26.06.2023 Aufrufe

Gestaltungsfaktor Digitalisierung - so stemmt der Einkauf die Zukunft!

eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.

eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.

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Einblick in die aktuelle Situation und relativiert:

„All das ist jedoch eProcurement 1.0, also die

Grundlage, um bei den wirklich spannenden

Entwicklungen der nahen Zukunft dabei zu sein!“

Ronald Bogaschewsky

Universität Würzburg

Quo vadis, Digitalisierung?

Krisen, Pandemie, wachsende Anforderungen an das Compliance-Management

und Notwendigkeiten in der Lieferantenevaluierung – der Einkauf steht neuen

Herausforderungen gegenüber und gewinnt gleichzeitig an Bedeutung für

den Unternehmenserfolg. E-Procurement bildet dabei nur die Basis für eine

spannende Neudefinition der eigenen Funktion!

Prof. Dr. rer. pol. Ronald Bogaschewsky, Lehrstuhlinhaber

für BWL und Industriebetriebslehre

an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg,

erforscht die Trends der digitalen Beschaffung und

beobachtet die Entwicklung in den Unternehmen.

„Dabei ist durchaus ein Fortschritt zu verzeichnen“,

berichtet er von jüngeren Befragungen. „Frappant

ist aber der Unterschied, der sich abzeichnet:

Besonders im Mittelstand gibt es einerseits

viele, die gerade erst am Anfang stehen.

Andere hingegen haben den Schritt zum

strategischen Einkauf bereits vollzogen, für die

ist die klassische, katalogbasierte Beschaffung

oder auch Purchase-to-Pay ein alter Hut!“

Aktuelle Trends im eProcurement

„Je strategischer der Einkauf arbeitet, desto mehr

sind zum Beispiel digitale Ausschreibungssysteme

gefragt. Aber auch für das Category Management

gewinnen Tools, mit denen sich immer mehr

Daten besser nutzen lassen, an Bedeutung.“

Daneben tun sich Beschaffungsprozesse

hervor, die nicht über Standards laufen, etwa

die Buchung von Dienstreisen oder der Ankauf

von Dienstwägen.

„Aber auch kollaborative Systeme, die zum

Beispiel durch den Austausch von Konstruktionszeichnungen

gemeinsame Entwicklungen

mit Lieferanten ermöglichen, werden immer

öfter genutzt“, gewährt Dr. Bogaschewsky einen

Lieferanten in allen Details kennen

Enorme Bedeutung sieht Dr. Bogaschewsky in den

Entwicklungen der Beschaffungsmarktforschung:

„Hier werden ganz neue Aufgabengebiete adressiert,

etwa die Suche, Evaluierung und Bewertung

von Lieferanten.“

Besonders beim Thema der Versorgungssicherheit

und des Risikomanagements spiele das

eine zentrale Rolle: „Es geht zum Beispiel darum,

proaktiv die Regionen, in denen produziert wird,

zu beobachten und einzuschätzen:

Wird dort oft gestreikt? Entstehen Unruhen?

Oder kommt es zu Flüchtlingsbewegungen? All

das hat Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit!“

Dabei kommt auch die Versorgungssicherheit

von Zukunftsrohstoffen ins Spiel: „Hier ist der

Einkauf gefordert, sich mit den Ingenieuren der

Produktentwicklung auszutauschen und so den

Unternehmenserfolg maßgeblich zu sichern.“

Ebenso gewinnen Informationen unter Aspekten

des Compliance Managements zunehmend

an Bedeutung, betont der Professor: „Ein Beispiel

ist das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, ein

anderes die Besteuerung von CO 2

für Importe

in die EU – der übersichtliche Zugang zu den

notwendigen Daten ist für den Einkauf essenziell!“

Informationsaufbereitung immer wichtiger

Ob Carbon Footprint oder Compliance, zu allen

Fragen entwickeln Start-ups effiziente Lösungen:

„Die Szene blüht, es gibt unzählige interessante

Anbieter“, erklärt Dr. Bogaschewsky. „Die Plattformen

sorgen für die benötigten Informationen

und liefern die Daten so verdichtet, dass der

Einkauf eine fundierte Entscheidung treffen kann.

Das sind doch spannende Aussichten!“

Anstatt über Technologien zu reden, sollte man

lieber überlegen, welche Informationen nützlich

sind. „Wer braucht eigene Data Scientists, wenn

Plattformen mit künstlicher Intelligenz genau

das liefern, was mich interessiert?“

Aktuell entsteht eine bunte Landschaft an spezialisierten

Dienstleistern.

„Alleine in Deutschland gibt es zwei- bis dreihundert

Start-ups in Bereichen wie Lieferanten-

Scouting oder Risikomanagement. Das ist ein

echter Gamechanger für richtigen strategischen

Einkauf – er muss nur genutzt werden!“

Automatisierte Verhandlungslösungen als

weiteres Sprungbrett

Ein anderes Beispiel für die aktuelle Entwicklung

betrifft die Kernkompetenz des Einkaufs:

„Dementsprechend geteilt sind die Meinungen.

Viele reagieren zurückhaltend auf maschinelle

Beschaffungsagenten, andere erkennen durchaus

Potenzial.“ Und dieses liegt in der simplen

Tatsache, dass bei 10.000 Produkten niemals

alles verhandelt werden kann. „KI-basierte Tools

können da eine wertvolle Hilfe sein!

Es gibt Plattformen, bei denen man das gesamte

Bedarfsportfolio einsteuern kann – der

intelligente Agent schlägt dann jeweils die

passende Verhandlungsart vor.“

Eine Konkurrenz zum menschlichen Einkäufer

sieht Dr. Bogaschewsky nicht: „Alle diese Entwicklungen

werten dessen Position entscheidend auf!

Es geht auch nicht darum, sich in den konkreten

Technologien auszukennen, viel wichtiger ist es,

deren Nutzen zu sehen.“

10 DIG-Magazin 2023

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