MK_4-23-Yumpu
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ZKZ 4937<br />
4 I 20<strong>23</strong><br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
Die Polen-<br />
Connection<br />
Hermes Einrichtungs<br />
Service kooperiert<br />
mit Zadbano<br />
Foto: shutterstock/John_T, Hermes Einrichtungs Service<br />
Kräfte mobilisieren<br />
Worauf es jetzt in der Möbel- und Zulieferindustrie ankommt<br />
EXTRA ONLINESHOPS<br />
ENERGIE-KICK<br />
FÜRS E-COMMERCE<br />
Jysk: Chancengeber für Talente<br />
BSH: So standfest ist Europas Nr. 1<br />
Dienstleister: Mit 20 Extra-Seiten<br />
Hülsta: Mehr Zukunft mit Warendorf?<br />
Nolte Küchen: Respektvoller Umgang<br />
Tylko: In Krisenzeiten Impulse setzen
TOP-THEMA/BRANCHENWERKSTATT<br />
ERGEBNISSITUATION UND ERGEBNISTREIBER<br />
GERING INTENSITÄT DES KOSTENANSTIEGS<br />
HOCH<br />
NEGATIVES EBITDA<br />
POSITIVES EBITDA JEDOCH NEGATIVES EBIT<br />
POSITIVES EBIT JEDOCH NEGATIVES EBT<br />
RÜCKLÄUFIGES EBT<br />
– 5 % – 10 %<br />
NIEDRIG<br />
Foto: shutterstock/Master1305<br />
22 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
HOCH<br />
GEFÄHRDUNGSPOTENZIAL<br />
Kräfte<br />
mobilisieren<br />
und besser<br />
performen<br />
Die Ergebnisqualität bestimmt<br />
den Grad der unternehmerischen<br />
Freiheit: Die „Beinfreiheit“ beim<br />
Handeln erfordert ein hohes<br />
Performanceniveau.<br />
Bei der 11. Branchenwerkstatt Möbel von<br />
Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in Kooperation mit<br />
dem Verband der deutschen Möbelindustrie (VDM)<br />
drehte sich diesmal sehr viel um die Per fomance<br />
der Unternehmen. Denn in diesen Zeiten ist es mehr<br />
denn je wichtig, genügend Freiraum zu haben, um<br />
flexibel auf sich ändernde Rahmen bedingungen zu<br />
reagieren. Lesen Sie in dem Beitrag von Dr. Timo<br />
Renz, W&P Managing Partner, und Dr. Günter<br />
Lubos, Mitglied der Geschäftsleitung, worauf es<br />
jetzt in der Möbel- und Zulieferindustrie ankommt.<br />
MÖGLICHE FOLGEN<br />
Bankeneinfluss dominiert Entscheidungen<br />
Wettbewerbsfähigkeit geht verloren<br />
Zukunftsfähigkeit beginnt zu erodieren<br />
Break-Even Resilienz verschlechtert sich sukzessive<br />
– 15 % – 20 %<br />
HÖHE DES ERLÖSRÜCKGANGS<br />
WAS IST ZU TUN?<br />
Sanierung erfordert harte Maßnahmen<br />
Restrukturierung beinhaltet Eingriffe in Strukturen<br />
Optimierung erfordert selektives Optimieren von Kosten und Erlös<br />
Ergebnissicherung zielt auf ausgewählte Einzelaktivitäten<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur <strong>23</strong>
PERSÖNLICHHARALD FRIEDRICH<br />
Harald Friedrich startete<br />
seine BSH-Karriere bereits<br />
1990 im Neff-Marketing, war<br />
seit 2011 Geschäftsführer<br />
der Robert Bosch Hausgeräte<br />
GmbH und folgte im<br />
Januar Volker Klodwig (jetzt<br />
Vorstand MHK Group) in der<br />
Leitung für Vertrieb Ost- und<br />
Zentraleuropa auf BSH-Ebene.<br />
Internationale Erfahrungen<br />
sammelte er bereits in Skandinavien<br />
und seit 2010 in der<br />
Verantwortung für Schweiz,<br />
Österreich sowie Osteuropa.<br />
BSH-Vertriebschef Zentral- und Osteuropa Harald Friedrich<br />
Mit„Made in Germany“<br />
besser punkten<br />
Mitten in turbulenten Zeiten ist Harald Friedrich bei der BSH zum Leiter Vertrieb Ostund<br />
Zentraleuropa aufgerückt. Als bisheriger Bosch-Geschäftsführer und mit 32-jähriger<br />
Karriere in dem Münchener Konzern kennt er sich in der Hausgerätebranche bestens aus.<br />
Jetzt erweitert sich der Horizont zu weiteren Marken und Märkten. Wie standfest erweist sich<br />
Europas Nummer 1 gegenüber den aktuellen Herausforderungen und der anstürmenden<br />
Konkurrenz aus Asien und der Türkei, wollte die „möbel kultur“ wissen.<br />
20 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
Herr Friedrich, Sie kennen die Branche<br />
1 schon seit 1990. Wie waren für Sie die<br />
ersten Monate dieses Jahres? Sind die<br />
aktuellen Herausforderungen angesichts<br />
der Lieferketten-Problematik, Inflation und<br />
anderen Krisen die härtesten, die Sie je<br />
erlebt haben?<br />
Harald Friedrich: In der Tat kann ich<br />
mich nicht daran erinnern, in so<br />
kurzer Zeit solch drastische Auswirkungen<br />
in völlig entgegengesetzte<br />
Richtungen erlebt zu haben. Nach<br />
einem starken Start im Januar stellen<br />
wir in diesem Jahr eine deutlich<br />
nachlassende Nachfrage fest.<br />
Auch die hohen Lagerbestände im<br />
Handel, die erst einmal abzubauen<br />
sind, führen zu einem Absatzrückgang<br />
gegenüber 2021. Wobei ich<br />
anmerken muss, dass der Vergleichszeitraum<br />
durch eine besonders hohe<br />
Nachfrage gekennzeichnet war.<br />
Die allgemeine weltpolitische und<br />
wirtschaftliche Lage ist sehr volatil,<br />
sodass wir aufgrund der Inflation<br />
ein eher zurückhaltendes Konsumverhalten<br />
beobachten. Die Nachfrage<br />
nach Premiumgeräten bleibt jedoch<br />
stabil und steigt derzeit sogar, weil<br />
die Zielgruppe in diesem Segment<br />
grundsätzlich weniger von den Einflüssen<br />
der Inflation betroffen ist.<br />
2<br />
Wie ist die Liefersituation bei der<br />
BSH derzeit? Gibt es überhaupt noch<br />
nennenswerte Engpässe?<br />
Harald Friedrich: Im Vergleich zu den<br />
letzten Monaten hat sich die Liefersituation<br />
ganz klar entspannt. Den<br />
Großteil unserer Geräte können<br />
wir normal produzieren und dem<br />
Handel termingerecht ausliefern.<br />
Wir haben unsere Rückstände fast<br />
vollständig abgebaut und auf ein<br />
nahezu normales Maß reduziert.<br />
Dennoch kann es vorkommen, dass<br />
es bei einzelnen Gerätetypen mit<br />
besonderen Ausstattungsmerkmalen<br />
noch zu etwas längeren Lieferzeiten<br />
kommt.<br />
3<br />
Ihr Verantwortungsbereich hat sich nun<br />
von Bosch auf alle BSH-Marken und alle<br />
Vertriebskanäle innerhalb Zentral- und Ost-<br />
Europas erweitert. Wie sehen beispielsweise<br />
Ihre Antworten auf die „Zeitenwende“<br />
aus: In welchen Bereichen sehen Sie Handlungs-<br />
bzw. Veränderungsbedarf?<br />
Harald Friedrich: Die Zeitenwende<br />
findet auf politischer und gesellschaftlicher<br />
Ebene statt. Wirtschaftlich<br />
bedeutet es für uns als BSH,<br />
den Fokus auf Regionalität zu legen.<br />
Das heißt: Wir wollen uns noch stärker<br />
als bisher auf unsere Märkte in<br />
Europa konzentrieren, die Nummer<br />
1 natürlich halten und selbst in<br />
unserem Heimatmarkt mit dem Vorteil<br />
„Made in Germany“ punkten.<br />
Mit unserem einzigartigen Markenportfolio,<br />
einem stark aufgestellten<br />
Werkskundendienst und unseren<br />
engagierten BSHlern werden wir<br />
damit ganz nah an den Bedürfnissen<br />
von Handel und Konsument:innen<br />
agieren.<br />
4<br />
Asiatische und türkische Konzerne verstärken<br />
aktuell ihre Offensive in Europa,<br />
die von der BSH lange erfolgreich abgewehrt<br />
wurde. Was macht die Gruppe auch mittelfristig<br />
resilient?<br />
Harald Friedrich: Wir wissen, was uns<br />
als etablierter Hausgerätehersteller<br />
ausmacht – und unsere Handelspartner<br />
ebenso. Eine wichtige Grundlage<br />
bilden unser Vollsortiment mit<br />
Produkten, die mit Design und<br />
Funktionen genau den Geschmack<br />
der europäischen Konsumentinnen<br />
und Konsumenten treffen sowie ein<br />
Qualitätsstandard, der regelmäßig in<br />
Europa mit Bestnoten ausgezeichnet<br />
wird. Zudem setzen wir bei unseren<br />
Geräten, im Kundendienst und im<br />
Serviceangebot auf Nähe zu unseren<br />
Anwendern und Partnern sowie auf<br />
Nachhaltigkeit und Langlebigkeit.<br />
Und nicht zuletzt spielt unsere Vertriebsorganisation<br />
eine große Rolle,<br />
die sich über Jahrzehnte das Vertrauen<br />
unserer geschätzten Handelspartner<br />
erworben hat.<br />
5<br />
Worauf liegt nun der strategische Fokus<br />
im Bereich der Einbaugeräte?<br />
Harald Friedrich: Im Bereich der<br />
Einbaugeräte fokussieren wir uns<br />
aktuell auf unterschiedliche Innovationen,<br />
hier kann die Kategorie<br />
„Venting Cooktop“, ein Kochfeld<br />
mit integriertem Dunstabzug, als<br />
Beispiel angeführt werden. Des<br />
Weiteren beschäftigen uns die Vernetzung<br />
unseres Vollsortiments<br />
sowie das innovative Design und<br />
der funktionelle Mehrwert unserer<br />
Geräte – insbesondere bei der Bosch<br />
„accent line“, Siemens „studioLine“<br />
oder der „Neff Mega Collection“.<br />
6<br />
Vor allem mit der Marke Bosch wurden<br />
– unter Ihrer Regie – Marktanteile im<br />
Küchen- und Möbelhandel gewonnen. Überhaupt<br />
rückt Bosch im Markenkonzert immer<br />
stärker in den Vordergrund, wenn man zum<br />
Beispiel an die aktuelle Fanta4-Kampagne<br />
oder auch Verbandskooperationen denkt.<br />
Wie viel Raum für Wachstum bleibt den<br />
anderen Marken?<br />
Harald Friedrich: Alle Hausgerätemarken<br />
der BSH stehen mit ihren<br />
hervorragenden zielgruppenspezifischen<br />
Produkten für sich und haben<br />
gute Voraussetzungen für weiteres<br />
Wachstum. Nicht zuletzt die Marke<br />
Siemens als Einbau-Marke #1 in<br />
Deutschland. Die Marke Bosch profitiert<br />
speziell davon, dass sie neben<br />
unseren fantastischen Groß- und<br />
Kleingeräten mit Smart-Home-Produkten,<br />
den Werkzeugen für Heim<br />
und Garten sowie Thermotechnik<br />
weitere konsumentennahe Produktkategorien<br />
anbietet. Erstmalig haben<br />
sich auch all diese Geschäftsbereiche<br />
zusammengeschlossen und nutzen<br />
die Kraft der „#Like a Bosch“-<br />
Kampagne mit den Fantastischen<br />
Vier für eine übergreifende Kommunikation,<br />
die nicht nur uns als<br />
Absender begeistert, sondern auch<br />
von Konsumenten besonders aufmerksam<br />
wahrgenommen wird und<br />
sehr positiv besetzt ist.<br />
7<br />
Immer wieder kritisiert der Fachhandel<br />
Vertikalisierungstendenzen der Geräteindustrie.<br />
Wie stark werden Sie diese verfolgen,<br />
im Online-Direktvertrieb oder durch<br />
eigene Stores wie von Bosch in Österreich?<br />
Harald Friedrich: Was uns antreibt, ist<br />
die Erfüllung von Konsumentenerwartungen.<br />
Indem wir mit unseren<br />
Hausgeräten und digitalen Services<br />
echten Mehrwert bieten für individuelle<br />
Bedürfnisse und Lebensqualität.<br />
In den letzten Jahren hat D2C<br />
bei den Konsument:innen an Relevanz<br />
gewonnen. Sie erwarten, dass<br />
sie ihre Produkte über alle Kanäle<br />
kaufen können, das heißt auch<br />
direkt beim Hersteller. Gerade bei<br />
Top-Marken ist die Nachfrage über<br />
D2C-Kanäle hoch. Der Fachhandel<br />
ist und bleibt auch in Zukunft der<br />
wichtigste Vertriebskanal für unsere<br />
Marke. Unsere D2C-Aktivitäten<br />
sind jedoch eine zusätzliche Säule,<br />
die unsere loyalen Beziehungen<br />
zu Elektrohändlern und Küchenmöbelhändlern<br />
erfolgreich ergänzt<br />
und nicht in Konkurrenz zu diesen<br />
steht. Seit Herbst 2022 bieten wir<br />
im Shop auf unserer Homepage<br />
Geräte aus unserem Liniensortiment<br />
an. Brand Stores sind in Deutschland<br />
derzeit nicht in Planung.<br />
8<br />
Ein Thema, das alle in der Branche herausfordert,<br />
ist „Nachhaltigkeit“. Wobei<br />
künftig Energieeffizienz als Argument nicht<br />
mehr reicht. Wie bereitet sich die BSH auf<br />
die EU-Reglementierungen rund um den<br />
„Green Deal“ vor? Und wird dies im Vertrieb<br />
und Marketing eine noch größere Rolle als<br />
bisher spielen?<br />
Harald Friedrich: 81 Prozent* der<br />
Deutschen erwarten von Marken<br />
und Unternehmen, dass diese sie<br />
bei einem nachhaltigeren Konsumverhalten<br />
unterstützen – als<br />
Europas führender Hausgerätehersteller<br />
nehmen wir diese Aufgabe<br />
sehr ernst. Seit 2020 arbeiten alle<br />
BSH Produktions-, Ent wicklungsund<br />
Verwaltungsstandorte weltweit<br />
CO2-neutral. Unser Ziel<br />
ist es darüber hinaus, bis 2030<br />
nur noch Grünstrom zu nutzen.<br />
Im Durchschnitt über alle Produktkategorien<br />
sollen unsere Produkte<br />
2030 zudem zu 95 Prozent<br />
recycelt werden können und zu<br />
rund 50 Prozent aus recyceltem<br />
Material bestehen. Außerdem streben<br />
wir an, uns von einem führenden<br />
Unternehmen für produktbezogene<br />
Energieeffizienz zu einem<br />
Vorreiter für alternative Geschäftsmodelle<br />
zu entwickeln. Eines unserer<br />
Pilotprojekte dafür ist das Miet-<br />
Modell „BlueMovement“. Indem<br />
die Geräte nach Zurückgabe wieder<br />
aufbereitet werden, erreichen wir<br />
eine bessere Ressourcennutzung.<br />
Zusammen mit höheren Recyclingquoten<br />
sind dies Schlüssel zur<br />
Kreislaufwirtschaft. Langfristig<br />
streben wir einen geschlossenen<br />
Kreislauf an, indem wir Reparatur,<br />
Wiederaufbereitung, mehrmalige<br />
Nutzung, Refabrikation und Recycling<br />
zum Standard machen.<br />
9<br />
Spannend für die gesamte Branche wird<br />
auch in dieser Hinsicht die IFA 20<strong>23</strong>.<br />
Wird die BSH wie gewohnt dabei sein und<br />
was erwarten Sie von dem beabsichtigten<br />
Change?<br />
Harald Friedrich: Organisatorisch sind<br />
die Weichen für die IFA jetzt neu<br />
gestellt und ich erwarte, dass sich<br />
die Messe auch zukünftig mit neuen<br />
Konzepten und Zielgruppen als die<br />
globale Plattform für Innovationen<br />
rund um Consumer Electronics<br />
präsentiert. Die BSH plant wie<br />
gewohnt die Teilnahme an der IFA<br />
20<strong>23</strong> fest ein und wir freuen uns<br />
schon sehr auf dieses herausragende<br />
Branchenevent.<br />
HEIKE LORENZ<br />
www.bsh-group.com/de/<br />
* YouGov-Umfrage im Auftrag der BSH Hausgeräte GmbH im<br />
September 2021<br />
Die BSH-Bilanz 2022 lesen Sie auf Seite 62.<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur 21
ZKZ 4937<br />
4 I 20<strong>23</strong><br />
SPECIAL<br />
E-COMMERCE<br />
Die große Übersicht<br />
mit 200 Adressen<br />
Onlineshops 20<strong>23</strong> /// Das Sonderheft mit 24 Seiten<br />
Foto: Wayfair 20<strong>23</strong>, „Alles vom Deinsten“.<br />
Social Commerce, Secondhand & mehr<br />
Aktuelle Trends<br />
/// Umfrage: Wie läuft‘s bei den Onlinern? /// Tylko: Auch in Krisenzeiten Impulse<br />
setzen /// Baur: Top-Umsatz mit „Home“ /// Ebay: Will sich besser mit der Branche<br />
vernetzen /// Wayfair: Charakterstarke Möbel /// Babyone: Neue Eigenmarkenstrategie
E-COMMERCE<br />
Onlinehandel<br />
in Bewegung<br />
Die Entwicklung der digitalen Welt schreitet stetig voran – auch im Bereich<br />
des E-Commerce. Wer in dem Segment weiterhin erfolgreich sein will, sollte<br />
neue Trends stets im Auge behalten – aktuell in Bezug auf Social Commerce,<br />
Secondhand, BNPL und Retourenmanagement. Die „möbel kultur“ hat die<br />
wichtigsten Punkte zusammengefasst.<br />
Sascha Firtina ist<br />
Co-Founder und CEO<br />
von Gocomo (www.<br />
gocomo.io). Sein<br />
Unternehmen berät<br />
bekannte Marken wie<br />
Adidas, Nike oder<br />
Microsoft zu Social<br />
Media-Themen.<br />
Foto: Gocomo<br />
Im Zuge der fortschreitenden<br />
Digitalisierung<br />
und einem veränderten<br />
Konsument:innenverhalten<br />
nimmt auch<br />
das Thema Social Commerce,<br />
also der Verkauf<br />
von Produkten über<br />
Instagram, Pinterest und<br />
Co., an Fahrt auf – insbesondere<br />
bei jüngeren<br />
Zielgruppen. Immer<br />
mehr Marken legen<br />
ihren Fokus auf diesen<br />
Vertriebskanal. Und<br />
auch die Möbelbranche<br />
sollte die Chance dieser<br />
Abverkaufsmöglichkeit<br />
nutzen. „Social Commerce<br />
ist eigentlich<br />
nichts anderes als Empfehlungsmarketing.<br />
Das<br />
heißt, da ist jemand, der<br />
sagt ,Hey das Produkt<br />
oder das Unternehmen<br />
ist toll, dem vertraue ich, da kaufe ich ein‘“, erläutert Sascha<br />
Firtina, Co-Founder und Geschäftsführer von Gocomo aus<br />
Berlin. „Und gerade bei hochpreisigen Produkten setzen<br />
Verbraucher:innen auf diese Art von Empfehlungen. Die<br />
Glaubwürdigkeit von Dritten, also Influencer:innen oder<br />
Blogs, die auf den sozialen Medien über Artikel oder Marken<br />
berichten, sollte ein Unternehmen als wichtigen Bestandteil<br />
seines Verkaufsprozesses nutzen. Die Bedeutung davon ist<br />
enorm, wie der Erfolg von verschiedenen Labels zeigt, die<br />
schon seit Jahren mit Creator:innen zusammenarbeiten.“<br />
Bei der Umsetzung von Social Commerce sind<br />
den Anbietern quasi keine Grenzen gesetzt. Ob als<br />
Umsatzchancen durch Social Commerce<br />
Live-Shopping-Möglichkeit oder als Informationsquelle mit<br />
Link zum eigenen Webshop – alles ist möglich. „Allerdings<br />
kommt es dabei auf das Produkt an, das promotet werden<br />
soll. Je mehr es sich für einen Impulskauf eignet desto besser<br />
eignet es sich auch für Live Commerce“, weiß Sascha Firtina.<br />
Ähnlich sieht es bei der Wahl der entsprechenden Social<br />
Media Plattformen aus, über die ein Artikel angeboten werden<br />
soll. „Eine sehr eingeübte Plattform ist Instagram, die gute<br />
Live-Streaming-Möglichkeiten bietet, aber auch die Zusammenarbeit<br />
mit Creator:innen oder die Nutzung des eigenen<br />
Kanals in der Verbindung mit dem Abverkauf ermöglicht.<br />
Ebenso etabliert ist TikTok. Gerade für Möbelunternehmen<br />
eignet sich Pinterest, wo sich Nutzer:innen sehr viel über das<br />
Thema Inneneinrichtung informieren oder sich inspirieren<br />
lassen“, weiß der Experte für Influencer-Marketing.<br />
Werden Social Media-Kanäle bereits bespielt, kann der Verkaufsprozess<br />
als Touchpoint gut darin eingebunden werden.<br />
Aber auch die Zusammenarbeit mit Dritten wie beispielsweise<br />
Influencer:innen gilt es in Betracht zu ziehen. Egal, wofür man<br />
sich entscheidet: Wichtig ist es, drei Faktoren zu beachten:<br />
„Der erste ist Messbarkeit, also warum will ich das machen<br />
und woran messe ich, ob es gut läuft oder nicht. Die zweite<br />
Erfolgssäule ist die Optimierung und Faktor drei die Kontinuität.<br />
Social wird bleiben und immer wichtiger werden, deshalb<br />
hat Kontinuität einen hohen Stellenwert“, betont Firtina.<br />
42 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
E-COMMERCE<br />
Illustration:Shutterstock/graphixmania<br />
Umfrage: Wie läuft‘s im E-Commerce?<br />
An der Taktik<br />
weiter feilen<br />
Die Corona-Boom-Jahre des Home & Lifestyle-<br />
Sektors im E-Commerce sind vorbei. 20<strong>23</strong> ist<br />
zweifellos ein herausforderndes Jahr – mit ge -<br />
ringerer Nachfrage und gesunkenen Warenkörben.<br />
Wie haben sich die ersten Monate entwickelt? Was<br />
sind die größten Herausforderungen? Und welche<br />
Maß nahmen helfen jetzt dabei, erfolgreich zu bleiben?<br />
Die „möbel kultur“ hat drei Branchen-Insider nach<br />
ihren Strategien gefragt.<br />
Alexander Wessels, Chief Revenue Officer moebel.de<br />
WIR HABEN JETZT UNSEREN<br />
FOKUS ERWEITERT<br />
Als Suchplattform mit 500 angeschlossenen Händlern in ganz<br />
Europa und fünf Mio. angebotenen Produkten können wir sehr<br />
gut einschätzen, wie sich das Geschäft in diesem Jahr entwickelt.<br />
Der durchschnittliche Warenkorbwert hält sich in den angeschlossenen<br />
Shops auf einem stabilen Niveau im mittleren dreistelligen<br />
Euro-Bereich – in diesem Punkt ist also keine Abwärtstendenz<br />
zu erkennen. In der ersten Januarwoche lag der Warenkorbwert<br />
mit 17 Prozent über den Durchschnitt, was aber mit den Geldgeschenken<br />
zu Weihnachten zusammenhängen kann. Generell<br />
beobachten wir auch, dass aktuell an der Preisschraube gedreht<br />
wird, um Preisschübe im Einkauf abzufedern. In den meisten<br />
Fällen liegen die Preissprünge aber noch auf dem Inflationslevel<br />
und nur selten darüber. Im Januar und Februar haben wir allgemein<br />
weniger Marktnachfrage festgestellt als in den entsprechenden<br />
Vorjahresmonaten. Auch wenn sich die Verbraucherstimmung<br />
wieder etwas gelöst hat, ist die Anschaffungsneigung verhalten,<br />
erst recht, wenn es um hochpreisige Konsumgüter geht. Eine<br />
große Nachfrage sehen wir aktuell bei klassischen Gartenmöbeln.<br />
Um 20<strong>23</strong> erfolgreich zu bleiben, haben wir unseren<br />
Fokus erweitert. Wir wollen nicht mehr nur den Pure-Playern<br />
Umsätze verschaffen, sondern zudem Nutzer:innen in den stationären<br />
Handel überführen. Deshalb haben wir kürzlich unser<br />
„Drive2Store“-Projekt gelauncht, welches jedem stationären<br />
Händler in Deutschland ermöglicht, sich lokal auf moebel.de mit<br />
seinen Produkten zu präsentieren,<br />
um damit Kund:innen an<br />
den POS zu locken.<br />
Händlern rate ich jetzt einen<br />
Shift des Werbebudgets in digitale<br />
Kanäle, um „ROPO“ und<br />
„Drive2Store“ zu forcieren<br />
und damit den Kund:innen die<br />
Entscheidung zu überlassen,<br />
online oder offline zu kaufen.<br />
Gerade in der etwas nachgelassenen<br />
Nachfrage und den<br />
zum Teil rückläufigen E-Commerce-Umsätzen<br />
bietet es die<br />
Möglichkeit eines Targetings für<br />
eine Effizienzerhöhung.<br />
48 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
Dr. Marcus Ackermann, Konzern-Vorstand<br />
Multichannel Distanzhandel der Otto Group<br />
WIR AGIEREN NOCH EFFIZIENTER<br />
Wir sind vorsichtig optimistisch. Grund zur Hoffnung<br />
geben die zuletzt stagnierende Inflation<br />
und der Anstieg des Konsumklimas. Bei uns kommt<br />
die anhaltende Treue unserer Kund:innen hinzu. Wir<br />
gehen daher davon aus, dass es im zweiten Halbjahr<br />
20<strong>23</strong> zu einer leichten Entspannung kommt, für 2024<br />
ist unsere Prognose zuversichtlich. Für das laufende<br />
Geschäftsjahr 20<strong>23</strong>/24 rechnen wir mit einem niedrigen<br />
einstelligen Umsatzwachstum im E-Commerce.<br />
Im Geschäftsjahr 2022/<strong>23</strong> galt: Die Warenkörbe waren<br />
kleiner als im Vorjahreszeitraum. Margenstarke Produkte<br />
wurden weniger gekauft. Die Verbraucher:innen<br />
sind deutlich vorsichtiger geworden. Das zeigt sich<br />
bei Home & Living sowie Haushaltselektro. Einfach<br />
gesagt: Wer sich während der Coronajahre ein neues<br />
Sofa gekauft hat, wird dies jetzt nicht gleich wieder<br />
tun. Nicht aufschiebbare Investitionen, zum Beispiel<br />
der Kauf einer neuen Waschmaschine, weil die alte<br />
defekt ist, werden dagegen auch weiterhin getätigt.<br />
Gut laufen kleinere Gebrauchsgüter wie Spannbettlaken<br />
oder Kaffeemaschinen.<br />
Im Hinblick auf die Kostensituation leiden auch<br />
wir unter den schwierigen makroökonomischen<br />
Umfeldfaktoren. So sind die Kosten entlang der<br />
gesamten Supply Chain merklich gestiegen. Darauf<br />
haben wir reagiert, indem wir gemeinsam mit unseren<br />
Lieferanten individuelle<br />
Maßnahmen<br />
umgesetzt haben.<br />
So konnten wir<br />
zum Beispiel durch<br />
neue Wege des<br />
Datenaustauschs<br />
zu den verfügbaren<br />
Warenbeständen<br />
die Lieferzeit für<br />
unsere Kunden:innen<br />
reduzieren –<br />
mit entsprechend positiver Wirkung auf die Nachfrage.<br />
Fakt ist: Kostenbewusstsein rückt noch stärker in den<br />
Vordergrund. Wir agieren noch effizienter und mit<br />
hoher Kostendisziplin.<br />
Die größte Herausforderung bleibt die Unsicherheit<br />
hinsichtlich der politischen Großwetterlage und<br />
damit des Wirtschaftsklimas. Jegliche Planung bleibt<br />
also herausfordernd. Wir müssen entsprechend vorerst<br />
weiterhin auf Sicht fahren. Als Otto Group profitieren<br />
wir allerdings gerade in diesen Krisenzeiten<br />
davon, dass wir die Digitale Transformation in den<br />
zurückliegenden Jahren mit großem Engagement und<br />
Aufwand vorangetrieben haben. Das macht uns fit für<br />
die Zukunft.<br />
Dr. Andreas Hoerning, CEO der Westwing Group<br />
WIR WOLLEN IN RICHTUNG PREMIUM ONE-STOP-SHOP GEHEN<br />
Derzeit rechnen wir aufgrund eines schwierigen makroökonomischen<br />
Umfelds mit keiner signifikanten Erholung der ungünstigen<br />
Verbrauchernachfrage in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres<br />
20<strong>23</strong>. Das erste Halbjahr 2022 war noch von einer<br />
höheren Consumer Confidence geprägt, daher ist<br />
die Baseline im ersten Halbjahr 20<strong>23</strong> eine größere<br />
Herausforderung als die des zweiten Halbjahres,<br />
dem wir zuversichtlich entgegenblicken. Der durchschnittliche<br />
Warenkorb 2022 betrug laut unseren<br />
ungeprüften Ergebnissen 154 Euro, was einem<br />
Wachstum von 15 Prozent gegenüber 2021 entspricht.<br />
Die Anzahl unserer aktiven Kund:innen lag<br />
bei 1,32 Mio. Dies ist ein Rückgang von <strong>23</strong> Prozent.<br />
Um erfolgreich zu bleiben, haben wir 2022<br />
Kosteneinsparungen in Höhe von 30 Mio. Euro<br />
implementiert, primär in den Bereichen SG&A,<br />
Marketing und Investitionsausgaben. Um unser Net<br />
Working Capital zu verbessern, legen wir den Fokus<br />
auf den Verkauf von Lagerbeständen, entsprechende<br />
Verhandlungen mit unseren Lieferanten und Trade Financing Lösungen.<br />
Neben den Einsparungen von Kosten haben wir ebenfalls unseren<br />
Deckungsbeitrag im Fokus. Hierfür setzen wir beispielsweise<br />
auf unsere margenstarke Westwing Collection<br />
und haben zusätzliche Versandkosten eingeführt.<br />
Um das Sortiment weiter in Richtung Premium<br />
One-Stop-Shop zu entwickeln, bauen wir auch<br />
das Sortiment an bekannten und innovativen<br />
Design-Marken aus. Basierend auf diesen Maßnahmen<br />
gehen wir davon aus, im Geschäftsjahr<br />
20<strong>23</strong> zu einem positiven bereinigten EBITDA und<br />
einem positiven Free Cashflow zurückzukehren.<br />
Die größte Herausforderung bleibt dabei weiterhin<br />
das schwierige makroökonomische Umfeld.<br />
Aber das Jahr 20<strong>23</strong> bietet auch die Möglichkeit,<br />
an Dingen wie der Optimierung von Geschäftsabläufen<br />
oder der Verbesserung des Sortiments zu<br />
arbeiten und den Kund:innen ein noch besseres<br />
Erlebnis zu bieten.<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur 49
KÜCHE<br />
MHK: 207,8 Mio. Euro Ausschüttung für die Mitglieder und große Fachkräfte-Offensive<br />
Führungsqualitäten<br />
auf ganzer Linie<br />
Foto: AS+P Albert Speer + Partner | Becker Lacour.<br />
Eine „Bilderbuchentwicklung, auf die wir sehr stolz sind“ präsentierte MHK-Vorstandschef<br />
Werner Heilos zu seiner letzten Jahrespressekonferenz am 22. März in Dreieich.<br />
Mit 9,727 Mrd. Euro Außenumsatz (+9,1 %) gelang der Verbundgruppe 2022 abermals<br />
das All-Time-High. Ein Ergebnis, von dem die 3.877 Gesellschafter durch eine Rekord-<br />
Ausschüttung von insgesamt 207,8 Mio. Euro (+14,9 %) profitieren. Und eine gute<br />
Ausgangsbasis für aktive Maßnahmen unter erschwerten Marktbedingungen.<br />
56 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
Froh, dass der Übergang an der<br />
Vorstandsspitze letztlich so gut<br />
geklappt hat: Werner Heilos (72)<br />
ist nach 25 Jahren MHK jetzt<br />
Ruheständler und hinterlässt<br />
ein gut bestelltes Haus mit fast<br />
10 Mrd. Euro Umsatz (+9%)<br />
und 244 neuen Gesellschaftern,<br />
davon sogar 58 weiteren Küchenspezialisten.<br />
Foto links: die<br />
MHK-Zentrale in Dreieich, auf deren<br />
Campus sich auch die umgebaute<br />
MHK Europa Akademie befindet.<br />
Wie viele in der Einrichtungsbranche<br />
konnten auch die<br />
MHK-Mitglieder im Zuge<br />
von Homing und Preisanpassungen<br />
ihren Umsatz nominal weiter steigern.<br />
Dass das Plus 2022 dann über<br />
9 Prozent lag und damit über dem<br />
jeweiligen Durchschnitt ausfiel, sei<br />
jedoch eine stolze Leistung, wie Vorstandschef<br />
Werner Heilos betonte.<br />
Mit 3,479 Mrd. Euro (+16,4 %)<br />
trugen insbesondere die sieben<br />
europäischen Landesgesellschaften<br />
in Belgien, Frankreich, Großbritannien,<br />
den Niederlanden, Österreich,<br />
der Schweiz und Spanien zum<br />
Wachstum bei. Obwohl saldiert nur<br />
36 neue Gesellschafter aus dem Ausland<br />
hinzugekommen waren (insgesamt<br />
sind es 1.118). Mit 6,248<br />
Mrd. Euro Umsatz (+5,5% gegenüber<br />
Vorjahr) lieferten aber auch die<br />
deutschen Mitglieder eine gute Performance,<br />
was nicht zuletzt den 208<br />
neuen Unternehmen zu verdanken<br />
ist. Davon arbeiten allein zwei Drittel<br />
im Sanitärhandwerk. Organisiert in<br />
der MHK-Tochter Interdomus Haustechnik,<br />
mit 1.504 Partnern mitgliederstärkste<br />
Verbundgruppe der<br />
SHK-Branche, sorgte in dieser Sparte<br />
vor allem die hohe Nachfrage nach<br />
Wärmepumpen und alternativer<br />
Energieversorgung für einen guten<br />
Lauf. Auch der Deutsche Wohnbau<br />
Verbund sowie die Top Malermeister<br />
zeigten eine deutliche Dynamik,<br />
sodass die Diversifikation in Richtung<br />
verschiedener Wirtschaftssparten<br />
– über die Küche hinaus – als der<br />
wichtigste Erfolgsfaktor der MHK<br />
Group gilt.<br />
Dass sich im hochverdichteten<br />
(und von den Verbänden hart um -<br />
kämpften) Heimatmarkt unter dem<br />
Strich noch 58 neue Küchenspezialisten<br />
der MHK Group angeschlossen<br />
haben, ist für Werner Heilos ebenso<br />
ein Zeichen für eine „reife Vertriebsleistung“.<br />
Es habe 2022 noch nie so<br />
wenige Kündigungen gegeben und<br />
noch nie so einen starken Zulauf,<br />
auch wenn Abgänge und Betriebsschließungen<br />
ebenfalls zur Normalität<br />
gehören. Aber offensichtlich<br />
habe das breite Leistungsspektrum<br />
der Gruppe überzeugt. Um das<br />
Niveau auch in einem schwächeren<br />
Jahr zu halten – im laufenden<br />
Jahr geht der Verband von einer um<br />
etwa 10 bis 20 Prozent geringeren<br />
Verkaufsmenge aus, empfiehlt<br />
die MHK ihren Mitgliedern höhere<br />
Wertschöpfung. Auch über die<br />
2<br />
3<br />
1<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Erstmals trat der neu formierte MHK-<br />
Vorstand komplett auf:<br />
1. Vorsitzender seit 1.April ist Volker<br />
Klodwig und verantwortlich für die strategische<br />
Ausrichtung der MHK Group<br />
sowie die Ressorts Marketing, Vertrieb,<br />
Kommunikation, Personal und Recht.<br />
2. MHK-Vorstand Frank Bermbach führt<br />
weiterhin als Vorstandsvorsitzender die<br />
Cronbank AG.<br />
3. Wolfgang Becker, Geschäftsführer<br />
der IHT Industrie- und Handels-<br />
Treuhand, scheidet Ende 20<strong>23</strong> aus.<br />
4. Als Chief Financial Officer verantwortet<br />
Carolin Kronenberg seit 1.Februar<br />
Finanzen und Controlling anstelle von<br />
Meinhard Mundt (85) – und ab 2024<br />
auch die IHT.<br />
5. Beschaffungsmarketing, Logistik,<br />
Facility-Management und Handelsaktivitäten<br />
sind das weite Betätigungsfeld<br />
von Dr. Olaf Hoppelshäuser.<br />
6. Als CDO hat Thorsten Hallermeier für<br />
die IT und digitale Transformation der<br />
MHK Group den Hut auf.<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur 57
GO GREEN<br />
Nolte Küchen: Verantwortung für Mensch und Umwelt<br />
Ganzheitliches<br />
Engagement<br />
Nachhaltigkeit ist bei Nolte Küchen fest in der Unternehmensphilosophie<br />
verankert. Als nach eigenen Angaben erster<br />
deutscher Küchenhersteller war der Produzent aus Löhne<br />
bereits 2010 sowohl PEFC- als auch FSC-zertifiziert. Und<br />
auch in Sachen Reporting geht das Unternehmen mit seinem<br />
Nachhaltigkeitsbericht einen Schritt voraus.<br />
Wir verstehen Nachhaltigkeit<br />
nicht als Trend. Nachhaltigkeit<br />
bedeutet für uns, mit<br />
Mensch, Umwelt und Natur einen<br />
respektvollen Umgang zu pflegen“,<br />
betont Melanie Thomann-Bopp,<br />
Geschäftsführerin von Nolte Küchen.<br />
Zu den Küchenmessen im Herbst<br />
hatte das Unternehmen deshalb auch<br />
erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht<br />
vorgelegt – vier Jahre früher, als solche<br />
Reportings durch die Corporate Sustainability<br />
Reporting Directive (CSRD)<br />
der EU für Unternehmen mit mehr<br />
als 250 Mitarbeiter:innen und einem<br />
Jahresumsatz von 40 Millionen Euro<br />
verpflichtend werden.<br />
In seinem Nachhaltigkeitsbericht<br />
erklärt Nolte Küchen, sich in den<br />
relevanten Bereichen Unternehmens<br />
führung, Mitarbeiter:innen,<br />
Zu den Küchenmessen<br />
im vergangenen Herbst<br />
veröffentlichte Nolte<br />
Küchen erstmals einen<br />
Nachhaltigkeitsbericht<br />
nach DNK-Standard. Darin<br />
listet der Hersteller sein<br />
Engagement in allen<br />
wichtigen Unternehmensbereichen<br />
auf.<br />
Gesellschaft sowie nicht zuletzt der<br />
Natur nachhaltig zu engagieren. So<br />
wird durch ein Klima- und Umweltmanagement<br />
an beiden Standorten in<br />
Löhne und Melle bereits klimaneutral<br />
produziert. Als Hauptenergieträger<br />
kommt zertifizierter Ökostrom aus<br />
erneuerbaren Energien zum Einsatz.<br />
Der Heizbedarf kann zudem<br />
zu 99 Prozent über eigene Heizkessel<br />
gedeckt werden, in denen von<br />
September bis Mai Holzverschnitte<br />
verfeuert werden.<br />
Um Ressourcen zu schonen, ver -<br />
wendet der Hersteller Spanplatten<br />
mit einem Recyclinganteil von durchschnittlich<br />
50 Prozent. Verschnitt und<br />
Abfall werden stetig reduziert. Die<br />
hochwertigen Produkte sind auf<br />
einen langen Nutzungszyklus ausgelegt<br />
und können bei Bedarf mit<br />
Ersatzteilen repariert werden. Und<br />
bei der Lieferantenwahl achtet der<br />
Produzent darauf, dass diese auf<br />
umweltschädliche Herstellungsverfahren<br />
verzichten.<br />
Bei den Partnern kann Nolte<br />
Küchen insgesamt auf eine langjährige<br />
und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zurückblicken. Zuverlässigkeit<br />
und Kontinuität sind Werte, die von<br />
der Geschäftsführung gelebt werden<br />
– auch in Bezug auf die Angestellten.<br />
Da zufriedene Mitarbeiter:innen<br />
wichtig für das Unternehmen sind,<br />
praktiziert Nolte Küchen Chancengleichheit<br />
und ist seit 2011 Mitglied<br />
in der Charta der Vielfalt. Eine<br />
solide Aus- und Weiterbildung ist<br />
für das Unternehmen eine Selbstverständlichkeit.<br />
So wurde es auch<br />
erst kürzlich „Best Place to learn“<br />
rezertifiziert.<br />
Daneben wird bei dem Küchenmöbelhersteller,<br />
der eng mit der<br />
Region verbunden ist, gesellschaftliches<br />
Engagement groß geschrieben.<br />
Getreu des Firmen-Credos:<br />
„Unterstützt wird dort, wo es Unterstützung<br />
bedarf!“, wird bei Bedarf<br />
u. a. Bildungsinstituten, Vereine und<br />
Stiftungen zum Thema Kinderschutz<br />
unter die Arme gegriffen.<br />
DORIS SCHMIDT<br />
68 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
Für Melanie<br />
Thomann-Bopp,<br />
Geschäftsführerin<br />
von Nolte Küchen,<br />
ist Nachhaltigkeit<br />
ein wichtiges<br />
Thema.<br />
An seinen Standorten wie<br />
hier in Löhne produziert<br />
Nolte Küchen klimaneutral.<br />
Nachhaltigkeit<br />
bedeutet für uns, mit<br />
Mensch, Umwelt und Natur<br />
einen respektvollen<br />
Umgang zu pflegen. Melanie Thomann-Bopp<br />
Anspruchsvolle Ziele<br />
möbel kultur: Frau Thomann-Bopp,<br />
Nachhaltigkeit spielt bei Nolte<br />
Küchen schon lange eine wichtige<br />
Rolle. Welche Ziele stehen kurz- und<br />
mittelfristig auf der Agenda?<br />
Melanie Thomann-Bopp: Aktuell sind<br />
wir ein klimaneutrales Un ternehmen,<br />
bestätigt durch die<br />
Deutsche Gütegemeinschaft<br />
Möbel e.V. (DGM). Im nächsten<br />
Schritt möchten wir auch ein<br />
klimaneutrales Produkt anbieten.<br />
Im Zuge dessen werden wir<br />
unsere Treibhausgasemissionen<br />
für das vergangene Jahr 2022<br />
erfassen und entsprechende<br />
Reduzierungsmaßnahmen für<br />
die Zukunft vornehmen. Dafür<br />
arbeiten wir weiterhin daran,<br />
unsere gesamte Beleuchtung auf<br />
energiesparende LEDs umzustellen,<br />
sodass wir unseren<br />
Stromverbrauch zukünftig um<br />
mindestens 30.000 kWh pro Jahr<br />
senken. Aber auch darüber hinaus<br />
setzen wir uns ambitionierte<br />
kurz-, mittel- und langfristige<br />
Ziele. Mit dieser konkreten Maßnahmenplanung<br />
starten wir<br />
bereits in diesem Jahr – obwohl<br />
die gesetzliche Verpflichtung erst<br />
in 2026 für das Berichtsjahr<br />
2025 kommen wird. Mit diesem<br />
frühzeitigen Engagement zeigen<br />
wir die Wichtigkeit und Relevanz<br />
nach konsequenter Nachhaltigkeit<br />
zu streben und uns im Zuge<br />
dessen an anspruchsvollen, aber<br />
dennoch erreichbaren Zielen<br />
zu messen.<br />
möbel kultur: Im Herbst 2022 haben<br />
Sie Ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht<br />
vorgestellt. Wie aufwendig<br />
war das?<br />
Melanie Thomann-Bopp: Für das<br />
Projekt haben wir intern ein<br />
eigenes, abteilungsübergreifendes<br />
Nachhaltigkeitsteam gegründet.<br />
Darüber hinaus haben wir<br />
uns Unterstützung von den<br />
Experten der Agentur E-hoch-3<br />
geholt. In mehreren Interviews<br />
haben wir Informationen gesammelt,<br />
validiert und anschließend<br />
nach den Kriterien des<br />
Deutschen Nachhaltigkeitskodex<br />
(DNK) strukturiert. Neben den<br />
Maßnahmen zum Klimaschutz<br />
und verantwortungsvollem Ressourcenmanagement<br />
werden<br />
nach diesen Kriterien auch<br />
soziale und gesellschaftliche<br />
Aspekte im Rahmen der Unternehmensführung<br />
(Governance)<br />
dargelegt.<br />
möbel kultur: Im Januar haben Sie<br />
einen Nachhaltigkeitsworkshop für<br />
Ihre Mitarbeiter:innen veranstaltet.<br />
Was war Inhalt der Veranstaltung?<br />
Melanie Thomann-Bopp: Das Ziel<br />
des Workshops war es, die Basis<br />
für eine vollumfängliche Nachhaltigkeitsstrategie<br />
für die<br />
nächsten Jahre zu entwickeln.<br />
Dazu wurde – wieder in Zusammenarbeit<br />
mit E-hoch-3 –<br />
zunächst eine Wesentlichkeitsanalyse<br />
durchgeführt, um zu<br />
identifizieren, welche Auswirkungen<br />
unser Unternehmen auf<br />
die Umwelt hat und umgekehrt<br />
auch, wie die Umwelt unser<br />
Unternehmen beeinflusst. Daraus<br />
ergeben sich für uns neue<br />
Ziele, die wir kurz- oder langfristig<br />
erreichen wollen. Ein<br />
regelmäßiger Austausch, um<br />
konkrete Maßnahmen zu definieren<br />
und diese kontinuierlich<br />
weiter auszuarbeiten ist dafür<br />
natürlich essenziell. Neben den<br />
Themen zur Umwelt und des<br />
Klimas werden wir auch soziale<br />
Aspekte sowie Themen der<br />
Unternehmensführung behandeln.<br />
Im Bereich sozialer<br />
Aspekte werden wir uns konkret<br />
an KPIs rund um das Thema<br />
Mitarbeiterzufriedenheit messen<br />
lassen. KRISTINA TAPKEN<br />
www.nolte-kuechen.com<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur 69
INDUSTRIE<br />
Premiere feiern die Pure<br />
Galleries. Ähnlich wie für die<br />
Kunstmesse „Art Cologne“<br />
gestaltet, bieten sie Ausstelle rn<br />
die Chance, sich und ihre Möbel<br />
auf kompaktem Raum im<br />
eigenen Stil zu präsentieren.<br />
„imm Spring Edition“: Hotspot für die Interior-Design-Branche<br />
Top-Aussteller und<br />
Event-Highlights<br />
Bernd Sanden (l.) und Dick Spierenburg<br />
(r.), beide Direktoren der „imm cologne“,<br />
haben mit der „imm Spring Edition“, eine<br />
besondere Einrichtungsmesse modern<br />
konzipiert.<br />
Schon die Tickets gebucht? Köln<br />
lockt mit etwas Einmaligem:<br />
der „imm Spring Edition“. Vom<br />
4. bis 7. Juni ist die größte Einrichtungsmesse<br />
Deutschlands der Hotspot<br />
für die internationale Interior-<br />
Design-Branche. Zeitgemäß durch<br />
neue Formate, wie den Pure Galleries,<br />
sehenswert durch die Teilnahme<br />
marktführender Unternehmen, ob<br />
Brühl & Sippold, Cor oder Jori, und<br />
informativ durch den Summit zum<br />
Thema „Circular Economy“, gibt<br />
es nach pandemiebedingter Pause<br />
keinen besseren Ort für Inspiration,<br />
Business und Networking. Deshalb ist<br />
die Vorfreude auf die Sonderedition<br />
der „imm cologne“ so groß.<br />
Auf Ausstellerseite mit neuen<br />
Kollektionen und Innovationen<br />
dabei sind unter anderem Artisan,<br />
Asco, BW Bielefelder Werkstätten,<br />
Christine Kröncke, Freifrau,<br />
Jan Kurtz, Janua, Kettnaker,<br />
KFF, Klöber, Miinu, Möj Design,<br />
Müller Möbelfabrikation, Raumplus,<br />
Rodam, Scholtissek, Schönbuch,<br />
Signet, Sudbrock, TM Collections,<br />
Topstar, Werther, Atmosfera,<br />
Leolux und Montis. Länderbeteiligungen<br />
gibt es trotz des<br />
Kriegszustandes im eigenen Land<br />
aus der Ukraine sowie aus China,<br />
Taiwan, Rumänien, Indonesien,<br />
Lettland, der Türkei, dem Kosovo<br />
und Bosnien-Herzegowina.<br />
Dass die Sonderedition auch<br />
auf Besucherseite Magnetwirkung<br />
entfaltet, zeigt die bereits erfolgte<br />
Zusage nicht nur aller deutschen<br />
Einkaufsverbände, sondern auch<br />
die von El Corte Inglès oder Ikea,<br />
und natürlich sind die Einkäufer von<br />
Home24, Möbel Märki, Ostermann,<br />
Porta, Segmüller, Wayfair, XXXLutz<br />
und Zurbrüggen in den Messehallen<br />
ebenso unterwegs wie zahlreiche<br />
namhafte Interior-Designer und<br />
Influencer.<br />
Ein Highlight der „imm Spring<br />
Edition“ ist das neue Ausstellungsformat<br />
Pure Galleries. Die minimalistischen,<br />
personalisierbaren<br />
Markenräume sind im Stil der<br />
72 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
Fotos/Illustrationen: Koelnmesse<br />
Oben: Cor zeigt auf der „imm Spring Edition“ mit neuen Möbeln Flagge.<br />
Unten: Bei den Pure Galleries dabei sein wird Müller Möbelfabrikation u.a.<br />
mit praktischen Homeoffice-Lösungen.<br />
Kunstmesse „Art Cologne“ gestaltet.<br />
Das innovative Konzept wird dazu<br />
passend mit einer Vernissage am<br />
ersten Messetag feierlich eröffnet.<br />
„The Circle“ bietet mit Speakers<br />
Corner, Bar und Loungebereich das<br />
kommunikative Zentrum des Ausstellungsbereichs<br />
Pure Galleries.<br />
Das in Zusammenarbeit mit hochkarätigen<br />
Partnern gestaltete Programm<br />
der Speakers Corner wartet<br />
am ersten und zweiten Messetag<br />
unter anderem mit Architonic Live-<br />
Talks auf.<br />
Ein weiterer wichtiger Programmpunkt<br />
ist der „imm Spring<br />
Edition Summit“. Gemeinsam mit<br />
dem Handelsverband Möbel und<br />
Küchen (BVDM) und dem Verband<br />
der Deutschen Möbelindustrie<br />
(VDM) organisiert die Koelnmesse<br />
den Kongress zum Thema<br />
„Circular Economy“. Die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer können<br />
sich mit Größen der deutschen<br />
Möbelbranche austauschen und ihr<br />
Wissen zu diesem zukunftsweisenden<br />
Konzept vertiefen.<br />
Direkt im Anschluss an Vernissage<br />
und Summit am Ende des ersten<br />
Messetags lädt die „imm Spring<br />
Edition“ zum Sundowner – dem<br />
offiziellen Opening Event. Hier<br />
wird der Restart der internationalen<br />
Einrichtungsmesse bei Live-Musik<br />
unter freiem Himmel gefeiert und<br />
mit neuen und bekannten Businesskontakten<br />
auf den Messestart<br />
angestoßen.<br />
Die Sleep Lounge ist während der<br />
vier Messetage zentraler Treffpunkt<br />
für den Austausch mit Mitgliedern<br />
des Matratzenverbands. Mit Café und<br />
passendem Setting dient sie auch als<br />
Workstation, denn natürlich darf das<br />
Business nicht zu kurz kommen.<br />
Das exklusive Get-together der<br />
Verbandsmitglieder, die „Sleep<br />
Happy Hour“, findet am dritten<br />
Messetag statt und bietet in<br />
entspannter Atmosphäre die Möglichkeit,<br />
wertvolle Kontakte zu<br />
knüpfen und das eigene Netzwerk<br />
zu erweitern.<br />
Wer noch kein Ticket für den<br />
Besuch der „imm Spring Edition“<br />
hat, kann es jetzt buchen.<br />
www.imm-cologne.de/die-messe/<br />
tickets/tickets-kaufen<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur 73
INDUSTRIE<br />
Musterring wird<br />
femininer – was<br />
mit neuen Farben,<br />
darauf abgestimmten<br />
Tapeten und Stoffen<br />
unterstrichen wird.<br />
Musterring: Internationale Partnertage in Rietberg<br />
Gemeinsam voran<br />
Musterring präsentierte Ende März auf den<br />
Partnertagen in Rietberg auf über 4.500 qm<br />
zukunftsweisende Möbelideen sowie neueste<br />
Ansätze und Lösungen für eine verkaufsaktive<br />
Flächengestaltung. Im Mittelpunkt:<br />
Ein in Zusammenarbeit mit Brillux entwickeltes<br />
Farbkonzept.<br />
Fotos: Musterring<br />
74 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
Die Kraft der<br />
Marke zählt!<br />
Neues aus dem<br />
Marketing – originell<br />
präsentiert.<br />
Gemeinsam nachhaltig:<br />
Die Besucher:innen<br />
waren aufgefordert, ihre<br />
ökologischen Beiträge<br />
anzuheften. Der Ideenbaum<br />
wächst (unten).<br />
B<br />
esucher:innen der Partnertage<br />
begegneten beim Rundgang<br />
durch das Messezentrum als<br />
erstes zwei Ideenbäumen, die die<br />
hohe Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit<br />
für die Musterring Gruppe<br />
unterstreichen sollten. Mit Hilfe der<br />
Gäste trugen die Bäume im Laufe<br />
der Messe reiche Früchte, denn<br />
kreative Ideen für nachhaltige Verbesserungen<br />
konnten dort geteilt<br />
und angeheftet werden. Doch das<br />
ökologische Engagement der Marke<br />
geht noch weiter. Denn Musterring<br />
nimmt am Klimapakt der DGM<br />
teil und steht seit vielen Jahren für<br />
klima bewusstes Handeln. Bestes Beispiel<br />
ist die Aufforstung des Stadtwaldes<br />
in Zittau, wo mittlerweile<br />
über 130.000 Bäume gepflanzt<br />
wurden, die jährlich weitaus mehr<br />
CO2 binden, als das Unternehmen<br />
an den Standorten Rietberg und<br />
Wiedenbrück freisetzt. Da diese<br />
Maßnahme aber nicht offiziell dem<br />
Unternehmen zugerechnet werden<br />
darf, kompensiert Musterring den<br />
verbleibenden Fußabdruck durch<br />
Unterstützung eines Solarprojektes<br />
in Indien: ein weiterer Schritt in<br />
Richtung „Klimaneutralität“.<br />
Gemeinsam digital<br />
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit<br />
wird auch die Kommunikation mit<br />
den Handelspartnern digitaler. Intuitiv<br />
und transparent gestaltet, findet<br />
man im neuen Partnerportal alle<br />
notwendigen Materialien für die<br />
tägliche Arbeit. So sucht Musterring<br />
den Kontakt zu den Marketingverantwortlichen<br />
in den einzelnen<br />
Handelshäusern, um noch mehr<br />
Unterstützung in den Bereichen<br />
Social-Media-Content, Videos und<br />
Werbeseiten zu geben. Darüber<br />
hinaus haben alle Handelspartner<br />
Zugriff auf die umfangreiche Bilddatenbank,<br />
die eine Vielzahl von<br />
Fotos für die Gestaltung von individuellen<br />
Werbemaßnahmen und<br />
Veröffentlichung bereithält.<br />
Das gut etablierte<br />
„Kara“-System wurde<br />
zu den Partnertagen<br />
weiter gepflegt und in<br />
neuen Farben angeboten,<br />
z. B. in dem trendigen<br />
Piniengrün.<br />
Designer-Trio: Geschäftsführer<br />
Alexander Höner<br />
und Produktmanager<br />
Markus Knysok mit<br />
Bettina Zimmermann.<br />
Die Zusammenarbeit<br />
soll weiter fortgesetzt<br />
werden.<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur 75
ZKZ 4937<br />
4 I 20<strong>23</strong><br />
SPECIAL<br />
DIENSTLEISTER<br />
Foto: Jysk<br />
Recruiting im Handel<br />
Neue Wege<br />
einschlagen<br />
/// Jysk: Visionen müssen Taten folgen /// Hermes Einrichtungs Service: Kooperation<br />
mit Zadbano /// Vogelsänger: Creative Factory /// MMM 3D: Raumaufmaße mit<br />
modernster Messtechnik /// Sauter + Held: Verkaufs-Push durch digitale Assistenten
DIENSTLEISTER<br />
Gemeinsam stark<br />
Zuverlässige Partnerschaften sind wichtiger denn je. Um erfolgreich wachsen<br />
zu können reicht es nicht mehr aus, „nur“ Spezialist in seinem Metier<br />
zu sein. Schnittstellen müssen funktionieren und Prozessketten eingespielt<br />
laufen. Ein Garant dafür sind vertrauensvolle Kooperationen, in denen man<br />
sich auf Augenhöhe begegnet und nicht nur seinen eigenen Vorteil, sondern<br />
das gemeinsame Ziel im Blick hat – so wie beispielsweise beim Hermes<br />
Einrichtungs Service und Zadbano aus Polen. Die beiden Logistik- Experten<br />
haben zusammen überlegt, wie polnische Ware schneller, flexibler und<br />
zuverlässiger an deutsche Verbraucher:innen geliefert werden kann. Jetzt<br />
haben sie ihre Ideen in die Tat umgesetzt und sind damit in die Pilotphase<br />
gestartet. Verbesserungen bei der Raumplanung hat unterdessen die MMM<br />
3D GmbH erarbeitet. Der Dienstleister aus dem sächsischen Brandis kann<br />
seinen Partnern Raumaufmaße in modernster 3D-Messtechnik anbieten und<br />
ihr Geschäft so erheblich erleichtern. Ein gutes Miteinander ist nicht zuletzt<br />
aber auch in den Unternehmen selbst von essenzieller Bedeutung, wie Jysk<br />
unterstreicht. Denn in Zeiten von Fachkräftemangel und Fluktuation sollten<br />
Firmen stets auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen im Blick behalten<br />
und bei Bedarf reagieren und nachjustieren, um qualifiziertes Personal zu<br />
halten und gemeinsam an Erfolgen zu arbeiten.<br />
<br />
DORIS SCHMIDT<br />
Foto: Storyset on Freepik.com<br />
Top-Themen<br />
in diesem<br />
Dienstleister-Special:<br />
Personal: Visionen müssen<br />
Taten folgen<br />
Hermes Einrichtungs Service:<br />
Die Polen-Connection<br />
BAM: Mehr Gefühl fürs<br />
Konzept<br />
MMM 3D: „Echtes 3D“ und<br />
Premium-Leads<br />
Sauter + Held: Wie stationär<br />
online schlägt<br />
ZUM TITEL<br />
Jysk möchte zum beliebtesten Arbeitgeber im<br />
Handel werden. Um das Ziel zu erreichen, bietet das<br />
Unternehmen seinen Mitarbeiter:innen verschiedene<br />
Benefits an.<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur 85
DIENSTLEISTER/PERSONAL<br />
möbel kultur: Die Zeiten für den Handel<br />
sind herausfordernd. Wie ist die Situation<br />
bei Jysk?<br />
Christian Schirmer: Vor inzwischen<br />
anderthalb Jahren erfolgte unsere<br />
Umfirmierung von Dänisches Bettenlager<br />
zu Jysk. Dieses Rebranding<br />
haben wir an über 960 Standorten<br />
mit einer entsprechenden Kampagne<br />
gefeiert, die uns natürlich sehr<br />
erfolgreiche Wochen bescherte. Da<br />
man eine solche Aktion so ja nicht<br />
wiederholen kann, haben wir zum<br />
Start des neuen Geschäftsjahres<br />
am 1. September 2022 mit einem<br />
leichten Minus kalkuliert, was sich<br />
auch so bewahrheitet hat. Das Weihnachtsgeschäft<br />
– explizit die Monate<br />
November und Dezember – waren<br />
sehr erfolgreich und wir konnten die<br />
Vorjahresergebnisse deutlich übertreffen.<br />
Jetzt sind wir in die Gartensaison<br />
gestartet und auch hier besser<br />
aufgestellt als im Vorjahr, so dass wir<br />
die Defizite aus dem Re-Opening<br />
schon wieder kompensieren und die<br />
Umsätze weiter erhöhen konnten –<br />
insbesondere bei einer Steigerung<br />
der Kundenanzahl bei stabilem Bon.<br />
möbel kultur: Bemerken Sie im<br />
Zuge der Inflation ein verändertes<br />
Kaufverhalten?<br />
Christian Schirmer: Ja, wir beobachten<br />
eine Kaufzurückhaltung insbesondere<br />
im Bereich Schlafen. Wir legen<br />
jetzt große Erwartungen auf die<br />
Gartenmöbel-Saison, die auch in der<br />
Über TikTok<br />
erzielten wir die höchste<br />
Wahrnehmungsrate.<br />
zweiten Jahreshälfte einen wesentlichen<br />
Anteil unseres Umsatzes ausmacht.<br />
Glücklicherweise haben wir<br />
aber keine rückläufigen Kundenzahlen,<br />
was uns für die nächsten<br />
Monate positiv stimmt.<br />
Charlotta Lindborg<br />
Charlotta Lindborg,<br />
Head of Human<br />
Resources, ist viel<br />
in den Jysk-Filialen<br />
vor Ort um sich ein<br />
Bild über die Arbeit<br />
im Store und die<br />
Bedürfnisse der<br />
Mitarbeiter:innen<br />
zu machen.<br />
Visionen müssen<br />
Taten folgen<br />
Trotz seines kompletten Markenrelaunchs, in den nicht<br />
nur Geld sondern auch Kapazitäten geflossen sind,<br />
konnte Jysk im Geschäftsjahr 2021/22 einen Umsatz<br />
von 1,11 Mrd. Euro in Deutschland erzielen. Um die<br />
gute Entwicklung weiter voranzutreiben, stehen die<br />
Zeichen des Unternehmens auf Expansion. Die „möbel<br />
kultur“ sprach mit Country Director Christian Schirmer<br />
und Charlotta Lindborg, Head of Human Resources,<br />
darüber, wie der Filialist die aktuellen Herausforderungen<br />
im Handel meistert und wie er den Mehrbedarf<br />
an Personal für weitere Standorte decken will.<br />
möbel kultur: Trotz der Herausforderungen<br />
investieren Sie und planen, in diesem Jahr<br />
nahezu 350 Filialen auf Ihr neues Store-<br />
Concept umzustellen sowie fast 20 neue<br />
Standorte zu eröffnen. Warum haben Sie<br />
sich dafür entschieden?<br />
Christian Schirmer: Unser Fokus liegt<br />
auf Wachstum auf bestehenden Flächen.<br />
Und das ist ganz klar getrieben<br />
auch durch das neue Store Concept.<br />
Zusätzlich haben wir noch Potenzial,<br />
in Deutschland neue Standorte zu<br />
eröffnen – in erster Linie in den<br />
Regionen in Süd- und Westdeutschland<br />
sowie in den Metropolen. Wir<br />
haben immer noch die Ambition,<br />
hierzulande um die 1.050 Dependancen<br />
zu betreiben. Aber wir<br />
wissen, dass das mit dem Tempo,<br />
was wir derzeit mit 15 bis 20 Standorten<br />
pro Jahr an den Tag legen, noch<br />
ein langer Weg ist. Aktuell umfasst<br />
unser Filialnetz über 960 Geschäfte.<br />
möbel kultur: Um zu wachsen, benötigt<br />
man natürlich auch Mitarbeiter:innen. Wie<br />
sieht die Personalsituation bei Ihnen aus?<br />
Christian Schirmer: Ich denke, wir<br />
unterscheiden uns da nicht generell<br />
von der allgemeinen Arbeitsmarktentwicklung.<br />
Wir stehen wie die<br />
meisten vor der Herausforderung,<br />
geeignete Mitarbeiter:innen zu finden.<br />
Das heißt konkret Menschen,<br />
die unsere Stellenanforderungen<br />
sowohl im fachlichen als auch im<br />
persönlichen Bereich erfüllen. Wir<br />
suchen Kolleginnen und Kollegen,<br />
86 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
die den Antrieb haben, unseren<br />
aktuellen Veränderungsprozess<br />
mitzugehen. Wir beobachten einen<br />
Rückgang an Bewerbungen auf einzelne<br />
Stellen, während wir bei anderen<br />
Jobs durch unsere „Employer<br />
Branding Kampagnen“ gleichzeitig<br />
eine Zunahme an Bewerbungen<br />
verzeichnen.<br />
möbel kultur: Wie sehen diese Kampagnen<br />
aus und auf welchen Kanälen werden sie<br />
ausgespielt?<br />
Charlotta Lindborg: Wir haben drei<br />
Kampagnen geplant, wovon zwei<br />
schon gestartet sind. Die erste zielte<br />
auf die Steigerung der Markenwahrnehmung<br />
ab. Dänisches Bettenlager<br />
hatte eine Markenbekanntheit von<br />
90 Prozent – da ist Jysk noch nicht.<br />
In der Kampagne wurden Mitarbeiter:innen<br />
und die Werte des Unternehmens<br />
– also wofür Jysk steht<br />
– vorgestellt. Geschaltet wurde sie<br />
u.a. auf Instagram, Facebook und<br />
YouTube. Ebenso auf unserer Karriereseite,<br />
die mit der Kampagne<br />
auf den Social Media Plattformen<br />
verlinkt ist und auf der man sich<br />
direkt bewerben kann. Anfang des<br />
Jahres folgte dann unsere Azubi-<br />
Kampagne, für die wir zusätzlich<br />
auch der Zielgruppe entsprechende<br />
Videos auf TikTok veröffentlicht<br />
haben – und die haben eine wirklich<br />
sehr gute Reichweite und Wahrnehmung<br />
erzielt, in Summe bislang<br />
über sieben Mio. Views. Nicht<br />
zuletzt ermuntern wir auch unsere<br />
Mitarbeiter:innen neue Kolleginnen<br />
und Kollegen zu werben. Wir<br />
sind da breit aufgestellt und konnten<br />
den Bewerbungseingang seit dem<br />
Start der Kampagnen um 67 Prozent<br />
erhöhen. Die dritte Kampagne<br />
beginnt am 2. Mai. Es ist eine reine<br />
Recruiting-Kampagne, über die wir<br />
Store-Manager suchen – auch als<br />
Quereinsteiger, was vielleicht noch<br />
nicht so bekannt ist.<br />
möbel kultur: Über welche Kanäle bekommen<br />
Sie die meisten Bewerbungen?<br />
Charlotta Lindborg: Unser Online-Karrierecenter<br />
mit detaillierten Infos zu<br />
den offenen Stellen ist sehr erfolgreich.<br />
In Bezug auf die Kampagnen<br />
kamen die meisten Bewerbungen<br />
über Instagram rein – und über<br />
TikTok erzielten wir die höchste<br />
Wahrnehmungsrate.<br />
möbel kultur: Einige Möbelhändler<br />
haben den „Green Monday“ eingeführt,<br />
um Energie zu sparen. Doch auch die<br />
Mitarbeiter:innen freuen sich, zwei Tage<br />
am Stück frei zu haben. Wie sehen Sie das?<br />
Christian Schirmer: Da unsere Kampagnen<br />
grundsätzlich am Montag<br />
bzw. Sonntag starten, wäre es keine<br />
gute Entscheidung, unsere Standorte<br />
montags zu schließen. Im Rahmen<br />
unserer betrieblichen Regelungen<br />
garantieren wir aber, dass jeder<br />
Angestellte mindestens einen Samstag<br />
im Monat frei und darüber hinaus<br />
den Anspruch auf eine 4-Tage-<br />
Woche pro Monat hat, um ein langes<br />
Wochenende zu ermöglichen. Auszubildende<br />
im ersten Ausbildungsjahr<br />
bekommen zwei freie Samstage<br />
pro Monat. Für die Mitarbeitenden<br />
bedeutet das keinen finanziellen<br />
Verlust, am verkaufsstarken Samstag<br />
nicht zu arbeiten, da wir ihnen<br />
ein Fixgehalt zahlen und nicht auf<br />
Provisionsbasis agieren.<br />
Darüber hinaus versuchen wir,<br />
den Job im Handel mit 36 Tagen<br />
Urlaub im Jahr, einem arbeitsfreien<br />
24. Dezember, Urlaubs- sowie<br />
Weihnachtsgeld, verschiedenen<br />
steuerfreien Vergütungsmodellen<br />
usw. attraktiv zu gestalten. Aktuell<br />
diskutieren wir über weitere Corporate<br />
Benefits, die wir unseren<br />
Angestellten bieten können. Es ist<br />
ganz klar, dass heutzutage ein ausgeglichenes<br />
Verhältnis zwischen Arbeit<br />
und Freizeit wichtig ist. Dem Thema<br />
müssen wir uns stellen.<br />
möbel kultur: Ist eine funktionierende<br />
Work-Life-Balance nur bei den jüngeren<br />
Generationen ein Thema?<br />
Christian Schirmer: Ich glaube, diese<br />
haben das Thema getrieben, aber<br />
wenn sie heute eine andere Generation<br />
fragen, würde diese das Gleiche<br />
befürworten. Das ist eine gesellschaftliche<br />
Entwicklung, die stattgefunden<br />
hat – kombiniert mit einem gewissen<br />
Wohlstand, durch den die Idee entstanden<br />
ist, dass man nicht so viel<br />
arbeiten muss, um sein Leben zu<br />
gestalten. Man kommt heute auch<br />
mit einem gewissen Salär in Teilzeit<br />
gut aus. Wobei wir jetzt durch die<br />
Inflation diesbezüglich wieder eine<br />
neue Situation vorfinden, dass das<br />
Geld eventuell doch nicht reicht. Es<br />
bleibt spannend zu sehen, wie sich<br />
der Trend weiterentwickelt.<br />
möbel kultur: Neben einer guten Work-<br />
Life-Balance spielt bei vielen Arbeitnehmer:innen<br />
auch die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf eine wichtige<br />
Ein ausgeglichenes<br />
Verhältnis zwischen<br />
Arbeit und Freizeit ist<br />
wichtig und dem Thema<br />
müssen wir uns stellen.<br />
<br />
Fotos: Jysk<br />
Country Director Christian Schirmer<br />
ist sich sicher, dass Jysk in den<br />
kommenden Jahren zu einem der<br />
beliebtesten Arbeitgeber im Handel<br />
aufsteigt.<br />
Christian Schirmer<br />
Rolle. Wie kommen Sie diesem Wunsch<br />
nach?<br />
Christian Schirmer: Ein Punkt, den wir<br />
vergangenes Jahr angestoßen haben<br />
und der aus meiner Sicht auch dazu<br />
beiträgt, ist die Vereinheitlichung<br />
unserer Öffnungszeiten in Deutschland.<br />
Bis auf wenige City- oder<br />
Center- Standorte öffnen wir erst um<br />
zehn Uhr. Das bietet natürlich vielen<br />
Müttern gerade in den Morgenstunden<br />
viele Möglichkeiten. Als<br />
zweiten Punkt haben wir unsere Öffnungszeiten<br />
in den Abendstunden auf<br />
maximal 19 Uhr festgesetzt – es gibt<br />
nur wenige Ausnahmen, wo wir bis<br />
20 Uhr geöffnet haben. So dass wir<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur 87
DIENSTLEISTER<br />
Europäische Kooperateure auf der Meble Polska.<br />
Hintere Reihe (v. l.): Łukasz Twarogowski<br />
(Zadbano), Jens-Uwe Sander (HES), Paweł<br />
Poradzki (Zadbano). Vordere Reihe (v. l.):<br />
Alexander Baumgart (HES), Janusz Szerszen<br />
(Zadbano), Heiko Hufenbach (HES), Sander<br />
Teensma (Agediss).<br />
Hermes Einrichtungs Service: Kooperation mit Zadbano<br />
Die Polen-Connection<br />
Manchmal passt es einfach auf Anhieb, so wie beim Hermes Einrichtungs Service<br />
und Zadbano aus Polen. Vor einem Jahr gab es auf der Meble Polska einen ersten<br />
Austausch der beiden Logistik-Experten darüber, wie sich polnische Ware schneller,<br />
flexibler und zuverlässiger an deutsche Verbraucher:innen liefern lassen könnte.<br />
Schließlich ist das östliche Nachbarland der zweitgrößte Sourcing-Markt für<br />
Home & Living. Jetzt startet die neue Polen-Verbindung in die Pilotphase.<br />
Durch eine kundenorientierte<br />
Terminabsprache und Sendungsverfolgung<br />
sowie ein umfassendes<br />
Angebot an hochwertigen Montageund<br />
Installationsdienstleistungen<br />
wird den Endkund:innen ein um -<br />
fassendes Serviceerlebnis geboten.<br />
Beide Unternehmen sind auf den<br />
sorgsamen Umgang mit Möbeln und<br />
vergleichbaren sensiblen Gütern<br />
spezialisiert. Anders als etwa im<br />
Stückgutbereich sind alle Schritte<br />
des Warenhandlings und -transports<br />
auf die Besonderheiten im Möbelbereich<br />
ausgerichtet und sorgen<br />
für minimale Schadensquoten und<br />
Retourenkosten.<br />
Der Logistikprozess, den beide<br />
Partner gemeinsam realisieren,<br />
beginnt mit der „First Mile“, wenn<br />
Zadbano die Ware von den polnischen<br />
Produzenten abholt und<br />
konsolidiert. Die „Middle Mile“,<br />
also der Transport von Polen nach<br />
Deutschland, liegt ebenfalls in den<br />
Händen von Zadbano, bis die Ware<br />
im Hermes-HUB in Löhne eingeht.<br />
Ab diesem Punkt übernimmt der<br />
HES die Regie und verantwortet den<br />
Warenumschlag und den Transport<br />
innerhalb Deutschlands, nach Österreich<br />
und nach Frankreich. Dann<br />
folgt die B2C-Auslieferung auf der<br />
„Last Mile“ durch Zwei-Mann-<br />
Teams des HES und internationaler<br />
Partner wie Agediss in Frankreich<br />
und Gebrüder Weiss in Österreich.<br />
Im Fall von Retouren läuft der Prozess<br />
mit gleicher Aufgabenteilung:<br />
Nach nur einem Jahr steht die<br />
neue Kooperation, die Ost<br />
und West enger miteinander<br />
verbindet. So konnten der Hermes<br />
Einrichtungs Service (HES) und Zadbano<br />
auf der Posener Möbelmesse<br />
vor einigen Wochen im Rahmen<br />
eines Kick-off-Events verdeutlichen,<br />
worum es bei der Partnerschaft geht<br />
– nämlich um ein ausgefeiltes Logistikkonzept<br />
für Möbel aus Polen, das<br />
deutschen, österreichischen und<br />
französischen Händlern zahlreiche<br />
Vorteile bieten und Grundlage für<br />
den Aufbau eines Netzwerks zur<br />
B2C-Belieferung in weiten Teilen<br />
Europas sein soll.<br />
„Europa wächst wirtschaftlich<br />
weiter zusammen und Polen ist mit<br />
Abstand der zweitgrößte Lieferant von<br />
Einrichtungsgegenständen für Stationärhandel<br />
und E-Commerce. Es ist<br />
daher ein naheliegender Schritt, sich<br />
um eine transparente und skalierbare<br />
Prozesslösung zu kümmern. Mit<br />
einem starken lokalen Partner, der<br />
im polnischen Markt hervorragend<br />
vernetzt ist, kann man diesen Hebel<br />
am schnellsten betätigen“, sagt Heiko<br />
Hufenbach, Business Development<br />
Manager beim HES.<br />
Die gemeinsame Kooperationslösung<br />
bietet Herstellern, Importeuren<br />
und Händlern viele Pluspunkte: Die<br />
leistungsfähige Infrastruktur des HES<br />
mit rund 60 Depotstandorten und<br />
drei Verteilzentren sorgt für effiziente<br />
Prozesse, ausgelastete Transporte und<br />
damit sinkende Abwicklungskosten.<br />
Gleichzeitig kommt mit stark<br />
verkürzten Lieferzeiten ein wichtiger<br />
Erfolgsfaktor im Möbelhandel<br />
zum Tragen: Die Laufzeit zwischen<br />
Produktion und Auslieferung an<br />
den Endkunden verkürzt sich im<br />
Optimalfall auf zehn Arbeitstage!<br />
Bereits auf der diesjährigen Meble Polska wurde die neue Kooperation verkündet und auf<br />
dem Zadbano-Stand visualisiert. Die Vertreter der polnischen Industrie zeigten sich ebenso<br />
interessiert wie zahlreiche deutsche Händler.<br />
92 möbel kultur 4/20<strong>23</strong>
HES-Teams holen die Ware in der<br />
Kundenwohnung ab und sorgen für<br />
den Rücktransport bis zum HES-<br />
Retourenlager in Löhne. Ab hier<br />
übernimmt Zadbano.<br />
Auch die Zuordnung der Vertragspartner<br />
ist zwischen den beiden<br />
Logistikern klar geregelt: Wenn es<br />
sich um polnische Unternehmen<br />
handelt, wird der Kontrakt mit<br />
Zadbano geschlossen. Der HES ist<br />
wiederum Vertragspartner, wenn der<br />
Händler oder Importeur aus Deutschland<br />
bzw. Westeuropa kommt.<br />
Eine Zusammenarbeit ist vor<br />
allen Dingen für Handelspartner mit<br />
Versandmengen ab 1.500 Sendungen<br />
pro Jahr interessant, denn dann<br />
kommen die Vorteile gebündelter<br />
und ausgelasteter LKW-Transporte<br />
zum Tragen.<br />
Zudem sollte der Handelspartner<br />
über eine leistungsfähige IT-<br />
Infrastruktur verfügen, um einen<br />
reibungslosen Ablauf der Zusammenarbeit<br />
zu gewährleisten.<br />
Für eine IT-Anbindung unterstützen<br />
beide Unternehmen eine Vielzahl<br />
an Standardformaten, sodass<br />
eine nahtlose Integration mit den<br />
IT-Systemen der Händler ohne<br />
Probleme möglich ist.<br />
Für mehrere Auftraggeber erfolgt<br />
aktuell die finale Einrichtung der<br />
Systeme, so dass die ersten Warentransporte<br />
kurzfristig starten können.<br />
Wer also demnächst einen<br />
Zadbano-LKW auf deutschen<br />
Autobahnen sieht, weiß, dass es<br />
sich um Möbel „made in Poland“<br />
handelt, die unterwegs zum HES-<br />
Umschlagslager in Löhne sind, um<br />
schnell und zuverlässig in deutsche,<br />
österreichische und französische<br />
Wohn- oder Schlafzimmer geliefert<br />
zu werden.<br />
Starke Partnerschaft:<br />
Die Dienstleistungen<br />
der beiden Logistik-<br />
Größen greifen<br />
Hand in Hand.<br />
DREI<br />
FRAGEN AN<br />
Jens-Uwe Sander,<br />
Vertriebsleiter HES<br />
möbel kultur: Herr Sander, der HES<br />
und Zadbano kooperieren, um<br />
polnische Ware schneller und<br />
effizienter an die deutschen<br />
Endverbraucher zu bringen. An<br />
wen richtet sich das Angebot?<br />
Jens-Uwe Sander: Wir sprechen<br />
damit mittlere und größere<br />
Händler mit eigenem Webshop,<br />
Verkäufer auf Marktplätzen sowie<br />
Importeure für den deutschsprachigen<br />
und französischen Markt an. Gleichzeitig<br />
wendet sich das Angebot natürlich auch<br />
direkt an die polnische Möbelindustrie,<br />
die ihren Handelspartnern einen reibungslosen<br />
Logistikprozess bis in die<br />
Kundenwohnung anbieten möchte.<br />
möbel kultur: Was ist der Kern der Kooperation?<br />
Jens-Uwe Sander: Wir teilen dieselben<br />
Werte. Der gemeinsame Anspruch in<br />
der Zusammenarbeit zwischen Hermes<br />
Einrichtungs Service und Zadbano ist<br />
die Erbringung transparenter und zuverlässiger<br />
Logistik- und Serviceleistungen<br />
rund um Möbel- und Großgeräte. Dass<br />
unsere beiden Unternehmen in gleich<br />
hohem Maße Kundenorientierung und<br />
anspruchsvolle Qualitätsziele verfolgen,<br />
macht die Zusammenarbeit ausgesprochen<br />
fruchtbar.<br />
HERMES EINRICHTUNGS SERVICE<br />
❯ Der Hermes Einrichtungs Service (HES) ist mit jährlich rund 7 Mio.<br />
Lieferungen an deutsche Privathaushalte der Marktführer in der<br />
B2C-Logistik rund um Möbel, Elektrogroßgeräte sowie sonstige<br />
schwere und sensible Güter.<br />
❯ Als Teil der weltweit agierenden Otto Group verfügt der HES über mehr<br />
als 60 Jahre Erfahrung in der Versandhandelslogistik und bietet dabei<br />
einen einmaligen Full-Service.<br />
❯ Die moderne Unternehmenszentrale hat ihren Sitz im westfälischen<br />
Löhne, von wo aus alle nationalen und grenzüberschreitenden Prozesse<br />
sowie die Leistungen von rund 10.000 Beschäftigten an eigenen und<br />
Partnerstandorten gesteuert werden.<br />
ZADBANO<br />
❯ Zadbano bearbeitet als<br />
Logistiker in Polen und<br />
anderen osteuropäischen<br />
Ländern mehr als 1 Mio.<br />
Aufträge pro Jahr.<br />
❯ Zadbano hat seinen<br />
Firmensitz in Warschau,<br />
verfügt über 25 Jahre<br />
Logistik-Erfahrung und<br />
bewegt heute eine Flotte<br />
von 250 Fahrzeugen.<br />
www.myhes.de www.zadbano.pl<br />
möbel kultur: Was sind die nächsten Schritte?<br />
Jens-Uwe Sander: Wir starten voller<br />
Freude in die Pilotphase, in der es<br />
darum geht, die Zusammenarbeit<br />
schnell zu optimieren, zu vertiefen und<br />
zu erweitern.<br />
So können neue Produkte und Dienstleistungen<br />
gemeinsam entwickelt und<br />
die bestehenden Angebote ausgebaut<br />
werden. Auch eine mögliche Ausdehnung<br />
der Kooperation auf weitere europä<br />
ische Märkte steht auf der Agenda.<br />
Denn natürlich geht es uns auch darum,<br />
unsere Marktposition auszubauen und<br />
abzusichern. Wir wollen das größte<br />
Zwei-Mann-Handling-Netzwerk Europas<br />
auf- und ausbauen.<br />
4/20<strong>23</strong> möbel kultur 93
Das strategische<br />
Auge für die<br />
Anforderungen<br />
der Zukunft<br />
Zum Faktencheck<br />
Werden Sie Teil der starken Gemeinschaft!<br />
Erfahren Sie mehr unter:<br />
www.interliving.de