Gestaltungsfaktor Digitalisierung - so stemmt der Einkauf die Zukunft!
eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.
eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Uns wurde schnell klar, dass wir angesichts unserer
unterschiedlichen Warenwirtschaftssysteme
jemanden mit ausgeprägter Schnittstellenkompetenz
benötigen!“ Auf der Suche stieß man recht
bald auf die damals noch junge DIG aus Linz, die
als kleines und wendiges Unternehmen überzeugte:
„Die detaillierten Anpassungsmöglichkeiten
und die unkomplizierte Erfüllung diverser Extras
stand in wohltuendem Gegensatz zu doch recht
starren Lösungen großer, namhafter Anbieter, die
dazu geführt hätten, dass einige Schnittstellen
nicht nutzbar gewesen wären.“
So kam es dann zum Kickoff am Standort Steyr.
„Damals noch mit meinem Kollegen Hannes
Walter, der hier federführend den Einkauf bei
der Umsetzung unterstützte. Der erste Katalog
wurde bereits 2008 verfügbar gemacht.
Sabine Behrens
Senior Manager Purchasing
Treibt eProcurement immer weiter
voran: Sabine Behrens
Der Autozulieferer Magna zählt zu den ältesten Kunden der DIG im Bereich
eProcurement. Das sich durch Zukäufe dynamisch entwickelnde Unternehmen
weist eine extrem heterogene Landschaft an ERP-Systemen auf – ein wichtiger
Grund für die Entscheidung für DIG. Heute treibt Sabine Behrens, Senior
Manager Purchasing, die Digitalisierung des Einkaufs voran.
„Magna zeichnet eine stark diversifizierte Produktpalette
und ebensolche Werke aus – das liegt
nicht zuletzt an unserem hohen anorganischen
Wachstum durch Zukäufe“, erklärt Sabine Behrens.
Auf diese Weise kommen dann immer weitere
ERP-Systeme in den Konzern: „Wir haben so
ziemlich alles im Einsatz, was es in Europa an
Warenwirtschaftssystemen gibt! Unterschiedlichste
SAP Releases, Oracle und viele andere
bis hin zu Eigenprogrammierungen – you name
it, we got it!“
Diese Ausgangssituation stellte den indirekten
Einkauf jedoch vor die Problematik, dass die
Spendings nur schwer auf Knopfdruck zentral
zu analysieren waren.
„Früher sahen wir uns genötigt, diese Daten bei
jedem Werk in der Einkaufsabteilung abzufragen
– ein gewaltiger Aufwand für alle Beteiligten,
weshalb die Anzahl solcher Abfragen auf nötigste
limitiert wurde.“
Paradigmenwechsel in Steyr
2008 erkannte der Einkauf die Notwendigkeit eines
einheitlichen Beschaffungstools für C-Artikel. „Wir
starteten im deutschsprachigen Raum, genauer
bei Magna in Steyr – weil es das Flaggschiff der
Region ist und weil wir dort anfangen wollten,
wo wir die Details am besten kennen.“
So begann man damit, den Anbietermarkt
zu analysieren.
Bewährte Einführungsstrategie
Heute kümmert sich Sabine Behrens um die Einführung
des eProcurement an den verschiedenen
Standorten. „Es fällt auf, dass Beschaffungssystemen
immer aktiver nachgefragt werden, wir
rennen also gar nicht so selten offene Türen ein!“
Aktuell nutzen konzernweit in der EU 4.400
Anwender die Plattform. Jährlich fallen über
41.000 Beschaffungsprozesse im Wert von mehr
als 12 Mio. Euro an – wobei dies Zahlen aus etwas
schaumgebremsten Pandemiezeiten sind.
Beim permanenten Roll-out hat sich eine
Strategie zur Einführung etabliert: „Den Anfang
macht eigentlich immer das Büromaterial. Es ist
am wenigsten sensibel und erfordert anders als
Werkzeug oder Schutzausrüstung keine weiteren
Tests. Außerdem braucht es jeder!“
Nach der erfolgreichen Implementierung
des Office-Angebots wird dann schrittweise um
weitere C-Sortimente erweitert. Grundsätzlich
verfolgt Magna eine konsequente Mehrlieferantenstrategie:
„Der Wert alternativer Partner hat
sich gerade in Pandemiezeiten bestätigt. Aber
auch sonst ist der Preisvergleich bei uns gelebte
Kultur – privat tut man das ja auch und die DIG
Plattform macht Vergleiche denkbar einfach.“
Dies nicht zuletzt dank der selbsterklärenden
Funktionsweise, wodurch so gut wie keine Rückfragen
aufkommen.
Internationaler Roll-out nach eigenen Regeln
Bei der Einführung von eProcurement in verschiedenen
Ländern hat Frau Behrens wertvolle
Erfahrung gesammelt:
„Lokale Lieferanten sind uns aus mehreren
Gründen wichtig. Einmal haben die Einkäufer
vor Ort dann einen Counterpart im eigenen
Land. Und dann spielt ja auch die Sprache, in der
Informationen verfügbar sind, eine Rolle!“ Denn
vor allem in spezifischen Bereichen sind Kataloge
in der jeweiligen Sprache ausschlaggebend für
die User-Akzeptanz:
„Englisch ist ja schön und gut, aber wenn
Produktionsmitarbeiter*innen Werkzeug bestellen,
sollen sie das auch ohne Wörterbuch
tun können! Mit lokalen Anbietern gibt es in der
Regel keine Sprachbarrieren.“ Dieser Ansatz führt
bei Magna jedoch zu kontroversen Diskussionen.
„Es gibt auch Meinungen, die einen globalen
Katalog bevorzugen; ich selbst bin aber vom
Nutzen lokaler Anbieter überzeugt. Denn nur
wenn ein Tool einfach nutzbar ist, wird es auch
angenommen.“
Weiterentwicklungen im eProcurement
Für Sabine Behrens steht neben der laufenden
Anbindung von Standorten auch die funktionelle
Erweiterung hin zu einem Single Point of
Purchase im Fokus: „Da kommen auch Impulse
28 DIG-Magazin 2023
29