Kunstbulletin Juli/August 2023
Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm. Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm.
Binntals. Seit 2007 ist die Twingischlucht auch ein Ort der Kunst. Bereits zum 17. Mal findet diesen Sommer die Twingi statt, die Kunstschaffende aus dem In- und Ausland einlädt, in Dialog mit der Landschaft zu treten. Die Interventionen sind so vielfältig und reichhaltig wie die Geschichte dieses Tals. Rahel Zaugg richtet am Weg zum Albrunpass einen Handelsplatz ein. Flurina Hack interpretiert altgediente landwirtschaftliche Geräte neu, und David Zehnder erinnert mit gravierten Steinen an alte Walliser Hauszeichen oder prähistorische Felsritzungen. Das Duo GislerGähwiler versieht einen Tunnel mit mundgeblasenen Glastropfen. Ebenfalls mit Glas arbeitet Raphael Stucky, der seine Klanginstallation gemeinsam mit der Hammer Band spielen wird. Neu hat die Twingi einen Satelliten im Dorfkern von der Gemeinde Grengiols, den Sibylla Walpen mit Spanngurten verzurrt. Die Ausstellung besucht man in einer rund einstündigen Wanderung zwischen der Postauto-Haltestelle Steinmatten und dem Weiler Ze Binne (Haltestelle Langthal). auch in Winterthur den urbanen Raum und das Spannungsfeld von öffentlich und privat zum Thema gemacht. Dazu nutzte er die Fenster als architektonische Schnittstelle zwischen innen und aussen. Auf vier Seiten des Gebäudes gestaltete er eine Reihe von Fenstern im Erd- und ersten Obergeschoss mit verschiedenfarbigen Gläsern, in die er transparente, schwarz-weissgedruckte Motive integrierte. Von Weitem erscheinen die roten, türkisen, blauen und violetten Farbflächen im Fassadenraster als reine Farbfeldmalerei, erst aus der Nähe lassen sich die Drucke erkennen. Sie zeigen fotografische Montagen von Elementen des Winterthurer Lebens: Menschen, Fahrzeuge oder Schriftzüge. Die abgebildeten Personen sind Einwohner:innen von Winterthur, die in einem Casting fotografiert und mit städtischen Motiven in Beziehung gesetzt wurden. Wir sehen sie in den für Streuli typischen Nahaufnahmen, die Augenblicke einfangen und den individuellen Menschen im urbanen Raum herausheben. Die Jury überzeugte das Werk, da es den Dienst der Polizei an der Öffentlichkeit sichtbar mache. Die zeitgenössische multikulturelle und urbane Gesellschaft wird abgebildet und in die Stadt zurückgespiegelt. ‹Metro/Polis› ist von aussen sichtbar, wenn auch tagsüber nur sehr dezent. Im zugänglichen Eingangsbereich können einzelne Werke auch von innen betrachtet werden. Flurina Hack · Heinz, 2023. Foto: Matthias Luggen → Binntal, bis 15.10.; Sound Performance: 12.8. ↗ twingi.ch Beat Streuli — Metro/Polis Winterthur — Im neuen Polizeigebäude von Oliv Brunner Volk Architekten wurde im April das bereits seit einiger Zeit vollendete Kunst-am-Bau-Werk ‹Metro/Polis› von Beat Streuli offiziell eingeweiht. Der Künstler, der seit den 1990er-Jahren international grosse Foto- und Videoinstallationen realisiert, hat Beat Streuli · Metro/Polis, 2021, farbiges Glas mit schwarz-weiss geprinteten Fotografien, Polizeigebäude Obermühlestrasse, Winterthur. Foto: Christian Brunner → Polizeigebäude, Obermühlestrasse 5, Winterthur ↗ artlist.ch NOTIERT // AUSSENPROJEKTE 127
NAMEN Elena Filipovic Basel — Elena Filipovic wird neue Direktorin des Kunstmuseum Basel. Eine Findungskommission, zusammengesetzt aus dem Präsidenten der Kunstkommission, der Leiterin der Abteilung Kultur und internationalen Expert:innen, hat in einem mehrstufigen Verfahren die Wahl aus insgesamt 35 eingegangenen Bewerbungen getroffen. Die gebürtige Amerikanerin (*1972) leitet seit knapp neun Jahren die Kunsthalle Basel und ist mit dem politischen und kulturellen Umfeld der Stadt bestens vertraut. Davor war sie Chefkuratorin am Wiels Centrum voor Hedendaagse Kunst in Brüssel. Von 2009 bis 2011 kuratierte sie das Satellitenprogramm des Jeu de Paume in Paris, 2008 gemeinsam mit Adam Szymczyk die 5. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst sowie 2002 den Kroatischen Pavillon an der Biennale Venedig. Die Kunsthistorikerin promovierte an der Princeton University zu Marcel Duchamp und hat an mehreren Universitäten und Kunsthochschulen gelehrt. Sie sagt denn auch, dass die Kunsthistorikerin in ihr begeistert ist, eines der grössten Kunstmuseen der Welt zu führen. Diese Begeisterung und ihre Vision für die Zukunft haben die Jury überzeugt. Sie ist die zweite Frau, die als Direktorin amten wird. Die Zeit ab der Pensionierung von Josef Helfenstein, der das Haus seit 2016 führt, bis zum Stellenantritt von Filipovic im Juni 2024 wird die stellvertretende Direktorin Anita Haldemann überbrücken. Stiftung für Kultur* seit 2007 zeitgenössische Kunstvermittlung fördert. Zu den ehemaligen Stipendiat:innen gehören unter anderem Alexandra Blättler, Sammlungskuratorin im Kunstmuseum Luzern, Fredi Fischli und Niels Olsen, Co-Leiter der gta Ausstellungen am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich, oder Christina Lehnert, Kuratorin an der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Marlene Bürgi, die in Lausanne lebt, studierte Museologie und Sammlungsgeschichte an der Universität Leiden in den Niederlanden. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt insbesondere auf Theorien zu visuellen Ordnungsstrukturen und Machtdispositiven in Hinblick auf interdisziplinäre zeitgenössische Kunstpraktiken. Als Kuratorin und Kunsthistorikerin betreut sie den Lausanner Offspace Bad Posture und schreibt Texte zu aktuellen Ausstellungen und Künstler:innen. Zuvor war sie als Assistenzkuratorin für die Fondation Beyeler sowie als Jurymitglied und Co-Kuratorin für die jährliche Ausstellung ‹Plattform› tätig. In der *Altefabrik in Rapperswil-Jona zeigt sie unter dem Arbeitstitel ‹How to Un-Protest: A Parasite’s Guide to Complicit Resistance› von Februar bis Oktober 2024 vier Ausstellungen, die sich um Formen des künstlerischen Widerstands drehen. Marlene Bürgi. Foto: Pati Grabowicz Jana Bruggmann Elena Filipovic. Foto: Lucia Hunziker Marlene Bürgi Rapperswil-Jona — Marlene Bürgi (*1990, Basel) heisst die achte Stipendiatin von ‹Kurator*in›, dem Programm, mit dem die Gebert Zug — Jana Bruggmann (*1985) wird neue Kuratorin im Kunsthaus Zug. Sie übernimmt die Position des Sammlungskurators Marco Obrist, der sich nach 17-jähriger Tätigkeit mit seinem letzten Ausstellungsprojekt, der Retrospektive zu Jan Jedlička, verabschiedet hat. Bruggmann hat Kunst und Vermittlung an der Hochschule Luzern und Curatorial Studies an der ZHdK in Zürich studiert. An der Freien Universität Berlin 128 Kunstbulletin 7-8/2023
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Binntals. Seit 2007 ist die Twingischlucht auch<br />
ein Ort der Kunst. Bereits zum 17. Mal findet<br />
diesen Sommer die Twingi statt, die Kunstschaffende<br />
aus dem In- und Ausland einlädt,<br />
in Dialog mit der Landschaft zu treten. Die<br />
Interventionen sind so vielfältig und reichhaltig<br />
wie die Geschichte dieses Tals. Rahel Zaugg<br />
richtet am Weg zum Albrunpass einen Handelsplatz<br />
ein. Flurina Hack interpretiert altgediente<br />
landwirtschaftliche Geräte neu, und David<br />
Zehnder erinnert mit gravierten Steinen an<br />
alte Walliser Hauszeichen oder prähistorische<br />
Felsritzungen. Das Duo GislerGähwiler versieht<br />
einen Tunnel mit mundgeblasenen Glastropfen.<br />
Ebenfalls mit Glas arbeitet Raphael Stucky,<br />
der seine Klanginstallation gemeinsam mit der<br />
Hammer Band spielen wird. Neu hat die Twingi<br />
einen Satelliten im Dorfkern von der Gemeinde<br />
Grengiols, den Sibylla Walpen mit Spanngurten<br />
verzurrt. Die Ausstellung besucht man in einer<br />
rund einstündigen Wanderung zwischen der<br />
Postauto-Haltestelle Steinmatten und dem<br />
Weiler Ze Binne (Haltestelle Langthal).<br />
auch in Winterthur den urbanen Raum und das<br />
Spannungsfeld von öffentlich und privat zum<br />
Thema gemacht. Dazu nutzte er die Fenster als<br />
architektonische Schnittstelle zwischen innen<br />
und aussen. Auf vier Seiten des Gebäudes gestaltete<br />
er eine Reihe von Fenstern im Erd- und<br />
ersten Obergeschoss mit verschiedenfarbigen<br />
Gläsern, in die er transparente, schwarz-weissgedruckte<br />
Motive integrierte. Von Weitem<br />
erscheinen die roten, türkisen, blauen und<br />
violetten Farbflächen im Fassadenraster als<br />
reine Farbfeldmalerei, erst aus der Nähe lassen<br />
sich die Drucke erkennen. Sie zeigen fotografische<br />
Montagen von Elementen des Winterthurer<br />
Lebens: Menschen, Fahrzeuge oder<br />
Schriftzüge. Die abgebildeten Personen sind<br />
Einwohner:innen von Winterthur, die in einem<br />
Casting fotografiert und mit städtischen Motiven<br />
in Beziehung gesetzt wurden. Wir sehen sie<br />
in den für Streuli typischen Nahaufnahmen, die<br />
Augenblicke einfangen und den individuellen<br />
Menschen im urbanen Raum herausheben. Die<br />
Jury überzeugte das Werk, da es den Dienst der<br />
Polizei an der Öffentlichkeit sichtbar mache.<br />
Die zeitgenössische multikulturelle und urbane<br />
Gesellschaft wird abgebildet und in die Stadt<br />
zurückgespiegelt. ‹Metro/Polis› ist von aussen<br />
sichtbar, wenn auch tagsüber nur sehr dezent.<br />
Im zugänglichen Eingangsbereich können einzelne<br />
Werke auch von innen betrachtet werden.<br />
Flurina Hack · Heinz, <strong>2023</strong>. Foto: Matthias Luggen<br />
→ Binntal, bis 15.10.; Sound Performance: 12.8.<br />
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Beat Streuli — Metro/Polis<br />
Winterthur — Im neuen Polizeigebäude<br />
von Oliv Brunner Volk Architekten wurde im<br />
April das bereits seit einiger Zeit vollendete<br />
Kunst-am-Bau-Werk ‹Metro/Polis› von Beat<br />
Streuli offiziell eingeweiht. Der Künstler, der<br />
seit den 1990er-Jahren international grosse<br />
Foto- und Videoinstallationen realisiert, hat<br />
Beat Streuli · Metro/Polis, 2021, farbiges Glas<br />
mit schwarz-weiss geprinteten Fotografien,<br />
Polizeigebäude Obermühlestrasse, Winterthur.<br />
Foto: Christian Brunner<br />
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