SB_20826NLP
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2022<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Simulationsbasierte<br />
Optimierung der zeitabhängigen<br />
Pulsleistung<br />
beim Laserstrahlschweißen<br />
von Aluminiumlegierungen<br />
zur Vermeidung von<br />
Heißrissen
Simulationsbasierte<br />
Optimierung der<br />
zeitabhängigen Pulsleistung<br />
beim Laserstrahlschweißen von<br />
Aluminiumlegierungen zur<br />
Vermeidung von Heißrissen<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 20.826 N<br />
DVS-Nr.: I2.3005<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
Fakultät Maschinenbau<br />
Fachgebiet Fertigungstechnik<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Fakultät für Mathematik<br />
Professur Numerische Mathematik<br />
(Partielle Differentialgleichungen)<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 20.826 N / DVS-Nr.: I2.3005 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />
Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2022 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 566<br />
Bestell-Nr.: 170676<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-566-8<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Schlussbericht vom 31.10.2022<br />
zu IGF-Vorhaben Nr. 20.826 BR<br />
Thema<br />
Simulationsbasierte Optimierung der zeitabhängigen Pulsleistung beim Laserstrahlschweißen<br />
von Aluminiumlegierungen zur Vermeidung von Heißrissen<br />
Berichtszeitraum<br />
01.02.2020 – 31.10.2022<br />
Forschungsvereinigung<br />
Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
Forschungseinrichtung(en)<br />
Technische Universität Ilmenau, Fakultät Maschinenbau, Fachgebiet Fertigungstechnik<br />
Technische Universität Chemnitz - Professur Numerische Mathematik
Schlussbericht zu IGF-Vorhaben 20.826 BR<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Einleitung ............................................................................................................. 9<br />
Stand der Technik ............................................................................................. 10<br />
2.1. Aushärtbare Aluminiumlegierungen ................................................................ 10<br />
2.1.1. Grundlegende Eigenschaften ........................................................................... 10<br />
2.1.2. Gefügeaufbau und -struktur ............................................................................. 12<br />
2.1.3. Gefügeentwicklung im Erstarrungsprozess ...................................................... 12<br />
2.2. Gepulstes Laserstrahlschweißen ..................................................................... 16<br />
2.2.1. Verfahrensprinzip ............................................................................................. 16<br />
2.3. Herausforderungen beim Schweißen von Aluminiumlegierungen ............... 19<br />
2.4. Heißrissbildung ................................................................................................. 20<br />
2.4.1. Theorien zur Beschreibung von Heißrissen ..................................................... 22<br />
2.4.2. Vermeidungsstrategien .................................................................................... 27<br />
2.5. Numerische Simulation ..................................................................................... 30<br />
Ziel des Vorhabens ........................................................................................... 32<br />
Experimentelles Vorgehen und experimentelle Methoden ............................ 34<br />
4.1. Experimenteller Aufbau .................................................................................... 34<br />
4.2. Anpassung der Laserstrahlquellen .................................................................. 35<br />
4.3. Pulsformung ...................................................................................................... 39<br />
4.3.1. Pulsprogrammerzeugung IPG Photonics ......................................................... 39<br />
4.3.2. Pulsprogrammerzeugung Lasag-Rofin ............................................................ 40<br />
4.3.3. Überführung in ein Pulsprogramm ................................................................... 42<br />
4.4. Messmethodik der Heißrissquantifizierung .................................................... 44<br />
4.5. Messung der Erstarrungsgeschwindigkeit ..................................................... 45<br />
4.6. Schutzgaswirkung ............................................................................................. 49<br />
4.7. Optimierungspotential beim Linienschweißen ............................................... 51<br />
Numerisches Modell ......................................................................................... 53<br />
Ergebnisse experimenteller Untersuchungen ................................................ 58<br />
6.1. Heißrissentstehung bei Einzelpulsschweißungen ......................................... 58<br />
6.1.1. Einzelpulsschweißungen der optimierte Pulsformen ........................................ 62<br />
6.2. Erstarrungsgeschwindigkeit ............................................................................ 66<br />
6.3. Heißrissentstehung beim Linienschweißen .................................................... 72<br />
6.3.1. Übertrag der Einzelpulsschweißung ................................................................ 73<br />
6.3.2. Variation der Rampendauer ............................................................................. 74<br />
6.3.3. Variation der Schweißgeschwindigkeit / Pulsüberlapp ..................................... 76<br />
6.3.4. Variation der Laserstrahlquellen ...................................................................... 76<br />
6.3.5. Linienschweißen mit optimierter Pulsform........................................................ 77<br />
6.3.6. Stoßkonfiguration ............................................................................................. 79<br />
Demonstrator .................................................................................................... 82<br />
III
Schlussbericht zu IGF-Vorhaben 20.826 BR<br />
7.1. Demonstrator 1 .................................................................................................. 82<br />
7.2. Demonstrator 2 .................................................................................................. 83<br />
Methodenwerkzeug ........................................................................................... 86<br />
8.1. Darstellen des bestehenden Ist-Zustands ....................................................... 86<br />
8.2. Heißrissfreier Bereich ....................................................................................... 86<br />
8.3. Expertensystem ................................................................................................. 87<br />
8.4. Erzeugung von laserspezifisches Pulsprogramm .......................................... 89<br />
Zusammenfassung ........................................................................................... 90<br />
Formales ............................................................................................................ 92<br />
10.1. Schlussfolgerungen und Gegenüberstellung der Ergebnisse mit den<br />
Zielstellungen des Forschungsantrags .......................................................... 92<br />
10.2. Wissenschaftlich-technischer Nutzen ............................................................. 96<br />
10.3. Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, insbesondere für kmU ................................ 96<br />
Verwendungen der Zuwendungen................................................................... 97<br />
11.1. Wissenschaftlich-technisches Personal (Einzelansatz A.1 des<br />
Finanzierungsplans) ......................................................................................... 97<br />
11.2. Geräte (Einzelansatz B des Finanzierungsplans) ........................................... 97<br />
11.3. Leistungen Dritter (Einzelansatz C des Finanzierungsplans) ........................ 97<br />
Transfer der Forschungsergebnisse ............................................................... 98<br />
12.1. Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft .................................................. 98<br />
12.2. Angaben zu gewerblichen Schutzrechten ....................................................... 99<br />
Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 100<br />
IV
Seite 9 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.826 BR<br />
Einleitung<br />
Das gepulste Wärmeleitungsschweißen ist ein etabliertes Fügeverfahren und wird heute<br />
hauptsächlich für Mikroschweißungen eingesetzt. Aufgrund der zeitlich gestaffelten<br />
Wärmeeinbringung ist der Verzug während des Fügeprozesses gering, so dass auch dünne<br />
Bauteile gefügt werden können. Insbesondere das Fügen der heißrissempfindlichen Al-<br />
Legierungen der 6xxx-Reihe stellt eine Herausforderung an den Laserstrahlschweißprozess<br />
dar. Ein technischer Freiheitsgrad, den das gepulste Laserstrahlschweißen gegenüber dem<br />
kontinuierlichen Schweißen aufweist, ist die Pulsformung. Bestehende Arbeiten konnten<br />
zeigen, dass durch die Veränderung der Pulsform die Erstarrung direkt manipuliert werden<br />
kann. Dabei wird meist auf eine experimentelle Parameterfindung zur Bestimmung der<br />
Pulsform zurückgegriffen. Um eine optimale Pulsform zu erhalten, wird in diesem Projekt<br />
folgender Ansatz verfolgt: Durch die Entwicklung eines numerischen Modells zur<br />
Rekonstruktion des Schweißprozesses soll in Abhängigkeit der Erstarrungsgeschwindigkeit<br />
eine optimierte Pulsform berechnet werden. Die kritische Erstarrungsgeschwindigkeit soll<br />
einerseits aus dem Modell und andererseits aus Hochgeschwindigkeitsaufnahmen<br />
verschiedener Quellen bestimmt werden. Dabei kann gezeigt werden, dass die<br />
Erstarrungsgeschwindigkeit eine geeignete Größe ist. Durch Justierung der Laserstrahlquellen<br />
kann die so ermittelte Pulsform ausgegeben und mit dem bestehenden Stand der Technik<br />
verglichen werden. Die so gewonnenen Erkenntnisse können zur Steigerung der<br />
Schweißgeschwindigkeit und damit der Wirtschaftlichkeit genutzt werden.
Seite 10 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.826 BR<br />
Stand der Technik<br />
2.1. Aushärtbare Aluminiumlegierungen<br />
2.1.1. Grundlegende Eigenschaften<br />
Aluminium ist ein Leichtbauwerkstoff, welcher aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften,<br />
guter Verformbarkeit und guter Verfügbarkeit in vielen verschiedenen Bereichen der Industrie<br />
zum Einsatz kommt.<br />
Die Eingruppierung von Aluminium kann anhand der Legierungselemente erfolgen. Die am<br />
häufigsten eingesetzten Elemente sind Kupfer (Cu), Mangan (Mn), Silizium (Si), Magnesium<br />
(Mg) und Zink (Zn). Durch das Zulegieren dieser Elemente lassen sich die Eigenschaften wie<br />
Festigkeit, Umformbarkeit und Korrosionsbeständigkeit verändern. Neben der Unterscheidung<br />
nach Legierungselementen lassen sich Aluminiumlegierungen auch nach der Art der<br />
Verarbeitung in Knet- und Gusslegierungen unterteilen [Dav93]. Aufgrund der hohen Mengen<br />
an Silizium (3 bis 20 %) besitzen Aluminiumgusslegierungen eine hohe Heißrissbeständigkeit<br />
und ein gutes Formfüllungs- und Fließvermögen [Roo02]. Das Element Silizium reduziert die<br />
Erstarrungsschrumpfungen, da es während der Erstarrung eine Volumenzunahme erfährt und<br />
so der Schrumpfung des Aluminiums entgegenwirkt [Mag01]. Bei den Aluminiumlegierungen<br />
spielt Festigkeitssteigerung durch Kornfeinung und Mischkristallhärtung lediglich eine<br />
untergeordnete Rolle [Dor98]. Die entscheidenden festigkeitssteigernden Mechanismen sind<br />
Kaltverformung (nur bei Raumtemperaturanwendungen) und Ausscheidungshärtung [Wei07].<br />
Daher werden Legierungen generell in aushärtbar und nicht aushärtbar unterschieden. Der<br />
Mechanismus der Ausscheidungshärtung ermöglicht es, einen Festigkeitsbereich von 50 bis<br />
700 N/mm 2 abzudecken [Dor98]. Der Aushärtungsmechanismus kann sowohl bei erhöhten<br />
Temperaturen von 120 bis 200 °C (Warmaushärtung), als auch bei Raumtemperatur<br />
(Kaltaushärtung) erfolgen [Row02]. In Abhängigkeit von der Legierungszusammensetzung,<br />
dem Grad der Kaltverfestigung sowie dem Wärmebehandlungszustand besitzen<br />
Aluminiumlegierungen bestimmte physikalische Eigenschaften:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Dichte ρ = 2,7 g/cm 3 (im Vergleich zu Stahl 7,8 g/cm 3 ) [Hes12]<br />
Vorteilhaftes Verhältnis von Festigkeit zur Dichte (hohe spezifische Festigkeit)<br />
Hohe Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu Stahl<br />
Hohe Duktilität und Zähigkeit im Vergleich zu Stahl<br />
Hohe Wärmeleitfähigkeit λ = 230 W/mK für Al 99,5 (im Vergleich zu niedriglegiertem<br />
Stahl 50 W/mK) [Mer03]<br />
Wärmeausdehnungskoeffizient α = 23,0 ⸱ 10 -6 /K bei 20 °C<br />
Schmelztemperatur von Aluminium TS = 660,2 °C<br />
Schmelztemperatur von Aluminiumoxid (Al2O3) TS = 2053 °C<br />
Siedetemperatur von Aluminium TV = 2470 °C [Pri86]<br />
Aufgrund dieser Eigenschaften haben sich Aluminiumlegierungen zunehmend als eine der<br />
wichtigsten Konstruktions- und Leichtbauwerkstoffe etabliert.
Seite 11 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.826 BR<br />
Aluminium-Knetlegierungen werden gemäß DIN EN 573-3 [DIN09] und der American<br />
Aluminium Association in Relation zu ihren Hauptlegierungselementen in acht<br />
Legierungsgruppen eingeteilt (Tabelle 2-1).<br />
Serie Hauptlegierungselement(e) Härtungsmechanismus Wichtige Eigenschaften<br />
1xxx – Kaltverfestigung Umformbarkeit<br />
2xxx Cu Ausscheidungshärtung Festigkeit<br />
3xxx Mn Kaltverfestigung Korrosionsbeständigkeit<br />
4xxx Si Kaltverfestigung Umformbarkeit<br />
5xxx Mg Kaltverfestigung Korrosionsbeständigkeit<br />
6xxx Mg + Si Ausscheidungshärtung Umformbarkeit<br />
7xxx Zn Ausscheidungshärtung Festigkeit<br />
8xxx – Ausscheidungshärtung Festigkeit<br />
Tabelle 2-1: Serien von Aluminiumknetlegierungen [DIN09, Wei 07]<br />
Aluminiumlegierung der 6xxx-Serie sind dabei von besonderem Interesse für Gehäuse für<br />
elektronische Baugruppen und Kühler verwendet. Zum Vergleich werden in diesem Bericht die<br />
Untersuchungen auch Untersuchungen an der Legierung EN AW-7075 aufgeführt.<br />
Bei der Fertigung verschiedener Baugruppen in unterschiedlichen Bereichen kommt dem<br />
Fügen durch Schweißen eine besondere Bedeutung zu. Die Anwendungsgebiete sind dabei<br />
breit gefächert und reichen von Schweißen der Karosseriebauteile aus Aluminium im<br />
Automobilbereich, über Schiffsbau, Fahrradrahmen bis zum Flugzeugbau. Dabei werden<br />
besonders in der Automobilindustrie Legierungen der 6xxx-Serie verwendet. Als wichtigster<br />
Konstruktionswerkstoff kommt Aluminium im Flugzeugbau eine besondere Bedeutung zu.<br />
Auch hier hat seit ca. 15 Jahren das Laserstrahlschweißen Einzug gefunden. Dadurch wurde<br />
das bislang vorherrschende Nieten zunehmend ersetzt [Enz12]. Im Rahmen des gepulstem<br />
Laserstrahschweißen werden diese Legierungen für das Fügen sogenannter „Housing-<br />
Bauteile“ verwendet.<br />
Aluminiumlegierungen weisen im Gegensatz zu un- und niedriglegierten Stählen keine<br />
polymorphen Erscheinungen auf. Für die resultierenden Werkstoffeigenschaften sind also<br />
allein die Erstarrungsbedingungen verantwortlich [Dor98]. Bei ausscheidungshärtenden<br />
Legierungen lassen sich durch eine legierungsspezifische Wärmebehandlung die<br />
mechanischen Eigenschaften des Ausgangszustandes wiederherstellen [Cie88].<br />
Auch Aluminiumlegierungen weisen eine hohe Affinität zu Sauerstoff (O) auf und bilden somit<br />
eine dünne Oxidschicht aus Al2O3. Diese dichte, festhaftende, elektrisch nicht leitfähige Schicht<br />
bringt besonders durch ihre hohe Schmelztemperatur von 2053 °C Herausforderungen beim
Seite 12 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.826 BR<br />
Schweißen mit sich. Die hohe Wärmeleitfähigkeit der Aluminiumlegierungen von 240 W/mK<br />
erfordert, trotz der niedrigen Schmelztemperatur von 660 °C, eine hohe und konzentrierte<br />
Wärmezufuhr [Sch02]. Der im Vergleich zu niedriglegierter Stahl um Faktor zwei größere<br />
Wärmeausdehnungskoeffizient erschwert besonders beim Schweißen von dünnen Blechen<br />
die Einhaltung von Toleranzen aufgrund von Verzug [Dil05]. Aluminiumlegierungen neigen<br />
beim Schmelzschweißen zur Bildung von Poren. Ein Grund dafür ist die sprunghafte<br />
Verringerung der Löslichkeit von Gasen beim Übergang vom schmelzflüssigen in den festen<br />
Zustand [Alt13, Thi73]. Vor allem Wasserstoff hat in der Aluminiumschmelze eine hohe<br />
Löslichkeit welche sich in Abhängigkeit der Legierungselemente beeinflussen lässt. Im Falle<br />
der EN AW-6082 mit den Hauptlegierungsbestandteilen Magnesium und Silizium wirken diese<br />
entgegengesetzt. Magnesium fördert die Löslichkeit wohingegen Silizium senken lässt<br />
[Any95]. In Folge der niedrigen Viskosität und Oberflächenspannung besteht beim<br />
Schmelzschweißen eine erhöhte Durchbruchgefahr der Schmelze, also ein Austropfen der<br />
Schmelze beim Durchschweißen von Blechen, sowie der Bildung von Schweißspritzern und<br />
Schmelzbadauswürfen [Bac14, Sch13]. Aufgrund der niedrigen Absorption von nur 12 %, bei<br />
einem üblichen Nd:YAG Laser mit einer Wellenlänge von 1064 nm, muss beim<br />
Laserstrahlschweißen mit hohen Intensitäten entgegengewirkt werden [Ber13, Hip20]. Damit<br />
erhöhen sich Energiekosten und Investitionsaufwand. Neben der Einkopplung des<br />
Laserstrahls werden im nächsten Kapitel weitere Grundlagen für den Prozess des<br />
Laserstrahlschweißens von Aluminiumlegierungen beleuchtet.<br />
2.1.2. Gefügeaufbau und -struktur<br />
2.1.3. Gefügeentwicklung im Erstarrungsprozess<br />
Bei der Erstarrung von Aluminiumlegierungen kann es zur Bildung von Heißrissen kommen.<br />
Die Erstarrungsbedingungen und das daraus resultierende Gefüge haben Einfluss auf die<br />
Heißrissbildung. In diesem Abschnitt werden daher ausgewählte Zusammenhänge der<br />
Erstarrung erläutert, die für die Heißrissbildung beim gepulsten Laserstrahlschweißen von<br />
Bedeutung sind.<br />
Die Elemente der Aluminiumlegierungen haben in der Schmelze und dem Festkörper eine<br />
unterschiedliche Löslichkeit. Während der Erstarrung können die wachsenden<br />
Aluminiummischkristalle nur einen begrenzten Gehalt an Legierungselementen lösen.<br />
Dadurch sammeln sich in der Restschmelze vor der Erstarrungsfront zunehmend<br />
schmelzpunktherabsenkende Elemente an [Sah99]. Die Folge davon sind<br />
Entmischungsvorgänge während der Erstarrung, welche ein inhomogenes Gefüge erzeugen<br />
können. Dieser Prozess wird als Seigerung bezeichnet [Sah99]. Aufgrund ihrer veränderten<br />
chemischen Zusammensetzung erstarrt die Schmelze bereits teilweise vor Erreichen der<br />
Solidustemperatur. Dieses Gebiet der Konzentrationsverschiebung wird als Zone der<br />
konstitutionellen Unterkühlung bezeichnet. Diese tritt ausschließlich bei Legierungen auf und<br />
wird im Folgenden erläutert.