26.06.2023 Aufrufe

Gestaltungsfaktor Digitalisierung - so stemmt der Einkauf die Zukunft!

eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.

eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.

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Harald Allerstorfer

Managing Director, CCO

Customer Relations

sind vorhanden und können über Schnittstellen

ins eProcurement integriert werden“, betont Allerstorfer.

Lösungen von Anbietern wie Curecomp,

Prewave, Integrity Next oder Riskmethods böten

eine hinreichende Auswahl.

Für Theißen ist das aber nur ein Teilaspekt:

„Die Notwendigkeit zur Veränderung ergibt sich

nicht aus LkSG und Co, sondern aus dem großen

Ganzen! Das disruptive, globale Umfeld bedingt,

dass wir uns im Einkauf auf Wertbeiträge abseits

der üblichen Kostensenkung konzentrieren

müssen!“

Gemeint seien damit ideelle Werte wie der

Schutz von Menschen und Umwelt. „All das sind

selbstverständliche Kundenerwartungen – b2b

wie b2c.“

Notwendige Neupositionierung des Einkaufs

Unternehmen wie Volkswagen und DMG Mori

kündigen bereits an, bald nur noch mit entsprechend

ethisch positionierten Geschäftspartnern

zu arbeiten. Daher ist es notwendig, im Einkauf als

Gestalter integrer Lieferketten und mehrstufiger

Liefernetzwerke Verantwortung zu übernehmen.

„Der Einkauf hat die fundamentale Aufgabe,

das eigene Unternehmen im Spiel zu halten!“,

betont Theißen.

Spezifische Problemstellungen im Mittelstand

Trotz vieler Leuchtturmprojekte sieht Theißen

KMUs für die gegenwärtigen Herausforderungen

oftmals noch unzureichend gerüstet: „Vielfach

fehlt die Bereitschaft in den Einkauf zu investieren

und diesen zu entlasten.“

Diese Erfahrung teilt auch Harald Allerstorfer:

„Trotz überzeugender Amortisationszeiten wird

eProcurement oft auf Eis gelegt. Weil der Einkäufer

sowieso da sei, IT- oder Projekt-Ressourcen fehlen

oder man das vorhandene SAP als ausreichend

ansieht.“

Dabei wird übersehen, dass gerade ERP-Systeme

bei Katalogen an ihre Grenzen stoßen. „Ein beliebtes

Argument sind auch spezifische, komplexe

Kontierungs- und Genehmigungsprozesse, die

wir in der Regel jedoch abbilden können. Wobei

der Digitalisierungsschritt die Gelegenheit bietet,

die eigenen Prozesse zu hinterfragen und zu

optimieren.“

Gerade in familiengeführten Unternehmen

seien Maßnahmen jedoch häufig von der persönlichen

Meinung des Inhabers abhängig, wirft

Theißen ein: „Als Fan des Mittelstandes schmerzt

mich das sehr, wenn wichtige Handlungsfelder

wie Warengruppen-, Lieferanten-, Risiko- und

Nachhaltigkeitsmanagement unbeackert bleiben!“

Seither kämpft er für mehr Transparenz im

Mittelstand. „Viele Unternehmen wissen nicht,

wo und wie genau sie hunderte Mio. Euro im

Jahr ausgeben. Genau das zeigt unsere Software

sehr detailliert.“

Damit einhergeht das Einsparungspotenzial

von Automatisierung, Konsolidierung usw. „Gerade

bei der Maverick-Buying-Quote sind die meisten

überrascht, dass die tatsächlichen Zahlen ihre

schlimmsten Befürchtungen noch übertreffen.“

Trotz des aufgezeigten enormen Potenzials verblüfft

der Einkauf immer wieder mit Untätigkeit.

„Anders als der Sales steht der Einkauf nicht

unter Zugzwang. Dabei hat er absolutes C-Level-

Potenzial, wenn er diese Dinge umsetzt – und das

so gut wie risikofrei.“

Eigene Interessen durchsetzen und die neue

Rolle annehmen

„Der Einkauf, der Unternehmensinteressen bei

Lieferanten mit Vehemenz vertritt, muss intern

dasselbe für sich selbst tun!“ so Theißen.

Die aktuelle wirtschaftliche Situation stärke

dabei den Rücken. „In den letzten Jahren waren es

nicht selten die Einkäufer, die das Unternehmensergebnis

gerettet haben – dieses Momentum gilt

es jetzt zu nutzen!“

Daher müsse sich der Einkauf als Manager und

Betreiber der Lösung sehen, ergänzt Allerstorfer:

„Er definiert die Plattform, die richtigen Lieferanten,

Kataloge, Preise und natürlich die Prozesse.

Die Nutzer sind die Anforderer, während

der Einkauf sich um die Weiterentwicklung

hinsichtlich weiterer Länder, Produktsegmente

oder anderer Prozesse kümmert.“

Hier hakt Theißen ein: „Wenn der Einkauf ein

System einführt, das allen hilft, verbessert das

sein Standing im Unternehmen. Für den nächsten

Schritt in seine neue Rolle als Innovationstreiber

und Generator essenzieller Wettbewerbsvorteile.“

Samir Kharkan

Co-Founder SCALUE

Gefragt seien dazu völlig neue Kompetenzen

z.B. in den Bereichen Data Science, Enterprise

Social Governance, Risikomanagement oder

auch Social Procurement. Dementsprechend

gehöre der Umgang mit Plattformen wie LinkedIn

zu den Grundlagen der neuen Generation von

Einkäufer*innen. "Das Ausbildungsangebot hinkt

da noch hinterher“, stellt Theißen fest.

Zwar böten Verbände wie BME oder BMÖ Kurse,

es fehle aber an strukturiertem Kompetenzaufbau.

„Prof. Dr. Florian Kleemann von der Hochschule

München ist da mit seinem Masterstudiengang

Digital Sustainable Procurement and Supply

Management ein Vorreiter.“

Auch das Fehlen einer klaren Einkaufsstrategie

erlebt er regelmäßig: „Hier kann der Einkauf

überzeugende Zahlen nutzen, die die Ist-Situation

vor Augen führen und ihn in der Argumentation

der Geschäftsführung gegenüber unterstützen.“

Spend-Analysen zeigen Potenzial auf

Genau darauf hat sich der studierte Supply-Chain-

Manager Samir Kharkan spezialisiert: „Nach

erfolgreichen SCM-Projekten bei Metro AG und

Erfahrungen in der Einkaufsberatung sowie beim

Softwareunternehmen Orpheus GmbH habe ich

das Potenzial von Daten im Mittelstand erkannt

und vor rund vier Jahren mit Thomas Teichmann

SCALUE gegründet.“

Dabei unterstützt targetP! mit Coaching, der

Erstellung von Business Cases und argumentativen

Backups. „In der Folge geht es darum, dass der

Einkauf definiert, welche Software er braucht

und dabei federführend bleibt.

Denn wenn die Kollegen aus der IT übernehmen,

ist das Risiko hoch, dass die Lösung

die Anforderungen nicht erfüllt.“

Eine Erfahrung, die auch Allerstorfer teilt: „IT-

Abteilungen wehren sich gegen Best-of-Breed-

Ansätze. Und so kommt zum bestehenden SAP

eben Ariba, ganz ungeachtet, ob das die optimale

Lösung darstellt.“

Fotos

Imagefoto: Adobe Stock

Porträts: SCALUE, targetP!

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