06.07.2023 Aufrufe

ORS Geschäftsbericht 2022

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>ORS</strong><br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

<strong>2022</strong><br />

Neutral, flexibel, achtsam.<br />

1


2<br />

FLEXIBEL


NEUTRAL<br />

ACHTSAM<br />

3


4


I N H A L T<br />

EDITORIAL:<br />

FLEXIBILITÄT IN AUSSERORDENTLICHEN ZEITEN<br />

FACTS & FIGURES<br />

<strong>ORS</strong> SCHWEIZ<br />

Meilensteine<br />

Porträt Giordana Biaggio Lazzeri<br />

Porträt Roger Hasler<br />

<strong>ORS</strong> DEUTSCHLAND<br />

Meilensteine<br />

Porträt Antje-Hellen Nekhili<br />

Porträt Martin Kinzel<br />

<strong>ORS</strong> ITALIA<br />

Meilensteine<br />

Porträt Miriam Arensi<br />

<strong>ORS</strong> ÖSTERREICH<br />

Meilensteine<br />

Porträt Lisa Buhne<br />

<strong>ORS</strong> - A SERCO COMPANY<br />

Jubiläum – 30 Jahre <strong>ORS</strong><br />

Porträt Melanie Schnetzer<br />

Porträt Fraser Moore<br />

Jahresergebnis<br />

<strong>ORS</strong> Advisory Board – Portrait Erwin Jutzet<br />

Weiterbildung<br />

Glossar<br />

Impressum<br />

5


Liebe Leser*innen<br />

Es gibt normale Zeiten und ausserordentliche<br />

Zeiten – und manchmal<br />

auch Krisenzeiten. Ausgelöst durch<br />

den Ukraine-Krieg durchleben wir<br />

derzeit ohne Frage eine solche Krise.<br />

Auf dem Prüfstand steht auch die<br />

Migrationspolitik.<br />

Flexible Hilfe für Flüchtlinge ist<br />

zentral<br />

Im Moment der Krise und der Not<br />

ist es bedeutsam, zu helfen: sofort,<br />

unbürokratisch, flexibel. Die <strong>ORS</strong>-<br />

Mitarbeitenden haben grossen Anteil<br />

daran, dass die Schweiz, Deutschland,<br />

Österreich und Italien die grösste<br />

Flüchtlingskrise seit dem Zweiten<br />

Weltkrieg bisher gemeistert haben<br />

und weiterhin meistern.<br />

<strong>ORS</strong> ist eine systemrelevante<br />

Partnerin<br />

Fast 85'000 Flüchtlinge aus der Ukraine<br />

und über 30'000 Asylsuchende aus der<br />

regulären Migration hat alleine die<br />

6


E D I T O R I A L<br />

Schweiz im Jahr <strong>2022</strong> bis Ende März<br />

2023 aufgenommen. Ein grosser Teil<br />

von ihnen wurde auch von <strong>ORS</strong> begleitet.<br />

Der Zustrom stellte die Behörden<br />

und andere Organisationen vor enorme<br />

Herausforderungen. <strong>ORS</strong> hat in der<br />

Krise über 1000 neue Mitarbeitende<br />

eingestellt. Wir sind zu einer systemrelevanten<br />

Partnerin der öffentlichen<br />

Hand geworden.<br />

Es ist unser erklärtes Ziel, in der Betreuungsarbeit<br />

die höchsten Ansprüche an<br />

uns selber und die erbrachte Qualität zu<br />

stellen. Als einzige private Unternehmung<br />

im Migrationsbereich sind für uns<br />

höchste Standards selbstverständlich –<br />

auch unter erschwerten Bedingungen.<br />

Deshalb investiert <strong>ORS</strong> viel in die Ausund<br />

Weiterbildung der Mitarbeitenden.<br />

Auch die Medien realisieren, dass<br />

unsere Qualitätsstandards in der täglichen<br />

Arbeit hoch sind. Wenn Medien<br />

Kritik üben, so ist diese oftmals ideologisch<br />

motiviert – oder es ist im<br />

Grunde eine Kritik an den Regeln des<br />

von der Politik verfassten Asylsystems.<br />

Neues Kapitel in der<br />

<strong>ORS</strong>- Geschichte<br />

Das Geschäftsjahr <strong>2022</strong> bildet den Startpunkt<br />

für ein neues Kapitel unserer<br />

Erfolgsgeschichte. Mit der Übernahme<br />

durch die weltweit tätige Servicedienstleisterin<br />

Serco haben wir eine strategisch<br />

ausgerichtete Eigentümerin<br />

bekommen. Ich freue mich sehr darauf,<br />

unsere Geschäftstätigkeit in Europa<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Das vergangene Geschäftsjahr war<br />

auch geprägt von einem ganz besonderen<br />

Höhepunkt: Im September<br />

feierten wir 30 Jahre <strong>ORS</strong>! Das grandiose<br />

Fest mit der ganzen <strong>ORS</strong>-Familie<br />

war für mich und das gesamte Team<br />

ein einzigartiges Erlebnis!<br />

Nun wünsche ich Ihnen eine<br />

interessante Lektüre unseres<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong>s.<br />

Herzliche Grüsse<br />

Jürg Rötheli<br />

CEO <strong>ORS</strong> Gruppe<br />

7


F A C T S &<br />

Länder<br />

4 Länder operativ | 2 Ländervertretungen | 1 EU Liaison Office4<br />

Headquarter &<br />

CH Zürich<br />

DE Freiburg<br />

AT Wien<br />

IT Rom<br />

BE Brüssel<br />

ES Madrid<br />

GR Athen<br />

Ländergeschäftsstellen<br />

CH 95+ | DE 17 |<br />

IT 5<br />

| AT 5<br />

44 %<br />

120 +<br />

Mandate<br />

Betreuungseinrichtungen<br />

8


F I G U R E S<br />

CH 1500+<br />

| DE 700+<br />

| IT 70+ | AT 30+<br />

63 %<br />

2300 +<br />

Mitarbeitende<br />

CH 16'000+ | DE 10'000+ | IT 900+<br />

95 %<br />

| AT 300+<br />

28’000 +<br />

Bettenkapazität<br />

Stand: 31.12.<strong>2022</strong><br />

9


10


SCHWEIZ<br />

11


M E I L E N<br />

Eröffnungen<br />

KU Zollikon ZH<br />

RZB Enggistein BE<br />

Gemeindemandat Zeiningen AG<br />

Eröffnungen<br />

Gemeindemandat Hunzenschwil AG<br />

Eröffnungen<br />

BAZ Bure JU<br />

DZ Fridau, Egerkingen SO<br />

KU Burgdorf BE für Ukraine-Flüchtlinge<br />

Gemeindemandat Winterthur ZH<br />

Gemeindemandat Mumpf AG<br />

Kantonales Aufnahmezentrum für Ukraine-Flüchtlinge in FR<br />

Start Koordination<br />

Gastfamilien zur Unterbringung<br />

von ukrainischen Flüchtlingen Kanton FR<br />

Eröffnungen<br />

BAZ Neuchlen SG<br />

BAZ Les Rochat VD<br />

BAZ Chamblon VD<br />

BAZ Liestal BL<br />

DZ Balmberg SO<br />

KU Winterthur ZH<br />

KU Frick AG<br />

Gemeindemandat Biberstein AG<br />

Gemeindemandat Urdorf ZH<br />

Gemeindemandat Zollikon ZH<br />

Eröffnungen<br />

Biberstein AG<br />

Eröffnungen<br />

KU Richterswil ZH<br />

KU Dianapark Rheinfelden AG<br />

Gemeindemandat Rümlang ZH<br />

12


S T E I N E<br />

Eröffnungen<br />

BAZ Emmen LU<br />

GOPS Muri AG, KU Winterthur-Mattenbach ZH<br />

KU Jura-Zentrum FR<br />

Start Aufbau<br />

Polizeikaserne Zürich ZH<br />

mit Eröffnung Anfang Januar 2023<br />

Eröffnungen<br />

Unterentfelden AG<br />

NH Hotel Freiburg wird KU für Ukraine-Flüchtlinge<br />

Zusage zur Eröffnung der KU Summiswald BE<br />

Eröffnungen<br />

RZB Bellelay BE<br />

KU Charmey FR für Ukraine-Flüchtlinge<br />

Gemeindemandat Urdorf ZH<br />

Eröffnungen<br />

Schliessung<br />

BAZ Thun BE<br />

RZB Biel BE<br />

BAZ Moudon VD<br />

DZ Allerheiligenberg SO<br />

KU L'Ondine in Enney FR<br />

Dietlikon ZH<br />

Irchel ZH<br />

Projektplanung Eröffnung<br />

RZB Brünnen BE<br />

13


M E I L E N<br />

AG - Kanton Aargau B K G<br />

BL - Kanton Basel-Landschaft K<br />

BS - Kanton Basel-Stadt B K<br />

G<br />

BS<br />

BE - Kanton Bern B K<br />

FR - Kanton Freiburg B K<br />

GE - Kanton Genf B<br />

JU<br />

SO<br />

GR - Kanton Graubünden<br />

JU - Kanton Jura B<br />

B<br />

NE<br />

LU - Kanton Luzern<br />

B<br />

NE - Kanton Neuenburg B<br />

SG - Kanton Sankt Gallen B G<br />

SO - Kanton Solothurn B K<br />

VD - Kanton Waadt B<br />

VD<br />

FR<br />

BE<br />

ZH - Kanton Zürich K<br />

G<br />

GE<br />

VS<br />

14


S T E I N E<br />

SH<br />

TG<br />

BL<br />

AG<br />

ZH<br />

AR<br />

AI<br />

LU<br />

ZG<br />

NW<br />

SZ<br />

GL<br />

SG<br />

OW<br />

UR<br />

GR<br />

TI<br />

B Bundesmandat<br />

K Kantonales Mandat<br />

G Gemeindemandat<br />

15


M E I L E N<br />

<strong>ORS</strong> Schweiz<br />

Die Eröffnung von zusätzlichen Einrichtungen<br />

prägt das Geschäftsjahr <strong>2022</strong><br />

in der Schweiz. Für das Staatssekretariat<br />

für Migration SEM müssen diverse<br />

temporäre Bundesasylzentren eröffnet<br />

werden. <strong>ORS</strong> erweist sich als flexible<br />

Dienstleisterin, die auch in Regionen<br />

tätig wird, die eigentlich in den geografischen<br />

Zuständigkeitsbereich von Mitbewerber*innen<br />

fallen.<br />

Im Kanton Freiburg stellt die Gesamtkoordination<br />

der durch den Ukraine-<br />

Krieg ausgelösten Fluchtbewegung<br />

eine besondere Herausforderung dar.<br />

Wir übernehmen die Registrierung der<br />

ankommenden Flüchtlinge, eröffnen<br />

Kollektivunterkünfte und vermitteln<br />

Gastfamilien. Dabei erreichen wir<br />

eine Vermittlungsquote von über 70 %.<br />

Dieser Wert wird von Organisationen,<br />

die in anderen Kantonen tätig sind,<br />

nie erreicht.<br />

Im Rahmen der ausgerufenen ausserordentlichen<br />

Lage übernimmt <strong>ORS</strong><br />

in den Kantonen Aargau und Basel-<br />

Stadt die Verantwortung für temporäre<br />

Unterkünfte. Auch in den bestehenden<br />

Mandaten in den Kantonen Bern,<br />

Solothurn und Zürich müssen weitere<br />

Kapazitäten geschaffen werden.<br />

Zusätzlich können wir das Engagement<br />

für die Betreuung und Integration in<br />

16


S T E I N E<br />

weiteren elf Gemeinden in der Deutschschweiz<br />

erhöhen. Diese Herkulesaufgabe<br />

zur Unterstützung der Behörden<br />

kann nur dank der Neueinstellung von<br />

weiteren Mitarbeitenden bewältigt werden.<br />

Hierbei kommt der HR-Abteilung<br />

und dem People Development zur Ausund<br />

Weiterbildung der neuen und<br />

bestehenden Kolleg*innen eine besondere<br />

Bedeutung zu. Nur dank einem<br />

Höchstmass an Flexibilität und Einsatzwillen<br />

gelingt es, allen Anforderungen<br />

gerecht zu werden. Auch der Auftrag<br />

zum Führen von Rückkehrzentren für<br />

Personen mit einem negativen Asylent-<br />

scheid wird fortgesetzt. So wird unter<br />

anderem im Kanton Bern eine Lösung<br />

für Familien gefunden, die von der in<br />

Biel zu schliessenden Unterkunft in<br />

die neuen Zentren in Enggistein und<br />

Bellelay umziehen.<br />

Negative und tendenziöse Berichterstattungen<br />

in den Medien bringen uns nicht<br />

vom Kurs ab, unseren Auftrag als<br />

flexible und professionelle Dienstleisterin<br />

bestmöglich zu erfüllen.<br />

Anlässlich des <strong>ORS</strong>-Jubiläums wurden in allen Unterkünften<br />

Sitzbänke gestaltet. Sie bieten bis heute Flüchtlingen<br />

und Gästen eine willkommene Gelegenheit zum<br />

Verweilen. Hier die Bank aus dem Rückkehrzentrum<br />

Rohr / ZH.<br />

17


Giordana<br />

Biaggio<br />

Lazzeri<br />

Giordana Biaggio Lazzeri (52)<br />

arbeitet seit 15 Jahren bei <strong>ORS</strong>.<br />

Die Psychologin spricht fünf<br />

Sprachen und hat <strong>2022</strong> im Kanton<br />

Freiburg die Leitung des kantonalen<br />

Mandats für Ukraine-Flüchtlinge<br />

übernommen.<br />

Ein mehrstöckiger Gebäudekomplex<br />

in der Nähe vom Bahnhof Freiburg ist<br />

seit <strong>2022</strong> der Arbeitsmittelpunkt von<br />

Giordana Biaggio Lazzeri. Dort, wo<br />

früher Reisende ein- und ausgegangen<br />

sind, befindet sich das zentrale Registrierungszentrum<br />

für Schutzsuchende<br />

aus der Ukraine, die dem Kanton<br />

Freiburg zugewiesen wurden.<br />

Anfänglich wurden die Ankommenden<br />

im leerstehenden Hotel registriert,<br />

finanziell unterstützt, medizinisch<br />

versorgt und innert Stunden von <strong>ORS</strong>-<br />

Mitarbeitenden vorrangig an private<br />

Gastfamilien vermittelt. Mit einer<br />

Vermittlungsquote von mehr als 70 %<br />

zählt die Ukraine-Vermittlung zu<br />

den erfolgreichsten in der ganzen<br />

Schweiz. Ein Team von rund 35 Mitarbeitenden<br />

rund um Giordana sorgt bis<br />

heute dafür, dass jedem Flüchtling aus<br />

der Ukraine ein freundlicher Empfang<br />

und anschliessend eine qualitativ<br />

hochwertige Betreuung angeboten<br />

werden kann.<br />

Das ehemalige NH Hotel hat sich<br />

inzwischen zur zentralen Anlaufstelle<br />

für Flüchtlinge aus der Ukraine<br />

18


gewandelt und dient auch als Kollektivunterkunft:<br />

Mittendrin im Sprachwirrwarr<br />

zwischen Französisch,<br />

Ukrainisch, Englisch und Deutsch<br />

steht Giordana. Sie ist studierte<br />

Psychologin und hat vor ihrer <strong>ORS</strong>-<br />

Zeit in verschiedenen Ländern<br />

Projekte für Binnenvertriebene und<br />

Flüchtlinge geleitet. «Ich habe viele<br />

schwierige Momente erlebt, aber ich<br />

glaube, dass ich meine Grenzen noch<br />

nicht erreicht habe», beschreibt sie ihre<br />

Passion. Dass sie ihre psychologischen<br />

Fähigkeiten auch in die Team-führung<br />

einbringen kann, wird geschätzt. So<br />

steht sie dem Betreuungspersonal, den<br />

Sozialarbeitenden, den Lehrkräften,<br />

den Dolmetscher*innen, und dem<br />

medizinischen Fachpersonal bei<br />

herausfordernden Situationen mit<br />

Flüchtlingen bei.<br />

Je grösser im letzten Jahr der Zustrom<br />

von Flüchtlingen war, desto mehr war<br />

die Flexibilität von allen Beteiligten<br />

gefordert. Dennoch hat Giordana jederzeit<br />

Ruhe bewahrt und mit Gelassenheit<br />

auf sich ändernde Richtlinien vom<br />

Bund und vom Kanton reagiert. «Flexibilität<br />

ist eng mit Resilienz verknüpft.<br />

Als Führungskraft musst du flexibel<br />

bleiben und das den Mitarbeitenden<br />

vorleben. Ich verbinde Flexibilität<br />

auch mit Offenheit und der Bereitschaft,<br />

neue Arbeitsformen auszuprobieren.»<br />

Das Rezept für den Erfolg der<br />

Arbeit sieht Giordana in den gelebten<br />

Führungswerten von <strong>ORS</strong>. Mitarbeitenden<br />

Aufgaben übertragen, ihnen<br />

Vertrauen entgegenbringen und sie in<br />

dem, was sie können, fördern.<br />

"<br />

Mein Führungsmotto: Kenne<br />

deine Mitarbeitenden, ihre<br />

Talente und Schwächen,<br />

begleite sie bei ihrer Entwicklung<br />

und vertraue ihnen, dann<br />

siehst du auch Resultate.<br />

"<br />

Im Jahr 2023 wird sie die Co-Leitung<br />

für das gesamte Betreuungs- und Integrationsmandat<br />

im Kanton Freiburg<br />

übernehmen. Mit den 350 Mitarbeitenden<br />

wird sie die Zukunft der rund<br />

4400 Flüchtlinge im Kantonsgebiet<br />

entscheidend mitprägen.<br />

19


Roger Hasler<br />

Als Jugendlicher wollte Roger Hasler (56)<br />

Polizist werden. Er entdeckte dann<br />

jedoch die Leidenschaft für das Backen,<br />

machte eine Bäcker-Ausbildung und<br />

arbeitete in diesem Beruf mit dem<br />

Wissen, einmal in die Sozialarbeit einsteigen<br />

zu wollen. Seit 8 Jahren kann<br />

er sich nun in seiner Wunschberufung<br />

entfalten und sich im Flüchtlingswesen<br />

engagieren. Von seinem Arbeitsumfeld<br />

wird er als der Machertyp mit einem<br />

Höchstmass an Flexibilität betitelt.<br />

Anpacken und sich für keine Arbeit zu<br />

schade zu sein, so nehmen Arbeitskolleg*innen<br />

Roger Hasler wahr. Seit genau<br />

acht Jahren ist er im operativen Betreuungsdienst<br />

bei <strong>ORS</strong> tätig. Im Kanton<br />

Zürich leitet er das Rückkehrzentrum<br />

Hammermühle in Kemptthal, welches<br />

direkt an der Durchgangsstrasse<br />

zwischen Zürich und Winterthur gelegen<br />

ist. Das ehemalige Wohnheim beherbergt<br />

nur männliche Bewohnende.<br />

"<br />

Unsere Arbeit bringt uns<br />

öfter mal an die Grenzen des<br />

Möglichen. Routine und<br />

Gelassenheit sind dann<br />

gefragt, um umsetzbare<br />

Lösungen zu finden.<br />

"<br />

Alle dort Lebenden haben einen negativen<br />

Asylentscheid und müssten das<br />

Land eigentlich verlassen. Roger Hasler<br />

meint dazu: «Die menschlichen Schicksale<br />

machen betroffen. Aber wenn das<br />

Rechtssystem festgestellt hat, dass kein<br />

Asylgrund besteht, können mein Team<br />

und ich das nicht ändern. Wir versuchen,<br />

den Männern mit Empathie<br />

zu begegnen, müssen sie aber auch<br />

20


gelegentlich an ihre Pflichten für das<br />

geordnete Zusammenleben erinnern.»<br />

Roger sorgt für Ordnung in und um<br />

das Zentrum. Wenn es sein muss, stellt<br />

er sich auch selbst in den Keller und<br />

sortiert Müll oder dreckige Wäsche<br />

aus. Gleichzeitig hat er ein grosses<br />

Organisationstalent und wird von<br />

seinem Team geschätzt. «Als Vorgesetzter<br />

sollte man mit gutem Beispiel<br />

vorangehen. Aber auch wissen, wann<br />

es genug ist».<br />

"<br />

Sein «Know-how» im Aufbau durch<br />

Führen von Flüchtlingszentren ist<br />

über die Kantons- und Landesgrenzen<br />

hinaus bekannt. Dadurch wird er auch<br />

immer wieder angefragt, wenn es um<br />

die Inbetriebnahme von neuen Flüchtlingsunterkünften<br />

geht. Besonders ist<br />

ihm der Einsatz 2020 in der damaligen<br />

Zentralen Unterbringungseinrichtung<br />

ZUE Sankt Augustin in Deutschland<br />

in Erinnerung geblieben. Als die<br />

gesamte Unterkunft wegen Corona<br />

unter Quarantäne gestellt wurde und<br />

auch immer mehr Mitarbeitende<br />

ausfielen, war er sofort bereit, in den<br />

direkten Einsatz zu gehen. «Unter den<br />

Schutzanzügen ist manche Schweissperle<br />

geflossen. Es war hart, sich in<br />

dieser für alle Beteiligten schwierigen<br />

Situation zurechtzufinden. Aber wir<br />

haben es als Team gemeistert.»<br />

In der Zusammenarbeit mit so<br />

vielen unterschiedlichen<br />

Ansprechpersonen ist Flexibilität<br />

gefragt. Da fühlt man sich<br />

jeden Tag aufs Neue bestätigt,<br />

wenn alles funktioniert.<br />

"<br />

Flexibilität ist für Roger Hasler Teil<br />

seiner DNA. Nachdem im Jahr <strong>2022</strong><br />

auch immer mehr Schutzsuchende<br />

aus verschiedenen Ländern im Kanton<br />

Zürich untergebracht werden mussten,<br />

war er sofort bereit, die Verantwortung<br />

für ein zusätzliches Zentrum in<br />

Winterthur zu übernehmen. «<strong>ORS</strong><br />

kann sich auf mich verlassen, so wie<br />

ich mich auf mein Team verlassen<br />

kann. Die zu betreuenden Personen,<br />

egal, woher sie kommen und wohin sie<br />

gehen, können sich darauf verlassen,<br />

dass sie bestmöglich von uns begleitet<br />

werden.»<br />

21


DEUTSCHLAND<br />

22


23


M E I L E N<br />

Eröffnung<br />

EAE Bonn, NRW<br />

Eröffnung<br />

Aussenstelle Hermeskeil:<br />

Bernkastel-Kues in RLP<br />

Eröffnung<br />

Sanitätsstation in Ingelheim, RLP<br />

(Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige)<br />

Eröffnung<br />

Ankunftszentrum Ukraine Meßstetten<br />

Umwandlung der ZUE Wegberg im Zuge der<br />

Ukraine-Krise<br />

Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg,<br />

Winfried Kretschmann, und Marion Gentges,<br />

Ministerin der Justiz und für Migration, besuchen<br />

die LEA Sigmaringen. «Man sieht, dass hier mit Herzblut<br />

gearbeitet wird. Die Verbindung von Professionalität<br />

und Zugewandtheit ist es, was es jetzt braucht»,<br />

meinte Kretschmann.<br />

24


S T E I N E<br />

<strong>ORS</strong> stärkt die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen. In der<br />

ZUE Sankt Augustin engagieren sich im Rahmen eines Volunteer Days Helfer*innen,<br />

Betreuer*innen und Bewohnende für Putzaktionen in der<br />

Umgebung und für Instandhaltungsarbeiten in der Unterkunft.<br />

Zuschlag<br />

für die ersten beiden Verpflegungsmandate bei<br />

gleichzeitigem Verlust der Betreuungsmandate in<br />

den ZUE Sankt Augustin und Wegberg in NRW<br />

Eröffnung<br />

GU Bühringstrasse, Berlin<br />

25


M E I L E N<br />

<strong>ORS</strong> Deutschland<br />

Frühjahr <strong>2022</strong><br />

Mit dem Zuschlag für die Eröffnung der<br />

Erstaufnahmeeinrichtung in Bonn,<br />

Nordrhein-Westfalen, können wir unsere<br />

Präsenz im grössten Bundesland weiter<br />

ausbauen. Anfang Februar sind wir in<br />

Ingelheim, Rheinland-Pfalz, erstmals<br />

in einer Gewahrsamseinrichtung für<br />

Ausreisepflichtige aktiv und erbringen<br />

dort die Gesundheitsdienstleistungen<br />

für die Bewohner*innen.<br />

Ukraine-Krise<br />

Im Februar <strong>2022</strong> starten mit dem Beginn<br />

des Krieges in der Ukraine turbulente<br />

Zeiten. Die Zugangszahlen steigen<br />

rasant an und wir eröffnen in diesem<br />

Zusammenhang das Ankunftszentrum<br />

Meßstetten in Baden-Württemberg<br />

sowie die Aussenstelle von Hermeskeil<br />

in Rheinland-Pfalz, Bernkastel-Kues.<br />

Weiterhin wird unsere ZUE Wegberg<br />

in eine reine Ukraine-Unterkunft<br />

umgewandelt. Innert weniger Tage<br />

müssen alle bisherigen Flüchtlinge in<br />

andere Einrichtungen transferiert<br />

werden. Kaum ist die Einrichtung leer,<br />

wird sie mit Schutzsuchenden aus der<br />

Ukraine gefüllt. Nur mit vereinten<br />

Kräften glückt diese logistische Meisterleistung.<br />

Im Frühsommer eröffnen wir<br />

die zweite Gemeinschaftsunterkunft<br />

Bühringstrasse in Berlin.<br />

26


S T E I N E<br />

Der Herbst ist von weiteren Unvorhersehbarkeiten<br />

geprägt: Der zeitweise<br />

rückläufige Zustrom von Ukraine-<br />

Flüchtlingen wird durch stark steigende<br />

Zahlen aus der regulären Migration<br />

mehr als kompensiert. Die Folge ist<br />

eine starke Überbelegung in den bestehenden<br />

Unterkünften, welche von <strong>ORS</strong><br />

und anderen Betreuungsorganisationen<br />

geführt werden. So bewältigt<br />

unser Team in der LEA Sigmaringen<br />

beispielsweise innerhalb weniger<br />

Tage den Zu- und Wegzug von über<br />

1000 zusätzlichen Personen. Leider<br />

erhalten wir für zwei unserer ZUE<br />

in Deutschland, Sankt Augustin und<br />

Wegberg, keinen erneuten Zuschlag für<br />

die Weiterführung der Betreuungsleistungen.<br />

Statt dessen konzentrieren wir<br />

uns dort künftig auf die Sicherstellung<br />

der Verpflegung der Flüchtlinge.<br />

Steigerung der Betreuungsqualität:<br />

die <strong>ORS</strong>-App<br />

<strong>2022</strong> startete das Digitalisierungsprojekt<br />

«<strong>ORS</strong>-App». Die App wird<br />

speziell für unsere Bewohner*innen<br />

programmiert und soll die Kommunikation<br />

innerhalb der Unterkunft<br />

erleichtern. Die Bewohner*innen<br />

erhalten sämtliche unterkunftsspezifischen<br />

Informationen in ihrer Heimatsprache<br />

und können sich online für<br />

Veranstaltungen und Beschäftigungsangebote<br />

anmelden. Des Weiteren<br />

können sie individuell kontaktiert<br />

werden. Damit kann die Wahrnehmung<br />

von Terminen effizienter gesteuert<br />

werden. Weitere Informationen rund<br />

um die Unterkunft, zur Region sowie<br />

zu übergeordneten Themen wie Asyl<br />

und Migration in Deutschland runden<br />

das Angebot ab. Die App wird 2023<br />

pilotiert und anschliessend gruppenweit<br />

in Deutschland, der Schweiz,<br />

Österreich und Italien ausgerollt.<br />

Perspektiven 2023<br />

Das Jahr 2023 startet ebenfalls ereignisreich:<br />

Wir freuen uns auf weitere neue<br />

Einrichtungen in Hessen und Bayern,<br />

die wir im Frühjahr und Sommer 2023<br />

eröffnen dürfen. Weiterhin verzeichnen<br />

wir einen anstehenden Wechsel in der<br />

Geschäftsführung. Carolin Wälz, die<br />

seit 2018 als Geschäftsführerin tätig<br />

war, verlässt <strong>ORS</strong> nach 16 Jahren, um<br />

eine neue berufliche Herausforderung<br />

anzunehmen. Auf sie folgt im<br />

Mai 2023 Martin Furrer, der bisherige<br />

Regionalleiter Nord und stellvertretende<br />

Geschäftsführer. In diesem<br />

Zusammenhang wird auch das operative<br />

Führungsteam aufgestockt, um<br />

noch schneller und flexibler auf sich<br />

ändernde Situationen in Deutschland<br />

reagieren zu können.<br />

27


Antje-Hellen<br />

Nekhili<br />

Antje-Hellen Nekhili (51) arbeitet<br />

seit <strong>2022</strong> bei <strong>ORS</strong>. Sie ist Ehrenamtskoordinatorin<br />

in der Erstaufnahmeeinrichtung<br />

in Bonn. Die Stelle wurde<br />

von der zuständigen Bezirksregierung<br />

Köln extra geschaffen, um den Dialog<br />

zwischen Bewohnenden und Mitarbeitenden<br />

in der Flüchtlingsunterkunft<br />

und der Öffentlichkeit zu fördern.<br />

So können niederschwellig Problemstellungen<br />

erkannt und Lösungen<br />

erarbeitet werden. Gleichzeitig ist der<br />

Einbezug von Ehrenamtlichen ein<br />

wichtiger Schritt für eine erfolgreiche<br />

Integration.<br />

Wenn Antje-Hellen Nekhili nach ihrer<br />

Motivation für die Flüchtlingsarbeit<br />

gefragt wird, antwortet sie, das sie<br />

jedes Lächeln, dass sie von einem<br />

Bewohnenden der Erstaufnahmeeinrichtung<br />

in Bonn erhält, als Zeichen<br />

der Dankbarkeit für gute Betreuung<br />

annimmt. Die gelernte Fotografin<br />

engagiert sich seit acht Jahren für<br />

Menschen mit Migrationshintergrund.<br />

Anfang <strong>2022</strong> ist sie zu <strong>ORS</strong> gekommen<br />

und sieht ihre Arbeit als Ehrenamtskoordinatorin<br />

mittlerweile als Traumjob.<br />

«Ich bin Brückenbauerin zwischen<br />

Menschen und Kulturen. Dabei ist<br />

Machen besser als Meckern», erklärt<br />

sie und meint damit die Einsätze von<br />

Freiwilligen zugunsten der in der<br />

Flüchtlingsunterkunft lebenden<br />

Menschen.<br />

Indem sie die Flüchtlinge mit den<br />

Ehrenamtlichen vernetzt, trägt sie zu<br />

einem besseren gegenseitigen Verständnis<br />

bei. So werden Vorurteile<br />

abgebaut und das Miteinander gestärkt.<br />

«Was den Flüchtlingen auf dem<br />

Weg hierher passiert ist, kann ich nicht<br />

rückgängig machen. Ich kann ihnen<br />

aber Hilfestellungen geben, in der<br />

28


"<br />

neuen Heimat anzukommen, sich wohlzufühlen<br />

und die Zukunft zu planen.<br />

Wenn ich in strahlende<br />

Gesichter sehe, weil ich helfen<br />

konnte, ist das die beste<br />

Motivation für meine Arbeit.<br />

"<br />

Ehrenamtliche aus der Nachbarschaft<br />

können dabei grossartig mitwirken.»<br />

Bei den Freiwilligen bemerkt sie aber<br />

eine Veränderung. Die Bereitschaft,<br />

sich für Kriegsflüchtlinge aus der<br />

Ukraine einzusetzen, sei höher als der<br />

Einsatz für Menschen aus Syrien,<br />

Afghanistan oder Afrika.<br />

Flexibilität gehört zum Alltag in der<br />

Flüchtlingsbetreuung dazu. Jeder Tag<br />

kann anders verlaufen, als er ursprünglich<br />

geplant war. Hier ist Antje-<br />

Hellen stolz darauf, in einem Team<br />

arbeiten zu können, auf das sie sich<br />

jederzeit verlassen kann. «Ist nicht<br />

meine Aufgabe» gibt es bei ihr nicht.<br />

«Nur gemeinsam sind wir stark und<br />

nur mit Spass an der Arbeit lässt sich<br />

der Alltag auf Dauer bewältigen.» Von<br />

der Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten<br />

29<br />

und den Angeboten von Freiwilligen<br />

ist sie begeistert. Ob ein Sprachkurs,<br />

ein Spielenachmittag für Kinder, Sportaktivitäten<br />

oder Ausflüge – für fast<br />

jeden wird etwas geboten. Neben dem<br />

Geben kommt das Nehmen nicht zu<br />

kurz.<br />

So appelliert sie auch eindringlich:<br />

«Engagiert euch ehrenamtlich, denn<br />

die Dankbarkeit der Menschen, für die<br />

man etwas getan hat, ist unbezahlbar.»<br />

"<br />

Flexibilität heisst für mich,<br />

dass nicht nur nach Regeln<br />

auf dem Papier geschaut<br />

wird, sondern Ideen zugelassen<br />

werden, die manchmal<br />

auch unkonventionell sein<br />

können.<br />

"<br />

Auch das Engagement von Unternehmen,<br />

die ihre Mitarbeitenden für<br />

Flüchtlingseinsätze freistellen, sieht<br />

die Ehrenamtskoordinatorin aus Bonn<br />

als Zeichen, dass Deutschland ein Herz<br />

für Menschen mit Fluchterfahrung<br />

hat.


Martin Kinzel<br />

Martin Kinzel (49) bringt langjährige<br />

Erfahrungen im Organisationsmanagement<br />

mit. Geboren und aufgewachsen<br />

ist er in Österreich, später<br />

hat er viele Jahre in Irland gearbeitet.<br />

2015 hat er bei <strong>ORS</strong> in Österreich<br />

die Flüchtlingsbetreuung kennenund<br />

lieben gelernt. Inzwischen<br />

arbeitet er in Deutschland und ist<br />

Mitglied der <strong>ORS</strong>-Geschäftsleitung.<br />

Wenn Flüchtlingszahlen steigen und<br />

Kapazitäten eng werden, wird schnell<br />

der Ruf nach geeigneten weiteren<br />

Unterbringungsmöglichkeiten lauter.<br />

Ob eine temporäre Unterkunft zur<br />

Beherbergung von Schutzsuchenden<br />

aus der Ukraine oder ein Ausschreibungszuschlag<br />

für ein längerfristiges<br />

Mandat: <strong>ORS</strong> zeigt sich flexibel und<br />

unterstützt die öffentlichen Auftraggeber<br />

bei der Bewältigung von Flüchtlingsströmen.<br />

Seit 2023 kümmert sich Martin Kinzel<br />

um eine zeitnahe und fachgerechte<br />

Inbetriebnahme von neuen Unterkünften.<br />

Er ist Leiter Aufbau und stellt<br />

je nach Auftrag kurzfristig Teams<br />

zusammen, mit denen er vor Ort <strong>ORS</strong>-<br />

Strukturen etablieren kann. Von der<br />

Möblierung und Signalisation der<br />

Unterkunft über die Ausarbeitung von<br />

Betriebsabläufen für die optimale Nutzung<br />

der zur Verfügung gestellten Infrastruktur<br />

bis hin zur Einarbeitung von<br />

neuen Mitarbeitenden: Hier ist Martin<br />

der Mann für alle Fälle. Neben seinem<br />

erlernten Beruf als Textilmechaniker<br />

kann der gebürtige Österreicher auf<br />

30


langjährige Erfahrungen in der internationalen<br />

Hotel- und Gastronomiebranche<br />

zurückgreifen. Den Einstieg<br />

in die Betreuung von Flüchtlingen vor<br />

acht Jahren hat er nie bereut. «Wenn<br />

Kinder und Erwachsene strahlend auf<br />

mich zukommen und sich für die<br />

Unterstützung bedanken, freut mich<br />

das. Aber natürlich gibt es auch schwierige<br />

Situationen, die belasten und in<br />

denen man professionell nach Lösungen<br />

suchen muss.»<br />

"<br />

Wenn Kinder und Erwachsene<br />

strahlend auf mich<br />

zukommen und sich für die<br />

Unterstützung bedanken,<br />

freut mich das.<br />

"<br />

Bis Ende <strong>2022</strong> war Martin in einer<br />

Doppelfunktion tätig. Einerseits Leiter<br />

Aufbau von neuen Unterkünften und<br />

andererseits Betreuungsleiter einer der<br />

grössten baden-württembergischen<br />

Landeserstaufnahmeeinrichtungen in<br />

in Sigmaringen. In der weitläufigen<br />

ehemaligen Bundeswehrkaserne hat<br />

Martin Kinzel ein Team von über 70<br />

Mitarbeitenden geführt, die sich um<br />

die bis zu 2000 Flüchtlinge in der<br />

Unterkunft kümmern.<br />

"<br />

Im persönlichen Frieden<br />

leben, mit Verstand führen<br />

und dem Gegenüber mit<br />

Respekt begegnen.<br />

"<br />

«Unsere Arbeit bringt uns öfter mal<br />

an die Grenzen des Möglichen.» Im<br />

Spannungsfeld zwischen den Möglichkeiten<br />

der Betreuung, den Bedürfnissen<br />

der zu betreuenden Flüchtlinge<br />

und den Erwartungen der Behörden<br />

für die zu leistenden Aufgaben sind<br />

Empathie und gute Kommunikation<br />

mit allen Beteiligten entscheidend.<br />

Das Geheimnis seines Erfolgs: «Im<br />

persönlichen Frieden leben, mit Verstand<br />

führen und dem Gegenüber mit<br />

Respekt begegnen.»<br />

31


32<br />

ITALIEN


33


M E I L E N<br />

Zuschlag<br />

für das Rückführungszentrum CPR Ponte Galeria in Rom<br />

Kapazität 125 Personen<br />

Flüchtlingstag im Erstaufnahmezentrum CAS Monastir<br />

Zuschlag<br />

für das Rückführungszentrum CPR Turin<br />

Kapazität 144 Personen<br />

Eröffnung<br />

Zentrum für Ukraine-Flüchtlinge<br />

CAS Rocca Barra San Colombano (Mailand)<br />

Kapazität 50 Plätze<br />

34


S T E I N E<br />

Eröffnung<br />

CAS Gelsomino in Rom<br />

Kapazität 300 Plätze<br />

Aufstockung der Belegungskapazitäten<br />

im CAS Monastir<br />

Im CPR Ponte Galeria<br />

in Rom kann das<br />

<strong>ORS</strong>-Betreuungspersonal<br />

erfolgreich zur Deeskalation<br />

von Protesten der Bewohnenden<br />

gegen das politische<br />

Asylsystem beitragen.<br />

Besuch einer Delegation des<br />

Stadtrats von Turin im<br />

Rückführungszentrum<br />

CPR Turin<br />

35


M E I L E N<br />

<strong>ORS</strong> Italien<br />

Im Jahr <strong>2022</strong> steigt die Zahl der Flüchtlinge,<br />

die auf italienischem Staatsgebiet<br />

angelandet sind, im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Der Höchststand der<br />

Ankünfte für das Jahr <strong>2022</strong> wird im<br />

August mit etwa 17'000 Flüchtlingen<br />

verzeichnet.<br />

Im ersten Quartal <strong>2022</strong> erhält <strong>ORS</strong><br />

Italia die Zuschläge für die Führung<br />

der Rückführungszentren in Rom und<br />

Turin mit einer Gesamtkapazität von<br />

269 Plätzen. Im November erhält <strong>ORS</strong><br />

Italia erstmals ein Mandat in einer<br />

Direktvergabe von der Präfektur Rom<br />

für die Führung eines Erstaufnahmezentrums<br />

mit mehr als 300 Plätzen.<br />

Dies aufgrund der Notsituation, die<br />

durch die hohe Zahl der Anladungen<br />

von Flüchtlingen auf italienischem<br />

Gebiet entstanden ist.<br />

Mit der Vergrösserung der Aufgaben ist<br />

auch die Zahl der Mitarbeitenden in<br />

Italien weiter gestiegen. Ende <strong>2022</strong><br />

sind bis zu 140 Personen für <strong>ORS</strong> tätig.<br />

Die Professionalität und Kompetenz<br />

des Personals sind wichtige Faktoren,<br />

um die Qualitätsstandards in der<br />

Betreuungsarbeit sicherzustellen.<br />

36


S T E I N E<br />

Darum werden bestehende Prozesse<br />

optimiert und die Aus- und Weiterbildung<br />

der Mitarbeitenden intensiviert.<br />

Besonders hilfreich ist dabei auch der<br />

persönliche Erfahrungsaustausch der<br />

Zentrumsleitenden mit den operativen<br />

Zentrumsverantwortlichen in<br />

der Schweiz. Wir setzen uns dafür<br />

ein, in einem sensiblen Umfeld als<br />

verlässliche Dienstleisterin wahrgenommen<br />

zu werden. Darum legt<br />

<strong>ORS</strong> Italia auch weiterhin grossen<br />

Wert darauf, die interne Aus- und<br />

Weiterbildung der Mitarbeitenden zu<br />

fördern.<br />

Anlässlich des <strong>ORS</strong>-Jubiläums wurden in allen Unterkünften Sitzbänke<br />

gestaltet. Sie bieten bis heute Flüchtlingen und Gästen eine willkommene<br />

Gelegenheit zum Verweilen. Hier die Bank aus dem Rückkehrzentrum<br />

CAS FANTOLI in Mailand.<br />

37


Miriam Arensi<br />

Miriam Arensi, (36) arbeitet seit zwei<br />

Jahren für <strong>ORS</strong> im CAS Mailand. Als<br />

Zentrumsleiterin ist sie für den reibungslosen<br />

Betrieb in der Betreuung verantwortlich.<br />

Verschiedene längere Aufenthalte<br />

in Entwicklungsländern haben sie<br />

geprägt, was multikulturelle Kontexte<br />

angeht.<br />

Nach Ende der Covid-Pandemie und<br />

aufgrund der unsicheren politischen<br />

und wirtschaftlichen Lage in vielen<br />

Ländern Afrikas, strömen immer mehr<br />

Menschen vom schwarzen Kontinent<br />

nach Europa. Nach 84'000 im Jahr<br />

<strong>2022</strong> wurden im ersten Quartal 2023<br />

bereits 30'000 Flüchtlinge in Italien<br />

registriert. Viele davon queren auf der<br />

Suche nach einem besseren Leben das<br />

Mittelmeer. Auch wenn die Überfahrt<br />

auf teils nicht seetüchtigen Booten<br />

lebensgefährlich ist, nehmen viele das<br />

Risiko in Kauf.<br />

Miriam Arensi arbeitet im Aufnahmezentrum<br />

für Asylbewerber*innen<br />

CAS Fantolini in Mailand. Auch dort<br />

landen Flüchtlinge aus Afrika. Zu<br />

Afrika hat die 36-Jährige eine spezielle<br />

persönliche Beziehung. Nach dem<br />

Studium der internationalen Zusammenarbeit<br />

und Friedenssicherung hat<br />

sie einige Jahre selbst in Tansania,<br />

Benin und Burundi gelebt. Nach der<br />

Rückkehr in die Heimat fungierte sie<br />

zudem als Verbindungsperson Westafrika<br />

für eine internationale Organisation.<br />

Wenn Miriam nun im CAS mit<br />

den zu betreuenden Flüchtlingen zu<br />

38


tun hat, setzt sie sich dafür ein, dass<br />

ihnen im Rahmen der gesetzlichen<br />

Möglichkeiten mit Respekt und Würde<br />

begegnet wird. «Die Vorgaben und<br />

Regelungen der Behörden können sich<br />

schnell ändern. Darauf müssen wir<br />

flexibel reagieren. Dennoch ist es mir<br />

wichtig, trotz Bürokratie und vieler<br />

To-do-Listen nicht zu vergessen, dass<br />

wir in erster Linie für Menschen und<br />

mit Menschen arbeiten.»<br />

Sie ist sich bewusst, dass Nähe und<br />

Distanz zu den Menschen ebenso<br />

wichtig sind wie ein angenehmes<br />

Arbeitsumfeld, in dem alle Teammitglieder<br />

sich gegenseitig unterstützen<br />

können.<br />

Der hohe Zustrom an Flüchtlingen hat<br />

die Belegungszahlen in den Zentren<br />

auch in Norditalien steigen lassen.<br />

Der Zusammenhalt im <strong>ORS</strong>-Team ist<br />

ihr daher umso wichtiger: «Im letzten<br />

Jahr haben wir hart gearbeitet, um<br />

uns zu verbessern, und wir haben gute<br />

Ergebnisse erzielt. Wir unterstützen<br />

uns gegenseitig und helfen uns, den<br />

Arbeitsstress zu kontrollieren und<br />

unsere private Zeit zu respektieren.»<br />

Wenn Miriam an Flexibilität denkt,<br />

kommt ihr das Bild vom Grashalm in<br />

den Sinn: «Er biegt sich zwar, wenn<br />

der Wind weht. Aber er bricht nicht<br />

auseinander.»<br />

"<br />

Manchmal vergessen wir<br />

vor lauter "Bürokratie" und<br />

"To-do-Liste", dass wir in<br />

erster Linie für Menschen<br />

und mit Menschen arbeiten.<br />

"<br />

So hat Miriam gemeinsam mit ihrem<br />

24-köpfigen Team die Herausforderungen<br />

gemeistert, mit unvorhergesehenen<br />

Ereignissen fertig zu werden und<br />

mit vielen Anforderungen zu jonglieren,<br />

ohne dabei den Respekt vor sich selbst<br />

und anderen zu verlieren. Ebenso hat<br />

sie es nicht verlernt, den Mitmenschen<br />

ein Lächeln zu schenken. Heute blickt<br />

sie stolz auf die Betreuungsarbeit im<br />

Aufnahmezentrum zurück. Und sie ist<br />

dankbar, als Leitungsperson in einem<br />

strukturierten und organisierten<br />

Unternehmen, das sich auf professionelle<br />

Betreuungsdienstleistungen für<br />

Flüchtlinge konzentriert, tätig zu sein.<br />

39


ÖSTERREICH<br />

40


41


M E I L E N<br />

Eröffnungen<br />

Ankunftszentrum Nenzing, ausgelegt für<br />

95 Kriegsvertriebene aus der Ukraine<br />

Unterkunftseinrichtung für Kriegsvertriebene aus der Ukraine<br />

im Hotel Gaschurn, ausgelegt für 120 Personen<br />

Nach Vertragsunterzeichnung mit dem Land<br />

Niederösterreich im Dezember 2021 wurden im Januar <strong>2022</strong><br />

die ersten Wohnungen im Mandat für Betreutes Wohnen in<br />

Niederösterreich eröffnet und die ersten 30 Plätze belegt.<br />

42


S T E I N E<br />

Ausbau der Wohnkapazitäten im<br />

Mandat für Betreutes Wohnen<br />

durch Quartiererweiterungen in<br />

der Steiermark<br />

Kontrolle der Unterkunft in Gaschurn<br />

durch die Grundversorgungsstelle.<br />

Die teilnehmenden Kontrolleur*innen geben<br />

sehr positive Bewertungen ab.<br />

Teilnahme an der Vienna<br />

Migration Conference<br />

Verdoppelung der<br />

bisherigen Betreuungsplätze<br />

im Mandat für<br />

Niederösterreich auf<br />

60 Plätze<br />

43


M E I L E N<br />

<strong>ORS</strong> Österreich<br />

Die Aktivitäten von <strong>ORS</strong> Österreich<br />

fokussieren sich auf Dienstleistungsangebote<br />

für die Unterbringung und<br />

Betreuung von Flüchtlingen in den einzelnen<br />

Bundesländern. Der Zustrom<br />

von Flüchtlingen nach Österreich<br />

wirkt sich zunehmend auch auf die<br />

einzelnen Bundesländer aus.<br />

In unseren Mandaten für das Betreute<br />

Wohnen in Kärnten, Niederösterreich<br />

und der Steiermark wird der Bedarf an<br />

zusätzlichem Wohnraum grösser. Die<br />

Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten<br />

erweist sich aufgrund<br />

der Wohnungsknappheit als<br />

schwierig. Dennoch können die Kapazitäten<br />

im Laufe des Jahres ausgeweitet<br />

werden.<br />

Die Landesregierung Vorarlberg fragt<br />

im Frühjahr <strong>2022</strong> <strong>ORS</strong> an, ob Betreuungsaufgaben<br />

für die Beherbergung<br />

von Kriegsvertriebenen aus der<br />

Ukraine übernommen werden können.<br />

Innert kürzester Zeit wird Personal<br />

rekrutiert, eingearbeitet und fit für<br />

die Arbeit in den Ankunftszentren<br />

Nenzing und Gaschurn gemacht. Die<br />

zur Flüchtlingsunterkunft umgebaute<br />

ehemalige Tennishalle in Nenzing<br />

wird in Vorarlberg zur zentralen<br />

Anlaufstelle für Geflüch-tete aus der<br />

Ukraine.<br />

44


S T E I N E<br />

Die Zusammenarbeit mit den Blaulichtorganisationen,<br />

den Behörden<br />

und Freiwilligen läuft von Beginn an<br />

auf einer vertrauensvollen Basis.<br />

Über 250 hochrangige Repräsentant*innen<br />

verschiedener Regierungen, Behörden<br />

und Migrationsorganisationen<br />

treffen sich im Oktober in Wien zur<br />

jährlichen Vienna Migration Conference.<br />

<strong>ORS</strong> nutzt diese Gelegenheit, um<br />

mit Minister*innen, Botschafter*innen<br />

und Fach-expert*innen über<br />

Qualitätsstandards in der internationalen<br />

Flüchtlingsbetreuung zu<br />

sprechen. Dabei sind wir dankbar für<br />

die langjährige Partnerschaft mit dem<br />

Veranstaltern, dem ICMPD, das von<br />

Michael Spindelegger, dem ehemaligen<br />

Vizekanzler Österreichs und<br />

Mitglied des <strong>ORS</strong> Advisory Boards,<br />

geleitet wird.<br />

Anlässlich des <strong>ORS</strong>-Jubiläums wurden in allen Unterkünften Sitzbänke<br />

gestaltet. Sie bieten bis heute Flüchtlingen und Gästen eine willkommene<br />

Gelegenheit zum Verweilen. Hier die Bank aus dem Rückkehrzentrum<br />

Ankunftszentrum Nenzing.<br />

45


Lisa Buhne<br />

Lisa Buhne (33) ist in Deutschland<br />

geboren und aufgewachsen. Nach<br />

dem Studium der Germanistik und<br />

Geschichte hat sie sich in der Sozialarbeit<br />

weitergebildet und beruflich<br />

engagiert. Seit Anfang <strong>2022</strong> arbeitet<br />

sie als stellvertretende Leiterin im<br />

Ankunftszentrum in Nenzing.<br />

"<br />

Mit dem Werbeslogan «Dem Himmel so<br />

nah» lädt die Tourismusregion Nenzing<br />

Urlauber*innen nach Vorarlberg ein.<br />

Lisa Buhne verbindet mit Nenzing<br />

allerdings keinen Urlaub, sondern die<br />

Betreuung von Flüchtlingen. Nicht<br />

himmlisch, sondern realistisch. Die<br />

Tennishalle in Nenzing wurde im<br />

Frühjahr <strong>2022</strong> zu einer Flüchtlingsunterkunft<br />

für Schutzsuchende aus der<br />

Ukraine umfunktioniert. Mit der Inbetriebnahme<br />

der 100 Plätze bietenden<br />

Unterkunft begann für Lisa die Herausforderung<br />

einer professionellen<br />

Betreuung von Menschen, deren<br />

Sprache sie nicht spricht und denen sie<br />

dennoch in ihrer schwierigen Lebenssituation<br />

beistehen möchte.<br />

Wenn plötzlich eine 6-köpfige<br />

Flüchtlingsfamilie mit einem<br />

grossen Hund vor der Tür<br />

steht, musst du beweisen, dass<br />

du flexibel bist.<br />

"<br />

Trotz ihrer beruflichen Vor-Erfahrung<br />

in der Betreuung, Beratung und Förderung<br />

von Menschen mit psychischen<br />

und physischen Einschränkungen<br />

46


"<br />

bedeutet jeder Arbeitstag für Lisa ein<br />

neues Abenteuer.<br />

Nur wer versteht, wie die<br />

Dinge an einem neuen Ort<br />

funktionieren, kann sich<br />

integrieren. Darum setze<br />

ich mich dafür ein, dass<br />

Geflüchtete ein besseres<br />

Verständnis von ihrem neuen<br />

Ort bekommen.<br />

"<br />

«Ich liebe es, dass kein Tag wie der<br />

andere ist und Dinge nicht nach Plan<br />

laufen, weil man dann jeden Tag an<br />

sich arbeiten muss und daran wachsen<br />

kann.» Dabei erinnert Lisa sich unter<br />

anderem an den Moment, wo unangemeldet<br />

ein Reisebus mit Roma- und<br />

Sinti-Familien und eine Familie mit<br />

Kindern und einem grossen Hund auf<br />

einmal vor der Unterkunft standen<br />

und Einlass wollten. An diesem Tag<br />

musste sie das erste Mal nach nur<br />

kurzer Einarbeitungszeit Entscheidungen<br />

als Leitungsperson treffen.<br />

«Menschliche Bedürfnisse lassen sich<br />

schlecht planen. Es ist immer wieder<br />

spannend zu sehen, wie unterschiedlich<br />

die Schicksale sind, die hinter den<br />

Geschichten stecken.»<br />

Zusammen mit ihrem Team hat sie es<br />

geschafft, Lösungen für die Gäste auf<br />

Zeit zu finden. Sie hat gelernt, mit<br />

Ruhe und Gelassenheit auf Unvorhergesehenes<br />

zu reagieren. Die Arbeit bei<br />

<strong>ORS</strong> erlebt sie in vielerlei Hinsicht als<br />

sehr positiv.<br />

Neben dem regelmässigen Austausch<br />

mit dem Betreuungsteam vor Ort hat<br />

Lisa wertvolle Tipps und nützliches<br />

Wissen für den Betreuungsalltag durch<br />

die Teilnahme an verschiedenen<br />

internen Schulungen erhalten. «Das<br />

Weiterbildungsprogramm bei <strong>ORS</strong> ist<br />

meiner Meinung nach grandios. Hier<br />

wird Wissen vermittelt und zugleich<br />

Informationsweitergabe und Feedback<br />

ermöglicht.»<br />

47


<strong>ORS</strong> – a serco company<br />

48


49


J U B I L Ä U M –<br />

Bei der Gründung der Organisation für<br />

Regie und Spezialaufträge im Jahre 1992<br />

haben nur die wenigsten daran gedacht,<br />

dass sich <strong>ORS</strong> 30 Jahre später zu einer<br />

anerkannten europäischen Dienstleisterin<br />

für die Unterbringung und Betreuung von<br />

Flüchtlingen entwickeln würde. Aus<br />

Anlass des 30-jährigen Jubiläums der<br />

Organisation for Refugee Services haben<br />

am 1. September <strong>2022</strong> über 600 Mitarbeitende<br />

aus Deutschland, Österreich,<br />

Italien und der Schweiz miteinander<br />

gefeiert. In einem abwechslungsreichen<br />

Bühnenprogramm präsentierten die<br />

Kolleg*innen ihre künstlerischen Talente.<br />

Daneben wurden die von den <strong>ORS</strong>-Teams<br />

50<br />

50


3 0 J A H R E O R S<br />

zuvor an allen Standorten gestalteten<br />

Sitzbänke prämiert. Bis heute bieten diese<br />

Bänke Flüchtlingen und Gästen eine<br />

willkommene Gelegenheit zum Verweilen.<br />

Unter dem Titel «WE ARE <strong>ORS</strong>» wurde<br />

ein <strong>ORS</strong>-Song uraufgeführt. Der Videoclip<br />

gibt einen Einblick in die einzigartige<br />

Atmosphäre dieses unvergesslichen Festes.<br />

51


Melanie<br />

Schnetzer<br />

Melanie Schnetzer (30) ist vor ihrem<br />

Einstieg als HR-Generalistin bei <strong>ORS</strong><br />

viel gereist. Dabei hat sie den Umgang<br />

mit verschiedenen Menschen kennenund<br />

schätzen gelernt. Heute fühlt sie<br />

sich in einer multikulturellen Umgebung<br />

am wohlsten. Die HR-Fachfrau<br />

mit eidg. Fachausweis und anerkannte<br />

Berufsbildnerin betreut heute zusammen<br />

mit dem HR-Team Mitarbeitende<br />

80 verschiedener Nationen.<br />

"<br />

Jeden Morgen aufstehen und den Tag<br />

so nehmen, wie er kommt. Mit<br />

dieser Einstellung bewältigt Melanie<br />

Schnetzer als Generalistin in der HR-<br />

Abteilung die hohen Anforderungen<br />

im Personalmanagement. Gemeinsam<br />

mit ihrem Team hat sie <strong>2022</strong> den<br />

dringenden Bedarf an zusätzlichen<br />

Arbeitskräften in den Flüchtlingsunterkünften<br />

zu spüren bekommen.<br />

Teamübergreifend mussten sogenannte<br />

Recruiting Days organisiert<br />

und durchgeführt werden, an denen<br />

potenzielle Bewerber*innen interviewt<br />

werden konnten.<br />

Hinter jedem Bewerbungsdossier<br />

steckt eine individuelle<br />

Persönlichkeit. Zu prüfen, ob<br />

die Person zur Stelle passt,<br />

fordert heraus. Dafür nehme<br />

ich mir gerne Zeit.<br />

"<br />

Und weil die reguläre Arbeitszeit teilweise<br />

nicht reichte, wurden in den<br />

Abendstunden oder an den Wochenenden<br />

zusätzlich auch mal Telefoninterviews<br />

durchgeführt.<br />

52


«Wer sich bewirbt, hat ein Recht darauf,<br />

ernst genommen zu werden. Darum<br />

versuche ich bei Vorstellungsgesprächen<br />

immer, meinem Gegenüber mit<br />

Respekt zu begegnen, die Motivation<br />

für den Job zu prüfen und mir vorzustellen,<br />

ob die fachlichen und sozialen<br />

Fähigkeiten passend für die zu besetzende<br />

Stelle sind. Aber das ist nicht<br />

immer einfach», gibt sie zu.<br />

Für die gelernte Bankkauffrau sind<br />

Flexibilität, Eigeninitiative und<br />

Einsatzbereitschaft wichtige Merkmale<br />

für ein Engagement im Migrationsbereich.<br />

Als Melanie vor 3 Jahren selbst<br />

eine Stelle gesucht hat, bei der soziales<br />

Engagement im Vordergrund steht,<br />

war für sie klar, dass <strong>ORS</strong> ihr ein<br />

sinnvolles Aufgabenfeld bieten kann.<br />

Auch wenn sie als HR-Fachkraft<br />

keine direkten Berührungspunkte<br />

mit Flüchtlingen hat, leistet sie einen<br />

wertvollen Beitrag in der Beratung,<br />

Unterstützung und Entlastung von<br />

Vorgesetzten und Mitarbeiter*innen<br />

an der Front. «In unserer Arbeit sind<br />

sehr viel Selbstständigkeit und Flexibilität<br />

gefragt. Wir erleben das täglich<br />

"<br />

als Team und schätzen es, wenn wir<br />

uns regelmässig austauschen und<br />

gegenseitig unterstützen können.<br />

Anders könnten wir das alles gar nicht<br />

bewältigen.»<br />

Flexibel bleiben bedeutet für<br />

mich, dass ich mir an jedem<br />

Tag immer auch Freiräume für<br />

Unvorhergesehenes schaffe.<br />

"<br />

Freiraum für Flexibilität schafft<br />

Melanie sich dadurch, dass sie sich an<br />

einem Tag nicht zu viel vornimmt. Es<br />

kommt sowie anders als geplant.<br />

Als Highlight der letzten 12 Monate<br />

sieht sie in der HR-Arbeit die eingeführten<br />

Digitalisierungen und Prozessoptimierungen,<br />

welche den Workflow<br />

verbessert haben, ohne den <strong>ORS</strong>-Spirit<br />

der Mitarbeitenden zu verlieren.<br />

53


Fraser Moore<br />

Am 1. September <strong>2022</strong> wurde <strong>ORS</strong><br />

von der Serco Group, einer internationalen<br />

Anbieterin von Dienstleistungen<br />

für öffentliche Auftraggeber mit<br />

weltweit mehr als 55.000 Mitarbeitenden,<br />

übernommen. Serco ist in<br />

fünf geografischen Regionen in den<br />

Bereichen Verteidigung, Justiz und<br />

Einwanderung, Verkehr, Gesundheitswesen<br />

und Bürgerdienste tätig.<br />

<strong>ORS</strong> bietet als Teil der Serco Group<br />

Migrationsdienste für Regierungen<br />

und Behörden in Europa an.<br />

Für weitere Informationen über die<br />

Serco Group besuchen Sie<br />

www.serco.com.<br />

Seitdem Fraser Moore Ende <strong>2022</strong> die<br />

Verantwortung für die Integration von<br />

<strong>ORS</strong> in die Serco-Strukturen übernommen<br />

hat, pendelt er regelmässig<br />

zwischen London, Zürich und Brüssel.<br />

Das erfordert einen gut organisierten<br />

Zeitplan und ein hohes Mass an<br />

Flexibilität. Umso dankbarer ist er für<br />

die Unterstützung, die er von seinen<br />

Ansprechpartner*innen bei <strong>ORS</strong><br />

und Serco und vor allem von seiner<br />

Familie erhält.<br />

Fraser weiss nur zu gut, was es bedeutet,<br />

an seine eigenen beruflichen<br />

Grenzen zu kommen. Das Bauunternehmen,<br />

das er Anfang der 2000er-<br />

Jahre leitete, musste aufgrund von<br />

wirtschaftlichen Schwierigkeiten<br />

während der globalen Finanzkrise<br />

schliessen. «Damals fühlte sich das<br />

wie ein beruflicher Misserfolg an, aber<br />

es war eine wichtige Erfahrung und<br />

hat mich zu dem Menschen gemacht,<br />

der ich heute bin. Heute weiss ich es<br />

zu schätzen, wenn Kolleginnen und<br />

Kollegen die Extrameile gehen.»<br />

Seit 10 Jahren arbeitet Fraser für Serco,<br />

der internationalen Anbieterin von<br />

54


Dienstleistungen für öffentliche<br />

Auftraggeber. In seiner derzeitigen<br />

Position als Director of Integration ist<br />

er dafür verantwortlich, dass die beiden<br />

Unternehmen zusammengeführt<br />

werden und die jeweiligen Stärken<br />

gemeinsam nutzen können. Keine<br />

leichte Aufgabe: «<strong>ORS</strong> war während<br />

seiner 30-jährigen Geschichte ein unabhängiges<br />

Unternehmen. Die Zugehörigkeit<br />

zu einem globalen Dienstleistungsunternehmen,<br />

das ausschliesslich<br />

Aufträge für Regierungen erfüllt,<br />

bringt enorme Vorteile für <strong>ORS</strong> und<br />

ihre Auftraggeber. Aber es braucht<br />

unweigerlich auch Zeit, sich anzupassen.»<br />

"<br />

Bei <strong>ORS</strong> spüre ich den Willen,<br />

mit den vorhandenen Stärken<br />

einen nachhaltigen Beitrag für<br />

die Gesellschaft zu leisten.<br />

"<br />

Gleichzeitig weist Fraser darauf hin,<br />

dass ein Teil seiner Aufgabe darin<br />

besteht, dem <strong>ORS</strong>-Team zu helfen,<br />

sich in der Serco-Welt zu orientieren.<br />

Sein Rezept für eine erfolgreiche<br />

Integration lautet: gegenseitiges<br />

Verständnis entwickeln, gemeinsame<br />

Ziele vereinbaren und den Weg zu<br />

deren Erreichung festlegen.<br />

Für Fraser war es lehrreich, die Arbeit<br />

von <strong>ORS</strong> aus nächster Nähe zu sehen.<br />

Er ist beeindruckt von der Kompetenz<br />

im Bereich der Unterbringung und<br />

fachlichen Betreuung von Flüchtlingen<br />

und Asylbewerber*innen.<br />

Seiner Meinung nach gibt es ein<br />

enormes Potenzial, um diese Erfahrungen<br />

im Bereich der Migration mit<br />

weiteren öffentlichen Auftraggebern<br />

in bestehenden <strong>ORS</strong>-Ländern und<br />

darüber hinaus zu teilen. «Ein erfolgreiches<br />

Dienstleistungsunternehmen<br />

ist auf das Engagement seiner Mitarbeitenden<br />

angewiesen. Bei <strong>ORS</strong> habe<br />

ich so viele engagierte Kolleg*innen<br />

kennengelernt, denen es gelungen<br />

ist, ihren Fokus selbst in einer der<br />

grössten Flüchtlingskrisen auf eine<br />

qualitativ hochwertige Betreuung zu<br />

legen. Ich bin zuversichtlich, dass der<br />

hohe Qualitätsanspruch Möglichkeiten<br />

bietet, <strong>ORS</strong> erfolgreich zu<br />

positionieren, jetzt als Teil von Serco.»<br />

55


J A H R E S E<br />

Rückblick und Ausblick<br />

Der Finanzbericht spiegelt die Migrationsentwicklungen<br />

in den Tätigkeitsländern<br />

von <strong>ORS</strong> wider. Aufgrund<br />

veränderter Besitzverhältnisse und<br />

Auflagen für börsennotierte Unternehmen<br />

verzichtet <strong>ORS</strong> als Teil der<br />

Serco Company darauf, Detailangaben<br />

zu machen. Stattdessen wird auf den<br />

Jahresbericht von Serco verwiesen.<br />

In Europa sind die Asylgesuche im<br />

Jahr <strong>2022</strong> im Vergleich zum Vorjahr<br />

um rund 55 % angestiegen.<br />

Das in der Schweiz ansässige Staatssekretariat<br />

für Migration SEM nennt<br />

als Hauptgründe für die Zunahme der<br />

Migration:<br />

■ Erleichterte Reisemöglichkeiten<br />

nach Ende der pandemiebedingten<br />

Einschränkungen.<br />

■ Geschwächte Volkswirtschaften<br />

in traditionellen Herkunfts- und<br />

Transitländern von Asylsuchenden<br />

verbunden mit steigenden Energieund<br />

Lebenshaltungskosten als Folge<br />

des Ukraine-Krieges.<br />

■ Verstärkter Ausreisedruck in der<br />

Türkei auf 3,5 Millionen syrische<br />

Flüchtlinge und 200'000 bis 300'000<br />

Flüchtlinge aus Afghanistan. Dies<br />

führt seit Sommer <strong>2022</strong> zu einem<br />

deutlichen Anstieg der Gesuche in<br />

Europa.<br />

■ Liberale Visabestimmungen<br />

einzelner Staaten erleichtern die<br />

Einreise nach Europa.<br />

56


R G E B N I S<br />

Schweiz<br />

In der Schweiz wurden im Jahr <strong>2022</strong><br />

rund 24'500 Asylgesuche gestellt, was<br />

im Vergleich zum Vorjahr einer Erhöhung<br />

von gut 64 % entspricht.<br />

Aufgrund des Zustroms von Schutzsuchenden<br />

aus der Ukraine, die wegen<br />

des Krieges ihre Heimat verlassen haben,<br />

aktivierte der Bundesrat am 12.<br />

März <strong>2022</strong> den Schutzstatus S. Damit<br />

erhielten die Geflüchteten rasch ein<br />

Aufenthaltsrecht, ohne dass sie ein<br />

ordentliches Asylverfahren durchlaufen<br />

mussten. Bis Ende <strong>2022</strong> haben<br />

74'959 Schutzsuchende den Status S<br />

beantragt.<br />

Anfang November <strong>2022</strong> hat der<br />

Bundesrat entschieden, den Schutzstatus<br />

S für Schutzsuchende aus der<br />

Ukraine nicht vor dem 4. März 2024<br />

aufzuheben, sofern sich die Lage in<br />

der Ukraine bis dahin nicht grundlegend<br />

verändert haben sollte. Der<br />

Anstieg der Asylgesuche sowie der<br />

Flüchtlinge mit Status S führte zu<br />

höheren Übernachtungszahlen und<br />

entsprechend zu einem höheren<br />

Umsatz im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Im Berichtsjahr war das Betreuungsmandat<br />

in den Bundesasylzentren<br />

der für die Schweiz umsatzstärkste<br />

Bereich, dicht gefolgt vom Mandat<br />

im Kanton Freiburg. Dies ist darauf<br />

zurückzuführen, dass diese Mandate<br />

am stärksten durch die Zunahme von<br />

Asylsuchenden sowie Menschen mit<br />

Status S betroffen waren.<br />

Deutschland<br />

Im Jahr <strong>2022</strong> ist die Anzahl von<br />

Erstanträgen bei den Asylgesuchen<br />

im Vergleich zum Vorjahr um 47 %<br />

angestiegen und sorgte so für einen<br />

steigenden Bedarf an Betreuungsmöglichkeiten.<br />

Daraus resultierte<br />

eine verbesserte Auslastung der<br />

Zentren. Darüber hinaus konnte<br />

die Anzahl an geführten Mandaten<br />

von 12 auf 17 erhöht werden, was<br />

insbesondere durch gewonnene<br />

Mandate in Nordrhein-Westfalen und<br />

Rheinland-Pfalz zurückzuführen ist.<br />

Zudem konnte in Baden-Württemberg<br />

ein Mandat für die Betreuung von<br />

Personen mit Status S ausgehandelt<br />

werden. Der Geschäftsverlauf hat sich<br />

im Jahr <strong>2022</strong> entsprechend verbessert,<br />

der Umsatz konnte um rund 41 %<br />

gesteigert werden.<br />

Italien<br />

Im vergangenen Jahr konnte die<br />

<strong>ORS</strong> Italia S.r.l. weitere Mandate<br />

gewinnen. Nachdem im Vorjahr viele<br />

Ausschreibungen aufgrund des Regierungswechsels<br />

und der anhaltenden<br />

Pandemiesituation verzögert wurden,<br />

konnten wir im Berichtsjahr unsere<br />

Wachstumsstrategie weiter fortsetzen.<br />

57


J A H R E S E<br />

Österreich<br />

In Österreich sind die Asylanträge im<br />

vergangenen Jahr deutlich angestiegen<br />

und verzeichneten ein Plus von<br />

rund 229 % gegenüber dem Vorjahr.<br />

Zu Beginn des Berichtsjahres ist ein<br />

Mandat im Bereich des Betreuten<br />

Wohnens im Bundesland Niederösterreich<br />

dazugekommen. Darüber<br />

hinaus konnten im Land Vorarlberg<br />

zwei Einrichtungen für die Betreuung<br />

von geflüchteten Personen aus der<br />

Ukraine errichtet werden. Insgesamt<br />

kam es dadurch zu höheren Übernachtungszahlen<br />

und entsprechend zu<br />

einem höheren Umsatz im Vergleich<br />

zum Vorjahr.<br />

<strong>ORS</strong> ist seit September <strong>2022</strong> Teil der Serco Group PLC.<br />

Das weltweit tätige Dienstleistungsunternehmen bietet<br />

Outsourcing-Lösungen für die öffentliche Hand an und<br />

ist an der Londoner Börse notiert.<br />

58


R G E B N I S<br />

Umsatz pro Land (in Tausend CHF) 2021 <strong>2022</strong><br />

Schweiz 79’702 124’660<br />

Österreich 723 2712<br />

Deutschland 27’471 38’583<br />

Italien 2319 7571<br />

Total 110’215 173’526<br />

Die Mitglieder der Gruppenleitung tragen die Verantwortung für alle Geschäftsaktivitäten<br />

der <strong>ORS</strong> Gruppe. Sie werden unterstützt von den Geschäftsleitungen<br />

in den Ländern, in denen <strong>ORS</strong> operativ tätig ist.<br />

Jürg Rötheli<br />

CEO <strong>ORS</strong> Goup<br />

Claude Gumy<br />

Managing Director <strong>ORS</strong> Switzerland<br />

Carolin Wälz<br />

Managing Director <strong>ORS</strong> Germany<br />

Sie wird am 1. Mai 2023 von Martin Furrer abgelöst.<br />

Maurizio Reppucci<br />

Managing Director <strong>ORS</strong> Italy<br />

Jochen Wenderoth<br />

Head of Human Resources & Managing Director Austria<br />

Martin Nyfeler<br />

CFO <strong>ORS</strong> Group<br />

Er wird am 01.April 2023 von Beatrice Greger und Vuk Popovic abgelöst.<br />

Lutz Hahn<br />

Head of Corporate Communications & Public Affairs<br />

Stand: 31.12.<strong>2022</strong><br />

59


A D V I S O R<br />

bat, mich im Advisory Board zu<br />

engagieren.<br />

Erwin Jutzet<br />

Früheres Mitglied der Kantonsregierung<br />

von Freiburg, der Sicherheits-<br />

und Justizdirektion und des<br />

Nationalrats (CH)<br />

Ich bin Sozialdemokrat und stolz darauf.<br />

Ich war 35 Jahre in der Politik (14 Jahre<br />

Freiburger Grossrat, 11 Jahre Nationalrat,<br />

10 Jahre Freiburger Staatsrat).<br />

Als Sozialdemokrat versuche ich,<br />

jeweils die Position der Schwächsten<br />

in der Gesellschaft einzunehmen.<br />

Kann man als linker Sozi eine private<br />

Dienstleistungsfirma beraten? Ich bin<br />

der Meinung, ich kann.<br />

Es ist nicht verwerflich , wenn im<br />

Mittelpunkt des Handelns das Wohlergehen<br />

der zu betreuenden Menschen<br />

und der verantwortungsvolle Umgang<br />

mit den zur Verfügung gestellten<br />

Mitteln der öffentlichen Hand stehen.<br />

Mir wurde oft die Frage gestellt, wie<br />

man auf dem Buckel der Ärmsten<br />

Geld verdienen kann. Ich stellte mir<br />

dieselbe Frage, als man mich nach<br />

Ende meiner aktiven Politikerlaufbahn<br />

Anstelle von Gutmenschen in der<br />

Betreuung sind Professionalität und<br />

Flexibilität gefragt. Das können weder<br />

Staat noch selbsternannte Besserwissende<br />

mit Wohlfühlkonzepten.<br />

Natürlich könnte der Staat auch selbst<br />

Flüchlingsunterkünfte führen. Aus<br />

mannigfachen Gründen (z.B. Beamtenstatus,<br />

Kosten, Flexibilität) haben sich<br />

aber die verantwortlichen Behörden<br />

sowohl in der Schweiz als auch in<br />

Deutschland, Österreich und Italien<br />

für das Outsourcing bei der Unterbringung,<br />

Betreuung und Integration<br />

von Asylsuchenden und Flüchtlingen<br />

entschieden. Sie tun gut daran, sich<br />

auf die Prüfung der Asylverfahren<br />

und die Umsetzung der rechtlichen<br />

Vollzugsmassnahmen nach einem<br />

positiven oder negativen Entscheid zu<br />

konzentrieren.<br />

Im Falle des Outsourcings sind die<br />

Behörden verpflichtet, die Dienstleistungen<br />

öffentlich auszuschreiben.<br />

Und siehe da, sehr oft gewinnt <strong>ORS</strong>,<br />

und zwar nicht nur, weil die Angebote<br />

helfen, Steuergelder zu sparen,<br />

sondern vor allem, weil erkannt wird,<br />

dass auf <strong>ORS</strong> Verlass ist. Gerade in<br />

der aktuellen Flüchtlingskrise, in der<br />

aufgrund der weltpolitischen Wirren<br />

60


Y B O A R D<br />

immer mehr Schutzsuchende Zuflucht<br />

in Westeuropa suchen, sind staatliche<br />

Stellen froh, auf die langjährige, internationale<br />

Erfahrung und Verfügbarkeit<br />

einer privaten Dienstleisterin setzen<br />

zu können. In meinem Schweizer<br />

Heimatkanton Freiburg erhielt <strong>ORS</strong><br />

sogar die Gesamtverantwortung zur<br />

Betreuung und Integration der Flüchtenden<br />

aus der Ukraine.<br />

Nehmen wir das Beispiel des Bundesasylzentrums<br />

Guglera. Als Staatsratspräsident<br />

habe ich mich bereits<br />

im Jahr 2015 anlässlich einer Bürgerversammlung<br />

in der vollbesetzten<br />

Turnhalle gegen viele zum Teil mit<br />

Kuhglocken lärmende Asylgegner<br />

für den Standort eingesetzt. Heute<br />

bestätigen mir die Nachbarn, dass<br />

sich ihre damaligen Befürchtungen,<br />

Asylsuchende würden nur Ärger<br />

bringen, nicht bewahrheitet haben.<br />

Schon damals habe ich mich für die<br />

Schwächsten – in dem Fall für Asylsuchende<br />

– eingesetzt.<br />

Seit bald 7 Jahren bin ich nun Mitglied<br />

im Advisory Board von <strong>ORS</strong>. Dort<br />

erhebe ich noch immer die Stimme<br />

für die Schwächsten und bringe meine<br />

Positionen als Sozialdemokrat ein.<br />

Das wird geschätzt, weil es uns um<br />

Menschen und nicht um politische<br />

Meinungen geht.<br />

Unser Advisory Board berät <strong>ORS</strong><br />

als Fachgremium in aktuellen und<br />

künftigen Fragen rund um das<br />

Thema Migration und empfiehlt<br />

Lösungsansätze für die Strategieumsetzung<br />

und Weiterentwicklung<br />

der Geschäftsbereiche. Es setzt sich<br />

aus politischen Grössen, Unternehmer*innen<br />

und Migrationsexpert*innen<br />

aus der DACH-Region<br />

zusammen. Neben dem ehemaligen<br />

Staatsrat des Kantons Freiburg,<br />

Erwin Jutzet, sind dies folgende<br />

Mitglieder:<br />

Präsidentin Ruth Metzler-Arnold<br />

Ehemalige Bundesrätin (CH), Justiz- und Polizeiministerin,<br />

Präsidentin Switzerland Global<br />

Enterprise, Mitglied mehrerer Verwaltungsräte,<br />

Universitätsrätin HSG (CH)<br />

Rita Fuhrer<br />

Früheres Mitglied der Kantonsregierung von<br />

Zürich, Direktion Soziales und Sicherheit (CH),<br />

sowie ehemalige Volkswirtschaftsdirektorin (CH)<br />

Thomas Bäumer<br />

CEO der Colosseum Dental Deutschland, ehemaliger<br />

CEO Adecco Deutschland und Österreich,<br />

Mitglied des Präsidiums der Bundesvereinigung<br />

der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA, DE)<br />

Dr. Michael Spindelegger<br />

Früherer Vizekanzler und Aussenminister von<br />

Österreich, Generaldirektor des International<br />

Centre for Migration Policy Development (ICMPD)<br />

Dr. h. c. Fritz Schramma<br />

Oberbürgermeister a. D. der Stadt Köln (DE) und<br />

Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindetags<br />

61


UNSERE<br />

KURSE<br />

KURSPROGRAMM 2023<br />

im Asyl- und Migrationsbereich<br />

1<br />

Die Aus- und Weiterbildung der<br />

Mitarbeitenden ist uns ein grosses<br />

Anliegen. Damit stellen wir sicher,<br />

dass die hohen Qualitätsstandards in<br />

der Erbringung von Dienstleistungen<br />

eingehalten werden können.<br />

Neben obligatorischen Starter- und<br />

Führungskursen stehen eine Vielzahl<br />

von Fachkursen zur Auswahl.<br />

Im Jahr <strong>2022</strong> wurden sowohl in Präsenz<br />

als auch in Webinarform 80 Kurse mit<br />

durchschnittlich 15 Teilnehmenden<br />

durchgeführt. Auch im Jahr 2023 bietet<br />

unsere Abteilung People Development<br />

ein spannendes Weiterbildungsprogramm<br />

an. Die Kursteilnahme ist<br />

mehrheitlich auch für interessierte<br />

Dritte möglich.


G L O S S A R<br />

Abkürzungen Schweiz<br />

NaBe Neustrukturierung des Asyl- und Flüchtlingsbereichs im Kanton Bern<br />

BAZ Bundesasylzentrum<br />

RKZ / RZB Rückkehrzentrum<br />

KU Kollektivunterkunft<br />

SEM Staatssekretariat für Migration<br />

GOPS Geschützte unterirdische Operationsstelle<br />

Kantone<br />

AG Kanton Aargau<br />

BE Kanton Bern<br />

BS Kanton Basel-Stadt<br />

FR Kanton Freiburg<br />

SO Kanton Solothurn<br />

TG Kanton Thurgau<br />

ZH Kanton Zürich<br />

Abkürzungen Deutschland<br />

BU Betreuungsstelle<br />

LEA Landeserstaufnahmeeinrichtung<br />

ZUE Zentrale Unterbringungseinrichtung<br />

EA Erstaufnahmeeinrichtung<br />

AfA Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende<br />

GU Gemeinschaftsunterkunft<br />

Bundesländer<br />

BW Baden-Württemberg<br />

NRW Nordrhein-Westfalen<br />

RP Rheinland-Pfalz<br />

BE Berlin<br />

Abkürzungen Österreich<br />

BM.I Bundesministerium für Inneres<br />

BBU Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen<br />

ICMPD International Centre for Migration Policy Development<br />

Abkürzungen Italien<br />

UNHCR Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen<br />

CAS Erstaufnahmezentrum<br />

CPR Rückführungszentrum


EU Liaison Office Brüssel<br />

BELGIEN<br />

DEUTSCHLAND<br />

SCHWEIZ<br />

ÖSTERREICH<br />

ITALIEN<br />

SPANIEN<br />

GRIECHENLAND<br />

64


I M P R E S S U M<br />

<strong>ORS</strong> Gruppe<br />

<strong>ORS</strong> Group AG<br />

Röschibachstrasse 22<br />

CH-8037 Zürich<br />

T +41 (0)44 386 67 67<br />

info@ors.ch<br />

www.ors-group.org<br />

Schweiz<br />

<strong>ORS</strong> Service AG<br />

Röschibachstrasse 22<br />

CH-8037 Zürich<br />

T +41 (0)44 386 67 67<br />

info@ors.ch<br />

www.ors-schweiz.ch<br />

Deutschland<br />

<strong>ORS</strong> Deutschland GmbH<br />

Güterhallenstrasse 4<br />

D-79106 Freiburg i.Br.<br />

T +49 (0)761 769 931 20<br />

info@orsdeutschland.de<br />

www.ors-deutschland.de<br />

Italien<br />

<strong>ORS</strong> Italia S. r. l.<br />

Piazza Annibaliano 18<br />

I-00198 Roma<br />

info@ors-italia.com<br />

www.ors-italia.com<br />

Österreich<br />

<strong>ORS</strong> Service GmbH<br />

Leopold-Ungar-Platz 2<br />

AT-1190 Wien<br />

T +43 1 253 621 6081<br />

info@orsservice.at<br />

www.ors-austria.at<br />

Spanien<br />

<strong>ORS</strong> España<br />

Servicios Sociales S.L.<br />

Avenida Felipe II, 17<br />

1° oficina 1<br />

ES-28009 Madrid<br />

www.ors-espana.es<br />

Griechenland<br />

<strong>ORS</strong> Greece<br />

Monoprosopi A.E.<br />

280 Kifisias Avenue<br />

GR-15232 Chalandri<br />

EU Liaison Office Brüssel / Serco<br />

<strong>ORS</strong> Group<br />

c/o Serco Europe<br />

Waversesteenweg 1945<br />

BE-1160 Oudergem<br />

T +32 2 892 322 00<br />

www.serco.com/eu<br />

Impressum<br />

Herausgeberin<br />

<strong>ORS</strong> Group AG, Zürich<br />

Juni 2023<br />

© <strong>ORS</strong> Group AG, Zürich<br />

Konzept und Gestaltung<br />

Ellinor Amini & Stefan Michel<br />

Layout & Grafik<br />

<strong>ORS</strong> Deutschland GmbH<br />

Redaktionelle Leitung<br />

Lutz Hahn, Head of Communications,<br />

Public Affairs & Marketing<br />

<strong>ORS</strong> Group AG<br />

65


66<br />

FLEXIBEL


NEUTRAL<br />

ACHTSAM<br />

67


www.ors-group.org<br />

68

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!