OEFBCorner0422

Sportaktiv.Magazin
von Sportaktiv.Magazin Mehr von diesem Publisher
09.06.2023 Aufrufe

2,80 04/2022 2022 MANUELA ZINSBERGER Die Torfrau wagt einen Rück- und Ausblick UNIQA ÖFB CUP Riesentöter Sport-Club plant den nächsten Coup RANGNICKS ARBEITSBIENE Konrad Laimer Der Chef-Balleroberer ist heiß auf sein Comeback und auf die Qualifikation für die EURO Österreichische Post AG | MZ 11Z038912 M TOP TIMES Medien GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz, Österreich ÖFB/KELEMEN

2,80<br />

04/2022<br />

2022<br />

MANUELA ZINSBERGER<br />

Die Torfrau wagt einen<br />

Rück- und Ausblick<br />

UNIQA ÖFB CUP<br />

Riesentöter Sport-Club<br />

plant den nächsten Coup<br />

RANGNICKS<br />

ARBEITSBIENE<br />

Konrad<br />

Laimer<br />

Der Chef-Balleroberer ist heiß<br />

auf sein Comeback und auf<br />

die Qualifikation für die EURO<br />

Österreichische Post AG | MZ 11Z038912 M<br />

TOP TIMES Medien GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz, Österreich<br />

ÖFB/KELEMEN


VORWORT<br />

GERHARD MILLETICH<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

»Der überzeugende<br />

Sieg gegen Italien<br />

zum Abschluss des<br />

Länderspieljahres<br />

hat verdeutlicht,<br />

wohin die Reise<br />

gehen soll.«<br />

ÖFB/KELEMEN<br />

Hinter uns liegt ein sehr bewegtes Jahr<br />

2022 – sportlich und gesellschaftlich.<br />

Der europäische Fußball hat gezeigt,<br />

dass eine gemeinsame Stimme am lautesten<br />

ist und ein gemeinsames Vorgehen die<br />

größte Signalwirkung hat. Der Fußball steht in<br />

schweren Zeiten zusammen und zeigt sich<br />

solidarisch.<br />

Die Diskussionen um die WM in Katar<br />

sind enorm und überschatten das Sportliche<br />

bei weitem. Ich hoffe, dass hier<br />

nun ein Prozess angestoßen wurde, der<br />

die Vergabe von sportlichen Großereignissen<br />

auf Basis von transparenten und nachhaltigen<br />

Kriterien und gemäß einem Wertekodex in Zukunft<br />

neu regelt.<br />

Im sportlichen Bereich lagen Licht und<br />

Schatten sehr nah beieinander. Das Frauen-<br />

Nationalteam hat bei der EURO im Sommer<br />

einmal mehr für Begeisterung gesorgt und<br />

musste erst nach dem Viertelfinale gegen<br />

Deutschland die Heimreise antreten. Leider<br />

scheiterten die Frauen – ebenso wie die Männer<br />

– in den Play-offs am WM-Ticket. Irene<br />

Fuhrmann hat einen neuen Prozess eingeleitet,<br />

der die EURO 2025 im Visier hat.<br />

Bei den Männern sorgt jetzt Ralf Rangnick<br />

mit seinem Team für Aufbruchstimmung<br />

und hat sich die EURO 2024 in Deutschland<br />

zum klaren Ziel gesetzt. Der überzeugende<br />

Sieg gegen Europameister Italien<br />

zum Abschluss des Länderspieljahres hat verdeutlicht,<br />

wohin die Reise gehen soll.<br />

Es muss aber auch organisatorisch an einigen<br />

Schrauben gedreht werden. Das<br />

ÖFB-Präsidium hat mit überwiegender<br />

Mehrheit weitere Konkretisierungsschritte<br />

für ein neues Trainingszentrum mit angeschlossener<br />

Geschäftsstelle am Standort<br />

Wien-Aspern beschlossen. Verzichtet wird auf<br />

eine ursprünglich geplante Fußballhalle mit<br />

Originalmaßen, was den deutlich gestiegenen<br />

Bau- und Energiekosten sowie den jüngsten<br />

Erfahrungswerten aus dem Praxisbetrieb ähnlicher<br />

Projekte geschuldet ist. Wir konnten<br />

konstruktive und wichtige Schritte im Sinne<br />

der Realisierung dieses Zukunftsprojekts tätigen.<br />

Dafür möchte ich mich bei allen Präsidiumskollegen<br />

bedanken. Jetzt wurde die Endversion<br />

der Planungen aufbereitet, damit vor<br />

Weihnachten eine Entscheidung getroffen<br />

werden kann. Die Schaffung von Infrastruktur<br />

ist für den ÖFB unbedingt nötig, wir sind hier<br />

im europäischen Vergleich bei den absoluten<br />

Schlusslichtern angesiedelt. Das soll und<br />

muss sich noch ändern, um den Fußball weiterzubringen.<br />

Tagtäglich arbeiten zehntausende Ehrenamtliche<br />

in Österreich in ihrer Freizeit daran,<br />

unseren Sport auf die Plätze unseres<br />

Landes zu bringen und ihre Vereine<br />

trotz aller Herausforderungen zu erhalten und<br />

weiterzuentwickeln. Ihnen gilt mein ganz persönlicher<br />

Dank. Aus meiner jahrzehntelangen<br />

Tätigkeit als Funktionär weiß ich nur zu gut,<br />

was das bedeutet – an Einsatz, Leidenschaft<br />

und Zeit.<br />

Umso schmerzhafter ist es, wenn man<br />

sich öffentlich geäußerten unrichtigen<br />

Vorwürfen gegenübersieht. Die in Medien<br />

gegen meine Person erhobenen Behauptungen<br />

sind auf das Schärfste zurückzuweisen.<br />

Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit<br />

als Verleger habe ich mich nachweislich<br />

bereits seit Jahren – also vor meinem Amtsantritt<br />

als ÖFB-Präsident – in Geschäftsbeziehungen<br />

mit Firmen befunden, die auch ÖFB-<br />

Partner sind. Diese Geschäftsbeziehungen<br />

sind völlig transparent und nachvollziehbar<br />

und stehen in keinerlei Zusammenhang mit<br />

meiner ehrenamtlichen ÖFB-Präsidentschaft.<br />

In einer Zeit, die von Unsicherheit und Krisen<br />

geprägt ist, sollten wir alle an einem<br />

Strang ziehen und mit voller Kraft zum Wohl<br />

des gesamten Fußballs in unserem Land<br />

agieren. Das ist mein Wunsch für 2023.<br />

Mit sportlichen Grüßen<br />

GERHARD MILLETICH<br />

ÖFB-Präsident<br />

CORNER 04/22<br />

IMPRESSUM Offizielles Organ des Österreichischen Fußball-Bundes, Ernst-Happel-Stadion / Meiereistraße 7, Sektor A/F, 1020 Wien, Tel.: 01/727 18-0<br />

➜ Heraus geber & Medieninhaber: Österreichischer Fußball-Bund / verantwortlich für den Inhalt: ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH ➜ Chefredaktion: Iris Stöckelmayr,<br />

Markus Geisler ➜ Grafisches Konzept: José Coll / Studio B.A.C.K. ➜ Redaktion: Kevin Bell, Hans Huber, Michael Graswald, Christian Wiesmayr ➜ Grafik & Pro duktion:<br />

Christoph Geretschlaeger ➜ Anzeigen: René Reinberger / ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, Tel.: 01/440 11 00-0 ➜ Lektorat: Gabriele Fernbach ➜ Verlag: TOP TIMES<br />

Medien GmbH (SPORTaktiv), Gadollaplatz 1, 8010 Graz ➜ Herstellung: Druck Styria GmbH & Co KG ➜ Aboservice: corner@oefb.at


KOMMENTAR<br />

THOMAS HOLLERER<br />

Die gesellschaftspolitische<br />

Kraft des Fußballs<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

»Der richtige<br />

Weg ist, bei der<br />

Vergabe von<br />

Großereignissen<br />

einen Wertekatalog<br />

als Kriterium<br />

zu implementieren.«<br />

Die WM in Katar zeigt eindrucksvoll die<br />

soziale und gesellschaftspolitische Verantwortung<br />

des Fußballs, aber auch den<br />

Druck und die Erwartungshaltung, denen<br />

unser Sport ausgeliefert ist.<br />

In den letzten Wochen und Monaten wurde<br />

ich oft gefragt, ob sich der ÖFB durch die<br />

Nicht-Teilnahme an der WM nicht einiges<br />

an Diskussionen erspart hätte. Hand aufs<br />

Herz: Wir wären so froh gewesen, wenn wir<br />

nach über 20 Jahren wieder einmal bei einer<br />

WM gewesen wären, dass wir diese Diskussionen<br />

gerne weitergeführt hätten. Das sind<br />

ja auch ganz wichtige Fragen: Wofür stehen<br />

wir? Welche Werte verkörpern wir? Welche<br />

gesellschaftlichen Ansätze verfolgen wir?<br />

Diese WM ist eine sehr spezielle. Es ist<br />

die erste auf der Arabischen Halbinsel,<br />

die erste im europäischen Herbst, die<br />

erste mit sehr kurzen Distanzen – und<br />

es ist die erste, bei der wir eine so intensive<br />

Wertediskussion führen.<br />

Uns allen ist klar: Menschliche Werte sind<br />

universell. Menschenrechte müssen<br />

gelten, egal in welchem Land oder in<br />

welcher Region. Wir dürfen aber nicht<br />

vergessen, dass es in Europa mit vielen<br />

Rückschlägen 250 Jahre gedauert hat, diesen<br />

Wertekanon zu entwickeln. Und es gibt<br />

Länder, in denen der Transformationsprozess<br />

erst seit 25 Jahren läuft. Das heißt aber<br />

nicht, dass man Probleme nicht aufzeigen<br />

soll. Es ist wichtig, die Stimme zu erheben.<br />

Der ÖFB hat sich aus diesem Grund auch<br />

schon vor dem Play-off mit Amnesty International<br />

ausgetauscht, mit der katarischen Botschaft<br />

in Wien, mit der österreichischen Botschaft<br />

in Doha und mit staatlichen Stellen.<br />

Wir haben uns vorgenommen, gemeinsam<br />

etwas auf die Beine zu<br />

stellen. Aber auch, dass wir nicht<br />

eineinhalb Jahre vor der WM einen<br />

Boykott fordern, sondern darüber nachdenken<br />

wollen, wie wir die Lebenssituation der<br />

Leute vor Ort nachhaltig verbessern können.<br />

Darin waren wir uns auch mit Amnesty Österreich<br />

einig.<br />

Der richtige Weg wird in Zukunft sein, bei<br />

der Vergabe von Großereignissen einen<br />

Wertekatalog als wesentliches Vergabekriterium<br />

zu implementieren. Das Internationale<br />

Olympische Komitee beginnt auch<br />

schon damit. Die Vergabe der WM 2022 ist<br />

Geschichte. Wesentlich ist, was wir daraus<br />

lernen. Nämlich, dass diejenigen, die über<br />

solche Vergaben entscheiden, an diesen Wertekatalog<br />

gebunden sind und nicht nach Gutdünken<br />

abstimmen.<br />

Unsere Gesellschaft hat sich stark weiterentwickelt.<br />

Auch wenn es in einzelnen<br />

Bereichen unterschiedliche Sichtweisen<br />

gibt, müssen wir für bestimmte universelle<br />

Grundrechte eintreten und werben.<br />

Egal, ob das jetzt in Asien, Amerika, Afrika,<br />

Australien oder Europa ist. Wie viele Demokratien<br />

europäischer Prägung gibt es unter<br />

den 211 Nationalverbänden der FIFA?<br />

Wie würden wir nun reagieren, wenn<br />

uns zum Beispiel der iranische Verband<br />

ein Angebot für ein Freundschaftsspiel<br />

machen würde. Da<br />

würden wir neben sportlichen auch gesellschaftliche<br />

Kriterien in Betracht ziehen. Und<br />

die Frage, ob und wie im Rahmen eines solchen<br />

Spiels ein Beitrag geleistet werden<br />

könnte, etwas zum Besseren zu verändern.<br />

Man sollte immer das Ganze sehen und danach<br />

Entscheidungen treffen. Umso wichtiger<br />

ist es, auf allen Ebenen des Fußballs den zentralen<br />

Werten treu zu bleiben und danach zu<br />

handeln – das geht aber nicht ohne Allianzen.<br />

DR. THOMAS<br />

HOLLERER<br />

ÖFB-Generalsekretär<br />

4 CORNER 04/22


Unser Stiegl Bio-Bock ist ein kräftiges und<br />

gehaltvolles Original mit einem Alkoholgehalt<br />

von 7 % Vol. Somit ist er die perfekte Bierspezialität<br />

für festlichen Genuss – und das in<br />

bester Bio-Qualität.


vitality-world.com<br />

Die perfekte<br />

GESCHENKIDEE<br />

VAMED Vitality World Geschenkkarte<br />

Jetzt einfach bestellen unter:<br />

shop.vitality-world.com<br />

zeitlich flexibel einlösbar<br />

ab 20 EUR erhältlich<br />

gültig in allen Resorts<br />

Die AGB und weitere Informationen finden Sie unter: shop.vitality-world.com


INHALT<br />

ÖFB CORNER 04/2022<br />

Italien-Legionär<br />

Posch zeigte beim<br />

2:0-Sieg gegen seine<br />

Wahlheimat eine<br />

starke Leistung.<br />

COVERSTORY<br />

10 Ralf Rangnicks<br />

Chef-Balleroberer<br />

Nach hartnäckiger Verletzung ist Konrad Laimer<br />

bereit fürs Comeback. Sein großes Ziel: Die<br />

Qualifikation für die EURO 2024 in seiner<br />

fußballerischen Heimat Deutschland.<br />

FEATURES<br />

14 Der Weg zur EURO<br />

Mit Belgien und Schweden trifft das ÖFB-Team<br />

in der Qualifikation auf alte Bekannte.<br />

16 Hinter den Kulissen<br />

So tickt das Trainerteam, dem Ralf Rangnick<br />

auf und neben dem Platz vertraut.<br />

20 Kevin Danso im Interview<br />

Der Frankreich-Legionär vom RC Lens gehört<br />

zu den Gewinnern des Jahres 2022.<br />

24 History<br />

Hans Huber über Highlights und Kuriositäten<br />

vergangener Weltmeisterschaften.<br />

28 „Ich beschütze meine<br />

Fußball-Familie“<br />

Manuela Zinsberger im emotionalen Interview<br />

über Highlights, Rückschläge und ihre Pläne für<br />

das Jahr 2023.<br />

36 Kultverein aus Hernals<br />

Der Wiener Sport-Club mischt mit Trainer Robert<br />

Weinstabl den UNIQA ÖFB Cup auf.<br />

40 Rasanter Aufstieg<br />

U21-Shootingstar Leo Querfeld lässt das<br />

emotionale Jahr noch einmal Revue passieren.<br />

44 Starke Perspektiven<br />

In Kroatien wurden Spieler der Jahrgänge 2000<br />

bis 2005 an höhere Aufgaben herangeführt.<br />

46 Futsal<br />

Gegen starke Gegner sammelte das Team von<br />

Patrik Barbic wertvolle Erfahrungen.<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

STANDARDS 22 WhatsApp-Chat mit Michael Gregoritsch 39 ADMIRAL Bundesliga 52 Landesverbände<br />

56 Schiedsrichter 60 ÖFB-Mix & Seitenblicke 62 Der Legendenklub mit Walter Schachner


SCHNAPPSCHUSS<br />

WM-SCHMERZ<br />

Selten lagen in einem Jahr Freud und Leid sportlich so knapp beieinander wie<br />

2022. Das Frauen-Nationalteam erreichte mit herausragenden Leistungen das<br />

Viertelfinale bei der UEFA Women’s EURO, belegt mit Platz 19 im FIFA-Ranking<br />

die beste Platzierung in der Geschichte, erreichte in rekordverdächtigen 16 Spielen<br />

elf Siege. Doch das ganz große Ziel, der nächste Schritt in der steilen Entwicklung<br />

wurde verpasst. Die ÖFB-Auswahl um Kapitänin Carina Wenninger und Torfrau<br />

Manuela Zinsberger scheiterte im Play-off zur WM 2023 in Neuseeland und<br />

Aus tralien an Schottland. Der Hampden Park von Glasgow wurde im strömenden<br />

Regen für Österreich zum Tal der Tränen – aus dem man sich wieder erheben wird.<br />

Mit neuen Zielen und einem neuen Plan. 2025 gibt’s die nächste EURO …<br />

8 CORNER 04/22


CORNER 04/22 9<br />

ÖFB/GRUBER


COVERSTORY<br />

KONRAD LAIMER<br />

» Man merkt<br />

schon, dass ich<br />

mich in der Mitte<br />

einen Tick wohler<br />

fühle als auf der<br />

Seite. «<br />

ÖFB/KELEMEN<br />

10 CORNER 04/22


Prädikat<br />

Weltklasse<br />

Für die einen ist Konrad Laimer ein Pressingmonster.<br />

Für Teamchef Ralf Rangnick ist er der<br />

beste Balleroberer und Umschaltspieler der<br />

Welt. So tickt der 25-jährige Dauerläufer.<br />

TEXT IRIS STÖCKELMAYR<br />

Konrad Laimer ist ein gefragter<br />

Mann im internationalen Fußball.<br />

Auch ein Riss des Syndesmosebandes,<br />

der ihn im Herbst außer<br />

Gefecht setzte, ändert nichts daran,<br />

dass der 25-Jährige auf dem<br />

Transfermarkt einmal mehr große<br />

Begehrlichkeiten weckt. Medial wird er mit<br />

einem Transfer zum FC Bayern München in<br />

Verbindung gebracht, auch Klubs aus der<br />

englischen Premier League klopfen dem<br />

Vernehmen nach immer wieder an die Tür<br />

seines derzeitigen Arbeitgebers RB Leipzig.<br />

„Konis“ Talent ist Kennern wenig überraschend<br />

schon früh ins Auge gestochen.<br />

2017 holte Ralf Rangnick den damals<br />

20-Jährigen in seiner Funktion als Sportdirektor<br />

von Salzburg nach Leipzig, nachdem<br />

Laimer nach zehn Jahren beim FC Red Bull<br />

Salzburg und je drei Meister- und Cuptiteln<br />

eine neue Herausforderung in seiner steilen<br />

Karriere suchte.<br />

Die Reise nach Sachsen trat er mit großen<br />

Vorschusslorbeeren und Erwartungen<br />

im Gepäck an. In Österreich war der zigfache<br />

ÖFB-Nachwuchsnationalspieler zuvor zum<br />

besten Spieler der Bundesliga gewählt worden.<br />

Wenn man Konrad Laimer verpflichtete,<br />

wusste man, was man für einen Spielertyp<br />

bekommt: einen Profi, der stets vollen Einsatz<br />

zeigt, der alles für den Erfolg seines<br />

Teams gibt – und der noch dazu auf verschiedenen<br />

Positionen spielen kann.<br />

Siegeswille<br />

Das konnte – und musste – er in seinen<br />

ersten beiden Jahren in Leipzig auch unter<br />

Beweis stellen. Oft spielte er als Rechtsverteidiger<br />

oder etwas weiter vorne, manchmal<br />

auch auf der linken Seite. Erst unter Trainer<br />

Julian Nagelsmann rückte er in der Saison<br />

2019/20 dauerhaft ins zentrale Mittelfeld.<br />

Damals meinte Laimer: „Ich bin froh, dass<br />

ich das Vertrauen bekommen habe, über<br />

längere Zeit auf der Position zu spielen. Ich<br />

glaube, man merkt schon, dass ich mich in<br />

der Mitte einen Tick wohler fühle als auf der<br />

Seite.“ Mit Leipzig stürmte Laimer auf Platz<br />

drei in der Liga und bis ins Halbfinale der<br />

UEFA Champions League. Doch dann folgte<br />

ein herber Rückschlag. Ein Knochenödem<br />

sorgte dafür, dass er fast die komplette fol-<br />

Ralf Rangnick<br />

hält Box-to-box-<br />

Spieler Laimer<br />

für „den derzeit<br />

besten Balleroberer<br />

der Welt“.<br />

» Erst spielst du<br />

Champions<br />

League, dann<br />

kannst du nicht<br />

mehr laufen. «<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

CORNER 04/22<br />

11


ÖFB/KELEMEN (3)<br />

Bei der UEFA EURO<br />

2021 stand Laimer bei<br />

allen vier Spielen in<br />

der Startelf.<br />

» Es war schon<br />

immer so, dass ich<br />

viel über das Laufen<br />

gekommen<br />

bin, um es dem<br />

Gegner schwer zu<br />

machen. «<br />

gende Spielzeit verpasste. Es war die<br />

schwerste Zeit seiner noch immer recht<br />

jungen Karriere. Rückblickend meint er:<br />

„Man lernt zu schätzen, wenn man gesund<br />

ist. Erst spielst du Champions League, dann<br />

kannst du nicht mehr laufen.“<br />

Doch Laimer kam gestärkt zurück. Im<br />

Sommer 2021 nahm der Salzburger mit dem<br />

Nationalteam an der UEFA EURO teil, wo man<br />

bekanntlich das Achtelfinale erreichte und dort<br />

am späteren Europameister Italien scheiterte.<br />

Der 25-Jährige stand in allen vier Spielen<br />

in der Startelf. Auch unter Teamchef Franco<br />

Foda war er unumstrittener Stammspieler.<br />

Doch nach der EURO musste Laimer in<br />

Leipzig zum ersten Mal die Erfahrung machen,<br />

wie es ist, nicht fix gesetzt zu sein. In den<br />

ersten acht Bundesliga-Spieltagen stand er<br />

nur einmal in der Startelf. Doch auch das konnte<br />

„Koni“ überwinden. Kein Wunder, schließlich<br />

zeichnet ihn ein unbändiger Ehrgeiz aus.<br />

Wie es dazu kam, dass er auch auf dem<br />

Platz solch ein Dauerbrenner ist, weiß er<br />

jedoch selbst nicht. „Ich glaube, entweder<br />

bist du so ein Typ oder eben nicht. Ich denke<br />

nicht, dass man das lernen kann“, sagt er<br />

selbst. „Es war bei mir einfach schon immer<br />

so, dass ich viel über das Laufen gekommen<br />

bin, um es dem Gegner schwer zu machen.<br />

Dazu kommt, dass ich einen unglaublichen<br />

Siegeswillen in mir trage“, verriet Laimer.<br />

Vorbild<br />

Gemeinsam mit Teamkollegen Xaver Schlager<br />

steht er mit diesen Attributen als Sinnbild<br />

für den neuen Fußball, den das Nationalteam<br />

unter Ralf Rangnick verkörpern will. Warum<br />

das so ist, kann der Teamchef am besten<br />

erklären: „Ich sehe ihn, wenn er fit ist, sogar<br />

vor N‘Golo Kanté. Aber er ist ein zentraler<br />

Mittelfeldspieler, ein Achter. Ich sehe ihn<br />

nicht so sehr als Sechser, sondern als Spieler,<br />

der dann an Wert gewinnt, wenn du<br />

diese Umschaltmomente hast.“<br />

Auch U21-Teamchef Werner Gregoritsch<br />

streut seinem ehemaligen Schützling Rosen:<br />

„Koni ist fußballerisch der intensivste Spieler,<br />

den ich kenne. Obwohl er nicht viel<br />

schreit und gestikuliert, ist er auf dem Platz<br />

immer präsent. Mit seiner positiven Aggressivität<br />

jagt er 90 Minuten lang jedem Ball<br />

hinterher und steckt damit seine komplette<br />

Mannschaft an.“ Und er spricht auch die<br />

menschliche Seite an. „Während er auf dem<br />

Platz aggressiv jedem Ball hinterherjagt, ist<br />

er privat ein sehr ruhiger, kontrollierter, bedächtiger<br />

Bursche. Ich habe ihn noch nie laut<br />

erlebt. Jeder junge Spieler sollte ihn sich<br />

zum Vorbild nehmen.“<br />

Auch an seiner Weiterentwicklung hat<br />

Koni laut Gregoritsch immer gefeilt: „Weil er<br />

so intensiv gegen den Ball arbeitet, ließ nach<br />

Ballgewinnen früher immer seine Konzent-<br />

12<br />

CORNER 04/22


COVERSTORY<br />

KONRAD LAIMER<br />

ration nach. Deshalb hat er zu viele Fehlpässe<br />

gespielt. Diesbezüglich hat er sich stark<br />

verbessert. Auch technisch hat er sich gesteigert:<br />

Koni war nie der große Techniker,<br />

hat aber stark an seinem Dribbling und seinen<br />

Pässen gearbeitet.“<br />

Dass Konrad Laimer und der Ball eine<br />

gute Kombination sind, hat sich schon sehr<br />

früh herausgestellt. „Koni“ war kaum drei<br />

Jahre alt, als er im heimatlichen Abersee am<br />

Wolfgangsee mit dem Kicken begonnen hat.<br />

„Ich habe immer einen Ball am Fuß gehabt<br />

und bin damit durch die Gegend gelaufen.“<br />

Papa und Opa haben sein Talent gefördert.<br />

Als Zehnjähriger wechselte er in die Akademie<br />

des FC Red Bull Salzburg. „Ich habe<br />

eine hervorragende Ausbildung genossen,<br />

machte die Schule. Ich wollte und will einfach<br />

nur Fußballspielen.“<br />

Steven Gerrard nannte er in jüngeren<br />

Jahren als sein Vorbild. Pro Spiel spult er gewaltige<br />

Distanzen ab, im Schnitt mindestens<br />

zwölf Kilometer. „Ich will immer nahe am<br />

Geschehen sein, den Mitspielern helfen, bis<br />

zum Umfallen kämpfen.“ Diese Worte deuten<br />

schon an, dass Laimers Philosophie eine erdige<br />

ist. „Du musst jeden Tag hart arbeiten,<br />

dich verbessern. Ich bin bodenständig, geerdet,<br />

dankbar.“ Gleichzeitig stellt er aber klar:<br />

„Ich will mich mit den Besten der Welt messen“,<br />

und räumt auch ein, „vielleicht manchmal<br />

ein bisschen zu ehrgeizig“ zu sein.<br />

» Mit seiner positiven<br />

Aggressivität<br />

jagt er 90 Minuten<br />

lang jedem Ball<br />

hinterher und<br />

steckt damit seine<br />

Mannschaft an. «<br />

Come back stronger<br />

Und zu viel Ehrgeiz kann bekanntlich auch<br />

hinderlich sein. In den letzten Monaten hatte<br />

Laimer aufgrund seiner verletzungsbedingten<br />

Zwangspause viel Gelegenheit, sich<br />

in Geduld zu üben, zumal im Genesungsprozess<br />

nicht alles nach Wunsch und Plan verlief.<br />

Zunächst sollte die Verletzung konservativ<br />

behandelt werden. Nach weiterer Betrachtung<br />

der Bilder riet die medizinische Abteilung<br />

von RB Leipzig aber doch zu einer Operation.<br />

Ende November konnte Laimer aber<br />

Entwarnung geben: „Mir geht es gut. Die<br />

Verletzung habe ich abgehakt, die Heilung<br />

ist gut verlaufen, ich spüre gar nichts mehr.<br />

Jetzt will ich mein Level von vor der Verletzung<br />

noch ein wenig steigern.“<br />

Auch im Hinblick auf die im März startende<br />

EM-Qualifikation, die Laimer natürlich<br />

im Auge hat. „Es steckt riesiges Potenzial<br />

in der Mannschaft. Wir haben ein richtig gutes<br />

Team mit einer guten Breite an Spielern,<br />

die Woche für Woche auf Topniveau agieren.<br />

Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht<br />

hier auch schaffen sollten. Das Wichtigste<br />

ist aber, dass wir nicht nur immer reden, wir<br />

müssen es auch konstant auf dem Platz<br />

zeigen. Das haben wir in den letzten Jahren<br />

vermissen lassen“, so Laimer. Dazu wird<br />

seiner Meinung nach Ralf Rangnick einen<br />

entscheidenden Beitrag leisten. „Ich kenne<br />

ihn gut, weiß, was er kann, und bin mir sicher,<br />

dass er uns als Team und jeden Einzelnen<br />

besser machen kann.“ Wie das konkret<br />

gelingen soll? „Er ist wie ich ein ehrgeiziger<br />

Typ, der immer gewinnen will. Es gibt einen<br />

gewissen Matchplan, an den sich die Mannschaft<br />

halten muss, aber natürlich ist er nicht<br />

von der ersten Minute an durchgetaktet. Wir<br />

spielen immer noch Fußball, da gibt es immer<br />

noch freie Entscheidungen“, sagt der<br />

Mittelfeldspieler. „Wir reden hier von gewissen<br />

Punkten und Abläufen, die alle verinnerlichen<br />

sollen.“<br />

Die EURO 2024 in Deutschland ist auf<br />

jeden Fall der große Traum von Konrad Laimer.<br />

Ob er zu diesem Zeitpunkt auf Vereinsebene<br />

für Leipzig, den FC Bayern oder auf<br />

der Insel auf Balljagd geht, steht noch in<br />

den Sternen.<br />

Ist Konrad Laimer fit, stellt er<br />

im österreichischen Nationalteam<br />

eine Konstante dar.<br />

CORNER 04/22 13


EM QUALIFIKATION<br />

TEXT IRIS STÖCKELMAYR<br />

In Linz beginnt’s!<br />

Nach dem erfolgreichen Jahresabschluss des<br />

Nationalteams mit dem Sieg gegen Europameister<br />

Italien konnten auch bereits die ersten Weichen<br />

für die im März startende EM-Qualifikation<br />

gestellt werden. Das Ziel ist klar …<br />

Österreich vs. Italien – die Neuauflage<br />

des EM-Achtelfinales im Londoner<br />

Wembley-Stadion bildete<br />

den würdigen Schlusspunkt des<br />

Länderspieljahres 2022. Musste<br />

man sich damals dem späteren<br />

Champion knapp geschlagen geben,<br />

konnte das Nationalteam diesmal das<br />

Spiel eindrucksvoll mit 2:0 für sich entscheiden.<br />

Vielleicht ein Schlüsselerlebnis auf dem<br />

Weg zur EURO 2024?<br />

Die Rangnick-Elf trifft im Rahmen der<br />

Qualifikation für die EM-Endrunde in<br />

Deutschland in der Gruppe F auf Belgien,<br />

Schweden, Aserbaidschan und Estland. Bei<br />

der EURO eine gute Rolle zu spielen, ist das<br />

große Ziel von Trainerteam und Mannschaft.<br />

„Die Gruppe hätte sicherlich einfacher<br />

sein können, aber auch schwieriger. Belgien<br />

ist der Favorit, aber unser Ziel ist ohnehin,<br />

uns so zu entwickeln, dass wir jeden Gegner<br />

schlagen können, auch in dieser Gruppe, und<br />

14 CORNER 04/22


Die Qualifikation beginnt<br />

in der neuen Raiffeisen<br />

Arena in Linz.<br />

Der deutsche Ex-Stürmer<br />

Kalle Riedle zog die Lose<br />

für die Qualifikation zur<br />

EURO 2024.<br />

GETTY IMAGES/UEFA LASK, ÖFB/KELEMEN<br />

uns direkt für die EURO zu qualifizieren“,<br />

kündigt Teamchef Ralf Rangnick an<br />

Schmuckkästchen<br />

Die Bühne für den Quali-Kick-off ist (fast)<br />

bereitet. Das Nationalteam wird die Auftaktspiele<br />

gegen Aserbaidschan und Estland am<br />

24. und 27. März 2023 in der dann neu eröffneten<br />

Raiffeisen Arena in Linz bestreiten.<br />

Anpfiff ist jeweils um 20.45 Uhr. Die Details<br />

zum Kartenvorverkauf werden gesondert<br />

bekannt gegeben.<br />

Es sind die Länderspiele Nummer 11<br />

und 12 in der oberösterreichischen Landeshauptstadt.<br />

Das letzte offizielle Bewerbsspiel<br />

des Nationalteams in Linz fand 1981<br />

gegen Finnland statt – Endstand 5:1 für<br />

Österreich.<br />

Die Errichtung der topmodernen Raiffeisen<br />

Arena wird diese Zahl mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

rasch wachsen lassen. Bei<br />

internationalen Spielen sind im Schmuckkästchen,<br />

das am 24. Februar eröffnet wird,<br />

knapp über 17.000 Zuschauer zugelassen.<br />

„Die neue Raiffeisen Arena ist eine sehr<br />

attraktive Option für Länderspiele unseres<br />

Nationalteams. Das Stadion erfüllt die internationalen<br />

Anforderungen des ÖFB für Länderspiele<br />

und entspricht außerdem uneingeschränkt<br />

der Kategorie 4 der UEFA. Wir<br />

freuen uns, den Fans für die Spiele gegen<br />

Aserbaidschan und Estland eine moderne<br />

Infrastruktur im fußballbegeisterten oberösterreichischen<br />

Zentralraum bieten zu können.<br />

Mein expliziter Dank gilt dem LASK und<br />

Präsident Siegmund Gruber, die das ermöglicht<br />

haben und uns das Gefühl vermittelt<br />

haben, hier sehr willkommen zu sein“, so<br />

Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB<br />

Wirtschaftsbetriebe GmbH.<br />

Heimvorteil<br />

„Wir sind stolz, das Nationalteam in der Raiffeisen<br />

Arena Linz begrüßen zu dürfen. Wir<br />

werden dem Team die bestmögliche Unterstützung<br />

für diese wichtigen Spiele auf dem<br />

Weg zur EURO 2024 in Deutschland bieten“,<br />

so LASK-Präsident Siegmund Gruber.<br />

Nach den Heimspielen gegen Aserbaidschan<br />

und Estland geht es am 17. Juni mit<br />

der Auswärtspartie in Belgien weiter, bevor<br />

es für die Auswahl von Ralf Rangnick am<br />

20. Juni zum Heimspiel gegen Schweden<br />

kommt. Am 12. September steht das Auswärtsduell<br />

mit Schweden auf dem Pro-<br />

gramm. Am 13. Oktober gastiert Belgien in<br />

Österreich. Nach diesem Heimspiel tritt die<br />

ÖFB-Elf die Reise nach Aserbaidschan an,<br />

wo am 16. Oktober gespielt wird. Zum Abschluss<br />

der EM-Qualifikation trifft Österreich<br />

am 16. November auswärts auf Estland.<br />

Spätestens dann sollen die rot-weiß-roten<br />

Sektkorken knallen.<br />

Klares Ziel<br />

Ralf Rangnick ist nach den ersten acht Spielen<br />

seiner Amtszeit auf jeden Fall zuversichtlich.<br />

Dem Teamchef hat die Quali-Generalprobe<br />

gegen Italien sehr gut gefallen, darauf<br />

will er aufbauen. „Wir haben es 70 Minuten<br />

lang sehr gut gemacht. Das Ziel ist es, irgendwann<br />

mal über 90 Minuten das Spiel<br />

komplett zu kontrollieren. Wenn wir in den<br />

Quali-Spielen so spielen wie gegen Italien,<br />

mit der notwendigen Unterstützung der Fans<br />

vor hoffentlich ausverkauftem Haus, dann<br />

springt der Funke noch mehr über und wir<br />

haben mit den Zuschauern im Rücken einen<br />

weiteren Vorteil.“<br />

Die Mannschaft hat das Potenzial, 2024<br />

in Deutschland aufzuzeigen. „Wenn wir alle<br />

Mann an Bord haben und mit so einer Einstellung<br />

und so einem Mut die Spiele bestreiten,<br />

bin ich mehr als zuversichtlich für<br />

die Qualifikation. Dann haben wir auch gegen<br />

die starken Gegner in unserer Gruppe eine<br />

gute Chance, uns für die Europameisterschaft<br />

zu qualifizieren“, ist Ralf Rangnick<br />

überzeugt.<br />

ÖFB-SPIELTERMINE<br />

24.03.2023, 20:45 Uhr<br />

Österreich vs. Aserbaidschan<br />

Raiffeisen Arena Linz<br />

27.03.2023, 20:45 Uhr<br />

Österreich vs. Estland<br />

Raiffeisen Arena Linz<br />

17.06.2023, 20:45 Uhr<br />

Belgien vs. Österreich<br />

20.06.2023, 20:45 Uhr<br />

Österreich vs. Schweden<br />

12.09.2023, 20:45 Uhr<br />

Schweden vs. Österreich<br />

13.10.2023, 20:45 Uhr<br />

Österreich vs. Belgien<br />

16.10.2023, 18:00 Uhr<br />

Aserbaidschan vs. Österreich<br />

16.11.2023, 18:00 Uhr<br />

Estland vs. Österreich<br />

CORNER 04/22<br />

15


NATIONALTEAM<br />

HINTERGRUND<br />

LARS KORNETKA<br />

Wer Ralf Rangnick genau zuhört,<br />

dem fällt sehr rasch<br />

auf, dass er häufig das Wort<br />

„wir“ verwendet. Eine der<br />

großen Stärken des Teamchefs<br />

ist es, eine Gruppe<br />

von Experten an seiner Seite<br />

zusammenzustellen, mit denen er eng<br />

kooperiert, sie aber auch eigenverantwortlich<br />

in ihren Fachgebieten arbeiten lässt.<br />

„Ein moderner Trainer muss Experte in<br />

allen relevanten Bereichen sein, aber trotzdem<br />

die besten Leute an seiner Seite arbeiten<br />

und sich entfalten lassen. Der Aspekt der<br />

Führungsstärke wird dabei immer wichtiger“,<br />

weiß der Teamchef. Ralf Rangnick hat drei<br />

Fachexperten als Co-Trainer in seinem Team.<br />

Pionier und Weggefährte<br />

Lars Kornetka verbindet eine langjährige<br />

Zusammenarbeit mit Rangnick. Als studierter<br />

Journalist gilt der 44-Jährige als einer der<br />

Pioniere der modernen Video- und Spielanalyse.<br />

Der Deutsche hat 2007 als Videoanalyst<br />

bei der TSG Hoffenheim begonnen und dort<br />

jahrelang mit Rangnick erfolgreich zusammengearbeitet.<br />

Auch beim FC Schalke war<br />

Kornetka gemeinsam mit Rangnick aktiv.<br />

Zudem hat er als Analyst beim FC Bayern<br />

unter Pep Guardiola gearbeitet. Es folgten<br />

vier Jahre bei Bayer Leverkusen, unter anderem<br />

an der Seite von Roger Schmidt und<br />

Heiko Herrlich. 2018 holte ihn Rangnick zu<br />

RB Leipzig, danach war Kornetka auch Assistent<br />

von Julian Nagelsmann. Anschließend<br />

stand Kornetka Roger Schmidt bei PSV<br />

Eindhoven zur Seite, dann zog es ihn erneut<br />

mit Ralf Rangnick zu Lok Moskau.<br />

Lars Kornetka bringt seine Stärken im<br />

Nationalteam vor allem im analytischen und<br />

taktischen Bereich ein. Mit seiner offenen<br />

und gewinnenden Persönlichkeit ist er auch<br />

ein wichtiger Fixpunkt im Austausch mit der<br />

Mannschaft.<br />

Die Verpflichtung von Ralf Rangnick<br />

als ÖFB-Teamchef wurde vielerorts<br />

als Coup bezeichnet. An seiner Seite<br />

arbeiten Experten mit ihm gemeinsam<br />

für den Erfolg des Nationalteams.<br />

Der ÖFB CORNER beleuchtet<br />

die Fachleute, die – noch – abseits<br />

des öffentlichen Fokus agieren.<br />

TEXT IRIS STÖCKELMAYR<br />

Geballte<br />

16<br />

CORNER 04/22


PETER PERCHTOLD<br />

ROBERT ALMER<br />

Onur Cinel, der dritte im Bunde, gilt für<br />

Fachleute als einer der spannendsten und<br />

erfolgreichsten Trainer im deutschsprachigen<br />

Raum. Er ist beim FC Schalke 04 als U17-<br />

Coach tätig und ist mit seiner Mannschaft<br />

amtierender Deutscher Meister. Aktuell lacht<br />

man erneut von der Tabellenspitze. In den<br />

letzten drei Jahren gingen gerade einmal<br />

zwei seiner Spiele verloren. So verwundert<br />

es nicht, dass der Name des 37-Jährigen ab<br />

und zu bei Trainerwechseln in Deutschland<br />

wie auch im Ausland hoch gehandelt wird.<br />

Im Nationalteam hat Cinel, der 2020 die<br />

Ausbildung zum Fußballlehrer beim DFB<br />

abgeschlossen hat, vor allem viel Einfluss<br />

auf das Spiel mit dem Ball.<br />

Kompetenz<br />

Spannende Mischung<br />

Mit Peter Perchtold hat Ralf Rangnick einen<br />

weiteren sehr erfolgreichen, stabilen Co-<br />

Trainer an seiner Seite. Der 38-Jährige bringt<br />

auch viel Erfahrung aus seiner Zeit als Spieler<br />

auf höchstem Niveau mit. Der Sohn eines<br />

Österreichers und einer Deutschen war vor<br />

seinem ÖFB-Engagement als Assistenztrainer<br />

beim VfB Stuttgart unter Pellegrino Matarazzo<br />

engagiert und hat 2021 den UEFA-<br />

Pro-Diplom-Kurs der ÖFB-Trainerakademie<br />

abgeschlossen. Österreich ist ihm von Geburts<br />

wegen ein großes Anliegen. Perchtold<br />

ist innerhalb des Trainerteams vor allem im<br />

organisatorischen Bereich und für fußballtaktische<br />

Inhalte auf dem Platz zuständig<br />

und bringt dort seine Expertise ein.<br />

» Alle brennen<br />

dafür, mit den<br />

Spielern zu arbeiten<br />

und ihnen die<br />

Ideen und Konzepte<br />

zu vermitteln. «<br />

ÖFB/KELEMEN<br />

ÖFB/KELEMEN<br />

Offene Zusammenarbeit<br />

Alle drei Co-Trainer arbeiten in der täglichen<br />

Trainingsgestaltung, der Taktik und in der<br />

Analyse sehr eng zusammen. Hier gibt es<br />

viele Schnittstellen zu Spielanalyst Stefan<br />

Oesen, der die Daten aufbereitet, aber auch<br />

viel taktisches Know-how besitzt und einbringt.<br />

Die gemeinsame Arbeit erfolgt eng<br />

abgestimmt und fließend im Übergang, auch<br />

auf dem Platz. Oesen, der im ÖFB die Abteilung<br />

Wissenschaft, Analyse und Entwicklung<br />

leitet, ist für den analytischen Part zuständig,<br />

die drei Co-Trainer teilen sich das<br />

Coachen der Übungen auf dem Platz auf.<br />

Ergänzt wird das Trainerteam durch Tormanntrainer<br />

Robert Almer, der enorm viel<br />

Expertise mitbringt und selbst lange Zeit<br />

Teil der Mannschaft war. Die fünf Experten<br />

sind gemeinsam mit Ralf Rangnick dafür<br />

verantwortlich, die gemeinsamen Überlegungen<br />

auf den Platz zu bringen und mit<br />

der Mannschaft umzusetzen. Der Teamchef<br />

geht dabei stets voran und setzt die Bausteine<br />

zusammen, fungiert als Kitt, denkt<br />

sich in alle Themen und Abläufe hinein und<br />

coacht auf dem Platz. Er weiß aber genau,<br />

wen er an seiner Seite hat, und lässt seine<br />

CORNER 04/22<br />

17


NATIONALTEAM<br />

HINTERGRUND<br />

ÖFB/KELEMEN (3)<br />

GERHARD ZALLINGER<br />

STEFAN OESEN<br />

ONUR CINEL<br />

Experten auch eigenverantwortlich handeln.<br />

So kann eine effektive Zusammenarbeit<br />

stattfinden.<br />

Ein wichtiger Bestandteil des Trainerteams<br />

ist die Abteilung Athletik, wo mit<br />

Gerhard Zallinger eine wahre Ikone auf diesem<br />

Gebiet tätig ist. Ihm zur Seite steht seit<br />

dem November-Lehrgang Martin Hämmerle,<br />

um die Spieler bestmöglich auf die Herausforderungen<br />

des immer enger werdenden<br />

Spielplans vorbereiten und einstellen zu<br />

können. Das Nationalteam steht vermehrt<br />

vor der Herausforderung, die Spieler auf<br />

Basis ihres jeweiligen körperlichen Zustands<br />

individuell abzuholen und zu betreuen und<br />

behutsam zur Match-Fitness zu führen.<br />

Souveräner Steuermann<br />

So versucht jeder, seine individuellen Stärken<br />

einzubringen, damit das Nationalteam<br />

erfolgreich ist. Sei es durch die Weitergabe<br />

von Erfahrungswerten oder das Einbringen<br />

einer neuen Idee oder einer anderen Sicht<br />

auf die Dinge. Niemand scheut sich, seine<br />

Meinung zu sagen. Die ersten Erfahrungen<br />

waren für das Gefüge sehr positiv, weil Ralf<br />

Rangnick seinen Trainern in vielen Dingen<br />

freie Hand lässt und dennoch alles steuert.<br />

Jeder trägt seinen Teil hinsichtlich der<br />

Trainingsplanung oder der Spielvorbereitung<br />

bei, und die Aufgaben werden untereinander<br />

mit großer Offenheit verteilt. Gleiches gilt<br />

auch im Hinblick auf die Einteilung der zu<br />

beobachtenden Spieler in den Phasen zwischen<br />

den Lehrgängen.<br />

„Ich bin mit der Zusammenstellung des<br />

Trainerteams sehr zufrieden, wir haben eine<br />

hohe fachliche Expertise aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen in unseren Reihen.<br />

Alle brennen dafür, mit den Spielern auf und<br />

neben dem Platz zu arbeiten und ihnen die<br />

Ideen und Konzepte zu vermitteln“, ist Sportdirektor<br />

Peter Schöttel von der Stärke des<br />

Trainerteams überzeugt. Und diese geballte<br />

Kompetenz soll ihren Beitrag dazu leisten,<br />

das Nationalteam zur EURO 2024 zu bringen<br />

und dort eine gute Rolle zu spielen. Das ist<br />

der Anspruch – von allen gemeinsam.<br />

MARTIN HÄMMERLE<br />

18<br />

CORNER 04/22


JETZT AUF ALLE WM-SPIELE TIPPEN!<br />

tipp3.at


KEVIN DANSO<br />

INTERVIEW IRIS STÖCKELMAYR<br />

Kevin Danso hat sich mit starken<br />

Leistungen ein hohes Standing<br />

im Nationalteam erarbeitet und<br />

befindet sich aktuell mit dem RC<br />

Lens in der französischen Liga<br />

„Hier wächst<br />

auf Höhenflug. Gemeinsam mit<br />

dem ÖFB CORNER lässt er das<br />

Jahr 2022 Revue passieren.<br />

etwas zusammen“<br />

ÖFB CORNER: Das Jahr 2022 hat im Nationalteam<br />

einige Veränderungen gebracht.<br />

Wie siehst du die Entwicklung im<br />

Team unter Ralf Rangnick, und wie liegt<br />

dir die Spielidee?<br />

KEVIN DANSO: Wir haben eine klare Spielidee,<br />

die wir verfolgen, und werden auf jeden<br />

Gegner top vorbereitet. Wir können alle von<br />

der Expertise und der Erfahrung von Ralf<br />

Rangnick lernen. Ich habe das Gefühl, dass<br />

„Wie wir uns mit den Fans<br />

gegen Weltmeister Frankreich<br />

gestemmt haben,<br />

war geil“, schwärmt Danso.<br />

20<br />

CORNER 04/22


hier etwas zusammenwächst zwischen Spielern,<br />

Trainerteam und Staff. Wir haben eine<br />

gute Stimmung und Harmonie im Team.<br />

Jeder, der mich kennt, weiß, wie gerne ich<br />

für Österreich spiele. Unsere Spielidee beim<br />

ÖFB liegt mir zu 100 Prozent. Ich bin ein<br />

Spieler, der nach vorne verteidigt, so kann<br />

ich meine Stärken in unser Spiel einbringen.<br />

Mit deinem Verein, dem RC Lens, läuft es<br />

richtig gut, und ihr steht in der Tabelle<br />

hinter dem Starensemble von PSG auf<br />

Rang zwei. Was ist das Erfolgsrezept?<br />

Im Endeffekt haben wir den Grundstein dafür<br />

schon in der letzten Saison gelegt. Wir<br />

sind als Mannschaft fast komplett zusammengeblieben<br />

und daher sehr eingespielt.<br />

Der Unterschied zur letzten Saison ist bisher,<br />

dass wir auch die Spiele gegen Teams aus<br />

den hinteren Tabellenregionen gewinnen.<br />

Ich freue mich total, dass ich da im Abwehrzentrum<br />

meinen Teil dazu beitragen kann,<br />

dass es bisher schwer war, gegen uns Tore<br />

zu schießen.<br />

Wie beurteilst du deine eigene Weiterentwicklung<br />

in diesem Kontext?<br />

Ich spüre, dass ich beim RC Lens einen Schritt<br />

nach vorne gemacht habe und mich durch<br />

das Vertrauen, das mir dort im Club entgegengebracht<br />

wird, in meiner Leistung stabilisieren<br />

konnte. Wir sind hinter Paris Zweiter<br />

in der Tabelle und haben die zweitbeste Abwehr<br />

der Liga. Das tut mir natürlich sehr gut,<br />

und ich kann dieses Selbstbewusstsein auch<br />

zum Nationalteam mitbringen.<br />

Dieses Selbstvertrauen hat es auch gebraucht.<br />

Durch die UEFA Nations League<br />

hat man 2022 mit dem Nationalteam fast<br />

nur gegen Top-Gegner gespielt. Was war<br />

dein persönliches Highlight?<br />

Da waren schon ein paar Kracher dabei. Wir<br />

hatten mit Kroatien und Frankreich den Vizeweltmeister<br />

und Weltmeister in der Gruppe.<br />

Dazu mit Dänemark ein Team, das bei<br />

der letzten Europameisterschaft im Halbfinale<br />

war. Aus den Partien konnten wir viel<br />

mitnehmen. Mein Highlight war aber im Juni<br />

das Heimspiel in Wien gegen Frankreich. Wie<br />

wir uns hier als Team gemeinsam mit den<br />

Fans gegen die Niederlage gestemmt haben<br />

und am Ende das 1:1 gerettet haben, war<br />

schon geil.<br />

ÖFB/KELEMEN<br />

Mit dem RC<br />

Lens ist Danso<br />

in der Ligue 1<br />

auf Höhenflug.<br />

»Unsere Spielidee<br />

beim ÖFB liegt mir<br />

zu 100 Prozent, ich<br />

verteidige gern<br />

vorwärts.«<br />

Dieses Spiel wird vielen in Erinnerung<br />

bleiben. Was kann man aus dem Länderspieljahr<br />

2022 generell mitnehmen und<br />

besser machen?<br />

Wir wollen aus allen Spielen lernen und uns<br />

immer weiter verbessern. Natürlich sind wir<br />

alle total enttäuscht gewesen, dass wir uns<br />

nicht für die WM qualifizieren konnten. Daraus<br />

haben wir Schlüsse gezogen, und ich denke,<br />

wir haben schon in einigen Spielen – wie<br />

gegen Frankreich in Wien – gesehen, wozu<br />

wir in der Lage sind, vor allem auch mit unseren<br />

Fans im Rücken. Das war schon eine<br />

besondere Atmosphäre. Es wird wichtig sein,<br />

dass wir im kommenden Jahr konstant unsere<br />

Leistungen auf den Platz bringen.<br />

Schmerzt es ein wenig, die WM nur aus<br />

der Ferne zu verfolgen?<br />

Als Sportler willst du immer die höchsten<br />

Ziele erreichen, und mit dem Nationalteam<br />

ist das nun einmal die WM. Wir wären alle<br />

sehr gerne dabei gewesen, um uns mit den<br />

besten Ländern zu messen. Deshalb müssen<br />

wir jetzt alles reinschmeißen, um bei<br />

den nächsten Highlights dabei zu sein. Die<br />

Spiele von Ghana, dem Land, dem ich mich<br />

durch meine Familie nahe fühle, oder die<br />

Partien von Deutschland und Frankreich verfolge<br />

ich natürlich und bin gespannt, wer am<br />

Ende den Titel holt. Ein paar Überraschungen<br />

waren in der Vorrunde ja schon dabei.<br />

Jetzt stehen neue Herausforderungen ins<br />

Haus. Wie siehst du die Ausgangslage für<br />

die EM-Qualifikation, die im März startet?<br />

Es ist eine spannende Gruppe mit interessanten<br />

Aufgaben für uns. Schweden wird auch<br />

heiß darauf sein, sich wieder für ein großes<br />

Turnier zu qualifizieren. Auch wenn es für Belgien<br />

aktuell bei der WM nicht gut läuft, wissen<br />

wir alle, wie stark diese Mannschaft individuell<br />

aufgestellt ist. Generell gibt es kaum noch<br />

„kleine“ Verbände, jedes Land verdient Respekt,<br />

und auch gegen Estland und Aserbaidschan<br />

müssen wir voll da sein und fokussiert<br />

die Spiele angehen. Wenn wir das machen,<br />

dann bin ich überzeugt, dass wir 2024 in<br />

Deutschland dabei sein werden.<br />

GEPA-PICTURES.COM (2)<br />

CORNER 04/22 21


WHATSAPP-CHAT<br />

MICHAEL GREGORITSCH<br />

Michael Gregoritsch<br />

online<br />

Hallo Gregerl, vor kurzem noch am Lehrgang im<br />

Marbella gesehen und schon hörst du wieder von<br />

uns! Wir hätten da ein paar Fragen für unsere<br />

neue Corner-Ausgabe. Wie läuft‘s bei dir? Schon<br />

voll im Erholungsmodus nach der Herbstsaison?<br />

Hallo! Ja, ich bin schon im Urlaub in New York.<br />

Mein Laufprogramm sind die endlosen<br />

Sightseeing-Touren!<br />

Ja, auf jeden Fall, wir sind auch davor schon in<br />

gutem Kontakt gewesen, und das wird jetzt<br />

natürlich auch gelebt. Wir sind sehr oft auch<br />

gemeinsam privat unterwegs, vor allem weil wir<br />

beide Golden-Retriever-Geschwister haben.<br />

Wenn du dich für eine Sache entscheiden<br />

müsstest, was wäre dein sportliches Highlight<br />

2022?<br />

So soll es sein. Das freut uns natürlich zu hören.<br />

Genieß es und erhol dich gut. Was steht sonst<br />

noch so an bei dir bis zum Jahreswechsel? Aja,<br />

ganz wichtig: Lass uns bitte deinen Dad ganz lieb<br />

grüßen!<br />

Ich bin für zwei Wochen in Freiburg, wir<br />

trainieren nochmal, damit die Trainingspause<br />

nicht zu lange ist. Danach gehts nach Hause<br />

zum gemeinsamen Weihnachtsfest mit der<br />

Familie! Die Grüße werde ich natürlich<br />

ausrichten.<br />

Weil wir gerade mehr oder weniger schon beim<br />

neuen Jahr sind: Was sind deine Wünsche und<br />

Vorsätze? Welche Ziele wirst du dir stecken?<br />

Ich würd mir für mich persönlich wünschen,<br />

dass es weiterhin so gut läuft im Sport. Mit dem<br />

Nationalteam hoffe ich, dass wir uns für die EM<br />

qualifizieren. Das war das größte Highlight in<br />

meiner Karriere bisher, das will ich nochmal<br />

erleben! Aber die Gesundheit meiner Familie<br />

und mir steht natürlich über allem.<br />

Rückblickend hast du ein sehr erfolgreiches Jahr<br />

hinter dir, mit einem gelungenen Wechsel nach<br />

Freiburg. Wie geht‘s dir im Breisgau? Ist es so<br />

gekommen, wie erhofft?<br />

Ich fühl mich wirklich sehr wohl, der ganze<br />

Verein in Verbindung mit der Stadt ist sehr<br />

besonders. Sportlich läuft es für die ganze<br />

Mannschaft gut, dann ist es natürlich immer ein<br />

Stück einfacher.<br />

War es einfacher für dich, dass mit Lieni ein<br />

weiterer Teamkollege bereits in Freiburg ist? Wie<br />

oft warst du vor deinem Wechsel mit ihm im<br />

Austausch?<br />

Ich denke mein Siegtor gegen St. Pauli im Pokal<br />

war das beste Erlebnis. So eine Stimmung und<br />

so ein entscheidendes Tor in der Verlängerung<br />

gibt es in einer Karriere nicht oft.<br />

Welche Hobbies hast du? Und wofür kannst du<br />

dich noch begeistern in deiner Freizeit?<br />

Ich liebe es, Golf zu spielen und bin sehr<br />

gerne mit meinem Hund Oskar unterwegs.<br />

Das ist immer die beste Ablenkung vom<br />

Stress, wenn man entweder am Golfplatz<br />

oder im Wald dahin spazieren kann.<br />

Verrate uns etwas über dich, was bisher vielleicht<br />

nicht so bekannt ist.<br />

Ich bin ein begeisterter Koch. Ich liebe es, mir,<br />

meiner Freundin oder meiner Familie etwas zu<br />

kochen. Ich glaub es schmeckt meistens auch<br />

ganz gut. Auch mit unserem ÖFB-Koch Fritz<br />

Grampelhuber bin ich privat sehr gut befreundet<br />

und hab viel Kontakt mit ihm. Zu seiner Qualität<br />

fehlt aber sehr viel.<br />

Abschließend noch etwas Hilfreiches:<br />

Was würdest du unseren aufstrebenden<br />

Nachwuchstalenten mitgeben für ihre Zukunft?<br />

Was könnte sie auf ihrem Weg unterstützen?<br />

Meine Devise war immer: Immer Spaß am Spiel<br />

haben. Solange man gerne auf den Trainingsplatz<br />

geht, ist es keine Arbeit, sondern macht Freude.<br />

Dann fällt das Laufen auch einfacher. Bei mir<br />

ist es bis heute so, dass ich gerne auf den Platz<br />

gehe, auch wenn es zu Weihnachten mit meinen<br />

Jungs bei einem traditionellen Hallenkickerl ist.<br />

Fußball ist ein Spiel und Spiele sollten Spaß<br />

machen!<br />

Vielen Dank für deine Zeit. Bleib gesund und auf<br />

ein Wiedersehen im neuen Jahr!<br />

Euch auch eine schöne Zeit, bis nächstes Jahr!<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

22<br />

CORNER 04/22


WIR MACHT’S MÖGLICH.<br />

WILLKOMMEN IM<br />

MODERNEN ZAHLALTER!<br />

RAIPAY<br />

BEZAHLEN MIT JEDEM<br />

ANDROID-SMARTPHONE.<br />

JETZT<br />

APP<br />

DOWN-<br />

LOADEN!<br />

raiffeisen.at/raipay


HISTORY<br />

TEXT HANS HUBER<br />

Wussten Sie,<br />

… dass die Strahlkraft des WM-Pokals<br />

zunächst nur gering war?<br />

Die erste WM ging auf Initiative des FIFA-<br />

Präsidenten Jules Rimet – nach dem später<br />

auch der Pokal benannt wurde – 1930 in Uruguay<br />

in Szene. Das Interesse der großen<br />

europäischen Verbände hielt sich in Grenzen.<br />

Rimet konnte gerade Rumänien, Belgien,<br />

Jugoslawien und Frankreich überreden, sich<br />

der südamerikanischen Übermacht mit sieben<br />

Verbänden (komplettiert wurde das Feld<br />

mit USA und Mexiko) zu stellen. Gemeinsam<br />

reisten die Europäer per Schiff nach Montevideo<br />

und versuchten, sich mit Lockerungsübungen<br />

an Deck vorzubereiten. Die Resonanz<br />

in Europa blieb gering, in Südamerika<br />

stürmten die Massen viele Spiele. Uruguay<br />

siegte im Finale gegen Argentinien mit 4:2.<br />

… dass sich ein Weltmeister mit ausländischen<br />

Spielern verstärkte?<br />

1934 in Italien traten die Gastgeber mit einer<br />

gewaltigen Maschinerie an, um tatsächlich<br />

(im Finale gegen die CSSR mit 2:1) den Titel<br />

zu holen. Dafür wurden auch drei Argentinier<br />

eingebürgert. Raubein Monti hatte vier Jahre<br />

zuvor sogar noch für sein Heimatland das<br />

Finale gespielt!<br />

… dass den Österreichern im Semifinale<br />

übel mitgespielt wurde?<br />

Österreich mit den Ausläufern des „Wunderteams“<br />

scheiterte 1934 im Semifinale an<br />

Italien, aber auch am schwedischen Schiedsrichter,<br />

der beim entscheidenden Treffer zum<br />

1:0-Sieg der Italiener ein klares Foul nicht<br />

ahndete. Zudem berichteten neutrale Beobachter,<br />

dass der Referee im Finish sogar eine<br />

gefährliche Flanke der Österreicher selbst ins<br />

Tor-out köpfelte! (Quelle: „Das goldene Buch<br />

der Fußball-Weltmeisterschaft“)<br />

… dass einmal zwei Teams in denselben<br />

Trikot einliefen?<br />

Auch das war 1934 im Spiel um den dritten<br />

Platz zwischen Österreich und Deutschland<br />

der Fall. Beide Mannschaften begannen das<br />

Match in weißen Leibchen und schwarzen<br />

Hosen. Nach ein paar Minuten wurde das<br />

Spiel unterbrochen, weil komplettes Chaos<br />

herrschte. Die Österreicher verloren das<br />

Match in ausgeborgten roten Dressen des<br />

AC Napoli mit 2:3.<br />

Von der<br />

Hand Gottes,<br />

Wundern und<br />

Kuriositäten<br />

Die Fußball-WM zieht die gesamte<br />

Welt in ihren Bann. Für einige Wochen<br />

scheint sich die Erde in der Tat nur um<br />

den Ball zu drehen. Die bisherigen<br />

21 Turniere brachten aber nicht nur<br />

um jubelte Weltmeister, sondern auch<br />

zahlreiche Kuriositäten.<br />

24<br />

CORNER 04/22


… dass über ein Tor noch heute<br />

diskutiert wird?<br />

Im Finale der WM 1966 in England zwischen<br />

Deutschland und England erzielt Geoff Hurst<br />

in der Verlängerung das „Wembley-Tor“. Bis<br />

heute konnte nicht endgültig geklärt werden,<br />

ob der Ball tatsächlich hinter der Linie war.<br />

England siegt 4:2 und wurde Weltmeister.<br />

… warum Indien nicht an der WM 1950<br />

in Brasilien teilnahm?<br />

Den in der Qualifikation erfolgreichen Indern<br />

wurde von der FIFA verboten, barfuß anzutreten.<br />

Die Inder zogen ihre Nennung zurück.<br />

… dass es eine WM ohne wirkliches<br />

Finale gab?<br />

In Brasilien wurde ein neuer Modus ausprobiert,<br />

mit einem Finalturnier, das Brasilien,<br />

Spanien, Schweden und Uruguay bestritten.<br />

Die Konstellation ergab ein „Endspiel“ zwischen<br />

Brasilien und Uruguay, das die Brasilianer,<br />

die nur ein Remis benötigten, mit 1:2<br />

verloren.<br />

… dass Österreich in den Rekordlisten<br />

aufscheint?<br />

1954 beim 7:5-Sieg im Viertelfinale gegen<br />

Gastgeber Schweiz wurde mit zwölf Toren<br />

der bisher höchste Score erzielt. Die Österreicher<br />

verwandelten einen 0:3-Rückstand<br />

in einen Erfolg, obwohl Torhüter Kurt Schmied<br />

einen Sonnenstich erlitt und von Mitspielern<br />

und Betreuern dirigiert werden musste. Ein<br />

3:1 über Uruguay im Spiel um Platz drei<br />

brachte Österreich Bronze und den noch<br />

immer größten Erfolg.<br />

… warum Österreich bei der WM 1962<br />

in Chile fehlte?<br />

Der ÖFB verzichtete aus finanziellen Gründen<br />

sogar auf die Qualifikation!<br />

Zwölf Tore fielen beim<br />

7:5 der Österreicher<br />

(im Bild Ernst Happel)<br />

gegen WM-Gastgeber<br />

Schweiz 1954.<br />

Horst Hrubesch und Bruno<br />

Pezzey bei der „Schande von<br />

Gijon“ 1982 in Spanien<br />

GEPA-PICTURES.COM VOTAVA / BRANDSTAETTER IMAGES / PICTUREDESK.COM<br />

… welche WM noch heute als die beste<br />

geführt wird?<br />

Experten bezeichnen die WM 1970 in Mexiko<br />

als die attraktivste aller Zeiten. Ein Jahrhundertspiel<br />

zwischen Deutschland und<br />

Italien, das Italien mit 4:3 gewann und ein<br />

Finale, in dem Brasilien mit einem unglaublichen<br />

Pelé, der seinen dritten Titel feierte,<br />

Italien mit 4:1 schlug.<br />

… dass es zwei Siegestrophäen gibt?<br />

Nach dem dritten WM-Titel für Brasilien ging<br />

der ursprüngliche Pokal in den Besitz der<br />

Südamerikaner über. Der neue World Cup<br />

bleibt dauerhaft im Besitz der FIFA, jeder<br />

Sieger erhält aber eine Replik.<br />

… dass die Niederlande zweimal<br />

in Folge ein Finale verloren?<br />

… einmal 1974 in Deutschland nach gefeierten<br />

Leistungen im Finale gegen eine deutsche<br />

Mannschaft, die neben Franz Beckenbauer<br />

einen überragenden Torjäger Gerd<br />

Müller (Siegestor zum 2:1) hatte. Selbst der<br />

geniale Johan Cruyff musste sich da geschlagen<br />

geben, 1978 dann in der Verlängerung<br />

in Buenos Aires gegen Argentinien, weil die<br />

von Ernst Happel betreuten Holländer in der<br />

90. Minute nur die Stange trafen und Mario<br />

Kempes zweimal scorte (3:1 Argentinien).<br />

… wie es zur Schande von Gijon kam?<br />

In der Vorrunde der WM 1982 trafen neuerlich<br />

Österreich und Deutschland aufeinander. Nach<br />

den bisherigen Resultaten gab es nur ein Resultat,<br />

das beiden Teams den Aufstieg sicherte:<br />

1:0 für Deutschland. Nachdem Hrubesch<br />

dieses Tor erzielt hatte, ergab sich ein Ballgeschiebe.<br />

Nicht vorher abgesprochen, auf dem<br />

Spielfeld entwickelt, ging dieses Match als<br />

„Schande von Gijon“ in die Geschichte ein.<br />

Zuschauer und Medien waren empört, Algerien<br />

schied trotz Sieg gegen Deutschland aus.<br />

Deutschland verlor das Finale gegen Italien,<br />

das den dritten WM-Titel feierte. Die Österreicher<br />

scheiterten in der Zwischenrunde.<br />

CORNER 04/22 25


HISTORY<br />

… welches Tor zum schönsten der WM-<br />

Geschichte gewählt wurde?<br />

Im Viertelfinale der WM 1986 wurde Argentiniens<br />

Diego Maradona endgültig zur Legende.<br />

Nicht mit dem Treffer der „Hand<br />

Gottes“, als er den Ball mit der Hand ins Tor<br />

bugsierte, sondern mit seinem Solo zum 2:0.<br />

Da ließ er die Engländer wie Slalomstangen<br />

stehen und wurde zum überragenden Spieler<br />

dieses „World Cups“ – auch im Finale<br />

gegen Deutschland (3:2).<br />

… warum für Österreich der Höhepunkt<br />

1990 schon vor der WM war?<br />

In der Quali für die Endrunde in Italien gab<br />

es eine entscheidende Partie zwischen Österreich<br />

und der DDR im Wiener Happel-<br />

Stadion. Schon bei der Aufstellung wurde<br />

Stürmerstar Toni Polster, aus welchen Gründen<br />

auch immer, gnadenlos ausgepfiffen. Er<br />

revanchierte sich auf seine Weise mit einem<br />

Triplepack zum 3:0 und sorgte im Alleingang<br />

für die Qualifikation. Beim Turnier konnte<br />

Österreich keine Rolle spielen.<br />

… warum die WM 1994 in unrühmlicher<br />

Erinnerung blieb?<br />

In den USA wurden Diego Maradona und<br />

sein Landsmann Caniggia des Dopings überführt<br />

und aus der argentinischen Mannschaft<br />

geworfen. Das Niveau der Spiele blieb überschaubar<br />

– auch im torlosen Finale zwischen<br />

Brasilien und Italien. Erst als im Penaltyschießen<br />

Roberto Baggio (Italien) vergab, durften<br />

die Brasilianer über den vierten Titel jubeln.<br />

… was die „Zehe der Nation“ bedeutete?<br />

Andreas Herzog spielte eine überragende<br />

Qualifikation für die WM 1998 in Frankreich.<br />

Beim Endturnier war er durch eine Zehenverletzung<br />

gehandicapt. Österreich schied<br />

bei der letzten WM, bei der der ÖFB vertreten<br />

war, nach der Vorrunde aus. Frankreich<br />

nützte mit einem genialen Zinédine Zidane<br />

den Heimvorteil und holte sich mit einem<br />

3:0 gegen Brasilien den Titel.<br />

… dass auch Titanen fallen?<br />

Südkorea feierte bei der ersten WM in Asien<br />

(gemeinsam mit Japan) ein wahres Fußballfest,<br />

bei dem oft 150.000 Fans beim Public<br />

Viewing mitfieberten und das unterschätzte<br />

Team bis ins Semifinale vorstieß. Zur tragischen<br />

Figur wurde der zum besten Spieler<br />

des Turniers gewählte Oliver Kahn, der „Titan“.<br />

Denn gerade im Finale gegen Brasilien<br />

patzte er und ermöglichte so den 2:0-Sieg<br />

(beide Treffer durch den „echten“ Ronaldo)<br />

der Brasilianer zum fünften Titel.<br />

… dass ein Semifinale mehr Eindruck<br />

machen kann als ein Finale?<br />

Von der WM in Brasilien 2014 blieb vor allem<br />

der 7:1-Triumph der Deutschen über Brasilien<br />

in bleibender Erinnerung – mehr als das<br />

Endspiel, das die Deutschen nach Verlängerung<br />

gegen Argentinien mit 1:0 für sich entschieden<br />

und den vierten Titel holten.<br />

… dass es erst zwei erfolgreiche Titelverteidigungen<br />

gab?<br />

Der aktuelle Weltmeister Frankreich zählt<br />

auch bei der WM in Katar zu den Favoriten.<br />

Doch es gab bisher nur zwei erfolgreiche<br />

Titelverteidigungen: Italien (1934, 1938) und<br />

Brasilien (1958, 1962).<br />

WM DER<br />

GEGENSÄTZE<br />

Die „Zehe der Nation“<br />

Andreas Herzog 1998<br />

bei der WM in Frankreich<br />

VON HANS HUBER<br />

Katar 2022: Es ist eine ungewöhnliche WM<br />

der Gegensätze: kurze Wege, aber mit einer<br />

langen Liste an Vorwürfen und Protesten. Verletzte Menschenrechte<br />

beim Bau der Infrastruktur zählen ebenso dazu wie vermutete Korruption<br />

oder jüngst intensiv recherchierte Anschuldigungen der Spionage<br />

und versuchten Manipulation von führenden Funktionären. Dazu noch<br />

die erstmalige Verschiebung in den europäischen Winter, die auch für die<br />

Spieler eine besondere Herausforderung darstellt. Heftige Kritik an Veranstalter-Ländern<br />

hat allerdings nahezu immer dieses größte Ereignis<br />

des internationalen Sports begleitet. Ob Argentinien, Mexiko, Südafrika,<br />

oder Russland, um nur einige herauszugreifen. Weil bei diesen Events<br />

nicht nur der Ball, sondern auch viel Geld im Spiel ist. So heiß wie diesmal<br />

vor Matches in gekühlten Stadien war die Ablehnung allerdings<br />

noch nie. Public Viewing wurde in zahlreichen Städten abgesagt, Sponsoren<br />

und Investoren bangen wegen der kritischen Stimmung um ihre<br />

Umsätze. Doch all die negativen Schlagzeilen hatten auch einen positiven<br />

Aspekt: In Hinkunft entscheiden nicht mehr nur die Mitglieder des<br />

FIFA-Exekutivkomitees, sondern die Endauswahl liegt bei allen 211 Mitgliedsverbänden<br />

der FIFA. Jetzt aber in Katar von den Spielern politische<br />

Statements zu verlangen, wäre wohl, findet auch Jürgen Klopp,<br />

unfair. Schließlich haben die Entscheidung, dort zu spielen, andere getroffen.<br />

Und letztlich können jetzt nur die Spieler die schöne, attraktive<br />

Seite des Fußballs zeigen …<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

26<br />

CORNER 04/22


Der vollelektrische<br />

4MOTION<br />

Sicherheit serienmäßig<br />

Der neue ID.5 GTX 4MOTION beeindruckt nachhaltig mit Dualmotor Allradantrieb, athletischem<br />

Coupé-Design und sportlicher Elektroperformance. Serienmäßig ausgestattet mit LED-Matrix-<br />

Scheinwerfern, Wärmepumpe, Komfort Paket Plus und vielen Sicherheitsausstattungen wie<br />

Müdigkeitserkennung, Notbremsassistent „Front Assist“ und Spurhalteassistent „Lane Assist“.<br />

Verbrauch: 17,3 – 22,2 kWh/100 km.<br />

CO₂-Emission: 0 g/km. Symbolfoto. Stand 11/2022.<br />

volkswagen.at


FRAUEN-NATIONALTEAM<br />

MANUELA ZINSBERGER<br />

ÖFB CORNER: Beim Blick zurück, was<br />

überwiegt: die tolle EURO-Performance<br />

oder das dramatische WM-Aus?<br />

MANUELA ZINSBERGER: Ganz ehrlich: Ich<br />

weiß es nicht. Wir haben wieder eine unglaubliche<br />

EM gespielt und eine Nation bewegt,<br />

das tut sehr gut. Aber dieser herbe Rückschlag,<br />

wo die WM-Chance so groß und so<br />

nah war … Das nicht über die Ziellinie gebracht<br />

zu haben, tut sehr weh. Und nach vielen Gesprächen<br />

mit Team-Kolleginnen weiß ich: Der<br />

Schmerz sitzt bei allen ziemlich tief.<br />

Klingt so, als täte es immer noch weh …<br />

Der Stachel sitzt noch drin, der wird aber<br />

auch in zehn Jahren noch drinsitzen. Genauso<br />

wie ich in zehn Jahren noch sagen werde,<br />

wie geil die EURO 2022 war.<br />

Bleiben wir bei der EURO, wo der Unterschied<br />

zu 2017 ja der war, dass die Erwartungshaltung<br />

viel höher war. Wie habt ihr<br />

es geschafft, euch davon nicht bremsen<br />

zu lassen?<br />

Da geht viel auf die Arbeit mit unserer Mentaltrainerin<br />

Mirjam Wolf zurück. Mit ihr kann<br />

jeder individuell etwas machen, aber auch wir<br />

als gesamte Mannschaft. Wenn bei einer<br />

EURO alles auf dich einwirkt – Medien, Fans,<br />

Druck – ist es gar nicht so einfach, bei sich<br />

selbst zu bleiben. Doch genau das haben wir<br />

geschafft. Wir hatten keinen Lagerkoller und<br />

haben es hinbekommen, immer im Hier und<br />

Jetzt zu sein. Für mich war cool, dass ich das<br />

Gefühl hatte, als Familie auf dem Platz zu<br />

stehen. Und meine Aufgabe war es, von hinten<br />

die Familie vor allen Gefahren zu schützen.<br />

Ein schönes Bild.<br />

Wirklich, ich würde für jede Einzelne mein<br />

letztes Hemd geben. Wenn vorne ein Fehler<br />

passiert, versuche ich, ihn hinten mit aller<br />

Gewalt auszubügeln. So wie es jede andere<br />

für mich tut, wenn mir mal etwas misslingt.<br />

Wir geben einander Stärke und sorgen dafür,<br />

unserer Linie treu zu bleiben und unsere<br />

Werte zu verteidigen.<br />

Euer Meisterstück war das Spiel gegen<br />

Norwegen, als ihr gegen einen stärker<br />

einzuschätzenden Gegner in einem Allesoder-Nichts-Spiel<br />

die Oberhand behalten<br />

habt.<br />

Es wurde ja schon medial berichtet, dass<br />

Norwegen im Viertelfinale steht. Das haben<br />

28<br />

CORNER 04/22


„Ich beschütze meine<br />

Fußball-Familie“<br />

Österreichs Top-Torfrau lässt das Jahr Revue passieren.<br />

Manuela Zinsberger über Highs and Lows, den Umbruch<br />

im Frauen-Nationalteam, ihren Clean-Sheet-Rekord mit<br />

Arsenal und ein privates Highlight kommenden Sommer<br />

INTERVIEW MARKUS GEISLER<br />

ÖFB/GLANZL<br />

wir durchaus mitbekommen. Das war ein Teil<br />

des Extrakicks, um dieses Spiel zu gewinnen.<br />

Gegen den späteren Vize-Europameister<br />

Deutschland habt ihr lange mitgehalten,<br />

am Ende aber 0:2 verloren. Kam der Gedanke<br />

auf, dass sogar mehr drin gewesen<br />

wäre?<br />

Auf jeden Fall! Wir hatten den einen oder<br />

anderen Stangenschuss, die Chancen, sie<br />

zu schlagen, waren da. Deutschland ist eine<br />

Macht, deren Druck über 90 Minuten standzuhalten<br />

ist nicht ohne. Aber allein dieses<br />

„Es wäre mehr drin gewesen“ zeigt doch,<br />

dass wir wieder einen großen Schritt gemacht<br />

haben. Und rechne das zweite Tor<br />

weg, das gehört mir, dann wäre es noch<br />

enger gewesen.<br />

Wie lange hast du gebraucht, diesen Fehler<br />

abzuschütteln?<br />

Ach, überhaupt nicht lange, warum auch. Ich<br />

habe nach dem Spiel Tränen vergossen, weil<br />

ich wusste, dass es Vikis (Anm.: Schnaderbeck)<br />

und Lisas (Makas) letztes Spiel war, dass<br />

mit ihren Rücktritten zwei große Stützen wegbrechen.<br />

Das tat mir im Herzen weh. Aber<br />

mein Tor … Mein Gott, Fehler passieren. Ich<br />

finde es strange, dass mich alle fragen, wie<br />

ich mit dem Tor umgegangen bin, aber kaum<br />

jemand nach meinen Leistungen davor fragt.<br />

Das heißt, ihr als Mannschaft habt schon<br />

von den Rücktritten gewusst? Die Öffentlichkeit<br />

hat davon ja erst viel später erfahren.<br />

Ich habe das Bild von der Familie nicht umsonst<br />

benutzt. Ich bin mit Viki extrem gut<br />

befreundet, mit Lisa auch. Klar reden wir über<br />

alles (schmunzelt). Und es muss nicht jeder<br />

immer alles wissen.<br />

Du kennst Viki wie kaum eine Zweite, hast<br />

mit ihr bei Bayern und Arsenal zusammengespielt.<br />

Was bricht mit ihr im Nationalteam<br />

weg?<br />

Sie ist ein Role Model, ein unglaublicher<br />

Teamplayer. Dazu kam ihr Umgang mit Rückschlägen<br />

und ihre Fähigkeit, über Grenzen<br />

zu gehen. Die Führungs-Qualitäten, mit denen<br />

sie das Kapitäns-Amt gelebt hat. Ihren<br />

fußballerischen Wert hat ohnehin jeder gesehen.<br />

Aber vergessen wir dabei nicht Lisa,<br />

auch sie hat der Mannschaft fußballerisch<br />

und menschlich einen Mehrwert gegeben.<br />

Spielerinnen wie du, aber auch Carina<br />

Wenninger oder Sarah Zadrazil rücken<br />

jetzt noch mehr in den Fokus. Wie wirst<br />

du deine neue Rolle interpretieren?<br />

Nicht groß anders als zuvor. Ich will vorneweg<br />

gehen, Role Model sein, ins Team hineinhören.<br />

Das macht bei uns aber ohnehin jeder,<br />

CORNER 04/22 29


FRAUEN-NATIONALTEAM<br />

MANUELA ZINSBERGER<br />

Zwei Role Models für<br />

das Nationalteam: Viki<br />

Schnaderbeck und<br />

Manu Zinsberger<br />

neun Premier-League-Spielen kein Gegentor<br />

kassiert, damit einen Clean-Sheet-<br />

Rekord aufgestellt. Wie mental stark muss<br />

man sein, um so eine lange Phase zu<br />

überstehen?<br />

Ich dachte gar nicht daran, hatte auch nicht<br />

auf dem Schirm, dass es eine so lange Strecke<br />

mit Zu-Null-Spielen war. Ich hatte immer<br />

den Fokus auf das nächste Spiel: Match gewonnen,<br />

abgehakt, wer kommt als nächstes.<br />

Erst als die Medien das Thema aufgebracht<br />

haben, bin ich selbst darauf aufmerksam<br />

geworden. Wobei eins auch klar ist: Mir ist<br />

es wichtiger, mit Arsenal ganz oben zu stehen,<br />

als den Golden Glove zu bekommen.<br />

»Ich hatte meinen<br />

Clean-Sheet-Rekord<br />

mit Arsenal<br />

gar nicht auf dem<br />

Schirm.«<br />

Zinsberger<br />

blieb neun<br />

PL-Spiele<br />

ohne Gegentor.<br />

dafür braucht man keine Binde und muss<br />

auch nicht im Mannschaftsrat sein. Und es<br />

rücken ja auch junge Spielerinnen weiter nach<br />

vorne, wie Laura Wienroither oder Marie<br />

Höbinger. Wir werden uns etwas neu aufstellen,<br />

aber trotzdem unseren Werten treu<br />

bleiben.<br />

Wir müssen doch nochmal auf Schottland<br />

zu sprechen kommen. Es war zwar ein<br />

Auswärtsspiel, aber ihr wart in der Favoritenrolle.<br />

War das ein Aspekt?<br />

Überhaupt nicht! Ich habe mich nicht mit der<br />

Favoritenrolle beschäftigt, sondern nur mit<br />

dem Ziel, der WM einen Schritt näher zu<br />

kommen. Das haben wir nicht geschafft.<br />

Deswegen bleiben wir nächsten Sommer<br />

daheim.<br />

Es folgt eine lange Zeit ohne Bewerbsspiel,<br />

ehe es im Herbst 2023 mit der neu<br />

geschaffenen Nations League weitergeht.<br />

Wie findest du den Bewerb?<br />

Ich finde ihn gut, da wieder ein neuer Reiz<br />

gesetzt wird. Auch für den Equality-Gedanken,<br />

da es die Nations League bei den Männern<br />

ja schon gibt. Wir müssen jetzt die<br />

Challenge annehmen, in unserer Entwicklung<br />

den nächsten Schritt zu gehen, um im<br />

Herbst wieder mit vollem Elan anzugreifen.<br />

Bei deinem Klub Arsenal London hast du<br />

von Anfang März bis Ende Oktober in<br />

ÖFB/GLANZL<br />

Ihr seid in Meisterschaft und Champions<br />

League noch ungeschlagen, darunter ein<br />

5:1 gegen Lyon an deinem Geburtstag. Ist<br />

heuer der ganz große Wurf mit den Gunners<br />

möglich?<br />

Dafür ist es noch zu früh, die krassen Spiele<br />

gegen Manchester City oder Chelsea kommen<br />

erst noch auf uns zu. Dass wir alle bei<br />

Arsenal Titel gewinnen wollen, brauche ich<br />

keinem zu erzählen. Ich genieße unsere guten<br />

Leistungen, warten wir ab, was am Ende<br />

herauskommt.<br />

Mit Saisonende endet dein Vertrag in<br />

London. Gibt es eine Tendenz?<br />

Ach, so weit habe ich noch gar nicht<br />

gedacht …<br />

Das kaufe ich dir nicht ab.<br />

(schmunzelt) Okay, ich habe eine Option für<br />

ein weiteres Jahr, das wäre dann 2024. Ich<br />

spreche viel mit meiner Familie und meiner<br />

Verlobten darüber, für sie muss es ja auch<br />

passen. Wir entscheiden das gemeinsam.<br />

Warten wir noch ein wenig ab.<br />

Du sprichst deine Verlobte an. Stimmt es,<br />

dass in absehbarer Zeit geheiratet wird?<br />

Ja, nächstes Jahr ist es so weit. Wann und<br />

wo genau, werde ich aber noch nicht verraten.<br />

Nur so viel: Ich kann es kaum erwarten,<br />

sie endlich als meine Frau zu haben, darauf<br />

freue ich mich unglaublich. Mit der ganzen<br />

Familie und vielen Freunden an einem Ort<br />

zu sein und zu feiern – das wird sicher ein<br />

ganz besonderes Ereignis für mich! Denn<br />

eins ist klar: Meine Frau und meine Familie<br />

stehen über allem.<br />

30<br />

CORNER 04/22<br />

GEPA-PICTURES.COM


Magenta<br />

Wir sind erneut Testsieger mit der Bestnote „überragend“ für<br />

das beste Festnetzinternet zu Hause und im Büro – sowie weiterhin<br />

stolzer Anbieter des besten Mobilfunknetzes Österreichs.*<br />

*Bestes Mobilfunk- und 5G-Netz sowie bestes Festnetz bundesweit bestätigt von connect (01/2022 und 10/2022).


FRAUEN<br />

TEXT KEVIN BELL<br />

Mit einem historischen 1:0 in Italien<br />

– dem ersten Sieg gegen die „Azzurre“<br />

überhaupt – und einem<br />

klaren 3:0 gegen die Slowakei<br />

verabschiedete sich das Frauen-<br />

Nationalteam im November in die<br />

Winterpause. Die beiden Erfolge – es waren<br />

die Siege Nummer zehn und elf in den Länderspielen<br />

15 und 16 – bildeten einen ebenso<br />

krönenden wie würdigen Abschluss eines<br />

ereignisreichen und grundsätzlich sehr erfolg-<br />

reichen Jahres 2022. Es war ein Jahr voller<br />

Rekorde, Emotionen, Höhen, aber auch einem<br />

ganz großen Tiefpunkt. Wir blicken zurück.<br />

43 Treffer, so viele wie noch nie zuvor,<br />

gelangen dem Frauen-Nationalteam im abgelaufenen<br />

Kalenderjahr. Ein 6:1 über Rumänien<br />

und ein 3:0 über die Schweiz im Februar<br />

beim Testspiel-Lehrgang in Marbella waren<br />

so etwas wie die Vorboten für das torreichste<br />

Länderspieljahr der Geschichte.<br />

Dass die Österreicherinnen ihre Leistungen<br />

auch (und vor allem) in Pflichtspielen<br />

abrufen können, zeigten sie dann im April. In<br />

32<br />

CORNER 04/22


den vorentscheidenden WM-Quali-Matches<br />

gegen Nordirland (3:1) und Lettland (8:0) gab<br />

es souveräne Siege. Am Ende standen Gruppenrang<br />

zwei und der erstmalige Einzug ins<br />

WM-Quali-Play-off fest.<br />

ÖFB-Team begeistert<br />

Fans und ExpertInnen<br />

Mit umso breiterer Brust ging es dann im<br />

Juni in die direkte Vorbereitung zur UEFA<br />

Women‘s EURO 2022. Auf dem Weg zur<br />

Europameisterschaft gab es ein lehrreiches<br />

1:2 gegen Dänemark, ein müheloses 4:0 gegen<br />

Montenegro und ein dickes Ausrufezeichen:<br />

Zehn Tage vor dem EM-Eröffnungsspiel<br />

gegen England gelang den Österreicherinnen<br />

ein sehr überzeugender 1:0-Sieg gegen Belgien,<br />

der Nummer 19 im FIFA-Ranking.<br />

Die Juni-Lehrgänge hatten aber auch<br />

eines gezeigt: Der Coaching-Staff um Irene<br />

Fuhrmann hatte es einmal mehr geschafft,<br />

das Frauen-Nationalteam zum wichtigsten<br />

Zeitpunkt des Jahres in absolute Topform zu<br />

bringen. „Es war cool zu sehen, wie wir es<br />

geschafft haben, die Rahmenbedingungen<br />

so zu gestalten, dass alle Spielerinnen bei<br />

der EURO sich und ihr volles Leistungspotenzial<br />

entfalten können“, sagt die Teamchefin.<br />

Dieses „volle Leistungspotenzial“ trug die<br />

ÖFB-Elf nach einem 0:1 gegen England und<br />

Siegen über Nordirland (2:0) sowie Norwegen<br />

(1:0) bis ins Viertelfinale. Das „Sommermärchen<br />

2.0“ endete erst nach einem unglücklichen<br />

0:2 gegen Deutschland – inklusive dreier<br />

Aluminium-Treffer. Österreich begeisterte<br />

einmal mehr den Frauenfußball-Europa.. Auf<br />

Ein bewegtes<br />

und bewegendes<br />

Jahr liegt<br />

hinter den Akteurinnen<br />

des<br />

Nationalteams.<br />

Auf zu neuen Ufern<br />

Das Länderspieljahr 2022 war für das Frauen- Nationalteam<br />

das bisher wohl ereignisreichste der 32-jährigen Geschichte.<br />

Viele Höhen, aber auch ein großer Dämpfer liegen hinter<br />

dem ÖFB-Team. Und am Horizont tun sich durch die<br />

Einführung der Nations League neue Chancen auf.<br />

CORNER 04/22 33<br />

GEPA-PICTURES.COM


Bei der EURO in England<br />

hatte Österreich<br />

wieder viel Grund<br />

zum Jubeln.<br />

einer Trainer-Konferenz im Nachgang des Turniers<br />

klopften viele Expertinnen und Experten<br />

Fuhrmann und ihrem Team auf die Schulter.<br />

„Wir haben auch die technischen Beobachter<br />

der UEFA beeindruckt, wie wir uns vor allem<br />

hinsichtlich der spielerischen Qualität entwickelt<br />

haben“, erinnert sich die Teamchefin.<br />

Anders als noch 2017 kann das Frauen-<br />

Nationalteam Spielen mittlerweile seinen<br />

Stempel aufdrücken – auch gegen stärkere<br />

Gegner. Im Viertelfinale gegen Deutschland<br />

beispielsweise war es nach Analyse der<br />

Expert:innen der UEFA Österreich, das den<br />

Spielrhythmus diktiert habe. „Wir sind sehr<br />

stabil gegen große Gegner und haben auch<br />

in den Spielen gegen schwächere Gegner<br />

enorm zugelegt. Vor allem, was die Torausbeute<br />

betrifft“, so Fuhrmann. Bestes Beispiel?<br />

Die neuerlich starken Leistungen beim 0:2<br />

gegen England und beim 10:0 gegen Nordmazedonien<br />

im September unmittelbar nach<br />

der historischen EM-Endrunde.<br />

„Der größte Dämpfer<br />

meiner Amtszeit“<br />

Dass Erfolg und Misserfolg im Fußball oft<br />

nahe beieinander liegen, mussten die Österreicherinnen<br />

dann jedoch im Oktober feststellen.<br />

Ausgerechnet im WM-Quali-Play-off,<br />

auswärts in Glasgow gegen Schottland, verließen<br />

ÖFB-Teamkapitänin Carina Wenninger<br />

» Wir haben auch<br />

die technischen<br />

Beobachter der<br />

UEFA beeindruckt,<br />

wie wir uns qualitativ<br />

entwickelt<br />

haben. «<br />

Irene Fuhrmann<br />

begibt sich nun in<br />

eine ‚Prozessphase‘.<br />

GEPA-PICTURES.COM (2)<br />

& Co. Leichtigkeit, Spielwitz und Torgefahr.<br />

Am Ende platzte der große Traum von der<br />

ersten WM-Teilnahme nach einem 0:1 n.V.<br />

„Wir hätten das Potenzial gehabt, diese<br />

letzte Hürde auch noch zu schaffen. Aber wir<br />

waren von der Passgenauigkeit her so<br />

schlecht wie noch nie, konnten demnach den<br />

Ball nicht in die Gefahrenzone bringen“, sagt<br />

eine enttäuschte Teamchefin. Das Erreichen<br />

des Play-offs sei zwar als Erfolg zu verbuchen,<br />

allerdings sei das Scheitern „der größte<br />

Dämpfer“ ihrer Amtszeit, so Fuhrmann.<br />

Ohne WM-Teilnahme und damit ohne<br />

Pflichtspiel bis Herbst 2023 läuft die Frauenfußball-Euphorie<br />

im Land Gefahr, ein wenig<br />

von ihrer Dynamik einzubüßen. Für das Nationalteam<br />

selbst ist jedenfalls keineswegs<br />

Stillstand angesagt. Schon beim Lehrgang<br />

im November wurde eine lange „Prozessphase“<br />

eingeleitet. „Wir haben jetzt die Möglichkeit,<br />

uns zu entwickeln, Ergebnisse sind<br />

zweitrangig“, so Fuhrmann, die zukünftig auf<br />

die Stützen Viktoria Schnaderbeck, Lisa Makas<br />

und Jasmin Eder (alle Karriereende) verzichten<br />

und die nächste Generation integrieren<br />

muss.<br />

Parallel zum personellen Umbruch soll<br />

auch das eigene Spiel weiterentwickelt werden.<br />

„Wir wollen eine noch bessere Balance<br />

finden, mehr Ruhe und Cleverness entwickeln.<br />

Außerdem wollen wir unseren Werkzeugkasten<br />

erweitern, sodass wir flexiblere<br />

Lösungen haben“, sagt Fuhrmann. „Übergeordnetes<br />

Ziel ist es, dass wir uns für die EURO<br />

2025 qualifizieren.“<br />

Apropos Qualifikation. Diese wird in Zukunft<br />

abwechselnd mit der – aber in gleichem<br />

Format wie die – erstmals eingeführten Nations<br />

League ausgetragen. Österreich beginnt<br />

das Abenteuer im September 2023 in Liga A<br />

– inmitten der besten 16 Nationalteams Europas.<br />

Spätestens dann endet die „Prozessphase“,<br />

und es geht wieder um Ergebnisse.<br />

„Wir werden ständig in der Performance-<br />

Phase sein. Es gibt dann keine Spiele gegen<br />

Lettland oder Nordmazedonien mehr, in denen<br />

wir etwas ausprobieren können.“ Grundsätzlich<br />

seien die neuen Formate aber zu<br />

begrüßen, meint die Teamchefin. „Vor allem<br />

was Vermarktung und Attraktivität betrifft.<br />

Aber es wird ganz sicher herausfordernder,<br />

zu einer EM zu fahren“, so Fuhrmann. Der<br />

lange und schwere Weg dorthin hat jedenfalls<br />

längst begonnen.<br />

34<br />

CORNER 04/22


FRAUEN-BUNDESLIGA<br />

TEXT KEVIN BELL<br />

Wild Wild West<br />

Die beiden westlichsten Teams – Wacker Innsbruck und SCR Altach –<br />

hielten im Herbst die Planet Pure Frauen Bundesliga auf Trab.<br />

Das hatte nicht nur sportliche Gründe.<br />

Halbzeit in der Planet Pure Frauen Bundesliga.<br />

Einmal mehr thront der spusu<br />

SKN St. Pölten souverän an der<br />

Tabellenspitze. Zwar haben die „Wölfinnen“<br />

diesmal bereits fünf Gegentreffer<br />

kassiert – in der gesamten Vorsaison<br />

war es lediglich einer (!) –, dennoch war die<br />

Elf von Trainerin Liese Brancao mit neun<br />

Siegen aus neun Spielen wieder das Maß<br />

aller Dinge. Die Niederösterreicherinnen<br />

sorgten zudem für eine der größten Sensationen<br />

der jüngeren österreichischen Frauenfußball-Geschichte.<br />

Nach einem 1:0 und<br />

einem 2:2 (n.V.) über den finnischen Verein<br />

Kuopio schaffte der SKN als erstes heimisches<br />

Team den Einzug in die Gruppenphase<br />

der UEFA Women‘s Champions League.<br />

International sorgte St. Pölten dann auch<br />

für einige Lichtblicke, wie bei der knappen<br />

3:4-Niederlage gegen die AS Roma.<br />

Altach bringt sich in Position<br />

Mit ihren starken Leistungen stellen Kapitänin<br />

Jasmin Eder und ihre Kolleginnen indirekt<br />

auch der heimischen Bundesliga ein<br />

gutes Zeugnis aus. Mit dem SK Sturm Graz<br />

gibt es seit geraumer Zeit einen Klub, der<br />

den SKN zumindest fordern kann. Die Grazerinnen<br />

(22 Punkte) überwintern auch dieses<br />

Jahr wieder auf Rang zwei – fünf Punkte<br />

hinter der Spitze. In diesem Herbst tat<br />

sich mit der SPG SCR Altach/FFC Vorderland<br />

aber noch ein weiterer Konkurrent für die<br />

„Wölfinnen“ hervor. Die Vorarlbergerinnen<br />

stehen mit 19 Zählern auf Rang drei der<br />

Tabelle. Niederlagen gab es nur gegen das<br />

Top-Duo. Mit starken Leistungen, einem<br />

professionellen Umfeld und einer guten<br />

Transferpolitik bringen sich die Altacherinnen<br />

in Stellung, um in Zukunft um die internationalen<br />

Plätze mitzurittern.<br />

Wacker sorgt für Sorgenfalten<br />

Ein anderer Klub aus dem Westen erregte<br />

ebenfalls reichlich Aufsehen. Aber aus gänzlich<br />

anderen Gründen. Die Frauen-Abteilung<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

Auf Tuchfühlung: Der<br />

SCR Altach ist der Spitze<br />

deutlich nähergekommen<br />

und bringt sich für<br />

die Zukunft in Stellung.<br />

des FC Wacker Innsbruck konnte nach dem<br />

Konkurs der GmbH zwar weiterbestehen,<br />

aber die Vorzeichen für diese Saison standen<br />

mehr als schlecht. Aufgrund fehlenden Kapitals<br />

und zu weniger Spielerinnen waren die<br />

Tirolerinnen schon zweimal zu einem „Nichtantreten“<br />

gezwungen. Ein weiteres Vergehen<br />

würde den Liga-Ausschluss nach sich ziehen<br />

– dementsprechend mehren sich bei den<br />

Verantwortlichen von Klub und Liga die Sorgenfalten.<br />

Aber immerhin: Sportlich gesehen<br />

ist es für das Schlusslicht nicht aussichtslos.<br />

Nach einem 3:2-Sieg im Kellerduell gegen<br />

SKV Der-Poolbauer Altenmarkt ist der Abstiegskampf<br />

zur Saison-Halbzeit offen.<br />

CORNER 04/22 35


UNIQA ÖFB CUP<br />

TEXT MARKUS GEISLER<br />

„Meine schönsten<br />

fünf Minuten“<br />

Nach den<br />

„Austrias“ aus<br />

Lustenau und<br />

Wien will der<br />

Wiener Sport-<br />

Club nun die SV<br />

Ried im UNIQA<br />

ÖFB Cup das<br />

Fürchten lehren.<br />

Trainer Robert<br />

Weinstabl erklärt,<br />

wie der Kultklub<br />

aus Hernals die<br />

nächste Sensation<br />

schaffen will.<br />

Es ist noch gar nicht so lange her, da<br />

hat Robert Weinstabl in seinem Beruf<br />

als Finanzmanager bei einer Bank<br />

Kunden geholfen, ihren Traum vom<br />

Eigenheim zu verwirklichen. „Ein<br />

toller Job, den ich mit viel Leidenschaft<br />

gemacht habe“, sagt der<br />

39-Jährige. Seit dreieinhalb Jahren baut der<br />

gebürtige Burgenländer dagegen an der Erfolgsgeschichte<br />

des Wiener Sport-Clubs. Und<br />

hat heuer etwas geschafft, das dem Kultverein<br />

aus Hernals in diesem Jahrtausend noch<br />

nicht gelungen ist: den Einzug ins Viertelfinale<br />

des UNIQA ÖFB Cups, als einziges<br />

Amateurteam neben sieben Vereinen aus der<br />

ADMIRAL Bundesliga. Dort will am 4. Februar<br />

nächsten Jahres die SV Ried versuchen,<br />

den Erfolgslauf des WSC zu stoppen.<br />

Nicht der erste Bundesligist, der sich<br />

den Wienern in den Weg stellt. In der<br />

2. Runde war es Aufsteiger Austria Lustenau,<br />

der gegenüber des Friedhofs, auf dem<br />

auch Ernst Happel liegt, seine Cup-Hoffnungen<br />

begraben musste. 2:0 lautete das Ergebnis,<br />

und spätestens als Bryan Teixeira<br />

kurz nach der Halbzeitpause einen Handelfmeter<br />

an die Latte knallte, wusste Weinstabl,<br />

dass das Ding gelaufen ist. „Jedes Spiel<br />

hat seine Schlüsselmomente“, sagt er. „In<br />

diesem Augenblick hatte ich das sichere<br />

Gefühl: Heute passiert nichts mehr.“<br />

Einen solchen Moment gab es auch<br />

knapp zwei Monate später, als die Wiener<br />

Austria zum altehrwürdigen Sport-Club-Platz<br />

kam. Also ausgerechnet der Gegner, mit dem<br />

man sich schon zwei Jahre zuvor gemessen<br />

und mit 1:3 den Kürzeren gezogen hatte. Doch<br />

diesmal brannten die Schwarz-Weißen ein<br />

Feuerwerk ab, hatten das Spiel fast jederzeit<br />

im Griff – und siegten völlig verdient mit 3:1.<br />

„Spätestens als der Schuss von Miroslav<br />

Beljan ins Tor trudelte, war mir klar: Da brennt<br />

nichts mehr an“, erinnert sich der Trainer an<br />

die 87. Minute – und taucht noch einmal in<br />

die Gefühlswelt an diesem 20. Oktober ein.<br />

„So hatte ich den Sport-Club-Platz noch nie<br />

erlebt. Grenzenlose Begeisterung, das Stadion<br />

hat gebebt. Als Trainer bekommst du<br />

von der Atmosphäre ja sonst nicht viel mit,<br />

weil du in deinem Tunnel bist. Aber diese<br />

Minuten bis zum Abpfiff waren die schönsten,<br />

seit ich Sportclub-Trainer bin, die habe ich<br />

einfach nur genossen.“ Und mit ihm 6.000<br />

begeisterte Fans, die noch lange nach<br />

Schlusspfiff applaudierten und sangen und<br />

die Spieler aufforderten: „Tanze Samba mit<br />

mir die ganze Nacht!“<br />

Euphorie, die Lust auf mehr macht. In<br />

der Regionalliga Ost belegt der Klub nach<br />

16 Runden mit 25 Zählern Platz fünf, der<br />

Aufstieg steht allerdings nicht auf der Agenda.<br />

Zum einen, weil Stripfing als Tabellenführer<br />

bereits mit elf Punkten enteilt ist. Zum<br />

anderen, weil die Infrastruktur im 17. Wiener<br />

Gemeindebezirk immer noch nicht auf der<br />

Höhe ist, die es erlaubt, an Profi-Fußball zu<br />

denken. Der Umbau des Stadions zieht sich<br />

(nicht zuletzt durch die Folgen der Ukraine-<br />

Krise) wie ein zäher Kaugummi, das Budget<br />

ist relativ weit von dem entfernt, was es<br />

braucht, um einen konkurrenzfähigen Zweitliga-Kader<br />

zu finanzieren. Und da der Verein<br />

in Sachen Verschuldung ein gebranntes Kind<br />

ist, will man sich auch auf keine riskanten<br />

Spielchen einlassen, die am Ende die Existenz<br />

gefährden.<br />

Was auf der sportlichen Seite vielleicht<br />

etwas mühsam erscheinen mag, ist auf der<br />

Seite der Fans und Verantwortlichen dagegen<br />

verständlich. Die Bindung zur Anhängerschaft<br />

36<br />

CORNER 04/22


GEPA-PICTURES.COM (2)<br />

Obenauf: Das Team von<br />

Robert Weinstabl steht<br />

im Viertelfinale des<br />

Pokalbewerbs.<br />

ist hier größer als anderswo, mit Kult wird<br />

nicht nur Werbung gemacht, er wird gelebt.<br />

Das alles sorgt für eine einzigartige Atmosphäre,<br />

die auch Robert Weinstabl zu schätzen<br />

weiß: „Ich kann mich mit der Aufgabe<br />

hier voll und ganz identifizieren, was, denke<br />

ich, von allen Beteiligten honoriert wird.“<br />

Was natürlich auch daran liegt, dass er<br />

sportlich im Rahmen der Möglichkeiten liefert.<br />

2019 bekam er das Angebot, das Traineramt<br />

im Westen Wiens zu übernehmen,<br />

nachdem er zuvor Amstetten in die 2. Liga<br />

geführt hatte. Seit seinem Amtsantritt<br />

schloss der WSC die Ostliga nie schlechter<br />

als auf Rang vier ab, sein Punkteschnitt aus<br />

71 Partien beträgt 1,76 Zähler. Zahlen, die<br />

dafür sprechen, den am Ende dieser Saison<br />

auslaufenden Vertrag bald zu verlängern.<br />

Doch hier tritt der frühere Tormann des SC<br />

Eisenstadt und des Floridsdorfer AC auf die<br />

Bremse. „Beide Seiten werden sich ihre<br />

Gedanken machen. Im Frühjahr schauen wir<br />

dann, ob unsere Vorstellungen zusammenpassen.<br />

Für mich als Trainer muss ja auch<br />

die Perspektive passen. Und außerdem haben<br />

wir vorher ja noch etwas zu erledigen.“<br />

Damit spielt der Coach natürlich auf das<br />

Viertelfinale gegen Ried an, das drei Wochen<br />

vor dem Start der Regionalliga-Ost-Saison<br />

angesetzt ist. Kein ideales Timing, was Weinstabl<br />

allerdings nicht als vorauseilende Ausrede<br />

ins Feld führen will. „Wir werden uns<br />

CORNER 04/22 37


UNIQA ÖFB CUP<br />

akribisch auf das Match vorbereiten. Wenn<br />

es uns gelingt, an unsere Leistungen gegen<br />

Lustenau und Austria Wien anzuknüpfen, bin<br />

ich überzeugt, dass wir auch Ried wehtun<br />

und ins Halbfinale einziehen können.“<br />

Kleiner Wermutstropfen: Nach heutigem<br />

Stand ist alles andere als gesichert,<br />

dass das Match am Sport-Club-Platz stattfinden<br />

kann, da das Dach der Haupttribüne<br />

aus Sicherheitsgründen abgebaut werden<br />

musste. Sollte wirklich ein Ausweichstadion<br />

gefunden werden müssen (im Gespräch ist<br />

aktuell die Südstadt), wäre es natürlich ein<br />

klarer Nachteil für die Wiener. „Denn da geht<br />

es genau um die paar Prozentpunkte, die<br />

man herauskitzeln muss, wenn man etwas<br />

Großes schaffen möchte“, sagt Weinstabl.<br />

Und etwas Großes wäre der Halbfinaleinzug<br />

allemal. Erst recht vor dem Hintergrund,<br />

dass der einzige Cup-Sieg des<br />

Wiener Sport-Clubs im Jahr 1923, also vor<br />

genau 100 Jahren, gelang. Eine fast schon<br />

kitschige Pointe, um als Baumeister die Erfolgsgeschichte<br />

fertig zu zimmern.<br />

GEPA-PICTURES.COM (2)<br />

Schlüsselmomente:<br />

Erst wurde Austria<br />

Lustenau eliminiert,<br />

danach der Namensvetter<br />

aus Wien.<br />

SHOWDOWN DER LIGA-DOMINATOREN<br />

Im Viertelfinale des UNIQA ÖFB Cups stehen vier heiß umkämpfte Partien auf dem Programm.<br />

RZ Pellets WAC vs. SK Rapid<br />

Live in ORF Sport+<br />

Freitag, 3. 2. 2023, 18:00 Uhr,<br />

Lavanttal-Arena Wolfsberg<br />

In der Liga läuft es für die Kärntner in dieser Saison nicht nach<br />

Wunsch. Umso wichtiger wäre es, über den UNIQA ÖFB Cup<br />

die Chance auf das internationale Geschäft zu wahren. Die<br />

Aufgabe, auswärts bei Rapid zu bestehen, hat es allerdings in<br />

sich. Unter Trainer Zoki Barisic zeigt die Formkurve der Hütteldorfer<br />

wieder nach oben, außerdem ist man im Westen<br />

Wiens heiß auf den ersten Cup-Titel seit 1995.<br />

FC Red Bull Salzburg vs.<br />

SK Puntigamer Sturm Graz<br />

Live in ORF 1<br />

Freitag, 3. 2. 2023, 20:45 Uhr<br />

Red Bull Arena<br />

Der Kracher des Viertelfinales steigt in Wals-Siezenheim, wo<br />

der aktuelle Tabellenführer der Bundesliga auf seinen ersten<br />

Verfolger trifft. „Wenn du den Cup gewinnen willst, dann führt<br />

kein Weg an Salzburg vorbei. Ich denke, das wird ein sehr guter<br />

Start für beide Mannschaften ins Frühjahr“, sagt Graz-<br />

Sportchef Andreas Schicker. Für die Salzburger ist es die<br />

Chance, sich für die Final-Niederlage 2018 zu revanchieren.<br />

Wiener Sport-Club vs.<br />

SV Guntamatic Ried<br />

Live in ORF Sport+<br />

Samstag, 4. 2. 2023, 18:00 Uhr<br />

Ort offen<br />

Können die Hernalser aus der Regionalliga Ost auch den<br />

dritten Bundesligisten in die Knie zwingen? Mit den Riedern,<br />

Cupsieger 1998 und 2011, kommt ein durchaus harter<br />

Brocken auf die Wiener zu, noch dazu kann das Match wohl<br />

nicht auf dem altehrwürdigen Sport-Club-Platz stattfinden.<br />

Alle Hintergründe zum Sensationslauf des Sport-Clubs<br />

lesen Sie oben.<br />

LASK vs. SK Austria Klagenfurt<br />

Live in ORF 1<br />

Sonntag, 5. 2. 2023, 18:00 Uhr<br />

Raiffeisen-Arena (Pasching)<br />

Der Abschluss des Viertelfinales ist gleichzeitig das Duell<br />

zweier Rapid-Legenden auf den Trainerbänken, die sowohl als<br />

Spieler als auch als Trainer bei den Hütteldorfern Spuren hinterließen:<br />

Didi Kühbauer (LASK) und Peter Pacult (Klagenfurt).<br />

In der Liga gingen beide Duelle mit 3:1 an die Oberösterreicher,<br />

wobei sich vor allem Marin Ljubicic mit insgesamt drei<br />

Treffern hervortat.<br />

38 CORNER 04/22


BUNDESLIGA<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

Gemeinsam<br />

gegen Hass<br />

& Hetze –<br />

für Vielfalt<br />

im Fußball<br />

Fußball-Österreich<br />

zeigt klare Kante<br />

gegen jede Form der<br />

Diskriminierung.<br />

Auch heuer fanden im Oktober die<br />

fairplay-Aktionswochen im Fußball<br />

statt. 2022 widmeten sich diese<br />

schwerpunktmäßig dem Einsatz gegen<br />

Extremismus im Sport und für<br />

eine vielfältige und offene Gesellschaft. Alle<br />

Vereine und Initiativen in Österreich waren<br />

aufgerufen, sich gemeinsam gegen Hass<br />

und Hetze im Fußball stark zu machen. Die<br />

Klubs der Österreichischen Fußball-Bundesliga<br />

unterstützten die Kampagne mit Aktionen<br />

im Stadion.<br />

In Österreich werden die Aktivitäten von<br />

„fairplay – Initiative für Vielfalt und Antidiskriminierung“<br />

koordiniert und von ÖFB und<br />

Bundesliga unterstützt.<br />

Wir dürfen menschenfeindlichem Gedankengut,<br />

Hass und Hetze keinen Platz<br />

geben, weder am Fußballfeld noch auf den<br />

Tribünen oder außerhalb des Stadions. Alle<br />

sind dazu aufgerufen, sich für eine vielfältige<br />

und offene Fußballkultur einzusetzen, in der<br />

sich alle in ihrer Unterschiedlichkeit willkommen<br />

fühlen und niemand Angst vor Diskriminierung<br />

und Ausgrenzung haben muss.<br />

Wir müssen nicht einer Meinung sein, aber<br />

doch miteinander sein können.<br />

#VielfaltImSport<br />

Jeder Mensch ist verschieden – aber an<br />

Rechten gleich. Menschen sind unterschiedlich<br />

in dem, wer sie sind, wie sie aussehen,<br />

wen sie lieben, welchem Geschlecht sie sich<br />

zugehörig fühlen, wo sie geboren wurden,<br />

in ihren körperlichen Fähigkeiten, ob und<br />

welcher Religion sie sich zugehörig fühlen<br />

und vielem mehr. Menschenfeindliches Gedankengut<br />

richtet sich gegen Einzelpersonen<br />

und Gruppen, die als „anders” wahrgenommen<br />

und abgewertet werden.<br />

Gerade der Sport hat das Potenzial,<br />

Raum für Gemeinsames zu schaffen, Menschen<br />

zusammenzubringen und ihre Vielfalt<br />

sichtbar zu machen. Der österreichische<br />

Fußball – Profis und Amateur:innen, Frauen<br />

und Männer, Erwachsene und Nachwuchsteams<br />

– haben in den Aktionswochen 2022<br />

ein klares Zeichen für Vielfalt und eine demokratische<br />

Gesellschaft gesetzt, in der<br />

Hass und Hetze keinen Platz haben.<br />

Schulungen für Vereine zur<br />

Prävention von Extremismus<br />

fairplay bietet zusätzlich Schulungen für Vereine<br />

an: In 1,5 Stunden werden kurz und<br />

konkret Themen rund um menschenfeindliches<br />

Gedankengut im Sport diskutiert. Ziel<br />

ist es, Vereine zu ermächtigen, klar Haltung<br />

zu zeigen und sich für einen offenen und<br />

inklusiven Fußball einzusetzen.<br />

Die Schulung schafft Bewusstsein für<br />

menschenfeindliche Phänomene und Ausdrucksformen,<br />

bespricht rechtliche Rahmenbedingungen,<br />

nimmt Vereine in die Verantwortung<br />

und gibt ihnen Werkzeuge an die Hand<br />

– und das Ganze im Dialog mit und unter<br />

Einbeziehung der Erfahrungen der Teilnehmer:innen.<br />

Für einen Verein, bei dem sich alle<br />

willkommen fühlen – als Aktive, Ehrenamtliche,<br />

Fans, Eltern oder Trainer:innen!<br />

CORNER 04/22<br />

39


U21<br />

INTERVIEW MICHAEL GRASWALD<br />

ÖFB CORNER: Leo, der zweite Lehrgang<br />

des neu formierten U21-Teams ist absolviert.<br />

Wie siehst du das Team bisher?<br />

LEO QUERFELD: Die Richtung stimmt, aber<br />

wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir stehen<br />

defensiv gut, haben erst ein Tor aus dem Spiel<br />

bekommen, und vorne nutzen wir ziemlich<br />

konsequent unsere Möglichkeiten. Wir haben<br />

eine gute Mischung aus schnellen, technisch<br />

starken und athletisch robusten Spielern.<br />

Euch als Team zu finden war sicher leichter,<br />

weil es einen großen Block an Spielern<br />

deines Jahrgangs 2003 gibt, oder?<br />

Man hat am Anfang schon gemerkt, dass sich<br />

einige Spieler schon lange kennen. Das macht<br />

es auf und neben dem Platz leichter. Trotzdem<br />

müssen wir als Team noch mehr zusammenwachsen.<br />

Im November waren im Vergleich<br />

zum September zehn neue Spieler dabei. Das<br />

hat man am Platz schon gemerkt. Bis zum<br />

Quali-Start haben wir aber noch genug Zeit,<br />

und ich bin absolut positiv gestimmt, dass<br />

wir dann eine echte Einheit sein werden.<br />

Ein rasantes Jahr<br />

Eliterunden-Aufstieg bei Dauerregen in<br />

Spanien gegen die Gastgeber und Dänemark,<br />

dann die U19-EURO. Sicher Erlebnisse,<br />

die euch zusammengeschweißt<br />

haben, oder?<br />

Wir haben gemeinsam eine unglaubliche<br />

Reise mit Höhen, aber auch dem nicht so<br />

schönen Abschluss hinter uns. Umso besser,<br />

dass wir jetzt in der U21 noch einmal die<br />

Chance haben, etwas Großes zu erreichen.<br />

Jeder konnte viel für seine Karriere aus diesen<br />

Erlebnissen mitnehmen. Diese Erinnerungen<br />

nimmt uns niemand mehr weg.<br />

Aufstieg zum Bundesligastammspieler,<br />

Freud und Leid bei der<br />

U19-EURO im Sommer und jetzt<br />

Abwehrchef der neu formierten<br />

U21. Hinter Leopold Querfeld liegt<br />

ein aufregendes Jahr, das er im<br />

Gespräch mit dem ÖFB CORNER<br />

Revue passieren lässt.<br />

40<br />

CORNER 04/22


» Ich glaube, dass die bitteren<br />

Erfahrungen, die wir bei der<br />

U19-EURO erlebten, einen<br />

positiven Effekt auf die U21-<br />

Quali haben können. «<br />

Leo Querfeld erlebte 2022 ein<br />

Jahr, in dem sich ein Höhepunkt<br />

an den anderen reihte.<br />

Im wichtigen letzten EURO-Gruppenspiel<br />

hast du mit zwei Toren dazu beigetragen,<br />

dass ihr in das WM-Play-off gekommen<br />

seid, das ihr unglücklich verloren habt.<br />

Wie blickst du jetzt, ein paar Monate später,<br />

auf das Turnier zurück?<br />

Wenn ich ehrlich bin, dann ist es immer noch<br />

schmerzhaft. Es kommen traurige Emotionen<br />

hoch, vor allem wenn wir bei der U21 zusammenkommen<br />

und gemeinsam über die Chance<br />

reden, die wir verpasst haben. Der Fußball<br />

ist glücklicherweise schnelllebig, und wir<br />

können noch einmal gemeinsam etwas erreichen.<br />

Was könnt ihr von diesen Erfahrungen<br />

mitnehmen für die kommende U21-Quali?<br />

Ich glaube schon, dass die bitteren Erfahrungen,<br />

die wir bei der U19-EURO erleben mussten,<br />

einen positiven Effekt auf die kommende<br />

U21-Quali haben können. Wir haben nicht<br />

unser ganzes Potenzial ausgeschöpft. Das,<br />

was wir im vergangenen Sommer verpasst<br />

haben, wollen wir nachholen.<br />

U21-Teamchef Werner Gregoritsch hat dir<br />

von Anfang an das Vertrauen geschenkt,<br />

dich zum Abwehrchef und Vize-Kapitän<br />

gemacht. Ein schönes Gefühl und eine<br />

Bestätigung deiner Entwicklung, oder?<br />

Ich glaube, dass es jedem Spieler guttut, das<br />

Vertrauen des Trainers zu spüren. Ich habe<br />

ein sehr rasantes Jahr hinter mir. Da ist es<br />

ÖFB/VRANOVSKY (2)<br />

ein umso schöneres Gefühl, wenn dann so<br />

ein Vertrauensbeweis kommt. So hatte ich<br />

gleich das Gefühl, dass ich hier richtig bin,<br />

und habe mich wohlgefühlt. Jetzt will ich<br />

dieses Vertrauen mit Leistung auf dem Platz<br />

zurückzahlen.<br />

Bis zum Quali-Start ist noch Zeit.<br />

Ein Vorteil?<br />

Es ist sicher kein Nachteil. Wir können uns<br />

gemeinsam weiterentwickeln. In den ersten<br />

Lehrgängen war wichtig, dass wir eine Grundlage<br />

schaffen. Umso näher es zur Quali geht,<br />

desto mehr müssen wir an den Feinheiten<br />

arbeiten. Wir haben in unseren ersten vier<br />

Spielen gesehen, dass wir trotz der kurzen<br />

Zeit, die wir zusammen spielen, mit starken<br />

Gegnern wie der Türkei, Wales oder Kroatien<br />

mithalten können. Das stimmt mich sehr<br />

positiv.<br />

Bundesliga-Stammspieler, U19-EURO,<br />

U21-Abwehrchef. Gib es bei diesem aufregenden<br />

Jahr ein Highlight, das für dich<br />

über allem anderen steht?<br />

Natürlich ist die Teilnahme an der U19-EURO<br />

etwas sehr Besonderes. Aber auch mit 18<br />

Jahren schon Stammspieler in der Bundesliga<br />

bei Rapid zu sein, das ist schon auch<br />

etwas, wovon ich als Kind geträumt habe.<br />

Darum kann ich eigentlich nichts hervorheben.<br />

Es sind alles Erfahrungen, die mich sehr<br />

glücklich machen.<br />

Die abschließende Frage hast du sicher<br />

oft gestellt bekommen. Hast du alles, was<br />

dieses Jahr passiert ist, überhaupt schon<br />

realisieren können?<br />

Ich versuche immer, jeden Moment voll auszukosten<br />

und zu genießen. Aber meistens<br />

realisiert man gewisse Dinge erst, wenn dann<br />

einmal Pause ist. In diesem Jahr hat sich bei<br />

mir quasi ein Höhepunkt an den nächsten<br />

gereiht. Da kommt es einem schon so vor,<br />

dass das alles einfach an einem vorbeizieht.<br />

Aber wenn ich dann einmal Pause habe, bei<br />

meiner Familie bin und zur Ruhe komme,<br />

habe ich Zeit nachzudenken und das alles<br />

einzuordnen.<br />

CORNER 04/22 41


NACHWUCHS<br />

TEXT KEVIN BELL<br />

Jedes Jahr treten vier ÖFB-Nachwuchs-<br />

Nationalteams zur Qualifikation für ihre<br />

jeweiligen Europameisterschaftsendrunden<br />

an. Für die U17- und U19-Burschen<br />

sowie deren weibliche Altersgenossen<br />

geht es im Herbst in der Regel darum, die<br />

entscheidende Qualifikationsphase zu erreichen<br />

und somit im Frühjahr noch eine Chance auf die<br />

begehrten U17- bzw. U19-EM-Startplätze zu haben.<br />

Im Prinzip gilt: Ein EM-Ticket kann man im<br />

Herbst noch nicht ergattern – eben jenes verspielen<br />

aber sehr wohl. Diese Erfahrung mussten in<br />

diesem Jahr die männlichen Youngsters machen.<br />

Burschen-Teams scheitern<br />

Das U17-Nationalteam (Jahrgang 2006) von ÖFB-<br />

Teamchef Manfred Zsak scheiterte beim Miniturnier<br />

in Polen schlussendlich aufgrund einer<br />

2:4-Niederlage gegen die Gastgeber. Dabei hatte<br />

die ÖFB-Elf nach einem 2:0-Auftaktsieg gegen<br />

Andorra und trotz einer 0:1-Niederlage gegen<br />

Gruppensieger Montenegro alle Trümpfe selbst<br />

in der Hand.<br />

Nach Rang drei und dem Ausscheiden aus<br />

der EM-Qualifikation war die Enttäuschung naturgemäß<br />

groß. „Die Burschen haben wirklich<br />

alles probiert“, machte Zsak seinen Spielern jedoch<br />

keinen Vorwurf. „Ich habe ihnen gesagt,<br />

dass sie bei aller Enttäuschung den Kopf nicht<br />

hängen lassen sollen. Schmerzhafte Niederlagen<br />

gehören im Fußball dazu“, ergänzte der Teamchef.<br />

Ähnlich erging es der verletzungsgeplagten<br />

U19-Auswahl (Jahrgang 2004) von ÖFB-Team-<br />

IFA<br />

Die weiblichen<br />

Nachwuchs-Nationalteams<br />

nehmen im<br />

Frühjahr das<br />

EM-Ticket ins<br />

Visier.<br />

GEPA-PICTURES.COM (2)<br />

Licht und Schatten<br />

für Nachwuchs-<br />

Nationalteams<br />

Hinter den Nachwuchs-<br />

Nationalteams liegt ein<br />

durchwachsener Herbst<br />

– zumindest gemessen<br />

an den Leistungen der<br />

U17- und U19-Nationalteams<br />

im Rahmen ihrer<br />

EM-Qualifikationen.<br />

42<br />

CORNER 04/22


chef Hermann Stadler, die ebenfalls als Gruppendritter<br />

die sogenannte „Eliterunde“ verpasste.<br />

Nach einem 2:0 über Litauen und einem 0:0<br />

gegen Lettland unterlagen die Österreicher Turnier-Gastgeber<br />

Rumänien 0:2 und sind nun im<br />

Frühjahr zum Zuschauen verdammt.<br />

„Trotz aller Ausfälle war es unser Anspruch,<br />

in dieser Gruppe aufzusteigen. Das haben wir<br />

nicht geschafft, und das ist eine herbe Enttäuschung“,<br />

sagte Stadler. „Wir haben über das gesamte<br />

Turnier gesehen zu wenig aus unseren<br />

Chancen gemacht“, liefert der Salzburger auch<br />

einen der Gründe für das Ausscheiden.<br />

Die männlichen<br />

Nachwuchs-Nationalteams<br />

haben ihre<br />

EM-Chance<br />

verspielt.<br />

»Unsere<br />

Reise ist<br />

noch nicht<br />

vorbei. Wir<br />

werden wieder<br />

neu angreifen.«<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

Trotz des enttäuschenden Abschneidens<br />

richten beide Teamchefs den Blick bereits wieder<br />

nach vorne. Die U17 hat in zwei Jahren – dann<br />

als U19 – wieder die Chance auf eine EM-Teilnahme.<br />

„Unsere Reise ist noch nicht vorbei. Wir<br />

werden wieder neu angreifen“, sagt Zsak.<br />

U19-Frauen gelingt Sensation<br />

Besser lief es hingegen für die weiblichen Nachwuchs-Nationalteams.<br />

Sowohl das U17- als auch<br />

das U19-Frauen-Nationalteam hat die erste Qualifikationsphase<br />

überstanden und demnach alle<br />

Chancen auf ein EM-Ticket.<br />

Die Frauen-Nachwuchs-Bewerbe der UEFA<br />

werden seit einigen Jahren in einem Nations-<br />

League-artigen Modus ausgetragen. Österreich<br />

ist seit der Einführung mit beiden Teams durchgehend<br />

in der Liga A vertreten. Zum Klassenerhalt<br />

braucht es sowohl im Herbst als auch im<br />

Frühjahr einen Platz unter den ersten drei eines<br />

Miniturniers, für einen EM-Startplatz den Gruppensieg<br />

(in Liga A) im Frühjahr. Die U-17-Auswahl<br />

(2006) von Teamchef Patrick Haidbauer sicherte<br />

sich in Belfast nach einem 1:0 über Irland und<br />

einem 3:0 über Nordirland schon vorzeitig den<br />

„Klassenerhalt“. Der Gruppensieg blieb aufgrund<br />

einer 0:1-Niederlage gegen Finnland aber aus.<br />

„Wir waren in allen drei Spielen das bessere<br />

Team und haben unser Herz auf dem Platz<br />

gelassen, aber schlussendlich haben die letzte<br />

Konsequenz und das notwendige Glück gefehlt“,<br />

sagt ein dennoch zufriedener Haidbauer.<br />

Für eine Sensation hat das U-19-Frauen-<br />

Nationalteam (2004) von ÖFB-Teamchef Hannes<br />

Spilka gesorgt. Die Österreicherinnen schafften<br />

nach einem 1:1 gegen die Ukraine, einem 3:1-<br />

Sieg gegen Israel und einem 1:0 über Deutschland<br />

– dem ersten Pflichtspielsieg eines ÖFB-<br />

Frauen-Nationalteams gegen eine DFB-Auswahl<br />

überhaupt – den Gruppensieg.<br />

„Diese Ergebnisse sind eine Bestätigung<br />

für den Weg, den wir seit einigen Jahren gehen<br />

und bei dem die Mädels und alle Betreuerinnen<br />

und Betreuer voll mitziehen“, dankt der Teamchef<br />

seinen Spielerinnen und seinem Staff. Der<br />

53-Jährige blickt aber auch bereits wieder nach<br />

vorne. „Jetzt heißt es demütig bleiben und weiterarbeiten.“<br />

Die Infos zu den Auslosungen für die entscheidende<br />

zweite Phase der A-Liga, bei dem<br />

es im Frühjahr um die jeweils sieben Startplätze<br />

für die UEFA Women‘s U17 EURO 2023 (14.–26.<br />

Mai in Estland) bzw. die UEFA Women‘s U19<br />

EURO 2023 (18.–30. Juli in Belgien) geht, gibt<br />

es auf www.oefb.at.<br />

CORNER 04/22 43


PERSPEKTIVSPIELER<br />

TEXT MICHAEL GRASWALD<br />

Neue Wege<br />

Erstmals hat der ÖFB einen Sichtungslehrgang<br />

für Perspektivspieler veranstaltet. Vier<br />

Tage lang trainierten Spieler der Jahrgänge<br />

2000 bis 2005 unter Teamchef Ralf Rangnick<br />

und U21-Coach Werner Gregoritsch.<br />

Orkanartige Windböen und Dauerregen.<br />

Die äußeren Bedingungen hätten<br />

zum Start des ersten ÖFB-Perspektivspielerlehrgangs<br />

im November<br />

im kroatischen Pula kaum<br />

schlechter sein können. Die Stimmung<br />

aller Beteiligten konnte das Wetter<br />

aber ohnehin nicht trüben. Teamchef Ralf<br />

Rangnick reiste mit seinem Trainerteam nach<br />

dem starken Auftritt des Nationalteams beim<br />

2:0-Sieg über Europameister Italien an. U21-<br />

Teamchef Werner Gregoritsch wurde bei<br />

seinem 100. Länderspiel an der Seitenlinie<br />

der ÖFB-Talente in der Nachspielzeit mit dem<br />

Ausgleich gegen Kroatien beschenkt.<br />

„Es ist für jeden Spieler ein Traum, irgendwann<br />

im Nationalteam zu spielen. Da<br />

ist dieser Lehrgang eine sehr gute Möglichkeit,<br />

um sich in den Trainings dem Teamchef<br />

zu präsentieren und auch die Arbeitsweise<br />

des Trainerteams kennenzulernen“, sagt U21-<br />

Kapitän Matthias Braunöder, der trotz Dreifachbelastung<br />

im Herbst auf die Teilnahme<br />

am Perspektivlehrgang nicht verzichten<br />

wollte. Im Zuge der Bekanntgabe des Lehrgangs<br />

hatte sich ÖFB-Sportdirektor Peter<br />

Schöttel bereits lobend über die Zusammenarbeit<br />

mit den heimischen Klubs geäußert:<br />

„Mein ausdrücklicher Dank gilt ganz speziell<br />

den Vereinen der österreichischen Bundesliga<br />

für die gute Kooperation und die Bereitschaft,<br />

ihre Spieler abzustellen.“ Eine Abstellpflicht,<br />

wie bei den gewöhnlichen Nationalteam-Lehrgängen,<br />

gab es in dieser Zeit<br />

nämlich nicht. „Darum konnten wir das bei<br />

ausländischen Klubs leider nicht in allen Fällen<br />

erreichen“, so Schöttel weiter.<br />

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

22 Feldspieler und vier Torhüter bildeten<br />

schlussendlich den Perspektivkader. „Der<br />

Kader erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

es stehen auch viele weitere Spieler<br />

auf unserer Beobachtungsliste. Ich denke,<br />

dass wir hier eine interessante Mischung<br />

haben“, so Schöttel. Nominiert wurden Spieler<br />

der Jahrgänge 2000 bis 2005. „Wir haben<br />

viele Gespräche mit den Nachwuchs-Teamchefs<br />

geführt, weil sie die Spieler schon sehr<br />

lang kennen, und uns dann bewusst für<br />

diese Spieler entschieden, die jetzt hier sind.<br />

Und wenn ich mir die Trainings anschaue,<br />

wie sich die Jungs gegenseitig fordern, dann<br />

haben wir eine sehr gute Auswahl getroffen“,<br />

so Ralf Rangnick. Er wolle sich in den Trainingseinheiten<br />

einen persönlichen Eindruck<br />

»Wir hatten noch<br />

keinen Teamchef,<br />

der sich so für den<br />

Nachwuchs interessiert.«<br />

44<br />

CORNER 04/22


Unter den Augen von<br />

Rangnick und Gregoritsch<br />

trainierten die Perspektivspieler<br />

in Pula.<br />

der nachkommenden Spielergenerationen<br />

verschaffen sowie die Werte und Prinzipien<br />

vermitteln, die ihm im Nationalteam wichtig<br />

seien, so der Teamchef weiter. „So einen<br />

Lehrgang gibt es in Österreich erstmals. Ich<br />

denke auch, dass noch nicht viele andere<br />

Länder etwas Vergleichbares gemacht haben“,<br />

ist er sich sicher.<br />

U21-Teamchef Werner Gregoritsch sieht<br />

besonders für die jungen Talente eine ganz<br />

große Chance: „Das Trainerteam hat den<br />

Spielern mit Videosequenzen vom Italien-<br />

Spiel gezeigt, was es sich erwartet. Ralf<br />

Rangnick hat die Art Fußball, für die er steht,<br />

entscheidend mitgeprägt. Die jungen Spieler<br />

können davon sehr profitieren, wenn dir<br />

die Spielweise von einem der Mitbegründer<br />

antrainiert wird“, so U21-Teamchef Werner<br />

Gregoritsch. Und weiter: „Ich glaube, dass<br />

wir noch nie einen Teamchef hatten, der sich<br />

so für den Nachwuchs interessiert. Das kann<br />

nur gut sein.“<br />

ÖFB/VRANOVSKY (3)<br />

Intensives Training<br />

Rangnick, der drei der vier Spiele des aktuellen<br />

U21-Teams in den Stadien mitverfolgte,<br />

meint: „Es ist für mich ganz logisch, dass<br />

ich mir das anschaue, wenn die Spiele nicht<br />

gleichzeitig mit unseren stattfinden. Es sind<br />

die Spieler, die künftig auch für das Nationalteam<br />

interessant sein können. Da ist es<br />

mir schon wichtig, informiert zu sein.“<br />

Die Spieler selbst zeigen sich angetan von<br />

der Idee des Perspektivlehrgangs. Rapids<br />

Jonas Auer, einer vom ältesten Jahrgang,<br />

sagt: „Ich finde es eine richtig gute Sache.<br />

Auch wenn der Altersunterschied zwischen<br />

uns Spielern teilweise doch recht groß ist,<br />

ist das Niveau im Training richtig gut. Ich<br />

hoffe, dass es solche Lehrgänge künftig öfter<br />

geben wird.“ Das Training sei intensiv,<br />

aber sehr gut gewesen, wie der Außenverteidiger<br />

und Braunöder unisono erklären.<br />

Aber Auer sieht auch Unterschiede zu einem<br />

normalen Nationalteam-Lehrgang: „Beim<br />

Nationalteam kennen sich eigentlich alle<br />

Spieler. Hier war es die ersten Tage schon<br />

so, dass es kleine Grüppchen gab, weil man<br />

sich halt mit den Leuten unterhalten hat, die<br />

man schon kannte. Aber es war trotzdem<br />

eine sehr gute Stimmung, und vielleicht sehen<br />

wir uns ja künftig öfter.“<br />

CORNER 04/22 45


FUTSAL<br />

TEXT MICHAEL GRASWALD<br />

Ein Lernprozess<br />

Erstmals startete das Futsal-Nationalteam<br />

bei einer WM-Qualifikation und<br />

erreichte prompt die Quali-Hauptrunde.<br />

Dort zahlte das Team zunächst Lehrgeld,<br />

präsentierte sich gegen die<br />

Favoriten aber immer besser.<br />

Mit einem Auswärtsspiel in Roosdaal<br />

(BEL) startete das Futsal-<br />

Nationalteam in die Qualifikations-Hauptrunde<br />

auf dem Weg<br />

zum FIFA Futsal World Cup 2024.<br />

Die Auswahl von Teamchef Patrik<br />

Barbic feierte im letzten Quali-Test einen 5:2-<br />

Sieg gegen die Slowakei und reiste selbstbewusst<br />

nach Belgien. „Wir haben uns vorgenommen,<br />

ihnen das Leben so schwer wie<br />

möglich zu machen. Wir sind bereit für solche<br />

Top-Gegner“, sagte Barbic vor dem Belgien-<br />

Spiel. Doch das Futsal-Team wurde an diesem<br />

5. Oktober auf den harten Boden der Realität<br />

zurückgeholt. Die Belgier spielten ihre Routine<br />

aus und zeigten sich vor dem ÖFB-Tor<br />

gnadenlos. Bereits zur Pause lag die Barbic-<br />

Auswahl mit 0:5 zurück. Am Ende hieß es<br />

gar 0:11. „Wir müssen ehrlich zu uns sein und<br />

uns eingestehen, dass es auf diesem Niveau<br />

nicht gereicht hat. Die nächsten Spiele werden<br />

um nichts leichter“, bilanzierte der Teamchef<br />

schonungslos.<br />

Paroli geboten<br />

Bereits wenige Tage später gastierte Gruppenfavorit<br />

Georgien in Wien. Gegen das mit<br />

Brasilianern gespickte Team musste sich die<br />

ÖFB-Auswahl vor zwei Jahren mit 2:9 geschlagen<br />

geben. Nun unterlagen Muharemovic,<br />

Meitz und Co. zwar auch mit 2:6, doch<br />

46<br />

CORNER 04/22


GEPA-PICTURES.COM (4)<br />

der Qualitätsunterschied war nicht mehr so<br />

eklatant wie beim Belgien-Debakel. „Wir<br />

haben heute das wahre Gesicht des Futsal-<br />

Nationalteams gezeigt. Uns fehlt in manchen<br />

Situationen noch etwas die Kaltschnäuzigkeit.<br />

Wir können aus solchen Spielen gegen<br />

absolute Top-Gegner nur lernen“, so Kapitän<br />

Vahid Muharemovic nach der Partie. Und<br />

auch der Teamchef zeigte sich versöhnt: „Es<br />

war eine gute Leistung und definitiv eine<br />

Reaktion auf das 0:11. Wir haben bewiesen,<br />

dass wir immer wieder aufstehen.“<br />

Den Beweis, dass man zu Recht in der<br />

Hauptrunde steht, legte das Team beim Auswärtsspiel<br />

in Georgien ab. In einer abwechslungsreichen<br />

Begegnung, in der Österreich<br />

zwischenzeitlich 2:1 und 4:3 führte, gewann<br />

Georgien am Ende mit 6:4 – die Entscheidung<br />

fiel durch einen Penalty kurz vor Schluss.<br />

Dabei schrieb das Futsal-Team die eigene<br />

Geschichte fort. Der zwischenzeitliche<br />

1:1-Ausgleich in Tiflis durch Alec Fögel war<br />

das 50. Tor des ÖFB-Teams. Zum Abschluss<br />

der Quali gastiert Belgien am 4. März in Österreich.<br />

Dann soll der Leistungsanstieg auch<br />

in die ersten Hauptrundenpunkte umgewandelt<br />

werden. Muharemovic findet: „Das ist<br />

einfach ein Lernprozess für uns.“<br />

Entwicklung vorantreiben<br />

Dieser Lernprozess, der durch die Teilnahme<br />

an der Hauptrunde angestoßen wurde, soll<br />

im Jahr 2023 fortgesetzt werden. „Wir haben<br />

gesehen, dass uns Top-Teams auch im Fitnessbereich<br />

etwas voraus sind. Deshalb<br />

planen wir sportmotorische Test, um einen<br />

detaillierten Einblick in unseren Ist-Zustand<br />

zu haben“, sagt Barbic. Zudem will er „nach<br />

dem letzten Quali-Spiel gegen Belgien alles<br />

aufarbeiten und analysieren“. Für das kom-<br />

Die Mannschaft von<br />

Trainer Patrik Barbic<br />

(rechts) stellte sich in<br />

der Qualifikation starken<br />

Gegnern.<br />

Im Auswärtsspiel in<br />

Georgien war eine<br />

deutliche Steigerung<br />

zu erkennen.<br />

mende Jahr sind Spiele gegen Top-Teams<br />

geplant, bei denen auch neue Spieler ihre<br />

Chance im Nationalteam bekommen sollen.<br />

„Wir wollen uns auch in der Breite besser<br />

aufstellen“, so Barbic. Klar ist aber auch, dass<br />

es nur mit einer starken Liga als Basis eine<br />

Weiterentwicklung für das Nationalteam<br />

geben wird. Doch nach dem zweimaligen<br />

Nichtantreten von Futsal Club Graz droht den<br />

Steirern der Ligaausschluss. „Die Grazer<br />

wissen selber am besten, dass das keine<br />

gute Werbung für Futsal war. Aber ich habe<br />

auch gehört, dass es intern schonungslos<br />

angesprochen wurde und bereits an Lösungen<br />

gearbeitet wird, um es im nächsten Jahr<br />

besser zu machen. Jetzt muss man hoffen,<br />

dass sie die Saison fertig spielen können“,<br />

sagt Barbic.<br />

Für Entsetzen sorgte auch die Ankündigung<br />

des SV Stripfing, dass Team-Torhüter<br />

Matthias Sadilek künftig keine Freigabe mehr<br />

für Futsal erhalten wird. „Ich möchte zu dieser<br />

Causa zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht<br />

viel sagen. Ich werde mich mit Stripfing-<br />

Trainer Goran Djuricin treffen, wir werden<br />

über die Sache sprechen. Beide Seiten haben<br />

ihre Ansichten, und es ist wichtig, dass<br />

man die Argumente der Gegenseite kennt.<br />

Es ist bitter für Stella Rossa, uns als Nationalteam<br />

und Matthias selbst, denn seine<br />

Entwicklung war richtig gut“, bedauert der<br />

Teamchef. Trotz der bitteren Niederlagen, der<br />

Sorgen um die Liga und den Team-Torhüter<br />

blickt Barbic gerne auf 2022 zurück: „Der<br />

Aufstieg in Schweden war das schönste<br />

Erlebnis für uns. Kaum jemand hat uns zugetraut,<br />

dass wir bei der ersten Teilnahme<br />

aufsteigen. Das ganze Event war für uns ein<br />

Highlight. Jetzt arbeiten wir daran, künftig<br />

öfter solche Erlebnisse zu haben.“<br />

CORNER 04/22 47


HINTERGRUND<br />

TEXT KEVIN BELL<br />

Das war der<br />

ÖFB Summit<br />

2022<br />

Ein ganzer Tag im Zeichen<br />

des österreichischen<br />

Frauenfußballs<br />

GEPA-PICTURES.COM (2)<br />

Im Wiener GLOBE trafen Akteurinnen und<br />

Akteure aus den verschiedensten Bereichen<br />

des Sports zusammen, um gemeinsam<br />

auf Vergangenes zurückzublicken,<br />

sich Erreichtes noch einmal zu vergegenwärtigen<br />

und in die Zukunft zu blicken.<br />

In mehreren Diskussionsrunden wurden<br />

die unterschiedlichsten Themen behandelt.<br />

Von den historischen Anfängen des Frauen-<br />

Nationalteams bis hin zu den Herausforderungen<br />

im Ligenbetrieb. Wie war das damals?<br />

Wie ist es heute? Was hat sich getan?<br />

Talk der Generationen<br />

Mit diesen und weiteren Fragen hat sich im<br />

Rahmen des ÖFB Summits der „Talk der Generationen“<br />

beschäftigt. Unter der Leitung<br />

von Moderator Kevin Bell drehte sich eine<br />

erste Runde vor allem um die Anfänge des<br />

Frauenfußballs und des Frauen-Nationalteams<br />

in Österreich. Mit von der Partie waren<br />

der ehemalige ÖFB-Generalsekretär Alfred<br />

Ludwig, der erste Teamchef Peter Leitl sowie<br />

die ehemaligen Nationalteam-Spielerinnen<br />

Rosi Wimmer und Sonja Geiger-Spieler.<br />

Über die aktuellen Zustände und die<br />

Zukunft unterhielten sich anschließend in<br />

einer zweiten Gesprächsrunde die Teamspielerinnen<br />

Sarah Puntigam und Manuela Zinsberger,<br />

die Leiterin der ÖFB-Abteilung für<br />

Mädchen- und Frauenfußball Isabel Hochstöger<br />

sowie die Nachwuchsteamspielerin<br />

Lainie Fuchs.<br />

Beim ÖFB Summit<br />

drehte sich alles um<br />

den Frauenfußball.<br />

Sonja Spieler (links)<br />

schwelgte in Erinnerungen.<br />

„Respekt, Diversität<br />

und Akzeptanz sind<br />

Werte, die in der Gesellschaft<br />

noch immer<br />

nicht selbstverständlich<br />

sind“, sagt Annabel<br />

Schasching.<br />

Sommermärchen<br />

Mit dem Einzug ins Halbfinale bei der UEFA<br />

Women‘s EURO 2017 erreichte das Frauen-<br />

Nationalteam einen Meilenstein in der österreichischen<br />

Fußballgeschichte. Um den<br />

unverhofften Erfolgslauf in den Niederlanden<br />

drehte sich eine weitere Gesprächsrunde<br />

beim ÖFB Summit.<br />

Nach Siegen gegen die Schweiz und<br />

Island sowie einem Remis gegen Frankreich<br />

qualifizierte sich das ÖFB-Team bei der<br />

EURO 2017 als Gruppensieger für die K.o.-<br />

Phase, in der dann auch noch Spanien nach<br />

Elfmeterschießen ausgeschaltet werden<br />

konnte. In der Runde der letzten Vier folgte<br />

das Aus gegen Dänemark schließlich ebenfalls<br />

erst im Elferschießen.<br />

Gemeinsam mit dem ehemaligen ÖFB-<br />

Präsidenten Leo Windtner erinnerten sich<br />

Verena Hanshaw, Nina Burger und Nadine<br />

Prohaska an den Weg zur EURO, die herausragenden<br />

sportlichen Leistungen sowie kollektive<br />

und private Glücksmomente, die in<br />

eine große Euphorie in ganz Österreich<br />

mündeten.<br />

48<br />

CORNER 04/22


Internationale Expert:innen<br />

Einen Blick über den Tellerrand warfen zwei<br />

internationale Gäste in ihren Keynotes. Nadine<br />

Keßler feierte als Spielerin große Erfolge<br />

und wurde 2014 zur FIFA-Weltfußballerin<br />

des Jahres gewählt. Seit einigen Jahren<br />

leitet sie bei der UEFA die Abteilung Frauenfußball<br />

und konnte daher aus erster Hand<br />

über die Entwicklungen, Problemfelder und<br />

Potenziale im internationalen Frauenfußball<br />

berichten.<br />

Einen Einblick in die mediale Perspektive<br />

gab zudem der deutsche Digital-Experte<br />

Mario Leo. Er begleitet digitale Entwicklungen<br />

im Sport seit Jahren und zeigte anhand<br />

von Beispielen aus der Praxis, wie viel Aufmerksamkeit<br />

der Frauenfußball in den vergangenen<br />

Jahren erfahren hat und wie groß<br />

das Potenzial für die künftige Entwicklung<br />

noch ist.<br />

Breite & Spitze<br />

Um das große Ganze im österreichischen<br />

Frauenfußball drehte sich der Programmpunkt<br />

mit dem Titel „Status quo im österrei-<br />

Isabel Hochstöger analysierte<br />

Gegenwart und Zukunft<br />

des Frauenfußballs.<br />

Die Deutsche Nadine Keßler<br />

sorgte für Einblicke von außen.<br />

GEPA-PICTURES.COM (4)<br />

chischen Frauenfußball“. Karin Gruber, Projektkoordinatorin<br />

für Mädchen- und Frauen-<br />

Fußball, Isabel Hochstöger und ÖFB-Sportdirektor<br />

Peter Schöttel sprachen dabei über<br />

vergangene, aktuelle und künftige Herausforderungen.<br />

Im Detail ging es um die Situationen in<br />

den Nationalteams, den Ligen sowie im<br />

Breitenfußball, wo mit Initiativen wie UEFA<br />

Playmakers und den Ostar-Richi Mädchenfestivals<br />

zuletzt immer mehr Schritte gesetzt<br />

wurden, um mehr Frauen und Mädchen für<br />

den Fußball zu begeistern. Im Rahmen des<br />

Programmpunkts wurde auch Agnes Prammer<br />

vorgestellt. Die ehemalige Unparteiische<br />

ist seit Juni die erste Vorsitzende des<br />

Schiedsrichterinnenwesens.<br />

Abgerundet wurde das Talk-Programm<br />

beim ÖFB Summit 2022 mit Themen, die<br />

Vereine und Ligen beschäftigen. Wilfried<br />

Schmaus steht als Präsident dem erfolgreichen<br />

spusu SKN St. Pölten vor und gab<br />

ebenso einen Einblick in den Alltag bei seinem<br />

Klub wie Markus Vinkovits beim USC<br />

Landhaus. Ergänzt wurde das Podium vom<br />

Vorstandsvorsitzenden der Bundesliga,<br />

Christian Ebenbauer.<br />

Starke Partner<br />

Der Blickwinkel eines Partners und Sponsors<br />

wurde anschließend noch in einer weiteren<br />

Diskussionsrunde ausgeleuchtet. So sprachen<br />

ADMIRAL-Geschäftsführer Jürgen Irsigler,<br />

Petra Walter, Vorstandsvorsitzende der<br />

Raiffeisenwerbung, sowie ORF-Sportchef<br />

Hans Peter Trost über die Motivation ihres<br />

jeweiligen Unternehmens, den Frauenfußball<br />

in Österreich zu unterstützen, sowie Chancen<br />

und Nutzen, die sich daraus ergeben.<br />

Der ÖFB Summit 2022 powered by AD-<br />

MIRAL war voller Highlights – wie zum Beispiel<br />

den Auftritten von Stargeigerin Mia<br />

Nova und Freestylerin Laura Wrann, die ihre<br />

Talente zu einem Showact der Extraklasse<br />

kombinierten. Auch unsere jüngsten Gäste,<br />

die U14-Bundesländerauswahl-Teams aus<br />

der Steiermark (Vizemeisterinnen) und Niederösterreich<br />

(Meisterinnen), erlebten einen<br />

wahren Gänsehaut-Moment. Sie wurden von<br />

der ÖFB-Spitze für ihre Erfolge im Rahmen<br />

der U14-Bundesländermeisterschaft geehrt.<br />

Insgesamt sieben Stunden dauerte das<br />

bisher größte Event im österreichischen<br />

Frauenfußball. Alle Highlights sind im Bestof-Video<br />

auf www.oefb.at zu sehen!<br />

CORNER 04/22 49


CASINO CUP<br />

Nicolas<br />

Seiwald<br />

lässt nicht<br />

nur auf<br />

dem Rasen<br />

die Ruhe<br />

walten.<br />

PULS 4/ JÖRG KLICKERMANN (4)<br />

Am Ende der<br />

Show gab es bei<br />

allen Beteiligten<br />

nur strahlende<br />

Gesichter.<br />

Casino Cup: Frauenpower<br />

triumphiert im Finale<br />

Das Frauenteam des SC St. Veit holte die Trophäe in der actiongeladenen<br />

Finalshow voller spannender Games und Prominenz aus<br />

Sport und Kultur nach Kärnten. Auf den Casino Cup Champion<br />

wartet nun ein einwöchiges 5*-Trainingslager im Wert von über<br />

20.000 Euro in der Türkei.<br />

50<br />

CORNER 04/22


Die Geschichte vom Underdog, der<br />

trotz vieler Hürden und gegen alle<br />

Erwartungen am Ende die Oberhand<br />

behält, wurde beim Casino<br />

Cup neu erzählt. Sie nennen sich<br />

selbst die „Flippers“: Die Spielerinnen<br />

des SC St. Veit aus der Kärntner<br />

Frauen-Liga sind als einziges der zehn<br />

Teams nicht über einen Sieg bei den Turnieren<br />

in den Casinos von Casinos Austria ins<br />

große Österreichfinale des Casino Cups auf<br />

PULS 4 eingezogen, sondern mittels der<br />

von den „Café Puls“-Seher:innen über Voting<br />

vergebener Wildcard.<br />

Begonnen hatte es für die Fußballerinnen<br />

nämlich wenig vielversprechend: In der<br />

Vorrunde für Kärnten erreichte das Team um<br />

Kapitänin Alissa L. im Casino den letzten<br />

Platz und war somit eigentlich ausgeschieden.<br />

Doch mit der „zweiten Chance“ klappte<br />

es. Der Auftritt in der Wildcard-Qualifikation<br />

bedeutete den Erfolg beim Publikumsvoting<br />

und damit die Teilnahme am Finale.<br />

Von Fußball Black Jack<br />

zum finalen Pokerduell<br />

Die FinalistInnen waren in der TV-Gameshow,<br />

unter der Moderation von Dori Bauer<br />

und Alex Kratki, nicht auf sich allein gestellt,<br />

sondern erhielten Unterstützung<br />

durch prominente Patinnen und Paten – Ex-<br />

Skistar und Sängerin Lizz Görgl, Kabarettistin<br />

Nina Hartmann und die Fußball-Legenden<br />

Robert Almer, Lisa Marie Makas, Stefan<br />

Maierhofer und Andi Ogris, um nur einige<br />

zu nennen. Die Teams, die in der Ball-in-<br />

Show von PULS 4 um den Gewinn des<br />

Casino Cups aufeinandertrafen, hatten Aufgaben<br />

zu meistern, die wohl für alle Neuland<br />

waren. Gleich im ersten Bewerb ging es<br />

etwa um „Fußball Black Jack“: Ähnlich wie<br />

am Black-Jack-Tisch wurden den Teams die<br />

ersten beiden Karten vom Croupier gegeben,<br />

die fehlende Zahl auf die 21 musste<br />

aber durch einen gezielten Schuss auf den<br />

richtigen Teil der Torwand erreicht werden.<br />

Nach der aus sechs Bewerben bestehenden<br />

ersten Halbzeit wurden die Punkte zusammengezählt<br />

und nur noch fünf Teams blieben<br />

übrig.<br />

In der zweiten Halbzeit gab es weitere<br />

knifflige Herausforderungen wie „Spielfeld<br />

Memory“ und „Halt die Luft an“. Nach insgesamt<br />

13 Bewerben und dem Ausscheiden<br />

von drei weiteren Teams ging es in das fi-<br />

Beim Fußball-Black-Jack<br />

mussten 21 fehlende<br />

Zähler an der Torwand<br />

aufgeholt werden.<br />

Am Pokertisch hatten die<br />

Spielerinnen aus St. Veit<br />

das Glück auf ihrer Seite.<br />

Stars wie ÖFB-Tormanntrainer<br />

Robert Almer waren<br />

mit Feuereifer bei der<br />

Sache.<br />

nale Pokerduell: Hierhin hatten es der Paudorf<br />

SV (AK Niederösterreich Frauen-Landesliga)<br />

mit Sängerin Virginia Ernst und der<br />

SC St. Veit (Kärntner Frauen-Liga) mit Kabarettist<br />

Paulus von Dr. Bohl als Promi-Paten<br />

geschafft.<br />

Somit wurde der Titel des Casino-Cup-<br />

Champions in einem rein weiblichen Finale<br />

ausgespielt. „All-in or Fold“ hieß es am<br />

Pokertisch, und hier hatte das Team aus St.<br />

Veit mit dem besseren Blatt das Glück auf<br />

seiner Seite. Der Jubel der Siegerinnen aus<br />

der Kärntner Landesliga kannte keine Grenzen<br />

– mit ihrem Triumph ist ihnen ein Fixplatz<br />

in der Vereinsgeschichte wohl sicher. Nicht<br />

zuletzt, weil ihr Sieg den Gewinn eines einwöchigen<br />

Trainingslagers in der Türkei im<br />

Wert von über 20.000 Euro bedeutet – in<br />

einem auf Trainingscamps spezialisierten<br />

5* All-Inclusive-Hotel.<br />

Ein rundum positives Resümee zieht<br />

Dieter Türmer, Senior Manager Marketing<br />

& Customer Management bei Casinos Austria:<br />

„Mit den Turnieren in unseren Casinos<br />

und der finalen TV-Gameshow haben wir<br />

nicht nur dem österreichischen Fußball eine<br />

einzigartige Bühne, sondern auch den Fans<br />

und den Zuseher:innen jede Menge spannende<br />

Unterhaltung geboten. Casinos Austria<br />

und PULS 4 stehen für erstklassiges<br />

Entertainment, und genau das hat den Erfolg<br />

dieses innovativen Formats ausgemacht.<br />

Dass es zwei Frauenteams ins finale<br />

Pokerduell geschafft haben, freut uns<br />

besonders, und wir gratulieren dem SC St.<br />

Veit herzlichst zum Gesamtsieg!“<br />

CORNER 04/22 51


Die Landesverbände des ÖFB<br />

KÄRNTEN<br />

Blick in die Zukunft<br />

Kinder zum Fußball<br />

Durch verschiedene gemeinsame Aktivitäten<br />

sollen Kinder (und deren Eltern) motiviert<br />

werden, zum Sport, zum Fußball und zu den<br />

Vereinen zu kommen. Beispiele: „Soccer-<br />

2Kids“ oder Bezirkstrainings bei den Mädchen.<br />

Bei „Soccer2Kids“ geht der KFV mit<br />

einem Trainer und mit einem Vertreter des<br />

ortsansässigen Vereins in die jeweiligen<br />

Volksschulen und versucht, die Mädchen und<br />

Buben zum Fußball zu bringen. Dies wird<br />

auch in Zukunft vermehrt durchgeführt. Weiters<br />

veranstaltet der KFV in den Bezirksstädten<br />

Trainingseinheiten für Mädchen, die in<br />

weiterer Folge zu den Vereinen vermittelt<br />

werden. Auch werden Bemühungen anderer<br />

Institutionen wie Volksschulcup, Volksschule<br />

in Bewegung, Schülerliga<br />

oder das UEFA-Playmakers-Projekt<br />

(sechs- bis<br />

achtjährige Mädchen sollen<br />

gefördert werden)<br />

unterstützt.<br />

Ehrenamt muss<br />

gestärkt werden<br />

Das Ehrenamt muss erhalten<br />

bleiben, man muss<br />

rechtlich organisatorische<br />

Vereinfachungen schaffen<br />

und die Wertschätzung<br />

der Ehrenamtlichen<br />

durch verschiedene Maßnahmen<br />

noch mehr stärken.<br />

Weiters muss es<br />

gelingen, ehemalige<br />

Spieler:innen beim Verein<br />

zu behalten, Stichwort<br />

Seniorenfußball. So ist eine Breitenfußball-<br />

Seniorenliga eine Vision. Dadurch sind ehemalige<br />

Fußballer weiterhin an den Verein<br />

gebunden und sollen in die Funktionärstätigkeit<br />

wechseln.<br />

Circa 2.500 gemeldete ehrenamtliche<br />

Funktionär:innen sind bei den 187 Kärntner<br />

1920 wurde der<br />

Kärntner Fußballverband<br />

(KFV)<br />

gegründet. Um<br />

auch weiterhin<br />

erfolgreich zu<br />

sein, möchte das<br />

Team um Präsident<br />

Mag. Klaus<br />

Mitterdorfer folgende<br />

Schwerpunkte<br />

und Prioritäten<br />

umsetzen.<br />

Klaus Mitterdorfer geht<br />

mit dem KFV in eine<br />

spannende Zukunft.<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

und Osttiroler Vereinen engagiert. Damit auch<br />

jungen Menschen das Ehrenamt schmackhaft<br />

gemacht wird, hat der ÖFB in Zusammenarbeit<br />

mit den Landesverbänden das<br />

„junge Ehrenamt“ ins richtige Licht gerückt.<br />

Hier konnten Youngsters eine Fußball-Bildungsreise<br />

nach Spanien gewinnen.<br />

Die Rolle der Frau<br />

In Zukunft muss nicht nur der Mädchen- und<br />

Frauenfußball gestärkt werden, es sollten<br />

auch mehr Frauen ins Trainerwesen einsteigen<br />

oder in Führungspositionen der einzelnen<br />

Vereine aufsteigen. Der KFV hat zusammen<br />

mit dem Salzburger und Steirischen<br />

Verband 2019 erstmals einen Kindertrainerinnenkurs<br />

nur für Frauen organisiert. Seit<br />

damals sind auch viele<br />

weitere spezielle Kurse<br />

für Trainerinnen dazugekommen.<br />

Kreative Modelle<br />

Aufgrund demographischer<br />

Gegebenheiten und<br />

verschiedener anderer<br />

Gründe wird die Zahl der<br />

Vereine und Spieler:innen<br />

tendenziell zurückgehen.<br />

Daher sind kreative Zusammenarbeitsmodelle<br />

der Vereine in Zukunft<br />

gefragt. Gemeinsam<br />

müssen auch die Ligenstrukturen<br />

und Ligenformate<br />

den Gegebenheiten<br />

angepasst und weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Behindertenfußball<br />

Bereits vor Jahren hat sich der KFV des Behindertensports<br />

angenommen. Auch künftig<br />

wird der KFV immer ein offenes Ohr dafür<br />

haben. Ein solch großer Verband wie der KFV<br />

muss sich dafür einsetzen.<br />

52<br />

CORNER 04/22


DEIN<br />

TEAMSPORT<br />

SPEZIALIST<br />

Top Mengenrabatte auf Vereinsausstattung von<br />

Nike, adidas, Puma, Jako & Co<br />

Hohe Verfügbarkeiten &<br />

schneller Versand dank<br />

8.500 m² High-Tech-Lager<br />

Individuelle Veredelung in<br />

unserer hauseigenen Druckerei<br />

Offizieller Merchandising Partner von<br />

WIR DIGITALISIEREN<br />

DEINE KABINE<br />

Kostenloses Profi<br />

Equipment dank tactiX<br />

Jetzt anfragen unter<br />

03612/25250 oder<br />

vereine@geomix.at<br />

www.geomix.at


Die Landesverbände des ÖFB<br />

VORARLBERG<br />

#Kinderfußball – Rivalität macht Pause<br />

Der SCR Altach und SC Austria Lustenau setzen<br />

in Kooperation mit dem Vorarlberger Fußballverband<br />

ein Zeichen gegen Rivalitätskämpfe im Kinderfußball.<br />

Die U9-Mannschaften des SCR Altach<br />

und des SC Austria Lustenau setzten im Rahmen eines Freundschaftsspiels<br />

gemeinsam mit dem Vorarlberger Fußballverband<br />

ein Zeichen, dass Rivalitätskämpfe vor dem Kinderfußball<br />

haltmachen müssen. Die Rivalität zwischen dem SCR Altach<br />

und SC Austria Lustenau ist unbestritten die momentan<br />

größte im Vorarlberger Fußball. In der Saison 2022/23 wird der<br />

Kampf um die Vormachtstellung im Ländle erstmals in der<br />

Bundesliga ausgetragen. Bei aller Konkurrenz ist es beiden Vereinen<br />

in Kooperation mit dem VFV und seinem Projekt TEAM-<br />

PLAY wichtig zu betonen, dass Respekt und Fairplay immer an<br />

erster Stelle stehen und die Rivalität dort haltmachen muss,<br />

wo Kinder im Spiel sind. Der SCR Altach und SC Austria Lustenau<br />

haben sich deshalb dazu entschlossen, eine wichtige Botschaft<br />

zu senden: #Kinderfußball – Rivalität macht Pause. Der<br />

Appell richtet sich insbesondere an die Trainer und Eltern in ihrer<br />

Vorbildrolle für die nächste Generation. Gleichzeitig senden<br />

der SCR Altach und SC Austria Lustenau ein klares Statement,<br />

dass ein respektvoller und fairer Umgang im Sport oberste<br />

Priorität hat.<br />

Stellen wir den<br />

Fußball in den<br />

Mittelpunkt!<br />

VFV<br />

STEIERMARK<br />

Treffen der Altinternationalen<br />

StFV-Präsident Dr. Wolfgang Bartosch lud nach zweijähriger<br />

Pause zum 35. alljährlichen Treffen der Altinternationalen,<br />

Ehrenpräsidenten und Ehrenmitglieder des<br />

Steirischen Fußballverbandes ein, und zahlreiche Fußball-Legenden<br />

folgten der Einladung ins JUFA Hotel Graz-Süd auf<br />

dem Areal des Steirischen Fußballverbandes. Präsident Dr. Wolfgang<br />

Bartosch konnte u.a. die Torhüter KR Rudi Roth und Dr.<br />

Günter Paulitsch, weiters Jörg Haase, Walter Hiesel, StFV-Sportdirektor<br />

Walter Hörmann, DI Hannes Jank, Robert Kaiser, Andy<br />

Pichler, Mag. Gilbert Prilasnig, Harald Rebernig, Mag. Erich<br />

Schneider, Heri Weber, Wilhelm Winkler, Josef Wöhry und Ehrenpräsident<br />

OSR Franz Wolf, die Ehrenmitglieder Karl Kainz und Dr.<br />

Rudolf Mayer sowie unsere ehemaligen Vorstandsmitglieder Vizepräsident<br />

Dir. Michael Wolfart und Dr. Günter Fiedler zum Beisammensein<br />

und Gedankenaustausch begrüßen. Beim Schwelgen<br />

über spannende Derbys und Diskussionen über das aktuelle<br />

Fußballgeschehen zu Beginn des Treffens wurde der Sieg von Japan<br />

über Deutschland bei der FIFA-WM 2022 bestaunt – klang<br />

der Abend in gemütlicher Atmosphäre aus und wird mit Sicherheit<br />

im nächsten Jahr eine Fortsetzung finden.<br />

STFV<br />

OÖFV<br />

OBERÖSTERREICH<br />

Evaluierung der neuen<br />

Wettbewerbsformen<br />

Der OÖ FUSSBALLVERBAND hat in seiner Agenda 2022–2025<br />

den Einsatz von Umfragetools als Instrument zur Entscheidungsgrundlage<br />

und Einbindung der Mitgliedsvereine verankert.<br />

Diese Vorgehensweise hat sich speziell bei der Evaluierung der<br />

neuen Wettbewerbsformen im Nachwuchs eindrucksvoll bewährt.<br />

Es sind 239 Rückmeldungen<br />

von 193 verschiedenen Vereinen<br />

eingelangt. „Das ist eine<br />

überwältigende Rücklaufquote,<br />

die den eingeschlagenen Weg bestätigt<br />

und auch zeigt, dass die<br />

Vereine den Austausch schätzen.<br />

Das Wichtigste ist aber, dass Verband<br />

und Vereine eine so umfassende<br />

Reform gemeinsam professionell<br />

evaluieren und wir neben<br />

einem repräsentativen<br />

Meinungsbild wertvolle Anregungen generieren konnten, die<br />

Problemfelder und Lösungsansätze beinhalten“, freut sich mit<br />

Stefan Hochreiter der Vorsitzende der OÖFV-Kommission Sport.<br />

Die neuen Wettbewerbsformen im Nachwuchs werden nun seit<br />

Sommer 2022 umgesetzt, weshalb der OÖ FUSSBALLVER-<br />

BAND nach der Herbstsaison im Rahmen einer Online-Umfrage<br />

um Rückmeldungen aller Mitgliedsvereine ersucht hat. Die<br />

Ergebnisse sind auf www.ofv.at abrufbar.<br />

SALZBURG<br />

Erfolgreiche Vereinscoaching-Angebote<br />

werden im Jahr 2023 ausgebaut<br />

Bereits seit April 2022 profitieren Salzburgs Fußballvereine<br />

vom Vereinscoaching, einer Kooperation<br />

zwischen der Österreichischen Gesundheitskasse<br />

und dem Salzburger Fußballverband im Bereich<br />

Gesundheitsförderung und Prävention. Dabei können Vereine<br />

Seminare zu verschiedensten Themen der Gesundheitsförderung<br />

als Veranstaltung auf der eigenen Anlage kostenlos buchen. Dieses<br />

Angebot wird von den Vereinen sehr gut angenommen. Im Jahr<br />

2022 haben bereits über 50 Vereinscoaching-Veranstaltungen stattgefunden,<br />

dabei nutzten über 40 verschiedene Vereine eines dieser<br />

Vereinscoaching-Angebote. Ab Frühjahr 2023 gibt es ein neues Seminar<br />

zum Thema Kopfball. Die bereits bestehenden Angebote<br />

werden im Frühjahr 2023 durch ein weiteres Seminar ergänzt, und<br />

zwar zum Thema „Sicheres Kopfballspiel in Theorie & Praxis“ und<br />

zu den Fragen:<br />

a) Ist Fußball wirklich<br />

ein gefährlicher<br />

Sport für das<br />

Gehirn? b) Sollten<br />

Kopfbälle im Nachwuchs<br />

verboten<br />

werden oder ist<br />

das übertriebener<br />

Aktionismus? c)<br />

Sinkt der IQ durch<br />

viele Kopfbälle?<br />

SFV<br />

54<br />

CORNER 04/22


BFV<br />

TIROL<br />

„Girls Power!“ im TFV<br />

Der Tiroler Fußballverband setzt Akzente zur<br />

Gewinnung von Mädchen für den Fußball.<br />

Ziel des Projektes „Girls Power!“ ist es, den<br />

Volksschulkindern den Fußball unverbindlich<br />

und spielerisch in einer vertrauten Umgebung<br />

näherzubringen. Durch Integration in die Schulsportstunden<br />

können alle Kinder, speziell auch die Mädchen, erreicht<br />

werden – vor allem die, die noch nicht in einem Verein<br />

spielen oder wenig bis gar keine Berührungspunkte mit<br />

Fußball haben. Der Tiroler Fußballverband unterstützt die<br />

Schulen und schickt in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion<br />

Tirol und dem TFV Trainer- und Kursreferat einen<br />

Instruktor/eine Instruktorin zu den Volksschulen. Das<br />

Hauptaugenmerk wird in diesem Projekt auf die Mädchen<br />

gelegt. Sie sollen ermutigt und begeistert werden, Fußball<br />

zu spielen! Bei Fragen oder Interesse kann man sich gerne<br />

per Mail an das TFV-Referat für Mädchen- und Frauenfußball<br />

unter frauenreferat@tfv.at wenden.<br />

BURGENLAND<br />

1. Burgenländische<br />

Fußballerinnengala<br />

Auf dem Weingut des Star-Winzers Leo Hillinger in Jois<br />

fand die 1. Burgenländische Fußballerinnengala statt. Bei<br />

diesem besonderen Abend zeigten auch zahlreiche Ehrengäste<br />

aus Politik und Sport ihr Interesse am Frauenfußball.<br />

So ließen sich LH Stv.-in Astrid Eisenkopf, Sportlandesrat<br />

Heinrich Dorner und Landesrätin Daniela Winkler<br />

wie auch BFV-Präsident Günter Benkö und<br />

ÖFB-Präsident Gerhard Milletich das Event nicht entgehen.<br />

Dabei wurde die 16-jährige Julia Meixner vom FC<br />

Skiny Südburgenland zu Burgenlands Fußballerin des Jahres<br />

gewählt. Geehrt wurden ebenso die Frauenvereine<br />

für ihr Engagement, das Theresianum Eisenstadt für den<br />

2. Platz bei den Bundesmeisterschaften, die Meistermannschaft<br />

vom SC Bad Sauerbrunn und der ASV Draßburg,<br />

der die Wahl zum beliebtesten Mädchenverein gewonnen<br />

hat. Wir gratulieren herzlich!<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

Eine ganz Große<br />

sagt Adieu!<br />

Nach rund 500 Spielen und 393 (!) Toren in der Bundesliga war es „Time<br />

to say Goodbye“. Frauenfußball-Legende Maria Gstöttner verabschiedete<br />

sich als aktive Spielerin! Besser hätte sie ihren Abschied aber nicht inszenieren<br />

können als just gegen das Team vom SKN St. Pölten und vor<br />

500 Zuschauer:innen im Wienerwaldstadion. Maria Gstöttner wurde –<br />

genauso wie der USV Neulengbach – 12x Meister, 10x Cup-Sieger und<br />

war Teil jenes Teams, das es in der Champions League 2013/14 sensationell<br />

bis unter die besten Acht Europas geschafft hat. Sie hat 36 Länderspiele<br />

(5 Tore) für das Frauen-Nationalteam bestritten. Gstöttner gilt unter<br />

den Spielerinnen, Funktionärinnen und Fans als eine der prägendsten<br />

Bundesliga-Spielerinnen aller Zeiten. Ihre Verabschiedung hat noch<br />

einmal eindrucksvoll deutlich gemacht, was Maria Gstöttner für den<br />

Frauenfußball in Österreich bedeutet. Im letzten Spiel für Mary Gstöttner<br />

konnte Neulengbach den Serienmeister aus St. Pölten zwar fordern,<br />

die drei Punkte gingen am Ende aber dennoch an den Favoriten. Nach<br />

24 Jahren im Neulengbacher Dress gab es sowohl auf dem Platz als<br />

auch danach ein Feuerwerk zu sehen. Ein emotionaler Abschied, der<br />

besser kaum hätte verlaufen können.<br />

WIEN<br />

Ehrungen der Wiener<br />

Fußballklassensieger 2021/22<br />

Endlich! Nach drei Jahren konnten heuer die traditionellen Ehrungen<br />

der Fußballklassensieger des Wiener Fußball-Verbands im<br />

Festsaal des Wiener Rathauses wiederum über die Bühne gehen.<br />

Eine Veranstaltung, die zuletzt zwei Spielsaisons lang einer pandemiebedingten<br />

Zwangspause zum Opfer fiel. Geehrt wurden alle<br />

Wiener Meister der Kampfmannschaften von der letzten Klasse bis<br />

hin zur Regionalliga Ost, ebenso die siegreichen Frauenmannschaften<br />

des WFV sowie die DSG- Meistermannschaften und – last but<br />

not least – die erfolgreiche Wiener U14-Auswahlmannschaft der<br />

Burschen. WFV-Präsident Robert Sedlacek und Generalsekretär<br />

Christian Schlosser begrüßten unter anderem Wiens Sportstadtrat<br />

Peter Hacker, ÖFB-<br />

Präsident Gerhard<br />

Milletich sowie<br />

ÖFB-Generalsekretär<br />

Dr. Thomas<br />

Hollerer. WFV-Boss<br />

Robert Sedlacek:<br />

„Gratulation den<br />

Titelträgern! Feiern<br />

Sie heute, vergessen<br />

Sie aber auch<br />

nicht, was sich derzeit<br />

rund um uns<br />

alles ereignet.“<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

WFV<br />

CORNER 04/22 55


TEXT MICHAEL GRASWALD<br />

Im Sport wie im Leben<br />

entscheidend: ein respektvoller<br />

Umgang miteinander.<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

Gegen den Trend<br />

Schiedsrichter<br />

stehen oft im<br />

Fokus der Kritik.<br />

Darunter leidet<br />

auch das Schiedsrichterwesen<br />

im<br />

Breitensport. Der<br />

ÖFB arbeitet<br />

daran, dem<br />

Trend entgegenzuwirken.<br />

Dreitausend. So viele Schiedsrichterinnen<br />

und Schiedsrichter sind<br />

laut ÖFB-Strategie nötig, um zu<br />

gewährleisten, dass alle Spiele in<br />

Österreich mit einem qualifizierten<br />

Schiedsrichterteam besetzt werden<br />

können. Aktuell beläuft sich die Zahl<br />

an Aktiven auf knapp 2.200, die sich in 1.500<br />

im Bereich der Kampfmannschaften und<br />

700 im Nachwuchsbereich aufteilen. Die<br />

angestrebte Zahl an Referees wird also<br />

nicht erreicht. Um dem Mangel an Schiedsrichter:innen<br />

entgegenzuwirken und das<br />

Ziel von 3.000 Unparteiischen zu erreichen,<br />

setzt der ÖFB auf professionelle Rahmenbedingungen,<br />

wie Lukas Orler erklärt. Er<br />

ist seit April 2021 beim ÖFB für Schiedsrichter<br />

im Breitensport zuständig.<br />

Eine Laufbahn im Schiedsrichterwe-<br />

sen beginnt mit einer umfassenden Ausbildung.<br />

Neben theoretischem Regelwissen<br />

und der sportlichen Überprüfung werden<br />

die Teilnehmer:innen in Praxiseinheiten<br />

auf ihre ersten Einsätze vorbereitet. Außerdem<br />

werden sie darin geschult, mit verschiedensten<br />

Charakteren umzugehen, um<br />

in jedem Match die Übersicht zu wahren.<br />

Doch mit der Grundausbildung ist die Betreuung<br />

keineswegs abgeschlossen. Von<br />

Beginn an werden neue Schiedsrichter:innen<br />

im persönlichen Coaching<br />

betreut. Ihre Matches werden gemeinsam<br />

mit sogenannten „Beobachtern“ analysiert,<br />

sodass eine stetige Verbesserung<br />

möglich ist. Zudem werden schon am Anfang<br />

jeder Karriere individuelle Ziele besprochen<br />

und der Weg, um diese zu erreichen,<br />

skizziert.<br />

56<br />

CORNER 04/22


Schritt für Schritt<br />

Doch wie wird man eigentlich Schiedsrichter:in?<br />

„Zunächst absolviert man die<br />

Grundausbildung in einem der neun Landesverbände“,<br />

sagt Orler. Der nächste<br />

Schritt ist der Einstieg in den Nachwuchsbereich,<br />

und zwar als Schiedsrichter und<br />

auch als Assistent. „Für eine der beiden<br />

Rollen muss man sich erst entscheiden,<br />

wenn es in den Elitebereich geht, also in<br />

die 1. und 2. Bundesliga“, so Orler weiter.<br />

Als nächster Schritt in der Laufbahn folgt<br />

der Einstieg in den Kampfmannschaftsbereich.<br />

Gute Leistungen werden mit Einsätzen<br />

in der nächsthöheren Liga belohnt.<br />

Grundsätzlich ist das Schiedsrichter-Amt<br />

zeitintensiv, doch lasse es sich gut mit der<br />

Ausbildung oder dem Brotberuf kombinieren,<br />

sagt Lukas Orler.<br />

Eine Woche im Voraus erfahren Schiedsrichter<br />

ihren nächsten Einsatz. Dann gilt es,<br />

sich mit den Teamkollegen abzusprechen<br />

und vorzubereiten. Und natürlich gibt es für<br />

jeden Einsatz eine Aufwandsentschädigung.<br />

„Regelmäßige Gebührenerhöhungen sollen<br />

zusätzlich für einen Anreiz sorgen, eine Karriere<br />

als Schiedsrichter zu beginnen“, so<br />

Orler – noch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen,<br />

mit denen der ÖFB für mehr<br />

Schiri-Nachwuchs sorgen möchte. Zudem<br />

können viele der Eigenschaften, die als Referee<br />

benötigt werden, auch in die Berufswelt<br />

transportiert werden. „Schiedsrichter<br />

stehen für Verantwortungsbewusstsein,<br />

Ehrlichkeit und Objektivität. Das sind Attribute,<br />

die jeder Arbeitgeber gerne in seinem<br />

Team hat“, glaubt der ÖFB-Mitarbeiter.<br />

Kurze Wege<br />

Als größter Benefit gilt aber der Umgang<br />

mit Drucksituationen. Bei keinem anderen<br />

Hobby steht man so in der Kritik, wie als<br />

Schiedsrichter. „Natürlich ist es nicht einfach,<br />

mit Kritik umzugehen. Selbst bei richtigen<br />

Entscheidungen kann es vorkommen,<br />

dass man Kritik ausgesetzt ist. Wir helfen<br />

bei der Persönlichkeitsentwicklung, damit<br />

auch in solchen Situationen die richtigen<br />

Worte gefunden werden und stets ein professioneller<br />

Umgang gewahrt wird.“ Ein<br />

Aspekt ist Orler aber besonders wichtig zu<br />

betonen: „Die Möglichkeiten, im Schiedsrichterwesen<br />

mitzugestalten, sind sehr<br />

vielfältig.“ Bereits während der eigenen<br />

Karriere als Schiedsrichter oder Schiedsrich-<br />

Auf diese Weise schafft<br />

man es als SchiedsrichterIn<br />

bis nach oben.<br />

IM NAMEN<br />

DER SACHE<br />

VON ROBERT SEDLACEK<br />

Vorsitzender der ÖFB-Schiedsrichterkommission<br />

terin nehmen viele die<br />

Möglichkeit wahr, auch<br />

selbst aktiv an der Weiterentwicklung<br />

des<br />

Schiedsrichterwesens<br />

mitzuarbeiten. „Es<br />

gibt dabei ganz verschiedene<br />

Bereiche“,<br />

sagt Orler – die Organisation<br />

des Grundkurses<br />

und die Regelschulung<br />

für neue und arrivierte<br />

Schiedsrichter<br />

beispielsweise. Außerdem<br />

können eigene<br />

Erfahrungen als Beobachter weitergegeben<br />

werden. „Für alle, die besonders am sportlichen<br />

Aspekt interessiert sind, besteht die<br />

Möglichkeit, Trainingseinheiten zu übernehmen.<br />

Und auch darüber hinaus gibt es eine<br />

Vielfalt von Chancen, seine eigenen Ideen<br />

einzubringen“, so der Grassroots-Referees-<br />

Manager.<br />

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu, und ich möchte an dieser Stelle<br />

allen Kolleginnen und Kollegen vom Breitenfußball bis hin in den<br />

Elite-Bereich meinen Dank aussprechen, die mit ihrer wichtigen und<br />

manchmal alles andere als einfachen Tätigkeit den organisierten Spielbetrieb<br />

mit über 130.000 Spielen in ganz Österreich auch in Zukunft gewährleisten.<br />

Alles andere als einfach auch deshalb, weil ihre Entscheidungen oftmals<br />

im Brennpunkt der Öffentlichkeit stehen und auch immer wieder<br />

persönliche Beleidigungen und Anfeindungen geäußert werden.<br />

Es kommt immer wieder zu – teilweise berechtigter – Kritik, aber speziell<br />

in der Wortwahl wird diese oft überzogen und ist nicht nachvollziehbar.<br />

Eine sachliche Diskussion und Kritik bei regeltechnischen Entscheidungen<br />

ist vollkommen in Ordnung, es wird auch jede strittige Szene<br />

intern analysiert, und Fehler wurden bisher und werden auch in Zukunft<br />

offen eingestanden. Alle Beteiligten arbeiten gemeinsam kontinuierlich<br />

an einer Optimierung.<br />

Es wäre aber auch wünschenswert, dass öffentliche Kritik im sachlichen<br />

Rahmen bleibt und nicht ins Persönliche abgleitet – und damit in keiner<br />

Weise mehr mit der Entscheidung am Spielfeld in Zusammenhang<br />

steht.<br />

Auch mit Blick auf das Weltgeschehen ist mein Wunsch für 2023, dass<br />

der Respekt und die Menschlichkeit im Mittelpunkt stehen.<br />

CH. HOFER<br />

KOMMENTAR<br />

CORNER 04/22 57


TEXT GERHARD GERSTENMAYER,<br />

JOHANN HECHTL<br />

„Zu wenig oder reicht’s?“<br />

In dieser Ausgabe des CORNER wollen wir die Situationen<br />

im Strafraum beleuchten. Insbesondere ob das jeweilige<br />

Vergehen des Verteidigers ausreicht, dass der Schiedsrichter<br />

auf Strafstoß entscheidet – oder auch nicht.<br />

Die „einfache Lösung“ zu diesem Thema bietet<br />

das IFAB-Regelwerk – zumindest in der Theorie:<br />

Regel 14 – Strafstoß<br />

„Auf Strafstoß wird entschieden, wenn ein Spieler<br />

innerhalb des eigenen Strafraums oder außerhalb<br />

des Spielfelds bei laufendem Spiel, wie in<br />

den Regeln 12 und 13 umschrieben, ein Vergehen<br />

begeht, das mit einem direkten Freistoß geahndet<br />

wird.“<br />

Somit legen die Spielregeln fest, dass jedes<br />

Vergehen, das vom Verteidiger in seinem Strafraum<br />

verursacht wurde und aufgrund der Einschätzung<br />

des Referees einen „direkten Freistoß“<br />

nach sich zieht, einen Strafstoß zur Folge<br />

hat (Halten, Stoßen, Beinstellen, Handspiel …).<br />

Auch Vergehen, die außerhalb des Spielfelds<br />

(hinter der Torlinie im Bereich der gedachten verlängerten<br />

Strafraummarkierung) vom Verteidiger<br />

am Angreifer begangen werden, sind mittels<br />

Strafstoß zu ahnden. Voraussetzung dafür ist in<br />

jedem Fall, dass der Ball zum Zeitpunkt des Vergehens<br />

im Spiel ist.<br />

Soweit die Theorie. Nun gilt es zu berücksichtigen,<br />

ob diese starre Festlegung den „Sinn<br />

und Geist des Fußballs“ widerspiegelt, wie in<br />

der Praxis damit umzugehen ist und vor allem,<br />

wie derartige Vergehen unter dem Aspekt „was<br />

erwartet der Fußball“ zu betrachten wären.<br />

Entscheidung „Strafstoß ja/nein“<br />

Jeder Schiedsrichter ist sich natürlich bewusst,<br />

dass eine Strafstoß-Entscheidung im Regelfall<br />

einen Torerfolg nach sich ziehen wird. Jedoch muss<br />

schon erwähnt werden, dass der Unparteiische ja<br />

für das Vergehen des Verteidigers am gegnerischen<br />

Angreifer nicht verantwortlich ist, sondern<br />

er diesen Körperkontakt nur aufgrund seiner Wahrnehmung<br />

bzw. Einschätzung bewertet und seine<br />

Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen<br />

trifft – wie es ihm die Spielregel 5 vorgibt und dort<br />

auch zweifelsfrei beschrieben ist.<br />

Diese Einschätzung ist zusätzlich abhängig<br />

von der Position des Schiedsrichters, seinem<br />

Blickwinkel und die Sicht auf die jeweilige Situation.<br />

Dazu sind ihm gewisse Laufwege empfohlen,<br />

keine starren Positionierungen, flexible Bewegungsrichtungen<br />

– der Schiedsrichter muss<br />

bestrebt sein, sich beim jeweiligen Angriff oder<br />

auch bei ruhendem Ball (Eckstoß, Freistoß) mit<br />

seiner Laufrichtung oder seinem Standort so zu<br />

positionieren, dass er eine entsprechende Seiteneinsicht<br />

samt der erforderlichen Spielnähe und<br />

Blick auf die Gesamtsituation erhält und zusätzlich<br />

auch noch auf ein allfällig zu erwartendes „nächstes<br />

Problem“ Bedacht nehmen muss. Erschwert<br />

wird ihm dies natürlich bei den derzeit vermehrt<br />

festzustellenden Spieleransammlungen im Torraum<br />

oder im Strafraum, vor allem bei Eckstößen,<br />

wo es für ihn eine besondere Herausforderung<br />

darstellt, diese Spieler bezüglich der Körperkontakte,<br />

vor allem im Bereich „Halten/Stoßen“, zu<br />

beobachten.<br />

Unterschied „physischer Kontakt –<br />

Vergehen“<br />

Naturgemäß ist Fußball ein „Kontaktsport“, bei<br />

dem es zu oftmaligen Körperkontakten zwischen<br />

den Spielern kommt, die aber überwiegend noch<br />

kein Vergehen darstellen. Vor allem wenn erkenn-<br />

58<br />

CORNER 04/22


Wann es zu einem<br />

Strafstoß (wie hier<br />

von Marko Arnautovic)<br />

kommt, erklären<br />

wir im CORNER.<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

bar ist, dass die Spieler bestrebt sind, den Ball<br />

im Zuge eines Zweikampfs zu erobern, das heißt<br />

die Position der Beteiligten geeignet ist, den Ball<br />

korrekt zu spielen. Dazu zählen insbesondere das<br />

„Nebeneinanderlaufen“, wobei die Spieler Schulter<br />

an Schulter etwas Druck ausüben, das Rutschen<br />

mit korrektem Tackling oder das Abschirmen<br />

des Balls, wenn dieser in spielbarer Distanz<br />

ist. Zu unterscheiden ist auch das (erlaubte) „Im-<br />

Weg-stehen“ im Unterschied zum (unerlaubten)<br />

„Sich-in-den-Weg-stellen“. Also wäre ein Auflaufen<br />

auf einen ruhig verharrenden Gegner kein<br />

Vergehen von diesem stehenden Spieler, wenn<br />

jedoch von diesem aktiv eine Bewegung in die<br />

Laufrichtung des Gegners erfolgt, wäre dies bei<br />

einem Folgekontakt regeltechnisch ein „Sperren<br />

des Gegners mit Körperkontakt“.<br />

Interventionsschwelle<br />

Zusätzliche Parameter für den Schiedsrichter sind<br />

die im Zuge des Zweikampfs eingesetzten Körperteile.<br />

Im Bereich des Armeinsatzes liegt die<br />

Interventionsschwelle – also der Bereich, wo auf<br />

Vergehen zu entscheiden ist – höher, sodass ein<br />

lediglich geringes Verbreitern oder zur Seite drücken<br />

mit den Armen im Regelfall deutlicher erfolgen<br />

muss, um als Vergehen bewertet zu werden,<br />

als ein Kontakt im Fußbereich, der bereits<br />

bei einer geringeren Intensität den Gegner regelwidrig<br />

zu Fall bringen kann. Entscheidet der Unparteiische<br />

nun auf Strafstoß, hat er gleichzeitig<br />

auch die Situation in Bezug auf eine mögliche<br />

Disziplinarmaßnahme zu bewerten, ob eine „Torchancenverhinderung“<br />

oder ein „aussichtsreicher<br />

Angriff“ vorliegt, ob versucht wurde, im Zweikampf<br />

den Ball zu spielen und sich dadurch eine<br />

Reduzierung der Sanktion ergibt.<br />

Unterschied: „Kein Vergehen<br />

oder Unsportlichkeit“<br />

Wenn nun der Schiedsrichter entscheidet, dass<br />

seitens des Verteidigers kein ahndungswürdiges<br />

Vergehen zu erkennen ist, hat er gleichzeitig noch<br />

zusätzlich zu beurteilen, ob nicht seitens des Angreifers<br />

eine Unsportlichkeit vorliegt, indem dieser<br />

versucht hat, den Referee durch Vortäuschung<br />

eines Fouls („Schwalbe“) zu täuschen. In diesem<br />

Fall müsste der Unparteiische auf indirekten Freistoß<br />

entscheiden und den Angreifer verwarnen.<br />

Als Basis für diese Entscheidung ist es ebenfalls<br />

unumgänglich, dass der Schiedsrichter sich in<br />

einer entsprechenden Position befindet und die<br />

Körperbewegung des Angreifers beobachtet – vor<br />

allem, ob der nach dem vermeintlichen Vergehen/<br />

Körperkontakt seitens des Verteidigers folgende<br />

Sturz des Angreifers darauf abzielt, den SR eher<br />

zu einer Strafstoß-Entscheidung zu verleiten.<br />

Diese Unsportlichkeit könnte sowohl bei deutlichem<br />

„Nichtkontakt“, aber auch bei lediglich geringfügigem,<br />

jedoch nicht ahndungswürdigem<br />

Körperkontakt vorliegen, wenn die Gesamtbewegung<br />

des Angreifers beim folgenden Sturz<br />

dem Schiedsrichter zu theatralisch und unnatürlich<br />

erscheint.<br />

Strafraumentscheidungen werden angesichts<br />

der obigen Kriterien weiterhin eine besondere<br />

Herausforderung für die Schiedsrichter<br />

bleiben und die Diskussionen darüber einfach<br />

weiterhin zum Fußball gehören. Wir werden in<br />

einer der nächsten Ausgaben noch mit Beispielen<br />

näher darauf eingehen.<br />

Die gesamten Spielregeln sind auf der IFAB-Homepage<br />

abrufbar: https://www.theifab.com<br />

CORNER 04/22 59


Mixed Zone<br />

VON AKTUELL BIS ZEITLOS<br />

TRAUER UM<br />

DIETRICH<br />

MATESCHITZ<br />

Der ÖFB und der österreichische<br />

Fußball trauern um Dietrich<br />

Mateschitz. Der erfolgreiche<br />

Unternehmer ist im Alter<br />

von 78 Jahren verstorben.<br />

Durch sein enormes Engagement<br />

hat er den österreichischen<br />

Fußball national über<br />

Jahre geprägt, diesen international<br />

ins Rampenlicht gerückt<br />

und damit einen entscheidenden<br />

Beitrag zu dessen Weiterentwicklung<br />

in unserem Land<br />

geleistet.<br />

Dafür gebührt ihm über alle<br />

Vereinsfarben hinweg größter<br />

Respekt und Dank.<br />

Thronübergabe<br />

arko Arnautovic hat sich einen<br />

neuerlichen Eintrag in die ÖFB-<br />

MGeschichtsbücher gesichert. Der<br />

33-Jährige hat im September Andreas Herzog<br />

als ÖFB-Rekordspieler bei den Männern<br />

überholt und hält aktuell bei 106 Spielen.<br />

Das erfüllt Arnautovic natürlich mit Stolz.<br />

„Es ist mir eine Ehre, dass ich so viele Spiele<br />

für das Nationalteam gemacht habe“, sagte<br />

der Wiener.<br />

Der Bologna-Legionär feierte am 11. Oktober<br />

2008 beim 1:1 auf den Färöern unter<br />

Teamchef Karel Brückner sein Debüt – aufgrund<br />

eines fehlenden Übertragungsgeräts<br />

vor schwarzen TV-Schirmen.<br />

Eine zu große Bedeutung misst er Rekorden nicht bei. „Ich spiele Fußball, weil ich<br />

es liebe und um Erfolge und Ziele zu erreichen“, so Arnautovic, der in der ewigen<br />

ÖFB-Torschützenliste mit 34 Toren hinter Toni Polster (44) ex aequo mit Hans Krankl<br />

auf Platz zwei liegt. Zu Andi Herzog, seinem ehemaligen Teamchef beim U21-Nationalteam,<br />

hat er ein sehr gutes Verhältnis. „Er war wichtig in meiner Karriere. Ich bin<br />

ihm dankbar, dass er mir auf meinem Weg geholfen hat.“<br />

ÖFB/KELEMEN<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

Herzog hat seinen Nachfolger auch im ÖFB-Teamquartier besucht, um ihm persönlich<br />

zu gratulieren. Wenig überraschend lief beim Treffen der Wiener Schmäh. „Zu<br />

lange darf er sich nicht freuen, der David sitzt ihm auch schon im G‘nack“, scherzte<br />

Herzog mit Augenzwinkern. Nicht ohne hinterherzuschicken: „Gratuliere, Marko –<br />

bleib gesund, mach mir weiterhin so viel Spaß beim Zuschauen und alles Liebe.“<br />

GERHARD RODAX VERSTORBEN<br />

Die ÖFB-Familie trauert um den ehemaligen Teamstürmer Gerhard<br />

Rodax. Der Niederösterreicher ist im Alter von nur 57 Jahren verstorben.<br />

Gerhard Rodax hat 20 Länderspiele für Österreich absolviert<br />

und drei Tore erzielt. Unter anderem war er bei der WM 1990<br />

in Italien im Einsatz.<br />

Als langjähriger Admira-Stürmer und Torschützenkönig der österreichischen<br />

Liga (35 Tore) ging Rodax 1990 nach Spanien zu Atlético<br />

Madrid, wo er Vizemeister wurde und neun Tore erzielte. Danach<br />

zog es ihn zu Rapid Wien. Nach seinem Karriereende wollte<br />

er es daheim, bei der Admira, noch einmal wissen und erreichte<br />

sogar das Cupfinale 1996.<br />

„Ich war geschockt, als ich vom Tod von Gerhard Rodax erfahren habe. Er war nicht nur ein liebenswerter und gescheiter<br />

Mensch, sondern zu der Zeit, als wir miteinander und gegeneinander gespielt haben, sicher auch der schnellste und<br />

leichtfüßigste Spieler, den wir in Österreich hatten. Ich bin sehr traurig, dass sein Leben nun mit nur 57 Jahren geendet<br />

hat. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden“, so ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel.<br />

Zu Ehren von Gerhard Rodax wurde vor dem Länderspiel gegen Italien eine Trauerminute abgehalten. Der ÖFB wird ihn<br />

stets in dankbarer Erinnerung behalten. Ruhe in Frieden!<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

60<br />

CORNER 04/22


Premiere des Coca-Cola Unified Cup<br />

D<br />

ass Fußball Leidenschaft und Emotionen verbindet,<br />

zeigte die erste Ausgabe des Coca-<br />

Cola Unified Cups, der von Coca-Cola gemeinsam<br />

mit dem ÖFB in Wien veranstaltet wurde.<br />

Bei der Premiere des neuen Bewerbs, der „echten“<br />

Fußball mit E-Sport verbindet, zeigten rund 200<br />

Spieler:innen im Sportcenter Donaucity, worum es<br />

beim Fußball primär geht – um das „Miteinand“. Begeistert<br />

waren neben den Botschafter:innen Nadine<br />

Prohaska, Helge Payer, Peter Stöger und E-Sports-<br />

Nationalcoach Mario Viska auch Bernhard Neuhold,<br />

Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH,<br />

und ORF-Legende Hans Huber.<br />

Nach dem Coca-Cola Unified Cup waren alle<br />

Spieler:innen von Coca-Cola und ÖFB eingeladen,<br />

David Alaba & Co. gegen Kroatien im Ernst-Happel-<br />

Stadion anzufeuern. Rund 200 Teilnehmer:innen und<br />

viele begeisterte Zuseher:innen versammelten sich<br />

am Sonntag im Sportcenter Donaucity und feierten<br />

ein Fußballfest ganz im Sinne von Vielfalt, Diversität<br />

und des „Miteinand“. Jedem der zwölf Teams wurde<br />

eine Nachwuchsspielerin aus der ÖFB-Frauen-Akademie<br />

St. Pölten sowie ein Spieler von Special Olympics<br />

zugelost.<br />

Der Modus des Coca-Cola Unified Cup ist schnell erklärt.<br />

Spieler:innen jeden Alters, jeden Geschlechts,<br />

mit und ohne Beeinträchtigung bildeten ein Team und<br />

traten sowohl im Street Soccer Court als auch an der<br />

Konsole gegeneinander an. Nach Hälfte eins am<br />

Court ging es an die Playstation zu FIFA 22. Diese<br />

beiden Zwischenstände wurden addiert, bevor sich<br />

die Teams zur zweiten Halbzeit am Court gegenüberstanden.<br />

Nach einer Vorrunde wurde das Teilnehmerfeld in drei<br />

Divisions mit Halbfinale und Finale gegliedert, für die<br />

die Legenden Nadine Prohaska, Helge Payer und Peter<br />

Stöger als Botschafter mit dabei waren und auch<br />

bei der Siegerehrung fleißig Medaillen und Pokale<br />

überreichten. Nach dem Coca-Cola Unified Cup<br />

machten sich alle Teilnehmer:innen gemeinsam auf<br />

den Weg ins Ernst-Happel-Stadion, um auf Einladung<br />

von Coca-Cola und ÖFB das UEFA-Nations-League-<br />

Spiel Österreich gegen Kroatien zu besuchen.<br />

ANDRANG BEIM<br />

ÖFB-WEIHNACHTSBASAR<br />

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause fand endlich wieder der traditionelle<br />

Weihnachtsbasar statt. Am ersten Adventwochenende lud der<br />

ÖFB seine Fans und alle Fußball-Interessenten in den Trabrennpark<br />

Krieau. Auch in diesem Jahr gab es wieder Schnäppchen und Raritäten<br />

aus der Welt des Fußballs zu ergattern. Der Einladung folgten zahlreiche<br />

Fans der Nationalteams sowie viele Fußball-Interessierte, um zu Gunsten<br />

der ÖFB-Charity u.a. Trainings- und Wettkampfutensilien, Bücher,<br />

Merchandising-Produkte und vieles mehr zu erwerben. Aber auch eine<br />

Autogrammstunde mit Irene Fuhrmann und Marc Janko sowie eine tolle<br />

Verlosung mit attraktiven Preisen standen auf der Tagesordnung.<br />

GEPA-PICTURES.COM<br />

Marc Janko<br />

gab den Fans<br />

fleißig Autogramme.<br />

Irene Fuhrmann<br />

als<br />

Teamchefin<br />

zum Anfassen.<br />

COCA-COLA<br />

CORNER 04/22<br />

61


WASWURDEAUS …<br />

… WALTER SCHACHNER?<br />

TEXT HANS HUBER<br />

Von WM und E-Bike elektrisiert!<br />

Walter „Schoko“ Schachner hätte Lust, noch einmal als „Old-School-Trainer“ zu arbeiten.<br />

Der Ball rollt, das Spiel um<br />

den WM-Titel ist in vollem<br />

Gange und Walter „Schoko“<br />

Schachner, 65, fühlt<br />

wieder dieses gewisse<br />

Kribbeln. Er fiebert mit den jungen<br />

Spielern mit und erinnert sich<br />

lebhaft an sein WM-Debüt 1978<br />

in Argentinien. „Ich kann mir gut<br />

vorstellen, was in einem Burschen<br />

wie dem Deutschen Moukoko<br />

vorgeht, weil ich diese Gefühle<br />

damals als 21-jähriger<br />

Spieler aus der zweiten Liga beim<br />

DSV Alpine inmitten von Stars<br />

wie Krankl, Prohaska oder Kreuz<br />

erleben durfte.“ Dabei musste er<br />

damals als Betriebselektriker in<br />

Donawitz für die WM drei Monate<br />

unbezahlten Urlaub nehmen.<br />

Eine Investition, die sich wahrlich<br />

bezahlt machte. Denn der gelernte<br />

Elektriker elektrisierte Österreichs<br />

Fußball, trumpfte mit seiner<br />

Unbekümmertheit im ersten<br />

WM-Spiel gegen Spanien gleich<br />

mit einem Treffer auf, war auch<br />

in Cordoba dabei und legte so<br />

die Anschlüsse zu einer großen<br />

Karriere.<br />

Nach drei Jahren bei der Wiener<br />

Austria, mit Meistertiteln und<br />

Ehrungen als Torschützenkönig,<br />

zog es ihn gleich für sieben Jahre<br />

nach Italien (Cesena, AC Torino,<br />

Avellino). Daten über Einsätze<br />

und Tore hat er alle noch auf Anhieb<br />

parat. Natürlich auch seine<br />

beiden Treffer bei der zweiten<br />

WM in Spanien 1982 (gegen Chile<br />

und gegen Algerien). „Mir hat<br />

Fußball einfach immer Spaß gemacht!“<br />

Bis zum reifen Fußball-<br />

Alter von 42 Jahren scorte er für die verschiedensten<br />

Klubs in Österreich und läuft<br />

auch heute noch für Legendenteams der<br />

Austria oder DSV Alpine auf. Seine Fitness<br />

bezieht er dabei auch aus seiner neuen Leidenschaft<br />

– dem E-Biken. Da kommt er mit<br />

seiner Frau Conny auf beachtliche 1.500 bis<br />

Walter Schachner spielte<br />

zwei Weltmeisterschaften<br />

und ist glücklich mit seiner<br />

Frau Conny.<br />

GEPA-PICTURES.COM (2)<br />

2.000 Kilometer im Jahr. Und er ist<br />

auch aktiv als Botschafter in der<br />

Community, die Weltmeisterschaften<br />

für jedermann veranstaltet, tätig.<br />

„Die elektrische Hilfe ist aber<br />

bei den Touren zu Almen und auf<br />

Forstwegen nur Unterstützung,<br />

nicht ständiger Antrieb. Meist kommen<br />

wir mit dem halb vollen Akku<br />

wieder nach Hause.“ Schoko – den<br />

Spitznamen erhielt er wegen seiner<br />

Vorliebe für Schokolade – lässt viele<br />

weitere Biker auf den Geschmack<br />

kommen. Dazu verfasst er eine wöchentliche<br />

Kolumne für eine Wochenzeitung<br />

und ist auch Botschafter<br />

für Regionalligist DSV Alpine,<br />

der mit der „Mission 2028“ wieder<br />

in der obersten Spielklasse mitmischen<br />

will. Da ist er bei jedem<br />

Match dabei und gibt seine Erfahrungen<br />

auch im Beirat weiter.<br />

Und Erfahrungen hat er auch<br />

als Erfolgstrainer viele gemacht –<br />

schöne mit Cupsieg und Meistertitel<br />

mit dem GAK oder den Erfolgen<br />

beim FC Kärnten (Aufstieg und Cupsieg).<br />

Aber auch Enttäuschungen<br />

wie mit der Austria, als er trotz aller<br />

Erfolge als Tabellenführer und nach<br />

einem Sieg im Europacup abgelöst<br />

wurde. Die Erfolge beim GAK kurz<br />

darauf entschädigten ihn dafür, obwohl<br />

diese Situation noch immer an<br />

ihm nagt. Und natürlich das Engagement<br />

und die Ablöse bei 1860<br />

München. „Das war eine chaotische<br />

Phase, obwohl wir in der<br />

2. Liga 51.000 Zuschauer hatten!“<br />

Trotz aller Aufgaben genießt er<br />

jetzt vor allem das Leben mit seinen<br />

beiden Söhnen und einem Enkerl:<br />

„Ich habe jetzt andere Prioritäten.“<br />

Aber der Fußball lässt ihn noch immer nicht<br />

los. Nicht nur bei der WM. Denn bei einem<br />

Verein mit entsprechender Perspektive würde<br />

er als „Old-School-Trainer“ noch einmal<br />

einsteigen und damit die Erinnerungen an<br />

die legendäre „Schoko-Tabelle“ aufleben<br />

lassen …<br />

62<br />

CORNER 04/22


ÖFB ALL STARS<br />

Die Sponsoren und Partner des Nationalteams<br />

shop.oefb.at<br />

www.oefb.at<br />

ÖFB<br />

ÖFB<br />

oefb1904<br />

oefb_1904<br />

DasNationalteam<br />

oefb1904


WETTEN IN EINER<br />

NDEREN<br />

IGA<br />

ANDERE LIGA,<br />

ANDERER BONUS:<br />

SICHERE DIR<br />

200€<br />

NEWCOMER BONUS!<br />

OffiziEllER<br />

PREMiUMPaRtNER<br />

www.admiral.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!