Gestaltungsfaktor Digitalisierung - so stemmt der Einkauf die Zukunft!
eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.
eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.
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„Vor allem die damit verbundene negative Publicity
kann im Fall des Falles katastrophal sein, denn
die mediale Aufmerksamkeit ist groß.“
Betroffen ist somit besonders der klassische
und gehobene Mittelstand, der Konzerne beliefert
und sich dabei internationaler Lieferketten bedient.
„Ein Beispiel sind Elektrokomponenten,
die in Anlagen von Großunternehmen landen.
Denn hier werden oft Vorprodukte aus vielen
Ländern dieser Welt bezogen“, vermittelt Naderer
einen Eindruck, wie weit die Auswirkungen des
LkSG reichen.
Treibende Kraft ist dabei die Internationalisierung
der letzten Jahrzehnte, durch die einzelne
Produktionsverfahren heute nur mehr in entfernten
Regionen dieser Welt vorzufinden sind.
Somit stehen Bedarfsträgern kaum noch regionale
Bezugsquellen zur Verfügung.
Automatisierung verbessert Prozessqualität
Ein anderes Anwendungsbeispiel sieht Naderer
in der EU-Verpackungsrichtlinie, mit der die Recyclingquote
verbessert werden soll. „Dabei geht
es um entsprechende Konformitätserklärungen
und Etikettierungen, die im Prinzip dieselbe
Thematik auslösen.“
Auch für diese Herausforderung ist man bestens
gerüstet: „Mit cleverSRM können beliebige
Businessprozesse nach eigenen Vorgaben gesteuert
und automatisiert werden, um Mitarbeiter
vor immer neuen, zeitraubenden, manuellen
Tätigkeiten im Zusammenhang mit derartigen
Regulierungen zu schützen und die Prozessqualität
als Ganzes zu heben.“ ■
Asina Leist
Geschäft sführerin
Lukas Naderer
Vertriebsverantwortlicher
Bürokratiemonster,
die Ressourcen fressen
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zum Schutz der
Menschenrechte stellt Supply Chain Management und Einkauf vor ungeahnte
Herausforderungen. Aber auch die EU-Verpackungsrichtlinie 2021 bringt bürokratischen
Aufwand für Unternehmen mit sich. Asina Leist, Geschäftsführerin
der Linzer curecomp Software Services GmbH, kennt die praktischen Probleme,
die sich daraus ergeben – und eine Lösung dafür.
„Die Tücken des LkSG liegen im Detail“, weist Asina
Leist auf den Geltungsbereich dieses deutschen
Gesetzes, das auf einer EU-Richtlinie fußt, hin.
Denn die seit 1. Jänner 2023 in Kraft getretene
Regelung verpflichtet deutsche Unternehmen,
in ihren Lieferketten menschenrechtswidrige
Produktionsverfahren und Arbeitsbedingungen
zurückzuverfolgen und Missstände zu beseitigen.
Zunächst gilt das ab einer Größe von 3.000 Mitarbeitern.
Es gibt jedoch ein großes Aber ergänzt
Lukas Naderer, der bei curecomp den Vertrieb
verantwortet: „Diese Grenze wird mit 2024 auf
1.000 Mitarbeiter gesenkt. Aber auch schon
davor trifft es über die Lieferanten faktisch die
allermeisten Unternehmen!“
Seit Februar 2022 gibt es auch einen Entwurf
für eine EU-Richtlinie zu diesem Thema. Dieser
sieht sogar noch niedrigere Schwellwerte und
weitergehende Verpflichtungen für die Unternehmen
vor. "Es wird also in den kommenden
Jahren einiges auf die Unternehmen zukommen“,
prognostiziert Naderer.
Im Endeffekt durchgängige Prüfpflicht
in der gesamten Lieferkette
Schon das deutsche Gesetz verpflichtet, die Herkunft
jeder kleinsten Schraube zu dokumentieren.
Allein in Deutschland sind ab 2024 insgesamt
4.800 Unternehmen betroffen – und die Bürokratielawine
wird noch gewaltiger, denn: „Wenn
ein Konzern wie Siemens seine Lieferketten
gesetzesgemäß überprüft, bedeutet das im ersten
Schritt, dass über 90.000 Lieferanten aufgefordert
werden, eine neue, ergänzte Code-of-Conduct-Erklärung
zu unterzeichnen.
In der Folge bedeutet das eine Verpflichtung jedes
einzelnen Lieferanten zu ebenfalls sauberen
Lieferketten!“ Dieser Domino-Effekt stellt somit
alle vor entsprechende Probleme, denn mit der
Unterschrift stehen sie in der Haftung, auch
wenn es aktuell noch keine Strafbestimmungen
im Gesetz gibt und zum Beispiel in Deutschland
2021 die haftungsrechtlichen Voraussetzungen
für Verstöße im Ausland enger gezogen wurden.
Aufwändige Administration der Unterlagen
Wie das zuvor skizzierte Szenario vermuten lässt,
stellt eine angemessene und risikoadäquate
Prüfung der Lieferanten ein gewaltiges Unterfangen
dar. „Es ist ein frommer Wunsch, dass
diese Code-of-Conduct-Erklärungen vorbildlich
unterschrieben retourniert werden. Mit diesem
Projekt kann man oft mehr als eine Arbeitsstelle
auslasten!“, berichtet Naderer von den Herausforderungen
in der Praxis.
Als Anbieter von Lösungen für das Strategische
Lieferantenmanagement nutzt curecomp sein
cleverSRM zur Vereinfachung: „Mit unserer
Workflow Engine verlagern wir den Großteil
der administrativen Arbeit in die Maschine.
Das entlastet die menschliche Arbeitskraft, die
sich im Sinne von Management by Exceptions
schwerpunktmäßig um Ausnahmen kümmert.“
So wird der Prozess weitestgehend automatisiert,
indem die Fragebögen maschinell verschickt,
die Antworten geprüft und die Dokumente am
Ende des Prozesses sauber beschlagwortet ablegt
werden. „Nach individuell definierten Fristen
werden auch mehrstufige Reminder versendet.
Erst wenn das nicht zum Ziel führt, delegiert
die Workflow-Engine den konkreten Fall an den
Menschen.“
Was seit Jahren bei namhaften mittelständischen
Unternehmen wie Rosenbauer, Fronius, Flottweg
& Co für effizientes Stammdatenmanagement
verwendet wird, wird so nun auch zur Zähmung
des Bürokratiemonsters LkSG eingesetzt.
Über curecomp:
Der Linzer Experte für Beschaffung versteht
sich als komplementärer Partner von DIG,
deren Leistungen man seit 2018 vor allem
im Bereich EDI und Katalogsysteme für
C-Material nutzt.
Im technologischen Miteinander entstehen
bestens abgestimmte Dienstleistungspakete,
die sich dem Kunden wie aus einer
Hand präsentieren. Seit Februar 2021
ist curecomp Teil des ERP-Spezialisten
proALPHA Gruppe.
Fotos
Imagefoto: Adobe Stock
Porträts: curecomp
38 DIG-Magazin 2023
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