Empfehlungen für gute Jugendbeteiligung in der Klimapolitik - Ein Erfahrungsbericht der Jugendbeteiligung im Aktionsbündnis Klimaschutz
Dies ist eine Kurzevaluation der Jugendbeteiligung im Aktionsbündnis Klimaschutz von 2019 bis 2021. Die Erfahrungen der Naturfreundejugend Deutschlands und ihrer Partner*innen in der „Jugendbank“ bilden die Basis für unsere Empfehlungen für gute Jugendbeteiligung in der Klimapolitik auf Bundesebene.
Dies ist eine Kurzevaluation der Jugendbeteiligung im Aktionsbündnis Klimaschutz von 2019 bis 2021. Die Erfahrungen der Naturfreundejugend Deutschlands und ihrer Partner*innen in der „Jugendbank“ bilden die Basis für unsere Empfehlungen für gute Jugendbeteiligung in der Klimapolitik auf Bundesebene.
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<strong>Empfehlungen</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>gute</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong><br />
E<strong>in</strong> <strong>Erfahrungsbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz
Inhalt<br />
E<strong>in</strong>leitung 5<br />
<strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>im</strong> <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz 7<br />
Notwendigkeit von <strong>Jugendbeteiligung</strong> zur <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> 9<br />
Allgeme<strong>in</strong>e Qualitätsstandards <strong>gute</strong>r <strong>Jugendbeteiligung</strong> 10<br />
Erfahrungen <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz 11<br />
<strong>Empfehlungen</strong> <strong>gute</strong>r <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>für</strong> künftige Formate <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> 15<br />
Fazit 17<br />
Quellen 18<br />
Impressum 19
E<strong>in</strong>leitung<br />
Das Bundesumweltm<strong>in</strong>isterium (BMU) traf 2019 e<strong>in</strong>e bis dato auf Bundesebene e<strong>in</strong>zigartige<br />
Entscheidung. Das BMU ermöglichte explizit die Mitarbeit junger Menschen aus Jugendverbänden<br />
und -organisationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dialogformat zur <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> <strong>für</strong> die deutsche Zivilgesellschaft<br />
– dem <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz (ABKS). Bis Ende 2021 war das ABKS das<br />
„zentrale[…], sektorübergreifende[…] Dialogforum zur kont<strong>in</strong>uierlichen Diskussion kl<strong>im</strong>aschutzpolitischer<br />
Positionen zwischen den gesellschaftlichen Gruppen und mit <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
(BMU: 2018). Ziel dieser Broschüre ist es, die E<strong>in</strong>führung dieses Formats zu würdigen,<br />
<strong>in</strong>dem wir auf die an<strong>der</strong>thalb Jahre geme<strong>in</strong>samer Arbeit zurückblicken und unsere Erfahrungen<br />
<strong>für</strong> künftige <strong>Jugendbeteiligung</strong>sformate <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> auf Bundesebene fruchtbar<br />
machen.<br />
„Wir“, das ist die Naturfreundejugend Deutschlands, die auf Grundlage ihrer E<strong>in</strong>blicke als<br />
aktive Teilnehmer<strong>in</strong> am Dialogformat und als Projektkoord<strong>in</strong>ierung zur Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz (ABKS) diese Broschüre verfasst hat.<br />
Zielgruppe dieser Broschüre s<strong>in</strong>d folglich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Entscheidungsträger*<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik.<br />
Sie wendet sich aber auch ganz ausdrücklich an Akteure <strong>der</strong> Beteiligung, wie Jugendverbände und<br />
Jugendorganisationen sowie Multiplikator*<strong>in</strong>nen <strong>gute</strong>r <strong>Jugendbeteiligung</strong> verschiedenster Bereiche.<br />
Wir hoffen, dass die Ausgestaltung künftiger <strong>Jugendbeteiligung</strong>sformate durch unseren<br />
Erfahrungs- und Empfehlungsbericht an Qualität gew<strong>in</strong>nen wird. Wir wünschen uns, dass die Entscheidung<br />
des BMU 2019 und unsere Erfahrungen mit an<strong>der</strong>en Ressorts und Entscheidungsträger*<strong>in</strong>nen<br />
auf Bundesebene Mut machen, Strukturen <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> zu <strong>im</strong>plementieren.<br />
Auf den folgenden Seiten wird zunächst das Dialogforum <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz vorgestellt.<br />
Anschließend wird beschrieben, wie junge Menschen <strong>im</strong> Dialogforum beteiligt waren.<br />
Nachdem kurz die Notwendigkeit <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> herausgestellt<br />
wurde, werden dann die Qualitätsstandards hier<strong>für</strong> ausgeführt. Abschließend werden aufgrund<br />
<strong>der</strong> Erfahrungen aus dem <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz <strong>Empfehlungen</strong> <strong>für</strong> zukünftige<br />
Beteiligungsprozesse auf Bundesebene abgeleitet.<br />
Dies ist e<strong>in</strong>e Kurzevaluation <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>im</strong> ABKS von 2019 bis 2021. Die Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> Naturfreundejugend Deutschlands und ihrer Partner*<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Jugendbank“<br />
bilden die Basis <strong>für</strong> unsere <strong>Empfehlungen</strong> <strong>für</strong> <strong>gute</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> auf Bundesebene <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong>. Unsere Analyse und <strong>Empfehlungen</strong> werden durch die Evaluationsergebnisse zum<br />
Gesamtformat des ABKS vom November 2021 untermauert (ifok.: 2021).<br />
Mit dieser Broschüre nehmen wir bereits e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Qualitätsstandards <strong>gute</strong>r <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
vorweg und erfüllen ihn aus Überzeugung: die Evaluierung des <strong>Jugendbeteiligung</strong>sprozesses<br />
als e<strong>in</strong> Schritt zur nachhaltigen Qualitätssicherung (vgl. S. 6). Zur Implementierung und stetigen<br />
Verbesserung bestehen<strong>der</strong> Beteiligungsformate rufen wir Entscheidungsträger*<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />
Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf, <strong>in</strong>dem diese vorliegende Broschüre das nötige<br />
Handwerkszeug bereithält, um <strong>gute</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> umzusetzen. Die <strong>Empfehlungen</strong> s<strong>in</strong>d<br />
auf <strong>Jugendbeteiligung</strong>sformate auf fö<strong>der</strong>aler Ebene übertragbar.<br />
4<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK
Dialogforum<br />
<strong>Aktionsbündnis</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
Das <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz (ABKS)<br />
war von 2015 bis 2021 1 das zentrale und<br />
sektorübergreifend arbeitende Dialogforum<br />
zwischen Vertreter*<strong>in</strong>nen gesellschaftlicher<br />
Gruppen, wie Verbänden und Organisationen<br />
und <strong>der</strong> Bundesregierung (BMU: 2018).<br />
Zwe<strong>im</strong>al jährlich trat das ABKS unter fe<strong>der</strong>führen<strong>der</strong><br />
Leitung des Bundesumweltm<strong>in</strong>isteriums<br />
(BMU) zusammen, um beson<strong>der</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen des Kl<strong>im</strong>aschutzes <strong>in</strong><br />
den Blick zu nehmen. Die Frühjahressitzungen<br />
waren speziell <strong>der</strong> Berichterstattung<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung zu den Emissionsdaten<br />
vorbehalten, wobei <strong>der</strong>en sektorspezifische<br />
Diskussion und die Entwicklung von emissionsm<strong>in</strong><strong>der</strong>nden<br />
Maßnahmenvorschlägen<br />
<strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong> anschließenden Workshops<br />
standen. Die Zielstellung des Dialogforums<br />
liege <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
zum Erreichung <strong>der</strong> Kl<strong>im</strong>aschutzziele<br />
<strong>für</strong> Deutschland, heißt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Geme<strong>in</strong>samen<br />
Erklärung“ von 2018 (BMU:<br />
2018). In dieser bekunden die Mitgliedsorganisationen<br />
außerdem ihre Mitverantwortung<br />
<strong>für</strong> das Gel<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Transformation.<br />
Die Zielstellung des Dialogforums<br />
liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong><br />
Bundesregierung zur Erreichung <strong>der</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutzziele <strong>für</strong> Deutschland.<br />
1 Bis zum Ende <strong>der</strong> redaktionellen Arbeiten gab es<br />
ke<strong>in</strong>e offizielle Bekanntgabe zum E<strong>in</strong>stellen des <strong>Aktionsbündnis</strong>ses<br />
Kl<strong>im</strong>aschutz seitens des Bundesm<strong>in</strong>isteriums.<br />
Für die Naturfreundejugend Deutschlands markiert das<br />
endgültige Auslaufen <strong>der</strong> aktiven Zusammenarbeit <strong>im</strong><br />
ABKS seit Dezember 2021 das Ende des Dialogformats.<br />
Die 12. Sitzung des ABKS am 11.05.2021 war die letzte<br />
Sitzung, die stattgefunden hat.<br />
Die teilnehmenden zivilgesellschaftlichen<br />
Organisationen waren, nach dem „Wiener<br />
Format“ nach e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>haltsspezifischen o<strong>der</strong><br />
zielgruppenspezifischen Ordnungspr<strong>in</strong>zip, 16<br />
verschiedenen Bänken zugeordnet (BMU:<br />
2019). Dazu zählten u.a. die Umweltbank,<br />
die Sozialbank, die Gewerkschaftsbank, die<br />
Kommunen, die Jugendbank und viele weitere.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Bänke fanden <strong>in</strong>tensive<br />
<strong>in</strong>haltliche Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung vor- und<br />
nach den Sitzungen des ABKS statt. Ziel des<br />
Banksystems und <strong>der</strong> bank<strong>in</strong>ternen Zusammenarbeit<br />
war es, den kl<strong>im</strong>apolitischen Diskurs<br />
und möglicherweise auch Aktionen <strong>der</strong><br />
Zivilgesellschaft synergetisch zusammenzuführen.<br />
So traten auf den Sitzungen nur die<br />
gewählten Sprecher*<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Bänke auf.<br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitenpositionen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Bänke<br />
waren erlaubt, sollten jedoch vermieden<br />
werden. Die Bundeslän<strong>der</strong> waren als aktive<br />
Beobachter*<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>volviert.<br />
Das Dialogformat des ABKS war nicht<br />
dazu konzipiert worden, Beteiligten die<br />
Mitwirkung an konkreten politischen Entscheidungsprozessen<br />
zu ermöglichen. E<strong>in</strong>e<br />
aktive Teilnahme an dem Beteiligungsformat<br />
bedeutete das ABKS als <strong>in</strong>formative<br />
Austausch- und Netzwerkmöglichkeit zu<br />
begreifen. Die Teilnahme und das Wahrnehmen<br />
des Re<strong>der</strong>echts während <strong>der</strong> Sitzungen,<br />
das Erstellen von Positionspapieren<br />
vorab sowie die bank<strong>in</strong>ternen Diskussionen<br />
und bankübergreifenden Austausche sollten<br />
zur Stärkung <strong>der</strong> sich an <strong>der</strong> Transformation<br />
zur Kl<strong>im</strong>aneutralität beteiligenden,<br />
zivilgesellschaftlichen Organisationen und<br />
ihrer Kooperationen beitragen. Von 2019 bis<br />
2021 fanden fünf Plenarsitzungen des ABKS<br />
satt, wobei zwischen 92 und 171 Bankvertreter*<strong>in</strong>nen<br />
und 20 bis 61 Vertreter*<strong>in</strong>nen<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung anwesend waren (ifok.:<br />
2021). Darüber h<strong>in</strong>aus fanden drei Workshops<br />
und e<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>sitzung statt.<br />
Die „Geme<strong>in</strong>samen Erklärung“ erläutert <strong>in</strong><br />
Unterzielen, wie die Bundesregierung <strong>in</strong> ihrer<br />
Kl<strong>im</strong>aschutzaufgabe durch das Dialogforum<br />
unterstützt werden sollte:<br />
» die Mitgliedsorganisationen bekräftigen<br />
durch ihre Mitarbeit <strong>im</strong> ABKS ihre eigene<br />
Handlungsbereitschaft,<br />
» durch das Banksystem entwickeln<br />
Mitgliedsorganisationen geme<strong>in</strong>sam<br />
Kl<strong>im</strong>aschutz<strong>in</strong>itiativen, die über das Dialogformat<br />
h<strong>in</strong>aus auf das Erreichen <strong>der</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutzziele h<strong>in</strong>wirken und<br />
» die bank<strong>in</strong>ternen, bankübergreifenden<br />
sowie geme<strong>in</strong>samen Debatten mit dem<br />
M<strong>in</strong>isterium, sollten die Mitglie<strong>der</strong> dar<strong>in</strong><br />
unterstützen mit ihrer organisationsspezifischen<br />
Arbeit an <strong>der</strong> Erreichung <strong>der</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutzziele <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
aktiv mitzuwirken (BMU: 2018).<br />
<strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Aktionsbündnis</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
Im Zuge des öffentlichkeitswirksamen und<br />
stetig zunehmenden kl<strong>im</strong>apolitischen Engagements<br />
junger Menschen hat das Bundesumweltm<strong>in</strong>isterium<br />
(BMU) 2019 e<strong>in</strong>e<br />
Jugendbank <strong>im</strong> <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
(ABKS) e<strong>in</strong>gerichtet. Es wurden diverse Jugendverbände<br />
und Jugendorganisationen<br />
e<strong>in</strong>geladen, sich gleichberechtigt mit den<br />
an<strong>der</strong>en Bänken <strong>in</strong> den kl<strong>im</strong>apolitischen Dialog<br />
<strong>der</strong> Zivilgesellschaft e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Diese<br />
Bereitschaft des BMU zur Bankneugründung<br />
und zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung junger Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Dialogforum, dessen beteiligte Mitgliedsorganisationen<br />
bis zur Jugendbankgründung<br />
pr<strong>im</strong>är Menschen über 26 Jahren vertreten,<br />
war e<strong>in</strong> wichtiger Schritt, um den St<strong>im</strong>men<br />
junger Menschen mehr Gehör zu verschaffen.<br />
Beteiligt wurde e<strong>in</strong> breiter Mix verschiedener,<br />
organisierter Interessensvertretungen und<br />
Selbstorganisationen junger Menschen. Dies<br />
waren die 19 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jugendbank:<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Evangelischen<br />
Jugend <strong>in</strong> Deutschland e. V. (aej)<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft deutscher Junggärtner<br />
e. V. (AdJ e.V.)<br />
Bund <strong>der</strong> Deutschen Katholischen Jugend<br />
e. V. (BDKJ)<br />
Bund <strong>der</strong> Deutschen Landjugend (BDL)<br />
e. V.<br />
Bundesjugendwerk <strong>der</strong> AWO e.V.<br />
Deutsche Pfadf<strong>in</strong><strong>der</strong>schaft Sankt Georg<br />
(DPSG)<br />
Deutsche Schreberjugend<br />
Deutscher Bundesjugendr<strong>in</strong>g e.V. (DBJR)<br />
DGB Jugend<br />
6<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK 7
Jugend des Deutschen Alpenvere<strong>in</strong>s<br />
(JDAV)<br />
Jugend <strong>im</strong> Bund <strong>für</strong> Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland (BUNDjugend)<br />
Junges Netzwerk Forst <strong>im</strong> Deutschen<br />
Forstvere<strong>in</strong> e.V.<br />
Katholische Landjugendbewegung<br />
Deutschlands (KLJB) e. V.<br />
Kl<strong>im</strong>adelegation e. V.<br />
NAJU (Naturschutzjugend <strong>im</strong> NABU)<br />
Naturfreundejugend Deutschlands (NFJD)<br />
R<strong>in</strong>g Deutscher Pfadf<strong>in</strong><strong>der</strong>*<strong>in</strong>nenverbände<br />
e.V. (rdp)<br />
SV Bildungswerk e.V.<br />
WWF-Jugend<br />
Die meisten jungen Menschen, die sich mit<br />
ihrer Jugendorganisation o<strong>der</strong> ihrem Jugendverband<br />
<strong>für</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz <strong>im</strong> ABKS e<strong>in</strong>brachten,<br />
waren ehrenamtlich aktiv. Diese<br />
Art <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> war sehr voraussetzungsvoll.<br />
Die Jugendlichen mussten die<br />
Zeit und ausreichend f<strong>in</strong>anzielle Absicherung<br />
haben, sich zusätzlich zu ihren Aufgaben<br />
und Pflichten <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Ehrenamt entscheiden<br />
zu können. Häufig s<strong>in</strong>d es vor allem Jugendliche<br />
aus e<strong>in</strong>kommensschwachen Haushalten,<br />
die erschwerte Bed<strong>in</strong>gungen haben, sich<br />
ehrenamtlich <strong>in</strong> ihrem Umfeld e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />
Gerade <strong>in</strong> politischen Beteiligungsprozessen<br />
aber sollte die Gruppe <strong>der</strong> Beteiligten e<strong>in</strong>e<br />
hohe Heterogenität und Pluralität <strong>der</strong> Lebenslagen,<br />
Interessen und Anliegen <strong>der</strong> jungen<br />
Menschen wi<strong>der</strong>spiegeln. Um möglichst<br />
barrierearme Teilnahmebed<strong>in</strong>gungen, auch<br />
<strong>für</strong> ehrenamtlich Aktive, zu ermöglichen,<br />
wurde <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>im</strong><br />
ABKS e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ierungsstelle e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Diese wurde bei e<strong>in</strong>em Mitgliedsverband<br />
<strong>der</strong> Jugendbank angesiedelt und mit f<strong>in</strong>anziellen<br />
Unterstützungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die<br />
Beteiligten ausgestattet. Im Rahmen dieser<br />
Unterstützungsstruktur konnten bedarfsgerecht<br />
Fortbildungen angeboten und wichtige<br />
Kommunikations- und Koord<strong>in</strong>ierungsaufga-<br />
ben übernommen werden. Für die selbstbest<strong>im</strong>mte<br />
Umsetzung kl<strong>im</strong>apolitischer Initiativen,<br />
Veranstaltungen o<strong>der</strong> Kampagnen war<br />
ausreichend Unterstützung da. Außerdem<br />
konnten alle entstandenen Kosten <strong>im</strong> Rahmen<br />
<strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> übernommen<br />
und so f<strong>in</strong>anzielle Hürden abgebaut werden.<br />
Nur dank <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle konnte<br />
e<strong>in</strong>e hohe Qualität <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>im</strong><br />
BMU erreicht werden.<br />
Die Jugendbank <strong>im</strong> ABKS hatte die gleichen<br />
Rechte <strong>der</strong> Beteiligung am kl<strong>im</strong>apolitischen<br />
Diskurs wie an<strong>der</strong>e Bänke auch. Die Möglichkeiten,<br />
sich <strong>in</strong> das ABKS e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen,<br />
waren:<br />
» Stellungnahmen zu Themen auf den<br />
Sitzungen vorstellen,<br />
» Themen <strong>für</strong> die Sitzungsagenda vorschlagen,<br />
» Positionspapiere zur Diskussion auf Sitzungen<br />
an an<strong>der</strong>e Bänke versenden,<br />
» die Teilnahme an Workshops an<strong>der</strong>er<br />
Bänke,<br />
» das Begleiten <strong>der</strong> jährlichen Berichterstattung<br />
des BMU zum Emissionsmonitor<strong>in</strong>g<br />
Deutschlands,<br />
» das Erarbeiten von Ideen, Lösungen und<br />
das Initiieren von kl<strong>im</strong>apolitischen Initiativen<br />
mit an<strong>der</strong>en Organisationen des<br />
ABKS zur Unterstützung <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
bei <strong>der</strong> Erreichung ihrer Kl<strong>im</strong>aziele.<br />
Die Jugendbank beteiligte sich an allen Sitzungen<br />
des ABKS, bereitete sich vor, vernetzte<br />
sich anfangs mit an<strong>der</strong>en Bänken,<br />
bereitete Statements vor und arbeitete an<br />
<strong>der</strong> Entwicklung von Positionen. Außerhalb<br />
<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen ABKS-Tätigkeiten nutzten<br />
die jungen Menschen die Fortbildungsmöglichkeiten,<br />
trafen sich monatlich zu Plena<br />
und mehrfach auch zu Wochenendtreffen<br />
physisch, um geme<strong>in</strong>sam an Strategien und<br />
Positionen zu arbeiten und e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />
Verständnis ihrer Ziele und Arbeitsweise zu<br />
erlangen.<br />
Notwendigkeit von<br />
<strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
zur <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong><br />
„Wirksamer Kl<strong>im</strong>aschutz ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> größten<br />
Anliegen junger Menschen. Als junge<br />
Generation s<strong>in</strong>d wir die erste, die von den<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> Kl<strong>im</strong>akrise betroffen ist,<br />
als auch die letzte Generation, die durch ihr<br />
Handeln die globale Er<strong>der</strong>hitzung und <strong>der</strong>en<br />
soziale und ökosystemare Folgen noch auf<br />
e<strong>in</strong> Maß begrenzen kann, welches das globale<br />
Kl<strong>im</strong>asystem nicht zum Kippen br<strong>in</strong>gt.<br />
E<strong>in</strong>e sozial-ökologische Transformation auch<br />
und gerade <strong>der</strong> Wirtschaft halten wir <strong>für</strong> unabd<strong>in</strong>gbar<br />
<strong>für</strong> wirksamen Kl<strong>im</strong>aschutz. Als<br />
am stärksten von den Folgen <strong>der</strong> Kl<strong>im</strong>akrise<br />
betroffene Altersgruppe br<strong>in</strong>gen wir uns<br />
gerne mit unseren Ideen, For<strong>der</strong>ungen und<br />
Positionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Beteiligungsprozess <strong>für</strong><br />
e<strong>in</strong>e progressive <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> mit e<strong>in</strong>. Dabei<br />
s<strong>in</strong>d uns die Perspektiven und die Interessen<br />
junger Menschen aus dem globalen Süden<br />
genauso wichtig. Guter Kl<strong>im</strong>aschutz ist kl<strong>im</strong>agerecht.“<br />
(Wendel<strong>in</strong> Haag, Vorstandsmitglied<br />
<strong>im</strong> Deutschen Bundesjugendr<strong>in</strong>g).<br />
Als am stärksten von den Folgen <strong>der</strong><br />
Kl<strong>im</strong>akrise betroffene Altersgruppe<br />
br<strong>in</strong>gen wir uns gerne mit unseren<br />
Ideen, For<strong>der</strong>ungen und Positionen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Beteiligungsprozess <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
progressive <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> mit e<strong>in</strong>.<br />
Neben <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Betroffenheit junger<br />
Menschen gegenüber <strong>der</strong> Kl<strong>im</strong>akrise aber<br />
auch <strong>der</strong> politischen Entscheidungs- und<br />
Handlungspfade gibt es vielfältige weitere<br />
Begründungsargumente, die die Beteiligung<br />
junger Menschen an Kl<strong>im</strong>aschutz und<br />
<strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> notwendig machen. Aus k<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />
bzw. menschenrechtlicher Sicht haben<br />
auch junge Menschen unter 18 Jahren das<br />
Recht an politischen Entscheidungen mitzuwirken.<br />
Sie können dieses Recht e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>n.<br />
Aber auch die Legit<strong>im</strong>ität <strong>der</strong> Demokratie<br />
und ihrer Entscheidungen selbst s<strong>in</strong>d auf<br />
die Akzeptanz, Kontrolle und Mitwirkung<br />
aller Bürger*<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
und Jugendlichen, angewiesen. Damit<br />
Heranwachsende ihre Rolle, ihre Rechte<br />
und Pflichten, als Bürger*<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Demokratie<br />
erlernen können, bedarf es vielfältiger<br />
Lernangebote, <strong>in</strong> denen sich junge Menschen<br />
<strong>in</strong> ihrer politischen Teilhabe erproben<br />
und Selbstwirksamkeit erfahren können.<br />
8<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK 9
Allgeme<strong>in</strong>e Qualitätsstandards <strong>gute</strong>r <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
Der Deutsche Bundesjugendr<strong>in</strong>g hat geme<strong>in</strong>sam mit dem Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend (BMFSFJ) Qualitätsstandards <strong>gute</strong>r <strong>Jugendbeteiligung</strong> herausgegeben<br />
(BMFSFJ & DBJR: o.J.). Diese Publikation beantwortet, was gel<strong>in</strong>gende <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
ausmacht und formuliert erstmalig rahmende Kriterien <strong>für</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong>sformate mit<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung. Die folgenden Qualitätsstandards <strong>für</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> auf Bundesebene<br />
s<strong>in</strong>d dieser Publikation entnommen und nach e<strong>in</strong>er orientierungsgebenden Kategorisierung<br />
gelistet (BMFSFJ & DBJR: o.J., 116):<br />
FORMAT<br />
1. Transparenz <strong>der</strong> Zielstellung & Erwartungsmanagement:<br />
„Beteiligungsprozesse<br />
junger Menschen auf Bundesebene<br />
machen von Beg<strong>in</strong>n an transparent, welche<br />
Funktion <strong>der</strong> Beteiligungsprozess hat,<br />
wie er <strong>in</strong> die politischen und adm<strong>in</strong>istrativen<br />
Prozesse e<strong>in</strong>gebettet ist und wie<br />
das weitere Verfahren se<strong>in</strong> wird.“<br />
RAHMENBEDINGUNGEN<br />
2. Zugang: „Es bedarf alters- und lebenslagenbezogen<br />
angemessener Formen <strong>der</strong><br />
Ansprache, <strong>der</strong> Kommunikation und des<br />
Dialogs. Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit ist<br />
dabei auf die Nutzung sowie Weiterentwicklung<br />
barrierefreier digitaler und an<strong>der</strong>er<br />
<strong>in</strong>klusiver Angebote zu legen.“<br />
3. Unterstützungsstrukturen: „Beteiligungsprozesse<br />
junger Menschen auf<br />
Bundesebene werden unterstützt und<br />
organisiert durch eigenständige Servicestellen<br />
und/o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
geeigneten Trägern und Interessenvertretungen<br />
von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
aus dem Bereich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpolitik<br />
bzw. -hilfe.“<br />
4. Informationsmanagement: „K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
und Jugendliche, die an Beteiligungsprozessen<br />
auf Bundesebene teilnehmen,<br />
werden <strong>im</strong> Vorfeld alters- und lebenslagengerecht<br />
<strong>in</strong>formiert, vorbereitet und<br />
begleitet.“<br />
5. Evaluation: „Beteiligungsprozesse auf<br />
Bundesebene mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
werden systematisch ausgewertet<br />
und weiterentwickelt. Neben <strong>der</strong> Frage<br />
<strong>der</strong> Angemessenheit des Verfahrens und<br />
<strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gilt es zu prüfen,<br />
<strong>in</strong>wieweit es gelungen ist, die Pluralität<br />
<strong>der</strong> Interessen und Anliegen von<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen sichtbar zu<br />
machen.“<br />
6. Qualitätssicherung: „Beteiligungsprozesse<br />
junger Menschen auf Bundesebene<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> ressortbezogene und<br />
ressortübergreifende Qualitätsentwicklungsprozesse.<br />
Es besteht e<strong>in</strong> regelmäßiger<br />
Erfahrungsaustausch mit erfahrenen<br />
Akteuren <strong>für</strong> Beteiligung und Interessensvertretungen<br />
junger Menschen auf<br />
Bundesebene.“<br />
EINFLUSSMÖGLICHKEIT UND WIRKSAMKEIT<br />
7. <strong>Jugendbeteiligung</strong>sprozesse auf Bundesebene<br />
s<strong>in</strong>d langfristig angelegt und<br />
strukturell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beteiligungsformat<br />
verankert, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em transparenten<br />
Prozess wirksame und zugleich substanzielle<br />
<strong>Jugendbeteiligung</strong> ermöglicht.<br />
Da<strong>für</strong> bedarf es <strong>der</strong> Anb<strong>in</strong>dung an bundespolitische<br />
Politikstrukturen und Austauschmöglichkeiten<br />
mit personellen<br />
Spitzen <strong>der</strong> M<strong>in</strong>isterien sowie gut strukturierte<br />
und thematisch geme<strong>in</strong>sam gesetzte<br />
Arbeitstreffen mit Fachebenen.<br />
Erfahrungen <strong>der</strong><br />
<strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Aktionsbündnis</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
Es ist notwendig, junge Menschen an dem<br />
sie heute und künftig betreffenden Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
und <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> zu beteiligen.<br />
Sie haben e<strong>in</strong> Recht auf Mitwirkung<br />
an Entscheidungsprozessen. Deshalb war<br />
es „richtig, dass junge Menschen Teil des<br />
Dialogforums [dem <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz]<br />
waren. Es war wichtig, dass es<br />
die Jugendbank gab.“, so Wendel<strong>in</strong> Haag,<br />
Vorstandmitglied des Deutschen Bundesjugendr<strong>in</strong>gs<br />
und Bundesleiter <strong>der</strong> Naturfreundejugend<br />
Deutschlands. „Gleichzeitig<br />
erkennen wir viel Potenzial <strong>für</strong> Verbesserung.“<br />
Junge Menschen haben e<strong>in</strong> Recht auf<br />
Mitwirkung an Entscheidungsprozessen.<br />
Entlang <strong>der</strong> vom Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend und<br />
vom Deutschen Bundesjugendr<strong>in</strong>g formulierten<br />
Qualitätsstandards schauen wir mit<br />
e<strong>in</strong>em Kriterien geleiteten Blick auf den<br />
<strong>Jugendbeteiligung</strong>sprozess. „[Denn] wir<br />
haben geme<strong>in</strong>sam gelernt, wie es besser<br />
geht und können diese Erfahrungen nun<br />
mit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.“, schließt Wendel<strong>in</strong> Haag.<br />
Evaluation zum Format<br />
1. TRANSPARENZ DER ZIELSTELLUNG UND<br />
ERWARTUNGSMANAGEMENT<br />
Obwohl die Bundesregierung geme<strong>in</strong>sam<br />
mit Mitglie<strong>der</strong>n des ABKS 2018 die<br />
Zielstellung des Dialogforums <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
„Geme<strong>in</strong>samen Erklärung“ veröffentlicht<br />
hat, fand ke<strong>in</strong>e transparente Erwartungskommunikation<br />
an alle Beteiligten und<br />
später h<strong>in</strong>zugekommenen jungen Menschen<br />
<strong>der</strong> Jugendbank statt (BMU: 2018).<br />
So fehlte den Sitzungen, Workshops und<br />
Positionspapieren <strong>im</strong> ABKS die Benennung<br />
e<strong>in</strong>er klaren Aufgaben-, Ziel- und<br />
Zweckbest<strong>im</strong>mung (ifok.: 2021). Folglich<br />
unterschieden sich die Erwartungen <strong>der</strong><br />
Beteiligten an das ABKS bis zum Schluss<br />
von den Erwartungen <strong>der</strong> Bundesregierung,<br />
wie es das ifok. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Evaluierungsbericht<br />
2021 feststellte. Auch die<br />
Jugendbank hatte das pr<strong>im</strong>äre Interesse<br />
über das Dialogforum mit <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
<strong>in</strong> den Austausch zu kommen,<br />
während die Bundesregierung vor allem<br />
das Ziel verfolgte den Austausch <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
des ABKS zu för<strong>der</strong>n (vgl. S. 2f.).<br />
H<strong>in</strong>zu kam, dass die beteiligten jungen<br />
Menschen nicht wussten, was mit den<br />
Inhalten ihrer Statements, ihren Workshop-Ergebnissen<br />
und Positionspapiere<br />
passiert. Diese Transparenz vermissten<br />
alle Beteiligten <strong>im</strong> ABKS (ifok.: 2021). Die<br />
politische Anb<strong>in</strong>dung des ABKS an die<br />
formellen Politikprozesse <strong>in</strong> M<strong>in</strong>isterien<br />
und <strong>im</strong> Kl<strong>im</strong>akab<strong>in</strong>ett blieb darum bis<br />
zuletzt unbekannt. Diese Unkenntnis <strong>der</strong><br />
Beteiligten über die Chancen und Grenzen<br />
des E<strong>in</strong>flusses und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bettung<br />
<strong>in</strong> Politik und Verwaltung wirken verunsichernd,<br />
demotivierend und können zu<br />
e<strong>in</strong>em Gefühl <strong>der</strong> Enttäuschung führen.<br />
Das Vertrauen <strong>in</strong> politische Institutionen<br />
und den demokratischen Prozess s<strong>in</strong>d jedoch<br />
<strong>für</strong> junge Menschen wesentlich <strong>für</strong><br />
die Motivation zur Mitwirkung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Demokratie. Nicht zuletzt stellt die In-<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK 11
transparenz bezogen auf den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />
Beteiligung e<strong>in</strong>e Barriere <strong>für</strong> die tatsächliche<br />
Wirksamkeit von <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
dar (siehe S. 9f.).<br />
BANKSYSTEM<br />
Der Aufbau des Dialogforums <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>es Banksystems hat den Informationsaustausch<br />
und die Netzwerkmöglichkeiten<br />
sehr ger<strong>in</strong>g gehalten.<br />
Evaluation zu den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
2. ZUGANG<br />
Die Jugendbank setzte sich aus den<br />
verschiedensten Jugendverbänden und<br />
–organisationen zusammen. Ihre fachthematische<br />
Spannweite war breit, ihre<br />
Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Kl<strong>im</strong>awissen<br />
umfangreich und dennoch vornehmlich<br />
stark durch die jugendpolitische Perspektive<br />
geprägt. Die Teilnahme an den<br />
Sitzungen zu den sektorspezifischen<br />
Emissionsberichten <strong>im</strong> ABKS hat die jungen<br />
Beteiligten oft an die Grenzen ihrer<br />
kl<strong>im</strong>apolitischen Fachexpertise gebracht.<br />
E<strong>in</strong>e Übersetzung <strong>in</strong> leichtere Sprache<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e <strong>für</strong> diese Belange sensibilisierte<br />
Mo<strong>der</strong>ation gab es nicht. Somit konnten<br />
die jungen Menschen vielfach nicht an<br />
den fachlich tief geführten Debatten aktiv<br />
teilnehmen.<br />
Beson<strong>der</strong>s gut ist die während <strong>der</strong> Corona-Pandemie<br />
nötige Umstellung auf e<strong>in</strong>e<br />
digitale Sitzungsgestaltung gelungen.<br />
Weniger zugänglich dadurch s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />
bankübergreifende Austauschräume<br />
geworden. Diese hätten <strong>im</strong> digitalen<br />
Format extra e<strong>in</strong>gerichtet werden müssen.<br />
Durch die Koord<strong>in</strong>ierungsstelle konnten<br />
die jungen Beteiligten <strong>in</strong> ihrer kl<strong>im</strong>apoli-<br />
6. QUALITÄTSSICHERUNG<br />
Die nachträgliche Integration <strong>der</strong> Jugendbank<br />
<strong>in</strong> das Dialogforum des ABKS kann<br />
als wesentlicher Schritt zur qualitativen<br />
Verbesserung <strong>der</strong> kl<strong>im</strong>apolitischen Beteiligung<br />
<strong>im</strong> ABKS gesehen werden. Während<br />
des hier beschriebenen Zeitraums bestand<br />
zudem e<strong>in</strong> begleiten<strong>der</strong> Austausch<br />
zwischen <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle und<br />
dem BMU auf Arbeitsebene. Dies kann als<br />
Teil e<strong>in</strong>es ressortbezogenen Qualitätssitischen<br />
Expertise geschult werden. Diese<br />
Möglichkeit verbesserte die Zugänglichkeit<br />
<strong>der</strong> Diskussionen.<br />
3. UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUR<br />
Die Jugendbank wurde durch e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />
<strong>in</strong> ihrer Beteiligung stark<br />
unterstützt. Durch sie konnten die Beteiligten<br />
von organisatorischen und koord<strong>in</strong>ierenden<br />
Aufgaben entlastet werden<br />
und sich auf die politische und strategische<br />
D<strong>im</strong>ension ihrer Beteiligung konzentrieren.<br />
Auch f<strong>in</strong>anzielle Hürden <strong>der</strong><br />
jungen Menschen konnten so abgebaut<br />
werden. Beson<strong>der</strong>s war die Möglichkeit<br />
die jungen Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung<br />
von Projekt- und Veranstaltungsideen<br />
durch Personal und F<strong>in</strong>anzmittel zu unterstützen.<br />
Diese Unterstützungsstruktur<br />
hat wesentlich zur Professionalisierung<br />
und zu e<strong>in</strong>er barrierearmen Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen<br />
beigetragen.<br />
Die Unterstützungsstruktur hat wesentlich<br />
zur Professionalisierung und<br />
zu e<strong>in</strong>er barrierearmen Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen<br />
beigetragen.<br />
4. INFORMATIONSMANAGEMENT<br />
Seitens des M<strong>in</strong>isteriums fehlte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />
und transparente Vorbereitung<br />
auf die Zielstellung des und Erwartungshaltung<br />
gegenüber dem ABKS. Dies ist<br />
bereits unter 1. angemerkt worden. Dennoch<br />
konnte die Koord<strong>in</strong>ierungsstelle die<br />
jungen Beteiligten seit 2020 vor nach<br />
und während aller ihrer Aktivitäten engmaschig<br />
begleiten und unterstützen. Da<br />
die Koord<strong>in</strong>ierungsperson e<strong>in</strong>en direkten<br />
Kontakt zur Arbeitsebene des M<strong>in</strong>isteriums<br />
führte, konnten die Teilnehmenden<br />
mit relevanten Informationen versorgt<br />
werden und zugleich selbst dieses<br />
Sprachrohr <strong>in</strong>s M<strong>in</strong>isterium nutzen. Damit<br />
war e<strong>in</strong>e umfängliche Information<br />
<strong>der</strong> Beteiligten allerd<strong>in</strong>gs davon abhängig,<br />
dass das M<strong>in</strong>isterium die Koord<strong>in</strong>ierungsperson<br />
über wichtige Neuigkeiten<br />
<strong>in</strong>formierte. Vor allem die Informationsbereitstellung<br />
über die nächste Sitzung<br />
und das Versenden <strong>der</strong> Sitzungsmaterialien<br />
hatten zu ger<strong>in</strong>gen zeitlichen Vorlauf<br />
<strong>für</strong> ehrenamtlich und verbandlich organisierte<br />
junge Menschen. Die <strong>in</strong>aktive Zeit<br />
des ABKS und <strong>der</strong> Zeitpunkt des Auslaufens<br />
des Dialogformats, waren ebenfalls<br />
geprägt von e<strong>in</strong>em nicht ausreichenden<br />
Informationsmanagement über die zu erwartenden<br />
Entwicklungen des ABKS.<br />
5. EVALUATION<br />
Das ifok. hat <strong>im</strong> Auftrag des Bundesumweltm<strong>in</strong>isteriums<br />
<strong>im</strong> Jahr 2021 das ABKS<br />
als gesamtes Dialogformat systematisch<br />
ausgewertet. E<strong>in</strong>bezogen wurden nicht<br />
nur Ergebnisse umfänglicher Dokumentanalysen,<br />
son<strong>der</strong>n auch Ergebnisse quantitativer<br />
Befragungen und qualitativer Interviews<br />
und Fokusgruppengespräche, an<br />
denen auch e<strong>in</strong>e Vertreter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendbank<br />
teilnahm. Der Evaluationsbericht<br />
untersucht systematisch die Input-, Output-<br />
und Outcome-Ebene des Formats,<br />
analysiert folglich auch die Wirksamkeit<br />
des Formats. Die Ergebnisse fließen <strong>in</strong><br />
diese Broschüre e<strong>in</strong> und s<strong>in</strong>d auch <strong>für</strong><br />
die Evaluierung <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>im</strong><br />
ABKS wertvoll.<br />
cherungsprozesses e<strong>in</strong>geordnet werden.<br />
Nach unserem Kenntnisstand fanden<br />
während <strong>der</strong> Laufzeit des ABKS ke<strong>in</strong>e<br />
ressortübergreifenden Qualitätsentwicklungsprozesse<br />
statt.<br />
Evaluation zu den E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />
und <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />
Die Qualitätsstandards <strong>gute</strong>r <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
auf Bundesebene s<strong>in</strong>d nicht nach<br />
verschiedenen alters-, entwicklungs- und<br />
wissensspezifischen Zielgruppen differenziert<br />
verfasst. Sie formulieren den allgeme<strong>in</strong>en<br />
Standard, <strong>der</strong> <strong>für</strong> alle K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />
<strong>Jugendbeteiligung</strong>sprozesse gelten sollte.<br />
Aus demokratiepädagogischer Sicht ist es<br />
wichtig, dass den jungen Menschen verschiedene<br />
Formate mit unterschiedlichen<br />
Zielstellungen und E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />
angeboten werden, mit denen sie schrittweise<br />
ausprobieren, Demokratie lernen und<br />
wachsen können. Folglich s<strong>in</strong>d aus den allgeme<strong>in</strong>gültigen<br />
Qualitätsstandards Kriterien<br />
<strong>der</strong> Kategorie „E<strong>in</strong>flussmöglichkeit und<br />
Wirksamkeit“ nicht mit aufgelistet worden.<br />
Die meist 18- bis 26-jährigen Jugendvertreter*<strong>in</strong>nen<br />
<strong>der</strong> beteiligten Organisationen<br />
und Verbände <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendbank<br />
formulierten <strong>für</strong> sich allerd<strong>in</strong>gs das Kriterium<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussmöglichkeit und Wirksamkeit<br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>im</strong> ABKS. Aus diesem Grund ist es<br />
hier diesem ausgewählten <strong>Jugendbeteiligung</strong>sprozess<br />
als weiterer Qualitätsstandard<br />
<strong>in</strong> eigener Formulierung h<strong>in</strong>zugefügt.<br />
Es war richtig, dass junge Menschen<br />
Teil des Dialogforums waren. Es war<br />
wichtig, dass es die Jugendbank gab.<br />
Gleichzeitig erkennen wir viel Potenzial<br />
<strong>für</strong> Verbesserung.<br />
12<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK 13
7. Wie bereits anhand des ersten Qualitätsstandards<br />
deutlich wurde, fehlte es an<br />
Transparenz über die Weiterverarbeitung<br />
<strong>der</strong> Beteiligungsergebnisse <strong>im</strong> M<strong>in</strong>isterium<br />
und die <strong>in</strong>stitutionelle Relevanz des<br />
ABKS, also dessen Aufhängung <strong>im</strong> bestehenden<br />
kl<strong>im</strong>apolitischen Prozess. Ob und<br />
<strong>in</strong>wiefern die jungen Menschen wirksame<br />
<strong>Jugendbeteiligung</strong> erfahren haben, ist<br />
darum nicht abschließend festzustellen.<br />
Der Evaluationsbericht des ifok. macht<br />
allerd<strong>in</strong>gs sichtbar, dass über 50 Prozent<br />
<strong>der</strong> Befragten davon ausg<strong>in</strong>g, dass<br />
das <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz mit se<strong>in</strong>en<br />
Teilnehmenden die Bundesregierung<br />
„eher nicht“ o<strong>der</strong> „auf gar ke<strong>in</strong>en Fall“<br />
bei <strong>der</strong> Erreichung <strong>der</strong> Kl<strong>im</strong>aschutzziele<br />
unterstützte (ifok.: 2021). Grund hier<strong>für</strong><br />
war, dass das <strong>Aktionsbündnis</strong> nicht dazu<br />
diente, konkrete Ergebnisse und Lösungen<br />
<strong>in</strong> die Arbeit <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und die Beteiligten substantiell<br />
zu beteiligen. Vielmehr diente es<br />
den Beteiligten dazu, e<strong>in</strong>en me<strong>in</strong>ungsbildenden<br />
Prozess zu unterstützen, wobei<br />
das Banksystem bankübergreifende<br />
Initiativen und Austausche erheblich erschwerte.<br />
Die von <strong>der</strong> Bundesregierung formulierte<br />
Zielstellung <strong>der</strong> bankübergreifenden<br />
Initiativen <strong>für</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz und <strong>der</strong> Impulswirkung<br />
des Verbände- und Organisationsaustauschs<br />
<strong>für</strong> die jeweils eigene<br />
Organisation o<strong>der</strong> den jeweils eigenen<br />
Verband wurden nach E<strong>in</strong>schätzung des<br />
ifok. ebenfalls kaum bis gar nicht erfüllt.<br />
Die durch diese Mechanismen von<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung anvisierte Wirkung,<br />
<strong>der</strong> Unterstützung bei <strong>der</strong> Erreichung <strong>der</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutzziele Deutschlands, kann also<br />
nicht umfänglich erbracht worden se<strong>in</strong>.<br />
Es kann zwar nicht von e<strong>in</strong>er hohen Aufhängung<br />
des Dialogformats <strong>im</strong> kl<strong>im</strong>apolitischen<br />
Prozess gesprochen und nicht<br />
von e<strong>in</strong>er hohen E<strong>in</strong>flussnahme auf dies<br />
Bundeskl<strong>im</strong>apolitik ausgegangen werden,<br />
dennoch ist positiv hervorzuheben, dass<br />
die Plenarsitzungen Kontaktmöglichkeiten<br />
zu Vertreter*<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
boten. Auch die Langfristigkeit mit<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beteiligungsprozess angelegt war<br />
ist <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e wirksame <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
unerlässlich und war <strong>im</strong> ABKS gegeben.<br />
Die jungen Teilnehmenden wünschten<br />
sich e<strong>in</strong>e substantielle Beteiligung, die<br />
wirksam zu e<strong>in</strong>er <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> beiträgt,<br />
die jugendpolitische Interessen und ambitionierten<br />
Kl<strong>im</strong>aschutz voranbr<strong>in</strong>gt. Da<br />
dies nicht sichtbar war, kann aus Perspektive<br />
<strong>der</strong> jungen Menschen nicht von<br />
e<strong>in</strong>er wirksamen <strong>Jugendbeteiligung</strong> gesprochen<br />
werden.<br />
<strong>Empfehlungen</strong><br />
<strong>gute</strong>r <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>für</strong> künftige<br />
Formate <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong><br />
Transparenz über die Zielstellung und<br />
Klarheit über das Erwartungsmanagement<br />
Chancen und Grenzen <strong>der</strong> Beteiligung<br />
sollte klar formuliert werden. Sowohl die<br />
Zielstellung an das Format, als auch die<br />
Aufgaben, Ziele und <strong>der</strong> Zweck <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Aktivitäten <strong>im</strong> Rahmen des Beteiligungsprozesses<br />
sollten <strong>für</strong> alle Teilnehmenden<br />
vorab transparent gemacht<br />
werden und über den ganzen Prozess<br />
h<strong>in</strong>weg als <strong>für</strong> alle zugängliche Information<br />
h<strong>in</strong>terlegt werden. Das heißt auch,<br />
dass die gewählten Formate zu den Zielstellungen<br />
passen müssen, sodass <strong>der</strong> geplante<br />
Wirkmechanismus gel<strong>in</strong>gen kann.<br />
Ziele und <strong>der</strong> Zweck <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Aktivitäten <strong>im</strong> Rahmen des Beteiligungsprozesses<br />
sollten <strong>für</strong> alle<br />
Teilnehmenden vorab transparent<br />
gemacht werden.<br />
Barrieren aktiv und stetig abbauen<br />
Barrieren, die die Teilnahme junger Menschen<br />
an Beteiligungsformaten verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />
gibt es viele. Der <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende<br />
Beteiligung verantwortliche Akteur<br />
sollte darum gerade gegenüber jungen<br />
Menschen auf barrierearme Zugänge<br />
achten. Wesentlich ist e<strong>in</strong>e leichte, <strong>für</strong><br />
die Zielgruppe verständliche Sprache und<br />
e<strong>in</strong>e fachliche Tiefe, die von <strong>der</strong> betei-<br />
ligten Zielgruppe mit Unterstützung gut<br />
durchdrungen werden kann. Entsprechend<br />
aber bedarf es auch <strong>der</strong> Unterstützungsstrukturen,<br />
die diese jungen Menschen<br />
fachlich begleitet o<strong>der</strong> fortbildet.<br />
Angebote <strong>für</strong> Gebärdenübersetzungen<br />
o<strong>der</strong> Übersetzungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Sprachen<br />
s<strong>in</strong>d ebenfalls zu stellen, sollte es diesen<br />
Bedarf geben. Für physische Veranstaltungen<br />
vor Ort ist auf e<strong>in</strong>e barrierefreie<br />
Veranstaltungsplanung zu achten, sodass<br />
Menschen mit körperlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
ebenfalls gleichberechtigt teilnehmen<br />
können.<br />
Unterstützungsstruktur etablieren<br />
Um den die Beteiligung ausrichtenden<br />
Akteur dabei zu unterstützen, den Beteiligungsprozess<br />
<strong>für</strong> möglichst viele zugänglich<br />
zu gestalten, sollte unbed<strong>in</strong>gt<br />
e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ierungs- und Servicestelle<br />
e<strong>in</strong>gerichtet werden, die über ausreichend<br />
personelle und f<strong>in</strong>anzielle Strukturen<br />
verfügt, um die jungen Menschen<br />
<strong>in</strong>dividuell, bedarfsgerecht und kont<strong>in</strong>uierlich<br />
<strong>in</strong> dem Beteiligungsprozess<br />
zu begleiten. Die <strong>für</strong> die Jugendbank <strong>im</strong><br />
ABKS e<strong>in</strong>gerichtete Unterstützungsstruktur<br />
war opt<strong>im</strong>al aufgebaut und kann als<br />
Praxisbeispiel <strong>für</strong> künftige <strong>Jugendbeteiligung</strong>sformate<br />
dienen.<br />
Frühzeitige und umfängliche Information<br />
<strong>der</strong> Beteiligten zu allen relevanten<br />
Aspekten<br />
Die ehrenamtlich engagierten Menschen<br />
aus Jugendverbänden und –organisationen<br />
brauchen oft mehrere Wochen<br />
Zeit, um Positionen und Entscheidungen<br />
<strong>in</strong> den eigenen demokratisch verfassten<br />
Strukturen <strong>der</strong> Organisation zu erwirken.<br />
Unklarheiten über die eigene Zielstellung<br />
an die Beteiligung betreffende Entwicklungen,<br />
über Sitzungsterm<strong>in</strong>e, Agenden,<br />
Sitzungsmaterialien etc. stören nicht nur<br />
die Motivation <strong>der</strong> Beteiligten, son<strong>der</strong>n<br />
14<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK 15
schließen viele auch aktiv aus dem Prozess<br />
aus. Der Grund: Vertreter*<strong>in</strong>nen von<br />
Jugendverbänden und –organisationen<br />
s<strong>in</strong>d nur bis zu e<strong>in</strong>em best<strong>im</strong>mten Punkt<br />
selbst sprachfähig junge Menschen. Außerdem<br />
können Unterstützungsstrukturen<br />
nur arbeiten und greifen, wenn<br />
es genügend zeitlichen Planungs- und<br />
Umsetzungsspielraum <strong>für</strong> Fortbildungen,<br />
vorbereitende Plena o.ä. gibt.<br />
Evaluation des Beteiligungsprozesses<br />
Je<strong>der</strong> Beteiligungsprozess ist <strong>in</strong> regelmäßig<br />
größeren Abständen mit den Beteiligten<br />
geme<strong>in</strong>sam sowie systematisch<br />
auszuwerten.<br />
Qualitätssicherungsmaßnahmen umsetzen<br />
Entsprechend <strong>der</strong> Evaluationsergebnisse<br />
und <strong>Empfehlungen</strong> <strong>der</strong> Beteiligten sollten<br />
die Beteiligungsformate und Umsetzungsweisen<br />
regelmäßig verbessert<br />
werden. Hierzu bedarf es e<strong>in</strong>er Offenheit<br />
von allen Seiten sowie entsprechen<strong>der</strong><br />
Austauschformate <strong>in</strong>nerhalb des Ressorts<br />
aber auch ressortübergreifend. Soweit<br />
möglich sollten diese Austausche dazu<br />
dienen zu evaluieren, <strong>in</strong>wiefern Beispiele<br />
des Gel<strong>in</strong>gens zur Qualitätssicherung<br />
weiterer bestehen<strong>der</strong> und künftiger Beteiligungsprozesse<br />
genutzt werden könnten.<br />
Wirksamkeit gemäß <strong>der</strong> Ziele und<br />
Wirksamkeit gemäß <strong>der</strong> tatsächlichen<br />
E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage unserer Erfahrungen<br />
hängt das Gel<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
maßgeblich an <strong>der</strong> Ermöglichung<br />
e<strong>in</strong>er wirksamen <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
entsprechend <strong>der</strong> an das Format formulierten<br />
Ziele. Formate, die nicht dazu<br />
geeignet s<strong>in</strong>d, die Ziele zu erreichen,<br />
erschweren e<strong>in</strong>e wirksame Beteiligung<br />
erheblich. E<strong>in</strong> weiteres Kriterium <strong>für</strong> die<br />
Wirksamkeit e<strong>in</strong>es Beteiligungsprozesses<br />
ist die tatsächlich gebotene E<strong>in</strong>flussmöglichkeit<br />
auf konkrete politische Entscheidungs-<br />
und Gestaltungsprozesse.<br />
Wir nennen dies gerne substantielle Beteiligung.<br />
Wirksamkeit gemäß <strong>der</strong> Ziele<br />
und Wirksamkeit gemäß e<strong>in</strong>er tatsächlichen<br />
E<strong>in</strong>flussmöglichkeit auf konkrete<br />
politische Sachverhalte s<strong>in</strong>d zusammen<br />
entscheidend <strong>für</strong> die Bereitschaft, Motivation<br />
und die Selbstwirksamkeitserfahrung<br />
von jungen Menschen. Nur <strong>in</strong> dieser<br />
Ausrichtung des Beteiligungsprozesses<br />
werden junge Menschen ernsthaft <strong>in</strong> die<br />
Gestaltung <strong>der</strong> Gesellschaft e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Auch wenn diese Empfehlung nicht Teil<br />
<strong>der</strong> von DBJR und BMFSJF herausgegebenen<br />
Qualitätsstandards auf Bundesebene<br />
ist, können wir den Aspekt <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />
des Beteiligungsprozesses auf Basis<br />
unserer Erfahrungen <strong>im</strong> ABKS als wesentliche<br />
Bed<strong>in</strong>gung gel<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> benennen.<br />
Fazit<br />
Mit dieser Broschüre haben wir versucht, unsere Erfahrungen als Beteiligte und unterstützende<br />
Koord<strong>in</strong>ierungsstelle <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>im</strong> <strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
<strong>für</strong> künftige <strong>Jugendbeteiligung</strong>sprozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> fruchtbar zu machen.<br />
Die Kl<strong>im</strong>akrise, e<strong>in</strong>gebunden <strong>in</strong> multiple weitere sozio-ökologische und ökonomische<br />
Krisen, macht die Beteiligung junger Menschen an <strong>der</strong> politische Umgangsweise<br />
mit den sie heute und künftig betreffenden Herausfor<strong>der</strong>ungen dr<strong>in</strong>gend<br />
und notwendig. Die Etablierung <strong>der</strong> Jugendbank <strong>im</strong> ABKS war e<strong>in</strong> wichtiger<br />
und richtiger Schritt. Auf Basis unserer Erfahrungen erkennen wir das Potential<br />
<strong>der</strong> Verbesserung <strong>in</strong> <strong>der</strong> künftigen Ausgestaltung von <strong>Jugendbeteiligung</strong>sprozessen.<br />
Damit laden wir Akteure aus Politik, Wirtschaft und Jugendverbandsarbeit herzlich dazu e<strong>in</strong><br />
sich <strong>für</strong> <strong>gute</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> e<strong>in</strong>zusetzen. Dies kann gel<strong>in</strong>gen, wenn die <strong>Jugendbeteiligung</strong>sprozesse<br />
entlang <strong>der</strong> Qualitätsstandards und <strong>Empfehlungen</strong> dieser Broschüre gestaltet<br />
werden.<br />
Als wesentlich <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende <strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> haben wir drei beson<strong>der</strong>s<br />
wichtige Aspekte herausgearbeitet:<br />
» Transparenz über die Zielstellung des Beteiligungsprozesses und klares<br />
Erwartungsmanagement<br />
» Geeignete Unterstützungsstrukturen zur Begleitung und Ermöglichung<br />
barrierearmer Beteiligungszugänge <strong>für</strong> junge Menschen<br />
» Ausrichtung des Beteiligungsprozesses entlang <strong>der</strong> Wirksamkeit gemäß<br />
<strong>der</strong> Ziele und gemäß realistischer und tatsächlicher E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />
auf politische Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse<br />
Wir danken dem Bundesumweltm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> den mutigen Schritt junge Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> bestehendes<br />
nicht-jugendpolitisch ausgerichtetes Beteiligungsformat zu <strong>in</strong>tegrieren. Das M<strong>in</strong>isterium<br />
hat mit dieser Entscheidung die Position junger Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> erheblich gestärkt.<br />
Wir haben gern mit Ihnen zusammengearbeitet und freuen uns über weitere fruchtbare Kooperationen<br />
und die Weiterentwicklung <strong>gute</strong>r <strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>in</strong> umweltpolitischen Ressorts.<br />
16<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK EMPFEHLUNGEN FÜR GUTE JUGENDBETEILIGUNG IN DER KLIMAPOLITIK 17
Quellen<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) & Deutscher Bundesjugendr<strong>in</strong>g<br />
(DBJR) (o.J.): Qualitätsstandards <strong>für</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und <strong>Jugendbeteiligung</strong>. Impulse<br />
zur Weiterentwicklung <strong>in</strong> Theorie und Praxis. Onl<strong>in</strong>e: https://standards.jugendbeteiligung.de/<br />
wordpress/wp-content/uploads/Brosch-QS-DBJR-web-auflage2.pdf<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2018): <strong>Aktionsbündnis</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutz. Geme<strong>in</strong>same Erklärung. 20.11.2018. Onl<strong>in</strong>e: https://www.bmuv.de/fileadm<strong>in</strong>/Daten_BMU/Download_PDF/Aktionsprogramm_Kl<strong>im</strong>aschutz/aktionsbuendnis_kl<strong>im</strong>aschutz_7_<br />
erklaerung_bf.pdf<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2019): <strong>Aktionsbündnis</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutz: Mitglie<strong>der</strong> (ohne Bundeslän<strong>der</strong>). 14.11.2019. Onl<strong>in</strong>e: https://www.bmuv.de/<br />
fileadm<strong>in</strong>/Daten_BMU/Download_PDF/Aktionsprogramm_Kl<strong>im</strong>aschutz/aktionsbuendnis_kl<strong>im</strong>aschutz_mitglie<strong>der</strong>_vorlage_bf.pdf<br />
Impressum<br />
Herausgegeben vom<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendwerk <strong>der</strong> NaturFreunde<br />
Vere<strong>in</strong> zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Naturfreundejugend Deutschlands e.V.<br />
Warschauer Straße 59a<br />
10243 Berl<strong>in</strong><br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@naturfreundejugend.de<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
Redaktion: Marla Kaupmann<br />
Layout: fija.de<br />
Ifok. (2021): Evaluierung des <strong>Aktionsbündnis</strong>ses Kl<strong>im</strong>aschutz. 29.11.2021.<br />
Auswahl <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Jugendbank beteiligten Organisationen<br />
18
Dies ist e<strong>in</strong>e Kurzevaluation <strong>der</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>Aktionsbündnis</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz von 2019 bis 2021. Die<br />
Erfah rungen <strong>der</strong> Naturfreundejugend Deutschlands<br />
und ihrer Partner*<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Jugendbank“ bilden<br />
die Basis <strong>für</strong> unsere <strong>Empfehlungen</strong> <strong>für</strong> <strong>gute</strong> <strong>Jugendbeteiligung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kl<strong>im</strong>apolitik</strong> auf Bundesebene.