Erfüllung<br />
der vertraglichen, privat- oder öffentlich-rechtlichen<br />
Verpflichtungen des Arbeitgebers<br />
aus dem Arbeitsverhältnis. ■<br />
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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
23
Im Zentrum der Peripherie<br />
Rein geographisch ist das Münstertal sicher abgelegen, zumindest von den Zentren aus gesehen.<br />
Dennoch ist das Center da sandà alles andere als ein Auslaufmodell bei den Zwergen hinter den<br />
Bergen. Im Gegenteil: Das kleinste Spital der Schweiz versorgt die Einwohner höchst kostengünstig<br />
und garantiert auch ihnen angemessene medizinische Leistungen.<br />
Theodor von Fellenberg, Chefarzt Center da sandà Val Müstair<br />
Santa Maria im Münstertal oder auf romanisch<br />
im Val Müstair liegt im äussersten<br />
östlichen Zipfel der Schweiz, vier Kilometer<br />
von der italienischen Grenze, etwa<br />
zweieinhalb Autostunden von Innsbruck,<br />
vier Stunden von München und drei Stunden<br />
von Verona entfernt. Auch vom Rest<br />
der Schweiz ist das Münstertal ziemlich<br />
abgeschnitten: Über zwei Pässe fährt man<br />
in zweieinhalb Stunden nach Chur, Zürich<br />
erreicht man nach dreieinhalb, Bern<br />
nach viereinhalb Stunden. Liegen wir<br />
peripher in Europa? Eher nicht; sicher<br />
aber weit entfernt von den schweizerischen<br />
Zentren.<br />
Gleiche Rechte für alle<br />
Im Münstertal leben etwas über 1500 Leute.<br />
Es gibt einen Sommer- und einen kleinen<br />
Wintertourismus und ein kleines<br />
Spital – wohl das kleinste in der Schweiz,<br />
vielleicht das kleinste in Europa. Man<br />
wundert sich, dass ein Zwergspital für so<br />
wenige Leute nicht schon längst geschlossen<br />
wurde. Der Kanton Graubünden steht<br />
als einer der letzten Kantone weiterhin zu<br />
seinen kleinen dezentralen Gesundheitszentren.<br />
Können die Bündner Politiker nicht rechnen<br />
und sind sie als Bergler einfach nur<br />
stur und rückwärtsgewandt? Oder aber<br />
gibt es vielleicht sogar rationale Gründe<br />
für eine solch kleine Struktur? Ich denke<br />
schon: Was soll mit den Einwohnern des<br />
Münstertals im Notfall geschehen, wenn<br />
bei Wolken und Schneetreiben ein Helikopterflug<br />
oder wegen des geschlossenen<br />
Ofenpasses eine Fahrt in ein zentrales<br />
Spital verunmöglicht wird?<br />
Bei gutem Wetter fährt man von Santa<br />
Maria auf Bergstrassen nach Chur fast<br />
gleich lang wie von Zürich nach Lugano<br />
oder Lausanne. Ist es den Zürchern zumutbar,<br />
für jede Hospitalisation nach<br />
Lugano oder Lausanne zu fahren und bei<br />
schlechtem Wetter zu Hause auszuharren?<br />
Wohl kaum! Genauso haben auch Bergler<br />
das Anrecht auf eine angemessene medizinische<br />
Versorgung.<br />
Ganzheitliche Versorgung<br />
Wo, wenn nicht in einer Kleinstruktur<br />
kann eine ganzheitliche Medizin im<br />
wahrsten Sinne des Wortes angeboten<br />
werden? Die Patientinnen und Patienten<br />
kennen uns Ärztinnen und Ärzte von der<br />
Hausarztpraxis und den Hausbesuchen.<br />
Von den gleichen Ärzten werden sie im<br />
Notfall mit der Ambulanz abgeholt, im<br />
Spital behandelt und gegen Schluss des<br />
24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Lebens im angeschlossenen Pflegeheim<br />
weiterbetreut.<br />
Als Generalisten fühlen wir uns für alle<br />
medizinischen Probleme der Bevölkerung<br />
zuständig und sind eine Anlaufstelle von<br />
der Dermatologie bis zur Psychiatrie und<br />
vom Kleinkind bis zum sterbenden Greis.<br />
Man kennt sich seit Jahren – die Krankengeschichten<br />
sind seit 1963 lückenlos archiviert.<br />
Dieses ganzheitliche System schafft Vertrauen<br />
und hilft Kosten zu sparen. Nach<br />
der Studie Berchtold 1 verursachen die<br />
Einwohner des Val Müstair die tiefsten<br />
medizinischen Kosten der Schweiz, ohne<br />
dass unsere Bewohner unter einer erhöhten<br />
Mortalität oder Morbidität leiden.<br />
Vielleicht ist unsere Kleinstruktur statt<br />
eines Auslauf- ein Zukunftsmodell?<br />
Ich bin jedenfalls entgegen anderslautender<br />
Expertenmeinungen überzeugt, dass<br />
mit solchen Kleinstrukturen in abgelegenen<br />
Gebieten eine gute medizinische Versorgung<br />
für die Bevölkerung geschaffen<br />
werden könnte und erst noch Geld im<br />
Gesundheitswesen gespart würde.<br />
Generalisten gesucht<br />
Voraussetzung für den Betrieb kleiner,<br />
ganzheitlicher Strukturen sind breit ausgebildete<br />
Generalisten. Hier liegt nebst<br />
dem politischen Willen das grösste Hindernis<br />
für das Überleben unseres kleinen<br />
Gesundheitszentrums: Seit 16 Jahren arbeite<br />
ich in Sta. Maria und kann davon<br />
profitieren, dass mich praktisch alle Vorgesetzten<br />
während des Studiums und acht<br />
Jahren Weiterbildungszeit in der Schweiz<br />
zum Facharzt Allgemeinmedizin gefördert<br />
und ausgebildet haben. Nach diesen<br />
Lehrjahren habe ich vier Jahre in verschiedenen<br />
Spitäler der Dritten Welt gearbeitet,<br />
was mir zusätzlich viel Erfahrung<br />
mit schwerstkranken Patienten und weitere<br />
praktische Fertigkeiten einbrachte –<br />
und zusätzlich den Facharzttitel für Tropen-<br />
und Reisemedizin.<br />
Leider sehe ich, dass die jungen Ärzte eine<br />
solch breite Ausbildung nicht mehr erhalten<br />
– auch die zukünftigen Hausärzte<br />
lernen in erster Linie Patienten frühzeitig<br />
zum richtigen Spezialisten zuzuweisen.<br />
Dies mag in den Zentren gerechtfertigt<br />
sein; wie soll das aber in der Peripherie<br />
funktionieren? In der Peripherie kann<br />
nicht jeder Patient für jedes Problem in<br />
das ferne Zentrum überwiesen werden.<br />
Der Arzt sollte wissen, wie er zu einer Diagnose<br />
kommt und erfolgreich behandelt.<br />
Es braucht dringend eine Ausbildung für<br />
Medizin in der Peripherie, möglicherweise<br />
in Form eines neuen Facharztcurriculums,<br />
damit weiterhin die allermeisten<br />
kranken Menschen vor Ort behandelt<br />
werden können. Lediglich wortreiche Bekenntnisse<br />
zur Hausarztmedizin bringen<br />
der Peripherie herzlich wenig ...<br />
Abwechslung garantiert<br />
Wie lebt es sich als Arzt in der Peripherie?<br />
Gar nicht so einsam, wie erwartet: Wir<br />
sind normalerweise ein Team von zwei bis<br />
drei Kaderärzten mit zwei Assistenzärzten<br />
und zwei Unterassistenten. Wir lieben die<br />
Abwechslung in unserer Arbeit und<br />
genies sen das familiäre Arbeits- und Lebensumfeld.<br />
Freude macht uns auch die<br />
Ausbildung junger Kollegen, die vielleicht<br />
selber einmal als Generalisten walten<br />
1 PD Dr. Peter Berchtold et al. Medizinische<br />
Grundversorgung Obersimmental-Saanenland.<br />
2014<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
25
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
werden. Ein Highlight ist der jährliche<br />
Ultraschallkurs, den wir bei uns durchführen<br />
können. Ich freue mich, dass medizinisches<br />
Wissen auch mal aus der Peripherie<br />
in die Zentren fliessen kann.<br />
Am Patienten führen wir nebst der klinischen<br />
Medizin auch Funktionsdiagnostik<br />
an Herz und Lungen aus, machen<br />
Gastro-, Kolo- und Zystoskopien, untersuchen<br />
und behandeln Augen an der<br />
Spaltlampe, machen Repositionen unter<br />
Durchleuchtung, Kleinchirurgie, gynäkologische<br />
Kontrollen, Psychiatrie und<br />
vieles mehr.<br />
Unser wichtigstes Abklärungstool ist ein<br />
guter kontrastmittelfähiger Ultraschall,<br />
«die CT des armen Mannes», den wir unter<br />
anderem im Abdomen, in der Traumatologie,<br />
der Angiologie, der Pneumologie<br />
und natürlich der Kardiologie und Gynäkologie<br />
einsetzen. Einzig das Gehirn kann<br />
im Notfall nur klinisch beurteilt werden.<br />
Eine CT ist für uns finanziell nicht tragbar.<br />
Eigentlich ist das gar nicht so schlecht:<br />
Ohne CT im Haus überlegt man sich viel<br />
kritischer, ob sich die hohe Röntgenbestrahlung<br />
für den Patienten wirklich lohnt.<br />
Wichtig ist auch ein tragfähiges Netzwerk<br />
aus persönlich bekannten Spezialisten,<br />
die bei schwierigen Fragen weiterhelfen;<br />
Telefon, E-Mail, Röntgenbilder und Fotos<br />
können viele Patientenfahrten vermeiden.<br />
Das Center da sandà Val Müstair bietet<br />
wohl eine der abwechslungsreichten Stellen<br />
in der Schweiz. Am Morgen wissen wir<br />
jeweils nie, was wir am Abend gemacht<br />
haben werden. Es gibt natürlich auch<br />
Schattenseiten in der Peripherie: Wer sonst<br />
macht noch so viele Notfalldienste? Wer<br />
sonst in der Schweiz muss so weit zu Fortbildungen<br />
fahren? Für die externe Fortbildung<br />
kommen eigentlich nur mehrtägige<br />
Kurse/Kongresse in Frage.<br />
Fazit<br />
Die Arbeit in einem peripheren Gesundheitszentrum<br />
beinhaltet eine umfassende<br />
Betreuung der anvertrauten Menschen.<br />
Wir dürfen sie und ihr Umfeld während<br />
einer Zeit ihres Lebens in ihrer Ganzheit<br />
begleiten und ihnen in Not beistehen.<br />
Diese Arbeit ist abwechslungsreich, spannend<br />
und befriedigend für Ärzte, die sich<br />
für mehr als nur ein Organ interessieren.<br />
Der Preis dafür ist ein Leben weit ab von<br />
den Zentren und mehr Notfalldienste.<br />
Wird es dieses Modell in Zukunft noch<br />
geben?<br />
• Nur wenn die Politiker solche Zentren<br />
weiter unterstützen wollen!<br />
• Nur wenn die Ärzteschaft noch Generalisten<br />
ausbilden will!<br />
• Nur wenn junge Ärzte noch als Generalisten<br />
in der Peripherie arbeiten wollen!<br />
■<br />
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26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
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abgeschlossene Ausbildung haben und öfters in die Lage kommen, in Ergänzung<br />
zu anamnestischen Verfahren noch weitere Abklärungen vornehmen zu müssen.<br />
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(beispielsweise nach AMDP) und zweitens eine Ergänzung des therapeutischen<br />
Instrumen tariums. Sie öffnet einen besonderen Blickwinkel auf die Biografie und<br />
die psychische Struktur des Klienten, der Klientin.<br />
Themen des Kurses:<br />
• Die schicksalsanalytische Trieblehre<br />
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• Das Unbewusste<br />
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FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Internationale Raumstation ISS (Quelle DLR)<br />
Forschen im Weltall<br />
Das Labor von Prof. Oliver Ullrich ist etwas weiter entfernt als normalerweise üblich. Es liegt<br />
auf der Internationalen Raumstation ISS. Entsprechend aufwändig sind die Vorbereitungen,<br />
die meistens Jahre in Anspruch nehmen. Dem steht jedoch ein im wahrsten Sinn des Wortes<br />
exorbitanter Erkenntnisgewinn gegenüber. Und die Faszination, in einer fremden Welt forschen<br />
zu können.<br />
Das Interview mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Oliver Ullrich führte Anna Wang, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal.<br />
Warum erforschen Sie Zellen<br />
des Immunsystems im Weltraum<br />
bzw. in Schwerelosigkeit?<br />
Oliver Ullrich: Langzeitmissionen stellen<br />
die Weltraummedizin vor enorme Herausforderungen.<br />
Die Dekonditionierung<br />
des Immunsystems in Schwerelosigkeit<br />
und bei Raumflugbedingungen gelten als<br />
ein wesentlicher Risikofaktor. Klinisch<br />
imponierten gehäufte Infektionen und<br />
Zeichen einer allergischen Hypersensitivität<br />
an der Haut. Starke Evidenzen sprechen<br />
für einen wesentlichen Einfluss der Schwerelosigkeit<br />
als Ursache dieser Immunproblematik.<br />
Die Forschung der letzten Jahrzehnte<br />
brachte nun enorme Effekte der<br />
Schwerelosigkeit auf zellulärer Ebene zu<br />
Tage: Änderungen des Zytoskeletts, der<br />
Zellproliferation und Differenzierung, der<br />
Zell-Zell-Kommunikation, der Signalwege<br />
und der Genexpression, woraus ein erhöhtes<br />
Risiko von Infektionen und Tumorerkrankungen<br />
als wesentliches Risiko für<br />
Langzeitraumflüge abgeleitet wird.<br />
Trotz dieser schweren und teilweise offensichtlich<br />
desaströsen Auswirkungen auf<br />
Zellebene lässt sich in den Astronauten<br />
aber kein annähernd so dramatisches<br />
«Desaster» feststellen. Astronauten kehrten<br />
von ihren halbjährlichen Langzeitaufenthalten<br />
auf der Internationalen Raumstation<br />
(ISS) ohne schwere gesundheitliche<br />
Beeinträchtigungen zurück. Das lässt<br />
darauf schliessen, dass entweder das in<br />
In-vitro-Studien massenweise identifizierte<br />
zelluläre Problem durch den Gesamtorganismus<br />
dank regenerativer und/<br />
oder modulierender Prozesse kompensiert<br />
wird oder dass bisher nicht identifizierte<br />
hocheffiziente Anpassungsprozesse stattfinden,<br />
die den initialen negativen Auswirkungen<br />
der Schwerelosigkeit bereits<br />
auf Zellebene entgegenwirken.<br />
Nicht zuletzt ist es auch schwierig, aus einem<br />
In-vitro-Befund klinische Schlüsse<br />
zu ziehen. Aus der Laboratoriumsmedizin<br />
wissen wir nur allzu gut, in welchen gewaltigen<br />
Bereichen sich «Normalwerte»<br />
ohne jede klinische Relevanz bewegen<br />
können, während der Grundlagenforscher<br />
geneigt ist, jeden Messwertunterschied mit<br />
einem hübschen Signifikanzsternchen<br />
und weitreichenden Interpretationen zu<br />
versehen. Auf Ebene des Organismus könnte<br />
das aber alles völlig unbedeutend sein.<br />
Was unterscheidet ein<br />
Forschungsprojekt in der Weltraummedizin<br />
von anderen<br />
Forschungsprojekten?<br />
Der Aufwand ist enorm. Damit ist nicht<br />
allein die Technik, Logistik und Sicherheit<br />
gemeint, sondern vor allem die wissenschaftliche<br />
Vorbereitung und Durchführung.<br />
Der Weg vom Labor zur weltraumtauglichen<br />
Einsatzfähigkeit ist weit. Die<br />
Anpassung und Optimierung selbst einfachster<br />
Experimentabläufe kann ein<br />
Albtraum werden. Jeder Schritt der Prozesskette<br />
muss optimiert, getestet und<br />
validiert, alle Randbedingungen (Mar-<br />
28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
gins) müssen bestimmt werden. Alternativszenarien<br />
und Redundanzstrategien<br />
müssen entwickelt werden. Unzählige<br />
Kontrollen werden implementiert. Am<br />
Ende steht ein robustes und validiertes<br />
Missionsszenario. Meistens nach Jahren<br />
Arbeit, alles nur für ein Experiment. Bei<br />
Weltraumexperimenten ist kein Raum für<br />
Nachlässigkeit. Experimente im Weltraum<br />
müssen perfekt sein.<br />
Welches sind Ihre aktuellsten<br />
Erkenntnisse?<br />
In Echtzeitmessungen auf der ISS konnten<br />
wir zeigen, dass Zellen prinzipiell in<br />
der Lage sind, sich ultraschnell an veränderte<br />
Schwerkraftverhältnisse zu adaptieren.<br />
Durch Messungen der makrophagealen<br />
Oxidative-Burst-Reaktion in Realtime-<br />
und On-Orbit-Messungen auf der<br />
ISS konnte erstmals eine schwerkraftabhängige<br />
Reaktion in Säugerzellen direkt<br />
bewiesen und verfolgt werden. Auch gelang<br />
der Nachweis einer schnellen und<br />
nach 42 Sekunden erfolgten vollständigen<br />
Anpassung einer zellulären Reaktion an<br />
die Schwerelosigkeit. In gesamtgenomischen<br />
Analysen fanden wir, dass initial<br />
nach 20 Sekunden gemessene Transkriptomänderungen<br />
bereits nach fünf Minuten<br />
fast vollständig adaptiert waren. Und<br />
auch bei längeren Zeiten sieht es gut aus:<br />
In einem weiteren Experiment auf der ISS<br />
konnte in primären humanen Makrophagen<br />
nach elf Tagen Schwerelosigkeit eine<br />
ausserordentliche Stabilität des Zytoskeletts<br />
und des Metabolismus detektiert werden.<br />
Wir denken daher, dass es auf Zellebene<br />
ein beeindruckendes Adaptationspotential<br />
an die neue Umgebung Schwerelosigkeit<br />
gibt. Das wären gute Nachrichten<br />
für die bemannte Raumfahrt.<br />
ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti am BIOLAB des COLUMBUS-Moduls<br />
bei der V orbereitung des TRIPLE LUX Experimentes (Quelle NASA)<br />
manchmal plötzlich klein. Raumfahrt<br />
und Forschung im Weltraum haben einen<br />
schweren Stand. Jedes Mal, wenn irgendwo<br />
über eine neue Weltraummission berichtet<br />
wird, ruft mit Sicherheit jemand:<br />
Zu teuer, zu geringer Nutzen, man solle<br />
doch erstmal alle Dinge auf der Erde «in<br />
Ordnung» bringen. Nur würde ein Verzicht<br />
auf die bemannte Raumfahrt kein<br />
einziges fundamentales Problem auf unserer<br />
Erde lösen. Im Gegenteil. Es würde<br />
die Menschheit einer ihrer grössten Chan-<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
Brauchen wir überhaupt eine<br />
bemannte Raumfahrt?<br />
Seit fast einem halben Jahrhundert hat<br />
kein Mensch mehr einen anderen Himmelskörper<br />
betreten. Dafür haben wir uns<br />
in der Zwischenzeit daran gewöhnt, dass<br />
technische Errungenschaften der Raumfahrt<br />
unseren Alltag bequemer machen.<br />
Trotzdem reicht der Horizont der Menschheit<br />
heute so weit wie nie jemals zuvor.<br />
Dank des «Hubble»-Weltraumteleskops<br />
blicken wir bis in die entferntesten Ecken<br />
des Universums.<br />
Aber geht es um neue Forschung und bemannte<br />
Raumfahrt, wird der Horizont<br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
29
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
cen berauben. Die Chance, gemeinsam<br />
das zu tun, wofür unsere Spezies gemacht<br />
ist: zu forschen und zu entdecken.<br />
Menschen sind auch ungeduldig geworden.<br />
Bereits als die ISS noch gar nicht<br />
vollständig in Betrieb war und die meisten<br />
wissenschaftlichen Experimente noch in<br />
der Vorbereitung steckten, haben Politiker<br />
und Medien bereits über kümmerliche<br />
wissenschaftliche Ergebnisse gemeckert.<br />
Man schien diese Ergebnisse überhaupt<br />
nicht einmal erst abwarten zu wollen. Bis<br />
heute werden auf der ISS unzählige wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse gewonnen,<br />
von denen bei einigen bereits nach kurzer<br />
Zeit verstanden wurde, dass sie bahnbrechend<br />
sind. Andere Ergebnisse werden<br />
deutlich länger brauchen, bis ihre Bedeutung<br />
erkannt wird. Aber der Zeithorizont<br />
der Wissenschaft ist zum Glück deutlich<br />
länger als die des durchschnittlichen<br />
menschlichen Horizontes beim Versuch,<br />
die Zukunft vorherzusagen.<br />
Brauchen wir Raumfahrt ? Der Mensch ist<br />
eine neugierige, hochmobile Spezies. In<br />
der Höhle zu bleiben, war noch nie eine<br />
taugliche Überlebensstrategie. Schon immer<br />
haben uns die Visionäre, Neugierigen<br />
und Mutigen vorangebracht, nicht diejenigen,<br />
die eingrenzen und ignorieren.<br />
Was fasziniert Sie an der Weltraummedizin<br />
am meisten?<br />
Wir arbeiten in einer Umgebung, die auf<br />
der Erde nicht existiert. Alles ist neu und<br />
unbekannt. Es ist pures Forschen und<br />
Entdecken.<br />
■<br />
Weiterführende Literatur:<br />
https://www.nature.com/articles/s41598-017-<br />
00119-6<br />
http://journals.plos.org/plosone/<br />
article?id=10.1371/journal.pone.0175599<br />
https://www.nature.com/articles/s41598-017-<br />
05580-x<br />
https://www.nature.com/articles/s41526-017-<br />
0028-6<br />
Oliver Ullrich in Schwerelosigkeit.<br />
Bildautorin Dr. Cora Thiel<br />
Zur Person<br />
Oliver Ullrich (geb. 1970) studierte<br />
Medizin und Biochemie in Berlin, promovierte<br />
zum Dr. med. und zum Dr.<br />
rer. nat und habilitierte sich 2001 für<br />
das Lehrgebiet Anatomie und Zellbiologie.<br />
2003–2007 war er Universitätsprofessor<br />
für Molekulare Immunologie<br />
in Magdeburg und ist seit 2007<br />
Ordentlicher Professor für Anatomie<br />
an der Universität Zürich. Nebenamtlich<br />
ist er Professor für Weltraumbiotechnologie<br />
in Magdeburg und Professor<br />
am Beijing Institute of Technology<br />
(BIT) in China sowie Akademiemitglied<br />
der International Academy of<br />
Astronautics.<br />
30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Eine alte Unbekannte<br />
Beschrieben wurde das Krankheitsbild wohl bereits im 16. Jahrhundert. Dennoch haftet ihm bis<br />
heute etwas Rätselhaftes an. Das komplexe regionale Schmerzsyndrom Typ 1 (CRPS 1), früher auch<br />
als Morbus Sudeck bezeichnet, ist ein Gefüge verschiedenster Symptome, deren Ursachen bis<br />
heute nicht abschliessend geklärt sind. Entsprechend anspruchsvoll sind Diagnose und Therapie.<br />
Christiane Rörig, Oberärztin, Teamleiterin Rehabilitation;<br />
Florian Brunner, Chefarzt Abteilung für Physikalische Medizin und Rheumatologie, Universitätsklinik Balgrist<br />
Beim komplexen regionalen Schmerzsyndrom<br />
(CRPS 1) handelt es sich um eine<br />
schmerzhafte Erkrankung, welche sich in<br />
einem Symptomkomplex bestehend aus<br />
sensiblen, autonomen, motorischen und<br />
trophischen Störungen manifestiert.<br />
Kaum eine Erkrankung hat unter Ärzten<br />
verschiedener Fachrichtungen derart für<br />
Unklarheit gesorgt und wird bis heute so<br />
kontrovers diskutiert.<br />
Eigentümliche Krankheit<br />
Wahrscheinlich war es der französische<br />
Chirurg Ambroise Paré (1510–1590), welcher<br />
die Erkrankung im 16. Jahrhundert<br />
erstmals schriftlich festgehalten hat. Der<br />
amerikanische Kriegschirurg Silas Weir<br />
Mitchell (1829–1914) beschrieb im Jahre<br />
1864 während des amerikanischen Bürgerkrieges<br />
ein Krankheitsbild, das er aufgrund<br />
des dominierenden Schmerzcharakters<br />
als «Kausalgie» bezeichnete (griechisch:<br />
brennender Schmerz). Mitchell<br />
beobachtete dieses Krankheitsbild gehäuft<br />
bei Soldaten, die durch Schussverletzungen<br />
hervorgerufene partielle Nervenläsionen<br />
an den Extremitäten aufwiesen. Die<br />
Betroffenen litten an einer Kombination<br />
aus brennenden Schmerzen mit autonomen<br />
Störungen und Versteifung. Um die<br />
Jahrhundertwende postulierte der deutsche<br />
Chirurg Paul Sudeck (1866–1938),<br />
dass es sich bei diesem Krankheitsbild<br />
vornehmlich um eine überschiessende<br />
Entzündungsreaktion handle («entgleiste<br />
Heilentzündung»). Ihm zu Ehren wurde<br />
die Erkrankung unter anderem auch als<br />
«Morbus Sudeck» bezeichnet. René Leriche<br />
(1879–1955) führte diese eigentümliche<br />
Krankheit primär auf eine sympathische<br />
Dysfunktion zurück. Etwas später<br />
vermutete der Amerikaner James Ambrose<br />
Evans (1895–1975) zusätzlich eine reflexartige<br />
Ursache und prägte 1947 den<br />
vor allem im englischen Sprachraum<br />
während langer Zeit verbreiteten Begriff<br />
der «Reflex Sympathetic Dystrophie». Der<br />
Begriff des «komplexen regionalen<br />
Schmerzsyndroms» (CRPS) wurde zusammen<br />
mit den korrespondierenden<br />
Kriterien 1994 im Rahmen einer Konsensuskonferenz<br />
der International Association<br />
for the Study of Pain (IASP) in Orlando,<br />
Florida, eingeführt [1]. Es handelt sich<br />
dabei um eine rein deskriptive Nomenklatur,<br />
welche bis heute ihre Gültigkeit hat<br />
(siehe Tabelle 1).<br />
Bunter Symptomkomplex<br />
Trotz zunehmender Forschung auf dem<br />
Gebiet des CRPS 1 sind die zugrunde liegenden<br />
Prozesse nach wie vor wenig geklärt.<br />
Aktuelle Ergebnisse sprechen dafür,<br />
dass sowohl periphere als auch zentrale<br />
Mechanismen bedeutsam sind. Vieles deutet<br />
darauf hin, dass eine neurogene Entzündungsreaktion,<br />
eine pathologische<br />
sympathisch-afferente Koppelung und<br />
neuroplastische Veränderungen im ZNS<br />
eine wesentliche Rolle spielen [2].<br />
Die Inzidenz des CRPS 1 liegt zwischen<br />
5.46 und 26.2 pro 100 000 Personenjahre.<br />
Überwiegend sind Frauen zwischen dem<br />
46. und 70. Lebensjahr und die obere Extremität<br />
betroffen [3,4].<br />
Klinisch manifestiert sich das CRPS 1 als<br />
bunter Symptomkomplex bestehend aus<br />
sensiblen, autonomen, motorischen und<br />
trophischen Störungen [5]. Die Art und<br />
Intensität dieser klinischen Veränderungen<br />
ist individuell verschieden und ändert<br />
sich im Verlauf der Erkrankung. Tabelle<br />
2 umreisst das mannigfaltige Manifestationsspektrum<br />
des CRPS 1. Diese Übersicht<br />
stammt aus der viel zitierten epidemiologischen<br />
Studie von Veldman et al.<br />
[6].<br />
Typischerweise treten die Beschwerden<br />
innerhalb kurzer Zeit nach einem auslösenden<br />
Ereignis auf [6]. Mehrheitlich<br />
handelt es sich dabei um ein Trauma<br />
(insbesondere Frakturen) oder eine Operation.<br />
Selten manifestiert sich das CRPS 1<br />
spontan ohne erkennbaren Auslöser. Charakteristischerweise<br />
ist die Frühphase von<br />
sensiblen und autonomen Störungen geprägt.<br />
Insbesondere ist eine disproportional<br />
zu einem auslösenden Ereignis auftretende<br />
schmerzhafte Schwellung generell<br />
verdächtig auf ein beginnendes CRPS<br />
1 [7]. Während die Schwellungsneigung<br />
innerhalb des ersten Jahres nach dem<br />
auslösenden Ereignis abnimmt, persistieren<br />
die weiteren klinischen Manifestationen<br />
häufig noch über längere Zeit [6]. Da<br />
sich in zwei qualitativ guten Studien keine<br />
Anhaltspunkte für das Durchlaufen der<br />
drei häufig zitierten Erkrankungsphasen<br />
fanden [3,8], wird deren Anwendung nicht<br />
mehr empfohlen. Bisweilen endet das<br />
CRPS 1 in Kontrakturen und Fibrosierun-<br />
• Unterschiedliche schmerzhafte Zustände, welche vorwiegend distal einer<br />
Extremitätenverletzung auftreten<br />
• Charakteristischerweise übersteigt die Dauer und Intensität der Beschwerden den<br />
zu erwartenden Verlauf<br />
• Möglicherweise wesentliche Funktionseinschränkung im Alltag und folglich<br />
eingeschränkte Lebensqualität<br />
• CRPS 1: keine Nervenläsion *<br />
CRPS 2: wesentliche Verletzung eines Nervs oder eines Nervenhauptstammes **<br />
Tabelle 1: Definition des komplexen regionalen Schmerzsyndromes gemäss<br />
IASP [1] (* ehemals «Algodystrophie» oder «Morbus Sudeck», ** ehemals «Kausalgie»)<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
31
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Schmerzen<br />
Farbdifferenz<br />
Ödem<br />
Temperaturdifferenz<br />
Eingeschränkter Bewegungsumfang<br />
Beschwerdezunahme bei Bewegung<br />
Hyperalgesie<br />
Hyperpathie<br />
Koordinationsprobleme<br />
Tremor<br />
Unwillkürliche Bewegungen<br />
Muskelspasmen<br />
Parese<br />
Pseudoparese<br />
Hautatrophie<br />
Nagelatrophie<br />
Muskelatrophie<br />
Knochenatrophie<br />
Hyperhidrose<br />
Verändertes Haarwachstum<br />
Verändertes Nagelwachstum<br />
Tabelle 2: Klinische Manifestationen<br />
des komplexen regionalen<br />
Schmerzsyndromes 1 (aus [6])<br />
gen des Bindegewebes, welche mit starken<br />
funktionellen Einbussen verbunden sein<br />
können und erfahrungsgemäss therapeutisch<br />
nur noch schwer zu beeinflussen<br />
sind.<br />
Einheitliche Kriterien<br />
Beim CRPS 1 handelt es sich grundsätzlich<br />
um eine klinische Diagnose [5]. Zur<br />
Vereinfachung und Standardisierung<br />
wurde in der Vergangenheit eine Vielzahl<br />
von diagnostischen Kriterien eingeführt,<br />
welche sich im klinischen Alltag bis anhin<br />
nur ungenügend bewährt haben. Hauptgründe<br />
dafür sind die schlechte Interobserver-Reliabilität<br />
und die ungenügende<br />
Spezifität. Beide stellen Faktoren dar, die<br />
mit einer potentiell zu häufigen Diagnosestellung<br />
verbunden sein können. Bis vor<br />
Kurzem wurden vor allem die Kriterien<br />
der International Association for the Study<br />
of Pain (IASP) [1], die Veldman-Kriterien<br />
[6] und die Kriterien von Bruehl [9] angewendet.<br />
Mittlerweile haben sich nun die<br />
sogenannten Budapest-Kriterien [10] etabliert.<br />
Diese resultierten aus einer Konsensuskonferenz,<br />
welche 2006 in der ungarischen<br />
Hauptstadt stattfand. Neu wird bei<br />
den Budapest-Kriterien zwischen Symptomen<br />
und objektivierbaren Befunden unterschieden<br />
(siehe Tabelle 3). Im Gegensatz<br />
zu den IASP-Kriterien weisen die<br />
1. Dauerschmerz, disproportional zum auslösenden Ereignis<br />
2. Bericht über mindestens einem Symptom in drei von vier Kategorien:<br />
– Sensibel: Hyperästhesie und/oder Allodynie<br />
– Vasomotorisch: Temperaturdifferenz und/oder Hautverfärbungen und/oder asymmetrische<br />
Hautfarbe<br />
– Sudomotorisch/Ödem: Ödem und/oder veränderte Sudomotorik und/oder asymmetrische<br />
Sudomotorik<br />
– Motorisch/trophisch: Bewegungseinschränkung und/oder motorische Dysfunktion (Schwäche,<br />
Tremor, Dystonie) und/oder trophische Veränderungen (Nägel, Haare, Haut)<br />
3. Anlässlich der Untersuchung Vorhandensein mindestens eines Befundes in zwei oder mehr<br />
Kategorien:<br />
– Sensibel: Hyperalgesie und/oder Allodynie<br />
– Vasomotorisch: Temperaturdifferenz und/oder Hautverfärbungen und/oder asymmetrische<br />
Hautfarbe<br />
– Sudomotorisch/Ödem: Ödem und/oder veränderte Sudomotorik und/oder asymmetrische<br />
Sudomotorik<br />
– Motorisch/trophisch: Bewegungseinschränkung und/oder motorische Dysfunktion<br />
(Schwäche, Tremor, Dystonie) und/oder trophische Veränderungen (Nägel, Haare, Haut)<br />
4. Es gibt keine andere Diagnose, welche die Symptome und Befunde besser erklärt.<br />
Tabelle 3: Budapest-Kriterien (Klinik) [10]<br />
Budapest-Kriterien eine verbesserte Spezifität<br />
auf Tabelle 3.<br />
Für rein klinische Zwecke sind weiterführende<br />
Abklärungen (z.B. Labor, Bildgebung,<br />
neurophysiologische Untersuchungen)<br />
nicht nötig; sie weisen keinen zusätzlichen<br />
diagnostischen Nutzen auf [11,12].<br />
Dies gilt insbesondere auch für die fortwährend<br />
eingesetzte 3-Phasen-Szintigraphie<br />
(z.B. [13]). Zusatzuntersuchungen<br />
dienen jedoch allenfalls dazu, mögliche<br />
andere zugrunde liegende Erkrankungen<br />
auszuschliessen. Entsprechend dem breiten<br />
Manifestationsspektrum ist die Liste<br />
der Differentialdiagnosen lang. In Frage<br />
kommen verschiedene neuropathische<br />
Schmerzzustände, entzündliche Systemerkrankungen,<br />
Infekte, Gefässerkrankungen,<br />
myofasziale Schmerzsyndrome sowie<br />
psychiatrische Störungen (insbesondere<br />
artifizielle Störungen). Letztendlich handelt<br />
es sich beim CRPS 1 um eine Ausschlussdiagnose.<br />
Multiple Therapieansätze<br />
Die Therapie sollte möglichst früh begonnen<br />
und in einem multidisziplinären<br />
Rahmen durchgeführt werden [14]. Das<br />
Ziel besteht in erster Linie im Erreichen<br />
einer bestmöglichen funktionellen Wiederherstellung<br />
der betroffenen Extremität<br />
[5]. Die Therapie selbst basiert auf den<br />
eingangs erwähnten pathophysiologischen<br />
Konzepten und richtet sich vorrangig<br />
nach der sich präsentierenden Klinik.<br />
In der Vergangenheit sind mehrere Behandlungsrichtlinien<br />
entstanden, welche<br />
jedoch grösstenteils auf einem Expertenkonsensus<br />
und nicht evidenzbasierten<br />
Daten beruhen. Eine Ausnahme dazu<br />
bilden die erst kürzlich veröffentlichten<br />
niederländischen Therapierichtlinien<br />
[15]. Diesen Empfehlungen entsprechend<br />
sollen zur Schmerzbehandlung Analgetika<br />
gemäss WHO-Stufenplan eingesetzt<br />
werden, wobei für den Einsatz von starken<br />
Opioiden nur eine ungenügende Evidenz<br />
besteht. Neuropathische Schmerzen können<br />
durch Anwendung von Antikonvulsiva<br />
und trizyklischen Antidepressiva positiv<br />
beeinflusst werden. Zur Behandlung von<br />
Entzündungssymptomen empfehlen die<br />
Autoren Radikalfänger (Dimethylsulfoxid<br />
oder Acetylcystein) und zur Verbesserung<br />
der peripheren Durchblutung vasodilatierende<br />
Medikamente. Bei ungenügendem<br />
Ansprechen können perkutane Sympathikusblockaden<br />
evaluiert werden. Die Rolle<br />
32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Abbildung 1: Typische Frühmanifestation eines CRPS 1 des rechten Fusses mit schmerzhafter<br />
Schwellung, Verfärbungen, Überwärmung und Hyperhidrose. (Bild: Uniklinik Balgrist)<br />
von Calcitonin und Bisphosphonaten in<br />
der Behandlung des CRPS 1 wird in der<br />
Literatur kontrovers diskutiert. Zur funktionellen<br />
Wiederherstellung raten die Autoren<br />
zur Durchführung von intensiven<br />
physio- und ergotherapeutischen Massnahmen.<br />
Präventiv wird nach Radiusfrakturen die<br />
Einnahme von Vitamin C empfohlen.<br />
Eine Sekundärprophylaxe könnte durch<br />
eine adäquate perioperative Analgesie,<br />
den Einsatz von Regionalanästhesie und<br />
eine möglichst kurze Operationszeit erreicht<br />
werden.<br />
Über die Prognose des CRPS 1 ist in der<br />
Literatur nur wenig bekannt. Bisher wurden<br />
nur wenige Faktoren identifiziert,<br />
welche die Prognose des CRPS 1 in positiver<br />
oder negativer Weise beeinflussen<br />
können. Ein ungünstiger Verlauf wird<br />
eher beim CRPS 1 der oberen Extremität<br />
und bei anfangs kühleren Hauttemperaturen<br />
beobachtet, während auslösende<br />
Ereignisse, besonders Frakturen, eher mit<br />
einer günstigen Prognose assoziiert sind.<br />
Es sind Spontanheilungen und erfolgreiche<br />
Therapieresultate bekannt; ein Teil<br />
der Patienten leidet jedoch an monate- bis<br />
jahrelangen, teilweise sehr unbefriedigenden<br />
Verläufen.<br />
■<br />
Referenzen<br />
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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
33
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Am Rande des Flüchtlingsstroms<br />
Seit dem Sommer 2015 sind Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen, ein Dauerthema.<br />
Dabei wird vergessen, dass die meisten Menschen in einem Nachbarland Zuflucht suchen vor<br />
Krieg, Verfolgung oder Naturkatastrophen. Ganz aus dem öffentlichen Fokus verschwinden jene<br />
Flüchtlinge, die innerhalb des eigenen Landes bleiben, die «Internally Displaced Persons».<br />
Sara Bachmann, Community-based Protection Officer, UNHCR Ukraine<br />
Wieder ist hier ein Fischerboot mit Migranten<br />
gekentert, dort konnten mehrere<br />
hundert Flüchtlinge von der Küstenwache<br />
gerettet werden, im Mittelmeer sind wohl<br />
700 Migranten ertrunken: Die Flüchtlingsthematik<br />
ist allgegenwärtig. Täglich<br />
ist in den Medien von Menschen auf der<br />
Flucht die Rede. Alleine im Jahr 2016 gab<br />
es laut UNHCR weltweit mehr als 17 Millionen<br />
Flüchtlinge, während die Zahl im<br />
Jahr <strong>2017</strong> steigend ist. Der grösste Teil von<br />
allen Flüchtlingen ist innerhalb von Afrika<br />
zu verzeichnen und flieht nicht – wie<br />
oft angenommen – nach Europa, sondern<br />
in die unmittelbaren Nachbarländer. Diese<br />
Menschen überqueren Grenzen, um vor<br />
Krieg, Verfolgung und Naturkatastrophen<br />
zu fliehen, auf der Suche nach einem<br />
menschenwürdigeren Leben.<br />
Flucht im eigenen Land<br />
Doch an der Peripherie der Migrationsthematik<br />
gibt es eine weitere Gruppe von<br />
Flüchtlingen, die weniger bekannt ist und<br />
oft etwas in den Hintergrund zu geraten<br />
scheint: Es handelt sich um Binnenflüchtlinge,<br />
auch unter dem englischen Begriff<br />
Internally Displaced Persons (IDPs) anzutreffen.<br />
IDP bezieht sich auf Menschen,<br />
die innerhalb ihres Herkunfts- und Heimatlandes<br />
auf der Flucht sind und sich<br />
dort auch niederlassen. Im Gegensatz zu<br />
internationalen Flüchtlingen, die in einem<br />
fremden Land einen Asylantrag stellen,<br />
ist die Regierung des eigenen Landes<br />
für die IDPs verantwortlich und muss<br />
deren Schutz gewährleisten. Obwohl weniger<br />
im Fokus der Öffentlichkeit, übersteigt<br />
die Anzahl an IDPs die Zahl von<br />
grenzüberschreitenden Flüchtlingen um<br />
mehr als das Zweifache: Gemäss UNHCR<br />
waren im Jahr 2016 mehr als 36,5 Millionen<br />
Menschen als IDPs registriert. Millionen<br />
unter ihnen leben weiterhin in der<br />
permanenten Angst, erneut vertrieben zu<br />
werden.<br />
Die Gründe für die Flucht von IDPs sind<br />
– wie bei internationalen Flüchtlingen –<br />
Krieg, Verfolgung, Gewalt und Naturkatastrophen.<br />
So sind auch IDPs mit vielen<br />
Herausforderungen konfrontiert. Sie haben<br />
in vielen Ländern Schwierigkeiten,<br />
ein Dach über dem Kopf zu finden oder<br />
Zugang zur Gesundheitsversorgung und<br />
zum Arbeitsmarkt zu bekommen.<br />
Ein Beispiel dafür ist die Ukraine. Zwischen<br />
2014 und Juni <strong>2017</strong> wurden gemäss<br />
der ukrainischen Regierung mehr als 1,5<br />
Millionen IDPs registriert. Aufgrund des<br />
Konflikts zwischen den Separatisten und<br />
der ukrainischen Regierung in Teilen der<br />
ostukrainischen Regionen Donetsk und<br />
Lugansk mussten viele Ukrainer ihre Heimat<br />
verlassen und sich in anderen Landesteilen<br />
ein neues Zuhause suchen.<br />
Dreimal vertrieben<br />
Besonders schwierig haben es dabei Menschen<br />
mit Behinderungen, die ihr Haus<br />
nicht selber verlassen können, oder ältere<br />
Leute, die alleine gelassen wurden, wie<br />
das Beispiel der 86-jährigen Vira zeigt. Als<br />
ihr Haus im Jahr 2015 von schwerem Beschuss<br />
getroffen wurde, musste die pensionierte<br />
Lehrerin ihr Zuhause, das sich<br />
nun auf der Frontlinie befindet, verlassen.<br />
Bereits zum dritten Mal in ihrem langen<br />
Leben musste Vira ihre Heimat hinter sich<br />
lassen. Das erste Mal war im Jahr 1931, als<br />
34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
ihr Vater während der Hungersnot vom<br />
sowjetischen Regime nach Sibirien deportiert<br />
wurde. Später wurde der Familie erlaubt,<br />
ein kleines Haus in Moskau zu<br />
mieten. Bald wurde das vermeintlich ruhige<br />
Leben jedoch vom Zweiten Weltkrieg<br />
wieder aufgerüttelt. Das Haus wurde beschossen<br />
und Vira musste zusammen mit<br />
ihrer Mutter zurück nach Donetsk fliehen.<br />
Als Primarlehrerin und Mutter eines Sohnes<br />
hatte Vira sich auf eine ruhige Pension<br />
gefreut. Es kam jedoch anders, und als<br />
die Kämpfe in der Ostukraine begannen<br />
und ihr Haus beschossen wurde, wurde sie<br />
nochmals zur Flucht gezwungen. Es fielen<br />
vermehrt Schüsse in ihrem Dorf Stanyzja<br />
Luhanska, und Vira suchte zuerst Schutz<br />
in einem Luftschutzbunker. Als das Artilleriefeuer<br />
jedoch intensiver wurde, wusste<br />
sie, dass sie laufen musste. Nur mit wenigen<br />
Dokumenten und Fotos auf sich gelang<br />
ihr und ein paar Freunden die Flucht.<br />
Nun lebt Vira mit ihrem Sohn in der Region<br />
Kiew. In 18 Monaten mussten sie<br />
dreimal umziehen, da wegen der hohen<br />
Anzahl an IDPs grosser Wohnungsmangel<br />
herrscht. Aber nicht nur die Wohnsituation<br />
macht ihr zu schaffen: «Mit meiner<br />
kleinen Rente kann ich mir kaum Essen<br />
leisten. Und als ich einen Herzinfarkt hatte<br />
und ich zu einem Arzt gebracht wurde,<br />
gab er mir ein Rezept für ein teures Medikament,<br />
das ich mir nicht leisten kann.<br />
Stattdessen kaufe ich mir nun billigere<br />
Tabletten, sie helfen jedoch nicht gegen<br />
meinen hohen Blutdruck.»<br />
Unsichtbares Leiden<br />
Wie Vira kämpfen auch viele andere ältere<br />
IDPs in der Ukraine mit schwierigen<br />
sozialen Lebensbedingungen. Gemäss der<br />
Regierung sind mehr als 60 Prozent der<br />
registrierten IDPs in der Ukraine ältere<br />
Menschen. Der wirtschaftliche Rückgang<br />
im konfliktbetroffenen Land hatte deshalb<br />
eine verheerende Wirkung auf die<br />
am meisten gefährdeten Menschen, die<br />
ums Überleben kämpfen müssen, zu denen<br />
auch Pensionäre wie Vira gehören.<br />
Mit ein Grund für die schwierigen Bedingungen<br />
von IDPs sind Lücken in der Gesetzgebung<br />
und die herrschende Unklarheit<br />
bezüglich sozialer Leistungen für<br />
IDPs.<br />
Gerade weil nationale Regierungen die<br />
Verantwortung für IDPs haben, sind Binnenflüchtlinge<br />
auf der internationalen<br />
Ebene oft unsichtbar. Dennoch sollten sie<br />
im Fokus bleiben, weil ihre Probleme oft<br />
dieselben sind wie die von internationalen<br />
Flüchtlingen. Bei langanhaltenden<br />
Konflikten, wie es in der Ukraine der Fall<br />
ist, wird die Anzahl IDPs in der nahen<br />
Zukunft zudem nicht zurückgehen, was<br />
Regierungen vor enorme Herausforderungen<br />
stellt. Davor darf die internationale<br />
Gesellschaft nicht die Augen<br />
verschliessen. ■<br />
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<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
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FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Sehen ausserhalb des Fokus<br />
Im Vergleich zu Fliegen haben wir zwar keinen Rundumblick, das menschliche Gesichtsfeld umfasst<br />
jedoch immerhin ca. 210 Grad. Was aber geschieht am Rand unseres Gesichtsfeldes? Objekte, die in<br />
der Peripherie liegen, werden schlechter erkannt und als kürzer wahrgenommen. Dennoch ist die<br />
periphere Wahrnehmung nicht einfach eine schlechtere Version der zentralen, sondern übernimmt<br />
eigene Funktionen.<br />
M. Sc. Lisa Eberhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Allgemeine Psychologie der Universität Ulm,<br />
Prof. Dr. phil. habil. Anke Huckauf, Lehrstuhlinhaberin Allgemeine Psychologie, Universität Ulm<br />
Der Grossteil der Informationen, die unserer<br />
visuellen Wahrnehmung entstammen<br />
und die wir berichten können, wird<br />
am Fixationsort aufgenommen. Von diesem<br />
fixierten Ort werden Lichtwellen auf<br />
einen zentralen Punkt der Netzhaut projiziert,<br />
auf die Fovea. Hauptkennzeichen<br />
der Wahrnehmung im seitlichen Gesichtsfeld<br />
ist mit zunehmender Entfernung zum<br />
Fixationsort eine rapide Abnahme des<br />
räumlichen Auflösungsvermögens (Schober,<br />
1950). Wie aktuelle Befunde zeigen,<br />
ist sogar bereits innerhalb der Foveola ein<br />
Abfall der Erkennungsleistung mit zunehmendem<br />
Abstand vom Zentrum nachweisbar<br />
(Poletti, Rucci & Carassco, <strong>2017</strong>).<br />
Der Leistungsabfall mit zunehmender<br />
Exzentrizität scheint auch das Lokalisationsvermögen<br />
zu betreffen (Levi, Klein &<br />
Yap, 1987). So zeigt sich, dass eine simultane<br />
Präsentation von mehreren jeweils<br />
einzeln sehr gut erkennbaren Reizen im<br />
seitlichen Gesichtsfeld dazu führt, dass<br />
diese Reize nicht mehr berichtet werden<br />
Abb. 1: Schematische Darstellung der Sehschärfeverteilung<br />
bei Fixation des Displays eines lokalen<br />
Fahrkartenautomaten<br />
können (sog. Crowding-Effekt; Bouma,<br />
1970). Auch dieses Phänomen wird mit<br />
zunehmender Exzentrizität stärker. Dabei<br />
ist die Einbusse in der Identifikationsleistung<br />
des Zielobjekts durch den Crowding-<br />
Effekt grösser als durch die Abnahme der<br />
Sehschärfe (Huckauf & Heller, 2002).<br />
Unterschiede zwischen zentralem und<br />
peripherem Sehen betreffen auch die zeitliche<br />
Auflösung. Kurzzeitig im seitlichen<br />
Gesichtsfeld präsentierte Objekte werden<br />
als kürzer erlebt als das gleiche Objekt in<br />
zentraler Darbietung; und auch diese Unterschätzung<br />
steigt mit zunehmender<br />
Exzentrizität (Kliegl & Huckauf, 2014).<br />
Inwieweit solche Befunde auf längere<br />
Dauern und auf weitere Aufgaben übertragbar<br />
sind, muss noch geklärt werden.<br />
Konsequenzen für den täglichen Umgang<br />
mit unserer Umgebung sind in Abb. 1 illustriert.<br />
Die Symmetrie in Abb. 1 ist jedoch<br />
unzutreffend: Das funktionale visuelle<br />
Feld ist seitlich grösser als nach oben<br />
und unten (Schober, 1950). Zudem konstatieren<br />
zahlreiche Untersuchungen, vor<br />
allem mit alphanumerischen Zeichen,<br />
eine Rechtsfeldüberlegenheit (z.B. Chanceaux,<br />
Mathôt, & Grainger, 2013). Eine<br />
bessere Wahrnehmungsleistung für das<br />
untere Gesichtsfeld im Vergleich zum oberen<br />
wird üblicherweise mit den Bedingungen<br />
zur Lokomotion in Zusammenhang<br />
gebracht (Feng, Jiang, & He, 2007).<br />
Funktion peripheren<br />
Sehens<br />
Ist also die periphere Wahrnehmung lediglich<br />
eine schlechte Version dessen, was<br />
zentral möglich ist, oder welche Funktion<br />
kommt ihr zu? Objekte in der Peripherie,<br />
die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen,<br />
werden meist zu unwillkürlich gesehen,<br />
um sie detailliert verarbeiten zu<br />
können. Eine wichtige Funktion ist also<br />
die Steuerung der (Blick-)Motorik, um<br />
bspw. schärfebedingte Unschärfen auszugleichen.<br />
Augenbewegungen sind in der<br />
Regel sprunghaft, d.h. Phasen relativer<br />
Ruhe, sog. Fixationen, wechseln mit<br />
schnellen Bewegungen, sog. Sakkaden.<br />
Aufgrund extrafovealer Information muss<br />
entschieden werden, was in der Folge fixiert<br />
werden soll (sog. periphere Vorverarbeitung).<br />
Da während einer Sakkade<br />
keine Information aufgenommen wird,<br />
stellt sich die Frage, wie die fixierte Information<br />
mit der vorherigen, peripher aufgenommenen<br />
Information zu einem<br />
ganzheitlichen Eindruck der Umgebung<br />
vereint wird. Hier zeigen aktuelle Befunde,<br />
dass attentive Mechanismen, die mit einer<br />
Sakkade assoziiert sind, dazu führen, dass<br />
die entsprechenden Objekte bereits kurz<br />
vor Ausführung der Sakkade besonders<br />
verarbeitet werden (Li, Barbot, & Carrasco,<br />
2016). Eventuell stehen auch bessere<br />
Leistungen in der Peripherie, wie sie bspw.<br />
in Aufgaben zur Textursegmentierung<br />
nachgewiesen werden (Meinecke & Kehrer,<br />
1994), mit der Blicksteuerung in Zusammenhang.<br />
Die dritte Dimension<br />
Die bislang beschriebenen Fakten gelten<br />
für Aufgaben in einem bestimmten Betrachtungsabstand.<br />
Um jedoch Handlungen<br />
steuern zu können, muss auch eine<br />
Entfernung bestimmt werden, auf die<br />
dann die Handlungen abgestimmt werden.<br />
Dieses Einsschätzen der Entfernung<br />
muss insbesondere auch anhand peripherer<br />
Information geleistet werden. Dabei<br />
stellt sich also die Frage, wie unser Sehen<br />
ausserhalb des Fokus in der dritten Dimension,<br />
der Tiefe, charakterisiert werden<br />
kann. Der denknotwendige Abgleich der<br />
Information am aktuellen Fokus mit der<br />
zuvor ausserhalb des Fokus gewonnenen<br />
Information wirft Fragen nach Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschieden zwischen<br />
36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
dadurch zur Prävention von 3-D-induzierten<br />
Beschwerden oder auch von Stürzen<br />
führen. Als weiteres Beispiel sei die<br />
Sehkorrektur genannt: Die Optimierung<br />
zentraler Sehfunktionen mittels einer<br />
Sehhilfe führt auch zu Verzerrungen der<br />
peripher aufgenommenen Informationen.<br />
Wissen darüber, worauf unser sensomotorisches<br />
System sich dabei wie gut und mit<br />
welcher Latenz einstellen kann, kann evtl.<br />
die Akzeptanz von Sehhilfen vergrössern.<br />
Dabei ist davon auszugehen, dass solche<br />
Anpassungsleistungen altersabhängig<br />
sind. <br />
■<br />
Abb. 2: Vorstellung des funktionalen Gesichtsfeldes in drei Dimensionen<br />
der Tiefenunschärfe und der Unschärfe<br />
mit zunehmender Exzentrizität auf.<br />
Um unterschiedliche Entfernungen zu<br />
signalisieren und auf diese angepasst zu<br />
sein, sind Adjustierungen der Tiefeneinstellungen<br />
des visuellen Apparates nötig.<br />
Diese funktionieren über die Ausrichtung<br />
der Blickachsen beider Augen zueinander<br />
(Vergenz), die Anpassung der Brechkraft<br />
der Augenlinse an die Entfernung (Akkommodation)<br />
und die Einstellung auf<br />
die Lichtverhältnisse (Pupillendilatation).<br />
Diese drei verkörperlichten Faktoren der<br />
Entfernungsschätzung werden auch als<br />
Nahtrias bezeichnet, da sie bei Sehaufgaben<br />
im Greifraum aufeinander abgestimmt<br />
sind.<br />
Alle Fragen, die Wahrnehmungsleistungen<br />
in der Peripherie betreffen, sind also<br />
ebenso relevant für das Sehen vor oder<br />
hinter dem Fokus. Hierzu gibt es deutlich<br />
weniger wahrnehmungspsychologisch<br />
motivierte Arbeiten; nicht zuletzt aufgrund<br />
der Schwierigkeiten bei der Implementierung<br />
einer geeigneten Versuchsanordnung,<br />
mit der ein Fixationspunkt gegeben<br />
werden kann, vor und hinter dem<br />
weitere Reize präsentiert werden können.<br />
Die Forschungsfragen allerdings liegen<br />
auf der Hand: Welchen Einfluss haben<br />
Abweichungen eines Reizes von der fokussierten<br />
Ebene auf Erkennungsleistungen,<br />
auf die Lokalisation der Reize, auf deren<br />
Berichtbarkeit? Inwieweit sind Effekte von<br />
Tiefenschärfe und Sehschärfe funktional<br />
vergleichbar? Sind Effekte der retinalen<br />
Exzentrizität und der Tiefen(un)schärfe<br />
additiv, oder interagieren sie miteinander?<br />
Teilweise können Informationen aus Datensätzen<br />
für stereoskopisch präsentierte<br />
Reize abgeleitet werden, bei denen der<br />
Tiefeneindruck simuliert wird. Allerdings<br />
ist unklar, inwieweit Effekte virtueller Tiefe<br />
auf reale Tiefe übertragen werden können.<br />
Ein Hinderungsgrund dafür besteht<br />
allein schon in der Dissoziation von Akkommodation<br />
und Vergenz, die in virtuellen<br />
stereoskopischen Umgebungen notwendig<br />
(Hoffman, Girshick, Akeley, &<br />
Banks, 2008), in realen aber kaum anzutreffen<br />
ist.<br />
Erste Ergebnisse aus unserer Arbeitsgruppe<br />
weisen darauf hin, dass die Erkennungsleistungen<br />
von Objekten innerhalb<br />
eines Bereichs von ca. ±0,2 Dioptrin<br />
(1,4 m bis 3 m bei einer Blickdistanz von<br />
2 m) auch in der Tiefe mit zunehmender<br />
Exzentrizität abnehmen. Darüber hinaus<br />
scheint es, dass Reize vor der Fokusebene<br />
besser erkannt werden können als Reize<br />
hinter und sogar auf der Fokusebene.<br />
Auch benachbarte Reize in anderen Tiefenebenen<br />
bewirken Crowding-Effekte:<br />
Für Flankierreize, die in der Peripherie vor<br />
oder hinter der Fokusebene liegen, zeigen<br />
sich ähnliche Crowding-Effekte wie auf<br />
der Fokusebene (Eberhardt & Huckauf,<br />
akzeptiert).<br />
Anwendungen<br />
Praktische Folgen dieser Forschungen<br />
betreffen die Gestaltung visueller Medien<br />
(z.B. kopfgestützte und projektionsbasierte<br />
Head-up- oder AR/VR-Geräte). Ein<br />
funktional abgestimmtes Design kann die<br />
motorische Koordination erleichtern und<br />
Literatur<br />
Bouma, H. (1970). Interaction effects in parafoveal<br />
letter recognition. Nature, 226, 177–178.<br />
doi:10.1038/226177a0.<br />
Chanceaux, M., Mathôt, S., & Grainger, J. (2013).<br />
Flank to the left, flank to the right: Testing<br />
the modified receptive field hypothesis of<br />
letter-specific crowding. Journal of Cognitive<br />
Psychology, 25(6), 774–780. http://dx.doi.or<br />
g/10.1080/20445911.2013.823436.<br />
Eberhardt & Huckauf (akzeptiert). Examining<br />
crowding using a real three-dimensional<br />
experimental setup. Proceedings of the Latvian<br />
Academy of Sciences, Section B.<br />
Feng, C., Jiang, Y., & He, S. (2007). Horizontal<br />
and vertical asymmetry in visual spatial<br />
crowding effects. Journal of Vision, 7(2),<br />
13–13.<br />
Hoffman, D. M., Girshick, A. R., Akeley, K., &<br />
Banks, M. S. (2008). Vergence-accommodation<br />
conflicts hinder visual performance and<br />
cause visual fatigue. Journal of Vision, 8(3),<br />
1–33. doi:10.1167/8.3.33.<br />
Huckauf A. & Heller D. (2002). Spatial selection<br />
in peripheral letter recognition: In search of<br />
boundary conditions. Acta Psychologica,<br />
111(1), 101–123. https://doi.org/10.1016/<br />
S0001-6918(02)00045-8.<br />
Kliegl, K. M. & Huckauf, A. (2014). Perceived<br />
duration decreases with increasing eccentricity.<br />
Acta Psychologica, 150,136–145.<br />
Levi, D. M., Klein, S. A., & Yap, Y. L. (1987). Positional<br />
uncertainty in peripheral and amblyopic<br />
vision. Vision research, 27(4), 581–<br />
597. https://doi.org/10.1016/0042-<br />
6989(87)90044-7.<br />
Li, H. H., Barbot, A., & Carrasco, M. (2016). Saccade<br />
preparation reshapes sensory tuning.<br />
Current Biology, 26(12), 1564–1570. https://<br />
doi.org/10.1016/j.cub.2016.04.028.<br />
Meinecke, C., & Kehrer, L. (1994). Peripheral and<br />
foveal segmentation of angle textures. Perception,<br />
& Psychophysics, 56(3), 326–334.<br />
https://doi.org/10.3758/BF03209766.<br />
Poletti, M., Rucci, M., & Carrasco, M. (<strong>2017</strong>).<br />
Selective attention within the foveola. Nature<br />
Neuroscience, advance online publication.<br />
doi:10.1038/nn.4622.<br />
Schober, H. (1950). Das Sehen: I. Band. Mühlhausen:<br />
Markewitz-Verlag GmbH.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
37
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Verkaufen in der Peripherie<br />
Coca-Cola oder Apple sind rund um den Globus zu finden. Wie aber schafft man es, ein Produkt<br />
global zu vermarkten? Worauf muss man achten, wenn man neue Märkte erobern möchte? Was<br />
im einen Land klappt, kann schon im Nachbarland floppen. Je weiter entfernt ein Absatzmarkt ist,<br />
desto wichtiger ist es, die lokalen Gepflogenheiten zu kennen.<br />
Dr. Dominic Schmiedl, Online-Redakteur W4; Jörg Wenzel, Inhaber W4<br />
Das Internet und das globale Dorf: Eine<br />
Website ist für alle unabhängig von ihrer<br />
Region erreichbar. Eine enorme Bereicherung<br />
und Erleichterung für die weltweite<br />
Vermarktung von Produkten und Diensten,<br />
könnte man denken. Doch wer global<br />
handeln will, muss weiterhin lokal denken<br />
können. Denn die eine Website, die<br />
alle anspricht, gibt es nicht.<br />
Das globale Dorf ist längst nicht so homogen,<br />
wie manch einer es sich vorstellt. Man<br />
könnte sagen: andere Häuser, andere Sitten.<br />
Die Wege sind zwar viel kürzer geworden,<br />
eine Verbindung ist schnell hergestellt.<br />
Doch ob man sich versteht, ist eine<br />
ganz andere Frage. Die Welt hat sich eben<br />
doch noch nicht darauf geeinigt, über<br />
Facebook in Kontakt zu bleiben und die<br />
brennenden Fragen des Lebens mithilfe<br />
der Google-Suche zu beantworten.<br />
Während es den meisten einleuchtet, dass<br />
zwischen dem Schweizer und dem chinesischen<br />
Markt grosse Unterschiede bestehen,<br />
können sich die meisten kaum vorstellen,<br />
dass es auch innerhalb von Westeuropa<br />
Unterschiede gibt. Doch das ist<br />
bereits ein Irrglaube und führt zur goldenen<br />
ersten Regel des internationalen Marketings:<br />
Man sollte sich seines Nichtwissens<br />
bewusst sein und so einen grossen<br />
Bogen um kostspielige Fettnäpfchen machen.<br />
Teure Fauxpas<br />
Wer den Schaden hat, braucht für den<br />
Spott nicht zu sorgen. Der grösste Exportschlager<br />
aus dem deutschsprachigen<br />
Raum ist wahrscheinlich das Wort Schadenfreude.<br />
Kulturellem Nichtwissen geschuldete<br />
Marketingfehlgriffe, ein regionaler<br />
Fauxpas ziehen schnell das Gespött<br />
der ganzen Welt auf sich. Das musste<br />
beispielsweise der japanische Autohersteller<br />
Mitsubishi erfahren, als dieser sein<br />
Modell Pajero in Spanien einführen wollte.<br />
Dort bedeutet das Wort Pajero umgangssprachlich<br />
«Wichser». Da kann das<br />
Gefährt noch so gut sein – Käufer findet<br />
man damit nicht. Doch derlei Peinlichkeiten<br />
passieren auch zwischen Nachbarn.<br />
Audi traf ebenfalls eine unglückliche Namenwahl<br />
für seine Produktmarke e-tron.<br />
Denn dieser erinnert an das französische<br />
Wort «étron», zu Deutsch Kothaufen.<br />
Dass man den zu erobernden Markt auf<br />
sprachlicher Ebene versteht, gehört also<br />
zu den Grundvoraussetzungen internationalen<br />
Marketings. Dennoch: Einen verbindlichen<br />
Leitfaden, wie ein hierzulande<br />
erfolgreiches Produkt auch im Ausland<br />
zum Verkaufsschlager wird, gibt es nicht.<br />
Denn genau darin liegt ja die Schwierigkeit<br />
des internationalen Marktes: Jeder<br />
Markt hat seine Eigenarten. Diese können<br />
sprachlicher, kultureller oder rechtlicher<br />
Natur sein.<br />
Vier Vorüberlegungen<br />
Die folgenden Punkte erheben keinen Anspruch<br />
auf Vollständigkeit. Sie sollen vielmehr<br />
eine Orientierung bei der Planung<br />
einer Kampagne fernab des Heimatlandes<br />
bieten.<br />
• Hat Ihr Produkt Potential?<br />
Wollen Sie wirklich mit einer Chilisauce<br />
nach Mexiko expandieren? Nur weil ein<br />
Produkt in der Schweiz gut läuft, bedeutet<br />
das nicht, dass es am anderen Ende der<br />
Welt auch so sein muss – vielleicht gibt es<br />
zudem das Produkt dort schon. Nicht umsonst<br />
kennen wir den Begriff «lokale Spezialitäten».<br />
Der Schritt in einen fremden<br />
Markt ist ein umfangreiches Unterfangen.<br />
Kaufgewohnheiten, gesetzliche Bestimmungen<br />
oder Konkurrenzprodukte: Ohne<br />
eingehende Analyse des Zielmarktes ist<br />
dieser nicht zu erobern.<br />
Bevor man eine eigene Infrastruktur vor<br />
Ort aufbaut, kann es durchaus ratsam<br />
sein, kleine Brötchen zu backen. Gesetze<br />
und Steuerregeln sind zwar in jedem Fall<br />
zu kennen. Doch der Markteintritt über<br />
eine Plattform wie Amazon vereinfacht<br />
vieles, da es dafür noch keine Gesellschaft<br />
vor Ort braucht. Gleichzeitig kann ohne<br />
grosses Investment das Potential des Produktes<br />
auf dem Zielmarkt getestet werden.<br />
• Wer ist Ihre Zielgruppe?<br />
Sie agieren in Ihrem Heimatmarkt erfolgreich,<br />
weil Sie Ihre Zielgruppe kennen und<br />
diese perfekt bedienen. Doch heisst das<br />
nicht, dass Ihre Zielgruppe in anderen<br />
Ländern die gleichen Merkmale aufweist.<br />
Abgesehen vom Wissen um die Nachfrage<br />
nach Ihren Produkten braucht es daher<br />
eine Analyse der Gewohnheiten, Verhaltensweisen<br />
und Bedürfnisse der potentiellen<br />
Kundschaft vor Ort.<br />
• Gibt es kulturelle Stolpersteine?<br />
Sie wollen den spanischen Markt erobern<br />
und beauftragen ein Übersetzungsbüro<br />
mit der Übertragung Ihrer Marketingmaterialien<br />
in die Zielsprache. Doch welches<br />
genau ist die Zielsprache? Regionale Unterschiede<br />
sind in Spanien auf sprachlicher<br />
Ebene viel stärker ausgeprägt als in<br />
Deutschland oder Frankreich.<br />
Auch andere kulturelle Unterschiede wie<br />
die Verwendung von Symbolen oder Farben<br />
sind zu beachten. Weiss wird im westlichen<br />
Kulturkreis mit Unschuld assoziiert,<br />
in China denkt man dabei schnell an<br />
den Tod. Erfolgreiche Marketingkommunikation<br />
wirkt auf vielen Ebenen – Sprache<br />
ist nur eine davon. Darum braucht es<br />
unbedingt Berater, die sich mit den kulturellen<br />
Gegebenheiten des Zielmarktes<br />
auskennen.<br />
• Welche Kanäle werden genutzt?<br />
Facebook, Twitter und Instagram sind die<br />
beliebtesten sozialen Netzwerke und<br />
Google die erste Adresse für Suchanfragen.<br />
Was hierzulande stimmt, kann andernorts<br />
ganz anders sein. Russland und<br />
China haben beispielsweise eigene soziale<br />
Netzwerke und Suchmaschinen, ohne die<br />
Ihre Kommunikation auf dem Zielmarkt<br />
38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
ins Leere läuft. Eine Google-Adwords-<br />
Anzeige auf Russisch wird daher nur wenige<br />
Russen in Russland erreichen. Sie<br />
müssen die bevorzugten (zum Teil auch<br />
erlaubten) Kommunikationswege Ihrer<br />
Zielgruppe im Zielland kennen.<br />
Marketing in China<br />
Das Reich der Mitte ist dank seines starken<br />
Wachstums ein begehrter Zielmarkt für<br />
Unternehmen auf Expansionskurs. Doch<br />
mit einer lokalisierten Website allein wird<br />
der Markteintritt nicht von Erfolg gekrönt<br />
sein. Wer in China Fuss fassen will, muss<br />
mit den beiden Schwergewichten des chinesischen<br />
Online-Geschäfts vertraut sein:<br />
mit Baidu und WeChat.<br />
Baidu: das chinesische Google<br />
Google verliess den chinesischen Markt<br />
2010 und ist als Suchmaschine dort nahezu<br />
bedeutungslos. Unter den chinesischen<br />
Anbietern dominiert Baidu das Feld<br />
mit 80 Prozent Marktanteil. Wer in China<br />
gefunden werden will, muss nach Baidus<br />
Regeln spielen. Neben der Sprache gibt es<br />
zwei weitere wichtige Kriterien: Die Website<br />
sollte vor Ort gehostet werden und die<br />
Domain-Endung .cn oder .com haben.<br />
Ansonsten ähneln die Regeln der Suchmaschinenoptimierung<br />
für Baidu denen<br />
von Google: Gute Inhalte sind wichtig,<br />
ebenso externe Verlinkungen.<br />
WeChat: das soziale Netzwerk<br />
WeChat als chinesisches Facebook zu<br />
bezeichnen, wäre sehr verkürzend. Denn<br />
WeChat hat mehr Funktionen als Facebook<br />
und ist viel stärker im Alltag der<br />
Chinesen integriert. WeChat ist nicht nur<br />
Informationsportal und Freundesnetzwerk,<br />
es ist auch eine Art PayPal für den<br />
bargeldlosen Zahlungsverkehr. Über We-<br />
Chat kann man sich ein Taxi rufen und<br />
die Fahrt anschliessend bezahlen. Auch<br />
Bankgeschäfte können innerhalb der<br />
App abgewickelt werden. Viele sind inzwischen<br />
der Meinung, dass ein WeChat-<br />
Account für Unternehmen wichtiger ist<br />
als eine eigene Website. Generell gibt es<br />
hier für Unternehmen zwei Optionen:<br />
einen Subscription-Account, der ähnlich<br />
einer Facebook-Seite funktioniert und<br />
dem Teilen von Inhalten dient, oder einen<br />
Service-Account, der Transaktionen<br />
beispielsweise über einen Shop ermöglicht.<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
39
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Am Rand zu Hause<br />
Das Hospice Le Pré-aux-Bœufs nimmt Männer und Frauen auf, die am Rand der Gesellschaft stehen.<br />
Die im Berner Jura gelegene Einrichtung dient wegen ihrer geografischen Abgelegenheit seit Ende<br />
des 19. Jahrhunderts der Unterbringung von schwer integrierbaren Personen. Peripher war auch der<br />
Ansatz des kontrollierten Trinkens und des weitgehenden Therapieverzichts.<br />
Kilian Ruckstuhl, Heimleiter, Hospice Le Pré-aux-Boeufs<br />
Als der Eremit Himerius um das Jahr 600<br />
auf der Suche nach einem abgelegenen<br />
Ort für seine Zelle war, fand er am oberen<br />
Schüsstal (franz. La Suze) Gefallen. Aus<br />
Zelle und nachmaligem Kloster entwickelte<br />
sich die Ortschaft St-Imier, die ihren<br />
Namen von Himerius herleitet. Und in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft entstand,<br />
nicht weniger abgelegen, das Dorf Sonvilier,<br />
auf dessen Gemeindebann das Hospice<br />
Le Pré-aux-Boeufs liegt.<br />
Das Merkmal des Peripheren hat das Hospice<br />
Le Pré-aux-Boeufs seit seinen Anfängen<br />
in verschiedener Hinsicht begleitet.<br />
Zugleich ist es aber immer wieder darüber<br />
hinausgegangen.<br />
Von der Knabenerziehungsanstalt<br />
zum<br />
Versorgungsheim für<br />
«bösartige Leute»<br />
Der Bauernhof «Le Pré-aux-Boeufs» der<br />
Burgergemeinde Sonvilier, im obersten<br />
Teil des Vallon de St-Imier zwischen den<br />
Dörfern Renan und Sonvilier gelegen,<br />
erschien dem Kanton Bern bereits 1895<br />
peripher genug, um ihn zu kaufen und<br />
darauf eine Knabenerziehungsanstalt zu<br />
gründen: In dieser wurden ca. 50 Knaben<br />
unterrichtet und in der Feld- und Stallarbeit<br />
eingesetzt. Das sozial und das geographisch<br />
Randständige fand sich schon<br />
damals zusammen. Dass die Institution<br />
auch «Rettungsanstalt» genannt wurde,<br />
lässt erahnen, wie es in ihr damals zuund<br />
herging.<br />
Als die Knabenerziehungsanstalt 1931<br />
geschlossen wurde, nutzte die kantonale<br />
Armendirektion die Gelegenheit, um darin<br />
das «Versorgungsheim Sonvilier» einzurichten<br />
und dieses an das Verpflegungsheim<br />
Worben zu verpachten, welches das<br />
Versorgungsheim als Zweiganstalt führte.<br />
Hier wurden ab 1931 Erwachsene administrativ<br />
versorgt, welche infolge «Trunksucht»,<br />
«Liederlichkeit» oder «Arbeitsscheue»<br />
– wie es damals hiess – selbst in<br />
den bernischen Armen-, Verpflegungsund<br />
Arbeitsanstalten durch ihr unangepasstes<br />
Verhalten nicht tragbar waren. Es<br />
waren die aus damaliger Sicht Schlimmsten<br />
der Schlimmen («bösartige Leute»),<br />
die im Versorgungsheim landeten. Entsprechend<br />
heisst es im Verwalterbericht<br />
von 1934: «Die Anstalt ist mit einer Umzäunung<br />
versehen worden.» «Administrativ<br />
versorgt» bedeutete: Eingesperrt<br />
ohne gerichtlichen Beschluss und ohne<br />
Vorliegen einer Straftat.<br />
1958 beklagte sich der Verwalter über die<br />
Disziplinlosigkeit vieler Insassen und fügte<br />
an, es handle sich ausnahmslos um<br />
chronische Alkoholikerinnen und Alkoholiker.<br />
Es waren Menschen, die jener<br />
«Trunksucht» verfallen waren, die schon<br />
1931, bei der Eröffnung der Versorgungsanstalt,<br />
im Zentrum stand.<br />
Auch heute weist ein Grossteil unserer ca.<br />
100 Klientinnen und Klienten eine Alko-<br />
Die Weiden wachsen am Flüsschen Suze und werden von den Bewohnern zu mannigfaltigen Körben verarbeitet.<br />
40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
FOKUS ▶ PERIPHERIE<br />
Bewohner beim Lindenblüten pflücken<br />
Bewohner beim Lindenblütenpflücken. Die Blüten werden u.a. auch an Ricola verkauft.<br />
holabhängigkeit unterschiedlichen Grades<br />
auf. Aber die Krankheitsbilder sind<br />
komplexer geworden – oder sie blieben<br />
dieselben, und werden dank des medizinischen<br />
Fortschrittes bloss differenzierter<br />
diagnostiziert, wer weiss.<br />
Schadensbegrenzung<br />
statt Abstinenz<br />
Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner<br />
– das Hospice nahm anders als andere<br />
Institutionen seit je Männer und Frauen<br />
auf – weisen heute neben dem Alkoholproblem<br />
und seinen Folgeschädigungen<br />
(Korsakov-Syndrom etc.) auch<br />
Abhängigkeiten von anderen Substanzen<br />
(Heroin) und/oder psychische bzw. psychosoziale<br />
Probleme auf (verschiedene<br />
Formen der Schizophrenie; andere Typen<br />
der Psychose; chronische Depression;<br />
Borderline-Persönlichkeitsstörungen; Verhaltensstörungen<br />
etc.). Sie haben vielfach<br />
grosse Schwierigkeiten in der selbständigen<br />
Lebensbewältigung, tendieren zu<br />
Selbstgefährdung durch Verwahrlosung<br />
und zeigen sich auf unterschiedlichste<br />
Weise «verhaltensoriginell». Ein Teil der<br />
Bewohner ist aufgrund behördlicher<br />
Massnahmen (z.B. fürsorgerische Unterbringung)<br />
hier.<br />
Das Hospice versteht sich als niederschwellige,<br />
nicht therapieorientierte Institution.<br />
Die Menschen sollen möglichst<br />
weitgehend so sein und bleiben dürfen,<br />
wie sie sind. Darum wird von Alkoholabhängigen<br />
auch keine Abstinenz verlangt,<br />
wie das in anderen Institutionen der Fall<br />
ist. Viele haben schon mehrere Versuche<br />
gemacht, vom Alkohol loszukommen. Es<br />
ist ihnen nicht gelungen, und nun wollen<br />
sie auch nicht mehr.<br />
Um den Konsum aber dennoch zu kontrollieren<br />
und in gewissen Bahnen zu halten,<br />
hat das Pré-aux-Boeufs seit 1976 eine<br />
eigene kleine Beiz, in welcher den Bewohnern<br />
Bier und Wein (kein Branntwein) in<br />
individuell vereinbarten Mengen und zu<br />
festen Tageszeiten gegen Bezahlung ausgeschenkt<br />
wird. Das Maximum liegt bei<br />
1,5 Litern Bier oder 6 dl Wein pro Tag,<br />
verteilt auf drei Termine am Nachmittag.<br />
Für manchen Bewohner ist das ein Pappenstiel<br />
im Vergleich zum Konsum vor<br />
dem Eintritt ins Hospice. Mit dem kontrollierten<br />
Ausschank lag das Hospice zwar<br />
auch konzeptionell (einmal mehr) am<br />
Rand – der Mainstream der Wissenschaft<br />
vertrat in den 70er Jahren das Abstinenzparadigma<br />
–, zugleich war es seiner Zeit<br />
aber auch voraus: Das Konzept des Trinkens<br />
unter Kontrolle ist inzwischen von<br />
mehreren anderen Institutionen übernommen<br />
worden.<br />
Der Grundgedanke hinter der Beiz war<br />
und ist, dass es ehrlicher und insgesamt<br />
wirkungsvoller ist, den Alkoholkonsum<br />
kontrolliert in der Institution zuzulassen,<br />
statt ihn zu verbieten – und genau zu<br />
wissen, dass er dann einfach unkontrolliert<br />
auswärts stattfindet. An die Stelle der<br />
Abstinenz tritt als Ziel die Schadensbegrenzung<br />
und ein menschenwürdiges<br />
Leben mit bzw. trotz der Sucht. Die Beiz<br />
ist auch ein beliebter Treffpunkt und erfüllt<br />
eine wichtige soziale Funktion.<br />
Arbeit und Beschäftigung<br />
als wichtige Integrationsfaktoren<br />
Das Konzept des Trinkens unter Kontrolle<br />
ist kein Wundermittel. Es lebt von einer<br />
minimalen Bereitschaft und Fähigkeit der<br />
Bewohner, sich auf die Spielregeln einzulassen<br />
(ausserhalb der Beiz – z.B. während<br />
Ausgängen oder im Zimmer – sollte<br />
kein weiterer Alkohol getrunken werden;<br />
Bewohner, die von Ausgängen oder Urlauben<br />
zurückkommen, müssen Atemlufttests<br />
machen etc.). Diese Spielregeln können<br />
umgangen werden, da das Hospice<br />
eine offene Institution ist und keine «Umzäunung»<br />
mehr aufweist. Letztlich geht<br />
es um ein labiles Gleichgewicht, dessen<br />
Bewahrung von den Bewohnern und den<br />
Mitarbeitenden täglich neu errungen werden<br />
muss. Die abgelegene Lage wirkt sich<br />
hier positiv aus, da die Versuchungen weniger<br />
sind als in einer Institution an zentraler<br />
Lage. Manchmal geht das Gleichgewicht<br />
trotzdem verloren, und ein Entzug<br />
in einer Klinik wird notwendig.<br />
Im Unterschied zu zahlreichen ehemaligen<br />
«Arbeitsanstalten», in denen traditionell<br />
und auch heute noch Arbeitspflicht<br />
herrscht, ist die Beschäftigung im Préaux-Boeufs<br />
freiwillig. Das ändert allerdings<br />
nichts daran, dass eine Arbeit oder<br />
Beschäftigung ein wichtiger Beitrag zur<br />
Strukturierung des Tages ist. Sie gibt den<br />
Bewohnern das Gefühl, gebraucht zu werden,<br />
und das Erfolgserlebnis, etwas zustande<br />
zu bringen. In den verschiedenen<br />
Ateliers sind die Bewohner handwerklichkünstlerisch<br />
tätig. Sie arbeiten aber auch<br />
in der Küche, in der Hauswirtschaft, in der<br />
Landwirtschaft, im Gemüsegarten und<br />
im technischen Unterhalt, wo sie oftmals<br />
ihre beruflichen Erfahrungen einbringen<br />
können. Eine bescheidene Entschädigung<br />
bessert zudem das im Rahmen der Sozialhilfe<br />
oder der Ergänzungsleistungen<br />
knapp bemessene Taschengeld auf.<br />
Am Rand zu Hause<br />
An der geographischen Lage hat sich seit<br />
der Gründung von Himerius’ Zelle natürlich<br />
nichts geändert: Das Hospice ist noch<br />
immer nicht gerade der Nabel der Welt.<br />
Aber es beherbergt mittlerweile in gewisser<br />
Weise dennoch mehr als die Hälfte der<br />
Schweiz, stammen die Klienten doch aus<br />
ungefähr 15 Kantonen. Und die periphere<br />
Lage wird unversehens zum verbindenden<br />
Scharnier – zwischen der Romandie und<br />
der Deutschschweiz: Traditionell zweisprachig,<br />
nimmt das Hospice – auch dies<br />
ein Unterschied zu anderen Institutionen<br />
– nämlich Menschen aus beiden Landesteilen<br />
auf.<br />
Das Hospice Le Pré-aux-Boeufs war und<br />
ist ein besonderer Ort für Menschen mit<br />
besonderen Bedürfnissen. Und für etliche<br />
Bewohner ist es ein Zuhause, Peripherie<br />
hin oder her.<br />
■<br />
Kontakt:<br />
kruckstuhl@pre-aux-boeufs.ch<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
41
PERSPEKTIVEN<br />
FACHSERIE: AKTUELLES AUS DER RHEUMATOLOGIE – SYSTEMISCHER LUPUS ERYTHEMATODES (SLE)<br />
Der Wolf ist ein Chamäleon<br />
Der Systemische Lupus Erythematodes (SLE) ist eine klassische Autoimmunerkrankung. Das heterogene<br />
Krankheitsbild und die nicht abschliessend geklärten Ursachen machen die Diagnostik und<br />
Behandlung trotz verbesserter Möglichkeiten immer noch zu einer Herausforderung. Der SLE hat<br />
jedoch auch einen Modellcharakter für andere entzündliche Erkrankungen und seine Erforschung<br />
bietet daher die Chance für einen breiter einsetzbaren Erkenntnisgewinn.<br />
Prof. Dr. med Marten Trendelenburg, Stv. Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Universitätsspital Basel<br />
Der Systemische Lupus Erythematodes<br />
(SLE) ist der Inbegriff einer Autoimmunerkrankung.<br />
Sie verläuft chronisch und<br />
oft im Wechsel zwischen Schüben und<br />
Phasen der Stabilität. Der SLE präsentiert<br />
sich dabei normalerweise als Trias aus<br />
Allgemeinbeschwerden (wie Fieber, Gewichtsverlust,<br />
Abgeschlagenheit, Müdigkeit),<br />
entzündlichen Organschäden und<br />
immunologischen Phänomenen wie dem<br />
Auftreten von Autoantikörpern und der<br />
Aktivierung des Komplementsystems. Die<br />
Krankheit betrifft vor allem, aber keineswegs<br />
ausschliesslich Frauen in ihrem<br />
dritten bis vierten Lebensjahrzehnt (das<br />
Durchschnittsalter betroffener Patientinnen<br />
und Patienten bei Diagnosestellung<br />
liegt in der Schweiz bei ca. 37 Jahren,<br />
davon sind ca. 80–85 Prozent Frauen)<br />
[1]. Die Erkrankungshäufigkeit (Prävalenz)<br />
liegt in Frankreich bei ca. 50 Fällen<br />
pro 100000 Menschen, was bei direkter<br />
Übertragung heissen würde, dass in der<br />
Schweiz etwa 4000 Patienten mit SLE<br />
leben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass<br />
sich die Erkrankungshäufigkeit zwischen<br />
verschiedenen Ethnien deutlich unterscheidet<br />
und sich die Anzahl der Neuerkrankungen<br />
(Inzidenz) in den letzten<br />
40 Jahren beinahe verdreifacht hat.<br />
Als systemische Autoimmunerkrankung<br />
kann der SLE prinzipiell jedes Organ befallen,<br />
alleine, wechselnd oder in Kombination<br />
mit anderen, wobei vor allem die<br />
Gelenke, die Haut, das Blut und die Niere<br />
im Vordergrund stehen. Dies führt zu<br />
einer sehr heterogenen und komplexen<br />
Präsentation des Krankheitsbildes und<br />
wird dadurch erschwert, dass es zu Organbeteiligungen<br />
kommen kann, ohne<br />
dass diese klinisch offensichtlich wären<br />
und entsprechend bisher nur unvollständig<br />
erfasst werden (z.B. ZNS, Herz). In der<br />
Summe resultiert daraus eine reduzierte<br />
Lebenserwartung von ca. 92 Prozent<br />
nach zehn Jahren Krankheitsdauer [2, 3].<br />
Die reduzierte Lebenserwartung wird<br />
durch die primäre Krankheitsaktivität<br />
mit sekundären Organschäden (Niere<br />
und andere), aber auch durch Infektionskrankheiten<br />
und vor allem durch eine<br />
erhöhte Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse<br />
verursacht [4].<br />
Pathophysiologie<br />
Die Ursachen und krankheitsbildenden<br />
Vorgänge des SLE sind nur teilweise<br />
verstanden, komplex und Gegenstand<br />
umfangreicher (inter)nationaler Forschungsbemühungen.<br />
Eine wesentliche<br />
Hypothese zur Ursache der Erkrankung<br />
ist die sogenannte Abfall-Entsorgungs-<br />
Hypothese [5]. Nach dieser Hypothese ist<br />
bei Patienten mit SLE die Beseitigung von<br />
natürlicherweise sterbenden Zellen (Apoptose)<br />
gestört, so dass es zu einer Fehleitung<br />
des Immunsystems mit der konsekutiven<br />
Bildung von Autoantiköpern, die<br />
gegen Bestandteile der apoptotischen<br />
Zellen gerichtet sind, und der Aktivierung<br />
der Komplementkaskade kommt. Auch<br />
wenn diese Hypothese durch zahlreiche<br />
Studien gestützt wird, genügt sie jedoch<br />
nicht, um das Spektrum der klinischen<br />
und experimentellen Beobachtungen<br />
umfassend zu erklären. Neben genetisch<br />
determinierten Mechanismen scheinen<br />
auch zahlreiche extrinsische Faktoren<br />
Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf<br />
der Erkrankung zu nehmen. Interessanterweise<br />
scheint zum Beispiel eine<br />
vorangegangene Infektion mit dem Ebstein-Barr-Virus<br />
ein notweniger Schritt<br />
bei der Entstehung des SLE zu sein, denn<br />
bei fast allen (99%) erwachsenen Patienten<br />
mit SLE (und damit häufiger als bei<br />
an das Alter angepassten Kontrollen) lässt<br />
sich eine solche zurückliegende EBV-Infektion<br />
serologisch nachweisen [6].<br />
Therapiemöglichkeiten<br />
Die Therapie des SLE ist in erster Linie<br />
immunsuppressiv, in leichteren Fällen<br />
und in Ergänzung zur Immunsuppression<br />
auch immunmodulatorisch und/oder<br />
topisch. Bei der Immunsuppression spielt<br />
die Gabe von Glukokortikoiden vor allem<br />
in der Akutphase immer noch eine wichtige<br />
Rolle. Neben anderen etablierten<br />
Immunsuppressiva sind aber neuere potente<br />
Medikamente wie zum Beispiel<br />
Mycophenolat, Rituximab (direkte B-<br />
Zell-Depletion) und seit ca. fünf Jahren<br />
Belimumab (indirekte B-Zell-Depletion<br />
durch die Blockade des B-Zell-stimulierenden<br />
BlyS bzw. BAFF) in den Vordergrund<br />
gerückt [7].<br />
Alleinig oder in Ergänzung zur Immunsuppression<br />
hat sich die Gabe von Hydroxychloroquin,<br />
das noch nicht endgültig<br />
definierte immunmodulatorische Eigenschaften<br />
hat und den Krankheitsverlauf<br />
langfristig günstig beeinflusst, etab-<br />
42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
liert [8]. Bei Patienten mit Hautbeteiligung<br />
stellt darüber hinaus die topische<br />
Therapie eine wichtige Säule der Therapiestrategie<br />
dar.<br />
Das breiter gewordene Repertoire an Therapeutika<br />
ermöglicht in den meisten<br />
Fällen nicht nur eine befriedigende Kontrolle<br />
der Krankheitsaktivität, sondern<br />
auch Strategien, auf hoch dosierte und<br />
v.a. langwierige Glukokortikoidgaben zu<br />
verzichten mit dem Ziel, die sekundären,<br />
therapieassoziierten Komorbiditäten zu<br />
reduzieren. Je mehr es gelingt, akute<br />
Krankheitsschübe zu kontrollieren, umso<br />
mehr rücken diese therapie-, aber auch<br />
krankheitsassoziierten, im langfristigen<br />
Verlauf zu beobachtenden Komorbiditäten<br />
in den Vordergrund.<br />
Herausforderungen<br />
1. Die Behandlung und weitere Erforschung<br />
des SLE ist erschwert durch die<br />
relative Seltenheit der Erkrankung<br />
und seine heterogene Präsentation.<br />
Beide verlangen eine gute Zusammenarbeit<br />
zwischen Hausärzten und<br />
Spezialisten, idealerweise eine langfristige<br />
gemeinsame Patientenbetreuung<br />
im Sinne eines Behandlungsteams.<br />
2. Ein bisher nicht befriedigend gelöstes<br />
Problem ist die Beurteilung der<br />
Krankheitsaktivität durch klinische<br />
Scores und/oder Biomarker. Darunter<br />
fällt auch die Schwierigkeit, die Beteiligung<br />
des zentralen Nervensystems<br />
korrekt zu erfassen. Diese Beurteilung<br />
ist nicht nur von Relevanz für das<br />
Krankheitsmonitoring in der klinischen<br />
Praxis, sondern auch bei der<br />
Einschätzung der Wirksamkeit neuer<br />
Medikamente.<br />
3. Trotz der grossen Fortschritte in der<br />
Therapie besteht unverändert der Bedarf<br />
an gezielteren Therapeutika mit<br />
geringerem Risiko durch Infektionen<br />
aufgrund der Immunsuppression. Wegen<br />
des heterogenen Krankheitsbildes<br />
wird man dabei auch immer individualisiertere<br />
Therapieansätze anstreben.<br />
Darüber hinaus ist die Behandlung der<br />
kardiovaskulären Morbidität bei SLE-<br />
Patienten letztlich wenig untersucht<br />
und nicht notwendigerweise identisch<br />
mit den Therapieansätzen bei Patienten<br />
ohne SLE. Insgesamt ist der SLE<br />
damit nicht nur der Inbegriff einer<br />
Autoimmunerkrankung, sondern<br />
auch ein typisches Beispiel für eine<br />
Erkrankung, die einen «personalised<br />
medicine»-Ansatz erfordert [9]. Dabei<br />
bietet die Erforschung der Krankheit,<br />
die als Modellerkrankung fungieren<br />
kann, zusätzlich die Möglichkeit, zu<br />
Erkenntnissen zur Rolle von Entzündungen<br />
bei nicht Lupus-spezifischen<br />
Komorbiditäten für andere Leiden zu<br />
gelangen (z.B. Erforschung von Mechanismen,<br />
die zur Entstehung der<br />
Atherosklerose führen).<br />
4. Mit dem Ziel, die Möglichkeiten zur<br />
Erforschung des SLE in der Schweiz zu<br />
verbessern und auch einem «personalised<br />
medicine»-Ansatz gerecht zu<br />
werden, wurde vor mehr als zehn Jahren<br />
die Schweizerische SLE-Kohortenstudie<br />
(SSCS) gegründet. In ihr wurden<br />
bis Ende 2016 bereits ca. 600 Patientinnen<br />
und Patienten an neun<br />
Zentren eingeschlossen. Dank ihrer<br />
Daten- und Biobank stellt die SSCS<br />
inzwischen eine funktionierende Plattform<br />
für die klinische und translationale<br />
Forschung dar und ist prinzipiell<br />
offen für Forschungsgesuche aus allen<br />
akademischen Bereichen. ■<br />
Literatur<br />
1. Koenig K, Ribi C, Radosavac, M, Zulewsky H,<br />
Trendelenburg M. Prevalence of vascular<br />
disease in SLE compared to type-1 diabetes<br />
mellitus: a cross-sectional study of two cohorts.<br />
Lupus 2015; 24: 58–65.<br />
2. Cervera R, Khamashta MA, Font J, Sebastiani<br />
GD, Gil A, Lavilla P, Mejía JC, Aydintug AO,<br />
Chwalinska-Sadowska H, de Ramón E,<br />
Fernández-Nebro A, Galeazzi M, Valen M,<br />
Mathieu A, Houssiau F, Caro N, Alba P,<br />
Ramos-Casals M, Ingelmo M, Hughes GR;<br />
European Working Party on Systemic Lupus<br />
Erythematosus. Morbidity and mortality in<br />
systemic lupus erythematosus during a 10-<br />
year period: a comparison of early and late<br />
manifestations in a cohort of 1,000 patients.<br />
Medicine (Baltimore). 2003; 82: 299-308.<br />
3. Sheane BJ, Gladman DD, Su J, Urowitz MB.<br />
Disease Outcomes in Glucocorticosteroid-Naive<br />
Patients With Systemic Lupus Erythematosus<br />
Arthritis Care Res <strong>2017</strong>; 69:<br />
252–256.<br />
4. Bernatsky S, Boivin JF, Joseph L, Manzi S,<br />
Ginzler E, Gladman DD, Urowitz M, Fortin<br />
PR, Petri M, Barr S, Gordon C, Bae SC, Isenberg<br />
D, Zoma A, Aranow C, Dooley MA, Nived<br />
O, Sturfelt G, Steinsson K, Alarcón G, Senécal<br />
JL, Zummer M, Hanly J, Ensworth S, Pope J,<br />
Edworthy S, Rahman A, Sibley J, El-Gabalawy<br />
H, McCarthy T, St Pierre Y, Clarke A,<br />
Ramsey-Goldman R. Mortality in systemic<br />
lupus erythematosus. Arthritis Rheum.<br />
2006; 54: 2550–7.<br />
5. Botto M, Walport MJ. C1q, autoimmunity and<br />
apoptosis. Immunobiol 2002, 205: 395–406.<br />
6. Hanlon, P., Avenell, A., Aucott, L. & Vickers,<br />
M. A. Systematic review and meta-analysis<br />
of the sero-epidemiological association between<br />
Epstein-Barr virus and systemic lupus<br />
erythematosus. Arthritis Research & Therapy<br />
2014; 16: R3, doi:10.1186/ar4429.<br />
7. Bruce IN, Urowitz M, van Vollenhoven R,<br />
Aranow C, Fettiplace J, Oldham M6, Wilson<br />
B, Molta C, Roth D, Gordon D. Long-term<br />
organ damage accrual and safety in patients<br />
with SLE treated with belimumab plus<br />
standard of care. Lupus 2016; 25: 699–709.<br />
8. Alarcón GS, McGwin G, Bertoli AM, Fessler<br />
BJ, Calvo-Alén J, Bastian HM, Vilá LM, Reveille<br />
JD; LUMINA Study Group. Effect of hydroxychloroquine<br />
on the survival of patients<br />
with systemic lupus erythematosus: data<br />
from LUMINA, a multiethnic US cohort (LU-<br />
MINA L). Ann Rheum Dis 2007, 66: 1168–<br />
1172.<br />
9. Doria A, Gershwin ME, Selmi C. From old<br />
concerns to new advances and personalized<br />
medicine in lupus: The end of the tunnel is<br />
approaching. J Autoimmun 2016; 74: 1–5.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
43
PERSPEKTIVEN<br />
AUS DER «THERAPEUTISCHEN UMSCHAU»: ÜBERSICHTSARBEIT*<br />
Varizellen und Herpes Zoster<br />
Ein Virus, zwei Krankheiten und aktuelle Impfempfehlungen in der Schweiz<br />
Nadine Eckert, Virginie Masserey Spicher<br />
Abteilung Übertragbare Krankheiten MT, Bundesamt für Gesundheit BAG, Bern<br />
Impfung gegen Varizellen:<br />
Wer soll sich impfen lassen?<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Therapeutischen<br />
Umschau» (2016; 73 (5): S. 247-252). MEDI-<br />
SERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Therapeutische<br />
Umschau» zu äusserst günstigen Konditionen abonnieren.<br />
Details s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />
Eine Infektion mit dem Varizella-Zoster<br />
Virus (VZV) verläuft bei gesunden Kindern<br />
meist harmlos. Die seit 2005 bestehenden<br />
Impfempfehlungen (siehe Kasten) richten<br />
sich zum einen spezifisch als Basisimpfung<br />
an nicht-immune Jugendliche im<br />
Alter von 11–15 Jahren (inklusive Nachholimpfung<br />
bis 39 Jahre), zum anderen<br />
an bestimmte Risikogruppen ab 12 Monaten.<br />
Letztere schliesst explizit auch<br />
Kontaktpersonen ein. Ziel beider Empfehlungen<br />
ist die Vermeidung von Varizellenkomplikationen<br />
bei Menschen mit erhöhtem<br />
Komplikationsrisiko.<br />
Die Varizellenimpfung ist eine attenuierte<br />
Lebendimpfung und erfordert in jedem<br />
Alter zwei Dosen im Abstand von mindestens<br />
vier Wochen. Sie kann gleichzeitig<br />
mit anderen empfohlenen Impfungen<br />
verabreicht werden.<br />
Es wird empfohlen, alle Frauen ohne<br />
Nachweis einer Varizellenanamnese oder<br />
einer früheren zweimaligen Varizellenimpfung<br />
vor einer geplanten Schwangerschaft<br />
systematisch zu impfen. Eine Suche<br />
nach spezifischen IgG-Antikörpern gegen<br />
Varizellen sollte nur bei nicht-geimpften<br />
Schwangeren erfolgen. Die Resultate dieser<br />
Serologie dienen als Referenz für den<br />
Fall eines späteren Krankheitsverdachts<br />
während der Schwangerschaft. Eine Serologie<br />
kann falsch negativ sein, und sollte<br />
mit Hilfe eines hochsensitiven Tests verifiziert<br />
werden (Labor des HUG – Hôpitaux<br />
Universitaires de Genève). Für nicht-immune<br />
Frauen erlauben die Resultate ausserdem,<br />
ihnen zu empfehlen, Kontakte<br />
zu infizierten Personen oder suszeptiblen<br />
Exponierten zu meiden, und dass sich<br />
ihre Partner sowie die Kinder (bei negativer<br />
Anamnese und falls unvollständig<br />
geimpft) mit einer Impfung schützen sollen.<br />
Zudem sollten sie möglichst bald<br />
nach der Geburt zwei Varizellen-Nachholimpfdosen<br />
erhalten [1].<br />
Eine serologische Kontrolle der Immunität<br />
nach der Impfung wird bei gesunden<br />
Personen nicht empfohlen (Ausnahme:<br />
Beschäftigte im Gesundheitswesen 4–8<br />
Wochen nach Impfung) [2]. Auch bei<br />
Frauen mit Kinderwunsch, die nachweislich<br />
zwei Impfdosen erhalten hatten, ist<br />
keine Serologie notwendig, da zwei Impfdosen<br />
einen hohen Schutz bieten.<br />
Zu den Kontraindikationen gehören<br />
eine bestehende Schwangerschaft (eine<br />
solche muss während einem Monat nach<br />
der Impfung verhindert werden), eine humorale<br />
oder zelluläre (angeborene oder<br />
erworbene) Immundefizienz oder immunsuppressive<br />
Therapie (Kortikosteroide:<br />
Prednison ≥ 2 mg/kg KG/Tag oder<br />
≥ 20 mg/Tag wahrend > 14 Tagen), eine<br />
bekannte Überempfindlichkeit gegenüber<br />
einem VZV-Impfstoff, Gelatine oder Neomycin,<br />
eine aktive, unbehandelte Tuberkulose<br />
sowie akute febrile Erkrankungen.<br />
Stillen ist keine Kontraindikation für die<br />
VZV-Impfung. Nach einer Behandlung<br />
mit Immunglobulinen oder Blutprodukten<br />
ist eine Karenz von mindestens 5 Monaten<br />
einzuhalten.<br />
Zusammenfassung: Für Erwachsene, Schwangere, Frühgeborene und Personen<br />
mit Immundefizienz ist das Komplikationsrisiko bei einer Varizellenerkrankung<br />
deutlich erhöht. Deshalb bestehen in der Schweiz seit 2005 Impfempfehlungen für<br />
11 – 15-jährige Jugendliche, welche die Krankheit noch nicht durchgemacht haben<br />
sowie für Risikogruppen. Ziel beider Empfehlungen ist die Vermeidung von Varizellenkomplikationen<br />
bei Menschen mit erhöhtem Komplikationsrisiko. Die Impfung<br />
ist in der Schweiz nicht generell für alle Kleinkinder empfohlen, obschon dies in<br />
einigen anderen Ländern wie etwa den USA der Fall ist. Die Vor- und Nachteile der<br />
verschiedenen Strategien und die möglichen Auswirkungen auf Herpes Zoster-Erkrankungen<br />
werden dabei in Betracht gezogen. In den Vereinigten Staaten ging die<br />
Inzidenz von Varizellen und der varizellenbedingten Hospitalisationen zurück, die<br />
Inzidenz von Herpes Zoster ist zur gleichen Zeit gestiegen. Schliesslich werden aus<br />
einer Public Health Perspektive Aspekte zu Herpes Zoster, der postherpetischen Neuralgie<br />
und mögliche Impfstrategien erläutert.<br />
Chickenpox and shingles: one virus, two diseases and current<br />
vaccination recommendations in Switzerland<br />
Abstract: Adults, pregnant women, premature babies and immunocompromised<br />
persons are at increased risk for varicella complications. Therefore the current Swiss<br />
vaccination recommendations against varicella include a general recommendation<br />
for 11 to 15 year old adolescents with a negative varicella history, as well as a specific<br />
recommendation for risk groups. The goal of both recommendations is to reduce<br />
varicella complications in persons most at risk. The vaccine is not universally recommended<br />
for all toddlers in Switzerland, while this is the case in some countries<br />
such as the United States. Pros and cons of different vaccination strategies, as well<br />
as possible short- and long-term effects on herpes zoster incidence are taken into<br />
account. In the United States, there was a marked decline in incidence and hospitalisations,<br />
but an increased herpes zoster incidence in the short term. Finally, public<br />
health aspects of herpes zoster, post-herpetic neuralgia and possible vaccination<br />
strategies are outlined.<br />
44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
Eine post-expositionelle Impfdosis innert<br />
drei bis maximal fünf Tagen nach Exposition<br />
kann das Risiko einer moderaten<br />
oder schweren Erkrankung bei immunkompetenten<br />
nicht-schwangeren Erwachsenen<br />
um über 80% vermindern [3–5].<br />
Die Impfung von Jugendlichen und Erwachsenen<br />
zwischen 11 und 39 Jahren<br />
sowie die Impfung von Risikogruppen<br />
wird im Rahmen der Grundversicherung<br />
übernommen (abzüglich Franchise und<br />
Selbstbehalt).<br />
Begründung der aktuellen<br />
Impfempfehlungen in der<br />
Schweiz<br />
Die Varizellenimpfung wird in der Schweiz<br />
nicht generell für gesunde Kleinkinder<br />
empfohlen. Zu den Gründen hierfür gehört,<br />
dass Windpocken bei immunkompetenten<br />
Kindern in aller Regel gutartig<br />
verlaufen und eine lebenslange Immunität<br />
hinterlassen. Erneute Erkrankungen sind<br />
äusserst selten [6]. Im Gegensatz dazu<br />
ist das Risiko eines schweren Verlaufs und<br />
Impfempfehlungen gegen Varizellen [1]<br />
von Komplikationen bei Erwachsenen,<br />
Schwangeren, Frühgeborenen, Kindern<br />
mit Neurodermitis und Patienten mit einem<br />
durch eine Erkrankung oder Therapie<br />
geschwächten Immunsystem deutlich<br />
erhöht [7]. Nebst bakteriellen Superinfektionen<br />
der Haut kommen bei gesunden<br />
Kindern sehr seltene, jedoch bei den oben<br />
erwähnten Risikogruppen gelegentlich<br />
schwere Komplikationen wie Pneumonie<br />
(Abb. 1), Enzephalitis oder Meningitis vor.<br />
Infizierte sind ab zwei Tagen vor Auftreten<br />
des Hautausschlags bis zum Verkrusten der<br />
letzten Bläschen ansteckend. Gemäss<br />
Seroprävalenz-Studien weisen in der<br />
Schweiz und Mitteleuropa rund 96% der<br />
Adoleszenten Antikörper gegen Varizellen<br />
auf. Somit kann man theoretisch davon<br />
ausgehen, dass ungefähr 4% aller Varizellen-Infektionen<br />
nach dem Alter von 15<br />
Jahren auftreten können, in dem Komplikationen<br />
häufiger sind [8–11]. Menschen<br />
aus äquatornahen Gegenden erkranken oft<br />
später im Leben an Windpocken als in Mitteleuropa:<br />
in den Tropen sind zwischen 40<br />
und 90% der 15-Jährigen noch seronegativ<br />
Basisimpfung:<br />
Die Impfung ist für alle 11- bis 15-jährigen Jugendlichen empfohlen, welche die Varizellen anamnestisch<br />
nicht durchgemacht haben.<br />
Impfung für Risikogruppen:<br />
Die Impfung ist empfohlen für nicht immune (IgG-negative) Personen mit einem erhöhten Komplikations-<br />
und/oder Übertragungsrisiko ab dem Alter von 12 Monaten:<br />
• Personen mit Leukämie oder malignem Tumor (Impfung während klinischer Remission);<br />
• vor einer immunsuppressiven Behandlung oder Organtransplantation;<br />
• Kinder mit einer HIV-Infektion (keine AIDS definierende Krankheit und falls genügende Anzahl<br />
Lymphozyten [CD4 ≥ 15% im Alter 1–5 Jahre, ≥ 200/μl ab Alter 6 Jahre]);<br />
• Kinder mit schwerer Neurodermitis;<br />
• Personen mit nephrotischem Syndrom;<br />
• Personen mit engem Kontakt zu oben genannten Patienten (z. B. Geschwister, Eltern), und zu<br />
Personen mit erhöhtem Komplikationsrisiko, die sich aufgrund von Kontraindikationen nicht impfen<br />
lassen können;<br />
• Medizinal- und Pflegepersonal (insbesondere der Bereiche Gynäkologie/Geburtshilfe, Pädiatrie,<br />
Onkologie, Intensivmedizin, Betreuung von immunsupprimierten Patienten);<br />
• Personen mit engem Kontakt zu Frühgeborenen (< 33. Gestationswoche oder Geburtsgewicht<br />
< 1500 g): z.B. Geschwister, Eltern, Medizinal- und Pflegepersonal<br />
Empfehlungen für die Nachholimpfung:<br />
• Eine Nachholimpfung ist für alle 16- bis 39-jährigen Jugendlichen und Erwachsenen (bis zum<br />
40. Geburtstag) empfohlen, welche die Varizellen anamnestisch nicht durchgemacht haben, insbesondere<br />
für Frauen (und deren Partner) mit Kinderwunsch, junge Eltern und Beschäftigte im Gesundheitswesen.<br />
• Für alle Personen, die nur mit einer Dosis gegen Varizellen geimpft wurden, ist eine zweite Dosis<br />
empfohlen.<br />
[12–15]. Dies ist wichtig für Ärztinnen und<br />
Ärzte, die etwa Patienten aus diesen Gegenden<br />
betreuen oder mit einem Windpockenfall<br />
in einem Asylzentrum zu tun haben.<br />
Die Häufigkeit von Hospitalisationen ist bei<br />
erkrankten Erwachsenen um den Faktor<br />
16 erhöht im Vergleich zu Kindern. Todesfälle<br />
sind sehr selten, aber diese sind im<br />
Erwachsenenalter rund 40 mal häufiger<br />
als bei Kindern [1].<br />
Für schwangere Frauen ist bei einer erstmaligen<br />
VZV-Infektion das Risiko einer Pneumonie<br />
mit 10–20% sehr hoch und eine<br />
solche erfordert praktisch in jedem Fall eine<br />
Hospitalisation [16,17]. In 20–30% der Fälle<br />
wird das Virus auf den Fötus übertragen.<br />
Erfolgt die Infektion während der ersten<br />
Schwangerschaftshälfte, so kommt es bei<br />
knapp 1% zu einem kongenitalen Varizellen-Syndrom<br />
[18]. Dabei treten in 70%<br />
Hautläsionen auf, in zwei Dritteln der Fälle<br />
Skelettmissbildungen, in 50–60% Schädigungen<br />
des ZNS inklusive Mikrozephalie,<br />
und in je der Hälfte der Fälle Mikrophthalmie,<br />
Chorioretinitis oder ein Katarakt [19].<br />
Eine Erkrankung der Mutter fünf Tage vor<br />
bis zwei Tage nach der Geburt kann beim<br />
Kind zu perinatalen Varizellen führen. Da<br />
keine schützenden maternalen Antikörper<br />
übertragen werden, ist der Verlauf einer<br />
VZV-Infektion beim Neugeborenen oft<br />
schwer. Die Letalität betrug früher um die<br />
30%, sie liegt heute trotz Virostatika und<br />
intensivmedizinischer Massnahmen noch<br />
immer bei rund 7% [20]. Insbesondere<br />
Frühgeborene sind von einem sehr schweren<br />
Verlauf betroffen.<br />
Impfstoffe gegen<br />
Varizellen<br />
Zwei Impfstoffe gegen Varizellen sind in<br />
der Schweiz ab dem Alter von 12 Monaten<br />
zugelassen: Varilrix ® und Varivax ® . Sie<br />
enthalten lebende, abgeschwächte Windpockenviren<br />
vom Stamm Oka in einer<br />
Anzahl von 1350 bzw. 2000 PFU (Plaque<br />
forming units). Die Impfstoffe können<br />
Restspuren enthalten von Antibiotika<br />
(Neomycin) und Zellkulturbestandteilen,<br />
die für die Produktion erforderlich sind,<br />
sowie verschiedene Stabilisierungsstoffe.<br />
Sie enthalten kein Quecksilber. Neben<br />
diesen monovalenten Impfstoffen ist auch<br />
ein Kombinationsimpfstoff gegen Masern,<br />
Mumps, Röteln und Varizellen verfügbar<br />
(Priorix Tetra ® ), dessen Kosten jedoch<br />
aktuell nicht von der Grundversicherung<br />
übernommen werden.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
45
PERSPEKTIVEN<br />
Wirksamkeit<br />
Die Impfung mit zwei Dosen schützt gesunde<br />
Erwachsene zu über 80% vor Windpockenerkrankungen<br />
und zu über 90%<br />
vor schweren Verläufen und Komplikationen.<br />
Die restlichen geimpften Personen<br />
können zwar an leichten Windpocken<br />
erkranken, jedoch mit rascher Genesung<br />
und selten febril [4, 21].<br />
Unerwünschte Impferscheinungen<br />
Die Windpockenimpfung wird im Allgemeinen<br />
gut vertragen. Lokale Reaktionen<br />
an der Einstichstelle während ein bis zwei<br />
Tagen treten bei etwa 25% der Geimpften<br />
auf. Leichtes Fieber (5–10%) oder ein leichter<br />
windpockenartiger Ausschlag (4–5%)<br />
können zwischen 7 und 21 Tagen nach der<br />
Impfung auftreten. Eine Übertragung des<br />
Impfvirus bei Auftreten eines Ausschlags<br />
ist, vor allem bei Immunsupprimierten,<br />
sehr selten möglich. Schwerere Nebenwirkungen<br />
(z. B. Pneumonien, die in erster<br />
Linie bei immunsupprimierten Personen<br />
vorkommen) sind äusserst selten, ebenso<br />
schwere allergische Reaktionen (letztere<br />
bei ca. 1 pro einer Million Geimpften).<br />
Auswirkungen der<br />
Varizellenimpfung auf<br />
die Epidemiologie<br />
Abbildung 2: Varizellen-Pneumonie.<br />
Beidseitige Infiltrate bei einem<br />
Kind mit Leukämie. CDC/Joel D.<br />
Meyers, M.D.; Public Health Image<br />
Library (PHIL) ID: 15140 http://phil.<br />
cdc.gov/phil/<br />
Die Impfempfehlung in der Schweiz richtet<br />
sich nur an einen kleinen Teil der Bevölkerung.<br />
So waren in der Periode 2011–<br />
2013 bei den 16-jährigen Jugendlichen<br />
lediglich 1.7% mit einer Dosis und knapp<br />
1.1% mit zwei Dosen gegen Varizellen geimpft<br />
[22]. Auf die Zirkulation der Viren<br />
hat dies praktisch keinen Einfluss. Weitere<br />
Faktoren, wie etwa die Grösse von Familien,<br />
Kindergarten- und Schulklassen,<br />
die Nutzung von Kindertagesstätten oder<br />
die Bevölkerungsmigration dürften für die<br />
Inzidenz in verschiedenen Altersgruppen<br />
eine mindestens ebenso grosse Rolle spielen.<br />
Wenn vor Einführung der Impfempfehlung<br />
noch rund 4% der 16-Jährigen<br />
seronegativ waren, dann bedeutet dies,<br />
dass sich weniger als die Hälfte dieser<br />
noch immer suszeptiblen Jugendlichen<br />
gegen VZV impfen liessen. Die Zahlen zeigen<br />
aber auch, dass die zweite Dosis oftmals<br />
fehlt, d. h. die Impfung in einem<br />
Drittel der Fälle nicht vollständig durchgeführt<br />
wird.<br />
In der Schweiz werden milde Varizellenerkrankungen<br />
nicht systematisch überwacht.<br />
Für die schweren Verläufe und<br />
Komplikationen liegen Hospitalisationsdaten<br />
vor. Die Inzidenz der varizellenbedingten<br />
Hospitalisationen hat sich seit<br />
1998 jedoch weder bei Kindern/Jugendlichen<br />
(rund 5–6 pro 100 000 Einwohner)<br />
noch bei Erwachsenen (rund 1.0 pro<br />
100 000) grundlegend verändert [23]. Daraus<br />
lässt sich jedoch nicht schliessen,<br />
dass die seit 2005 bestehenden Impfempfehlungen<br />
nicht sinnvoll wären, denn<br />
solange nur ein Bruchteil der Bevölkerung<br />
gegen VZV geimpft ist, haben die Impfempfehlungen<br />
kaum Einfluss auf die<br />
Epidemiologie der Erkrankungen oder die<br />
Hospitalisationsraten.<br />
In einigen anderen Ländern wird die Impfung<br />
gegen Varizellen seit ein paar Jahren<br />
als Basisimpfung im Kindesalter empfohlen.<br />
1995 wurde in den USA die Varizellenimpfung<br />
mit einer Dosis als Routineimpfung<br />
für Kleinkinder ins Impfprogramm<br />
aufgenommen. Bereits fünf Jahre später<br />
hatten rund 50% der Kinder unter 10 Jahren<br />
eine Dosis erhalten, und die Varizelleninzidenz<br />
ging insgesamt um über 70%<br />
zurück [24]. Innerhalb von 10 Jahren bis<br />
2005 sank die Varizelleninzidenz auf ein<br />
Zehntel, und deutliche Rückgänge waren<br />
auch bei der Anzahl, Grösse und Dauer<br />
der gemeldeten Varizellenausbrüche, bei<br />
den Hospitalisationen und Todesfällen<br />
festzustellen. Dies nicht nur bei der Zielgruppe<br />
für die Impfempfehlung, das heisst<br />
bei den Kleinkindern, sondern auch bei<br />
Säuglingen und in allen älteren Altersgruppen,<br />
was auf eine ausgeprägte Herdenimmunität<br />
schliessen lässt [25, 26].<br />
Doch ganz so unproblematisch war und<br />
ist diese Strategie nicht. Aufgrund nachlassender<br />
Immunität nach nur einer Dosis<br />
sank die Wirksamkeit der Impfung nach<br />
bereits 5 Jahren auf unter 80%. Deshalb<br />
wird seit 2006 in den USA in jedem Alter<br />
eine zweite Impfdosis empfohlen [27]. Damit<br />
wird bei einer hohen Durchimpfung<br />
jedoch die Zirkulation des Wildtyp-Virus<br />
vermindert. Langfristig kann dies den Altersdurchschnitt<br />
der Varizellenfälle erhöhen,<br />
was jedoch durch die absolut reduzierten<br />
Erkrankungszahlen wettgemacht<br />
werden kann [28]. Modellierungs-Studien<br />
der Weltgesundheitsorganisation WHO<br />
ergaben für Länder mit hohem Einkommen,<br />
dass bei Varizellen-Durchimpfungsraten<br />
unter 30% oder über 80% keine erhöhte<br />
Morbidität oder Mortalität durch die<br />
Altersverschiebung zu erwarten ist, aber<br />
bei einer Durchimpfung zwischen 30 und<br />
80% langfristig dieses Risiko besteht [4].<br />
Mögliche Auswirkungen auf<br />
Herpes Zoster<br />
Zwar tritt Herpes Zoster bei gegen Varizellen<br />
Geimpften seltener auf als bei Personen,<br />
die als Kind mit dem Wildtyp-Virus<br />
infiziert wurden. [29] Aufgrund der langen<br />
Latenz zwischen Windpocken und<br />
Gürtelrose wird sich dieser Schutzeffekt<br />
jedoch erst nach Jahrzehnten in seinem<br />
vollen Ausmass zeigen. Zudem kann eine<br />
stark verminderte VZV-Zirkulation, und<br />
somit ein Ausbleiben der natürlichen<br />
Boosterung das Auftreten von Herpes Zoster<br />
bei nicht-geimpften Personen kurzund<br />
mittelfristig sogar begünstigen. So<br />
hatte sich in den USA 10 Jahre nach Einführung<br />
der universellen Varizellenimpfung<br />
in Bundesstaaten mit hoher Durchimpfung<br />
die Inzidenz von Herpes Zoster<br />
bei 20- bis 59-jährigen Personen nahezu<br />
verdoppelt. Dabei wird das Ausbleiben der<br />
Boosterung der zellulären Immunabwehr<br />
als einer der Hauptgründe angesehen [30,<br />
31]. In den letzten Jahrzehnten stieg die<br />
Herpes Zoster Inzidenz jedoch auch in<br />
Ländern, die keine generelle Impfempfehlung<br />
gegen Varizellen haben aus noch<br />
nicht genau bekannten Gründen an [4].<br />
Herpes Zoster und<br />
mögliche Impfstrategien<br />
Als Spätkomplikation einer Varizellenerkrankung<br />
stellt Herpes Zoster (Gürtelrose)<br />
ein relativ weit verbreitetes Gesundheitsproblem<br />
dar, welches alleine mit der VZV-<br />
Impfung zumindest mittelfristig nicht<br />
46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
Abbildung 2: Herpes Zoster Inzidenz (Rate pro 1'000 Personen-Jahre) nach 5-Jahres-Altersgruppe und Geschlecht 2009 in<br />
Deutschland [32].<br />
kontrolliert werden kann. Die bedeutendste<br />
Komplikation ist die postherpetische Neuralgie<br />
(PHN), die in 15–25% der Fälle mehr<br />
als 3 Monate nach dem Abheilen des Ausschlags<br />
im betreffenden Dermatom auftritt.<br />
Herpes Zoster tritt sporadisch auf, und die<br />
Lebenszeit-Prävalenz beträgt zwischen 25<br />
und 50% [4]. Im Schweizerischen Sentinella-System<br />
wurden von 1998 bis 2001<br />
jährlich rund 17 000 hausärztliche Konsultationen<br />
aufgrund einer Gürtelrose<br />
verzeichnet, wenn man epidemiologische<br />
Daten aus Europäischen Ländern auf die<br />
Schweiz überträgt, ergibt sich eine Gesamtzahl<br />
von jährlich 30 000 Patienten<br />
ab dem Alter von 50 Jahren. Im Alter<br />
nimmt die Immunkompetenz stetig ab,<br />
doch gerade für den Schutz vor einer endogenen<br />
VZV-Reaktivierung spielt die<br />
zelluläre Immunität eine entscheidende<br />
Rolle. Herpes Zoster tritt daher mit zunehmendem<br />
Alter gehäuft auf, insbesondere<br />
bei Menschen ab 50 Jahren sowie bei Patienten<br />
mit einem durch eine Erkrankung<br />
oder Therapie geschwächten Immunsystem.<br />
So erkranken jährlich von 1000 Personen<br />
im Alter zwischen 10 und 49 Jahren<br />
rund 4 an Herpes Zoster, danach steigt die<br />
Erkrankungshäufigkeit mit jedem Lebensjahr<br />
kontinuierlich auf rund 14 Erkrankungen<br />
pro 1000 Personen-Jahre im<br />
Alter von 75 Jahren an, wonach die Inzidenz<br />
stabil bleibt (Abbildung 2) [32].<br />
Einen Monat nach Abheilen der Hauterscheinungen<br />
weisen noch 9–15% der unbehandelten<br />
Patienten Schmerzen auf,<br />
nach einem Jahr sind es noch 2–5% [33].<br />
Zu den weiteren, sehr seltenen Komplikationen<br />
zählen Enzephalitis, Meningitis<br />
oder eine Dissemination. Bei rund 5% der<br />
Erkrankungen führt der Befall des N. ophthalmicus<br />
(V1) zu einer Augenbeteiligung.<br />
Zwischen 2008 und 2013 wurden in<br />
der Schweiz jährlich 452 ältere Patientinnen<br />
und Patienten ab 65 Jahre aufgrund<br />
von Herpes Zoster hospitalisiert. Die Letalität<br />
ist ausser bei Immundefizienz gering.<br />
Seit einigen Jahren gibt es spezifische<br />
Impfstoffe, die durch künstliche Boosterung<br />
der zellulären Immunabwehr die<br />
Reaktivierung der latenten VZV-Viren<br />
reduzieren. Seit Februar 2007 ist in der<br />
Schweiz der Impfstoff Zostavax ® zur Prävention<br />
von Herpes Zoster bei Personen<br />
ab 50 Jahren zugelassen und er ist seit<br />
Herbst 2015 erneut erhältlich. Er enthält<br />
ebenso wie die Impfstoffe gegen Varizellen<br />
lebende, abgeschwächte Viren des<br />
Stamms Oka, jedoch in einer 10- bis 14-<br />
mal höheren Menge (19 400 PFU). Zurzeit<br />
wird von Seiten des Herstellers eine<br />
Dosis empfohlen. Die Impfung ist gut<br />
verträglich und die unerwünschten Impferscheinungen<br />
und Kontraindikationen<br />
sind vergleichbar mit den Varizellenimpfstoffen.<br />
Die Ergebnisse randomisierter<br />
Vergleichsstudien (RCT’s) zeigen bei<br />
Personen im Alter von 60 Jahren und<br />
älter eine Wirksamkeit von 51% (95% C.I.<br />
44–58%) in Bezug auf die Inzidenz von<br />
Herpes Zoster, und von 66% (48–79%)<br />
gegenüber einer PHN über eine mittlere<br />
Beobachtungsdauer von 3.1 Jahren<br />
(n = 38 546) [34]. Nach 7 bis 10 Jahren<br />
lässt die Schutzwirkung nach und liegt<br />
dann gegenüber Herpes Zoster noch bei<br />
rund 21% (95% C.I. 11–30%) sowie 35%<br />
(9–58%) gegenüber PHN (n = 6867)<br />
[35].<br />
2015 wurden die Ergebnisse zu einem<br />
neuartigen, adjuvantierten Subunit-Impfstoff<br />
bei Personen im Alter von 50 Jahren<br />
und älter publiziert: nach einem «followup»<br />
von 3 Jahren zeigte sich je nach Altersgruppe<br />
eine Wirksamkeit von 96 bis<br />
98% [36]. Bis zur Zulassung dürfte es allerdings<br />
noch einige Zeit dauern.<br />
Die im Alter (und bei immunsuppressiven<br />
Therapien und Erkrankungen) abnehmende<br />
Immunkompetenz wirkt sich nicht<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
47
PERSPEKTIVEN<br />
nur im Sinne eines höheren Risikos für<br />
eine VZV-Reaktivierung und somit einer<br />
Gürtelrose und deren Komplikationen<br />
aus, sondern bestimmt auch entscheidend<br />
die Wirksamkeit der Impfung und die<br />
Dauer des Impfschutzes.<br />
Bislang wird die Impfung gegen Herpes<br />
Zoster nur in einigen Ländern und zum Teil<br />
für unterschiedliche Altersgruppen empfohlen:<br />
in Österreich, Schweden, einigen<br />
Bundesländern Deutschlands und Regionen<br />
Italiens ab dem 50. Altersjahr. In den<br />
USA (seit 2007) und Kanada wird sie allen<br />
Erwachsenen ab 60 Jahren empfohlen, im<br />
Vereinigten Königreich im Alter zwischen<br />
60 und 79, in Australien zwischen 61 und<br />
79 Jahren, und in Frankreich zwischen 65<br />
und 74 Jahren. In den USA waren im Jahr<br />
2014 rund 28% der älteren Personen ab 60<br />
Jahren gegen Herpes Zoster geimpft [37].<br />
In der Schweiz kamen im Jahr 2010 die<br />
Eidgenössische Kommission für Impffragen<br />
(EKIF) und das Bundesamt für Gesundheit<br />
(BAG) aufgrund der damals<br />
vorhandenen Evidenz zum Schluss, dass<br />
der Nutzen von Zostavax ® für die öffentliche<br />
Gesundheit beschränkt sei, der Wirksamkeitsgrad<br />
keinen optimalen individuellen<br />
Schutz sicherstelle, und die Kosteneffektivität<br />
des vergleichsweise teuren<br />
Impfstoffs nicht eindeutig erwiesen werden<br />
konnte. Daher wurde die Impfung gegen<br />
Herpes Zoster bislang nicht in den Schweizerischen<br />
Impfplan aufgenommen.<br />
Aufgrund neuerer Daten zur langfristigen<br />
Wirksamkeit und günstigeren Kosten wird<br />
aktuell erneut eine Impfempfehlung für<br />
Zostavax ® für ältere Personen und/oder<br />
Risikogruppen sowie eine Kostenübernahme<br />
durch die Grundversicherung überprüft.<br />
Als Basis für die Evaluation der<br />
Auswirkungen einer allfälligen zukünftigen<br />
Impfempfehlung werden seit Anfang<br />
2016 von den Hausärztinnen und Hausärzten<br />
des Schweizerischen Sentinella-<br />
Systems Erkrankungsfälle von Herpes<br />
Zoster, Zoster ophthalmicus und postherpetischer<br />
Neuralgie erhoben. ■<br />
Nadine Eckert, Dr. med. MPH<br />
Bundesamt für Gesundheit BAG<br />
Abteilung Übertragbare Krankheiten<br />
MT<br />
3003 Bern<br />
Tel. +41 (0)58 463 87 06<br />
Nadine.Eckert@bag.admin.ch<br />
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neuralgia in older adults. N Engl J Med.<br />
2005; 352 (22): 2271–2284<br />
35. Morrison VA, Johnson GR, Schmader KE et al.<br />
Long-term persistence of zoster vaccine efficacy.<br />
Clin Infect Dis. 2015 Mar 15; 60 (6): 900–909.<br />
36. Lal H, Cunningham AL, Godeaux O et al.<br />
Efficacy of an adjuvanted herpes zoster subunit<br />
vaccine in older adults. N Engl J Med.<br />
2015 May 28; 372 (22): 2087–2096.<br />
37. Williams WW, Lu PJ, O’Halloran A et al. Vaccination<br />
coverage among adults, excluding<br />
influenza vaccination – United States, 2013.<br />
MMWR Morb Mortal Wkly Rep. 2015 Feb 6;<br />
64 (4): 95–102.<br />
Foto: Pierre-Yves Massot. Anzeige offeriert.<br />
Lachen und Träume für unsere Kinder im Spital<br />
Jede Woche erhalten die Kinder im Spital Besuch<br />
von den Traumdoktoren.<br />
Ihre Spende schenkt Lachen.<br />
PC 10-61645-5 Herzlichen Dank.<br />
Lachen und Träume für unsere Kinder im Spital<br />
<strong>VSAO</strong>Journal_178x133_CH-F-D.indd 2 11.04.17 16:15<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC 49
PERSPEKTIVEN<br />
D as erleseneObjekt<br />
Die Woche im Glas<br />
Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />
Angeschlossen ans Universitätsklinikum<br />
befindet sich in Heidelberg die Sammlung<br />
Prinzhorn, benannt nach dem kunstsammelnden<br />
Nervenarzt Hans Prinzhorn<br />
(1870–1933). Sie umfasst rund 6000 historische<br />
sowie einige zeitgenössische Werke<br />
von Künstlerinnen und Künstlern mit<br />
Psychiatrieerfahrung. Wer die Sammlung<br />
Prinzhorn besucht, stösst im Eingangsbereich<br />
auf nicht weniger als 117 Einmachgläser.<br />
Sie stehen fein säuberlich in drei<br />
Reihen übereinander. Ihr Inhalt ist komplex:<br />
Packpapier, Skizzen, ausgeschnittene<br />
Überschriften, kleine Erinnerungsobjekte<br />
und Schnipsel von Fotografien neben<br />
Zigarettenstummeln, Ohrenstäbchen<br />
und anderen Alltagsgegenständen. Und<br />
auf jedem Glas klebt fein säuberlich eine<br />
Etikette, beschriftet mit Datum und Ort.<br />
Die Inszenierung stammt von der Künstlerin<br />
Nicole Guiraud (*1946). Als Kind<br />
erlebt Guiraud den Bürgerkrieg in Algerien.<br />
Eine Bombe reisst der Zehnjährigen in<br />
einer Eisdiele einen Arm ab, als Jugendliche<br />
wird sie aus ihrer Heimat vertrieben.<br />
Versehrt an Körper und Seele geht sie ins<br />
Exil nach Frankreich, wo sie die Kunstakademie<br />
in Montpellier besucht. Über die<br />
traumatisierenden Ereignisse kann sie<br />
nicht sprechen, das Erlebte nicht verarbeiten.<br />
Sie findet eine Arbeit als Zeichnerin<br />
in Frankfurt. Doch die Vergangenheit holt<br />
sie ein.<br />
1980 verbringt sie neun lange Monate abgeschottet<br />
von der Welt in ihrer Frankfurter<br />
Wohnung. Ihre «geistige Schwangerschaft»<br />
nennt sie diesen Lebensabschnitt.<br />
Dort ordnet sie ihre Erinnerungen, will<br />
ihrem Leben einen Sinn geben. Indem sie<br />
Gegenstände sammelt, nach den drei Orten<br />
Bad, Küche und Atelier sortiert und<br />
liebevoll ablegt, findet sie Halt. Woche für<br />
Woche füllt sie drei Einmachgläser. Es<br />
entsteht eine Art Tagebuch in Objektform,<br />
eindrucksvoll und berührend.<br />
Jedes einzelne Einmachglas enthält eine<br />
Woche voller Erlebnisse und Geschichten.<br />
Es berichtet von der weiblichen Selbstfindung,<br />
vom Umgang mit Schmerzen, von<br />
Gewalt, vom Verlust der eigenen Identität,<br />
von der Suche nach einer Heimat und<br />
immer wieder von Liebe. Das Glas ist zwar<br />
transparent, aber es offenbart nicht alle<br />
seine Geheimnisse. Es ist an uns, verstehen<br />
zu wollen, mitzuschwingen und die<br />
Sprache der Künstlerin zu entziffern. ■<br />
Gläser von Nicole Guiraud, 1980, Sammlung Prinzhorn<br />
Kontakt<br />
Sammlung Prinzhorn<br />
Universitätsklinik Heidelberg<br />
Vossstrasse 2, 69115 Heidelberg<br />
prinzhorn.ukl-hd.de<br />
Tel.: (+49) 06221/56 4492<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di–So von 11–18 Uhr<br />
50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
LESERBRIEF<br />
Unser Gesundheitswesen wird zukünftig<br />
neue und jährlich wiederkehrende Einnahmequellen<br />
zur Finanzierung benötigen.<br />
Da kommt man an den Gewinnen,<br />
die jährlich aus der Geldschöpfung sprudeln,<br />
nicht vorbei (s. <strong>VSAO</strong>-Journal 5/17,<br />
Artikel zur Geldwäscherei). Heute schöpft<br />
die Schweizerische Nationalbank (SNB)<br />
nur noch Bargeld, d.h. nur 10 Prozent<br />
unserer gesamten Geldmenge. Bargeld ist<br />
in der Schweiz übrigens das einzige gesetzliche<br />
Zahlungsmittel.<br />
90 Prozent unseres Geldes wurden und<br />
werden von UBS, CS und anderen Privatbanken<br />
mit jeder Kreditvergabe aus dem<br />
Nichts als elektronisches Buchgeld und als<br />
eine Schuld geschöpft. Dadurch verdienten<br />
sie in den letzten 100 Jahren sehr viel<br />
Geld. Jährlich um fünf Milliarden Franken.<br />
Dies obwohl seit 1891 das Recht zur<br />
Geldschöpfung nach einer Volksabstimmung<br />
bei der SNB liegt. Trotzdem musste<br />
die UBS 2008 durch die SNB und mit<br />
unseren Steuergeldern mit insgesamt 68<br />
Milliarden Franken gerettet werden. Das<br />
bedeutet, dass ein beträchtlicher Teil der<br />
Gewinne unserer Volkswirtschaft privat<br />
bei den Banken anfällt. An den Lasten<br />
beteiligen sich die Banken aber kaum. Sie<br />
fallen eher durch Steueroptimierung negativ<br />
auf. Dieses Ungleichgewicht kann<br />
die Vollgeld-Initiative korrigieren. Die SNB<br />
würde wieder 100 Prozent unserer Geldmenge<br />
schöpfen und könnte dadurch die<br />
Preisstabilität viel besser verteidigen. Die<br />
Gewinne würden frei für Gesundheitswesen,<br />
Altersvorsorge, Bildung etc.<br />
Ganz nebenbei würde unser Geld auf allen<br />
Zahlungsverkehrskonten ausserhalb<br />
der Bankbilanzen geführt und wäre damit<br />
so sicher wie Bargeld im Portemonnaie.<br />
Damit würde auch das Too-big-to-fail-<br />
Problem weitgehend gelöst, sehr zum<br />
Vorteil der Schweiz.<br />
Lassen Sie sich nicht einreden, dass ein<br />
Vollgeld-System nicht praxistauglich oder<br />
gar ein gefährliches Experiment sei. Wahr<br />
ist nur, dass die Banken, und leider auch<br />
die SNB, ihr unfaires und taumelndes<br />
Finanzsystem mit der höchsten Schuldenlast<br />
der Menschheitsgeschichte und ihre<br />
gut versteckten Privilegien mit gezielten<br />
Kampagnen verteidigen.<br />
Ich vertraue auf die Intelligenz und die<br />
Solidarität der Jugend und empfehle, die<br />
Vollgeld-Initiative wohlwollend zu prüfen<br />
und aktiv zu unterstützen.<br />
Weitere Informationen unter<br />
https://www.vollgeld-initiative.ch.<br />
Dr. Paul Steinmann, Worb<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
51
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
BRIEFKASTEN<br />
Von Montag bis Mittwoch arbeite ich in einem Spital, von Donnerstag<br />
bis Freitag in einer ärztlichen Gemeinschaftspraxis. Bei beiden Arbeitgebern<br />
bin ich im angestellten Vertragsverhältnis.<br />
Bei beiden Arbeitgebern bin ich gegen Unfälle am Arbeitsplatz (UVG<br />
BU) und auch gegen Unfälle in der Freizeit (UVG NBU) versichert. Welche<br />
Unfallversicherung muss zahlen, wenn ich z.B. am Wochenende<br />
verunfalle?<br />
Im Bundesgesetz über die Unfallversicherung, Art. 77, Abs. 2, sind die Zuständigkeiten<br />
geregelt: «Bei Nichtberufsunfällen erbringt derjenige Versicherer die Leistungen, bei<br />
dem der Verunfallte zuletzt auch gegen Berufsunfälle versichert war.»<br />
Als Beispiel: Verunfallen Sie am Mittwochabend während der Freizeit, muss der Versicherer<br />
des Spitals die Leistungen erbringen. Konkret: Diese Versicherung muss allfällige<br />
Arzt- und Spital- und Transportkosten übernehmen. Falls Sie dadurch einen<br />
längeren Arbeitsausfall erleiden, muss der Versicherer des Spitals ebenfalls Ihren<br />
Lohnausfall übernehmen, und zwar für die ganze Arbeitszeit.<br />
Dies bedeutet, dass der Versicherer des Spitals Ihnen auch das Taggeld zahlen muss,<br />
das Sie eigentlich von der Unfallversicherung der Gemeinschaftspraxis zugut hätten,<br />
wo Sie ja wegen Ihres Unfalls ebenfalls nicht mehr arbeiten können.<br />
Iris Pignone, Versicherungsexpertin<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Wenn Sie an einem Wochenende verunfallen würden, würde die Unfallversicherung<br />
der Gemeinschaftspraxis in die Pflicht genommen werden, weil Sie vor dem Unfall<br />
zuletzt dort tätig und gegen Nichtberufsunfälle versichert gewesen wären.<br />
Laut Gesetz müssen die anderen Versicherer, bei denen Nichtberufsunfälle ebenfalls<br />
gedeckt sind, dem leistungspflichtigen Versicherer einen Anteil an einer allfälligen<br />
Rente, Integritätsentschädigung oder Hilflosen-Entschädigung auf dessen Begehren<br />
hin zurückerstatten. Der Anteil richtet sich nach dem Verhältnis des bei ihnen versicherten<br />
Verdienstes zum gesamten versicherten Verdienst (Art. 99 Abs. 2 UVV). ■<br />
52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Damit beim Umzug alles klappt –<br />
die fünf besten Tipps<br />
Wer umzieht, schlägt ein neues Kapitel im Buch seines Lebens auf. Das ist aufregend, aber auch<br />
anstrengend. Fünf Tipps, damit die Vorfreude überwiegt und nicht der Stress:<br />
Philippe Kamm, Zurich Key Account Manager<br />
Planen, planen, planen<br />
Wollen Sie selber schleppen oder die Hilfe<br />
von Profis in Anspruch nehmen? Sobald<br />
diese Frage geklärt ist, müssen Sie Offerten<br />
einholen oder Ihre Freunde mobilisieren.<br />
Eine Checkliste hilft, alle wichtigen<br />
Aufgaben bis zum Tag X abzuhaken. Nicht<br />
vergessen: Oftmals muss ein Parkplatz für<br />
das Zügelauto reserviert werden, je nach<br />
Situation braucht es dafür eine spezielle<br />
Erlaubnis. Umzüge sind übrigens perfekte<br />
Gelegenheiten, um sich von allem Unnötigen<br />
zu trennen. Klären Sie mit Ihrer<br />
Gemeinde, ob Sie Abfälle selbst entsorgen<br />
müssen oder ob Sie Sperrmüll abholen<br />
lassen können.<br />
Packen – aber richtig<br />
Packen Sie mit Köpfchen: Welche Gegenstände<br />
benötigen Sie sofort wieder, welche<br />
können Sie später auspacken? Beschriften<br />
Sie Umzugskisten auf der Seite<br />
statt obendrauf – dann ist die Information<br />
auch lesbar, wenn die Kisten gestapelt<br />
sind. Packen Sie gerahmte Bilder<br />
sorgfältig in Luftpolsterfolie. Zusätzlich<br />
sollten Sie die Verglasung kreuzweise mit<br />
Papierklebband verkleben: So bleibt das<br />
Bild auch bei Glasbruch heil.<br />
«Nach dem Umzug<br />
war unser Sofa<br />
aufgeplatzt»<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
53
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Falls doch etwas schiefgeht<br />
War das Klavier doch zu schwer, ist Ihrem<br />
Helfer die Porzellankiste aus den Händen<br />
gerutscht oder hat das Parkett eine Monsterschramme?<br />
Schäden an Ihrer Mietwohnung<br />
übernimmt die Privathaftpflicht<br />
versicherung. Wenn Ihre wertvolle<br />
Vase zerbricht oder das Sofa aufplatzt, ist<br />
die Situation komplizierter: Ihr privater<br />
Umzugshelfer, der aus Gefälligkeit hilft,<br />
muss gemäss Gesetz gar nicht oder nur<br />
teilweise für den entstandenen Schaden<br />
aufkommen. Dies gilt auch für die Umzugsfirma<br />
– sie darf ihre Haftung einschränken.<br />
Aushelfen kann hier möglicherweise<br />
Ihre Hausratversicherung:<br />
Diese kommt je nach Vertragsbedingungen<br />
bis 2000 Schweizer Franken für den<br />
Schaden auf, und zwar über die Deckung<br />
«Beschädigung beim Umzug». Bei wertvollem<br />
Hausrat empfiehlt es sich, eine<br />
spezielle Transportversicherung für den<br />
Zügeltag abzuschliessen. Das können Sie<br />
oft direkt über das Umzugsunternehmen<br />
tun. Falls Langfinger eine Zügelkiste oder<br />
einzelne Gegenstände vom Stapel vor<br />
dem Lieferwagen entwenden, ist dies über<br />
das Zusatzmodul «einfacher Diebstahl<br />
auswärts» in Ihrer Hausratversicherung<br />
abgesichert.<br />
Nehmen Sie sich Zeit<br />
Zügelsituationen sind Stressphasen. Nicht<br />
nur, weil es jede Menge zu tun gibt. Sondern<br />
auch, weil sich oft etwas Tiefgreifendes<br />
in Ihrem Leben<br />
verändert, sei es die Arbeitsstelle<br />
oder die Familiensituation.<br />
Nehmen<br />
Sie sich trotz allem Druck<br />
Zeit, um in dieser neuen<br />
Situation anzukommen.<br />
Und planen Sie zeitliche Puffer ein. So<br />
bleiben Sie gelassen, auch wenn etwas<br />
Unvorhergesehenes passiert.<br />
«Vor lauter Stress<br />
habe ich fast<br />
den Hochzeitstag<br />
verpasst»<br />
Die Nachbarn nicht<br />
vergessen<br />
Mit Ihren neuen Nachbarn werden Sie die<br />
nächsten Jahre hoffentlich friedlich zusammenleben.<br />
Stossen<br />
Sie sie deshalb nicht<br />
gleich am ersten Tag vor<br />
den Kopf, sondern informieren<br />
Sie alle Anwohner,<br />
dass eine Umzugsaktion<br />
bevorsteht. Bei dieser<br />
Gelegenheit können Sie sich gleich selbst<br />
vorstellen – und die neuen Nachbarn zum<br />
Begrüssungs apéro einladen. ■<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder profitieren<br />
bei Zurich von Vorzugskonditionen.<br />
Expertentipp: Beim Umzug auf der sicheren Seite<br />
Gut zu wissen: Bei Zurich ist Ihr Hausrat auch während des Umzugs geschützt, und<br />
zwar bis 2000 Schweizer Franken: Wenn etwas kaputtgeht, zahlt Zurich im Rahmen<br />
der Deckung «Beschädigung beim Umzug». Für gestohlene Gegenstände kommt<br />
das Zusatzmodul «einfacher Diebstahl auswärts» auf.<br />
So schnell und einfach kommen Sie zu ausgezeichnetem Service und attraktiven Preisen<br />
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Ihr Zugangscode: TqYy4Ucx<br />
0800 33 88 33 | Mo–Fr von 8.00 bis 18.00 Uhr<br />
Bitte erwähnen Sie Ihre MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitgliedschaft.<br />
54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
Unsere Angebote – Ihre Vorteile<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge<br />
abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:<br />
Allianz Suisse<br />
• Motorfahrzeugversicherung<br />
• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />
• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />
• Geschäftsversicherung<br />
• Gebäudeversicherung<br />
• Technische Versicherung<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
• Unfallversicherung UVG<br />
• UVG-Zusatzversicherung<br />
Helvetia<br />
• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />
• Geschäftsversicherung<br />
• Technische Versicherung<br />
ZURICH<br />
• Motorfahrzeugversicherung<br />
• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />
• Gebäudeversicherung<br />
• Reiseversicherung<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
Visana<br />
• Unfallversicherung UVG<br />
• UVG-Zusatzversicherung<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
AXA-ARAG<br />
• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)<br />
Innova<br />
• Krankentaggeldversicherung<br />
Schweizerische Ärzte-Krankenkasse<br />
• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld<br />
Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Sympany · Visana<br />
• Krankenzusatzversicherungen<br />
Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />
• Lebensversicherung<br />
Nutzen Sie unsere Kooperationspartner und profitieren Sie von<br />
den Vorteilen und Rabatten.<br />
Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,<br />
dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />
Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Telefon 031 350 44 22<br />
info@mediservice-vsao.ch<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
55
• Neue <strong>VSAO</strong>-Präsidentin<br />
• Der <strong>VSAO</strong> stellt sich vor<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />
Peripherie<br />
• Rheumatologie/Immunologie<br />
Publikation<strong>2017</strong>
DER <strong>VSAO</strong> STELLT SICH VOR<br />
DER <strong>VSAO</strong> STELLT SICH VOR<br />
58 Grusswort der Präsidentin<br />
SEKTIONEN<br />
59 Aargau<br />
59 Basel<br />
60 Bern<br />
60 Freiburg<br />
61 Genf<br />
61 Graubünden<br />
61 Jura<br />
62 Neuenburg<br />
62 St. Gallen/Appenzell<br />
63 Solothurn<br />
64 Tessin<br />
64 Thurgau<br />
64 Waadt<br />
65 Wallis<br />
65 Zentralschweiz<br />
66 Zürich/Schaffhausen<br />
66 swimsa<br />
VERBANDSJURISTEN<br />
67 Verbandsjuristen<br />
GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />
69 Anja Zyska<br />
69 Angelo Barrile<br />
69 Nora Bienz<br />
70 Christoph Bosshard<br />
70 Michel Clément<br />
70 Marc Oliver Eich<br />
71 Karin Etter<br />
71 Lars Frauchiger<br />
71 Marius Grädel-Suter<br />
72 Dina-Maria Jakob<br />
72 Patrizia Kündig<br />
72 Gert Printzen<br />
73 Miodrag Savic<br />
73 Sergio Sesia<br />
73 Hervé Spechbach<br />
ORGANISATIONEN<br />
74 Organigramm<br />
75 Verband <strong>VSAO</strong><br />
78 MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
79 Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
81 <strong>VSAO</strong> Stiftung für<br />
Selbständig erwerbende<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
57
GRUSSWORT DER PRÄSIDENTIN<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />
Zum ersten Mal darf ich mich mit einem Grusswort zum Jahreswechsel<br />
an Euch alle wenden. Lange habe ich mir überlegt, was ich<br />
schreiben soll: vielleicht ein Resümee der Aktivitäten des <strong>VSAO</strong> im<br />
vergangenen Jahr? Oder einen Ausblick auf die Aufgaben, die den<br />
<strong>VSAO</strong> 2018 erwarten? Eine Danksagung an Daniel Schröpfer, von<br />
dem ich frisch die Präsidentschaft übernommen habe? Doch all dies<br />
wird an anderer Stelle schon getan.<br />
Beim Lesen älterer Grussworte fiel mir dann auf, dass sich die<br />
gesundheitspolitischen Themen in den letzten fünf Jahren kaum<br />
verändert haben: Noch immer steht eine endgültige Regelung zur<br />
Zulassungssteuerung kurz bevor. Noch immer kämpft die Ärzteschaft<br />
um eine akzeptable Tarifrevision. Noch immer wird das Arbeitsgesetz<br />
angegriffen. Der Ton verschärft sich weiter, der politische Gegenwind<br />
sowie der Spardruck nehmen zu. Und noch immer ist das Angebot<br />
an Teilzeitstellen für angestellte Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung<br />
höchst ungenügend und die Anzahl Frauen in höheren Positionen<br />
niedrig bis vernachlässigbar. Hierin unterscheidet sich die<br />
Ärzteschaft leider nicht von der Allgemeinheit, und dies trotz überdurchschnittlich<br />
hohem Frauenanteil bei Studienbeginn.<br />
Es gibt also für den <strong>VSAO</strong> auch weiterhin genügend zu tun, um in<br />
diesen Debatten die Position der Assistenz- und Oberärztinnen und<br />
-ärzte in Erinnerung zu rufen, unsere Bedürfnisse zu verteidigen<br />
und für die Erhaltung einer qualitativ hochwertigen Weiterbildung<br />
zu kämpfen – trotz drohender Sparmassnahmen und Zeitdruck in<br />
den Spitälern. Auf lange Sicht ist es genau dieses Qualitätsmerkmal,<br />
an dem wir gemessen werden. Die Qualität der Weiterbildung<br />
bestimmt die Qualität der zukünftigen Schweizer Ärzteschaft und ist<br />
unser wichtigstes Argument zur Verteidigung des Berufsstandes und<br />
zur Sicherung von dessen Attraktivität.<br />
Mit vielen unserer Forderungen stehen wir nicht alleine da. Ich denke,<br />
es wird für uns sowie auch für die gesamte Ärzteschaft immer<br />
wichtiger, gemeinsame Interessen herauszuarbeiten und sich zusammen<br />
dafür einzusetzen, anstatt sich gegenseitig über strittige<br />
Punkte in den Haaren zu liegen. In diesem Sinne möchte ich mich<br />
für den <strong>VSAO</strong> und damit für Euch, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
einsetzen.<br />
Ich freue mich darauf, mich 2018 diesen Aufgaben zu stellen,<br />
gemeinsam mit dem Vizepräsidenten Angelo Barrile und mit der<br />
wertvollen Unterstützung des Zentralsekretariats mit Simon Stettler,<br />
Marcel Marti und Simone Burkhard, ohne die dies nicht möglich<br />
wäre!<br />
Ganz herzlich grüsst Euch<br />
Anja Zyska, Präsidentin <strong>VSAO</strong><br />
58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
SEKTIONEN<br />
AARGAU<br />
Mitglieder: 1288<br />
Präsidium: Philipp Rahm (Präsident), Christine Fischer (Co-Präsidentin),<br />
Sandro Baumgartner (Co-Präsident)<br />
Vorstand: Xenia Darphin, Andrea Ernst, Susanne Fasler, Markus Guzek,<br />
Nicole Gygax, Barbara Jakopp, André Paul, Beatrice Paul, Jacob Porstmann,<br />
Eric Vultier (Jurist)<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />
vultier@schai-vultier.ch<br />
BASEL<br />
<strong>VSAO</strong> Basel – Verband Schweizerischer Assistenz- und<br />
Oberärztinnen und -ärzte beider Basel<br />
Mitglieder: 2416<br />
Co-Präsidium: Miodrag Savic, Sergio Sesia<br />
Vorstand, offiziell gewählte Mitglieder: Sibyl Iso, Sebastian<br />
Lamm, Alexandra Nagy, Martin Sailer, Susi Stöhr, Florian Thieringer,<br />
Sonja Trüstedt, Claudia von Wartburg (Geschäftsführerin, Juristin),<br />
Josef Zindel (Öffentlichkeitsbeauftragter)<br />
Im Vorstand tätige, noch nicht offiziell gewählte Mitglieder:<br />
Oliver Maric<br />
Geschäftsstelle: Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />
Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />
sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />
V.l.n.r.: Sergio Sesia, Susi Stöhr, Martin Sailer, Sibyl Iso, Sonja Trüstedt,<br />
Claudia von Wartburg, Oliver Maric, Miodrag Savic, Josef Zindel, Florian<br />
Thieringer, Sebastian Lamm (es fehlt: Alexandra Nagy)<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
59
SEKTIONEN<br />
BERN<br />
Mitglieder: 3460<br />
Präsidium: Nora Bienz<br />
Vize-Präsidium: Benjamin Hess, Miriam Grädel, Marius Grädel-Suter<br />
Kernvorstand: Helene Mellerowicz, Valentine Mercier, David Schreier<br />
Nora Bienz<br />
Präsidentin<br />
Miriam Grädel<br />
Vize-Präsidium<br />
Marius Grädel-Suter<br />
Vize-Präsidium<br />
Benjamin Hess<br />
Vize-Präsidium<br />
Erweiterter Vorstand: Christiane Arnold, Nicolas Clément,<br />
Lars Frauchiger, Luzia Gisler, Dario Häberli, Anne Lafranchi, Anna Meister,<br />
Katharina Stegmayer, Kristina Tänzler<br />
Gerhard Hauser<br />
Stellvertretung<br />
Janine Junker<br />
Geschäftsführung<br />
David Schreier<br />
Kernvorstand<br />
Valentine Mercier<br />
Kernvorstand<br />
Helene Mellerowicz<br />
Kernvorstand<br />
Katharina Stegmayer<br />
Erweiterter Vorstand<br />
Christiane Arnold Ferrari<br />
Erweiterter Vorstand<br />
Geschäftsführung und Rechtsberatung:<br />
Janine Junker, Rechtsanwältin, junker@vsao.ch<br />
Dario Häberli<br />
Erweiterter Vorstand<br />
Anna Meister<br />
Erweiterter Vorstand<br />
www.vsao-bern.ch ab 1.1.2018 neu!<br />
Nicolas Clément<br />
Erweiterter Vorstand<br />
Anne Lafranchi<br />
Erweiterter Vorstand<br />
Luzia Gisler<br />
Erweiterter Vorstand<br />
Lars Frauchiger<br />
Erweiterter Vorstand<br />
Kristina Tänzler<br />
Erweiterter Vorstand<br />
collage_<strong>2017</strong>_de-fr.indd 1 24.10.17 22:02<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern,<br />
Tel. 031 381 39 39, bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />
FREIBURG<br />
(ASMAF)<br />
Mitglieder: 431<br />
Präsidium: Patrick Tu Quoc<br />
Vizepräsidium: Lukas Burri<br />
Vorstand: Philippe Baumann, Emilie Erard, Flore Huber,<br />
Marco Mancinetti, Léa Pasquier, Arnaud Peytreman, Theo Solinger,<br />
Florian Stierlin<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,<br />
Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,<br />
info@gkaufmann.ch<br />
60 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
SEKTIONEN<br />
GENF<br />
(AMIG)<br />
Mitglieder: 1146<br />
Präsidium: Christophe Fehlmann<br />
Vorstand: Yan Beauverd (Vizepräsident), Christopher Chung<br />
(Verantwortlicher Kommunikation), Marie-José Daly (Verantwortliche<br />
Arbeitsbedingungen), Aurore Fehlmann (Verantwortliche Politik),<br />
Léonnard Mossaz (Verantwortlicher Weiterbildung) Sylvain De Lucia,<br />
Alexandre Dubra, Anne-Laure Germond-Goncerut, Michel Hofmann,<br />
Sophie Hugli, Natacha Premand<br />
Geschäftsstelle: Association des Médecins d’Institutions de Genève,<br />
Postfach 23, Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch,<br />
www.amig.ch<br />
GRAUBÜNDEN<br />
Mitglieder: 611<br />
Präsidium: Patrizia Kündig<br />
Vorstand: Denis Beyer, Sebastian Kreis, Livia Küchler, Alexandra Tabord,<br />
Manuel Vestner<br />
Geschäftsführer und Sektionsjurist: Samuel Nadig<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Graubünden, 7000 Chur, Tel. 078 880 81 64,<br />
info@vsao-gr.ch, www.vsao-gr.ch<br />
Hinten: Samuel Nadig (Geschäftsführer, Jurist), Denis Beyer, Patrizia<br />
Kündig (Präsidentin), Manuel Vestner<br />
Vorne: Livia Küchler, Alexandra Tabord, (es fehlt: Sebastian Kreis)<br />
JURA<br />
Mitglieder: 191<br />
Präsidium: Margherita Plebani, Monica Pinto<br />
Vorstand: Valentin Simonin (Kassier), Marie Maulini (Sekretärin)<br />
Jurist: Patrick Mangold, avocat@asmav.ch<br />
Sekretariat: marie.maulini@h-ju.ch<br />
V.l.n.r.: Valentin Simonin (Kassier), Margherita Plebani (Co-Präsidentin),<br />
Marie Maulini (Sekretärin), (es fehlt: Monica Pinto [Co-Präsidentin])<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
61
SEKTIONEN<br />
NEUENBURG<br />
(AMINE)<br />
Mitglieder: 171<br />
Präsidium: Olivier Clerc<br />
Vorstand: Michael Feusier (GAV-Kommission), Chloé Frund (Kassierin),<br />
François Jardot, Amaniel Kefleyesus, Fiona Ollier (Generalsekretärin),<br />
Aleksandra Porowska (Vizepräsidentin), Matteo Vecchio<br />
Anwalt und Sekretariat: Joël Vuilleumier, Rue du Musée 6,<br />
Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11,<br />
vuilleumier@valegal.ch<br />
Kontakt: amine@asmac.ch<br />
ST. GALLEN/<br />
APPENZELL<br />
Mitglieder: 1253<br />
Präsidium: Ralph Litschel<br />
Vizepräsident: Sergej Staubli<br />
Vorstand: Marie-Claire Desax, Jacqueline Fust, Sarah Gilomen,<br />
Deborah Hehli, Nader Hejrati, Manuel Schoch<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber,<br />
Oberer Graben 44, 9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />
Surber@anwaelte44.ch<br />
Internet: www.vsao-sg.ch; www.vsao-ar.ch; www.vsao-ai.ch<br />
Laufend werden weitere engagierte Kolleginnen und Kollegen für den<br />
Vorstand der Sektion gesucht; die unverbindliche Teilnahme an einer<br />
Vorstandssitzung ist jederzeit möglich und sehr willkommen!<br />
62 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
Ralph Litschel<br />
Präsident<br />
SEKTIONEN<br />
Delegierter kantonale Ärztegesellschaft<br />
Delegierter Ärztekammer<br />
Delegierter Zentralvorstand <strong>VSAO</strong><br />
Manuel Schoch<br />
Aktuar<br />
Delegierter Ärztekammer<br />
Marie-Claire Desax<br />
Del. Zentralvorstand <strong>VSAO</strong><br />
Vorstand SIWF<br />
Delegierte Ärztekammer<br />
Jacqueline Fust<br />
Kassiererin<br />
Delegierte Ärztekammer<br />
Stv. Delegierte «David»<br />
Sarah Gilomen<br />
Delegierte kantonale Personalverbändekonferenz<br />
Delegierte Ärztekammer<br />
Deborah Hehli<br />
Interne Revisorin<br />
Ressort Hausarztmedizin<br />
Delegierte Ärztekammer<br />
Sergej Staubli<br />
Vizepräsident<br />
«David»-Vertreter<br />
Delegierter Ärztekammer<br />
Nader Hejrati<br />
Del.Zentralvorstand <strong>VSAO</strong><br />
Stellvertretender Delegierter<br />
Kantonale Ärztegesellschaft<br />
Ralph Litschel<br />
Präsident<br />
Del. kantonale Ärztegesellschaft<br />
Del. Ärztekammer<br />
Del.Zentralvorstand <strong>VSAO</strong><br />
Manuel Schoch<br />
Aktuar<br />
Delegierter Ärztekammer<br />
Sergej Staubli<br />
Vizepräsident<br />
«David»-Vertreter<br />
Delegierter Ärztekammer<br />
Karin Zürn<br />
Sektionssekretärin<br />
Karin Zürn<br />
Sektionssekretärin<br />
SOLOTHURN<br />
Mitglieder: 475<br />
CO-Präsidium: Felix Kurth und Volker Böckmann<br />
Vorstand: Michel Clément, Lynn Grossenbacher, Karen Gutscher,<br />
Noémie Neuhaus, Daniel Schröpfer, Sebastian Stiebitz, Eric Vultier (Jurist),<br />
Anna Wang<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />
vultier@schai-vultier.ch<br />
V.l.n.r.: Anna Wang, Daniel Schröpfer, Lynn Grossenbacher, Volker<br />
Böckmann, Karen Gutscher, Sebastian Stiebitz, Felix Kurth, Noémie<br />
Neuhaus, Eric Vultier (es fehlt: Michel Clément)<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
63
SEKTIONEN<br />
TESSIN<br />
(ASMACT)<br />
Mitglieder: 553<br />
Präsidium: Davide Giunzioni<br />
Vorstand: Nicola Bianda (Vizepräsident), Vito Fariello, Andrea Farruggia,<br />
Nicola Ferrari (Kassier), Simone Ghisla, Fabio Lanzi (Webmaster), Bruno<br />
Minotti (Webmaster), Giovanna Padlina (Sekretariat), Rainero Spinelli<br />
(Revisor)<br />
Juristin: Lorenza Pedrazzini Ghisla, Rechtsanwältin, legale@asmact.ch<br />
Geschäftsstelle: : ASMAC Ticino, Via Cantonale 8 – Stabile Qi,<br />
6805 Mezzovico-Vira, segretariato@asmact.ch<br />
THURGAU<br />
Mitglieder: 444<br />
Co-Präsidium: Vinzenz Mühlstein, Marc Nairz<br />
Vorstand: Annebärbel Grosskopf, Michaela Lentz, Eric Vultier<br />
(Jurist/Geschäftsführer)<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />
vultier@schai-vultier.ch<br />
V.l.n.r.: Annebärbel Grosskopf, Marc Nairz, Vinzenz Mühlstein,<br />
Michaela Lentz<br />
WAADT<br />
(ASMAV)<br />
Mitglieder: 1809<br />
Präsidium: Laure Jaton<br />
Vorstand: Roxana Valcov (Co-Vizepräsidentin), Elisabeth Stamm<br />
(Co-Vizepräsidentin), Barbara Ney (Kassierin), Alexandre Dumusc<br />
(Webmaster), Antoine Andrey, Aileen Chen, Maryline Foerster Pidoux,<br />
Christel Gerber, Christophe Kosinski, Alexandra Lenoir, Sandra Monnier,<br />
Claire Perrinjaquet, Estelle Yersin, Santiago Zurita<br />
Jurist: Patrick Mangold, avocat@asmav.ch<br />
Generalsekretärin: vakant<br />
Sekretariat: Patricia Nobs, ASMAV, Postfach 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />
V.l.n.r.: Yann Corminboeuf (Gast), Laure Jaton (Präsidentin), Sandra<br />
Monnier, Tamara Addoux (Gast), Claire Perrinjaquet, Alexandra Lenoir,<br />
Alexandre Dumusc, Estelle Yersin, Patrick Mangold (Jurist)<br />
64 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
SEKTIONEN<br />
WALLIS<br />
(ASMAVal)<br />
Mitglieder: 497<br />
Präsidium: Marie Laurent<br />
Vorstand: Emmanuelle Jordan (Generalsekretärin), Megan Pannatier,<br />
Jessika Métrailler-Mermoud, Manuel Pernet, Marie Veuthey, Philippe<br />
Zufferey (Kassier), Enrique Lazaro i Fontanet (Vizepräsident)<br />
Juristin: Valentine Gétaz Kunz, getazkunz@etude-vgk.ch<br />
Kontakt: ASMAVal p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz, Ruelle du Temple 4,<br />
CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />
V.l.n.r.: Philippe Zufferey, Marie Laurent (Präsidentin), Emmanuelle<br />
Jordan, Jessika Métrailler-Mermoud, Megan Pannatier, Manuel Pernet<br />
(es fehlen: Marie Veuthey, Enrique Lazaro i Fontanet)<br />
ZENTRALSCHWEIZ<br />
Mitglieder: 1452<br />
Präsidium: Regula Wiesmann<br />
Vorstand: Michael Benoit, Ivo Fähnle, Gert Printzen, Patrizia Rölli,<br />
Sebastian Thormann, Eric Vultier (Jurist)<br />
Geschäftsstelle: Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz,<br />
lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23,<br />
Fax 044 250 43 20, vultier@schai-vultier.ch<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
65
SEKTIONEN<br />
ZÜRICH/<br />
SCHAFFHAUSEN<br />
(VERBAND ZÜRCHER<br />
SPITALÄRZTE UND<br />
-ÄRZTINNEN <strong>VSAO</strong>)<br />
Mitglieder: 4803<br />
Präsidium: Jana Siroka<br />
Geschäftsleitung: Angelo Barrile, Annick Denzler, Selei Hamed,<br />
Martin Johansson (Kassier), Linda Kammer, Helen Manser, Leander<br />
Muheim, Marco Randazzo, Adrian Schibli, Reto Thomasin (Vizepräsident)<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> ZÜRICH, Rechtsanwältin Susanne Hasse, Rämistrasse<br />
31, Postfach 160, 8024 Zürich, Tel. 044 941 46 78, info@vsao-zh.ch<br />
Jurist: Dr. Rudolf M. Reck, Anfragen via Geschäftsstelle oder<br />
rudolf.reck@vsao-zh.ch<br />
Jana Siroka, Präsidentin<br />
Reto Thomasin,<br />
Vizepräsident<br />
Angelo Barrile<br />
Annick Denzler<br />
Selei Hamed<br />
Susanne Hasse<br />
Rechtsanwältin<br />
Geschäftsführerin<br />
Martin Johansson, Kassier<br />
Linda Kammer<br />
Helen Manser<br />
Leander Muheim<br />
Marco Randazzo<br />
Rudolf M. Reck<br />
Jurist<br />
Adrian Schibli<br />
SWISS MEDICAL<br />
STUDENTS’ ASSOCIATION<br />
Mitglieder: 9000, davon 281 <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />
Präsidium: Federico Mazzola<br />
Vorstand: Lisa Alfare (Co-Vizepräsidentin für Ausbildung), Angela Berni<br />
(Co-Vizepräsidentin für Ausbildung), Irene Cattacin (Vizepräsidentin<br />
für Exchanges), Noemi Fischer (Vizepräsidentin für Inneres), Cédric Fricker<br />
(Vizepräsident für Externes), Lukas Otto (Generalsekretär ad interim),<br />
Sebastian Roggero (Kassier ad interim)<br />
Sekretariat: swimsa, 3000 Bern, Schweiz, gs@swimsa.ch, www.swimsa.ch<br />
V.l.n.r.: Irene Cattacin, Angela Berni, Lisa Alfare, Noemi Fischer,<br />
Federico Mazzola (Präsident), Cédric Fricker<br />
(es fehlen: Sebastian Roggero und Lukas Otto)<br />
66 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
VERBANDSJURISTEN<br />
Die Juristinnen und Juristen des <strong>VSAO</strong><br />
Rechtliche Probleme am Arbeitsplatz? Der <strong>VSAO</strong> berät seine<br />
Mitglieder in arbeitsrechtlichen Belangen kostenlos. Sofern unsere<br />
Rechtsschutzversicherung Kostengutsprache leistet, ist in<br />
arbeitsrechtlichen Fällen auch die anwaltliche Vertretung kostenlos.<br />
Die Beratung erfolgt durch die Juristinnen und Juristen der<br />
<strong>VSAO</strong>-Sektionen.<br />
Eric Vultier<br />
Schai & Vultier Rechtsanwälte,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
AG, SO, SG, AI/AR, TG,<br />
Zentralschweiz<br />
Sandra Leemann<br />
Schai & Vultier Rechtsanwälte,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
AG, SO, SG, AI/AR, TG,<br />
Zentralschweiz<br />
Claudia von Wartburg<br />
Hauptstrasse 104, 4102 Binningen,<br />
Tel. 061 421 05 95<br />
Fax 061 421 25 60<br />
BS/BL<br />
Janine Junker<br />
Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern,<br />
Tel. 031 381 39 39<br />
Fax 031 381 82 41<br />
BE<br />
Gerhard Hauser<br />
Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern,<br />
Tel. 031 381 39 39<br />
Fax 031 381 82 41<br />
BE<br />
Pierre Mauron<br />
Rue de la Léchère 10, CP 519,<br />
1630 Bulle<br />
Tel. 026 919 07 07<br />
Fax 026 919 07 08<br />
FR<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
67
VERBANDSJURISTEN<br />
Christian Bruchez<br />
Waeber Membrez Bruchez Maugué<br />
Avocats, 12, rue Verdaine, CP 3647,<br />
1211 Genf 3, Tel. 022 312 35 55,<br />
Fax 022 312 35 58<br />
GE<br />
Samuel B. Nadig<br />
Hauptstrasse 40, PF 86, 8215 Hallau<br />
und Lax 9, 7075 Churwalden<br />
Tel. 052 682 00 10<br />
Fax 052 682 00 11<br />
GR<br />
Joël Vuilleumier<br />
Avocats et Notaire, Rue du Musée 6,<br />
Case postale 2247, 2001 Neuchâtel 1<br />
Tel. 032 725 10 11<br />
NE<br />
Lorenza Pedrazzini<br />
Servizio giuridico e legale – Associazione<br />
medici assistenti e capi clinica canton<br />
Ticino, Via Cantonale – Stabile Qi,<br />
6805 Mezzovico-Vira, Tel. 091 930 69 46,<br />
Fax 091 930 63 01<br />
TI<br />
Patrick Mangold<br />
Etude d’avocats Subilia Mingard,<br />
Mangold, Germond & Iselin, Pl. Saint-<br />
François 5, CP 7108, 1002 Lausanne,<br />
Tel. 021 310 48 80, Fax 021 310 48 81<br />
VD, JU<br />
Valentine Gétaz Kunz<br />
Ruelle du Temple 4, Case postale 20,<br />
1096 Cully<br />
Tel. 021 799 92 80<br />
Fax 021 799 92 82<br />
VS<br />
Rudolf M. Reck<br />
Brandstrasse 6c<br />
8610 Uster<br />
Tel. 044 941 46 99<br />
ZH, SH<br />
68 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />
ANJA ZYSKA<br />
Präsidentin <strong>VSAO</strong><br />
Eidgenössischer Facharzttitel für Arbeitsmedizin<br />
Eidgenössischer Facharzttitel für Allgemeine Innere Medizin<br />
Delegierte DV FMH<br />
Ressort: Weiterbildung (Leitung)<br />
ANGELO BARRILE<br />
Vizepräsident <strong>VSAO</strong>, Nationalrat<br />
Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH,<br />
Sanacare Gruppenpraxis Zürich<br />
Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />
NORA BIENZ<br />
FMH für Allgemeine Innere Medizin<br />
Oberärztin Medizin Bürgerspital Solothurn<br />
Präsidentin <strong>VSAO</strong> Sektion Bern<br />
Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
69
GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />
CHRISTOPH BOSSHARD<br />
Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie<br />
des Bewegungsapparates (CH)<br />
Leitender Arzt SUVA-Versicherungsmedizin<br />
Vizepräsident der FMH, Leiter Departement Daten/Demographie/Qualität<br />
Ressort: Qualität<br />
MICHEL CLÉMENT<br />
Oberarzt Medizin, Kantonsspital Olten<br />
Ressort: eHealth<br />
MARC OLIVER EICH<br />
Medizinstudent im 6. Studienjahr an der Universität Bern<br />
Delegierter der Swiss Medical Students’ Association (swimsa)<br />
Ressort: swimsa, Weiterbildung<br />
70 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />
KARIN ETTER<br />
Im 6. Jahr der Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin<br />
Ressort: Weiterbildung<br />
LARS FRAUCHIGER<br />
Leitender Arzt Orthopädie und Traumatologie, Spital Thun<br />
Stiftungsrat Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong>, Ersatzdelegierter DV FMH<br />
Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />
MARIUS GRÄDEL-SUTER<br />
Assistenzarzt Anästhesie Regionalspital Emmental<br />
Vizepräsident <strong>VSAO</strong> Sektion Bern<br />
Ressort: Weiterbildung<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
71
GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />
DINA-MARIA JAKOB<br />
Oberärztin Kinderkardiologie Kinderspital Bern (ab 1.1.2018)<br />
Vorstandsmitglied SIWF<br />
Ressort: Weiterbildung<br />
PATRIZIA KÜNDIG<br />
Assistenzärztin Anästhesie am Kantonsspital Graubünden<br />
Präsidentin der Sektion Graubünden<br />
GERT PRINTZEN<br />
Dr. med. und dipl. Biochem., FAMH Labormedizin<br />
ANALYTICA MEDIZINISCHE LABORATORIEN AG<br />
Stiftungsrat Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
Ressort: eHealth<br />
72 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
GESCHÄFTSAUSSCHUSS<br />
MIODRAG SAVIC<br />
Dr. med. et med. dent.<br />
Assistenzarzt, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsspital Basel<br />
Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />
SERGIO SESIA<br />
Stv. Oberarzt Universitätsklinik für Thoraxchirurgie, Inselspital Bern<br />
Co-Präsident der Sektion Basel<br />
HERVÉ SPECHBACH<br />
Leitender Arzt, ambulante Notfallstation, Abteilung für Hausarztmedizin,<br />
Hôpitaux Universitaires de Genève HUG<br />
<strong>VSAO</strong>-Vertreter in der Delegiertenversammlung der FMH<br />
Ressort: Gesundheitspolitik/Arbeitsbedingungen<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
73
ORGANISATIONEN<br />
fFvsAO<br />
SMAC<br />
CGs M s A A<br />
OC<br />
Vorsorestiftung <strong>VSAO</strong><br />
- .<br />
MEDl§.[.yzce<br />
ry S A O Verband Schweizerischer Anistenz• und Oberärztinnen und •Irrte<br />
\,AS) M Ac Association wisse des ml!decins-assistant(e)s et chef(fe)s de
ORGANISATIONEN<br />
Verband <strong>VSAO</strong><br />
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />
Schlichtungsstelle/<br />
Standeskommission<br />
Bei Verdacht auf einen Verstoss gegen die<br />
ärztlichen Standesregeln kann man gegen<br />
das betreffende <strong>VSAO</strong>-Mitglied Beschwerde<br />
einreichen. Als erste Anlaufstelle empfiehlt<br />
sich meist die Schlichtungsstelle. Sie garantiert<br />
eine unabhängige Beratung und Vermittlung<br />
und untersteht der Geheimhaltung.<br />
Können sich die Parteien nicht einigen,<br />
ist eine schriftliche Anzeige an die<br />
Standeskommission möglich. Beide <strong>VSAO</strong>-<br />
Gremien sind durch Ärztinnen und Ärzte<br />
besetzt, unterstützt durch eine juristische<br />
Fachperson aus dem Zentralsekretariat.<br />
Der <strong>VSAO</strong> ist ein eigenständiger Berufsverband.<br />
Er vertritt die beruflichen, standespolitischen<br />
und wirtschaftlichen Interessen<br />
der angestellten Ärztinnen und Ärzte<br />
in der Schweiz, speziell der Assistenz- und<br />
Oberärzte. Zudem unterstützt er die Anliegen<br />
der Medizinstudierenden (die von<br />
einer kostenlosen Mitgliedschaft profitieren)<br />
und arbeitet eng mit deren Organisation<br />
swimsa zusammen. Die Gliederung<br />
in den Zentralverband und 16 selbstständige,<br />
regionale Sektionen sorgt für Nähe<br />
zu den Mitgliedern. Dadurch werden deren<br />
Interessen auch auf kantonaler Ebene<br />
gewahrt.<br />
Mit über 20 000 Mitgliedern ist der <strong>VSAO</strong><br />
breit vernetzt und im Gesundheitswesen ein<br />
anerkannter Gestalter und Partner. Gute<br />
Arbeitsbedingungen für die Spitalärzte und<br />
die ärztliche Weiterbildung stehen im Mittelpunkt<br />
seines Engagements. Er setzt sich<br />
für ein qualitativ hochstehendes, finanzierbares<br />
Gesundheitssystem ein. Als grösste<br />
Basisorganisation der Verbindung Schweizer<br />
Ärztinnen und Ärzte FMH verschafft der<br />
Verband seinen Anliegen in allen wichtigen<br />
Gremien Gehör.<br />
Stellungnahmen zu gesundheitspolitischen<br />
Themen (etwa bei Vernehmlas sungen) sowie<br />
zu arbeitsrechtlichen und Weiterbil -<br />
dungsfragen zählen zu den Haupt aktivitäten<br />
des <strong>VSAO</strong>. Hinzu kommen Mitgliederinformationen<br />
und -befragungen, Medienmitteilungen<br />
und die Herausgabe von Broschüren.<br />
Aktuell zeigt die Kampagne «Medizin statt<br />
Bürokratie!» Lösungsansätze auf, wie die<br />
Spitäler Assistenz- und Oberärzte von administrativen<br />
Arbeiten entlasten können. Diese<br />
sollen wieder mehr Zeit direkt für die Patientinnen<br />
und Patienten haben.<br />
Der Verband bietet seinen Mitgliedern auch<br />
eine breite Palette von Dienstleistungen.<br />
Nachfolgend werden die wichtigsten näher<br />
beschrieben. Vertiefte Informationen zu<br />
den Tätigkeiten finden sich auf der Website<br />
www2.vsao.ch und im «<strong>VSAO</strong>-Journal».<br />
Spitalbewertungen<br />
Der <strong>VSAO</strong> unterstützt eine Online-Plattform<br />
mit nützlichen Informationen zu allen<br />
Spitälern der Schweiz mit mindestens einer<br />
anerkannten Weiterbildungsstätte. Mitglieder<br />
in Weiterbildung können ihre Klinik<br />
bewerten und so wertvolle Hinweise zu<br />
potenziellen Arbeitgebern geben. Mit der<br />
Spitalrose ehrt der <strong>VSAO</strong> jährlich ein Spital,<br />
eine Klinik oder eine Weiterbildungsstätte<br />
für Massnahmen, welche die Arbeitsbedingungen<br />
der Ärztinnen und Ärzte oder die<br />
ärztliche Weiterbildung verbessern.<br />
Dienstplanberatung<br />
Zentral für gute Arbeitsbedingungen ist die<br />
optimale Planung der Dienste. Der <strong>VSAO</strong><br />
hat deshalb eine Dienstplanberatung lanciert<br />
– mit Erfolg: 2016 konnte das Beraterteam<br />
bereits in 50 Kliniken und Spitälern<br />
Beratungen durchführen. Für den Erfahrungs-<br />
und Ideenaustausch steht Interessierten<br />
auf der Verbandswebsite ein Dienstplanungsforum<br />
zur Verfügung.<br />
Rechtsberatung/Rechtsschutz<br />
Die Sektionsjuristinnen und -juristen beraten<br />
die Mitglieder kostenlos bei rechtlichen<br />
Fragen, hauptsächlich zum Arbeitsrecht.<br />
Braucht es eine weitergehende anwaltliche<br />
Vertretung, profitieren die <strong>VSAO</strong>-Aktivmitglieder<br />
von einer Rechtsschutzversicherung<br />
für arbeitsrechtliche Belange.<br />
Arztberuf und Familie/Privatleben<br />
Auf der Verbandswebsite sind Beispiele von<br />
familienfreundlichen Arbeitsbedingungen<br />
in Kliniken und Spitälern aufgeführt. Die<br />
Unterstützung bei der Suche nach Plätzen<br />
in Kindertagesstätten ist kostenlos. Gleiches<br />
gilt für die telefonische Beratung durch eine<br />
Fachperson der Fachstelle UND, wenn es<br />
darum geht, Arztberuf und Familie/Privatleben<br />
besser unter einen Hut zu bringen.<br />
Visitationen<br />
Visitationen dienen der Qualitätssicherung<br />
bei der ärztlichen Weiterbildung. Ein Expertenteam<br />
mit einer Vertretung des <strong>VSAO</strong><br />
prüft vor Ort die Umsetzung des Weiterbildungskonzepts<br />
und die Weiterbildungsleistungen.<br />
Sein Bericht geht an die Weiterbildungsstättenkommission,<br />
welche über die<br />
Anerkennung der Weiterbildungsstätten<br />
entscheidet. Jährlich finden über hundert<br />
Visitationen statt.<br />
MEDIfuture<br />
<strong>VSAO</strong> und MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
organisieren jeden November den MEDIfuture-Kongress.<br />
Die Teilnahme ist kostenlos.<br />
Zielpublikum sind primär Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte sowie Medizinstudierende<br />
höherer Semester. MEDIfuture zeigt den<br />
Teilnehmenden auf, welche attraktiven<br />
Aspekte der Arztberuf beinhaltet und welche<br />
unterschiedlichen Wege zum Karriereziel<br />
führen können. Mehr hierzu unter<br />
www.medifuture.ch.<br />
Zentralsekretariat<br />
Das Zentralsekretariat setzt die Verbandsstrategie<br />
um. Es betreut die <strong>VSAO</strong>-Gremien<br />
(Präsidium, Geschäftsausschuss, Zentralvorstand)<br />
und -Mitglieder und erledigt alle<br />
anderen operativen Aufgaben. Zurzeit arbeiten<br />
14 Personen im Team, die meisten<br />
als Teilzeitangestellte (s. Bilder auf S.76).<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
75
ORGANISATIONEN<br />
Simon Stettler,<br />
Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Marcel Marti<br />
stv. Geschäftsführer<br />
Leiter Politik und<br />
Kommunikation<br />
Simone Burkhard<br />
Schneider<br />
stv. Geschäftsführerin<br />
Stabsjuristin<br />
jur. Sekretärin<br />
Standeskommission<br />
Beatrice Sahli<br />
Leiterin Service und<br />
Projekte<br />
Buchhaltung<br />
Susanne Gasser<br />
Buchhaltung<br />
Lisa Loretan Krummen<br />
Projektassistentin Politik<br />
und Kommunikation<br />
Manuela Wasem<br />
Sachbearbeiterin Service<br />
und Projekte<br />
Katharina Ott<br />
Empfang<br />
Sachbearbeiterin Service<br />
und Projekte<br />
Bleona Istogu<br />
Lernende<br />
Karin Kipfer<br />
Empfang<br />
Sachbearbeiterin Service<br />
und Projekte<br />
Béatrice Bertschi<br />
Sachbearbeiterin<br />
Weiterbildung<br />
Visitationen<br />
Raphael Kramer<br />
IT-Verantwortlicher<br />
Sachbearbeiter Service<br />
und Projekte<br />
Sabrina Ribeaud<br />
stv. Gremien- und<br />
Geschäftsführungssekretariat<br />
Elena Federspiel<br />
Gremien- und<br />
Geschäftsführungssekretariat<br />
Nicole Gasser<br />
stv. Leiterin Service und<br />
Projekte<br />
76 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
ORGANISATIONEN<br />
Innovation und Wandel –<br />
MEDISERVICE 2018<br />
Als Dienstleistungsanbieter stehen für uns<br />
die Bedürfnisse unserer Mitglieder im<br />
Mittelpunkt. Für Sie heisst das, dass wir<br />
die bestehenden Dienstleistungen qualitativ<br />
hochwertig umsetzen, die Vollständigkeit<br />
unserer Palette regelmässig revidieren<br />
und bei Bedarf und Machbarkeit Innovationen<br />
einführen. Natürlich überprüfen<br />
wir unsere Prozesse und Partner genauso<br />
regelmässig und nehmen Verbesserungen<br />
vor, wo diese notwendig sind.<br />
Das Paket für den Start<br />
Entsprechend diesen Vorgaben bieten wir<br />
2018 mit dem Praxis-Paket eine neue<br />
Dienstleistung an, die vor allem für jene<br />
Untenstehend finden Sie die Koordinaten der neuen Beratungspartner:<br />
Allcons AG<br />
Christoph Merian-Ring 11<br />
4153 Reinach<br />
www.allcons.ch<br />
BTAG<br />
Versicherungs- und Anlageberatung AG<br />
Funkstrasse 118<br />
Postfach 370<br />
3084 Wabern<br />
www.btag-bern.ch<br />
UFS Insurance Broker AG<br />
Tödistr. 48<br />
8810 Horgen<br />
www.ufsag.ch<br />
VM-F<br />
Versicherungen, Vorsorge, Vermögen<br />
Frank insurance brokers GmbH<br />
Romanshornerstrasse 77<br />
9801 Wittenbach<br />
www.vmf.ch<br />
Vorsorge Wirz<br />
Clarastr. 2<br />
4058 Basel<br />
www.vorsorge-wirz.ch<br />
Im Tessin und der Westschweiz sind weiterhin folgende Beratungspartner für Sie zuständig:<br />
assidu sa<br />
Via Breganzona 16<br />
Casella postale 560<br />
6903 Lugano<br />
www.assidu.ch<br />
Marc Schällebaum, Geschäftsführer<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
assidu sa<br />
La Dolaise 18<br />
Case postale 16<br />
2362 Montfaucon<br />
www.assidu.ch<br />
Mitglieder spannend ist, die sich mit dem<br />
Gedanken befassen, sich selbständig zu<br />
machen beziehungsweise in eine Gemeinschaftspraxis<br />
einzutreten.<br />
Wie bei allen weitreichenden Entscheidungen<br />
müssen auch hier möglichst alle<br />
Aspekte bedacht und das Dafür und Dawider<br />
abgewogen werden. Hauptgründe<br />
für den Entscheid, in die Praxis zu wechseln,<br />
sind moderne Arbeitsmodelle mit<br />
höherer zeitlicher Flexibilität, der grössere<br />
medizinische und unternehmerische<br />
Spielraum und längerfristige Patientenbeziehungen.<br />
Gegen eine Verselbständigung<br />
sprechen in erster Linie der Respekt vor<br />
der unternehmerischen Verantwortung,<br />
die Verfügbarkeit der finanziellen Mittel,<br />
behördliche Auflagen sowie die Angst vor<br />
zunehmend anfallenden Managementund<br />
Administrationsaufgaben.<br />
Als langjährige, unabhängige und bedürfnisorientierte<br />
Dienstleistungsorganisation<br />
verfügen wir über eine hohe Legitimation,<br />
selbständig werdenden Ärztinnen und<br />
Ärzten bei dieser Entscheidungsfindung<br />
kompetent zu helfen.<br />
In unserem Leitfaden, der in kurzen Kapiteln<br />
zu allen relevanten Themen Einblick<br />
in die Materie gibt, beleuchten wir<br />
auch die verschiedenen Praxismodelle,<br />
die sich heute anbieten. Ob Mitarbeiter in<br />
einer Gruppenpraxis oder Besitzer einer<br />
Einzelpraxis - wir zeigen die unterschiedlichen<br />
Anforderungen auf, die es hierfür<br />
braucht. Unsere neue Dienstleistung beschränkt<br />
sich nicht auf den Leitfaden,<br />
sondern umfasst ein ganzes Paket mit<br />
weiteren Infos. Wir bieten u. a. auch multimediale<br />
Elemente, die vor allem für jene<br />
gedacht sind, die sich schnell einen Überblick<br />
verschaffen möchten.<br />
In der nächsten Ausgabe des <strong>VSAO</strong>-Journals<br />
(1/18) bzw. im MEDISERVICE-Newsletter<br />
vom Februar 2018 erfahren Sie mehr<br />
über diese Dienstleistung. Dort finden Sie<br />
auch die Angaben, um das Paket zu bestellen.<br />
Neue Beratungspartner<br />
Zusammen mit externen Partnern haben<br />
wir unser Vertriebskonzept und den Markt<br />
analysiert und basierend auf den Ergebnissen<br />
Veränderungen innerhalb der Vertriebsstruktur<br />
vorgenommen. Die neue<br />
Strategie hat zu einem Wechsel bei den<br />
offiziellen Beratungspartnern in der<br />
Deutschschweiz geführt. Per 1.1.2018 werden<br />
wir mit fünf neuen Beratungspartnern<br />
auftreten.<br />
Wie bisher stehen unsere Beratungspartner<br />
für folgende Ziele ein:<br />
• Bereitstellung von Finanz- und Versicherungsberatung<br />
und weiteren, damit<br />
verbundenen Beratungen für alle beruflichen<br />
und privaten Lebensphasen<br />
(s. Lebensphasenmodell)<br />
• Wahrung einer hohen Beratungs- und<br />
Dienstleistungsqualität<br />
• Ein kostenloses Erstgespräch von einer<br />
Stunde vor Ort oder telefonisch<br />
• Know-how zu den bestehenden Kollektivverträgen<br />
mit den dementsprechenden<br />
Vorteilen nur für unsere Mitglieder<br />
Der Verein MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-<br />
ASMAC ist die Dienstleistungsorganisation<br />
des <strong>VSAO</strong>. MEDISERVICE bietet<br />
den Mitgliedern exklusive Dienstleistungen<br />
und attraktive Produkte wie<br />
z. B. Versicherungsberatungen, Kollektivkrankenversicherungen<br />
oder Taggeldversicherungen<br />
an. Zudem ist er<br />
Herausgeber des <strong>VSAO</strong>-Journals.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
77
Wir beraten Ärztinnen und Ärzte, weil wir sie gut verstehen.<br />
Lassen Sie sich von uns einen gratis Versicherungs-Check-Up<br />
verschreiben. Und danach sprechen wir über Ihre Personenversicherung,<br />
Sach- und Vermögensversicherung und Unfallversicherung.<br />
www.mediservice-vsao.ch
ORGANISATIONEN<br />
Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
Allgemeines zur Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
Struktur<br />
Gründung/Sitz<br />
Rechtsform<br />
Risikodeckung bis CHF 300 000<br />
Risikodeckung ab CHF 300 001 bis CHF 500 000<br />
Altersvorsorge<br />
Risikovorsorge<br />
Trotz des schwierigen Anlageumfelds ist<br />
es uns gelungen, mit unserer unverändert<br />
vorsichtigen Anlagestrategie eine positive<br />
Gesamtperformance von 3,83 Prozent per<br />
31. <strong>Dezember</strong> 2016 zu erwirtschaften.<br />
Nach erfolgter Verzinsung der Alterssparkapitalien<br />
mit 1,75 Prozent sowie der Äufnung<br />
der notwendigen technischen Rückstellungen<br />
und der Wertschwankungsreserve<br />
erhöhte sich der Deckungsgrad per<br />
31. <strong>Dezember</strong> 2016 auf 111,3 Prozent. Die<br />
Verwaltungskosten wurden wie bis anhin<br />
durch die erwirtschafteten Erträge gedeckt<br />
und den Versicherten und den angeschlossenen<br />
Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern<br />
nicht weiterverrechnet. Per<br />
30. September <strong>2017</strong> konnten wir eine<br />
Performance von 7,3 Prozent erzielen; der<br />
Deckungsgrad beträgt zirka 116,48 Prozent.<br />
Die technischen Grundlagen unserer Vorsorgeeinrichtung<br />
wurden per 31. <strong>Dezember</strong><br />
2015 bereits angepasst. Gestützt darauf<br />
hat der Stiftungsrat entschieden, ab dem<br />
1. Januar 2018 die Umwandlungssätze<br />
1983/Bern<br />
Stiftung<br />
autonom<br />
Rückversicherung<br />
Beitragsprimat<br />
Leistungsprimat<br />
Die wichtigsten Zahlen in Tausend Schweizer Franken 2016 2015<br />
Bilanzsumme 2 263 377 2 101 928<br />
Vorsorgekapital aktive Versicherte (Sparguthaben) 1 677 855 1 620 027<br />
Vorsorgekapital Rentner/-innen (Deckungskapital) 312 996 250 250<br />
Wertschwankungsreserve 228 537 188 597<br />
Technische Rückstellungen für<br />
Risikoschwankungen 19 179 18 440<br />
Pensionierungsverluste 11 834 6 148<br />
Latente Invaliditätsfälle 8 686 10 742<br />
Versicherungstechnische Daten 2016 2015<br />
Technische Grundlage BVG 2010 BVG 2010<br />
Generationentafeln<br />
Technischer Zinssatz p.a. 2,00% 2,00%<br />
Projektionszinssatz zur Berechnung des ordentlichen<br />
Alterssparkapitals per Rücktrittsalter 3,00% 3,00%<br />
Umwandlungssatz bei ordentlichem Rücktrittsalter 65 1 6,25% 6,25%<br />
Verzinsung Alterssparkapital (obligatorischer Teil – BVG Minimum) 1,75% 2,00%<br />
Verzinsung Alterssparkapital (überobligatorischer Teil) 1,75% 2,00%<br />
Risikoprämie auf Löhnen bis CHF 300 000 1,20% 1,20%<br />
Risikoprämie auf Löhnen von CHF 300 001 bis CHF 500 000 4,00% 4,00%<br />
Deckungsgrad 111,30% 109,9%<br />
Performance 3,83% 1,50%<br />
Aktive Versicherte 19 764 19 218<br />
Rentner/-innen 642 607<br />
Freizügigkeitskonti 3 993 4 149<br />
Durchschnittlicher Verwaltungsaufwand je Versichertendossier 116 119<br />
1 Die Rückstellung für Freizügigkeitsleistungen nach Artikel 17 und 18 FZG wird aufgrund des per 18. November<br />
2015 in Kraft getretenen Rückstellungsreglements neu unter dem Vorsorgekapital der aktiven<br />
Versicherten geführt.<br />
über drei Jahre um je 0,1 Prozentpunkte<br />
zu senken. Diese moderate Senkung betrifft<br />
alle Altersstufen. Damit die erforderliche<br />
Senkung der Umwandlungssätze<br />
möglichst gerecht und verträglich ist, wird<br />
Personen, welche am 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
mindestens 45 Jahre alt und aktiv bei der<br />
Stiftung versichert sind, eine einmalige<br />
Zusatzverzinsung auf dem Alterssparkapital<br />
von 0,75 Prozent gewährt. Für Personen,<br />
welche am 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> mindestens<br />
55 Jahre alt sind, beträgt die einmalige<br />
Zinsgutschrift 1,50 Prozent auf<br />
dem Alterssparkapital. Diese Zusatzverzinsung<br />
wird vollumfänglich aus der<br />
vorhandenen Rückstellung für Pensionierungsverluste<br />
finanziert.<br />
Das im Jahr 2015 revidierte und vom Stiftungsrat<br />
genehmigte Stiftungsreglement<br />
ist auf den 1. Januar <strong>2017</strong> in Kraft getreten.<br />
Die wichtigsten Änderungen sind auf<br />
unserer Website www.vorsorgestiftungvsao.ch<br />
veröffentlicht.<br />
Hypothekardarlehen<br />
Die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> gewährt nicht<br />
nur ihren Versicherten, sondern auch externen<br />
Personen auf Antrag hin, im Rahmen<br />
der vorhandenen finanziellen Möglichkeiten,<br />
grundpfandgesicherte Darlehen<br />
(Einfamilienhaus, Stockwerkeigentum)<br />
zu attraktiven Konditionen. Die<br />
Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> gewährt keine<br />
Baukredite.<br />
Wohneigentumsförderung mit<br />
Mitteln der beruflichen Vorsorgestiftung<br />
<strong>VSAO</strong><br />
Mit dem angesparten Vorsorgekapital<br />
kann eine zusätzliche Finanzierungsquelle<br />
für selbst bewohntes Wohneigentum<br />
genutzt werden. Bei einem Vorbezug<br />
oder einer Verpfändung werden die Invaliditäts-<br />
oder Todesfallleistungen nicht<br />
gekürzt.<br />
Das verfügbare Alterssparkapital kann<br />
eingesetzt werden<br />
• für den Erwerb, die Erstellung, den Ausund<br />
Umbau sowie die Renovation von<br />
Wohneigentum, das selbst und dauernd<br />
von der versicherten Person bewohnt<br />
wird. Darunter fallen Einfamilienhäuser<br />
und Eigentumswohnungen, nicht<br />
aber Ferienhäuser oder Ferienwohnungen;<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
79
ORGANISATIONEN<br />
Hypothekarzinssätze für Neugeschäfte, gültig ab 1. Oktober 2016<br />
3-Monats-Libor-Hypothek in CHF max. 70% des Belehnungswertes 0,800%<br />
Festhypothek Laufzeit 5 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 0,800%<br />
Festhypothek Laufzeit 10 Jahre max. 70% des Belehnungswertes 1,000%<br />
Variable Hypothek 1. Rang max. 70% des Belehnungswertes 1,750%<br />
Variable Hypothek 2. Rang<br />
max. 10% des Belehnungswertes<br />
(amortisationspflichtig)<br />
2,000%<br />
• für die Amortisation oder Rückzahlung<br />
von Hypotheken, nicht aber für die Bezahlung<br />
von Hypothekarzinsen auf<br />
selbst genutztem Wohneigentum;<br />
• für den Erwerb von Anteilscheinen einer<br />
Wohnbaugenossenschaft oder ähnlichen<br />
Beteiligungen.<br />
Reglementarischer Einkauf<br />
Ein reglementarischer Einkauf erhöht die<br />
zukünftige Altersleistung. Die Berechnung<br />
der maximal möglichen Einkaufssumme<br />
muss bei der Stiftung angefordert<br />
werden. Der Einkauf kann in der laufenden<br />
Steuerperiode vollumfänglich ausgewiesen<br />
werden. Nach getätigtem Einkauf<br />
darf die daraus resultierende Leistung in<br />
den nächsten drei Jahren nicht in Kapitalform<br />
bezogen werden.<br />
Unterstützungsvertrag<br />
Leben Sie in einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft,<br />
auch unter Personen gleichen<br />
Geschlechts, wird diese Gemeinschaft<br />
der Ehe gleichgestellt.<br />
Gemäss Artikel 5.3.1 des Reglements der<br />
Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> müssen beide Partner<br />
unverheiratet sein, und es darf zwischen<br />
ihnen keine nahe Verwandtschaft<br />
im Sinne von Artikel 95 ZGB bestehen. Die<br />
Lebensgemeinschaft mit gemeinsamer<br />
Haushaltung hat im Zeitpunkt des Todes<br />
seit Unterzeichnung der Unterstützungsvereinbarung<br />
nachweislich ununterbrochen<br />
mindestens fünf Jahre gedauert,<br />
oder es ist ein gemeinsames Kind vorhanden,<br />
für dessen Unterhalt der überlebende<br />
Partner aufkommen muss.<br />
Das unterschriebene Formular muss der<br />
Stiftung zu Lebzeiten eingereicht werden.<br />
Risikoversicherung bei Stellenunterbruch<br />
Bei einem Stellenunterbruch oder einer<br />
Reduktion des Beschäftigungsgrades<br />
(für Personen unter 50 Jahren mit<br />
Wohnsitz in der Schweiz) kann die Risikoversicherung<br />
für maximal zwei Jahre<br />
auf eigene Rechnung weitergeführt werden.<br />
Das Alterssparkapital wird dabei<br />
nicht geäufnet. Die Unterbruchsversicherung<br />
beginnt einen Monat nach Arbeitsvertragsende.<br />
Bei einer Reduktion des<br />
Beschäftigungsgrads muss die Unterbruchsversicherung<br />
als Ergänzung zur<br />
Teilzeitanstellung unmittelbar beantragt<br />
werden. Hier besteht keine Nachdeckung<br />
von einem Monat. Versichert sind die<br />
Peter Scotton, Geschäftsführer<br />
Leistungen gemäss dem Vorsorgeplan<br />
«Unterbruchsversicherung».<br />
Risikoversicherung bei<br />
unbezahltem Urlaub<br />
Die versicherte Person ist sich oft nicht<br />
bewusst, dass für die Dauer eines unbezahlten<br />
Urlaubes die Invalidenrente infolge<br />
Krankheit oder Unfall, die Prämienbefreiung<br />
und Äufnung des Alterssparkapitals<br />
sowie die Hinterlassenenrente im<br />
Todesfall nicht mehr versichert sind, sofern<br />
nicht mindestens die Risikoprämie<br />
weiter bezahlt wird. Bei einem unbezahlten<br />
Urlaub und Wiederaufnahme der bisherigen<br />
Tätigkeit beim gleichen Arbeitgeber<br />
besteht die Möglichkeit, die Risikoversicherung<br />
auf eigene Rechnung für<br />
längstens zwei Jahre weiterzuführen. Das<br />
Alterssparkapital wird dabei nicht geäufnet.<br />
80 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>
ORGANISATIONEN<br />
<strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende<br />
Ihr Vorsorgepartner. Von der Praxiseröffnung bis zur Pensionierung.<br />
Die <strong>VSAO</strong>-Stiftung für Selbständigerwerbende<br />
versichert Ärztinnen und Ärzte wie auch<br />
Medizinalpersonen im Rahmen der beruflichen<br />
Vorsorge. Institute (z.B. Labor, Röntgen)<br />
können ebenfalls von den massgeschneiderten<br />
Vorsorgelösungen profitieren.<br />
Die Abstimmung zur Altersreform 2020 wurde<br />
vom Volk verworfen. Kann sich die <strong>VSAO</strong>-<br />
Stiftung für Selbständigerwerbende nun<br />
wieder dem Tagesgeschäft zuwenden, ohne<br />
auf die zum Teil berechtigten Anliegen der<br />
Altersreform 2020 Rücksicht zu nehmen?<br />
Der Druck auf den zu hohen Umwandlungssatz<br />
beim Eintritt ins Rentenalter<br />
bleibt gross. Bei gleich hohem angespartem<br />
Alterskapital ist in Zukunft mit einem kleineren<br />
Rentenanspruch zu rechnen. Mit<br />
einer namhaften Zusatzverzinsung zum<br />
gesetzlichen Mindestzinssatz helfen wir<br />
mit, ein höheres Alterskapital zu erreichen.<br />
Unsere Versicherten profitierten in den<br />
letzten Jahren von folgender Zusatzverzinsung<br />
gegenüber der gesetzlichen Mindestverzinsung:<br />
2014 (+0,25%), 2015<br />
(+0,75%), 2016 (+0,75%). Für das Jahr<br />
<strong>2017</strong> ist eine Zusatzverzinsung von einem<br />
Prozent vorgesehen.<br />
Attraktiv ist die <strong>VSAO</strong>-Stiftung für Selbständigerwerbende<br />
auch für junge, in den Praxisalltag<br />
einsteigende Ärztinnen und Ärzte.<br />
Unsere modularen Vorsorgepläne ermöglichen,<br />
eine optimale Vorsorgelösung zu<br />
finden. Davon profitieren auch Gruppenpraxen<br />
(AG, GmbH, Kollektiv- und Einzelfirmen).<br />
Es können bis zu drei Versichertenkategorien<br />
pro Firma gebildet werden.<br />
Vermehrt nutzen unsere Versicherten<br />
auch die persönliche Freiheit und lassen<br />
sich im Alter zwischen 58 und 70 Jahren<br />
pensionieren. Dies auch in mehreren Teilschritten.<br />
Als Ihr Partner für die berufliche Vorsorge<br />
nehmen wir Ihre Wünsche und Bedürfnisse<br />
auf und planen für Sie die optimale Vorsorgelösung.<br />
Verlangen Sie eine Offerte und<br />
profitieren Sie von einer sicheren Vorsorge.<br />
Gerne beraten wir Sie auch in einem persönlichen<br />
Gespräch.<br />
Telefon 031 560 77 77<br />
www.vsao-stiftung.ch<br />
Kennzahlen 2016 2015<br />
Angeschlossene Firmen 3 839 3 781<br />
Anzahl aktive Versicherte 7 686 7 686<br />
Anzahl Altersrentner 631 549<br />
Total Vermögen/Bilanzsumme 2 726 Mio. 2 510 Mio.<br />
Total Vorsorgekapital 2 282 Mio. 2 073 Mio.<br />
Technischer Zins 2.00 % 2.00 %<br />
Rendite<br />
Ø Rendite über 3 Jahre<br />
4.11 %<br />
5.21 %<br />
3.60 %<br />
Zins auf allen Altersguthaben<br />
Ø Verzinsung Vorsorgekapital über 3 Jahre<br />
Ø BVG- Mindestverzinsung über 3 Jahre<br />
2.00 %<br />
2.17 %<br />
1.58 %<br />
2.50 %<br />
Deckungsgrad nach Art. 44 BVV 2 114.10 % 113.10 %<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
81
IMPRESSUM<br />
KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />
<strong>Nr</strong>. 6 • 36. Jahrgang • <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
Herausgeber/Verlag<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Bahnhofplatz 10A, Postfach, 3001 Bern<br />
Telefon 031 350 44 88<br />
journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />
www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />
Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />
Franziska Holzner-Arnold, Kerstin Jost, Lukas Staub,<br />
Denis Uffer, Anna Wang, Sophie Yammine<br />
Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />
Anja Zyska (Präsidentin), Angelo Barrile<br />
(Vizepräsident), Nora Bienz, Christoph Bosshard,<br />
Michel Clément, Marc Oliver Eich (swimsa),<br />
Karin Etter, Lars Frauchiger, Marius Grädel-Suter,<br />
Dina-Maria Jakob, Patrizia Kündig, Gert Printzen,<br />
Miodrag Savic, Sergio Sesia, Hervé Spechbach<br />
Druck, Herstellung und Versand<br />
Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />
Telefon +41 31 300 66 66<br />
info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />
Layout<br />
Tom Wegner<br />
Inserate<br />
Zürichsee Werbe AG, Fachmedien, Markus Haas<br />
Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />
Telefon 044 928 56 53<br />
E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />
Auflagen<br />
Druckauflage: 23 730 Expl.<br />
WEMF/SW-Beglaubigung 2016: 21 702 Expl.<br />
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />
Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1/2018 erscheint im Februar 2018.<br />
Thema: Nachwuchs<br />
© <strong>2017</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />
Printed in Switzerland<br />
AG <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />
8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
BL/BS<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />
Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />
Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95,<br />
Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />
BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />
bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />
FR ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler, Wattenwylweg 21,<br />
3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12, info@gkaufmann.ch<br />
GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />
Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />
GR<br />
JU<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />
RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />
www.vsao-gr.ch<br />
ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont, marie.maulini@h-ju.ch<br />
NE ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist, Rue du Musée 6,<br />
Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />
SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />
9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />
Surber@anwaelte44.ch<br />
SO<br />
TI<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />
segretariato@asmact.ch<br />
TG <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der Mauer 2,<br />
8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
VD<br />
VS<br />
ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />
ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />
Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />
Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
Gütesiegel Q-Publikation<br />
des Verbandes Schweizer Medien<br />
ZH/SH<br />
<strong>VSAO</strong> ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, Rechtsanwältin Susanne Hasse,<br />
Rämistrasse 31, Postfach 160, 8024 Zürich, Tel. 044 941 46 78, info@vsao-zh.ch<br />
82 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong>