SB_21178NLP
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2022<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Hochpräzises,<br />
dimensionelles Erfassen des<br />
schichtweisen Lagenaufbaus<br />
beim LBM-Verfahren mit<br />
einem neuen Prüfkonzept
Hochpräzises, dimensionelles<br />
Erfassen des schichtweisen<br />
Lagenaufbaus beim LBM-<br />
Verfahren mit einem neuen<br />
Prüfkonzept<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 21.178 N<br />
DVS-Nr.: 13.3214<br />
BIAS - Bremer Institut<br />
für angewandte Strahltechnik<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 21.178 N / DVS-Nr.: 13.3214 der Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die<br />
AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2022 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 564<br />
Bestell-Nr.: 170674<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-564-4<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Seite 7 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21178 N<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Zusammenfassung ........................................................................................................ 3<br />
PA-Sitzungen ................................................................................................................. 6<br />
Erläuterungen zur Verwendung der Zuwendung ........................................................ 6<br />
Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeiten ................................. 6<br />
Schutzrechte .................................................................................................................. 6<br />
1 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung .................. 9<br />
1.1 Ausgangssituation und Forschungsanlass ............................................................ 9<br />
1.2 Stand der Forschung und eigene Vorarbeiten ..................................................... 10<br />
1.2.1 Stand der Forschung .............................................................................. 10<br />
1.2.2 Eigene Vorarbeiten ................................................................................. 13<br />
2 Zielsetzung und Lösungsweg gemäß Forschungsantrag ................................ 17<br />
2.1 Forschungsziel ..................................................................................................... 17<br />
2.2 Innovativer Beitrag der angestrebten Forschungsergebnisse .............................. 17<br />
2.3 Lösungsweg inklusive Arbeitsdiagramm .............................................................. 18<br />
3 Messsystem .......................................................................................................... 20<br />
3.1 Messprinzip.......................................................................................................... 20<br />
3.2 Entwicklung und Integration in die Versuchsanlage ............................................. 21<br />
4 Qualifizierung der Messgenauigkeit ................................................................... 27<br />
5 Messung des Pulverbetts .................................................................................... 30<br />
6 Strukturfunktion ................................................................................................... 32<br />
7 Bestimmung von Oberflächenkenngrößen und Korrelation mit innerer<br />
Bauteilqualität an einfachen Probengeometrien ...................................................... 35<br />
8 Topografieerfassung bei der Herstellung komplexer Proben .......................... 40<br />
9 Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und der Ergebnisse mit den<br />
Zielen ............................................................................................................................ 44<br />
10 Wissenschaftlich-technischer und wirtschaftlicher Nutzen der erzielten<br />
Ergebnisse für KMU, innovativer Beitrag und industrielle<br />
Anwendungsmöglichkeiten ........................................................................................ 47<br />
11 Publikationen im Rahmen des Vorhabens ......................................................... 49<br />
11.1 Bisherige Veröffentlichungen zu den Forschungsergebnissen ............................ 49<br />
11.2 Geplante Veröffentlichungen nach Projektende................................................... 49<br />
12 Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft ..................................................... 50<br />
12.1 Durchgeführte Transfermaßnahmen .................................................................... 50<br />
12.2 Geplante Transfermaßnahmen ............................................................................ 51<br />
12.3 Einschätzung der Realisierbarkeit des Transferkonzepts .................................... 52
Seite 8 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21178 N<br />
13 Abbildungsverzeichnis ........................................................................................ 53<br />
14 Literaturverzeichnis ............................................................................................. 57
Seite 9 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21178 N<br />
1 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />
1.1 Ausgangssituation und Forschungsanlass<br />
Das pulverbettbasierte Laser-Strahlschmelzen (engl.: laser beam melting, LBM [1] oder<br />
laser powder bed fusion, L-PBF [2]) zur additiven Fertigung von Metallen bietet die<br />
Möglichkeit, Bauteile mit komplexer Geometrie endkonturnah zu fertigen. Dabei wird ein<br />
Metallpulver über einer Substratplatte verteilt und punktuell von einem<br />
programmgesteuerten Laser aufgeschmolzen. Durch ein schichtweises Wiederholen des<br />
Vorgangs, mittels Verfahren der Bauplattform, entsteht das gewünschte Bauteil.<br />
Monitoring Systeme sind im Bereich additive Fertigung oftmals angedacht aber nicht<br />
serienreif und prozesssicher anwenderorientiert umgesetzt. Hier herrscht ein hoher<br />
Bedarf an einer einfachen, zielgerichteten Umsetzung. Qualitätssicherung im Nachgang<br />
ist oft zu spät, aufwändig, zeitintensiv und verursacht hohe Kosten. Hierzu zählen<br />
Verfahren der Metallografie und zerstörungslose Methoden zur Inspektion der inneren<br />
Bauteilqualität wie Röntgen-CT, der quasistatischen und dynamischen Werkstoff- bzw.<br />
Bauteilprüfungen, der Bestimmung der Oberflächenbeschaffenheit (Welligkeit, Rauheit)<br />
und der Geometriekontrolle (Koordinatenerfassung durch Antastung).<br />
Für ein online-Monitoring existieren Ansätze über die Beobachtung des Schmelzbades<br />
(Temperaturerfassung, Prozessleuchten) [3-5]. Zuverlässige Rückschlüsse auf die<br />
Bauteilqualität wie Porenbildung sind mit diesen Systemen noch nicht gezeigt worden.<br />
Bisher gibt es kein System, das die Möglichkeit bietet, den Pulverauftrag und die<br />
Konsolidierung jeder Lage dimensionell mit hoher Auflösung (Mikrometer in Baurichtung)<br />
zu erfassen. Insbesondere fehlt das Basiswissen, inwiefern geringe lokale Abweichungen<br />
von der Sollgeometrie einer Lage den Prozess bzw. die Bauteilqualität in welcher<br />
Größenordnung beeinflussen. Zielführend wäre es, anhand dieser Informationen die<br />
Entscheidung treffen zu können, ob Prozessabweichungen (fehlerhafter Pulverauftrag,<br />
fehlerhafte Schweißung, Verzug des bisher generierten Bauteils etc.) vorliegen, bevor die<br />
nächste Lage geschweißt wird und es zu einer Fehlausbildung kommt. Der Prozess sollte<br />
dann nachgeregelt werden können, damit trotz dieser Prozessabweichung eine<br />
Fehlerausbildung vermieden werden kann. Dies würde die Ausschussquote minimieren<br />
und eine klare Abgrenzung zu gegenwärtigen online-Überwachungssystemen darstellen.<br />
Für die Behebung dieses erkannten Problems auf Seiten der Wirtschaft wird ein<br />
neuartiger Ansatz der inline-Messtechnik für das LBM-Verfahren vorgeschlagen. Dafür<br />
soll das dimensionelle Messen mit strukturierter Beleuchtung (Streifenprojektion) bei der<br />
pulverbettbasierten additiven Fertigung (LBM) von metallischen Bauteilen eingeführt<br />
werden. Das Thema Monitoring ist einer der Schlüssel für die Akzeptanz der<br />
Pulverbetttechnologie gerade auch in Bereichen hoher Anforderungen oder geringer<br />
Kosten. Gefordert sind anlagenunabhängige Messsysteme und der hier vorgestellte<br />
Lösungsansatz ist ein wichtiger Baustein dafür.
Seite 10 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21178 N<br />
1.2 Stand der Forschung und eigene Vorarbeiten<br />
1.2.1 Stand der Forschung<br />
Die Technologie der additiven Fertigung mittels Pulverbett-Verfahren erfolgt durch<br />
schichtweises Aufschmelzen metallischer Pulver (Schichtdicke 20 μm bis 100 μm) unter<br />
Einwirkung von Laserstrahlung [6]. Das Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass<br />
Strukturen aus metallischen Werkstoffen in nahezu beliebiger Form generiert werden<br />
können. Es entsteht eine vorher kaum vorstellbare Freiheit im Design. Bauteile können<br />
z.B. Hohlräume wie Kühlkanäle enthalten und fast beliebige Geometrien annehmen [7].<br />
Gegenüber der subtraktiven Fertigung ist zudem der hohe Grad der Werkstoffausnutzung<br />
und der geringe Nachbearbeitungsaufwand ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens.<br />
Es gibt allerdings zahlreiche Einflussgrößen auf den Prozess und damit auf die<br />
Bauqualität, die ein Monitoring unbedingt erforderlich machen [8]. Beispiele sind:<br />
Um eine industrielle Serienfertigung zu ermöglichen, sind hier automatisierte Lösungen<br />
zur Qualitätssicherung gefragt. Kommt es während des Drucks zu einem Fehler,<br />
beispielsweise durch fehlerhaften Pulverauftrag oder Konsolidierung, sind die Bauteile<br />
nicht mehr brauchbar, wenn der Mangel nicht erkannt und der Prozess nicht nachgeregelt<br />
werden kann. Die Verfügbarkeit geeigneter Methoden zur in-line Qualitätskontrolle ist<br />
zudem auch eine Grundvoraussetzung für den Einsatz von sicherheitsrelevanten<br />
Bauteilen. Lösungen hierfür können kontaktfreie, zerstörungslose Methoden bieten, die<br />
innerhalb der Produktionskette integrierbar sind. Die optische Messtechnik ist aus der<br />
modernen Produktionstechnik nicht mehr wegzudenken, da sie eine hochgenaue,<br />
schnelle und berührungslose Qualitätskontrolle ermöglicht. Bezogen auf den LBM-<br />
Prozess sind eine Reihe von Methoden untersucht worden, die sich hauptsächlich auf die<br />
Analyse des Schmelzbades beziehen. Von den Anlagenherstellern werden dafür<br />
verschiedene Systeme mit Fotodioden oder NIR Kameras angeboten [9-11]. Alternativ<br />
gibt es für die Temperaturbeobachtung ebenso Techniken mit pyrometrischen Verfahren<br />
[12], die allerdings bis heute kaum Einzug in die Produktion gefunden haben.<br />
In jüngerer Zeit gibt es zudem einige Ansätze für die Prozessbeobachtung in pulverbettbasierten<br />
Verfahren mit optischer Kohärenztomogafie (OCT) [13]. Bei dieser punktweise<br />
messenden, optischen Methode nutzt man breitbandiges Licht von zeitlich geringer<br />
Kohärenzlänge. Der Strahlengang der OCT wird koaxial zum Prozesslaser geführt. Die<br />
gemessene Weglänge wird interferometrisch durch Referenzmessungen erhalten. Die<br />
Auflösung der OCT in axialer Richtung kann durchaus Werte im unteren<br />
Mikrometerbereich (1 µm - 20 µm) haben [14]. Ein Nachteil des Verfahrens ist der<br />
zeitintensive Scanvorgang. Für eine vollständige Begutachtung des aufgetragenen
Seite 11 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 21178 N<br />
Pulvers vor dem Druck sind abhängig von der Scangeschwindigkeit, Größe des<br />
Bauraums und lateraler Auflösung mehrere zehn Sekunden notwendig. Eine weitere<br />
Schwäche des Verfahrens findet sich bei nicht ausreichender diffuser Reflexion [15].<br />
Durch den koaxialen Strahlverlauf in Detektionsrichtung kann es bei größeren<br />
Scanwinkeln schnell zum Signalverlust kommen. Da nur das Schmelzbad beobachtet<br />
wird, müssten zudem für eine Höhenerfassung der Pulververteilung und Konsolidierung<br />
weitere Scanvorgänge vor und nach dem Druck der Lage erfolgen.<br />
Mit keinem der genannten Verfahren ist gezeigt worden, dass die verwendete Messgröße<br />
einen direkten Zusammenhang zu innerer Bauteilqualität (Poren) oder Sollgeometrie hat.<br />
Die Lösung hierfür soll in diesem Antrag ein neuer Ansatz im Prozess unter Anwendung<br />
des dimensionellen Messens mit strukturiertem Licht sein. Die dimensionelle<br />
Messtechnik ermittelt quantitative Parameter eines Objekts über das Erfassen der SI-<br />
Einheit Länge sowie der daraus abgeleiteten dimensionellen Messgrößen. Das können<br />
z.B. Gestalt, Maß, Form und Lage sowie auch Welligkeit und Rauheit sein. Ein Großteil<br />
der verwendeten Verfahren lässt sich unter dem Begriff „geometrisch-optische“<br />
Messtechnik zusammenfassen und bezeichnet alle Systeme, die nach dem Prinzip von<br />
sich gradlinig ausbreitenden Lichtstrahlen beschrieben werden. In dem hier<br />
vorgeschlagenen Forschungsvorhaben steht die flächig messende Streifenprojektion<br />
[16,17] für die hochgenaue Geometrieerfassung der Pulververteilung und Konsolidierung<br />
beim LBM-Prozess im Blickpunkt. Mit Bild 1 ist das allgemeine Prinzip der Methode<br />
gezeigt. Bei diesem Ansatz wird die Probenoberfläche mit strukturiertem Licht codiert.<br />
Bild 1: Prinzip der Streifenprojektionstechnik. Ein übertragenes Muster geradliniger Streifen auf das Objekt<br />
wird durch eine Kamera beobachtet. Je größer der Winkel zwischen Projektor und Kamera beträgt,<br />
desto größer ist der Grad der Streifenverschiebung (= Systemempfindlichkeit) über dem Objekt in<br />
Sichtrichtung. Die Höheninformation ist in der Streifenform codiert. Das Beispiel-Objekt im Bild ist<br />
eine Kfz-Getriebeglocke.<br />
Die Information des Oberflächenprofils ist mit dem verformten Streifenmuster verbunden,<br />
das stets der Objektform folgt. Im Allgemeinen wird eine eindimensionale, sinusförmige<br />
Streifensequenz auf eine Oberfläche projiziert und normalerweise mit CCD- oder CMOS-<br />
Kameras aufgenommen [18]. Die modulierte Lichtphase wird dann mit einer der