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Wir sind Ihr Partner. - Stora Enso

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<strong>Wir</strong> <strong>sind</strong> <strong>Ihr</strong> <strong>Partner</strong>.<br />

Zeit, dass wir uns kennenlernen.<br />

Um die Versorgung unserer Werke zu sichern,<br />

<strong>sind</strong> die Einkäufer unserer Beschaffungsorganisation<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Wood Supply Continental<br />

Europa (WSCE) im Einsatz – als Bindeglied<br />

zwischen Wald und Werk. Sie schaffen damit<br />

die Voraussetzung für eine stabile Geschäftsbeziehung:<br />

Das partnerschaftliche Miteinander<br />

von <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> und seinen Holzlieferanten.<br />

Vielleicht gehören Sie schon bald dazu?<br />

Unsere Hauptsortimente:<br />

Sägerundholz<br />

Fichte (3 / 4 / 5 m),<br />

Kiefer (2,45 / 3 / 4 m)<br />

Schleifholz<br />

Fichte, Kiefer,<br />

Pappel (2 – 6 m)<br />

<strong>Ihr</strong>e Vorteile beim Holzverkauf<br />

• Angebot aller Einkaufsarten: Einkauf<br />

frei Waldstraße, frei Waggon verladen,<br />

frei Hafen, frei Werk, in Selbstwerbung/<br />

auf dem Stock<br />

• Persönlicher Kontakt vor Ort durch<br />

unsere kompetenten Außendienstmitarbeiter<br />

• Individuelle Beratung bei Waldpacht<br />

oder langfristigen Einschlagsverträgen<br />

Hackschnitzel<br />

Fichte, Pappel<br />

Industrieholz<br />

Buche (3 – 6 m)<br />

Profitieren Sie von den Vorteilen<br />

einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit.<br />

Um in Zukunft gemeinsam nachhaltige<br />

Erträge zu erwirtschaften.<br />

• Professionelle Holzernte-Einsatzplanung<br />

und -Durchführung<br />

• Schnelle Holzabfuhr<br />

• Transparente Abwicklung,<br />

schnelle Abrechnung und Bezahlung<br />

• Wettbewerbsfähige Preise<br />

Ob Hochglanz-Magazine, Tageszeitungen,<br />

Medikamentenverpackungen oder Bauholz<br />

fürs Eigenheim... An vielem, was zu unserem<br />

Alltag gehört, haben wir Anteil.<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>, ein integriertes Forstindustrieunternehmen,<br />

produziert Zeitungs-, Buchdruck-,<br />

Zeitschriften- und Büropapiere, Verpackungen<br />

und Schnittholzprodukte.<br />

<strong>Wir</strong> können den Markt bedienen, wenn der<br />

Nachschub in unsere Werke stimmt. Dafür<br />

brauchen wir zuverlässige Rohstofflieferanten.<br />

<strong>Ihr</strong>e Fichten, Kiefern, Buchen und Pappeln<br />

liefern uns das, was wir suchen: Sägerundholz,<br />

Schleifholz, Industrieholz und Biomasse.<br />

WSCE beschafft jährlich ca. acht Millionen<br />

Festmeter Holz in allen Waldbesitzarten und<br />

ist untergliedert in vier Einkaufsregionen:<br />

• Region West<br />

Einkaufsländer: Deutschland, Schweiz,<br />

Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg,<br />

Großbritannien<br />

• Region Südost<br />

Einkaufsländer: Österreich, Slowakei, Italien,<br />

Slowenien, Ungarn, Rumänien, Ukraine<br />

• Region Tschechien<br />

• Region Polen


2<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


VORWORT<br />

Liebe Leser,<br />

bisher, vierzehn Ausgaben lang, hat Sie an dieser Stelle Rickard Arnqvist begrüßt. Er war „ein<br />

Mann der ersten Stunde“ und lenkte wesentlich die Geschicke unserer Einkaufsorganisation<br />

Wood Supply Continental Europe (WSCE) mit. So initiierte er im Jahr 2001 auch unser<br />

Magazin Harvest und entwickelte es über die Jahre mit großem Engagement weiter. Nun stellt<br />

sich Rickard Arnqvist einer neuen Herausforderung – er leitet die Einheit Recovered Paper<br />

des Geschäftsbereichs Newsprint and Book Paper hier in Düsseldorf. Rickard Arnqvist hat<br />

uns „sein Baby“ anvertraut, und bei einem Resümee der letzten Jahre stellen wir erfreut fest:<br />

Das Kind hat sich prächtig entwickelt. Eine Studie über die Zufriedenheit unserer Lieferanten<br />

bestätigt: Harvest ist – gemeinsam mit unseren Einkäufern – die Visitenkarte von <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong><br />

Wood Supply Continental Europe. Gleichzeitig arbeiten wir am künftigen Konzept für unsere<br />

Unternehmenskommunikation. <strong>Wir</strong> wollen – entsprechend dem Wunsch vieler unserer<br />

Geschäftspartner – mehr Einblicke sowohl in den Konzern <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> als auch in unsere<br />

Einkaufsorganisation gewähren: „Was läuft in den <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Werken?“, „Wie hat sich unsere<br />

Einkaufsgesellschaft entwickelt und was <strong>sind</strong> unsere Ziele für die Zukunft?“ Wichtige Fragen, die<br />

in dieser Ausgabe Reinhard Moser, Leiter des größten Konzernsägewerkes im österreichischen<br />

Ybbs an der Donau, sowie Herbert Pircher, Leiter von Wood Supply Continental Europe,<br />

beantworten. Auch in Zukunft werden in Harvest regelmäßig erfahrene Praktiker aus unseren<br />

Werken sowie aus unserer Einkaufsgesellschaft zu Wort kommen.<br />

Unserem Harvest-Motto „Abenteuer Forstwirtschaft“ bleiben wir aber auch künftig treu:<br />

<strong>Wir</strong> dokumentieren aktuelle Vorgänge unserer Arbeitswelt auch weiterhin mit professionell<br />

recherchierten Texten und hochwertiger Fotografie. In dieser Ausgabe nimmt uns Frank<br />

Miebach, Reisender in Sachen Holzbrückenbau, mit zu seinem jüngsten, zukunftsweisenden<br />

Projekt in die Niederlande. Die Kollegen in Österreich zeigen uns, wie sie unter Einsatz<br />

moderner Holzerntetechnik mit Windwurfflächen in extrem steilem Gelände fertig werden.<br />

Thomas Richter, Mitglied der Geschäftsführung der DWS Investment GmbH, erklärt uns in<br />

seinem Gastkommentar den Wald als Anlage- und Renditeobjekt. Der Vor-Ort-Report zeichnet<br />

die Erfolgsgeschichte eines unserer Einkäufer im polnischen Kleinprivatwald nach. In<br />

„Meet the forest people“ beschreiben wir verschiedene Formen, das Holz für unsere Werke<br />

einzukaufen (frei Werk, frei Waldstraße, in Selbstwerbung) und treffen dabei Lieferanten, die<br />

von ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit „ihrem <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäufer“ berichten. Zum<br />

Schluss wollen wir Sie noch in Urlaubsstimmung versetzen und auf eine Reise mitnehmen:<br />

in die Nebelwälder von La Gomera.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Magnus Deinzer, Chefredakteur<br />

Magnus Deinzer arbeitet<br />

seit 200 bei <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong><br />

Wood Supply Continental<br />

Europe. Zuerst als Einkäufer in<br />

Nordbayern, ab 2003 als<br />

stellvertretender Regionalleiter<br />

im Regionalbüro München.<br />

Seit 2007 ist er für Forstliche<br />

Umwelt- und Zertifizierungs-<br />

fragen, Arbeitssicherheit<br />

& Gesundheitsschutz sowie<br />

Unternehmenskommunika-<br />

tion zuständig.<br />

3


I N H A LT<br />

harvest<br />

6<br />

8<br />

14<br />

20<br />

22<br />

24<br />

WALDTELEGRAMM<br />

Vermischtes: Holzbau-Master, Nageralarm,<br />

Heizen pro Klima ...<br />

DER BRÜCKENKOPF<br />

What wood can do: Wenn er baut –<br />

dann nur mit Holz. Harvest trifft Frank<br />

Miebach. Ein Kölner Bauingenieur mit<br />

einem Faible für Konstruktionen, die<br />

Hindernisse überwinden.<br />

HORT DES HOLZES<br />

Werksportrait: <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Sägewerk Ybbs,<br />

Österreich, Interview mit Werksleiter<br />

Reinhard Moser.<br />

SAGEN UND SÄGEN<br />

Ortsbegehung: Ybbs, das kleine Städtchen<br />

in Niederösterreich, genießt beste<br />

Donaulage. Ein Streifzug durch die<br />

Umgebung des Sägewerkes „<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong><br />

Timber Ybbs“.<br />

NEUE STRUKTUR –<br />

NEUE SCHLAGKRAFT<br />

Nachgefragt: Interview mit Herbert<br />

Pircher, Leiter von Wood Supply<br />

Continental Europe, über die<br />

Reorganisation des <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-<br />

Holzeinkaufs in Zentraleuropa.<br />

DREI GEWINNT<br />

Treffpunkt Wald: Ein bedeutender Papier-,<br />

Karton- und Schnittholzhersteller<br />

benötigt Holz. Viel Holz. Rund um die<br />

Uhr. Ob „frei Werk“, „frei Waldstraße“<br />

oder „in Selbstwerbung“. Harvest zu Gast<br />

bei drei Holzlieferanten in Deutschland,<br />

um die drei Säulen der Holzbeschaffung<br />

der <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkaufsorganisation<br />

WSCE kennenzulernen.<br />

34<br />

40<br />

42<br />

44<br />

ABENTEUER STEILHANG<br />

Logistik: Projekt Sturmholzaufarbeitung<br />

am Steilhang. Holzernte<br />

unter extremen Bedingungen in<br />

Niederösterreich.<br />

WALD AUF WACHSTUMSKURS<br />

Gastkommentar: Thomas Richter,<br />

Mitglied der Geschäftsführung der<br />

DWS Investment GmbH und Leiter<br />

DWS ACCESS, über einen Exoten im<br />

Investmentbereich.<br />

DIE PRIVATEN KOMMEN<br />

Vor Ort Report: Neben den guten<br />

Geschäftsbeziehungen zum polnischen<br />

Staatsforst versucht Wood<br />

Supply Polska, nun auch mit Polens<br />

rar gesäten Privatwaldbesitzern ins<br />

Geschäft zu kommen.<br />

GOTTES ATEM –<br />

IM NEBELWALD VON<br />

LA GOMERA<br />

Entdeckungsreise: La Gomera - Insel<br />

der Glückseligen. Dieter Scriba,<br />

passionierter Diplom-Biologe und<br />

Naturwanderer zeigt uns „seine“<br />

Insel.<br />

4 HARVEST MAGAZIN 5/08


http://www.storaenso.com/wsce<br />

5


DEUTSCHLAND + + + HOLZBAU-MASTER Gut ausgebildete<br />

Architekten im Bereich des Holzbaus <strong>sind</strong> gefragt. Die Hochschule<br />

Rosenheim reagiert und plant einen neuen Masterstudiengang<br />

– „Holzbau“ für diplomierte Architekten und Innenarchitekten.<br />

Der Bedarf an Fachleuten ist groß – da <strong>sind</strong> sich die <strong>Wir</strong>tschaft<br />

und die Mitarbeiter des Projektes einig. Ziel des anwendungsorientierten<br />

Aufbaustudiums ist es, Hochschulabsolventen<br />

aus dem Bereich Architektur oder ähnlichen Fachgebieten<br />

die Möglichkeit einer Spezialisierung auf den Umgang mit<br />

Holz zu geben. Besonderes Augenmerk will man auf neue<br />

technische Entwicklungen und moderne betriebswirtschaftliche<br />

und organisatorische Methoden des Holzbaus legen. Der<br />

Studiengang schließt mit einem Master of Engineering ab und<br />

wird voraussichtlich zum Wintersemester 2008/09 angeboten.<br />

www.fh-rosenheim.de<br />

ÖSTERREICH + + + HEIZEN PRO KLIMA Die Klimadebatte<br />

ist allzeit gegenwärtig: CO 2-Emissionen tragen wesentlich zur<br />

Klimaerwärmung, dem so genannten Treibhauseffekt, bei.<br />

Dabei bleibt die Raumwärme eines der größten Sorgenkinder.<br />

Die österreichische Klimastrategie zur Reduzierung der<br />

Raumwärme lautet: Bezuschussung privater Haushalte,<br />

die sich für eine Holzheizung entscheiden. Hackgut- oder<br />

Stückholzheizungen werden mit EUR 400,-, mit Holzpellets<br />

befeuerte Anlagen mit EUR 800,- gefördert. Voraussetzung: Die<br />

Heizungen müssen das Österreichische Umweltzeichen tragen.<br />

Befristet ist die Förderaktion vom . April bis 3 . Oktober 2008.<br />

Das Fördervolumen von EUR 8,8 Millionen kommt aus dem<br />

Klima- und Energiefonds (KLI.EN). Laut Prognose sollen durch<br />

die Maßnahme in den nächsten 20 Jahren 2,4 Millionen Tonnen<br />

CO 2 eingespart werden. http://umwelt.lebensministerium.at<br />

+ + + PAPIERINDUSTRIE FORDERT KOSTENENTLASTUNG<br />

Austropapier, die Vereinigung der österreichischen Papierindustrie,<br />

kritisiert die Ökostrom-Politik im eigenen Land.<br />

Die bisherigen Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren<br />

Energien wären bisher zu einseitig auf Kosten der<br />

Papierindustrie verlaufen. So fordert man eine rasche Deckelung<br />

der Kosten für höchstbelastete Betriebe, EU-Konformität<br />

bei den Förderbedingungen von Ökostromerzeugung aus<br />

Biomasse-Lauge und die Sicherung der Holzversorgung<br />

ihrer Betriebe durch Mobilisierung zusätzlicher Biomasse.<br />

Andernfalls sei die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe gefährdet.<br />

6<br />

+++WALDTELEGRAMM+++<br />

Stein des Anstoßes ist die Diskussion über die Novellierung<br />

des Ökostromgesetzes. Den Forderungen schlossen sich auch<br />

der Technische Vorstand, Helmut Sageder von SCA Graphic<br />

Laakirchen AG, und Kurt Maier, Vorstandsdirektor der Zellstoff<br />

Pöls AG, an. Auch sie fordern eine schnelle Umsetzung der<br />

Forderungen von Austropapier. http://www.austropapier.at<br />

FRANKREICH + + + LASER RETUSCHIERT WALDDICKICHT<br />

Ein entscheidender Schritt für die Waldarchäologie. Erstmals<br />

wurde mit dem Forêt-de-Haye, 300 Kilometer östlich von Paris,<br />

ein .000 Hektar großer Wald bis in die Tiefe von 600 Metern<br />

vermessen. Möglich macht das ein neues System namens Lidar<br />

(Light Detection and Ranging), das mithilfe von Lasern ein<br />

digitales Modell des Waldes anfertigt. Bäume und Unterholz<br />

werden dabei einfach „weggefiltert“. Gefunden wurden dabei<br />

Grenzen ehemaliger landwirtschaftlicher Parzellen, Reste von<br />

Römerstraßen, alte Mauern, Hügel, Terrassen und Gräber aus<br />

gallo-römischer oder mittelalterlicher Zeit.<br />

POLEN + + + IM OSTEN VIEL NEUES Niedrige Inflationsrate,<br />

stabiles Wachstum: Polens <strong>Wir</strong>tschaft brummt und auch der<br />

Forstsektor befindet sich im Aufschwung. Dem trägt die<br />

DREMASILESIA-MEBELTECHEXPO Rechnung. Auf der Messe<br />

für Möbel und Holz verarbeitende Maschinen und Werkzeuge<br />

(3. bis 5. Oktober in Kattowitz) werden bis zu 30.000 Besucher<br />

erwartet. Bislang haben sich Aussteller aus Polen, Tschechien,<br />

Deutschland, der Ukraine und der Slowakei angemeldet.<br />

International Katowice Fair Ltd.<br />

TSCHECHIEN + + + TSCHECHIEN IM TREND Die steigenden<br />

Energiepreise, der Wille zur Verbesserung des Weltklimas und<br />

die von der EU auferlegte Norm, bis 20 0 etwa 8 Prozent des<br />

Bruttostromverbrauchs durch erneuerbare Energien zu gewinnen,<br />

bringen Bewegung in die Energiepolitik Tschechiens.<br />

Durch die am 0 .0 .2008 eingeführte Umweltsteuer werden<br />

nichtalternative Energiequellen zusätzlich belastet. Das betrifft<br />

Erdgas, Kohle und Elektrizität (falls sie nicht aus erneuerbaren<br />

Quellen stammt). Gleichzeitig wurde die Mehrwertsteuer für<br />

Brennholz, Holzschnitzel, -pellets und -briketts von 9 Prozent auf<br />

9 Prozent gesenkt. Energiegewinnung aus Holz wird damit<br />

günstiger und soll der Biomasse-Produktion in Tschechien deutlichen<br />

Vorschub leisten. http://www.tschechien-online.org<br />

IMPRESSUM<br />

Magazin Harvest, Ausgabe Nr. 5, Ein Magazin von <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Wood Supply Continental Europe Herausgeber: Magnus Deinzer, magnus.deinzer@storaenso.com<br />

Chefredakteur: Magnus Deinzer Redaktion: Markus Bullik, Markus Heinbach, Ravi Karmalker Foto: Markus Bullik Photography Design: Markus Heinbach, Neue Reklame<br />

Text: Ravi Karmalker, Journalismus & Public Relations Lektorat: Rüdiger Müller, Heidi Kohlwes, Annette Gentz Redaktionsbüro Harvest: c/o <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Wood Supply<br />

Continental Europe, Moskauer Straße 27, 40227 Düsseldorf Herstellung: WAZ Druck Papier: TERRAPRINT Gloss 30 g, ein opakes Feinpapier von <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>, Kabel Auflage:<br />

Deutschland: 9.500 Expl., Österreich: 4.400 Expl., Frankreich: .000 Expl., Polen: 200 Expl., Tschechien: .000 Expl. Kontakt: harvest.magazin@storaenso.com<br />

www.storaenso.com/wsce<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


06 HARVEST MAGAZIN 7


What Wood Can Do DER BRÜCKENKOPF<br />

Der Brückenkopf<br />

Amsterdam Airport Schiphol. Flug KL 2006 aus Paris. Soeben gelandet. Minuten später:<br />

Die gläsernen Türen öffnen sich, Passagiere strömen in den Ankunftsbereich. Dann<br />

kommt Frank Miebach mit leichtem Gepäck durchs Gate, Handy linker Hand, die Laptop-<br />

tasche über der Schulter. So sieht er also aus – ein Weit- und Weltreisender in Sachen Brü-<br />

ckenbau. Harvest trifft den Kölner Bauingenieur mit Faible für Konstruktionen, die Hinder-<br />

nisse überwinden, in den Niederlanden. Nicht von ungefähr, denn die Holländer an sich<br />

<strong>sind</strong> mutigen, unkonventionellen Projekten gegenüber besonders aufgeschlossen. Da muss<br />

Miebach gar nicht lange Brücken schlagen und für seinen bevorzugten Werkstoff werben,<br />

denn: Wenn er baut, dann nur mit Holz.<br />

8<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Tragende Kraft: Hohlkasten-<br />

brücke, 117 Meter lang,<br />

3 Meter breit, über die hol-<br />

ländische Ijssel bei Ijsselstein,<br />

Niederlande.<br />

9


What Wood Can Do DER BRÜCKENKOPF<br />

S-förmig dem Himmel ent-<br />

gegen: Immer häufiger set-<br />

zen öffentliche Bauherren<br />

neben Beton und Stahl auf<br />

den Naturbaustoff Holz.<br />

0<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


„Holz ist so unglaublich vielseitig verwendbar und überhaupt leistungsfähiger<br />

und wirtschaftlicher, als mancher glaubt. Dass es als nachwachsender Rohstoff<br />

konsequent nachhaltig ist, liegt ja auf der Hand.“<br />

Noch etwas Zeit für einen Kaffee, bevor es zum Ortstermin<br />

ins nahe gelegene Almere geht – zu einem<br />

seiner „Kinder“. Die Sonne flutet die Flughafenhalle,<br />

wie viele ihrer Art ein Monument aus Glas und Stahl. „Es<br />

ist ja nicht so“, sagt Miebach, „dass ich mich von Anfang<br />

an auf das Holz als Material eingeschossen hätte. Da war zu<br />

Anfang sogar eine große Affinität für Stahl.“ Wie kam der<br />

Sinneswandel? „Nach dem Abitur habe ich gleich mehrere<br />

Praktika gemacht“, erinnert er sich, „in einem Stahlbaubetrieb,<br />

einem für Holzbau und einem Kunststoff verarbeitenden<br />

Unternehmen. Letztendlich hat mich der Werkstoff<br />

Holz am meisten berührt. Weil er das meiste Leben hat, die<br />

meiste Emotionalität. Er ist warm, sympathisch und leicht<br />

zu bearbeiten.“ Ferienjobs in einer Zimmerei können ihn<br />

in seiner Überzeugung nur bestärken. Selbst der Zivildienst<br />

in einer waldreichen Einöde, Kettensägenlehrgang inklusive.<br />

Die Neugier auf den Werkstoff wächst und auf all das,<br />

was sich aus ihm machen lässt. „Holz ist so unglaublich<br />

vielseitig verwendbar und überhaupt leistungsfähiger und<br />

wirtschaftlicher, als mancher glaubt. Dass es als nachwachsender<br />

Rohstoff konsequent nachhaltig ist, liegt ja auf der<br />

Hand.“<br />

Frank Miebach belegt einen Ingenieurstudiengang an<br />

der Fachhochschule für Holzbau im oberbayerischen Rosenheim.<br />

Eine Adresse mit hervorragendem Ruf. Die Abschlussarbeit<br />

schreibt er über seine künftige Leidenschaft – über<br />

Holzbrücken – und hat schon bald einen Arbeitsvertrag in<br />

der Tasche: bei einem Holzbaubetrieb in Baden-Württemberg.<br />

Fünf Jahre verbringt er bei Schaffitzel in Schwäbisch<br />

Hall, wo man sich auf die Ausführung von Holzbrücken<br />

spezialisiert hat. „Da gibt es nur eine Handvoll gute Firmen<br />

in Deutschland. Holzbrückenbau, das ist hierzulande eine<br />

Orchideenwissenschaft. Schön, aber selten. Weshalb man<br />

auch im großen Radius aktiv werden muss.“ Miebach weiß,<br />

wo Deutschland holzlastig baut. „Im Süden zum Beispiel.<br />

Da gibt es eine starke Holzbautradition. Erfreulicherweise<br />

auch verstärkt im Osten. Allgemein aber gilt, je weiter man<br />

in die Alpenregion reinkommt, desto verbundener ist man<br />

dem Werkstoff Holz. Die Schweiz ist da so etwas wie das<br />

Mutterland.“


What Wood Can Do DER BRÜCKENKOPF<br />

Trotzdem steht nach fünf Jahren im Schwabenland seine<br />

Entscheidung fest: Frank Miebach kehrt zurück ins Rheinland<br />

und macht sich 2005 in Köln mit dem eigenen Ingenieurbüro<br />

und zwei Mitarbeitern selbstständig. Wo er inzwischen<br />

bis zu zwölf Projekte jährlich realisiert. Vom Entwurf<br />

über Planung und statische Berechnung bis zur Bauleitung<br />

und Koordination der einzelnen Gewerke. Mal macht Miebach<br />

alles, oder bei Bedarf nur einen Teil davon. Wie in Almere,<br />

wo er für die Projektbegleitung zuständig war: Entstanden<br />

ist eine blockverleimte Pylonbrücke, die sich vor<br />

uns in sanften, s-förmigen Wellen dem wolkenlosen Himmel<br />

entgegen streckt. 75 Meter lang, 3 Meter breit.<br />

Seine Auftraggeber, meist öffentliche Bauherren wie hier<br />

die Gemeinde Almere, profitieren von den gesammelten<br />

Erfahrungen. Und von Miebachs ungebrochenem Engagement<br />

für den Baustoff Holz. „Aber klar“, strahlt er, „ich<br />

bin und bleibe ein glühender Verehrer der Holzbrücke. Das<br />

hat in erster Linie sicher ästhetische Gründe. Holz hat seine<br />

ganz eigene Ästhetik. Dazu kommen die Argumente Ökologie<br />

und Nachhaltigkeit. Nehmen wir zum Beispiel eine<br />

andere Holzbrücke, die wir zur Bundesgartenschau 2007<br />

in Gera mitbetreut haben, 230 Meter lang. Da wurden 500<br />

Kubikmeter Holz verbaut und damit 550 Tonnen CO 2, weil<br />

Holz ist ja letztendlich gebundenes CO 2. Ein Aspekt, der<br />

in der Branche leider kaum berücksichtigt wird. Das zeigt<br />

– Holz ist als nachwachsender Rohstoff nachhaltiger und<br />

im Grunde, speziell bei Geh- und Radwegbrücken, im Vergleich<br />

zu Stahlbetonlösungen auch wirtschaftlicher.“ Um<br />

das Thema „Klimastudien“ kommt man nicht herum. Für<br />

Frank Miebach ein entscheidender Grund, einer noch verschwindend<br />

kleinen Holzbaulobby das Rückgrat zu stärken:<br />

„Der Stahlbau ist mit seinen Großunternehmen ganz anders<br />

strukturiert und aufgestellt, die Holzbauwelt wirkt da eher<br />

feingliedrig.“<br />

Zwei Tage später. <strong>Wir</strong> treffen uns wieder in Miebachs<br />

Büro. In der Kölner Lichtstraße. Und wirklich, die Sonne<br />

blinzelt auf die Pläne und Konstruktionszeichnungen an<br />

der Wand. Miebach ist auf dem Sprung, morgen mit dem<br />

Flieger nach Österreich, übermorgen wieder in den Niederlanden.<br />

Ein Rastloser, der Brücken schlägt. Aber so viel Zeit<br />

muss sein, denn das neueste Projekt, bei dem er die Bauleitung<br />

inne hat, ist ein besonderes. Spektakulär. Miebach:<br />

„Okay, dass Autos und Lkw über Holzbrücken fahren, ist<br />

längst nichts Besonderes mehr. Spannend ist die Größe des<br />

Objekts, an dem wir 400 Kubikmeter Holz verbauen.“ Eine<br />

blockverleimte Schwerlastbrücke im holländischen Sneek.<br />

Gewagt in der architektonischen Gestaltung, bahnbrechend<br />

in ihrer Technologie. Und in Timing und Vorgehensweise:<br />

Die Einzelteile der Brücke, die eine Bundesstraße über die<br />

Autobahn führt, werden knapp 100 Meter von der Baustel-<br />

02<br />

le entfernt zusammengefügt und dann als eine Einheit auf<br />

Spezialtransportern auf ihren eigentlichen Platz manövriert,<br />

um die Autobahn nicht sperren zu müssen. Ein Muss für<br />

Schaulustige. Dabei ist weitaus aufregender, dass hier innovative<br />

Technologie und Materialien die Brücke extrem massiv<br />

und belastbar machen. „Neu ist“, so Miebach, „dass das<br />

Holz acetyliert, das heißt vereinfacht, mit Essigsäure behandelt<br />

wird. Dadurch kommt es zu einem chemischen Prozess,<br />

in dem die Essigsäure das Wasser im Holz nahezu komplett<br />

ersetzt.“ Benutzt wird dafür ein an sich minderwertiges Kiefernholz<br />

aus Neuseeland. Minderwertig, aber mit einer sehr<br />

offenen Struktur, die die Aufnahme des Imprägniermittels<br />

begünstigt. „Das riecht man auch, der Essigsäure wegen duftet<br />

das wie ein Holz mit Salatdressing drauf. Aber das Erstaunlichste:<br />

Durch das Verfahren rutscht der Rohstoff laut<br />

Herstellerangaben in die Resistenzklasse eins. Die Oberliga<br />

sozusagen, vergleichbar mit bestimmten Tropenhölzern, die<br />

auch ewig halten.“ So soll und wird man in Sneek entsprechend<br />

lange seine Freude an dem ausgefallenen Bauwerk haben<br />

– sofern das Acetylierverfahren hält, was es verspricht.<br />

Und das, obwohl es nicht überbaut, also direkt der Witterung<br />

ausgesetzt ist. Ein Projekt mit Pioniercharakter, das den<br />

Weg für eine neue Holzbrückengeneration ebnen kann. Als<br />

Architekt zeichnet die niederländische Bürogemeinschaft<br />

Achterbosch/Onix verantwortlich, für den Holzbauentwurf<br />

das Büro Lüning. Auch alte Bekannte ziehen mit an einem<br />

Strang – sämtliche Brückenbauelemente werden in Schwäbisch-Hall<br />

geschnitten, gebohrt, spezial schicht- und blockverleimt.<br />

Von dem Spezialisten Schaffitzel, Miebachs ehemaligem<br />

und gut vertrautem Arbeitgeber, in dessen Auftrag<br />

er auch jetzt wieder agiert. Die Holzbauwelt ist eben klein<br />

– und fast familiär.<br />

Und die Zukunft? „Eine Holzbrücke über den Rhein, das<br />

wäre schon so ein Traum!“, lacht Miebach. <strong>Wir</strong>d er sich vor<br />

Aufträgen kaum retten können, wenn sich die gängigen<br />

Bedenken gegenüber Holzbrücken aufgrund des revolutionären<br />

Verfahrens verflüchtigen? „Das wäre fantastisch“,<br />

meint der Holzbrückenaktivist und lässt einen Stapel Unterlagen<br />

in seiner Tasche verschwinden. Der Trend geht zum<br />

Holz, und sein Ziel bleibt es, „dieser eher stiefmütterlich behandelten<br />

Brückengattung zum Durchbruch zu verhelfen,<br />

weil: Holzbrücken ermöglichen erfühlbare Begegnung.“<br />

Und überhaupt: „Ich glaube, Brückenbau fordert schon<br />

alle Ingenieure heraus und gilt nicht umsonst als Königsdisziplin.<br />

Weil sie am meisten die Belange der Statik verinnerlichen,<br />

der Urfertigkeit des Ingenieurs.“ Und wenn man<br />

dann noch so sinnlich wie Miebach an den Werkstoff geht,<br />

müssen die Brücken von morgen einfach aus Holz sein. Um<br />

die Menschen zu berühren.<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Brückenschlag in die Zu-<br />

kunft: Modell der blockver-<br />

leimten Schwerlastbrücke<br />

im holländischen Sneek.<br />

Das Holz wird acetyliert.<br />

Ein neuartiges Verfahren,<br />

das die Brücke extrem<br />

belastbar macht.<br />

„Okay, dass Autos und Lkw über Holzbrücken fahren, ist längst<br />

nichts Besonderes mehr. Spannend ist die Größe des Objekts, an dem wir<br />

400 Kubikmeter Holz verbauen.“<br />

3


Werksportrait HORT DES HOLZES<br />

4<br />

STORA ENSO-WERK YBBS, ÖSTERREICH<br />

H O R T D E S H O L Z E S<br />

Interview mit Werksleiter Reinhard Moser<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Vom Holz, da weiß man hier in Ybbs, in direkter Nachbarschaft zum Nibelungengau, manche Geschichten zu erzählen.<br />

War es doch trockenes Geäst, mit dem der heldenhafte Siegfried einst den Drachen bezwang. In den Feuer speienden<br />

Rachen geworfen, brannte es lichterloh und raubte dem Ungetüm die Kraft. Weniger dramatisch – trotzdem sagenhaft: Die<br />

Entwicklung des <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Standortes Ybbs. Sein Geheimnis liegt nicht nur in der verkehrstechnisch besonders günstigen<br />

Lage. Am österreichischen Standort weiß man auch, was man den Wäldern schuldig ist: So veredelt Ybbs den wertvollen<br />

Rohstoff Holz nach strengsten Richtlinien und Vorgaben in Sachen Umweltschutz und versorgt die internationalen Märkte<br />

mit qualitativ Hochwertigem – aus zertifizierten Forsten. Reinhard Moser, Leiter des <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Sägewerkes, dem größten<br />

des Konzerns, über Entwicklung, Status quo und Perspektiven des Standortes Ybbs.<br />

5


Werksportrait HORT DES HOLZES<br />

Reinhard Moser, 48, absolvierte die Fachschule für Holz- und Sägetechnik in Salzburg. Seit 1983 war er in verschiedenen Positionen<br />

tätig und seit ca. 15 Jahren ist er Betriebsleiter des <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Werkes Ybbs/Donau. Sein Tätigkeitsbereich umfasst Betriebsführung,<br />

Personalorganisation und -koordination sowie Ergebnisverantwortlichkeit.<br />

Herr Moser, <strong>Ihr</strong> Unternehmen ist einer der größten Arbeitgeber<br />

der Region. Wie hat es sich entwickelt? Reinhard Moser: Das<br />

Sägewerk Ybbs wurde 983 mit zwei Produktionslinien in Betrieb<br />

genommen. Anfangs waren 70 Mitarbeiter beschäftigt und es<br />

wurden ca. 350.000 Festmeter Rundholz eingeschnitten. Dann<br />

wurde das Werk kontinuierlich erweitert. Auch bedingt durch<br />

seine verkehrstechnisch günstige Lage, direkt an der Autobahn<br />

A , an der Haupteisenbahnstrecke „Westbahn“ und durch<br />

Anbindung an die Wasserstraße Rhein-Main-Donau-Kanal mit<br />

Betrieb eines eigenen Donauhafens.<br />

Mittlerweile haben wir drei Produktionslinien mit einer Jahreskapazität<br />

von bis zu .400.000 Festmetern Rundholzeinschnitt.<br />

Dazu 32 Trockenkammern, drei Hobelanlagen, eine Keilzinkanlage<br />

und ein Leimbinderwerk mit einer Kapazität von 20.000 m³.<br />

Darüber hinaus wird im Biomassekraftwerk nicht nur Wärme,<br />

sondern auch Strom erzeugt. Und die anfallenden Hobelspäne<br />

sowie ein Großteil der Sägespäne werden vom benachbarten<br />

Pelletswerk zu Pellets weiterverarbeitet.<br />

Eine solche Entwicklung ist nur möglich, wenn man sich<br />

auf qualifizierte und motivierte Mitarbeiter verlassen kann.<br />

Eine Mannschaft, die es sich immer aufs Neue zum Ziel setzt,<br />

ein Vorzeigebetrieb zu sein. Inzwischen <strong>sind</strong> wir mit über 400<br />

Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber hier.<br />

6<br />

Das ist mit großer Verantwortung verbunden?! Sicher. Als<br />

einer der wichtigsten Arbeitgeber der Gemeinde pflegen wir gute<br />

Kontakte zu den Vereinen vor Ort, aber auch zu Schulen und<br />

öffentlichen Organisationen. Dazu kommt, dass wir regionale<br />

Projekte und Veranstaltungen verstärkt unterstützen. Viele der<br />

hier heimischen Gewerbebetriebe profitieren von den laufenden<br />

Aufträgen des Sägewerkes sowie von der Kaufkraft der über 400<br />

Mitarbeiter.<br />

<strong>Ihr</strong> Kundenstamm ist nicht regional begrenzt. Wohin liefern<br />

Sie? Nur etwa 23 Prozent der produzierten Menge bleiben im<br />

Inland, v.a. getrocknetes Schnittholz zwecks Belieferung weiterverarbeitender<br />

Betriebe, die z.B. Profilhölzer, Tischlerplatten,<br />

Leimbinder, Schalungs- und Hauselemente herstellen. Der Rest<br />

wird exportiert. Produkte der Qualitätsklasse II sowie Seitenware<br />

gehen v.a. nach Italien ( 2 Prozent), wo Paletten, Kisten,<br />

Kabeltrommeln, Verpackungsware etc. hergestellt werden.<br />

Ybbs beliefert weltweit über 35 Länder. Frisches, ungetrocknetes<br />

Schnittholz exportieren wir nach Nordafrika bzw. in den Mittleren<br />

und Nahen Osten, wo es als Bauholz Verwendung findet (23<br />

Prozent). Im Rest von Europa (England, Spanien, Griechenland,<br />

Deutschland, Polen usw.) bleiben ca. 6 Prozent. In die USA,<br />

nach Asien und Australien gehen 4 Prozent – hauptsächlich<br />

getrocknete, gehobelte Produkte für den Hausbau. Die wichtigste<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Innensicht: Das Sägewerk<br />

Ybbs verfügt über drei<br />

Produktionslinien mit<br />

einer Jahreskapazität von<br />

bis zu 1.400.000 Festmetern<br />

Rundholzeinschnitt<br />

pro Jahr.<br />

7


8 HARVEST MAGAZIN 5/08


Region für Ybbs ist jedoch Japan mit einem Produktionsanteil<br />

von 32 Prozent, wohin v.a. gehobelte und verleimte Produkte<br />

(Leimbinder) von hoher Qualität gehen. Japan hat sehr strenge<br />

Anforderungen an Qualität, Lieferzeiten und Festigkeit. Eine<br />

hundertprozentige Rückverfolgbarkeit dieser Anforderungen<br />

wird gefordert.<br />

Ybbs wird von Wood Supply Continental Europe (WSCE) mit<br />

Holz beliefert. Wie wirkt sich das auf <strong>Ihr</strong>e Arbeit aus? WSCE<br />

kauft das Holz nicht nur regional, sondern länderübergreifend<br />

in Mitteleuropa ein und verkauft es weiter an die <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-<br />

Papier- und -Sägewerke, welche somit keinen werkseigenen<br />

Rundholzeinkauf benötigen und sich auf die Zufuhrplanung,<br />

die Qualitäts- und Mengensortierung, Lagerung, Fakturierung<br />

und auf einen besseren innerbetrieblichen Ablauf konzentrieren<br />

können.<br />

Ybbs liefert mehr als Schnittholz. Welche Produkte ergänzen<br />

die Palette? <strong>Wir</strong> produzieren Bretter, Pfosten und Staffeln in allen<br />

gängigen Dimensionen und speziell auf den Kundenwunsch<br />

abgestimmt, von der Frischware über getrocknete, gehobelte<br />

Ware bis zum fertigen Leimbinder. Durch spezielle Anlagen ist<br />

aber auch eine ganze Reihe von Sonderprodukten möglich.<br />

Als da wären: festigkeitssortierte Produkte, bei denen mithilfe<br />

einer geeichten Anlage die Festigkeit jedes Stückes maschinell<br />

untersucht wird. Außerdem keilgezinkte, gegen Verblauung<br />

imprägnierte und zu Leimbindern verleimte Produkte. Dazu<br />

kommen noch einzelne Sonderdimensionen. Auch Pellets werden<br />

bei uns erzeugt, Rinde wird im Biomassekraftwerk verheizt und<br />

daraus Wärme und Strom gewonnen. Ein kleiner Teil der Rinde<br />

wandert zudem in einen nahe gelegenen Betrieb und wird dort<br />

zu Rindenmulch verarbeitet.<br />

Woher beziehen Sie <strong>Ihr</strong> Holz, und wie erreicht es das Werk<br />

in Ybbs? Das Rundholz für Ybbs stammt zu 60 Prozent aus<br />

Österreich. Die restlichen 40 Prozent kommen aus Deutschland,<br />

Tschechien, Polen und der Slowakei. Das inländische Holz wird<br />

per Lkw aus einem Umkreis von ca. 00 Kilometer angeliefert.<br />

Das Holz aus Tschechien, Polen, der Slowakei, aber auch ein<br />

großer Teil aus Deutschland kommt per Bahn. Per Schiff kommen<br />

aus Deutschland immerhin 7 Prozent des Gesamtvolumens. <strong>Wir</strong><br />

verarbeiten in Ybbs 3- und 4-m-Längen, über 80 Prozent <strong>sind</strong><br />

PEFC-zertifiziert.<br />

Welche Holzart ist dabei die wichtigste und warum?<br />

Ausschließlich Fichte. Aufgrund der Werksgröße ist aus internen,<br />

logistischen Gründen nur eine Holzart vernünftig zu handhaben,<br />

und das gesamte Werk ist auch so konzipiert und optimiert.<br />

Wenn es um die Produkte geht, scheint <strong>Ihr</strong>e Kundschaft<br />

äußerst qualitätsbewusst. Gilt das auch für den Bereich<br />

Umweltschutz?<br />

Schon allein aufgrund der riesigen Präsenz des Themas in den<br />

Medien wird auf Kundenseite immer mehr Wert auf die sensible<br />

Werksportrait HORT DES HOLZES<br />

Thematik Umweltschutz gelegt. Der Wald ist Lebensraum für eine<br />

Vielzahl von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen. Weiter ist er<br />

Lebensgrundlage für tausende Beschäftigte in der Forstwirtschaft<br />

und der Holzindustrie. Deshalb gehen wir mit der wirtschaftlichen<br />

Nutzung des Rohstoffes Holz sehr verantwortungsvoll<br />

um. Mit dem Ziel, den Wald als solchen und seine vielfältigen<br />

Bedeutungen nachhaltig zu sichern. Junger Wald tritt an die<br />

Stelle des alten. Es wächst mehr Holz nach, als geschlagen wird.<br />

So können wir der steigenden Nachfrage nach dem wertvollen<br />

Rohstoff Rechnung tragen und den Erfordernissen der Märkte<br />

und den Wünschen unserer Kunden mit höchsten Qualitäts-<br />

und Umweltansprüchen gerecht werden. Dass die nachhaltige<br />

Bewirtschaftung der Wälder, aus denen unser Rundholz stammt,<br />

per Forstzertifizierung (PEFC) nachgewiesen ist, ist für uns selbstverständlich.<br />

Ergänzend dazu <strong>sind</strong> ein eigenes Qualitäts- sowie<br />

Sicherheits-/Gesundheitsmanagement und umweltbewusstes<br />

Handeln nach EMAS und ISO 400 in der Werkspolitik verankert.<br />

Dass diese Bestrebungen in Ybbs aktiv gelebt werden, beweist<br />

die Auszeichnung des Werkes mit dem österreichischen EMAS-<br />

Preis im Jahr 2007. Dafür wurde der Betrieb auch zertifiziert und<br />

wird laufend von externen Organisationen auf das Erreichen von<br />

Zielen bzw. deren Einhaltung überprüft.<br />

Steckbrief Werk Ybbs<br />

Mitarbeiter: ca. 400<br />

prod. Schnittholzmenge: über 775.000 m³<br />

Trocknungsmenge: 600.000 m³<br />

Hobelmenge: 350.000 m³<br />

Leimbindermenge: 20.000 m³<br />

Exportrate: 77 %<br />

Umsatz: 85 Mio. EUR<br />

Betriebsfläche: 25 ha<br />

Produkte: frisches, getrocknetes, gehobeltes Schnittholz als<br />

Rohmaterial für Profile, Leimbinder, Verpackung usw.<br />

Rohstoff: 00 % Fichtenholz<br />

Werksgeschichte<br />

983 Baubeginn des Sägewerkes<br />

984 Eröffnung des Sägewerkes mit 2 LINCK-Linien<br />

989 Ausbau und Errichtung einer 3. LINCK-Linie sowie der<br />

ersten 4 Trockenkammern<br />

995 Hobelwerk mit 2 Hobelanlagen<br />

998 Fusion von <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Timber u. Holzindustrie Schweighofer,<br />

seit 999 <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Timber<br />

200 Großbrand zerstört den gesamten Paketierbereich<br />

2002 Wiederaufnahme des Betriebs; PEFC-Zertifizierung<br />

2003 Jährliche Einschnittmenge übersteigt erstmals<br />

.000.000 Festmeter<br />

2004 Errichtung einer Leimbinder-Produktionsanlage<br />

2006 Zertifizierung nach EMAS, ISO 400 und USGM<br />

2007 Jährliche Einschnittmenge übersteigt erstmals<br />

.400.000 Festmeter<br />

9


Einblick Ortsbegehung WERK SAGEN NYMÖLLA UND SÄGEN<br />

STANDORT YBBS<br />

SAGEN UND SÄGEN<br />

Wie man einer Königin begegnet? Mit dem nötigen Respekt, doch erhobenen Hauptes. Sonst verpasst man ja das Schönste: Die<br />

Donau, nach der Wolga längster Fluss des Kontinents, gilt als ungekrönte Königin der europäischen Ströme. Reich an Geschichten<br />

und sagenumwoben. 2.888 Kilometer lang bahnt sie sich mal mehr, mal weniger majestätisch ihren Weg. Von den wildromantischen<br />

Bergen des Schwarzwaldes hin zum Donaudelta am Schwarzen Meer. Verbindet Länder und Menschen, so unterschiedlich<br />

sie auch <strong>sind</strong>. Auch Ybbs, das kleine Städtchen in Niederösterreich, genießt beste Donaulage. Dort, anderthalb Autostunden von<br />

Wien und nahe der Weltkulturerberegion Wachau, ist <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> nicht weit. Ein Besuch im Sägewerk „<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Timber Ybbs“.<br />

Wasser hat keine Balken. Weshalb es sich auch<br />

ohne großes Getöse in zwei schäumende<br />

Bugwellen teilen lässt. Rein gar nichts zerstört<br />

die frühlingshafte Harmonie. Schon gar nicht die Sonne.<br />

Sie lässt die Gischt, weit unter uns, funkeln. Wie tausend<br />

Unterwassersterne. <strong>Wir</strong> stehen an der Reling, unbegrenzter<br />

Uferblick. Dort, wo sich das Frühjahr nicht lumpen lässt, da<br />

blüht und gedeiht es um die Wette. Es duftet nach Wiese und<br />

Wasser, mild und frisch. Eine wunderbare Entscheidung, den<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Standort Ybbs per Schiff anzusteuern. Auf einem<br />

weißen Ausflugsdampfer. Ist doch der Wasserweg einer der<br />

ältesten Reise- als auch Transportwege. Noch heute erreichen<br />

7 Prozent des Gesamtvolumens an deutschen Hölzern auf der<br />

Donau gleitend das Sägewerk in Ybbs. Überhaupt punktet der<br />

Standort mit seiner perfekten Verkehrsanbindung. Direkt an<br />

der Autobahn A1 und der Haupteisenbahnstrecke „Westbahn“<br />

gelegen, kann Holz aus den Regionen rundherum, aber auch<br />

aus Tschechien, Polen, der Slowakei und Deutschland an- und<br />

abtransportiert werden. Just in time und problemlos.<br />

„Steuerbord, rechte Seite in Fahrtrichtung, sehen Sie Ybbs,<br />

unseren nächsten Halt“, näselt die Stimme des Kapitäns aus<br />

den Bordlautsprechern. Sonor brummen die Motoren, das<br />

Schiff verlangsamt seine Fahrt, dreht ab – sanft, aber bestimmt<br />

– und steuert schließlich auf den Anlegesteg zu. Ankunft in<br />

Ybbs. Der erste Eindruck, vom Wasser aus, ein malerischer:<br />

Häuserfronten aus der Renaissance und ein Kirchturm, der<br />

sich mahnend in den strahlend blauen Himmel reckt.<br />

Aufbruchstimmung bei den Passagieren. Der letzte Schluck<br />

Kaffee, die Kinder bei der Hand genommen. Alle Mann von<br />

Bord – ein Schild weist zum Ausgang unten rechts. Routiniert<br />

schlingt die Crew dicke Taue um noch dickere Poller, die<br />

schmale Landungsbrücke wird ausgefahren. Einen Moment<br />

noch, und wir haben wieder festen Boden unter den<br />

Füßen.<br />

„Hatten Sie eine gute Fahrt?“ Werksleiter Reinhard Moser<br />

lässt es sich nicht nehmen, seine Gäste persönlich zu begrüßen.<br />

Brächte das Sägen keinen Segen mehr, Moser wäre ein<br />

hervorragender Fremdenführer. Kaum an Land, sprudelt es<br />

professionell aus ihm heraus: „Ybbs liegt auf einer Höhe von<br />

20<br />

224 Metern über dem Meeresspiegel, hat ca. 6.000 Einwohner<br />

und bekam schon 1317 die Stadtrechte verliehen.“ <strong>Wir</strong> erfahren,<br />

dass die Stadt durch ihre Lage als Schnittpunkt wichtiger<br />

Handelsstraßen entlang der Donau und aufgrund des<br />

florierenden Salzhandels schon im Mittelalter bedeutend<br />

war. Nicht nur wirtschaftlich. Ybbs liegt eingebettet in eine<br />

Landschaft, die vor Geschichte und Geschichten nur so<br />

strotzt – genau an der Grenze zum Nibelungengau und der<br />

Weltkulturerberegion Wachau.<br />

Inzwischen geht es im Flaniertempo die schmalen<br />

Kopfsteinpflastergassen entlang, vorbei an kleinen, romantischen<br />

Altstadtcafés. Vor dem Rathaus halten wir inne,<br />

und Reinhard Moser hilft unserem historischen Wissen<br />

auf die Sprünge: „Sie kennen doch die Sagen aus dem<br />

Nibelungenlied?!“ Ob denn die Donaulandschaft mit dem<br />

klangvollen Namen etwas mit dem Heldenepos aus dem<br />

13. Jahrhundert zu tun habe, wollen wir von Moser wissen.<br />

„Aber sicher“, grinst er verschmitzt, „glaubt man dem<br />

Nibelungenlied, hatte Rüdiger von Bechelaren in Ybbs seinen<br />

Stammsitz.“<br />

Mythos trifft Moderne. Derzeit amüsiert man sich in der<br />

Stadt bei der 20. Ybbsiade. Ein zweiwöchiges Kabarett- und<br />

Kleinkunstfestival, im deutschen Sprachraum überhaupt das<br />

größte seiner Art. Wie immer auch in diesem Jahr bestens<br />

besetzt. Schon Lisa Fitz und Michael Mittermeier begeisterten<br />

hier. Kabaretturgestein Dieter Hildebrandt auch. Und mit dem<br />

„Ybbser Spaßvogel“, jährlich von der Stadtgemeinde verliehen,<br />

beweist man Humor. Auch <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>. So unterstützt<br />

man nur zu gerne kulturelle Aktionen wie diese. Mit über<br />

400 Mitarbeitern ist das Unternehmen einer der größten und<br />

wichtigsten Arbeitgeber der Region. „Uns ist es wichtig, gute<br />

Kontakte zu den ortsansässigen Vereinen, Schulen, öffentlichen<br />

Organisationen zu pflegen“, erklärt Moser, „deshalb fördert<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> viele Projekte und Veranstaltungen in der Region.<br />

Außerdem profitieren viele heimische Gewerbebetriebe von<br />

den laufenden Aufträgen des Sägewerkes und der Kaufkraft<br />

der Mitarbeiter.“ Die perfekte Symbiose. Und überhaupt – wer<br />

zuletzt lacht, lacht immer noch am besten. Was in Ybbs nicht<br />

nur für die Ybbsiade gilt.<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Holzflussstraße: <strong>Stora</strong><br />

<strong>Enso</strong> Timber Ybbs verfügt<br />

über eine eigene Lände<br />

an der Donau.<br />

2


Nachgefragt NEUE STRUKTUR – NEUE SCHLAGKRAFT<br />

INTERVIEW MIT HERBERT PIRCHER<br />

Herr Pircher, die für die Holzbeschaffung in Zentraleuropa<br />

zuständige <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkaufsorganisation wurde neu<br />

strukturiert. Mit welchem Ziel?<br />

Herbert Pircher: Die Entscheidung basiert auf zwei wesentlichen<br />

Überlegungen: erstens, einem verminderten Einkaufsvolumen,<br />

und zweitens, einer Verbesserung der Organisationsabläufe.<br />

Ende 2007 kam es in Deutschland zur Schließung von<br />

zwei Papierwerken, Wolfsheck und <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Reisholz, die bis<br />

dahin von uns mit Holz versorgt wurden. Zusätzlich hat sich<br />

die Nachfrage unserer Schwesterorganisationen aus Finnland<br />

und Schweden nach Industrieholz deutlich reduziert, und unsere<br />

österreichischen Sägewerke fragen weniger Sägerundholz<br />

aus frachtfernen Gebieten in Deutschland nach. Dies bedeutet<br />

für uns verminderten Umsatz und die Notwendigkeit, Kosten<br />

zu senken.<br />

<strong>Wir</strong> haben uns deshalb entschlossen, die beiden Regionen<br />

Nordwest und Südwest zusammenzulegen und funktional zu<br />

gliedern. Die Aufteilung in die Funktionen Einkauf frei Waldstraße/frei<br />

Werk, Einkauf in Selbstwerbung, Logistik, Verkauf<br />

an Externe und Administration schafft klare Zuständigkeiten<br />

und Verantwortlichkeiten sowie effiziente Arbeitsabläufe.<br />

In Anbetracht der Schlagworte „reduzierte Einkaufsmengen“<br />

oder „weniger Umsatz“ könnte bei <strong>Ihr</strong>en Lieferanten<br />

die Sorge entstehen, künftig eventuell nicht mehr so viel<br />

Holz in Richtung <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> absetzen zu können.<br />

Verständlicherweise. Dennoch glaube ich, dass keiner unserer<br />

Lieferanten Sorge haben muss, dass er sein Holz in Zukunft<br />

nicht mehr an uns verkaufen kann. WSCE wird weiterhin für<br />

unsere verbliebenen Werke Kabel, Maxau, Baienfurt, Corbehem<br />

und Ostroleka Schleifholz, Faserholz und Hackschnitzel<br />

Neue Struktur – Neue Schlagkraft<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> reorganisiert den<br />

Holzeinkauf für Zentraleuropa<br />

Herbert Pircher,<br />

Leiter von Wood Supply Continental Europe<br />

Seit 1. April 2008 hat sich einiges getan auf dem Kontinent. Vor allem aus Sicht von <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>. Mit diesem Stichtag<br />

wurde die für die Holzbeschaffung in Zentraleuropa zuständige Einkaufsorganisation Wood Supply Continental Europe<br />

(WSCE) neu strukturiert und aufgestellt. Die bisherigen Einkaufsregionen Nordwest und Südwest wurden zusammengefasst<br />

zur neuen Region West, firmierend unter der bereits bestehenden <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Forest Central Europe GmbH<br />

(SEFCE). Sie ist verantwortlich für den Holzeinkauf in Deutschland und der Schweiz sowie in Frankreich, Belgien, den<br />

Niederlanden, Luxemburg und Großbritannien. Beliefert werden hauptsächlich die deutschen <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Papierwerke<br />

Kabel (Hagen) und Maxau (Karlsruhe), das Kartonwerk Baienfurt, die <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Papierwerke Corbehem (Frankreich)<br />

und Nymölla (Schweden), die konzerneigenen Sägewerke in Österreich und Tschechien sowie externe Abnehmer in<br />

der Holzindustrie. Über die Beweggründe der Neustrukturierung, deren Vorteile, intern und extern, sprach harvest mit<br />

Herbert Pircher, SEFCE-Geschäftsführer und Leiter von WSCE.<br />

22<br />

und für unsere Sägewerke in Österreich, Tschechien und Polen<br />

Sägerundholz einkaufen. Die Schließung der Werke Reisholz<br />

durch <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> und Wolfsheck durch seinen letzten Eigentümer<br />

war aufgrund fehlender Rentabilität notwendig. Die seit<br />

dem 4. Quartal 2006 stark gestiegenen Kosten für Schleifholz,<br />

die auch nach den letzten Windwürfen noch immer auf<br />

vergleichsweise hohem Niveau liegen, haben diese Rentabilität<br />

stark negativ beeinflusst. Deshalb wird die Diskussion über<br />

angemessene Holzpreise in der Zukunft weiterhin kontrovers<br />

geführt werden. Letztendlich werden auf dem Markt Angebot<br />

und Nachfrage den Preis bestimmen.<br />

Welche Vorteile ergeben sich durch die Neustrukturierung<br />

von WSCE für die <strong>Partner</strong>, als da wären Forstämter bis hin<br />

zu Kleinwaldbesitzern?<br />

Bei der Betreuung unserer Lieferanten wird sich sehr wenig ändern.<br />

Abgesehen von wenigen Ausnahmen wird nach wie vor<br />

derjenige Einkäufer, der schon bisher für sein Einkaufsgebiet<br />

zuständig war, erster Ansprechpartner für seine Lieferanten<br />

bleiben. <strong>Wir</strong> werden die Anzahl der Einkäufer auf der Fläche<br />

nicht drastisch reduzieren, sondern wollen unsere Betreuungsqualität<br />

für unsere Lieferanten weiter auf gewohnt hohem<br />

Niveau halten. <strong>Wir</strong> werden nach wie vor für jeden Waldbesitzer<br />

die Dienstleistung anbieten, die aus seiner Sicht ideal ist.<br />

Das reicht vom Einkauf frei Werk bis zur Selbstwerbung und<br />

darüber hinaus zu mehrjährigen Rahmenverträgen oder auch<br />

Pachtmodellen, wenn dies gewünscht wird. Durch die neue<br />

funktionale Gliederung <strong>sind</strong> wir überzeugt, schnellere Entscheidungen<br />

treffen und dem Waldbesitzer eine verbesserte<br />

Betreuung und Qualität unserer Dienstleistungen anbieten zu<br />

können.<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Bei Betrachtung der WSCE-Europakarte erkennt<br />

man vier Haupt-Einkaufsregionen. Wie kam es zu<br />

diesem Zuschnitt?<br />

Das hat mehrere Gründe: Die Verantwortung<br />

für die Versorgung eines Werkes hat die<br />

Region, in der das jeweilige Werk liegt. Um<br />

den Abstimmungsaufwand zwischen den Regionen<br />

zu minimieren, haben wir die Regionen<br />

so zugeschnitten, dass die Werke möglichst viel Holz<br />

aus ihrer Region bekommen.<br />

Ein zweiter Grund <strong>sind</strong> regionale Markt- und<br />

Sprachkenntnisse. Unsere Einkäufer in den Regionen<br />

sprechen mit unseren Lieferanten auf Deutsch, Französisch,<br />

Tschechisch, Slowakisch und Polnisch und kennen<br />

die jeweiligen Marktverhältnisse vor Ort. Und drittens <strong>sind</strong><br />

die Sortimente entscheidend, die wir in den Regionen<br />

kaufen. Region Südost und Tschechien beschaffen<br />

v. a. Sägerundholz, Region West beschafft zukünftig<br />

v. a. Schleifholz, Hackschnitzel und nach wie vor Sägerundholz,<br />

Polen sowohl Sägerund- als auch Faserholz.<br />

Durch die neue Vierteilung ist man jetzt also gut für die<br />

Zukunft aufgestellt?<br />

Richtig. Seit der Gründung von WSCE in 2003 hatten wir<br />

zwischenzeitlich bis zu acht Regionen. Letztes Jahr haben wir<br />

von damals noch sieben auf fünf Regionen reduziert, aktuell<br />

haben wir vier, die erst mal so bleiben. Weitere Reorganisationen<br />

hängen sehr stark von der kosten- und marktbedingten<br />

Entwicklung unserer Werke ab. Ich hoffe, dass wir die Phase der<br />

Werksschließungen nun hinter uns haben. <strong>Wir</strong> müssen uns im<br />

Einkauf und in unserer Organisation aber immer wieder an den<br />

Bedarf unserer Kunden, sprich der <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Werke, anpassen.<br />

Die Statistiken zeigen – der Bedarf an Holz steigt, sein<br />

Wert steigt mit. Wie ist <strong>Ihr</strong>e persönliche Prognose für die<br />

nächsten fünf Jahre im Hinblick auf das gesamte Cluster,<br />

vom kleinen Waldbesitzer bis zur Holz verarbeitenden<br />

Industrie?<br />

Holz hat eine große Zukunft. Die Diskussion um Klimawandel,<br />

CO 2- und Nachhaltigkeitsfragen beeinflussen die Forst- und<br />

Holzwirtschaft. Bauen mit Holz und Energie aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen werden immer wichtiger, die Nachfrage nach<br />

Holz wird weiterhin steigen: als Brennstoff, in der Holzwerkstoff-,<br />

Säge- und Papierindustrie. Vermutlich mit den geringsten<br />

Wachstumsraten in der Papierindustrie in Zentraleuropa<br />

und auch in Deutschland, im Gegensatz zur Bioenergie.<br />

Ein gutes Stichwort – Bioenergie. Inwiefern engagiert sich<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> in diesem Bereich?<br />

<strong>Wir</strong> haben seit 2003 eine eigene Bioenergieabteilung in Freiburg.<br />

Zu Beginn 2008 wurde die Anzahl der Einkäufer für den<br />

Bereich Bioenergie aufgestockt und wir arbeiten gemeinsam<br />

mit Forstbetrieben an Konzepten für Kurzumtriebsplantagen.<br />

Durch unsere Flächenpräsenz, die guten Kontakte zu unseren<br />

Lieferanten und Unternehmern, <strong>sind</strong> wir auch für größere<br />

Abnehmer ein attraktiver <strong>Partner</strong> bei der Belieferung von<br />

Corbehem<br />

Region<br />

West<br />

Region<br />

Südost<br />

Kabel<br />

Baienfurt<br />

Maxau<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Papierwerke<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Sägewerke<br />

Plana<br />

Ybbs<br />

Region<br />

Tschechien<br />

Swietajno<br />

Zdirec<br />

Murow<br />

Brand<br />

Sollenau<br />

Bad St. Leonhard<br />

bestehenden und der Umsetzung von neuen Biomassekraftwerksprojekten.<br />

Thema Ethanol. Einige Automobilhersteller bewerben ihre<br />

Ethanol-Motoren. Da steht dann in Werbeanzeigen ein<br />

Auto im Wald, und es wird suggeriert: „Der Baum, hier<br />

neben dem Auto, wird zu Benzin, kommt in den Tank und<br />

damit fährt das Auto a) schneller – weil der Verbrennungseffekt<br />

größer ist – und b) CO 2-neutral.“ Wie steht <strong>Stora</strong><br />

<strong>Enso</strong> zu diesem Thema?<br />

Für mich macht es einen großen Unterschied, woher die Biokraftstoffe<br />

kommen. Ich sehe eine große Konkurrenz zwischen<br />

landwirtschaftlichen Produkten für Nahrungsmittel und Ethanol.<br />

Gerade die Diskussion der letzten Monate in den Medien<br />

über stark gestiegene Nahrungsmittelpreise, die vor allem die<br />

ärmsten Teile der Weltbevölkerung, aber auch jeden Einzelnen<br />

von uns betreffen, wird aus meiner Sicht dazu führen, dass<br />

Ethanol oder Biodiesel aus dieser ersten Generation mehr und<br />

mehr Akzeptanzprobleme bekommt. Deshalb glaube ich,<br />

dass sich erst der nächste Technologieschritt (Biodiesel der 2.<br />

Generation), wo man komplette Pflanzen – auch Holz – zu<br />

Biodiesel verarbeiten kann, auf breiterer Basis durchsetzen<br />

wird. <strong>Wir</strong> haben ein Joint Venture mit dem finnischen Energiekonzern<br />

„Neste Oil“ vereinbart, mit dem wir versuchen,<br />

aus dem Rohstoff Holz auch Biodiesel herzustellen. Man kann<br />

CO 2-neutralen Treibstoff herstellen oder den Biodiesel auch zu<br />

Produkten weiterverarbeiten, die zusammen mit Papier z. B. in<br />

modernen Verpackungen eingesetzt werden. Die Herstellung<br />

von Biodiesel der zweiten Generation – sprich aus holzhaltigen<br />

Rohstoffen, die nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion<br />

stehen – ist ein Thema, das wir weiterverfolgen werden.<br />

Herr Pircher, herzlichen Dank für das Interview.<br />

Bitte, gern.<br />

Region<br />

Polen<br />

Ostroleka<br />

23


Treffpunkt Wald DREI GEWINNT<br />

Drei gewinnt!<br />

Zu einem weltweit bedeutenden Papier-, Karton- und Schnittholzhersteller wird<br />

man nicht einfach so. Da <strong>sind</strong> Viele in ständiger Bewegung, damit der Holzfluss<br />

stimmt. Gilt es doch, die Werke zuverlässig mit Rohstoff zu versorgen, jene<br />

in Deutschland, Frankreich, Österreich, Tschechien und Polen, aber auch in<br />

Schweden und Finnland. Wood Supply Continental Europe liefert jedes Jahr<br />

etwa acht Millionen Festmeter. Eine Menge Holz – Sägerundholz, Schleif- und<br />

Industrieholz, aber auch Hackschnitzel und Biomasse. Aus unterschiedlichen<br />

Quellen: Staats- und Kommunalwälder, Klein- und Großprivatwaldbesitzer,<br />

selbstwerbende Forstunternehmer und „klassische Händler“. Sie alle sorgen für<br />

den notwendigen Nachschub, und zu ihnen allen halten die <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäu-<br />

fer guten Kontakt. Dabei muß die Chemie zwischen dem Lieferanten und sei-<br />

nem jeweiligen <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Mann vor Ort genauso stimmen wie die lieferanten-<br />

gerechte Art des Einkaufs. Motto: Aller guten Dinge <strong>sind</strong> drei. Ob „frei Werk“,<br />

„frei Waldstraße“ oder „in Selbstwerbung“. Harvest zu Gast bei drei Holzliefe-<br />

ranten in Deutschland, um die drei Säulen des Holzeinkaufs zu untersuchen.<br />

24<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Schwarzwälder Polter: Viele<br />

Waldstrassen im Schwarz-<br />

wald werden von steilen<br />

Hängen begrenzt. Zum Teil<br />

können die Stämme hier<br />

nur „einlagig übereinander<br />

gepoltert“ werden<br />

25


Treffpunkt Wald DREI GEWINNT<br />

FREI WALDSTRASSE<br />

Frei<br />

Schwarzwaldstraße<br />

„Ohne ein gewisses Maß an menschlicher Wärme, da wird<br />

man hier im Schwarzwald nur schwer handelseinig.“ Was<br />

zählt, rechnet sich nicht nur in Preisen und Festmetern Holz,<br />

sondern in traditionell guten Geschäftsbeziehungen, die<br />

oft schon Jahrzehnte überdauern. Klaus Schmieder, <strong>Stora</strong><br />

<strong>Enso</strong>-Einkäufer für Industrieholz lang, schätzt das enge<br />

Vertrauensverhältnis zu Lieferanten wie Peter Schmiederer,<br />

rühriger Revierleiter im Staatsforst Allerheiligen.<br />

Klaus Schmieder weiß, wovon er spricht. Fast drei Jahrzehnte<br />

ist er im Geschäft, Spezialist in Sachen „Holzeinkauf frei<br />

Waldstraße“. Insgesamt sechs Landkreise in Baden-<br />

Württemberg betreut er, davon 80 Prozent Privatwald und 20<br />

Prozent Staats- und Kommunalwald. „Knapp 250 Revierleiter<br />

habe ich insgesamt als Ansprechpartner“, erklärt der erfahrene<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäufer. Für den Staatswald ist es nur einer. „Die<br />

Forstdirektion Freiburg ist mein Ansprechpartner für alle<br />

Staatswaldreviere. <strong>Wir</strong> machen einen zentralen Vertrag und<br />

sämtliche staatlichen Forstreviere liefern dann auf diesen<br />

Vertrag.“ Klare Zuständigkeiten, gute Organisationsabläufe.<br />

Der Vertrag läuft ein Jahr, vom 1. Januar bis 31. Dezember.<br />

Alle Jahre wieder. Darin ist alles unmissverständlich geregelt:<br />

Die Liefermenge, der Preis und natürlich, welches staatliche<br />

Forstamt oder Forstrevier welche Holzmenge auf diesen<br />

Vertrag liefert. Kann eigentlich gar nichts mehr schiefgehen.<br />

26<br />

Und wenn doch, etwa im Kalamitätsfall, kann zur Jahresmitte<br />

nachverhandelt werden.<br />

Einer der Förster, mit denen Klaus Schmieder zusammenarbeitet,<br />

ist der Forstingenieur Peter Schmiederer. Er<br />

bewirtschaftet nicht nur 1.800 Hektar Staatswald, sondern<br />

leitet auch einen Maschinenbetrieb der Staatsforstverwaltung<br />

Baden-Württemberg. Die beiden <strong>sind</strong> seit über 20 Jahren ein<br />

eingespieltes Team. Peter Schmiederer lässt dem <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-<br />

Einkäufer per Mail oder Post eine aktuelle Liste mit den zur<br />

Übergabe bereiten Holzmengen zukommen. Diese nimmt<br />

Schmieder in sein IT-System auf. Der Gefahrenübergang erfolgt<br />

entweder vor Ort persönlich nach visueller Einschätzung der<br />

Holzqualität oder man einigt sich – reine Vertrauenssache<br />

– telefonisch, so Schmieder: „<strong>Wir</strong> übernehmen dieses Holz<br />

vom Förster fertig geschlagen und gepoltert, deshalb: frei<br />

Waldstraße. Das heißt, wir müssen das bereitgestellte Holz<br />

lediglich von der Waldstraße ins Werk bringen.“ In die<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Werke Maxau (Karlsruhe) und Baienfurt (bei<br />

Ravensburg) gehen von hier aus in erster Linie Nadelhölzer<br />

wie Fichte und Weißtanne. Durchweg Schleifholz für die<br />

Papierproduktion.<br />

Nun schlägt die Stunde des Spediteurs, dem wichtigen<br />

Bindeglied zwischen Förster und Einkäufer. Auch hier steht<br />

Vertrauen obenan. Weshalb Schmieder seit Jahr und Tag auf<br />

die Erfahrung ein und desselben Fuhrunternehmers setzt.<br />

Schmieder: „Der Schwarzwald ist sehr bergig. Da braucht<br />

es eine hervorragende Ortskenntnis und spezielle Technik.<br />

Dreiachser, schwere Lkw und gegebenenfalls einen Seilkran<br />

für die Holzernte.“ Dies vor allem deshalb, weil sich der<br />

heutige Staatswald, oft ehemaliger Klosterwald wie im Revier<br />

Allerheiligen, in Baden-Württemberg häufig in schwerer<br />

zugänglichen Steil- und Hochlagen befindet. „Wo ganze<br />

Hänge auf einmal durchforstet werden,“ so Schmiederer,<br />

„muss schon mal eine Seilkrananlage installiert werden.“<br />

Alles geregelt, perfekt organisiert. Doch ab und an macht<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Försterleben: Die meiste Zeit verbringt Peter Schmiederer im Wald.<br />

Unwägbares einen Strich durch Schmieders Rechnung. Und<br />

dann ist Flexibilität gefragt. Mal stimmt die Qualität des<br />

Holzes nicht, mal ist es zu grobastig, mal zu dünn, mal zu<br />

dick, mal wird ein Polter am Wegesrand übersehen. Doch das<br />

kriegen Schmieder und Schmiederer alles in den Griff. Wenn<br />

sich beispielsweise Übermengen aus Sturmholz, Schneebruch<br />

oder anderen Kalamitäten stapeln, hat der Einkäufer mit<br />

der Nasslagerung ein vielfach bewährtes Rezept: „Wenn zu<br />

viel Holz anfällt, nehmen wir es unter Beregnung. Das Holz<br />

wird auf Kosten des Waldbesitzers nass konserviert und erst<br />

bei Minderangebot, zum Beispiel im Hochsommer, aus dem<br />

Nasslager abgefahren und verarbeitet.“<br />

Zufriedene Gesichter. Auf beiden Seiten. Förster<br />

Schmiederer: „Die Liefermengen <strong>sind</strong> sehr konstant, cirka<br />

400 bis 600 Festmeter jährlich.“<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Wood Supply Continental Europe<br />

Klaus Schmieder ist seit 980 für <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> im Holzeinkauf tätig.<br />

Sein Einkaufsdistrikt befindet sich in Baden-Württemberg mit Schwerpunkt<br />

Schwarzwald, von wo er Fichten-(Tannen-)Schleifholz in die<br />

Werke Maxau (Karlsruhe) und Baienfurt liefert.<br />

Klaus Schmieder mobilisiert seine Einkaufsmengen direkt „frei Waldstraße“<br />

aus dem Staats- und Kommunalwald sowie dem bäuerlichen<br />

Kleinprivatwald (i.d.R. über Forstbetriebsgemeinschaften).<br />

„Ohne ein gewisses Maß an menschlicher<br />

Wärme, da wird man hier im Schwarzwald<br />

nur schwer handelseinig. “ KLAUS SCHMIEDER<br />

Das erscheint wenig. Aber die Summe macht’s: Die<br />

Zusammenarbeit mit den weiteren knapp 250 Revierleitern<br />

bringt jährlich rund 100.000 Festmeter Industrieholz, verteilt<br />

auf ca. 3.000 Kaufpartien.<br />

Und was schätzt er besonders an der Zusammenarbeit<br />

mit <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Mann Schmieder? „Die Zuverlässigkeit. Dass,<br />

wenn etwas vereinbart ist, man dazu steht und nicht hin<br />

und her verhandelt, um den Preis zu drücken. Das ist das<br />

eine. Das andere ist die Kontinuität der Zusammenarbeit,<br />

auch in schwierigen Situationen. Stichwort: Sturm. ‚Lothar’<br />

war für uns verheerend. Aber auch da haben wir gemeinsam<br />

Lösungen gefunden, wie die Nasslagerung von Industrieholz.<br />

Das hat alles reibungslos funktioniert. Diese Kontinuität ist<br />

schon etwas Einmaliges, was man in dieser Qualität bei anderen<br />

Abnehmern nicht findet.“<br />

Einkauf frei Waldstraße<br />

Schwarzwald<br />

Klaus Schmieder<br />

Mobil: +49 7 435 5347<br />

Fax: +49 7832 979 345<br />

klaus.schmieder@storaenso.com<br />

27


Treffpunkt Wald DREI GEWINNT<br />

Winning Team: Peter<br />

Schmiederer mit jungen<br />

Waldarbeitern.<br />

28<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Qualitätsprüfung:<br />

Peter Schmiederer markiert<br />

besonders hohe Doug-<br />

lasien, die zu finnischen<br />

Strommasten verarbeitet<br />

werden sollen.<br />

29


Treffpunkt Wald DREI GEWINNT<br />

SELBSTWERBUNG<br />

Steht<br />

wie ein Baum<br />

Denkt man an Rheinland-Pfalz, kommen romantische Bilder<br />

auf: Flusslandschaften, Weinberge, so weit das Auge reicht,<br />

uraltes Mauerwerk, eine Vielzahl von Burgen und Schlössern.<br />

Dabei wird das deutsche Bundesland noch von einem anderen<br />

Reichtum geprägt: 828.000 Hektar Waldfläche stehen hier, 41<br />

Prozent der Landesfläche <strong>sind</strong> bewaldet. Doch nur 25 Prozent<br />

davon <strong>sind</strong> in privatem Besitz. Dennoch widmet man sich<br />

hier verstärkt der Mobilisierung eben dieser Holzreserven.<br />

Einkaufsart: Selbstwerbung. EWH-Geschäftsführer Elmar<br />

Franzen und <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Holzeinkäufer Rüdiger Roos engagieren<br />

sich in Sachen Privatwald.<br />

Ein kleiner Ort in der Südeifel, vor allem bekannt für sein<br />

Bier. Es ist noch früh am Morgen in Bitburg. Das Leben<br />

draußen kommt erst langsam in Fahrt. Der Tag von Elmar<br />

Franzen dagegen, der dauert bereits eine ganze Weile. Das<br />

erste Meeting hat er schon hinter sich. Der Terminkalender<br />

liegt aufgeschlagen auf dem Schreibtisch. Man kann nicht<br />

alles im Kopf haben, erst recht nicht als Geschäftsführer.<br />

Seit Januar 2007 leitet der studierte Forstassessor die<br />

Geschicke der „EWH – Eifel Wald und Holz Management<br />

GmbH“, einem Zusammenschluss privater Waldbesitzer in der<br />

Region um Bitburg. Ein Job, den es vor zwei Jahren noch gar<br />

nicht gab. Ein Novum in Rheinland-Pfalz. Denn bis dato war<br />

der Waldbauverein Bitburg ein eingetragener Verein, mit rein<br />

administrativen Aufgaben beschäftigt, wie der Organisation<br />

30<br />

von Lehrfahrten und den Aufgaben der Mitgliederverwaltung.<br />

Das operative Geschäft, Holzverkauf und Holzeinschlag, lag in<br />

den Händen der beiden Forstämter Bitburg und Neuerburg.<br />

Das aber sollte sich ändern. 2005 rief man ein durch den<br />

Holzabsatzfonds gefördertes Forschungsprojekt ins Leben.<br />

Erklärtes Ziel: Die verstärkte Bereitstellung von Holzreserven<br />

aus dem Kleinprivatwald. „Im Rahmen des Projektes wollten<br />

wir untersuchen, wie man im Privatwald größere Holzmengen<br />

mobilisieren kann“, berichtet Franzen. Knapp drei Jahre lief<br />

das engagierte Projekt. Franzen und seine Mitarbeiter leisteten<br />

gute Vorarbeit, führten den Waldbauverein auf den<br />

Weg zur GmbH und damit zur Verkaufsorganisation. Hinzu<br />

kam ein Kooperationsvertrag mit der Landesforstverwaltung<br />

Rheinland-Pfalz, in dem die Aufgaben der einzelnen<br />

Institutionen genau aufgeschlüsselt und verteilt <strong>sind</strong>. Franzen<br />

schwört auf den Vertrag und seine Vorteile: „Jeder weiß, was<br />

er zu tun hat. Die Forstverwaltung übernimmt die biologische<br />

Produktion, das heißt die Beratung und Ansprache<br />

der Waldbesitzer, die Hiebsvorbereitung, das Auszeichnen<br />

und Kontrollieren der Bestände. Der kaufmännische Teil,<br />

also Holzeinschlag und Verkauf, ist dann mein Job“.<br />

Kompetenzgerangel? Fehlanzeige.<br />

13.000 Hektar Privatwald liegen im Bereich des<br />

Waldbauvereins Bitburg. Kleinstprivatwald mit einer<br />

durchschnittlichen Besitzgröße von 0,5 Hektar: 60 Prozent<br />

Nadelholz mit Schwerpunkt Fichte, der Rest Buche und Eiche.<br />

Viel Baum – viel Mensch: 24.000 Privatwaldbesitzer heißt<br />

24.000 Meinungen, Vorstellungen und Wünsche. Doch eins,<br />

das wollen alle, da ziehen sie an einem gemeinsamen Strang:<br />

den effektiven Holzverkauf.<br />

„Natürlich machen wir nicht mit allen Privatwaldbesitzern<br />

gleichzeitig eine Maßnahme“, stellt Franzen klar, „in der Regel<br />

<strong>sind</strong> das Durchforstungsblöcke mit zehn bis 15 Besitzern.<br />

Wenn wir ca. 1.000 Festmeter zusammenhaben, rufe ich<br />

Herrn Roos von <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> an“.<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Maßarbeit: Elmar Franzen mobilisiert Holzreserven aus dem Kleinstprivatwald.<br />

Elmar Franzen und Rüdiger Roos arbeiten schon seit zwei<br />

Jahren zusammen. Der <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäufer ist Fachmann<br />

für Selbstwerbung – der Kauf von Holz in Form des noch<br />

stehenden Baumes. Er hat die Entwicklung der EWH hautnah<br />

miterlebt, kennt die Anfänge ihrer Zusammenarbeit: „Im<br />

Sommer 2006 haben wir uns das erste Mal getroffen. Ich habe<br />

ihm unser Selbstwerbungsmodell vorgestellt, und wir wurden<br />

uns schnell einig“, erinnert sich Roos. Selbstwerbung mit sortimentsweisem<br />

Angebot sollte es sein. Das bedeutet: Bestände<br />

sichten, Preise kalkulieren, Angebote für Sägerundholz,<br />

Papier- und Industrieholz erstellen. „Am Ende wird dann<br />

abgerechnet nach Wald- bzw. Werksmaß, je nachdem welche<br />

Maßermittlung für welches Sortiment im Vertrag fixiert<br />

wurde“, so Roos.<br />

Eine Zusammenarbeit, die beide Seiten vollauf zufrieden<br />

stellt. Mit beachtlichen Ergebnissen. Die ungefähre<br />

Sortimentsverteilung sieht so aus: 5.000 Festmeter<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Wood Supply Continental Europe<br />

Rüdiger Roos ist seit 2005 für <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> im Holzeinkauf tätig. Sein<br />

Einkaufsdistrikt umfasst Rheinland-Pfalz sowie das Saarland. Rüdiger<br />

Roos kauft seine Mengen „in Selbstwerbung“ ein, d.h. er ist - gemeinsam<br />

mit den von ihm betreuten Subunternehmern - auch verantwortlich<br />

für Holzernte und Transport ins Werk. Seine Schleifholzmengen<br />

laufen v.a. nach Kabel (Hagen) und Maxau (Karlsruhe), seine<br />

Sägeholzmengen v.a. nach Ybbs a.d. Donau (Österreich). Darüber<br />

hinaus beliefert er externe Abnehmer.<br />

„Für uns bedeutet die Zusammenarbeit mit Herrn Franzen<br />

Planungssicherheit sowie ein verlässlicher Beitrag zur<br />

Versorgung unserer Werke“ RÜDIGER ROOS<br />

Jahresernte, davon 3.000 Festmeter Sägerundholzabschnitte,<br />

1.500 Festmeter Papierholz und 500 Festmeter Industrieholz.<br />

Beliefert werden die <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Werke Kabel (Hagen) und<br />

Maxau (Karlsruhe). „Für uns bedeutet die Zusammenarbeit<br />

mit Herrn Franzen Planungssicherheit sowie ein verlässlicher<br />

Beitrag zur Versorgung unserer Werke“, macht Roos deutlich.<br />

Für die EWH und Elmar Franzen zählen die Absatzsicherheit<br />

der Sortimente und der zuverlässige <strong>Partner</strong>: „Mit <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong><br />

habe ich ein schlagkräftiges Unternehmen an meiner Seite<br />

mit einer guten Sicherheit im Hintergrund. Das ist wichtig,<br />

denn den Waldbesitzern gegenüber habe ich eine große<br />

Verantwortung.“<br />

Die Zusammenarbeit von EWH und <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> steht wie ein<br />

Baum. Und der wird auch in Zukunft reiche Früchte tragen,<br />

was die Mobilisierung von Holzreserven im Kleinstprivatwald<br />

betrifft.<br />

Einkauf in Selbstwerbung<br />

Rheinland-Pfalz, Saarland<br />

Rüdiger Roos<br />

Mobil: +49 73 273 032<br />

Fax: +49 650 609 672<br />

ruediger.roos@storaenso.com<br />

3


Treffpunkt Wald DREI GEWINNT<br />

FREI WERK<br />

Frei Werk.<br />

Hand drauf!<br />

Man kennt sich. Vom Kiosk oder aus den Lesezirkeln,<br />

vom Friseur und aus Wartezimmern. Nicht persönlich<br />

und doch: Gregor Wagner, Holzkaufmann und Teilhaber<br />

der Firma Holzverwertung Schrage, ist einer der bedeutenden<br />

Holzlieferanten am <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Produktionsstandort<br />

Hagen-Kabel. Wo das von ihm gelieferte Fichtenschleifholz<br />

zu jenem Papier verarbeitet wird, das wir als die weitverbreiteten<br />

Illustrierten und Versandhauskataloge in Händen<br />

halten. Papier für den Blätterwald. Ein Geschäft mit eigenen<br />

Gesetzen. Ein Markt mit besonderer Dynamik. Die Firma<br />

Holzverwertung Schrage liefert Schleifholz frei Werk. Genau<br />

so viel, wie man in Hagen-Kabel gerade braucht.<br />

Das Unternehmen, vor mehr als einem Vierteljahrhundert<br />

von Kompagnon Günter Schrage gegründet, macht seit jeher<br />

einen guten Job für <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>. Damals, bis Ende der 1980er-<br />

Jahre, noch für die ehemalige Feldmühle. Und ebenso lange<br />

<strong>sind</strong> die meisten seiner Spediteure und Subunternehmer bei<br />

ihm unter Vertrag. „Nach so langer Zeit verfügt man natürlich<br />

über entsprechende Kontakte und Verbindungen,“ so<br />

Wagner. „Man ist in Kommunen wie auch im Privatwald<br />

über die Forstbetriebsgemeinschaften ständig präsent und<br />

dadurch ergeben sich die Geschäfte automatisch. <strong>Wir</strong> springen<br />

also nicht, wir <strong>sind</strong> linientreu.“ Eine Kontinuität, die<br />

gegenseitiges Vertrauen schafft. Vertrauen, das erarbeitet<br />

sein will. Das beweist sich im Geschäftsalltag täglich aufs<br />

Neue: So arbeitet die Firma Holzverwertung Schrage seit<br />

Jahrzehnten mit denselben zuverlässigen und ortskundigen<br />

Spediteuren zusammen, die die Werke genau nach Lieferplan<br />

mit Holz versorgen. Schließlich trägt das in Meschede ansässige<br />

Unternehmen, das in Nordrhein-Westfalen, Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz aktiv ist, den Großteil der Verantwortung,<br />

da es frei Werk liefert.<br />

Das heißt: Die Firma Holzverwertung Schrage kauft das<br />

stehende Holz in Selbstwerbung, arbeitet es auf, übernimmt<br />

die komplette Logistik und liefert <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> den Rohstoff bis<br />

ins Werk. Das bedeutet für Manfred Schledde, den zuständigen<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäufer für die Gebiete Nordrhein-Westfalen<br />

und Niedersachsen: „Ich muss erst gar nicht – wie beispielsweise<br />

beim Kauf frei Waldstraße – rausfahren, um das Holz an<br />

der Waldstraße vor Ort abzunehmen, stattdessen begutachten<br />

die Kollegen an der Werkspforte das Holz nach Qualität und<br />

Menge bei Eintreffen im Werk.“<br />

Wagner und Schledde. Ein eingespieltes Team, seit Jahren.<br />

Gespielt wird nach festen Regeln. Schledde: „Zum Jahresende<br />

hin beginnt man normalerweise mit den Verhandlungen.<br />

Die Jahresverträge laufen aus, neue müssen zum 1. Januar<br />

ausgehandelt werden. Dann setzt man sich zusammen,<br />

überlegt und diskutiert die Marktsituation, das Holzangebot<br />

und die Preise. Beide Seiten müssen dabei auf einen Nenner<br />

kommen, sodass man am Ende sagt: Das ist die Menge und<br />

das ist der Preis.“ Worauf man sich verlassen kann. Einiges<br />

jedoch hat sich im Laufe der Jahre verändert – früher war<br />

ein ausgehandelter Preis für das gesamte Jahr fixiert. Heute<br />

wird es angesichts der Situation auf dem Holzmarkt immer<br />

schwieriger, einen für das komplette Jahr gültigen Preis auszuhandeln.<br />

Dazu Einkäufer Schledde: „Es ist so, dass man<br />

inzwischen ständig auf Entwicklungen am Markt reagieren<br />

muss und man eine flexible Preisgestaltung ausgehandelt<br />

32 HARVEST MAGAZIN 5/08


Der Anpacker: Gregor Wagner liefert nur Holz, das er selbst begutachtet hat.<br />

hat.“ Entsprechend hält man Kontakt. Gregor Wagner: „Das<br />

läuft im Tagesgeschäft meistens telefonisch. Da bespricht man<br />

das Notwendige. In der Regel sieht man sich aber alle paar<br />

Wochen auch persönlich. In erster Linie, wenn es wirklich<br />

mal Probleme geben sollte, bezüglich der Qualität des Holzes<br />

zum Beispiel. Dann trifft man sich vor Ort, um die Probleme<br />

gemeinsam zu lösen.“<br />

Für Manfred Schledde, der den Einkauf für das Werk Kabel<br />

koordiniert, ist ein intensiver Kontakt wichtig, schließlich<br />

braucht das Werk für die Papierproduktion ständig frisches<br />

Schleifholz. „Frische, Frische, Frische. Das ist das, was beim<br />

Schleifholz zählt. Man kann es gar nicht oft genug sagen“,<br />

betont der Einkäufer mit der jahrzehntelangen Erfahrung. Ein<br />

entscheidender Grund, warum er meist kurzfristig handeln<br />

muss und an seine Zulieferer monatliche Kontingente vergibt.<br />

<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Wood Supply Continental Europe<br />

Manfred Schledde ist seit 985 für <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> im Holzeinkauf tätig.<br />

Sein Einkaufsdistrikt umfasst Nordrhein-Westfalen sowie Niedersachsen,<br />

von wo er Fichten-Schleifholz ins Werk Kabel (Hagen) liefert.<br />

Neben dem Einkauf frei Waldstraße direkt vom Waldbesitz kauft Manfred<br />

Schledde einen Großteil seiner Liefermengen „frei Werk“ von<br />

Handelsunternehmen.<br />

„Was einmal abgesprochen ist, das wird<br />

auch eingehalten.“ MANFRED SCHLEDDE<br />

„Dann unterhalte ich mich mit meinen Lieferanten und stelle<br />

Fragen: Schafft ihr die Menge, die ich brauche? Könntet ihr<br />

eventuell mehr liefern?“<br />

Insgesamt arbeitet Schledde am Standort Hagen-Kabel<br />

mit einer Vielzahl von Frei-Werk-Lieferanten zusammen.<br />

An der Firma Holzverwertung Schrage schätzt er besonders<br />

– neben dem äußerst angenehmen Miteinander – ihre große<br />

Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit. Gregor Wagner und<br />

Manfred Schledde <strong>sind</strong> sich einig: „Was einmal abgesprochen<br />

ist, das wird auch eingehalten.“ Hand drauf.<br />

Einkauf frei Waldstraße<br />

Nordrhein-Westfalen,<br />

Südliches Niedersachsen<br />

Manfred Schledde<br />

Mobil: +49 72 292 94 8<br />

Fax: +49 2937 829 8 3<br />

manfred.schledde@storaenso.com<br />

33


Logistik ABENTEUER STEILHANG<br />

ABENTEUER STEILHANG<br />

Steil, dieser Hang. So steil, dass es einem beim Blick nach oben respektvoll die Halswirbel verrenken möchte. In<br />

schwindelnder Höhe – ein <strong>Wir</strong>rwarr von Bäumen – kreuz und quer, Stämme, wie für ein überdimensionales Mikado<br />

in die Gegend geschüttet. Ein Fall für den Valmet Harvester. Mit seinen vier Kettenlaufwerken ist er der perfekte<br />

Aufräumer: Projekt Sturmholz am Steilhang. Holzernte unter extremen Bedingungen in Niederösterreich.<br />

34<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Logistik ABENTEUER STEILHANG<br />

65%Steigung. Wahrlich kein Pappenstil.<br />

Da ist schweres Geschütz vonnöten<br />

– eine Maschine wie diese. Auf<br />

Raupen tastet, kriecht, rumort sie dem Ort des Geschehens<br />

entgegen. Das Gesicht des Harvesterfahrers spricht Bände:<br />

Sämtliche Adern <strong>sind</strong> gespannt, der Blick ist konzentriert.<br />

Ranko Milinovich lenkt den Valmet „Snake“ 911.3 mithilfe<br />

zweier Hebel. Wie ein Spieler sein Videogame. Tatsächlich hat<br />

auch er einen Computer an Bord, der zählt, berechnet und<br />

anzeigt, wie viel Holz geerntet wird. Ein Kran mit immensem<br />

Ausmaß und <strong>Wir</strong>kungsradius, 10 Meter lang, greift sich<br />

Stamm für Stamm. Binnen einer Minute ist der Baum von<br />

allen Ästen befreit.<br />

Milinovich fährt den Valmet 911.3 schon seit neun Jahren.<br />

Da sitzt jeder Handgriff. Doch blinde Routine wäre hier höchst<br />

gefährlich – die volle Aufmerksamkeit ist gefordert. Schließlich<br />

will ein 140 Kilowatt Turbodieselmotor gebändigt werden, bei<br />

2,9 Meter Maschinenbreite. Jedes der vier Raupenlaufwerke<br />

bringt 2000 Kilogramm auf die Waage, da kommt man auf<br />

ein Gesamtgewicht von ca. 19 Tonnen.<br />

Einsatzort: Gloggnitz, im Bezirk Neunkirchen in<br />

Niederösterreich, in der Nähe von Rax und Schneeberg. Im<br />

Forst von Erwin Rasner haben Paula und Emma besonders heftig<br />

gewütet: Das blanke Chaos. Wie Streichhölzer geknickte<br />

Baumriesen, überall Geäst. Der Orkan Paula fegte am 26. und<br />

27. Januar 2008 über Österreich hinweg. Landesweit geht man<br />

von einem Schaden von über 6 Millionen Erntefestmetern<br />

aus. Danach – die Ruhe vor dem nächsten Sturm: Orkan<br />

Emma tobte einen Monat später, vom 29. Februar bis zum 2.<br />

März, über Mitteleuropa. Wenn sich Paula und Emma auch<br />

nicht wie Kyrill ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben<br />

– das zerstörerische Doppel hat weit mehr Waldfläche auf dem<br />

Gewissen als sein prominenter Vorgänger Anfang 2007.<br />

Eine Menge Holz, das auch das schwere Spezialgerät<br />

schon mal an seine Grenzen stoßen lässt: 200 Meter vor<br />

dem Harvester ist echte Handarbeit gefragt: Jan Zedocha<br />

36<br />

kämpft sich als Abstocker durch den Windwurf. Gekleidet<br />

in Neonorange, ausgerüstet mit einer Motorsäge. Ranko<br />

Milinovich und Jan Zedocha stehen in Funkkontakt.<br />

Laut ist es hier: Valmetmotor und Motorsäge geben<br />

uns die volle Dröhnung. Ein wenig Abstand tut gut – nicht<br />

nur dem Trommelfell. Mit Andreas Wiesbauer, Kopf der<br />

Andreas Wiesbauer GmbH, haben wir uns zum Abenteuer<br />

Steilhang aufgemacht. Stefan Rigler stößt dazu. Hör- und<br />

sichtbar außer Atem. Die Steigung macht auch Fußgängern<br />

zu schaffen. Rigler ist <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäufer, zuständig für<br />

den Bereich Neunkirchen. Er war es, der Wiesbauer mit den<br />

Aufräumarbeiten nach den Stürmen betraut hat. Nicht von<br />

ungefähr. Wiesbauers Fuhrpark punktet mit dem neuesten<br />

Valmet Snake. Wiesbauers Augen funkeln, denn „davon gibt<br />

es in ganz Österreich nur sieben Stück.“ Vor sieben Jahren<br />

wurde dieser spezielle Harvester entwickelt. Und Wiesbauer<br />

selbst war an der Konstruktion beteiligt. Genau sein Metier,<br />

schließlich hatte er ursprünglich Landmaschinenmechaniker<br />

gelernt, mit 20 Jahren dann die eigene Firma gegründet. Ob<br />

er den Valmet Snake selber fahren kann? Was für eine Frage!<br />

Immer dann, wenn viel zu tun ist, die Zeit drängt und das<br />

Holz noch schneller als sonst geerntet werden muss, sitzt er<br />

persönlich an den Steuerknüppeln, übernimmt persönlich<br />

die Nachtschichten.<br />

Der Sturm bringt Rigler und Wiesbauer zusammen. Das<br />

verschweißt. Denn das Geschäft mit dem Windwurf ist ein<br />

ganz Spezielles. Es verlangt viel, Spontaneität vor allem und<br />

Flexibilität. Normalerweise plant man Durchforstungen ein<br />

bis zwei Monate im Voraus. In stürmischen Zeiten jedoch<br />

werden die Karten neu gemischt und verteilt: Nach dem<br />

Sturm macht sich Rigler zunächst an eine grobe Vorerhebung,<br />

informiert sich über die Ausmaße der Kalamität und die<br />

betroffenen Gebiete. Steilhänge stellen hier noch immer die<br />

größte Herausforderung dar. Wiesbauer, mit seinem Valmet<br />

911.3 Harvester und vier Kettenlaufwerken, ist für Rigler<br />

nicht nur die erste, sondern auch die perfekte Wahl. Die<br />

Oben: Ein Forwarder auf der Kuppe zwischen Steilhang und Waldstraße.<br />

Unten. Unternehmer Andreas Wiesbauer (Mitte) mit seiner Mannschaft<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Logistik ABENTEUER STEILHANG<br />

38 HARVEST MAGAZIN 5/08


Kettenlaufwerke machen in solchen Steillagen das mechanisierte<br />

Fällen und die Aufarbeitung der Bäume überhaupt<br />

erst möglich. Wiesbauer reagiert binnen einer Woche und<br />

delegiert seine Maschinen in das betroffene Gebiet.<br />

Gemeinsam mit dem Waldbesitzer trifft man sich im<br />

Einsatzgebiet, um das Vorgehen zu besprechen: Ablauf,<br />

Erntemengen und Vertragsbestimmungen. Dabei werden der<br />

dynamische <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäufer und der Jungunternehmer<br />

meist schnell handelseinig. Rigler schätzt Wiesbauers<br />

Qualitäten – „das funktioniert per Handschlag“ – und dessen<br />

Flexibilität. „Als der Windwurf war, reichte ein Anruf, am<br />

nächsten Tag war er da. In der Zeit, in der wirklich jeder ihn<br />

und seine Maschine gebraucht hätte, war es keine Frage für<br />

ihn, dass er <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> hilft, die Windwurfmengen aufzuarbeiten.“<br />

Wiesbauer lobt im Gegenzug Riglers Verlässlichkeit.<br />

Schließlich liegt die Abholung des aufgearbeiteten Holzes<br />

von der Forststraße im Verantwortungsbereich von <strong>Stora</strong><br />

<strong>Enso</strong>. Da gibt es nichts zu beanstanden: Das Holz wird just<br />

in time abgefahren, die im Sägewerk ankommenden Mengen<br />

stimmen mit den Angaben des Harvester-PCs überein.<br />

Der Harvester Valmet Snake 911.3 und der Rückezug<br />

Valmet 860.1 schaffen am Tag durchschnittlich 120 bis 140<br />

Festmeter aufgearbeitet und gerückt an die Waldstraße. Das<br />

Timing macht’s, die Erfahrung und die Ausrüstung. Was<br />

Wiesbauers Maschine auszeichnet: Der Rückezug verfügt über<br />

eine Seilwinde und über acht Räder mit jeweils montierten<br />

Ketten. 35 Tonnen können geladen werden. Das Seil wiederum<br />

dient in erster Linie der Sicherheit, sorgt aber auch dafür,<br />

dass der Waldboden weitestgehend geschont wird. Sollte<br />

das Seil reißen und der Rückezug ins Rutschen kommen,<br />

dann wird es heikel, gelinde gesagt. Kein Zweifel, Rigler und<br />

Wiesbauer <strong>sind</strong> sich möglicher Gefahren bewusst. Nur wer<br />

schon im Vorfeld sämtliche Risiken abwägt, bei Beachtung<br />

sämtlicher Sicherheitsvorkehrungen, meistert auch – im Fall<br />

der Fälle – brenzlige Situationen.<br />

In der normalen Durchforstung trennt das Harvesteraggregat<br />

die Bäume vom Stock. Bei einem Windwurf hingegen <strong>sind</strong><br />

die Bäume meist schon entwurzelt, und der Harvester könnte<br />

einen Trennschnitt zwischen Stamm und Wurzel nicht ohne<br />

Oben: Einsatzort Gloggnitz im Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich.<br />

Unten: <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäufer Stefan Rigler (li.) mit Waldbesitzer.<br />

hohen Materialverschleiß vornehmen. Deshalb ist die motormanuelle<br />

Vorarbeit des sogenannten „Abstockens“ notwendig:<br />

Das geht in die Knochen. Die Arbeit des Abstockers<br />

sieht körperlich anstrengend aus, bedeutet aber in erster<br />

Linie volle Konzentration. „Es kann ganz schön gefährlich<br />

sein, wenn man da von der falschen Seite reinsägt.“<br />

Wenn ein Wurzelteller mit einem Durchschnittsgewicht von<br />

2.000 Kilogramm umkippt – man mag es sich lieber nicht<br />

vorstellen. Auch hier gilt: Professionalität und Erfahrung<br />

mindern die Risiken. Wiesbauer weiß, dass er sich auf seine<br />

Arbeiter verlassen kann. <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Mann Rigler kommt während<br />

der Arbeiten alle zwei, drei Tage vorbei, lässt sich von<br />

Waldarbeitern und dem Waldbesitzer auf den aktuellen Stand<br />

der Dinge bringen.<br />

Sturmholz bedeutet eine Herausforderung in zweierlei<br />

Hinsicht: Zum einen ist da das außergewöhnliche<br />

Ernteverfahren wie hier am Steilhang. Vor allem aber stellt<br />

es hohe logistische Herausforderungen dar: Wie viel Holz<br />

können die Sägewerke verarbeiten, wie viel kann verkauft<br />

werden? Gerade vor dem Hintergrund, dass infolge von Kyrill<br />

die Lager noch relativ gut gefüllt <strong>sind</strong>. Hier gilt – Prioritäten<br />

setzen: Flächen mit Holz, welches überwiegend vom Sturm<br />

gebrochen wurde, haben Vorrang vor Flächen mit Stämmen,<br />

die noch großenteils an der Wurzel hängen und deren<br />

Aufarbeitung nach hinten verschoben werden kann.<br />

Weil auch die jüngsten Windwürfe ein eingespieltes Team<br />

nicht erschüttern konnten, geht das Holz aus Erwin Rasners<br />

Forst, zum Großteil Fichten-, aber auch Kiefernrundholz, in<br />

die <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Sägewerke, schließlich und endlich in Form<br />

von Schnittholz auf den australischen und japanischen Markt.<br />

Schon bald kümmert man sich um die Wiederaufforstung der<br />

Hanglagen. Denn für Rasner, Rigler und Wiesbauer gilt: Bloß<br />

keine Angst vor steilen Hängen.<br />

39


40<br />

Gastkommentar WALD AUF WACHSTUMSKURS<br />

THOMAS RICHTER<br />

WALD AUF WACHSTUMSSKURS<br />

Wald als Anlageobjekt ist bei institutionellen Anlegern in den USA schon seit Jahren ein Thema.<br />

Nun bietet die DWS auch Privatanlegern in Deutschland Zugang zu dieser neuen Anlageklasse.<br />

Die neu entdeckte Liebe zum Rohstoff Holz hat Gründe: Finanzexperten haben den Wald als<br />

Renditeobjekt ausgemacht. Und private Anleger entdecken den Forst als willkommenen Stabilisator<br />

für ihr krisengeschütteltes Portfolio. Thomas Richter, Mitglied der Geschäftsführung der DWS<br />

Investment GmbH und Leiter DWS ACCESS, über einen Exoten im Investmentbereich.<br />

Thomas Richter<br />

Global Head of Communications, Mitglied der<br />

Geschäftsführung der DWS Investment GmbH und<br />

Leiter DWS ACCESS<br />

Von 1995 bis 1998 im Bereich Market Policy & External<br />

Relations und als Leiter des Generalsekretariats<br />

für die Deutsche Börse AG tätig; Firmeneintritt im<br />

Oktober 1998; von 1999 bis 2003 mehrere leitende<br />

Positionen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit der<br />

DWS; seit 2005 Global Head of Communications;<br />

Geschäftsführer der DWS seit November 2007 und<br />

seit März 2008 verantwortlich für DWS ACCESS, dem<br />

geschlossenen Fondsgeschäft der DWS<br />

Rechtsanwalt, Universität Augsburg; Master of Arts,<br />

Universitäten Limoges (Frankreich)/Augsburg; geprüfter<br />

Börsenhändler und Finanzanalyst DVFA/CEFA<br />

In Wald investieren?<br />

Was vor Jahren als exotische Investmentidee abgetan wurde, hat<br />

sich mittlerweile durchgesetzt. Dem Thema als <strong>Wir</strong>tschaftsfaktor<br />

haftete in Finanzkreisen etwas Antiquiertes an. Mit dem Wald,<br />

so hieß es oft, lasse sich kein Geld verdienen. Das Geschäft<br />

– viel zu arbeitsaufwendig und zu riskant. Man denke nur an die<br />

vielen Unwägbarkeiten, an Sturmschäden und Insektenbefall.<br />

Heutzutage sitzen große institutionelle Anleger mit ihren Beratern<br />

zusammen und diskutieren darüber, wie man möglichst effektiv<br />

und gewinnbringend in ein weltweites Waldportfolio investiert.<br />

Nicht dass im Zuge des wachsenden allgemeinen Interesses an<br />

Themen wie Natur, Ökologie und Klimawandel die Banker plötzlich<br />

ihre späte Liebe zum Grün entdeckt hätten. Ob Finanzwirte<br />

letztendlich eine Fichte von einer Kiefer unterscheiden können,<br />

steht hier nicht zur Debatte. Richtiger und wichtiger ist, dass<br />

sich der Wald inzwischen zu einer Anlageklasse entwickelt hat,<br />

die hoch rentabel ist.<br />

Wenn nun die DWS, die größte Gesellschaft für<br />

Investmentfonds in Deutschland und eine der größten in Europa,<br />

auf den Forst setzt, dann könnte das Signalcharakter haben.<br />

Allein hierzulande verwaltet die DWS 35 Mrd. EUR in Aktien-,<br />

Renten- und Geldmarktfonds. Produkte also, die den ständigen<br />

regulativen Einflüssen der Gesetzgebung und den Entwicklungen<br />

auf den Kapital- und Anlegermärkten unterliegen. Da gilt es,<br />

möglichst schnell und kreativ auf Veränderungen zu reagieren,<br />

um entsprechende Vorteile für den Kunden zu sichern und<br />

eventuelle Nachteile abzufedern. Sich wandelnde Märkte, aber<br />

auch die wachsende Nachfrage solventer Anleger nach interessanten<br />

Alternativen erfordern eine Öffnung – hin zu alternativen<br />

Anlageklassen.<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Forst und Fonds<br />

Daher engagiert sich die DWS seit dem Frühjahr 2008 auch im<br />

Markt für reale, greifbare <strong>Wir</strong>tschaftsgüter, wo bisher typischerweise<br />

in Immobilien, in Schiffsbeteiligungen, Flugzeuge oder<br />

erneuerbare Energien investiert wurde. Der erste geschlossene<br />

Fonds im Angebot der DWS: Der DWS Access Global Timber. Das<br />

erste Investment in Deutschland, das Privatanlegern den Zugang<br />

zu einem weltweit diversifizierten Waldwirtschaftsportfolio eröffnet.<br />

Anders formuliert: Der normale Anleger bekommt in Form<br />

dieses Waldfonds Zugang zu einem realen Besitz, der sonst nur<br />

Großgrundbesitzern, Kirchen, adeligen Familien und natürlich<br />

Bund, Ländern und Gemeinden vorbehalten ist: Bäume. Viele<br />

Bäume – heißt: Wald!<br />

Sein Geld in Wälder zu stecken – das mutet manchem vielleicht<br />

noch exotisch an. Hat aber, beispielsweise in den USA, eine<br />

lange Geschichte. Erfolgsgeschichte, sagt man besser. Große<br />

Investoren, wie die Stiftungsfonds von Universitäten wie Yale und<br />

Harvard, machten sich als erste Gedanken über Waldinvestments.<br />

Sie investierten einen bestimmten Prozentsatz in Aktien, einen<br />

in Anleihen, begannen aber, angesichts gleichlaufender Risiken,<br />

alternative Anlageklassen ins Visier zu nehmen. Solche, die nicht<br />

von Trends im Wertpapiermarkt, von inflationären als auch<br />

deflationären Phasen abhängig <strong>sind</strong>. Folglich begann man, das<br />

Stiftungsvermögen in direkten Unternehmensbeteiligungen<br />

(Private Equity und Venture Capital), Edelmetallen und eben auch<br />

in Wälder anzulegen. Risikostreuung lautet das entscheidende<br />

Schlagwort. So kommt der Waldfonds der DWS der wachsenden<br />

Nachfrage von Investoren entgegen, ihr Risiko durch breite<br />

Streuung im Gesamtanlageportfolio abzumildern. Nicht zu vergessen:<br />

Der Glaube an den Rohstoff Holz. Die Weltbevölkerung<br />

wächst rasant und damit die Nachfrage. Nehmen wir China, wo<br />

Waldflächen zu einem hohen Prozentsatz abgeerntet <strong>sind</strong>. Die<br />

Chinesen brauchen Holz in entsprechend großen Mengen, was<br />

sich positiv auf die Preisentwicklung auswirkt.<br />

Holz verspricht Rendite<br />

Mehr noch – das Wertschöpfungspotenzial spricht für den<br />

Rohstoff: Holz wird zu Papier verarbeitet, zu hochwertigen<br />

Möbelstücken – als auch energetisch und bauwirtschaftlich<br />

genutzt. Von Vorteil ist auch: Holz kann gelagert und erst dann<br />

veräußert werden, wenn der Markt die besten Konditionen<br />

offeriert. Laut dem National Council of Real Estate Investment<br />

Fiduciaries (NCREIF) Timberland Index, der die Wertentwicklung<br />

von Waldinvestments in den USA abbildet, wurde in den letzten<br />

zwanzig Jahren mit Waldanlagen eine Rendite von rund 5<br />

Prozent per anno erwirtschaftet. Eine Trendwende ist da nicht<br />

in Sicht. Ganz im Gegenteil. Holz etabliert sich mehr und mehr<br />

als kalkulierbare Größe im Vermögensmanagement. Durch seine<br />

geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen wie Aktien und<br />

Anleihen. Auch hat der Wald einen klaren Vorteil, der in der Natur<br />

der Dinge liegt: Das biologische Wachstum des Baumes sorgt<br />

automatisch für die Wertsteigerung des Portfolios. Und die exponentielle<br />

Wertsteigerung bei höherem Stammdurchmesser tut<br />

ihr Übriges. Weshalb man ein Augenmerk auf <strong>Wir</strong>tschaftswälder<br />

mit schnell wachsenden Hölzern legt. Und überall dort investiert,<br />

wo die Baumarten, vom Klima und Boden her, optimale<br />

Wachstumsbedingungen vorfinden. Beim DWS Access Global<br />

Timber <strong>sind</strong> das beispielsweise Pappeln in Oregon, Southern Pines<br />

in Uruguay oder Eukalyptus in Brasilien. Dass dabei in Sekundär-,<br />

also <strong>Wir</strong>tschaftswald, investiert wird, schont den Primärwald und<br />

trägt dem Ruf nach nachhaltiger Nutzung Rechnung.<br />

Genau genommen, ist der Waldfonds ein Exot, der, was<br />

die Geschäftskonstruktion betrifft, gar nicht so exotisch daher<br />

kommt. Weil er im Grunde funktioniert wie alle geschlossenen<br />

Fonds in Deutschland. Anders als beim täglich liquiden<br />

Publikumsfonds bringen die Kunden ihr Kapital in einer mehrmonatigen<br />

Zeichnungsfrist ein. Minimum: 0.000 US-Dollar Einlage.<br />

Bei einer bestimmten Größe wird der Fonds dann für einen<br />

festen Zeitraum geschlossen. Erst danach, frühestens nach zehn<br />

Jahren, bei einer möglichen Kündigung des Investments haben<br />

die Anleger Kapitalrückflüsse zu erwarten. Ab dem dritten Jahr<br />

<strong>sind</strong> allerdings jährliche Gewinnausschüttungen vorgesehen.<br />

Der Anleger wird Kommanditist einer GmbH & Co. KG, in diesem<br />

Fall der DWS Assets Global Timber GmbH & Co. KG, die<br />

mittelbar in Wälder auf der ganzen Welt investiert. Internationale<br />

Investmentteams und Experten für Waldanlagen der renommierten<br />

FourWinds Capital Management <strong>sind</strong> damit beschäftigt,<br />

stets nach aussichtsreichen Standorten rund um den Globus zu<br />

suchen, sowie langfristige Bewirtschaftungspläne zu erstellen<br />

und zu überwachen. Ziel ist es, nach zehn oder mehr Jahren das<br />

Investment mit einem Kursgewinn abzuschließen, die Anteile<br />

am Phaunus Fund zu veräußern und von der langfristigen<br />

Wertsteigerung der Wälder zu profitieren.<br />

Anleger, die wie Yale und Harvard anlegen wollen, können<br />

den DWS ACCESS Global Timber Fund bei vielen Banken und<br />

Maklerorganisationen in Deutschland erwerben.<br />

4


Vor Ort Report DIE PRIVATEN KOMMEN<br />

Kein Geheimnis: Polen tickt in Sachen Wald ein wenig anders. Zum einen mit rund neun Milli-<br />

onen Hektar Waldfläche und einem Brutto-Gesamtholzvorrat von 1.750 Millionen Vorratsfest-<br />

metern Holz in forstlicher Hinsicht eine bedeutende Größe in der Europäischen Union. Zum<br />

anderen noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Denn bis heute <strong>sind</strong> die Besitzverhältnisse so<br />

geregelt wie zu sozialistischen Zeiten. Demnach gehören dem Staat bis dato mehr als vier Fünf-<br />

tel der polnischen Waldfläche. Trotzdem und vielleicht auch gerade deshalb wächst das Interes-<br />

se, verstärkt mit Polens rar gesäten Privatwaldbesitzern ins Geschäft zu kommen: Pawel Mrozicki<br />

konzentriert sich erst seit September letzten Jahres für <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Wood Supply Polska auf den<br />

anspruchsvollen und arbeitsintensiven Einkauf bei privaten Waldbesitzern, kann aber bereits<br />

beachtliche Einkaufserfolge vorweisen.<br />

42<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


<strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäufer Pawel Mrozicki (li.) und Jan Czajkowski (re.), Vorsitzender und Repräsentant der regionalen Waldeigner.<br />

Wer glaubt, <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>s Mann fürs Private dreht<br />

in Polen Däumchen angesichts des im mitteleuropäischen<br />

Vergleich vergleichsweise kleinen<br />

Privatwaldanteils, der irrt gewaltig. Zwar kauft <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong><br />

Wood Supply Polska die größten Mengen bei „Lasy Panstwowe“,<br />

dem Staatsforstbetrieb, ein: mehrere Hunderttausend<br />

Festmeter jährlich. Dagegen müssen die Kleinmengen<br />

aus den polnischen Privatwäldern richtig hart erarbeitet<br />

werden. Allerdings verflüchtigt sich das Misstrauen der oft<br />

älteren Waldbesitzer gegenüber dem großen, unbekannten<br />

Konzern meist schnell, wenn diese mitbekommen, wie gut<br />

und reibungslos die Zusammenarbeit zwischen <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong><br />

und den staatlichen Stellen seit Jahr und Tag funktioniert.<br />

Eine weitere Entwicklung vereinfacht die Zusammenarbeit:<br />

So haben sich beispielsweise in der Gegend von<br />

Dreszew, nordöstlich von Warschau, beispielsweise siebzig<br />

private Waldbesitzer zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen.<br />

Nun hat <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Einkäufer Pawel Mrozicki nur<br />

noch einen einzigen Ansprechpartner: Jan Czajkowski, den<br />

gewählten Vorsitzenden und Repräsentanten der regionalen<br />

Waldeigner. Eine neue Qualität der Kooperation – für beide<br />

Seiten. Ein Kontrakt, den es in Polen so noch nicht gegeben<br />

hat: <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> schließt ihn erstmals mit einer Genossenschaft<br />

privater Waldbesitzer. Die Einigung über Menge und<br />

Konditionen ist unter Dach und Fach, zunächst begrenzt<br />

auf eine Einschlagssaison. Doch alle Beteiligten <strong>sind</strong> sich<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08<br />

Die Privaten kommen<br />

schon jetzt, nach geglückter Anlaufphase, sicher: Diese Zusammenarbeit<br />

hat Zukunft und ist ausbaufähig.<br />

Pawel Mrozicki: „Dieses Modell wäre vermutlich nicht<br />

im ganzen Land so anwendbar, bedenkt man, dass der Anteil<br />

an Privatwaldbesitzern in dieser Region, um den <strong>Stora</strong><br />

<strong>Enso</strong>-Standort Ostroleka, mit 40 Prozent besonders hoch ist.<br />

In anderen Gegenden liegt er bei gerade mal 15 Prozent.“<br />

Die neue Zusammenarbeit – ein wichtiger und vielversprechender<br />

Schritt für die Waldbesitzer von Dreszew. Sie<br />

<strong>sind</strong> zufrieden und dankbar, dass <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> ihnen als kompetenter<br />

und erfahrener <strong>Partner</strong> die Holzernte abnimmt,<br />

<strong>sind</strong> sie doch, vergleichbar mit den klein strukturierten Privatwaldverhältnissen<br />

in Deutschland und Österreich, nicht<br />

im Hauptberuf Waldbesitzer. Und die Einnahmen aus dem<br />

Holzverkauf <strong>sind</strong> bei den privaten Waldbesitzern selbstverständlich<br />

auch willkommen. Die Ernte erfolgt motormanuell,<br />

wie meistens in Polen. Das aufgearbeitete Faserholz<br />

geht zur Verarbeitung ins nahe gelegene <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Werk<br />

Ostroleka.<br />

Für <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> Wood Supply Polska ist diese <strong>Partner</strong>schaft<br />

ein wichtiger Schritt, um nach und nach auch die privaten<br />

Waldbesitzer als dauerhafte Lieferanten zu gewinnen. Pawel<br />

Mrozicki: „Wenn alles weiter so gut geht, wächst der von<br />

uns eingekaufte Anteil von Holz aus privaten Forsten bald<br />

beträchtlich. <strong>Wir</strong> arbeiten intensiv daran.“<br />

43


Entdeckungsreise GOTTES ATEM<br />

GOTTES ATEM<br />

IM NEBELWALD VON LA GOMERA<br />

Steuerbord, wo der Küstenstreifen von Valle Gran Rey aus dem Blaugrau des Atlantiks steigt, drängen die Reisenden<br />

zur Reling. Hier eröffnet sich ein erster Blick aufs Paradies; weiß getünchte Fincas zwischen kahlen Bergmassiven,<br />

monströses, braunes Felsgestein und das üppige Grün der Bananenplantagen. Das muss La Gomera sein. Insel<br />

der Glückseligen. Eiland des ewigen Frühlings. Das rühmten schon Homer und die Dichter der Antike. Dieter Scriba<br />

würde es wahrscheinlich weniger lyrisch formulieren. Und doch hat es damit zu tun, dass er Deutschland irgend-<br />

wann den Rücken kehrte, seit nunmehr neun Jahren auf La Gomera lebt und arbeitet. Harvest besucht den passio-<br />

nierten Diplom-Biologen und Veranstalter naturkundlicher Wanderungen. Er zeigt uns seine erstaunliche Welt.<br />

Und Wälder, die noch heute so aussehen wie vor Millionen Jahren.<br />

40 44<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


Es ist wohl so, wie man es erwarten würde: Das Zimmer<br />

eines Biologen und Botanikers. Etwas knapp bemessen<br />

vielleicht für die zahllosen Bücher, Karten, Samen und<br />

Pflanzen. Dieter Scriba legt eine Kladde mit den getrockneten<br />

Blättern beiseite, jedes einzelne darin hat er nach humboldtscher<br />

Methode beschriftet, sorgfältig mit dem wissenschaftlichen<br />

Namen versehen. Doch das ist nur eine von vielen Facetten<br />

seiner Forschungsarbeit. Der eigentliche Arbeitsplatz ist 373<br />

Quadratkilometer groß, und damit ist La Gomera die zweitkleinste<br />

der kanarischen Inselgruppe. Von Ost nach West erstreckt sie<br />

sich über 25, von Nord nach Süd über gerade mal 22 Kilometer.<br />

Gleich eines Stecknadelkopfes in der Weite des Atlantiks. Und<br />

doch hat das Eiland ihn gepackt und nicht mehr losgelassen. „Es<br />

ist ganz sicher so, dass La Gomera gerade für mich als Biologen<br />

wahnsinnig spannend ist. Die Insel ist ja, vom Ursprung her,<br />

vulkanisch. Nicht zu übersehen, man stößt ja überall auf die<br />

markanten freigewitterten Vulkanschlote, die Roques, die sich<br />

hier überall bis zu 100 m in die Höhe recken.“<br />

Erosionen haben La Gomera geformt, die Landschaft zerklüftet,<br />

tiefe Schluchten eingefräst – bis vor 2,8 Millionen Jahren,<br />

als es hier zuletzt rumorte. Noch interessanter ist für den 51-<br />

Jährigen, was danach passierte, da sich – begünstigt durch die<br />

geografische Isolation, unweit der afrikanischen Westküste und<br />

des nördlichen Wendekreises – eine verblüffende Vielfalt an<br />

Flora und Fauna entwickeln konnte. Eine Vielfalt, die jeden<br />

4/07 HARVEST MAGAZIN<br />

45


Entdeckungsreise GOTTES ATEM<br />

46<br />

Märchenwald: Biologe<br />

Dieter Scriba mit<br />

Touristen im Nebelwald<br />

von La Gomera.<br />

Naturkundler faszinieren muss, angesichts einer Vegetation,<br />

die sich der rauen Landschaft, großen Höhenunterschieden<br />

und klimatischen Kontrasten anpassen musste. „Wenn man die<br />

Pflanzenwelt hier betrachtet, so besteht sie heute zu fast einem<br />

Drittel aus endemischen Arten, also Pflanzen, die es nur hier<br />

auf den kanarischen Inseln gibt.“ Eine Fülle, die der Fachmann<br />

zu bändigen, besser wohl zu ordnen weiß. Scriba breitet eine<br />

Karte aus, die einen Überblick über die Vegetationszonen der<br />

Insel verschafft: <strong>Wir</strong> sehen Farben und Schraffuren, jede von<br />

ihnen steht für eine Pflanzengesellschaft. In der sukkulenten<br />

Tiefenstufe, bis zur Höhe von 400 Meter auf der Nordseite bzw.<br />

800 bis 1000 Meter auf der Südseite, <strong>sind</strong> es vor allem jene, die<br />

aufgrund des Klimas fähig <strong>sind</strong>, sehr lange ohne Feuchtigkeit<br />

zu überstehen. Wahre Überlebenskünstler wie Dickblatt- und<br />

Wolfsmilchgewächse, deren dickfleischige Blätter oder Stängel<br />

vor dem Austrocknen schützen, gehören mit zahlreichen<br />

Arten zu den Charakterpflanzen dieser Zone. Häufig ist auch<br />

die kanarische Dattelpalme, mit ihrer mächtigen Krone noch<br />

eindrucksvoller als die nordafrikanische Verwandte. Auch der<br />

sagenumwobene Drachenbaum ist eine typische Pflanze dieser<br />

Stufe – allerdings gibt es auf Gomera kaum noch ältere Vertreter<br />

dieses urtümlichen Liliengewächses.<br />

Bei allmählich zunehmender Feuchtigkeit stellen sich<br />

im oberen Bereich der trockenen Tiefenstufe ausgedehnte<br />

Ginstergebüschfluren und Zistrosenstrauchgesellschaften ein.<br />

Dieser sogenannte thermophile Trockenbusch leitet über in die<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08


semihumide Montanstufe, die von dichten Baumheidebusch-<br />

und Lorbeerwäldern geprägt ist. Erstere finden sich in den nicht<br />

ganz so feuchten Lagen, vor allem auf der Südseite, während<br />

in den besonders feuchten, von den Passatwolken geprägten<br />

Lagen ausgedehnte Lorbeerwälder dominieren. Diese bilden im<br />

zentralen Hochland das ökologische Rückgrat der Insel, Relikte<br />

der subtropischen Lorbeerwälder, die noch bis zum Ende des<br />

Tertiärs im ganzen Mittelmeerraum und in Nordafrika verbreitet<br />

waren. Die Faszination des immergrünen Nebelwaldes, die uns<br />

bei einer Wanderung am nächsten Tag ereilen soll.<br />

<strong>Wir</strong> wissen mit Dieter Scriba den perfekten Guide an unserer<br />

Seite, denn seit er auf La Gomera heimisch ist, veranstaltet<br />

„ÖkoTours“, sein kleines Unternehmen (www.oekotours.com),<br />

Exkursionen, geführte Wanderungen zu den Naturschätzen der<br />

Insel. Genau das ist Scribas Anliegen, interessierten Botanikern<br />

und Studenten, aber auch ambitionierten Laien, deutschen<br />

Urlaubern zumeist, die einzigartige Vegetation La Gomeras<br />

nahe zu bringen. „Ich denke“, sagt Dieter Scriba mit einem<br />

Augenzwinkern, „die Leute <strong>sind</strong> nachher einfach ein bisschen<br />

schlauer. Man hat hoffentlich etwas gelernt, nicht nur über<br />

die Kanaren. Auch über ökologische Zusammenhänge. Ob<br />

nun klimatischer, geologischer oder geografischer Natur. Ein<br />

Wissen, mit dem man auch anderswo auf der Welt das eine oder<br />

andere besser verstehen kann.“ Entsprechend gestaltet er seine<br />

Wandertouren, die sich thematisch, landschaftlich und, was<br />

Streckenlänge und Schwierigkeitsgrad betrifft, unterscheiden.<br />

47


Entdeckungsreise GOTTES ATEM<br />

44 48<br />

Nicht jeder will und kann bis zu 650 Höhenmeter überwinden.<br />

Auch wir gehen die Sache vorsichtig an und entscheiden<br />

uns für die populärste seiner Touren. Knapp 300 Höhenmeter,<br />

perfekt für Großstadtmenschen portioniert und doch mit<br />

Aussicht auf eine der beeindruckendsten Landschaften dieser<br />

Erde.<br />

Tags drauf. Alles wie immer bei Scribas Mittwochstour. Mit<br />

einem Unterschied – wir haben ihn für uns allein. Treffpunkt<br />

um zehn, am Laden von „ÖkoTours“, wo Entdecker in spe<br />

nicht nur die Wanderungen buchen, sondern sich bei Bedarf<br />

auch nach den neuesten Ausrüstungstrends ausstaffieren können.<br />

<strong>Wir</strong> haben alles Nötige dabei: Rucksack, Wasserflasche,<br />

regenfeste Jacke. Auch wenn das Thermometer hier 23 Grad<br />

zeigt, weiter oben kann es kühl sein und feucht. So lassen die<br />

Laurisilva-Wälder nicht lange auf sich warten. Gerade eine<br />

knappe halbe Autostunde von Valle Gran Rey entfernt, öffnet<br />

sich der unbekannte, unberührte Kosmos: Der Nationalpark<br />

Garajonay im Herzen La Gomeras. Seit den Achtzigerjahren<br />

UNESCO-Weltnaturerbe der Menschheit. Der Reiz dieser<br />

Welt beginnt im Detail. Dieter Scriba zeigt und erklärt mit<br />

Begeisterung, was am Wegesrand blüht. Baumheide zum<br />

Beispiel. Doch beim Zuhören bleibt es nicht – unser Guide<br />

lässt seine Begleiter anfassen, schnuppern, Blüten zerreiben,<br />

probieren und schmecken. Überall wuchert es um uns herum,<br />

es knackt unter den Wanderschuhen. Und die üppige Pracht<br />

bleibt uns nicht länger fremd. Alles, jedes noch so unscheinbare<br />

Gewächs, hat einen Namen, den Scriba selbstverständlich<br />

kennt. „Erst kürzlich“, erinnert er sich, „meinte eine<br />

Frau zu mir: Das hat ja alles einen Namen, und was einen<br />

Namen hat, ist einem vertraut.“ Die Tür zur fremden Welt<br />

steht weit geöffnet. Treten wir ein. Neugierig. Nicht hektisch,<br />

HARVEST MAGAZIN 5/08

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