Kapitel 4 Abbildung 22: SV-pflichtig Beschäftigte der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> nach Raumordnungsregionen 1999–2006 Quelle: IAB / Bade; eigene Berechnungen IMU-Institut 48
Kapitel 5 Im Kapitel 4.2. der Langfassung ist die Entwicklung der Zahl der Betriebe, der Beschäftigten und der Umsätze nach Teilbranchen auf der Ebene der Bundesländer genauer differenziert. <strong>Die</strong> Analyse gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die regionalen Schwerpunktbildungen und die damit zusammenhängende <strong>in</strong>dustriepolitische Bedeutung der Teilbranchen <strong>in</strong> den Regionen. 5. Gestaltungsfelder e<strong>in</strong>er arbeitsorientierten Branchenstrategie 5.1. Grundlegende Entwicklungstrends In der (ostdeutschen) <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> wirken e<strong>in</strong>ige grundlegende Entwicklungstrends, die die Branchenentwicklung prägen und die für die Identifizierung von branchenbezogenen Gestaltungsfeldern von Bedeutung s<strong>in</strong>d. Sie wirken <strong>in</strong> den Teilbranchen der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> unterschiedlich stark. Folgende Trends sollen hervorgehoben werden: <strong>Die</strong> bundesdeutsche <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> als <strong>in</strong>novationsstärkste Industriebranche ist <strong>in</strong> vielen Produktl<strong>in</strong>ien bzw. Teilbranchen Weltmarktführer oder spielt e<strong>in</strong>e hervorgehobene Rolle auf dem Weltmarkt. In Bezug auf die ostdeutsche <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> gehören dazu <strong>in</strong>sbesondere die Produktl<strong>in</strong>ien/die Teilbranchen Automatisierungstechnik (gehört zu WZ 33.3 Herstellung von <strong>in</strong>dustriellen Prozessteuerungse<strong>in</strong>richtungen), Automobilelektronik (ist unterschiedlichen Teilbranchen der WZ zugeordnet, z.B. WZ 31.6 H. v. elektronischen Ausrüstungen a.n.g. und 32.1 H. v. elektronischen Bauelementen), Energietechnik (Teilbranchen der WZ 31), Mediz<strong>in</strong>technik (WZ 33.1), Verkehrstelematik (verschiedene Teilbranchen der WZ 33), Mikroelektronik (WZ 32.1) sowie Mikrosystem- und Nanotechnologien (als Querschnittstechnologien, die ke<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen Wirtschaftszweig entsprechen). <strong>Die</strong> <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> und viele ihrer Teilbranchen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>ternational aufgestellt und agieren <strong>in</strong> den Wachstumsmärkten des Weltmarktes. <strong>Die</strong>s betrifft die Orientierung auf Käufermärkte, aber <strong>in</strong> Teilbranchen auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationalisierte Beschaffungsstrategie, die e<strong>in</strong>e Verflechtung, z. T. e<strong>in</strong>e Abhängigkeit von Entwicklungen des Weltmarktes (z. B. Preisentwicklungen, US-Immobilienblase etc.) bed<strong>in</strong>gt. Das für andere Branchen und für e<strong>in</strong>e andere Zeit ggf. gültige Internationalisierungsmuster, dass qualitativ hochwertige Produkte <strong>in</strong> Deutschland, Massen- und Standardware h<strong>in</strong>gegen im Niedriglohnausland hergestellt werden, funktioniert <strong>in</strong> der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> heute nicht mehr oder immer weniger. Qualitätsprodukte kommen heute auch aus Niedriglohn-Regionen und setzen bundesdeutsche Standorte permanent unter Druck, der <strong>in</strong> den Unternehmen permanente Reorganisationsprozesse und die weitere Rationalisierung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen hervorruft. <strong>Die</strong> Konzentration auf Kerngeschäfte, die Ausgliederung von Produktionsteilen, die nicht dazu gezählt werden, <strong>in</strong> andere Gesellschaften, die Bewältigung e<strong>in</strong>es Teils des Kerngeschäftes durch „Servicegesellschaften“ gehören für viele Unternehmen der ostdeutschen <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> zum betrieblichen Alltag und verändern die Struktur der Industrie und der Beschäftigung. <strong>Die</strong> Treiber der Internationalisierung – <strong>in</strong>sbesondere das Marktwachstum <strong>in</strong> den asiatischen Wachstumsregionen, der Aufbau neuer Produktionsstandorte mit hoher Qualitätsproduktion und komparativ niedrigen Lohnkosten, die Verlagerung von Werken wichtiger Kunden <strong>in</strong> die Wachstumsmärkte, denen die Zulieferer aus der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> folgen müssen – wirken auch <strong>in</strong> Zukunft weiter. In diesem Kontext steht für viele Unternehmen der ostdeutschen <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> die Frage, ob High-Tech-Produktion an bundesdeutschen Standorten <strong>in</strong> Zukunft überhaupt noch rentabel betrieben werden kann. Man kann diese Frage für bestimmte Unternehmen und Teilbranchen positiv beantworten, wenn die entscheidenden Standortfaktoren – hohe Innovationskraft und Weiterentwicklung der Innovationsfähigkeit, die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und qualitative Weiterentwicklung von Vernetzungs- und Clusterstrukturen, die Verfügbarkeit hoch qualifizierter Fachkräfte <strong>in</strong> ausreichender Anzahl an den Orten, an denen sie benötigt werden – der ostdeutschen <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> weiterentwickelt werden. 49