OEFBCorner0422
2,80 04/2022 2022 MANUELA ZINSBERGER Die Torfrau wagt einen Rück- und Ausblick UNIQA ÖFB CUP Riesentöter Sport-Club plant den nächsten Coup RANGNICKS ARBEITSBIENE Konrad Laimer Der Chef-Balleroberer ist heiß auf sein Comeback und auf die Qualifikation für die EURO Österreichische Post AG | MZ 11Z038912 M TOP TIMES Medien GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz, Österreich ÖFB/KELEMEN
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2,80<br />
04/2022<br />
2022<br />
MANUELA ZINSBERGER<br />
Die Torfrau wagt einen<br />
Rück- und Ausblick<br />
UNIQA ÖFB CUP<br />
Riesentöter Sport-Club<br />
plant den nächsten Coup<br />
RANGNICKS<br />
ARBEITSBIENE<br />
Konrad<br />
Laimer<br />
Der Chef-Balleroberer ist heiß<br />
auf sein Comeback und auf<br />
die Qualifikation für die EURO<br />
Österreichische Post AG | MZ 11Z038912 M<br />
TOP TIMES Medien GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz, Österreich<br />
ÖFB/KELEMEN
VORWORT<br />
GERHARD MILLETICH<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
»Der überzeugende<br />
Sieg gegen Italien<br />
zum Abschluss des<br />
Länderspieljahres<br />
hat verdeutlicht,<br />
wohin die Reise<br />
gehen soll.«<br />
ÖFB/KELEMEN<br />
Hinter uns liegt ein sehr bewegtes Jahr<br />
2022 – sportlich und gesellschaftlich.<br />
Der europäische Fußball hat gezeigt,<br />
dass eine gemeinsame Stimme am lautesten<br />
ist und ein gemeinsames Vorgehen die<br />
größte Signalwirkung hat. Der Fußball steht in<br />
schweren Zeiten zusammen und zeigt sich<br />
solidarisch.<br />
Die Diskussionen um die WM in Katar<br />
sind enorm und überschatten das Sportliche<br />
bei weitem. Ich hoffe, dass hier<br />
nun ein Prozess angestoßen wurde, der<br />
die Vergabe von sportlichen Großereignissen<br />
auf Basis von transparenten und nachhaltigen<br />
Kriterien und gemäß einem Wertekodex in Zukunft<br />
neu regelt.<br />
Im sportlichen Bereich lagen Licht und<br />
Schatten sehr nah beieinander. Das Frauen-<br />
Nationalteam hat bei der EURO im Sommer<br />
einmal mehr für Begeisterung gesorgt und<br />
musste erst nach dem Viertelfinale gegen<br />
Deutschland die Heimreise antreten. Leider<br />
scheiterten die Frauen – ebenso wie die Männer<br />
– in den Play-offs am WM-Ticket. Irene<br />
Fuhrmann hat einen neuen Prozess eingeleitet,<br />
der die EURO 2025 im Visier hat.<br />
Bei den Männern sorgt jetzt Ralf Rangnick<br />
mit seinem Team für Aufbruchstimmung<br />
und hat sich die EURO 2024 in Deutschland<br />
zum klaren Ziel gesetzt. Der überzeugende<br />
Sieg gegen Europameister Italien<br />
zum Abschluss des Länderspieljahres hat verdeutlicht,<br />
wohin die Reise gehen soll.<br />
Es muss aber auch organisatorisch an einigen<br />
Schrauben gedreht werden. Das<br />
ÖFB-Präsidium hat mit überwiegender<br />
Mehrheit weitere Konkretisierungsschritte<br />
für ein neues Trainingszentrum mit angeschlossener<br />
Geschäftsstelle am Standort<br />
Wien-Aspern beschlossen. Verzichtet wird auf<br />
eine ursprünglich geplante Fußballhalle mit<br />
Originalmaßen, was den deutlich gestiegenen<br />
Bau- und Energiekosten sowie den jüngsten<br />
Erfahrungswerten aus dem Praxisbetrieb ähnlicher<br />
Projekte geschuldet ist. Wir konnten<br />
konstruktive und wichtige Schritte im Sinne<br />
der Realisierung dieses Zukunftsprojekts tätigen.<br />
Dafür möchte ich mich bei allen Präsidiumskollegen<br />
bedanken. Jetzt wurde die Endversion<br />
der Planungen aufbereitet, damit vor<br />
Weihnachten eine Entscheidung getroffen<br />
werden kann. Die Schaffung von Infrastruktur<br />
ist für den ÖFB unbedingt nötig, wir sind hier<br />
im europäischen Vergleich bei den absoluten<br />
Schlusslichtern angesiedelt. Das soll und<br />
muss sich noch ändern, um den Fußball weiterzubringen.<br />
Tagtäglich arbeiten zehntausende Ehrenamtliche<br />
in Österreich in ihrer Freizeit daran,<br />
unseren Sport auf die Plätze unseres<br />
Landes zu bringen und ihre Vereine<br />
trotz aller Herausforderungen zu erhalten und<br />
weiterzuentwickeln. Ihnen gilt mein ganz persönlicher<br />
Dank. Aus meiner jahrzehntelangen<br />
Tätigkeit als Funktionär weiß ich nur zu gut,<br />
was das bedeutet – an Einsatz, Leidenschaft<br />
und Zeit.<br />
Umso schmerzhafter ist es, wenn man<br />
sich öffentlich geäußerten unrichtigen<br />
Vorwürfen gegenübersieht. Die in Medien<br />
gegen meine Person erhobenen Behauptungen<br />
sind auf das Schärfste zurückzuweisen.<br />
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit<br />
als Verleger habe ich mich nachweislich<br />
bereits seit Jahren – also vor meinem Amtsantritt<br />
als ÖFB-Präsident – in Geschäftsbeziehungen<br />
mit Firmen befunden, die auch ÖFB-<br />
Partner sind. Diese Geschäftsbeziehungen<br />
sind völlig transparent und nachvollziehbar<br />
und stehen in keinerlei Zusammenhang mit<br />
meiner ehrenamtlichen ÖFB-Präsidentschaft.<br />
In einer Zeit, die von Unsicherheit und Krisen<br />
geprägt ist, sollten wir alle an einem<br />
Strang ziehen und mit voller Kraft zum Wohl<br />
des gesamten Fußballs in unserem Land<br />
agieren. Das ist mein Wunsch für 2023.<br />
Mit sportlichen Grüßen<br />
GERHARD MILLETICH<br />
ÖFB-Präsident<br />
CORNER 04/22<br />
IMPRESSUM Offizielles Organ des Österreichischen Fußball-Bundes, Ernst-Happel-Stadion / Meiereistraße 7, Sektor A/F, 1020 Wien, Tel.: 01/727 18-0<br />
➜ Heraus geber & Medieninhaber: Österreichischer Fußball-Bund / verantwortlich für den Inhalt: ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH ➜ Chefredaktion: Iris Stöckelmayr,<br />
Markus Geisler ➜ Grafisches Konzept: José Coll / Studio B.A.C.K. ➜ Redaktion: Kevin Bell, Hans Huber, Michael Graswald, Christian Wiesmayr ➜ Grafik & Pro duktion:<br />
Christoph Geretschlaeger ➜ Anzeigen: René Reinberger / ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, Tel.: 01/440 11 00-0 ➜ Lektorat: Gabriele Fernbach ➜ Verlag: TOP TIMES<br />
Medien GmbH (SPORTaktiv), Gadollaplatz 1, 8010 Graz ➜ Herstellung: Druck Styria GmbH & Co KG ➜ Aboservice: corner@oefb.at
KOMMENTAR<br />
THOMAS HOLLERER<br />
Die gesellschaftspolitische<br />
Kraft des Fußballs<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
»Der richtige<br />
Weg ist, bei der<br />
Vergabe von<br />
Großereignissen<br />
einen Wertekatalog<br />
als Kriterium<br />
zu implementieren.«<br />
Die WM in Katar zeigt eindrucksvoll die<br />
soziale und gesellschaftspolitische Verantwortung<br />
des Fußballs, aber auch den<br />
Druck und die Erwartungshaltung, denen<br />
unser Sport ausgeliefert ist.<br />
In den letzten Wochen und Monaten wurde<br />
ich oft gefragt, ob sich der ÖFB durch die<br />
Nicht-Teilnahme an der WM nicht einiges<br />
an Diskussionen erspart hätte. Hand aufs<br />
Herz: Wir wären so froh gewesen, wenn wir<br />
nach über 20 Jahren wieder einmal bei einer<br />
WM gewesen wären, dass wir diese Diskussionen<br />
gerne weitergeführt hätten. Das sind<br />
ja auch ganz wichtige Fragen: Wofür stehen<br />
wir? Welche Werte verkörpern wir? Welche<br />
gesellschaftlichen Ansätze verfolgen wir?<br />
Diese WM ist eine sehr spezielle. Es ist<br />
die erste auf der Arabischen Halbinsel,<br />
die erste im europäischen Herbst, die<br />
erste mit sehr kurzen Distanzen – und<br />
es ist die erste, bei der wir eine so intensive<br />
Wertediskussion führen.<br />
Uns allen ist klar: Menschliche Werte sind<br />
universell. Menschenrechte müssen<br />
gelten, egal in welchem Land oder in<br />
welcher Region. Wir dürfen aber nicht<br />
vergessen, dass es in Europa mit vielen<br />
Rückschlägen 250 Jahre gedauert hat, diesen<br />
Wertekanon zu entwickeln. Und es gibt<br />
Länder, in denen der Transformationsprozess<br />
erst seit 25 Jahren läuft. Das heißt aber<br />
nicht, dass man Probleme nicht aufzeigen<br />
soll. Es ist wichtig, die Stimme zu erheben.<br />
Der ÖFB hat sich aus diesem Grund auch<br />
schon vor dem Play-off mit Amnesty International<br />
ausgetauscht, mit der katarischen Botschaft<br />
in Wien, mit der österreichischen Botschaft<br />
in Doha und mit staatlichen Stellen.<br />
Wir haben uns vorgenommen, gemeinsam<br />
etwas auf die Beine zu<br />
stellen. Aber auch, dass wir nicht<br />
eineinhalb Jahre vor der WM einen<br />
Boykott fordern, sondern darüber nachdenken<br />
wollen, wie wir die Lebenssituation der<br />
Leute vor Ort nachhaltig verbessern können.<br />
Darin waren wir uns auch mit Amnesty Österreich<br />
einig.<br />
Der richtige Weg wird in Zukunft sein, bei<br />
der Vergabe von Großereignissen einen<br />
Wertekatalog als wesentliches Vergabekriterium<br />
zu implementieren. Das Internationale<br />
Olympische Komitee beginnt auch<br />
schon damit. Die Vergabe der WM 2022 ist<br />
Geschichte. Wesentlich ist, was wir daraus<br />
lernen. Nämlich, dass diejenigen, die über<br />
solche Vergaben entscheiden, an diesen Wertekatalog<br />
gebunden sind und nicht nach Gutdünken<br />
abstimmen.<br />
Unsere Gesellschaft hat sich stark weiterentwickelt.<br />
Auch wenn es in einzelnen<br />
Bereichen unterschiedliche Sichtweisen<br />
gibt, müssen wir für bestimmte universelle<br />
Grundrechte eintreten und werben.<br />
Egal, ob das jetzt in Asien, Amerika, Afrika,<br />
Australien oder Europa ist. Wie viele Demokratien<br />
europäischer Prägung gibt es unter<br />
den 211 Nationalverbänden der FIFA?<br />
Wie würden wir nun reagieren, wenn<br />
uns zum Beispiel der iranische Verband<br />
ein Angebot für ein Freundschaftsspiel<br />
machen würde. Da<br />
würden wir neben sportlichen auch gesellschaftliche<br />
Kriterien in Betracht ziehen. Und<br />
die Frage, ob und wie im Rahmen eines solchen<br />
Spiels ein Beitrag geleistet werden<br />
könnte, etwas zum Besseren zu verändern.<br />
Man sollte immer das Ganze sehen und danach<br />
Entscheidungen treffen. Umso wichtiger<br />
ist es, auf allen Ebenen des Fußballs den zentralen<br />
Werten treu zu bleiben und danach zu<br />
handeln – das geht aber nicht ohne Allianzen.<br />
DR. THOMAS<br />
HOLLERER<br />
ÖFB-Generalsekretär<br />
4 CORNER 04/22
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INHALT<br />
ÖFB CORNER 04/2022<br />
Italien-Legionär<br />
Posch zeigte beim<br />
2:0-Sieg gegen seine<br />
Wahlheimat eine<br />
starke Leistung.<br />
COVERSTORY<br />
10 Ralf Rangnicks<br />
Chef-Balleroberer<br />
Nach hartnäckiger Verletzung ist Konrad Laimer<br />
bereit fürs Comeback. Sein großes Ziel: Die<br />
Qualifikation für die EURO 2024 in seiner<br />
fußballerischen Heimat Deutschland.<br />
FEATURES<br />
14 Der Weg zur EURO<br />
Mit Belgien und Schweden trifft das ÖFB-Team<br />
in der Qualifikation auf alte Bekannte.<br />
16 Hinter den Kulissen<br />
So tickt das Trainerteam, dem Ralf Rangnick<br />
auf und neben dem Platz vertraut.<br />
20 Kevin Danso im Interview<br />
Der Frankreich-Legionär vom RC Lens gehört<br />
zu den Gewinnern des Jahres 2022.<br />
24 History<br />
Hans Huber über Highlights und Kuriositäten<br />
vergangener Weltmeisterschaften.<br />
28 „Ich beschütze meine<br />
Fußball-Familie“<br />
Manuela Zinsberger im emotionalen Interview<br />
über Highlights, Rückschläge und ihre Pläne für<br />
das Jahr 2023.<br />
36 Kultverein aus Hernals<br />
Der Wiener Sport-Club mischt mit Trainer Robert<br />
Weinstabl den UNIQA ÖFB Cup auf.<br />
40 Rasanter Aufstieg<br />
U21-Shootingstar Leo Querfeld lässt das<br />
emotionale Jahr noch einmal Revue passieren.<br />
44 Starke Perspektiven<br />
In Kroatien wurden Spieler der Jahrgänge 2000<br />
bis 2005 an höhere Aufgaben herangeführt.<br />
46 Futsal<br />
Gegen starke Gegner sammelte das Team von<br />
Patrik Barbic wertvolle Erfahrungen.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
STANDARDS 22 WhatsApp-Chat mit Michael Gregoritsch 39 ADMIRAL Bundesliga 52 Landesverbände<br />
56 Schiedsrichter 60 ÖFB-Mix & Seitenblicke 62 Der Legendenklub mit Walter Schachner
SCHNAPPSCHUSS<br />
WM-SCHMERZ<br />
Selten lagen in einem Jahr Freud und Leid sportlich so knapp beieinander wie<br />
2022. Das Frauen-Nationalteam erreichte mit herausragenden Leistungen das<br />
Viertelfinale bei der UEFA Women’s EURO, belegt mit Platz 19 im FIFA-Ranking<br />
die beste Platzierung in der Geschichte, erreichte in rekordverdächtigen 16 Spielen<br />
elf Siege. Doch das ganz große Ziel, der nächste Schritt in der steilen Entwicklung<br />
wurde verpasst. Die ÖFB-Auswahl um Kapitänin Carina Wenninger und Torfrau<br />
Manuela Zinsberger scheiterte im Play-off zur WM 2023 in Neuseeland und<br />
Aus tralien an Schottland. Der Hampden Park von Glasgow wurde im strömenden<br />
Regen für Österreich zum Tal der Tränen – aus dem man sich wieder erheben wird.<br />
Mit neuen Zielen und einem neuen Plan. 2025 gibt’s die nächste EURO …<br />
8 CORNER 04/22
CORNER 04/22 9<br />
ÖFB/GRUBER
COVERSTORY<br />
KONRAD LAIMER<br />
» Man merkt<br />
schon, dass ich<br />
mich in der Mitte<br />
einen Tick wohler<br />
fühle als auf der<br />
Seite. «<br />
ÖFB/KELEMEN<br />
10 CORNER 04/22
Prädikat<br />
Weltklasse<br />
Für die einen ist Konrad Laimer ein Pressingmonster.<br />
Für Teamchef Ralf Rangnick ist er der<br />
beste Balleroberer und Umschaltspieler der<br />
Welt. So tickt der 25-jährige Dauerläufer.<br />
TEXT IRIS STÖCKELMAYR<br />
Konrad Laimer ist ein gefragter<br />
Mann im internationalen Fußball.<br />
Auch ein Riss des Syndesmosebandes,<br />
der ihn im Herbst außer<br />
Gefecht setzte, ändert nichts daran,<br />
dass der 25-Jährige auf dem<br />
Transfermarkt einmal mehr große<br />
Begehrlichkeiten weckt. Medial wird er mit<br />
einem Transfer zum FC Bayern München in<br />
Verbindung gebracht, auch Klubs aus der<br />
englischen Premier League klopfen dem<br />
Vernehmen nach immer wieder an die Tür<br />
seines derzeitigen Arbeitgebers RB Leipzig.<br />
„Konis“ Talent ist Kennern wenig überraschend<br />
schon früh ins Auge gestochen.<br />
2017 holte Ralf Rangnick den damals<br />
20-Jährigen in seiner Funktion als Sportdirektor<br />
von Salzburg nach Leipzig, nachdem<br />
Laimer nach zehn Jahren beim FC Red Bull<br />
Salzburg und je drei Meister- und Cuptiteln<br />
eine neue Herausforderung in seiner steilen<br />
Karriere suchte.<br />
Die Reise nach Sachsen trat er mit großen<br />
Vorschusslorbeeren und Erwartungen<br />
im Gepäck an. In Österreich war der zigfache<br />
ÖFB-Nachwuchsnationalspieler zuvor zum<br />
besten Spieler der Bundesliga gewählt worden.<br />
Wenn man Konrad Laimer verpflichtete,<br />
wusste man, was man für einen Spielertyp<br />
bekommt: einen Profi, der stets vollen Einsatz<br />
zeigt, der alles für den Erfolg seines<br />
Teams gibt – und der noch dazu auf verschiedenen<br />
Positionen spielen kann.<br />
Siegeswille<br />
Das konnte – und musste – er in seinen<br />
ersten beiden Jahren in Leipzig auch unter<br />
Beweis stellen. Oft spielte er als Rechtsverteidiger<br />
oder etwas weiter vorne, manchmal<br />
auch auf der linken Seite. Erst unter Trainer<br />
Julian Nagelsmann rückte er in der Saison<br />
2019/20 dauerhaft ins zentrale Mittelfeld.<br />
Damals meinte Laimer: „Ich bin froh, dass<br />
ich das Vertrauen bekommen habe, über<br />
längere Zeit auf der Position zu spielen. Ich<br />
glaube, man merkt schon, dass ich mich in<br />
der Mitte einen Tick wohler fühle als auf der<br />
Seite.“ Mit Leipzig stürmte Laimer auf Platz<br />
drei in der Liga und bis ins Halbfinale der<br />
UEFA Champions League. Doch dann folgte<br />
ein herber Rückschlag. Ein Knochenödem<br />
sorgte dafür, dass er fast die komplette fol-<br />
Ralf Rangnick<br />
hält Box-to-box-<br />
Spieler Laimer<br />
für „den derzeit<br />
besten Balleroberer<br />
der Welt“.<br />
» Erst spielst du<br />
Champions<br />
League, dann<br />
kannst du nicht<br />
mehr laufen. «<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
CORNER 04/22<br />
11
ÖFB/KELEMEN (3)<br />
Bei der UEFA EURO<br />
2021 stand Laimer bei<br />
allen vier Spielen in<br />
der Startelf.<br />
» Es war schon<br />
immer so, dass ich<br />
viel über das Laufen<br />
gekommen<br />
bin, um es dem<br />
Gegner schwer zu<br />
machen. «<br />
gende Spielzeit verpasste. Es war die<br />
schwerste Zeit seiner noch immer recht<br />
jungen Karriere. Rückblickend meint er:<br />
„Man lernt zu schätzen, wenn man gesund<br />
ist. Erst spielst du Champions League, dann<br />
kannst du nicht mehr laufen.“<br />
Doch Laimer kam gestärkt zurück. Im<br />
Sommer 2021 nahm der Salzburger mit dem<br />
Nationalteam an der UEFA EURO teil, wo man<br />
bekanntlich das Achtelfinale erreichte und dort<br />
am späteren Europameister Italien scheiterte.<br />
Der 25-Jährige stand in allen vier Spielen<br />
in der Startelf. Auch unter Teamchef Franco<br />
Foda war er unumstrittener Stammspieler.<br />
Doch nach der EURO musste Laimer in<br />
Leipzig zum ersten Mal die Erfahrung machen,<br />
wie es ist, nicht fix gesetzt zu sein. In den<br />
ersten acht Bundesliga-Spieltagen stand er<br />
nur einmal in der Startelf. Doch auch das konnte<br />
„Koni“ überwinden. Kein Wunder, schließlich<br />
zeichnet ihn ein unbändiger Ehrgeiz aus.<br />
Wie es dazu kam, dass er auch auf dem<br />
Platz solch ein Dauerbrenner ist, weiß er<br />
jedoch selbst nicht. „Ich glaube, entweder<br />
bist du so ein Typ oder eben nicht. Ich denke<br />
nicht, dass man das lernen kann“, sagt er<br />
selbst. „Es war bei mir einfach schon immer<br />
so, dass ich viel über das Laufen gekommen<br />
bin, um es dem Gegner schwer zu machen.<br />
Dazu kommt, dass ich einen unglaublichen<br />
Siegeswillen in mir trage“, verriet Laimer.<br />
Vorbild<br />
Gemeinsam mit Teamkollegen Xaver Schlager<br />
steht er mit diesen Attributen als Sinnbild<br />
für den neuen Fußball, den das Nationalteam<br />
unter Ralf Rangnick verkörpern will. Warum<br />
das so ist, kann der Teamchef am besten<br />
erklären: „Ich sehe ihn, wenn er fit ist, sogar<br />
vor N‘Golo Kanté. Aber er ist ein zentraler<br />
Mittelfeldspieler, ein Achter. Ich sehe ihn<br />
nicht so sehr als Sechser, sondern als Spieler,<br />
der dann an Wert gewinnt, wenn du<br />
diese Umschaltmomente hast.“<br />
Auch U21-Teamchef Werner Gregoritsch<br />
streut seinem ehemaligen Schützling Rosen:<br />
„Koni ist fußballerisch der intensivste Spieler,<br />
den ich kenne. Obwohl er nicht viel<br />
schreit und gestikuliert, ist er auf dem Platz<br />
immer präsent. Mit seiner positiven Aggressivität<br />
jagt er 90 Minuten lang jedem Ball<br />
hinterher und steckt damit seine komplette<br />
Mannschaft an.“ Und er spricht auch die<br />
menschliche Seite an. „Während er auf dem<br />
Platz aggressiv jedem Ball hinterherjagt, ist<br />
er privat ein sehr ruhiger, kontrollierter, bedächtiger<br />
Bursche. Ich habe ihn noch nie laut<br />
erlebt. Jeder junge Spieler sollte ihn sich<br />
zum Vorbild nehmen.“<br />
Auch an seiner Weiterentwicklung hat<br />
Koni laut Gregoritsch immer gefeilt: „Weil er<br />
so intensiv gegen den Ball arbeitet, ließ nach<br />
Ballgewinnen früher immer seine Konzent-<br />
12<br />
CORNER 04/22
COVERSTORY<br />
KONRAD LAIMER<br />
ration nach. Deshalb hat er zu viele Fehlpässe<br />
gespielt. Diesbezüglich hat er sich stark<br />
verbessert. Auch technisch hat er sich gesteigert:<br />
Koni war nie der große Techniker,<br />
hat aber stark an seinem Dribbling und seinen<br />
Pässen gearbeitet.“<br />
Dass Konrad Laimer und der Ball eine<br />
gute Kombination sind, hat sich schon sehr<br />
früh herausgestellt. „Koni“ war kaum drei<br />
Jahre alt, als er im heimatlichen Abersee am<br />
Wolfgangsee mit dem Kicken begonnen hat.<br />
„Ich habe immer einen Ball am Fuß gehabt<br />
und bin damit durch die Gegend gelaufen.“<br />
Papa und Opa haben sein Talent gefördert.<br />
Als Zehnjähriger wechselte er in die Akademie<br />
des FC Red Bull Salzburg. „Ich habe<br />
eine hervorragende Ausbildung genossen,<br />
machte die Schule. Ich wollte und will einfach<br />
nur Fußballspielen.“<br />
Steven Gerrard nannte er in jüngeren<br />
Jahren als sein Vorbild. Pro Spiel spult er gewaltige<br />
Distanzen ab, im Schnitt mindestens<br />
zwölf Kilometer. „Ich will immer nahe am<br />
Geschehen sein, den Mitspielern helfen, bis<br />
zum Umfallen kämpfen.“ Diese Worte deuten<br />
schon an, dass Laimers Philosophie eine erdige<br />
ist. „Du musst jeden Tag hart arbeiten,<br />
dich verbessern. Ich bin bodenständig, geerdet,<br />
dankbar.“ Gleichzeitig stellt er aber klar:<br />
„Ich will mich mit den Besten der Welt messen“,<br />
und räumt auch ein, „vielleicht manchmal<br />
ein bisschen zu ehrgeizig“ zu sein.<br />
» Mit seiner positiven<br />
Aggressivität<br />
jagt er 90 Minuten<br />
lang jedem Ball<br />
hinterher und<br />
steckt damit seine<br />
Mannschaft an. «<br />
Come back stronger<br />
Und zu viel Ehrgeiz kann bekanntlich auch<br />
hinderlich sein. In den letzten Monaten hatte<br />
Laimer aufgrund seiner verletzungsbedingten<br />
Zwangspause viel Gelegenheit, sich<br />
in Geduld zu üben, zumal im Genesungsprozess<br />
nicht alles nach Wunsch und Plan verlief.<br />
Zunächst sollte die Verletzung konservativ<br />
behandelt werden. Nach weiterer Betrachtung<br />
der Bilder riet die medizinische Abteilung<br />
von RB Leipzig aber doch zu einer Operation.<br />
Ende November konnte Laimer aber<br />
Entwarnung geben: „Mir geht es gut. Die<br />
Verletzung habe ich abgehakt, die Heilung<br />
ist gut verlaufen, ich spüre gar nichts mehr.<br />
Jetzt will ich mein Level von vor der Verletzung<br />
noch ein wenig steigern.“<br />
Auch im Hinblick auf die im März startende<br />
EM-Qualifikation, die Laimer natürlich<br />
im Auge hat. „Es steckt riesiges Potenzial<br />
in der Mannschaft. Wir haben ein richtig gutes<br />
Team mit einer guten Breite an Spielern,<br />
die Woche für Woche auf Topniveau agieren.<br />
Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht<br />
hier auch schaffen sollten. Das Wichtigste<br />
ist aber, dass wir nicht nur immer reden, wir<br />
müssen es auch konstant auf dem Platz<br />
zeigen. Das haben wir in den letzten Jahren<br />
vermissen lassen“, so Laimer. Dazu wird<br />
seiner Meinung nach Ralf Rangnick einen<br />
entscheidenden Beitrag leisten. „Ich kenne<br />
ihn gut, weiß, was er kann, und bin mir sicher,<br />
dass er uns als Team und jeden Einzelnen<br />
besser machen kann.“ Wie das konkret<br />
gelingen soll? „Er ist wie ich ein ehrgeiziger<br />
Typ, der immer gewinnen will. Es gibt einen<br />
gewissen Matchplan, an den sich die Mannschaft<br />
halten muss, aber natürlich ist er nicht<br />
von der ersten Minute an durchgetaktet. Wir<br />
spielen immer noch Fußball, da gibt es immer<br />
noch freie Entscheidungen“, sagt der<br />
Mittelfeldspieler. „Wir reden hier von gewissen<br />
Punkten und Abläufen, die alle verinnerlichen<br />
sollen.“<br />
Die EURO 2024 in Deutschland ist auf<br />
jeden Fall der große Traum von Konrad Laimer.<br />
Ob er zu diesem Zeitpunkt auf Vereinsebene<br />
für Leipzig, den FC Bayern oder auf<br />
der Insel auf Balljagd geht, steht noch in<br />
den Sternen.<br />
Ist Konrad Laimer fit, stellt er<br />
im österreichischen Nationalteam<br />
eine Konstante dar.<br />
CORNER 04/22 13
EM QUALIFIKATION<br />
TEXT IRIS STÖCKELMAYR<br />
In Linz beginnt’s!<br />
Nach dem erfolgreichen Jahresabschluss des<br />
Nationalteams mit dem Sieg gegen Europameister<br />
Italien konnten auch bereits die ersten Weichen<br />
für die im März startende EM-Qualifikation<br />
gestellt werden. Das Ziel ist klar …<br />
Österreich vs. Italien – die Neuauflage<br />
des EM-Achtelfinales im Londoner<br />
Wembley-Stadion bildete<br />
den würdigen Schlusspunkt des<br />
Länderspieljahres 2022. Musste<br />
man sich damals dem späteren<br />
Champion knapp geschlagen geben,<br />
konnte das Nationalteam diesmal das<br />
Spiel eindrucksvoll mit 2:0 für sich entscheiden.<br />
Vielleicht ein Schlüsselerlebnis auf dem<br />
Weg zur EURO 2024?<br />
Die Rangnick-Elf trifft im Rahmen der<br />
Qualifikation für die EM-Endrunde in<br />
Deutschland in der Gruppe F auf Belgien,<br />
Schweden, Aserbaidschan und Estland. Bei<br />
der EURO eine gute Rolle zu spielen, ist das<br />
große Ziel von Trainerteam und Mannschaft.<br />
„Die Gruppe hätte sicherlich einfacher<br />
sein können, aber auch schwieriger. Belgien<br />
ist der Favorit, aber unser Ziel ist ohnehin,<br />
uns so zu entwickeln, dass wir jeden Gegner<br />
schlagen können, auch in dieser Gruppe, und<br />
14 CORNER 04/22
Die Qualifikation beginnt<br />
in der neuen Raiffeisen<br />
Arena in Linz.<br />
Der deutsche Ex-Stürmer<br />
Kalle Riedle zog die Lose<br />
für die Qualifikation zur<br />
EURO 2024.<br />
GETTY IMAGES/UEFA LASK, ÖFB/KELEMEN<br />
uns direkt für die EURO zu qualifizieren“,<br />
kündigt Teamchef Ralf Rangnick an<br />
Schmuckkästchen<br />
Die Bühne für den Quali-Kick-off ist (fast)<br />
bereitet. Das Nationalteam wird die Auftaktspiele<br />
gegen Aserbaidschan und Estland am<br />
24. und 27. März 2023 in der dann neu eröffneten<br />
Raiffeisen Arena in Linz bestreiten.<br />
Anpfiff ist jeweils um 20.45 Uhr. Die Details<br />
zum Kartenvorverkauf werden gesondert<br />
bekannt gegeben.<br />
Es sind die Länderspiele Nummer 11<br />
und 12 in der oberösterreichischen Landeshauptstadt.<br />
Das letzte offizielle Bewerbsspiel<br />
des Nationalteams in Linz fand 1981<br />
gegen Finnland statt – Endstand 5:1 für<br />
Österreich.<br />
Die Errichtung der topmodernen Raiffeisen<br />
Arena wird diese Zahl mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
rasch wachsen lassen. Bei<br />
internationalen Spielen sind im Schmuckkästchen,<br />
das am 24. Februar eröffnet wird,<br />
knapp über 17.000 Zuschauer zugelassen.<br />
„Die neue Raiffeisen Arena ist eine sehr<br />
attraktive Option für Länderspiele unseres<br />
Nationalteams. Das Stadion erfüllt die internationalen<br />
Anforderungen des ÖFB für Länderspiele<br />
und entspricht außerdem uneingeschränkt<br />
der Kategorie 4 der UEFA. Wir<br />
freuen uns, den Fans für die Spiele gegen<br />
Aserbaidschan und Estland eine moderne<br />
Infrastruktur im fußballbegeisterten oberösterreichischen<br />
Zentralraum bieten zu können.<br />
Mein expliziter Dank gilt dem LASK und<br />
Präsident Siegmund Gruber, die das ermöglicht<br />
haben und uns das Gefühl vermittelt<br />
haben, hier sehr willkommen zu sein“, so<br />
Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB<br />
Wirtschaftsbetriebe GmbH.<br />
Heimvorteil<br />
„Wir sind stolz, das Nationalteam in der Raiffeisen<br />
Arena Linz begrüßen zu dürfen. Wir<br />
werden dem Team die bestmögliche Unterstützung<br />
für diese wichtigen Spiele auf dem<br />
Weg zur EURO 2024 in Deutschland bieten“,<br />
so LASK-Präsident Siegmund Gruber.<br />
Nach den Heimspielen gegen Aserbaidschan<br />
und Estland geht es am 17. Juni mit<br />
der Auswärtspartie in Belgien weiter, bevor<br />
es für die Auswahl von Ralf Rangnick am<br />
20. Juni zum Heimspiel gegen Schweden<br />
kommt. Am 12. September steht das Auswärtsduell<br />
mit Schweden auf dem Pro-<br />
gramm. Am 13. Oktober gastiert Belgien in<br />
Österreich. Nach diesem Heimspiel tritt die<br />
ÖFB-Elf die Reise nach Aserbaidschan an,<br />
wo am 16. Oktober gespielt wird. Zum Abschluss<br />
der EM-Qualifikation trifft Österreich<br />
am 16. November auswärts auf Estland.<br />
Spätestens dann sollen die rot-weiß-roten<br />
Sektkorken knallen.<br />
Klares Ziel<br />
Ralf Rangnick ist nach den ersten acht Spielen<br />
seiner Amtszeit auf jeden Fall zuversichtlich.<br />
Dem Teamchef hat die Quali-Generalprobe<br />
gegen Italien sehr gut gefallen, darauf<br />
will er aufbauen. „Wir haben es 70 Minuten<br />
lang sehr gut gemacht. Das Ziel ist es, irgendwann<br />
mal über 90 Minuten das Spiel<br />
komplett zu kontrollieren. Wenn wir in den<br />
Quali-Spielen so spielen wie gegen Italien,<br />
mit der notwendigen Unterstützung der Fans<br />
vor hoffentlich ausverkauftem Haus, dann<br />
springt der Funke noch mehr über und wir<br />
haben mit den Zuschauern im Rücken einen<br />
weiteren Vorteil.“<br />
Die Mannschaft hat das Potenzial, 2024<br />
in Deutschland aufzuzeigen. „Wenn wir alle<br />
Mann an Bord haben und mit so einer Einstellung<br />
und so einem Mut die Spiele bestreiten,<br />
bin ich mehr als zuversichtlich für<br />
die Qualifikation. Dann haben wir auch gegen<br />
die starken Gegner in unserer Gruppe eine<br />
gute Chance, uns für die Europameisterschaft<br />
zu qualifizieren“, ist Ralf Rangnick<br />
überzeugt.<br />
ÖFB-SPIELTERMINE<br />
24.03.2023, 20:45 Uhr<br />
Österreich vs. Aserbaidschan<br />
Raiffeisen Arena Linz<br />
27.03.2023, 20:45 Uhr<br />
Österreich vs. Estland<br />
Raiffeisen Arena Linz<br />
17.06.2023, 20:45 Uhr<br />
Belgien vs. Österreich<br />
20.06.2023, 20:45 Uhr<br />
Österreich vs. Schweden<br />
12.09.2023, 20:45 Uhr<br />
Schweden vs. Österreich<br />
13.10.2023, 20:45 Uhr<br />
Österreich vs. Belgien<br />
16.10.2023, 18:00 Uhr<br />
Aserbaidschan vs. Österreich<br />
16.11.2023, 18:00 Uhr<br />
Estland vs. Österreich<br />
CORNER 04/22<br />
15
NATIONALTEAM<br />
HINTERGRUND<br />
LARS KORNETKA<br />
Wer Ralf Rangnick genau zuhört,<br />
dem fällt sehr rasch<br />
auf, dass er häufig das Wort<br />
„wir“ verwendet. Eine der<br />
großen Stärken des Teamchefs<br />
ist es, eine Gruppe<br />
von Experten an seiner Seite<br />
zusammenzustellen, mit denen er eng<br />
kooperiert, sie aber auch eigenverantwortlich<br />
in ihren Fachgebieten arbeiten lässt.<br />
„Ein moderner Trainer muss Experte in<br />
allen relevanten Bereichen sein, aber trotzdem<br />
die besten Leute an seiner Seite arbeiten<br />
und sich entfalten lassen. Der Aspekt der<br />
Führungsstärke wird dabei immer wichtiger“,<br />
weiß der Teamchef. Ralf Rangnick hat drei<br />
Fachexperten als Co-Trainer in seinem Team.<br />
Pionier und Weggefährte<br />
Lars Kornetka verbindet eine langjährige<br />
Zusammenarbeit mit Rangnick. Als studierter<br />
Journalist gilt der 44-Jährige als einer der<br />
Pioniere der modernen Video- und Spielanalyse.<br />
Der Deutsche hat 2007 als Videoanalyst<br />
bei der TSG Hoffenheim begonnen und dort<br />
jahrelang mit Rangnick erfolgreich zusammengearbeitet.<br />
Auch beim FC Schalke war<br />
Kornetka gemeinsam mit Rangnick aktiv.<br />
Zudem hat er als Analyst beim FC Bayern<br />
unter Pep Guardiola gearbeitet. Es folgten<br />
vier Jahre bei Bayer Leverkusen, unter anderem<br />
an der Seite von Roger Schmidt und<br />
Heiko Herrlich. 2018 holte ihn Rangnick zu<br />
RB Leipzig, danach war Kornetka auch Assistent<br />
von Julian Nagelsmann. Anschließend<br />
stand Kornetka Roger Schmidt bei PSV<br />
Eindhoven zur Seite, dann zog es ihn erneut<br />
mit Ralf Rangnick zu Lok Moskau.<br />
Lars Kornetka bringt seine Stärken im<br />
Nationalteam vor allem im analytischen und<br />
taktischen Bereich ein. Mit seiner offenen<br />
und gewinnenden Persönlichkeit ist er auch<br />
ein wichtiger Fixpunkt im Austausch mit der<br />
Mannschaft.<br />
Die Verpflichtung von Ralf Rangnick<br />
als ÖFB-Teamchef wurde vielerorts<br />
als Coup bezeichnet. An seiner Seite<br />
arbeiten Experten mit ihm gemeinsam<br />
für den Erfolg des Nationalteams.<br />
Der ÖFB CORNER beleuchtet<br />
die Fachleute, die – noch – abseits<br />
des öffentlichen Fokus agieren.<br />
TEXT IRIS STÖCKELMAYR<br />
Geballte<br />
16<br />
CORNER 04/22
PETER PERCHTOLD<br />
ROBERT ALMER<br />
Onur Cinel, der dritte im Bunde, gilt für<br />
Fachleute als einer der spannendsten und<br />
erfolgreichsten Trainer im deutschsprachigen<br />
Raum. Er ist beim FC Schalke 04 als U17-<br />
Coach tätig und ist mit seiner Mannschaft<br />
amtierender Deutscher Meister. Aktuell lacht<br />
man erneut von der Tabellenspitze. In den<br />
letzten drei Jahren gingen gerade einmal<br />
zwei seiner Spiele verloren. So verwundert<br />
es nicht, dass der Name des 37-Jährigen ab<br />
und zu bei Trainerwechseln in Deutschland<br />
wie auch im Ausland hoch gehandelt wird.<br />
Im Nationalteam hat Cinel, der 2020 die<br />
Ausbildung zum Fußballlehrer beim DFB<br />
abgeschlossen hat, vor allem viel Einfluss<br />
auf das Spiel mit dem Ball.<br />
Kompetenz<br />
Spannende Mischung<br />
Mit Peter Perchtold hat Ralf Rangnick einen<br />
weiteren sehr erfolgreichen, stabilen Co-<br />
Trainer an seiner Seite. Der 38-Jährige bringt<br />
auch viel Erfahrung aus seiner Zeit als Spieler<br />
auf höchstem Niveau mit. Der Sohn eines<br />
Österreichers und einer Deutschen war vor<br />
seinem ÖFB-Engagement als Assistenztrainer<br />
beim VfB Stuttgart unter Pellegrino Matarazzo<br />
engagiert und hat 2021 den UEFA-<br />
Pro-Diplom-Kurs der ÖFB-Trainerakademie<br />
abgeschlossen. Österreich ist ihm von Geburts<br />
wegen ein großes Anliegen. Perchtold<br />
ist innerhalb des Trainerteams vor allem im<br />
organisatorischen Bereich und für fußballtaktische<br />
Inhalte auf dem Platz zuständig<br />
und bringt dort seine Expertise ein.<br />
» Alle brennen<br />
dafür, mit den<br />
Spielern zu arbeiten<br />
und ihnen die<br />
Ideen und Konzepte<br />
zu vermitteln. «<br />
ÖFB/KELEMEN<br />
ÖFB/KELEMEN<br />
Offene Zusammenarbeit<br />
Alle drei Co-Trainer arbeiten in der täglichen<br />
Trainingsgestaltung, der Taktik und in der<br />
Analyse sehr eng zusammen. Hier gibt es<br />
viele Schnittstellen zu Spielanalyst Stefan<br />
Oesen, der die Daten aufbereitet, aber auch<br />
viel taktisches Know-how besitzt und einbringt.<br />
Die gemeinsame Arbeit erfolgt eng<br />
abgestimmt und fließend im Übergang, auch<br />
auf dem Platz. Oesen, der im ÖFB die Abteilung<br />
Wissenschaft, Analyse und Entwicklung<br />
leitet, ist für den analytischen Part zuständig,<br />
die drei Co-Trainer teilen sich das<br />
Coachen der Übungen auf dem Platz auf.<br />
Ergänzt wird das Trainerteam durch Tormanntrainer<br />
Robert Almer, der enorm viel<br />
Expertise mitbringt und selbst lange Zeit<br />
Teil der Mannschaft war. Die fünf Experten<br />
sind gemeinsam mit Ralf Rangnick dafür<br />
verantwortlich, die gemeinsamen Überlegungen<br />
auf den Platz zu bringen und mit<br />
der Mannschaft umzusetzen. Der Teamchef<br />
geht dabei stets voran und setzt die Bausteine<br />
zusammen, fungiert als Kitt, denkt<br />
sich in alle Themen und Abläufe hinein und<br />
coacht auf dem Platz. Er weiß aber genau,<br />
wen er an seiner Seite hat, und lässt seine<br />
CORNER 04/22<br />
17
NATIONALTEAM<br />
HINTERGRUND<br />
ÖFB/KELEMEN (3)<br />
GERHARD ZALLINGER<br />
STEFAN OESEN<br />
ONUR CINEL<br />
Experten auch eigenverantwortlich handeln.<br />
So kann eine effektive Zusammenarbeit<br />
stattfinden.<br />
Ein wichtiger Bestandteil des Trainerteams<br />
ist die Abteilung Athletik, wo mit<br />
Gerhard Zallinger eine wahre Ikone auf diesem<br />
Gebiet tätig ist. Ihm zur Seite steht seit<br />
dem November-Lehrgang Martin Hämmerle,<br />
um die Spieler bestmöglich auf die Herausforderungen<br />
des immer enger werdenden<br />
Spielplans vorbereiten und einstellen zu<br />
können. Das Nationalteam steht vermehrt<br />
vor der Herausforderung, die Spieler auf<br />
Basis ihres jeweiligen körperlichen Zustands<br />
individuell abzuholen und zu betreuen und<br />
behutsam zur Match-Fitness zu führen.<br />
Souveräner Steuermann<br />
So versucht jeder, seine individuellen Stärken<br />
einzubringen, damit das Nationalteam<br />
erfolgreich ist. Sei es durch die Weitergabe<br />
von Erfahrungswerten oder das Einbringen<br />
einer neuen Idee oder einer anderen Sicht<br />
auf die Dinge. Niemand scheut sich, seine<br />
Meinung zu sagen. Die ersten Erfahrungen<br />
waren für das Gefüge sehr positiv, weil Ralf<br />
Rangnick seinen Trainern in vielen Dingen<br />
freie Hand lässt und dennoch alles steuert.<br />
Jeder trägt seinen Teil hinsichtlich der<br />
Trainingsplanung oder der Spielvorbereitung<br />
bei, und die Aufgaben werden untereinander<br />
mit großer Offenheit verteilt. Gleiches gilt<br />
auch im Hinblick auf die Einteilung der zu<br />
beobachtenden Spieler in den Phasen zwischen<br />
den Lehrgängen.<br />
„Ich bin mit der Zusammenstellung des<br />
Trainerteams sehr zufrieden, wir haben eine<br />
hohe fachliche Expertise aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen in unseren Reihen.<br />
Alle brennen dafür, mit den Spielern auf und<br />
neben dem Platz zu arbeiten und ihnen die<br />
Ideen und Konzepte zu vermitteln“, ist Sportdirektor<br />
Peter Schöttel von der Stärke des<br />
Trainerteams überzeugt. Und diese geballte<br />
Kompetenz soll ihren Beitrag dazu leisten,<br />
das Nationalteam zur EURO 2024 zu bringen<br />
und dort eine gute Rolle zu spielen. Das ist<br />
der Anspruch – von allen gemeinsam.<br />
MARTIN HÄMMERLE<br />
18<br />
CORNER 04/22
JETZT AUF ALLE WM-SPIELE TIPPEN!<br />
tipp3.at
KEVIN DANSO<br />
INTERVIEW IRIS STÖCKELMAYR<br />
Kevin Danso hat sich mit starken<br />
Leistungen ein hohes Standing<br />
im Nationalteam erarbeitet und<br />
befindet sich aktuell mit dem RC<br />
Lens in der französischen Liga<br />
„Hier wächst<br />
auf Höhenflug. Gemeinsam mit<br />
dem ÖFB CORNER lässt er das<br />
Jahr 2022 Revue passieren.<br />
etwas zusammen“<br />
ÖFB CORNER: Das Jahr 2022 hat im Nationalteam<br />
einige Veränderungen gebracht.<br />
Wie siehst du die Entwicklung im<br />
Team unter Ralf Rangnick, und wie liegt<br />
dir die Spielidee?<br />
KEVIN DANSO: Wir haben eine klare Spielidee,<br />
die wir verfolgen, und werden auf jeden<br />
Gegner top vorbereitet. Wir können alle von<br />
der Expertise und der Erfahrung von Ralf<br />
Rangnick lernen. Ich habe das Gefühl, dass<br />
„Wie wir uns mit den Fans<br />
gegen Weltmeister Frankreich<br />
gestemmt haben,<br />
war geil“, schwärmt Danso.<br />
20<br />
CORNER 04/22
hier etwas zusammenwächst zwischen Spielern,<br />
Trainerteam und Staff. Wir haben eine<br />
gute Stimmung und Harmonie im Team.<br />
Jeder, der mich kennt, weiß, wie gerne ich<br />
für Österreich spiele. Unsere Spielidee beim<br />
ÖFB liegt mir zu 100 Prozent. Ich bin ein<br />
Spieler, der nach vorne verteidigt, so kann<br />
ich meine Stärken in unser Spiel einbringen.<br />
Mit deinem Verein, dem RC Lens, läuft es<br />
richtig gut, und ihr steht in der Tabelle<br />
hinter dem Starensemble von PSG auf<br />
Rang zwei. Was ist das Erfolgsrezept?<br />
Im Endeffekt haben wir den Grundstein dafür<br />
schon in der letzten Saison gelegt. Wir<br />
sind als Mannschaft fast komplett zusammengeblieben<br />
und daher sehr eingespielt.<br />
Der Unterschied zur letzten Saison ist bisher,<br />
dass wir auch die Spiele gegen Teams aus<br />
den hinteren Tabellenregionen gewinnen.<br />
Ich freue mich total, dass ich da im Abwehrzentrum<br />
meinen Teil dazu beitragen kann,<br />
dass es bisher schwer war, gegen uns Tore<br />
zu schießen.<br />
Wie beurteilst du deine eigene Weiterentwicklung<br />
in diesem Kontext?<br />
Ich spüre, dass ich beim RC Lens einen Schritt<br />
nach vorne gemacht habe und mich durch<br />
das Vertrauen, das mir dort im Club entgegengebracht<br />
wird, in meiner Leistung stabilisieren<br />
konnte. Wir sind hinter Paris Zweiter<br />
in der Tabelle und haben die zweitbeste Abwehr<br />
der Liga. Das tut mir natürlich sehr gut,<br />
und ich kann dieses Selbstbewusstsein auch<br />
zum Nationalteam mitbringen.<br />
Dieses Selbstvertrauen hat es auch gebraucht.<br />
Durch die UEFA Nations League<br />
hat man 2022 mit dem Nationalteam fast<br />
nur gegen Top-Gegner gespielt. Was war<br />
dein persönliches Highlight?<br />
Da waren schon ein paar Kracher dabei. Wir<br />
hatten mit Kroatien und Frankreich den Vizeweltmeister<br />
und Weltmeister in der Gruppe.<br />
Dazu mit Dänemark ein Team, das bei<br />
der letzten Europameisterschaft im Halbfinale<br />
war. Aus den Partien konnten wir viel<br />
mitnehmen. Mein Highlight war aber im Juni<br />
das Heimspiel in Wien gegen Frankreich. Wie<br />
wir uns hier als Team gemeinsam mit den<br />
Fans gegen die Niederlage gestemmt haben<br />
und am Ende das 1:1 gerettet haben, war<br />
schon geil.<br />
ÖFB/KELEMEN<br />
Mit dem RC<br />
Lens ist Danso<br />
in der Ligue 1<br />
auf Höhenflug.<br />
»Unsere Spielidee<br />
beim ÖFB liegt mir<br />
zu 100 Prozent, ich<br />
verteidige gern<br />
vorwärts.«<br />
Dieses Spiel wird vielen in Erinnerung<br />
bleiben. Was kann man aus dem Länderspieljahr<br />
2022 generell mitnehmen und<br />
besser machen?<br />
Wir wollen aus allen Spielen lernen und uns<br />
immer weiter verbessern. Natürlich sind wir<br />
alle total enttäuscht gewesen, dass wir uns<br />
nicht für die WM qualifizieren konnten. Daraus<br />
haben wir Schlüsse gezogen, und ich denke,<br />
wir haben schon in einigen Spielen – wie<br />
gegen Frankreich in Wien – gesehen, wozu<br />
wir in der Lage sind, vor allem auch mit unseren<br />
Fans im Rücken. Das war schon eine<br />
besondere Atmosphäre. Es wird wichtig sein,<br />
dass wir im kommenden Jahr konstant unsere<br />
Leistungen auf den Platz bringen.<br />
Schmerzt es ein wenig, die WM nur aus<br />
der Ferne zu verfolgen?<br />
Als Sportler willst du immer die höchsten<br />
Ziele erreichen, und mit dem Nationalteam<br />
ist das nun einmal die WM. Wir wären alle<br />
sehr gerne dabei gewesen, um uns mit den<br />
besten Ländern zu messen. Deshalb müssen<br />
wir jetzt alles reinschmeißen, um bei<br />
den nächsten Highlights dabei zu sein. Die<br />
Spiele von Ghana, dem Land, dem ich mich<br />
durch meine Familie nahe fühle, oder die<br />
Partien von Deutschland und Frankreich verfolge<br />
ich natürlich und bin gespannt, wer am<br />
Ende den Titel holt. Ein paar Überraschungen<br />
waren in der Vorrunde ja schon dabei.<br />
Jetzt stehen neue Herausforderungen ins<br />
Haus. Wie siehst du die Ausgangslage für<br />
die EM-Qualifikation, die im März startet?<br />
Es ist eine spannende Gruppe mit interessanten<br />
Aufgaben für uns. Schweden wird auch<br />
heiß darauf sein, sich wieder für ein großes<br />
Turnier zu qualifizieren. Auch wenn es für Belgien<br />
aktuell bei der WM nicht gut läuft, wissen<br />
wir alle, wie stark diese Mannschaft individuell<br />
aufgestellt ist. Generell gibt es kaum noch<br />
„kleine“ Verbände, jedes Land verdient Respekt,<br />
und auch gegen Estland und Aserbaidschan<br />
müssen wir voll da sein und fokussiert<br />
die Spiele angehen. Wenn wir das machen,<br />
dann bin ich überzeugt, dass wir 2024 in<br />
Deutschland dabei sein werden.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
CORNER 04/22 21
WHATSAPP-CHAT<br />
MICHAEL GREGORITSCH<br />
Michael Gregoritsch<br />
online<br />
Hallo Gregerl, vor kurzem noch am Lehrgang im<br />
Marbella gesehen und schon hörst du wieder von<br />
uns! Wir hätten da ein paar Fragen für unsere<br />
neue Corner-Ausgabe. Wie läuft‘s bei dir? Schon<br />
voll im Erholungsmodus nach der Herbstsaison?<br />
Hallo! Ja, ich bin schon im Urlaub in New York.<br />
Mein Laufprogramm sind die endlosen<br />
Sightseeing-Touren!<br />
Ja, auf jeden Fall, wir sind auch davor schon in<br />
gutem Kontakt gewesen, und das wird jetzt<br />
natürlich auch gelebt. Wir sind sehr oft auch<br />
gemeinsam privat unterwegs, vor allem weil wir<br />
beide Golden-Retriever-Geschwister haben.<br />
Wenn du dich für eine Sache entscheiden<br />
müsstest, was wäre dein sportliches Highlight<br />
2022?<br />
So soll es sein. Das freut uns natürlich zu hören.<br />
Genieß es und erhol dich gut. Was steht sonst<br />
noch so an bei dir bis zum Jahreswechsel? Aja,<br />
ganz wichtig: Lass uns bitte deinen Dad ganz lieb<br />
grüßen!<br />
Ich bin für zwei Wochen in Freiburg, wir<br />
trainieren nochmal, damit die Trainingspause<br />
nicht zu lange ist. Danach gehts nach Hause<br />
zum gemeinsamen Weihnachtsfest mit der<br />
Familie! Die Grüße werde ich natürlich<br />
ausrichten.<br />
Weil wir gerade mehr oder weniger schon beim<br />
neuen Jahr sind: Was sind deine Wünsche und<br />
Vorsätze? Welche Ziele wirst du dir stecken?<br />
Ich würd mir für mich persönlich wünschen,<br />
dass es weiterhin so gut läuft im Sport. Mit dem<br />
Nationalteam hoffe ich, dass wir uns für die EM<br />
qualifizieren. Das war das größte Highlight in<br />
meiner Karriere bisher, das will ich nochmal<br />
erleben! Aber die Gesundheit meiner Familie<br />
und mir steht natürlich über allem.<br />
Rückblickend hast du ein sehr erfolgreiches Jahr<br />
hinter dir, mit einem gelungenen Wechsel nach<br />
Freiburg. Wie geht‘s dir im Breisgau? Ist es so<br />
gekommen, wie erhofft?<br />
Ich fühl mich wirklich sehr wohl, der ganze<br />
Verein in Verbindung mit der Stadt ist sehr<br />
besonders. Sportlich läuft es für die ganze<br />
Mannschaft gut, dann ist es natürlich immer ein<br />
Stück einfacher.<br />
War es einfacher für dich, dass mit Lieni ein<br />
weiterer Teamkollege bereits in Freiburg ist? Wie<br />
oft warst du vor deinem Wechsel mit ihm im<br />
Austausch?<br />
Ich denke mein Siegtor gegen St. Pauli im Pokal<br />
war das beste Erlebnis. So eine Stimmung und<br />
so ein entscheidendes Tor in der Verlängerung<br />
gibt es in einer Karriere nicht oft.<br />
Welche Hobbies hast du? Und wofür kannst du<br />
dich noch begeistern in deiner Freizeit?<br />
Ich liebe es, Golf zu spielen und bin sehr<br />
gerne mit meinem Hund Oskar unterwegs.<br />
Das ist immer die beste Ablenkung vom<br />
Stress, wenn man entweder am Golfplatz<br />
oder im Wald dahin spazieren kann.<br />
Verrate uns etwas über dich, was bisher vielleicht<br />
nicht so bekannt ist.<br />
Ich bin ein begeisterter Koch. Ich liebe es, mir,<br />
meiner Freundin oder meiner Familie etwas zu<br />
kochen. Ich glaub es schmeckt meistens auch<br />
ganz gut. Auch mit unserem ÖFB-Koch Fritz<br />
Grampelhuber bin ich privat sehr gut befreundet<br />
und hab viel Kontakt mit ihm. Zu seiner Qualität<br />
fehlt aber sehr viel.<br />
Abschließend noch etwas Hilfreiches:<br />
Was würdest du unseren aufstrebenden<br />
Nachwuchstalenten mitgeben für ihre Zukunft?<br />
Was könnte sie auf ihrem Weg unterstützen?<br />
Meine Devise war immer: Immer Spaß am Spiel<br />
haben. Solange man gerne auf den Trainingsplatz<br />
geht, ist es keine Arbeit, sondern macht Freude.<br />
Dann fällt das Laufen auch einfacher. Bei mir<br />
ist es bis heute so, dass ich gerne auf den Platz<br />
gehe, auch wenn es zu Weihnachten mit meinen<br />
Jungs bei einem traditionellen Hallenkickerl ist.<br />
Fußball ist ein Spiel und Spiele sollten Spaß<br />
machen!<br />
Vielen Dank für deine Zeit. Bleib gesund und auf<br />
ein Wiedersehen im neuen Jahr!<br />
Euch auch eine schöne Zeit, bis nächstes Jahr!<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
22<br />
CORNER 04/22
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HISTORY<br />
TEXT HANS HUBER<br />
Wussten Sie,<br />
… dass die Strahlkraft des WM-Pokals<br />
zunächst nur gering war?<br />
Die erste WM ging auf Initiative des FIFA-<br />
Präsidenten Jules Rimet – nach dem später<br />
auch der Pokal benannt wurde – 1930 in Uruguay<br />
in Szene. Das Interesse der großen<br />
europäischen Verbände hielt sich in Grenzen.<br />
Rimet konnte gerade Rumänien, Belgien,<br />
Jugoslawien und Frankreich überreden, sich<br />
der südamerikanischen Übermacht mit sieben<br />
Verbänden (komplettiert wurde das Feld<br />
mit USA und Mexiko) zu stellen. Gemeinsam<br />
reisten die Europäer per Schiff nach Montevideo<br />
und versuchten, sich mit Lockerungsübungen<br />
an Deck vorzubereiten. Die Resonanz<br />
in Europa blieb gering, in Südamerika<br />
stürmten die Massen viele Spiele. Uruguay<br />
siegte im Finale gegen Argentinien mit 4:2.<br />
… dass sich ein Weltmeister mit ausländischen<br />
Spielern verstärkte?<br />
1934 in Italien traten die Gastgeber mit einer<br />
gewaltigen Maschinerie an, um tatsächlich<br />
(im Finale gegen die CSSR mit 2:1) den Titel<br />
zu holen. Dafür wurden auch drei Argentinier<br />
eingebürgert. Raubein Monti hatte vier Jahre<br />
zuvor sogar noch für sein Heimatland das<br />
Finale gespielt!<br />
… dass den Österreichern im Semifinale<br />
übel mitgespielt wurde?<br />
Österreich mit den Ausläufern des „Wunderteams“<br />
scheiterte 1934 im Semifinale an<br />
Italien, aber auch am schwedischen Schiedsrichter,<br />
der beim entscheidenden Treffer zum<br />
1:0-Sieg der Italiener ein klares Foul nicht<br />
ahndete. Zudem berichteten neutrale Beobachter,<br />
dass der Referee im Finish sogar eine<br />
gefährliche Flanke der Österreicher selbst ins<br />
Tor-out köpfelte! (Quelle: „Das goldene Buch<br />
der Fußball-Weltmeisterschaft“)<br />
… dass einmal zwei Teams in denselben<br />
Trikot einliefen?<br />
Auch das war 1934 im Spiel um den dritten<br />
Platz zwischen Österreich und Deutschland<br />
der Fall. Beide Mannschaften begannen das<br />
Match in weißen Leibchen und schwarzen<br />
Hosen. Nach ein paar Minuten wurde das<br />
Spiel unterbrochen, weil komplettes Chaos<br />
herrschte. Die Österreicher verloren das<br />
Match in ausgeborgten roten Dressen des<br />
AC Napoli mit 2:3.<br />
Von der<br />
Hand Gottes,<br />
Wundern und<br />
Kuriositäten<br />
Die Fußball-WM zieht die gesamte<br />
Welt in ihren Bann. Für einige Wochen<br />
scheint sich die Erde in der Tat nur um<br />
den Ball zu drehen. Die bisherigen<br />
21 Turniere brachten aber nicht nur<br />
um jubelte Weltmeister, sondern auch<br />
zahlreiche Kuriositäten.<br />
24<br />
CORNER 04/22
… dass über ein Tor noch heute<br />
diskutiert wird?<br />
Im Finale der WM 1966 in England zwischen<br />
Deutschland und England erzielt Geoff Hurst<br />
in der Verlängerung das „Wembley-Tor“. Bis<br />
heute konnte nicht endgültig geklärt werden,<br />
ob der Ball tatsächlich hinter der Linie war.<br />
England siegt 4:2 und wurde Weltmeister.<br />
… warum Indien nicht an der WM 1950<br />
in Brasilien teilnahm?<br />
Den in der Qualifikation erfolgreichen Indern<br />
wurde von der FIFA verboten, barfuß anzutreten.<br />
Die Inder zogen ihre Nennung zurück.<br />
… dass es eine WM ohne wirkliches<br />
Finale gab?<br />
In Brasilien wurde ein neuer Modus ausprobiert,<br />
mit einem Finalturnier, das Brasilien,<br />
Spanien, Schweden und Uruguay bestritten.<br />
Die Konstellation ergab ein „Endspiel“ zwischen<br />
Brasilien und Uruguay, das die Brasilianer,<br />
die nur ein Remis benötigten, mit 1:2<br />
verloren.<br />
… dass Österreich in den Rekordlisten<br />
aufscheint?<br />
1954 beim 7:5-Sieg im Viertelfinale gegen<br />
Gastgeber Schweiz wurde mit zwölf Toren<br />
der bisher höchste Score erzielt. Die Österreicher<br />
verwandelten einen 0:3-Rückstand<br />
in einen Erfolg, obwohl Torhüter Kurt Schmied<br />
einen Sonnenstich erlitt und von Mitspielern<br />
und Betreuern dirigiert werden musste. Ein<br />
3:1 über Uruguay im Spiel um Platz drei<br />
brachte Österreich Bronze und den noch<br />
immer größten Erfolg.<br />
… warum Österreich bei der WM 1962<br />
in Chile fehlte?<br />
Der ÖFB verzichtete aus finanziellen Gründen<br />
sogar auf die Qualifikation!<br />
Zwölf Tore fielen beim<br />
7:5 der Österreicher<br />
(im Bild Ernst Happel)<br />
gegen WM-Gastgeber<br />
Schweiz 1954.<br />
Horst Hrubesch und Bruno<br />
Pezzey bei der „Schande von<br />
Gijon“ 1982 in Spanien<br />
GEPA-PICTURES.COM VOTAVA / BRANDSTAETTER IMAGES / PICTUREDESK.COM<br />
… welche WM noch heute als die beste<br />
geführt wird?<br />
Experten bezeichnen die WM 1970 in Mexiko<br />
als die attraktivste aller Zeiten. Ein Jahrhundertspiel<br />
zwischen Deutschland und<br />
Italien, das Italien mit 4:3 gewann und ein<br />
Finale, in dem Brasilien mit einem unglaublichen<br />
Pelé, der seinen dritten Titel feierte,<br />
Italien mit 4:1 schlug.<br />
… dass es zwei Siegestrophäen gibt?<br />
Nach dem dritten WM-Titel für Brasilien ging<br />
der ursprüngliche Pokal in den Besitz der<br />
Südamerikaner über. Der neue World Cup<br />
bleibt dauerhaft im Besitz der FIFA, jeder<br />
Sieger erhält aber eine Replik.<br />
… dass die Niederlande zweimal<br />
in Folge ein Finale verloren?<br />
… einmal 1974 in Deutschland nach gefeierten<br />
Leistungen im Finale gegen eine deutsche<br />
Mannschaft, die neben Franz Beckenbauer<br />
einen überragenden Torjäger Gerd<br />
Müller (Siegestor zum 2:1) hatte. Selbst der<br />
geniale Johan Cruyff musste sich da geschlagen<br />
geben, 1978 dann in der Verlängerung<br />
in Buenos Aires gegen Argentinien, weil die<br />
von Ernst Happel betreuten Holländer in der<br />
90. Minute nur die Stange trafen und Mario<br />
Kempes zweimal scorte (3:1 Argentinien).<br />
… wie es zur Schande von Gijon kam?<br />
In der Vorrunde der WM 1982 trafen neuerlich<br />
Österreich und Deutschland aufeinander. Nach<br />
den bisherigen Resultaten gab es nur ein Resultat,<br />
das beiden Teams den Aufstieg sicherte:<br />
1:0 für Deutschland. Nachdem Hrubesch<br />
dieses Tor erzielt hatte, ergab sich ein Ballgeschiebe.<br />
Nicht vorher abgesprochen, auf dem<br />
Spielfeld entwickelt, ging dieses Match als<br />
„Schande von Gijon“ in die Geschichte ein.<br />
Zuschauer und Medien waren empört, Algerien<br />
schied trotz Sieg gegen Deutschland aus.<br />
Deutschland verlor das Finale gegen Italien,<br />
das den dritten WM-Titel feierte. Die Österreicher<br />
scheiterten in der Zwischenrunde.<br />
CORNER 04/22 25
HISTORY<br />
… welches Tor zum schönsten der WM-<br />
Geschichte gewählt wurde?<br />
Im Viertelfinale der WM 1986 wurde Argentiniens<br />
Diego Maradona endgültig zur Legende.<br />
Nicht mit dem Treffer der „Hand<br />
Gottes“, als er den Ball mit der Hand ins Tor<br />
bugsierte, sondern mit seinem Solo zum 2:0.<br />
Da ließ er die Engländer wie Slalomstangen<br />
stehen und wurde zum überragenden Spieler<br />
dieses „World Cups“ – auch im Finale<br />
gegen Deutschland (3:2).<br />
… warum für Österreich der Höhepunkt<br />
1990 schon vor der WM war?<br />
In der Quali für die Endrunde in Italien gab<br />
es eine entscheidende Partie zwischen Österreich<br />
und der DDR im Wiener Happel-<br />
Stadion. Schon bei der Aufstellung wurde<br />
Stürmerstar Toni Polster, aus welchen Gründen<br />
auch immer, gnadenlos ausgepfiffen. Er<br />
revanchierte sich auf seine Weise mit einem<br />
Triplepack zum 3:0 und sorgte im Alleingang<br />
für die Qualifikation. Beim Turnier konnte<br />
Österreich keine Rolle spielen.<br />
… warum die WM 1994 in unrühmlicher<br />
Erinnerung blieb?<br />
In den USA wurden Diego Maradona und<br />
sein Landsmann Caniggia des Dopings überführt<br />
und aus der argentinischen Mannschaft<br />
geworfen. Das Niveau der Spiele blieb überschaubar<br />
– auch im torlosen Finale zwischen<br />
Brasilien und Italien. Erst als im Penaltyschießen<br />
Roberto Baggio (Italien) vergab, durften<br />
die Brasilianer über den vierten Titel jubeln.<br />
… was die „Zehe der Nation“ bedeutete?<br />
Andreas Herzog spielte eine überragende<br />
Qualifikation für die WM 1998 in Frankreich.<br />
Beim Endturnier war er durch eine Zehenverletzung<br />
gehandicapt. Österreich schied<br />
bei der letzten WM, bei der der ÖFB vertreten<br />
war, nach der Vorrunde aus. Frankreich<br />
nützte mit einem genialen Zinédine Zidane<br />
den Heimvorteil und holte sich mit einem<br />
3:0 gegen Brasilien den Titel.<br />
… dass auch Titanen fallen?<br />
Südkorea feierte bei der ersten WM in Asien<br />
(gemeinsam mit Japan) ein wahres Fußballfest,<br />
bei dem oft 150.000 Fans beim Public<br />
Viewing mitfieberten und das unterschätzte<br />
Team bis ins Semifinale vorstieß. Zur tragischen<br />
Figur wurde der zum besten Spieler<br />
des Turniers gewählte Oliver Kahn, der „Titan“.<br />
Denn gerade im Finale gegen Brasilien<br />
patzte er und ermöglichte so den 2:0-Sieg<br />
(beide Treffer durch den „echten“ Ronaldo)<br />
der Brasilianer zum fünften Titel.<br />
… dass ein Semifinale mehr Eindruck<br />
machen kann als ein Finale?<br />
Von der WM in Brasilien 2014 blieb vor allem<br />
der 7:1-Triumph der Deutschen über Brasilien<br />
in bleibender Erinnerung – mehr als das<br />
Endspiel, das die Deutschen nach Verlängerung<br />
gegen Argentinien mit 1:0 für sich entschieden<br />
und den vierten Titel holten.<br />
… dass es erst zwei erfolgreiche Titelverteidigungen<br />
gab?<br />
Der aktuelle Weltmeister Frankreich zählt<br />
auch bei der WM in Katar zu den Favoriten.<br />
Doch es gab bisher nur zwei erfolgreiche<br />
Titelverteidigungen: Italien (1934, 1938) und<br />
Brasilien (1958, 1962).<br />
WM DER<br />
GEGENSÄTZE<br />
Die „Zehe der Nation“<br />
Andreas Herzog 1998<br />
bei der WM in Frankreich<br />
VON HANS HUBER<br />
Katar 2022: Es ist eine ungewöhnliche WM<br />
der Gegensätze: kurze Wege, aber mit einer<br />
langen Liste an Vorwürfen und Protesten. Verletzte Menschenrechte<br />
beim Bau der Infrastruktur zählen ebenso dazu wie vermutete Korruption<br />
oder jüngst intensiv recherchierte Anschuldigungen der Spionage<br />
und versuchten Manipulation von führenden Funktionären. Dazu noch<br />
die erstmalige Verschiebung in den europäischen Winter, die auch für die<br />
Spieler eine besondere Herausforderung darstellt. Heftige Kritik an Veranstalter-Ländern<br />
hat allerdings nahezu immer dieses größte Ereignis<br />
des internationalen Sports begleitet. Ob Argentinien, Mexiko, Südafrika,<br />
oder Russland, um nur einige herauszugreifen. Weil bei diesen Events<br />
nicht nur der Ball, sondern auch viel Geld im Spiel ist. So heiß wie diesmal<br />
vor Matches in gekühlten Stadien war die Ablehnung allerdings<br />
noch nie. Public Viewing wurde in zahlreichen Städten abgesagt, Sponsoren<br />
und Investoren bangen wegen der kritischen Stimmung um ihre<br />
Umsätze. Doch all die negativen Schlagzeilen hatten auch einen positiven<br />
Aspekt: In Hinkunft entscheiden nicht mehr nur die Mitglieder des<br />
FIFA-Exekutivkomitees, sondern die Endauswahl liegt bei allen 211 Mitgliedsverbänden<br />
der FIFA. Jetzt aber in Katar von den Spielern politische<br />
Statements zu verlangen, wäre wohl, findet auch Jürgen Klopp,<br />
unfair. Schließlich haben die Entscheidung, dort zu spielen, andere getroffen.<br />
Und letztlich können jetzt nur die Spieler die schöne, attraktive<br />
Seite des Fußballs zeigen …<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
26<br />
CORNER 04/22
Der vollelektrische<br />
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FRAUEN-NATIONALTEAM<br />
MANUELA ZINSBERGER<br />
ÖFB CORNER: Beim Blick zurück, was<br />
überwiegt: die tolle EURO-Performance<br />
oder das dramatische WM-Aus?<br />
MANUELA ZINSBERGER: Ganz ehrlich: Ich<br />
weiß es nicht. Wir haben wieder eine unglaubliche<br />
EM gespielt und eine Nation bewegt,<br />
das tut sehr gut. Aber dieser herbe Rückschlag,<br />
wo die WM-Chance so groß und so<br />
nah war … Das nicht über die Ziellinie gebracht<br />
zu haben, tut sehr weh. Und nach vielen Gesprächen<br />
mit Team-Kolleginnen weiß ich: Der<br />
Schmerz sitzt bei allen ziemlich tief.<br />
Klingt so, als täte es immer noch weh …<br />
Der Stachel sitzt noch drin, der wird aber<br />
auch in zehn Jahren noch drinsitzen. Genauso<br />
wie ich in zehn Jahren noch sagen werde,<br />
wie geil die EURO 2022 war.<br />
Bleiben wir bei der EURO, wo der Unterschied<br />
zu 2017 ja der war, dass die Erwartungshaltung<br />
viel höher war. Wie habt ihr<br />
es geschafft, euch davon nicht bremsen<br />
zu lassen?<br />
Da geht viel auf die Arbeit mit unserer Mentaltrainerin<br />
Mirjam Wolf zurück. Mit ihr kann<br />
jeder individuell etwas machen, aber auch wir<br />
als gesamte Mannschaft. Wenn bei einer<br />
EURO alles auf dich einwirkt – Medien, Fans,<br />
Druck – ist es gar nicht so einfach, bei sich<br />
selbst zu bleiben. Doch genau das haben wir<br />
geschafft. Wir hatten keinen Lagerkoller und<br />
haben es hinbekommen, immer im Hier und<br />
Jetzt zu sein. Für mich war cool, dass ich das<br />
Gefühl hatte, als Familie auf dem Platz zu<br />
stehen. Und meine Aufgabe war es, von hinten<br />
die Familie vor allen Gefahren zu schützen.<br />
Ein schönes Bild.<br />
Wirklich, ich würde für jede Einzelne mein<br />
letztes Hemd geben. Wenn vorne ein Fehler<br />
passiert, versuche ich, ihn hinten mit aller<br />
Gewalt auszubügeln. So wie es jede andere<br />
für mich tut, wenn mir mal etwas misslingt.<br />
Wir geben einander Stärke und sorgen dafür,<br />
unserer Linie treu zu bleiben und unsere<br />
Werte zu verteidigen.<br />
Euer Meisterstück war das Spiel gegen<br />
Norwegen, als ihr gegen einen stärker<br />
einzuschätzenden Gegner in einem Allesoder-Nichts-Spiel<br />
die Oberhand behalten<br />
habt.<br />
Es wurde ja schon medial berichtet, dass<br />
Norwegen im Viertelfinale steht. Das haben<br />
28<br />
CORNER 04/22
„Ich beschütze meine<br />
Fußball-Familie“<br />
Österreichs Top-Torfrau lässt das Jahr Revue passieren.<br />
Manuela Zinsberger über Highs and Lows, den Umbruch<br />
im Frauen-Nationalteam, ihren Clean-Sheet-Rekord mit<br />
Arsenal und ein privates Highlight kommenden Sommer<br />
INTERVIEW MARKUS GEISLER<br />
ÖFB/GLANZL<br />
wir durchaus mitbekommen. Das war ein Teil<br />
des Extrakicks, um dieses Spiel zu gewinnen.<br />
Gegen den späteren Vize-Europameister<br />
Deutschland habt ihr lange mitgehalten,<br />
am Ende aber 0:2 verloren. Kam der Gedanke<br />
auf, dass sogar mehr drin gewesen<br />
wäre?<br />
Auf jeden Fall! Wir hatten den einen oder<br />
anderen Stangenschuss, die Chancen, sie<br />
zu schlagen, waren da. Deutschland ist eine<br />
Macht, deren Druck über 90 Minuten standzuhalten<br />
ist nicht ohne. Aber allein dieses<br />
„Es wäre mehr drin gewesen“ zeigt doch,<br />
dass wir wieder einen großen Schritt gemacht<br />
haben. Und rechne das zweite Tor<br />
weg, das gehört mir, dann wäre es noch<br />
enger gewesen.<br />
Wie lange hast du gebraucht, diesen Fehler<br />
abzuschütteln?<br />
Ach, überhaupt nicht lange, warum auch. Ich<br />
habe nach dem Spiel Tränen vergossen, weil<br />
ich wusste, dass es Vikis (Anm.: Schnaderbeck)<br />
und Lisas (Makas) letztes Spiel war, dass<br />
mit ihren Rücktritten zwei große Stützen wegbrechen.<br />
Das tat mir im Herzen weh. Aber<br />
mein Tor … Mein Gott, Fehler passieren. Ich<br />
finde es strange, dass mich alle fragen, wie<br />
ich mit dem Tor umgegangen bin, aber kaum<br />
jemand nach meinen Leistungen davor fragt.<br />
Das heißt, ihr als Mannschaft habt schon<br />
von den Rücktritten gewusst? Die Öffentlichkeit<br />
hat davon ja erst viel später erfahren.<br />
Ich habe das Bild von der Familie nicht umsonst<br />
benutzt. Ich bin mit Viki extrem gut<br />
befreundet, mit Lisa auch. Klar reden wir über<br />
alles (schmunzelt). Und es muss nicht jeder<br />
immer alles wissen.<br />
Du kennst Viki wie kaum eine Zweite, hast<br />
mit ihr bei Bayern und Arsenal zusammengespielt.<br />
Was bricht mit ihr im Nationalteam<br />
weg?<br />
Sie ist ein Role Model, ein unglaublicher<br />
Teamplayer. Dazu kam ihr Umgang mit Rückschlägen<br />
und ihre Fähigkeit, über Grenzen<br />
zu gehen. Die Führungs-Qualitäten, mit denen<br />
sie das Kapitäns-Amt gelebt hat. Ihren<br />
fußballerischen Wert hat ohnehin jeder gesehen.<br />
Aber vergessen wir dabei nicht Lisa,<br />
auch sie hat der Mannschaft fußballerisch<br />
und menschlich einen Mehrwert gegeben.<br />
Spielerinnen wie du, aber auch Carina<br />
Wenninger oder Sarah Zadrazil rücken<br />
jetzt noch mehr in den Fokus. Wie wirst<br />
du deine neue Rolle interpretieren?<br />
Nicht groß anders als zuvor. Ich will vorneweg<br />
gehen, Role Model sein, ins Team hineinhören.<br />
Das macht bei uns aber ohnehin jeder,<br />
CORNER 04/22 29
FRAUEN-NATIONALTEAM<br />
MANUELA ZINSBERGER<br />
Zwei Role Models für<br />
das Nationalteam: Viki<br />
Schnaderbeck und<br />
Manu Zinsberger<br />
neun Premier-League-Spielen kein Gegentor<br />
kassiert, damit einen Clean-Sheet-<br />
Rekord aufgestellt. Wie mental stark muss<br />
man sein, um so eine lange Phase zu<br />
überstehen?<br />
Ich dachte gar nicht daran, hatte auch nicht<br />
auf dem Schirm, dass es eine so lange Strecke<br />
mit Zu-Null-Spielen war. Ich hatte immer<br />
den Fokus auf das nächste Spiel: Match gewonnen,<br />
abgehakt, wer kommt als nächstes.<br />
Erst als die Medien das Thema aufgebracht<br />
haben, bin ich selbst darauf aufmerksam<br />
geworden. Wobei eins auch klar ist: Mir ist<br />
es wichtiger, mit Arsenal ganz oben zu stehen,<br />
als den Golden Glove zu bekommen.<br />
»Ich hatte meinen<br />
Clean-Sheet-Rekord<br />
mit Arsenal<br />
gar nicht auf dem<br />
Schirm.«<br />
Zinsberger<br />
blieb neun<br />
PL-Spiele<br />
ohne Gegentor.<br />
dafür braucht man keine Binde und muss<br />
auch nicht im Mannschaftsrat sein. Und es<br />
rücken ja auch junge Spielerinnen weiter nach<br />
vorne, wie Laura Wienroither oder Marie<br />
Höbinger. Wir werden uns etwas neu aufstellen,<br />
aber trotzdem unseren Werten treu<br />
bleiben.<br />
Wir müssen doch nochmal auf Schottland<br />
zu sprechen kommen. Es war zwar ein<br />
Auswärtsspiel, aber ihr wart in der Favoritenrolle.<br />
War das ein Aspekt?<br />
Überhaupt nicht! Ich habe mich nicht mit der<br />
Favoritenrolle beschäftigt, sondern nur mit<br />
dem Ziel, der WM einen Schritt näher zu<br />
kommen. Das haben wir nicht geschafft.<br />
Deswegen bleiben wir nächsten Sommer<br />
daheim.<br />
Es folgt eine lange Zeit ohne Bewerbsspiel,<br />
ehe es im Herbst 2023 mit der neu<br />
geschaffenen Nations League weitergeht.<br />
Wie findest du den Bewerb?<br />
Ich finde ihn gut, da wieder ein neuer Reiz<br />
gesetzt wird. Auch für den Equality-Gedanken,<br />
da es die Nations League bei den Männern<br />
ja schon gibt. Wir müssen jetzt die<br />
Challenge annehmen, in unserer Entwicklung<br />
den nächsten Schritt zu gehen, um im<br />
Herbst wieder mit vollem Elan anzugreifen.<br />
Bei deinem Klub Arsenal London hast du<br />
von Anfang März bis Ende Oktober in<br />
ÖFB/GLANZL<br />
Ihr seid in Meisterschaft und Champions<br />
League noch ungeschlagen, darunter ein<br />
5:1 gegen Lyon an deinem Geburtstag. Ist<br />
heuer der ganz große Wurf mit den Gunners<br />
möglich?<br />
Dafür ist es noch zu früh, die krassen Spiele<br />
gegen Manchester City oder Chelsea kommen<br />
erst noch auf uns zu. Dass wir alle bei<br />
Arsenal Titel gewinnen wollen, brauche ich<br />
keinem zu erzählen. Ich genieße unsere guten<br />
Leistungen, warten wir ab, was am Ende<br />
herauskommt.<br />
Mit Saisonende endet dein Vertrag in<br />
London. Gibt es eine Tendenz?<br />
Ach, so weit habe ich noch gar nicht<br />
gedacht …<br />
Das kaufe ich dir nicht ab.<br />
(schmunzelt) Okay, ich habe eine Option für<br />
ein weiteres Jahr, das wäre dann 2024. Ich<br />
spreche viel mit meiner Familie und meiner<br />
Verlobten darüber, für sie muss es ja auch<br />
passen. Wir entscheiden das gemeinsam.<br />
Warten wir noch ein wenig ab.<br />
Du sprichst deine Verlobte an. Stimmt es,<br />
dass in absehbarer Zeit geheiratet wird?<br />
Ja, nächstes Jahr ist es so weit. Wann und<br />
wo genau, werde ich aber noch nicht verraten.<br />
Nur so viel: Ich kann es kaum erwarten,<br />
sie endlich als meine Frau zu haben, darauf<br />
freue ich mich unglaublich. Mit der ganzen<br />
Familie und vielen Freunden an einem Ort<br />
zu sein und zu feiern – das wird sicher ein<br />
ganz besonderes Ereignis für mich! Denn<br />
eins ist klar: Meine Frau und meine Familie<br />
stehen über allem.<br />
30<br />
CORNER 04/22<br />
GEPA-PICTURES.COM
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FRAUEN<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
Mit einem historischen 1:0 in Italien<br />
– dem ersten Sieg gegen die „Azzurre“<br />
überhaupt – und einem<br />
klaren 3:0 gegen die Slowakei<br />
verabschiedete sich das Frauen-<br />
Nationalteam im November in die<br />
Winterpause. Die beiden Erfolge – es waren<br />
die Siege Nummer zehn und elf in den Länderspielen<br />
15 und 16 – bildeten einen ebenso<br />
krönenden wie würdigen Abschluss eines<br />
ereignisreichen und grundsätzlich sehr erfolg-<br />
reichen Jahres 2022. Es war ein Jahr voller<br />
Rekorde, Emotionen, Höhen, aber auch einem<br />
ganz großen Tiefpunkt. Wir blicken zurück.<br />
43 Treffer, so viele wie noch nie zuvor,<br />
gelangen dem Frauen-Nationalteam im abgelaufenen<br />
Kalenderjahr. Ein 6:1 über Rumänien<br />
und ein 3:0 über die Schweiz im Februar<br />
beim Testspiel-Lehrgang in Marbella waren<br />
so etwas wie die Vorboten für das torreichste<br />
Länderspieljahr der Geschichte.<br />
Dass die Österreicherinnen ihre Leistungen<br />
auch (und vor allem) in Pflichtspielen<br />
abrufen können, zeigten sie dann im April. In<br />
32<br />
CORNER 04/22
den vorentscheidenden WM-Quali-Matches<br />
gegen Nordirland (3:1) und Lettland (8:0) gab<br />
es souveräne Siege. Am Ende standen Gruppenrang<br />
zwei und der erstmalige Einzug ins<br />
WM-Quali-Play-off fest.<br />
ÖFB-Team begeistert<br />
Fans und ExpertInnen<br />
Mit umso breiterer Brust ging es dann im<br />
Juni in die direkte Vorbereitung zur UEFA<br />
Women‘s EURO 2022. Auf dem Weg zur<br />
Europameisterschaft gab es ein lehrreiches<br />
1:2 gegen Dänemark, ein müheloses 4:0 gegen<br />
Montenegro und ein dickes Ausrufezeichen:<br />
Zehn Tage vor dem EM-Eröffnungsspiel<br />
gegen England gelang den Österreicherinnen<br />
ein sehr überzeugender 1:0-Sieg gegen Belgien,<br />
der Nummer 19 im FIFA-Ranking.<br />
Die Juni-Lehrgänge hatten aber auch<br />
eines gezeigt: Der Coaching-Staff um Irene<br />
Fuhrmann hatte es einmal mehr geschafft,<br />
das Frauen-Nationalteam zum wichtigsten<br />
Zeitpunkt des Jahres in absolute Topform zu<br />
bringen. „Es war cool zu sehen, wie wir es<br />
geschafft haben, die Rahmenbedingungen<br />
so zu gestalten, dass alle Spielerinnen bei<br />
der EURO sich und ihr volles Leistungspotenzial<br />
entfalten können“, sagt die Teamchefin.<br />
Dieses „volle Leistungspotenzial“ trug die<br />
ÖFB-Elf nach einem 0:1 gegen England und<br />
Siegen über Nordirland (2:0) sowie Norwegen<br />
(1:0) bis ins Viertelfinale. Das „Sommermärchen<br />
2.0“ endete erst nach einem unglücklichen<br />
0:2 gegen Deutschland – inklusive dreier<br />
Aluminium-Treffer. Österreich begeisterte<br />
einmal mehr den Frauenfußball-Europa.. Auf<br />
Ein bewegtes<br />
und bewegendes<br />
Jahr liegt<br />
hinter den Akteurinnen<br />
des<br />
Nationalteams.<br />
Auf zu neuen Ufern<br />
Das Länderspieljahr 2022 war für das Frauen- Nationalteam<br />
das bisher wohl ereignisreichste der 32-jährigen Geschichte.<br />
Viele Höhen, aber auch ein großer Dämpfer liegen hinter<br />
dem ÖFB-Team. Und am Horizont tun sich durch die<br />
Einführung der Nations League neue Chancen auf.<br />
CORNER 04/22 33<br />
GEPA-PICTURES.COM
Bei der EURO in England<br />
hatte Österreich<br />
wieder viel Grund<br />
zum Jubeln.<br />
einer Trainer-Konferenz im Nachgang des Turniers<br />
klopften viele Expertinnen und Experten<br />
Fuhrmann und ihrem Team auf die Schulter.<br />
„Wir haben auch die technischen Beobachter<br />
der UEFA beeindruckt, wie wir uns vor allem<br />
hinsichtlich der spielerischen Qualität entwickelt<br />
haben“, erinnert sich die Teamchefin.<br />
Anders als noch 2017 kann das Frauen-<br />
Nationalteam Spielen mittlerweile seinen<br />
Stempel aufdrücken – auch gegen stärkere<br />
Gegner. Im Viertelfinale gegen Deutschland<br />
beispielsweise war es nach Analyse der<br />
Expert:innen der UEFA Österreich, das den<br />
Spielrhythmus diktiert habe. „Wir sind sehr<br />
stabil gegen große Gegner und haben auch<br />
in den Spielen gegen schwächere Gegner<br />
enorm zugelegt. Vor allem, was die Torausbeute<br />
betrifft“, so Fuhrmann. Bestes Beispiel?<br />
Die neuerlich starken Leistungen beim 0:2<br />
gegen England und beim 10:0 gegen Nordmazedonien<br />
im September unmittelbar nach<br />
der historischen EM-Endrunde.<br />
„Der größte Dämpfer<br />
meiner Amtszeit“<br />
Dass Erfolg und Misserfolg im Fußball oft<br />
nahe beieinander liegen, mussten die Österreicherinnen<br />
dann jedoch im Oktober feststellen.<br />
Ausgerechnet im WM-Quali-Play-off,<br />
auswärts in Glasgow gegen Schottland, verließen<br />
ÖFB-Teamkapitänin Carina Wenninger<br />
» Wir haben auch<br />
die technischen<br />
Beobachter der<br />
UEFA beeindruckt,<br />
wie wir uns qualitativ<br />
entwickelt<br />
haben. «<br />
Irene Fuhrmann<br />
begibt sich nun in<br />
eine ‚Prozessphase‘.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
& Co. Leichtigkeit, Spielwitz und Torgefahr.<br />
Am Ende platzte der große Traum von der<br />
ersten WM-Teilnahme nach einem 0:1 n.V.<br />
„Wir hätten das Potenzial gehabt, diese<br />
letzte Hürde auch noch zu schaffen. Aber wir<br />
waren von der Passgenauigkeit her so<br />
schlecht wie noch nie, konnten demnach den<br />
Ball nicht in die Gefahrenzone bringen“, sagt<br />
eine enttäuschte Teamchefin. Das Erreichen<br />
des Play-offs sei zwar als Erfolg zu verbuchen,<br />
allerdings sei das Scheitern „der größte<br />
Dämpfer“ ihrer Amtszeit, so Fuhrmann.<br />
Ohne WM-Teilnahme und damit ohne<br />
Pflichtspiel bis Herbst 2023 läuft die Frauenfußball-Euphorie<br />
im Land Gefahr, ein wenig<br />
von ihrer Dynamik einzubüßen. Für das Nationalteam<br />
selbst ist jedenfalls keineswegs<br />
Stillstand angesagt. Schon beim Lehrgang<br />
im November wurde eine lange „Prozessphase“<br />
eingeleitet. „Wir haben jetzt die Möglichkeit,<br />
uns zu entwickeln, Ergebnisse sind<br />
zweitrangig“, so Fuhrmann, die zukünftig auf<br />
die Stützen Viktoria Schnaderbeck, Lisa Makas<br />
und Jasmin Eder (alle Karriereende) verzichten<br />
und die nächste Generation integrieren<br />
muss.<br />
Parallel zum personellen Umbruch soll<br />
auch das eigene Spiel weiterentwickelt werden.<br />
„Wir wollen eine noch bessere Balance<br />
finden, mehr Ruhe und Cleverness entwickeln.<br />
Außerdem wollen wir unseren Werkzeugkasten<br />
erweitern, sodass wir flexiblere<br />
Lösungen haben“, sagt Fuhrmann. „Übergeordnetes<br />
Ziel ist es, dass wir uns für die EURO<br />
2025 qualifizieren.“<br />
Apropos Qualifikation. Diese wird in Zukunft<br />
abwechselnd mit der – aber in gleichem<br />
Format wie die – erstmals eingeführten Nations<br />
League ausgetragen. Österreich beginnt<br />
das Abenteuer im September 2023 in Liga A<br />
– inmitten der besten 16 Nationalteams Europas.<br />
Spätestens dann endet die „Prozessphase“,<br />
und es geht wieder um Ergebnisse.<br />
„Wir werden ständig in der Performance-<br />
Phase sein. Es gibt dann keine Spiele gegen<br />
Lettland oder Nordmazedonien mehr, in denen<br />
wir etwas ausprobieren können.“ Grundsätzlich<br />
seien die neuen Formate aber zu<br />
begrüßen, meint die Teamchefin. „Vor allem<br />
was Vermarktung und Attraktivität betrifft.<br />
Aber es wird ganz sicher herausfordernder,<br />
zu einer EM zu fahren“, so Fuhrmann. Der<br />
lange und schwere Weg dorthin hat jedenfalls<br />
längst begonnen.<br />
34<br />
CORNER 04/22
FRAUEN-BUNDESLIGA<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
Wild Wild West<br />
Die beiden westlichsten Teams – Wacker Innsbruck und SCR Altach –<br />
hielten im Herbst die Planet Pure Frauen Bundesliga auf Trab.<br />
Das hatte nicht nur sportliche Gründe.<br />
Halbzeit in der Planet Pure Frauen Bundesliga.<br />
Einmal mehr thront der spusu<br />
SKN St. Pölten souverän an der<br />
Tabellenspitze. Zwar haben die „Wölfinnen“<br />
diesmal bereits fünf Gegentreffer<br />
kassiert – in der gesamten Vorsaison<br />
war es lediglich einer (!) –, dennoch war die<br />
Elf von Trainerin Liese Brancao mit neun<br />
Siegen aus neun Spielen wieder das Maß<br />
aller Dinge. Die Niederösterreicherinnen<br />
sorgten zudem für eine der größten Sensationen<br />
der jüngeren österreichischen Frauenfußball-Geschichte.<br />
Nach einem 1:0 und<br />
einem 2:2 (n.V.) über den finnischen Verein<br />
Kuopio schaffte der SKN als erstes heimisches<br />
Team den Einzug in die Gruppenphase<br />
der UEFA Women‘s Champions League.<br />
International sorgte St. Pölten dann auch<br />
für einige Lichtblicke, wie bei der knappen<br />
3:4-Niederlage gegen die AS Roma.<br />
Altach bringt sich in Position<br />
Mit ihren starken Leistungen stellen Kapitänin<br />
Jasmin Eder und ihre Kolleginnen indirekt<br />
auch der heimischen Bundesliga ein<br />
gutes Zeugnis aus. Mit dem SK Sturm Graz<br />
gibt es seit geraumer Zeit einen Klub, der<br />
den SKN zumindest fordern kann. Die Grazerinnen<br />
(22 Punkte) überwintern auch dieses<br />
Jahr wieder auf Rang zwei – fünf Punkte<br />
hinter der Spitze. In diesem Herbst tat<br />
sich mit der SPG SCR Altach/FFC Vorderland<br />
aber noch ein weiterer Konkurrent für die<br />
„Wölfinnen“ hervor. Die Vorarlbergerinnen<br />
stehen mit 19 Zählern auf Rang drei der<br />
Tabelle. Niederlagen gab es nur gegen das<br />
Top-Duo. Mit starken Leistungen, einem<br />
professionellen Umfeld und einer guten<br />
Transferpolitik bringen sich die Altacherinnen<br />
in Stellung, um in Zukunft um die internationalen<br />
Plätze mitzurittern.<br />
Wacker sorgt für Sorgenfalten<br />
Ein anderer Klub aus dem Westen erregte<br />
ebenfalls reichlich Aufsehen. Aber aus gänzlich<br />
anderen Gründen. Die Frauen-Abteilung<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Auf Tuchfühlung: Der<br />
SCR Altach ist der Spitze<br />
deutlich nähergekommen<br />
und bringt sich für<br />
die Zukunft in Stellung.<br />
des FC Wacker Innsbruck konnte nach dem<br />
Konkurs der GmbH zwar weiterbestehen,<br />
aber die Vorzeichen für diese Saison standen<br />
mehr als schlecht. Aufgrund fehlenden Kapitals<br />
und zu weniger Spielerinnen waren die<br />
Tirolerinnen schon zweimal zu einem „Nichtantreten“<br />
gezwungen. Ein weiteres Vergehen<br />
würde den Liga-Ausschluss nach sich ziehen<br />
– dementsprechend mehren sich bei den<br />
Verantwortlichen von Klub und Liga die Sorgenfalten.<br />
Aber immerhin: Sportlich gesehen<br />
ist es für das Schlusslicht nicht aussichtslos.<br />
Nach einem 3:2-Sieg im Kellerduell gegen<br />
SKV Der-Poolbauer Altenmarkt ist der Abstiegskampf<br />
zur Saison-Halbzeit offen.<br />
CORNER 04/22 35
UNIQA ÖFB CUP<br />
TEXT MARKUS GEISLER<br />
„Meine schönsten<br />
fünf Minuten“<br />
Nach den<br />
„Austrias“ aus<br />
Lustenau und<br />
Wien will der<br />
Wiener Sport-<br />
Club nun die SV<br />
Ried im UNIQA<br />
ÖFB Cup das<br />
Fürchten lehren.<br />
Trainer Robert<br />
Weinstabl erklärt,<br />
wie der Kultklub<br />
aus Hernals die<br />
nächste Sensation<br />
schaffen will.<br />
Es ist noch gar nicht so lange her, da<br />
hat Robert Weinstabl in seinem Beruf<br />
als Finanzmanager bei einer Bank<br />
Kunden geholfen, ihren Traum vom<br />
Eigenheim zu verwirklichen. „Ein<br />
toller Job, den ich mit viel Leidenschaft<br />
gemacht habe“, sagt der<br />
39-Jährige. Seit dreieinhalb Jahren baut der<br />
gebürtige Burgenländer dagegen an der Erfolgsgeschichte<br />
des Wiener Sport-Clubs. Und<br />
hat heuer etwas geschafft, das dem Kultverein<br />
aus Hernals in diesem Jahrtausend noch<br />
nicht gelungen ist: den Einzug ins Viertelfinale<br />
des UNIQA ÖFB Cups, als einziges<br />
Amateurteam neben sieben Vereinen aus der<br />
ADMIRAL Bundesliga. Dort will am 4. Februar<br />
nächsten Jahres die SV Ried versuchen,<br />
den Erfolgslauf des WSC zu stoppen.<br />
Nicht der erste Bundesligist, der sich<br />
den Wienern in den Weg stellt. In der<br />
2. Runde war es Aufsteiger Austria Lustenau,<br />
der gegenüber des Friedhofs, auf dem<br />
auch Ernst Happel liegt, seine Cup-Hoffnungen<br />
begraben musste. 2:0 lautete das Ergebnis,<br />
und spätestens als Bryan Teixeira<br />
kurz nach der Halbzeitpause einen Handelfmeter<br />
an die Latte knallte, wusste Weinstabl,<br />
dass das Ding gelaufen ist. „Jedes Spiel<br />
hat seine Schlüsselmomente“, sagt er. „In<br />
diesem Augenblick hatte ich das sichere<br />
Gefühl: Heute passiert nichts mehr.“<br />
Einen solchen Moment gab es auch<br />
knapp zwei Monate später, als die Wiener<br />
Austria zum altehrwürdigen Sport-Club-Platz<br />
kam. Also ausgerechnet der Gegner, mit dem<br />
man sich schon zwei Jahre zuvor gemessen<br />
und mit 1:3 den Kürzeren gezogen hatte. Doch<br />
diesmal brannten die Schwarz-Weißen ein<br />
Feuerwerk ab, hatten das Spiel fast jederzeit<br />
im Griff – und siegten völlig verdient mit 3:1.<br />
„Spätestens als der Schuss von Miroslav<br />
Beljan ins Tor trudelte, war mir klar: Da brennt<br />
nichts mehr an“, erinnert sich der Trainer an<br />
die 87. Minute – und taucht noch einmal in<br />
die Gefühlswelt an diesem 20. Oktober ein.<br />
„So hatte ich den Sport-Club-Platz noch nie<br />
erlebt. Grenzenlose Begeisterung, das Stadion<br />
hat gebebt. Als Trainer bekommst du<br />
von der Atmosphäre ja sonst nicht viel mit,<br />
weil du in deinem Tunnel bist. Aber diese<br />
Minuten bis zum Abpfiff waren die schönsten,<br />
seit ich Sportclub-Trainer bin, die habe ich<br />
einfach nur genossen.“ Und mit ihm 6.000<br />
begeisterte Fans, die noch lange nach<br />
Schlusspfiff applaudierten und sangen und<br />
die Spieler aufforderten: „Tanze Samba mit<br />
mir die ganze Nacht!“<br />
Euphorie, die Lust auf mehr macht. In<br />
der Regionalliga Ost belegt der Klub nach<br />
16 Runden mit 25 Zählern Platz fünf, der<br />
Aufstieg steht allerdings nicht auf der Agenda.<br />
Zum einen, weil Stripfing als Tabellenführer<br />
bereits mit elf Punkten enteilt ist. Zum<br />
anderen, weil die Infrastruktur im 17. Wiener<br />
Gemeindebezirk immer noch nicht auf der<br />
Höhe ist, die es erlaubt, an Profi-Fußball zu<br />
denken. Der Umbau des Stadions zieht sich<br />
(nicht zuletzt durch die Folgen der Ukraine-<br />
Krise) wie ein zäher Kaugummi, das Budget<br />
ist relativ weit von dem entfernt, was es<br />
braucht, um einen konkurrenzfähigen Zweitliga-Kader<br />
zu finanzieren. Und da der Verein<br />
in Sachen Verschuldung ein gebranntes Kind<br />
ist, will man sich auch auf keine riskanten<br />
Spielchen einlassen, die am Ende die Existenz<br />
gefährden.<br />
Was auf der sportlichen Seite vielleicht<br />
etwas mühsam erscheinen mag, ist auf der<br />
Seite der Fans und Verantwortlichen dagegen<br />
verständlich. Die Bindung zur Anhängerschaft<br />
36<br />
CORNER 04/22
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
Obenauf: Das Team von<br />
Robert Weinstabl steht<br />
im Viertelfinale des<br />
Pokalbewerbs.<br />
ist hier größer als anderswo, mit Kult wird<br />
nicht nur Werbung gemacht, er wird gelebt.<br />
Das alles sorgt für eine einzigartige Atmosphäre,<br />
die auch Robert Weinstabl zu schätzen<br />
weiß: „Ich kann mich mit der Aufgabe<br />
hier voll und ganz identifizieren, was, denke<br />
ich, von allen Beteiligten honoriert wird.“<br />
Was natürlich auch daran liegt, dass er<br />
sportlich im Rahmen der Möglichkeiten liefert.<br />
2019 bekam er das Angebot, das Traineramt<br />
im Westen Wiens zu übernehmen,<br />
nachdem er zuvor Amstetten in die 2. Liga<br />
geführt hatte. Seit seinem Amtsantritt<br />
schloss der WSC die Ostliga nie schlechter<br />
als auf Rang vier ab, sein Punkteschnitt aus<br />
71 Partien beträgt 1,76 Zähler. Zahlen, die<br />
dafür sprechen, den am Ende dieser Saison<br />
auslaufenden Vertrag bald zu verlängern.<br />
Doch hier tritt der frühere Tormann des SC<br />
Eisenstadt und des Floridsdorfer AC auf die<br />
Bremse. „Beide Seiten werden sich ihre<br />
Gedanken machen. Im Frühjahr schauen wir<br />
dann, ob unsere Vorstellungen zusammenpassen.<br />
Für mich als Trainer muss ja auch<br />
die Perspektive passen. Und außerdem haben<br />
wir vorher ja noch etwas zu erledigen.“<br />
Damit spielt der Coach natürlich auf das<br />
Viertelfinale gegen Ried an, das drei Wochen<br />
vor dem Start der Regionalliga-Ost-Saison<br />
angesetzt ist. Kein ideales Timing, was Weinstabl<br />
allerdings nicht als vorauseilende Ausrede<br />
ins Feld führen will. „Wir werden uns<br />
CORNER 04/22 37
UNIQA ÖFB CUP<br />
akribisch auf das Match vorbereiten. Wenn<br />
es uns gelingt, an unsere Leistungen gegen<br />
Lustenau und Austria Wien anzuknüpfen, bin<br />
ich überzeugt, dass wir auch Ried wehtun<br />
und ins Halbfinale einziehen können.“<br />
Kleiner Wermutstropfen: Nach heutigem<br />
Stand ist alles andere als gesichert,<br />
dass das Match am Sport-Club-Platz stattfinden<br />
kann, da das Dach der Haupttribüne<br />
aus Sicherheitsgründen abgebaut werden<br />
musste. Sollte wirklich ein Ausweichstadion<br />
gefunden werden müssen (im Gespräch ist<br />
aktuell die Südstadt), wäre es natürlich ein<br />
klarer Nachteil für die Wiener. „Denn da geht<br />
es genau um die paar Prozentpunkte, die<br />
man herauskitzeln muss, wenn man etwas<br />
Großes schaffen möchte“, sagt Weinstabl.<br />
Und etwas Großes wäre der Halbfinaleinzug<br />
allemal. Erst recht vor dem Hintergrund,<br />
dass der einzige Cup-Sieg des<br />
Wiener Sport-Clubs im Jahr 1923, also vor<br />
genau 100 Jahren, gelang. Eine fast schon<br />
kitschige Pointe, um als Baumeister die Erfolgsgeschichte<br />
fertig zu zimmern.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
Schlüsselmomente:<br />
Erst wurde Austria<br />
Lustenau eliminiert,<br />
danach der Namensvetter<br />
aus Wien.<br />
SHOWDOWN DER LIGA-DOMINATOREN<br />
Im Viertelfinale des UNIQA ÖFB Cups stehen vier heiß umkämpfte Partien auf dem Programm.<br />
RZ Pellets WAC vs. SK Rapid<br />
Live in ORF Sport+<br />
Freitag, 3. 2. 2023, 18:00 Uhr,<br />
Lavanttal-Arena Wolfsberg<br />
In der Liga läuft es für die Kärntner in dieser Saison nicht nach<br />
Wunsch. Umso wichtiger wäre es, über den UNIQA ÖFB Cup<br />
die Chance auf das internationale Geschäft zu wahren. Die<br />
Aufgabe, auswärts bei Rapid zu bestehen, hat es allerdings in<br />
sich. Unter Trainer Zoki Barisic zeigt die Formkurve der Hütteldorfer<br />
wieder nach oben, außerdem ist man im Westen<br />
Wiens heiß auf den ersten Cup-Titel seit 1995.<br />
FC Red Bull Salzburg vs.<br />
SK Puntigamer Sturm Graz<br />
Live in ORF 1<br />
Freitag, 3. 2. 2023, 20:45 Uhr<br />
Red Bull Arena<br />
Der Kracher des Viertelfinales steigt in Wals-Siezenheim, wo<br />
der aktuelle Tabellenführer der Bundesliga auf seinen ersten<br />
Verfolger trifft. „Wenn du den Cup gewinnen willst, dann führt<br />
kein Weg an Salzburg vorbei. Ich denke, das wird ein sehr guter<br />
Start für beide Mannschaften ins Frühjahr“, sagt Graz-<br />
Sportchef Andreas Schicker. Für die Salzburger ist es die<br />
Chance, sich für die Final-Niederlage 2018 zu revanchieren.<br />
Wiener Sport-Club vs.<br />
SV Guntamatic Ried<br />
Live in ORF Sport+<br />
Samstag, 4. 2. 2023, 18:00 Uhr<br />
Ort offen<br />
Können die Hernalser aus der Regionalliga Ost auch den<br />
dritten Bundesligisten in die Knie zwingen? Mit den Riedern,<br />
Cupsieger 1998 und 2011, kommt ein durchaus harter<br />
Brocken auf die Wiener zu, noch dazu kann das Match wohl<br />
nicht auf dem altehrwürdigen Sport-Club-Platz stattfinden.<br />
Alle Hintergründe zum Sensationslauf des Sport-Clubs<br />
lesen Sie oben.<br />
LASK vs. SK Austria Klagenfurt<br />
Live in ORF 1<br />
Sonntag, 5. 2. 2023, 18:00 Uhr<br />
Raiffeisen-Arena (Pasching)<br />
Der Abschluss des Viertelfinales ist gleichzeitig das Duell<br />
zweier Rapid-Legenden auf den Trainerbänken, die sowohl als<br />
Spieler als auch als Trainer bei den Hütteldorfern Spuren hinterließen:<br />
Didi Kühbauer (LASK) und Peter Pacult (Klagenfurt).<br />
In der Liga gingen beide Duelle mit 3:1 an die Oberösterreicher,<br />
wobei sich vor allem Marin Ljubicic mit insgesamt drei<br />
Treffern hervortat.<br />
38 CORNER 04/22
BUNDESLIGA<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Gemeinsam<br />
gegen Hass<br />
& Hetze –<br />
für Vielfalt<br />
im Fußball<br />
Fußball-Österreich<br />
zeigt klare Kante<br />
gegen jede Form der<br />
Diskriminierung.<br />
Auch heuer fanden im Oktober die<br />
fairplay-Aktionswochen im Fußball<br />
statt. 2022 widmeten sich diese<br />
schwerpunktmäßig dem Einsatz gegen<br />
Extremismus im Sport und für<br />
eine vielfältige und offene Gesellschaft. Alle<br />
Vereine und Initiativen in Österreich waren<br />
aufgerufen, sich gemeinsam gegen Hass<br />
und Hetze im Fußball stark zu machen. Die<br />
Klubs der Österreichischen Fußball-Bundesliga<br />
unterstützten die Kampagne mit Aktionen<br />
im Stadion.<br />
In Österreich werden die Aktivitäten von<br />
„fairplay – Initiative für Vielfalt und Antidiskriminierung“<br />
koordiniert und von ÖFB und<br />
Bundesliga unterstützt.<br />
Wir dürfen menschenfeindlichem Gedankengut,<br />
Hass und Hetze keinen Platz<br />
geben, weder am Fußballfeld noch auf den<br />
Tribünen oder außerhalb des Stadions. Alle<br />
sind dazu aufgerufen, sich für eine vielfältige<br />
und offene Fußballkultur einzusetzen, in der<br />
sich alle in ihrer Unterschiedlichkeit willkommen<br />
fühlen und niemand Angst vor Diskriminierung<br />
und Ausgrenzung haben muss.<br />
Wir müssen nicht einer Meinung sein, aber<br />
doch miteinander sein können.<br />
#VielfaltImSport<br />
Jeder Mensch ist verschieden – aber an<br />
Rechten gleich. Menschen sind unterschiedlich<br />
in dem, wer sie sind, wie sie aussehen,<br />
wen sie lieben, welchem Geschlecht sie sich<br />
zugehörig fühlen, wo sie geboren wurden,<br />
in ihren körperlichen Fähigkeiten, ob und<br />
welcher Religion sie sich zugehörig fühlen<br />
und vielem mehr. Menschenfeindliches Gedankengut<br />
richtet sich gegen Einzelpersonen<br />
und Gruppen, die als „anders” wahrgenommen<br />
und abgewertet werden.<br />
Gerade der Sport hat das Potenzial,<br />
Raum für Gemeinsames zu schaffen, Menschen<br />
zusammenzubringen und ihre Vielfalt<br />
sichtbar zu machen. Der österreichische<br />
Fußball – Profis und Amateur:innen, Frauen<br />
und Männer, Erwachsene und Nachwuchsteams<br />
– haben in den Aktionswochen 2022<br />
ein klares Zeichen für Vielfalt und eine demokratische<br />
Gesellschaft gesetzt, in der<br />
Hass und Hetze keinen Platz haben.<br />
Schulungen für Vereine zur<br />
Prävention von Extremismus<br />
fairplay bietet zusätzlich Schulungen für Vereine<br />
an: In 1,5 Stunden werden kurz und<br />
konkret Themen rund um menschenfeindliches<br />
Gedankengut im Sport diskutiert. Ziel<br />
ist es, Vereine zu ermächtigen, klar Haltung<br />
zu zeigen und sich für einen offenen und<br />
inklusiven Fußball einzusetzen.<br />
Die Schulung schafft Bewusstsein für<br />
menschenfeindliche Phänomene und Ausdrucksformen,<br />
bespricht rechtliche Rahmenbedingungen,<br />
nimmt Vereine in die Verantwortung<br />
und gibt ihnen Werkzeuge an die Hand<br />
– und das Ganze im Dialog mit und unter<br />
Einbeziehung der Erfahrungen der Teilnehmer:innen.<br />
Für einen Verein, bei dem sich alle<br />
willkommen fühlen – als Aktive, Ehrenamtliche,<br />
Fans, Eltern oder Trainer:innen!<br />
CORNER 04/22<br />
39
U21<br />
INTERVIEW MICHAEL GRASWALD<br />
ÖFB CORNER: Leo, der zweite Lehrgang<br />
des neu formierten U21-Teams ist absolviert.<br />
Wie siehst du das Team bisher?<br />
LEO QUERFELD: Die Richtung stimmt, aber<br />
wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir stehen<br />
defensiv gut, haben erst ein Tor aus dem Spiel<br />
bekommen, und vorne nutzen wir ziemlich<br />
konsequent unsere Möglichkeiten. Wir haben<br />
eine gute Mischung aus schnellen, technisch<br />
starken und athletisch robusten Spielern.<br />
Euch als Team zu finden war sicher leichter,<br />
weil es einen großen Block an Spielern<br />
deines Jahrgangs 2003 gibt, oder?<br />
Man hat am Anfang schon gemerkt, dass sich<br />
einige Spieler schon lange kennen. Das macht<br />
es auf und neben dem Platz leichter. Trotzdem<br />
müssen wir als Team noch mehr zusammenwachsen.<br />
Im November waren im Vergleich<br />
zum September zehn neue Spieler dabei. Das<br />
hat man am Platz schon gemerkt. Bis zum<br />
Quali-Start haben wir aber noch genug Zeit,<br />
und ich bin absolut positiv gestimmt, dass<br />
wir dann eine echte Einheit sein werden.<br />
Ein rasantes Jahr<br />
Eliterunden-Aufstieg bei Dauerregen in<br />
Spanien gegen die Gastgeber und Dänemark,<br />
dann die U19-EURO. Sicher Erlebnisse,<br />
die euch zusammengeschweißt<br />
haben, oder?<br />
Wir haben gemeinsam eine unglaubliche<br />
Reise mit Höhen, aber auch dem nicht so<br />
schönen Abschluss hinter uns. Umso besser,<br />
dass wir jetzt in der U21 noch einmal die<br />
Chance haben, etwas Großes zu erreichen.<br />
Jeder konnte viel für seine Karriere aus diesen<br />
Erlebnissen mitnehmen. Diese Erinnerungen<br />
nimmt uns niemand mehr weg.<br />
Aufstieg zum Bundesligastammspieler,<br />
Freud und Leid bei der<br />
U19-EURO im Sommer und jetzt<br />
Abwehrchef der neu formierten<br />
U21. Hinter Leopold Querfeld liegt<br />
ein aufregendes Jahr, das er im<br />
Gespräch mit dem ÖFB CORNER<br />
Revue passieren lässt.<br />
40<br />
CORNER 04/22
» Ich glaube, dass die bitteren<br />
Erfahrungen, die wir bei der<br />
U19-EURO erlebten, einen<br />
positiven Effekt auf die U21-<br />
Quali haben können. «<br />
Leo Querfeld erlebte 2022 ein<br />
Jahr, in dem sich ein Höhepunkt<br />
an den anderen reihte.<br />
Im wichtigen letzten EURO-Gruppenspiel<br />
hast du mit zwei Toren dazu beigetragen,<br />
dass ihr in das WM-Play-off gekommen<br />
seid, das ihr unglücklich verloren habt.<br />
Wie blickst du jetzt, ein paar Monate später,<br />
auf das Turnier zurück?<br />
Wenn ich ehrlich bin, dann ist es immer noch<br />
schmerzhaft. Es kommen traurige Emotionen<br />
hoch, vor allem wenn wir bei der U21 zusammenkommen<br />
und gemeinsam über die Chance<br />
reden, die wir verpasst haben. Der Fußball<br />
ist glücklicherweise schnelllebig, und wir<br />
können noch einmal gemeinsam etwas erreichen.<br />
Was könnt ihr von diesen Erfahrungen<br />
mitnehmen für die kommende U21-Quali?<br />
Ich glaube schon, dass die bitteren Erfahrungen,<br />
die wir bei der U19-EURO erleben mussten,<br />
einen positiven Effekt auf die kommende<br />
U21-Quali haben können. Wir haben nicht<br />
unser ganzes Potenzial ausgeschöpft. Das,<br />
was wir im vergangenen Sommer verpasst<br />
haben, wollen wir nachholen.<br />
U21-Teamchef Werner Gregoritsch hat dir<br />
von Anfang an das Vertrauen geschenkt,<br />
dich zum Abwehrchef und Vize-Kapitän<br />
gemacht. Ein schönes Gefühl und eine<br />
Bestätigung deiner Entwicklung, oder?<br />
Ich glaube, dass es jedem Spieler guttut, das<br />
Vertrauen des Trainers zu spüren. Ich habe<br />
ein sehr rasantes Jahr hinter mir. Da ist es<br />
ÖFB/VRANOVSKY (2)<br />
ein umso schöneres Gefühl, wenn dann so<br />
ein Vertrauensbeweis kommt. So hatte ich<br />
gleich das Gefühl, dass ich hier richtig bin,<br />
und habe mich wohlgefühlt. Jetzt will ich<br />
dieses Vertrauen mit Leistung auf dem Platz<br />
zurückzahlen.<br />
Bis zum Quali-Start ist noch Zeit.<br />
Ein Vorteil?<br />
Es ist sicher kein Nachteil. Wir können uns<br />
gemeinsam weiterentwickeln. In den ersten<br />
Lehrgängen war wichtig, dass wir eine Grundlage<br />
schaffen. Umso näher es zur Quali geht,<br />
desto mehr müssen wir an den Feinheiten<br />
arbeiten. Wir haben in unseren ersten vier<br />
Spielen gesehen, dass wir trotz der kurzen<br />
Zeit, die wir zusammen spielen, mit starken<br />
Gegnern wie der Türkei, Wales oder Kroatien<br />
mithalten können. Das stimmt mich sehr<br />
positiv.<br />
Bundesliga-Stammspieler, U19-EURO,<br />
U21-Abwehrchef. Gib es bei diesem aufregenden<br />
Jahr ein Highlight, das für dich<br />
über allem anderen steht?<br />
Natürlich ist die Teilnahme an der U19-EURO<br />
etwas sehr Besonderes. Aber auch mit 18<br />
Jahren schon Stammspieler in der Bundesliga<br />
bei Rapid zu sein, das ist schon auch<br />
etwas, wovon ich als Kind geträumt habe.<br />
Darum kann ich eigentlich nichts hervorheben.<br />
Es sind alles Erfahrungen, die mich sehr<br />
glücklich machen.<br />
Die abschließende Frage hast du sicher<br />
oft gestellt bekommen. Hast du alles, was<br />
dieses Jahr passiert ist, überhaupt schon<br />
realisieren können?<br />
Ich versuche immer, jeden Moment voll auszukosten<br />
und zu genießen. Aber meistens<br />
realisiert man gewisse Dinge erst, wenn dann<br />
einmal Pause ist. In diesem Jahr hat sich bei<br />
mir quasi ein Höhepunkt an den nächsten<br />
gereiht. Da kommt es einem schon so vor,<br />
dass das alles einfach an einem vorbeizieht.<br />
Aber wenn ich dann einmal Pause habe, bei<br />
meiner Familie bin und zur Ruhe komme,<br />
habe ich Zeit nachzudenken und das alles<br />
einzuordnen.<br />
CORNER 04/22 41
NACHWUCHS<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
Jedes Jahr treten vier ÖFB-Nachwuchs-<br />
Nationalteams zur Qualifikation für ihre<br />
jeweiligen Europameisterschaftsendrunden<br />
an. Für die U17- und U19-Burschen<br />
sowie deren weibliche Altersgenossen<br />
geht es im Herbst in der Regel darum, die<br />
entscheidende Qualifikationsphase zu erreichen<br />
und somit im Frühjahr noch eine Chance auf die<br />
begehrten U17- bzw. U19-EM-Startplätze zu haben.<br />
Im Prinzip gilt: Ein EM-Ticket kann man im<br />
Herbst noch nicht ergattern – eben jenes verspielen<br />
aber sehr wohl. Diese Erfahrung mussten in<br />
diesem Jahr die männlichen Youngsters machen.<br />
Burschen-Teams scheitern<br />
Das U17-Nationalteam (Jahrgang 2006) von ÖFB-<br />
Teamchef Manfred Zsak scheiterte beim Miniturnier<br />
in Polen schlussendlich aufgrund einer<br />
2:4-Niederlage gegen die Gastgeber. Dabei hatte<br />
die ÖFB-Elf nach einem 2:0-Auftaktsieg gegen<br />
Andorra und trotz einer 0:1-Niederlage gegen<br />
Gruppensieger Montenegro alle Trümpfe selbst<br />
in der Hand.<br />
Nach Rang drei und dem Ausscheiden aus<br />
der EM-Qualifikation war die Enttäuschung naturgemäß<br />
groß. „Die Burschen haben wirklich<br />
alles probiert“, machte Zsak seinen Spielern jedoch<br />
keinen Vorwurf. „Ich habe ihnen gesagt,<br />
dass sie bei aller Enttäuschung den Kopf nicht<br />
hängen lassen sollen. Schmerzhafte Niederlagen<br />
gehören im Fußball dazu“, ergänzte der Teamchef.<br />
Ähnlich erging es der verletzungsgeplagten<br />
U19-Auswahl (Jahrgang 2004) von ÖFB-Team-<br />
IFA<br />
Die weiblichen<br />
Nachwuchs-Nationalteams<br />
nehmen im<br />
Frühjahr das<br />
EM-Ticket ins<br />
Visier.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
Licht und Schatten<br />
für Nachwuchs-<br />
Nationalteams<br />
Hinter den Nachwuchs-<br />
Nationalteams liegt ein<br />
durchwachsener Herbst<br />
– zumindest gemessen<br />
an den Leistungen der<br />
U17- und U19-Nationalteams<br />
im Rahmen ihrer<br />
EM-Qualifikationen.<br />
42<br />
CORNER 04/22
chef Hermann Stadler, die ebenfalls als Gruppendritter<br />
die sogenannte „Eliterunde“ verpasste.<br />
Nach einem 2:0 über Litauen und einem 0:0<br />
gegen Lettland unterlagen die Österreicher Turnier-Gastgeber<br />
Rumänien 0:2 und sind nun im<br />
Frühjahr zum Zuschauen verdammt.<br />
„Trotz aller Ausfälle war es unser Anspruch,<br />
in dieser Gruppe aufzusteigen. Das haben wir<br />
nicht geschafft, und das ist eine herbe Enttäuschung“,<br />
sagte Stadler. „Wir haben über das gesamte<br />
Turnier gesehen zu wenig aus unseren<br />
Chancen gemacht“, liefert der Salzburger auch<br />
einen der Gründe für das Ausscheiden.<br />
Die männlichen<br />
Nachwuchs-Nationalteams<br />
haben ihre<br />
EM-Chance<br />
verspielt.<br />
»Unsere<br />
Reise ist<br />
noch nicht<br />
vorbei. Wir<br />
werden wieder<br />
neu angreifen.«<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Trotz des enttäuschenden Abschneidens<br />
richten beide Teamchefs den Blick bereits wieder<br />
nach vorne. Die U17 hat in zwei Jahren – dann<br />
als U19 – wieder die Chance auf eine EM-Teilnahme.<br />
„Unsere Reise ist noch nicht vorbei. Wir<br />
werden wieder neu angreifen“, sagt Zsak.<br />
U19-Frauen gelingt Sensation<br />
Besser lief es hingegen für die weiblichen Nachwuchs-Nationalteams.<br />
Sowohl das U17- als auch<br />
das U19-Frauen-Nationalteam hat die erste Qualifikationsphase<br />
überstanden und demnach alle<br />
Chancen auf ein EM-Ticket.<br />
Die Frauen-Nachwuchs-Bewerbe der UEFA<br />
werden seit einigen Jahren in einem Nations-<br />
League-artigen Modus ausgetragen. Österreich<br />
ist seit der Einführung mit beiden Teams durchgehend<br />
in der Liga A vertreten. Zum Klassenerhalt<br />
braucht es sowohl im Herbst als auch im<br />
Frühjahr einen Platz unter den ersten drei eines<br />
Miniturniers, für einen EM-Startplatz den Gruppensieg<br />
(in Liga A) im Frühjahr. Die U-17-Auswahl<br />
(2006) von Teamchef Patrick Haidbauer sicherte<br />
sich in Belfast nach einem 1:0 über Irland und<br />
einem 3:0 über Nordirland schon vorzeitig den<br />
„Klassenerhalt“. Der Gruppensieg blieb aufgrund<br />
einer 0:1-Niederlage gegen Finnland aber aus.<br />
„Wir waren in allen drei Spielen das bessere<br />
Team und haben unser Herz auf dem Platz<br />
gelassen, aber schlussendlich haben die letzte<br />
Konsequenz und das notwendige Glück gefehlt“,<br />
sagt ein dennoch zufriedener Haidbauer.<br />
Für eine Sensation hat das U-19-Frauen-<br />
Nationalteam (2004) von ÖFB-Teamchef Hannes<br />
Spilka gesorgt. Die Österreicherinnen schafften<br />
nach einem 1:1 gegen die Ukraine, einem 3:1-<br />
Sieg gegen Israel und einem 1:0 über Deutschland<br />
– dem ersten Pflichtspielsieg eines ÖFB-<br />
Frauen-Nationalteams gegen eine DFB-Auswahl<br />
überhaupt – den Gruppensieg.<br />
„Diese Ergebnisse sind eine Bestätigung<br />
für den Weg, den wir seit einigen Jahren gehen<br />
und bei dem die Mädels und alle Betreuerinnen<br />
und Betreuer voll mitziehen“, dankt der Teamchef<br />
seinen Spielerinnen und seinem Staff. Der<br />
53-Jährige blickt aber auch bereits wieder nach<br />
vorne. „Jetzt heißt es demütig bleiben und weiterarbeiten.“<br />
Die Infos zu den Auslosungen für die entscheidende<br />
zweite Phase der A-Liga, bei dem<br />
es im Frühjahr um die jeweils sieben Startplätze<br />
für die UEFA Women‘s U17 EURO 2023 (14.–26.<br />
Mai in Estland) bzw. die UEFA Women‘s U19<br />
EURO 2023 (18.–30. Juli in Belgien) geht, gibt<br />
es auf www.oefb.at.<br />
CORNER 04/22 43
PERSPEKTIVSPIELER<br />
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Neue Wege<br />
Erstmals hat der ÖFB einen Sichtungslehrgang<br />
für Perspektivspieler veranstaltet. Vier<br />
Tage lang trainierten Spieler der Jahrgänge<br />
2000 bis 2005 unter Teamchef Ralf Rangnick<br />
und U21-Coach Werner Gregoritsch.<br />
Orkanartige Windböen und Dauerregen.<br />
Die äußeren Bedingungen hätten<br />
zum Start des ersten ÖFB-Perspektivspielerlehrgangs<br />
im November<br />
im kroatischen Pula kaum<br />
schlechter sein können. Die Stimmung<br />
aller Beteiligten konnte das Wetter<br />
aber ohnehin nicht trüben. Teamchef Ralf<br />
Rangnick reiste mit seinem Trainerteam nach<br />
dem starken Auftritt des Nationalteams beim<br />
2:0-Sieg über Europameister Italien an. U21-<br />
Teamchef Werner Gregoritsch wurde bei<br />
seinem 100. Länderspiel an der Seitenlinie<br />
der ÖFB-Talente in der Nachspielzeit mit dem<br />
Ausgleich gegen Kroatien beschenkt.<br />
„Es ist für jeden Spieler ein Traum, irgendwann<br />
im Nationalteam zu spielen. Da<br />
ist dieser Lehrgang eine sehr gute Möglichkeit,<br />
um sich in den Trainings dem Teamchef<br />
zu präsentieren und auch die Arbeitsweise<br />
des Trainerteams kennenzulernen“, sagt U21-<br />
Kapitän Matthias Braunöder, der trotz Dreifachbelastung<br />
im Herbst auf die Teilnahme<br />
am Perspektivlehrgang nicht verzichten<br />
wollte. Im Zuge der Bekanntgabe des Lehrgangs<br />
hatte sich ÖFB-Sportdirektor Peter<br />
Schöttel bereits lobend über die Zusammenarbeit<br />
mit den heimischen Klubs geäußert:<br />
„Mein ausdrücklicher Dank gilt ganz speziell<br />
den Vereinen der österreichischen Bundesliga<br />
für die gute Kooperation und die Bereitschaft,<br />
ihre Spieler abzustellen.“ Eine Abstellpflicht,<br />
wie bei den gewöhnlichen Nationalteam-Lehrgängen,<br />
gab es in dieser Zeit<br />
nämlich nicht. „Darum konnten wir das bei<br />
ausländischen Klubs leider nicht in allen Fällen<br />
erreichen“, so Schöttel weiter.<br />
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
22 Feldspieler und vier Torhüter bildeten<br />
schlussendlich den Perspektivkader. „Der<br />
Kader erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />
es stehen auch viele weitere Spieler<br />
auf unserer Beobachtungsliste. Ich denke,<br />
dass wir hier eine interessante Mischung<br />
haben“, so Schöttel. Nominiert wurden Spieler<br />
der Jahrgänge 2000 bis 2005. „Wir haben<br />
viele Gespräche mit den Nachwuchs-Teamchefs<br />
geführt, weil sie die Spieler schon sehr<br />
lang kennen, und uns dann bewusst für<br />
diese Spieler entschieden, die jetzt hier sind.<br />
Und wenn ich mir die Trainings anschaue,<br />
wie sich die Jungs gegenseitig fordern, dann<br />
haben wir eine sehr gute Auswahl getroffen“,<br />
so Ralf Rangnick. Er wolle sich in den Trainingseinheiten<br />
einen persönlichen Eindruck<br />
»Wir hatten noch<br />
keinen Teamchef,<br />
der sich so für den<br />
Nachwuchs interessiert.«<br />
44<br />
CORNER 04/22
Unter den Augen von<br />
Rangnick und Gregoritsch<br />
trainierten die Perspektivspieler<br />
in Pula.<br />
der nachkommenden Spielergenerationen<br />
verschaffen sowie die Werte und Prinzipien<br />
vermitteln, die ihm im Nationalteam wichtig<br />
seien, so der Teamchef weiter. „So einen<br />
Lehrgang gibt es in Österreich erstmals. Ich<br />
denke auch, dass noch nicht viele andere<br />
Länder etwas Vergleichbares gemacht haben“,<br />
ist er sich sicher.<br />
U21-Teamchef Werner Gregoritsch sieht<br />
besonders für die jungen Talente eine ganz<br />
große Chance: „Das Trainerteam hat den<br />
Spielern mit Videosequenzen vom Italien-<br />
Spiel gezeigt, was es sich erwartet. Ralf<br />
Rangnick hat die Art Fußball, für die er steht,<br />
entscheidend mitgeprägt. Die jungen Spieler<br />
können davon sehr profitieren, wenn dir<br />
die Spielweise von einem der Mitbegründer<br />
antrainiert wird“, so U21-Teamchef Werner<br />
Gregoritsch. Und weiter: „Ich glaube, dass<br />
wir noch nie einen Teamchef hatten, der sich<br />
so für den Nachwuchs interessiert. Das kann<br />
nur gut sein.“<br />
ÖFB/VRANOVSKY (3)<br />
Intensives Training<br />
Rangnick, der drei der vier Spiele des aktuellen<br />
U21-Teams in den Stadien mitverfolgte,<br />
meint: „Es ist für mich ganz logisch, dass<br />
ich mir das anschaue, wenn die Spiele nicht<br />
gleichzeitig mit unseren stattfinden. Es sind<br />
die Spieler, die künftig auch für das Nationalteam<br />
interessant sein können. Da ist es<br />
mir schon wichtig, informiert zu sein.“<br />
Die Spieler selbst zeigen sich angetan von<br />
der Idee des Perspektivlehrgangs. Rapids<br />
Jonas Auer, einer vom ältesten Jahrgang,<br />
sagt: „Ich finde es eine richtig gute Sache.<br />
Auch wenn der Altersunterschied zwischen<br />
uns Spielern teilweise doch recht groß ist,<br />
ist das Niveau im Training richtig gut. Ich<br />
hoffe, dass es solche Lehrgänge künftig öfter<br />
geben wird.“ Das Training sei intensiv,<br />
aber sehr gut gewesen, wie der Außenverteidiger<br />
und Braunöder unisono erklären.<br />
Aber Auer sieht auch Unterschiede zu einem<br />
normalen Nationalteam-Lehrgang: „Beim<br />
Nationalteam kennen sich eigentlich alle<br />
Spieler. Hier war es die ersten Tage schon<br />
so, dass es kleine Grüppchen gab, weil man<br />
sich halt mit den Leuten unterhalten hat, die<br />
man schon kannte. Aber es war trotzdem<br />
eine sehr gute Stimmung, und vielleicht sehen<br />
wir uns ja künftig öfter.“<br />
CORNER 04/22 45
FUTSAL<br />
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Ein Lernprozess<br />
Erstmals startete das Futsal-Nationalteam<br />
bei einer WM-Qualifikation und<br />
erreichte prompt die Quali-Hauptrunde.<br />
Dort zahlte das Team zunächst Lehrgeld,<br />
präsentierte sich gegen die<br />
Favoriten aber immer besser.<br />
Mit einem Auswärtsspiel in Roosdaal<br />
(BEL) startete das Futsal-<br />
Nationalteam in die Qualifikations-Hauptrunde<br />
auf dem Weg<br />
zum FIFA Futsal World Cup 2024.<br />
Die Auswahl von Teamchef Patrik<br />
Barbic feierte im letzten Quali-Test einen 5:2-<br />
Sieg gegen die Slowakei und reiste selbstbewusst<br />
nach Belgien. „Wir haben uns vorgenommen,<br />
ihnen das Leben so schwer wie<br />
möglich zu machen. Wir sind bereit für solche<br />
Top-Gegner“, sagte Barbic vor dem Belgien-<br />
Spiel. Doch das Futsal-Team wurde an diesem<br />
5. Oktober auf den harten Boden der Realität<br />
zurückgeholt. Die Belgier spielten ihre Routine<br />
aus und zeigten sich vor dem ÖFB-Tor<br />
gnadenlos. Bereits zur Pause lag die Barbic-<br />
Auswahl mit 0:5 zurück. Am Ende hieß es<br />
gar 0:11. „Wir müssen ehrlich zu uns sein und<br />
uns eingestehen, dass es auf diesem Niveau<br />
nicht gereicht hat. Die nächsten Spiele werden<br />
um nichts leichter“, bilanzierte der Teamchef<br />
schonungslos.<br />
Paroli geboten<br />
Bereits wenige Tage später gastierte Gruppenfavorit<br />
Georgien in Wien. Gegen das mit<br />
Brasilianern gespickte Team musste sich die<br />
ÖFB-Auswahl vor zwei Jahren mit 2:9 geschlagen<br />
geben. Nun unterlagen Muharemovic,<br />
Meitz und Co. zwar auch mit 2:6, doch<br />
46<br />
CORNER 04/22
GEPA-PICTURES.COM (4)<br />
der Qualitätsunterschied war nicht mehr so<br />
eklatant wie beim Belgien-Debakel. „Wir<br />
haben heute das wahre Gesicht des Futsal-<br />
Nationalteams gezeigt. Uns fehlt in manchen<br />
Situationen noch etwas die Kaltschnäuzigkeit.<br />
Wir können aus solchen Spielen gegen<br />
absolute Top-Gegner nur lernen“, so Kapitän<br />
Vahid Muharemovic nach der Partie. Und<br />
auch der Teamchef zeigte sich versöhnt: „Es<br />
war eine gute Leistung und definitiv eine<br />
Reaktion auf das 0:11. Wir haben bewiesen,<br />
dass wir immer wieder aufstehen.“<br />
Den Beweis, dass man zu Recht in der<br />
Hauptrunde steht, legte das Team beim Auswärtsspiel<br />
in Georgien ab. In einer abwechslungsreichen<br />
Begegnung, in der Österreich<br />
zwischenzeitlich 2:1 und 4:3 führte, gewann<br />
Georgien am Ende mit 6:4 – die Entscheidung<br />
fiel durch einen Penalty kurz vor Schluss.<br />
Dabei schrieb das Futsal-Team die eigene<br />
Geschichte fort. Der zwischenzeitliche<br />
1:1-Ausgleich in Tiflis durch Alec Fögel war<br />
das 50. Tor des ÖFB-Teams. Zum Abschluss<br />
der Quali gastiert Belgien am 4. März in Österreich.<br />
Dann soll der Leistungsanstieg auch<br />
in die ersten Hauptrundenpunkte umgewandelt<br />
werden. Muharemovic findet: „Das ist<br />
einfach ein Lernprozess für uns.“<br />
Entwicklung vorantreiben<br />
Dieser Lernprozess, der durch die Teilnahme<br />
an der Hauptrunde angestoßen wurde, soll<br />
im Jahr 2023 fortgesetzt werden. „Wir haben<br />
gesehen, dass uns Top-Teams auch im Fitnessbereich<br />
etwas voraus sind. Deshalb<br />
planen wir sportmotorische Test, um einen<br />
detaillierten Einblick in unseren Ist-Zustand<br />
zu haben“, sagt Barbic. Zudem will er „nach<br />
dem letzten Quali-Spiel gegen Belgien alles<br />
aufarbeiten und analysieren“. Für das kom-<br />
Die Mannschaft von<br />
Trainer Patrik Barbic<br />
(rechts) stellte sich in<br />
der Qualifikation starken<br />
Gegnern.<br />
Im Auswärtsspiel in<br />
Georgien war eine<br />
deutliche Steigerung<br />
zu erkennen.<br />
mende Jahr sind Spiele gegen Top-Teams<br />
geplant, bei denen auch neue Spieler ihre<br />
Chance im Nationalteam bekommen sollen.<br />
„Wir wollen uns auch in der Breite besser<br />
aufstellen“, so Barbic. Klar ist aber auch, dass<br />
es nur mit einer starken Liga als Basis eine<br />
Weiterentwicklung für das Nationalteam<br />
geben wird. Doch nach dem zweimaligen<br />
Nichtantreten von Futsal Club Graz droht den<br />
Steirern der Ligaausschluss. „Die Grazer<br />
wissen selber am besten, dass das keine<br />
gute Werbung für Futsal war. Aber ich habe<br />
auch gehört, dass es intern schonungslos<br />
angesprochen wurde und bereits an Lösungen<br />
gearbeitet wird, um es im nächsten Jahr<br />
besser zu machen. Jetzt muss man hoffen,<br />
dass sie die Saison fertig spielen können“,<br />
sagt Barbic.<br />
Für Entsetzen sorgte auch die Ankündigung<br />
des SV Stripfing, dass Team-Torhüter<br />
Matthias Sadilek künftig keine Freigabe mehr<br />
für Futsal erhalten wird. „Ich möchte zu dieser<br />
Causa zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht<br />
viel sagen. Ich werde mich mit Stripfing-<br />
Trainer Goran Djuricin treffen, wir werden<br />
über die Sache sprechen. Beide Seiten haben<br />
ihre Ansichten, und es ist wichtig, dass<br />
man die Argumente der Gegenseite kennt.<br />
Es ist bitter für Stella Rossa, uns als Nationalteam<br />
und Matthias selbst, denn seine<br />
Entwicklung war richtig gut“, bedauert der<br />
Teamchef. Trotz der bitteren Niederlagen, der<br />
Sorgen um die Liga und den Team-Torhüter<br />
blickt Barbic gerne auf 2022 zurück: „Der<br />
Aufstieg in Schweden war das schönste<br />
Erlebnis für uns. Kaum jemand hat uns zugetraut,<br />
dass wir bei der ersten Teilnahme<br />
aufsteigen. Das ganze Event war für uns ein<br />
Highlight. Jetzt arbeiten wir daran, künftig<br />
öfter solche Erlebnisse zu haben.“<br />
CORNER 04/22 47
HINTERGRUND<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
Das war der<br />
ÖFB Summit<br />
2022<br />
Ein ganzer Tag im Zeichen<br />
des österreichischen<br />
Frauenfußballs<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
Im Wiener GLOBE trafen Akteurinnen und<br />
Akteure aus den verschiedensten Bereichen<br />
des Sports zusammen, um gemeinsam<br />
auf Vergangenes zurückzublicken,<br />
sich Erreichtes noch einmal zu vergegenwärtigen<br />
und in die Zukunft zu blicken.<br />
In mehreren Diskussionsrunden wurden<br />
die unterschiedlichsten Themen behandelt.<br />
Von den historischen Anfängen des Frauen-<br />
Nationalteams bis hin zu den Herausforderungen<br />
im Ligenbetrieb. Wie war das damals?<br />
Wie ist es heute? Was hat sich getan?<br />
Talk der Generationen<br />
Mit diesen und weiteren Fragen hat sich im<br />
Rahmen des ÖFB Summits der „Talk der Generationen“<br />
beschäftigt. Unter der Leitung<br />
von Moderator Kevin Bell drehte sich eine<br />
erste Runde vor allem um die Anfänge des<br />
Frauenfußballs und des Frauen-Nationalteams<br />
in Österreich. Mit von der Partie waren<br />
der ehemalige ÖFB-Generalsekretär Alfred<br />
Ludwig, der erste Teamchef Peter Leitl sowie<br />
die ehemaligen Nationalteam-Spielerinnen<br />
Rosi Wimmer und Sonja Geiger-Spieler.<br />
Über die aktuellen Zustände und die<br />
Zukunft unterhielten sich anschließend in<br />
einer zweiten Gesprächsrunde die Teamspielerinnen<br />
Sarah Puntigam und Manuela Zinsberger,<br />
die Leiterin der ÖFB-Abteilung für<br />
Mädchen- und Frauenfußball Isabel Hochstöger<br />
sowie die Nachwuchsteamspielerin<br />
Lainie Fuchs.<br />
Beim ÖFB Summit<br />
drehte sich alles um<br />
den Frauenfußball.<br />
Sonja Spieler (links)<br />
schwelgte in Erinnerungen.<br />
„Respekt, Diversität<br />
und Akzeptanz sind<br />
Werte, die in der Gesellschaft<br />
noch immer<br />
nicht selbstverständlich<br />
sind“, sagt Annabel<br />
Schasching.<br />
Sommermärchen<br />
Mit dem Einzug ins Halbfinale bei der UEFA<br />
Women‘s EURO 2017 erreichte das Frauen-<br />
Nationalteam einen Meilenstein in der österreichischen<br />
Fußballgeschichte. Um den<br />
unverhofften Erfolgslauf in den Niederlanden<br />
drehte sich eine weitere Gesprächsrunde<br />
beim ÖFB Summit.<br />
Nach Siegen gegen die Schweiz und<br />
Island sowie einem Remis gegen Frankreich<br />
qualifizierte sich das ÖFB-Team bei der<br />
EURO 2017 als Gruppensieger für die K.o.-<br />
Phase, in der dann auch noch Spanien nach<br />
Elfmeterschießen ausgeschaltet werden<br />
konnte. In der Runde der letzten Vier folgte<br />
das Aus gegen Dänemark schließlich ebenfalls<br />
erst im Elferschießen.<br />
Gemeinsam mit dem ehemaligen ÖFB-<br />
Präsidenten Leo Windtner erinnerten sich<br />
Verena Hanshaw, Nina Burger und Nadine<br />
Prohaska an den Weg zur EURO, die herausragenden<br />
sportlichen Leistungen sowie kollektive<br />
und private Glücksmomente, die in<br />
eine große Euphorie in ganz Österreich<br />
mündeten.<br />
48<br />
CORNER 04/22
Internationale Expert:innen<br />
Einen Blick über den Tellerrand warfen zwei<br />
internationale Gäste in ihren Keynotes. Nadine<br />
Keßler feierte als Spielerin große Erfolge<br />
und wurde 2014 zur FIFA-Weltfußballerin<br />
des Jahres gewählt. Seit einigen Jahren<br />
leitet sie bei der UEFA die Abteilung Frauenfußball<br />
und konnte daher aus erster Hand<br />
über die Entwicklungen, Problemfelder und<br />
Potenziale im internationalen Frauenfußball<br />
berichten.<br />
Einen Einblick in die mediale Perspektive<br />
gab zudem der deutsche Digital-Experte<br />
Mario Leo. Er begleitet digitale Entwicklungen<br />
im Sport seit Jahren und zeigte anhand<br />
von Beispielen aus der Praxis, wie viel Aufmerksamkeit<br />
der Frauenfußball in den vergangenen<br />
Jahren erfahren hat und wie groß<br />
das Potenzial für die künftige Entwicklung<br />
noch ist.<br />
Breite & Spitze<br />
Um das große Ganze im österreichischen<br />
Frauenfußball drehte sich der Programmpunkt<br />
mit dem Titel „Status quo im österrei-<br />
Isabel Hochstöger analysierte<br />
Gegenwart und Zukunft<br />
des Frauenfußballs.<br />
Die Deutsche Nadine Keßler<br />
sorgte für Einblicke von außen.<br />
GEPA-PICTURES.COM (4)<br />
chischen Frauenfußball“. Karin Gruber, Projektkoordinatorin<br />
für Mädchen- und Frauen-<br />
Fußball, Isabel Hochstöger und ÖFB-Sportdirektor<br />
Peter Schöttel sprachen dabei über<br />
vergangene, aktuelle und künftige Herausforderungen.<br />
Im Detail ging es um die Situationen in<br />
den Nationalteams, den Ligen sowie im<br />
Breitenfußball, wo mit Initiativen wie UEFA<br />
Playmakers und den Ostar-Richi Mädchenfestivals<br />
zuletzt immer mehr Schritte gesetzt<br />
wurden, um mehr Frauen und Mädchen für<br />
den Fußball zu begeistern. Im Rahmen des<br />
Programmpunkts wurde auch Agnes Prammer<br />
vorgestellt. Die ehemalige Unparteiische<br />
ist seit Juni die erste Vorsitzende des<br />
Schiedsrichterinnenwesens.<br />
Abgerundet wurde das Talk-Programm<br />
beim ÖFB Summit 2022 mit Themen, die<br />
Vereine und Ligen beschäftigen. Wilfried<br />
Schmaus steht als Präsident dem erfolgreichen<br />
spusu SKN St. Pölten vor und gab<br />
ebenso einen Einblick in den Alltag bei seinem<br />
Klub wie Markus Vinkovits beim USC<br />
Landhaus. Ergänzt wurde das Podium vom<br />
Vorstandsvorsitzenden der Bundesliga,<br />
Christian Ebenbauer.<br />
Starke Partner<br />
Der Blickwinkel eines Partners und Sponsors<br />
wurde anschließend noch in einer weiteren<br />
Diskussionsrunde ausgeleuchtet. So sprachen<br />
ADMIRAL-Geschäftsführer Jürgen Irsigler,<br />
Petra Walter, Vorstandsvorsitzende der<br />
Raiffeisenwerbung, sowie ORF-Sportchef<br />
Hans Peter Trost über die Motivation ihres<br />
jeweiligen Unternehmens, den Frauenfußball<br />
in Österreich zu unterstützen, sowie Chancen<br />
und Nutzen, die sich daraus ergeben.<br />
Der ÖFB Summit 2022 powered by AD-<br />
MIRAL war voller Highlights – wie zum Beispiel<br />
den Auftritten von Stargeigerin Mia<br />
Nova und Freestylerin Laura Wrann, die ihre<br />
Talente zu einem Showact der Extraklasse<br />
kombinierten. Auch unsere jüngsten Gäste,<br />
die U14-Bundesländerauswahl-Teams aus<br />
der Steiermark (Vizemeisterinnen) und Niederösterreich<br />
(Meisterinnen), erlebten einen<br />
wahren Gänsehaut-Moment. Sie wurden von<br />
der ÖFB-Spitze für ihre Erfolge im Rahmen<br />
der U14-Bundesländermeisterschaft geehrt.<br />
Insgesamt sieben Stunden dauerte das<br />
bisher größte Event im österreichischen<br />
Frauenfußball. Alle Highlights sind im Bestof-Video<br />
auf www.oefb.at zu sehen!<br />
CORNER 04/22 49
CASINO CUP<br />
Nicolas<br />
Seiwald<br />
lässt nicht<br />
nur auf<br />
dem Rasen<br />
die Ruhe<br />
walten.<br />
PULS 4/ JÖRG KLICKERMANN (4)<br />
Am Ende der<br />
Show gab es bei<br />
allen Beteiligten<br />
nur strahlende<br />
Gesichter.<br />
Casino Cup: Frauenpower<br />
triumphiert im Finale<br />
Das Frauenteam des SC St. Veit holte die Trophäe in der actiongeladenen<br />
Finalshow voller spannender Games und Prominenz aus<br />
Sport und Kultur nach Kärnten. Auf den Casino Cup Champion<br />
wartet nun ein einwöchiges 5*-Trainingslager im Wert von über<br />
20.000 Euro in der Türkei.<br />
50<br />
CORNER 04/22
Die Geschichte vom Underdog, der<br />
trotz vieler Hürden und gegen alle<br />
Erwartungen am Ende die Oberhand<br />
behält, wurde beim Casino<br />
Cup neu erzählt. Sie nennen sich<br />
selbst die „Flippers“: Die Spielerinnen<br />
des SC St. Veit aus der Kärntner<br />
Frauen-Liga sind als einziges der zehn<br />
Teams nicht über einen Sieg bei den Turnieren<br />
in den Casinos von Casinos Austria ins<br />
große Österreichfinale des Casino Cups auf<br />
PULS 4 eingezogen, sondern mittels der<br />
von den „Café Puls“-Seher:innen über Voting<br />
vergebener Wildcard.<br />
Begonnen hatte es für die Fußballerinnen<br />
nämlich wenig vielversprechend: In der<br />
Vorrunde für Kärnten erreichte das Team um<br />
Kapitänin Alissa L. im Casino den letzten<br />
Platz und war somit eigentlich ausgeschieden.<br />
Doch mit der „zweiten Chance“ klappte<br />
es. Der Auftritt in der Wildcard-Qualifikation<br />
bedeutete den Erfolg beim Publikumsvoting<br />
und damit die Teilnahme am Finale.<br />
Von Fußball Black Jack<br />
zum finalen Pokerduell<br />
Die FinalistInnen waren in der TV-Gameshow,<br />
unter der Moderation von Dori Bauer<br />
und Alex Kratki, nicht auf sich allein gestellt,<br />
sondern erhielten Unterstützung<br />
durch prominente Patinnen und Paten – Ex-<br />
Skistar und Sängerin Lizz Görgl, Kabarettistin<br />
Nina Hartmann und die Fußball-Legenden<br />
Robert Almer, Lisa Marie Makas, Stefan<br />
Maierhofer und Andi Ogris, um nur einige<br />
zu nennen. Die Teams, die in der Ball-in-<br />
Show von PULS 4 um den Gewinn des<br />
Casino Cups aufeinandertrafen, hatten Aufgaben<br />
zu meistern, die wohl für alle Neuland<br />
waren. Gleich im ersten Bewerb ging es<br />
etwa um „Fußball Black Jack“: Ähnlich wie<br />
am Black-Jack-Tisch wurden den Teams die<br />
ersten beiden Karten vom Croupier gegeben,<br />
die fehlende Zahl auf die 21 musste<br />
aber durch einen gezielten Schuss auf den<br />
richtigen Teil der Torwand erreicht werden.<br />
Nach der aus sechs Bewerben bestehenden<br />
ersten Halbzeit wurden die Punkte zusammengezählt<br />
und nur noch fünf Teams blieben<br />
übrig.<br />
In der zweiten Halbzeit gab es weitere<br />
knifflige Herausforderungen wie „Spielfeld<br />
Memory“ und „Halt die Luft an“. Nach insgesamt<br />
13 Bewerben und dem Ausscheiden<br />
von drei weiteren Teams ging es in das fi-<br />
Beim Fußball-Black-Jack<br />
mussten 21 fehlende<br />
Zähler an der Torwand<br />
aufgeholt werden.<br />
Am Pokertisch hatten die<br />
Spielerinnen aus St. Veit<br />
das Glück auf ihrer Seite.<br />
Stars wie ÖFB-Tormanntrainer<br />
Robert Almer waren<br />
mit Feuereifer bei der<br />
Sache.<br />
nale Pokerduell: Hierhin hatten es der Paudorf<br />
SV (AK Niederösterreich Frauen-Landesliga)<br />
mit Sängerin Virginia Ernst und der<br />
SC St. Veit (Kärntner Frauen-Liga) mit Kabarettist<br />
Paulus von Dr. Bohl als Promi-Paten<br />
geschafft.<br />
Somit wurde der Titel des Casino-Cup-<br />
Champions in einem rein weiblichen Finale<br />
ausgespielt. „All-in or Fold“ hieß es am<br />
Pokertisch, und hier hatte das Team aus St.<br />
Veit mit dem besseren Blatt das Glück auf<br />
seiner Seite. Der Jubel der Siegerinnen aus<br />
der Kärntner Landesliga kannte keine Grenzen<br />
– mit ihrem Triumph ist ihnen ein Fixplatz<br />
in der Vereinsgeschichte wohl sicher. Nicht<br />
zuletzt, weil ihr Sieg den Gewinn eines einwöchigen<br />
Trainingslagers in der Türkei im<br />
Wert von über 20.000 Euro bedeutet – in<br />
einem auf Trainingscamps spezialisierten<br />
5* All-Inclusive-Hotel.<br />
Ein rundum positives Resümee zieht<br />
Dieter Türmer, Senior Manager Marketing<br />
& Customer Management bei Casinos Austria:<br />
„Mit den Turnieren in unseren Casinos<br />
und der finalen TV-Gameshow haben wir<br />
nicht nur dem österreichischen Fußball eine<br />
einzigartige Bühne, sondern auch den Fans<br />
und den Zuseher:innen jede Menge spannende<br />
Unterhaltung geboten. Casinos Austria<br />
und PULS 4 stehen für erstklassiges<br />
Entertainment, und genau das hat den Erfolg<br />
dieses innovativen Formats ausgemacht.<br />
Dass es zwei Frauenteams ins finale<br />
Pokerduell geschafft haben, freut uns<br />
besonders, und wir gratulieren dem SC St.<br />
Veit herzlichst zum Gesamtsieg!“<br />
CORNER 04/22 51
Die Landesverbände des ÖFB<br />
KÄRNTEN<br />
Blick in die Zukunft<br />
Kinder zum Fußball<br />
Durch verschiedene gemeinsame Aktivitäten<br />
sollen Kinder (und deren Eltern) motiviert<br />
werden, zum Sport, zum Fußball und zu den<br />
Vereinen zu kommen. Beispiele: „Soccer-<br />
2Kids“ oder Bezirkstrainings bei den Mädchen.<br />
Bei „Soccer2Kids“ geht der KFV mit<br />
einem Trainer und mit einem Vertreter des<br />
ortsansässigen Vereins in die jeweiligen<br />
Volksschulen und versucht, die Mädchen und<br />
Buben zum Fußball zu bringen. Dies wird<br />
auch in Zukunft vermehrt durchgeführt. Weiters<br />
veranstaltet der KFV in den Bezirksstädten<br />
Trainingseinheiten für Mädchen, die in<br />
weiterer Folge zu den Vereinen vermittelt<br />
werden. Auch werden Bemühungen anderer<br />
Institutionen wie Volksschulcup, Volksschule<br />
in Bewegung, Schülerliga<br />
oder das UEFA-Playmakers-Projekt<br />
(sechs- bis<br />
achtjährige Mädchen sollen<br />
gefördert werden)<br />
unterstützt.<br />
Ehrenamt muss<br />
gestärkt werden<br />
Das Ehrenamt muss erhalten<br />
bleiben, man muss<br />
rechtlich organisatorische<br />
Vereinfachungen schaffen<br />
und die Wertschätzung<br />
der Ehrenamtlichen<br />
durch verschiedene Maßnahmen<br />
noch mehr stärken.<br />
Weiters muss es<br />
gelingen, ehemalige<br />
Spieler:innen beim Verein<br />
zu behalten, Stichwort<br />
Seniorenfußball. So ist eine Breitenfußball-<br />
Seniorenliga eine Vision. Dadurch sind ehemalige<br />
Fußballer weiterhin an den Verein<br />
gebunden und sollen in die Funktionärstätigkeit<br />
wechseln.<br />
Circa 2.500 gemeldete ehrenamtliche<br />
Funktionär:innen sind bei den 187 Kärntner<br />
1920 wurde der<br />
Kärntner Fußballverband<br />
(KFV)<br />
gegründet. Um<br />
auch weiterhin<br />
erfolgreich zu<br />
sein, möchte das<br />
Team um Präsident<br />
Mag. Klaus<br />
Mitterdorfer folgende<br />
Schwerpunkte<br />
und Prioritäten<br />
umsetzen.<br />
Klaus Mitterdorfer geht<br />
mit dem KFV in eine<br />
spannende Zukunft.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
und Osttiroler Vereinen engagiert. Damit auch<br />
jungen Menschen das Ehrenamt schmackhaft<br />
gemacht wird, hat der ÖFB in Zusammenarbeit<br />
mit den Landesverbänden das<br />
„junge Ehrenamt“ ins richtige Licht gerückt.<br />
Hier konnten Youngsters eine Fußball-Bildungsreise<br />
nach Spanien gewinnen.<br />
Die Rolle der Frau<br />
In Zukunft muss nicht nur der Mädchen- und<br />
Frauenfußball gestärkt werden, es sollten<br />
auch mehr Frauen ins Trainerwesen einsteigen<br />
oder in Führungspositionen der einzelnen<br />
Vereine aufsteigen. Der KFV hat zusammen<br />
mit dem Salzburger und Steirischen<br />
Verband 2019 erstmals einen Kindertrainerinnenkurs<br />
nur für Frauen organisiert. Seit<br />
damals sind auch viele<br />
weitere spezielle Kurse<br />
für Trainerinnen dazugekommen.<br />
Kreative Modelle<br />
Aufgrund demographischer<br />
Gegebenheiten und<br />
verschiedener anderer<br />
Gründe wird die Zahl der<br />
Vereine und Spieler:innen<br />
tendenziell zurückgehen.<br />
Daher sind kreative Zusammenarbeitsmodelle<br />
der Vereine in Zukunft<br />
gefragt. Gemeinsam<br />
müssen auch die Ligenstrukturen<br />
und Ligenformate<br />
den Gegebenheiten<br />
angepasst und weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Behindertenfußball<br />
Bereits vor Jahren hat sich der KFV des Behindertensports<br />
angenommen. Auch künftig<br />
wird der KFV immer ein offenes Ohr dafür<br />
haben. Ein solch großer Verband wie der KFV<br />
muss sich dafür einsetzen.<br />
52<br />
CORNER 04/22
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Die Landesverbände des ÖFB<br />
VORARLBERG<br />
#Kinderfußball – Rivalität macht Pause<br />
Der SCR Altach und SC Austria Lustenau setzen<br />
in Kooperation mit dem Vorarlberger Fußballverband<br />
ein Zeichen gegen Rivalitätskämpfe im Kinderfußball.<br />
Die U9-Mannschaften des SCR Altach<br />
und des SC Austria Lustenau setzten im Rahmen eines Freundschaftsspiels<br />
gemeinsam mit dem Vorarlberger Fußballverband<br />
ein Zeichen, dass Rivalitätskämpfe vor dem Kinderfußball<br />
haltmachen müssen. Die Rivalität zwischen dem SCR Altach<br />
und SC Austria Lustenau ist unbestritten die momentan<br />
größte im Vorarlberger Fußball. In der Saison 2022/23 wird der<br />
Kampf um die Vormachtstellung im Ländle erstmals in der<br />
Bundesliga ausgetragen. Bei aller Konkurrenz ist es beiden Vereinen<br />
in Kooperation mit dem VFV und seinem Projekt TEAM-<br />
PLAY wichtig zu betonen, dass Respekt und Fairplay immer an<br />
erster Stelle stehen und die Rivalität dort haltmachen muss,<br />
wo Kinder im Spiel sind. Der SCR Altach und SC Austria Lustenau<br />
haben sich deshalb dazu entschlossen, eine wichtige Botschaft<br />
zu senden: #Kinderfußball – Rivalität macht Pause. Der<br />
Appell richtet sich insbesondere an die Trainer und Eltern in ihrer<br />
Vorbildrolle für die nächste Generation. Gleichzeitig senden<br />
der SCR Altach und SC Austria Lustenau ein klares Statement,<br />
dass ein respektvoller und fairer Umgang im Sport oberste<br />
Priorität hat.<br />
Stellen wir den<br />
Fußball in den<br />
Mittelpunkt!<br />
VFV<br />
STEIERMARK<br />
Treffen der Altinternationalen<br />
StFV-Präsident Dr. Wolfgang Bartosch lud nach zweijähriger<br />
Pause zum 35. alljährlichen Treffen der Altinternationalen,<br />
Ehrenpräsidenten und Ehrenmitglieder des<br />
Steirischen Fußballverbandes ein, und zahlreiche Fußball-Legenden<br />
folgten der Einladung ins JUFA Hotel Graz-Süd auf<br />
dem Areal des Steirischen Fußballverbandes. Präsident Dr. Wolfgang<br />
Bartosch konnte u.a. die Torhüter KR Rudi Roth und Dr.<br />
Günter Paulitsch, weiters Jörg Haase, Walter Hiesel, StFV-Sportdirektor<br />
Walter Hörmann, DI Hannes Jank, Robert Kaiser, Andy<br />
Pichler, Mag. Gilbert Prilasnig, Harald Rebernig, Mag. Erich<br />
Schneider, Heri Weber, Wilhelm Winkler, Josef Wöhry und Ehrenpräsident<br />
OSR Franz Wolf, die Ehrenmitglieder Karl Kainz und Dr.<br />
Rudolf Mayer sowie unsere ehemaligen Vorstandsmitglieder Vizepräsident<br />
Dir. Michael Wolfart und Dr. Günter Fiedler zum Beisammensein<br />
und Gedankenaustausch begrüßen. Beim Schwelgen<br />
über spannende Derbys und Diskussionen über das aktuelle<br />
Fußballgeschehen zu Beginn des Treffens wurde der Sieg von Japan<br />
über Deutschland bei der FIFA-WM 2022 bestaunt – klang<br />
der Abend in gemütlicher Atmosphäre aus und wird mit Sicherheit<br />
im nächsten Jahr eine Fortsetzung finden.<br />
STFV<br />
OÖFV<br />
OBERÖSTERREICH<br />
Evaluierung der neuen<br />
Wettbewerbsformen<br />
Der OÖ FUSSBALLVERBAND hat in seiner Agenda 2022–2025<br />
den Einsatz von Umfragetools als Instrument zur Entscheidungsgrundlage<br />
und Einbindung der Mitgliedsvereine verankert.<br />
Diese Vorgehensweise hat sich speziell bei der Evaluierung der<br />
neuen Wettbewerbsformen im Nachwuchs eindrucksvoll bewährt.<br />
Es sind 239 Rückmeldungen<br />
von 193 verschiedenen Vereinen<br />
eingelangt. „Das ist eine<br />
überwältigende Rücklaufquote,<br />
die den eingeschlagenen Weg bestätigt<br />
und auch zeigt, dass die<br />
Vereine den Austausch schätzen.<br />
Das Wichtigste ist aber, dass Verband<br />
und Vereine eine so umfassende<br />
Reform gemeinsam professionell<br />
evaluieren und wir neben<br />
einem repräsentativen<br />
Meinungsbild wertvolle Anregungen generieren konnten, die<br />
Problemfelder und Lösungsansätze beinhalten“, freut sich mit<br />
Stefan Hochreiter der Vorsitzende der OÖFV-Kommission Sport.<br />
Die neuen Wettbewerbsformen im Nachwuchs werden nun seit<br />
Sommer 2022 umgesetzt, weshalb der OÖ FUSSBALLVER-<br />
BAND nach der Herbstsaison im Rahmen einer Online-Umfrage<br />
um Rückmeldungen aller Mitgliedsvereine ersucht hat. Die<br />
Ergebnisse sind auf www.ofv.at abrufbar.<br />
SALZBURG<br />
Erfolgreiche Vereinscoaching-Angebote<br />
werden im Jahr 2023 ausgebaut<br />
Bereits seit April 2022 profitieren Salzburgs Fußballvereine<br />
vom Vereinscoaching, einer Kooperation<br />
zwischen der Österreichischen Gesundheitskasse<br />
und dem Salzburger Fußballverband im Bereich<br />
Gesundheitsförderung und Prävention. Dabei können Vereine<br />
Seminare zu verschiedensten Themen der Gesundheitsförderung<br />
als Veranstaltung auf der eigenen Anlage kostenlos buchen. Dieses<br />
Angebot wird von den Vereinen sehr gut angenommen. Im Jahr<br />
2022 haben bereits über 50 Vereinscoaching-Veranstaltungen stattgefunden,<br />
dabei nutzten über 40 verschiedene Vereine eines dieser<br />
Vereinscoaching-Angebote. Ab Frühjahr 2023 gibt es ein neues Seminar<br />
zum Thema Kopfball. Die bereits bestehenden Angebote<br />
werden im Frühjahr 2023 durch ein weiteres Seminar ergänzt, und<br />
zwar zum Thema „Sicheres Kopfballspiel in Theorie & Praxis“ und<br />
zu den Fragen:<br />
a) Ist Fußball wirklich<br />
ein gefährlicher<br />
Sport für das<br />
Gehirn? b) Sollten<br />
Kopfbälle im Nachwuchs<br />
verboten<br />
werden oder ist<br />
das übertriebener<br />
Aktionismus? c)<br />
Sinkt der IQ durch<br />
viele Kopfbälle?<br />
SFV<br />
54<br />
CORNER 04/22
BFV<br />
TIROL<br />
„Girls Power!“ im TFV<br />
Der Tiroler Fußballverband setzt Akzente zur<br />
Gewinnung von Mädchen für den Fußball.<br />
Ziel des Projektes „Girls Power!“ ist es, den<br />
Volksschulkindern den Fußball unverbindlich<br />
und spielerisch in einer vertrauten Umgebung<br />
näherzubringen. Durch Integration in die Schulsportstunden<br />
können alle Kinder, speziell auch die Mädchen, erreicht<br />
werden – vor allem die, die noch nicht in einem Verein<br />
spielen oder wenig bis gar keine Berührungspunkte mit<br />
Fußball haben. Der Tiroler Fußballverband unterstützt die<br />
Schulen und schickt in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion<br />
Tirol und dem TFV Trainer- und Kursreferat einen<br />
Instruktor/eine Instruktorin zu den Volksschulen. Das<br />
Hauptaugenmerk wird in diesem Projekt auf die Mädchen<br />
gelegt. Sie sollen ermutigt und begeistert werden, Fußball<br />
zu spielen! Bei Fragen oder Interesse kann man sich gerne<br />
per Mail an das TFV-Referat für Mädchen- und Frauenfußball<br />
unter frauenreferat@tfv.at wenden.<br />
BURGENLAND<br />
1. Burgenländische<br />
Fußballerinnengala<br />
Auf dem Weingut des Star-Winzers Leo Hillinger in Jois<br />
fand die 1. Burgenländische Fußballerinnengala statt. Bei<br />
diesem besonderen Abend zeigten auch zahlreiche Ehrengäste<br />
aus Politik und Sport ihr Interesse am Frauenfußball.<br />
So ließen sich LH Stv.-in Astrid Eisenkopf, Sportlandesrat<br />
Heinrich Dorner und Landesrätin Daniela Winkler<br />
wie auch BFV-Präsident Günter Benkö und<br />
ÖFB-Präsident Gerhard Milletich das Event nicht entgehen.<br />
Dabei wurde die 16-jährige Julia Meixner vom FC<br />
Skiny Südburgenland zu Burgenlands Fußballerin des Jahres<br />
gewählt. Geehrt wurden ebenso die Frauenvereine<br />
für ihr Engagement, das Theresianum Eisenstadt für den<br />
2. Platz bei den Bundesmeisterschaften, die Meistermannschaft<br />
vom SC Bad Sauerbrunn und der ASV Draßburg,<br />
der die Wahl zum beliebtesten Mädchenverein gewonnen<br />
hat. Wir gratulieren herzlich!<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Eine ganz Große<br />
sagt Adieu!<br />
Nach rund 500 Spielen und 393 (!) Toren in der Bundesliga war es „Time<br />
to say Goodbye“. Frauenfußball-Legende Maria Gstöttner verabschiedete<br />
sich als aktive Spielerin! Besser hätte sie ihren Abschied aber nicht inszenieren<br />
können als just gegen das Team vom SKN St. Pölten und vor<br />
500 Zuschauer:innen im Wienerwaldstadion. Maria Gstöttner wurde –<br />
genauso wie der USV Neulengbach – 12x Meister, 10x Cup-Sieger und<br />
war Teil jenes Teams, das es in der Champions League 2013/14 sensationell<br />
bis unter die besten Acht Europas geschafft hat. Sie hat 36 Länderspiele<br />
(5 Tore) für das Frauen-Nationalteam bestritten. Gstöttner gilt unter<br />
den Spielerinnen, Funktionärinnen und Fans als eine der prägendsten<br />
Bundesliga-Spielerinnen aller Zeiten. Ihre Verabschiedung hat noch<br />
einmal eindrucksvoll deutlich gemacht, was Maria Gstöttner für den<br />
Frauenfußball in Österreich bedeutet. Im letzten Spiel für Mary Gstöttner<br />
konnte Neulengbach den Serienmeister aus St. Pölten zwar fordern,<br />
die drei Punkte gingen am Ende aber dennoch an den Favoriten. Nach<br />
24 Jahren im Neulengbacher Dress gab es sowohl auf dem Platz als<br />
auch danach ein Feuerwerk zu sehen. Ein emotionaler Abschied, der<br />
besser kaum hätte verlaufen können.<br />
WIEN<br />
Ehrungen der Wiener<br />
Fußballklassensieger 2021/22<br />
Endlich! Nach drei Jahren konnten heuer die traditionellen Ehrungen<br />
der Fußballklassensieger des Wiener Fußball-Verbands im<br />
Festsaal des Wiener Rathauses wiederum über die Bühne gehen.<br />
Eine Veranstaltung, die zuletzt zwei Spielsaisons lang einer pandemiebedingten<br />
Zwangspause zum Opfer fiel. Geehrt wurden alle<br />
Wiener Meister der Kampfmannschaften von der letzten Klasse bis<br />
hin zur Regionalliga Ost, ebenso die siegreichen Frauenmannschaften<br />
des WFV sowie die DSG- Meistermannschaften und – last but<br />
not least – die erfolgreiche Wiener U14-Auswahlmannschaft der<br />
Burschen. WFV-Präsident Robert Sedlacek und Generalsekretär<br />
Christian Schlosser begrüßten unter anderem Wiens Sportstadtrat<br />
Peter Hacker, ÖFB-<br />
Präsident Gerhard<br />
Milletich sowie<br />
ÖFB-Generalsekretär<br />
Dr. Thomas<br />
Hollerer. WFV-Boss<br />
Robert Sedlacek:<br />
„Gratulation den<br />
Titelträgern! Feiern<br />
Sie heute, vergessen<br />
Sie aber auch<br />
nicht, was sich derzeit<br />
rund um uns<br />
alles ereignet.“<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
WFV<br />
CORNER 04/22 55
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Im Sport wie im Leben<br />
entscheidend: ein respektvoller<br />
Umgang miteinander.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Gegen den Trend<br />
Schiedsrichter<br />
stehen oft im<br />
Fokus der Kritik.<br />
Darunter leidet<br />
auch das Schiedsrichterwesen<br />
im<br />
Breitensport. Der<br />
ÖFB arbeitet<br />
daran, dem<br />
Trend entgegenzuwirken.<br />
Dreitausend. So viele Schiedsrichterinnen<br />
und Schiedsrichter sind<br />
laut ÖFB-Strategie nötig, um zu<br />
gewährleisten, dass alle Spiele in<br />
Österreich mit einem qualifizierten<br />
Schiedsrichterteam besetzt werden<br />
können. Aktuell beläuft sich die Zahl<br />
an Aktiven auf knapp 2.200, die sich in 1.500<br />
im Bereich der Kampfmannschaften und<br />
700 im Nachwuchsbereich aufteilen. Die<br />
angestrebte Zahl an Referees wird also<br />
nicht erreicht. Um dem Mangel an Schiedsrichter:innen<br />
entgegenzuwirken und das<br />
Ziel von 3.000 Unparteiischen zu erreichen,<br />
setzt der ÖFB auf professionelle Rahmenbedingungen,<br />
wie Lukas Orler erklärt. Er<br />
ist seit April 2021 beim ÖFB für Schiedsrichter<br />
im Breitensport zuständig.<br />
Eine Laufbahn im Schiedsrichterwe-<br />
sen beginnt mit einer umfassenden Ausbildung.<br />
Neben theoretischem Regelwissen<br />
und der sportlichen Überprüfung werden<br />
die Teilnehmer:innen in Praxiseinheiten<br />
auf ihre ersten Einsätze vorbereitet. Außerdem<br />
werden sie darin geschult, mit verschiedensten<br />
Charakteren umzugehen, um<br />
in jedem Match die Übersicht zu wahren.<br />
Doch mit der Grundausbildung ist die Betreuung<br />
keineswegs abgeschlossen. Von<br />
Beginn an werden neue Schiedsrichter:innen<br />
im persönlichen Coaching<br />
betreut. Ihre Matches werden gemeinsam<br />
mit sogenannten „Beobachtern“ analysiert,<br />
sodass eine stetige Verbesserung<br />
möglich ist. Zudem werden schon am Anfang<br />
jeder Karriere individuelle Ziele besprochen<br />
und der Weg, um diese zu erreichen,<br />
skizziert.<br />
56<br />
CORNER 04/22
Schritt für Schritt<br />
Doch wie wird man eigentlich Schiedsrichter:in?<br />
„Zunächst absolviert man die<br />
Grundausbildung in einem der neun Landesverbände“,<br />
sagt Orler. Der nächste<br />
Schritt ist der Einstieg in den Nachwuchsbereich,<br />
und zwar als Schiedsrichter und<br />
auch als Assistent. „Für eine der beiden<br />
Rollen muss man sich erst entscheiden,<br />
wenn es in den Elitebereich geht, also in<br />
die 1. und 2. Bundesliga“, so Orler weiter.<br />
Als nächster Schritt in der Laufbahn folgt<br />
der Einstieg in den Kampfmannschaftsbereich.<br />
Gute Leistungen werden mit Einsätzen<br />
in der nächsthöheren Liga belohnt.<br />
Grundsätzlich ist das Schiedsrichter-Amt<br />
zeitintensiv, doch lasse es sich gut mit der<br />
Ausbildung oder dem Brotberuf kombinieren,<br />
sagt Lukas Orler.<br />
Eine Woche im Voraus erfahren Schiedsrichter<br />
ihren nächsten Einsatz. Dann gilt es,<br />
sich mit den Teamkollegen abzusprechen<br />
und vorzubereiten. Und natürlich gibt es für<br />
jeden Einsatz eine Aufwandsentschädigung.<br />
„Regelmäßige Gebührenerhöhungen sollen<br />
zusätzlich für einen Anreiz sorgen, eine Karriere<br />
als Schiedsrichter zu beginnen“, so<br />
Orler – noch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen,<br />
mit denen der ÖFB für mehr<br />
Schiri-Nachwuchs sorgen möchte. Zudem<br />
können viele der Eigenschaften, die als Referee<br />
benötigt werden, auch in die Berufswelt<br />
transportiert werden. „Schiedsrichter<br />
stehen für Verantwortungsbewusstsein,<br />
Ehrlichkeit und Objektivität. Das sind Attribute,<br />
die jeder Arbeitgeber gerne in seinem<br />
Team hat“, glaubt der ÖFB-Mitarbeiter.<br />
Kurze Wege<br />
Als größter Benefit gilt aber der Umgang<br />
mit Drucksituationen. Bei keinem anderen<br />
Hobby steht man so in der Kritik, wie als<br />
Schiedsrichter. „Natürlich ist es nicht einfach,<br />
mit Kritik umzugehen. Selbst bei richtigen<br />
Entscheidungen kann es vorkommen,<br />
dass man Kritik ausgesetzt ist. Wir helfen<br />
bei der Persönlichkeitsentwicklung, damit<br />
auch in solchen Situationen die richtigen<br />
Worte gefunden werden und stets ein professioneller<br />
Umgang gewahrt wird.“ Ein<br />
Aspekt ist Orler aber besonders wichtig zu<br />
betonen: „Die Möglichkeiten, im Schiedsrichterwesen<br />
mitzugestalten, sind sehr<br />
vielfältig.“ Bereits während der eigenen<br />
Karriere als Schiedsrichter oder Schiedsrich-<br />
Auf diese Weise schafft<br />
man es als SchiedsrichterIn<br />
bis nach oben.<br />
IM NAMEN<br />
DER SACHE<br />
VON ROBERT SEDLACEK<br />
Vorsitzender der ÖFB-Schiedsrichterkommission<br />
terin nehmen viele die<br />
Möglichkeit wahr, auch<br />
selbst aktiv an der Weiterentwicklung<br />
des<br />
Schiedsrichterwesens<br />
mitzuarbeiten. „Es<br />
gibt dabei ganz verschiedene<br />
Bereiche“,<br />
sagt Orler – die Organisation<br />
des Grundkurses<br />
und die Regelschulung<br />
für neue und arrivierte<br />
Schiedsrichter<br />
beispielsweise. Außerdem<br />
können eigene<br />
Erfahrungen als Beobachter weitergegeben<br />
werden. „Für alle, die besonders am sportlichen<br />
Aspekt interessiert sind, besteht die<br />
Möglichkeit, Trainingseinheiten zu übernehmen.<br />
Und auch darüber hinaus gibt es eine<br />
Vielfalt von Chancen, seine eigenen Ideen<br />
einzubringen“, so der Grassroots-Referees-<br />
Manager.<br />
Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu, und ich möchte an dieser Stelle<br />
allen Kolleginnen und Kollegen vom Breitenfußball bis hin in den<br />
Elite-Bereich meinen Dank aussprechen, die mit ihrer wichtigen und<br />
manchmal alles andere als einfachen Tätigkeit den organisierten Spielbetrieb<br />
mit über 130.000 Spielen in ganz Österreich auch in Zukunft gewährleisten.<br />
Alles andere als einfach auch deshalb, weil ihre Entscheidungen oftmals<br />
im Brennpunkt der Öffentlichkeit stehen und auch immer wieder<br />
persönliche Beleidigungen und Anfeindungen geäußert werden.<br />
Es kommt immer wieder zu – teilweise berechtigter – Kritik, aber speziell<br />
in der Wortwahl wird diese oft überzogen und ist nicht nachvollziehbar.<br />
Eine sachliche Diskussion und Kritik bei regeltechnischen Entscheidungen<br />
ist vollkommen in Ordnung, es wird auch jede strittige Szene<br />
intern analysiert, und Fehler wurden bisher und werden auch in Zukunft<br />
offen eingestanden. Alle Beteiligten arbeiten gemeinsam kontinuierlich<br />
an einer Optimierung.<br />
Es wäre aber auch wünschenswert, dass öffentliche Kritik im sachlichen<br />
Rahmen bleibt und nicht ins Persönliche abgleitet – und damit in keiner<br />
Weise mehr mit der Entscheidung am Spielfeld in Zusammenhang<br />
steht.<br />
Auch mit Blick auf das Weltgeschehen ist mein Wunsch für 2023, dass<br />
der Respekt und die Menschlichkeit im Mittelpunkt stehen.<br />
CH. HOFER<br />
KOMMENTAR<br />
CORNER 04/22 57
TEXT GERHARD GERSTENMAYER,<br />
JOHANN HECHTL<br />
„Zu wenig oder reicht’s?“<br />
In dieser Ausgabe des CORNER wollen wir die Situationen<br />
im Strafraum beleuchten. Insbesondere ob das jeweilige<br />
Vergehen des Verteidigers ausreicht, dass der Schiedsrichter<br />
auf Strafstoß entscheidet – oder auch nicht.<br />
Die „einfache Lösung“ zu diesem Thema bietet<br />
das IFAB-Regelwerk – zumindest in der Theorie:<br />
Regel 14 – Strafstoß<br />
„Auf Strafstoß wird entschieden, wenn ein Spieler<br />
innerhalb des eigenen Strafraums oder außerhalb<br />
des Spielfelds bei laufendem Spiel, wie in<br />
den Regeln 12 und 13 umschrieben, ein Vergehen<br />
begeht, das mit einem direkten Freistoß geahndet<br />
wird.“<br />
Somit legen die Spielregeln fest, dass jedes<br />
Vergehen, das vom Verteidiger in seinem Strafraum<br />
verursacht wurde und aufgrund der Einschätzung<br />
des Referees einen „direkten Freistoß“<br />
nach sich zieht, einen Strafstoß zur Folge<br />
hat (Halten, Stoßen, Beinstellen, Handspiel …).<br />
Auch Vergehen, die außerhalb des Spielfelds<br />
(hinter der Torlinie im Bereich der gedachten verlängerten<br />
Strafraummarkierung) vom Verteidiger<br />
am Angreifer begangen werden, sind mittels<br />
Strafstoß zu ahnden. Voraussetzung dafür ist in<br />
jedem Fall, dass der Ball zum Zeitpunkt des Vergehens<br />
im Spiel ist.<br />
Soweit die Theorie. Nun gilt es zu berücksichtigen,<br />
ob diese starre Festlegung den „Sinn<br />
und Geist des Fußballs“ widerspiegelt, wie in<br />
der Praxis damit umzugehen ist und vor allem,<br />
wie derartige Vergehen unter dem Aspekt „was<br />
erwartet der Fußball“ zu betrachten wären.<br />
Entscheidung „Strafstoß ja/nein“<br />
Jeder Schiedsrichter ist sich natürlich bewusst,<br />
dass eine Strafstoß-Entscheidung im Regelfall<br />
einen Torerfolg nach sich ziehen wird. Jedoch muss<br />
schon erwähnt werden, dass der Unparteiische ja<br />
für das Vergehen des Verteidigers am gegnerischen<br />
Angreifer nicht verantwortlich ist, sondern<br />
er diesen Körperkontakt nur aufgrund seiner Wahrnehmung<br />
bzw. Einschätzung bewertet und seine<br />
Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen<br />
trifft – wie es ihm die Spielregel 5 vorgibt und dort<br />
auch zweifelsfrei beschrieben ist.<br />
Diese Einschätzung ist zusätzlich abhängig<br />
von der Position des Schiedsrichters, seinem<br />
Blickwinkel und die Sicht auf die jeweilige Situation.<br />
Dazu sind ihm gewisse Laufwege empfohlen,<br />
keine starren Positionierungen, flexible Bewegungsrichtungen<br />
– der Schiedsrichter muss<br />
bestrebt sein, sich beim jeweiligen Angriff oder<br />
auch bei ruhendem Ball (Eckstoß, Freistoß) mit<br />
seiner Laufrichtung oder seinem Standort so zu<br />
positionieren, dass er eine entsprechende Seiteneinsicht<br />
samt der erforderlichen Spielnähe und<br />
Blick auf die Gesamtsituation erhält und zusätzlich<br />
auch noch auf ein allfällig zu erwartendes „nächstes<br />
Problem“ Bedacht nehmen muss. Erschwert<br />
wird ihm dies natürlich bei den derzeit vermehrt<br />
festzustellenden Spieleransammlungen im Torraum<br />
oder im Strafraum, vor allem bei Eckstößen,<br />
wo es für ihn eine besondere Herausforderung<br />
darstellt, diese Spieler bezüglich der Körperkontakte,<br />
vor allem im Bereich „Halten/Stoßen“, zu<br />
beobachten.<br />
Unterschied „physischer Kontakt –<br />
Vergehen“<br />
Naturgemäß ist Fußball ein „Kontaktsport“, bei<br />
dem es zu oftmaligen Körperkontakten zwischen<br />
den Spielern kommt, die aber überwiegend noch<br />
kein Vergehen darstellen. Vor allem wenn erkenn-<br />
58<br />
CORNER 04/22
Wann es zu einem<br />
Strafstoß (wie hier<br />
von Marko Arnautovic)<br />
kommt, erklären<br />
wir im CORNER.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
bar ist, dass die Spieler bestrebt sind, den Ball<br />
im Zuge eines Zweikampfs zu erobern, das heißt<br />
die Position der Beteiligten geeignet ist, den Ball<br />
korrekt zu spielen. Dazu zählen insbesondere das<br />
„Nebeneinanderlaufen“, wobei die Spieler Schulter<br />
an Schulter etwas Druck ausüben, das Rutschen<br />
mit korrektem Tackling oder das Abschirmen<br />
des Balls, wenn dieser in spielbarer Distanz<br />
ist. Zu unterscheiden ist auch das (erlaubte) „Im-<br />
Weg-stehen“ im Unterschied zum (unerlaubten)<br />
„Sich-in-den-Weg-stellen“. Also wäre ein Auflaufen<br />
auf einen ruhig verharrenden Gegner kein<br />
Vergehen von diesem stehenden Spieler, wenn<br />
jedoch von diesem aktiv eine Bewegung in die<br />
Laufrichtung des Gegners erfolgt, wäre dies bei<br />
einem Folgekontakt regeltechnisch ein „Sperren<br />
des Gegners mit Körperkontakt“.<br />
Interventionsschwelle<br />
Zusätzliche Parameter für den Schiedsrichter sind<br />
die im Zuge des Zweikampfs eingesetzten Körperteile.<br />
Im Bereich des Armeinsatzes liegt die<br />
Interventionsschwelle – also der Bereich, wo auf<br />
Vergehen zu entscheiden ist – höher, sodass ein<br />
lediglich geringes Verbreitern oder zur Seite drücken<br />
mit den Armen im Regelfall deutlicher erfolgen<br />
muss, um als Vergehen bewertet zu werden,<br />
als ein Kontakt im Fußbereich, der bereits<br />
bei einer geringeren Intensität den Gegner regelwidrig<br />
zu Fall bringen kann. Entscheidet der Unparteiische<br />
nun auf Strafstoß, hat er gleichzeitig<br />
auch die Situation in Bezug auf eine mögliche<br />
Disziplinarmaßnahme zu bewerten, ob eine „Torchancenverhinderung“<br />
oder ein „aussichtsreicher<br />
Angriff“ vorliegt, ob versucht wurde, im Zweikampf<br />
den Ball zu spielen und sich dadurch eine<br />
Reduzierung der Sanktion ergibt.<br />
Unterschied: „Kein Vergehen<br />
oder Unsportlichkeit“<br />
Wenn nun der Schiedsrichter entscheidet, dass<br />
seitens des Verteidigers kein ahndungswürdiges<br />
Vergehen zu erkennen ist, hat er gleichzeitig noch<br />
zusätzlich zu beurteilen, ob nicht seitens des Angreifers<br />
eine Unsportlichkeit vorliegt, indem dieser<br />
versucht hat, den Referee durch Vortäuschung<br />
eines Fouls („Schwalbe“) zu täuschen. In diesem<br />
Fall müsste der Unparteiische auf indirekten Freistoß<br />
entscheiden und den Angreifer verwarnen.<br />
Als Basis für diese Entscheidung ist es ebenfalls<br />
unumgänglich, dass der Schiedsrichter sich in<br />
einer entsprechenden Position befindet und die<br />
Körperbewegung des Angreifers beobachtet – vor<br />
allem, ob der nach dem vermeintlichen Vergehen/<br />
Körperkontakt seitens des Verteidigers folgende<br />
Sturz des Angreifers darauf abzielt, den SR eher<br />
zu einer Strafstoß-Entscheidung zu verleiten.<br />
Diese Unsportlichkeit könnte sowohl bei deutlichem<br />
„Nichtkontakt“, aber auch bei lediglich geringfügigem,<br />
jedoch nicht ahndungswürdigem<br />
Körperkontakt vorliegen, wenn die Gesamtbewegung<br />
des Angreifers beim folgenden Sturz<br />
dem Schiedsrichter zu theatralisch und unnatürlich<br />
erscheint.<br />
Strafraumentscheidungen werden angesichts<br />
der obigen Kriterien weiterhin eine besondere<br />
Herausforderung für die Schiedsrichter<br />
bleiben und die Diskussionen darüber einfach<br />
weiterhin zum Fußball gehören. Wir werden in<br />
einer der nächsten Ausgaben noch mit Beispielen<br />
näher darauf eingehen.<br />
Die gesamten Spielregeln sind auf der IFAB-Homepage<br />
abrufbar: https://www.theifab.com<br />
CORNER 04/22 59
Mixed Zone<br />
VON AKTUELL BIS ZEITLOS<br />
TRAUER UM<br />
DIETRICH<br />
MATESCHITZ<br />
Der ÖFB und der österreichische<br />
Fußball trauern um Dietrich<br />
Mateschitz. Der erfolgreiche<br />
Unternehmer ist im Alter<br />
von 78 Jahren verstorben.<br />
Durch sein enormes Engagement<br />
hat er den österreichischen<br />
Fußball national über<br />
Jahre geprägt, diesen international<br />
ins Rampenlicht gerückt<br />
und damit einen entscheidenden<br />
Beitrag zu dessen Weiterentwicklung<br />
in unserem Land<br />
geleistet.<br />
Dafür gebührt ihm über alle<br />
Vereinsfarben hinweg größter<br />
Respekt und Dank.<br />
Thronübergabe<br />
arko Arnautovic hat sich einen<br />
neuerlichen Eintrag in die ÖFB-<br />
MGeschichtsbücher gesichert. Der<br />
33-Jährige hat im September Andreas Herzog<br />
als ÖFB-Rekordspieler bei den Männern<br />
überholt und hält aktuell bei 106 Spielen.<br />
Das erfüllt Arnautovic natürlich mit Stolz.<br />
„Es ist mir eine Ehre, dass ich so viele Spiele<br />
für das Nationalteam gemacht habe“, sagte<br />
der Wiener.<br />
Der Bologna-Legionär feierte am 11. Oktober<br />
2008 beim 1:1 auf den Färöern unter<br />
Teamchef Karel Brückner sein Debüt – aufgrund<br />
eines fehlenden Übertragungsgeräts<br />
vor schwarzen TV-Schirmen.<br />
Eine zu große Bedeutung misst er Rekorden nicht bei. „Ich spiele Fußball, weil ich<br />
es liebe und um Erfolge und Ziele zu erreichen“, so Arnautovic, der in der ewigen<br />
ÖFB-Torschützenliste mit 34 Toren hinter Toni Polster (44) ex aequo mit Hans Krankl<br />
auf Platz zwei liegt. Zu Andi Herzog, seinem ehemaligen Teamchef beim U21-Nationalteam,<br />
hat er ein sehr gutes Verhältnis. „Er war wichtig in meiner Karriere. Ich bin<br />
ihm dankbar, dass er mir auf meinem Weg geholfen hat.“<br />
ÖFB/KELEMEN<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Herzog hat seinen Nachfolger auch im ÖFB-Teamquartier besucht, um ihm persönlich<br />
zu gratulieren. Wenig überraschend lief beim Treffen der Wiener Schmäh. „Zu<br />
lange darf er sich nicht freuen, der David sitzt ihm auch schon im G‘nack“, scherzte<br />
Herzog mit Augenzwinkern. Nicht ohne hinterherzuschicken: „Gratuliere, Marko –<br />
bleib gesund, mach mir weiterhin so viel Spaß beim Zuschauen und alles Liebe.“<br />
GERHARD RODAX VERSTORBEN<br />
Die ÖFB-Familie trauert um den ehemaligen Teamstürmer Gerhard<br />
Rodax. Der Niederösterreicher ist im Alter von nur 57 Jahren verstorben.<br />
Gerhard Rodax hat 20 Länderspiele für Österreich absolviert<br />
und drei Tore erzielt. Unter anderem war er bei der WM 1990<br />
in Italien im Einsatz.<br />
Als langjähriger Admira-Stürmer und Torschützenkönig der österreichischen<br />
Liga (35 Tore) ging Rodax 1990 nach Spanien zu Atlético<br />
Madrid, wo er Vizemeister wurde und neun Tore erzielte. Danach<br />
zog es ihn zu Rapid Wien. Nach seinem Karriereende wollte<br />
er es daheim, bei der Admira, noch einmal wissen und erreichte<br />
sogar das Cupfinale 1996.<br />
„Ich war geschockt, als ich vom Tod von Gerhard Rodax erfahren habe. Er war nicht nur ein liebenswerter und gescheiter<br />
Mensch, sondern zu der Zeit, als wir miteinander und gegeneinander gespielt haben, sicher auch der schnellste und<br />
leichtfüßigste Spieler, den wir in Österreich hatten. Ich bin sehr traurig, dass sein Leben nun mit nur 57 Jahren geendet<br />
hat. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden“, so ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel.<br />
Zu Ehren von Gerhard Rodax wurde vor dem Länderspiel gegen Italien eine Trauerminute abgehalten. Der ÖFB wird ihn<br />
stets in dankbarer Erinnerung behalten. Ruhe in Frieden!<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
60<br />
CORNER 04/22
Premiere des Coca-Cola Unified Cup<br />
D<br />
ass Fußball Leidenschaft und Emotionen verbindet,<br />
zeigte die erste Ausgabe des Coca-<br />
Cola Unified Cups, der von Coca-Cola gemeinsam<br />
mit dem ÖFB in Wien veranstaltet wurde.<br />
Bei der Premiere des neuen Bewerbs, der „echten“<br />
Fußball mit E-Sport verbindet, zeigten rund 200<br />
Spieler:innen im Sportcenter Donaucity, worum es<br />
beim Fußball primär geht – um das „Miteinand“. Begeistert<br />
waren neben den Botschafter:innen Nadine<br />
Prohaska, Helge Payer, Peter Stöger und E-Sports-<br />
Nationalcoach Mario Viska auch Bernhard Neuhold,<br />
Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH,<br />
und ORF-Legende Hans Huber.<br />
Nach dem Coca-Cola Unified Cup waren alle<br />
Spieler:innen von Coca-Cola und ÖFB eingeladen,<br />
David Alaba & Co. gegen Kroatien im Ernst-Happel-<br />
Stadion anzufeuern. Rund 200 Teilnehmer:innen und<br />
viele begeisterte Zuseher:innen versammelten sich<br />
am Sonntag im Sportcenter Donaucity und feierten<br />
ein Fußballfest ganz im Sinne von Vielfalt, Diversität<br />
und des „Miteinand“. Jedem der zwölf Teams wurde<br />
eine Nachwuchsspielerin aus der ÖFB-Frauen-Akademie<br />
St. Pölten sowie ein Spieler von Special Olympics<br />
zugelost.<br />
Der Modus des Coca-Cola Unified Cup ist schnell erklärt.<br />
Spieler:innen jeden Alters, jeden Geschlechts,<br />
mit und ohne Beeinträchtigung bildeten ein Team und<br />
traten sowohl im Street Soccer Court als auch an der<br />
Konsole gegeneinander an. Nach Hälfte eins am<br />
Court ging es an die Playstation zu FIFA 22. Diese<br />
beiden Zwischenstände wurden addiert, bevor sich<br />
die Teams zur zweiten Halbzeit am Court gegenüberstanden.<br />
Nach einer Vorrunde wurde das Teilnehmerfeld in drei<br />
Divisions mit Halbfinale und Finale gegliedert, für die<br />
die Legenden Nadine Prohaska, Helge Payer und Peter<br />
Stöger als Botschafter mit dabei waren und auch<br />
bei der Siegerehrung fleißig Medaillen und Pokale<br />
überreichten. Nach dem Coca-Cola Unified Cup<br />
machten sich alle Teilnehmer:innen gemeinsam auf<br />
den Weg ins Ernst-Happel-Stadion, um auf Einladung<br />
von Coca-Cola und ÖFB das UEFA-Nations-League-<br />
Spiel Österreich gegen Kroatien zu besuchen.<br />
ANDRANG BEIM<br />
ÖFB-WEIHNACHTSBASAR<br />
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause fand endlich wieder der traditionelle<br />
Weihnachtsbasar statt. Am ersten Adventwochenende lud der<br />
ÖFB seine Fans und alle Fußball-Interessenten in den Trabrennpark<br />
Krieau. Auch in diesem Jahr gab es wieder Schnäppchen und Raritäten<br />
aus der Welt des Fußballs zu ergattern. Der Einladung folgten zahlreiche<br />
Fans der Nationalteams sowie viele Fußball-Interessierte, um zu Gunsten<br />
der ÖFB-Charity u.a. Trainings- und Wettkampfutensilien, Bücher,<br />
Merchandising-Produkte und vieles mehr zu erwerben. Aber auch eine<br />
Autogrammstunde mit Irene Fuhrmann und Marc Janko sowie eine tolle<br />
Verlosung mit attraktiven Preisen standen auf der Tagesordnung.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Marc Janko<br />
gab den Fans<br />
fleißig Autogramme.<br />
Irene Fuhrmann<br />
als<br />
Teamchefin<br />
zum Anfassen.<br />
COCA-COLA<br />
CORNER 04/22<br />
61
WASWURDEAUS …<br />
… WALTER SCHACHNER?<br />
TEXT HANS HUBER<br />
Von WM und E-Bike elektrisiert!<br />
Walter „Schoko“ Schachner hätte Lust, noch einmal als „Old-School-Trainer“ zu arbeiten.<br />
Der Ball rollt, das Spiel um<br />
den WM-Titel ist in vollem<br />
Gange und Walter „Schoko“<br />
Schachner, 65, fühlt<br />
wieder dieses gewisse<br />
Kribbeln. Er fiebert mit den jungen<br />
Spielern mit und erinnert sich<br />
lebhaft an sein WM-Debüt 1978<br />
in Argentinien. „Ich kann mir gut<br />
vorstellen, was in einem Burschen<br />
wie dem Deutschen Moukoko<br />
vorgeht, weil ich diese Gefühle<br />
damals als 21-jähriger<br />
Spieler aus der zweiten Liga beim<br />
DSV Alpine inmitten von Stars<br />
wie Krankl, Prohaska oder Kreuz<br />
erleben durfte.“ Dabei musste er<br />
damals als Betriebselektriker in<br />
Donawitz für die WM drei Monate<br />
unbezahlten Urlaub nehmen.<br />
Eine Investition, die sich wahrlich<br />
bezahlt machte. Denn der gelernte<br />
Elektriker elektrisierte Österreichs<br />
Fußball, trumpfte mit seiner<br />
Unbekümmertheit im ersten<br />
WM-Spiel gegen Spanien gleich<br />
mit einem Treffer auf, war auch<br />
in Cordoba dabei und legte so<br />
die Anschlüsse zu einer großen<br />
Karriere.<br />
Nach drei Jahren bei der Wiener<br />
Austria, mit Meistertiteln und<br />
Ehrungen als Torschützenkönig,<br />
zog es ihn gleich für sieben Jahre<br />
nach Italien (Cesena, AC Torino,<br />
Avellino). Daten über Einsätze<br />
und Tore hat er alle noch auf Anhieb<br />
parat. Natürlich auch seine<br />
beiden Treffer bei der zweiten<br />
WM in Spanien 1982 (gegen Chile<br />
und gegen Algerien). „Mir hat<br />
Fußball einfach immer Spaß gemacht!“<br />
Bis zum reifen Fußball-<br />
Alter von 42 Jahren scorte er für die verschiedensten<br />
Klubs in Österreich und läuft<br />
auch heute noch für Legendenteams der<br />
Austria oder DSV Alpine auf. Seine Fitness<br />
bezieht er dabei auch aus seiner neuen Leidenschaft<br />
– dem E-Biken. Da kommt er mit<br />
seiner Frau Conny auf beachtliche 1.500 bis<br />
Walter Schachner spielte<br />
zwei Weltmeisterschaften<br />
und ist glücklich mit seiner<br />
Frau Conny.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
2.000 Kilometer im Jahr. Und er ist<br />
auch aktiv als Botschafter in der<br />
Community, die Weltmeisterschaften<br />
für jedermann veranstaltet, tätig.<br />
„Die elektrische Hilfe ist aber<br />
bei den Touren zu Almen und auf<br />
Forstwegen nur Unterstützung,<br />
nicht ständiger Antrieb. Meist kommen<br />
wir mit dem halb vollen Akku<br />
wieder nach Hause.“ Schoko – den<br />
Spitznamen erhielt er wegen seiner<br />
Vorliebe für Schokolade – lässt viele<br />
weitere Biker auf den Geschmack<br />
kommen. Dazu verfasst er eine wöchentliche<br />
Kolumne für eine Wochenzeitung<br />
und ist auch Botschafter<br />
für Regionalligist DSV Alpine,<br />
der mit der „Mission 2028“ wieder<br />
in der obersten Spielklasse mitmischen<br />
will. Da ist er bei jedem<br />
Match dabei und gibt seine Erfahrungen<br />
auch im Beirat weiter.<br />
Und Erfahrungen hat er auch<br />
als Erfolgstrainer viele gemacht –<br />
schöne mit Cupsieg und Meistertitel<br />
mit dem GAK oder den Erfolgen<br />
beim FC Kärnten (Aufstieg und Cupsieg).<br />
Aber auch Enttäuschungen<br />
wie mit der Austria, als er trotz aller<br />
Erfolge als Tabellenführer und nach<br />
einem Sieg im Europacup abgelöst<br />
wurde. Die Erfolge beim GAK kurz<br />
darauf entschädigten ihn dafür, obwohl<br />
diese Situation noch immer an<br />
ihm nagt. Und natürlich das Engagement<br />
und die Ablöse bei 1860<br />
München. „Das war eine chaotische<br />
Phase, obwohl wir in der<br />
2. Liga 51.000 Zuschauer hatten!“<br />
Trotz aller Aufgaben genießt er<br />
jetzt vor allem das Leben mit seinen<br />
beiden Söhnen und einem Enkerl:<br />
„Ich habe jetzt andere Prioritäten.“<br />
Aber der Fußball lässt ihn noch immer nicht<br />
los. Nicht nur bei der WM. Denn bei einem<br />
Verein mit entsprechender Perspektive würde<br />
er als „Old-School-Trainer“ noch einmal<br />
einsteigen und damit die Erinnerungen an<br />
die legendäre „Schoko-Tabelle“ aufleben<br />
lassen …<br />
62<br />
CORNER 04/22
ÖFB ALL STARS<br />
Die Sponsoren und Partner des Nationalteams<br />
shop.oefb.at<br />
www.oefb.at<br />
ÖFB<br />
ÖFB<br />
oefb1904<br />
oefb_1904<br />
DasNationalteam<br />
oefb1904
WETTEN IN EINER<br />
NDEREN<br />
IGA<br />
ANDERE LIGA,<br />
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SICHERE DIR<br />
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