Leve Lesers - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache ...
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ELISABETH BURCHHARDT<br />
Pegasuspreises <strong>für</strong> das Ohnsorgtheater<br />
Laudatio am 8. 10. 2009<br />
Das war das Widerlichste , was ich jemals im Ohnsorg Theater gesehen<br />
habe. Schreibt Marianne Römmer im <strong>Quickborn</strong>, der Zeitschrift <strong>für</strong> plattdeutsche<br />
<strong>Sprache</strong> und Literatur. Das Widerlichste, was jemals im Ohnsorg<br />
Theater zu sehen war, das Stück, von dem sie hier spricht, heißt Misery,<br />
und wir von der Jury schließen uns dieser Meinung ganz entschieden an.<br />
Christian Seeler, Sie haben eine große Schauspielerin und Komödiantin<br />
wie Herma Koehn zu einer Psychopathin gemacht, die durch ein enges<br />
Wohnzimmer schlurft, ihrem Gast Spülwasser zum Trinken gibt und ihn<br />
zwingt, Dinge zu tun, die er nicht tun will. Sie haben aus Oskar Ketelhut<br />
ein tablettenabhängiges Wrack im Rollstuhl gemacht, das um sein Leben<br />
kämpft. Sie haben uns hier keinen kommodigen Avend beschert, sondern<br />
eine Aufführung voller Grusel und Grauen. Und was, Christian Seeler, was<br />
haben Sie davon? – Den Pegasuspreis.<br />
Wir gratulieren Ihnen, Ihrem Ensemble, Ihrem Team – allen Mitarbeitern<br />
des Ohnsorg-Theaters sehr herzlich. Um hier ein bisschen aus dem Jury-<br />
Nähkästchen zu plaudern, diesmal gab’s kein besonders langes Fackeln,<br />
die Entscheidung fiel ganz schön schnell. Erstens: Weil Sie, Christian Seeler,<br />
mit der Entscheidung, dieses Stück zu spielen, einen mutigen Weg eingeschlagen<br />
haben, weil Sie und ihr Team sich auf ein Terrain begeben haben,<br />
das nicht gesichert war. Sie haben Ihr Publikum eingeladen zu etwas,<br />
was es vermutlich nicht erwartet hat. So was kann Ärger geben, wer ins<br />
Theater geht, um seine Sorgen loszuwerden, will sich nicht unbedingt mit<br />
einer Psychopathin konfrontiert sehen, die ihrem Gast die Füße abhackt.<br />
Aber Sie haben vertraut. Auf den starken Magen Ihrer Besucher. Und auf<br />
Ihre Nase: Sie haben erkannt, dass die Geschichte, die der Horrorschriftsteller<br />
Stephen King 1987 verfasst hat – bei uns ist das Buch unter dem<br />
Titel „Sie“ herausgekommen – , dass diese Geschichte sehr gut in der<br />
Einsamkeit der Norddeutschen Ebene passt. Sie haben vertraut auf ihre<br />
Team – stellvertretend seien der Regisseur Klaus Engeroff und die Bühnenbildnerin<br />
Katrin Reimers genannt; sie haben vertraut auf Oskar Ketelhut<br />
und auf Herma Koehn, die nicht nur gespielt, sondern das Stück auch<br />
bearbeitet hat. Und noch jemandem, Christian Seeler, haben Sie vertraut:<br />
Ihrem Publikum.<br />
Sie haben daran geglaubt, dass viele Zuschauer es zuletzt honorieren werden,<br />
wenn die Qualität des Ohnsorg Theaters noch einmal von ganz anderer<br />
Seite beleuchtet wird.<br />
Herma Koehn und Oskar Ketelhut zeigen, wie fein, wie genau sie sind.<br />
Und nicht nur, wenn es darum geht, Pointen zu setzten. Die beiden haben<br />
28<br />
22472<strong>Quickborn</strong>4-09-1.Korr. 28<br />
15.12.2009, 10:06 Uhr