Restauro 3/2023
Zukunft Baukultur
Zukunft Baukultur
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Magazin zur Erhaltung des Kulturerbes<br />
N O 3<br />
<strong>2023</strong><br />
Zukunft Baukultur<br />
Der Bestand als Schlüssel zum Klimaschutz<br />
FORSCHUNG<br />
Erkenntnisse zu<br />
römischen Mörteln<br />
AUSSTELLUNG<br />
Galvanoplastische Nachbildungen<br />
von Goldschmiedekunst in Berlin<br />
RESTAURO-INITIATIVE<br />
Neue Plattform für<br />
bedrohte Denkmale
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
EDITORIAL<br />
Seit 1880<br />
multiple Krisen zwingen aktuell zum Umdenken. Da sind Pandemie, Überschwemmungen,<br />
Waldbrände, Krieg. Wie wollen wir in Zukunft leben und bauen? Viele neue Herausforderungen<br />
kommen auf uns zu, die komplexe Betrachtungen und Lösungen erfordern. Und<br />
gerade hier ist das Wissen und Können des vielfältigen und interdisziplinären Berufsfeldes<br />
der Denkmalpflege gefragt. Dazu haben wir Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen<br />
um Statements gebeten. Welchen Beitrag können die Denkmalpflege und die Restaurierungswissenschaften<br />
angesichts der sich verschärfenden Klimalage, der Ressourcenknappheit<br />
und der Energiekrise leisten? Die Antworten lesen Sie ab Seite 6.<br />
Produkte für Restaurierung | Denkmalpflege | Art Handling<br />
Wie der Paradigmenwechsel im Bausektor gelingen kann, das greift auch der aktuelle Baukulturbericht<br />
der Bundesstiftung Baukultur (Potsdam) auf. Denn: Angesichts der sich verschärfenden<br />
Klimalage kann vor allem mit dem Umbau des Bestands ein wesentlicher Beitrag<br />
gegen den Klimawandel geleistet werden. Damit gilt der Umbau als neues Leitbild.<br />
Wir haben für Sie die wichtigsten Aspekte des über 150-seitigen Dossiers zusammengefasst<br />
(Seite 32).<br />
Historische Gärten als Gesamtkunstwerke für zukünftige Generationen zu erhalten, stellt<br />
uns heute mit dem Fortschreiten des Klimawandels vor immer neue Herausforderungen.<br />
Gartenkonservator:innen sorgen daher dafür, dass Altgehölze mit klimawandelbedingtem<br />
Stress besser zurechtkommen. „Die Gehölze haben wenig bis keine Zeit, sich an diese Änderungen<br />
anzupassen. Es fehlt an Regenerationsphasen. Zusätzlich zu den direkten Auswirkungen<br />
der klimatischen Veränderungen, lädt das immer wärmere Klima auch Schädlinge<br />
in unsere Breitengrade ein“, berichtet Diplom-Ingenieurin Anne Rike Heinz vom Referat<br />
Historische Gärten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Erfahren<br />
Sie mehr ab Seite 44.<br />
Außerdem: Neue RESTAURO-Initiative für bedrohte Denkmäler<br />
In den kommenden RESTAURO-Ausgaben werden wir Beispiele denkmalgeschützter,<br />
in ihrer Existenz bedrohter Bauwerke quer durch die Republik vorstellen – vom Kuhstall<br />
bis zum Schloß, vom Barockhaus bis zum Industriebau. Mit diesem Heft starten wir<br />
(ab Seite 26)!<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Entdecken dieser Ausgabe.<br />
Dr. Ute Strimmer<br />
Editor in Chief RESTAURO<br />
Folgen Sie uns auf Facebook (www.facebook.com/restauro) und Instagram und bleiben<br />
Sie auf dem Laufenden!<br />
3/<strong>2023</strong><br />
3
INHALT<br />
BAUKULTUR<br />
6 Zukunft Baukultur<br />
Welchen Beitrag können die Denkmalpflege und die Restaurierungswissenschaften<br />
angesichts der sich verschärfenden Klimalage, der Ressourcenknappheit<br />
und der Energiekrise leisten? Wir haben Positionen von<br />
Exper:tinnen aus unterschiedlichen Disziplinen eingeholt<br />
18 Alles bleibt im Rahmen: Historische Fensterscheiben erhalten<br />
Neue Wege im Umgang mit alten Fenstern zeigt der neue „Leitfaden zur<br />
energetischen Ertüchtigung von Bestandsfenstern und Gläsern in historischer<br />
Bausubstanz als Beitrag zum Klimaschutz“ auf. Herausgegeben ist er<br />
vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik und dem Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften<br />
und Denkmaltechnologien der Otto-Friedrich-Universität<br />
Bamberg<br />
Neuer Leitfaden zur energetischen Ertüchtigung von<br />
Bestandsfenstern und Gläsern in historischer Bausubstanz<br />
als Beitrag zum Klimaschutz<br />
22 Woher kommen in Zeiten knapper werdender Rohstoffe die Ressourcen?<br />
Um auch in Zukunft bauen zu können, muss sich die Baubranche auf eine<br />
zirkuläre Wertschöpfung ausrichten. Prof. Dr. Anja Rosen entwickelte ein<br />
Bauplanungstool, das den Anteil der zirkulären Baustoffe an der Gesamtmasse<br />
aller im Lebenszyklus des Bauwerks verbauten Materialien beziffert<br />
25 Kein Abriß der der Stadthalle Mettmann!<br />
Eine Petition gegen den Abriss der Neandertalhalle in Mettmann kann noch<br />
bis Juli <strong>2023</strong> unterschrieben werden. Klaus Englert initiierte den Erhalt des<br />
Gebäudes im Stil von Betonbrutalismus und Maschinenästhetik. 2019 wurde<br />
es unter Denkmalschutz gestellt<br />
26 Bedrohte Denkmale<br />
RESTAURO bietet jetzt mit der Serie „Bedrohte Denkmale“ eine neue<br />
Plattform denkmalpflegerischen Engagements. Wir starten unsere Initiative<br />
mit der Vorstellung des ehemaligen Funkhauses in Berlin-Grünau<br />
Diplom-Restaurator Dr. Wanja Wedekind über<br />
die neue Studie zu römischen Mörteln<br />
28 Kalk kann mehr!<br />
Auf dem richtigen Weg. Aber auch auf dem richtigen Pfad? Diplom-Restaurator<br />
Dr. Wanja Wedekind über die neue Studie zu römischen Mörteln<br />
32 Bestand als Schlüssel zum Klimaschutz<br />
Wie der Paradigmenwechsel im Bausektor gelingen kann, das greift der<br />
Baukulturbericht 2022/23 der Bundesstiftung Baukultur (Potsdam) auf<br />
Gartenkonservator:innen sorgen dafür, dass Altgehölze mit<br />
klimawandelbedingtem Stress besser zurechtkommen<br />
Das Kunstgewerbemuseum Berlin der Staatlichen Museen<br />
zu Berlin zeigt Galvanoplastiken aus eigenem Bestand<br />
40 Über den Master in „Bauerhaltung und Bauen im Bestand“ der FH Potsdam<br />
Die FH Potsdam bietet einen speziellen – und in Deutschland einmaligen –<br />
Master an, der auf das Spannungsfeld zwischen historischer Baukonstruktion<br />
und modernen Nutzungsanforderungen reagiert. Restaurator:innen profitieren<br />
von dem Studiengang, weil sie technische, rechtliche und wirtschaftliche<br />
Aspekte dazugewinnen<br />
44 Historische Gärten versus Klimawandel: Schicht für Schicht – und<br />
die Herausforderung für morgen<br />
Historische Gärten als Gesamtkunstwerke für zukünftigen Generationen zu<br />
erhalten, stellt uns heute mit dem Fortschreiten des Klimawandels vor immer<br />
neue Herausforderungen. Diplom-Ingenieurin Anne Rike Heinz vom Referat<br />
Historische Gärten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg<br />
berichtet<br />
52 Archaische Qualität: Umbau und Sanierung Schloss Wittenberg<br />
Die Berliner Architekten BFM Bruno Fioretti Marquez realisierten im Auftrag<br />
der Lutherstadt Wittenberg den Umbau, die Erweiterung und Sanierung der<br />
UNESCO-Welterbestätte Schloss Wittenberg<br />
58 Ecotech-Innovation made in Austria<br />
Der neue Werkstoff abaton des gleichnamigen Wiener Climate Tech<br />
Startups revolutioniert die nachhaltige Gebäudekühlung. RESTAURO sprach<br />
mit den Gründern Benedikt Göhmann und Maximilian Gruber<br />
Fotos: © Ruth Tenschert, KDWT ; privat, Günther Bayerl 2020; Uwe Schlüter, Berlin<br />
4<br />
3/<strong>2023</strong>
1<br />
1<br />
Um 1900 wurde die<br />
Zinsvilla im Innsbrucker<br />
Stadtteil Saggen gebaut.<br />
Heute steht die Gründerzeitvilla<br />
unter Denkmalschutz.<br />
Ihre aufwendig<br />
geschmückte, aber<br />
stark verschmutzte, beschädigte<br />
Fassade wurde<br />
saniert: sie erhielt einen<br />
Beschichtungsaufbau<br />
mit dem Brillux Silikat-System<br />
2 / 3<br />
Das ehemalige Gerichtsgebäude<br />
in der Berliner<br />
Kantstraße wurde von<br />
Grüntuch Ernst Architekten<br />
in einen Kunstund<br />
Kulturraum umgebaut<br />
1<br />
2<br />
4 bis 7<br />
In enger Zusammenarbeit<br />
mit der Denkmalpflege<br />
hat Atelier ST hat<br />
ein Umgebindehaus in<br />
Schönbach (Oberlausitzer<br />
Bergland) umsichtig<br />
an eine neue Nutzung<br />
angepasst<br />
2 3<br />
6 3/<strong>2023</strong>
KULTURERBE<br />
4<br />
6<br />
5 7<br />
Fotos: Brillux (1); Patricia Parinejad (2); Markus<br />
Gröteke (3); Robert Rieger(4bis 7)<br />
Zukunft Baukultur<br />
Multiple Krisen zwingen aktuell zum Umdenken. Da sind Pandemie, Überschwemmungen, Waldbrände,<br />
Krieg. Wie wollen wir in Zukunft leben und bauen? Viele neue Herausforderungen kommen auf uns zu, die<br />
komplexe Betrachtungen und Lösungen erfordern. Und gerade hier ist das Wissen und Können des vielfältigen<br />
und interdisziplinären Berufsfeldes der Denkmalpflege gefragt. Dazu haben wir Expert:innen aus<br />
unterschiedlichen Disziplinen um Statements gebeten. Welchen Beitrag können die Denkmalpflege und<br />
die Restaurierungswissenschaften angesichts der sich verschärfenden Klimalage, der Ressourcenknappheit<br />
und der Energiekrise leisten? Die Antworten lesen Sie auf den folgenden Seiten<br />
3/<strong>2023</strong><br />
7
„Die Zukunft liegt im Bestand“<br />
Die Klimakrise erfordert ein konsequentes,<br />
gesamtgesellschaftliches Umdenken. Ne-<br />
ben dem Umbau hin zu regenerativer Energieerzeugung,<br />
erfordert eine umfassende<br />
Energiewende Maßnahmen für mehr Klimaresilienz<br />
sowie Energie- und Materialeinsparungen,<br />
die etwa durch ressourcenschonendes<br />
und bestandsorientiertes Bauen erreicht<br />
werden. Kurzum – die Energiewende ist ohne<br />
Bauwende nicht erreichbar.<br />
Ein Leitmotiv muss meines Erachtens sein,<br />
dass die Zukunft im Bestand liegt. Die Denkmalpflege<br />
als bestandsorientierte und werteerhaltende<br />
Disziplin erhält hierbei eine zusätzliche<br />
Bedeutung: Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft<br />
und graue Energie sind seit<br />
Jahrhunderten erprobte Eigenschaften von<br />
Baudenkmalen. Sie sind in ihrer Materialität<br />
zumeist langlebig, resilient und anpassbar<br />
und somit Vorbilder für Ressourceneffizienz<br />
und nachhaltiges Neu- und Weiterbauen.<br />
Hierfür verfeinern Hersteller, Denkmalpflege<br />
und Restaurierungshandwerk gemeinsam<br />
seit Jahrzehnten die Methoden des ressourcenbewahrenden<br />
Erhaltens und Ergänzens<br />
am Bestand. Ihre Erfahrung und ihr Wissen<br />
sind das Potenzial für die Bauwende.<br />
Zudem musste bereits der vorindustrielle<br />
historische Bestand mit aufwändigem und<br />
teurem Transport von Baumaterialien umgehen.<br />
Also bediente man sich mitunter regionaler<br />
Materialien und Verarbeitungsformen.<br />
Heute stellt gerade diese Regionalität vieler<br />
Baudenkmäler – in materieller und baukultureller<br />
Hinsicht – eine Chance für Energieund<br />
Bauwende dar. Das vielfältige, regional<br />
differenzierte Restaurierungshandwerk, das<br />
mit örtlichen Bautraditionen vertraut ist, kann<br />
hier ein Innovator für die Rückbesinnung auf<br />
regionale Materialien und Techniken sein.<br />
Diese können unter Umständen eine günstigere<br />
Klimabilanz als globale Wertschöpfungsketten<br />
aufweisen.<br />
Betrachten wir speziell den Aspekt Sanierungen,<br />
so macht etwa eine gute energetische<br />
Sanierung ein Denkmal fit für die Zukunft.<br />
Es ist aber notwendig, diese fachlich<br />
zu begleiten und jedes Gebäude im Einzelfall<br />
zu betrachten, um seine ökologischen Potenziale<br />
realistisch auszuloten. Hier leisten Restaurierung<br />
und Denkmalpflege einen entscheidenden<br />
Beitrag sowohl zur ökologischen<br />
Ertüchtigung als auch zur Bewahrung<br />
identitätsstiftender Architektur.<br />
Aus diesen Gründen bin ich davon überzeugt,<br />
dass Denkmalpflege und die unterschiedlichen<br />
Restaurierungshandwerke und<br />
-wissenschaften gemeinsam ein entscheidendes<br />
Potenzial für die klimagerechte und<br />
ökologische Bestandsentwicklung, aber<br />
auch für ressourcenbewusstes und nachhaltiges<br />
Bauen bieten.<br />
Dr. Christoph Rauhut, Landeskonservator<br />
und Direktor, Landesdenkmalamt Berlin<br />
„Historische Altbauten sind an die klimatischen<br />
Bedingungen ihres Standortes<br />
ausgeklügelt angepasst“<br />
Vermögen historische Bauwerke einen<br />
Schlüssel in der Lösung gegenwärtiger Herausforderungen<br />
in Bezug auf Klimawandelfolgen,<br />
Ressourcenknappheit und steigender<br />
Energiekosten einen Lösungsansatz bieten?<br />
Auf den ersten Blick mag diese Fragenstellung<br />
ob der Tatsache, dass selbst sanierte<br />
Denkmäler oftmals einen doppelt, dreifach<br />
oder noch höheren Heizwärmebedarf nach<br />
Energieausweis aufweisen als vergleichbare<br />
Neubauten, durchaus Kopfschütteln provozieren.<br />
Eine umfassende Berücksichtigung<br />
ökonomischer und ökologischer Einflussgrößen<br />
über zyklische Zeiträume lässt aber erkennen,<br />
dass denkmalgeschützte Wohnbauten<br />
gegenüber vergleichbaren Neubauten<br />
oftmals überlegen sind! Bei dieser Betrachtung<br />
gilt es zu bedenken, dass für die Errichtung<br />
eines Neubaus (in Massivbauweise) eine<br />
Quantität an Primärenergie aufgewendet<br />
werden muss, mit welcher sich der Heizwärmebedarf<br />
eines sanierten Altbaus sich über<br />
ein, zwei oder auch mehr Generationen<br />
decken lässt. In analoger Weise sind auch<br />
die anfallenden finanziellen Aufwendungen<br />
und CO2-Emissionen zu bilanzieren. Zudem<br />
fällt bei Altbauten aufgrund ihres in der Regel<br />
geringeren Fensteranteils und der höheren<br />
Gebäudemasse kaum ein Kühlbedarf an. Historische<br />
Altbauten sind zumeist an die klimatischen<br />
Bedingungen ihres Standortes sehr<br />
ausgeklügelt angepasst und gehen geschickt<br />
mit der thermischen Bewirtschaftung<br />
ihrer Speichermassen, mit vorherrschenden<br />
Mikroklimata oder mit der Anordnung von<br />
Pufferräumen um. Zugleich wird auch sehr<br />
geschickt und effizient mit dem Einsatz der<br />
damals kostenintensiven Baumaterialien umgegangen.<br />
Die historischen Bauten bergen<br />
bauphysikalische Tugenden, die heute mühevoll<br />
durch Simulationen beschrieben und<br />
quantifiziert werden können. In dieser Weise<br />
bergen sie eine wertvolle Inspirationsquelle<br />
auch für die planerische Anwendung bei<br />
Neubauten. Ein kürzlich erschienener Bericht<br />
der Europäischen Union veranschaulicht<br />
derartige Beispiele in ganz Europa.<br />
Univ.-Prof. Dipl. Arch. ETH Dr. Christian<br />
Hanus, Leiter Department für Bauen und<br />
Umwelt, Universität für Weiterbildung Krems<br />
8 3/<strong>2023</strong>
ge erweitern als erprobte Kulturtechniken die<br />
Lösungsmöglichkeiten, mit denen wir unsere<br />
gestaltete Umwelt bewahren und weiterentwickeln<br />
können. Kulturdenkmäler sind langlebig,<br />
nachnutzbar, reparierbar und bestehen<br />
aus dauerhaften Materialien und Konstruktionen.<br />
So sind Denkmäler und Denkmalpflege<br />
perfekte Beispiele für Green Culture.<br />
Denkmalpflegerisches Denken und Handeln<br />
meint, die gebaute Umwelt als gegeben<br />
zu nehmen, diese sorgfältig zu bewerten und<br />
Leitlinien zu einem behutsamen Umgang zu<br />
entwickeln. Die dahinterstehende Haltung<br />
lässt sich als eine „Kultur der Umsicht“ beschreiben.<br />
Das spezifische Angebot der Denkmalpflege<br />
ist ein historisches Wissen über ressourcenschonendes<br />
und werterhaltendes Bauen.<br />
„Denkmalschutz ist Klimaschutz“<br />
Wie auch immer sich das Leben in der nahen<br />
stehenden Häuser, Quartiere und Städte kümmern<br />
werden. Bereits im Zusammenhang mit<br />
Diese Kenntnisse können, ganz im Sinne der<br />
„Deklaration von Davos: Eine hohe Baukultur<br />
oder fernen Zukunft abspielt, es wird sich bau-<br />
den Verhandlungen zum Koalitionsvertrag der<br />
für Europa (2018)“, dialogisch genutzt werden<br />
lich weitgehend im Bestand abspielen. Denn<br />
aktuellen sog. Ampelkoalition hat sich die Ver-<br />
gerade bei der Entwicklung von Leitbildern für<br />
was auch immer in den nächsten Jahren an<br />
einigung der Denkmalfachämter in den Län-<br />
zeitgenössisches, zukunftsweisendes Planen<br />
neuen Planungen entstehen wird und wie ehr-<br />
dern (VDL) mit dem klaren Statement „Denk-<br />
und Bauen: (Art.9) „Das Kulturerbe ist ein zen-<br />
geizig die Neubauziele einer Bundesregie-<br />
malschutz ist Klimaschutz“ positioniert und<br />
trales Element hoher Baukultur. Die Art, wie<br />
rung auch sein werden: Weit über 90% der<br />
als Avantgarde einer ressourcenschonenden<br />
wir das Kulturerbe heute nutzen, pflegen und<br />
Wohnungen und Stadtquartiere, in denen wir<br />
Reparaturgesellschaft definiert.<br />
schützen, wird entscheidend sein für die zu-<br />
uns 2040 aufhalten werden, ist heute bereits<br />
Maßnahmen an Denkmälern liefern ein brei-<br />
künftige Entwicklung einer gebauten Umwelt<br />
gebaut. Von existentieller und entscheidender<br />
tes Spektrum an Lösungen für einen wirksa-<br />
von hoher Qualität.“<br />
Bedeutung für unsere künftige Lebenssituati-<br />
men Klimaschutz im gesamten Baubestand<br />
on wird es also sein, wie und auf welchem Ni-<br />
und darüber hinaus: Verlängerung der Nut-<br />
Prof. Dr. Markus Harzenetter, Vorsitzender<br />
veau wir uns um die Erhaltung, Qualifizierung<br />
zungsdauer, Eingriffsminimierung und Identi-<br />
der Vereinigung der Denkmalfachämter in<br />
und angemessene Entwicklung unserer be-<br />
tätsstiftung als Grundsätze der Denkmalpfle-<br />
den Ländern (VDL)<br />
Fotos: Landesdenkmalamt Berlin / Anne Herdin (oben links); © J. Voß / Wiesbaden (oben rechts)<br />
„Konservierung und Restaurierung können<br />
einen wesentlichen Beitrag zur<br />
nachhaltigen Nutzung von Ressourcen<br />
leisten“<br />
Mit Blick auf die sich verschärfende Klimalage,<br />
Ressourcenknappheit und Energiekrise<br />
steht man als Fachhändler ebenso wie als<br />
Hersteller zunehmend in der Verantwortung,<br />
ökologisch verträgliche Produkte zu vertreiben<br />
und über die korrekte und ressourcenschonende<br />
Verarbeitung zu informieren. Diesen<br />
Anspruch stellt auch Deffner & Johann<br />
an sich selbst und versucht mit Blick auf den<br />
Umweltschutz, umweltbewusste Lösungen<br />
anzubieten, wann immer es möglich ist.<br />
Konservierung und Restaurierung können<br />
einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen<br />
Nutzung von Ressourcen leisten. Der Erhalt<br />
und die Umnutzung von Denkmälern im Bestand<br />
bieten ein enormes Potenzial zur Einsparung<br />
von Baustoffen und Energie sowie<br />
zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes.<br />
Des Weiteren sind Materialien in ihrer traditionellen<br />
Verwendung häufig deutlich nachhaltiger,<br />
wenn man den gesamten Lebenszyklus<br />
betrachtet. Traditionelle Bindemittelsysteme,<br />
wie zum Beispiel Kalk oder Leinöl, bieten<br />
nicht nur eine vorteilhafte Öko-Bilanz,<br />
sondern sind auch häufig ressourcenschonender<br />
in der Herstellung und Wartung.<br />
Vor wenigen Jahren galten diese noch als<br />
kompliziert in der Verarbeitung im Vergleich<br />
zu „Convenience Produkten“ der Baustoffindustrie<br />
und wurden aus den Lehrplänen der<br />
Fachschulen gestrichen. Heute werden sie<br />
vielfach in Europa als modern oder innovativ<br />
angesehen und von führenden Planern und<br />
Architekten als Lösung für nachhaltiges Bauen<br />
präsentiert. Fachbetriebe in der Denkmalpflege<br />
und Restaurierung könnten hier sogar<br />
ihren Wissensvorsprung bei der Verarbeitung<br />
entsprechender Produkte einbringen.<br />
Als international agierender Fachgroßhandel<br />
für Materialien, Werkzeuge und Geräte<br />
im Bereich der Restaurierung und Denkmalpflege<br />
achten wir zudem stets darauf, Transporte<br />
lieferkettenoptimiert durchzuführen<br />
und auch hier umweltbewusst mit Ressourcen<br />
umzugehen.<br />
Ralph-Uwe Johann, Inhaber und Geschäftsführer<br />
von Deffner & Johann, Röthlein<br />
3/<strong>2023</strong><br />
9
1<br />
2<br />
Alles bleibt im Rahmen: Historische<br />
Fensterscheiben erhalten<br />
Alte Fensterscheiben werden bei der Sanierung denkmalgeschützter Gebäude nicht selten durch<br />
neue ersetzt. Doch die Bestandsfenster, hergestellt in aufwändigen Verfahren, haben einen hohen<br />
ästhetischen und materiellen Wert. Diese zu erhalten und zu ertüchtigen, wäre auch klima- und ressourcenschonender<br />
als ein Austausch. Neue Wege im Umgang mit alten Fenstern zeigt nun der<br />
neu erstellte „Leitfaden zur energetischen Ertüchtigung von Bestandsfenstern und Gläsern in historischer<br />
Bausubstanz als Beitrag zum Klimaschutz“ auf. Herausgegeben ist er vom Fraunhofer-Institut<br />
für Bauphysik und dem Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien<br />
der Otto-Friedrich-Universität Bamberg<br />
„Zu dem historischen Erscheinungsbild eines<br />
Gebäudes gehören als essentielle Bestandteile<br />
auch die Fenster und ihre Scheiben“,<br />
betont Paul Bellendorf. Er ist Professor<br />
für Restaurierungswissenschaft an der Otto-<br />
Friedrich-Universität Bamberg. Gerade die<br />
Scheiben seien ein wichtiger Indikator für die<br />
Datierung und stilistische Einordnung eines<br />
Gebäudes. „Die Struktur eines historischen<br />
Glases führt zu unterschiedlichen Lichtbrechungen<br />
und -reflektionen, die Fensterscheiben<br />
stellen damit einen bestimmenden Charakter<br />
für die Fassadenwirkung dar und sind<br />
essentieller Teil der Authentizität.“<br />
Doch anders als bei Fensterrahmen habe<br />
sich in der Denkmalpflege das Bewusstsein<br />
für den Erhalt von historischen Glasscheiben<br />
noch nicht durchgesetzt. Vor allem aus energetischen<br />
Gründen werden alte Fenster bei<br />
Sanierungsmaßnahmen meist durch moder-<br />
ne Scheiben ersetzt. Das liegt vor allem daran,<br />
dass das Floatglasverfahren, das sich seit<br />
1966 in Deutschland durchgesetzt hat, planparallele<br />
und nahezu fehlerfreie Gläser bietet.<br />
„Mit diesem Grad an Perfektion geht allerdings<br />
auch ein Verlust an Lebendigkeit<br />
und Individualität einher, die den Charme<br />
und Alterswert historischer Gläser ausmachen“,<br />
bedauert Bellendorf.<br />
Ein weiterer Grund, der für den Erhalt der<br />
Fotos: © Ruth Tenschert, KDWT (1, 2); © Ralf Kilian, Fraunhofer IBP (3, 4)<br />
18 3/<strong>2023</strong>
BAUKULTUR<br />
3 4<br />
alten Scheiben spricht: Die Herstellung von<br />
neuen transparenten Gläsern bedarf großer<br />
Mengen an Sand, für deren Gewinn oft in die<br />
Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten<br />
eingegriffen wird.<br />
Doch welche Möglichkeiten gibt es, vor<br />
1960 produzierte Fenster zu erhalten? Wie<br />
lassen sich die Scheiben überarbeiten und<br />
nachhaltig „upcyclen“, so dass sie heutigen<br />
energetischen und denkmalpflegerischen<br />
Kriterien genügen? Und wann ist die ressourcenschonende<br />
energetische Ertüchtigung<br />
die bessere Option, wann der Austausch?<br />
Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP)<br />
und das Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften<br />
und Denkmaltechnologien<br />
(KDWT) der Otto-Friedrich-Universität Bamberg<br />
starteten 2018 ein knapp dreijähriges<br />
Projekt, in dem sie Antworten auf diese Fragen<br />
suchten.<br />
Finanziert wurde das Projekt vom Bayerischen<br />
Staatsministerium für Umwelt und<br />
Verbraucherschutz. „Die Klimaneutralität in<br />
Bayern wird ohne intelligentes Sanieren<br />
nicht zu schaffen sein“, ist Thorsten Glauber<br />
überzeugt. Der Staatsminister verweist auf<br />
die von den Vereinten Nationen formulierten<br />
Ziele nachhaltiger Entwicklung (SDG). Im<br />
Rahmen der Agenda 2030 postulieren diese<br />
neben dem Schutz des kulturellen Erbes<br />
auch die effiziente Nutzung und Wertschätzung<br />
von Materialressourcen.<br />
Auch hält der Umgang mit den alten Materialien<br />
das Wissen um traditionelle Herstellungstechniken<br />
lebendig. Dazu gehören beispielsweise<br />
die verschiedenen Verfahren zur<br />
Herstellung von Ziehglas, das in den 1920er<br />
Jahren das klassische Zylinderglas verdrängte<br />
und in vielen historischen Gebäuden bis in<br />
die 1960er Jahre hinein verbaut wurde.<br />
„Sowohl die Herstellungsprozesse handwerklich<br />
wie industriell hergestellter Gläser<br />
haben charakteristische Relikte hinterlassen,<br />
anhand derer sich Rückschlüsse auf das Verfahren<br />
ziehen lassen“, erklärt Ruth Tenschert,<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin am KDWT.<br />
Mondglas etwa, das vor allem im 18. Jahrhundert<br />
bis Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
genutzt wurde, sei an langen konzentrischen<br />
Schlieren und dem besonderen Glanz erkenn-<br />
1<br />
Historische Fensterteilungen<br />
eines Gebäudes<br />
in der Ottostraße in<br />
Bamberg<br />
2<br />
Fenster der 1930er Jahre<br />
in der Dr.-von-Haas-<br />
Straße in Bamberg<br />
3<br />
Historisches Kastenfenster<br />
in Wessling<br />
4<br />
Winterfenster im bayerischen<br />
Oberland<br />
3/<strong>2023</strong><br />
19
BAUKULTUR<br />
wiederverwendbar<br />
ru<br />
LP Pre-Use in %<br />
CLP Pre-Use in %<br />
wiederverwendete<br />
Materialien<br />
RU<br />
wiederverwertete<br />
Materialien<br />
RC<br />
erneuerbare<br />
Rohstoffe<br />
zert./n.zert.<br />
RNc + RN<br />
Bauprodukt<br />
Faktoren Wert + Arbeit<br />
(wirtschaftlich)<br />
selektiver<br />
Rückbau<br />
MLP<br />
wiederverwertbar<br />
rc<br />
weiterverwertbar<br />
zertifiizert<br />
nachw.<br />
dccr<br />
energ.<br />
verwertbar,<br />
zertifiziert<br />
nachw.<br />
encr<br />
CLP Post-Use in %<br />
LP Post-Use in %<br />
weiterverwertete<br />
Materialien<br />
DC<br />
Austausch<br />
Rest<br />
(unwirtschaftlich)<br />
selektiver<br />
Abbruch<br />
weiterverwertbar<br />
dc<br />
energetisch<br />
verwertbar,<br />
erneuerbar<br />
nicht<br />
erneuerbare<br />
Primärrohstoffe<br />
PR<br />
enr<br />
energetisch<br />
verwertbar,<br />
fossil<br />
enf<br />
Abfälle<br />
zur<br />
Deponierung<br />
w<br />
Pre-Use Use Post-Use<br />
1<br />
Woher kommen in Zeiten knapper werdender<br />
Rohstoffe die Ressourcen?<br />
Um auch in Zukunft bauen zu können,muss sich die Baubranche auf eine zirkuläre Wertschöpfung ausrichten. Prof. Dr. Anja<br />
Rosen entwickelte daher ein Bauplanungstool, den Urban Mining Index, der den Anteil der zirkulären Baustoffe an der Gesamtmasse<br />
aller im Lebenszyklus des Bauwerks verbauten Materialien beziffert. Die Architektin und Wissenschaftlerin untersuchte<br />
mit diesem Tool kürzlich auch die Forschungs häuser in Bad Aibling<br />
Bekanntermaßen verarbeitet die Baubranche<br />
nicht nur besonders viele Rohstoffe, sondern<br />
verursacht auch extrem viel Müll: So entsteht<br />
in Deutschland über die Hälfte des gesamten<br />
Abfallaufkommens auf Baustellen – 231<br />
Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle<br />
landen jährlich auf Deponien. Recyceln<br />
könnte eine Lösung sein: Wiederverwertung<br />
anstatt Deponie – nicht nur im Straßenbau,<br />
sondern auch für Gebäude – gilt daher als eine<br />
Alternative. Die Stadt als Baustofflager<br />
nutzen – dieser Variante des Urban Minings<br />
hat sich Anja Rosen verschrieben. Sie enga-<br />
giert sich für ressourcenschonende Bauweisen<br />
in Wissenschaft und Praxis, baute etwa an<br />
der FH Münster eine umfassende Materialbibliothek<br />
auf. Seit 2013 widmet sich Anja Rosen<br />
dem Forschungsschwerpunkt „Ressource<br />
Bauwerk“ als Dozen- tin am Lehrstuhl Baukonstruk-<br />
tion, Entwerfen und Material- kunde von<br />
Annette Hillebrandt (BUW). „Als Architekten<br />
und Ingenieure verbauen wir heute die Ressourcen<br />
nachfolgender Generationen“, erklärt<br />
die Archi- tektin. Viele Rohstoffvorkommen für<br />
konventionelle Baustoffe werden in absehbarer<br />
Zeit erschöpft sein, so dass sich der Res-<br />
sourcenverbrauch in der Baubranche ändern<br />
muss. „Bei jedem Bauwerk muss dessen Ende<br />
schon bei der Planung mitgedacht werden“,<br />
unterstreicht sie.<br />
In ihrer Forschung zeigt Anja Rosen die<br />
Ökobilanz und das Wiederverwendungspotenzial<br />
verschiedener Werkstoffe auf. In ihrer<br />
von ihrer langjährigen Mentorin Annette Hillebrandt<br />
betreuten Doktorarbeit entwickelte<br />
sie daher ein Instrument zur Messung und<br />
Bewertung von Zirkularitätsraten für Baukonstruktionen<br />
und Gebäude, den „Urban Mining<br />
Index“. „Denn um das zirkuläre Bauen<br />
22 3/<strong>2023</strong>
BAUKULTUR<br />
51,4% 40,5%<br />
2 3 4<br />
Holz-Außenwand<br />
Ziegel-Außenwand<br />
47,3%<br />
20,3%<br />
93,2%<br />
Pre-Use<br />
0,1%<br />
1,5%<br />
4,8%<br />
Post-Use<br />
Pre-Use<br />
0,1%<br />
Post-Use<br />
46,0%<br />
79,7%<br />
Pre-Use Post-Use Gesamt<br />
Closed-Loop-Potenzial 93,3% 94,7% 188,0%<br />
Loop-Potenzial 93,3% 99,4% 192,8%<br />
Pre-Use Post-Use Gesamt<br />
Closed-Loop-Potenzial 0,1% 20,3% 20,4%<br />
Loop-Potenzial<br />
0,1% 100,0% 100,1%<br />
5 6 7<br />
8<br />
1<br />
Die Systematik des Urban Mining Index<br />
2 / 3 / 4<br />
Die Urban-Mining-Indikatoren der drei Forschungshäuser<br />
in Bad Aibling: Holz (2), Ziegel (3), Dämmbeton<br />
(3)<br />
5<br />
Das Loopdiagramm 1 zeigt das Potenzial des Außenwandtyps<br />
Holz für geschlossene und offene<br />
Kreisläufe<br />
6<br />
Das Loopdiagramm 2 zeigt das Potenzial des Außenwandtyps<br />
Ziegel für geschlossene und offene Kreisläufe<br />
7<br />
Das Loopdiagramm 3 zeigt das Potenzialdes Außenwandtyps<br />
Dämmbeton für geschlossene und offene<br />
Kreisläufe<br />
8<br />
Baustoffe der Außenwandtypen im Projekt Bad<br />
Aibling nach Masse je m2 Bauteilfläche inklusive<br />
Austausch im Lebenszyklus<br />
3/<strong>2023</strong><br />
23
BAUKULTUR<br />
Bedrohte Denkmale<br />
Architektonische Zeugnisse vergangener Zeiten prägen uns. Sie sind Spuren der Geschichte, lebenswertes<br />
Wohnumfeld und geben uns Halt und Identität. Dennoch geraten denkmalwürdige Bauwerke in Gefahr.<br />
Gründe dafür gibt es viele: Verfall, Abriss, Gentrifizierung. RESTAURO setzt sich seit jeher stark für die Schaffung<br />
eines gesellschaftlichen Bewusstseins für das kulturelle Erbe ein und bietet jetzt mit der neuen Serie<br />
„Bedrohte Denkmale“ eine neue Plattform denkmalpflegerischen Engagements. Wir starten unsere Initiative<br />
mit der Vorstellung des ehemaligen Funkhauses in Berlin-Grünau<br />
Alles, was über die Geschichte des Funk-<br />
bäude ab 1931 als Erholungsheim. Während<br />
haus genannten Gebäudes in Berlin Grünau<br />
des Zweiten Weltkriegs war in den Bootshal-<br />
bekannt ist, steht im Onlinelexikon Wikipedia.<br />
len und Tanzsälen ein Lazarett unterge-<br />
Denn ein äußerst aktiver Ortsverein dort<br />
bracht, in der DDR nutzen es Rundfunkstu-<br />
sorgt sich seit Jahren um das Schicksal des<br />
dios, nach 1990 war die ARD Eigentümer,<br />
1929/30 als Sporthaus mit Bootshallen,<br />
nutzte das Haus zwar nicht, verwaltete es<br />
Tanzsaal und Turnhalle entstandenen, spät-<br />
aber gut. Die Fensterscheiben hielten, das<br />
expressionistischen Klinkerbaus. Doch das<br />
Gelände war gepflegt und die Fassade ohne<br />
denkmalgeschützte Gebäude verfällt trotz-<br />
Graffitis.<br />
dem. Denn erfüllen Eigentümer:innen die<br />
2008 wurde es verkauft und es änderte sich<br />
Auflagen des Denkmalamtes und sichern<br />
immer noch nichts. Zwischen 2011 und 2013<br />
Gebäude und Gelände entsprechend den<br />
wurde es für Künstler und Kreative geöffnet,<br />
Vorgaben, haben sie ihre Pflicht erfüllt. Die<br />
die die Räume, Terrassen und Grünflächen<br />
Immobilie kann weiter verfallen, eine Enteig-<br />
als Ateliers und Partyort nutzten und zu klei-<br />
nung, wie bei Schloss Reinhardsbrunn in<br />
nen, improvisierten Ausstellungen einluden.<br />
Thüringen, ist schwer möglich.<br />
Daher war vielen vor Ort der Zustand des<br />
Das musste auch der Berliner Ortsverein<br />
Hauses zu diesem Zeitpunkt relativ gut be-<br />
erfahren, der gemeinsam mit einem örtli-<br />
kannt. Die Zwischennutzung galt als Hoff-<br />
ABSTRACT<br />
Threatened monuments<br />
Architectural testimonies of past times leave their<br />
mark on us. They are traces of history, a living environment<br />
worth living in and give us support and identity.<br />
Nevertheless, buildings worthy of preservation<br />
are in danger. There are many reasons for this: Decay,<br />
demolition, gentrification. RESTAURO has always<br />
been strongly committed to creating social awareness<br />
for cultural heritage and now offers a new platform<br />
of monument preservation engagement with<br />
the new series "Endangered Monuments". We start<br />
our initiative with the presentation of the former<br />
Funkhaus in Berlin-Grünau.<br />
chen Abgeordneten 2021 eine Enteignung<br />
anstrebte, sie aber bisher nicht erreichen<br />
konnte. Und so bleibt der denkmalgeschützte<br />
Klinkerbau ein verfallendes Ärgernis, obwohl<br />
er idyllisch an Wald und Wasser, gut erreichbar<br />
und direkt an der Berliner Regattastrecke<br />
liegt.<br />
Schon Georg Dehio beschreibt das Haus,<br />
das nach den Entwürfen des Architekten Otto<br />
Zbrzezny für die Danat-Bank entstand, in<br />
seinem „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“<br />
(3. Auflage, Deutscher Kunstverlag<br />
2006, S. 567) und weist auf den charakteristischen<br />
halbrunden Portalbau mit Balkon,<br />
auf die aufwendige Fassadengestaltung mit<br />
Klinkern und die abgetreppten Terrassen auf<br />
der Wasserseite hin. Die Danat-Bank existierte<br />
allerdings nur zehn Jahre. Sie war ein Opfer<br />
der Deflation während der Weltwirtschaftskrise<br />
und musste schon ein Jahr nach<br />
der Fertigstellung des Hauses mit der Dresdener<br />
Bank fusionieren. Die nutzte das Ge-<br />
nungsschimmer, doch nach dem Auszug der<br />
Künstler blieben vor allem ihr Abfall und die<br />
Reste ihre „Kreativität“. Die bis dahin intakten<br />
Fenster waren zerstört, die Verwahrlosung<br />
des Gebäudes nahm zu. Doch das verantwortliche<br />
Denkmalamt bestätigt nach seinen<br />
Begehungen jedes Jahr von Neuem, dass<br />
der Eigentümer, nach Angaben des Ortsvereins<br />
ein Hamburger Unternehmer, die nötigen<br />
Auflagen zur Sicherung erfüllen.<br />
Der Fall dieses Gebäudes steht exemplarisch<br />
für die Ohnmacht der Anwohner:innen<br />
und Kommunen, wenn Denkmäler in Privatbesitz<br />
verfallen. Er steht aber auch für Beschränkungen,<br />
die sich aus städtischen Vorgaben<br />
ergeben. Denn der Bebauungsplan<br />
für diesen Bereich sieht weiterhin zwingend<br />
eine wassersportliche Nutzung vor – obwohl<br />
sich das seit 30 Jahren nicht umsetzen lässt.<br />
Uta Baier<br />
Fotos: Wikimedia Commons / Juergen Lindert, Lindi44 (5); DBZ, 1930, www.zukunftingruenau.de (4, 5),<br />
Runderker über dem Eingangsbereich, Zustand 2017, Wikimedia Commons / Krank-Hover (1)<br />
26 3/<strong>2023</strong>
BAUKULTUR<br />
1 bis 5<br />
Das Funkhaus Grünau ist<br />
ein denkmalgeschützter<br />
Gebäudekomplex in Berlin.<br />
Errichtet in den späten<br />
1920er Jahren war es zunächst<br />
Sitz eines Wassersportklubs<br />
(Bericht DBZ<br />
1930), von 1947 bis 1956<br />
diente es dem staatlichen<br />
Rundfunk der Sowjetischen<br />
Besatzungszone<br />
und späteren DDR als<br />
Funkhaus. Nach Mauerfall<br />
und Eigentümermwechsel<br />
sorgt sich ein aktiver Ortsverein<br />
seit Jahren um das<br />
Schicksal des verfallenden<br />
Klinkerbaus<br />
1 2<br />
3 4<br />
5<br />
3/<strong>2023</strong><br />
27
1<br />
Über den Master in „Bauerhaltung und<br />
Bauen im Bestand“ der FH Potsdam<br />
Mehr und mehr sind Studierende aus dem Bauwesen heute am Umgang mit dem Bestand interessiert. Die FH Potsdam<br />
bietet einen speziellen – und in Deutschland übrigens einmaligen – Master an, der auf das Spannungsfeld zwischen historischer<br />
Baukonstruktion und modernen Nutzungsanforderungen reagiert. Restaurator:innen profitieren von dem Studiengang,<br />
weil sie viele technische, rechtliche und wirtschaftliche Aspekte dazugewinnen. RESTAURO sprach mit Silke<br />
Straub-Beutin, Studienberaterin und Professorin für Baukonstruktion<br />
ABSTRACT<br />
About the Master's degree in "Building Conservation<br />
and Building in Existing Contexts" at the FH<br />
Potsdam<br />
Today, more and more students from the building industry<br />
are interested in dealing with existing buildings.<br />
The FH Potsdam offers a special – and incidentally<br />
unique in Germany – Master's programme that<br />
responds to the tension between historical building<br />
construction and modern usage requirements.<br />
Heute – in Zeiten des Klimawandels und der<br />
Forderung nach Nachhaltigkeit – sind Studierende<br />
mehr und mehr am Umgang mit<br />
dem Bestand interessiert. Und auch die<br />
Nachfrage nach Expertinnen und Experten<br />
für die Bereiche der Bauerhaltung, Sanierung<br />
und Restaurierung nimmt beständig zu.<br />
Denn Bauen im Bestand macht gegenwärtig<br />
etwa die Hälfte des Gesamtbauvolumens unserer<br />
Gesellschaft aus – mit steigender Ten-<br />
denz. Studiengänge in dieser Richtung gibt<br />
es mittlerweile vor allem an Fachhochschulen,<br />
da diese traditionell mehr Praxisbezug<br />
aufweisen. Pionierin auf diesem Gebiet ist<br />
die FH Potsdam. Dort können Studierende<br />
mit erstem berufsqualifizierenden Hochschulabschluss<br />
im Bereich des Bauwesens<br />
oder in angrenzenden Disziplinen (Bachelor/<br />
Diplom) wie etwa in den Restaurierungswissenschaften<br />
schon seit der Jahrtausendwen-<br />
40 3/<strong>2023</strong>
BAUKULTUR<br />
1<br />
Die Studierenden entwickeln<br />
nach der Analyse<br />
der Schäden Konzepte<br />
für die Umsetzung<br />
der architektonischen<br />
Planung. Hier ein<br />
Orthobild des Dachstuhls<br />
der Kirche in<br />
Murga (Region Tolan,<br />
Ungarn), Laserscan<br />
2<br />
2<br />
Feuchtigkeitsmessung<br />
der Kirche in Murga<br />
de einen konsekutiven Master in „Bauerhaltung<br />
und Bauen im Bestand (M. Eng.)“ erwerben.<br />
Denn nach der Wende gab es in den<br />
neuen Bundesländern Bedarf an technisch<br />
gut ausgebildete Ingenieurinnen und Ingenieuren.<br />
Vor allem in diesen Regionen wuchs<br />
der Markt im Bereich der Altbausanierung.<br />
Zum Lehrplan<br />
Der Lehrplan beruht bis heute auf einer Kooperation<br />
der Studiengänge Bauingenieurwesen,<br />
Architektur und Städtebau sowie<br />
Konservierung und Restaurierung der FH<br />
Potsdam. Für einen adäquaten Umgang mit<br />
Bestandsbauwerken vermittelt er neben<br />
Kenntnissen über historische Konstruktionen<br />
und Materialien sowie Verständnis für denkmalpflegerische<br />
Zielstellungen ein umfangreiches<br />
Wissen über Techniken sowie Methoden<br />
zum Erhalt von Gebäuden und zu deren<br />
Anpassung an die heutigen Bedürfnisse<br />
aus bauphysikalischer, planerischer und konstruktiver<br />
Sicht. Und gerade bei Konstruktionsfragen<br />
aus Sicht der Bauingenieure fülle<br />
dieser Studiengang eine Lücke in der Ausbildung,<br />
erklärt Baukonstruktions-Professorin<br />
Silke Straub-Beutin. Sie ist die Studienfachberaterin<br />
des Master-Studiengangs „Bauerhaltung<br />
und Bauen im Bestand“ an der FH<br />
Potsdam. Denn Baugeschichte wird in Architektur-Studiengängen<br />
eher in gestalterischer<br />
Hinsicht gelehrt, und in bauingenieurwissenschaftlichen<br />
Studiengängen werden historische<br />
Konstruktionsweisen heute zum Teil<br />
nicht mehr unterrichtet. „In der aktuellen<br />
Ausbildung werden Architekten und Architektinnen<br />
vor allem in Richtung Entwurf und<br />
Neubau geschult. Das ist nicht unbedingt zukunftsfähig.<br />
Denn welche jungen Architektinnen<br />
und Architekten haben ausreichende<br />
Material- und Konstruktionskenntnisse und<br />
haben sofort ein eigenes Neubauvorhaben<br />
auf dem Tisch? Grundsätzlich sind es einfach<br />
viele Aufgaben im Bestand, die wir zu<br />
bewältigen haben“, betont Silke Straub-Beutin.<br />
Zwischen technischer Umsetzung und<br />
Planung im Bestand fehle daher schlicht ein<br />
Studiengang, erläutert die Expertin. „Es gibt<br />
viele Studiengänge, die sich mit Denkmalpflege<br />
auseinandersetzen, aber diese haben<br />
oft den Schwerpunkt auf dem Erkennen und<br />
Bewerten des Denkmals. Doch was mache<br />
ich konkret mit dem Bestandsbauwerk, sei es<br />
ein Denkmal oder ein anderer Bestandsbau,<br />
der nur erhalten werden kann, wenn er auch<br />
genutzt wird? Ich muss es auf meine jetzige<br />
Nutzung, auf die Bauphysik, auf die Technik<br />
und an die Bauordnungen anpassen. Aber<br />
wie setze ich das um? Und was muss ich alles<br />
beachten? Zu diesen Themen gibt es bisher<br />
keinen vergleichbaren Studiengang in<br />
Deutschland.“<br />
Das Potsdamer Angebot mit seinem starken<br />
Praxisbezug ist daher einmalig. Der Studiengang<br />
beschäftigt sich im Wesentlichen<br />
mit dem Bauen ab dem Jahre 1800. Eisen,<br />
Stahl, Beton und Holz sind ein Schwerpunkt,<br />
daneben neues Bauen in historischer Substanz,<br />
Konstruktion, Bauschäden, Brand-<br />
3/<strong>2023</strong><br />
41
1 2<br />
Galvanoplastische Nachbildungen<br />
von Goldschmiedekunst<br />
Das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin zeigt ab 28. April im Schloss Köpenick mit der Sonderausstellung<br />
„Elektrisierend!“ eine Auswahl von rund 100 Galvanoplastiken aus eigenem Bestand. Dabei handelt es sich um Repliken<br />
von bedeutenden historischen Goldschmiedewerken, die im 19. Jahrhundert angefertigt wurden. Diese wurden in den<br />
letzten Jahren kunsttechnologisch untersucht und restauratorisch bearbeitet. Die Schau ist ein restauratorisch-kunsthistorisches<br />
Gemeinschaftsprojekt. Kuratiert wurde sie von der Diplom-Restauratorin Wibke Bornkessel sowie den<br />
Kunsthistoriker:innen Dr. Claudia Kanowski und Dipl. phil. Lothar Lambacher<br />
1<br />
Deckelhumpen mit Elfenbeinschnitzerei,<br />
Nachbildung, Giovanni Ferdinand Franchi &<br />
Son, London, 1859, Galvanoplastik, Kupferniederschlag;<br />
galvanisch versilbert; Elfenbeinimitat<br />
auf Gipsbasis („fictile ivory“), Farbfassung;<br />
H. 50 cm, B. 20 cm; Original: Andreas I<br />
Wickert und Bernhard Strauß, Augsburg,<br />
1651; London, Victoria & Albert Museum.<br />
Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum,<br />
Inv. Nr. 1867,438<br />
Das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen<br />
Museen zu Berlin präsentiert vom 28. April<br />
bis 1. Oktober <strong>2023</strong> in seiner Dépendance in<br />
Schloss Köpenick eine Sonderausstellung<br />
mit galvanoplastischen Nachbildungen von<br />
Goldschmiedekunst. Bei den erstmals seit<br />
langem wieder gezeigten Objekten handelt<br />
es sich um Replikate bedeutender historischer<br />
Goldschmiedearbeiten, die sich bis<br />
1920 in der ständigen Ausstellung des 1867<br />
gegründeten Deutschen Gewerbe-Museums<br />
(seit 1879 Kunstgewerbemuseum) befanden.<br />
Galvanoplastiken sind dreidimensionale<br />
Metallobjekte, die durch Metallabscheidungen<br />
in einem elektrolytischen Bad entstehen.<br />
Grundlage für das kontrollierte<br />
Metallwachstum bilden detaillierte Abformungen<br />
der originalen Vorbilder, an denen<br />
eine präzise und weitgehend materialgerechte<br />
Reproduktion der Oberflächentextur<br />
entsteht. In der Ausstellung werden etwa<br />
100 galvanoplastische Nachbildungen gezeigt,<br />
in einzelnen Fällen zusammen mit den<br />
Originalen. Für alle Replikate wurden Vorbil-<br />
60 3/<strong>2023</strong>
3 4<br />
der und Hersteller bestimmt, einige Exemplare<br />
konnten kunsttechnologisch untersucht<br />
und restauriert werden. Darüber hinaus werden<br />
in der Ausstellung auch kulturgeschichtliche<br />
und technische Aspekte thematisiert.<br />
Galvanoplastiken stehen exemplarisch für<br />
Technikbegeisterung und Geschichtsbewusstsein<br />
des 19. Jahrhunderts. Sie spielten<br />
für die angestrebte Vorbildhaftigkeit der<br />
Kunstgewerbemuseen eine zentrale Rolle.<br />
Der Bildungsauftrag der frühen<br />
Kunstgewerbemuseen<br />
Parallel zum Erstarken der Gewerbeförderung<br />
und dem damit verbundenen Aufbau<br />
von Muster- und Vorbildersammlungen wurden<br />
im 19. Jahrhundert neue Abbildungsverfahren<br />
und Drucktechniken wie Fotografie,<br />
Chromolithografie und Lichtdruck entwickelt.<br />
Nach dem Vorbild des 1852 gegründeten<br />
Londoner South Kensington Museums<br />
(seit 1899 Victoria & Albert Museum) entstanden<br />
auch am Berliner Kunstgewerbemuseum<br />
systematisch geordnete Sammlungen<br />
von Gipsabgüssen und Bildmappen, die<br />
nicht allein den Schülern der eigenen Unterrichts-Anstalt,<br />
sondern allen Interessierten<br />
zugänglich waren (Mundt 1974, S. 40, 106).<br />
Für die dreidimensionale Nachbildung von<br />
Goldschmiedewerken galt seit den 1850er<br />
Jahren die neue Methode der Galvanoplastik<br />
„mehr geeignet […] als jede andere Kunsttechnik“<br />
(Lessing 1869), freilich war sie auch<br />
das kostspieligste aller Replikationsverfahren<br />
(Mundt 2018, S. 40). Ob in London, Wien oder<br />
Berlin – europaweit gab es Kooperationen<br />
zwischen Museen und Galvanisieranstalten<br />
(Maier 2022, S. 52 ff.). Zu den ersten Berliner<br />
Ankäufen von Galvanoplastiken aus anderen<br />
Sammlungen zählen Nachbildungen berühmter<br />
Gold- und Silberschmiedearbeiten<br />
aus dem Victoria & Albert Museum und dem<br />
Louvre (Abb. 1, 2).<br />
Das Prinzip der<br />
galvanoplastischen Nachbildung<br />
Für eine Reproduktion von komplexen Goldschmiedearbeiten<br />
war man gezwungen die-<br />
2<br />
Adlervase des Abtes Suger von St. Denis, Nachbildung,<br />
Christofle & Cie., Orfèvrerie, Paris, 1888, Galvanoplastik,<br />
Kupferniederschlag; galvanisch vergoldet;<br />
Porphyrimitation (pigmentierter Stuckmarmor), geschliffen,<br />
poliert; H. 43 cm, B. 27 cm. Original: Antiker<br />
Steinschliff, Montierung Frankreich, vor 1147. Paris,<br />
Musée du Louvre; Staatliche Museen zu Berlin,<br />
Kunstgewerbemuseum, Inv. Nr. 1888,53<br />
3<br />
Münzpokal aus dem Lüneburger Ratssilber Joachim<br />
Worm zugeschrieben, Lüneburg, 1536, Silber, getrieben,<br />
gegossen, ziseliert, graviert, vergoldet; historische<br />
Münzen; Niello; H. 47,4 cm, B. 23,5 cm: Staatliche<br />
Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum, Inv.<br />
Nr. 1874,384<br />
4<br />
Münzpokal aus dem Lüneburger Ratssilber, Nachbildung<br />
(Zustand nach der Restaurierung), D. Vollgold<br />
& Sohn Silberwarenfabrik, Berlin, 1882, Galvanoplastik,<br />
Kupferniederschlag; galvanisch versilbert und<br />
vergoldet, schwarze Einlegemasse; H. 47,4 cm, B.<br />
23,5 cm; Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum,<br />
Inv. Nr. 1882,708 a,b<br />
3/<strong>2023</strong><br />
61