Gestaltungsfaktor Digitalisierung - so stemmt der Einkauf die Zukunft!
eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.
eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.
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Quo vadis?
Dr. Ronald Bogaschewsky
über die neuen
Herausforderungen
als Chance.
Startphase.
Wie die Einführung von
eProcurement weitgehend
ohne Initialaufwand
gelingt.
Am Ziel.
Wie RIEDERBAU
den Belegfluss
erfolgreich
automatisiert.
… und viele
weitere Stories, wie
der Einkauf die
Zukunft bestimmt!
Quo vadis?
Dr. Ronald Bogaschewsky
über die neuen Herausforderungen
als Chance.
Magna.
Wie Sabine Behrens
die Digitalisierung
vorantreibt.
0 Vorwort
5 Kein Stein auf dem anderen: auto matisierter Belegfluss im Baugewerbe
8 Spezielle eProcurement-Lösung für die Infrastruktur-Errichtung
10 Quo vadis, Digitalisierung?
13 Perspektivenwechsel im Einkauf!
15 Wer nicht digitalisiert, verliert. » Na und? «
18 Der Turbo-Digitalisierer: Max Winkler
20 Sorgt für gläsernen Einkauf: Gernot Hren
Startphase.
Wie die Einführung
von eProcurement
weitgehend ohne
Initialaufwand
gelingt.
Fahrplan.
Wie EGGER die Digitalisierung
strategisch angeht.
Logisch?
Unser Rätsel
am Ende.
Die DIG-Story.
Friedrich Baumann
und sein wesentlicher
Anteil an der
DIG-Erfolgsgeschichte.
Am Ziel.
Wie RIEDERBAU den Belegfluss
erfolgreich automatisiert.
22 Wie man eProcurement richtig startet
24 Der EDI-Trainer bei Intersport: Alois Grüblinger
26 Die DIG-Story
28 Treibt eProcurement immer weiter voran: Sabine Behrens
31 WANTED: John »Maverick« Buyer
34 Jahre DIG – und wie geht’s weiter?
36 Doping für starke Lieferanten beziehungen: SRM
38 Bürokratiemonster, die Ressourcen fressen
40 Feature-Schmiede: Wie bei DIG Produkte entstehen
42 Mehr Möglichkeiten mit SAP: DIG-Partner INFORMATICS
44 Multitalentiertes EDI bei Kellner & Kunz
46 Worauf es bei der Automatisierung ankommt
50 Business-Digitalisierung in der Cloud? Sicher wie in Fort Knox!
52 Doppelte Tail-Spend-Optimierung bei STEAG
54 Best of Nein!
56 Von der Bestellung bis zur Bezahlung: Purchase-to-Pay
58 Vom Auftrag zum Running System: So klappt die Umsetzung!
60 Welcome on Board: Was eProcurement zum Fliegen bringt
63 Logical » Digitalisierungserfolge «
■ Herausgeber: DIG GmbH ■ Redaktion: David Ortner ■ Grafik: David Zacher ■ Illustration: Thomas Gasperlmair ■ Fotografie: Alexander Kaiser
■ Druck: Plöchl Druck GmbH ■ Die Publikation und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind – sofern nicht anders ausgewie sen –
urheberrechtlich geschützt. ■ Cover/S. 3: Adobe Stock ■ 1. Auflage 2023, 1.000 Stk. ■ © 2023 bei der DIG GmbH
2 DIG-Magazin 2023
3
Dieter Dobersberger (l.)
Managing Director, CTO
Order Fulfillment
Harald Allerstorfer (m.)
Managing Director, CCO
Customer Relations
Leopold Binder (r.)
Managing Director, CFO
Finance & Human Resources
Es geht um die Zukunft,
die Sie gestalten!
Kein Stein auf dem anderen:
auto matisierter Belegfluss im
Baugewerbe
Der Einkauf spielt für die Zukunft des Unternehmens eine bestimmende Rolle.
So behaupten das Expert*innen – und verweisen zurecht auf die Coronakrise
mit ihren fragilen Lieferketten, als die Einkäufer*innen die Ergebnisse retteten!
Damit verbunden ist die Chance, mit neuer Wertschöpfung den verdienten
Platz im C-Level der Unternehmenshierarchie zu sichern: Risk-Management,
Sustainable Procurement, Enterprise Social Governance (ESG), Spend-Analysen,
Dekarbonisierung in den Lieferketten und viele weitere Initiativen bieten völlig
neue Profilierungsmöglichkeiten. Die Basis dafür legt DIG seit 2001 mit der
Entwicklung digitaler Geschäftsprozesse in der Beschaffung.
Es ist daher höchste Zeit, die vorhandenen
und etablierten Technologien für intelligenten
Belegfluss und eProcurement bis hin zu vollautomatisiertem
Purchase-to-Pay zu nutzen und
sich der Evaluierung der kommenden State-ofthe-Art-Tools
zu widmen! Wie der Einkauf so
zum Innovationstreiber wird, verraten unsere
Interviewpartner Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky
von der Universität Würzburg und Dkfm. Heinz
Pechek vom BMÖ ab Seite 10.
Dieser gewinnbringende Rollenwechsel zeigt
umgehend Wirkung. So steigt beispielsweise
bereits mit der digitalen Lieferantenvernetzung
die Versorgungssicherheit.
Und die Erfüllung der Vorgaben der ESG wird
überhaupt immer mehr zum entscheidenden
Faktor, um das Unternehmen im Spiel zu halten
– dementsprechend sind auch laufend Sourcing-
Initiativen gefordert.
Wie DIG mit flexiblen technischen Lösungen den
Einkauf in dieser neuen Verantwortung unterstützt,
erzählen auf den folgenden Seiten einige
ausgewählte Kund*innen. Wobei wir tatsächlich
die Qual der Wahl hatten: Schließlich wurden in
über 20 Jahren DIG zahllose individuelle Erfolgsgeschichten
mit mittelständischen Unternehmen
und Konzernen geschrieben, für die wir uns
dieser Stelle herzlich bedanken.
Bei RIEDERBAU setzt man auf Innovationen. Optimierung und Produktivität
stehen dabei ebenso im Fokus wie die digitale Revolution in der Baubranche.
Treibende Kraft dahinter ist Eigentümer Anton Rieder, der die Zukunft des
mittlerweile 60jährigen Familienunternehmens mit seinen rund 200 Mitarbeiter*innen
gestaltet. So auch mit einem Belegfluss-Workflow von DIG, der
die besonderen Anforderungen der Baubranche berücksichtigt.
„Die Zukunft des Bauens liegt nicht nur in neuen
Fertigungsverfahren und Materialien“, ist RIEDER-
BAU Geschäftsführer Anton Rieder überzeugt.
„Gefragt sind auch digitale Mutausbrüche – und
natürlich ein Team, das da mitzieht!“
Und dieses Team kann auch externe Dienstleister
wie die DIG mitumfassen: „Das war für
unsere Entwicklung genau der richtige Partner!“
Prozesse der Baubranche digital abbilden
Aufmerksam wurden die Tiroler auf die Linzer
Spezialisten über die Einkaufsgemeinschaft ABAU
West, erzählt RIEDERBAU Prokurist Richard
Thrainer: „Da war ein Prozess im Einsatz, bei dem
übermittelte Sammelrechnungen einigermaßen
komplex auf Positionsebene aufgeschlüsselt
und verarbeitet wurden. Das passte zu unserem
Ziel Rechnungsdaten zu bekommen, die wir
standardmäßig nicht hatten!“
Gemeint sind damit baustellenbezogene
Mengenangaben, die in den Sammelrechnungen
der ABAU nicht enthalten waren: „Etwa wie viele
Kubikmeter Beton wohin geliefert wurden. Das
verschafft uns wichtige Auswertungsgrundlagen
und gibt Hilfestellungen für die Kalkulation
ähnlicher Projekte.“
Anton Rieder
Geschäft sführer
Denn ein funktionierender Datenaustausch gewährleistet
auch die Echtzeit-Information über
Preise, Qualität und Ausfälle, um rechtzeitig
reagieren zu können.
Mit inspirierenden Case-Studies, Erfahrungsberichten
und Reportagen möchten wir Ihnen
interessante Anregungen für die Gestaltung
der Zukunft in Ihrem Unternehmen liefern! ■
4 DIG-Magazin 2023
5
Tanja Kelz
Rechnungswesen, Controlling
Gleichzeitig können damit Projektergebnisse
analysiert werden. „Wir wollen z.B. wissen, wenn
einzelne Einkaufspositionen konkret einen
positiven oder auch negativen Abschluss verursachen!“
Natürlich könnte man dabei von den
Bestellungen ausgehen, aber: „Diese erfolgen oft
telefonisch – da müsste jemand alle Positionen
manuell nachtragen. Die Rechnungsauswertung
ermöglicht hingegen eine Automatisierung.“
Die Entwicklung dazu dauerte vier Jahre. Einen
großen Anteil hatte daran die Pilotphase, in
der zahlreiche Anpassungen umgesetzt wurden.
„Dafür lief der Echtbetrieb von Anfang an
zufriedenstellend.“
Marktweit einzigartiges System
Die Zielsetzung schien relativ banal. „Durch die
artikelweise Verbuchung pro Baustelle wird im
ERP-System Bau SU, das Kalkulation und FIBU
umfasst, eine Mengenauswertung möglich“, erläutert
die zweite Projektverantwortliche, Tanja
Kelz aus der RIEDERBAU Buchhaltung.
Die Vielzahl der Beteiligten, die hohe Qualitätsbandbreite
der Belege (vom handgeschriebenen
Lieferschein bis zur XML-Datei) und bauspezifische
Besonderheiten erforderten eine hochgradig
individualisierte Lösung, schildert Thrainer, der
die Herausforderungen in der Umsetzungsphase
richtig einordnet:
„Ich kenne Marktbegleiter, die etwas Ähnliches
vorhatten – und in der Realisierung krachend
gescheitert sind!“ Auch die unterschiedlichen
Steuersätze für verschiedene Materialkategorien
auf einer Rechnung verlangten nach einer Lösung.
Der bis Deutschland reichende Einzugsbereich
der RIEDERBAU stellte zusätzliche Anforderungen,
ergänzt Kelz: „Aber nach und nach findet jedes
Thema seinen Abschluss.“
Komplexer Workflow mit zahlreichen
Sonderprozessen
Anspruchsvolle Eingriffs- und Korrekturmöglichkeiten
im komplexen Freigabeprozess sind nur
einige Anforderungen, die das System erfüllt. „Am
Beginn steht die Verarbeitung der Liefer scheine,
die von den Bauleitern im Büro abgegeben und
hier gescannt werden“, beschreibt Kelz den
Prozess. Diese Scans werden von der Canon
OCR-Software IRIS ausgewertet.
Die Ergebnisse des lernenden Verfahrens
werden bei Bedarf manuell nachgebessert, bevor
die Daten in XML konvertiert und ins ERP-System
Bau SU geschickt werden. „Das funktioniert
insgesamt gesehen recht gut.“
Vollautomatische Prüfung der
Rechnungsformalitäten
Rechnungen werden an eine eigens eingerichtete
eMail-Adresse geschickt, IRIS liest dann
verschiedene Daten wie die Nummern der
Lieferantenartikel und der Baustelle sowie die
Rechnungswerte aus, bevor die Daten dem Portal
zur automatisierten Verarbeitung übergeben
werden. „Das läuft dann gut, wenn die grafische
Darstellung klar ist“, urteilt Thrainer.
„Notfalls fordert die ABAU die Rechnungsleger
zu Adaptionen auf, um den Prozess besser zu
automatisieren.“ Nach dem Auslesen erfolgt der
Duplikate-Check, bei dem anhand von Rechnungsnummer,
Kreditor und Zeitraum geprüft wird, ob
die Rechnung bereits im System vorhanden ist.
Gegebenenfalls wird an dieser Stelle der jeweils
Verantwortliche informiert.
Auch die verpflichtenden Rechnungsmerkmale
(nach § 11 UStG) werden vom System überprüft:
„Erfüllt eine Rechnung diese Kriterien nicht, wird
sie abgelehnt“, schildert Kelz den Prozess.
Auf Basis der Baustellennummer wird der
zuständige Bauleiter zugewiesen. Fehlen diese
Informationen, wird eine Aufgabe erstellt:
„Manchmal kennt die Zuordnung nur der Sachbearbeiter,
der diese Information dann manuell
ergänzt und somit für alle weiteren Schritte
nutzbar macht.“
Artikelnummernabgleich mit den Stammdaten
Ähnlich wie zuvor beschrieben erfolgt die Zuordnung
der fremden Artikelnummern zu den
Stammdaten im ERP von RIEDERBAU:
Dabei werden aus der Nummer und dem
konkreten Lieferanten Zuweisungen abgeleitet,
erst im Falle fehlender Matches wird die Aufgabe
einer manuellen Bearbeitung zugeteilt. „Diese
neue Information merkt sich das System“, er-
gänzt Thrainer: „In weiterer Folge laufen diese
Zuordnungen automatisch!“
Sonderprozesse fürs Baucontrolling
Von der Buchhaltung werden etwa das Sachkonto,
Steuer- und Skontosätze sowie das Fälligkeitsdatum
hinterlegt. „Komplexer waren die von
uns benötigten Sonderprozesse hinsichtlich
Mengen- und Preiskorrektur bzw. Abzügen bei
einzelnen Positionen aufgrund von Beschädigungen,
Mindermengen usw.“, erzählt Thrainer vom
Alltag im Baucontrolling, der bei DIG oftmals ein
Umdenken erforderte.
Zentrale Anforderung war dabei auch die
komfortable Verfügbarkeit der zur Rechnung
gehörigen Lieferscheine per Mausklick: Das
System ordnet die entsprechenden Lieferscheine
automatisch zu – kommt ein Beleg verzögert,
kann er manuell vom Office ergänzt werden. „Das
bildet unseren Workflow digital ab“, berichtet Kelz.
Auch das Thema der Anpassungsmöglichkeiten
in jedem Bearbeitungsschritt (sogar bis nach
der Endkontrolle) erforderte entsprechende
Abstimmung zwischen RIEDERBAU und DIG: „Ein
Bauleiter kann etwa Rechnungsbeträge aufgrund
von Transportschäden im Nachhinein reduzieren.
Dieser besondere Usus hat unsere Entwicklungspartner
überrascht. Das System wurde dann
dermaßen adaptiert, dass diese Änderungen
übernommen und zurückgerechnet werden.“
Ebenso können Rechnungen auch final geschlossen
und aus dem System entfernt werden.
Daraus entsteht wiederum eine Aufgabe für die
Endkontrolle, die das geänderte Zahlenwerk
neuerlich überprüfen muss. „Außerdem wird ein
Korrekturblatt als Excel erzeugt und der Lieferant
vom Abschlag per Mail informiert.“
Spezifische Funktionen für Projektleiter
Eine weitere Besonderheit stellen auch die Abgrenzungsbuchungen
in der Bau SU dar:
„Diese sind nötig, damit die Projektleiter
unabhängig von der Freigabe der Rechnungen
jederzeit sehen, wieviel Budget bereits verbraucht
wurde“, erklärt Thrainer den Hintergrund.
Zusätzlich ist darin ersichtlich, welche
Rechnung sich in welchem Bearbeitungsstadium
befindet. Am Ende des Prozesses steht ein
Gesamtdokument, das neben den betreffenden
Rechnungen und Lieferscheinen auch die Historie
aller Freigaben und Korrekturen umfasst und
zentral im Bau SU abgelegt wird.
Ebenso werden auch die Überweisungen
dem System übermittelt, Teilzahlungen werden
addiert: Abgeschlossen ist der Prozess erst mit
dem Begleichen der gesamten Rechnungssumme.
Verbesserte Teamarbeit durch flexiblen
Workflow
Der dynamische Informationsaustausch ist eine
essenzielle Eigenschaft des gesamten Prozesses:
So kann etwa die Buchhaltung über das Bearbeitungsformular
mit dem Baustellenleiter
kommunizieren und bei Unsicherheiten per
Vermerk nachfragen. „Es ist uns wichtig, dass
hier alle strukturiert digital zusammenarbeiten,
weil Informationen und Details sehr verteilt
vorhanden sein können“, betont Thrainer.
Gegenüber dem früheren physischen System
in Form von Mappen und schriftlichen Freigaben
gewinnt man Zeit und Transparenz:
„Wir wissen jetzt genau, wenn notwendige
Kontrollen fehlen. Außerdem können die Kollegen
überall und jederzeit Freigaben erteilen. So
werden Zahlungsziele besser eingehalten und
können Skonti realisiert werden.“ ■
Richard Thrainer
Prokurist
Fotos
RIEDERBAU
6 DIG-Magazin 2023
7
Dokumente in unsere DMS-Software DocuWare
erforderten einigen Einsatz des Teams der DIG!“
Einen Spezialprozess stellt die Weitergabe von
Artikelstammdaten an andere Systeme dar.
Wird etwa von einem Lieferanten ein neuer
Katalog übermittelt, werden diese Daten automatisch
an das NEVARIS Kalkulationsmodul Success
X übermittelt: „So sind jetzt automatisch immer
die tagesaktuellen Preise verfügbar – bislang
musste das alles händisch eingetragen werden.“
Markus Rapp
Leiter CU Procurement
Spezielle eProcurement-Lösung für
die Infrastruktur-Errichtung
Die international tätige EQOS Gruppe zählt zu den führenden Dienstleistern
bei komplexen Infrastrukturen wie Energie- und Kommunikationsnetzen. Mit
einer umfassenden eProcurement-Lösung wurden die Beschaffungsprozesse an
über 30 Standorten in Österreich und Deutschland vereinheitlicht und mittels
Guided Buying die Einschulungszeit massiv verkürzt: Neue Mitarbeiter*innen
können bereits nach zehn Minuten sämtliche Beschaffungen vornehmen.
„Wir unterscheiden uns wahrscheinlich in mehrerlei
Hinsicht von anderen Unternehmen“, findet
Markus Rapp, Leiter der Corporate Unit Procurement
bei EQOS. Das Ziel, sämtliche Materialien
und Bauleistungen über einen Marketplace zu
beschaffen, ist dabei nur ein Aspekt von vielen.
Auch der Roll-out wurde ungewöhnlich
dynamisch geplant und das System in Österreich
und Deutschland gleichzeitig in drei von
vier Business Units eingeführt – und zwar von
Beginn an ohne Einschränkung auf einzelne
Warengruppen. „Das brachte von Anfang an eine
gewisse Komplexität mit sich, war für uns aber
die richtige Entscheidung!“
Einsatz als Gesamtbeschaffungssystem
Die verschiedenen Business Units mit unterschiedlichsten
Produkt- und Leistungssegmenten stellten
hohe Anforderungen an die Lösungskompetenz
bei DIG. Der besonderen Herausforderung war
sich Rapp von Beginn an bewusst: „Im Vorfeld
des Projekts haben wir mit verschiedensten Referenzkund*innen
auch anderer Anbieter*innen
gesprochen und haben erkannt, dass das, was
wir wollten, ziemlich einzigartig ist.“ Vor allem
der Einsatz des Systems zur Gesamtbeschaffung
über die üblichen C-Teile hinaus unterscheidet
die Ansprüche bei EQOS von anderen.
„Uns war wichtig, dass jede Bauleistung intern
ebenso wie extern im Sinne eines Gesamtsystems
verfügbar ist. Egal, ob es um Hubschrauberleistungen
für das Verfliegen von Seilen oder
einfaches Verbrauchsmaterial geht.“ Die Vereinheitlichung
der Prozesse stand dabei an erster
Stelle: „Ich war selbst überrascht, wie verschieden
die einzelnen Standorte da agierten. Wir nutzten
das Projekt somit auch, um einheitliche Standards
einzuführen.“
Schnittstelle zu NEVARIS
Um dieses Ziel zu erreichen, kommuniziert der
Marketplace, wie das System bei EQOS getauft wurde,
mit der spezifischen Baulösung NEVARIS als
ERP-System. Aber auch die einzelnen Workflows
und die Beschaffung über die Projektsoftware EasyPro
stellten hohe Anforderungen, betont Rapp:
„Verschiedene Mandanten mit unterschiedlichen
Buchungslogiken oder auch die Übertragung aller
Interne Abläufe perfekt umgesetzt
Im Marketplace sind sämtliche Logiken der
Beschaffung hinsichtlich verschiedener Kostenstellen
und Sachkonten abgebildet. Ebenso
können Einkäufergruppen aus den Business Units
entsprechend zugewiesen werden.
„Extra für uns wurde die Möglichkeit entwickelt,
Freitextbestellungen an mehrere eMail-Adressen
zu versenden“, freut sich Rapp über die weitgehende
Anpassung des Programms an die gewohnte
Bestellabwicklung.
Auch die Freigabeprozesse spiegeln die Unterschriftenrichtlinie
des Unternehmens wider:
„Die Freigaben direkt am Smartphone verkürzen
den Prozess massiv, sodass Bestellungen heute
schneller rausgehen, was auch in Bezug auf die
aktuellen Lieferengpässe nützlich ist!“
Ein weiterer Vorteil ist die Nachvollziehbarkeit:
„Besonders im oftmals hektischen Baustellenbetrieb
schafft die digitale Protokollierung von
Freigaben Transparenz.“
Baustellenspezifische Lieferadressen-Dynamik
„Eine weitere Besonderheit resultiert aus der
Natur unseres Geschäfts“, leitet Rapp ein. „Unsere
Baustellen der Freileitungen zum Stromtransport
sind häufig auf der grünen Wiese, irgendwo
im Nirgendwo. Als Lieferadresse dienen dann
Koordinaten.“ Und die ändern sich laufend:
„Bei einer 25 Kilometer langen Baustelle gibt
es mehrere Lager bzw. Lieferstellen. Und die
werden natürlich mit Fortgang der Baustelle
entsprechend nachgezogen."
Es war daher wichtig, die Koordinaten manuell
ändern zu können, ebenso war ein standortübergreifender
Zugriff auf die Lieferadressen
erwünscht. „Es gibt aber noch viele weitere
Puzzlesteine, die unseren Marketplace fit fürs
Baugewerbe machen“, unterstreicht Rapp die
zahlreichen Spezifika. So lassen sich Preise
tagesaktuell verändern, auch projektspezifische
Sonderrabatte und Lieferbedingungen können
individuell berücksichtigt werden.
Selbsterklärendes Guided Buying
So mächtig die Plattform ist, so wichtig war EQOS
die Usability. „Die Kacheln machen die Nutzung
sehr einfach“, berichtet Rapp über die gelungene
Umsetzung.
„Je nach Division und Profil der Mitarbeiter*innen
klickt man sich durch das System, es
stehen immer nur die zutreffenden Lieferanten
zur Verfügung – die gesamte Verbuchungs- und
Zuordnungskomplexität findet im Hintergrund
statt.“
Den besten Beweis für die überzeugende
Usability sieht er im Schulungsbedarf: „Früher
haben neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
mehrere Tage Einschulung für den Bestellprozess
benötigt. Heute reichen zehn Minuten!“
Weiterer Roll-out nach guten Userzahlen
Mit der Umsetzung des Marketplace wurde im
September 2021 begonnen. „Insgesamt dauerte
es ein paar Wochen länger als geplant.
Das lag aber an der Komplexität, die uns zum Start
noch nicht so bewusst war. Ein Glück: Wer weiß,
ob wir sonst das Projekt wirklich angegangen
wären?“, fasst Rapp den Verlauf zusammen.
Der Go-Live fand im Mai 2022 statt, wobei bis
Juni vermehrt Testbestellungen durchgeführt
wurden. Seit Aufnahme des Vollbetriebs in allen
österreichischen und deutschen Standorten und
ohne Einschränkung auf einzelne Warengruppen
wurden bis Ende März 2023 etwa 6.500 Bestellungen
abgewickelt. „Es hat alles super funktioniert!
Derzeit werden über den Marketplace 75% aller
Bestellungen abgewickelt.“
Dieser Erfolg treibt auch den weiteren Roll-out
voran: „Als nächstes ist die Einführung in den
französischsprachigen Markt geplant.“ ■
Fotos
EQOS-Gruppe
8 DIG-Magazin 2023
9
Einblick in die aktuelle Situation und relativiert:
„All das ist jedoch eProcurement 1.0, also die
Grundlage, um bei den wirklich spannenden
Entwicklungen der nahen Zukunft dabei zu sein!“
Ronald Bogaschewsky
Universität Würzburg
Quo vadis, Digitalisierung?
Krisen, Pandemie, wachsende Anforderungen an das Compliance-Management
und Notwendigkeiten in der Lieferantenevaluierung – der Einkauf steht neuen
Herausforderungen gegenüber und gewinnt gleichzeitig an Bedeutung für
den Unternehmenserfolg. E-Procurement bildet dabei nur die Basis für eine
spannende Neudefinition der eigenen Funktion!
Prof. Dr. rer. pol. Ronald Bogaschewsky, Lehrstuhlinhaber
für BWL und Industriebetriebslehre
an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg,
erforscht die Trends der digitalen Beschaffung und
beobachtet die Entwicklung in den Unternehmen.
„Dabei ist durchaus ein Fortschritt zu verzeichnen“,
berichtet er von jüngeren Befragungen. „Frappant
ist aber der Unterschied, der sich abzeichnet:
Besonders im Mittelstand gibt es einerseits
viele, die gerade erst am Anfang stehen.
Andere hingegen haben den Schritt zum
strategischen Einkauf bereits vollzogen, für die
ist die klassische, katalogbasierte Beschaffung
oder auch Purchase-to-Pay ein alter Hut!“
Aktuelle Trends im eProcurement
„Je strategischer der Einkauf arbeitet, desto mehr
sind zum Beispiel digitale Ausschreibungssysteme
gefragt. Aber auch für das Category Management
gewinnen Tools, mit denen sich immer mehr
Daten besser nutzen lassen, an Bedeutung.“
Daneben tun sich Beschaffungsprozesse
hervor, die nicht über Standards laufen, etwa
die Buchung von Dienstreisen oder der Ankauf
von Dienstwägen.
„Aber auch kollaborative Systeme, die zum
Beispiel durch den Austausch von Konstruktionszeichnungen
gemeinsame Entwicklungen
mit Lieferanten ermöglichen, werden immer
öfter genutzt“, gewährt Dr. Bogaschewsky einen
Lieferanten in allen Details kennen
Enorme Bedeutung sieht Dr. Bogaschewsky in den
Entwicklungen der Beschaffungsmarktforschung:
„Hier werden ganz neue Aufgabengebiete adressiert,
etwa die Suche, Evaluierung und Bewertung
von Lieferanten.“
Besonders beim Thema der Versorgungssicherheit
und des Risikomanagements spiele das
eine zentrale Rolle: „Es geht zum Beispiel darum,
proaktiv die Regionen, in denen produziert wird,
zu beobachten und einzuschätzen:
Wird dort oft gestreikt? Entstehen Unruhen?
Oder kommt es zu Flüchtlingsbewegungen? All
das hat Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit!“
Dabei kommt auch die Versorgungssicherheit
von Zukunftsrohstoffen ins Spiel: „Hier ist der
Einkauf gefordert, sich mit den Ingenieuren der
Produktentwicklung auszutauschen und so den
Unternehmenserfolg maßgeblich zu sichern.“
Ebenso gewinnen Informationen unter Aspekten
des Compliance Managements zunehmend
an Bedeutung, betont der Professor: „Ein Beispiel
ist das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, ein
anderes die Besteuerung von CO 2
für Importe
in die EU – der übersichtliche Zugang zu den
notwendigen Daten ist für den Einkauf essenziell!“
Informationsaufbereitung immer wichtiger
Ob Carbon Footprint oder Compliance, zu allen
Fragen entwickeln Start-ups effiziente Lösungen:
„Die Szene blüht, es gibt unzählige interessante
Anbieter“, erklärt Dr. Bogaschewsky. „Die Plattformen
sorgen für die benötigten Informationen
und liefern die Daten so verdichtet, dass der
Einkauf eine fundierte Entscheidung treffen kann.
Das sind doch spannende Aussichten!“
Anstatt über Technologien zu reden, sollte man
lieber überlegen, welche Informationen nützlich
sind. „Wer braucht eigene Data Scientists, wenn
Plattformen mit künstlicher Intelligenz genau
das liefern, was mich interessiert?“
Aktuell entsteht eine bunte Landschaft an spezialisierten
Dienstleistern.
„Alleine in Deutschland gibt es zwei- bis dreihundert
Start-ups in Bereichen wie Lieferanten-
Scouting oder Risikomanagement. Das ist ein
echter Gamechanger für richtigen strategischen
Einkauf – er muss nur genutzt werden!“
Automatisierte Verhandlungslösungen als
weiteres Sprungbrett
Ein anderes Beispiel für die aktuelle Entwicklung
betrifft die Kernkompetenz des Einkaufs:
„Dementsprechend geteilt sind die Meinungen.
Viele reagieren zurückhaltend auf maschinelle
Beschaffungsagenten, andere erkennen durchaus
Potenzial.“ Und dieses liegt in der simplen
Tatsache, dass bei 10.000 Produkten niemals
alles verhandelt werden kann. „KI-basierte Tools
können da eine wertvolle Hilfe sein!
Es gibt Plattformen, bei denen man das gesamte
Bedarfsportfolio einsteuern kann – der
intelligente Agent schlägt dann jeweils die
passende Verhandlungsart vor.“
Eine Konkurrenz zum menschlichen Einkäufer
sieht Dr. Bogaschewsky nicht: „Alle diese Entwicklungen
werten dessen Position entscheidend auf!
Es geht auch nicht darum, sich in den konkreten
Technologien auszukennen, viel wichtiger ist es,
deren Nutzen zu sehen.“
10 DIG-Magazin 2023
11
Denn das eröffnet neue Perspektiven im immer
wichtigeren strategischen Bereich, der auch
angesichts jüngerer Entwicklungen immer mehr
Bedeutung erlangt: „Die aktuellen Krisen – von
der Pandemie über den blockierten Panamakanal
im Frühjahr 2021 bis hin zum Ukraine-Krieg oder
Chinas Drohungen gegen Taiwan – zeigen, wie
wichtig es ist, schnell zu reagieren! Dafür die
technologische Infrastruktur zu schaffen, ist die
eigentliche Aufgabe des Einkaufs.“
Beste Aussichten für den Einkauf
„Mit eProcurement haben wir vor über 20 Jahren
begonnen, damals dachte ich, in fünf Jahren sei
das Thema durch. Ich habe mich getäuscht,“, leitet
Dr. Bogaschewsky ein. „Wahrscheinlich werden
also auch Sach bearbeiter in den nächsten 20
Jahren in vielen Unternehmen gebraucht werden.
Immer mehr werden aber die neue Spielwiese
nutzen und relevante Wettbewerbsvorteile erzielen!“,
prognostiziert er und schwärmt: „Das
Problem war bislang, dass die Informationen
für strategischen Einkauf fehlten. Heute sind
sie aber verfügbar – und das macht den neuen
Einkauf so faszinierend.“
So liefern Tools wie die scoutbee Lieferantensuche
Daten, die über die Basisinteressen des
Einkaufs hinausgehen.
„Ich sehe nicht nur, welche Lieferanten es für
bestimmte Güter gibt und ob sie meine Kriterien
erfüllen, ich sehe zum Beispiel auch, wohin sie
in welchem Umfang liefern – damit werden
komplette Wettbewerbsanalysen und Konkurrenzbetrachtungen
möglich.“
Dieses Wissen macht den Einkauf zum wichtigen
Gesprächspartner der Geschäftsführung. Für diese
Neupositionierung braucht es jedoch zeitliche
Ressourcen. „Das führt uns wieder an den Beginn
des Gesprächs: die Automatisierung manueller
Einkaufstätigkeiten durch eProcurement!“ ■
Perspektivenwechsel im Einkauf!
Dkfm. Heinz Pechek beschäftigt sich in seiner gesamten beruflichen Laufbahn mit
der Steigerung von Produktivität und Wirtschaftlichkeit. Als geschäftsführender
Vorstand des BMÖ versteht er den Einkauf als den Wertschöpfungsfaktor Nr. 1
im Unternehmen – und prognostiziert eine spannende Zukunft, in die der BMÖ
seine Mitglieder kompetent begleitet.
Als der Bundesverband Materialwirtschaft,
Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) 1997
gegründet wurde, sah die Welt in vielen Unternehmen
noch ganz anders aus als heute, erinnert
sich Dkfm. Pechek:
„Der Einkauf hatte oft noch nicht die Anerkennung
im Unternehmen, die ihm kraft seiner
Ergebnisverantwortung zukommt!“ Immerhin
stecken bis zu 70% und mehr der Herstellkosten
im Zukauf, trotzdem war die Funktion oft deutlich
unter ihrer wahren Bedeutung hierarchisch
untergeordnet angesiedelt.
„Das kam im Alltag fallweise so zum Ausdruck,
dass der Lagerarbeiter mit Kreuzschmerzen in
den Einkauf versetzt wurde, weil er dort nur
Bestellungen schreiben müsse“, zitiert Pechek einen
seinerzeit sehr prominenten Einkaufschef.
Heute ist es State of the Art, dass der Bedarfsträger
selbst die Bestellungen aus einem
zeitgemäßen eProcurement-System mit Katalog
und Plattform-Lösungen, wie sie beispielsweise
auch von DIG angeboten werden, auslöst.
„Diese Systeme schaffen im Einkauf wertvolle
Ressourcen für strategische Arbeit wie Lieferantenentwicklung,
-management oder als
Innovation-Scout“, so Pechek, der gleichzeitig
auf die heute schon verfügbare, KI-gesteuerte
Bestellauslösung als weitere Unterstützung des
Einkäufers verweist.
Dkfm. Heinz Pechek
Geschäft sführender Vorstand
Fotos
Porträt: Die goldene Kuh
Uni: Universität Würzburg
Carbon-Footprint: Adobe Stock
12 DIG-Magazin 2023
13
Komplette Änderung des Aufgabengebiets
Ing. Aime Wouwermans (ehem. Einkaufsleiter bei
der Semperit AG) formulierte den historischen
Satz: Die richtige Ware zur richtigen Zeit in der
richtigen Menge am richtigen Ort zum richtigen
Preis. „Daran hat sich bis heute nichts geändert,
auch wenn dieser Bereich mehr dem Supply-
Chain-Management, das es damals noch nicht
gab, zugeordnet wird“, fasst Pechek zusammen
und postuliert: „Die Rahmenbedingungen sind
heute aber komplett andere!“
Neben neuen Methoden und Technologien
stehe vor allem das Rollenverständnis des Einkaufs
im Mittelpunkt. „Er agiert als Motor für
Innovationen und Treiber der Digitalisierung,
denn er hat die dafür erforderlichen Außenkontakte
zu den Lieferanten!“ Deren Suche
und Bewertung setzt viel Wissen voraus: „Der
Einkauf ist Schnittstelle und Vermittler zwischen
Konstruktion, Entwicklung und Produktion –
sowohl im eigenen Unternehmen als auch bei den
Zulieferern. Ergänzt um die Kundensicht muss er
drei Perspektiven samt den damit verbundenen
Kostenstrukturen zu einer Gesamtlösung verbinden!“
Während Ingenieure auf die technisch beste
Lösung hinarbeiten, behält der Einkauf den Markt
und damit die Beschaffungssituation, Kosten,
Risiken und Versorgungssicherheit im Blick.
Die genaue Kenntnis der gesamten Lieferkette
inklusive aller Vorvorlieferanten, Verkehrswege
und Risiken ist bei Schlüsselkomponenten essenziell:
„Bei Bedarf müssen brauchbare Alternativen
eingeplant und gegebenenfalls die Konstruktion
angepasst werden.“
Begleiter bei der Transformation des Einkaufs
Einkäufer sind sich dieser zuvor genannten
Tragweite heute durchaus bewusst, können
diese Rolle aber oft auf Grund vorherrschender
Strukturen und Denkweisen im Unternehmen
nicht ausreichend wahrnehmen.
„In solchen Fällen verstehen wir uns als
Innovator, Begleiter, Unterstützer und Coach
der Einkäufer. Wir führen z.B. Veranstaltungen,
Gespräche auf Unternehmerebene und entsprechende
Pressearbeit durch“, sagt Pechek.
Aus- und Weiterbildungsangebote wie z.B. die
Certified Programs der BMÖ-Akademie oder
das MBA-Programm des BMÖ in Kooperation
mit der Middlesex University London und der
KMU-Akademie Linz sorgen für effizienten
Knowhow-Transfer. „Internationale Vernetzung
und direkten Kontakt zu Expert*innen
bieten wir z.B. als Mitglied der ELA und der
IFPSM“, sagt Pechek und betont die Förderung
von Forschungsprojekten zu aktuellen Themen.
„Die Weiterentwicklung des Supply-Chain-Managements,
die Digitalisierung oder auch die
aktuelle Lieferkettenproblematik sind wichtige
Schwerpunkte in unserer Verbandsarbeit.“
Die Zukunft des Einkaufs sieht er jedenfalls
in der Ausnutzung aller Marktpotentiale, der
Optimierung der Lieferantenstruktur und der
Qualifikation der Mitarbeiter: „Die strategische
Arbeit des Einkaufs sollte jedenfalls mit zumindest
80% gewichtet sein!“
Die dargestellten Zusammenhänge bedingen
die Entwicklung zur starken Einbindung des
Einkaufs in alle Prozesse. „In größeren, internationalen
Unternehmen ist der Einkäufer mit
seinem Knowhow als Problemlöser und Wertschöpfungsmanager
schon meist gefragter Player!“
Umdenken und Lieferketten neu absichern
Der Einkauf trägt auch zur Lösung der Lieferkettenproblematik
bei, betont Pechek: „Prof.
Dr. Wolfgang Stölzle vom Lehrstuhl für Logistikmanagement
an der Universität St. Gallen fordert
nicht umsonst auch Mut zu Beständen als nötiges
Umdenken.“
Eine zentrale Rolle spiele dabei auch der
partnerschaftliche Kontakt mit den Lieferanten:
„Ein fairer Preis und partnerschaftlicher Umgang
in der Zusammenarbeit stellen eine Beziehung
sicher, die sich im Verknappungsfall bewährt.“
Natürlich sind nach Möglichkeit auch der Aufbau
von Alternativen und die Wiederbelebung des
bewährten Instrumentes der Wertanalyse gefragt:
„In der bereits dargestellten Kommunikation mit
Entwicklung und Fertigung ist auch die Frage nach
der tatsächlichen Notwendigkeit des betroffenen
Gutes zu stellen!“ ■
Wer nicht digitalisiert, verliert.
» Na und? «
Dieser leicht hämische Nachsatz scheint zumindest im Mittelstand noch weit
verbreitet. Es mutet zumindest seltsam an, wenn seit gut 20 Jahren das dringende
Gebot der Digitalisierung gepredigt wird, aber vielerorts bis heute auf taube
Ohren stößt. Dabei geht es längst um bedeutend mehr als nur die Verlagerung
der Ressourcen in strategische Einkaufsbereiche: Es geht um die Zukunft des
Mittelstands!
„Mich überrascht immer wieder, dass sogar große
Mittelständler mit der Einkaufsdigitalisierung
noch nicht richtig begonnen haben“, erzählt
Vollblut-Einkäufer Jan-Henner Theißen.
An Bord der BENTELER Group und der @AGCO
Corporation hat er Einkaufs- und Transformationsprojekte
globaler Beschaffungsorganisationen
begleitet und nutzt diese Erfahrungen heute als
targetP! Einkaufsberater.
An fehlenden Lösungen liege es jedenfalls nicht,
ergänzt Harald Allerstorfer, CCO des österreichischen
Business-Digitalisierers DIG GmbH:
„Wir bieten seit über 20 Jahren hochflexible
Lösungen in den Bereichen eProcurement und
automatisierte Belegverarbeitung.“
Neue Herausforderungen als
zusätzlicher Trigger
Schon die administrative Aufgabenflut von
Lieferkettensorgfaltspflicht und EU-Taxonomie
bedingen Digitalisierung – ein willkommener
Trigger für den Auf- oder Ausbau digitaler Beschaffungsprozesse.
„Die technischen Lösungen,
um etwa für die LkSG-Administration effiziente,
weitgehend automatisierte Abläufe einzuführen,
Jan-Henner Theißen
Einkaufsberater
Fotos
Imagefoto: Adobe Stock
Porträt: BMÖ
14 DIG-Magazin 2023
15
Harald Allerstorfer
Managing Director, CCO
Customer Relations
sind vorhanden und können über Schnittstellen
ins eProcurement integriert werden“, betont Allerstorfer.
Lösungen von Anbietern wie Curecomp,
Prewave, Integrity Next oder Riskmethods böten
eine hinreichende Auswahl.
Für Theißen ist das aber nur ein Teilaspekt:
„Die Notwendigkeit zur Veränderung ergibt sich
nicht aus LkSG und Co, sondern aus dem großen
Ganzen! Das disruptive, globale Umfeld bedingt,
dass wir uns im Einkauf auf Wertbeiträge abseits
der üblichen Kostensenkung konzentrieren
müssen!“
Gemeint seien damit ideelle Werte wie der
Schutz von Menschen und Umwelt. „All das sind
selbstverständliche Kundenerwartungen – b2b
wie b2c.“
Notwendige Neupositionierung des Einkaufs
Unternehmen wie Volkswagen und DMG Mori
kündigen bereits an, bald nur noch mit entsprechend
ethisch positionierten Geschäftspartnern
zu arbeiten. Daher ist es notwendig, im Einkauf als
Gestalter integrer Lieferketten und mehrstufiger
Liefernetzwerke Verantwortung zu übernehmen.
„Der Einkauf hat die fundamentale Aufgabe,
das eigene Unternehmen im Spiel zu halten!“,
betont Theißen.
Spezifische Problemstellungen im Mittelstand
Trotz vieler Leuchtturmprojekte sieht Theißen
KMUs für die gegenwärtigen Herausforderungen
oftmals noch unzureichend gerüstet: „Vielfach
fehlt die Bereitschaft in den Einkauf zu investieren
und diesen zu entlasten.“
Diese Erfahrung teilt auch Harald Allerstorfer:
„Trotz überzeugender Amortisationszeiten wird
eProcurement oft auf Eis gelegt. Weil der Einkäufer
sowieso da sei, IT- oder Projekt-Ressourcen fehlen
oder man das vorhandene SAP als ausreichend
ansieht.“
Dabei wird übersehen, dass gerade ERP-Systeme
bei Katalogen an ihre Grenzen stoßen. „Ein beliebtes
Argument sind auch spezifische, komplexe
Kontierungs- und Genehmigungsprozesse, die
wir in der Regel jedoch abbilden können. Wobei
der Digitalisierungsschritt die Gelegenheit bietet,
die eigenen Prozesse zu hinterfragen und zu
optimieren.“
Gerade in familiengeführten Unternehmen
seien Maßnahmen jedoch häufig von der persönlichen
Meinung des Inhabers abhängig, wirft
Theißen ein: „Als Fan des Mittelstandes schmerzt
mich das sehr, wenn wichtige Handlungsfelder
wie Warengruppen-, Lieferanten-, Risiko- und
Nachhaltigkeitsmanagement unbeackert bleiben!“
Seither kämpft er für mehr Transparenz im
Mittelstand. „Viele Unternehmen wissen nicht,
wo und wie genau sie hunderte Mio. Euro im
Jahr ausgeben. Genau das zeigt unsere Software
sehr detailliert.“
Damit einhergeht das Einsparungspotenzial
von Automatisierung, Konsolidierung usw. „Gerade
bei der Maverick-Buying-Quote sind die meisten
überrascht, dass die tatsächlichen Zahlen ihre
schlimmsten Befürchtungen noch übertreffen.“
Trotz des aufgezeigten enormen Potenzials verblüfft
der Einkauf immer wieder mit Untätigkeit.
„Anders als der Sales steht der Einkauf nicht
unter Zugzwang. Dabei hat er absolutes C-Level-
Potenzial, wenn er diese Dinge umsetzt – und das
so gut wie risikofrei.“
Eigene Interessen durchsetzen und die neue
Rolle annehmen
„Der Einkauf, der Unternehmensinteressen bei
Lieferanten mit Vehemenz vertritt, muss intern
dasselbe für sich selbst tun!“ so Theißen.
Die aktuelle wirtschaftliche Situation stärke
dabei den Rücken. „In den letzten Jahren waren es
nicht selten die Einkäufer, die das Unternehmensergebnis
gerettet haben – dieses Momentum gilt
es jetzt zu nutzen!“
Daher müsse sich der Einkauf als Manager und
Betreiber der Lösung sehen, ergänzt Allerstorfer:
„Er definiert die Plattform, die richtigen Lieferanten,
Kataloge, Preise und natürlich die Prozesse.
Die Nutzer sind die Anforderer, während
der Einkauf sich um die Weiterentwicklung
hinsichtlich weiterer Länder, Produktsegmente
oder anderer Prozesse kümmert.“
Hier hakt Theißen ein: „Wenn der Einkauf ein
System einführt, das allen hilft, verbessert das
sein Standing im Unternehmen. Für den nächsten
Schritt in seine neue Rolle als Innovationstreiber
und Generator essenzieller Wettbewerbsvorteile.“
■
Samir Kharkan
Co-Founder SCALUE
Gefragt seien dazu völlig neue Kompetenzen
z.B. in den Bereichen Data Science, Enterprise
Social Governance, Risikomanagement oder
auch Social Procurement. Dementsprechend
gehöre der Umgang mit Plattformen wie LinkedIn
zu den Grundlagen der neuen Generation von
Einkäufer*innen. "Das Ausbildungsangebot hinkt
da noch hinterher“, stellt Theißen fest.
Zwar böten Verbände wie BME oder BMÖ Kurse,
es fehle aber an strukturiertem Kompetenzaufbau.
„Prof. Dr. Florian Kleemann von der Hochschule
München ist da mit seinem Masterstudiengang
Digital Sustainable Procurement and Supply
Management ein Vorreiter.“
Auch das Fehlen einer klaren Einkaufsstrategie
erlebt er regelmäßig: „Hier kann der Einkauf
überzeugende Zahlen nutzen, die die Ist-Situation
vor Augen führen und ihn in der Argumentation
der Geschäftsführung gegenüber unterstützen.“
Spend-Analysen zeigen Potenzial auf
Genau darauf hat sich der studierte Supply-Chain-
Manager Samir Kharkan spezialisiert: „Nach
erfolgreichen SCM-Projekten bei Metro AG und
Erfahrungen in der Einkaufsberatung sowie beim
Softwareunternehmen Orpheus GmbH habe ich
das Potenzial von Daten im Mittelstand erkannt
und vor rund vier Jahren mit Thomas Teichmann
SCALUE gegründet.“
Dabei unterstützt targetP! mit Coaching, der
Erstellung von Business Cases und argumentativen
Backups. „In der Folge geht es darum, dass der
Einkauf definiert, welche Software er braucht
und dabei federführend bleibt.
Denn wenn die Kollegen aus der IT übernehmen,
ist das Risiko hoch, dass die Lösung
die Anforderungen nicht erfüllt.“
Eine Erfahrung, die auch Allerstorfer teilt: „IT-
Abteilungen wehren sich gegen Best-of-Breed-
Ansätze. Und so kommt zum bestehenden SAP
eben Ariba, ganz ungeachtet, ob das die optimale
Lösung darstellt.“
Fotos
Imagefoto: Adobe Stock
Porträts: SCALUE, targetP!
16 DIG-Magazin 2023
17
Die Beschaffung wurde schneller und einfacher
als im vergleichsweise umständlichen ERP.“ Bis
Ende 2021 wurden 21 Lieferanten angebunden.
„Derzeit wickeln 162 User bis zu 30% der
Bestell vorgänge über die Plattform ab, das sind
monatlich etwa 200 – bei steigender Tendenz.“
Der Anteil am Bestellvolumen beläuft sich
auf 3 bis 5 Prozent: „Damit haben wir das Ziel
erreicht, nicht wertschöpfende Tätigkeiten aus
dem Einkauf herauszubringen.“
Max Winkler
Global Head of
Group Procurement
Der Turbo-Digitalisierer:
Max Winkler
Bei der internationalen Unternehmensgruppe Neuman Aluminium treibt man
die Digitalisierung im Einkauf vehement voran. War man vor kurzem noch
Neueinsteiger im eProcurement, führte man Anfang 2022 schon das Sourcing
ein. Die treibende Kraft hinter dieser Entwicklung ist Max Winkler, MBA,
der zeigt, wie einfach die digitale Transformation sein kann – wenn man die
Unterstützung der Geschäftsführung genießt.
“Unser Weg im eProcurement hat vor 1,5 Jahren
begonnen“, erinnert sich Max Winkler, MBA.
Damals setzte er sich als Global Head of Indirect
Procurement das Ziel, die Prozesse in den Einkaufsabteilungen
der österreichischen Standorte
zu vereinheitlichen und zu zentralisieren. „Diese
vier rechtlich eigenständigen Unternehmen
liegen in Niederösterreich nur wenige Kilometer
voneinander entfernt. Trotzdem trennten die
einzelnen Buying-Abteilungen Welten.“
Denn auch wenn in der Unternehmensgruppe
einheitlich Infor als ERP-System verwendet wird,
waren die Prozesse in der Beschaffung höchst
unterschiedlich:
„Während die einen Bestellungen per eMail
erhielten und händisch ins System übertrugen,
arbeiteten andere mit BANF, die sie nacherfassen
mussten, um dann telefonisch zu bestellen.“
Entscheidung in einer Herzenssache
Diese Situation stellte sich für Winkler, der sich
des Optimierungspotenzials im Capex- und
Opex-Bereich bewusst war, als untragbar dar:
„Die Einführung von eProcurement war daher
mein Herzenswunsch. Über meinen früheren
Vorgesetzten kannte ich DIG, die ich mit anderen
Anbietern wie JAGGAER oder der Beschaffungsplattform
Mercateo verglich.“
Den Ausschlag gab das Vertrauen: „Mich haben
Harald Allerstorfer und Margot Semlak sowie
das Dienstleistungsangebot und der Support im
laufenden Betrieb überzeugt!“
Nach der Entscheidung für DIG wurde der Beschaffungsprozess
vereinheitlicht. „Frau Semlak
setzte unsere Genehmigungsrichtlinie perfekt
um. Die Bestellungen werden ins ERP übertragen,
wo auch die Buchungen der Rechnungen und
Wareneingänge verbleiben.“
Erfolgreiche Einführung und hohe Akzeptanz
Der Roll-out erfolgte im März 2021 gleichzeitig
über alle vier Werke: „Wir stellten bald fest, dass
das intuitive Handling und die visuelle Gestaltung
der Plattform die Kolleg*innen überzeugte!
Next Step: Sourcing
Nach dem überzeugenden Start von eProcurement
nahm Winkler mit dem Sourcing das nächste
Projekt in Angriff. Denn das Volumen, das über
die Plattform läuft, soll stark ausgebaut werden.
„Über einen eigenen Prozess werden ganz
andere Größen abgewickelt, schließlich umfasst
indirekter Einkauf bei Neuman alles, was nicht
ins Produkt kommt: von der Büroklammer bis
zur Maschine oder Halle.“
In den ersten Monaten 2022 wurde daher das
DIG Sourcing Tool implementiert, mit dem etwa
zeichnungsgebundene Bauteile oder die Fremdbearbeitung
von Bauteilen angefragt werden.
Dabei können Lieferanten geclustert werden,
ebenso sind Anfragen an mehrere zum Vergleich
der Preise möglich.
„Auch für im Katalog nicht auffindbare Teile
unserer Lieferanten kommt dieses Tool zum
Einsatz. Die gehen per Freitext an den Einkauf,
werden dort geprüft und die Bestellung entsprechend
verschickt.“ Im zweiten Halbjahr 2022 ist
außerdem die Abwicklung von Dienstleistungen
über DIG Sourcing geplant.
Roll-out auf die internationalen Werke
Die unbürokratische Unterstützung der Geschäftsebene
in Sachen Digitalisierung spornt
Winkler an: „Vom Nutzen der Maßnahmen sind
alle überzeugt. Jetzt versuche ich das Thema auch
in der internationalen Gruppe zu pushen und die
Standorte bei der Einführung zu unterstützen.“
Der Fokus liegt dabei zunächst auf Deutschland
und der Slowakei, erklärt Winkler: „Bei
letzterem Nachbarn ist die Implementierung des
eProcurement bereits erfolgt, mit den Schulungen
der Kolleg*innen wurde Ende 2021 begonnen.
Seit dem Go Live am 1.4.2021 wurden rund
5.500 Bestellungen getätigt und im Q4 2022 auch
das DIG Ausschreibungstool eingeführt. Damit
wurden bereits rund 100 maschinenbezogene
Teile und Zeichnungsteile angefragt.“ ■
Neuman Aluminium
Das Familienunternehmen in 7. Generation
hat sich von seinem Hauptsitz in Marktl/
Lilienfeld in Niederösterreich zu einem
internationalen Industriekonzern entwickelt.
Heute produziert die Neuman
Gruppe an 10 Standorten bzw. in 14 Werken
in Europa, Nordamerika und Asien: Butzen,
Profile, Fließpress- und Strangpressteile
sowie Dachöffnungssysteme werden u.a.
für die Automobilindustrie, die Bauwirtschaft
und die Elektrotechnik gefertigt. Das
mittelständisch geprägte Unternehmen
erwirtschaftet mit über 3.000 Mitarbeitern
rund 570 Mio. Euro Umsatz.
Fotos
Neuman Aluminium
18 DIG-Magazin 2023
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Die Zukunft im Blick
Seither nutzen 15 User das eProcurement bei
Stoelzle. „Zugriff haben die Abteilungen Instandhaltung,
Magazin, Reparaturwerkstätten
und natürlich der Einkauf“, berichtet Hren vom
aktuellen Stand. „Jetzt geht es uns darum, möglichst
alle Kolleg*innen mit dem System vertraut
zu machen, sodass es breit genutzt wird.“
Für den weiteren Ausbau der Digitalisierung gibt
es zwar noch keinen konkreten Fahrplan, dafür
kennt man bereits die Themen, die man ins Auge
fassen möchte: „Lagerhaltung und Sourcing und
auch Purchase-to-Pay haben wir im Visier.
Es ist jedenfalls gut, mit DIG einen Partner gefunden
zu haben, der uns schrittweise begleitet.“ ■
Sorgt für gläsernen Einkauf:
Gernot Hren
Die Stoelzle Glasgruppe ist ebenso wie Neuman Aluminium Teil der CAG Holding.
DI (FH) Gernot Hren, MSc verantwortet vom steirischen Standort in Köflach
aus das Global Purchasing von Stoelzle – und treibt die Einkaufsdigitalisierung
voran: „Industrie 4.0 spielt bei uns eine große Rolle. Wir verbessern damit die
Fertigung, vernetzen unseren Maschinenpark und beschäftigen uns mit den
Herstellungsprozessen. Da darf der Einkauf natürlich nicht zurückbleiben!“
Gernot Hren
Global Purchasing
Bei dieser Ambition ist es verständlich, dass man
gerade in der Steiermark den ersten Schritt für die
Glasgruppe setzt. „Natürlich in Übereinstimmung
mit Herrn Winkler, der in unserer Konzernschwester
Neuman den Einkauf indirekten
Materials leitet, und dort die Digitalisierung
voranbringt. Denn wir versuchen im Konzern
nach Möglichkeit Synergien zu schaffen.“
Im Bereich eProcurement nutzen Stoelzle
und Neumann die Erfahrung des anderen. „Bei
der Entscheidung für DIG haben wir uns abgestimmt,
weil klar war, dass beide Unternehmen
auf denselben Anbieter zurückgreifen werden.“
So verwundert auch der deckungsgleiche Fokus
des Projekts nicht weiter: „Die Automatisierung
des operativen Einkaufs von der Bedarfsmeldung
über die Freigabe bis zur Bestellung und Warenauslieferung
stand für uns im Mittelpunkt.
Hier für Transparenz im Sinne eines gläsernen
Einkaufs zu sorgen, war mir wichtig. Über die
Weiterentwicklung zur automatisierten Zahlung
denken wir noch nach“, erklärt Hren.
Zeitlich leicht versetzter Paarlauf
Aufgrund der Umstellung des ERP-Systems bei
Stoelzle wurde eProcurement zuerst bei Neuman
Alumnium eingeführt: „Wir haben damals gerade
eine modernere Version unseres Infor eingeführt,
sodass wir erst 2021 mit dem eProcurement
gestartet sind – da befand sich das System bei
Neuman bereits im Roll-out.“ Von da an zog man in
Köflach allerdings rasch nach: „Schon im August
hatten wir die Testversion zur Verfügung – die
kurze Umsetzungszeit lag nicht zuletzt daran,
dass die Projektleiterin der DIG, Frau Semlak,
schon mit den Abläufen bei Neuman, die unseren
nicht unähnlich sind, vertraut war. Außerdem
wurde auch das Konzept gemeinsam im Juli des
Vorjahres erstellt.“
Nach einem ausgiebigen Probelauf erfolgte die
Produktivstellung des Systems Mitte Dezember:
„Da ging bei uns die erste Bestellung im Echtbetrieb
raus – und nein, es war kein Weihnachtsgeschenk,
auch wenn es sich für uns angesichts des erreichten
Ziels so anfühlte“, lacht Hren.
Steckbrief:
Stoelzle Glasgruppe
Die Stoelzle Glasgruppe produziert an sechs
europäischen Standorten und seit 2021 in
einem Werk in den USA jährlich 3,4 Mrd.
Verpackungsgläser für Spirituosen, Pharmazeutika,
Parfüms und Kosmetik sowie
den Consumer-Bereich.
Insgesamt erwirtschaften rund 3.200 Beschäftigte
450 Mio. Euro Umsatz (Stand
2021). Bei Stoelzle Oberglas im steirischen
Köflach arbeiten rund 450 Beschäftigte.
Fotos
Stoelzle Glasgruppe
20 DIG-Magazin 2023
21
Wie man eProcurement
richtig startet
Zwei von drei Mittelstandsunternehmen in Deutschland schreiben der Digitalisierung
große Bedeutung zu, vor allem in den Bereichen Rechnungswesen,
Vertrieb und Einkauf. Hindernisse für die Digitalisierung werden von den
wenigsten angeführt. Und doch tun sich viele Unternehmen schwer mit der
Einführung von eProcurement. Woran liegt das?
„Schon die Ermittlung des Status quo als Grundlage
für die richtige Katalog-Strategie bildet eine
gewisse Hürde“, erklärt Harald Allerstorfer, CCO
der DIG, die Herausforderung, eine gesicherte
Aussage über das Beschaffungsvolumen von
indirektem Material zu erhalten.
Denn während sich für direktes Material im
ERP-System die entsprechenden Materialstämme
finden, wird indirektes Material eher stiefmütterlich
behandelt.
„Hinzukommen lokale Insellösungen, die gut
funktionieren. Das betrifft etwa den Einkauf
von Büromaterial oder Schrauben. Vor allem
im Konzernbereich stellt dies Hürden für eine
zentrale Steuerung der Beschaffung dar.“
Automatische Einführung ohne Ist-Stand
Der erste Schritt zur Darstellung des Ist-Status
ist also eine Klassifizierung der Güter, um deren
Bestellvolumen annähernd schätzen zu können.
„Eine Alternative bieten unsere Multilieferantenkataloge,
bei denen mit Freitextformularen
anhand von getätigten Bestellungen die Waren
und Lieferanten nach und nach erfasst und
angelegt werden können.“
Der Einkauf übernimmt diese Daten mit
einem Klick – und erhält auf diese Weise ganz
ohne Initialaufwand einen strukturierten
Katalog samt Bedarfsübersicht. Mit den damit
verbundenen Auswertungsmöglichkeiten kann die
wertschöpfende Vereinheitlichung in Form von
Lieferantenbündelung und Preisverhandlungen
erfolgen. „Bei einem derartigen Vorgehen ist
das eProcurement-System theoretisch jederzeit
verfügbar. Eine Freischaltung für die Kolleg*innen
empfehlen wir aber erst, wenn ein gewisses Angebot
vorhanden ist.“ Schließlich wächst mit dem
Sucherfolg auch die Nutzerakzeptanz. Aber auch
dieser Prozess lässt sich beschleunigen: „Zum
Beispiel mit der Anbindung eines Marktplatzes.“
Was ist ein
Multilieferanten-Katalog?
Normalerweise ist ein Katalog nur einem
Lieferanten zugeordnet und listet dessen
Produkte auf.
Beim Multilieferanten-Katalog werden
hingegen mehrere Lieferanten aus Gründen
der Kosteneffizienz in einem Katalog zusammengefasst
(wenn z.B. mehrere Lieferanten
für dieselben Güter vorhanden sind).
Erstellung des konkreten Business Case
„Um das Projekt in der eigenen Organisation voranzubringen,
müssen die Faktoren Prozesskosteneinsparung
und Preisoptimierung entsprechend
dargestellt werden“, erzählt Allerstorfer wie man
im Management Gehör findet. „Dabei geht es
nicht zuletzt um den ROI.“
Gerade dieser kommt den Initiatoren zugute,
schließlich werden die Kosten für das Beschaffungssystem
in aller Regel noch im ersten Jahr
eingespielt.
Consulting vor Ausschreibung erhöht
Erfolgschancen
Wer seinen Business Case genau kennt, kommt
schnell ans Ziel. „So manche Ausschreibung lässt
aber vermuten, dass darüber nicht detailliert
nachgedacht wurde“, spricht Harald Allerstorfer
aus Erfahrung. „Gar nicht so selten wird einfach
ein Best-of aller Features sämtlicher Anbieter
gefordert – ein Ding der Unmöglichkeit, das noch
dazu den finanziellen Rahmen völlig unnötigerweise
sprengt.“
Genau deshalb bietet DIG entsprechendes Consulting
im Vorfeld. „So erschaffen wir auf Basis
unserer praktischen Erfahrungen gemeinsam
mit dem Kunden ein klares Bild, welche Prozesse
digitalisiert werden sollen – und wie das real
umsetzbar ist.“
Dabei werden in einem Workshop mit den
Unternehmensabteilungen IT, Einkauf sowie
Finance & Controlling die interne Infrastruktur
und die bestehenden Prozesse analysiert und
optimale Soll-Abläufe skizziert. „Erst auf dieser
Basis können auch die Kosten exakt kalkuliert
werden“, gibt er zu bedenken.
Bestehende Potenziale sicher nutzen
„Es geht darum, mit realistischen Schritten
schnelle Erfolge zu erzielen, statt von utopischen
Ausbaustufen wie Einkauf 4.0 zu träumen“, bringt
Allerstorfer die Umsetzungsflexibilität von DIG ins
Spiel, die eine auf die jeweiligen Voraussetzungen
abgestimmte Herangehensweise erlaubt.
„Genau dafür ist es notwendig, die Umsetzung
anhand realer Anforderungen zu planen.“ So kann
beispielsweise mit eProcurement in ausgewählten
Bereichen begonnen und Schritt für Schritt das
große Ziel Purchase-to-Pay umgesetzt werden.
„Dabei finanzieren die ersten Einsparungen
die Kosten für die nächste Ausbaustufe – das ist
jedenfalls besser als mit einem All-in-Monsterprojekt
krachend zu scheitern.“
Auch die Umorientierung des Einkaufs auf das
strategische Aufgabengebiet kann somit Schritt
für Schritt erfolgen, um dieses Wertschöpfungspotenzial
bestmöglich zu nutzen.
Frühzeitige Einbindung der Mitarbeiter*innen
„Die offene Kommunikation an die eigenen Leute
ist ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche
Einführung – wir kennen zahlreiche Fälle, in
denen das vorbildlich geplant wurde“, erzählt
Allerstorfer.
Der Nutzen einer durchdachten Vorgehensweise
macht sich dann auch finanziell bemerkbar,
unterstreicht er. „In diesen Fällen waren die
Nutzungsdaten des eProcurement-Systems ab dem
Go-Live durchwegs überzeugend, was wiederum
zu einem schnelleren ROI führt.“ ■
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22 DIG-Magazin 2023
23
Alois Grüblinger
Geschäft sleitung
Der EDI-Trainer bei Intersport:
Alois Grüblinger
Elektronischer Datenaustausch ist mittlerweile in vielen Unternehmen Stateof-the-Art.
Doch bei Intersport Österreich wird die Technologie auf besonders
dynamische Weise eingesetzt, um Businesslogiken mit Händlern, Service-Partnern
und Lieferanten zu verwirklichen. Und die Entwicklung geht ständig weiter.
Bereits in den frühen 80iger Jahren tauschte
Intersport mit Lieferanten Umsatz- Rechnungsund
Zahlungsdaten mittels Datenträger (Diskette
bzw. Magnetband) aus, die am Postweg verschickt
wurden.
„Anfang der 2000er Jahre starteten wir bei Intersport
die erste Trainingsphase für elektronischen
Datenaustausch“, erinnert sich Geschäftsleiter
Alois Grüblinger, der zu jener Zeit die IT leitete.
„Der postalische Ablauf war entsprechend träge,
weshalb wir uns die Latte um einiges höher legten.“
Beginn einer neuen Ära
Der Startschuss für eine tiefgreifende Modernisierung
erfolgte im Sommer 2003, erzählt Grüblinger:
„Gemeinsam mit einem externen Berater wurde
eine Ausschreibung erstellt, über die wir unter
anderem mit DIG in Kontakt kamen.“
Damals erinnerte ihn der Linzer Anbieter eher an
ein Start-up: „Hinter Leopold Binder und Michael
Eisler standen nur ein paar Leute, aber sie hatten
erste namhafte Kunden und einen Spirit, der zu
unserer hemdsärmeligen Art passte!“
Dass DIG als Sieger der Ausschreibung
hervorging, war auch dem praxistauglichen
Leistungsumfang geschuldet.
„Wir haben gemerkt, dass uns das in der praktischen
Umsetzung dabei unterstützt, nicht nur
Daten mit Konvertierung auszutauschen, sondern
Partner und Lieferanten zu gewinnen, die mit uns
den Weg des elektronischen Datenaustauschs
beschreiten!“
Dabei übernahm DIG die Aufgabe, bestehende
Lieferanten von Intersport zum Umstieg auf
elektronische Rechnungslegung zu bewegen und
zusätzlich neue Partner zu gewinnen. „Das war für
uns die erste Belegklasse, um Effizienzpotenzial
zu realisieren.“
Flexibles EDI für eine heterogene
Systemlandschaft
Den Unterschied zur Konkurrenz machten
letztlich auch die verschiedenen Anbindungsmöglichkeiten
bei DIG, erinnert sich Grüblinger:
„Vom niederschwelligen Datenaustausch via
eMail über die Webportallösung bis zur vollwertigen
EDI-Strecke wird jedem Partner eine
passende Möglichkeit geboten.“
Diese Flexibilität erfordert schon die Mitgliederstruktur
von Intersport: „Viele sind zu 100 Prozent
Sporthändler, großteils mit Filialen.
Andere haben hingegen mehrere Geschäftszweige
und betreiben zusätzlich zum Sportgeschäft z.B.
Modehandel oder Hotellerie.“ Dementsprechend
nutzen die meisten Mitglieder das zentrale Intersport-Warenwirtschaftssystem,
während rund
10 Prozent des Umsatzes über verschiedenste
individuelle Systeme laufen.
„Ziel war aber, alle unsere Händler in unseren
Märkten Österreich, Tschechien, Ungarn und
Slowakei anzubinden.“
Leistungsstarke Datendrehscheibe mit
Weiterentwicklungspotenzial
Der nächste Entwicklungsschritt nach der
Digitalisierung der Rechnungen betraf die
Artikeldaten. „Als Servicezentrale wollten
wir unseren Mitgliedern diese Informationen
automatisch zur Verfügung stellen. Dazu sollte
unsere Warenwirtschaft einerseits mit den rund
150 Lieferanten kommunizieren und andererseits
mit den jeweiligen Zielsystemen der Händler.“
Gleichzeitig wurden auch sämtliche Belege von
Intersport an die Lieferanten automatisiert. Eine
weitere Ausbaustufe erfolgte mit der Anbindung
des Onlineshops von Intersport. „Das Bestelldatenhandling
kann auch komplexer werden,
etwa wenn ein Kunde ein Produkt bestellt und
dieses im Zentrallager nicht vorrätig ist.“
Dann kann nämlich seitens Intersport entschieden
werden, dass die Auslieferung über ein
Mitglied erfolgt, erklärt Grüblinger: „Wir teilen
mit, wer den Auftrag abwickelt – daraus ergibt
sich nicht nur das konkret benötigte Format
der Bestellung, sondern auch deren Inhalte.
Intersport arbeitet nämlich mit einer eigenen
Großhandelswarenwirtschaft.“ In diesem Fall wird
der Umsatz über ein Mitglied mittels Shop-Versand
abgewickelt.
DIG als Teil der Serviceangebote von Intersport
Insgesamt umfasst der österreichische Markt über
280 Standorte bzw. über 100 Händler. Die restlichen
rund 35 Händler und knapp 90 Standorte
teilen sich auf Ungarn, Tschechien und Slowakei
auf. DIG kommt nicht nur im Sinne individuell
konvertierter Datenformate ins Spiel, sondern ist
auch Bestandteil verschiedener Services:
„So bieten wir den Händlern auch Systeme zur
Lohnverrechnung und Buchhaltung, einige nutzen
aber ihre eigenen. Damit sie verschiedenste
Daten tagesaktuell und automatisiert einspielen
können, brauchen sie DIG nur bekanntzugeben,
welche Formate sie benötigen.“
Auf diese Weise werden auch die Systeme
der Mitglieder eingebunden und gleichzeitig
der organisatorische Aufwand des Intersport
Services ausgelagert.
Und das funktioniert in der Praxis bestens, betont
Grüblinger: „So sieht das perfekte Team aus: Wir
entwickeln die Serviceangebote und DIG kümmert
sich um die Abwicklung!“
Enge Sparringspartnerschaft
„Die zuverlässige Umsetzung der Anforderungen
von Intersport ist selbstverständlich“, betont
Leopold Binder, CFO der DIG. „Wir wollen aber als
Sparringspartner die Geschäftsprozesse unserer
Kunden im Detail verstehen.“
Voraussetzung dafür ist ein offener Umgang
miteinander. Grüblinger freut sich jedenfalls
über die Zusammenarbeit: „Wir haben da ein
besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut.
Immerhin verantwortet DIG ganz grundlegende
Geschäftsprozesse, ohne die unser Betrieb nicht
möglich wäre!“
Auf dieser Basis lassen sich auch neue Ideen
optimieren, erzählt Binder: „Wir setzen die Anforderungen
nicht einfach blind um, sondern
prüfen für den gewünschten Prozess immer auch
effizientere Wege.“ So ist trotz über die Jahre
wechselnder Player ein starkes Team entstanden.
Auch der aktuelle IT-Leiter von Intersport,
Peter Bachl, blickt optimistisch auf anstehende
Projekte: „Wir planen die Ausweitung unserer
eCommerce-Plattform über Österreichs Grenzen
hinaus. Und auch beim Orderablauf haben wir
ein neues Tool ins Auge gefasst, wo wir uns auf
Input unserer Teamkollegen bei DIG freuen!“ ■
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Porträt: INTERSPORT AUSTRIA
24 DIG-Magazin 2023
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Friedrich Baumann
ehem. CEO
Die DIG-Story
Friedrich Baumann, intern liebevoll Fritz genannt, hat maßgeblichen Anteil
an der Erfolgsgeschichte der DIG seit der Restrukturierung im Jahr 2015.
Trotz Verabschiedung in den Ruhestand ist der agile Schweizer auch heute noch
regelmäßig in Linz anzutreffen – wenn er nicht gerade seine Sozialprojekte in
Brasilien voranbringt.
„Ursprünglich habe ich Elektromonteur gelernt“,
schildert Baumann seinen Weg zur IT. Denn ein
eigenes Fachstudium gab es in den 1960ern noch
gar nicht. „Begonnen habe ich beim Schweizer
Elektrotechnikkonzern BBC, aus dem Ende der
80er die heutige ABB AG als Automatisierungstechnikkonzern
hervorging.“ Hier schlug er die
Laufbahn als Informatiker ein – und lernte den
Beruf von Grund auf.
„Meine Schule war IBM und viel echte Praxis.
Und die war so gut, dass ich über alle Stufen zum
Großprojektleiter aufstieg.“ Auch der Bezug zu
Südamerika resultiert aus dieser Zeit: „Als CIO
von BBC Brasilien war ich vier Jahre lang am
Mega-Staudammprojekt Itaipu beteiligt. Das war
auch der Beginn meiner Managementkarriere!“
Fokus auf Sanierungen mit IT-Bezug
Nach mehreren führenden Positionen u.a. bei den
Softwarehäusern Ploenzke und Systor wechselte er
das Fach: „Zuletzt war ich Leiter der Entwicklung
und für Schulungen zuständig. Irgendwann sagte
ich mir, es reicht, ich werde Berater.“ Als solcher
spezialisierte er sich erfolgreich auf Sanierungen
von Informatikunternehmen und wurde
als IT-Experte, der etwas von Verkauf versteht,
geschätzt. Anfang 2014 – immerhin schon seit
sechs Jahren im Privatleben in Sozialprojekten
in Brasilien engagiert und nur noch fallweise
mit Beratungsprojekten beschäftigt – erhielt er
einen besonderen Anruf: „Pascal Sieber, einer der
Verwaltungsräte der Post Liechtenstein, bat mich
um Unterstützung – es ging um eine IT-Firma in
Linz, die sich in einer Schieflage befand.“
Schlechte Ausgangslage
„Das Ganze war ein ziemliches Chaos“, erinnert
sich Baumann an seine ersten Eindrücke der
DIG. „Die Post Liechtenstein wollte damals als
Eigentümer eine Fusion der DIG mit der deutschen
Newtron GmbH, die gut im strategischen Einkauf
aufgestellt war. Eigentlich ein kongenialer Partner.“
Letztlich hinderten allerdings gegenläufige
Interessen ein gedeihliches Miteinander.
Gleichzeitig liefen die DIG-internen Prozesse
nicht effizient: „Das erinnerte mich eher an ein
Start-up! Es gab keine geregelten Abläufe und
die Jahre 2013 und 14 bilanzierten katastrophal
mit hohen Verlusten.“Kein Wunder, dass man in
Liechtenstein verkaufen wollte.
„Eine entsprechende Due Diligence war bereits
erstellt und es gab verschiedene Interessenten.
Nur wollte aufgrund der großen Verluste niemand
den geforderten Preis zahlen.“
Entschlossen ans Steuer
Mit einem zunehmend stabileren Team und
besseren Abläufen setzte bei Baumann ein
Umdenken ein. „Damals habe ich ein Gefühl
entwickelt, um welchen Einsatz die DIG zu haben
wäre. Und irgendwann kam mir angesichts des
grundsätzlich interessanten Geschäftsfeldes und
der richtig guten Plattform fürs eProcurement
eine kühne Idee.“ Und die legte er in Linz auf den
Tisch: Die Zukunft des Unternehmens sollte in
einem Management Buyout liegen!
An eine eigene Beteiligung dachte er dabei
ursprünglich nicht. „Das war mehr eine Forderung
der Banken, die alle nur die Verluste gesehen
haben. Aber nachdem trotzdem keine der angefragten
Banken das Risiko eingehen wollte,
wir aber die Realität und die Risiken sehr wohl
kannten, wollten wir es wagen.“
Anfang 2016 kam der Deal dann zustande und
Leopold Binder, Dieter Dobersberger, Harald
Allerstorfer und Friedrich Baumann waren die
neuen Eigentümer der DIG. „Dieter und Harald
haben damals sogar ihre Häuser belehnt, um das
Geld für den Neustart zusammenzubekommen.
Das war alles sehr emotional.“
Auch die Liechtensteiner konnten überzeugt
werden, Starthilfe zu leisten: „Die Post bürgte
im ersten Jahr für den Kontokorrentrahmen.“
Restrukturierung der DIG
Damals schlug die große Stunde des Sanierers:
„Wir strukturierten um und mussten leider auch
einige Kündigungen aussprechen. Beispielsweise
konnten wir uns das überdimensionierte Sales-
Team nicht mehr leisten.“
Auch das Chaos im Tagesgeschäft nahm man
in Angriff: „Wir hatten tausende Kundenanfragen
wegen irgendwelcher Probleme – völlig unmöglich,
das alles zu bearbeiten.“
Dieter Dobersberger kam auf eine etwas unkonventionelle
Idee: „Als er vorschlug, sämtliche
Anfragen einfach zu löschen und dafür neu eingehende
ordentlich abzuarbeiten, stand erstmal
allen der Mund offen. Aber es funktionierte!“
Parallel konnte das Team neu aufgebaut werden:
„Sonja Elias und Michael Neumüller kamen wieder
zurück – und sind bis heute geblieben!“
Gleichzeitig galt es, große Kunden wie UNIQA und
MAGNA zu beruhigen. „Damals dachten beide
an eine Strategie ohne DIG. Das wäre das Ende
gewesen.“ Der renommierte IT-Experte Baumann
konnte aber in beiden Fällen seinen Beitrag
leisten, verlorenes Vertrauen neu aufzubauen.
Neues Selbstbewusstsein
„Die Grundlage für den erfolgreichen Turnaround
bildeten verschiedene Schlüsselfaktoren, die wir
gemeinsam erarbeitet haben. Der Wichtigste
war sicher das Bewusstsein, dass die DIG aus
vielen unterschiedlichen Charakteren besteht,
die einander ergänzen! Diese Vision hat uns als
Team stark gemacht.“
Aber auch die Umstellung des Geschäftsmodells
und der konsequente Einsatz von EDI-Kompetenz
als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb
spielten eine wesentliche Rolle: „Wir wollten uns
als ehrlicher und zuverlässiger Partner unserer
Kunden sehen. Dazu war es vor allem nötig,
unsere Organisation in Ordnung zu bringen, was
wir schlussendlich gut gemeistert haben.“
Seine Arbeit als CEO sah Baumann vor allem als
Coach: „Mir ging es darum, Klimazonen des Vertrauens
zu schaffen, in denen Leistung entstehen
kann. Das bedeutet aber auch Verantwortung
zu übernehmen, um Freiheiten entsprechend
wahrzunehmen.“
Dieser Weg schlug sich bald in den Zahlen
nieder: Seit der Übernahme gab es keine Verluste
mehr und die Entwicklung der DIG wies immer
stärker nach oben!
Abschied im Jahr 2020
Baumanns Einsatz für die DIG dauerte bis Ende
2020, dann zog er sich als CEO zurück: „Mit dem
schönen Gefühl, dass nun alles so weit auf Schiene
gebracht war, dass es auch ohne mich weitergeht!“
Dass der Brasilien-begeisterte Schweizer
trotzdem noch regelmäßig in Linz zu Besuch ist,
verdankt DIG seiner emotionalen Verbundenheit.
So ganz loslassen kann er eben doch nicht, der
Fritz. ■
26 DIG-Magazin 2023
27
„Uns wurde schnell klar, dass wir angesichts unserer
unterschiedlichen Warenwirtschaftssysteme
jemanden mit ausgeprägter Schnittstellenkompetenz
benötigen!“ Auf der Suche stieß man recht
bald auf die damals noch junge DIG aus Linz, die
als kleines und wendiges Unternehmen überzeugte:
„Die detaillierten Anpassungsmöglichkeiten
und die unkomplizierte Erfüllung diverser Extras
stand in wohltuendem Gegensatz zu doch recht
starren Lösungen großer, namhafter Anbieter, die
dazu geführt hätten, dass einige Schnittstellen
nicht nutzbar gewesen wären.“
So kam es dann zum Kickoff am Standort Steyr.
„Damals noch mit meinem Kollegen Hannes
Walter, der hier federführend den Einkauf bei
der Umsetzung unterstützte. Der erste Katalog
wurde bereits 2008 verfügbar gemacht.
Sabine Behrens
Senior Manager Purchasing
Treibt eProcurement immer weiter
voran: Sabine Behrens
Der Autozulieferer Magna zählt zu den ältesten Kunden der DIG im Bereich
eProcurement. Das sich durch Zukäufe dynamisch entwickelnde Unternehmen
weist eine extrem heterogene Landschaft an ERP-Systemen auf – ein wichtiger
Grund für die Entscheidung für DIG. Heute treibt Sabine Behrens, Senior
Manager Purchasing, die Digitalisierung des Einkaufs voran.
„Magna zeichnet eine stark diversifizierte Produktpalette
und ebensolche Werke aus – das liegt
nicht zuletzt an unserem hohen anorganischen
Wachstum durch Zukäufe“, erklärt Sabine Behrens.
Auf diese Weise kommen dann immer weitere
ERP-Systeme in den Konzern: „Wir haben so
ziemlich alles im Einsatz, was es in Europa an
Warenwirtschaftssystemen gibt! Unterschiedlichste
SAP Releases, Oracle und viele andere
bis hin zu Eigenprogrammierungen – you name
it, we got it!“
Diese Ausgangssituation stellte den indirekten
Einkauf jedoch vor die Problematik, dass die
Spendings nur schwer auf Knopfdruck zentral
zu analysieren waren.
„Früher sahen wir uns genötigt, diese Daten bei
jedem Werk in der Einkaufsabteilung abzufragen
– ein gewaltiger Aufwand für alle Beteiligten,
weshalb die Anzahl solcher Abfragen auf nötigste
limitiert wurde.“
Paradigmenwechsel in Steyr
2008 erkannte der Einkauf die Notwendigkeit eines
einheitlichen Beschaffungstools für C-Artikel. „Wir
starteten im deutschsprachigen Raum, genauer
bei Magna in Steyr – weil es das Flaggschiff der
Region ist und weil wir dort anfangen wollten,
wo wir die Details am besten kennen.“
So begann man damit, den Anbietermarkt
zu analysieren.
Bewährte Einführungsstrategie
Heute kümmert sich Sabine Behrens um die Einführung
des eProcurement an den verschiedenen
Standorten. „Es fällt auf, dass Beschaffungssystemen
immer aktiver nachgefragt werden, wir
rennen also gar nicht so selten offene Türen ein!“
Aktuell nutzen konzernweit in der EU 4.400
Anwender die Plattform. Jährlich fallen über
41.000 Beschaffungsprozesse im Wert von mehr
als 12 Mio. Euro an – wobei dies Zahlen aus etwas
schaumgebremsten Pandemiezeiten sind.
Beim permanenten Roll-out hat sich eine
Strategie zur Einführung etabliert: „Den Anfang
macht eigentlich immer das Büromaterial. Es ist
am wenigsten sensibel und erfordert anders als
Werkzeug oder Schutzausrüstung keine weiteren
Tests. Außerdem braucht es jeder!“
Nach der erfolgreichen Implementierung
des Office-Angebots wird dann schrittweise um
weitere C-Sortimente erweitert. Grundsätzlich
verfolgt Magna eine konsequente Mehrlieferantenstrategie:
„Der Wert alternativer Partner hat
sich gerade in Pandemiezeiten bestätigt. Aber
auch sonst ist der Preisvergleich bei uns gelebte
Kultur – privat tut man das ja auch und die DIG
Plattform macht Vergleiche denkbar einfach.“
Dies nicht zuletzt dank der selbsterklärenden
Funktionsweise, wodurch so gut wie keine Rückfragen
aufkommen.
Internationaler Roll-out nach eigenen Regeln
Bei der Einführung von eProcurement in verschiedenen
Ländern hat Frau Behrens wertvolle
Erfahrung gesammelt:
„Lokale Lieferanten sind uns aus mehreren
Gründen wichtig. Einmal haben die Einkäufer
vor Ort dann einen Counterpart im eigenen
Land. Und dann spielt ja auch die Sprache, in der
Informationen verfügbar sind, eine Rolle!“ Denn
vor allem in spezifischen Bereichen sind Kataloge
in der jeweiligen Sprache ausschlaggebend für
die User-Akzeptanz:
„Englisch ist ja schön und gut, aber wenn
Produktionsmitarbeiter*innen Werkzeug bestellen,
sollen sie das auch ohne Wörterbuch
tun können! Mit lokalen Anbietern gibt es in der
Regel keine Sprachbarrieren.“ Dieser Ansatz führt
bei Magna jedoch zu kontroversen Diskussionen.
„Es gibt auch Meinungen, die einen globalen
Katalog bevorzugen; ich selbst bin aber vom
Nutzen lokaler Anbieter überzeugt. Denn nur
wenn ein Tool einfach nutzbar ist, wird es auch
angenommen.“
Weiterentwicklungen im eProcurement
Für Sabine Behrens steht neben der laufenden
Anbindung von Standorten auch die funktionelle
Erweiterung hin zu einem Single Point of
Purchase im Fokus: „Da kommen auch Impulse
28 DIG-Magazin 2023
29
und Ideen aus den Werken, die ich mit Harald
Allerstorfer von der DIG als Sparringspartner
diskutiere. Im Zuge der neuen Plattform sollen
auch Informationen für den Einkauf, also Verantwortlichkeiten,
Richtlinien usw. hinterlegt
werden.“ Letztere spielen auch vor dem Hintergrund
der Sorgfaltspflicht in den Lieferketten
eine bedeutende Rolle. „Die Vermeidung von
Kinderarbeit und ökologische Verantwortung
erfordern entsprechende Prozesse.“
So werden Rahmenvertragspartner detailliert
geprüft und die Kataloge erst nach positivem
Abschluss freigegeben. Und das ist noch lange
nicht alles, ständig denkt man bei Magna darüber
nach, wie sich Prozesse optimieren lassen.
„Unsere Ausgabeautomaten für Verbrauchsmaterial
wie Schrauben oder Handschuhe werden
aktuell ans eProcurement angebunden, sodass
das Gerät selbsttätig Bedarf melden kann.“
Die daraus generierte Bestellung wird vom
Einkäufer nur noch freigegeben – zu den jeweils
aktuellen Preisen im System. „Das haben wir
gerade erfolgreich in einem österreichischen
Werk getestet, jetzt steht der Roll-out an.“
Internationalisierung geht immer weiter
Die Einführung von eProcurement wird bei Magna
Land für Land besprochen und ein konkreter Zeitplan
festgelegt. „Tschechien, Polen, Ungarn, GB,
Slowenien, Slowakei, Spanien – wir konzentrieren
uns derzeit auf Europa. Das hat auch mit der
Philosophie in Nordamerika und Asien zu tun.“
Besonders die Lieferantenstrategie ist in den USA
viel stärker auf monetäre Vorteile ausgerichtet.
„Wir gehen da stärker in die Commodities hinein
und setzen auf Standardisierung, um zu wissen
was wir wo zu welchen Preisen beziehen.“
Marktplätze sind für sie daher derzeit nur ein
Add-on: „Damit wird der permanente Lieferantenwechsel
geradezu befeuert – der damit
verbundene Prüfungsaufwand verbrennt dann
den Preisvorteil.“
Als starre Strategie will sie das aber nicht verstanden
wissen, denn: „Durch die Neuzukäufe
kommen immer neue Kulturen und Impulse dazu,
Magna erfindet sich ständig neu! Und das ist gut,
das vermeidet den Tunnelblick.“ ■
WANTED
John »Maverick« Buyer
reward:
Mehr Einkaufseffizienz!
Finden Sie den Übeltäter auf der
nächsten Doppelseite?
Fotos
Magna International
Fotos
Schriftrolle: Adobe Stock
Illustrationen:
Thomas Gasperlmair
30 DIG-Magazin 2023
31
YES INC.
DELIVERY. WORLDWIDE & BEYOND
DELIVER : US. PLEASE.
Im Fokus: Erfolgsfaktor Mitarbeiter*in
Das Team ist ein Kernthema in der strategischen
Entwicklung, erzählt Binder:
„Das Wachstum muss letzten Endes von unseren
Kolleg*innen und uns selbst abgearbeitet werden
– daher dreht sich unsere Strategie ganz zentral um
die Besetzung neuer Planstellen, mit denen wir
maßgebliche Positionen verstärken und unsere
Leistungsfähigkeit ausbauen.“
Derzeit ist das Wachstum massiv, Anfang 2023
waren wir bei 40+ Kolleg*innen. „Mit niedriger
Fluktuation durch hohe Mitarbeiterzufriedenheit
werden wir die Planbarkeit weiter verbessern.“
Kundenzufriedenheit weiter steigern
Sämtliche Maßnahmen zielen auf die guten Beziehungen
zu den Kunden ab, betont Allerstorfer:
„Deshalb sind wir auch für jedes Feedback
dankbar, weil es uns hilft, unseren Kurs immer
wieder zu überprüfen und uns entsprechend zu
entwickeln.“ Ein Tool dafür stellt die jährliche
Kundenumfrage dar, die auch 2023 gute Ergebnisse
brachte. „90% aller Teilnehmer würden uns
weiterempfehlen“, freut sich Allerstorfer.
Trotzdem will er die Ergebnisse richtig einordnen:
„80% sehen zum Beispiel unsere Serviceleistungen
besser als jene der Konkurrenz an.
Harald Allerstorfer
Managing Director, CCO
Customer Relations
Jahre DIG –
und wie geht’s weiter?
Seit zwei Jahrzehnten steht DIG für erfolgreiche Business-Prozessdigitalisierung,
von eProcurement über automatisierten Belegfluss und EDI bis hin zu komplettem
Purchase-to-Pay. Für die weitere Entwicklung hat sich das Management viel
vorgenommen – technologisch ebenso wie in Bezug auf den Ausbau des eigenen
Teams.
Seit dem Management-Buyout 2016 entwickelt
sich die 2002 gegründete DIG sehr erfolgreich.
Regelmäßig wird ein neues bestes Geschäftsjahr
verzeichnet, was eine Bestätigung für das
Führungstrio Harald Allerstorfer, Leopold Binder
und Dieter Dobersberger ist.
Ausruhen will man sich auf den Lorbeeren
aber nicht, denn: „Wir sind auf einem guten Weg,
und den müssen wir konsequent weitergehen!“
Stabile Entwicklung schafft eine sichere Basis
„Wir setzen in unserer Strategie für den Horizont
bis 2027 auf organisches Wachstum. Sowohl in der
Produktentwicklung als auch im Aufbau neuer
Mitarbeiter*innen planen wir vorausschauend
und behutsam – wir wollen kein Hire and Fire“,
erläutert CTO Dieter Dobersberger.
Die Basis für diese Planung sieht der für die
Finanzen verantwortliche Leopold Binder in
der wirtschaftlichen Unabhängigkeit: „Unser
Wachstum finanzieren wir konsequent aus dem
eigenen Cashflow.“
Diese Stabilität sei auch der Verantwortung als
wichtiger Prozesspartner der Kunden geschuldet,
betont CCO Harald Allerstorfer: „Das betrifft
auch die Management-Strukturen der DIG als
eigentümergeführtes Unternehmen, das wir
auch bleiben werden.“
Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang
in der Stärkung der Arbeitgebermarke DIG,
ergänzt Allerstorfer: „Interessante Aufgaben,
ein wertschätzendes Miteinander und attraktive
Entwicklungsmöglichkeiten zeichnen uns aus –
dieses Profil wollen wir schärfen!“
Konstantes Wachstum und Ausbau der Lösungen
Der Erfolg solle aber nicht von der Akquise neuer
Kunden abhängen, betont Dobersberger:
„Bei Neuprojekten wollen wir konstant bleiben,
der Hauptfokus liegt aber auf der Betreuung und
Weiterentwicklung unserer Bestandskunden.“
Denn die weitere Digitalisierung der Geschäftsprozesse
schafft besonders in wirtschaftlich
herausfordernden Zeiten neue Möglichkeiten, die
es zu entwickeln gilt: Themen wie SRM (Supplier
Relationship Management) und automatisierte
Vertragsgenerierung treibt man ebenso voran
wie die Entwicklung des eigenen Portals, das
neue Umsetzungseffizienz mit sich bringt (mehr
dazu auf Seite 40).
Bis 2027 will DIG in Österreich seine Position als
eines der führenden unabhängigen Beratungsund
Softwarehäuser im Bereich Business Process
Automation festigen, so das erklärte Ziel der drei
Geschäftsführer.
Wir müssen uns aber selbstkritisch auf die
rund 20% konzentrieren, die meinen, wir seien
gleich gut, und auf die zum Glück wenigen Rückmeldungen,
die uns Verbesserungspotenzial
bescheinigen!“ Immer besser zu werden, ist eben
ein Prozess, der niemals endet. ■
Kundenzufriedenheits analyse
2023
Über 90% unserer Kunden würden uns
weiterempfehlen.
Fast 80% schätzen unsere Serviceleistungen
besser als jene der Konkurrenz ein.
Leopold Binder
Managing Director, CFO
Finance & Human Resources
Dieter Dobersberger
Managing Director, CTO
Order FulfillmentSenior
Über 92% finden, dass es für alle Themen
klare Ansprechpartner gibt – rund 80%
geben eine gute Erreichbarkeit an.
Übrigens, 93% finden unseren Newsletter
gut bis sehr gut – melden auch Sie sich
an! Per Mail an: office@dig.at
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34 DIG-Magazin 2023
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Supplier Relationship Management bietet die
Chance auf mehr Wertschöpfung entlang der
Lieferketten. Gleichzeitig sind Tools für engere
Lieferantenbeziehungen auch wichtig, um
Verbesserung der
Lieferanten beziehungen etwa die Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtgesetzes
zu erfüllen.
Austausch strategischer
Informationen für bessere Produkte und
Dienstleistungen
Entwicklung von Management-Modellen
Abhängig von den Unternehmenszielen: Ausrichtung von
Geschäft sprozessen und Zuordnung von Stakeholdern
Segmentierung von Lieferanten
Kategorisierung je nach Bedeutung für das Unternehmen
Doping für starke
Lieferantenbeziehungen: SRM
Supplier Relationship Management gewinnt nicht nur in Konzernen an Bedeutung.
Auch im Mittelstand sind gut gemanagte, strategische Kundenbeziehungen
gefragt! DIG bietet deshalb entlang der Supply Chain entsprechende Basis-Tools
aus eigener Entwicklung. Für höhere Anforderungen stehen die komplexen
Lösungen des Kooperationspartners Curecomp zur Verfügung.
Kernanliegen des Lieferantenbeziehungsmanagements
ist die Pflege und Organisation der
Kontakte. Damit bildet SRM einen wichtigen
Part des Supply Chain Managements, also die
Organisation der eigenen Lieferketten.
Vor allem vor dem Hintergrund eines sich
verschärfenden Wettbewerbs um Ressourcen
gewinnt die Steuerung und Verwaltung dieser
Beziehungen als Teil vorausschauenden Einkaufs
an Bedeutung.
Verbesserte Prozesse schaffen
Win-Win-Beziehungen
Was genau unter SRM verstanden wird, hängt vom
Unternehmen ab. Effizientere Lieferanten prozesse
zum Vorteil beider Seiten sind aber immer das Ziel.
Kundenseitig gilt es vor allem teure Fluktuation
zu verhindern, indem bestehende Beziehungen
gefestigt und somit Kosten für das Onboarding
und die Verhandlungen mit neuen Lieferanten
vermieden werden.
Gerade dafür ist es nötig, die Lieferantenperformance
kontinuierlich zu beobachten und
positive Aspekte ebenso wie Verbesserungsbedarf
zu erkennen und zu bewerten.
Gemeinsame Zielsetzungen sichern beiden
Partnern die Profitabilität der Beziehung.
Automatisierung ermöglicht Entscheidungen
Automatisierte Aufgaben verschaffen Zeit zur
Pflege dieser Lieferantenbeziehungen.
Darüber hinaus liefern sie aber auch die
nötigen Daten für fundierte Entscheidungen.
Dabei werden etwa Probleme identifiziert, noch
ehe sie auftreten, was einerseits für eine positive
Lieferantenerfahrung sorgt.
Andererseits wird damit ein langfristig orientiertes
Sourcing ermöglicht, indem entweder
das Kollaborationspotenzial mit bestehenden
Partnern ausgeschöpft oder der Lieferantenpool
entsprechend erweitert wird.
SRM für alle Ansprüche umsetzbar
Die vollintegrierte Abbildung dieser Prozesse im
Portfolio der DIG bringt schnelle Nutzbarkeit:
Gerade im Mittelstand sorgen schon Grundfunktionen
wie das Onboarding, das Ausschreibungsmanagement
und die Lieferantenbewertung
für merklichen Vorsprung.
Das Zentrum bildet dabei die Lieferantendatenbank,
die einen zentralen Zugriff auf Stammdaten,
Lieferadressen, Verträge und vieles mehr erlaubt.
Um sie herum sind verschiedene Prozesse wie z.B.
die automatisierte Einleitung der Verlängerung
von Dokumenten durch den Lieferanten (z.B.
Zertifikate vor deren Ablauf) angesiedelt.
Neben diesen typischen Tasks im SRM spielen
aber auch Prozesse wie die individuelle Erstellung
von Lieferverträgen eine Rolle. DIG ersetzt dabei
die Komplexität des Warenwirtschaftssystems
durch einfache, userfreundliche Tools, die dem
Unternehmen schnelle Vorteile generieren.
Für anspruchsvollere Umgebungen, in denen
zwischen operativem und strategischem Einkauf
differenziert wird, stellen die Software-Tools des
Partners Curecomp entsprechend performante
Lösungen dar.
Beziehungen werden immer wichtiger
Insgesamt werden Prozesse zur Lieferantenbeziehungspflege
immer bedeutender.
Besonders die dokumentierten Ergebnisse
sichern z.B. bei der Zuschlagsentscheidung einer
Ausschreibung die Nachvollziehbarkeit! Essenziell
ist jedenfalls, SRM als Dialoginstrument zu sehen:
Eine schlechte Bewertung, die dem Lieferanten
mitgeteilt wird, eröffnet die Möglichkeit der
Rechtfertigung und Leistungsverbesserung.
Die individuelle Abbildung dieser Prozesse ist
eine der Stärken von DIG. ■
SRM-Prozesse und Lösungen
Gemeinsam mit Kunden entwickelt
DIG Features für die grundlegenden
Tasks im SRM.
Onboarding:
ermöglicht die Bewerbung oder gezielte
Anfrage von Lieferanten über ein Formular
(mit Angaben zur Warengruppen, Zertifikaten
usw.) – die Freigabe erfolgt über
einen mehrstufigen Prozess, der auf das
Unternehmen abgestimmt wird
Ausschreibungen:
Einladung von Lieferanten zur Angebotslegung
auf Basis bestimmter Mengen
und Positionen (oder Dienstleistungen),
Lieferanteneingaben frei definierbar; automatisierte
Erinnerungsfunktion, wenn
Angebot vor Fristende fehlt; Angebotsvergleich
nach Produktkategorien, Bestellung
als Folgeprozess
Lieferantenbewertung:
frei kategorisierbare Fragebögen und
Scoring-Gewichtung, Kommentarfunktion
für Zusatzinformationen, automatisierte
Bewertungsläufe, Darstellung der Ergebnisse
in der Lieferantenverwaltung
(siehe auch Seite 40)
Vertragsbaukasten:
individuelle Zusammensetzung von Vertragsbausteinen
im Verhandlungsprozess,
PDF-Generierung und Signaturprozess im
führenden System (z.B. SAP), Ablage beim
Lieferanten
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36 DIG-Magazin 2023
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„Vor allem die damit verbundene negative Publicity
kann im Fall des Falles katastrophal sein, denn
die mediale Aufmerksamkeit ist groß.“
Betroffen ist somit besonders der klassische
und gehobene Mittelstand, der Konzerne beliefert
und sich dabei internationaler Lieferketten bedient.
„Ein Beispiel sind Elektrokomponenten,
die in Anlagen von Großunternehmen landen.
Denn hier werden oft Vorprodukte aus vielen
Ländern dieser Welt bezogen“, vermittelt Naderer
einen Eindruck, wie weit die Auswirkungen des
LkSG reichen.
Treibende Kraft ist dabei die Internationalisierung
der letzten Jahrzehnte, durch die einzelne
Produktionsverfahren heute nur mehr in entfernten
Regionen dieser Welt vorzufinden sind.
Somit stehen Bedarfsträgern kaum noch regionale
Bezugsquellen zur Verfügung.
Automatisierung verbessert Prozessqualität
Ein anderes Anwendungsbeispiel sieht Naderer
in der EU-Verpackungsrichtlinie, mit der die Recyclingquote
verbessert werden soll. „Dabei geht
es um entsprechende Konformitätserklärungen
und Etikettierungen, die im Prinzip dieselbe
Thematik auslösen.“
Auch für diese Herausforderung ist man bestens
gerüstet: „Mit cleverSRM können beliebige
Businessprozesse nach eigenen Vorgaben gesteuert
und automatisiert werden, um Mitarbeiter
vor immer neuen, zeitraubenden, manuellen
Tätigkeiten im Zusammenhang mit derartigen
Regulierungen zu schützen und die Prozessqualität
als Ganzes zu heben.“ ■
Asina Leist
Geschäft sführerin
Lukas Naderer
Vertriebsverantwortlicher
Bürokratiemonster,
die Ressourcen fressen
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zum Schutz der
Menschenrechte stellt Supply Chain Management und Einkauf vor ungeahnte
Herausforderungen. Aber auch die EU-Verpackungsrichtlinie 2021 bringt bürokratischen
Aufwand für Unternehmen mit sich. Asina Leist, Geschäftsführerin
der Linzer curecomp Software Services GmbH, kennt die praktischen Probleme,
die sich daraus ergeben – und eine Lösung dafür.
„Die Tücken des LkSG liegen im Detail“, weist Asina
Leist auf den Geltungsbereich dieses deutschen
Gesetzes, das auf einer EU-Richtlinie fußt, hin.
Denn die seit 1. Jänner 2023 in Kraft getretene
Regelung verpflichtet deutsche Unternehmen,
in ihren Lieferketten menschenrechtswidrige
Produktionsverfahren und Arbeitsbedingungen
zurückzuverfolgen und Missstände zu beseitigen.
Zunächst gilt das ab einer Größe von 3.000 Mitarbeitern.
Es gibt jedoch ein großes Aber ergänzt
Lukas Naderer, der bei curecomp den Vertrieb
verantwortet: „Diese Grenze wird mit 2024 auf
1.000 Mitarbeiter gesenkt. Aber auch schon
davor trifft es über die Lieferanten faktisch die
allermeisten Unternehmen!“
Seit Februar 2022 gibt es auch einen Entwurf
für eine EU-Richtlinie zu diesem Thema. Dieser
sieht sogar noch niedrigere Schwellwerte und
weitergehende Verpflichtungen für die Unternehmen
vor. "Es wird also in den kommenden
Jahren einiges auf die Unternehmen zukommen“,
prognostiziert Naderer.
Im Endeffekt durchgängige Prüfpflicht
in der gesamten Lieferkette
Schon das deutsche Gesetz verpflichtet, die Herkunft
jeder kleinsten Schraube zu dokumentieren.
Allein in Deutschland sind ab 2024 insgesamt
4.800 Unternehmen betroffen – und die Bürokratielawine
wird noch gewaltiger, denn: „Wenn
ein Konzern wie Siemens seine Lieferketten
gesetzesgemäß überprüft, bedeutet das im ersten
Schritt, dass über 90.000 Lieferanten aufgefordert
werden, eine neue, ergänzte Code-of-Conduct-Erklärung
zu unterzeichnen.
In der Folge bedeutet das eine Verpflichtung jedes
einzelnen Lieferanten zu ebenfalls sauberen
Lieferketten!“ Dieser Domino-Effekt stellt somit
alle vor entsprechende Probleme, denn mit der
Unterschrift stehen sie in der Haftung, auch
wenn es aktuell noch keine Strafbestimmungen
im Gesetz gibt und zum Beispiel in Deutschland
2021 die haftungsrechtlichen Voraussetzungen
für Verstöße im Ausland enger gezogen wurden.
Aufwändige Administration der Unterlagen
Wie das zuvor skizzierte Szenario vermuten lässt,
stellt eine angemessene und risikoadäquate
Prüfung der Lieferanten ein gewaltiges Unterfangen
dar. „Es ist ein frommer Wunsch, dass
diese Code-of-Conduct-Erklärungen vorbildlich
unterschrieben retourniert werden. Mit diesem
Projekt kann man oft mehr als eine Arbeitsstelle
auslasten!“, berichtet Naderer von den Herausforderungen
in der Praxis.
Als Anbieter von Lösungen für das Strategische
Lieferantenmanagement nutzt curecomp sein
cleverSRM zur Vereinfachung: „Mit unserer
Workflow Engine verlagern wir den Großteil
der administrativen Arbeit in die Maschine.
Das entlastet die menschliche Arbeitskraft, die
sich im Sinne von Management by Exceptions
schwerpunktmäßig um Ausnahmen kümmert.“
So wird der Prozess weitestgehend automatisiert,
indem die Fragebögen maschinell verschickt,
die Antworten geprüft und die Dokumente am
Ende des Prozesses sauber beschlagwortet ablegt
werden. „Nach individuell definierten Fristen
werden auch mehrstufige Reminder versendet.
Erst wenn das nicht zum Ziel führt, delegiert
die Workflow-Engine den konkreten Fall an den
Menschen.“
Was seit Jahren bei namhaften mittelständischen
Unternehmen wie Rosenbauer, Fronius, Flottweg
& Co für effizientes Stammdatenmanagement
verwendet wird, wird so nun auch zur Zähmung
des Bürokratiemonsters LkSG eingesetzt.
Über curecomp:
Der Linzer Experte für Beschaffung versteht
sich als komplementärer Partner von DIG,
deren Leistungen man seit 2018 vor allem
im Bereich EDI und Katalogsysteme für
C-Material nutzt.
Im technologischen Miteinander entstehen
bestens abgestimmte Dienstleistungspakete,
die sich dem Kunden wie aus einer
Hand präsentieren. Seit Februar 2021
ist curecomp Teil des ERP-Spezialisten
proALPHA Gruppe.
Fotos
Imagefoto: Adobe Stock
Porträts: curecomp
38 DIG-Magazin 2023
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Johannes Schuhmann
Head of Product Management
Feature-Schmiede:
Wie bei DIG Produkte entstehen
DIG-Urgestein Johannes Schuhmann verantwortet die Transformation erfolgreicher
Einzellösungen zu allgemein verfügbaren Funktionen. Auf diese Weise
steigern die individuellen Anforderungen von Kund*innen die Möglichkeiten
aller. Ermöglicht wird dies durch eine agile Entwicklung in Pilotprojekten.
„Neue Features basieren meistens auf dem Wunsch
nach einer konkreten Funktionalität“, erklärt
Johannes Schuhmann, was den Stein ins Rollen
bringt. „Gar nicht so selten wollten wir genau
so etwas schon länger für den Markt bauen, es
fehlte aber der Pilotkunde.“
Denn Ideen für spannende Funktionen gibt
es in der DIG viele: „Damit wir die Entwicklung
starten können, braucht es aber einen konkreten
Usecase.“ Ein Beispiel ist der Reklamationsprozess,
der im DIG eProcurement auf Knopfdruck gestartet
werden kann. „Diese Erweiterung bildet
den kompletten Reklamationsprozess innerhalb
des Systems ab. Dabei wird ein Formular mit
den Bestelldaten automatisch generiert, die
Reklamationsgründe angegeben und an den
Lieferanten sowie die Einkaufsabteilung versendet.“
Entwickelt wurde die Funktion für die
TU Graz, sie ist bereits allgemein verfügbar.
Agile Entwicklung in multifunktionalen Teams
Die Umsetzung der Konzepte in einsatzbereite
Software übernimmt bei DIG ein Team aus Product
Owner, Entwicklern und Testern.
„Der gerade beschriebene Reklamationsprozess
konnte in wenigen Wochen umgesetzt werden“, erinnert
sich Schuhmann und verweist im gleichen
Atemzug auf Gegenbeispiele. „Ein komplexer
Vertragsgenerator nimmt entsprechend mehr
Ressourcen in Anspruch und dauert in der Umsetzung
um einiges länger.“ Neben der Neuentwicklung
werden auch die einzelnen Lösungen
laufend überarbeitet: „Das betrifft eigentlich alle
Bereiche, im Speziellen das Sourcing und unsere
eProcurement-Plattform, bei der wir laufend mit
moderneren Oberflächen für bessere Usability
sorgen.“ Auch das Portalthema wird kontinuierlich
ausgebaut. „Wir arbeiten laufend an neuen
Nutzungsmöglichkeiten fürs Guided Buying bzw.
den Single Point of Purchase.“
Interne Optimierung für schnellere
Umsetzungen
Angesichts der steigenden Nachfrage nach
Automatisierungslösungen betrifft ein aktuelles
Kernthema die Durchlaufzeit von Projekten.
„Wir arbeiten an Maßnahmen zur Effizienzsteigerung,
um unseren Kunden auch bei hoher
Auslastung eine konstant gute Performance
abzuliefern – ohne dass das zulasten unserer
Individualisierungsmöglichkeiten geht“, ist
Schuhmann von der besseren Planbarkeit für
die Kunden überzeugt.
„Aus diesem Grund analysieren wir unsere
internen Abläufe und laden unsere Best-Practice-Lösungen
mit praxisrelevanten Features auf,
sodass wir damit ein breites Feld an Ansprüchen
abdecken.“
Lieferantenbewertung als Faktor
in lernenden Organisationen
Aktuell für Fujitsu entwickelt, ist diese
Funktion seit 2022 verfügbar.
Über frei kategorisierbare Fragebögen
werden Lieferanten mit einem Scoring
bewertet:
So können etwa in den Kategorien Preis,
Qualität und Liefersicherheit Fragen mit
beliebigen Multiple-Choice-Antworten
gestellt und diese frei gewichtet werden.
Ebenso sind Kommentare möglich, die
z.B. Zusatzinformationen für das Jahresgespräch
mit dem Lieferanten liefern.
Die Lieferantenbewertung kann beliebig
gesteuert werden – im Zuge eines Prozesses
(z.B. nach einer abgeschlossenen Ausschreibung)
oder als Screeningzyklus.
Die Ergebnisse sind vollumfänglichen in
der integrierten Lieferantenverwaltung
einsehbar.
Auf dieser Basis entstehen sehr schnell einsatzbereite
Lösungen, die weiter individualisiert
werden können. „Customizing ist eine unserer
Stärken, die wir natürlich weiterhin im vollen
Umfang anbieten.“
Coming soon: die besten Features 2023
Auch in diesem Jahr werden verschiedenste
neue Funktionen umgesetzt. „Die Lieferantenbewertung
wird für Fujitsu entwickelt und wird
ab Q3/4 2023 allgemein zur Verfügung stehen.“
Eine echte Neuerung gibt es auch in der automatisierten
Erkennung von Belegen, schwärmt
Schuhmann: „Neben herkömmlichem OCR bieten
wir jetzt in Kooperation mit der deutschen natif.
ai GmbH jetzt auch Deep-OCR, wo künstliche
Intelligenz die Anlernphase des Systems erspart.“
Nachstehend werden hier die beiden neuesten
Entwicklungen vorgestellt. „Darüber hinaus
informieren wir aber auch in unserem Newsletter
und auf Veranstaltungen über alle Neuheiten.
Und dann gibt es natürlich auch die Option, als
Pilotkunde eigene Features zu entwickeln – dafür
bin ich gerne Ansprechpartner!“ ■
Automatisierte Belegerkennung
mit Machine Learning
Neben der bewährten OCR-Lösung des
DIG-Partners Canon, bei der das System
regelbasiert mithilfe manueller Korrekturen
lernt, ist voraussichtlich ab Q3/Q4
2023 auch eine KI-basierte Belegerkennung
verfügbar. Die Lösung der deutschen
natif.ai beeindruckt dabei mit einer rein
maschinellen Erkennung unterschiedlichster
Dokumente. Neben Rechnungen und
Lieferscheinen können z.B. auch Versicherungsdokumente
strukturiert verarbeitet
werden. Das alles ohne Anlernphase (also
ohne Initialaufwand), sodass dieses System
vor allem von Vorteil ist, wenn Belege in
geringer Stückzahl mit vielen Lieferanten
ausgetauscht werden. Je nach Komplexität
und Qualität der zu analysierenden Objekte
werden nach der Selbstlernphase bis zu
100 Prozent Erfolgsrate erreicht.
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übernimmt – eben Implementierung, Konfiguration
und die Eröffnung der Zugriffsmöglichkeit
für DIG. Nachdem die Schnittstellen eingespielt
und veröffentlicht sind, geht der Ball zurück ins
Feld der DIG: „Unser Konterpart ist hier Erich
Semlak. Als Schnittstellenspezialist gibt er uns
Rückmeldung, wo noch Anpassungsbedarf besteht
– da kommunizieren wir auf einer Wellenlänge.“
Und auch beim Testen und in der Analyse arbeitet
man eng zusammen: „Die gute menschliche
Ebene ermöglicht überzeugende Performance.“
Wolfgang Wiesmayr
Teamleiter
Mehr Möglichkeiten mit SAP:
DIG-Partner INFORMATICS
87% des weltweiten Handelsvolumens werden von SAP-Kunden generiert, der
multinationale Software-Konzern mit Sitz in Walldorf ist der führende Anbieter
von ERP-Lösungen. Basis dieses Erfolgs sind nicht zuletzt die ca. 22.000 SAP-
Partner rund um den Globus! Einer davon ist INFORMATICS in Linz-Leonding,
seit 2005 Partner von DIG für die Erstellung der passenden SAP-Schnittstellen.
„Gemeinsam mit DIG sorgen wir für reibungslose
Lösungen“, verspricht INFORMATICS Teamleiter
Wolfgang Wiesmayr. Den Startpunkt bildet dabei
der Kontakt von DIG mit dem jeweiligen Unternehmen:
„Wird dort SAP verwendet, kommen
wir ins Spiel und bringen schon in der Konzeptionsphase
unsere Expertise ein, damit ERP und
eProcurement perfekt zusammenspielen.“
Der Vorsprung entsteht im Team
„Unsere frühe Integration bringt jedenfalls
Effizienz ins Projekt“, ist Wiesmayr überzeugt.
„Denn damit sind klare Schnittstellendefinitionen
garantiert, was sich letztlich positiv auf die Budgettreue
und den Zeitplan auswirkt.“
Aber auch wenn sich Anforderungen im Laufe
des Projekts ändern, erlauben die eingespielten
Prozesse sehr ökonomische Anpassungen: „Die
verantwortlichen Personen kennen einander auf
beiden Seiten gut und wissen, was der andere für
eine effiziente Abwicklung braucht.“ Im Endeffekt
sparen diese eingespielten Abläufe Termine,
Abstimmungsrunden und somit Zeit und Geld.
Die Mensch-Mensch-Schnittstelle macht
den Unterschied
„Nach dem Konzept kennen wir alle Bausteine –
und wissen, was wir wie zu konfigurieren haben“,
beschreibt Wiesmayr den weiteren Projektablauf,
in dem INFORMATICS alle SAP-seitigen Arbeiten
Höchste Kompetenz erfüllt alle Kundenwünsche
„In der ganzen Purchase-to-Pay-Prozesskette
existieren irrsinnig viele Schnittstellen, die man
customizen und verwenden kann“, berichtet
Wiesmayr von den fast unbegrenzten Möglichkeiten,
auf Kundenbedürfnisse zu reagieren.
„Ganz gleich, ob Bestellungen oder PDFs aus der
Plattform ins SAP repliziert werden sollen oder
dort zusätzliche Informationen z.B. per Hand
oder als logische Ableitung zu ergänzen sind: Wir
haben für alles die passende Schnittstelle parat!“
Und sollte das einmal nicht der Fall sein, findet
man eine Lösung: „Alle paar Projekte bauen wir
spezielle Schnittstellen, wodurch sich unser
Portfolio laufend erweitert.“
Wie Schnittstellen Usability liefern
Ein Anwendungsbeispiel sind die Informationen,
die aus dem ERP ans eProcurement-Portal geliefert
werden: „Dabei muss man bedenken,
dass SAP unglaublich viele Optionen bereithält,
die der dortige User aber gar nicht braucht und
die viel zu verwirrend sind. Eine Anforderung
an die Schnittstelle ist oft, diese Darstellung
entsprechend einzuschränken.“
So soll der Anwender etwa aus Gründen der
Übersichtlichkeit und Fehleranfälligkeit nur jene
Kontierungselemente verfügbar haben, die er
auch benötigt.
„Ein anderes Beispiel ist etwa, dass nur Lieferanten,
die in einer gewissen Währung handeln,
angezeigt werden sollen. Oder paradoxerweise
solche, die nicht gelöscht sind.“ Auf diese Weise
tragen Schnittstellen zur Erzeugung korrekter
Belege und damit zur Performance der Lösung bei.
Perfekte Zusammenarbeit auf Augenhöhe
In über 50 Projekten (u.a. für PALFINGER, Magna,
Uniqa und AGES) hat sich das Gespann aus DIG
und INFORMATICS bereits bewiesen.
„Auch wenn DIG regelmäßig die Projektleitung
übernimmt, arbeiten wir nicht in einem typischen
Subunternehmer-Verhältnis zusammen“, erzählt
Wiesmayr. Stattdessen stelle man überzeugende
Arbeit in den Mittelpunkt: „Wir pflegen ein Vertrauensverhältnis,
das es erlaubt, auf jeder Ebene
direkt mit dem Kunden zu kommunizieren. Und
auch wenn sich Hürden auftun, arbeiten wir offen
und ehrlich an der besten Lösung.“
Letztlich bedeutet das für den Kunden zwei
Experten-Teams, die wie aus einem Guss agieren.
„Genau das zeichnet unsere Partnerschaft aus!“ ■
Über INFORMATICS
Der SAP-Spezialist ist regionaler Partner
von rund 150 mittelständischen Unternehmen
auf der Achse Wien-Linz-München.
Mit Consulting und Entwicklung im gesamten
SAP Core unterstützen die Linzer
vollumfänglich und langfristig bei der
Realisierung der jeweiligen Businessziele.
Die Entwicklungserfahrung aller
INFORMATICS Berater sorgt für effiziente
Umsetzung.
Fotos
INFORMATICS
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man auch auf DIG.easyconnect zurück: „Dabei
werden eingehende PDF-Dokumente mittels
IRIS OCR, der Texterkennung von Canon, vollautomatisiert
ausgelesen.“ Mit dem Ergebnis
zeigt man sich bei Kellner & Kunz zufrieden,
in 6 Monaten Betrieb musste nur wenige Male
manuell eingegriffen werden, weil das System
Inhalte nicht richtig erkannt hat. Dabei wurde
das System im Jahr 2020 vorerst nur für Kunden
in Österreich eingeführt – Einrichtung, Testing
und Produktivsetzung setzte DIG innerhalb von
nur vier Wochen um. „Das Training des Texterkennungsprogramms
übernehmen wir Inhouse.“
Florian Hermüller
Senior Content Manager
Multitalentiertes EDI bei
Kellner & Kunz
1922 wurde Kellner & Kunz in Wien gegründet, seither hat man sich zum
führenden C-Teile Spezialisten bei Werkzeug und Befestigungstechnik entwickelt.
Heute beliefert man gemeinsam mit den RECA Tochterunternehmen von der
Firmen- und Logistikzentrale in Wels aus europaweit Industrie und Handwerk.
EDI erfüllt dabei ganz zentrale Funktionen für die Rolle von Kellner & Kunz
als Kunde ebenso wie als Lieferant.
Florian Hermüller hat das seit 2008 mit DIG
immer weiterentwickelte EDI-Projekt von seinem
Vorgänger übernommen: „Heute nutzen wir den
elektronischen Datenaustausch für so ziemlich
alles, was sich darüber abbilden lässt“, beschreibt
der Senior Content Manager.
Entsprechend breit ist die Lösung angelegt:
„Wenn man sich den Austausch mit unseren
rund 100 eProcurement-Kunden ansieht, erfolgt
dies meist über klassische EDI-Strecken. Dabei
übernimmt DIG die Übersetzung der Daten ins
jeweilige Zielformat des Kunden oder in unser
ERP und je nach definiertem Transportweg auch
den Transfer.“ Über das Plattform-Routing ist
garantiert, dass wirklich alle Übertragungswege
bedient werden können.
3-Wege-EDI für 150.000 Belege/Jahr
Kellner & Kunz setzt neben klassischen EDI-Strecken
als direkte Verbindung zweier ERP-Systeme
den strukturierten Datenaustausch auch zwischen
Plattformen ein:
„Unter anderem nutzen wir hier SAP Ariba“, berichtet
Hermüller. Zusätzlich ist man auf der DIG
eProcurement Plattform als Lieferant angebunden.
Zur Erfassung eingehender Bestellungen greift
Dreamteam: Inhouse und DIG
An Belegarten werden Bestellungen, Bestelländerungen,
Auftragsbestätigungen, Lieferaviso sowie
Wareneingangsmeldungen und Rechnungen
verarbeitet. Bei Kellner & Kunz übernimmt ein
eigener Schnittstellenbetreuer viele Arbeiten.
„DIG ist dabei unsere Backup-Lösung in Sachen
Spezialknowhow: Wo wir nicht weiterwissen,
rufen wir die Experten aus Linz zur Hilfe“, berichtet
Hermüller von der guten Zusammenarbeit.
Sonderprozess für RECA iSTORAGE
Das Automatensystem von RECA sorgt für permanente
Verfügbarkeit und leichtes Handling bei
Materialfluss und Lagerung von verschiedenen
Hilfsmaterialen.
Im Hintergrund trägt die automatisierte Dokumentenverarbeitung
von DIG zum reibungslosen
Ablauf bei: Meldet der iSTORAGE Automat eine
Bestellung an Kellner & Kunz bzw. RECA, wird
diese erstmalig dort im ERP angelegt.
Das bedeutet, dass im Kunden-ERP zu diesem
Zeitpunkt die Bestellung fehlt, sodass Auftragsbestätigung
oder Lieferschein als Folgedokumente
keinen Bezug hätten! Abhilfe schafft ein eigener
Sonderprozess: Dazu wird auf Basis der Order Response
von Kellner & Kunz/RECA eine Bestellanlage
erstellt und diese ans Kundensystem übermittelt.
Die darin enthaltene Auftragsnummer ist als
Bestellnummer angelegt und kann vom Kundensystem
akzeptiert oder durch eine eigene ersetzt
werden. In jedem Fall ist damit die Zuordenbarkeit
der Folgedokumente im Kundensystem gewahrt.
Dynamische EDI-Weiterentwicklung
Obwohl Kellner & Kunz seit 2008 mit DIG den
elektronischen Datenaustausch immer weiter ausbaut,
ist man bis heute nicht am Ende angelangt:
„Wir haben stets neue Ideen, wo und wie wir
den Belegfluss weiter automatisieren können“,
weist Hermüller auf neue Anbindungen von
Partnern hin. Ebenso stellen etwa auch andere
VMI-Prozesse (Vendor Managed Inventory) als das
iSTORAGE-System immer neue Anforderungen
an die DIG-Lösungskompetenz.
Einen solchen Sonderprozess bildet auch das Thema
Baustellenlieferung: Dabei prüft die Plattform,
ob es für einen bestimmten Warenempfänger
auch eine passende Kundennummer gibt – im
Negativfall wirft das System eine entsprechende
Meldung zur manuellen Bearbeitung aus, bevor
die Bestellung weiterverarbeitet werden kann.
„Das ist eine eher untypische Zusatzfunktionalität,
die DIG für uns umgesetzt hat“, erinnert
sich Hermüller. „Dabei pflegen wir diese Lieferadressen
über einen Webeinstieg, sodass sie
entsprechend verwendet werden können.
Insgesamt sind wir sehr froh, mit DIG einen
Partner zu haben, der uns als Ideen- und Umsetzungspartner
in der Digitalisierung unserer
Geschäftsprozesse begleitet!“ ■
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Kellner & Kunz
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Bei EGGER verfolgen wir das Ziel, unsere Prozesse
kontinuierlich zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Diesen Anspruch leben wir natürlich
auch im Einkauf.“
Christian Nothdurfter
Head of Corporate Technical
and General Purchasing
Worauf es bei der
Automatisierung ankommt
Über ein Vierteljahrhundert Erfahrung im technischen Einkauf – Christian
Nothdurfter von EGGER blickt auf eine lange Karriere zurück, in der er sich
ganz besonders der Einführung effizienter Beschaffungsstrukturen gewidmet
hat. „Vor vielen Jahren war das der Aufbau einer international gültigen
Lead-Buyer-Organisation gemeinsam mit den Kolleg*innen aus den einzelnen
Ländern. Damals ging es darum, unsere Prozesse so zu gestalten, dass wir
optimale Synergie- und Bündelungseffekte erzielen.“ Über die heutige Rolle
automatisierter Prozesse beim führenden Hersteller von Holzwerkstoffen,
erzählt er im Interview.
Der Aufbau einer gruppenweiten Struktur von
Lead-Buyern, die für die jeweiligen Warengruppen
verantwortlich zeichnen, führt bereits
seit geraumer Zeit zur Schaffung bedeutender
Synergie effekte:
„Diese Warengruppen spezialisten kümmern
sich gemeinsam mit den Einkaufsorganisationen
vor Ort um die Umsetzung der Rahmenverträge
ebenso wie um die Prozessautomatisierung und
schaffen somit Vorteile für alle Standorte.“
Als Beispiel nennt er die eProcurement-Plattform
der DIG, in der EGGER auch den End-to-End-
Prozess zur Beschaffung von Dienstleistungen
abbildet: „Ist ein Anbieter einmal im Katalog
angelegt, profitieren alle. Gleichzeitig wird zentral
sichergestellt, dass die strategischen Vorgaben
für Lieferanten operativ umgesetzt werden.“
Automatisierung ist dabei immer nur Mittel
zum Zweck: „Letztlich geht es um Effizienz und
Effektivität.
Leitlinien für jede Automatisierung
„Wenn wir Prozesse so gestalten und digital abbilden,
dass einmal definierte Entscheidungen
und Regeln automatisch dezentral zur Anwendung
kommen, ist das die Grundlage für die Automatisierung
im Einkauf.“
Dabei ist die Schaffung von Ressourcen und
Entwicklung von Spezialist*innen essenziell:
„Strategische Arbeit, die zunehmenden Anforderungen
in den Bereichen Compliance,
Warengruppen- und Lieferantenmanagement
oder Aufgabenstellungen im Zusammenhang mit
ESG – all das erfordert Zeit, die Automatisierung
für uns freimacht.
Nicht zu verwechseln ist sie mit Buzzwords
wie Industrie 4.0 oder dem gehypten Einsatz
künstlicher Intelligenz.“ Automatisierung dürfe
auch kein Selbstzweck sein, Technologien müssten
immer dem Ziel dienen, nicht wertschöpfende
Prozessschritte, die man nicht eliminieren kann,
zu verbessern. „Dazu betrachten wir diese Prozesse,
analysieren sie und die Zusammenhänge
in unserer Organisation und überlegen, wie eine
Verbesserung aussehen könnte.“
Schaffung klarer Umsetzungsstrukturen
„Wir haben im technischen Einkauf schon vor
Jahren das Lieferanten- und Warengruppenmanagement
sowie Prozesse als Handlungsfelder
definiert“, erzählt Nothdurfter.
„Nach den Entscheidungen für Verbesserungen
geht es um die Frage, wie diese gruppenweit
realisiert werden.“
Um diesen Schritt in einer Gesamtstrategie umzusetzen,
wurde bei EGGER das Zusammenspiel der
verschiedenen Ebenen analysiert: „Wir wurden
uns bewusst, dass regulatorische Themen, unser
Code of Conduct und unser Mission Statement
sowie die Warengruppen-Strategie und das Lieferantenmanagement
insgesamt den strategischen
und operativen Einkauf beeinflussen.“
In dem entsprechend visualisierten Prozesshaus,
wie EGGER es nennt, werden diese Zusammenhänge
schematisch dargestellt und Wunschabläufe
als Zielsetzung skizziert:
„Hier wird etwa das ideale Zusammenspiel mit
der strategischen Ebene bei Nicht-Katalogartikeln
abgebildet. Mit dem Ziel, durch definierte Sourcing-Prozesse
die Einhaltung der oben genannten
Vorgaben zu gewährleisten.“
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Best of Breed
Stellt sich eine Anforderung in der Systemlandschaft
als nicht umsetzbar heraus, pflegt
Nothdurfter ein offenes Best-of-Breed-Mindset
hinsichtlich der Zusammenarbeit mit neuen
Lösungsanbietern:
„Bei all den aufkommenden Themen sowie den
unterschiedlichen regionalen Anforderungen
sind Quick Wins, aber gleichzeitig auch die Nachhaltigkeit
der Entscheidung essenziell.“
Großes Interesse zeigt er daher für die Innovationen
der Startup-Szene, die sich mit kleinen
Anwendungen oft als schneller Problemlöser
präsentiert. „Vorausgesetzt, diese Lösungen sind
nutzenstiftend und in unsere IT-Strategie passend,
sind wir bei EGGER grundsätzlich interessiert an
Neuem. Diese Einstellung ist ein wesentlicher
Teil unserer Einkaufsphilosophie.
Ambitionierte Ziele setzen
Potenzial für Weiterentwicklungen sieht Nothdurfter
im strategischen Einkauf, der sich direkt
auf den operativen auswirkt:
„Hier haben wir aus heutiger Sicht bei allen
Fortschritten noch einen Weg vor uns, beispielsweise
werden uns gruppenweite Ausschreibungsprozesse
begleiten. Außerdem gilt es, unser agiles
Mindset weiterzuentwickeln und zu verfestigen.“
All das sei aber ein laufender Prozess, der
letztlich dazu führen müsse, dass man Bezugsquellen
nach klar definierten Regeln immer weiter
evaluiert und optimiert, um auf sich verändernde
Bedingungen bestmöglich reagieren zu können.
„Mit unseren Tools und dem Bewusstsein unseres
Prozesshauses entwickeln wir im Einkauf die bestmöglichen
Rahmenbedingungen für wachsenden
wirtschaftlichen Erfolg!“ ■
So verdeutlicht Nothdurfter, wie strategische
Leitlinien in Form von Einkaufsinitiativen die
operative Arbeit bei EGGER langfristig erleichtern.
„Der Ausschreibungsprozess wird damit zum
Hebel zu mehr Effizienz: Er kann in allen Werken
und auch von neuen Einkäufern genutzt werden
und gibt die Regeln vor, um Prozesse zu steuern
und zu kontrollieren.“
Diese Initiativen gelte es vor allem bei
strategisch bedeutsamen Lieferanten und Warengruppen
zu setzen. „Hier spielen im Sourceto-Contract-Prozess
auch Risikoanalysen und
Compliance-Fragen eine wichtige Rolle.“
Nutzen aus Organisationssicht betrachten
Optimierungen seien immer gesamtheitlich
auf Organisationsebene zu bewerten, erklärt
Nothdurfter: „Eine reine Auslagerung des Aufwands
an andere Abteilungen ist der falsche
Ansatz. Es geht uns stets um gesamtheitliche
Optimierungen mit dem Ziel die Versorgung der
Standorte sicherzustellen!“
Die Voraussetzung dafür seien effiziente Grundprozesse
mit starken Stammdaten. „Werkübergreifend
gültige Materialnummern schaffen
Automatisierungspotenzial, das letztlich auch
dem Bedarfsträger Arbeit abnimmt, anstatt Bestellaufgaben
nur an ihn zu verlagern.“
Grundlage erfolgreicher Automatisierung sei
die Materialnummernreferenz – bei EGGER ist
dieser Anteil im indirekten Einkauf erfreulich
hoch! „Auf diese Weise wird automatisch der
beste Preis und die beste Lieferquelle ermittelt
und ich habe die Möglichkeit Bedarfe zu bündeln.
Außerdem ergeben sich Optionen zur Automatisierung
von Prozessen im Zusammenhang
mit der Sicherstellung von Regulatorik und Compliance.
Wichtig ist, allen Vorhaben immer das
Basisziel einer Optimierung des Lieferanten- und
Warengruppenmanagements zugrunde zu legen
und dabei den Prozessstandard sicherzustellen.“
Erst dann würden die Voraussetzungen für
die Automatisierung anhand der bestehenden
Systemlandschaft geprüft.
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FRITZ EGGER GmbH
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Dieter Dobersberger
Managing Director, CTO
Order Fulfillment
Business-Digitalisierung in der
Cloud? Sicher wie in Fort Knox!
Das Auslagern von IT-Diensten in die Cloud (zum Beispiel über die Bereitstellung
von Speicherplatz, Rechenleistung oder Anwendungssoftware) setzt sich auch
im Businessbereich durch. Im Vergleich zur lokalen On-Premises-Lösung am
unternehmenseigenen Server spart Cloud-Computing aber nicht nur Kosten!
Trotzdem werden immer wieder Sicherheitsbedenken als Einwand gebracht.
DIG entkräftet diese mit einer ausgeklügelten Lösung beim nationalen Anbieter
A1, die höchste Ausfallssicherheit garantiert.
„Mit A1 haben wir einen langjährigen und zuverlässigen
Partner für unsere Cloud-Services,
der auch hinsichtlich künftiger Entwicklungen
entsprechende Leistungsreserven bietet“, fasst
Dieter Dobersberger, CTO von DIG, zusammen.
Schon seit 2010 betreibt man die Plattform
auf den Cloud-Servern von Österreichs größtem
Datacenter-Anbieter. „2015 sind wir dann aus
Kapazitätsgründen von Linz auf die Server nach
Wien umgezogen, wo wir nicht nur mehr Platz,
sondern auch ein ausgeklügeltes Security-Konzept
für den sicheren Betrieb bekommen haben!“
99,98% Verfügbarkeit
Die Entscheidung für A1 als lokaler, mitteleuropäischer
Anbieter lag dabei nicht nur durch die
geografische Nähe auf der Hand:
„Auch die wirtschaftliche Stabilität und die
technische Expertise des Unternehmens haben
uns überzeugt.“
Eine wichtige Rolle spielte die hohe Klassifizierung
als Tier-3-Rechenzentrum, weil damit höchste
Anforderungen an die Systemtechnik, Energieeffizienz
und Datensicherheit erfüllt werden:
Dazu zählen u.a. redundante Komponenten,
zweifach vorhandene Server und mehrfache,
aktive und passive Versorgungswege z.B. für die
notwendige Klimatisierung. „Insgesamt zeichnen
Tier-3-Rechenzentren eine hohe Verfügbarkeit
von 99,98 Prozent aus, was einer maximalen
Ausfallszeit von 1,6 Stunden im Jahr entspricht“,
zeigt sich Dobersberger zufrieden.
Vierfache Datensicherung
Das A1 Datacenter im Wiener Arsenal zählt zu
den bedeutendsten Rechenzentren Europas: „Aufgrund
seiner höchsten Sicherheitszertifizierungen
wird es auch als Fort Knox der Daten bezeichnet“,
zitiert Dobersberger augenzwinkernd die Worte
des Betreibers.
Doch das Marketing beruht durchaus auf
Tatsachen, die sich beispielsweise aus der hohen
Sicherheitsausstattung mit Alarmanlagen, Security
und vor allem entsprechender technischer
Expertise ergeben. Eine Grundvoraussetzung, um
das DIG-Security-Konzept umzusetzen:
„In Wien werden die Live-Daten im RAID-System
auf einen zweiten Server gespiegelt – und
zusätzlich auf einen Server an einem weiteren
A1 Standort in der Hauptstadt übertragen, wo
ebenfalls eine doppelte Sicherung erfolgt.“ Auf
diese Weise wären die Kundendaten selbst bei
kompletter Zerstörung eines Datacenters gesichert!
„Das war uns aber noch nicht genug“,
führt Dobersberger aus. Deshalb erfolgt jede
Nacht ein zusätzliches Backup:
„Dabei werden sämtliche Daten verschlüsselt
auf eine externe Festplatte an einem geheimen
Standort kopiert. Dieses eigene Backup würde
aber erst benötigt, wenn A1 - wodurch auch
immer - beide Datacenters in Wien verlieren
würde.“
Praktisch sicherer Betrieb
Dass ein solcher doppelter Totalausfall viel
Fantasie erfordert, bringt die Betrachtung auf
den Boden der Realität: „Tatsächlich kam es
in den vergangenen Jahren maximal zu einem
Ausfall eines Servers“, weist Dobersberger darauf
hin, dass Störungen eher auf Fehlbedienungen
zurückzuführen seien.
„Je nach Priorität des entstandenen Fehlers gelten
die in den jeweiligen Service Level Agreements
angeführten, verbindlichen Behebungszeiten, in
denen wir die Verfügbarkeit wiederherstellen.“
In eingeschränktem Ausmaß ist eine solche
Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes
auch durch den Kunden selbst möglich:
„Dazu gibt es so etwas wie einen Undo-Button, wie
man das auch aus diversen Office-Anwendungen
kennt. Sobald es aber komplexer wird, erstellt
man ein entsprechendes Support-Ticket, um das
sich unser Team je nach Fehler und SLA kümmert,
sodass der laufende Betrieb gewährleistet ist.“
Klare Vorteile in der Cloud
Durch die Abbildung von Services in der Cloud
entfallen für Unternehmen teils erhebliche Investitionen
für Hardware, Personal und spezielle
Anwendungssoftware.
Auch um die regelmäßig erforderlichen
Upgrades für die Hardware kümmert sich der
Anbieter. Außerdem können verschiedene Standorte
einfach an die genutzte IT-Infrastruktur
angebunden werden.
„Vor allem aber stehen beinahe unbegrenzt
Speicherplatz und Rechenleistung zur Verfügung,
die wir auch hinsichtlich unserer neuen Portalarchitektur
und der geplanten Weiterentwicklung
von Features brauchen werden“, bekräftigt
Dobersberger die strategische Entscheidung
für A1, die somit zum Teil der Zukunftsstrategie
von DIG wird. ■
Mehr zum neuen Portal auf
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Klaus Merfeld
Leiter Einkaufs systeme &
-controlling
Doppelte Tail-Spend-Optimierung
bei STEAG
Mit der eProcurement-Lösung von DIG hat man zunächst 2012 die C-Teil-Beschaffung
dezentral organisiert und dann 2022 den Unite Marketplace angebunden.
Ein knappes Jahr später kommt mit dem Unternehmenssplitting die nächste
Revolution: „Wir betreiben jetzt parallel zwei eProcurement-Lösungen zur
Tail-Spend-Optimierung“, erzählt der Leiter Einkauf Indirekte Güter, Jörg
Zöhler, der das Projekt gemeinsam mit Klaus Merfeld umgesetzt hat.
STEAG steht seit über 85 Jahren international
für sichere Energieerzeugung. Von Planung und
Entwicklung bis hin zu Betrieb und Vermarktung
hocheffizienter Kraftwerke bietet man ein breites
Spektrum für die Strom- und Wärmeversorgung.
In Deutschland betreibt der STEAG-Konzern
Großkraftwerke an Rhein und Ruhr, im Saarland
und in Sachsen-Anhalt sowie über 400 dezentrale
Anlagen. Unter dem Konzerndach sind die beiden
Geschäftsbereiche Iqony und STEAG Power angesiedelt.
„Dieser Kernbereichsstrategie folgend
wurde nun auch unser bewährtes eProcurement
angepasst“, verrät Zöhler.
Gedoppeltes eProcurement
Nach dem erfolgreichen ersten Roll-out der Unite-
Anbindung Anfang 2022 wurde Ende desselben
Jahres eine signifikante Änderung notwendig,
setzt Merfeld fort: „Durch die Aufteilung in Power
und Iqony musste das eProcurement beider
Bereiche getrennt werden.“ Dazu wurde in einem
kurzen Umsetzungszeitraum von Anfang Oktober
bis 1. Dezember das gesamte System gespiegelt,
die Datenbank kopiert, Mappings geändert,
Lieferanten informiert usw. „Außerdem wurde
je nach Buchungskreis – also ob die Bestellung aus
dem Bereich Power oder Iqony kommt – eine Logik
eingebaut, um diese entsprechend zuzuteilen
und den richtigen Freigabeprozess auszulösen“,
schildert DIG Projektmanager Stefan Cuic. Zöhler
zeigt sich zufrieden: „Insgesamt hat das sehr gut
funktioniert. Und so ganz nebenbei konnten wir
im Zuge dieses Projekts auch die unterschiedlichen
Freigabeprozesse vereinheitlichen.“
Digitale Beschaffung schafft notwendige
Entlastung
Die tragischen geopolitischen Ereignisse des
Jahres 2022 wirkten sich nicht zuletzt auf die
Energiebranche aus. „Gerade in diesem Umfeld
hat unsere Einkaufsdigitalisierung geholfen“,
erklärt Merfeld und Zöhler ergänzt: „Ein Unternehmen
unserer Größenordnung wäre ohne
automatisierte Prozesse für die Beschaffung von
Verbrauchsmaterial undenkbar.“
Damit war Effizienz auch bei der Marktplatzanbindung
das bestimmende Thema, schildert
Merfeld: „Unser Ziel war es, den Anteil an Freitextbestellungen
bzw. Bestellanforderungen über
unser SAP zu reduzieren.“
User-Experience als Erfolgsfaktor
Man habe sich ursprünglich verschiedene Anbieter
angesehen, erinnert sich Merfeld:
„In diesem Prozess wurde uns klar, dass wir einen
OCI-Punchout zum Wohle unserer Mitarbeiter unbedingt
vermeiden wollten, um Bedarfe effizient
ohne umständliche Auswahl des Lieferanten
oder Vergleiche in unterschiedlichen Shops zu
erfassen.“
Auch die Suche selbst sollte vollständig im Power
Order Shop erfolgen, wie die hochgradig individualisierte
DIG eProcurement-Plattform bei STEAG
genannt wird. Die Lösung: die API-Anbindung von
Unite! Das Application Programming Interface
erlaubt einen komfortablen, vollintegrierten Zugriff
auf externe Kataloge und bietet umfassende
Konfigurationsmöglichkeiten sowie performanten
Datenaustausch (z. B. Bestelländerung ohne
Absprung in den Lieferantenshop).
„All das mit überlegener Datengeschwindigkeit,
in der unsere User auf das riesige Sortiment
von Unite zugreifen können“, zeigt sich Zöhler
zufrieden.
Single-Creditor-Prinzip und
Sortimentmanagement
„Überzeugt hat uns Unite als Anbieter mit Expertise
in der Systemintegration, sodass das gesamte
Angebot optimal in unser bestehendes Shop-Sortiment
eingebunden werden konnte“, schildert
Merfeld. Auch das Single-Creditor-Prinzip wissen
die Profis für effiziente Einkaufsprozesse zu
schätzen, betont Zöhler: „So haben wir einen
Ansprechpartner für alle Themen rund um die
Bestellungen bei Unite. Außerdem sparen wir uns
zusätzliche Lieferantenadministration.“
Wichtig war die Möglichkeit der Sortimentseinschränkung:
„Beim Arbeitsschutz oder der IT
unterliegen wir konzernweiten Vorgaben unserer
Fachabteilungen – diese Artikel mussten daher
neben Weiteren ausgeschlossen werden. Das ist
über die DIG Plattform bzw. den Power Order
Shop problemlos machbar.“ Über Unite können
sogar eigene Lieferanten als Business-Shops mit
individuellen Sortimenten und endverhandelten
Preisen eingebunden werden. „Wegen unserer
Umstrukturierung haben wir dieses Thema
allerdings noch aufgeschoben“, wirft Zöhler ein.
Überzeugende Zahlen
„So gut wie keine Beschwerden bei hervorragenden
Anwenderzahlen“, fassen Zöhler und Merfeld
die Erkenntnisse der vergangenen 12 Monate
zusammen. Trotz der rund 40 anderen Kataloge
auf der Plattform habe sich Unite erfolgreich
etabliert, wie die Umsätze erkennen lassen:
„Mehr als 6.700 Beschaffungsvorgänge und ein
Gesamtwert von ca. 1,2 Mio Euro sprechen für eine
erfolgreiche Optimierung unserer Tail-Spends!“ ■
25 Millionen Artikel
(Silvia Kollmann im Interview)
„Der Unite Spotmarket – unser B2B-Sortiment
– umfasst 17,5 Mio. Artikel allein
in Österreich bzw. mehr als 25 Mio. in
Deutschland. Einkäufer können damit
schnell und einfach Ad-hoc-Bedarfe decken.
Über das Unite Netzwerk sind sie in
der Lage, nachhaltige 1:1-Beziehungen mit
Lieferanten aufzubauen und individuelle
Konditionen auszuhandeln.
Die Kataloganpassung erfolgt sehr effizient
durch den Lieferanten, und der Einkauf behält
stets den Überblick über die Updates.“
Silvia Kollmann
Country Manager Austria
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STEAG, Unite
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„Wir sind zu klein.“
Als Faustregel gilt: ab
50 Mio. Jahresumsatz macht
eProcurement jedenfalls Sinn.
Aber auch die Zahl der Standorte und
Mitarbeiter sind Einflussfaktoren. In
einer Beratung werden Nutzen,
Einsparungspotenzial und
Amortisationszeit aufgezeigt.
Best of Nein!
Veränderungen schrecken im ersten Moment ab, das liegt in der menschlichen
Natur. Im Fall von eProcurement sind Vorbehalte zwar recht vielseitig, echte
Killerargumente aber selten. Nachstehend stellen wir die Top-Einwände der
Einkaufsleiter aus 20 Jahren DIG vor.
„Ich bin allein im Einkauf.“
Gerade dann bietet eProcurement
weitgehende Entlastung – und
dem Einkäufer die Möglichkeit, sich
im Sinne des Unternehmenserfolges
strategischen Themen mit mehr
Wertschöpfungspotenzial zuzuwenden.
„Wir machen das C-Teile-
Buying in unserem ERP.“
Natürlich ist das eine (wenig
komfortable) Option. Nach
aktuellem Stand kann aber kein ERP-
Anbieter ein eProcurement-System
vollständig ersetzen! Das volle
Effizienz potenzial wird auf dem
Umweg übers ERP jedenfalls
nicht erzielt.
„Wir haben derzeit
keine IT-Ressourcen.“
Der Vorteil einer eProcurement-Lösung
mit DIG:
Man muss nicht auf die interne
IT-Abteilung warten, um die Effizienz
im Buying zu steigern – weil die Projekte
so strukturiert sind, dass
Kundenressourcen weitgehend
entlastet werden.
„Unsere Branche
eignet sich nicht für
eProcurement.“
DIG hat Lösungen für Unternehmen
aus nahezu jeder Branche umgesetzt.
Die entscheidenden Zahlen betreffen
den Umsatz und die Bestellungen.
Und ein branchenuntypischer
Wettbewerbsvorsprung ist
sicher kein Fehler!
„Kommen Sie in zwei
Jahren wieder, dann bin
ich in Pension.“
Werden eProcurement-Projekte
dem/der Nachfolger*in vererbt,
bleiben bis dahin wertvolle Effizienz
und Einsparungen ungenutzt. Durch
einen Kontakt zur potenziellen
Nachfolge wird die Einleitung
des Prozesses zum krönenden
Meilenstein der
Karriere!
„Wir priorisieren aktuell
andere Projekte.“
Im Einkauf geht es dabei oft um
eine ERP-Umstellung. Die ohnehin
notwendige Prozessanalyse kann aber
schon gestartet werden! Je nach Zeithorizont
der Umstellung macht
eine Übergangslösung Sinn, die
die künftige Anbindung ans
neue ERP integriert.
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Gibt es typische
eProcurement-Branchen?
Prädestiniert sind produzierende Industrieunternehmen.
Die Bauindustrie hinkt hingegen generell
etwas nach, auch wenn DIG mit Goldbeck
und EQOS für namhafte Kunden passgenaue
Lösungen entwickelt hat.
In großen Unternehmen ist
eProcurement Standard, oder?
Sollte man meinen! Trotzdem gibt es immer
wieder Überraschungen.
Selbst Branchenführer wie einer der
größten Baumaschinenhersteller der
Welt mit fast 50.000 Mitarbeitern hatten
beim Erstkontakt mit DIG noch keine
eProcurement-Lösung.
Was macht das Team von DIG
besonders stolz?
Wenn ein Konzernkunde sich für DIG
entscheidet, obwohl die Schwesterfirma
bereits eine andere Lösung im Einsatz hat!
Oder wenn Einkäufer nach einem Wechsel
in ein anderes Unternehmen anrufen
und aktiv nachfragen – dann haben wir
in unserem Job einiges richtig gemacht.
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Bestellung
Lieferant
Bestellbestätigung
Lieferavis
Waren
Warenempfangsbestätigung
Rechnung
Zahlungsavis
Unternehmen (Kunde)
Von der Bestellung bis zur
Bezahlung: Purchase-to-Pay
Purchase-to-Pay (auch Procure-to-Pay oder P2P genannt) bezeichnet einen der
wichtigsten und aufwändigsten kaufmännischen Vorgänge in Unternehmen.
Viele involvierte Parteien und Dokumente eröffnen gewaltiges Einsparungspotenzial.
Effizientere Prozesse garantieren aber auch mehr Transparenz und
unkomplizierten Zugriff auf sämtliche Informationen. Die Kosten für P2P
spielen sich deshalb in aller Regel schon im ersten Jahr ein.
Nahtlos automatisierte Prozesse von der Beschaffung
über Wareneingang und Rechnungskontrolle
bis hin zur Bezahlung – P2P ist sozusagen die
Königsklasse digitalisierten Einkaufs! Abgebildet
wird die vollständige Prozesskette, sodass alle
zeitraubenden Vorgänge automatisiert werden,
die letztlich viel Geld kosten.
Welche Dokumente im P2P-Prozess
ausgetauscht werden
Der komplette Transaktionsfluss relevanter Daten
umfasst sämtliche Informationen, die mit der
Bestellung und Bezahlung von Produkten oder
auch Dienstleistungen in Zusammenhang stehen.
Der Fokus der Digitalisierung liegt jedenfalls
auf der automatisierten Kommunikation der
beteiligten IT-Systeme, sodass teure menschliche
Interaktionen auf das unbedingt notwendige Maß
reduziert werden.
Das Bild oben rechts zeigt einen beispielhaften
P2P-Prozess samt damit verbundener Dokumente.
Im ersten Schritt der elektronischen Bestellung
wird eine Order an den Lieferanten geschickt.
Dieser kann die Daten direkt ins ERP übernehmen
und die Bestellung prüfen. Daraus resultiert eine
positive oder negative Bestellantwort (ggf. auch
mit Änderungen), sogar eine Bestelländerung
durch den Kunden kann vorgesehen werden.
Das Lieferavis informiert den Kunden über den
Termin, nach kundenseitiger Vereinnahmung
der Ware geht die Warenempfangsbestätigung
an den Lieferanten. Darin können auch Abweichungen
kommuniziert werden (z.B. nicht
akzeptierte Ware). Nach erfolgter Lieferung geht
die Rechnung an den Kunden, nach der Zahlung
das Zahlungsavis an den Lieferanten. Alle diese
Dokumente bringen bei manueller Verarbeitung
hohen Aufwand mit sich!
Mehr Effizienz und Sicherheit
Um die Effizienz im P2P-Prozess zu steigern,
werden die einzelnen Vorgänge automatisiert.
Das kann die Einhaltung definierter Budgetgrenzen
ebenso betreffen wie die Umwandlung
genehmigter Anforderungen in eine Bestellung;
oder eben die Weiterleitung der Bestellung an
den Lieferanten und die Kreditorenbuchhaltung.
Eine wichtige Funktion ist die Übersetzung der
Datei ins Zielformat des jeweiligen ERP-Systems:
So wird eine eingehende Rechnung nach automatischer
Prüfung der essenziellen Rechnungsmerkmale
entsprechend konvertiert und ins
ERP übergeben. Dabei prüft die DIG Software
auch den Bestellbezug (ob die Rechnungsdaten
den Bestelldaten entsprechen), ebenso kann ein
Abgleich mit dem Wareneingang erfolgen.
Erst wenn alle Parameter passen, werden die
Rechnungsdaten mit OK-Flag versehen, sodass
sogar eine Dunkelbuchung (also ohne weitere
manuelle Kontrolle) erfolgen kann. Damit ist
man auch vor unberechtigten Transaktionen (z.B.
durch unbegründete Rechnungen) geschützt.
Schneller ROI in weniger als einem Jahr
Verschiedene Kennzahlen zeigen deutlich das
Einsparungspotenzial durch automatisiertes P2P.
Allein bei der manuellen Bearbeitung von Papier-
Eingangsrechnungen belegen Studien Kosten
von 10 bis 40 Euro, die durch entsprechende
Digitalisierung und Automatisierung um bis zu
90 Prozent gesenkt werden können.
Ein zweiter Faktor ist die Durchlaufzeit vom
Rechnungseingang zur Buchung. Durch die
Automatisierung von Erfassung, Validierung
und Freigabeprozessen lässt sich enorm viel
Bearbeitungszeit ersparen, indem vor allem
die mühsame Suche nach den verknüpften
Dokumenten und deren manuelle Zuordnung
wegfallen. Verkürzte Durchlaufzeiten digitaler
Workflows sichern außerdem die Nutzung von
Skonti und vermeiden Verzugszinsen.
Flexible Umsetzung und optimale
Systemintegration
Die Systeme zur Business-Digitalisierung sind in
den allermeisten Fällen historisch gewachsen.
Umso wichtiger ist DIG die effiziente Integration
vorhandener Software durch eine entsprechend
flexible Architektur. So können z.B. Rechnungseingangsprozesse
für direktes Material auch für
den indirekten Bereich nutzbar gemacht werden.
Außerdem können bestehende Beschränkungen
vorhandener ERP-Systeme ausgeglichen werden,
um eine zukunftsfähige Gesamtlösung zu erstellen.
Und dabei ist es auch noch egal, in welchem
Bereich man mit der Umsetzung beginnt und
in welchem Zeitraum bzw. welcher Abfolge die
P2P-Prozesse digitalisiert werden sollen. ■
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56 DIG-Magazin 2023
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Dieter Dobersberger
Managing Director, CTO
Order Fulfillment
Vom Auftrag zum Running System:
So klappt die Umsetzung!
Bei DIG erfolgt die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten nach klaren Roadmaps.
Gleichzeitig arbeitet man hochflexibel, sodass auch im Realisierungsprozess
nachträgliche Änderungen berücksichtigt werden können. Umsetzungsstärke
beweist man aber auch im laufenden Betrieb, wo ein mehrstufiger Customer
Service für Anwendungssicherheit sorgt.
„Vom Erstkontakt mit dem Unternehmen bis zu
Pilotbetrieb und Produktivsetzung fokussieren
wir auf Agilität“, erklärt Dieter Dobersberger,
der als Managing Director und CTO das Order
Fulfillment bei DIG verantwortet.
„So wird das Konzept der jeweiligen Lösung im
Sinne der genauen Definition der gewünschten
Abläufe und Funktionalitäten in mehreren Workshops
erstellt und in der Umsetzung immer wieder
feinjustiert.“ Denn am Ende zählt das optimale
Ergebnis für den Kunden.
Zentrale Ressourcenplanung für jedes Projekt
„Mit dem Projektstart werden die Kapazitäten
geplant. Je nach konkreten Anforderungen
werden die am besten geeigneten Kolleg*innen
mit den optimalen Skills eingeplant“, schildert
Dobersberger. Grundsätzlich gibt es verschiedene
Arbeitskategorien: die Programmierung neuer
Funktionen, die Konfiguration bestehender
Features und die Erstellung von Schnittstellen.
„Bei Portal- bzw. Belegflussprojekten geht
es dann noch zusätzlich um die Erstellung des
gewünschten Workflows am Portal.“ Auf Basis
dieser Einteilung erhält der Kunde einen Zeitplan.
Flexible Umsetzung einzelner Bausteine
Die Software-Architektur von DIG bringt große
Flexibilität. „Je nach Kundenwunsch können
einzelne Bausteine vorgezogen werden.“
Der Schlüssel dazu ist die technische Unabhängigkeit
der Aufgabenpakete, sodass die Ressourcen
optimal geplant werden können.
„Bei zusammenhängenden Bausteinen takten
wir die Entwicklung so, dass sie parallel fertiggestellt
werden, sodass sie sinnvoll getestet
werden können“, führt Dobersberger aus und
bringt ein Gegenbeispiel: „Funktionalitäten wie
Rechnungseingang und Bestellprozess sind jedoch
voneinander unabhängig, hier sind die Releases
unabhängig voneinander.“
Frühzeitiges Testing zeigt Anpassungsbedarf auf
„Dass sich die künftigen Anwender mit den einzelnen
Features im Testsystem auseinandersetzen,
spielt in der Entwicklung eine wichtige Rolle“,
berichtet Dobersberger. Denn einen Prozess nur
theoretisch zu skizzieren und ihn praktisch zu
erleben, sind zwei Paar Schuhe.
„Da kommt es dann oft zu Änderungswünschen,
neuen Ideen oder man kommt drauf, dass eine
wichtige Angabe fehlt.“ Ein Beispiel? „Wenn
die Kreditorennummer des Lieferanten bislang
immer nachträglich manuell eingegeben wurde,
fehlt sie dem automatisierten System. Dann muss
der Workflow angepasst werden.“
Diese Abläufe koordiniert der DIG Projektleiter
als Ansprechpartner der Kunden: „Wünsche zu
erkennen und entsprechend umzusetzen ist die
zentrale Aufgabe dieser Kolleg*innen.“
Mehrstufige Qualitätssicherung vermeidet Bugs
Die Verwaltung des Bug Reports ist eine weitere
Aufgabe der Projektleitung. „Natürlich tun wir
alles, um Bugs weitestgehend auszuschließen“,
verweist Dobersberger auf die Qualitätssicherung
(kurz: QS) im Entwicklungsprozess.
„In der Programmierung übernimmt eine
spezialisierte Kollegin das Testing. Im Bereich
der Konfiguration haben wir zusätzlich zum Vieraugenprinzip
ein System der Selbstkontrolle mit
Zielvereinbarungen eingeführt. Die Letztinstanz
Inhouse ist der Projektleiter.“
Im Echtbetrieb kann es aber auch im Zusammenspiel
mit anderen Systemen zu Problemen
kommen: „Wenn z.B. das ERP-System nicht die
erforderliche Datenqualität liefert, liegt das
nicht an uns – trotzdem muss das natürlich
gelöst werden.“
Gemeinsamer Weg ans Ziel
„Ganz gleich, ob derartige Fehler bei uns oder
kundenseitig entstanden sind, wir kommunizieren
daraus entstehende Verzögerungen immer
transparent“, betont Dobersberger die partnerschaftliche
Zusammenarbeit mit Kunden. Und
diese setzt sich auch im laufenden Betrieb fort.
„Unser Customer Service nimmt Rückmeldungen
auf und erfasst diese im Ticketsystem. Innerhalb
von 30 Minuten werden sie qualifiziert und
je nach Fehlerklasse behandelt.“ Bei sofortigem
Handlungsbedarf kümmert sich vorrangig der
Firstlevel-Support um die Lösung.
„Je nach Fehler kann auch das Secondlevel
oder im obersten Level die Programmierung eingebunden
werden.“ Dann ergeht aber jedenfalls
eine Dokumentation ans Firstlevel, um künftig
das Problem bereits hier zu lösen.
„So verbessern wir unseren Support permanent,
was auch von unseren Kunden geschätzt wird!“ ■
Kundenzufriedenheits analyse
2023
Über 92% beurteilen das DIG Projektmanagement
mit „Sehr gut“ oder „Gut“
– derselbe Prozentsatz zeigt sich genauso
zufrieden mit den ausgelieferten Lösungen.
Die beiden Noten werden auch von über
95% für die Servicequalität des DIG Helpdesks
vergeben.
Übrigens, 93% finden unseren Newsletter
gut bis sehr gut – melden auch Sie sich
an! Per Mail an: office@dig.at
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58 DIG-Magazin 2023
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Hannes Hemetsberger
Head of Division Order
Fulfillment
Welcome on Board:
Was eProcurement
zum Fliegen bringt
Das Um und Auf jeder eProcurement-Plattform sind die Lieferanten. Damit
deren Leistungen verfügbar werden, braucht es Kataloge. Doch diese können
auf unterschiedliche Weise verfügbar gemacht werden, je nachdem, was das
längerfristige, strategische Ziel ist.
“Technische Lösungen gibt es einige“, leitet DI
(FH) Hannes Hemetsberger, MSc ein. Als Head
of Division Order Fulfillment bei DIG hat er die
Übersicht, was derzeit zum Einsatz kommt.
„Die Art des geforderten Katalogs hängt hauptsächlich
davon ab, was zwischen den Kunden und
deren Lieferanten vereinbart wird.“
Infrage kommen grundsätzlich OCI-Anbindungen
und physisch im eProcurement-System
vorhandene Content-Kataloge. Bei ersteren wird
im Shopsystem des Lieferanten auf die Katalogdaten
zugegriffen. „Zum Einsatz kommt dabei eine
standardisierte Schnittstelle, die ursprünglich
von SAP entwickelt wurde, um Bestellungen
von Produkten aus externen Webkatalogen über
das open catalog interface in die ERP-Einkaufsprozesse
zu integrieren. Dabei wird der User in
den Shop weitergeleitet, diesen Vorgang nennt
man Punchout.“
Im Shop wird dann der Warenkorb zusammengestellt,
der dann ins eigene eProcurement-System
importiert wird, um den Bestellvorgang dort
abzuwickeln.
Weiterentwickelter Suchkomfort: OCI 4.0
„Der große Nachteil der geschilderten Lösung
ist der Aufwand beim Vergleich zwischen unterschiedlichen
Lieferanten“, erklärt Hemetsberger.
Der Grund: Es muss ja in zwei Shops separat
eingestiegen werden. „Das ist einigermaßen
umständlich. Erleichtert wird das mit der Background-Search,
die ab OCI 4.0 unterstützt wird.“
Dieser Standard erlaubt es, externe Webshops im
Hintergrund der Anwendung zu durchsuchen und
die Ergebnisse direkt im eignen eProcurement
anzeigen zu lassen, wodurch der Absprung in
den jeweiligen Webshop entfällt – zumindest,
wenn die einzelnen Shops den geforderten OCI-
Standard unterstützen. „Jetzt kann man direkt
vergleichen und die ausgewählten Waren im
Warenkorb ablegen. Das ist zumindest in der
Theorie ähnlich komfortabel wie beim Einsatz
von Content-Katalogen.“
„Allerdings nur fast“, wendet Sonja Elias, Supplier
Relation Managerin bei DIG, ein. „Gerade
bei der Background-Search kommt es immer
wieder zu Störungen wie z.B. längeres Warten
auf Suchergebnisse. Das liegt daran, dass zwei
Systeme via Internet miteinander kommunizieren,
was die Performance grundsätzlich beeinträchtigt.“
Auch von lieferantenseitigen Umstellungen
und Updates, die zu Fehlfunktionen führen, weiß
sie zu berichten. „Das passiert bei physisch im
System abgelegten Katalogen nicht.“
Komfortabler Betrieb mit Content-Katalogen
Die zuverlässigere Alternative zu OCI sind physisch
in die Plattform übertragene Content-Kataloge,
weil diese unabhängig von externen Systemen
mit hoher Performance verfügbar sind.
Hemetsberger erklärt: „So können alle Artikeldaten
direkt für das eProcurement genutzt werden.
Dabei werden die Daten aus dem ERP-System in
das standardisierte Katalogdatenaustausch-Format
BMEcat exportiert oder in eine Excel-ähnliche
Vorlage, das DIG Excel Template, eingetragen.“
Über das kostenlose DIG.catman Tool, mit dem die
Kataloge auch sehr einfach aktualisiert werden
können, führen dann beide Wege in die Plattform.
„Wie oft das passiert, ist sehr unterschiedlich:
Manche aktualisieren das ständig, weil es z.B.
um Rohstoffpreise geht oder die Lagerstände
berücksichtigt werden müssen“, erzählt Elias.
„Andere haben auf Jahressicht fixierte Preise –
das sind dann oft schon alte Bekannte, die gerne
in der letzten Dezemberwoche oder Anfang Januar
anrufen.“ Allerdings nicht (nur), um die Festtagswünsche
loszuwerden: „Nachvollziehbarerweise
tauchen bei so seltener Nutzung des Tools Fragen
auf, für die ich gerne da bin!“
DIG.catman
Das Tool vereinfacht Upload und Aktualisierung
von Content-Katalogen. Die
Daten werden zuerst lokal geprüft und die
Validität analysiert. Fehler können somit
bequem am eigenen Rechner korrigiert
werden. Anschließend werden die Kataloge
über eine sichere Verbindung zum
eProcurement-System übertragen.
Folgende optionale Felder sind im
DIG.catman möglich:
Mindermengenzuschlag
Rohstoffzuschläge
Varianten
Stücklisten
SAP-Materialnummer
Intrastatdaten
Lagerstände
Dynamischer Preisabgleich
im Katalog
Besonders in der Industrie hängen Produktpreise
oft von schwankenden Rohstoffkosten
ab. Die tagesaktuelle Verfügbarkeit
im eProcurement-System ermöglicht DIG
sowohl bei einer OCI-Anbindung als auch
beim Einsatz von Content-Katalogen.
Im ersten Fall werden die Preise nach
Aktualisierung durch den Lieferanten
aus dessen Webshop abgerufen und
automatisiert eingepflegt (z.B. nach einem
definierten Kostenschlüssel).
Die Zu- und Abschläge können aber auch
dynamisch in den physischen Content-
Katalog einfließen: Dabei können etwa
Rohstoffkosten in definierten Zeiträumen
automatisiert von einem externen Server
übernommen und entsprechend für die
Preiskalkulation verarbeitet werden – ganz
ohne manuellen Aufwand.
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60 DIG-Magazin 2023
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Strategieentscheidung Katalog
Ob eine OCI-Lösung oder physisch gespeicherter
Content-Kataloge zum Einsatz kommen, ist auch
eine Frage der strategischen Machtverteilung.
Hemetsberger verdeutlicht das am Freigabe-
Prozess: „Nach dem Upload des neuen Katalogs
via DIG.catman gleicht unser System die Daten ab.
Dabei werden geänderte Preise oder neue Artikel
als übersichtlicher Deltareport im Excel-Format
an den Lieferanten übermittelt, sodass dieser die
Entwicklung kontrollieren kann. Danach geht der
Deltareport an den Kunden zur Freigabe.“ So entscheidet
letztlich der Einkauf, ob die Änderungen
im System aktiviert werden.
Derartige Kontrollmöglichkeiten bietet OCI
nicht, wenngleich auch hier viel Feintuning
möglich ist: individuelle Sortimentsanzeigen in
Form definierter Warengruppen und verhandelte
Preise zum Beispiel.
Ab der Version OCI 5.0 kommt auch die Massendatenfunktion
Validate zum Einsatz, die im
Bestellvorgang Preis und Verfügbarkeit der im
Warenkorb abgelegten Produkte auf zwischenzeitliche
Änderungen überprüft.
„OCI kann da sehr komplex werden – gerade
in diesem Zusammenhang punktet DIG mit viel
Knowhow, um die beste Lösung zu finden.“
Tail-Spend über Marktplätze optimieren
Eine Möglichkeit, das verfügbare Warenangebot
im eProcurement mit einem Schlag zu vervielfachen,
ist die Anbindung externer Webshops
mittels OCI oder API (Application Programming
Interface) – beide Varianten unterscheiden sich
u.a. in Details im Einkaufsprozess.
Kommt dabei ein Single-Creditor wie das
b2b-Network Unite von Mercateo zum Einsatz,
verursacht die Vielfalt des Angebots keinen
Mehraufwand in der Buchhaltung: Denn es wird
unabhängig von der Zahl der Lieferanten nur
eine einzige Rechnung gestellt.
Neben Unite (API) und Mercateo (OCI) verfügt
DIG derzeit auch über Anbindungen an die
Marktplätze PSG (OCI) und Amazon Business
(OCI). ■
Wie der STEAG Konzern mit
dem vollintegrierten Unite
Marketplace arbeitet, erfahren
Sie auf Seite 40.
Logical » Digitalisierungserfolge «
Vier Verantwortliche setzen in ihren Unternehmen jeweils ein Digitalisierungsprojekt
um – und erzielen damit tolle Erfolge! Wer konnte mit seinem Projekt
in welchem Jahr wie viele User verzeichnen?
OCI mit Content Katalog: alle
Vor- und Nachteile
Der größte Unterschied besteht in der Preis- und
Sortimentshoheit, die durch den Freigabe-
Prozess beim Content-Katalog jedenfalls beim
Kunden liegt. So kann auch das Angebot nach
Belieben eingeschränkt werden (nur bestimmte
Schutzmasken o.ä.).
Derartige Möglichkeiten sind bei OCI aber
immer von der vom Lieferantensystem verwendeten
Version abhängig.
Mit den nachstehenden Hinweisen lassen sich
alle Antworten logisch herleiten, wenn man alle
Fakten miteinander in Beziehung setzt.
Dazu wird einfach ein Plus eingesetzt, wo die
Beziehung stimmt und ein Minus, wo dies sicher
nicht der Fall ist – wir haben als Vorlage den ersten
Hinweis für Sie eingetragen. Aufmerksamen
Leser*innen wird der Extra-Hinweis in einem
unserer Berichte nicht entgangen sein ...
Viel Spaß!
Hinweise:
1.) Das Belegfluss-Projekt wurde im Jahr 2020
umgesetzt. Guided Buying wurde von Fr. Zahl
eingeführt.
2.) 25 User verzeichnete das Projekt, das 2018
realisiert wurde. Der/die P2P-Verantwortliche
hat mehr User als 15.
3.) Frau Mayer freut sich über 30 User.
4.) Hr. Hren setzte sein Projekt 2021 um.
5.) Das Belegfluss-Projekt hat um 5 User mehr
als das von Hrn. Hren – aber weniger User
als das Projekt aus 2019.
Eigenschaft Content-Katalog OCI-Katalog
Datenhoheit (Artikel, Preis, Beschreibung) Kunde Lieferant
Bevorzugte und /oder Blacklist-Artikel
Durchsuchbarkeit/Vergleichbarkeit über das eProcurement
nur wenn Lieferant OCI
Backgroundsearch
unterstützt
Standard des
Lieferanten
Guided Buying
Hr.
Fritz
Fr.
Mayer
Fr.
Zahl
Hr.
Hren
2021 2020 2019 2018
Belegfluss
eProcurement
P2P
15
User
20
User
25
User
30
User
Artikelkonfiguration
nur mit Aufwand
möglich
Kunde kontrolliert Preisänderungen per Freigabe
Aktualität der Daten (Preise, Beschreibungen usw.) nach Upload immer tagesaktuell
15 User
20 User
25 User
30 User
2021
2020
2019
2018
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62 DIG-Magazin 2023
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