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2022<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Dauerfeste Litze-Ableiter-<br />
Verbindungen mit<br />
verbesserten elektrischen<br />
Eigenschaften mittels<br />
Magnetimpulsschweißen
Dauerfeste Litze-Ableiter-<br />
Verbindungen mit verbesserten<br />
elektrischen Eigenschaften<br />
mittels<br />
Magnetimpulsschweißen<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 20.813 N<br />
DVS-Nr.: 05.3153<br />
Universität Kassel<br />
Institut für Produktionstechnik und Logistik<br />
Fachgebiet Trennende und Fügende<br />
Fertigungsverfahren<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 20.813 N / DVS-Nr.: 05.3153 der Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die<br />
AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des<br />
Deutschen Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2022 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 568<br />
Bestell-Nr.: 170678<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-568-2<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Schlussbericht vom 03.05.2023<br />
zu IGF-Vorhaben Nr. 20.813 N<br />
Thema<br />
Dauerfeste Litze-Ableiter-Verbindungen mit verbesserten elektrischen Eigenschaften mittels<br />
Magnetimpulsschweißen<br />
Berichtszeitraum<br />
01.02.2020 – 31.10.2022<br />
Forschungsvereinigung<br />
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
Forschungseinrichtung(en)<br />
Forschungseinrichtung:<br />
Universität Kassel<br />
Institut für Produktionstechnik und Logistik<br />
Fachgebiet Trennende und Fügende Fertigungsverfahren (tff)<br />
Kurt-Wolters-Straße 3, 34125 Kassel
Seite 6 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.813 N<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Thema 1<br />
Berichtszeitraum 1<br />
Forschungsvereinigung 1<br />
Forschungseinrichtung(en) 1<br />
Förderhinweis und Danksagung 3<br />
Kurzzusammenfassung des Forschungsvorhabens 4<br />
Inhaltsverzeichnis 6<br />
Abbildungsverzeichnis 8<br />
Tabellenverzeichnis 13<br />
Angaben zu den aus der Zuwendung finanzierten Ausgaben 14<br />
Verwendung der Zuwendungen durch die Forschungseinrichtung 16<br />
Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit 18<br />
Wissenschaftlich-technischer und wirtschaftlicher Nutzen der Forschungsergebnisse für kleine<br />
und mittelständige Unternehmen 19<br />
Möglicher Beitrag zur Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der KMU und<br />
Aussagen zur voraussichtlichen Umsetzung 19<br />
Einschätzung der Realisierbarkeit des vorgeschlagenen und aktualisierten<br />
Transferkonzepts 20<br />
Einleitung und Motivation des Forschungsvorhabens 22<br />
Wirtschaftliche Bedeutung der angestrebten Forschungsergebnisse für KMU 25<br />
Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der KMU 27<br />
Stand der Forschung und Entwicklung 27<br />
Vorarbeiten 31<br />
Arbeitshypothesen 33<br />
Lösungsweg 34<br />
Bearbeitungsschritte 35<br />
AP1: Erweiterung und Aktualisierung der Fügepartnerauswahl 35<br />
AP2: Ermittlung der Prozessparameter und der Einflussgrößen 36<br />
AP3: Analyse der Verbindungseigenschaften 37<br />
AP4: Ermittlung der Betriebssicherheit und der Langzeiteigenschaften 38<br />
AP5: Beurteilung der Einsetzbarkeit der aktiven Thermografie zur Qualitätssicherung 39<br />
AP6: Fertigung und Untersuchung der Verbindungseigenschaften von Funktionsmustern<br />
und Benchmark mit weiteren Schweißverfahren 40
Seite 7 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.813 N<br />
AP7: Dokumentation und Berichterstattung 41<br />
Bearbeitung von AP 1 42<br />
Bearbeitung der AP 2 und 3 45<br />
Entwicklung eines geeigneten Versuchsaufbaus für Litzenkabel-Ableiterverbindungen 45<br />
Positionierung von Litzenkabel und Ableiter 47<br />
Analyse der Kompaktierung der hergestellten Litze-Ableiter-Verbindungen 49<br />
Mechanisch-technologische und elektrische Charakterisierung der Litzenkabel-Ableiter-<br />
Verbindungen 56<br />
Metallografische Charakterisierung der Litzenkabel-Ableiter-Verbindungen 75<br />
Bearbeitung von AP 4 83<br />
Methodisches Vorgehen 83<br />
Prüfung Ofenauslagerung 83<br />
Prüfung Spitzenströme 86<br />
Fazit der Langzeituntersuchungen MPW geschweißter Litzenkabel-Ableiter-Verbindungen<br />
90<br />
Bearbeitung von AP 5 92<br />
Thermogramme 12 mm 96<br />
Thermogramme 2X mm 97<br />
Fazit und Ausblick zum Einsatz der Thermografie für mittels MPW hergestellte Litze-<br />
Ableiter-Verbindungen 98<br />
Bearbeitung von AP 6 100<br />
Herstellung der Demonstratoren 102<br />
Charakterisierung der 25 mm² Verbindungen 105<br />
Fazit und Ausblick der bewerteten Demonstratoren 112<br />
Bearbeitung von AP 7 113<br />
Geplante und durchgeführte Maßnahmen während der Projektlaufzeit 113<br />
Geplante spezifische Transfermaßnahmen nach Abschluss des Vorhabens 114<br />
Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den Zielen 116<br />
Literaturverzeichnis 118
Seite 22 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.813 N<br />
Einleitung und Motivation des Forschungsvorhabens<br />
Litze-Ableiter-Verbindungen elektrischer Kontaktierungen werden aktuell insbesondere durch<br />
die Verfahren des Ultraschallschweißens (US) und des Widerstandspunktschweißens (RSW)<br />
hergestellt. Dabei zeigt sich häufig, dass die im Bereich der Elektromobilität seitens der<br />
Hersteller und deren Zuliefern geforderten artfremden Aluminium(Al)-Kupfer(Cu) -<br />
Verbindungen, wie auch artgleiche Al-Al- und Cu-Cu-Verbindungen, die Fügetechnik vor große<br />
Herausforderungen stellen. In der industriellen Praxis zeigen sich hier vor allem Probleme<br />
bezüglich der Querleitfähigkeit (Al-Litzen), unvollständig angebundenen Litzenquerschnitten,<br />
potentielle Korrosionsstellen durch nicht vorhandene Stoffschlüssigkeit der Fügeverbindung<br />
oder die Notwendigkeit von Hilfsstoffen (Al-Al, RSW) (Abbildung 1).<br />
Abbildung 1: Unterschiedliche Schweißverfahren zur Hestellung von Litze-Ableiter-Verbindungen:<br />
a) Al-Al, US; b) Al-Cu, US; c) Cu-Cu, US; d) Al-Al mit Cu-Hilfswerkstoff, RSW<br />
Bei den in der industriellen Praxis außerdem häufig verwendeten, klassischen Crimp-, Schraubund<br />
Klemmverbindungen zeigt sich das Kriechverhalten des Al-Werkstoffes als problematisch,<br />
das zu einem vorzeitigen Versagen der Verbindung führt und die Betriebssicherheit gefährdet.<br />
Des Weiteren sorgt die Oxidschicht-Bildung bei Aluminium an Atmosphäre für eine<br />
verschlechterte elektrische Leitfähigkeit und es kann (vor allem bei form- und kraftschlüssigen<br />
Verbindungen) zu einem Ausfall in Folge von Reibkorrosion im Fügebereich kommen. Der<br />
Aspekt der Querleitfähigkeit der einzelnen Litzen untereinander ist deshalb besonders bei Al-<br />
Litzen zu beachten. Bei der Anwendung des RSW mit Al-Werkstoffen ist außerdem ein<br />
Verkleben der Elektroden durch den zu fügenden Werkstoff zu beobachten. Im Bereich der<br />
klassischen Verbindungstechnik wird diesen speziellen Anforderungen mit einem aufwendigen<br />
Design und anspruchsvollen Montagevorschriften begegnet, zum Teil mit Zusatzwerkstoffen
Seite 23 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.813 N<br />
und Hilfsmitteln zur Erhöhung der Prozessstabilität (vgl. Fronius Deltaspot, [FRO11]). Aus<br />
diesem Grund und durch die Forderung der Industrie nach elektrischen Kontaktierungen, die die<br />
Vorteile der jeweiligen Werkstoffe ausnutzen (z.B. Al: Gewichtsersparnis, Cu: Verringertes<br />
Kriechvermögen), soll im Laufe des Projektes sowohl auf artgleiche Al-Al- und Cu-Cu-<br />
Verbindungen sowie auf Al-Cu-Mischverbindungen eingegangen werden. [LIS06], [PFI17],<br />
[ARO05]<br />
Im Bereich von Al-Cu-Mischkontaktierungen kommen hierbei besondere Anforderungen an die<br />
eingesetzten Fügeverfahren zum Tragen. Diese sind insbesondere:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
niedrige Fügetemperaturen zur Begrenzung der Bildung intermetallischer Phasen<br />
(spröde, schlechte Leitfähigkeit mech. Versagen, elektr. Verluste)<br />
kurze Fügezeiten (hohe Ausbringung, kurze Taktzeiten, hohe Werkzeugstandzeiten)<br />
keine / vernachlässigbare Beschädigung der Bauteiloberflächen (bereits isolierte<br />
Bauteile)<br />
Dauerfestigkeit der Verbindung (Beständigkeit gegen Vibrationen)<br />
Hohe Querleitfähigkeit (insbesondere der Al-Litzen untereinander)<br />
Diese Anforderungen werden von den aktuell eingesetzten Fügeverfahren nicht oder nur<br />
unzureichend erfüllt. Bei der Anwendung des US kommt es zu verringerten mechanischen<br />
Festigkeiten bei Temperaturwechseln und Langzeitbelastung. Außerdem sind Aussagen zur<br />
Qualitätssicherung im Prozess kaum möglich. Im Bereich der Schmelzschweißverfahren und<br />
der Lötverbindungen kommt es aufgrund der prozessbedingt hohen Temperaturen zur Bildung<br />
spröder intermetallischer Phasen, die die Verbindungseigenschaften sowohl mechanisch als<br />
auch elektrisch negativ beeinflussen. [RES15], [BRA15], [SOL14], [BRA16], [BRA94]<br />
An dieser Stelle kann das Magnetimpulsschweißen (MPW) als wärmearmes und<br />
stoffschlüssiges Fügeverfahren seine Vorteile ausspielen. Dabei ist zum einen der fehlende<br />
Temperatureintrag in die Fügepartner zu nennen („wärmearmes Schweißverfahren“) wie auch<br />
die berührungslose Wirkweise, die zu langen Standzeiten der Werkzeuge (vgl. z.B.<br />
Elektrodenverschleiß beim RSW) führt. Als weiterer Vorteil kann der Verzicht auf Hilfs- und<br />
Zusatzstoffe und die reduzierte Arbeitsplatzbelastung durch Rauche, Gase oder Verblendung<br />
angeführt werden. Gleichzeitig können durch MPW stoffschlüssige Verbindungen erzielt<br />
werden, die die geforderten mechanisch-technologischen Anforderungen erfüllen können (z.B.<br />
Querleitfähigkeit der Al-Litzen, vollflächige Anbindung über den gesamten Querschnitt).<br />
[KAP15]<br />
Die Notwendigkeit dieser Verbindungen und der damit einhergehenden Fügeprozesse ergibt<br />
sich durch die gesetzlich vorgeschriebenen CO 2-Reduzierungen im Automotive-Bereich, die die
Seite 24 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.813 N<br />
Hersteller zum einen vermehrt zur Umsetzung von Leichtbaukonzepten zur Gewichts- und<br />
Kostenreduktion zwingen. Zum anderen wird durch den Einsatz von Hybrid- und<br />
Elektrofahrzeugen versucht, den für die gesetzlichen Vorgaben maßgeblichen Flottenausstoß<br />
zu senken. Die steigende Elektrifizierung der Fahrzeuge geht dabei mit einer Erhöhung des<br />
Fahrzeuggewichtes einher, da zusätzliche Komponenten wie elektrische Speichertechnik und<br />
Elektromotoren verbaut werden müssen. Dies wird beim Vergleich der Kupferanteile<br />
unterschiedlicher Antriebskonzepte deutlich (Abbildung 2). Diese Entwicklung kommt besonders<br />
bei Fahrzeugen mit hybriden Antriebskonzepten durch den Einsatz zweier Antriebstechnologien<br />
zum Tragen und widerspricht dem eigentlichen Ziel der Leichtbaukonzepte. An dieser Stelle<br />
wird durch die Substitution von Kupfer durch Aluminium versucht, eine Gewichtseinsparung (bis<br />
50%) zu erzielen. [KAM13], [GUD15], [GUD18]<br />
Abbildung 2: Kupferanteile unterschiedlicher PKW-Antriebssysteme [DEU18]<br />
Um bei höheren Fahrzeuggewichten die durch den Kunden geforderten Fahrleistungen (wie<br />
Geschwindigkeit und Beschleunigung) erfüllen zu können, werden hohe (elektrische)<br />
Leistungen benötigt. Daraus ergeben sich hohe Spannungen (>400V) und elektrische Ströme<br />
(>300A), die im Bereich der Elektrotraktion im Fahrzeug übertragen werden müssen. Durch die<br />
hohen Betriebsspannungen und –ströme zeigt sich eine höhere Gefährdung im Bereich des<br />
Hochvoltbordnetzes, der durch zuverlässige und ausfallsichere Kontaktierungen begegnet<br />
werden muss. Die Erfüllung der gesteigerten Sicherheitsanforderungen, die an das<br />
Gesamtsystem und seine Bauteile gestellt werden, führt gleichzeitig zu einer Steigerung der<br />
Gebrauchstauglichkeit elektrisch angetriebener Fahrzeuge in der Gesellschaft [NAT17].<br />
Angesichts der höheren Masse der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge ist es umso wichtiger,<br />
die Effizienz des Antriebssystems zu verbessern. Hier kann seitens der elektrischen<br />
Verbindungstechnik bei den Übergangswiderständen angesetzt werden.<br />
Grundsätzlich stellt die Übertragung der für die Elektromobilität geforderten elektrischen<br />
Leistungen kein Problem dar. Im Bereich stationärer Anwendungen und im Bereich des<br />
öffentlichen Stromnetzes sind dies übliche Spannungshöhen und Stromstärken. Die<br />
Übertragung der Ströme auf mobile Anwendung (elektrische Fahrzeuge) ruft jedoch besondere