ADAC-Urlaub Ausgabe 04-23
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Inspiration Safari-Reisen<br />
Botswana<br />
Wilder geht’s nicht!<br />
Wachsam<br />
Eine Gruppe von<br />
Schwarzfersenantilopen<br />
grast im<br />
Chobe-Nationalpark<br />
in Botswana<br />
„Die Hunde“, prustet Gordon, der<br />
Südafrikaner, viel zu laut heraus.<br />
Guide Kitso presst seinen Zeigefinger<br />
auf die Lippen. Wir befinden<br />
uns im Okavango-Delta, einer der<br />
schönsten Naturlandschaften der<br />
Erde, und sitzen auf einem offenen<br />
Safari-Fahrzeug. Im Halbschatten<br />
der Mopane-Bäume am Khwai-<br />
Fluss liegen fast zwei Dutzend Afrikanische<br />
Wildhunde. Zuerst zeigen<br />
sich nur zwei Ohren, dann vier,<br />
dann sechs, am Ende sind es mehr<br />
als 20. Ein Jaulen dringt durch die<br />
Landschaft, Schwänze wedeln, Nasen<br />
berühren sich. Kaum zwei Minuten<br />
später ist die morgendliche<br />
Begrüßungszeremonie vorbei und<br />
die Meute verschwindet in der urtümlichen<br />
Lagunenlandschaft im<br />
Nordosten Botswanas.<br />
Die Weiten der Wüste Kalahari<br />
Das Mündungsdelta des Okavango<br />
bildet mit einer Fläche von mehr<br />
als 20.000 Quadratkilometern das<br />
größte Binnendelta der Erde. Vom<br />
Hochland Angolas kommend,<br />
fließt der Okavango ein kurzes<br />
Stück durch den Caprivi-Streifen in<br />
Namibia und dann weiter in die<br />
Weiten der Wüste Kalahari, wo er<br />
langsam versickert. Bevor das Wasser<br />
vom sandigen Boden aufgesogen<br />
wird, schenkt der Fluss Tausenden<br />
Tier- und Pflanzenarten Leben,<br />
darunter Löwen, Leoparden, Elefanten,<br />
Büffeln, Antilopen, Flusspferden,<br />
Krokodilen und eben<br />
auch Afrikanischen Wildhunden.<br />
Insgesamt soll es in Afrika nur<br />
noch 7000 der seltenen Tiere geben.<br />
Drei Tage verbringen wir im<br />
Delta. Jeden Morgen und jeden<br />
Nachmittag brechen wir zu Wildbeobachtungsfahrten<br />
auf. Mal<br />
schaukeln wir mit Kitso, Gordon<br />
und seiner Frau Gitti, die fast eine<br />
Woche im Delta verbringen, im offenen<br />
Pick-up durch die märchenhafte<br />
Landschaft, mal schippern<br />
wir mit dem Mokoro, dem Einbaum,<br />
durch die Lagunenwelt. An<br />
einem Morgen pirschen wir sogar<br />
zu Fuß durch die Auwälder. Wir sehen,<br />
wie kaum 100 Meter vor uns<br />
ein Elefantenbulle den Fluss<br />
durchquert. Im Morgenlicht beobachten<br />
wir einen mächtigen Mähnenlöwen,<br />
der das Marschland<br />
durchstreift. Wir treffen auf riesige<br />
Herden von Impala-Antilopen,<br />
Zebras und Büffeln.<br />
Safari mit Komfort<br />
Mitten in dem unüberschaubaren<br />
Fluss- und Lagunensystem liegen<br />
verschiedene Touristencamps versteckt.<br />
Manche sind im klassischen<br />
Zeltstil der 1950er-Jahre ge-<br />
baut, andere wie afrikanische<br />
Rundhüttendörfer. Allen gemeinsam<br />
ist: Sie bieten perfekten<br />
Safari-Komfort.<br />
Von der Veranda unseres<br />
Camps aus lassen sich zu beinahe<br />
jeder Tages- und Nachtzeit Tiere<br />
aus nächster Nähe beobachten,<br />
auch jede Menge Raubtiere: Im hohen<br />
Gras direkt neben dem Camp<br />
machen wir an einem Tag im Delta<br />
einen Mähnenlöwen aus, dann<br />
eine Löwenmutter mit zwei etwa<br />
einjährigen Jungen. Die Youngsters<br />
haben in der Nacht ein Erdferkel<br />
aus seinem Bau gezerrt und verspeist.<br />
Jetzt spielen sie mit seinem<br />
Fell. „Dieser Ort macht einen demütig“,<br />
sagt Gordon, der Südafrikaner.<br />
Ich kann ihm nur beipflichten.<br />
Sinfonie der Frösche<br />
Als wir es uns am Abend nach unserer<br />
letzten Pirschfahrt am Feuer<br />
gemütlich machen, geht der Vollmond<br />
über dem Flusssystem des<br />
Okavango-Deltas auf – zuerst blutrot,<br />
dann kupferfarben, dann honiggelb.<br />
Wenig später beginnt die<br />
Sinfonie der Frösche. Das aufdringliche<br />
Quaken des Angolanischen<br />
Rohrfroschs mischt sich mit dem<br />
schüchternen Klimpern des Langschnabel-Rohrfroschs.<br />
Im schwindenden<br />
Blau des Tages vermischen<br />
sich die unterschiedlichen Tierlaute<br />
zu einem orchestralen Konzert.<br />
Wir hören den markanten Ruf der<br />
Nachtschwalbe im Geäst und irgendwo<br />
in der Ferne ertönt auch<br />
das typische „Uruuu“ einer Hyäne.<br />
Die Dunkelheit im Okavango-<br />
Delta hat tausend Gesichter. Nur die<br />
Zeltwand trennt uns von ihnen, als<br />
wir nach drei grandiosen Safaritagen<br />
völlig erschöpft von den vielen<br />
Eindrücken ins Bett sinken.<br />
Fotos: Fabian von Poser (4)<br />
Majestätisch<br />
Touristen beobachten<br />
einen Löwen im Okavango-Delta<br />
in Botswana (o.),<br />
der Sprühnebel, der von<br />
den Victoriafällen in<br />
Simbabwe aufsteigt, ist<br />
schon aus 30 Kilometern<br />
Entfernung zu sehen<br />
Erfrischend<br />
Ein Elefant<br />
trinkt am Pool<br />
einer Lodge in<br />
Simbabwe<br />
Victoriafälle<br />
in Simbabwe<br />
Das Tosen der Wassermassen<br />
hört man aus drei<br />
Kilometern Entfernung.<br />
Die Wasserfälle des Flusses<br />
Sambesi an der Grenze<br />
von Sambia zu Simbabwe<br />
sind eines der<br />
beeindruckendsten Naturschauspiele<br />
Afrikas.<br />
Seit 1989 gehören sie<br />
zum Weltnaturerbe der<br />
UNESCO. Entdeckt wurden<br />
die Victoriafälle indes<br />
schon viel früher: 1855<br />
vom schottischen Missionar<br />
und Weltreisenden<br />
David Livingstone. Er gab<br />
ihnen auch ihren Namen<br />
– zu Ehren der damaligen<br />
britischen Königin Victoria.<br />
Die Einheimischen<br />
nennen die Wasserfälle,<br />
die sich auf einer Breite<br />
von 1700 Metern mehr<br />
als 100 Meter in die Tiefe<br />
stürzen, „Mosi-oa-tunya“<br />
– zu Deutsch: donnernder<br />
Rauch.<br />
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