Schlossturm_2023-02_Festausgabe
Vereinszeitschrift des St. Seb. Schützenverein 1316 e.V.
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Der <strong>Schlossturm</strong><br />
<strong>Schlossturm</strong> und Düsselschlösschen nach 1909, Postkarte, aus: Stadtarchiv Düsseldorf<br />
Nordflügels wurden erst 1893 beseitigt. Einen schönen Anblick boten<br />
der ehrwürdige Turm und der Platz lange Zeit nicht: Hier standen die<br />
Bretterhäuschen, die als Tierställe der Pferdebahn dienten. Bis 1936<br />
verdeckte der Gemüsegroßmarkt auf dem Burgplatz mit seinen Ständen<br />
die Sicht auf den Turm. Sein Kellergewölbe war als Lagerraum an<br />
Gemüsehändler vermietet. Bei der stiefmütterlichen Beachtung wundert<br />
es nicht, dass schon 1907 dringende Reparaturen am Gebäude<br />
auf sich warten ließen und in den Zeitungen der Abriss des <strong>Schlossturm</strong>es<br />
kontrovers diskutiert wurde. Der Düsseldorfer Generalanzeiger<br />
plädierte am 24.<br />
Januar 1909 gegen ein „Herumkurieren“ „an dem alten Klappergreis“<br />
und für einen „Ausblick auf ein schönes, neues Rathaus“. Als Begründung<br />
hieß es: „Denn Düsseldorf ist eine moderne Stadt, eine Stadt,<br />
die keine große alte Kultur hat, eine Stadt, der die Vergangenheit<br />
nichts und die Zukunft alles bedeutet“. Diese Stimmen fanden jedoch<br />
nicht die Mehrheit im Stadtrat.<br />
Sein Gebäude an der Uferpromenade wurde im Krieg beschädigt und<br />
danach nicht wieder aufgebaut. Das wird jedoch bis heute mit dem<br />
markanten <strong>Schlossturm</strong> verbunden.<br />
Bei einem Luftangriff auf die Stadt im Januar 1943 schlug eine Bombe<br />
senkrecht in den Turm ein, so dass er bis auf die Außenmauern<br />
ausbrannte. Wie zum Symbol des Wiederaufbaus Düsseldorfs nach<br />
dem Krieg ergriffen die Bürger die Initiative und machten es sich in<br />
diesen schwierigen Jahren zur Aufgabe, den Erhalt des ehrwürdigen<br />
Gebäudes zu sichern.<br />
Seitdem der Turm alleine auf dem Burgplatz stand, hatten ihn die Bürger<br />
zu ihrem Wahrzeichen Düsseldorfs erkoren. Ihre Wertschätzung<br />
sollte sich in den folgenden Jahrzehnten in fortgesetztem, außergewöhnlichem<br />
Engagement und großer Spendenbereitschaft äußern.<br />
Doch ist die neuere Entwicklung, die eng mit dem Schifffahrt Museum<br />
verbunden ist, eine eigene Vorstellung wert.<br />
Wenn auch bis in die 30er Jahre Überlegungen existierten, den Turm<br />
in einen neuen Rathauskomplex zu integrieren, so stand sein Abriss<br />
– wohl gegenüber seiner steigenden Beliebtheit in der Bevölkerung –<br />
nicht mehr öffentlich zur Debatte. 1936 wurde der <strong>Schlossturm</strong> sogar<br />
nach gründlicher Renovierung als Garnisonsmuseum erstmals für die<br />
Öffentlichkeit zugänglich.<br />
Die Entwicklung seines Stellenwertes als bürgerliches Wahrzeichen<br />
demonstriert der Erfolg eines Karnevalsschlagers aus dieser Zeit. Das<br />
Lied machte den <strong>Schlossturm</strong> weit über die Region bekannt: „Am alten<br />
<strong>Schlossturm</strong> zu Düsseldorf am Rhein“ sollte bald zu einem der<br />
bekanntesten Düsseldorfer Volkslieder werden. Allerdings wollte der<br />
Düsseldorfer Mundartautor Hans Reichert (1896-1967) hiermit eher<br />
eine Hymne auf das beliebte Weinlokal Düsselschlösschen verfassen.<br />
44<br />
Am alten <strong>Schlossturm</strong><br />
Volkslied; Text: Hans Reichert, Musik: Leo Hedler<br />
1. Strophe:<br />
Als Wanderbursch hab’ ich die Welt durchzogen.<br />
Ich war in London, Brüssel und Paris,<br />
Doch jedes Mal schlug hoch mein Herz in Wogen,<br />
Dacht ich an Düsseldorf, mein Paradies.<br />
Hab’ ich auch vieles von der Welt gesehen,<br />
Lachte auch hier und dort mir mal das Glück,<br />
Nach Düsseldorf am Rhein, ich muss gestehen,<br />
Trieb mich die Sehnsucht immer noch zurück.