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„Bettelorden“ Korrekturabzug<br />
zusätzlich 10 bis 25 % des Betrages an die Vermittler zu bezahlen waren, konnten<br />
sich das nur sehr begüterte Menschen leisten, sodass für die Masse der Gefangenen<br />
kaum eine Chance auf Rückkehr bestand. Die einzige Möglichkeit<br />
bestand in der Flucht; misslang diese aber, zog das meist sehr schwere Konsequenzen<br />
nach sich, z.B. Verstümmelung 10 . Eine weitere Möglichkeit des Gefangenen,<br />
sein Schicksal zu verbessern, war natürlich, zum jeweils anderen Glauben<br />
überzutreten, was aber für einen Menschen des Mittelalters und der Frühen<br />
Neuzeit eigentlich fast die völlige Aufgabe seiner bisherigen Existenz bedeutete.<br />
Deswegen betrachtete es die neu entstandene religiöse Gemeinschaft der Trinitarier<br />
als ihr wesentlichstes Ziel, im Rahmen ihrer Befreiungstätigkeit die Seelen<br />
der gefangenen Christen zu retten, d.h. diese vor der Apostasie zu bewahren.<br />
Sehr prägnant bringt dieses Bestreben der im frühen 18. Jahrhundert in der<br />
österreichischen Ordensprovinz als Pater Redemptor tätige Trinitarier Joannes<br />
a San Felice auf den Punkt:<br />
„Was in der Tartarey, Türkei oder Barbarei verkauft und gelöst wird,<br />
[...] was von den Ketten befreit wird, sind die Körper, aber was vor allem<br />
gekauft und erhalten wird, was hauptsächlich erlöst wird, was an erster<br />
Stelle aus der Gefangenschaft befreit werden soll, sind die Seelen.<br />
[...] Seelen und Körper werden erlöst, Seelen und Körper werden befreit.<br />
Aber [...] [was] das letztendliche Ziel [betrifft]: die Seelen werden um ihrer<br />
selbst willen, die Körper aber wegen der Seelen erlöst und erkauft.<br />
Daher auch erlösen wir nicht Christen, die bei Gläubigen in Gefangenschaft<br />
festgehalten werden [...]“ 11 .<br />
Das im 13. Jahrhundert mit dem Trinitarierorden (und seit 1218 auch dem<br />
Mercedarierorden) entstandene Engagement in der Gefangenenbefreiung als<br />
selbstlose christliche Aufgabe steht dabei im Zusammenhang mit einer generell<br />
verstärkten Beachtung der Sieben Werke der Barmherzigkeit als zentralem Element<br />
des Christentums, unter welchen auch die Erlösung der Gefangenen fi rmiert:<br />
„Kranke besuchen, Hungernde speisen, Durstige tränken, Gefangene er-<br />
10 Vgl. d’ERRICO, Trinitarians (wie Anm. 6) 82.<br />
11 JOANNES A SAN FELICE, Triumphus Misericordiae, id est Sacrum Ordinis SSS. Trinitatis Institutum<br />
Redemptionis Captivorum, cum Adiuncto Kalendaro Ecclesiastico Historico Universi<br />
Ordinis (Wien 1704) 116. Im Original: „Quod in Tartaria Turcia sive Barbaria venditur &<br />
solvitur [...] quod a catenis liberatur, esse corpora, sed quod principaliter emitur & acquiritur,<br />
quod principaliter redimitur, quod primario a captivitate liberari intenditur, esse animas.<br />
[...] Animae & Corpora redimuntur, Animae & Corpora liberantur. Sed [...] ultimum<br />
fi nem; animae gratia & amore sui ipsarum, corpora vero gratia & amore animarum redimuntur<br />
& comparantur. Hinc est, quod non redimamus Christianos, qui apud Fideles in<br />
captivitatem sunt adstricti [...]“.<br />
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