Fachmagazin Fundus 1-2023
Das Fachmagazin Fundus informiert hauswirtschaftliche Fach- und Führungskräfte. In diesem Heft werden im Schwerpunktthema alle hauswirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungen dargestellt.
Das Fachmagazin Fundus informiert hauswirtschaftliche Fach- und Führungskräfte. In diesem Heft werden im Schwerpunktthema alle hauswirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungen dargestellt.
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Der LETTE-VEREIN BERLIN ist eine
Stiftung des öffentlichen Rechts und
trägt den Begriff „Verein“ lediglich im
Namen. Prominent gelegen am Viktoria-Luise-Platz
in Schöneberg versteht
sich der LETTE-VEREIN als Ausbildungsstätte
für Berufe, die jungen
Menschen eine solide Lebensbasis
ermöglichen.
Gegründet wurde er 1866 von Wilhelm
Adolf Lette als „Verein zur Förderung
der Erwerbsfähigkeit des weiblichen
Geschlechts“. Heute werden hier
natürlich auch Männer in zukunftsweisenden
Berufen ausgebildet. Der
Anteil der Frauen beträgt derzeit 63%.
Um das Schulgeld so niedrig wie möglich
zu halten und für jeden und jede
bezahlbar zu machen, bekommt der
LETTE-VEREIN BERLIN vom Land Berlin
einen Zuschuss aus Steuergeldern.
für Ernährung und Versorgung und dem/
der Helfer/-in für Ernährung und Versorgung.
Die Inhalte werden 1:1 abgebildet.
Forstmann: Unsere Schülerschaft ist sehr
heterogen zusammengesetzt und durch die
festen Bezugsgruppen der Schüler mit
ihren Ausbildern und Lehrkräften wird
eine Sicherheit und Beständigkeit vermittelt.
Das ist ganz klar auch unser Ziel: Wir
wollen den ganzen Menschen, nicht nur
den Kopf.
Das funktioniert gut, diese Rückmeldung
bekommen wir immer wieder über die
Einträge in den Lerntagebüchern.
Natürlich geht das nicht immer konfliktfrei
ab. Aber auch das gehört zu unserem
Alltag, zu lernen, die Konflikte zu lösen
und Kompromisse zu finden.
Ein neues Projekt, dass wir eingeführt
haben, ist „Beziehung lernen“. Mit welcher
Haltung bin ich hier? Was gibt meinem
Leben einen Sinn? Das ist keineswegs
banal und setzt ganz viel in Gang.
Mit den Menschen an unserer Schule in
eine Beziehung treten, das ist uns ganz
wichtig. Ein gutes Beispiel dafür ist das
Einspielen des gemeinsamen Weihnachtssongs.
Da bin ich nicht der Schulleiter,
sondern der Mensch an der Gitarre und es
ist phantastisch zu erleben, wie alle zum
Gelingen beitragen und durchaus mal über
sich hinauswachsen.
Dieses Engagement ist sehr zeitintensiv,
aber es lohnt sich, weil es unserem Beruf
Im Rahmen eines Workshops im Haus der Materialisierung in Berlin wurden T-Shirts kreativ mit
Farbe und Pailetten upgecycelt.
eine Sinnhaftigkeit verleiht und tatsächlich
einfach Spaß macht.
Die drei Stufen der Ausbildung:
1. DIY-Starter
2. DIY-Supporter
3. DIY-Expert
Was muss passieren, dass HW besser
wahrgenommen und mehr wertgeschätzt
wird?
Herrmann: Das ist, glaube ich, eine
Schwierigkeit bei allen Dienstleistungsberufen.
Ich erlebe, dass es wenig Respekt für
diese Berufe gibt. Das ist ein gesellschaftliches
Problem. Es betrifft die Rettungskräfte,
die Pflegekräfte, Polizisten, Feuerwehrleute.
Das betrifft nicht nur die
Hauswirtschaft. Die Einstellung ist: Du
wirst dafür bezahlt, also erfülle deinen
Auftrag. In der Pandemie wurden diese
Berufe als systemrelevant bezeichnet. Das
ist paradox.
Unser Ziel ist es, dass unsere Schüler mit
dem wahrgenommen werden, was sie gut
können. Die Motivation soll aus ihnen
selbst kommen, indem sie stolz sind, auf das
was sie können und leisten. Dann sind sie
nicht auf das Lob von außen angewiesen.
Forstmann: Auch mir als Schulleiter geht
Es ist angerichtet: im Herbstmodul wurden saisonale
Obst-und Gemüsesorten verwertet.
es manchmal so, dass ich gefragt werde,
was ich eigentlich so den ganzen Tag
mache. Ich kann versuchen, es zu erklären,
aber ich weiß, was ich den ganzen Tag
mache und bin stolz darauf.
So viele jammern, dass Hauswirtschaft
nicht wertgeschätzt wird. Denen kann ich
nur sagen, fangt selbst mal damit an, stolz
auf euch zu sein. Dann strahlt man auch
eine Zufriedenheit und Souveränität aus.
Steffen Gorski
„Do It Yourself – Mach es selbst“
Die Theorie hinter dem DIY-College
• Selbermachen als dieser magische Moment,
die Freude darüber, etwas mit den eigenen
Händen erschaffen zu haben.
• Selbermachen als das Streben nach Selbstbestimmtheit
und Selbstbehauptung.
Alternativen werden bevorzugt.
• Selbermachen als kulturelle Praxis , als
kulturelle Entwurfstechnik, als Emanzipation
gegenüber der industriellen Kultur.
FUNDUS 1 2023 25