26.06.2023 Aufrufe

Gestaltungsfaktor Digitalisierung - so stemmt der Einkauf die Zukunft!

eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.

eProcurement bzw. digitale Beschaffung und automatisierter Belegfluss bilden das Rückgrat, mit dem der Einkauf erfolgreich die Herausforderungen von Lieferkettenschwierigkeiten und ESG bewältigt. Das Magazin bietet neben den neuesten Trends und interessanten Case Studies erfolgreiche Beispiele der Einkaufsdigitalisierung in unterschiedlichen Branchen.

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Tanja Kelz

Rechnungswesen, Controlling

Gleichzeitig können damit Projektergebnisse

analysiert werden. „Wir wollen z.B. wissen, wenn

einzelne Einkaufspositionen konkret einen

positiven oder auch negativen Abschluss verursachen!“

Natürlich könnte man dabei von den

Bestellungen ausgehen, aber: „Diese erfolgen oft

telefonisch – da müsste jemand alle Positionen

manuell nachtragen. Die Rechnungsauswertung

ermöglicht hingegen eine Automatisierung.“

Die Entwicklung dazu dauerte vier Jahre. Einen

großen Anteil hatte daran die Pilotphase, in

der zahlreiche Anpassungen umgesetzt wurden.

„Dafür lief der Echtbetrieb von Anfang an

zufriedenstellend.“

Marktweit einzigartiges System

Die Zielsetzung schien relativ banal. „Durch die

artikelweise Verbuchung pro Baustelle wird im

ERP-System Bau SU, das Kalkulation und FIBU

umfasst, eine Mengenauswertung möglich“, erläutert

die zweite Projektverantwortliche, Tanja

Kelz aus der RIEDERBAU Buchhaltung.

Die Vielzahl der Beteiligten, die hohe Qualitätsbandbreite

der Belege (vom handgeschriebenen

Lieferschein bis zur XML-Datei) und bauspezifische

Besonderheiten erforderten eine hochgradig

individualisierte Lösung, schildert Thrainer, der

die Herausforderungen in der Umsetzungsphase

richtig einordnet:

„Ich kenne Marktbegleiter, die etwas Ähnliches

vorhatten – und in der Realisierung krachend

gescheitert sind!“ Auch die unterschiedlichen

Steuersätze für verschiedene Materialkategorien

auf einer Rechnung verlangten nach einer Lösung.

Der bis Deutschland reichende Einzugsbereich

der RIEDERBAU stellte zusätzliche Anforderungen,

ergänzt Kelz: „Aber nach und nach findet jedes

Thema seinen Abschluss.“

Komplexer Workflow mit zahlreichen

Sonderprozessen

Anspruchsvolle Eingriffs- und Korrekturmöglichkeiten

im komplexen Freigabeprozess sind nur

einige Anforderungen, die das System erfüllt. „Am

Beginn steht die Verarbeitung der Liefer scheine,

die von den Bauleitern im Büro abgegeben und

hier gescannt werden“, beschreibt Kelz den

Prozess. Diese Scans werden von der Canon

OCR-Software IRIS ausgewertet.

Die Ergebnisse des lernenden Verfahrens

werden bei Bedarf manuell nachgebessert, bevor

die Daten in XML konvertiert und ins ERP-System

Bau SU geschickt werden. „Das funktioniert

insgesamt gesehen recht gut.“

Vollautomatische Prüfung der

Rechnungsformalitäten

Rechnungen werden an eine eigens eingerichtete

eMail-Adresse geschickt, IRIS liest dann

verschiedene Daten wie die Nummern der

Lieferantenartikel und der Baustelle sowie die

Rechnungswerte aus, bevor die Daten dem Portal

zur automatisierten Verarbeitung übergeben

werden. „Das läuft dann gut, wenn die grafische

Darstellung klar ist“, urteilt Thrainer.

„Notfalls fordert die ABAU die Rechnungsleger

zu Adaptionen auf, um den Prozess besser zu

automatisieren.“ Nach dem Auslesen erfolgt der

Duplikate-Check, bei dem anhand von Rechnungsnummer,

Kreditor und Zeitraum geprüft wird, ob

die Rechnung bereits im System vorhanden ist.

Gegebenenfalls wird an dieser Stelle der jeweils

Verantwortliche informiert.

Auch die verpflichtenden Rechnungsmerkmale

(nach § 11 UStG) werden vom System überprüft:

„Erfüllt eine Rechnung diese Kriterien nicht, wird

sie abgelehnt“, schildert Kelz den Prozess.

Auf Basis der Baustellennummer wird der

zuständige Bauleiter zugewiesen. Fehlen diese

Informationen, wird eine Aufgabe erstellt:

„Manchmal kennt die Zuordnung nur der Sachbearbeiter,

der diese Information dann manuell

ergänzt und somit für alle weiteren Schritte

nutzbar macht.“

Artikelnummernabgleich mit den Stammdaten

Ähnlich wie zuvor beschrieben erfolgt die Zuordnung

der fremden Artikelnummern zu den

Stammdaten im ERP von RIEDERBAU:

Dabei werden aus der Nummer und dem

konkreten Lieferanten Zuweisungen abgeleitet,

erst im Falle fehlender Matches wird die Aufgabe

einer manuellen Bearbeitung zugeteilt. „Diese

neue Information merkt sich das System“, er-

gänzt Thrainer: „In weiterer Folge laufen diese

Zuordnungen automatisch!“

Sonderprozesse fürs Baucontrolling

Von der Buchhaltung werden etwa das Sachkonto,

Steuer- und Skontosätze sowie das Fälligkeitsdatum

hinterlegt. „Komplexer waren die von

uns benötigten Sonderprozesse hinsichtlich

Mengen- und Preiskorrektur bzw. Abzügen bei

einzelnen Positionen aufgrund von Beschädigungen,

Mindermengen usw.“, erzählt Thrainer vom

Alltag im Baucontrolling, der bei DIG oftmals ein

Umdenken erforderte.

Zentrale Anforderung war dabei auch die

komfortable Verfügbarkeit der zur Rechnung

gehörigen Lieferscheine per Mausklick: Das

System ordnet die entsprechenden Lieferscheine

automatisch zu – kommt ein Beleg verzögert,

kann er manuell vom Office ergänzt werden. „Das

bildet unseren Workflow digital ab“, berichtet Kelz.

Auch das Thema der Anpassungsmöglichkeiten

in jedem Bearbeitungsschritt (sogar bis nach

der Endkontrolle) erforderte entsprechende

Abstimmung zwischen RIEDERBAU und DIG: „Ein

Bauleiter kann etwa Rechnungsbeträge aufgrund

von Transportschäden im Nachhinein reduzieren.

Dieser besondere Usus hat unsere Entwicklungspartner

überrascht. Das System wurde dann

dermaßen adaptiert, dass diese Änderungen

übernommen und zurückgerechnet werden.“

Ebenso können Rechnungen auch final geschlossen

und aus dem System entfernt werden.

Daraus entsteht wiederum eine Aufgabe für die

Endkontrolle, die das geänderte Zahlenwerk

neuerlich überprüfen muss. „Außerdem wird ein

Korrekturblatt als Excel erzeugt und der Lieferant

vom Abschlag per Mail informiert.“

Spezifische Funktionen für Projektleiter

Eine weitere Besonderheit stellen auch die Abgrenzungsbuchungen

in der Bau SU dar:

„Diese sind nötig, damit die Projektleiter

unabhängig von der Freigabe der Rechnungen

jederzeit sehen, wieviel Budget bereits verbraucht

wurde“, erklärt Thrainer den Hintergrund.

Zusätzlich ist darin ersichtlich, welche

Rechnung sich in welchem Bearbeitungsstadium

befindet. Am Ende des Prozesses steht ein

Gesamtdokument, das neben den betreffenden

Rechnungen und Lieferscheinen auch die Historie

aller Freigaben und Korrekturen umfasst und

zentral im Bau SU abgelegt wird.

Ebenso werden auch die Überweisungen

dem System übermittelt, Teilzahlungen werden

addiert: Abgeschlossen ist der Prozess erst mit

dem Begleichen der gesamten Rechnungssumme.

Verbesserte Teamarbeit durch flexiblen

Workflow

Der dynamische Informationsaustausch ist eine

essenzielle Eigenschaft des gesamten Prozesses:

So kann etwa die Buchhaltung über das Bearbeitungsformular

mit dem Baustellenleiter

kommunizieren und bei Unsicherheiten per

Vermerk nachfragen. „Es ist uns wichtig, dass

hier alle strukturiert digital zusammenarbeiten,

weil Informationen und Details sehr verteilt

vorhanden sein können“, betont Thrainer.

Gegenüber dem früheren physischen System

in Form von Mappen und schriftlichen Freigaben

gewinnt man Zeit und Transparenz:

„Wir wissen jetzt genau, wenn notwendige

Kontrollen fehlen. Außerdem können die Kollegen

überall und jederzeit Freigaben erteilen. So

werden Zahlungsziele besser eingehalten und

können Skonti realisiert werden.“ ■

Richard Thrainer

Prokurist

Fotos

RIEDERBAU

6 DIG-Magazin 2023

7

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