Jahresbericht 2007 - FGE - RWTH Aachen University
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2 Ergebnisse der quantitativen Untersuchung<br />
Die Ergebnisse der quantitativen Abschätzung des<br />
Nutzenzuwachses deuten darauf hin, dass die Einführung<br />
von OMC tatsächlich Wohlfahrtsgewinne erlaubt.<br />
Insbesondere lässt sich folgern, dass<br />
• durch die geplante Einführung von grenzüberschreitendem<br />
Intraday-Handel bereits Effizienzpotenziale<br />
bei der Vergabe von Kapazitätsrechten ausgeschöpft<br />
werden können (d. h. einige der beobachteten<br />
Ineffizienzen expliziter Auktionen abgebaut<br />
werden).<br />
• durch die Einführung von OMC (allein an den<br />
Grenzen Richtung Frankreich und den Niederlanden<br />
sowie auf Basis von Daten für 2005) zusätzliches<br />
Optimierungspotenzial in der Größenordnung von<br />
8-12 Mio. EUR/Jahr realisiert werden können. Dieses<br />
zusätzliche Potenzial entsteht, da nicht alle<br />
Kraftwerkskapazitäten so flexibel eingesetzt werden<br />
können, dass sie kurzfristig („intraday“) zu einer<br />
Optimierung beitragen können. Diese Kapazitäten<br />
können am effizientesten im Rahmen einer synchronisierten<br />
Energie- und Kapazitätsauktion dayahead<br />
eingeplant werden.<br />
• die Einführung eines Kapazitätsmodells unter<br />
Beachtung zu erwartender Lastflüsse (so genanntes<br />
Power Transfer Distribution Factor (PTDF) Modell)<br />
die Realisierung weiterer Effizienzgewinne, sowohl<br />
im Fall expliziter Auktionen als auch bei OMC, ermöglicht.<br />
Die Vorteile des PTDF-Modells werden im<br />
Fall eines perfekten Intraday-Marktes weitestgehend<br />
auf Intraday-Basis und nicht über das OMC<br />
realisiert. Ist der Intraday-Markt hingegen nicht perfekt,<br />
können die Vorteile des PTDF-Modells über<br />
das OMC-Verfahren ausgeschöpft werden.<br />
• die Zusatzkosten der Schaffung eines Auction<br />
Office bei Einführung von OMC bei weniger als<br />
1 Mio. EUR/Jahr liegen.<br />
• damit die Einführung eines OMC-Mechanismus<br />
z. B. an den Grenzen zu den Niederlanden und<br />
Frankreich Nettowohlfahrtsgewinne in Höhe von 7-<br />
11 Mio. EUR/Jahr nach sich ziehen würde.<br />
• die grundsätzlichen Effizienzvorteile von OMC<br />
gegenüber expliziten Auktionen unabhängig davon<br />
bestehen, ob systematische Preisdifferenzen zwischen<br />
Ländern bestehen, solange kurzfristige Preisschwankungen<br />
zwischen den jeweiligen Ländern<br />
auftreten.<br />
Die quantitative Abschätzung der Effizienzgewinne<br />
basierte auf einer Schätzung der zusätzlichen Handelsgewinne<br />
unter OMC relativ zu einem Referenzszenario<br />
STUDIENBEISPIELE<br />
mit expliziten Auktionen. Diese Schätzung erfolgte<br />
dabei unter sehr konservativen Annahmen (d. h. die<br />
Vorteile des OMC wurden tendenziell unterschätzt). Im<br />
Referenzszenario (und auch im Szenario mit OMC)<br />
wurde z. B. die Existenz eines perfekten grenzüberschreitenden<br />
Intraday-Marktes unterstellt, über den<br />
bereits umfangreiche Optimierungspotenziale ausgeschöpft<br />
werden könnten. In einem solchen perfekten<br />
Intraday-Markt müssten Kapazitäten über implizite<br />
Auktionen vergeben werden, oder sie müssten in Form<br />
von Kapazitätspflichten in einem liquiden Markt<br />
gehandelt werden, in dem alle neuen Transaktionen<br />
laufend in das System eingepflegt werden, um die<br />
jeweils verfügbaren Übertragungskapazitäten in<br />
Echtzeit fortlaufend neu zu ermitteln. Wird kein Intraday-Markt<br />
eingeführt oder ist er nicht entsprechend<br />
perfekt, würden die durch OMC realisierbaren Optimierungspotenziale<br />
höher ausfallen als im Rahmen des<br />
Gutachtens geschätzt.<br />
Eine Abschätzung, wie sich die Vorteile des OMC auf<br />
verschiedene Stakeholder verteilen, war nicht Gegenstand<br />
des Gutachtens.<br />
3 Compliance<br />
Dem in diesem Beitrag vorgestellten ökonomischen<br />
Gutachten [2] gingen ein juristisches [3] und ein<br />
technisches , ebenfalls vom IAEW erstelltes [4] Gutachten<br />
voraus. Während insbesondere im juristischen<br />
Gutachten ein Großteil der rechtlichen Aspekte des<br />
OMC erörtert wurde, wird in dieser Studie ergänzend<br />
die Kompatibilität alternativer Engpassmanagementregimes<br />
mit den Anforderungen aus dem Regulierungsumfeld<br />
geprüft. Hierbei zeigt sich, dass<br />
• sowohl explizite Kapazitätsauktionen als auch das<br />
Open Market Coupling (OMC) kompatibel mit der<br />
Verordnung EC 1228/2003, die marktorientierte Zuteilungsverfahren<br />
an engpassbehafteten Grenzen<br />
vorsieht, sind. Diese Einschätzung gilt sowohl im<br />
Hinblick auf die allgemeinen Grundsätze für das<br />
Engpassmanagement (Art. 6 der Verordnung) als<br />
auch hinsichtlich der Anforderungen an die Transparenz<br />
des Verfahrens.<br />
• OMC kompatibel mit Vorrangregeln für bestimmte<br />
Erzeugungsarten, z. B. für Windenergie in Deutschland,<br />
ist.<br />
• OMC einen Beitrag zur Unterminierung strategischen<br />
Anbieterverhaltens (wo dies vorliegt) leisten<br />
kann. Insbesondere wird durch die Synchronisation<br />
von Kapazitäts- und Energiemarkt das Potenzial für<br />
strategische Verhaltensweisen reduziert.<br />
IAEW – <strong>FGE</strong> – JAHRESBERICHT <strong>2007</strong> 115