BAUREPORT – das Magazin | Henrich | Ausgabe 01-2023

29.06.2023 Aufrufe

01 23 53721 Siegburg · Konrad-Adenauer-Allee 100 · Telefon 02241 121-0 · www.henrich-baustoffzentrum.de Wege zur Fachkräftesicherung Arbeitsschutz als ökonomischer Faktor wir sind die bauprofis ! Start-up-Power als Triebfeder nutzen: Tradition trifft Zukunft

<strong>01</strong> 23<br />

53721 Siegburg · Konrad-Adenauer-Allee 100 · Telefon 02241 121-0 · www.henrich-baustoffzentrum.de<br />

Wege zur<br />

Fachkräftesicherung<br />

Arbeitsschutz als ökonomischer Faktor<br />

wir sind<br />

die bauprofis !<br />

Start-up-Power als Triebfeder nutzen:<br />

Tradition trifft Zukunft


Der wohngesunde<br />

Unterschied<br />

bei der Sanierung<br />

Eine Vielzahl von Baumit-Produkten und insbesondere unsere Klima-<br />

Kalkputze sowie einige Baumits-Beste-Produkte sind vom eco-INSTITUT<br />

geprüft und zertifiziert. Für eine sichere und wohngesunde Sanierung!<br />

Für fast alle Anwendungsfälle: Mauerwerk, Böden und Wände vom<br />

Keller bis zum Dach.<br />

gesünder-wohnen.de<br />

Ideen mit Zukunft.


Will<br />

kom<br />

men<br />

Von der Bildhauerwerkstatt<br />

zu einem führenden<br />

Baustoffzentrum in der<br />

Rhein-Mosel-Region<br />

Im Jahr 1863 kam der junge Steinmetz<br />

Reinhard <strong>Henrich</strong> nach Siegburg,<br />

um eine Bildhauerwerkstatt zu<br />

eröffnen. Schon vor der Jahrhundertwende<br />

wurde dem Steinmetzbetrieb<br />

eine Baustoff handlung angegliedert.<br />

150 Jahre nach der Gründung hat<br />

sich <strong>das</strong> Unternehmen zu einem<br />

Baustoffzentrum mit 10 Standorten<br />

unterschiedlicher Schwerpunkte mit<br />

über 400 Mitarbeitern entwickelt.<br />

AACHEN<br />

GEROLSTEIN<br />

BITBURG<br />

KASTELLAUN<br />

KÖLN<br />

BERGISCH GLADBACH<br />

MUCH<br />

SIEGBURG<br />

SIERSHAHN<br />

MAINZ-KASTEL<br />

,,<br />

Wir sind stolz darauf, unsere Kundschaft mit einer<br />

neuen, großzügig gestalteten Ausstellung und<br />

einem fachkundigen Service im Bereich des Bauens<br />

zu begeistern. Wir bieten erstklassige Produkte an,<br />

die bei uns hautnah erlebt werden können.<br />

Pascal Schnitzius,<br />

Standortleiter Kastellaun<br />

Die <strong>Henrich</strong>-Philosophie<br />

<strong>Henrich</strong> ist seit mehr als 150 Jahren ein Familienunternehmen.<br />

Loyalität zum Kunden, umfassende Fachkompetenz, hohe Produktqualität<br />

zu fairen Preisen und Liefertreue sind traditionelle<br />

Stärken von <strong>Henrich</strong>. Seit den 90er-Jahren ist <strong>das</strong> führende Baustoffzentrum<br />

mit inzwischen 10 Standorten in den Händen der<br />

Unternehmer-Familie Fink-Stauf. Sie konzentriert sich dabei auf<br />

die Rhein-Mosel-Region und führt diese Philosophie nahtlos in<br />

die Zukunft fort.


<strong>Henrich</strong> Standort<br />

in Kastellaun<br />

Unser Standort in Kastellaun ist führender Vollsortimenter für Hochbau, Fliese, Dach,<br />

Tiefbau sowie Garten- und Landschaftsbau im Hunsrück <strong>–</strong> und feiert nach umfassenden<br />

Umbaumaßnahmen im Juni große Neueröffnung.<br />

Entdecken Sie auf der großzügig und modern<br />

gestalteten Ausstellungsfläche ein umfangreiches<br />

Sortiment an Bauelementen sowie ein ausgewähltes<br />

Sortiment an Bodenbelägen und Fliesen. In der<br />

großzügigen Badausstellung bieten wir Ihnen nicht<br />

nur eine große Vielfalt unterschiedlicher Designelemente<br />

und Individualisierungsmöglichkeiten,<br />

sondern auch die virtuelle 3D-Badplanung, um Ihr<br />

Traumbad detailgetreu zu gestalten.<br />

Im gut sortierten Baufachmarkt finden Bauprofis<br />

und private Bauleute professionelles Werkzeug sowie<br />

eine breite Auswahl von Verbrauchsmaterialien,<br />

Kleineisenwaren und vieles mehr.<br />

Mit unserer Profi-Farbmischanlage können Sie sich<br />

jeden gewünschten Farbton anmischen lassen.<br />

Aber auch Firmen aus dem Bereich Tiefbau und<br />

Garten- und Landschaftsbau finden hier ein umfassendes<br />

Sortiment zur Sofortabholung.<br />

Der Standort Kastellaun hat eine Gesamtfläche von<br />

15.000 Quadratmetern. Das ermöglicht eine umfassende<br />

Lagerhaltung und gewährleistet eine hohe<br />

Lieferfähigkeit <strong>–</strong> Steine, Mörtel, Putze und andere<br />

Materialien sind in der Hochbau- Abteilung ständig<br />

auf Lager. Lieferungen gehen ins Rhein-Main-<br />

Gebiet, in die Regionen Rhein-Hessen und Koblenz<br />

sowie nach Frankfurt bis an den Rand der Eifel.<br />

AusstellungDigital bei <strong>Henrich</strong><br />

Entdecken Sie die neuen Ausstellungen in Kastellaun<br />

und lassen Sie sich vor Ort ausführlich von<br />

<strong>Henrich</strong>-Experten beraten.<br />

Die Auswahl des passenden Bodens oder der<br />

richtigen Wandfarbe ist oft schwieriger als gedacht.<br />

Mit uns erleben Sie keine bösen Überraschungen!<br />

In unserer digitalen Ausstellung können Sie jede<br />

verfügbare Farbe und jeden Boden belag kombinieren,<br />

vergleichen und sich vom Gesamtbild überzeugen<br />

<strong>–</strong> anhand eines fertigen Raumbildes oder Ihres<br />

eigenen Fotos. So verbindet <strong>Henrich</strong> <strong>das</strong> Beste aus<br />

zwei Welten: Sie profitieren weiterhin vom haptischen<br />

Erleben der Produkte vor Ort, erweitert durch<br />

die unendlichen Möglichkeiten der Digitalisierung.


<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong> 23<br />

INHALT<br />

EDITORIAL<br />

TOP-THEMA<br />

04 14<br />

Wege zur<br />

Fachkräftesicherung<br />

Lösungsansätze<br />

in Theorie und Praxis<br />

Frauen am Bau<br />

Das Arbeitskräftepotenzial<br />

besser nutzen<br />

Bye, bye Boomer!<br />

Modellprojekte zur<br />

06<br />

Demografischer Wandel<br />

20<br />

Fachkräftesicherung<br />

12<br />

am Bau<br />

Erfolgsfaktor<br />

Mitarbeiterbindung<br />

Effektive Strategien<br />

in der Praxis<br />

BRANCHE AKTUELL<br />

Holzbau boomt<br />

22 30<br />

Neue Chancen in einem<br />

wachsenden Markt<br />

Mit innovativen Ideen neue<br />

Arbeitskräfte anwerben<br />

Energetische Sanierung<br />

Profitieren vom<br />

Wachstumsmarkt<br />

ChatGPT im<br />

short news.<br />

26<br />

Handwerksbüro<br />

34<br />

Chancen und Grenzen der KI<br />

UNTERNEHMEN<br />

38 44<br />

Fördermittel zur Kundenansprache<br />

nutzen<br />

Baufachhandel unterstützt<br />

mit Service<br />

Tradition trifft Zukunft<br />

Start-up-Power<br />

als Triebfeder nutzen<br />

Unfälle vermeiden,<br />

short news.<br />

40<br />

Ausfälle verhindern<br />

50<br />

Arbeitsschutz als<br />

ökonomischer Faktor<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

eines steht fest <strong>–</strong> wir leben in anspruchsvollen<br />

Zeiten. Die Umsetzung<br />

der Klimaschutzmaßnahmen, der<br />

System wechsel beim Heizen und der<br />

Sanierungsstau fordern alle Kraft.<br />

Gleichzeitig sind die Herausforderungen<br />

rund um die weltwirtschaftliche<br />

Lage kaum weniger geworden <strong>–</strong> und<br />

über all dem schwebt der Fachkräftemangel.<br />

Als regionaler Baustoffhandel<br />

sehen wir es als unsere Aufgabe,<br />

lösungs orientiert nach vorne zu blicken.<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> gehen wir beispielsweise<br />

der Frage nach, was die Betriebe<br />

selbst gegen die Personallücke tun<br />

können. Außerdem beleuchten wir den<br />

Arbeitsschutz unter ökonomischen Gesichtspunkten<br />

und werfen einen Blick<br />

darauf, für welche Anwendungsfälle im<br />

Handwerksbüro sich der Einsatz künstlicher<br />

Intelligenz lohnen kann.<br />

Mit der energetischen Sanierung des<br />

Gebäudebestands <strong>–</strong> ebenfalls Thema<br />

dieser <strong>Ausgabe</strong> <strong>–</strong> entsteht gerade ein<br />

Wachstumsmarkt. Wir unterstützen Sie<br />

mit unserem Angebot, davon profitieren<br />

zu können.<br />

Ihr regionaler Baustoffhandel,<br />

Partner des Handwerks<br />

Auch als Podcast:<br />

Markierte Artikel können Sie im<br />

Podcast anhören. Mehr dazu auf<br />

der Rückseite des <strong>Magazin</strong>s!<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 3


TOP-THEMA<br />

Fachkrä<br />

4 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I WEGE ZUR FACHKRÄFTESICHERUNG


Wege zur<br />

ftesicherung<br />

Lösungsansätze in Theorie und Praxis<br />

Trotz digitalem Wandel und technologischem<br />

Fortschritt: Qualifizierte Mitarbeiter<br />

machen den Unterschied. Nur<br />

werden sie aufgrund der demografischen<br />

Entwicklung ein immer kostbareres Gut.<br />

Fachkräftesicherung lautet deshalb nicht<br />

nur <strong>das</strong> Gebot der Stunde, sondern der<br />

kommenden Jahre. Mittelfristig müssen<br />

Betriebe auf immer älter werdende<br />

Mitarbeiter reagieren, deren großen<br />

Wissens- und Erfahrungsschatz konservieren,<br />

weil immer weniger Fachkräfte<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Neben der Stärkung des Erwerbspotenzials<br />

Älterer, der höheren Beteiligung von Frauen und<br />

der Erleichterung qualifizierter Zuwanderung ist<br />

auch die Mitarbeiterbindung ein Schlüsselfaktor<br />

zur Fachkräftesicherung. Wie kann man die<br />

junge Generation nicht nur vom Bauhandwerk<br />

begeistern, sondern nachhaltig in einem Beruf<br />

der Baubranche etablieren? Welche Faktoren,<br />

Instrumente und Strategien sind generell entscheidend,<br />

damit <strong>das</strong> Handwerk nicht veraltet<br />

oder gar ausstirbt? „Entdecke die Möglichkeiten“<br />

lautet hier die Devise <strong>–</strong> und manchmal auch <strong>das</strong><br />

Einschlagen kreativer, pragmatischer Wege.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> sirisakboakaew <strong>BAUREPORT</strong> I 5


Demografischer Wandel am Bau<br />

Bye, bye<br />

Boomer!<br />

Der Fachkräftemangel spitzt sich weiter<br />

zu. Auch <strong>das</strong> Baugewerbe leidet massiv<br />

unter einem Engpass an qualifiziertem<br />

Personal. Als Ursache sehen die Experten<br />

vor allem die demografische Entwicklung:<br />

Die Babyboomer gehen in Rente und<br />

es kommen zu wenig junge Menschen<br />

nach. Deshalb müssen alle vorhandenen<br />

Erwerbspotenziale stärker als bisher ausgeschöpft<br />

werden <strong>–</strong> auch <strong>das</strong> der Älteren.<br />

Aus einem anderen Grund geht ohnehin<br />

kein Weg daran vorbei: Die Belegschaften<br />

in den Betrieben werden immer älter.<br />

In den nächsten 15 Jahren werden nach Angaben<br />

des Statistischen Bundesamts knapp 13 Millionen<br />

Erwerbstätige in Rente gehen. Das entspricht in<br />

etwa 30 Prozent aller sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten des Jahres 2021. Die bereits heute<br />

eklatante Fachkräftelücke wird also noch einmal<br />

deutlich zunehmen <strong>–</strong> auch und gerade in der Bauwirtschaft.<br />

Denn obwohl aktuell die Baukonjunktur<br />

rückläufig ist, die Einhaltung der Klimaziele, der<br />

Bedarf an zusätzlichem Wohnraum und die Ertüchtigung<br />

der Infrastruktur werden den Arbeitskräftebedarf<br />

in der Branche weiter erhöhen.<br />

Fest steht: Zur Fachkräftesicherung müssen alle<br />

Register gezogen werden. Neben der geplanten<br />

Einwanderungsreform gilt es, die in der Gesellschaft<br />

vorhandenen Erwerbspotenziale stärker zu<br />

nutzen. Auch wenn zwar seit den 2000er-Jahren<br />

die Erwerbsbeteiligung in der Altersgruppe ab<br />

55 Jahren steigt, die Mehrheit geht nach wie vor<br />

deutlich vor dem offiziellen Rentenalter in den Ruhestand.<br />

Die Wirtschaft kann sich dies jedoch kaum<br />

mehr leisten. Gleichzeitig werden die Belegschaften<br />

immer älter <strong>–</strong> in der Baubranche ist nach Angaben<br />

des Kompetenzzentrums für Fachkräftesicherung<br />

bereits heute mehr als ein Viertel der Beschäftigten<br />

über 55 Jahre alt. Politik und Unternehmen sind<br />

deshalb gefordert, geeignete Rahmenbedingungen<br />

für eine älter werdende Arbeitsgesellschaft zu<br />

schaffen. Handlungsfelder sind dabei Personalplanung,<br />

Arbeitszeitmodelle, Arbeitsorganisation,<br />

Gesundheitsmanagement sowie Flexibilisierung<br />

von Fachkarrieren und Nachqualifizierung.<br />

Lebenszyklusorientierte Personalpolitik<br />

Es sind vor allem drei Risiken, die zu einem frühzeitigen<br />

Ausscheiden aus dem Erwerbsleben führen:<br />

physische und psychische Belastungen sowie<br />

veraltete, nicht mehr den Anforderungen entsprechende<br />

Qualifikationen. Diese Risiken sind jedoch<br />

beeinflussbar. Da gesundheitliche Beeinträchtigungen,<br />

Motivations- und Qualifikationsdefizite im<br />

Laufe des Berufslebens entstehen, ist die wichtigste<br />

und nachhaltigste Maßnahme eine sogenannte<br />

lebenszyklusorientierte Personalpolitik. Darunter<br />

versteht man den Ansatz, ganzheitlich auf alle Lebensphasen<br />

der Beschäftigten <strong>–</strong> vom Einstieg über<br />

Karriereentwicklung und Familienplanung bis hin<br />

zum Übergang in den Ruhestand <strong>–</strong> zu blicken und<br />

diese mit passenden Maßnahmen zu unterstützen.<br />

Basis einer solchen Personalpolitik ist die laufende<br />

Dokumentation der Altersstruktur im Betrieb, um zu<br />

erfahren, welche Schlüsselpositionen in den nächsten<br />

Jahren zu besetzen sind und wann Personalengpässe<br />

oder der Verlust von Qualifikation drohen.<br />

6 I <strong>BAUREPORT</strong> © stock.adobe.com <strong>–</strong> Solid photos<br />

TOP-THEMA I WEGE ZUR FACHKRÄFTESICHERUNG


Langfristige Beschäftigungsperspektive<br />

Neben einer kontinuierlichen, <strong>das</strong> Erwerbsleben<br />

begleitenden Anpassung der Arbeitsbedingungen<br />

und Tätigkeiten an individuelle Bedürfnisse gehört<br />

es auch zu einer lebenszyklusorientierten Personalpolitik,<br />

Mitarbeitern eine langfristige Beschäftigungsperspektive<br />

aufzuzeigen. Ein ergänzender Baustein<br />

ist dabei <strong>das</strong> Ermöglichen alternativer interner<br />

sowie externer Karrierewege. Gerade im Baugewerbe<br />

kann <strong>das</strong> ein sinnvoller Weg sein. Denn<br />

Experten zufolge sind die Bauberufe Dach decker,<br />

Zimmerer, Betonbauer und Maurer besonders<br />

alterskritisch. Das Institut für Arbeit und Qualifikation<br />

(IAQ) an der Universität Duisburg- Essen hat in einer<br />

Studie Tätigkeitsfelder für diese Berufsgruppen im<br />

späteren Erwerbsleben identifiziert <strong>–</strong> mit dem Ziel,<br />

körperliche Arbeit zu reduzieren.<br />

Das steigende Durchschnittsalter<br />

der Belegschaften erfordert<br />

neue, geeignete Rahmenbedingungen<br />

seitens<br />

Unternehmen und<br />

Politik.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 7


Für Maurer und Betonbauer wird beispielsweise<br />

die interne Aufstiegsqualifikation zum geprüften<br />

Polier und Meister vorgeschlagen, aber auch<br />

Spezialisierungen und Weiterbildungen rund um<br />

<strong>das</strong> Thema „Bauen im Bestand“, im Bereich Qualitätssicherung<br />

oder zum „Gutachter für Betonbau“<br />

werden empfohlen. Als externe, aber branchennahe<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten für erfahrene Maurer<br />

und Betonbauer werden in der Studie der Baustofffachhandel,<br />

die Vertriebsberatung sowie die<br />

Beratung für altersgerechtes Wohnen genannt.<br />

Auch wenn durch einen solchen Tätigkeitswechsel<br />

einzelne Mitarbeiter ausscheiden <strong>–</strong> die betriebliche<br />

Unterstützung eines alternativen Karrierewegs im<br />

Rahmen einer lebenszyklusorientierten Personalpolitik<br />

steigert Experten zufolge die Attraktivität der<br />

Baubranche. Denn auf diese Weise wird jüngeren<br />

Beschäftigten vermittelt, <strong>das</strong>s dieser Wirtschaftszweig<br />

eine langfristige Erwerbskarriere bietet.<br />

Schlüsselfaktor Gesundheitsschutz<br />

Ein anderes zentrales Handlungsfeld ist die Gesunderhaltung<br />

der Mitarbeiter. Branchen mit körperlich<br />

belastenden Berufen sind dabei besonders<br />

gefordert. Über den gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Arbeitsschutz hinaus sollte deshalb ein Betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement (BGM) etabliert<br />

werden. Dazu gehört es, die Ziele für Gesundheit<br />

im Betrieb zu beschreiben, Verantwortliche zu<br />

bestimmen, Ressourcen bereitzustellen, Gefährdungen<br />

zu ermitteln und gesundheitsfördernde<br />

Maßnahmen zu planen, umzusetzen und zu<br />

evaluieren. Eine praktikable Lösung, um BGM auch<br />

in kleineren und mittleren Betrieben anbieten zu<br />

können, besteht darin, sich mit mehreren Unternehmen<br />

zusammenzuschließen. So können die<br />

Aufgaben verteilt, Kosten gespart und Synergien<br />

genutzt werden. Unterstützung beim BGM bieten<br />

unter anderem die BG Bau sowie Krankenkassen<br />

und Rentenversicherungen.<br />

Klassische BGM-Angebote und positive<br />

Unternehmenskultur<br />

Die Maßnahmen im Rahmen des BGM setzen zum<br />

einen bei den Mitarbeitern selbst an und bestehen<br />

in der Regel aus Angeboten der Gesundheitsförderung<br />

rund um Bewegung, Ernährung und<br />

Entspannung. Zum anderen umfasst BGM auch<br />

Maßnahmen der Arbeitsplatzgestaltung. Gerade<br />

8 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I WEGE ZUR FACHKRÄFTESICHERUNG


© stock.adobe.com <strong>–</strong> NVB Stocker<br />

© Photo by James Sullivan on Unsplash<br />

Handlungshilfen<br />

für die Praxis<br />

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin (BAuA) unterstützt<br />

Unternehmen bei einer alters- und<br />

alterungsgerechten Arbeitsgestaltung.<br />

Unter www.baua.de stehen Broschüren<br />

mit verschiedenen Schwerpunkten zum<br />

Download zur Verfügung.<br />

Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema „Altern<br />

im Betrieb“ können zu einer positiven Unternehmenskultur<br />

beitragen <strong>–</strong> und sie zu einem gesundheitlichen<br />

„Schutzfaktor“ machen.<br />

Flexible Arbeitszeit und Weiterbildung<br />

hier gibt es für die Baubranche viele Ansatzpunkte.<br />

Der erste beginnt bereits vor der eigentlichen Arbeit<br />

und besteht in einer vorausschauenden Planung,<br />

beispielsweise des Transports der benötigten<br />

Baustoffe und Werkzeuge auf die Baustelle, eines<br />

realistischen Arbeitspensums, der Pausen sowie<br />

von Zeitpuffern. Am Arbeitsplatz sollten ergonomische<br />

Hilfsmittel wie Hebebühnen, Bauaufzüge,<br />

Transportmittel und ergonomische Werkzeuge zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Einen Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten<br />

hat auch die Unternehmenskultur. Relevante<br />

Faktoren sind dabei Arbeitsklima, Identifikation<br />

mit der Arbeit, Anerkennung und Unterstützung.<br />

Maßnahmen wie Feedback-Gespräche, Konfliktmanagement-<br />

Seminare, Einzelcoaching, die<br />

Schaffung von Partizipationsmöglichkeiten und<br />

Ein Hebel für eine längere Erwerbsbeteiligung älterer<br />

Beschäftigter ist außerdem die Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeit. Denn oft möchten Ältere arbeiten,<br />

aber nicht unbedingt 40 Stunden in der Woche.<br />

Variable Ausstiegsmodelle, die ein allmähliches<br />

Ausgleiten aus dem Arbeitsleben ermöglichen, Teilzeit,<br />

Arbeitszeitkonten, flexible Pausenzeiten, eine<br />

altersgerechte Schichtplanung sowie Zusatzurlaub<br />

sind hier geeignete Angebote.<br />

Eine weitere wichtige Maßnahme, um ältere Beschäftigte<br />

länger im Erwerbsleben zu halten, ist<br />

deren betriebliche Weiterbildung. Denn oft werden<br />

dabei Ältere weniger berücksichtigt. Neben speziellen,<br />

auf <strong>das</strong> Lernen im höheren Erwerbsalter ausgerichteten<br />

Formaten, sollte auf „lebenslanges Lernen“<br />

gesetzt werden. Auf diese Weise werden alle<br />

Beschäftigten gleichermaßen adressiert <strong>–</strong> und eine<br />

„Lernentwöhnung“ kann gar nicht erst entstehen.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 9


Perspektiven für die letzten Berufsjahre<br />

In enger Verbindung mit dem Thema Weiterbildung<br />

steht <strong>das</strong> Wissensmanagement, also der systematische<br />

Erhalt des Wissens im Betrieb. Die Tradition,<br />

<strong>das</strong>s Meister zum Ende ihrer Berufslaufbahn<br />

eigenständig ihr Wissen an die nächste Generation<br />

weitergeben, löst sich heute immer mehr auf. Oft<br />

gelangt <strong>das</strong> wertvolle Fachwissen nicht mehr nachhaltig<br />

an die junge Generation.<br />

Bei der Neuorganisation des Wissensmanagements<br />

können ältere Beschäftigte eine wichtige<br />

Rolle spielen, indem sie als Mentoren ihr Wissen<br />

zielgerichtet an jüngere Kollegen übertragen. Diese<br />

Tätigkeit kann zudem eine attraktive, motivierende<br />

Perspektive für die letzten Berufsjahre bieten.<br />

Auch Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung im<br />

Ruhestand können <strong>das</strong> Potenzial und die Motivation<br />

älterer Beschäftigter stärken. In Frage kommen<br />

dabei beispielsweise Beschäftigungsverhältnisse<br />

auf Projekt- oder Zeitbasis, als Aushilfe oder in<br />

Teilzeit. Der demografische Wandel kann außerdem<br />

„genutzt“ werden, indem ältere Mitarbeiter gezielt<br />

für die Betreuung und Beratung älterer Kunden eingesetzt<br />

werden. Denn die Annahme ist, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Marktpotenzial von Verbrauchern über 60 Jahren<br />

für <strong>das</strong> Handwerk deutlich zunehmen wird. Dabei<br />

geht es um eine Kundengruppe, der eine hohe<br />

Kaufkraft und eine eher geringere Preissensibilität<br />

zugeschrieben wird. Ältere Mitarbeiter können diese<br />

Generation am besten verstehen und beraten,<br />

beispielsweise auch rund um <strong>das</strong> barrierefreie<br />

Wohnen.<br />

Unternehmen müssen künftig ihren Erfolg mit älter<br />

werdenden Belegschaften erzielen <strong>–</strong> <strong>das</strong> bringt Herausforderungen<br />

mit sich, birgt aber auch Chancen.<br />

Werden die Rahmenbedingungen in den relevanten<br />

Handlungsfeldern entsprechend gestaltet, können<br />

ältere Arbeitnehmer ähnlich leistungsfähig sein wie<br />

jüngere. Und sie haben einen Anreiz, länger im Erwerbsleben<br />

zu bleiben und damit dem Arbeitsmarkt<br />

zur Verfügung zu stehen.<br />

Obwohl die Schaffung altersgerechter Arbeitsbedingungen<br />

im Baugewerbe eine im Vergleich zu<br />

vielen anderen Branchen besonders schwierige<br />

Aufgabe darstellt, kann sie durch breit angelegte<br />

Maßnahmen und vor allem durch eine ausgeprägte<br />

Präventionskultur erfolgreich bewältigt werden.<br />

10 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I WEGE ZUR FACHKRÄFTESICHERUNG


» Reinhören<br />

Der Podcast<br />

zum Artikel<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> NDABCREATIVITY<br />

Reinhören in<br />

den <strong>BAUREPORT</strong><br />

Podcast Folge<br />

#22 „Wege zur<br />

Fachkräftesicherung“<br />

bei Spotify<br />

und Apple.<br />

Erfahrenes<br />

Mentoring und<br />

Beratung auf<br />

Augenhöhe:<br />

Eine alternde<br />

Belegschaft<br />

birgt auch<br />

interne wie<br />

externe<br />

Chancen.<br />

© Photo by Troy Mortier on Unsplash<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 11


Effektive Strategien<br />

in der Praxis<br />

Erfolgsfaktor<br />

Mitarbeiterbindung<br />

© Marc Herrmann<br />

Udo Herrmann ist Schreinermeister,<br />

Handwerksunternehmer, Autor und<br />

erfolgreicher Redner und Coach.<br />

Im Interview verrät er effektive Strategien,<br />

um Talente im Betrieb zu halten.<br />

<strong>BAUREPORT</strong>: Welche Rolle spielen<br />

Mitarbeiterbindungsstrategien bei der<br />

Sicherung von Fachkräften?<br />

Udo Herrmann: Eine ganz entscheidende!<br />

Heute müssen sich Unternehmen bei neuen Mitarbeitern<br />

bewerben, nicht umgekehrt. Das bedeutet,<br />

ich muss für meine Beschäftigten ein attraktiver<br />

Arbeitgeber sein, der auf ihre Anforderungen<br />

eingeht und ihnen Anreize bietet. Bis 2050 werden<br />

circa 9,5 Millionen Erwerbstätige aus dem Arbeitsleben<br />

ausscheiden. Diese Entwicklung macht deutlich,<br />

<strong>das</strong>s die künftige Wettbewerbsfähigkeit eines<br />

Betriebs entscheidend davon abhängen wird, ob er<br />

seinen Bedarf an qualifiziertem Personal decken<br />

kann. Die Qualifizierung der aktuell auf dem Markt<br />

vorhandenen Arbeitskräfte reicht jedoch oft nicht<br />

aus, um steigenden Kundenerwartungen gerecht zu<br />

werden. Deshalb: Qualifizierte Mitarbeiter zu binden<br />

ist ein Schlüsselfaktor.<br />

<strong>BAUREPORT</strong>: Welche konkreten Maßnahmen<br />

empfehlen Sie Handwerksbetrieben?<br />

Udo Herrmann: Der erste Ansatzpunkt besteht<br />

im Ausschöpfen von steuerlichen Möglichkeiten,<br />

also in der Nettoentgeltoptimierung. Wenn es klug<br />

gemacht wird, belastet dies den Betrieb von der<br />

Kostenseite her nicht zu sehr, bringt aber den Beschäftigten<br />

viele Vorteile. Klassischerweise sind<br />

<strong>das</strong> Jobrad, Benzin- und Geschenkgutscheine oder<br />

auch die Verdoppelung der Verpflegungspauschale<br />

bei auswärtigen Baustelleneinsätzen. Ein sehr<br />

attraktives Angebot ist es auch, sich als Arbeitgeber<br />

um die Kinderbetreuung zu kümmern bzw. Kindergartenplätze<br />

zu finanzieren <strong>–</strong> <strong>das</strong> bindet die Familien<br />

der Mitarbeiter ein und schafft emotionale Nähe<br />

zum Unternehmen. Aber auch serviceorientierte Benefits,<br />

wie zum Beispiel die Wäsche und Reparatur<br />

der Arbeitskleidung, sind sehr beliebt.<br />

<strong>BAUREPORT</strong>: Können Sie uns auch einige<br />

eher unkonventionelle Benefits nennen?<br />

Udo Herrmann: Ja, aufgrund meiner Tätigkeit<br />

als Handwerkstrainer erfahre ich immer wieder<br />

auch von ungewöhnlichen Ideen wie einem<br />

Werkstatt- Hol- und Bringservice für die Privatautos<br />

der Beschäftigten. Sogar Benefits im medizinischen<br />

Bereich, wie Termine außerhalb üblicher Sprechzeiten,<br />

sind attraktive Maßnahmen. Ebenso Hausaufgabenbetreuung<br />

oder Nachhilfe für den Nachwuchs<br />

der Beschäftigten. All <strong>das</strong> sorgt für Entlastung im<br />

Privatleben. Kürzlich wurde mir davon berichtet,<br />

ein Betrieb habe für seine gewerblichen Mitarbeiter<br />

große, abschließbare Boxen aufgestellt und jedem<br />

ein eigenes kleines Jahresbudget für die Werkzeugbeschaffung<br />

zur Verfügung gestellt. Jeder kann<br />

sich so seine persönlichen Wunschwerkzeuge, die<br />

ausdrücklich auch privat genutzt werden dürfen,<br />

zusammenstellen und in der Box aufbewahren.<br />

Ein Benefit mit Spaßfaktor!<br />

12 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I WEGE ZUR FACHKRÄFTESICHERUNG


© Speakers Excellence<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> kvector<br />

Udo Herrmann beantwortet in seinem Ratgeber „Von nichts<br />

kommt niemand“ die Frage, wie Nachwuchs gefunden<br />

und langfristig an <strong>das</strong> Unternehmen gebunden werden kann.<br />

<strong>BAUREPORT</strong>: Auch die Unternehmensführung<br />

spielt eine wichtige Rolle bei der<br />

Mitarbeiterbindung. Was macht aus Ihrer<br />

Sicht positive Führung aus?<br />

Udo Herrmann: Aus meiner Sicht muss ein<br />

Arbeitgeber alles so organisieren, <strong>das</strong>s sich die<br />

Mitarbeiter stressfrei auf ihre Arbeit konzentrieren<br />

können. Ein Beispiel: Aufgrund von organisatorischen<br />

Defiziten wird ein Kollege kurzfristig von<br />

einer Baustelle vor Ort auf eine weiter entfernte beordert.<br />

Das erzeugt Stress, der sich auch ins Privatleben<br />

hineinzieht. Über kurz oder lang kann <strong>das</strong> zu<br />

Unzufriedenheit und Kündigung führen. Optimale<br />

Rahmenbedingungen sind deshalb entscheidend<br />

und reichen von klar definierten Prozessen und<br />

Verantwortungsbereichen über Hilfsmittel an den<br />

Schnittstellen bis hin zu kommunizierten Zielen.<br />

<strong>BAUREPORT</strong>: Was halten Sie von Maßnahmen<br />

wie Anerkennungsgesprächen<br />

oder Mitarbeiterbefragungen?<br />

Udo Herrmann: Von Mitarbeiterbefragungen<br />

halte ich viel <strong>–</strong> aber nur, wenn sie gut gemacht sind.<br />

Oft liefern Kollegen tatsächlich Verbesserungsvorschläge<br />

<strong>–</strong> und dann bleibt von Unternehmensseite<br />

<strong>das</strong> Feedback aus, zugesagte Verbesserungen<br />

werden nicht umgesetzt und Mitarbeitende bleiben<br />

unmotiviert zurück. Es gilt also, eine Befragung professionell<br />

vorzubereiten, sich ihr Ziel sowie passende<br />

Fragen zur Zielerreichung zu überlegen. Ich rate<br />

zu etwa fünf Fragen mit einer möglichst einfachen<br />

Antwortskala wie „Wie wahrscheinlich würdest du<br />

uns als Arbeitgeber empfehlen?“ oder „Was würdest<br />

du ändern, wenn du morgen der Chef wärst?“. Von<br />

systematisch geführten Anerkennungsgesprächen<br />

halte ich nicht so viel. Lob sollte vielmehr sofort vor<br />

der Mannschaft erfolgen, Kritik unter vier Augen.<br />

<strong>BAUREPORT</strong>: Was sollten Unternehmer<br />

bei der Einführung von Maßnahmen der<br />

Mitarbeiterbindung beachten?<br />

Udo Herrmann: Eingeführte Benefits können nur<br />

schwer wieder abgeschafft werden. Wie es aktuell<br />

aussieht, kommen auf die Bauwirtschaft schwierige<br />

Zeiten zu. Ein Betrieb, der viele Benefits bietet,<br />

kann da schnell in Bedrängnis geraten. Auch die<br />

staatliche Inflationsprämie von 3.000 Euro ist so ein<br />

zweischneidiger Benefit: Viele Betriebe gewähren<br />

sie gestreckt über zwei Jahre, was dann 125 Euro<br />

pro Monat ausmacht. Ich bin überzeugt, <strong>das</strong>s man<br />

<strong>das</strong> nach den zwei Jahren nicht einfach wieder<br />

einstellen kann. Deshalb gilt es, die Einführung von<br />

Benefits sehr sorgfältig abzuwägen.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 13


Das Arbeitskräftepotenzial<br />

besser nutzen<br />

Frauen<br />

am Bau<br />

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#23 „Frauen am<br />

Bau“ bei Spotify<br />

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Im Interview<br />

spricht Schreinermeisterin<br />

Maxime<br />

Krämer über<br />

Chancengleichheit<br />

im Handwerk.<br />

Noch immer sind sie eine Ausnahme auf<br />

den deutschen Baustellen: Maurerinnen,<br />

Betonbauerinnen oder Dachdeckerinnen.<br />

Dabei könnten sie helfen, den Fachkräftemangel<br />

zu lindern. Frauen für den Bau zu<br />

gewinnen, ist allerdings nicht einfach,<br />

da es Handlungsbedarf in vielen Bereichen<br />

gibt. Dazu zählen insbesondere<br />

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf,<br />

die Recruiting-Praxis, <strong>das</strong> Gehaltsniveau<br />

und die Überwindung von Geschlechterklischees<br />

und Diskriminierung.<br />

Auch wenn die Anzahl an weiblichen Fachkräften<br />

im Bauwesen steigt, beschäftigt die Branche<br />

immer noch so wenig Frauen wie kein anderer<br />

Wirtschafts zweig. Nur 1,8 Prozent der gewerblichen<br />

Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sind weiblich.<br />

Unwesentlich höher ist der Frauenanteil in den Ausbauberufen,<br />

wie zum Beispiel in der Elektrik oder der<br />

Anlagenmechanik für Sanitär, Heizung und Klima.<br />

Doch warum ist die Frauenquote im Bauhandwerk<br />

so niedrig? Experten zufolge ist <strong>das</strong> nicht zuletzt<br />

eine Nachwirkung des gesetzlichen Beschäftigungsverbots<br />

für Frauen im Baugewerbe, <strong>das</strong> in<br />

den alten Bundesländern noch bis 1994 galt. Auch<br />

wenn dies inzwischen schon lange Geschichte ist<br />

<strong>–</strong> die damit einhergehenden Rollenbilder und Vorurteile<br />

sind es nicht. Das hat weitreichende Folgen.<br />

Denn je einseitiger die Verteilung der Geschlechter<br />

in den Branchen ist, desto größer ist auch der<br />

Fachkräftemangel.<br />

Geschlechterklischees und<br />

Gender-Pay-Gap<br />

Längst hat die Bauwirtschaft erkannt, <strong>das</strong>s mehr<br />

weibliche Fach- und Führungskräfte benötigt werden<br />

und sich <strong>das</strong> Ziel gesetzt, den Anteil in allen Ebenen<br />

zu erhöhen. Auf Seiten der Unternehmen sind die<br />

Handlungsfelder dabei nach Angaben des Kompetenzzentrums<br />

für Fachkräftesicherung insbesondere<br />

14 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I WEGE ZUR FACHKRÄFTESICHERUNG


© stock.adobe.com <strong>–</strong> Anselm<br />

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinderbetreuungsmöglichkeiten,<br />

Arbeitszeitgestaltung,<br />

Entgeltgleichheit, Netzwerk/Mentoring und Unternehmenskultur.<br />

Letztere kann deshalb zu einer Barriere<br />

für Bewerberinnen werden, da sie oft männlich<br />

geprägt ist und sich dadurch Geschlechter klischees<br />

hartnäckig halten. In manchen Fällen haben sich<br />

sogar diskriminierende Strukturen entwickelt, die<br />

in Form von Sexismus, sexueller Belästigung,<br />

Anfeindungen und einer vergleichsweise geringen<br />

Fehlertoleranz zu Tage treten. Um den Frauenanteil<br />

im Unternehmen zu erhöhen, ist es deshalb wichtig,<br />

einen kulturellen Wandel hin zu einer geschlechtersensiblen<br />

Unternehmenskultur anzustoßen.<br />

Ein weiterer Faktor ist die Einführung eines gleichen<br />

Gehaltsniveaus für Männer und Frauen. Denn auch<br />

<strong>das</strong> Bauhandwerk ist nicht frei vom Gender-Pay-<br />

Gap: Laut Statistischem Bundesamt verdienten<br />

hier Frauen im Jahr 2020 im Durschnitt 2.881 Euro<br />

brutto weniger als ihre männlichen Kollegen mit<br />

gleichem Erfahrungsschatz und Bildungsstand.<br />

FrauenNetzwerk-Bau<br />

Am internationalen Frauentag hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) <strong>das</strong> „ FrauenNetzwerk-Bau“ ins<br />

Leben gerufen. Schirmherrin ist Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Das Forum für<br />

Austausch und gegenseitige Förderung soll die Öffnung der Branche für weibliche Fach- und Führungskräfte vorantreiben.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 15


© stock.adobe.com <strong>–</strong> Seventyfour<br />

Flexibilität<br />

und Unterstützung<br />

im<br />

Bereich der<br />

Kinderbetreuung<br />

machen<br />

Jobs für<br />

Frauen interessanter.<br />

Attraktive Angebote und Arbeitszeiten<br />

Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern,<br />

spielt die Kinderbetreuung eine Schlüsselrolle.<br />

Als Unternehmen Betreuungsmöglichkeiten zu<br />

fördern, kann deshalb ein entscheidender Benefit<br />

sein. In Kooperation mit anderen regionalen Betrieben<br />

ist sogar die Schaffung eines gemeinsamen<br />

Betriebskindergartens realistisch. Als weitere strukturelle<br />

Job-Barriere für viele Frauen gelten außerdem<br />

unflexible Arbeitszeiten, da diese die Organisation<br />

der unbezahlten Sorgearbeit erschweren. Mit individuellen<br />

und flexiblen Arbeitszeitmodellen können<br />

Unternehmen bei Frauen punkten. Aber auch „Führen<br />

in Teilzeit“ und ein leichter Wechsel von Teil- zur<br />

Vollzeit und umgekehrt sind attraktive Angebote.<br />

Gerade in männerdominierten Branchen sind auch<br />

frauenspezifische Mentoring- oder Coachingprogramme<br />

und <strong>das</strong> Engagement in Frauen-Netzwerken<br />

sinnvoll. Dadurch können sich Frauen ihrer<br />

Stärken bewusst werden und im Austausch mit Kolleginnen<br />

Rückhalt erfahren. Nicht zuletzt kann auch<br />

<strong>das</strong> Ermöglichen von „Zweitkarrieren“ zusätzliches<br />

Arbeitskräftepotenzial erschließen: Viele Frauen<br />

möchten, wenn einmal die Kinder aus dem Haus<br />

sind, noch einmal richtig durchstarten.<br />

Im Recruiting auf Vielfalt setzen<br />

Schließlich gilt es, als Arbeitgeber mit seinen Benefits<br />

potenzielle Bewerberinnen auch zu erreichen.<br />

Dazu muss <strong>das</strong> Recruiting entsprechend angepasst<br />

werden. Die Formulierung von Stellenausschreibungen<br />

und Berufsprofilen, die Bildsprache und vieles<br />

mehr spielt dabei eine Rolle. Es gibt allerdings noch<br />

einen anderen Stolperstein in Stellenanzeigen: die<br />

Tendenz, mit unbewusst gewählten Formulierungen<br />

ein Geschlecht gegenüber dem anderen zu bevorzugen.<br />

Nach Angaben des Online-Jobportals<br />

Stepstone weist die Hälfte aller Stellenanzeigen<br />

diesen sogenannten „Gender Bias“ auf.<br />

16 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I WEGE ZUR FACHKRÄFTESICHERUNG


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Im Vorsatz- undKernbeton<br />

reduzieren wir so<br />

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© colourbox.de <strong>–</strong> Kzenon<br />

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#24 „Frauen am<br />

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Talentscout Anita<br />

Gmeiner zeigt<br />

Wege auf, um<br />

junge Frauen für<br />

Handwerksberufe<br />

zu begeistern.<br />

Das ist ein Problem, denn viele Frauen verzichten<br />

dadurch auf eine Bewerbung <strong>–</strong> während Männer<br />

sich hingegen von einer Bewerbung auf eine Anzeige<br />

mit weiblichem Bias nicht abschrecken lassen.<br />

Eine eigene Recruiting-Herausforderung ist es,<br />

(weibliche) Auszubildende anzusprechen. Trotz<br />

Imagekampagnen und politischen Bemühungen,<br />

<strong>das</strong> Handwerk aufzuwerten, wird eine Ausbildung<br />

im Handwerk vom Umfeld oft immer noch eher<br />

negativ betrachtet. Ein Umdenken ist ein gesellschaftlicher<br />

Prozess, der Zeit und Beharrlichkeit<br />

braucht. Aber auch auf Unternehmensebene kann<br />

viel für die Nachwuchsgewinnung getan werden.<br />

Ein Ansatzpunkt ist, die Nachhaltigkeit des Handwerks<br />

stärker herauszustellen. Denn die junge<br />

Generation möchte eine Berufswahl treffen, die mit<br />

ihren Werten im Einklang steht. Praktika, Betriebsführungen<br />

oder Probearbeitstage sind sinnvolle<br />

Angebote, um junge Frauen und Männer für <strong>das</strong><br />

Handwerk zu begeistern.<br />

Gute Karriereperspektive<br />

Fest steht: Das Handwerk benötigt <strong>das</strong> weibliche<br />

Arbeitskräftepotenzial, um den Personalengpass<br />

schließen zu können. Umgekehrt hat auch die<br />

Branche Frauen einiges zu bieten: So sind die<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten am Bau vielfältiger<br />

und innovativer geworden, moderne Maschinen<br />

übernehmen körperlich schwere Arbeit und die Digitalisierung<br />

lässt neue Tätigkeitsfelder entstehen.<br />

Frauen mit der gesuchten Qualifikation oder dem<br />

Interesse, diese zu erwerben, können mit kurzer<br />

Jobsuche und einem sicheren Arbeitsplatz rechnen.<br />

Unternehmen profitieren wiederum von gemischten<br />

Teams, einer Verbesserung ihres Images und<br />

von neuen Talenten im Bewerberpool. Und auch<br />

aus gesellschaftlicher Perspektive ist eine höhere<br />

Frauenquote im Baugewerbe bedeutsam: Eine breitere<br />

Bevölkerungsgruppe hat dadurch Zugang zu<br />

technischem Fachwissen und ist an den Zukunftsprojekten<br />

des Landes beteiligt.<br />

18 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I WEGE ZUR FACHKRÄFTESICHERUNG


Technische Mörtel<br />

Fassaden-/Putz- und Mauerwerksysteme<br />

Fliesen- und Bodensysteme<br />

Garten und Landschaftsbausysteme<br />

Betoninstandsetzung<br />

Visionen verwirklichen.<br />

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EINER MUSS ES KÖNNEN.


Mit innovativen Ideen neue Arbeitskräfte anwerben<br />

Modellprojekte zur<br />

Oft fehlt es in den Betrieben an qualifiziertem Nachwuchs. Fachkräfte sind Mangelware.<br />

Dabei gibt es viele Projekte, die zum Ziel haben, <strong>das</strong> Handwerk attraktiver und<br />

auch Menschen zugänglich zu machen, die einen handwerklichen Beruf bisher noch<br />

nicht in Erwägung gezogen haben.<br />

Projekttage wie der Girls’Day oder der Tag des<br />

Handwerks haben sich bereits etabliert und sind<br />

weit bekannt. Sie schaffen es seit vielen Jahren,<br />

<strong>das</strong> Handwerk in <strong>das</strong> Bewusstsein junger Menschen<br />

zu rücken. Darüber hinaus gibt es noch viele<br />

weitere, nicht ganz so prominente Aktionen, die<br />

handwerkliche Berufsbilder präsentieren. Damit<br />

sollen vor allem junge Menschen auf eine mögliche<br />

Ausbildung in den unterschiedlichen Gewerken aufmerksam<br />

gemacht werden. Manche setzen dabei<br />

schon sehr früh an und wollen Kindern und Jugendlichen<br />

zeigen, wie schön ihr Beruf sein kann. Solche<br />

Modellprojekte suchen Nachahmer, die diese<br />

Ideen auch auf ihren Betrieb übertragen und sollen<br />

Inspiration sein, ähnliche Aktionen umzusetzen.<br />

Auch mit Lernschwäche zum Erfolg<br />

Individuelle Defizite wie eine Lernschwäche<br />

schränken manche Lehrlinge ein. Hier gilt es, zu<br />

unterstützen und zur Seite zu stehen. Einrichtungen<br />

wie <strong>das</strong> Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg<br />

haben sich genau dem verschrieben: Menschen<br />

mit Förderbedarf haben hier die Möglichkeit, einen<br />

handwerklichen Beruf zu erlernen und ihre Fähigkeiten<br />

weiter auszubauen: Verschiedene Berufsbilder<br />

wie Maurer, Hochbaufacharbeiter, Maler<br />

und Lackierer, Fachpraktiker für Holzverarbeitung,<br />

Metallbauer mit Fachrichtung Konstruktionstechnik<br />

und viele mehr sind dabei möglich.<br />

Während ihrer Lehrzeit werden die Auszubildenden<br />

in den hauseigenen Werkstätten fit gemacht, um<br />

danach in einem regulären Betrieb arbeiten zu<br />

können. Das spezielle Ausbildungskonzept macht<br />

es möglich, eine Lehre wie in jedem anderen<br />

Betrieb durchzuführen. Das ist eine Chance für<br />

Unternehmer, junge und motivierte Ausgelernte zu<br />

übernehmen, die den eigenen Betrieb bereichern.<br />

Abi und Schreinerlehre in der Tasche<br />

Dass der direkte Kontakt zu Schulen lohnend<br />

sein kann, zeigt ein Gymnasium in Marquartstein:<br />

Hier haben Schüler die Möglichkeit, parallel zum<br />

Unterricht eine Schreinerlehre zu machen.<br />

20 I <strong>BAUREPORT</strong> TOP-THEMA I WEGE ZUR FACHKRÄFTESICHERUNG


Fachkräftesicherung<br />

Über fünf Jahre streckt sich diese Ausbildung <strong>–</strong><br />

begleitend zum regulären Unterricht. Drei Schüler<br />

pro Schuljahr können an diesem Projekt teilnehmen<br />

und in der hauseigenen Schreinerei ihr Geschick<br />

unter Beweis stellen. Einzige Voraussetzung: Unter<br />

der Doppelbelastung dürfen die schulischen Leistungen<br />

nicht leiden.<br />

Die Kreativität wirkt sich auch auf <strong>das</strong> Lernen positiv<br />

aus: Die Erfahrungen haben gezeigt, <strong>das</strong>s vor<br />

allem <strong>das</strong> strukturierte Denken gefördert wird. Den<br />

Absolventen erschließen sich durch diese zweigleisige<br />

Ausbildung exzellente berufliche Perspektiven.<br />

Schon die Jüngsten mit an Bord holen<br />

Unter dem Motto „Kleine Hände, große Zukunft“<br />

startet die Aktion Modernes Handwerk (AMH) als<br />

Partner des Handwerks jährlich einen Kita-Wettbewerb.<br />

Kita-Kinder im Alter zwischen drei und sechs<br />

Jahren treffen auf echte Handwerker und dürfen<br />

ihnen über die Schulter schauen. So bekommen sie<br />

einen Einblick in die verschiedenen handwerklichen<br />

Berufsbilder und dürfen auch selbst mit werkeln.<br />

Dabei können Handwerksbetriebe aktiv auf die Kita<br />

zugehen und diese besuchen oder die Kinder im<br />

eigenen Betrieb empfangen. Aus den Eindrücken<br />

und Erlebnissen der kleinen Nachwuchshandwerker<br />

entsteht ein Poster, <strong>das</strong> an die AMH geschickt wird.<br />

Eine Jury entscheidet, welche Kita <strong>das</strong> Preisgeld<br />

für ein Kita-Fest oder einen Projekttag zum Thema<br />

Handwerk gewinnt.<br />

Die ohnehin schon vorhandene Begeisterung für<br />

<strong>das</strong> Bauhandwerk wird bei den Kindern durch dieses<br />

Erlebnis noch einmal gesteigert. Der Tag bleibt in<br />

Erinnerung und in den Kindern keimt der Gedanke:<br />

„Wenn ich einmal groß bin, werde ich Bauarbeiter.“<br />

Vom Hörsaal auf die Baustelle<br />

Viele Studierende haben Zweifel an ihrer Studienwahl.<br />

Fast jeder dritte bricht sein Studium ab. Sie<br />

sind auf der Suche nach einer neuen Perspektive<br />

<strong>–</strong> und finden diese immer öfter im Handwerk. Denn<br />

der Vorteil gegenüber einem theoretischen Studium<br />

liegt auf der Hand: Jeden Tag hat man <strong>das</strong> Ergebnis<br />

seiner Arbeit direkt vor Augen.<br />

Das Projekt „YourPUSH“ stellt den Zweiflern und<br />

Abbrechern handwerkliche Alternativen zum Studium<br />

vor. Die gemeinsame Initiative der Handwerkskammer<br />

Frankfurt-Rhein-Main und der Goethe-<br />

Universität Frankfurt bringt Studien abbrecher<br />

und Betriebe zusammen, die auf der Suche nach<br />

Fachkräften sind. „YourPUSH“ unterstützt dabei,<br />

die Qualifikationen aus Abitur und Studium in den<br />

neuen Karriereweg im Handwerk einzubringen.<br />

© FULLHAUS GmbH<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 21


BRANCHE AKTUELL<br />

Neue Chancen in einem wachsenden Markt<br />

Holzbau boomt<br />

Klimaschutz, Ressourcenschonung und<br />

nicht zuletzt die Probleme um die Energieversorgung<br />

haben den natürlichen<br />

Rohstoff Holz in den Fokus des öffentlichen<br />

Interesses gerückt. Der Holzbau<br />

gewinnt an Bedeutung <strong>–</strong> in Deutschland,<br />

aber auch weltweit. Das Baugewerbe<br />

erkennt zunehmend <strong>das</strong> Potenzial von<br />

Holz als nachhaltigen Baustoff. Die<br />

strategische Ausrichtung auf diesen<br />

Zukunftsmarkt eröffnet neue Geschäftsmöglichkeiten<br />

und trägt gleichzeitig zur<br />

nachhaltigen Entwicklung des Baugewerbes<br />

bei.<br />

Das Bauen mit Holz ist ein Wachstumsmarkt: Von<br />

1960 bis 2020 ist die weltweite Produktion von<br />

Holzwerkstoffen um fast <strong>das</strong> 15-fache gestiegen.<br />

Einen deutlichen Zuwachs hat die Produktion von<br />

Schnittholz, die mit dem Baugewerbe verbunden<br />

ist, in den letzten 10 Jahren erfahren. Die zunehmende<br />

Bedeutung des Holzbaus hat vor allem mit<br />

dem Fortschreiten des Klimawandels zu tun <strong>–</strong> denn<br />

Holzprodukte binden schädlichen Kohlenstoff. Gebäude<br />

sind dabei die nachhaltigsten Speicher, da<br />

sie eine lange Lebensdauer haben. Nur der Baum<br />

selbst, der mehrere 100 Jahre im Wald wächst,<br />

jedes Jahr weiteres CO 2<br />

aufnimmt und nach seinem<br />

Absterben jahrzehntelang als Totholz im Wald verbleibt,<br />

ist ein noch nachhaltigerer Speicher.<br />

Es liegt auf der Hand, <strong>das</strong>s angesichts des weltweit<br />

wachsenden Wohnbedarfs und des Klimawandels<br />

dem Baustoff Holz als CO 2<br />

-Speicher und damit<br />

für die Erreichung der Klimaziele eine wichtige<br />

Bedeutung zukommt. Das Potsdamer Institut für<br />

Klimafolgenforschung (PIK) rechnete Anfang 2020<br />

vor, <strong>das</strong>s ein fünfgeschossiges Wohngebäude aus<br />

Brettschichtholz pro Quadratmeter bis zu 180 Kilogramm<br />

Kohlenstoff speichern könnte.<br />

© colourbox.de <strong>–</strong> Vector Tradition, colourbox.de <strong>–</strong> #316452<br />

22 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

BRANCHE AKTUELL


Kürzere Bauzeit möglich<br />

Zudem kann mittels sogenannter Kaskadennutzung<br />

die Klimabilanz eines Holzhauses noch weiter<br />

erhöht werden. Das heißt, Holz muss so verbaut<br />

werden, <strong>das</strong>s es nach einem Abriss oder der<br />

Renovierung eines Holzhauses mehrfach weiterverwendet<br />

werden kann, bevor es ganz am Ende der<br />

energetischen Nutzung zugeführt wird <strong>–</strong> und erst<br />

dann <strong>das</strong> Kohlendioxid wieder freisetzt. Dies fördert<br />

die Kreislaufwirtschaft und reduziert den Abfall.<br />

Wachstumspotenzial<br />

beim Geschosswohnungsbau<br />

In Deutschland sind in Holzbauweise bislang vor<br />

allem Ein- oder Zweifamilienhäuser zu finden. 2021<br />

lag die Holzbau-Quote im Bereich des Wohnbaus<br />

bei 21,3 Prozent <strong>–</strong> Tendenz seit Jahren steigend.<br />

Weiteres Potenzial steckt im Bereich des mehrgeschossigen<br />

Wohnungsbaus. In diesem Sektor<br />

kommt Deutschland bislang auf einen Anteil von<br />

4,5 Prozent, während beispielsweise Österreich bei<br />

19 Prozent und Schweden bei 13 Prozent liegt.<br />

Rainer Kabelitz-Ciré, zuständig für den Holzbau<br />

beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe, ist<br />

überzeugt, <strong>das</strong>s sich mehrgeschossige Gebäude<br />

in Holz- oder Mischbauweise durchsetzen werden.<br />

Ein Grund dafür sei, <strong>das</strong>s in den vergangenen Jahren<br />

habe nachgewiesen werden können, <strong>das</strong>s die<br />

heutigen Holzbaukonstruktionen die Brandschutzanforderungen<br />

erfüllen. Vor allem aber verspricht<br />

man sich von vier- und fünfgeschossigen Holzwohngebäuden,<br />

die aufgrund eines hohen Vorfertigungsgrades<br />

in kürzerer Bauzeit als herkömmliche<br />

Gebäude errichtet werden können, einen Beitrag<br />

zur Linderung der Wohnungsnot in Städten und<br />

Kommunen. Allerdings muss laut Kabelitz-Ciré für<br />

eine Steigerung des mehrgeschossigen Holzbaus<br />

die digitale Planung und Ausführung noch enger<br />

verzahnt und die Standardisierung erhöht werden.<br />

Laut der Studie „Urbaner Holzbau“ vom Büro für<br />

Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag<br />

(TAB) kann nicht nur die Holzbaubranche<br />

von der zu erwartenden größeren Nachfrage nach<br />

Holzbauten profitieren, sondern auch die Massivbauindustrie.<br />

Denn für den mehrgeschossigen<br />

Holzbau im urbanen Raum werde überwiegend<br />

der Holzhybridbau eingesetzt und damit seriell vorgefertigte<br />

Leichtbauelementen benötigt. Noch vor<br />

dem erwarteten Hochlauf des mehrgeschossigen<br />

Holzbaus sieht <strong>das</strong> TAB aktuell die größten<br />

Marktpotenziale in den Bereichen<br />

Aufstockungen, Baulückenschluss<br />

und energetische Fassadensanierung.<br />

Wachstumspotenzial<br />

erwarten die<br />

Forscher außerdem<br />

bei Zweckbauten wie<br />

Schulen oder Kindertagesstätten,<br />

da die<br />

öffentliche Hand hier<br />

verstärkt auf Holzbauweise<br />

setze.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 23


Holz ist essenziell,<br />

aber begrenzt verfügbar<br />

Eine andere Frage ist jedoch: Kann überhaupt<br />

ausreichend Holz für den Hausbau produziert<br />

werden? Dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung<br />

(PIK) zufolge müsste der Flächenbedarf<br />

der Holzproduktion global von aktuell 137 Millionen<br />

auf 425 Millionen Hektar steigen, würden weltweit<br />

Häuser für neue Stadtbewohner zu 90 Prozent aus<br />

Holz gebaut. Der deutlich höhere Platzbedarf der<br />

benötigten Holzplantagen würde zwar nicht auf<br />

Kosten von Ackerflächen gehen, allerdings könne<br />

es zu Konflikten zwischen Holzplantagen und naturnahen<br />

Wäldern kommen.<br />

Auch <strong>das</strong> Büro für Technikfolgen-Abschätzung<br />

beim Deutschen Bundestag (TAB) hat sich mit der<br />

Holzverfügbarkeit beschäftigt, allerdings mit Blick<br />

auf Deutschland. Die Holzvorräte in deutschen<br />

Wäldern seien in den vergangenen Jahren zwar<br />

stetig gestiegen und prinzipiell auch ausreichend,<br />

aber aufgrund des beabsichtigten Waldumbaus<br />

könne sich die Rohstoffbasis verändern. Einfluss<br />

auf die Verfügbarkeit von Holz für die Bauindustrie<br />

hat der Studie zufolge außerdem die Nachfrageentwicklungen<br />

im Verpackungs-, Papier-, Möbel- und<br />

Energiesektor.<br />

Das zeigt: Holz als alternatives Baumaterial<br />

ist aufgrund des Klima-<br />

24 I <strong>BAUREPORT</strong> BRANCHE AKTUELL


wandels essenziell, seine Nutzung kann und<br />

muss noch weiter vorangetrieben werden <strong>–</strong> doch<br />

angesichts begrenzter Holzvorräte werden auch<br />

herkömmliche Baustoffe wie Ziegel und Beton<br />

ihren Stellenwert behalten. Prof. Dr. Stefan Winter,<br />

Inhaber des Lehrstuhls für Holzbau und Baukonstruktion<br />

an der TU München, bringt es so auf den<br />

Punkt: „Im Schulterschluss mit den mineralischen<br />

Baustoffen können wir die benötigten Wohnungsmengen<br />

bauen und liefern.“<br />

Holzbauanteil von 30 Prozent bis 2030?<br />

Letztendlich geht es darum, den unumgänglichen<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck über den gesamten Lebenszyklus<br />

eines Gebäudes möglichst klein zu halten. Neben<br />

den Baustoffen spielen dabei viele weitere Faktoren<br />

wie Bauweise, Regionalität der Baustoffe und<br />

Transport eine wichtige Rolle. Was die Holznutzung<br />

betrifft, gilt es zu priorisieren: An erster Stelle sollen<br />

langlebige Produkte aus Holz und hochwertiges<br />

Recycling stehen, an letzter Stelle die Verbrennung<br />

von Holz zur Energiegewinnung.<br />

Der Bundesverband Holz und Kunststoff hält in<br />

Deutschland einen Holzbauanteil von 30 Prozent<br />

bis 2030 für realistisch. Für einschlägige Handwerksunternehmen<br />

bedeutet dies, <strong>das</strong>s eine entsprechende<br />

Erweiterung ihres Leistungsangebots,<br />

gezielte Spezialisierungen auf bestimmte Bereiche<br />

des Holzbaus, gewerkeübergreifende Kompetenzen<br />

und Kooperationen eine gute Positionierung<br />

in diesem Zukunftsmarkt versprechen. Auch der<br />

Baufachhandel richtet sich noch mehr auf den Zukunftsmarkt<br />

Holzbau aus <strong>–</strong> mit Gesamtkonzepten<br />

und Serviceleistungen rund ums Holz.<br />

Digitale Planungshilfe<br />

Der an Bedeutung gewinnende mehrgeschossige Holzbau stellt aufgrund der großen<br />

Variantenvielfalt eine Herausforderung für Planer und ausführende Firmen dar. In Österreich<br />

bietet ein digitaler Bauteilkatalog Unterstützung. Diesen hat die TU München nun auf deutsche<br />

Rahmenbedingungen übertragen. Unter www.dataholz.de steht eine Sammlung häufig verwendeter<br />

Konstruktionsvarianten mit Angaben zu Bauphysik, Brandschutz und ökologischen<br />

Kennwerten zur Verfügung.<br />

© colourbox.de <strong>–</strong> Vector Tradition, colourbox.de <strong>–</strong> #316452<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 25


Chancen und Grenzen der KI<br />

ChatGPT im<br />

Handwerksbüro<br />

Der smarte Textgenerator der<br />

Firma OpenAI sorgt derzeit<br />

für Furore. Viele Unternehmen<br />

machen ihre ersten Erfahrungen<br />

damit. Auch im Handwerk kann<br />

sich der Einsatz lohnen.<br />

Website-Text, Stellenanzeige, Kündigung,<br />

Newsletter oder Produktname: Im Handwerksunternehmen<br />

fällt jede Menge Geschäfts-<br />

und Marketingkommunikation an.<br />

Die künstliche Intelligenz ChatGPT kann<br />

dabei helfen <strong>–</strong> vor allem bei Routineaufgaben,<br />

die in einem Betrieb typischerweise<br />

vorkommen. Die Schreib-KI zur Texterstellung<br />

hat jedoch auch ihre Grenzen<br />

und Fallstricke. Entscheidend ist es, sie<br />

dort einzusetzen, wo sie wirklich nützt.<br />

Haben wir im November 2022 den nächsten<br />

„iPhone-Moment“ erlebt? Digitalexperten beantworten<br />

diese Frage fast unisono mit einem „Ja“.<br />

Sie sind überzeugt, <strong>das</strong>s mit der Einführung von<br />

ChatGPT und vergleichbaren KI-Anwendungen<br />

ein neues Informationszeitalter angebrochen ist.<br />

Ähnlich wie <strong>das</strong> iPhone <strong>das</strong> „Konzept Smartphone“<br />

in unser Leben integriert hat, werden auch Sprachverarbeitungssysteme<br />

wie ChatGPT zunehmend<br />

integraler Bestandteil des täglichen Lebens. Das<br />

Potenzial ist auch deshalb so groß, weil nun eine<br />

breite Öffentlichkeit Zugriff auf diese Technologie<br />

hat und für deren Nutzung keinerlei Spezialkenntnisse<br />

erforderlich sind: ChatGPT „versteht“ die natürliche<br />

Sprache, der Nutzer „unterhält“ sich<br />

mit der KI wie mit einem menschlichen<br />

Gegenüber <strong>–</strong> und sie „erinnert“<br />

sich an den Gesprächsverlauf.<br />

26 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

© Photo by Ilgmyzin on Unsplash BRANCHE AKTUELL


© stock.adobe.com <strong>–</strong> Limitless Visions<br />

Gute Ergebnisse bei einfachen<br />

Textaufgaben<br />

So weit so revolutionär. Aber was kann ChatGPT<br />

wirklich im Alltag eines Handwerksbüros leisten?<br />

Das „Mittelstandszentrum Digital <strong>–</strong> Zentrum Handwerk“<br />

hat verschiedene Anwendungsfälle getestet<br />

und kommt zu einem ambivalenten Ergebnis.<br />

Kurz gefasst lautet es zum einen, <strong>das</strong>s die von<br />

der Schreib-KI in Sekunden- bis Minutenschnelle<br />

verfassten Texte vor allem dann „gut genug“ sind,<br />

wenn sie mit überschaubaren, routinemäßigen Aufgaben<br />

zusammenhängen. Gibt man beispielsweise<br />

folgendes in <strong>das</strong> Dialogfeld ein:<br />

Ich führe einen Maurerfachbetrieb. Leider sind mehrere Mitarbeiter krank geworden,<br />

deshalb muss ich einen Kundentermin absagen. Verfasse eine Terminabsage.<br />

<strong>–</strong> liefert <strong>das</strong> System einen professionellen, freundlichen<br />

Text, der nur noch in <strong>das</strong> Mail-Programm<br />

kopiert werden muss. Auch Kündigungsschreiben,<br />

Preiserhöhungs-Ankündigungen oder Website-<br />

Einstiegstexte fallen in die Text-Kategorie, die<br />

ChatGPT gut übernehmen kann.<br />

Wenn es allerdings um komplexere Texte geht, ist<br />

<strong>das</strong> Ergebnis <strong>–</strong> zumindest zunächst <strong>–</strong> weit weniger<br />

positiv. Die KI liefert bei Aufgaben dieser Art vergleichsweise<br />

langweilige und vor allem recht oberflächliche<br />

Texte. In Teilen sind sie zwar verwendbar,<br />

bedürfen aber in der Regel der Nacharbeit. Sind die<br />

Ressourcen im Büro knapp, kann <strong>das</strong> Tool zumindest<br />

unterstützen <strong>–</strong> allerdings mit Abstrichen beim<br />

textlichen Niveau. Ein Beispiel sind Stellenanzeigen.<br />

ChatGPT schreibt sie absolut seriös und mit allen<br />

relevanten Inhalten wie Aufgaben, Voraussetzungen,<br />

Benefits und Bewerbungsaufforderung. Aber:<br />

Die erstellen Texte sind eher monoton und farblos,<br />

was <strong>das</strong> Recruiting nicht gerade befeuern dürfte.<br />

Ergebnis-Qualität<br />

hängt vom Eingabe befehl ab<br />

Allerdings kommt an dieser Stelle ein Aspekt ins<br />

Spiel, bei dem es letztendlich um <strong>das</strong> Aufwand-<br />

Nutzen- Verhältnis geht: Denn oberflächliche,<br />

unvollständige und langweilige Texte sind nicht<br />

zielführend <strong>–</strong> die Qualität der generierten Texte<br />

steht und fällt mit der Qualität der Eingabebefehle,<br />

der sogenannten Prompts.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 27


© Photo by MJH Shikder on Unsplash<br />

How to: ChatGPT<br />

• Registrieren Sie sich auf chat.openai.com<br />

• Sie landen auf einer Website mit einem<br />

Texteingabefeld, über <strong>das</strong> Sie direkt Ihre<br />

Frage oder Aufgabe eingeben können.<br />

• Je klarer, spezifischer, detaillierter und<br />

kontextreicher Ihre Eingabe ist, desto<br />

besser und präziser ist <strong>das</strong> Ergebnis,<br />

<strong>das</strong> der Bot liefert.<br />

• Sind Sie mit dem Ergebnis noch nicht<br />

zufrieden, können Sie „nachprompten“.<br />

Dabei müssen Sie die Anfrage nicht<br />

wiederholen, ChatGPT erinnert sich an<br />

zuvor gestellte Fragen.<br />

Und dieses Prompting ist eine<br />

einigermaßen anspruchsvolle<br />

Disziplin. „Prompting ist kein Sprint,<br />

sondern ein Marathon“ <strong>–</strong> so bringt es<br />

Alessandro Alviani, Experte für Natural<br />

Language Processing (NLP) auf den<br />

Punkt. Dabei müsse jeder Betrieb bzw. jeder<br />

Nutzer viel experimentieren, um Prompts<br />

so zu formulieren, <strong>das</strong>s die Antwort der KI der<br />

gestellten Aufgabe gerecht wird. Meist geschehe<br />

dies, indem ein zunächst einfacher Prompt<br />

immer weiter verfeinert werde, so Alviani. Ob es<br />

sich lohnt, entsprechenden Aufwand zu investieren,<br />

muss jeder Betrieb für sich selbst herausfinden.<br />

Beim derzeitigen Entwicklungsstand kann ChatGPT<br />

im Handwerksbetrieb vor allem für profane Textaufgaben<br />

wie Kundenkorrespondenz oder interne<br />

Kommunikation genutzt werden. Ist man international<br />

aktiv, kann ChatGPT Übersetzungen in andere<br />

Sprachen übernehmen und auch für Recherchezwecke<br />

ist die KI gut geeignet. Das Mittelstandszentrum<br />

Digital nennt als Beispiel die Recherche<br />

für ein betriebliches Energiesparprojekt. ChatGPT<br />

liefert hierfür ein präzises Grundgerüst und eine<br />

Sammlung von Möglichkeiten. Aber Achtung: Die<br />

Frage des Urheberrechts ist nicht endgültig geklärt.<br />

Aktuell gehen die meisten Experten davon aus,<br />

<strong>das</strong>s es sich bei KI-Erzeugnissen um eigene Werke<br />

handelt und die Urheberrechte deshalb nicht verletzt<br />

werden. Insbesondere bei einfachen Prompts<br />

wie „Schreibe einen Website-Artikel über XY“ bestehen<br />

kaum urheberrechtliche Bedenken.<br />

ChatGPT ist fehleranfällig<br />

Ganz wichtig bei jeglicher Nutzung ist es allerdings,<br />

die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen, d. h.<br />

Fakten und Zahlen immer zu überprüfen. ChatGPT<br />

ist fehleranfällig, weil die Inhalte rein nach sprachlichen<br />

Wahrscheinlichkeiten erzeugt werden. Hinzu<br />

kommen erfundene Fakten <strong>–</strong> im Fachjargon heißt<br />

es, die KI halluziniert. Warum sie <strong>das</strong> tut, ist nicht<br />

eindeutig geklärt. Aber immerhin konnte die Halluzinations-Wahrscheinlichkeit<br />

beim letzten Update<br />

des Chatbots um 40 Prozent reduziert werden.<br />

Als Grundregel gilt jedoch weiterhin: immer davon<br />

ausgehen, <strong>das</strong>s eine genannte Tatsache falsch ist.<br />

Die Verantwortung für die Fehler des Tools trägt der<br />

Anwender. Am besten funktioniert es deshalb bei<br />

vertrauten Themen.<br />

Sich als Unternehmer mit dem Thema (frühzeitig)<br />

zu beschäftigen, lohnt sich: Denn ChatGPT entwickelt<br />

sich sprunghaft. Vorne dabei zu sein, kann<br />

schon jetzt die Produktivität steigern <strong>–</strong> über kurz<br />

oder lang ist der Einsatz dieser Art von KI womöglich<br />

eine wirtschaftliche Notwendigkeit.<br />

Bereits heute erweist sich ChatGPT als nützlicher Helfer im<br />

Arbeitsalltag. Noch ist die Technologie jedoch nicht ausgereift <strong>–</strong><br />

aber die Entwicklung schreitet sprunghaft voran.<br />

28 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

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<strong>BAUREPORT</strong> I 29


Profitieren vom Wachstumsmarkt<br />

Energetische<br />

Sanierung<br />

Zuerst der neue Heizungsplan der Bundesregierung,<br />

dann der Gesetzesentwurf<br />

des EU-Parlaments für strengere Anforderungen<br />

an die Energieeffizienz von<br />

Gebäuden: Der Druck auf Hausbesitzer<br />

zur energetischen Sanierung ihrer Immobilie<br />

wird immer größer. Noch ist nichts<br />

Gesetz, eines aber ist sicher: Der Sanierungsboom<br />

geht ungebrochen weiter.<br />

Spezialisierte Handwerksbetriebe können<br />

von einem zukunftsträchtigen Markt profitieren.<br />

Nach Vorgaben des EU-Parlaments sollen die Gebäude<br />

in der EU bereits in naher Zukunft deutlich<br />

weniger Energie verbrauchen. Eine mittlere Energieeffizienz<br />

<strong>–</strong> die künftig auf einer Skala von „A“ bis<br />

„G“ angegeben wird <strong>–</strong> bis 2033 ist <strong>das</strong> Ziel. Allein in<br />

Deutschland würden Expertenschätzungen zufolge<br />

sechs bis acht Millionen ältere Wohngebäude in<br />

den nächsten neun Jahren zur Sanierung anstehen.<br />

Eine enorme Herausforderung für <strong>das</strong> Handwerk <strong>–</strong><br />

sorgen doch Fachkräftemangel, Materialengpässe<br />

und höhere Kreditkosten für Immobilienbesitzer<br />

für reichlich Gegenwind. Gleichzeitig eröffnet<br />

der boomende Sanierungsmarkt jede Menge<br />

Geschäftschancen. Profitieren werden vor allem<br />

auf Sanierung und Modernisierung spezialisierte<br />

Dienstleister, die aktiv auf potenzielle Kunden zugehen<br />

und einen möglichst ganzheitlichen Rundum-<br />

Service bieten können <strong>–</strong> von der Energie- und<br />

Fördermittelberatung über die Wahl der richtigen<br />

Baustoffe bis hin zum Einbau der Lösungen. Denn<br />

Hausbesitzer benötigen nicht nur Realisierungskompetenz,<br />

sondern auch Unterstützung bei den<br />

vielen Entscheidungen rund um die energetische<br />

Sanierung.<br />

Mit Energie zu neuen Aufträgen<br />

Kernfragen bestehen beispielsweise darin, ob sie<br />

zuerst dämmen oder eine neue Heizung installieren<br />

sollen, welche Reihenfolge bei der Wärmedämmung<br />

optimal ist und welche Förderung es dafür<br />

vom Staat gibt. Eine ganzheitliche, fachgerechte<br />

Planung ist deshalb unerlässlich, entscheidet sie<br />

doch maßgeblich darüber, wie wirtschaftlich und<br />

nachhaltig die Maßnahmen sind. Nachdem vor<br />

ca. neun Jahren die Einschränkung für Meisterbetriebe<br />

weggefallen ist, entweder als Sachverständige<br />

oder als Ausführende tätig zu werden, bietet die<br />

Energieberatung auf Basis einer Ausbildung<br />

zum Gebäudeenergieberater mit HWK-<br />

Abschluss eine vielversprechende<br />

Möglichkeit, <strong>das</strong> Kerngeschäft zu<br />

erweitern. So können energieberatende<br />

Handwerksbetriebe<br />

bei energetischen Sanierungsvorschlägen,<br />

die <strong>das</strong> eigene<br />

Gewerk betreffen, diese<br />

auch gleich umsetzen.<br />

© FULLHAUS GmbH<br />

30 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

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<strong>BAUREPORT</strong> I 31


Die Leistungen aus einer Hand zu beziehen ist<br />

auch für Kunden attraktiv, mussten sie doch vor<br />

der Neuregelung auch bei kleinen Einzelmaßnahmen<br />

einen unabhängigen Energieberater hinzuziehen.<br />

Dadurch wurde <strong>das</strong> Projekt aufwendiger<br />

und der Vorteil durch die Förderung war schnell<br />

aufgebraucht. Seit dem 1. Dezember 2<strong>01</strong>7 sind<br />

handwerkliche Gebäudeenergieberater außerdem<br />

berechtigt, den sogenannten individuellen Sanierungsfahrplan<br />

(iSFP) für Gebäude im Rahmen der<br />

Bafa-Vor-Ort-Beratung auszustellen. Dieser wird<br />

jedoch seit Kurzem nicht mehr gefördert.<br />

Mit Gebäudeenergieberatung und Spezialisierungen<br />

in den Bereichen der Sanierung und Modernisierung lassen<br />

sich vielversprechende Zusatzgeschäfte und potenzielle<br />

Folgeaufträge generieren.<br />

Wer eine Gebäudeenergieberatung anbietet<br />

und staatliche Fördermittel für die Maßnahmen<br />

beantragen will, muss sich in die Energieeffizienz-<br />

Expertenliste für Förderprogramme des Bundes<br />

der Deutschen Energie-Agentur (dena) eintragen<br />

lassen. Damit sollen Qualität und Unabhängigkeit<br />

der Beratung und der Sanierungsmaßnahmen<br />

sichergestellt werden. Die Eintragung ist mit einmaligen<br />

und jährlichen Kosten verbunden, außerdem<br />

müssen regelmäßig Weiterbildungen absolviert<br />

werden. Zusätzlich wird stichprobenartig geprüft,<br />

ob die Leistungen auch fachgerecht durchgeführt<br />

wurden.<br />

Lukratives Zusatzgeschäft<br />

Es ist offensichtlich: Während der Neubau in der<br />

Krise steckt, Materialmängel und Kostenexplosion<br />

neue Bauvorhaben sowohl für Auftraggeber als<br />

auch für ausführende Baufirmen und Handwerker<br />

unkalkulierbar machen, verspricht die Verbesserung<br />

des Bestands Wachstumschancen. Vor diesem<br />

Hintergrund ist es eine strategische Überlegung<br />

wert, sich <strong>das</strong> Zusatzgeschäft Energieberatung<br />

oder auch andere Spezialisierungen rund um<br />

Sanierung und Modernisierung zu erschließen.<br />

Daraus können sich auch Folgeaufträge ergeben,<br />

insbesondere wenn die Möglichkeit besteht, gemeinsam<br />

mit Kooperationspartnern aus anderen<br />

Gewerken und Branchen Komplettsanierungen<br />

gewinnbringend anbieten zu können. Auch neue<br />

Zielgruppen <strong>–</strong> neben den privaten Hauseigentümern<br />

<strong>–</strong> lassen sich möglicherweise ansprechen.<br />

Auf der anderen Seite steht jedoch der enorme<br />

Aufwand, der neben dem Tagesgeschäft entsteht.<br />

Betriebe, die mangels Ressourcen oder aus anderen<br />

Gründen keine Qualifikation in dieser Richtung<br />

anstreben, können sich <strong>das</strong> Thema Fördermittelund<br />

Energieberatung mithilfe des Baustoffhandels<br />

zumindest für ihre Kundenansprache erschließen:<br />

Über <strong>das</strong> Partner-Netzwerk Ihres Baustoffhändlers<br />

kann sowohl auf Fördermittel-Know-how als auch<br />

auf Energieberater zurückgegriffen werden.<br />

© FULLHAUS GmbH<br />

32 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

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Vertriebspartnern in Deutschland.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 33


short<br />

news.<br />

2.600<br />

zertifizierte „Green Buildings“<br />

In den letzten 10 Jahren stieg die Zahl zertifizierter<br />

Gebäude in Deutschland von 550 auf 2.600.<br />

Zuschuss<br />

Geförderte Wärmepumpen-Fortbildung<br />

Seit 1. April <strong>2023</strong> können Handwerksbetriebe<br />

beim BAFA einen Zuschuss für Schulungen rund<br />

um die Wärmepumpe beantragen.<br />

Wer haftet?<br />

Update Produkthaftungsrichtlinie<br />

Die EU-Kommission modernisiert nach fast<br />

40 Jahren die Haftungsvorschriften für fehlerhafte<br />

Produkte und nimmt darin erstmals<br />

Regeln für KI-Produkte auf.<br />

34 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

© Photos by Danist Soh, Christian Dubovan and Tingey Injury Law Firm on Unsplash BRANCHE AKTUELL


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Prämien<br />

Neuer Katalog der BG BAU liegt vor<br />

© colourbox.de <strong>–</strong> #821<br />

Die BG BAU unterstützt die Investition in sichere<br />

und gesunde Arbeitsplätze <strong>–</strong> im Prämienkatalog<br />

<strong>2023</strong> sind alle Angebote auf einen Blick zu finden.<br />

28 %<br />

Bauingenieurinnen in Bauunternehmen<br />

Die Frauenquote im Bauingenieurstudium lag 2022<br />

bei 30 %, zudem sind mittlerweile 28 % der in Bauunternehmen<br />

beschäftigten Bauingenieure weiblich.<br />

Kipppunkt?<br />

„System Wohnungsbau“<br />

Sofern die Rahmenbedingungen nicht verbessert<br />

werden, könnte ein Systemversagen im Wohnungsbau<br />

eintreten. Ein Sondervermögen für den<br />

sozialen Wohnungsbau wird gefordert.<br />

Zu wenig!<br />

Mangel an altersgerechten Wohnungen<br />

Dieser wird sich bis 2040 mit dem Renteneintritt<br />

geburtenstarker Jahrgänge weiter verschärfen.<br />

Gefordert wird ein „Alterswohnprogramm“ in Höhe<br />

von mindestens einer halben Milliarde Euro.<br />

36 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

© Photos by Sven Mieke, Walid Amghar and Alexas Fotos on Unsplash BRANCHE AKTUELL


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UNTERNEHMEN<br />

Baufachhandel unterstützt mit Service<br />

Fördermittel<br />

zur Kundenansprache<br />

nutzen<br />

Die Förderlandschaft für energetische<br />

Sanierung ist ein komplexes Gebilde:<br />

Fördervoraussetzungen, Zusammenhänge<br />

zwischen Programmen und ständige Veränderungen<br />

machen den Durchblick selbst<br />

für Fachbetriebe schwer. Gleichzeitig sind<br />

Fördergelder für Sanierungswillige ein<br />

entscheidender Faktor. Der Baufachhandel<br />

unterstützt Fachhandwerksbetriebe darin,<br />

<strong>das</strong> Thema als Instrument für die Kundenansprache<br />

zu nutzen.<br />

Die Sanierung des Gebäudebestands ist eine Mammutaufgabe.<br />

Um sie voranzubringen, nimmt die<br />

Bundesregierung jährlich rund 12 bis 13 Milliarden<br />

Euro in die Hand, die über die staatliche Förderbank<br />

KfW und <strong>das</strong> Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />

(Bafa) ausgegeben werden. Mit steigendem<br />

Sanierungsdruck ist auch die Nachfrage nach<br />

Fördermitteln explodiert: Im Oktober 2022 meldete<br />

<strong>das</strong> Bafa eine Rekordzahl von 700.000 Anträgen <strong>–</strong><br />

eingegangen in den ersten zehn Monaten 2022.<br />

Wenn es um die energetische Sanierung und<br />

deren Förderung geht, müssen Sanierungswillige<br />

viele Entscheidungen treffen. Komplettsanierung<br />

oder Einzelmaßnahme(n)? Welche Maßnahmen-<br />

Kombinationen sind für welche Effizienzhaus-Stufe<br />

erforderlich? Mit welchen Maßnahmen lässt sich<br />

der größte Effekt erzielen? Wie und wo beantrage<br />

38 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

© colourbox.de <strong>–</strong> Marian Vejcik<br />

UNTERNEHMEN


BEG-Reform <strong>2023</strong><br />

• Die Antragsberechtigung wurde auf alle Investoren erweitert,<br />

die Beschränkung auf Eigentümer, Pächter und Mieter gilt nicht mehr.<br />

• Auch Materialkosten bei Eigenleistungen werden gefördert.<br />

• Bei einem Heizungsdefekt werden im Zusammenhang mit einer geförderten<br />

Anlage zur Wärmeerzeugung die Mietkosten für eine provisorische<br />

Heiztechnik gefördert. Die Förderung ist auf ein Jahr begrenzt.<br />

• Gefördert wird der Einbau von stationären Brennstoffzellenheizungen,<br />

die mit grünem Wasserstoff oder Biomethan betrieben werden.<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> SFIO CRACHO<br />

ich die Fördergelder? Soll ich mich womöglich<br />

gegen die Förderung und für den Steuerbonus<br />

entscheiden? Fest steht <strong>–</strong> die Förderlandschaft für<br />

energetische Sanierung ist hochkomplex, in der<br />

Regel benötigen Verbraucher die Hilfe eines Energieberaters,<br />

um die für sie optimale Lösung herauszuarbeiten.<br />

Geht es um einen Antrag bei der KfW,<br />

ist ein Energieberater ohnehin vorgeschrieben.<br />

Beratung ist der (investitions-)<br />

entscheidende Faktor<br />

Für ausführende Unternehmen bedeutet dies:<br />

Beratungskompetenz in Sachen Fördermittel ist<br />

ein zunehmend wichtiger Faktor und demzufolge<br />

bestens geeignet, um Kunden anzusprechen. Wie<br />

entscheidend er ist, unterstreicht auch eine Studie<br />

aus dem Jahr 2020: Im „Kundenmonitor Energiemarkt“,<br />

herausgegeben vom Forschungs- und Beratungsinstitut<br />

Sirius Campus GmbH, beschreiben<br />

sich 92 Prozent aller modernisierungswilligen<br />

Wohneigentümer als „Beratungskunden“. Das<br />

heißt: Sie würden sich nur nach einer ausführlichen<br />

Beratung für eine energetische Sanierung<br />

ihrer Immobilie entscheiden <strong>–</strong> vor allem deshalb,<br />

weil ihr Wissen über staatliche Förderungen und<br />

unterschiedliche Sanierungskonzepte gering ist.<br />

Gewünscht werden vor allem ganzheitliche Beratungen<br />

von der Planung bis zum Förderantrag, die<br />

idealerweise vom Handwerk durchgeführt werden.<br />

Denn 83 Prozent der Befragten gaben an, einer Beratung<br />

durch den Handwerksbetrieb großes Vertrauen<br />

entgegenzubringen. Beratungskompetenz beeinflusst<br />

also maßgeblich die Investitionsentscheidung<br />

der Kunden. Für manche Betriebe kann es eine Option<br />

sein, sich die Energieberatung als Zusatzgeschäft<br />

selbst zu erschließen, um Beratung und Ausführung<br />

aus einer Hand anbieten zu können. Allerdings ist<br />

der Qualifizierungs- und Weiterbildungsaufwand<br />

dafür hoch. Und auch die Beratungen selbst sind mit<br />

rund zwei Tagen sehr zeitintensiv. In der Regel muss<br />

ein entsprechend qualifizierter Mitarbeiter eigens für<br />

diese Aufgabe abgestellt werden.<br />

Web-Service für Fachhandwerker<br />

Für Fachhandwerksbetriebe, die <strong>das</strong> nicht stemmen<br />

können oder möchten, bietet der Baufachhandel<br />

in Kooperation mit der febis Service GmbH eine<br />

Alternative: Sie können auf die Förder mittel-<br />

Informationen von febis zurückgreifen <strong>–</strong> verschiedene<br />

Anwendungen stehen dafür zur Verfügung,<br />

beispielsweise eine Profi-Web-Anbindung inklusive<br />

einer eigenen Fördergeld-Hotline. Fördermittel-<br />

Content kann dabei sowohl zur Ansprache auf der<br />

Website genutzt werden als auch als Beratungsunterstützung<br />

in einem geschützten Bereich. Auf<br />

diese Weise kann der Handwerksbetrieb zum Fördermittelberater<br />

werden <strong>–</strong> ohne die Qualifizierung<br />

selbst vorhalten zu müssen.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 39


Arbeitsschutz als ökonomischer Faktor<br />

Unfälle vermeiden,<br />

Ausfälle verhindern<br />

Die Arbeiter sind auf den Baustellen<br />

einer Vielzahl unterschiedlicher Gefahren<br />

und Risiken ausgesetzt. Umso wichtiger<br />

ist es, durch gezielte Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

für Sicherheit und Gesundheit zu<br />

sorgen. Neben der sozialen Komponente<br />

hat die Vermeidung von unfallbedingten<br />

Ausfällen nämlich auch ökonomische<br />

Faktoren.<br />

Die Arbeit mit schweren Maschinen, Ausrutschen,<br />

Stolpern, Stromschläge oder allgemeine Fahrlässigkeit<br />

<strong>–</strong> kurz unachtsam und schon ist es passiert:<br />

Ein Arbeitsunfall auf der Baustelle führt meist dazu,<br />

<strong>das</strong>s ein Arbeitnehmer für längere Zeit ausfällt. Der<br />

ohnehin schon von Fachkräftemangel geprägte<br />

Arbeitsablauf wird dadurch noch einmal zusätzlich<br />

strapaziert. Die Folge: Projektabläufe verzögern<br />

sich oder müssen gar unterbrochen werden. Mangelnde<br />

Arbeitssicherheit führt zudem zu besorgten<br />

Mitarbeitern und weiterer Belastung für die Kollegen,<br />

denn sie müssen den Ausfall abfedern.<br />

Unzureichende Sicherheitsstandards können<br />

mitunter zu einer schlechten Arbeitsmoral führen.<br />

Ein Umstand, den man sich nicht leisten kann.<br />

Die Mitarbeiter sind besorgt <strong>–</strong> darunter leiden die<br />

Produktivität und die Qualität der Arbeit. Eine gute<br />

und sichere Arbeitsumgebung hingegen steigert die<br />

Mitarbeiterzufriedenheit. Durch Präventionsmaßnahmen<br />

fühlen sich die Beschäftigten sicherer, was<br />

positive Auswirkungen auf den Arbeitsprozess hat.<br />

40 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

UNTERNEHMEN


© stock.adobe.com <strong>–</strong> Getty Gallery<br />

© FULLHAUS GmbH<br />

Betriebsinterne Vorgaben<br />

als Ergänzung<br />

Gesetzliche Vorgaben wie <strong>das</strong><br />

Arbeitsschutzgesetz, die Baustellen-,<br />

Arbeits stätten- und Betriebssicherheitsverordnung<br />

regeln den Arbeitsschutz auf<br />

der Baustelle. Die „Regeln zum Arbeitsschutz<br />

auf Baustellen (RAB)“ der BAuA<br />

konkretisieren die staatlichen Vorschriften,<br />

um die Arbeitsbedingungen auf einer<br />

Baustelle sicherer zu gestalten. Aber<br />

auch weiterführende interne Maßnahmen<br />

zur Erhöhung des Gefährdungsbewusstseins<br />

bei den Mitarbeitern lohnen sich.<br />

Eine hohe körperliche Belastung, unvorhersehbare<br />

Wetterbedingungen, Zeitdruck und wechselnde Einsatzorte<br />

sind Faktoren, die den Arbeitsalltag auf dem<br />

Bau zusätzlich erschweren und <strong>das</strong> Gesundheitsund<br />

Unfallrisiko erhöhen. Für den Unternehmer<br />

bedeutet ein Arbeitsunfall auch einen ökonomischen<br />

Schaden. Denn nicht nur der Mitarbeiter, der wegen<br />

des Unfalls nicht arbeiten kann, kostet Geld. Hinzu<br />

kommt, <strong>das</strong>s aus einer möglichen Verzögerung<br />

des Bauprojekts Geldbußen und Vertragsstrafen<br />

resultieren können. Dabei kommen Kosten in Milliardenhöhe<br />

zusammen: Bei einer durchschnittlichen<br />

Arbeitsunfähigkeit von 17 Tagen pro Arbeitnehmer<br />

ergaben sich im Jahr 2021 697,9 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage.<br />

Darauf basierend schätzt die<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

(BAuA) die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle<br />

auf insgesamt 89 Milliarden Euro bzw. den Ausfall<br />

der Bruttowertschöpfung auf 153 Milliarden Euro.<br />

Kosten und Nutzen von Arbeitssicherheit<br />

Neben der persönlichen Sicherheit der Angestellten<br />

und der Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben<br />

fließen also auch wirtschaftliche Faktoren in die<br />

Entscheidung ein, in Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz<br />

zu investieren. Die Deutsche Gesetzliche<br />

Unfallversicherung führte die Kennzahl „Return<br />

on Prevention“ ein. Diese bewertet Kosten und<br />

Nutzen von Präventionsmaßnahmen. Den befragten<br />

Unternehmen der Studie zufolge liegt dieser Wert<br />

bei 2,2: Jeder in die Arbeitssicherheit investierte<br />

Euro kommt also mehr als doppelt wieder in den<br />

Betrieb zurück. Vielen Unternehmen ist nicht bewusst,<br />

<strong>das</strong>s Arbeitssicherheit nicht nur Kosten verursacht,<br />

sondern auch einen Nutzen mit sich bringt.<br />

Eine individuelle Kosten-Nutzen-Aufstellung führt<br />

noch einmal mehr vor Augen, inwieweit sich eine<br />

Investition lohnt. Kostenfaktoren wie Schutzausrüstung,<br />

sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische<br />

Betreuung, Vorsorgeuntersuchungen oder Organisationskosten<br />

sind dem Nutzen gegenüberzustellen.<br />

Dieser umfasst beispielsweise Kosteneinsparungen<br />

durch geringere Nacharbeit und verhinderte<br />

Betriebsstörungen sowie Ausfallzeiten, aber auch<br />

einen Wertzuwachs durch gestiegene Motivation<br />

und Zufriedenheit der Mitarbeiter, verbesserte Produktqualität<br />

und nachhaltige Qualitätsorientierung.<br />

Ersparnisse durch Vermeidung von Fehlzeiten sind<br />

also ein direkter Nutzen. Schätzungen der BAuA<br />

zufolge können 30 bis 40 % der krankheitsbedingten<br />

Ausfallzeiten durch ein effizientes Gesundheitsmanagement<br />

im Betrieb vermieden werden.<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 41


Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

sollte im Fokus<br />

jedes Unternehmens<br />

stehen, damit seine<br />

Angestellten sicher und<br />

gesund arbeiten können.<br />

© Photo by Joshua Sukoff on Unsplash<br />

» Reinhören<br />

Der Podcast<br />

zum Artikel<br />

Reinhören in<br />

den <strong>BAUREPORT</strong><br />

Podcast Folge<br />

#25 „Arbeitsschutz<br />

als<br />

öko nomischer<br />

Faktor“ bei<br />

Spotify und<br />

Apple.<br />

» Exklusiv<br />

im Podcast<br />

Die häufigsten<br />

Probleme beim<br />

Arbeitsschutz<br />

Arbeitssicherheit als Imagefaktor<br />

Damit Unternehmer bewerten können, wie sich<br />

Arbeitsschutzprävention auf die wirtschaftliche<br />

Leistung ihres Betriebes auswirkt, hat die Europäische<br />

Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />

am Arbeitsplatz (EU-OSHA) eine Rahmenstruktur<br />

entwickelt. Diese legt den Schwerpunkt auf den mikroökonomischen<br />

Nutzen der Implementierung des<br />

Arbeitsschutzes. Deutliches Fazit: Der direkte Nutzen<br />

ergibt sich aus den eingesparten Kosten durch<br />

die Verringerung von Arbeitsunfällen <strong>–</strong> zum Beispiel<br />

auch in Bezug auf Versicherungskosten. Genannt<br />

werden in diesem Zusammenhang weitere positive<br />

Nebeneffekte wie gesteigerte Produktivität und<br />

Servicequalität, verbesserte psychische Gesundheit<br />

und Imagesteigerung bei Kunden. Vor allem<br />

letzterer Punkt ist nicht zu unterschätzen: Bei Missachtung<br />

von Arbeitsschutzmaßnahmen kann auch<br />

<strong>das</strong> Image eines Unternehmens massiv leiden.<br />

Potenzielle Kunden werden schnell abgeschreckt<br />

und entscheiden sich daher lieber für ein anderes<br />

Unternehmen, mit dem sie zusammenarbeiten<br />

wollen. Denn auch als Bauherr steht die Sicherheit<br />

auf der Baustelle an oberster Stelle.<br />

Arbeits- und Gesundheitsschutz sollte ein Hauptanliegen<br />

jedes Unternehmers sein, damit seine<br />

Angestellten sicher und gesund arbeiten können.<br />

Denn viele Unfälle und die daraus resultierenden<br />

Kosten für Ausfälle, Personalengpässe sowie<br />

Störungen im Produktionsprozess können durch<br />

wirksamen Arbeitsschutz eingedämmt werden!<br />

Das Thema Arbeitssicherheit sollte auch den Mitarbeitern<br />

bestmöglich nahegelegt werden. Regelmäßige<br />

Unterweisungen zum Thema Sicherheit<br />

sowie eine gute Planung der Arbeitsabläufe<br />

können dazu beitragen, den Arbeitsalltag für die<br />

Beschäftigten sicherer zu gestalten. Es lohnt<br />

sich, seine Angestellten für den Arbeitsschutz zu<br />

sensibilisieren und ein generelles Bewusstsein in<br />

Sachen Sicherheit zu etablieren.<br />

42 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

UNTERNEHMEN


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Start-up-Power als Triebfeder nutzen<br />

Tradition<br />

trifft<br />

Zukunft<br />

Wenn innovative Ideen auf klassisches<br />

Handwerk treffen, können daraus durchaus<br />

vielversprechende Kooperationen<br />

entstehen, die für beide Parteien lohnend<br />

sein können. Wer an so einer Zusammenarbeit<br />

interessiert ist, sollte allerdings<br />

ein paar Punkte beachten.<br />

Start-ups und Handwerk: Was im ersten Moment<br />

wie ein großer Gegensatz klingt, kann eine enorme<br />

Chance sein. Während Start-ups meist mit innovativen<br />

Technologien, schnellen Veränderungen und<br />

der digitalen Welt in Verbindung gebracht werden,<br />

werden mit dem Handwerk eher traditionelle<br />

Fähigkeiten und handwerkliche Kunstfertigkeit<br />

assoziiert. Dennoch gibt es eine Menge Potenzial<br />

für eine Zusammenarbeit auf beiden Seiten.<br />

Denn die innovativen Ideen und Technologien<br />

der Start-ups können gerade <strong>das</strong> Baugewerbe<br />

unterstützen. Auch die Handwerkskammern sind<br />

sich dem bewusst und veranstalten regelmäßig<br />

Formate wie „Start-up meets Handwerk“. Profis<br />

aus dem Handwerk und junge Gründer können<br />

sich hier unkompliziert kennenlernen. Bei einer<br />

Art „Speeddating“ kann man die Möglichkeiten für<br />

neue Zusammenarbeit ausloten. Schon etliche vielversprechende<br />

Kooperationen gingen aus diesen<br />

Ideenwerkstätten hervor.<br />

Optimierung der Arbeitsroutine<br />

Ziel einiger bereits bewährter Start-ups ist es, den<br />

Alltag für Bauunternehmen zu vereinfachen. Sie<br />

entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für spezifische<br />

Bedürfnisse von Handwerksbetrieben. Viele<br />

stellen zu diesem Zweck App-Lösungen bereit. So<br />

erfasst beispielsweise die App von Digiholz die<br />

Arbeitszeit per Smartphone und kann die Daten<br />

einfach an die Lohnabrechnung weiterleiten. Auch<br />

eine projektbezogene Baustellendokumentation<br />

Profit für Start-ups und traditionelle Handwerksbetriebe:<br />

Die perfekte Symbiose aus fachlichem Know-how und ungebremstem<br />

Innovationsgeist schafft Mehrwert für beide Seiten.<br />

44 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

UNTERNEHMEN


© Photo by Ramon Salinero on Unsplash<br />

© colourbox.de <strong>–</strong> Andy Dean Photography<br />

oder Materialerfassung ist hier möglich. Capmo<br />

stellt eine App für digitale Baudokumentation<br />

und Mängel management bereit, womit auch die<br />

Arbeitseffizienz steigen soll. Aber nicht nur die bürokratischen<br />

Angelegenheiten können mit Start-up-<br />

Unterstützung vereinfacht werden: Der Liftbot von<br />

KEWAZO übernimmt den körperlich anstrengenden<br />

Materialtransport für den Gerüstbau auf der Baustelle<br />

und schafft so sichere Arbeitsbedingungen.<br />

AirView Bavaria bietet professionelle Luftaufnahmen<br />

und damit Bau doku mentation und Vermessung<br />

mit einer leistungsstarken Drohne.<br />

Andere Start-ups wiederum setzen auf Künstliche<br />

Intelligenz: Bei der Abrechnung, den Absatzprognosen<br />

oder sogar der Bauplanung können junge<br />

Unternehmen mit den von ihnen entwickelten,<br />

KI-unterstützten Tools behilflich sein. So lassen sich<br />

einige Prozesse durch den Einsatz von neuen Technologien<br />

und digitalen Tools automatisieren <strong>–</strong> <strong>das</strong><br />

spart Zeit und Ressourcen. Eine Vielzahl anderer<br />

junger Unternehmen stellt digitale Lösungen bereit,<br />

die einen Überblick über <strong>das</strong> verbrauchte Material<br />

geben. So kann rechtzeitig beim Baustoffhandel<br />

nachgeordert werden, der dann wie gewohnt zuverlässig<br />

und schnell direkt an die Baustelle liefert.<br />

Unterstützung für Endkunden<br />

Support von einem Start-up kann aber auch für den<br />

Endkunden vielversprechend sein. Zum Beispiel,<br />

wenn die Vorstellungskraft mancher Auftraggeber<br />

begrenzt ist: Nur mit einem Grundriss oder Bauplan<br />

können sie sich nicht wirklich vorstellen, wie groß<br />

die jeweiligen Räume ihres Hauses tatsächlich sein<br />

werden. Abhilfe verschafft <strong>das</strong> Start-up Grundriss<br />

in Lebensgröße. Wie der Name schon sagt, haben<br />

hier Interessierte die Möglichkeit, ihren Bauplan per<br />

Lichtprojektion in die originale Größe übertragen zu<br />

lassen. So hat man noch die Option für letzte Verbesserungen,<br />

bevor der Bau beginnt.<br />

Auch dem nachhaltigen Bauen widmen sich viele<br />

Start-ups <strong>–</strong> 2021 waren es insgesamt 25 Prozent<br />

aller Jungunternehmen, die in der Baubranche<br />

gegründet haben. Damit versuchen sie, nicht nur<br />

Klimaprobleme zu lösen, sondern auch Kosten für<br />

Baumaterial einzusparen. Das Start-up Lumoview<br />

zum Beispiel führt mit einem von ihm entwickelten<br />

Messtool sekundenschnelle Raumanalysen durch.<br />

Dabei wird <strong>das</strong> Gebäude anhand von Daten unter<br />

anderem zur Wärmedämmung bewertet. Mithilfe<br />

dieser Informationen wird ein 3D-CAD-Modell<br />

<strong>BAUREPORT</strong> I 45


© stock.adobe.com <strong>–</strong> pressmaster<br />

Wer sein volles<br />

Potenzial ausschöpft<br />

und<br />

offen für neue<br />

Ideen ist,<br />

kann gemeinsam<br />

erfolgreich<br />

sein und<br />

Innovationen<br />

vorantreiben.<br />

oder ein Grundriss erstellt, der zeigt, wo ein Gebäude<br />

Wärme verliert. Dies hilft dem Endkunden,<br />

seinen Bedarf besser zu verstehen und führt so zu<br />

einer erfolgreichen energieeffizienten Sanierung.<br />

Ein Plus für beide Seiten<br />

Dabei sind Start-ups aber nicht nur als Problemlöser<br />

für <strong>das</strong> Handwerk zu verstehen. Handwerksbetriebe<br />

können auch als kompetente Fertigungsund<br />

Entwicklungspartner für die jungen Gründer<br />

fungieren. Denn die Jungunternehmer sind meist<br />

auf <strong>das</strong> Fachwissen erfahrener Handwerker angewiesen.<br />

So können Profis dabei helfen, Prototypen<br />

zu erstellen und Produkte und Dienstleistungen von<br />

Start-ups zu verbessern. Die einen wollen etwas<br />

konstruieren, wissen aber nicht, wie sie mit dem<br />

gewünschten Material umgehen sollen. Jemand,<br />

der ihnen zur Seite steht und seine fachmännische<br />

Hilfe anbietet, ist da Gold wert. Tipps in Sachen<br />

Statik oder Planung können ein Garantiefaktor für<br />

ein gelungenes Produkt werden.<br />

Beide Seiten profitieren von einer Zusammenarbeit<br />

und können ihre jeweiligen Stärken einbringen.<br />

Resultat: Abläufe werden modernisiert und effizientes<br />

Arbeiten ermöglicht. Werden diese Synergien<br />

genutzt, können Start-ups und Handwerksbetriebe<br />

gemeinsam erfolgreich sein und Innovationen<br />

vorantreiben. Nicht zuletzt kommt diese Symbiose<br />

auch gut beim Kunden an. Denn der lässt sich<br />

meist gerne von technischem Fortschritt begeistern<br />

<strong>–</strong> wenn er ihm gut verkauft wird.<br />

Schritt für Schritt zur erfolgreichen<br />

Kooperation<br />

Als Unternehmen kann man durchaus profitieren,<br />

wenn man mit einem Start-up kooperiert: Neue<br />

Technologien können getestet und erlernt sowie<br />

die eigenen Ressourcen besser genutzt werden.<br />

Was aber noch viel mehr zählt: Der eigene Wiedererkennungswert<br />

auf dem Markt steigt und <strong>das</strong><br />

Unternehmen bleibt wettbewerbsfähig.<br />

Als ersten Schritt muss man aber verstehen, <strong>das</strong>s<br />

ein Start-up eine ganz andere DNA hat als ein<br />

bereits etabliertes mittelständisches Unternehmen.<br />

Die meisten jungen Gründer haben mit ihrem eher<br />

kleinen Team eine völlig andere Arbeitsweise. Im<br />

Gegensatz zu den langjährigen Profis fehlt ihnen<br />

hingegen oft <strong>das</strong> Know-how <strong>–</strong> <strong>das</strong> sie sich wiederum<br />

von diesen erhoffen. Wer sich den Stärken und<br />

Schwächen des jeweils anderen bewusst ist, schafft<br />

auch diese erste Hürde.<br />

Bei Interesse an einer Idee eines Start-ups, <strong>das</strong><br />

gerade noch in den Kinderschuhen und der Ideenphase<br />

steckt, sollten für eine Kooperation die<br />

richtigen Rahmenbedingungen festgelegt werden.<br />

Zu welchem Wissen oder welchen Bereichen des<br />

Unternehmens ist der Zugang nötig? Wie lange<br />

soll die Kooperation bestehen? Wird eine Kapitalbeteiligung<br />

vorausgesetzt oder geht es vorrangig<br />

um Vernetzung und Mitarbeit? Hier ist es erforderlich,<br />

die richtige Kooperationsform für sich zu<br />

definieren.<br />

46 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

UNTERNEHMEN


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wirtschaftlich. Das Seitenschutzsystem lässt sich einfach<br />

montieren und kommt ohne Dachdurchdringung aus. Eine<br />

Zertifizierung des Montage betriebs entfällt ebenso wie<br />

eine Schulung der Nutzer im Umgang mit Anseilschutz-<br />

Systemen. Unterm Strich einfach ein gutes Gefühl.<br />

Alles unter nutzedeindach.de


Nicht jedes Start-up schafft<br />

<strong>das</strong> erste Jahr<br />

Bei aller Euphorie sollte aber dennoch Vorsicht<br />

geboten sein. Denn nicht jedes Start-up eignet sich.<br />

Wer an einer Zusammenarbeit interessiert ist, sollte<br />

sich an seine örtliche Handwerkskammer wenden.<br />

Bestimmt werden auch hier ähnliche Veranstaltungen<br />

wie „Start-up meets Handwerk“ angeboten. Die<br />

Handwerkskammern haben bereits Kontakt zu den<br />

Gründern hergestellt und wissen, ob es sich hierbei<br />

um ein seriöses Jungunternehmen handelt.<br />

Man sollte sich auch der Gefahr bewusst sein,<br />

<strong>das</strong>s Start-ups in finanzielle Schieflage geraten<br />

können. Sie sind angewiesen auf Investoren und<br />

auch Abnehmer, die sich genauso für ihre Idee begeistern<br />

können wie sie selbst. Viele der jungen Unternehmen<br />

können sich auch mit grandiosen Ideen<br />

nicht auf dem Markt festsetzen: Etwa 80 Prozent<br />

aller Start-ups scheitern in den ersten drei Jahren.<br />

Deswegen sollte man nur auf Unternehmen vertrauen,<br />

deren Finanzierung sicher oder von denen<br />

man vollkommen überzeugt ist.<br />

Eine gewisse Risikobereitschaft und Bereitwilligkeit,<br />

auch eher unkonventionelle Wege mitzugehen, gehört<br />

aber dazu. Sich nicht vor dem Neuen versperren<br />

und offen sein für innovative Ideen <strong>–</strong> <strong>das</strong> ist <strong>das</strong><br />

Gebot der Stunde. Diesen Fortschritt sollte man als<br />

Chance sehen, der sich positiv auf den Arbeitsalltag<br />

auf dem Bau auswirken kann.<br />

Die richtige Kooperationsform finden<br />

© stock.adobe.com <strong>–</strong> Treecha<br />

Beim Innovation Hub geht es um <strong>das</strong> Entwickeln<br />

und Ausarbeiten von Ideen sowie die Ausbildung<br />

der Gründer während der Zusammenarbeit bis zu<br />

einem Jahr. Kapital wird nicht eingebracht. Unternehmen<br />

können durch diese Kooperation ihre<br />

eigenen Denk weisen oder Methoden erneuern.<br />

Systematische und methodische Unterstützung<br />

der Start-ups ist beim Accelerator erforderlich. In<br />

intensiven Blöcken sind Coaching, Vernetzung und<br />

Mitarbeit des Unternehmens gefragt. Ein Investment<br />

ist möglich, aber kein Muss.<br />

Bei der langfristigen Zusammenarbeit im Modell<br />

Venture Capitalist geht es um die finanzielle Beteiligung<br />

an einem Start-up. Vom Unternehmen<br />

gefordert werden finanzielle Unterstützung, Controlling<br />

und Mentoring. Hier sollte man sich sicher sein,<br />

<strong>das</strong>s die entwickelte Idee Zukunftspotenzial hat.<br />

Für Unternehmen, die schon mehrmals mit Startups<br />

zusammengearbeitet und Abläufe festgelegt<br />

und erprobt haben, ist <strong>das</strong> Modell des Company<br />

Builder eine Möglichkeit. Hier werden regelmäßig<br />

junge Unternehmen aufgebaut.<br />

48 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

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short<br />

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50.000 Euro<br />

Digitalisierungsförderung<br />

© Photo by Tyler Franta on Unsplash<br />

© colourbox.de <strong>–</strong> Art_Photo<br />

Das Programm „Digital jetzt“ des Bundes fördert<br />

die Umstellung auf digitale Geschäftsprozesse<br />

sowie den Ausbau der digitalen Infrastruktur.<br />

Award<br />

Bis 31. August bewerben<br />

Jeder eingetragene Handwerksbetrieb, der sich in<br />

den letzten drei Jahren klimafreundlich aufgestellt<br />

hat, kann sich um den „Klimaretter Award Handwerk“<br />

des Deutschen Handwerksblatts bewerben.<br />

Bildnachweis: Titel: stock.adobe.com <strong>–</strong> saravut | S. 3 Kopfhörer-Icon: stock.adobe.com <strong>–</strong> robert6666 | S. 52 Kopfhörer: stock.adobe.com <strong>–</strong> Ivan<br />

Haftungsausschuss: Herausgeber, Verlag und Redaktion übernehmen keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit und Qualität der bereitgestellten<br />

Informationen. Haftungsansprüche gegen Herausgeber, Verlag oder Redaktion, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die<br />

durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden,<br />

sind <strong>–</strong> soweit gesetzlich zulässig <strong>–</strong> ausgeschlossen, sofern seitens Herausgeber, Verlag oder Redaktion kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges<br />

Verschulden vorliegt. Nachdruck sowie Wieder gaben, auch auszugsweise, sind nicht gestattet.<br />

Herausgeber: EUROBAUSTOFF Handelsgesellschaft mbH & Co. KG | Auf dem Hohenstein 2 | 61231 Bad Nauheim |<br />

Tel. +49 6032 805-0 | Fax +49 6032 805-265 | kontakt@eurobaustoff.de | www.eurobaustoff.com<br />

Redaktion, grafische Umsetzung & Lektorat: FULLHAUS GmbH | Maxhüttenstraße 12 | 93055 Regensburg | www.fullhaus.de<br />

50 I <strong>BAUREPORT</strong><br />

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In der Betonstahlbiegerei können Betonstahlmatten<br />

und Betonstahl zur Bewehrung von Beton verarbeitet<br />

und nach Ihrer Vorgabe auf einer automatischen<br />

Biegeanlage angefertigt werden. Dabei wird <strong>das</strong><br />

Rohmaterial bis zum fertigen Bügel von unseren<br />

Stahl-Fachleuten in unserem modernen Maschinenpark<br />

bearbeitet. Die Anfertigung erfolgt nach Stahlund<br />

Biegelisten oder nach Ihren Angaben.<br />

Zudem verfügen wir über einen eigenen Brennschneidbetrieb,<br />

in dem mit Autogen- und Plasmabrennern<br />

Zuschnitte nach Ihren Vorgaben gefertigt<br />

werden können. Nach Vorlage einer DXF-Zeichnung<br />

(CAD) können die Bleche so passgenau und<br />

individuell zugeschnitten werden. Auch Sonderteile<br />

für Ihre Anforderungen kann <strong>Henrich</strong> schnell und<br />

hochwertig realisieren. Beispielsweise Rohr- oder<br />

Trägerstützen können in der Ausführung Stahl unbehandelt,<br />

Stahl grundiert oder Stahl frei verzinkt<br />

geliefert werden.<br />

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großen Wert auf individuellen und zuverlässigen<br />

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und Nutzbarkeit zu einer perfekten Symbiose vereinen müssen. Dank der<br />

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womit auch Farben und Proportionen originalgetreu dargestellt werden.<br />

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digital in Ihrem zukünftigen Traumbad bewegen. Fliesenformate, Farben und<br />

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53721 Siegburg<br />

Telefon 02241 121-0<br />

Standorte<br />

Höherweg 238<br />

40231 Düsseldorf<br />

Telefon 0211 996106-0<br />

Poll-Vingster-Str. 130<br />

51105 Köln<br />

Telefon 0221 98381-0<br />

Britanniahütte 4<br />

51469 Bergisch Gladbach<br />

Telefon 02202 29405-0<br />

Auf der Hüls 195<br />

52068 Aachen<br />

Telefon 0241 608493-0<br />

Alte Poststraße 54<br />

53804 Much<br />

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Vulkanring 12<br />

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Telefon 06591 9538-0<br />

Dieselstraße 15<br />

54634 Bitburg<br />

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Ludwig-Wolker-Str. 20<br />

55252 Mainz -Kastel<br />

Telefon 06134 25743-0<br />

Opelstraße 3<br />

56288 Kastellaun<br />

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