Leve Lesers - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache ...
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RAUSCH – Bettelschwestern<br />
pe französischer Ketzer benannte. So enden die meisten Versuche der<br />
Namensherleitung mit ähnlichen Feststellungen, wie Helga Unger sie in<br />
der jüngsten Monographie über die mittelalterlichen Laienschwestern<br />
trifft: Trotz zahlloser Versuche, so die Autorin, „sei es bis heute „nicht<br />
gelungen, die etymologische Herkunft der Bezeichnung Begine zu klären.“<br />
(Unger 2005, 46).<br />
Dabei kommt Unger einer plausiblen Erklärung des Namens sehr nahe.<br />
Neben vielen anderen Herleitungen erwähnt sie auch jene von Johann<br />
Lorenz von Mosheim, der den Namen der Beginen „als Ableitung von<br />
´beggen´ (bitten)“ verstanden habe. (Unger 2005, 45f.). Mosheim, ein<br />
protestantischer Theologe des 18. Jahrhunderts, verfasste eine Schrift mit<br />
dem Titel „De Beghardis et Beginabus commentarius“, die 1790 in Leipzig<br />
erschien. Warum Unger auf Mosheims Erklärung nicht näher eingeht<br />
und von „bitten“ nicht auf „betteln“ kommt, ist schwer zu verstehen.<br />
Wäre sie diesem Hinweis nachgegangen, hätte sie zudem deutsche und<br />
niederländischer Wörterbücher befragt, wäre ihr die erwünschte „etymologische<br />
Klärung“ weitgehend gelungen. Etwa mit Hilfe des Lexikons<br />
von Johann Christoph Adelung „Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen<br />
Wörterbuches der hochdeutschen Mundart mit beständiger<br />
Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen“.<br />
Es erschien 1774 in Leipzig, also 24 Jahre vor Mosheims Werk,<br />
der Adelung als eine seiner Quellen aufführt. Auch Adelung räumt die<br />
unsichere Herkunft des Wortes „Begine“ ein, endet aber mit der Feststellung:<br />
„Am wahrscheinlichsten kommt dieser Name von dem alten Wort<br />
begge, betteln her, so noch im Englischen üblich ist, weil die Beginen sich<br />
vornehmlich auf das Betteln legten.“ (Adelung 1774, S.715)<br />
Auf Mosheim (vermutlich auch auf Adelung) bezieht sich das Grimmsche<br />
Wörterbuch von 1854. Es nennt in der Reihe der bekannten Ableitungen<br />
auch eine „von dem engl. beg, betteln, beggar, bettler „ (Grimm<br />
1854, Sp. 1295 ). Nun hat die Bevölkerung von Flandern, Brabant und<br />
Niederdeutschland, wo die freischaffenden Laienschwestern zuerst auftraten,<br />
diese sicher nicht mit einem englischen Namen belegt, sondern<br />
sich eines Wortes der eigenen <strong>Sprache</strong> bedient, das ganz ähnlich heißt,<br />
nämlich „begge“ oder „beggen“. Dieses Wort war im Mittelalter nicht<br />
nur im Englischen, sondern auch im Niederländischen und Deutschen<br />
gebräuchlich. Es geht auf die germanische Wurzel *be_- zurück, die auch<br />
in gotisch „bidagwa“, Bettler, steckt. Daraus entwickelte sich im Mittelenglichen<br />
vermutlich „begge“ und daraus später „beg“ und „beggar“ (Ox-<br />
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22472<strong>Quickborn</strong>4-09-1.Korr. 12<br />
15.12.2009, 10:06 Uhr