Die Grüne Stadt
ISBN 978-3-86859-779-0
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KONFERENZ ZUR SCHÖNHEIT UND<br />
LEBENSFÄHIGKEIT DER STADT<br />
BAND 12<br />
DIE<br />
GRÜNE<br />
STADT<br />
DEUTSCHES INSTITUT<br />
FÜR STADTBAUKUNST<br />
CHRISTOPH MÄCKLER /<br />
WOLFGANG SONNE (HG.)
Inhalt<br />
8<br />
Vorwort<br />
TAG 1<br />
Themenfokus: Dauerhafte und kompakte <strong>Stadt</strong><br />
12 Eröffnung Christoph Mäckler<br />
16 Grußwort Ernst Uhing<br />
20 Grußwort Cornelia Zuschke<br />
ERFAHRUNGEN AUS DER BAU- UND PLANUNGSPRAXIS 1<br />
26 Impuls 1 Christine Lemaitre<br />
30 Impuls 2 ZÜRICH Christine Bräm<br />
36 Impuls 3 DÜSSELDORF Cornelia Zuschke<br />
48 Impuls 4 Petra Manahl<br />
ERFAHRUNGEN AUS DER BAU- UND PLANUNGSPRAXIS 2<br />
56 Impuls 1 Heiner Farwick<br />
60 Impuls 2 HEIDELBERG Jürgen Odszuck<br />
66 Impuls 3 MÜNCHEN Elisabeth Merk<br />
72 PODIUMSDISKUSSION »DIE GRÜNE STADT«<br />
4 Inhalt
TAG 2<br />
Themenfokus: Klimaanpassungskonzepte<br />
und begrünte <strong>Stadt</strong><br />
92 Zusammenfassung 1. Tag Wolfgang Sonne<br />
96 Grußwort Wiebke Möhring<br />
98 Grußwort Peter Köddermann<br />
ERFAHRUNGEN AUS DER BAU- UND PLANUNGSPRAXIS 3<br />
104 Impuls 1 Steven März<br />
110 Impuls 2 Sabine Djahanschah<br />
116 Impuls 3 REGENSBURG Christine Schimpfermann<br />
122 Impuls 4 SCHWÄBISCH GMÜND Julius Mihm<br />
ERFAHRUNGEN AUS DER BAU- UND PLANUNGSPRAXIS 4<br />
132 Impuls 1 ULM Tim von Winning<br />
138 Impuls 2 MÜNSTER Robin Denstorff<br />
144 Impuls 3 ESSEN Simone Raskob<br />
ERFAHRUNGEN AUS DER BAU- UND PLANUNGSPRAXIS 5<br />
156 Impuls 1 Thomas Wilken<br />
162 Impuls 2 NORDHORN Thimo Weitemeier<br />
168 Impuls 3 BOCHUM Eckart Kröck<br />
174 Impuls 4 Martina Oldengott<br />
ERFAHRUNGEN AUS DER BAU- UND PLANUNGSPRAXIS 6<br />
184 Impuls 1 Monika Steiner<br />
192 Impuls 2 DRESDEN Stefan Szuggat<br />
200 Impuls 3 AUGSBURG Tobias Häberle<br />
208 PODIUMSDISKUSSION »15-MINUTEN-STADT«<br />
224 STUDENTISCHER FÖRDERPREIS STADTBAUKUNST 2022<br />
238 Ansprache CZERNOWITZ Vasyl Zazuliak<br />
239 Impressionen<br />
246 Kurzbiografien<br />
254 Danksagungen<br />
256 Impressum<br />
5
6
7
Vorwort<br />
»<strong>Die</strong> grüne <strong>Stadt</strong>«<br />
Am 14. und 15. Juni 2022 fand unsere 12. Konferenz<br />
zur Schönheit und Lebensfähigkeit der <strong>Stadt</strong> mit dem<br />
Thema »<strong>Die</strong> grüne <strong>Stadt</strong>« in der Düsseldorfer Rheinterrasse<br />
statt. Dabei wurde der Frage nach gegangen,<br />
wie sich Maßnahmen zu Klimaschutz und Klimaresilienz<br />
in die schöne und lebensfähige <strong>Stadt</strong> integrieren<br />
lassen.<br />
Der Klimawandel stellt zwei große Herausforderungen<br />
an den Städtebau: Zum einen muss der Städtebau<br />
dazu beitragen, dass Städte langfristig CO 2<br />
-neutral<br />
funktionieren; zum anderen muss der Städtebau<br />
auf die sich ändernden Klimabedingungen reagieren<br />
und mit passenden Bebauungsweisen ein klimaresilientes<br />
Umfeld schaffen. Beide Ziele weisen nicht<br />
notwendig in dieselbe Richtung und einseitig konzipierte<br />
Maßnahmen können dabei leicht konträr<br />
zueinander stehen. So wird heute unter dem Stichwort<br />
der Klimaanpassung vieles diskutiert, was einer<br />
nachhaltigen <strong>Stadt</strong>struktur widerspricht: Luftschneisen<br />
können zwar nachts Kühlung bringen,<br />
befördern aber zugleich den Hitze einfall während<br />
des Tages. Aufgelockerte Bauweisen mit viel Grün<br />
mögen zwar partiell Hitzeinseln verhindern, tragen<br />
aber durch dünne Besiedlung zu größerer Flächenausdehnung<br />
mit mehr Verkehr bei. Notwendige<br />
Versickerungsflächen der Schwammstadt drohen,<br />
nachhaltige kompakte Besiedlungsformen sowie<br />
einen vielfältig nutzbaren öffentlichen Raum zu<br />
beeinträchtigen. Einzelstehende Häuser erlauben<br />
zwar gute Belichtung von allen Seiten, produzieren<br />
dabei aber maximale Dämmfläche und befördern<br />
zugleich einen schnellen Luftaustausch und damit<br />
eine schnelle Aufheizung. Dämmung mit WDVS verringert<br />
zwar kurzfristig Wärmeverluste am Gebäude,<br />
erwärmt aber, anders als Massivmauerwerk, den<br />
Außenraum und ist langfristig in seiner Gesamtbilanz<br />
geradezu klimaschädlich.<br />
Vieles, was heute im Namen der grünen <strong>Stadt</strong> propagiert<br />
wird, ist meist sektoral gedacht und arbeitet<br />
dem großen Ziel der nachhaltigen klima gerechten<br />
8 Vorwort
<strong>Stadt</strong> oft entgegen. <strong>Die</strong>s gilt unter anderem auch<br />
bei Grüninstallationen, die nur mit hohem, technischen<br />
Aufwand am Leben erhalten werden können<br />
(Bosco Verticale). Deshalb ist es wichtig, alle Aspekte<br />
des Städtebaus auch beim Thema der nachhaltigen<br />
grünen <strong>Stadt</strong> zusammenzudenken. Grundsätzlich<br />
bietet die kompakte <strong>Stadt</strong> zwei entscheidende Vorteile<br />
für die Umweltbilanz: Sie verringert die Versiegelung,<br />
minimiert als <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege den<br />
Verkehr und sie minimiert als <strong>Stadt</strong> der zusammenhängenden<br />
Bebauung den Wärmeverlust an den<br />
Gebäudeoberflächen – beides zwei zentrale Punkte,<br />
um den CO 2<br />
-Ausstoß zu verringern.<br />
<strong>Die</strong> These des Instituts ist, dass die kompakte und<br />
dichte <strong>Stadt</strong> die besten Voraussetzungen bietet, um<br />
langfristig als grüne <strong>Stadt</strong> zu funktionieren. Im Dialog<br />
mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft<br />
und Praxis wurde diese These auf folgende Teilaspekte<br />
hin untersucht:<br />
1. <strong>Die</strong> grüne <strong>Stadt</strong> braucht Kompaktheit.<br />
2. <strong>Die</strong> grüne <strong>Stadt</strong> braucht Dauerhaftigkeit.<br />
3. <strong>Die</strong> grüne <strong>Stadt</strong> braucht Bäume in Parks,<br />
Alleen und Höfen.<br />
Ziel der Konferenz war es, einen fächerübergreifenden<br />
Diskurs im Hinblick auf die Möglichkeiten von<br />
städtebaulichen Klimaresilienz- und Klimaschutzprojekten<br />
in Verbindung mit dem Leitbild der europäischen<br />
<strong>Stadt</strong> zu führen.<br />
Im Rahmen unseres breitgefächerten, interdiszi plinären<br />
Programms mit über 40 Referentinnen und<br />
Referenten aus Kommunalpolitik, Architektur, <strong>Stadt</strong>planung<br />
sowie Umwelt- und Klimaforschung wurden<br />
vielfältige Ansätze und Maßnahmen diskutiert.<br />
Christoph Mäckler und Wolfgang Sonne<br />
2022<br />
9
Tag 2
Themenfokus:<br />
Klimaanpassungskonzepte<br />
und<br />
begrünte <strong>Stadt</strong><br />
Verglichen mit der Leistung, die große Bäume<br />
in der <strong>Stadt</strong> in ökologischer, klimatischer und<br />
psychologischer Hinsicht erbringen, sind Fassaden-<br />
und Dachbegrünungen weitaus weniger<br />
effektiv. Fassadenbepflanzungen in künstlichen,<br />
technisch aufwändigen Fassungen sind in ihren<br />
langfristigen Unterhaltungskosten das Gegenteil<br />
einer nachhaltigen <strong>Stadt</strong>begrünung. Viel eher sind<br />
groß flächige Parks, mit großen Bäumen bepflanzte,<br />
nicht unterkellerte Höfe im Blockinneren und<br />
Alleen als Flanier räume ausgleichende Bestandteile<br />
der kompakten <strong>Stadt</strong>struktur. Sie schaffen<br />
ein gutes Klima und einen erholsamen Ausblick<br />
für die städtischen Wohnungen. Entscheidend für<br />
eine ökologische Wirkung – auch hinsichtlich der<br />
Versickerung – ist die Bepflanzung des unversiegelten<br />
Bodens.
Grußwort<br />
Wiebke Möhring<br />
96 Grußworte
Sehr geehrte Frau Professorin Merk,<br />
sehr geehrter Herr Professor Mäckler,<br />
sehr geehrter Herr Professor Sonne,<br />
sehr geehrter Herr Nagel, liebe Gäste,<br />
in meiner Funktion als Prorektorin der Technischen<br />
Universität Dortmund begrüße ich Sie herzlich zur<br />
12. Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der<br />
<strong>Stadt</strong>! Auch von unserem Rektor, Professor Manfred<br />
Bayer, darf ich Ihnen herzliche Grüße übermitteln.<br />
Ich freue mich sehr, dass Sie an diesem schönen Ort<br />
tagen können – Sie werden sich sicherlich freuen, dass<br />
die diesjährige Konferenz wieder in Präsenz stattfinden<br />
kann. Digitale Formate haben sich zwar in den<br />
vergangenen beiden Jahren durchaus bewährt; gerade<br />
für Konferenzen wie diese und für das kollegiale<br />
Miteinander ist es aber doch unerlässlich, sich auch<br />
persönlich austauschen zu können. Um so bedauerlicher,<br />
dass ich mich nun doch digital zuschalten muss.<br />
<strong>Die</strong> Schönheit und Lebensfähigkeit von Städten<br />
beschäftigt wohl eine Vielzahl an Menschen, schon<br />
allein aus privatem Interesse und auch aus nicht<br />
ganz uneigennützigem Zukunftsinteresse. Für mich<br />
als Journalistik-Professorin mit dem Forschungsschwerpunkt<br />
Lokaljournalismus ist die Frage nach<br />
der Lebensfähigkeit von Städten auch wissenschaftlich<br />
hoch relevant. Städte leben von und durch<br />
Kommunikation, die in ihnen als soziale Räume<br />
stattfindet. Der Erhalt und die Weiterentwicklung<br />
städtischer Infrastrukturen ist gerade auch im Lokaljournalismus<br />
ein wichtiges und oftmals kontrovers<br />
diskutiertes Thema mit hoher Bürgerbeteiligung<br />
an dem Diskurs. Sie blicken in diesem Jahr auf<br />
einen sehr wichtigen Aspekt der Schönheit und Lebensfähigkeit<br />
von Städten: Wie können unsere Städte<br />
auch in Zeiten des Klimawandels lebensfähig bleiben?<br />
Wie sieht die »grüne <strong>Stadt</strong>« von morgen aus?<br />
Hierzu gibt es bereits vielversprechende Ideen, um<br />
den fossil angetriebenen Verkehr zu reduzieren,<br />
grüne Oasen zu schaffen und Gebäude langfristig<br />
wandelbar für sich verändernde Bedürfnisse zu bauen.<br />
Dem Exposé zur Konferenz habe ich dazu bereits<br />
viele span-nende Aspekte entnehmen können, ebenso<br />
wie der Zusammenfassung des gestrigen Tages. Wie<br />
wichtig ein Umdenken unserer bisherigen Planungsund<br />
Bauweise ist, hat uns nicht zuletzt die Flutkatastrophe<br />
im Ahrtal im vergangenen Jahr vor Augen<br />
geführt. Angesichts der Prognosen von Umwelt- und<br />
Klimaforscher*innen müssen wir uns darauf einstellen,<br />
dass diese Extrem ereignisse häufiger auftreten<br />
werden und wir uns klug auf sie vorbereiten sollten.<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung solcher klugen Lösungen erfordert,<br />
unterschiedliche Perspektiven an einen Tisch zu<br />
bringen. Vor diesem Hintergrund ist Ihre Konferenz<br />
ein wunderbares Forum, in dem sich Forscher*innen<br />
und Praktiker*innen austauschen und gemeinsam<br />
Ideen entwickeln können. Deshalb freue ich mich<br />
ganz besonders, dass Sie, lieber Herr Mäckler und<br />
lieber Herr Sonne, auch in diesem Jahr wieder die<br />
Organisation der Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit<br />
der <strong>Stadt</strong> übernommen haben und damit<br />
Kolleg*innen unterschiedlicher Fachdisziplinen mit<br />
Berufspraktiker*innen zusammenbringen. <strong>Die</strong>ses<br />
Konzept, das sich bereits seit vielen Jahren bewährt,<br />
ist auch Ausdruck des transdisziplinären Geists, dem<br />
sich die TU Dortmund und auch das Institut für <strong>Stadt</strong>baukunst<br />
als unser An-Institut verschrieben haben.<br />
Vor diesem Hintergrund wünsche ich Ihnen einen<br />
fruchtbaren Austausch, viele spannende neue Impulse<br />
und gute Gespräche. Sicher ist, dass es gemeinsam<br />
am ehesten gelingen kann, innovative Ideen für<br />
eine lebensfähige <strong>Stadt</strong> der Zukunft zu entwickeln<br />
und voranzubringen.<br />
Herzlichen Dank.<br />
97
Erfahrungen<br />
aus der Bau- und<br />
Planungspraxis 3
Impuls 2<br />
Sabine Djahanschah<br />
110 Erfahrungen aus der Bau- und Planungspraxis 3
Der Sommer 2022 mit seinen ausgedehnten Hitzeperioden<br />
macht deutlich: Wir befinden uns bereits<br />
mitten in den Folgen des Klimawandels u nd müssen<br />
in Bezug auf Dürre und Hitzeinseln in der<br />
<strong>Stadt</strong> intelligente Klimaanpassungsmaßnahmen<br />
umsetzen. Das Modell der »Planetaren Grenzen«,<br />
von einem Team um Johan Rockström entwickelt,<br />
skizziert ökologische Grenzen der Erde, deren Überschreitung<br />
die Stabilität des Ökosystems und die<br />
Lebensgrundlagen der Menschheit gefährden. <strong>Die</strong>ses<br />
System weist neun planetare Grenzen aus, die einen<br />
sicheren Handlungsspielraum für die Menschheit<br />
festlegen sollen. Neben dem Klimawandel sind<br />
jedoch drei weitere Grenzen sogar noch erheblicher<br />
überschritten. So wird der Landnutzungswandel angesprochen,<br />
der aufgrund der Abholzung von Wäldern<br />
und zunehmender Versiegelung teilweise eng<br />
mit dem Klimawandel verknüpft ist. Noch kritischer<br />
werden die biogeochemischen Flüsse mit Phosphor<br />
und Stickstoff sowie die Intaktheit der Biosphäre<br />
mit ihrer genetischen Vielfalt gesehen. <strong>Die</strong> damit zusammenhängende<br />
Ernährungssicherheit wird am<br />
Beispiel des Bienensterbens deutlich. So vernetzt<br />
die Problemlagen sind, denen die Menschheit sich<br />
stellen muss, so komplex können auch Lösungsansätze<br />
auf verschiedene kritische Umweltbelange<br />
reagieren. Daher ist die Begrünung unserer Städte<br />
nicht nur im Zuge der Klimaanpassungsstrategien<br />
relevant, sondern sollte ebenfalls einen möglichst<br />
großen Beitrag zur Biodiversität leisten.<br />
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Deutsche<br />
Bundesstiftung Umwelt mit Begrünungsmaßnahmen<br />
im urbanen Kontext, um deren Wirkungsweise<br />
zu erforschen und zu optimieren sowie die<br />
Ergebnisse aus den Forschungsvorhaben praxisnah<br />
zu verbreiten.<br />
So wurde von der TU Dresden, Institut für Landschaftsarchitektur<br />
Frau Professorin Lohaus im Verbund<br />
mit einem interdisziplinären Forschungsteam<br />
die Optimierung der Effekte einfacher Intensivdachbegrünung<br />
auf Gebäude- und <strong>Stadt</strong>klima,<br />
Wasserhaushalt und Vegetationsvielfalt im urbanen<br />
Umfeld durch Bewässerung mit aufbereitetem<br />
Grauwasser untersucht. Hier wird deutlich, dass<br />
die Verdunstungsleistung in längeren Trocken- und<br />
Hitzeperioden bei geringschichtigen Begrünungsformen,<br />
bedingt durch limitiertes Retentionsvermögen,<br />
stark eingeschränkt ist. Daher sind im<br />
Sinne der klimatisierenden Effekte, aber auch der<br />
Pflanzenvielfalt insbesondere begrünte Dächer zu<br />
empfehlen, die mindestens eine Substratstärke von<br />
20 bis 30 Zenti meter aufweisen. Auf 21 Versuchsflächen<br />
werden sowohl die Kühleffekte durch Evapotranspiration<br />
als auch die Auswirkungen der mit<br />
vorgereinigtem Grauwasser bewässerten, einfachen<br />
Intensiv dächer auf Bausubstanz und -klima, Wasserhaushalt,<br />
Umgebungsklima sowie Vitalität und<br />
Ästhetik der Pflanzung quantifiziert. [1]<br />
<strong>Die</strong> aktuelle Diskussion um die Folgen des Klimawandels<br />
und die Überhitzung in Städten führt zu der<br />
Suche nach neuen Lösungen von Klimaanpassungsmaßnahmen.<br />
Bäume können hier wertvolle klimatisierende<br />
Wirkungen über die Verschattung durch<br />
Baumkronen und Luftfilterung bieten und sind zusätzlich<br />
ein Beitrag zur Biodiversität. Bäume übernehmen<br />
im Bereich der Klimaanpassungsmaßnahmen<br />
eine wichtige Pufferfunktion hinsichtlich der<br />
111
[1] Drohnenaufnahme Forschungsgründach Dresden<br />
Temperaturextreme, Feinstaub- und CO 2<br />
-Bindung.<br />
Sie kühlen durch Verschattung und Verdunstung<br />
Höfe, Straßen und Plätze und sind für den Erhalt der<br />
Biodiversität von großer Bedeutung.<br />
Vor diesem Hintergrund sollen in einem Vorhaben<br />
von Quest, Prof. Ferdinand Ludwig (TU München)<br />
sowie Prof. Julian Lienhard (Uni Kassel) Baumfassaden<br />
als eine klimatisch wirksame, innovative<br />
Form der Bauwerksbegrünung entwickelt werden.<br />
<strong>Die</strong> Baumfassade erzeugt eine mikroklimatisch positive<br />
Wirkung, die im Sommer Kühlung und Verschattung<br />
und im Winter – durch das fehlende Blattwerk<br />
– den möglichst ungehinderten Solareintrag<br />
auf die Fassade ermöglicht. Dabei werden die selbsttragenden<br />
Eigenschaften der Bäume genutzt. Ohne<br />
Rankhilfe müssen sich die Bäume an die besonderen<br />
Wachstumsbedingungen im Fassadenbereich und<br />
die Einschränkung des Wurzelwachstumsraums<br />
anpassen können. Bei der Artenauswahl spielen sowohl<br />
das Wachstumsverhalten und die spezifischen<br />
Standortansprüche als auch die Schnittverträglichkeit<br />
sowie die Toleranz gegenüber Hitzestress, Frost<br />
und Trockenheit eine Rolle. Der Biodiversitätsindex<br />
und die entsprechenden Blatt- und Kronencharakteristika<br />
definieren die räumliche Erfahrung der<br />
Bewohner, beeinflussen das Ausmaß der Kühlleistung<br />
und den mikroklimatischen Einfluss auf den<br />
Innenraum und das Umfeld. Am Beispiel eines sozialen<br />
Wohnungsbauprojektes in Bamberg sollen die<br />
konkreten Problemfelder identifiziert und spezifische<br />
Lösungen zur Anpassung der bestehenden Planung<br />
und Umsetzung einer Baumfassade entwickelt<br />
werden. Dabei ist der Kühleffekt für das Gebäude<br />
umso höher, je näher ein Baum an der Fassade steht<br />
und je größer er ist. Für die Südfassade wurde die<br />
etwas dichtere amerikanische Esche (Fraxinus americana<br />
›Autumn Applause‹) ausgewählt, sie erfüllt<br />
botanische Kriterien, der regelmäßige Aufbau lässt<br />
die Esche gut in die halbe Kronenform schneiden.<br />
Architektonisch sind ihre Blatt- und Laubform und<br />
Farbe für Bamberg passend, die Sorte bringt den<br />
112 Erfahrungen aus der Bau- und Planungspraxis 3
oten Laubaspekt im Herbst zurück an die Fassade.<br />
Für die Ostseite fiel die Wahl auf eine Gleditsie (Gleditsia<br />
triacanthos ›Skyline‹) mit ihrer lichtdurchlässigeren,<br />
feineren Blatttextur und einem klaren Habitus<br />
der Wachstumsform. [2]<br />
Im urbanen Raum kann es zu Konflikten zwischen<br />
Großbäumen und unterirdischen, technischen Infrastrukturanlagen<br />
kommen, da diese durch Wurzeln<br />
von Bäumen beschädigt werden können. Aber auch<br />
Bäume und Wurzeln können durch Baumaßnahmen<br />
an unterirdischer Infrastruktur beeinträchtigt<br />
oder sogar verletzt werden. <strong>Die</strong>s sind zwei Gründe,<br />
warum bei der Planung von Großbaumpflanzungen<br />
in der Nähe bestehender Infrastrukturen wie Kabel<br />
und Rohrleitungen, Interessenkonflikte zwischen<br />
den beteiligten Parteien vorhanden sein können.<br />
[2] Baumfassade an einem Wohnhaus in Bamberg<br />
113
[3] Versuchsaufbau des IKT [4] Untersuchungen an unterirdischen Fernwärmeleitungen<br />
<strong>Die</strong>s führt teilweise dazu, dass einzelne Großbäume<br />
nicht gepflanzt und Infrastrukturprojekte nicht<br />
oder nur mit erheblichem Mehraufwand umgesetzt<br />
werden. Um diesen Interessenkonflikten entgegenzuwirken,<br />
wurden und werden botanisch-technische<br />
Untersuchungen durchgeführt mit dem Ziel<br />
zu bewerten, inwieweit bautechnische Maßnahmen<br />
zum Schutz vor Wurzeleinwuchs an unterirdischer<br />
Infrastruktur beitragen können. Dabei sind insbesondere<br />
zwei Vorhaben zu erwähnen.<br />
Im ersten Vorhaben »Umweltsicherer Kanalbau<br />
durch wurzelfeste Bettung der Rohre« wurde durch<br />
das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur<br />
gGmbH, Gelsenkirchen in Zusammenarbeit mit<br />
dem Sachverständigenbüro für Urbane Vegetation,<br />
Bochum, untersucht, inwieweit mit Hilfe von<br />
strukturoptimierten Baumsubstraten die sichere<br />
Kombination von Wurzelwachstum mit unterirdischen<br />
Leitungen möglich ist. Im Rahmen des Forschungsvorhabens<br />
wurden in einem Versuchsfeld in<br />
Osnabrück an insgesamt 21 verpflanzten Großbäumen<br />
Rehabilitationszonen mit Baumsubstraten und<br />
vertikalen Belüftungselementen angelegt. Während<br />
der Laufzeit wurden die Gehölze regelmäßig begutachtet<br />
und die Entwicklung der Wurzeln in den<br />
Substraten durch Probeausschachtungen an ausgewählten<br />
Bäumen ausgewertet. Hierdurch wurden<br />
sowohl eine Kontrolle des fortschreitenden Wurzelwachstums<br />
ermöglicht als auch neue Erkenntnisse<br />
zur Regenerationsfähigkeit von Baumwurzeln erlangt.<br />
Ein wesentliches Ergebnis des Vorhabens ist,<br />
dass durch die gezielte Förderung der Wurzelentwicklung<br />
in definierten Bereichen (Baumsubstrate)<br />
eine höhere Planungssicherheit für unterirdische<br />
Leitungen durch den Einsatz dieser Baumsubstrate<br />
114 Erfahrungen aus der Bau- und Planungspraxis 3
mit vertikalen Lüftungselementen hergestellt werden<br />
kann. <strong>Die</strong> Ergebnisse zeigen, dass sowohl die<br />
Wachstumsrichtung als auch das Erkundungsverhalten<br />
von Wurzeln durch den Einsatz von geeigneten<br />
Maßnahmen (Baumsubstrate) vorgegeben werden<br />
kann.<br />
In einem zweiten Vorhaben wurden mögliche Interaktionen<br />
von Bäumen und Baumwurzeln mit unterirdischen<br />
Fernwärmeleitungen untersucht. <strong>Die</strong><br />
AGFW-Projektgesellschaft für Rationalisierung, Information<br />
und Standardisierung mbH, Frankfurt a.<br />
M. kooperierte hierzu mit der Ruhr-Universität Bochum<br />
sowie dem IKT, Gelsenkirchen. Laborversuche<br />
und In-situ-Aufgrabungen an Fernwärmetrassen in<br />
mehreren Städten konnten durchgeführt werden.<br />
Im Ergebnis konnte durch mögliche Wärmefelder<br />
kein erkennbarer Einfluss auf das Wurzelwachstum<br />
von Bäumen festgestellt werden. Schäden durch<br />
Wurzeln an Kunststoffmantelrohren im Labor und<br />
untersuchten Fernwärmetrassen konnten ebenfalls<br />
nicht festgestellt werden. <strong>Die</strong> Forschungsergebnisse<br />
zeigen, dass im Normalbetrieb eine Interaktion<br />
zwischen Fernwärmeleitungen und Wurzeln durchaus<br />
schadensfrei möglich ist. Des Weiteren wurden<br />
in diesem Forschungsvorhaben die Baumsubstrate<br />
im Versuchsfeld in Osnabrück (aus dem Forschungsprojekt<br />
»Umweltsicherer Kanalbau durch wurzelfeste<br />
Bettung der Rohre«) nach zehn Jahren erneut<br />
untersucht. Es wurde festgestellt, dass weiterhin ein<br />
Großteil der Wurzeln primär in diesen Substraten<br />
gewachsen ist. <strong>Die</strong>s entspricht auch Beobachtungen<br />
aus den durchgeführten In-situ-Aufgrabungen und<br />
den eher wachstumshemmenden Effekten durch<br />
zeitweise fließfähige Verfüllbaustoffe am Versuchsfeld.<br />
Substrate können am Baumstandort bei fachgerechtem<br />
Einbau somit das Wurzelwachstum auf<br />
bestimmte Bereiche konzentrieren. [3/ 4]<br />
115
Erfahrungen<br />
aus der Bau- und<br />
Planungspraxis 6
Impuls 2<br />
Stefan Szuggat, Dresden<br />
192 Erfahrungen aus der Bau- und Planungspraxis 6
[1] Dresden an der Elbe, eine Hauptstadt des oberen Sachsens mit handschriftlichen<br />
Eintragungen zur Beschießung Dresdens 1760, Matthäus Seutter<br />
Dresden – begrünte und nachhaltige <strong>Stadt</strong><br />
Promenadenring Dresden<br />
In der Geschichte der <strong>Stadt</strong> Dresden vollzog sich<br />
analog zu vielen anderen europäischen Städten die<br />
Entwicklung des Siedlungskernes in einem zunächst<br />
durch <strong>Stadt</strong>mauern und später durch Festungsanlagen<br />
geschützten Raum. Das mittelalterliche<br />
Dresden gewann vom 13. bis zum 15. Jahrhundert<br />
seine Konturen. Es war geprägt von einer inneren<br />
und einer äußeren Befestigungsmauer sowie einem<br />
umlaufenden Wassergraben, der die Verbindung zur<br />
Elbe hatte. Nach der Vereinigung mit Altendresden,<br />
der heutigen Neustadt auf der rechts-elbischen Seite,<br />
am 29. März 1549 zeigt sich die <strong>Stadt</strong> Dresden als<br />
Doppelstadt. Funktional besitzen die nur durch die<br />
Elbe getrennten <strong>Stadt</strong>körper auch heute noch eine<br />
starke Eigenständigkeit mit eigenen Charakteren. [1]<br />
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts stellen sich die<br />
sieben Bastionen um die Altstadt als nicht mehr<br />
wehrhaft dar. Ab 1809 erfolgte vermutlich auf<br />
193
[2] Überlagerung Innenstadt – Einbindung in den städtischen Raum<br />
Veranlassung Napoleons I. der komplette Rückbau<br />
der Festungsanlagen. Der Abbruch der Dresdner<br />
Festungsanlagen fällt mitten in die Hauptentfestigungswelle,<br />
die etwa zwischen 1790 und 1825 in<br />
Deutschland erfolgte. Eine ganze Anzahl von Kommunen<br />
konnte durchsetzen, dass das ehemalige Festungsgelände<br />
nicht für eine Bebauung freigegeben<br />
wurde und stattdessen tatsächlich ein Grüngürtel<br />
um den inneren Altstadtkern angelegt werden konnte<br />
wie zum Beispiel in Frankfurt am Main (ab 1812)<br />
mit der Taunusanlage oder in Münster (ab 1770) und<br />
Hamburg (1820 – 1833) mit seinen großzügigen Promenaden.<br />
In Dresden entstand mit der Mischung<br />
aus aufgelockerter, pavillonartiger Bebauung einerseits<br />
und Ringstraße, öffentlichen Grünanlagen und<br />
privaten Gärten andererseits eine Kompromisslösung<br />
aus vollständiger Überbauung Grünstruktur.<br />
Obwohl durch den Anstieg der Bevölkerungszahl auf<br />
rund 600.000 im Zuge der Industrialisierung eine<br />
starke Überbauung erfolgte, wurden die städtebaulich,<br />
architektonisch und historisch bedeutsamen<br />
Straßen, Plätze, Ensembles und Grünbereiche in<br />
ihrer Wirkung nur wenig beeinträchtigt. Nachdem<br />
in der Zeit des Nationalsozialismus die Vollmotorisierung<br />
zum Staatsziel erklärt wurde, entstand<br />
unter dem <strong>Stadt</strong>baurat Paul Wolf (1922 – 45) der<br />
General bebauungsplan, der umfangreiche Straßen-<br />
und Brückenbauvorhaben in der <strong>Stadt</strong> vorsah.<br />
Mit dem Durchbruch der Christianstraße zum bestehenden<br />
Maximilians- und Moritzring kurz nach<br />
dem 2. Weltkrieg erfolgte die stadtstrukturelle Vorleistung<br />
für den Ausbau der sechsstreifigen St.-Petersburger<br />
Straße, die zur Zeit der DDR umgesetzt<br />
wurde. In den folgenden Jahrzehnten überformten<br />
die Verkehrsflächen die aus dem 19. Jahrhundert verbliebene<br />
Ringstruktur.<br />
Mit der politischen Wende 1989 wurden planerische<br />
Möglichkeitsräume eröffnet, die zuvor im real existierenden<br />
Sozialismus verschlossen blieben. Mit<br />
ambitionierter <strong>Stadt</strong>planung sollte die zerrissene<br />
Innenstadt wieder die Dresden eigenen, räumlichen<br />
Qualitäten zeigen. Mit dem ersten Planungsleitbild<br />
Dresdens nach der Wiedervereinigung im Jahr 1994<br />
194 Erfahrungen aus der Bau- und Planungspraxis 6
[3] Westlicher Promenadenring<br />
entstand erstmals die Zielsetzung, die ehemals bestehende<br />
Ringanlage mit einer freiräumlichen Aufwertung<br />
städtebaulich in einer zeitgemäßen Form<br />
zu akzentuieren, dem Verkehrsraum Flächen zu<br />
entnehmen, um diese für eine verbesserte Aufenthaltsqualität<br />
zu gewinnen. 2008 bekräftigte das<br />
Planungsleitbild Innenstadt die durchgängige Entwicklung<br />
eines Promenadenrings als stadtentwicklungspolitisch<br />
vordringliche Aufgabe. Entstehen<br />
soll ein großzügiger <strong>Stadt</strong>boulevard mit Alleen und<br />
Wasserflächen, herausgehoben gestalteten Freiräumen,<br />
in dessen Verlauf sich die einzelnen Plätze als<br />
eigenständige <strong>Stadt</strong>räume abzeichnen. Wichtige<br />
historische Elemente des <strong>Stadt</strong>grundrisses wie die<br />
Wallanlagen und Bastionen sollen bei der Umgestaltung<br />
markiert werden. [2]<br />
<strong>Die</strong> Umsetzung des Promenadenringes erfolgt in<br />
drei Stufen und in zeitlich versetzten Bauabschnitten.<br />
Der westliche Promenadenring ist eine großzügige,<br />
grüne Promenade und bildet ein ruhiges<br />
Pendant zur belebten Innenstadt. Er schließt an die<br />
Zwingeranlagen an. Der in 2022 fertiggestellte Bauabschnitt<br />
[3] sieht einen vier Meter breiten, gedeckten<br />
Weg vor, der auf 350 Metern zum Aufenthalt und<br />
Flanieren einlädt. Leicht abgesenkte, parterreartige<br />
Wiesenflächen zeichnen den ehem. Festungsgraben<br />
nach. <strong>Die</strong> räumlichen Kanten des Parterres bilden<br />
ein breiter Granit-Rahmen und eine umlaufende Platanen-Baumreihe.<br />
Zwei Brunnenanlagen markieren<br />
die ehemaligen Bastionen Saturn und Merkur. <strong>Die</strong><br />
Bauarbeiten zum zweiten Bauabschnitt Ost am Pirnaischen<br />
Platz sind im August 2022 aufgenommen<br />
worden. Der dritte und letzte Abschnitt Süd ist fertig<br />
geplant und steht zur Umsetzung bereit.<br />
NetWorkHub Dresden<br />
Mit Vergabe einer etwa 4800 Quadratmeter Grundstücksfläche<br />
an der Westseite des Wiener Platzes,<br />
angrenzend an den Dresdner Hauptbahnhof, wird<br />
eine Fläche für die Errichtung und den Betrieb eines<br />
Fernbusbahnhofes und eines Fahrradparkhauses<br />
für 800 Fahrräder entwickelt. Ziel ist die Schaffung<br />
eines attraktiven Verknüpfungspunktes des<br />
195
[4] NetWorkHub, S&G Development Projekt Dresden GmbH<br />
[5] Gebäudeansicht<br />
196 Erfahrungen aus der Bau- und Planungspraxis 6
öffentlichen und schienengebundenen Verkehrs mit<br />
Anbindung an Hauptradrouten des Radverkehrs in<br />
zentraler Lage. [4]<br />
Ebene ist eine Aussicht auf die historische Fassade<br />
und die Bahngleise des Hauptbahnhofs möglich<br />
(»train viewing«).<br />
<strong>Die</strong> S&G Development Projekt Dresden GmbH als<br />
Vorhabenträger plant die Ausbildung eines markanten<br />
Baukörpers mit zehn Vollgeschossen sowie einem<br />
Tiefgeschoss und Technikgeschoss. Das bauliche<br />
Konzept sieht einen langgestreckten Solitärbau<br />
[5] parallel zu den Bahnanlagen vor. <strong>Die</strong>ser besteht<br />
aus einzelnen Segmenten mit unterschiedlicher Geschossigkeit.<br />
Im Inneren enthält das Gebäude einen<br />
Fernbusterminal mit zehn Bussteigen, die durch<br />
den nationalen und internationalen Fernbuslinienverkehr<br />
genutzt werden. Im Erdgeschoss sind öffentliche<br />
Einstellmöglichkeiten für etwa 800 Fahrräder<br />
vorgesehen.<br />
<strong>Die</strong> Nutzung des geplanten Gebäudeensembles soll<br />
in den oberen Etagen durch moderne, flexible Büroeinheiten<br />
erfolgen, ergänzt unter anderem durch<br />
gastronomische Angebote sowie Meeting- und<br />
Fitness/Wellnessbereiche. Auf der Südseite dieser<br />
<strong>Die</strong> Gesamtfläche befindet sich im stark überwärmten<br />
Innenstadtbereich. Maßnahmen zur Dämpfung<br />
der Verstärkung der sommerlichen Hitzeentwicklung<br />
werden für erforderlich gehalten. In der Umsetzung<br />
ist eine umfangreiche Gebäudebegrünung mit standortgerechten<br />
Arten und abwechslungsreichen Bepflanzungen<br />
an den Fassaden vorgesehen. Es entsteht<br />
außerdem eine großflächige extensive und partiell<br />
intensive Begrünung der Dach- und Terrassenflächen.<br />
Begrünte Fassaden sind brandschutztechnisch zu<br />
bewältigen. Begrünte Hochhäuser sind in Deutschland<br />
bisher kaum gebaut worden. Verpflichtend ist<br />
die Schottung von Geschoss zu Geschoss über auskragende<br />
Bauteile zur Vermeidung von Brandüberschlag.<br />
[6] Anders als beispielsweise das begrünte<br />
Hochhaus in Mailand »Bocso Vertikale«, erlauben<br />
die bundesdeutschen Vorschriften keine geschossübergreifende<br />
Bepflanzung.<br />
197
Es ist außerdem eine Vollsprinklerung der Fassade<br />
erforderlich. Um die Bauvorschriften der SächsBO erleichternd<br />
anwenden zu können, sind diese dringend<br />
für derartige Vorhaben zu evaluieren. Beabsichtigt<br />
ist, anhand ausgewählter Pflanzenarten und Bauweisen<br />
über Normungsverfahren bestimmte Bauteile als<br />
zulässige Bauteile zu definieren. [6]<br />
<strong>Die</strong> extensive Dachbegrünung sowie intensiv begrünte<br />
Dachgärten werden mit Photovoltaikanlagen<br />
ergänzt, um eine nachhaltige Stromversorgung zu<br />
unterstützen. Außerdem wird das anfallende Regenwasser<br />
auf den Dachflächen und auf der Plaza Ebene<br />
(+ 1) zurückgehalten. Qualitätsstandards und Ausführungsprinzipien<br />
von Fassaden und Begrünung<br />
sind in einem Gestaltungshandbuch und in einem<br />
städtebaulichen Vertrag mit dem Vorhabenträger<br />
verankert.<br />
[6] Fassadenausschnitt<br />
198 Erfahrungen aus der Bau- und Planungspraxis 6
199
Herausgeber<br />
Christoph Mäckler und Wolfgang Sonne<br />
Deutsches Institut für <strong>Stadt</strong>baukunst<br />
Konferenz zur Schönheit und<br />
Lebensfähigkeit der <strong>Stadt</strong><br />
Band 12<br />
<strong>Die</strong> grüne <strong>Stadt</strong><br />
© 2023 by jovis Verlag GmbH<br />
Das Copyright für die Texte liegt bei den Autor*innen.<br />
Das Copyright für die Abbildungen liegt bei den<br />
Fotograf*innen / Inhaber*innen der Bildrechte.<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Redaktion: Gina von den Driesch<br />
Mitarbeit, Transkriptionen:<br />
Alina Gorr<br />
Marianne Kaiser<br />
Dominik Nehring<br />
Henrike Wißmann<br />
Gestaltung, Satz, Lithografie, Korrektorat:<br />
Anke Tiggemann<br />
Gedruckt in der Europäischen Union.<br />
<strong>Die</strong> Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte<br />
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