ZUKUNFT Fichtelgebirge #9 2023/2024
"ZUKUNFT Fichtelgebirge" liefert gebündelte Informationen zu Innovation und Fortschritt im Fichtelgebirge. Das Magazin möchte den Um- und Aufbruch in der Region begleiten und den Blick insbesondere auf chancenträchtige Entwicklungen richten. Im diesjährigen Schwerpunkt rückt das Magazin u. a. die Vorzüge der Regionalität im Zeitalter der Globalisierung in den Mittelpunkt. Die Rubriken ‚Freiraum für Macher‘, ‚Leben & Freizeit‘ sowie ‚Bildung & Karriere‘ bilden zusammen mit den ‚Meilensteinen für die Zukunftsentwicklung‘ und ‚Genießen‘ viele interessante Bereiche des Lebens- und Wirtschaftsraums und der Tourismusregion Fichtelgebirge ab. Erscheinungsweise: Einmal jährlich. Herausgeber: Förderverein Fichtelgebirge e. V. Chefredakteur: Dr. Oliver van Essenberg. Gestaltung: buero arndt schatz, Selb. Das Magazin ist auch als kostenlose Printversion erhältlich. Interessenten können diese – auch in größerer Menge - unter info@foerderverein-fichtelgebirge.de anfordern (Portogebühren übernimmt der Empfänger)
"ZUKUNFT Fichtelgebirge" liefert gebündelte Informationen zu Innovation und Fortschritt im Fichtelgebirge. Das Magazin möchte den Um- und Aufbruch in der Region begleiten und den Blick insbesondere auf chancenträchtige Entwicklungen richten. Im diesjährigen Schwerpunkt rückt das Magazin u. a. die Vorzüge der Regionalität im Zeitalter der Globalisierung in den Mittelpunkt. Die Rubriken ‚Freiraum für Macher‘, ‚Leben & Freizeit‘ sowie ‚Bildung & Karriere‘ bilden zusammen mit den ‚Meilensteinen für die Zukunftsentwicklung‘ und ‚Genießen‘ viele interessante Bereiche des Lebens- und Wirtschaftsraums und der Tourismusregion Fichtelgebirge ab. Erscheinungsweise: Einmal jährlich.
Herausgeber: Förderverein Fichtelgebirge e. V. Chefredakteur: Dr. Oliver van Essenberg. Gestaltung: buero arndt schatz, Selb. Das Magazin ist auch als kostenlose Printversion erhältlich. Interessenten können diese – auch in größerer Menge - unter info@foerderverein-fichtelgebirge.de anfordern (Portogebühren übernimmt der Empfänger)
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2023/24
EINLADUNG ZU
Entdeckungsreisen
lernen. arbeiten. leben. genießen.
HÜBEN UND DRÜBEN
Begegnungen im Zuge der
Bayerisch-Tschechischen
Freundschaftswochen
MEILENSTEIN-PROJEKTE
Große Investitionsvorhaben
und wegweisende Projekte
FREIRAUM FÜR MACHER
Interviews und Porträts zu
Menschen mit Visionen
Foto: Florian Miedl
Advertorial
gefördert durch:
Hüben und Drüben – Böhmen und
Franken für Entdecker
Oberfranken Offensiv
pflegt die Freundschaft
diesseits und jenseits
der Grenze
#esgehtnurgemeinsam
Oberfranken ist ein traumhaftes Fleckchen
Erde. Eingebettet in eine vielfältige Landschaft
mit wunderschönen Naturparks wie
das Fichtelgebirge leben wir dort, wo andere
Urlaub machen. Diese Attraktivität hat sich
seit dem Wegfall des Eisernen Vorhangs noch
einmal deutlich erhöht, bieten sich doch
gerade im Osten Oberfrankens im Schulterschluss
mit unseren Freunden in Tschechien
nie dagewesene Möglichkeiten des Austauschs
und der Kooperationen. Doch dafür
ist das Wissen um den anderen eine Grundvoraussetzung.
Hier hat Oberfranken Offensiv
eine wichtige Lücke schließen können.
www.boehmen-franken.de
Auf der Website erkunden Sie die Grenzregion
individuell und mobil. Hierbei spielen Natur,
Bädergeschichte, Porzellan- und Glasindustrie
oder auch Kulinarik ganz zentrale Rollen.
Aufbereitet hat Oberfranken Offensiv das
Portal sowohl auf Tschechisch als auch auf
Deutsch. Schauen Sie mal rein und gehen Sie
auf Entdeckungstour, Hüben und Drüben.
Oberfranken Offensiv fördert Zuzug
und Rückkehr in die Region
Unsere Heimat weiterentwickeln, den Bewohnerinnen
und Bewohnern die Schönheit, das
Neue und das Besondere Oberfrankens vermitteln
und auch Ehemalige wie potenzielle Neubürgerinnen
und Neubürger herzlich willkommen
heißen, das sind zentrale Anliegen des
Demografie-Kompetenzzentrums (kurz: Dem-
Ko) von Oberfranken Offensiv. Das DemKo wird
vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen
und für Heimat gefördert. Der Verein
möchte mit Workshops und einem Service für
Zuziehende die zahlreichen und fantastischen
Bemühungen vor Ort unterstützen.
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Alle Bemühungen von Oberfranken Offensiv
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Mehr über die Arbeit von Oberfranken Offensiv
und Aktuelles zu den großen Projekten wie
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„Digitales Gesundheits-Netzwerk Oberfranken“
oder den Service für Zuziehende gibt es
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Echt.stark.oberfranken!
EDITORIAL
Das Fichtelgebirge und Westböhmen
liegen nur einen
sprichwörtlichen Steinwurf
voneinander entfernt und sind
nicht nur geographisch, sondern
auch durch eine jahrhundertelange
Geschichte eng miteinander
verbunden. Diese Geschichte
trägt weit. Sie verbindet
Menschen mit unterschiedlicher
Herkunft und einer einmaligen
Entwicklung und das oft über
sämtliche Grenzen hinweg, die
Sprache, Politik, Weltanschauung
und Glaube uns setzen. Die
iv
-
e
Verbindungen zwischen Hüben
und Drüben sind nie ganz abgerissen.
Sie lebten auch während
der Teilung des europäischen
Kontinents fort.
Harte Grenzen existieren heute nur
noch in unseren Köpfen. In den
vergangenen Jahren haben viele Initiativen
dazu beigetragen, Barrieren
abzubauen und das gegenseitige Verständnis
im bayerischen und böhmischen
Grenzraum zu verbessern. Das
zweisprachige Publikationsprojekt
„Hüben und Drüben – U nás a za plotem“
machte die besondere Lebensqualität
des Verflechtungsraums im
Jahr 2018 erstmalig in einem gemeinsamen,
grenzübergreifenden Medium
sichtbar. Dokumentiert sind Vorzüge
und Potenziale der Grenzregion in
einer begleitenden Web-Anwendung
auf der Seite www.boehmen-franken.
de. 2021 machte das Centrum Bavaria
Bohemia mit dem Kulturstadt-Programm
Bayern Böhmen die kulturelle
Vielfalt entlang der Grenze deutlich
und lud in Wunsiedel zu einer Woche
der Nachbarn ein.
Die Vorbereitungen zu den Bayerisch-
Tschechischen Freundschaftswochen
warfen in diesen Jahren bereits ihre
Schatten voraus und erzeugten einen
Sog, der im Sommer 2023 schließlich
einen fulminanten Höhepunkt
erreichte. An allen Ecken und Enden
der Nachbarschaftsregionen waren
Grenzbeziehungen das Thema.
Das spiegelt sich auch in dieser
Ausgabe des Magazins ZUKUNFT
Fichtelgebirge wider. Im Titelthema
„Entdeckungen in der Grenzregion“
beleuchten wir schlaglichtartig die
Geschichte und die Zukunft des
grenzübergreifenden Zusammenlebens.
Wir stellen ausgewählte Orte
und Projekte vor, die Einheimische
und Gäste zu Erkundungen anregen
sollen, damit die Potenziale und Qualitäten
im Grenzgebiet noch besser
gesehen und genutzt werden können.
Die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen
sind dabei nicht der
einzige Meilenstein, der in diesem
Jahr besondere Aufmerksamkeit verdient.
Zusätzlich zu Entdeckungen im
Grenzgebiet stellen wir wegweisende
Innovationen und vielversprechende
Investitionen im Fichtelgebirge vor.
Lassen Sie sich überraschen!
DR. OLIVER VAN ESSENBERG
Chefredakteur „ZUKUNFT
Fichtelgebirge“ und Mitglied
des Fördervereins Fichtelgebirge e.V.
INHALT
3 EDITORIAL
Seite 06-19
TITELTHEMA:
HÜBEN UND
DRÜBEN
Klasse, was grenzübergreifend vorangeht:
der Ausbau der Radwege,
politische Kooperationsprojekte,
Verbindungen von Künstlern...
SEITE 20-29
MEILENSTEINE
BAYERISCH-TSCHECHISCHE
FREUNDSCHAFTSWOCHEN
Das deutsch-tschechische Begegnungsfest hat unzählige
Anregungen für Entdecker geliefert. Der wohl wichtigste
Effekt ist mehr Miteinander im Herzen Europas.
E
Außerdem
Neue Seilbahnen am Ochsenkopf 24
Das Future Energy Lab in Wunsiedel 25
Erweiterung EZD, Selb 28
INHALT
Seite 30-36
FREIRAUM
FÜR MACHER
Mit neuen witzigen Motiven und frischen Ideen
macht die Freiraum-Kampagne neugierig auf mehr.
In Porträts stellen wir Gründer und Unternehmer
vor, die in der Region ihr Glück gefunden haben.
Seite 38-53
LEBEN UND FREIZEIT
Die Luisenburg Festspiele versprechen einen heißen Kultursommer.
Und auch sonst pulsiert das Freizeitleben dank
großer Investitionen in den Tourismus und in Mobilität.
Seite 54-59
BILDUNG UND
KARRIERE
Qualifizierte Ausbildung ist gefragter denn je. Der
Förderverein Fichtelgebirge ist auch hier aktiv und
unterstützt ein Resilienz-Projekt.
Seite 60-65
GENIESSEN
Im Porträt: ein Bistro, das als Inklusionsbetrieb geführt wird; neue Angebote
für die regionale Lebensmittelversorgung und die Direktvermarktung.
66 IMPRESSUM
HÜBEN UND DRÜBEN
ENTDECKUNGEN DIES- UND JENSEITS DER GRENZE
Blick über die Gemeinde Hohenberg
ins historische Egerland.
Der Egergraben verbindet das
Fichtelgebirge mit Böhmen und
ist die Ursache für die unzähligen
sauren Quellen in dem Gebiet.
Die Carolinenquelle bei Hohenberg
ist eine davon.
Foto: Florian Miedl
GRENZEN
HÜBEN UND DRÜBEN
EIN
GRENZGEBIET
BLÜHT AUF
Im Fichtelgebirge wird
ein guter Teil europäischer Geschichte
und Gegenwart erlebbar
Das Fichtelgebirge und dessen
Nachbarregionen standen geographisch
und kulturell Jahrhunderte
lang im Mittelpunkt unterschiedlicher
Machtinteressen. Das Gebiet
war vor allem aufgrund seines
Reichtums an Bodenschätzen
attraktiv und weckte daher viele Begehrlichkeiten.
Natürliche Grenzen,
die Gebirge und Flüsse vorgaben,
fielen so oftmals mit politischen
Machtansprüchen zusammen. Und
wo Menschen politisch getrennt
waren, entstanden oft auch konfessionelle
und sprachliche Grenzen.
Dabei sind Grenzen nicht erst seit
dem Fall des Eisernen Vorhangs fließend
geworden. Sie haben seit jeher
auch eine verbindende Funktion.
Sie regelten nicht nur die Zugehörigkeit
zu einem Herrschaftsgebiet,
sondern auch die Beziehungen
zwischen den Einflussbereichen.
Geographisch prägen Gebirge den
Verflechtungsraum: das Erzgebirge
und Elstergebirge im Nordosten, der
Oberpfälzer Wald bzw. Böhmische
Wald im Südosten. Das hufeisenförmige,
nach Osten geöffnete Fichtelgebirge
schließt den Raum ab. Legt
man diese naturräumliche Gliederung
zugrunde, an der sich zum
Teil auch das Königreich Böhmen
orientierte, müsste das Fichtelgebirge
eigentlich zu Böhmen gehören.
Der bayerisch-böhmische Krieg, der
1463 endete, führte jedoch zu dem
Ergebnis, dass die Grenze heute
anders verläuft, nämlich an den östlichen
Ausläufern des Fichtelgebirges,
entlang einer Achse zwischen
den Grenzstädten Selb/Aš (Asch)
und Hohenberg a.d. Eger. Auch die
Grenzen des Sechsämterlandes, die
nahezu identisch mit den Grenzen
des Landkreises Wunsiedel sind,
wurden damals bereits weitgehend
festgelegt. Bis 1945 war das Sechsämterland
kulturell eng mit dem
historischen Egerland verbunden.
Erst die Teilung des europäischen
Kontinents sorgte dafür, dass die
nachbarschaftlichen Beziehungen
bis zum Fall des Eisernen Vorhangs
lahmgelegt waren.
Heute zeugen offene Grenzen vom
Willen zu einer weitreichenden,
friedlichen Zusammenarbeit. Vollendet
wird dieses bislang größte
und einzigartige Projekt europäischer
Geschichte jedoch erst, wenn
es nicht nur die Köpfe, sondern
auch die Herzen der Menschen
erreicht. Spaziergänge entlang alter
und neuer Grenzen können einen
Anstoß zu mehr Verbundenheit
liefern. Dazu laden wir auf
den folgenden Seiten ein.
| TEXTE: TOURISMUS-
ZENTRALE FICHTEL-
GEBIRGE UND
MICHAEL
RÜCKL |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 7
HÜBEN UND DRÜBEN
GRENZEN
SELB/AŠ
Halb auf deutscher, halb auf tschechischer Seite steht die Handreichung, die
an der Staatsstraße (St 2179) zwischen Selb und Aš installiert wurde. Fertiggestellt
wurde das Objekt im Mai 2020, als die Grenze nach Tschechien zur Eindämmung
der Corona-Pandemie geschlossen war. In einem Stahlwürfel von 3
x 3 x 3 Metern stellt die Handreichung ein ausdrucksstarkes Zeichen für eine
freundschaftliche Kooperation zwischen Deutschen und Tschechen dar. Der
deutsche Bildhauer Wolfgang Stefan schuf seine Hand aus Eiche. Der Tscheche
Tomáš Dolejš setzte seine Hand aus vielen Stahlblechelementen zusammen.
Foto: Micha Farkas
GRENZMUSEUM SCHIRNDING
Bereits 1527 hat es in Schirnding an der Verbindungsstraße zwischen Böhmen
und dem Fichtelgebirge ein Zollamt gegeben. 1949 wurde der Durchgangsverkehr
zwischen Ost und West durch einen Grenzzaun mit Straßensperren und
Beobachtungstürmen beendet. Das Grenzmuseum, welches sich im neuen
Bürgerhaus, Hauptstraße 15, in Schirnding befindet, erinnert mit einer großen
Foto-Dokumentation und unterschiedlichen Exponaten daran, wie an der
deutsch-tschechischen Grenze von Polizei und Zoll Dienst verrichtet wurde.
Betreut wird das Grenzmuseum von ehemalig aktiven Beamten von Grenzpolizei
oder Zoll. Das Team bemüht sich, der Nachwelt zu erhalten, wie die
Zeit vor der Grenzöffnung aussah. Foto: Fotoclub Arzberg
DREILÄNDERECK
Manch uralte Grenzlinie existiert bis heute, lediglich die Namen der Anlieger
haben sich verändert. Ein solcher Ort ist das Dreiländereck Bayern – Sachsen
– Tschechien. 1844 hieß derselbe Ort „Dreikönigsreich-Eck“. Die Königreiche
Bayern, Sachsen und Böhmen trafen an dieser Stelle aufeinander. Besucher
finden das im Grünen gelegene Kleinod, wenn sie „95194 Regnitzlosau, Hinterprex“
ins Navi eingeben. Ab Prex ist die Anfahrt ausgezeichnet. Vom Parkplatz
aus geht man auf befestigten Wegen und kleinen Brücken über die Insel am
Mühlbach in die Tschechische Republik. Info-Tafeln und Fotos erklären die
historischen Zusammenhänge. Wer nasse Füße nicht scheut, kann neben der
Stele im Bach in drei Ländern stehen. Das Dreiländereck ist zudem ein Ziel
zahlreicher Wanderwege, unter anderem vom Kammweg und vom Ostweg.
Foto: TZ / Florian Trykowski
MÖDLAREUTH
Seit 1990 widmet sich das Deutsch-Deutsche Museum der Geschichte der Teilung
und des DDR-Grenzregimes mit Fokus auf Mödlareuth und die bayerischthüringische
Grenzregion. Kernstück der Gedenkstätte bildet das Freigelände
mit original erhaltenen DDR-Sperranlagen und rekonstruiertem Bereich.
Ausstellungsräume, begehbares Fahrzeugdepot, Kino-/Vortagsräume sowie
Medienarchiv, Bibliothek und Depots ergänzen das Angebot. Foto: PR
8
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
GRENZEN
HÜBEN UND DRÜBEN
AUSFLUGSTIPP:
BUCHBRUNNEN
Die zum Ausgang des 18. Jahrhunderts beginnende Neuordnung der Territorien
in Europa aufgrund der französischen Revolution und der Einflüsse
Napoleons sorgte dafür, dass Bayern und Preußen von 1791 bis 1806 Nachbarn
waren. Grenzen wurden damals nicht auf den Meter genau vermessen wie
heute, daher gab es häufig Überschreitungen. Jedoch wurde im Jahr 1803 die
Grenze zwischen Bayern und Preußen ausgehend von der Grenze zu Böhmen
am Buchbrunnen neu festgelegt und mit großen Grenzsteinen neu vermarkt.
Der Buchbrunnen gilt heute als „kleines Dreiländereck“, da er an der Grenze zu
Tschechien, Oberpfalz und Oberfranken (ehemals preußisches Territorium)
steht. Vom Ortsteil Seedorf der Marktgemeinde Schirnding erreicht man den
Buchbrunnen entlang der weiß-blauen Markierung. Foto: wikimedia commons
/ Abrape
FISCHERN
Die erste schriftliche Erwähnung des Dorfes Fischern datiert auf das Jahr 1300.
Als König Ludwig der Bayer die Reichsstadt Eger 1322 an den böhmischen
König Johann von Luxemburg verpfändete, wurde die beiderseits der Eger
gelegene Ansiedlung zwischen zwei Königreichen geteilt: das linksseitig des
Flusses gelegene Dorf Böhmisch Fischern und die Wassermühle waren Teil des
Egerer Reichspfandes und war unter dem Einfluss der Habsburger-Monarchie
traditionell katholisch. Das rechtsegrische Dorf Bayerisch Fischern blieb bei
Bayern, wurde jedoch später unter dem Einfluss der Markgrafen von Bayreuth
protestantisch. Daher sprach man auch von Katholisch-Fischern und Evangelisch-Fischern.
Foto: Hohenberg
Bei Hohenberg führt ab dem
Parkplatz Hammermühle ein
Weg hinab zur Eger. Wer an der
Abzweigung zur Eger den Fluss
überquert, gelangt rechter Hand
entlang der Eger nach circa
zwei Kilometern zur Wüstung
Böhmisch Fischern. An einem
Rastplatz befindet sich, ähnlich
der Hohenberger Carolinenquelle,
ein weiterer Sauerbrunnen,
dessen Pumpe aber aktuell
leider nicht funktioniert. Im
Wald oberhalb von Böhmisch
Fischern ist teilweise noch die
Trasse erkennbar, auf der ab
1938 die Sudetenautobahn entstehen
sollte, um das Ostgebiet
auch verkehrstechnisch ans
Deutsche Reich anzuschließen.
Der Weg ist landschaftlich und
kulturell reizvoll. Er führt durch
das Naturschutzgebiet Rathsam
zur ehemaligen Ortschaft
Markhausen, die 2025 ganze
800 Jahre alt geworden wäre.
In Markhausen befand sich eine
Burganlage, die wie auch unter
anderem Hohenberg, Vildštejn
(Wildstein), Starý Hrozňatov
(Kinsberg) und Ostroh (Seeberg)
zu einer staufischen Ringbefestigung
von Eger gehörte. Heute
zeugt noch ein Turm, vermutlich
aus dem 15. Jahrhundert, von
der Wehranlage. Auf dem Weg
sind Reste der tschechischen
Grenzanlage sichtbar, u.a. ein
Kolonnenweg und ein Überwachungsbunker.
Die nächste
Brücke über die Eger befindet
sich bei Pomezí auf tschechischer
Seite. Wer möchte, kann
auf der Höhe des Kolonnenwegs
Richtung Libá und Schloss Liebenstein
weitergehen oder den
Rückweg antreten.
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 9
HÜBEN UND DRÜBEN
PARTNERSCHAFT MIT REGION MARIENBAD
Unterzeichnung des Kooperationsvertrags. Auf dem
Foto (von links): Dagmar Strnadova, Vorsitzende der
Mikroregion Marienbad, Landrat Florian Wiedemann
und Manfred Neumeister, Kreisrat und einer der Stellvertreter
des Landrats. Foto: Landkreis Bayreuth
FREUNDSCHAFT OHNE GRENZEN
Ein Jahr Partnerschaft zwischen dem Landkreis Bayreuth
und der Mikroregion Marienbad
Es war der Pfingstmontag 2022, als
Landrat Florian Wiedemann mit
einer Delegation aus dem Landkreis
Bayreuth den Kindertag im tschechischen
Drmoul besuchte. Was sich
bereits seit 2021 anbahnte, wurde
an diesem Tag besiegelt: Landrat
Wiedemann und Dagmar Strnadová,
Vorsitzende der Mikroregion Marienbad,
unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung,
die insbesondere
Aktionen und zukunftsgerichtete
Projekte in den Handlungsfeldern
Mobilität, Kultur, Bildung, regionale
Produkte und Tourismus beinhaltet.
Die Partnerschaft zwischen dem
Landkreis Bayreuth und der Mikroregion
Marienbad war geboren. „Die
Teilnahme am Kindertag hat hier
schon symbolhaften Charakter“,
sagte Wiedemann. „Wenn hier Gemeinsamkeiten
und Freundschaften
entstehen, dann schaffen wir beste
Voraussetzungen für vorurteilsfreie
und dauerhafte Verbindungen.“
In zwei Kleinprojekten wurde die
Partnerschaft noch im selben Jahr mit
Leben gefüllt. Eines befasste sich mit
dem Thema „Kinder und Jugendliche“,
das andere mit „Mobilität“. Beide
Projekte wurden gefödert durch Mittel
des Dispositionsfonds der Euregio
Egrensis aus Ziel ETZ Freistaat Bayern
– Tschechische Republik 2014-2020
des Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung (EFRE).
SCHULSYSTEME,
HOMESCHOOLING,
FLÜCHTLINGE
Zum Fachaustausch der Lehrkräfte
kamen Vertreter beider Seiten an der
Grund- und Mittelschule Weidenberg
zusammen, um über Bildungs- und
Schulsysteme, Homeschooling zu
Corona-Zeiten und die Integration
ukrainischer Flüchtlinge zu diskutieren.
Die Zeit in Weidenberg nutzten
die Partner, um sich besser kennenzulernen.
Nach fachlichen Vorträgen
ging es auch ganz allgemein um die
Lehrerausbildung sowie Ganztagesund
außerschulische Betreuung.
Landrat Wiedemann: „Die Förderung
durch die Euregio Egrensis gibt uns
die Möglichkeit, unsere Partnerschaft
in verschiedenen Bereichen zu stärken.
Lebenslanges Lernen ist für uns
ein wichtiger Aspekt und außerdem
ein gutes Stichwort, wenn es um
den Landkreis Bayreuth als digitale
Bildungsregion geht. Ich bin sehr
dankbar, dass wir unsere Erfahrungen
hier an unsere tschechischen Kollegen
weitergeben, aber auch von deren
Wissen profitieren können.“
MOBILITÄT
Auch im zweiten Kleinprojekt stand
der Wissenstransfer zwischen den
Regionen im Fokus. Zunächst konnte
der Landkreis Bayreuth etliche Gäste
aus der tschechischen Partnerregion,
darunter den Marienbader Bürgermeister
Martin Kalina, zahlreiche
Kreisräte, Vertreter der Kommunen,
der Energieversorger sowie aus Handwerk
und Wirtschaft zu einer ersten
Informationsveranstaltung begrüßen.
In seinem Vortrag über Mobilitätsentwicklungen
ging Michael Schramek
von EcoLibro GmbH auf Chancen der
Elektromobilität für ländliche Räume
und Tourismusregionen ein. Er zeigte
zukünftige Wege auf und setzte damit
Impulse für einen regen Gedankenaustausch.
Christopher Krug von
N-ERGIE gab anschließend einen
10
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
PARTNERSCHAFT MIT REGION MARIENBAD
HÜBEN UND DRÜBEN
Angeregte Diskussion
beim Fachlehreraustausch.
Foto: Hannes Huttinger
kurzen Überblick über den Stand des
Angebots von Elektroladesäulen im
Landkreis Bayreuth. In der abschließenden
Diskussion taten sich eine
Reihe von kreativen, zukunftsweisenden
Kooperationsmöglichkeiten
auf. „Ein erstes Ziel ist nun, weitere
intensive Gespräche zu führen und
konkrete Umsetzungsprojekte zu
entwickeln“, so Landrat Wiedemann.
Dem pflichtete Bürgermeister Kalina
aus Marienbad bei.
Ein Gegenbesuch einer Bayreuther
Delegation mit Landrat Wiedemann
an der Spitze fand im September
2022 statt. Von der Exkursion nach
Marienbad konnten die Teilnehmer
wichtige Impulse im Bereich Mobilität
mitnehmen – etwa aus Vorträgen
über den Senioren-Express, der in der
Mikroregion Marienbad zum Einsatz
kommt, oder zur Infrastruktur von
E-Ladestationen. Zudem konnten
sich die Besucher aus dem Landkreis
über die wertvollen Erfahrungen
von mehr als 100 Jahren Elektrobus-
Einsatz im hügeligen Gelände von
Marienbad anschaulich informieren.
Auch in Zukunft soll die Partnerschaft
der beiden Regionen lebendig
fortgeführt werden. Aus diesem
Grund fand in Marienbad ein Treffen
zwischen Vertretern der Regionalen
Entwicklungsagentur des Landkreises
Bayreuth und einer Marienbader
Delegation um Josef Svajgl, Sprecher
der Mikroregion und Bürgermeister
der Gemeinde Drmoul, statt. Die
Teilnehmenden lobten im Gespräch
die positive Atmosphäre und blicken
zuversichtlich auf die nächsten Monate,
in denen die Zusammenarbeit
intensiviert werden soll.
„Die Treffen mit Vertretern der
Mikroregion Marienbad im
Rahmen unserer Partnerschaft
erlebe ich als
fruchtbaren Austausch.
Auch
wenn die
Voraussetzungen in unseren beiden
Regionen jeweils unterschiedlich
sind, können wir einiges voneinander
lernen“, sagte Landrat
Florian Wiedemann.
| DETLEV SCHMIDT |
Marienbad ist ein beliebtes
Ziel deutscher Gäste (im Bild: die Marienbader
Kolonaden), immer öfter auch aus dem Landkreis
Bayreuth. Foto: M. Gorhéko / wikimedia commons.
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 11
HÜBEN UND DRÜBEN
RADREGION BAYERISCH-BÖHMISCHE BÄDER
RADELN
ÜBER GRENZEN
HINWEG
Entdeckungen in der Radregion
Bayerisch-Böhmische Bäder
HAUPTROUTE UND
FAMILIENTOUREN
Auf neun Etappen verbindet die abwechslungsreiche
Hauptroute insgesamt zehn bayerische und böhmische
Heilbäder und Kurorte. Sie führt zu beeindruckenden
Sehenswürdigkeiten, Berggipfeln und Naturdenkmälern.
Die Familientouren führen durch beeindruckende Orte
voller Historie – ein Erlebnis für große und kleine Entdecker.
Die Radregion Bayerisch-Böhmische Bäder besticht mit einer
abwechslungsreichen Landschaft, prächtigen Bädern und traditionsreicher
Gastlichkeit. Auf beiden Seiten der Grenze finden
Einheimische und Gäste Top-Ausflugsziele für jeden Geschmack.
Zehn herausragende Bäder sind in der Radregion Bayerische-
Böhmische Bäder zu finden: Weißenstadt, Bad Alexandersbad,
Sibyllenbad, Bad Steben, Bad Berneck, Bischofsgrün, Karlsbad,
Franzensbad, Marienbad und Bad Königswart.
RUNDTOUREN
Die Rundtouren der Radregion Bayerisch-Böhmische
Bäder bieten abwechslungsreiche Erlebnisse
für jeden. Bodenständige Wirtshäuser warten
zum Abschluss mit einem frisch gezapften
Bier und regional deftigen Spezialitäten auf.
TIPP: Františkovy Lázně bis Selb, 48,1 km
Bereits kurz nach dem Start passiert die Route das Nationale
Naturreservat Soos: Zahlreiche Mineralquellen und
sogenannte Mofetten, kohlendioxidhaltige „Sprudelquellen“,
treten hier im Mineralmoor an die Oberfläche. Nur
ein paar Kilometer davon entfernt zeugen die mittelalterlichen
Burgen Seeberg und Wildstein von der historischen
Blüte des Egerlands. Die Route durchquert den Ascher
Zipfel und endet in der Selb. Das Porzellanikon – Staatliches
Museum für Porzellan in Selb lohnt einen Besuch.
Im dortigen Brennhaus kann man sich
auch kulinarisch verwöhnen lassen.
Weitere Informationen zu allen Bädern,
Naturparks und dem Geopark
Bayern-Böhmen
TIPP: Bayerisch-Böhmische Grenzrunde,
28,7 km, Start: Bad Neualbenreuth
Die Route führt nach der Überquerung der deutschtschechischen
Grenze zum prähistorischen Vulkan
Eisenbühl. Als jüngster Vulkan der tschechischen
Republik spuckte er noch bis vor 300.000 Jahren
Feuer. In Doubrava ist der schöne Egerländer Fachwerkstil
mit der charakteristischen Rautenmusterung
ab dem ersten Stock zu bewundern. In dem kleinen
Örtchen sind heute noch fünf Vierseithöfe in diesem
Fachwerk-Stil erhalten. Einer davon kann sogar von
innen besichtigt werden. Zurück am Ausgangspunkt
Neualbenreuth lädt das Sibyllenbad zu einem relaxten
Ausklang ein. Die Gäste erwartet u.a. eine wohltuende
Heilwasser-Badelandschaft, ein großer Saunabereich
und ein orientalischer Badetempel.
www.radregion-bayern-boehmen.de
| TOBIAS KÖHLER |
12
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
AUTOHOF THIERSHEIM
HÜBEN UND DRÜBEN
Das Restaurant des Autohofs Thiersheim hebt sich von
der Standardküche vieler Raststätten ab, unter anderem
mit böhmischen Rezepten.Tschechische Mitarbeiter
gehören von Anfang an zum Team. Fotos: selekt Verlag, PR
EIN STÜCK BÖHMEN
IM FICHTELGEBIRGE
Tschechische Köche sorgen im Autohof Thiersheim für eine qualitätvolle Küche
Rinderbraten mit Böhmischen
Knödeln, mit Heidelbeeren gefüllte
Quarkknödel, Krautwickel... die böhmische
Küche lädt zum Schlemmen
ein und hat einiges mit der fränkischen
Küche gemeinsam: säurebetonte
Aromen – man denke nur an
Sauerkraut und Sauerbraten –, eine
ausgeprägte Gewürzkomponente
– Nürnberg und Prag waren Jahrhundert
lang durch eine Gewürzroute
verbunden –, reichhaltige Saucen. Ein
Restaurant mit dieser Ausrichtung
liegt im Fichtelgebirge unerwartet
nah und an einem eher ungewöhnlichen
Ort. Die Spezialitäten sind ein
Bestandteil des besonderen Konzeptes,
das der Autohof Thiersheim an
der A93 seinen Gästen bietet.
QUALITÄT DANK FRISCHE
25 Jahre ist es her, dass Rolf Küstner
den Autohof nahe der Grenze
eröffnete. Da er bei den Preisen für
Kraftstoff und Zigaretten nicht mit
tschechischen Tankstellen konkurrieren
konnte, sollte der Betrieb mit Service
und Qualität punkten. Regionale
Öffnungszeiten
der Küche:
MONTAG – SONNTAG
7 – 22 UHR
Zulieferer bilden das Rückgrat der
saisonalen Frischeküche. Die tschechischen
Köche haben von Anfang an
eigene Ideen eingebracht und in Zusammenarbeit
mit dem interkulturell
besetzten Küchenteam ihren Beitrag
dazu geleistet, den Qualitätsstandard
hochzuhalten. Eine renommierte
Auszeichnung unterstreicht das
Niveau: Jiří (zu deutsch: Georg),
einer der drei Köche, hat bei der IKA
Olympiade der Köche, an der mehr als
2000 Köche aus mehr als 70 Nationen
teilnehmen, in einer Kategorie den
Weltmeister-Titel geholt. Ihm stehen
in der Küche des Autohofs zwei Kollegen
aus Tschechien zur Seite. Mehrere
Beiköchinnen ergänzen das Team.
Servicekräfte nehmen die Bestellung
auf und bringen das frisch zubereitete
Essen an den Tisch. Mit österreichischen
Klassikern wie Schnitzel, Kaiserschmarrn
und Strudel schließt sich
konzeptionell der Kreis. Denn viele
österreichische Gerichte sind mit der
böhmischen Küche eng verwandt.
Der besondere Qualitätsanspruch des
Autohofs zeigt sich nicht zuletzt auch
daran, dass hier selbst kleine Produkte
wie Kaffee und Kuchen in schöner
Qualität auf den Tisch kommen. Oder
daran, dass To-Go-Gerichte wie belegte
Brezen und Stangen mehrmals
täglich frisch zubereitet werden. Die
Zutaten für alles stammen überwiegend
aus der Region. Apropos Kaffee:
Legendär sind im Autohof die Frühstücke
– insgesamt stehen 14 zur Auswahl.
Mittags und abends sind wechselnde
Tagesgerichte im Angebot,
sonntags immer ein Braten. Zudem
finden sich stets einige leichte und
vegetarische Gericht auf der Karte. So
bleibt kaum ein Wunsch offen.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
www.autohof-thiersheim.de
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 13
HÜBEN UND DRÜBEN
CENTRUM BAVARIA BOHEMIA
DIE GRENZÜBER-
SCHREITENDE PLATTFORM
BBKULT.NET
WIRD 20 JAHRE
Wer sich für die bayerisch-tschechische Zusammenarbeit
interessiert, kommt am Centrum Bavaria Bohemia und der
Onlineplattform bbkult.net nicht vorbei. Doch wussten Sie,
dass die Webseite älter als das CeBB selbst ist?
Als sich Hans Eibauer, ehemaliger
Bürgermeister der Stadt Schönsee,
Ende der 90er Jahre Gedanken über
die Rettung des denkmalgeschützten
Gebäudes des ehemaligen
Kommunbräuhauses in Schönsee
machte, schwebte ihm ein bayerisch-böhmisches
Kulturzentrum in
den Sinn. Doch der Weg war noch
steinig und das Ziel weit. Das steinerne
Zuhause der grenzüberschreitenden
deutsch-tschechischen
Arbeit – das Gebäude des Centrum
Bavaria Bohemia – wurde 2006 eröffnet.
Zwei Jahre zuvor wurde der
Trägerverein Bavaria Bohemia e. V.
gegründet. Aber bereits 2003 ging
ein Portal online, das eine grundlegende
Vorarbeit für die späteren
Tätigkeiten des CeBB leistete und
weiterhin leistet.
Am 14. Mai 2003 startete das Onlineportal,
das sich zum Ziel gesetzt
hat, Tschechen und Bayern auf
kultureller Ebene zu verbinden.
Denn in der Kultur ist die Sprachbarriere
zweitranging. Musik, Kunst,
Kulinarik – all das ist auch ohne die
Kenntnis der Nachbarsprache möglich.
Seitdem hat bbkult.net über
34.000 Veranstaltungen zwischen
Hof und Passau veröffentlicht. Über
6500 Kulturadressen mit Informationen
zu Kultureinrichtungen,
Kunsthandwerk, Künstlern, Musik,
Sehenswürdigkeiten und Sporteinrichtungen
laden ein, die Nachbarregionen
zu entdecken. Darüber
hinaus bietet bbkult.net auch
aktuelle Informationen rund um die
deutsch-tschechischen Beziehungen.
Schauen Sie rein. Die online-
Redaktion wird von David Vereš
(david.veres@cebb.de) geleitet.
BAYERISCH-BÖHMISCHE WIRTSCHAFTSGESCHICHTE
HÜBEN UND DRÜBEN
GRENZENLOSE
WIRTSCHAFTS-
GESCHICHTE
Die Industrialisierung im bayerischböhmischen
Verflechtungsraum
In den 1820er Jahren geriet die handwerkliche
Produktion im Norden
Bayerns unter erheblichen Konkurrenzdruck.
Sachsen nutzte die
Wasserkraft, England die Dampfkraft,
um gigantische Spinnanstalten aus
dem Boden zu stampfen. Das billige
„Maschinengarn“ aus diesen Ländern
flutete den Markt und drückte die
Preise. Die Textilproduktion im heutigen
Oberfranken, die keine vergleichbaren
Energieträger nutzte, suchte
daraufhin ihr Heil in der Qualität.
Dennoch war allen Beteiligten allzu
klar, dass man sich damit lediglich
Zeit erkaufte und die Maschinen irgendwann
auch die „Qualitätsarbeit“,
eine letzte Bastion der Handweberei,
übernehmen würden.
Ende der 1820er Jahre begannen erste
Planungen, Dampfeisenbahnen in die
Region zu holen. In der bayerischen
Regierung wurde zunächst verkannt,
welche Bedeutung das Verkehrsmittel
hatte. Nur Ludwig I. hielt an seiner
Idee fest, aus Bayern einen modernen
Industriestaat zu machen. 1833 gab er
das Privileg zum Bau einer Eisenbahn
an ein Nürnberger Konsortium, das
zwei Jahre später den „Adler“ auf die
Schienen stellte. Die Lokomotive für
die Verbindung zwischen Nürnberg
und Fürth wurde damals mitsamt
dem Lokführer aus England importiert.
Hatte man mit der Eisenbahn danach
in den ersten Jahren nahe beieinander
liegende Städte verbunden, um
die Tauglichkeit der Technik zu beweisen,
ging es in den späten 1830er
Jahren darum, Länder zu verbinden.
Mit der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von
Lindau nach Hof und der wenig später
fertiggestellten Strecke Leipzig-
Hof war es möglich geworden, die
sächsische Steinkohle für die fränkische
Industrie nutzbar zu machen.
Ganz nebenbei schufen die Planer
mit der Schiefen Ebene auf bayerischer
und der Göltzschtalbrücke auf
sächsischer Seite beeindruckende
Ingenieurleistungen. Nach dem
Lückenschluss begann in den 1850er
und 1860er Jahren auch im Fichtelgebirge
die Hochindustrialisierung. Ihr
charakteristisches Merkmal war eine
explosionsartige Mechanisierung,
sowohl bei der Produktion als auch
beim Transport.
DURCHBRUCH MIT DER
FICHTELGEBIRGSBAHN
Dabei stieß man allerdings schnell an
Grenzen, da die sächsische Steinkohle
immer teurer wurde. Das führte
zu waghalsigen Planungen: Über die
„Fichtelgebirgsbahn“ wollte man von
Bayreuth aus Wunsiedel mit Eger
verbinden, um die böhmische Braunkohle
für die heimische Industrie
nutzbar zu machen. Es war geplant,
den gesamten Nord-Süd-Verkehr
des späteren deutschen Kaiserreichs
durch die Region zu führen. Doch
der Haushalt gab es nicht her. Daher
verwirklichte man die Trasse nach
Eger auf andere Weise: Von Hof
aus plante man sie als Privatgeschäft
und konnte die „bayerischböhmische
Kohlenbahn“ 1865 feierlich
eröffnen. Der Coup kann nicht
hoch genug eingeschätzt werden:
Durch den Zugang zu böhmischer
Braunkohle kam die Region um 1870
in den Genuss der niedrigsten Energiekosten
der gesamten deutschen
Länder.
Kein Wunder also, dass die Industrie
nun richtig Fahrt aufnahm. Nach
den Spinnereien gründeten sich die
ersten chemischen Färbereien. In der
Selber Region schlossen sich nach
dem Bau einer Lokalbahn moderne
Porzellanfabriken an. Ab 1874 baute
der junge Schmied Heinrich Rockstroh
in Marktredwitz die ersten
Dampfmaschinen „Made in Fichtelgebirge“.
Sie wurden zur Konkurrenz
der großen Hersteller, so auch gegenüber
MAN in der „Arbeiterstadt“
Nürnberg. Damit war der Siegeszug
des bayerischen Manchesters, wie
man die Region damals nannte,
nicht mehr aufzuhalten.
| ADRIAN ROSSNER |
Der beeindruckende Königssaal im Hofer Hauptbahnhof unterstreicht
die Bedeutung der Stadt für den Transitverkehr. Hier
sollten sich die Regenten der Königreiche treffen können, was
allerdings nie der Fall gewesen ist. Foto: Rüdiger Taubald
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 15
HÜBEN UND DRÜBEN
SELB
SELB
DIE PORZELLAN- UND
DESIGNSTADT WIRD
ZUR BÜHNE
Die Stadt Selb war im Sommer 2023
Schauplatz der Bayerisch-Tschechischen
Freundschaftswochen. Im Zuge dessen
hat die Stadt zentral gelegene Parkanlagen
und den Selbbach neugestaltet. Eine
Einladung zu einem Spaziergang.
Die Stadt Selb hat zwei Parkanlagen um
gebaut und verschönert. Am Grafenmühlweiher
lädt ein neuer Steg dazu, die Füße
ins Wasser zu hängen. Foto: Stadt Selb
EIN NEUES GEWAND
FÜR DIE SELB
Der Selbbach ist ein schönes Ausflugsziel
der Stadt. Hauptziel der
Renaturierung war es, die in der
Vergangenheit begradigte Selb für
Tiere und Pflanzen wieder lebenswert
und für die Menschen attraktiver zu
machen. Entlang des Papiermühlwegs
und parallel zur Mühlstraße ist
eine naturnahe Gewässerlandschaft
entstanden, die sich am historischen
Verlauf der Selb orientiert. Mit dem
Projekt hat das Wasserwirtschaftsamt
Hof nicht nur den Lebensraum Gewässer
verbessert, sondern gleichzeitig
einen Ort zum Spielen, Entdecken
und Verweilen für alle geschaffen.
Erholungssuchende können am
flachen, kiesigen Ufer oder auf einem
der fünf „Waldsofas“ Platz nehmen.
Die fest verankerten Sonnenliegen
wurden komplett durch die Selber
Bürgerstiftung finanziert.
Als Teilprojekt der Bayerisch-Tschechischen-Freundschaftswochen
wurde zudem der Bereich zwischen
Selbbach und Rosenthal-Theater mit
Sitzgelegenheiten und einem neuen
Pflaster aufgewertet. Die zuständige
Landschaftsarchitektin Gisela Fanck-
Reiter erklärt, dass damit „das Theater
mit der Innenstadt und der schönen
Selber Stadtkirche verbunden werden
soll“.
SELBER PARKS ALS NEUE
SCHMUCKSTÜCKE
Anlässlich der Bayerisch-Tschechischen
Freundschaftswochen hat die
Stadt Selb zusätzlich zwei Parkanla-
Mediaval, Europas größtes Mittelalter-
Festival, geht im September auf dem
Goldberg über die Bühne. Foto: Herrmann
16
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
SELB
HÜBEN UND DRÜBEN
VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS
IN SELB BIS DEZEMBER 2023 :
Für 2023 ist in Selb ein umfangreiches
Veranstaltungsprogramm geplant. Hier
ist für jeden etwas geboten.
03.08.
SOMMERLOUNGE AUF DEM GOLDBERG
After-Work-Party mit einer Mischung
aus Regionalpräsentation, kurzen Gesprächsrunden
und einem sensationellen
Rahmenprogramm für Jung und Alt
05.08.
FEST DER PORZELLINER
Größter Porzellanflohmarkt Europas,
Festbetrieb im Stadtzentrum mit Musik
bis in den späten Abend
06.08.
MARKTSONNTAG UND
PORZELLANFLOHMARKT
Porzellanflohmarkt in der Ludwigstraße.
Verkaufsoffener Sonntag von 11 - 16 Uhr
mit Rahmenprogramm
Die Selb wurde schick gemacht für die Bayerisch-Tschechischen
Freundschaftswochen 2023. Der Nutzen ist ein
nachhaltiger. Erholungssuchende und Familien mit Kindern
profitieren von dem Ausbau. Fotos: Feig Fotodesign
gen neu konzipiert. Der Rosenthal-Park hat sich zum
Sport- und Aktivpark gewandelt. Es gibt ein Multifunktionsfeld
für Fußball, Handball, Basketball und
vieles mehr. Ein paar Schritte weiter kommen Beachvolleyballer
und Boule-Spieler auf ihre Kosten. Im
südlichen Bereich stehen Geräte zum Outdoor-Workout
zur Verfügung. Weitere sichtbare Veränderungen
sind unter anderem die öffentliche Toilettenanlage,
Fahrradparkplätze, eine neue Beleuchtung sowie neu
angelegte Fuß- und Radwege.
Neue Wege, neue Beleuchtung und ein renaturierter
Zulauf zum Weiher sind nur einige der Veränderungen
am Grafenmühlweiher. Am meisten fallen die
großen baulichen Neuerungen auf. Im nördlichen
Bereich ist ein Weiher-Balkon mit Blick auf den
kompletten Park entstanden. Zudem laden die Holzdecks
und ein Steg zum Entspannen ein. „Der Park
wird sich dank der Umgestaltung hervorragend für
Veranstaltungen und Feste eignen“, freut sich Oberbürgermeister
Ulrich Pötzsch.
| PR |
03.09.
JAZZ-FRÜHSCHOPPEN
Traditioneller Jazz-Frühschoppen am
Grafenmühlweiher von 11 - 14 Uhr
07.09.-10.09.
FESTIVAL MEDIAVAL
Großes Mittelalter-Event am Goldberg;
international bekannte Szene-Bands
treten auf, Gaukler, Bettler, Feuershow,
Hexentanz bevölkern das Festgelände
05.11.
WINTERMARKT
Von 10 - 17 Uhr in der Innenstadt. Selb
begrüßt den Winter. Händler präsentieren
ihr umfangreiches Sortiment. Die Geschäfte
haben von 12 - 17 Uhr geöffnet
16.12.
GRENZWEIHNACHT AM ACKERL
01.-03.12, 08.-10.12.,
15.-17.12., 21.-23.12.
WEIHNACHTSMARKT
Zauberhafte Budenstadt auf dem Martin-
Luther-Platz; einzigartiger Porzellanweihnachtsbaum
an den vier Adventswochenenden
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 17
HÜBEN UND DRÜBEN
THEMENJAHR BAYERN & BÖHMEN
IN DER REGION VERWURZELT
IN DER WELT ZU HAUSE
Der Förderverein Fichtelgebirge e. V.
und die Luisenburg-Festspiele haben
gemeinsam das Projekt „Digitales
regionales Themenjahr – Stärkung
der regionalen Identität“ ins Leben
gerufen mit dem Ziel, das gesamte
Fichtelgebirge jährlich hinter einem
Thema zu vereinen und attraktive
Veranstaltungen zu realisieren.
Der Ansatz der Luisenburg-Festspiele,
regionale Themen in große Theaterproduktionen
zu verwandeln, passt
perfekt dazu. 2019 wurde mit der
Produktion ZUCKER erstmals eine
Geschichte aus dem Fichtelgebirge
Werden auch Sie Partner! Gerne beraten wir
Sie auch vorab bei der Ideenfindung.
Kontaktieren Sie uns unter 0921 50 70 32
oder matthias.fischer@wunsiedel.de
Weitere Informationen unter
www.themenjahr-fichtelgebirge.de
Das regionale Themenjahr „Bayern & Böhmen“
lädt zum Mitmachen ein
auf der großen Felsenbühne gezeigt.
2022 wurde mit ZEITELMOOS – IM
BANN ANDERER MÄCHTE ein
weiteres großes Musical auf der
Felsenbühne realisiert, das sich dem
bekannten Hochmoor und seinen
Sagen gewidmet hat.
In diesem Jahr stehen „Bayern &
Böhmen“ im Mittelpunkt – passend
zu den Bayerisch-Tschechischen
Freundschaftswochen. Es wurden bereits
Workshops, Lesungen und verschiedene
Aktionen durchgeführt. So
berichtete der Journalist und Heimatforscher
Peter Engelbrecht bei einem
vielbesuchten Vortrag
im BLSV-Sportcamp
Bischofsgrün über
„Geheimdienstaktivitäten
in Oberfranken“.
Das Musical KALTE
FREIHEIT – SPION
ZWISCHEN DEN
GRENZEN baut ebenfalls
auf reale Gegebenheiten
auf. Es erzählt eine wahre Geschichte
über fiktive Grenzen, die der
tschechoslowakische Geheimdienst
1948 nutzte, um Informationen aus
Geflüchteten herauszuholen.
Das Fichtelgebirge – seine Firmen,
Organisationen, Institutionen und
Vereine – sind eingeladen, sich an
dem gemeinsamen Projekt zu beteiligen.
Wer etwas beitragen möchte,
muss lediglich thematisch in Bayern
& Böhmen bleiben. Ob Lesung, Wanderung,
Genuss-Event, Dienstleistungsangebot
oder auch die Kreation
von Produkten mit Bezug zum Jahresthema
– der Kreativität der Teilnehmer
sind keine Grenzen gesetzt.
SCHLOSS
METTERNICH
PETER ENGELBRECHT
beim Vortrag im BLSV Sportcamp
Bischofsgrün, © Sebastian Kastner
| MATTHIAS FISCHER |
Unser Tipp für
einen Ausflug!
www.zamek-kynzvart.cz
KUNSTVEREIN HOCHFRANKEN SELB
HÜBEN UND DRÜBEN
In Kunst vereint
Wie der Kunstverein
Hochfranken Selb
Grenzen überwindet
„Das Verhältnis der Menschen
zur zeitgenössischen Kunst ist
äußerst indifferent“, bedauert
Hans-Joachim Goller. Der Spiritus
Rector des Kunstvereins
Hochfranken Selb bemüht
sich daher mit seinem Verein
darum, „diese häufig sträfliche
Ignoranz durch lebensbegleitende
kulturelle Bildung in ihr
Gegenteil zu verkehren.“
Besonders am Herzen liegt ihm
dabei die deutsch-tschechische
Zusammenarbeit. Ist er doch
fest davon überzeugt, dass „die
Beschäftigung mit Kunst in der
Lage ist, Gemeinschaft und Miteinander
nachhaltig zu fördern“.
Bereits 1999 begann der Kunstverein
deshalb damit, unter
dem Titel „Grenzüberschreitungen“
möglichst viele Menschen
von beiden Seiten der Grenze
über die Kunst einander näherzubringen.
Unterstützt durch
Fördermaßnahmen von EU
und Bund, grenzübergreifenden
Stiftungen sowie vielen
regionalen Unternehmen und
Einrichtungen sind daraus mittlerweile
14 Projekte erwachsen.
Und das mit Ergebnissen, die
sich sehen lassen können.
SKULPTURENWEGE
kunstvereinhochfrankenselb.de
Denn neben hochkarätig
besetzten Diskussionsforen,
deutsch-tschechischen Kinderkunstworkshops
und Ausstellungen ist
es vor allem die Kunst im öffentlichen
Raum, die langfristig Spuren hinterlässt
und das bayrisch-böhmisch Zusammenwachsen
sichtbar macht. In diesem
Sinne begleiten acht riesige Doppelräder
den Weg von Selb nach Aš. Entstanden
während der Projekte “Wir 2 – My
2“ 2017 und „GANZ NAH – VELMI
BLÍZKO“ 2020 schaffen die Eisenskulpturen
zusammen mit der 2021 direkt an
der Grenze installierten „Handreichung“
einen Themenweg, der die Menschen
hüben und drüben dauerhaft verbindet.
Absolut sehenswert sind auch die
eindrucksvollen Wandbilder junger
deutscher und tschechischer Künstlerinnen
und Künstler in der Selber Ludwigspassage
und an der Bibliothek in Aš. 2017
entstanden, erzählen sie die gemeinsame
Geschichte der beiden Grenzstädte.
Mitten in Selb finden sich darüber
hinaus Steinskulpturen zweier weiterer
Projekte. In der oberen Schillerstraße
Grenzfall Kunst: Die
"Handreichung" von
Wolfgang Stefan und
Tomáš Dolejš
Kunst für alle und überall -
das Ziel des Kunstvereins
Hochfranken Selb
laden die Ergebnisse des
Steinbildhauersymposiums „TATORT
GRANIT“, das 2008 im Rahmen des
Kunstprojekts „Miteinander – Společné“
stattfand, zu näherer Betrachtung ein
und bei der Sparkasse sechs Arbeiten,
die 2010 unter dem Motto „Verknüpfungen
– Prolínání“ entstanden. Unterhalb
des Bahnhofs sind außerdem die vielschichtigen
Metallskulpturen aus dem
„Stahl-Symposium“ des 2014er Projekts
„Kultur–Stadt–Nachhaltigkeit / Kultura–
Město–Trvání“ zu sehen.
Allesamt spannende Kunstwerke, an
denen täglich hunderte von Menschen
vorbeikommen und so die Überzeugung
des Kunstvereins Hochfranken Selb zu
verwirklichen helfen, „dass Kunst und
Kultur ein höheres Maß an Lebensqualität
ermöglicht“.
| CHRISTINE NADWORNIZEK |
| OLIVER VAN ESSENBERG |
DIE BAYERISCH-
TSCHECHISCHEN
FREUNDSCHAFTS-
WOCHEN 2023
GRENZÜBERSCHREITENDES REGIONALFEST 2023
FREUNDSCHAFTSWOCHEN
MEILENSTEINE
Die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen
setzen ein Zeichen für freundschaftlich-grenzenloses
Miteinander im gemeinsamen
Lebens- und Verflechtungsraum.
Ausgehend vom oberfränkischen Selb und
tschechischen Aš wird die Kooperation in der
Region gestärkt.
Im dreißigjährigen Jubiläumsjahr der Euregio Egrensis zeigen
Beteiligte aus Böhmen, Bayern, Sachsen und Thüringen
der Bevölkerung, welche historische und zukunftsorientierte
Bedeutung diese Region in der Mitte Europas hat. Dr.
Elisabeth Leurs, Geschäftsführerin der Selb 2023 gGmbH,
formuliert: „Unter dem Motto ‚Gemeinsam.Chancen.Gestalten‘
feiern wir die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen
als den Impuls für die weitere und nachhaltige
Vertiefung der Kontakte zwischen beiden Ländern auf allen
Ebenen.“
Zwischenfazit: Gemeinsame Veranstaltungen haben die
Verbundenheit gestärkt und Gäste von hüben und drüben
für die Region interessiert. Mit den Bayerisch-Tschechischen
Freundschaftswochen wurden Chancen benannt und Wege
für eine gemeinsame grenzüberschreitende Region geebnet:
über die Musik, die Kunst und den Sport. Oder bei Begegnungen
in der Natur als Radtour, Laufgruppe und Wandertour.
Deutlich wurde: Sprachbarrieren sind überwindbar.
Die Bayerisch-Tschechischen-Freundschaftswochen zeigen
eine Fülle der Gemeinsamkeiten. Das alles fortzuführen,
dazu sind alle herzlich eingeladen, sich auch weiterhin diesund
jenseits der Grenze auf Entdeckungstour zu begeben
und spannende Begegnungen mit den Nachbarn zu suchen
und zu erleben.
Illumination am Grafenmühlweiher,
Selb. Foto:
Selb23 / Chris Rabe
Pablo Schindelmann, Geschäftsführer der Selb 2023
gGmbH: „Begegnungen zwischen Nachbarn dienen dem
Kennenlernen und gegenseitigen Verstehen – oder? Wir
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 21
MEILENSTEINE FREUNDSCHAFTSWOCHEN
Beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Selb (v.l.): Landrat
Peter Berek, OB Ulrich Pötzsch, Tschechiens Präsident
Peter Pavel mit Gattin, Ministerpräsident Dr. Markus Söder,
Bayerns Europaministerin Melanie Huml und der Bayerische
Umweltminister Thorsten Glauber.
Hochmotoviert begeben sich rund
200 Läufer auf die 7,8 km lange
Strecke von Selb nach Aš.
haben gezeigt, dass wir durch die Organisation
unserer Veranstaltungen
im Miteinander neue und stärkere
Verbindungen schaffen konnten.“
ERÖFFNUNGSFEIER
Bereits die glanzvolle Eröffnung im
Rosenthal Theater Selb, am 19. Mai,
stand unter einem guten Stern. Die
Bedeutung der Bayerisch-Tschechischen
Freundschaftswochen für die
guten Beziehungen und für die Menschen
in der Grenzregion betonten
sowohl der Bayerische Ministerpräsident
Dr. Markus Söder als auch der
Staatspräsident der Tschechischen
Republik, Petr Pavel. Eine Vielzahl
von deutsch-tschechischen Partnerschaftssituationen
verdeutlichten das
Miteinander.
HIGHLIGHT ILLUMINATIONEN
Die Besucher erlebten einen Spaziergang
durch die Kultur und Geschichte
zweier Orte. Die Künstlerin
Brigitt Hadlich hatte sich etwas ganz
Besonderes überlegt: Ihre künstlerische
Licht- und Videodokumentation
spielte mit den Elementen und Strukturen
aus Selb und Aš. Die grenzüberschreitende
Illumination schaffte so
einen künstlerischen Brückenschlag
zwischen Bayern und Tschechien.
SCHULKLASSEN AUF BESUCH
So besuchten Schulklassen aus Aš
die Stadt Selb, Schulklassen aus Selb
machten sich auf den Weg nach Aš.
In Selb-Erkersreuth, beim Tennisclub,
konnten die Schülerinnen und Schüler
des Gymnasiums aus Aš verschiedene
Sportarten wie Beachvolleyball,
Padeltennis und Tennis ausprobieren.
Nach der sportlichen Begegnung
fragten die Kinder und Jugendlichen,
ob denn der nächste Schulausflug
nach Erkersreuth gehen könne.
Außerdem wurde beim Aufenthalt in
Aš, während der Metternich-Ausstellung
„Klemens Metternich und seine
Vision vom Frieden“, mehrfach die
Frage gestellt, wo man Tschechisch
lernen könne.
ABBAU VON SPRACHBARRIEREN
Tschechisch lernen, Sprachbarrieren
überwinden? Dafür kam und kommt
bei den verschiedensten Veranstaltungen
neben Sprachanimationen,
wo spielerisch die Nachbarsprache
ausgesprochen und Worte gelernt
wurden, auch „Do Kapsy – für die
Hosentasche“ zum Einsatz. Der kleine
Sprachführer von Tandem (Koordinierungszentrum
Deutsch-Tschechischer
Jugendaustausch) ist ein
deutsch-tschechisches Taschenbuch,
welches typische Sätze für verschiedene
Alltagssituationen in beiden
Sprachen anbietet. Dieses tolle
Hilfsmittel gibt es auch als kostenlose
App, die auch offline einsatzbereit ist.
Bei der Auswahl der Filme „Das letzte
Rennen“, „Občan Havel – Bürger
Havel“ und des Animationsfilms
„Barevný sen / Ein farbenfroher
Traum“ wurden untertitelte Versionen
gezeigt, bei den Lesungen
wurden Bücher ausgesucht, die auch
in deutscher Sprache verfügbar sind.
ERKUNDUNGSTOUREN
22
Impressionen, Bildergalerien und weitere
Informationen im zweisprachigen Webangebot
www.freundschaftswochen2023.eu
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
Bei Ausflügen per Rad, Bus und
per Pedes standen zweisprachige
Reiseleitungen hilfreich zur Seite.
Beispielsweise führte eine Bustour
ins nördliche Egerland nach Plesna
FREUNDSCHAFTSWOCHEN
MEILENSTEINE
Die Kunst- und Musikschule
Robert Schumann aus Aš begeisterte
u.a. mit dem Kinderchor
auf dem Bürgerfest Selb.
Zeichen der Freundschaft: Sowohl
in Selb im Rosenthal-Park als auch
hier in Sady Míru in Aš pflanzten
die Bürgermeister Freundschaftsbäume.
Fotos: Florian Miedl, Selb23
(Fleißen) ins Museum, zu einer Ausstellung
zur deutsch-tschechischen
Regionalgeschichte und dann zu den
Wallfahrtskirchen Maria Kulm und
Maria Loreto. Auch bei Entdeckungsfahrten
ins Ascher Ländchen zu
„geheimnisvollen Orten, verborgenen
Schätzen" und bei der Busfahrt
„Goethe und das Blaue Sofa“ waren
die Gäste begeistert, weil ihnen neue
Orte und Ausflugsziele vorgestellt
wurden. „Es wurde bei einer Tour
sogar das Tanzbein geschwungen, als
ein Akkordeon spielender Wirt beim
Mittagessen einen Teilnehmer zum
Mitmachen animierte und die beiden
gemeinsam aufspielten", berichtet
Pablo Schindelmann und ergänzt:
,,Diese Menschen braucht es, um das
Miteinander zu gestalten.“
GESCHICHTE(N) ERKUNDEN
Entdecken, in die Geschichte eintauchen
und verstehen sind wichtig, da
jeder eine andere Perspektive hat, die
zusammenhängt mit der unterschiedlichen
Form und den Inhalten der
Wissensvermittlung. Diese war in den
verschiedenen Ländern nicht gleich,
daher ist es wichtig, sich gegenseitig
beim Aufarbeiten und dem Zusammenführen
der Informationen zu
helfen.
BEGEGNUNGSFEST
Seit der gemeinsamen Gartenschau
Marktredwitz und Cheb im Jahr 2006
verbindet der Wallenstein-Radweg
die Städte. In den vergangenen zwei
Jahren wurde in Pomezi nad Ohří ein
attraktiver Rastplatz neben der Kirche
St. Jakobus geschaffen. Hier wurde
mit viel Engagement der Gemeinde
ein Begegnungsfest gefeiert, zu dem
der ADFC eine Radtour aus Marktredwitz
organisierte. Auch die Busausflugstouren
aus Hof und Weiden an
diesem Tag mit verschiedenen Touren
ins Egerer und Falkenauer Becken
besuchten das gemeinsame Fest.
MUSIK, GENUSS UND KUNST
Apropos: Austausch und Dialog mit
allen Sinnen, das ermöglichten in
den Juli-Wochen weitere zugstarke
,Motoren'. Die Nachhaltigkeitstage,
das Freundschaftskonzert der Bamberger
Symphoniker, das Open-Air
„Dancing friends" sowie die Freundschaftstafel
sorgten für magische Erinnerungen.
Auf der Sommerlounge
lässt sich zusammengefasst als Bilanz
feststellen, dass Dialog, Austausch
und gemeinsames Genießen jeglicher
Art verbindet und Freiräume schafft
für Kreativität, ob beim Sport, in der
Natur, beim Genuss von Kultur und
Kulinarik, in der Kunst und beim Erzählen
der gemeinsamen Geschichte.
HIGHLIGHT „SPORT OHNE
GRENZEN“
Das zweitägige Spiel- und Sportwochenende
in Selb setzte starke
Zeichen. Ein symbolischer Freundschaftslauf
startete in Selb und führte
über die Grenze nach Asch. Dort
wurden die Läufer mit Musik und
Kulinarik herzlich empfangen. Sportvereine
und sportliche Unternehmen
aus Selb und Aš präsentierten an dem
Wochenende zudem ihre Lieblingssportart.
Ein kunterbuntes Sport- und
Spielprogramm zum Mitmachen und
Ausprobieren erwartete die vielen
Besucher bei freiem Eintritt.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 23
MEILENSTEINE
NEUE SEILBAHN OCHSENKOPF
ERLEBNISREGION OCHSENKOPF
IM AUFSCHWUNG
IN DER KABINE
ZUM OCHSENKOPF-GIPFEL
Die Tourismusregion um den Ochsenkopf mit seinen
vier Orten Bischofsgrün, Fichtelberg, Mehlmeisel und
Warmensteinach ist mit Blick auf den neuen Skiwinter
voll positiver Erwartung. Die neue 10er-Kabinenbahn
auf der Ochsenkopf Nordseite in Bischofsgrün soll am
22. Dezember 2023 ihren Betrieb aufnehmen. Diese
neue Kabinenbahn transportiert nicht nur Kinder
und bietet mobilitätseingeschränkten Personen eine
bessere Beförderung. Der Neubau ermöglicht generell
einen störungsfreien, ruhigeren Betrieb und kann
zudem abends genutzt werden. Eine Zwischenstation
erlaubt Langläufern den Ausstieg in das Loipengebiet.
Bei schlechteren Bedingungen ist der alpine Wintersport
nur im oberen Bereich möglich, im Sommer steht
die reaktivierte Sommerrodelbahn offen. Hinter allen
Planungen steht die Überlegung der Ganzjahresnutzung.
Im Jahr 2024 folgt auf der Ochsenkopf Südseite in
Fleckl der Neubau der Kabinenbahn, die im Dezember
2024 fertiggestellt sein soll.
NEUES MEHRZWECKZENTRUM AN DER BLEAML-
ALM
Das zweite herausragende Projekt ist das Natur.Sport.
Zentrum Bleaml-Alm. Es bildet einen zentralen Anlaufpunkt
für ganzjährige Outdoor-Aktivitäten. Es vernetzt
bestehende Angebote wie Loipen, Skirollerbahn,
Wander- und Radwege. Mit der geplanten Anbindung
an den Bike-Park Ochsenkopf kommt dem Areal eine
bedeutende Rolle zu. Das neue Servicegebäude beinhaltet
eine Tourist-Infostelle, Sanitäranlagen, Räume zum
Umkleiden- und Aufwärmen, eine Erste-Hilfe-Station
und ein Platz zum Skiwachsen. Ferner steht Schulklassen
und Seminarteilnehmern neben einer Bike-Werkstatt
sowie einer Garage (u.a. für Loipenspurgerät) ein
Schulungsraum zur Verfügung. Die Realisierung ist für
2024/25 vorgesehen.
ERWEITERUNG BIKE-PARK OCHSENKOPF
Der dritte Baustein der Maßnahmen rund um den
Ochsenkopf ist eine Erweiterung des Bike-Parks auf der
Südseite. Die Planungen beinhalten neben einem rund
vier Kilometer langen Flowtrail vom Ochsenkopfgipfel
zur Bleaml-Alm auch einen Verbindungstrail von Neubau
nach Fleckl, einen Pumptrack sowie einen Familytrail.
Zudem ist die Optimierung der bestehenden
Downhill-Strecken vorgesehen. Mit Schneestern und
Rebo-Consult hat man kompetente Planungspartner
beauftragt, deren Konzeption nicht nur Mountainbiker
aller Könnerstufen glücklich macht, sondern durch den
naturnahen Ausbau auch die ökologischen Belange berücksichtigt.
Die Erweiterung des Bikeparks ist in enger
Abstimmung mit den Bauarbeiten der Kabinenbahn
Süd für 2024 vorgesehen.
| ANDREAS MUNDER |
www.erlebnis-ochsenkopf.de
24
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
FUTURE ENERGY LAB
MEILENSTEINE
Von links: Landtagsabgeordneter Martin Schöffel,
Nicolas Lahovnik, Erster Bürgermeister, Prof. Dr.
Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth,
Marco Krasser, Geschäftsführer der SWW Wunsiedel
GmbH, und Landrat Peter Berek vor dem
Wunsiedler Rathaus anlässlich der Gründung der
UTB Future Energy Lab Wunsiedel GmbH. Foto: PR
TURBO FÜR DIE
ENERGIEFORSCHUNG
Die Gründung des Future Energy Lab festigt Wunsiedels Vorreiterrolle für erneuerbare
Energien und macht die Stadt zum attraktiven Forschungsstandort
Der „Wunsiedler Weg Energie“ ist einen
großen Schritt weiter. Die SWW
Wunsiedel GmbH und die Universität
Bayreuth haben Ende März 2023
die UBT Future Energy Lab Wunsiedel
GmbH gegründet. Das primäre
Ziel ist, die Energiezukunft aktiv zu
gestalten und dadurch Wirtschaft
und Kommunen zu stärken. Zudem
zeichnet die GmbH für die Weiterbildung
von Fachkräften im Energiebereich
verantwortlich.
Den Startschuss zur Gründung der
Einrichtung hatte Ministerpräsident
Dr. Markus Söder bei seinem Besuch
im Juni 2022 gegeben. Bei der Eröffnung
der Wasserstoff-Elektrolyse
WUN H2 sicherte er eine finanzielle
Beteiligung des Freistaates in Höhe
von 15,5 Millionen Euro für die kommenden
fünf Jahre zu.
Im Wesentlichen bearbeitet das
Future Energy Lab vier Themen:
1. Digitalisierung und künstliche
Intelligenz: Hier geht es darum, wie
sich Energienetze mit IT intelligenter
steuern lassen. 2. Sektorenkopplung
und Wasserstoff: Hier wird erforscht,
wie sich die Energiebausteine innerhalb
Wunsiedels und im Zusammenspiel
mit den überörtlichen Netzen
bestmöglich verknüpfen lassen. 3.
Innovative Speichertechnologien. 4.
Regulierung, Akzeptanz und Bürgerteilhabe.
GANZHEITLICHES KONZEPT
Das Future Energy Lab ist nach den
Worten von Stefan Leible, Präsident
der Uni Bayreuth, einzigartig. „Wunsiedel
ist anderen Kommunen bei der
Energiewende zehn Jahre voraus. Der
Energiepark ist ein Ort, an dem man
wunderbar forschen kann. Was den
Wunsiedler Weg in meinen Augen so
faszinierend macht, ist das vernetzte
Denken. Man denkt hier nicht nur an
einen Baustein, sondern ganzheitlich.
Das ist genau das, was wir brauchen.“
Der favorisierte Standort für das Future
Energy Lab ist das Areal des ehemaligen
Möbelhauses Unglaub an der
Hofer Straße. „Wir gehen davon aus,
dass der Standort der beste ist, weil er
zentral, verkehrsgünstig und in Fußnähe
zu allen Einrichtungen der Stadt
und der SWW liegt“, sagt Wunsiedels
Bürgermeister Nicolas Lahovnik. Ein
Drittel des 7000 Quadratmeter-Areals
ist derzeit für die Forschungsstätte
vorgesehen. Auf den verbleibenden
zwei Dritteln ist eine Talstation für
die Luisenburg Festspiele mit Werkstätten,
Proberäumen und Ticketverkauf
geplant. Zwei Leuchttürme der
Stadt an einem Ort.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 25
MEILENSTEINE
FUTURE ENERGY LAB WUNSIEDEL
INTERVIEW
„MAN KANN SICH WUNSIEDEL
ZUM VORBILD NEHMEN“
Das Future Energy Lab ist ein großer Meilenstein
für den „Wunsiedler Weg Energie“ und
für die Entwicklung der Energiezukunft landesweit.
Im Gespräch erklären die Projektpartner
und Unterstützer, wie sie die Forschungseinrichtung
für Kommunen und Unternehmen
nutzbar machen wollen.
Herr Schöffel, Sie haben das
Vorhaben, Wunsiedel zum Forschungsstandort
für erneuerbare
Energie zu machen, stark
unterstützt. Gab es bei Ministerpräsident
Markus Söder ein
Schlüsselerlebnis, das maßgeblich
war für die Ansiedlung des
Future Energy Lab?
Martin Schöffel: Es wurde in den
zuständigen Ministerien in den vergangenen
Jahren oft über innovative
Energiekonzepte in Bayern gesprochen.
Tatsache ist: Wann immer
sich der Ministerpräsident einen der
Standorte anschaute, lagen in der
Regel nur Pläne vor. In Wunsiedel
konnten wir ihm die größte Wasserstoffanlage
Europas zeigen. Das war
der Schlüsselmoment. Deswegen hat
er gesagt, wir müssen die Kräfte auf
Wunsiedel fokussieren.
Das Future Energy Lab ist hervorragend
geeignet, um Wunsiedels
Profil als Festspiel- und
Energiestadt zu schärfen. Welches
Bild schwebt Ihnen dabei
vor, Herr Lahovnik?
Nicolas Lahovnik: Die Kernaufgabe
ist zunächst die Versorgung der
Bürger, damit wir selbst unabhängig
vom Erdgas sind und Energie auf regenerativer
Basis und zu vernünftigen
Preisen anbieten können. Unternehmen
profitieren zusätzlich davon,
dass sie einen CO2-neutralen, grünen
Fußabdruck hinterlassen und genau
damit bei Kunden punkten können.
Wir sind mit diesen Standortvorteilen
sehr weit vorne und das gilt es zu
vermarkten.
Wie genau?
Nicolas Lahovnik: Wir haben
schon jetzt durch unseren Energiepark
pro Jahr weit über 100 Anfragen
für Führungen. Der Freistaat unterstützt
uns bei der Durchführung. Die
Führungen werden von der Landesagentur
für Energie und Klimaschutz
übernommen, die eine eigene Außenstelle
in Wunsiedel errichten will. So
kommen viele Menschen aus bayerischen
Kommunen nach Wunsiedel,
um vom vorbildhaften Wunsiedler
Weg zu lernen. Das zieht zum Beispiel
auch Ingenieurbüros für Energietechnik
an, die sich hier ansiedeln wollen
oder schon angesiedelt haben. Die
Nachfrage hat positive Auswirkungen
auf den Immobilienmarkt und
belebt die Region, von Gastronomie
und Handel über Kultur und Freizeit
bis zu den Bädern. Wir können nicht
nur Kraftwerke bieten, sondern die
Verknüpfung von Kraftwerken und
Kraftorten.
Stefan Leible: Nicht nur Kommunen
treten an die SWW heran.
Unternehmer aus dem nordöstlichen
Oberfranken überlegen, ob sie
örtliche Energiegenossenschaften
gründen, um die Stromversorgung
sicherzustellen. Da kann Wunsiedel
mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Welche Kompetenzen kann
speziell die Uni Bayreuth einbringen?
Stefan Leible: Bei uns sind drei
Gruppen in Wunsiedel engagiert. Das
ist unser Zentrum für Energietechnik
mit Professor Dieter Brüggemann,
das sich schon lange mit Wasserstoff
und Energiefragen beschäftigt.
Wir haben zweitens unsere Gruppe
der Wirtschaftsinformatiker, die zu
vernetzten Systemen forscht. Hier ist
insbesondere Professor Jens Strüker
in Wunsiedel engagiert. Die dritte
Gruppe ist die für Entrepreneurship
und Innovation. Sie beschäftigt
sich damit, inwiefern sich aus den
technischen Entwicklungen neue
Geschäftsmodelle ergeben, die dann
auch in Wunsiedel zu Unternehmensgründungen
führen können.
26
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
INTERVIEW
MEILENSTEINE
NICOLAS LAHOVNIK
Erster Bürgermeister der
Stadt Wunsiedel
MARCO KRASSER
Geschäftsführer
SWW Wunsiedel
PROF. DR. STEFAN LEIBLE
Präsident der Universität
Bayreuth
MARTIN SCHÖFFEL
Bayerischer Landtagsabgeordneter
Das Future Energy Lab möchte
auch die Wirtschaft einbinden
und Drittmittel für die Forschung
akquirieren. Wie soll das
konkret aussehen?
Stefan Leible: Wir haben mit der
Neue Materialien GmbH in Bayreuth
ein Beispiel vor der Tür. Deren Aufgabe
ist es im Wesentlichen, Drittmittelanträge
für Forschungsprojekte
zu stellen, die die GmbH gemeinsam
mit Industriepartnern durchführt.
Der Freistaat übernimmt jedes Jahr
etwa ein Drittel der laufenden Kosten.
Den Rest muss die GmbH einwerben.
So haben wir es auch in Wunsiedel
vor.
Wir haben für die ersten fünf Jahre
eine Anschubfinanzierung des Freistaates
in Höhe von 15,5 Millionen
Euro zugesagt bekommen. Je erfolgreicher
das Future Energy Lab ist,
desto mehr wird es wachsen. Bei der
Neue Materialen GmbH hatten wir
vor 20 Jahren zehn Beschäftigte, jetzt
sind es bei Volllast rund 50.
Herr Krasser, welche Herausforderungen
wurden durch das
Future Energy Lab gelöst und
wo sehen Sie noch Baustellen?
Marco Krasser: Bislang war die
SWW als klassischer Energieversorger
ganz nebenbei ein kleines
Forschungslabor. Jetzt haben wir es
geschafft, dass die Forschung zur
Energiezukunft in Wunsiedel wissenschaftlich
institutionalisiert wird.
Wir können uns damit mehr auf die
Umsetzung der Forschungsergebnisse
konzentrieren.
Was nun ansteht, ist die Beantwortung
der Frage: Wie schaffen wir es,
die technischen, wirtschaftlichen und
juristischen Themen so zusammenzubringen,
dass ein ganzheitliches
System der Energiezukunft beschrieben
wird? Das Vorgehen muss technologieoffen
sein. An oberster Stelle
steht die Umsetzung des Artikels 83
der bayerischen Verfassung. Demnach
ist es die Aufgabe der Kommune,
ihre Bürger dauerhaft umweltschonend,
kostengünstig und sicher unter
anderem mit Energie zu versorgen.
Die Energiezukunft muss völlig neu
aufgesetzt werden. Wir wollen einen
Lösungsbeitrag leisten.
Eine spezielle Technologie,
die in aller Munde ist, ist die
Wärmepumpe. Können Sie die
Herausforderungen am Beispiel
Wunsiedels konkretisieren?
Marco Krasser: Ja. Wir haben in
Wunsiedel einen sehr hohen Altbaubestand.
Und dafür ist die Wärmepumpe
ökonomisch und ökologisch
eben nicht das Maß aller Dinge. Wir
brauchen ein Gesamtsystem, das sektorenübergreifend
funktioniert. Das
zu entwickeln, erfordert Kontinuität
und vernetzte Zusammenarbeit. Wir
sind sehr dankbar, dass der SWW dies
mit dem „Wunsiedler Weg Energie“,
der vor über 20 Jahren seinen Anfang
nahm, möglich war. Nur deswegen
befinden wir uns heute in einer Vorreiterrolle
und werden diese wohl
auch in zehn Jahren noch ausüben.
Eine große Aufgabe besteht darin,
das Land durch die Umstellung auf
CO2-freie, dezentrale Energieversorgung
nicht zu deindustralisieren.
Das funktioniert nicht über politische
Verbote, sondern über wirtschaftliche
Anreize und Überzeugungsarbeit.
Wir müssen weg von reinem, siloorientierten
Wirkungsgrad-Denken
hin zu einem sektorenübergreifenden
Nutzungsgrad-Denken.
Was ist als Landtagsabgeordneter
Ihre Botschaft an Bayern,
Herr Schöffel?
Martin Schöffel: Die Botschaft an
Bayern ist: Man kann sich Wunsiedel
zum Vorbild nehmen. Wir setzen auf
erneuerbare Energie und zeigen, wie
der Umstieg laufen kann, auch als
Reallabor für andere Regionen. Und
die Botschaft an Unternehmen ist:
Kommt ins Fichtelgebirge und überzeugt
euch, dass der Standort hier
langfristig der bessere ist. Nicht nur
wegen der vorhandenen Lebensqualität,
sondern auch wegen der Energiesicherheit
und dem hervorragenden
CO2-Fußabdruck.
INTERVIEW: OLIVER VAN ESSENBERG
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 27
MEILENSTEINE
EZD
Visualisierung des
neuen Gebäudes in Selb
DAS EZD IN SELB WÄCHST:
VISION WIRD REALITÄT
Seit Juli 2023 stehen dem Europäischen Zentrum für Dispersionstechnologien
(EZD) in Selb zusätzliche 700 Quadratmeter
für Forschung & Entwicklung zur Verfügung
Entwicklung: Die vorhandene Fläche
hat sich verdoppelt. Die festliche Einweihung,
zu der Staatssekretär Roland
Weigert nach Selb kam, fand am 31.
Juli 2023 statt.
20 NEUE ARBEITSPLÄTZE
Dr.-Ing. Felipe Wolff-Fabris, Standortleiter
EZD, mit innovativem synthetischen
Weichteilgewebe
Das EZD ist eine Forschungseinrichtung
und unterstützt Unternehmen
bei der Entwicklung und Prüfung von
unterschiedlichen Materialien, wie
z.B. Tinten, Farben, Beschichtungen
und Klebstoffen. Träger des EZD ist
das Kunststoff-Zentrum SKZ aus
Würzburg. Die ursprüngliche Idee für
die Gründung eines Dispergier-Zentrums
kam allerdings aus der oberfränkischen
Industrie, die Hilfestellung
auf dem Gebiet der Dispersionen
gesucht hat. Das EZD hat sich nun
seit der Gründung im Jahr 2014 als
wichtiger Entwicklungspartner für
die Industrie etabliert, in dem neue
Ideen getestet, Mitarbeiter geschult
und auch firmeninterne Abläufe optimiert
werden. Nun folgte der nächste
Meilenstein in der erfolgreichen
Die Erweiterung vergrößert die Infrastruktur
und die Kompetenzen des
EZD. Durch den Aufbau eines Labors
für die Beschichtung und Charakterisierung
von Oberflächen sowie eines
Dispergier-Technikums wird die
industrienahe Forschung zu Farben,
Lacken und Tinten ausgebaut. Zudem
werden komplette Lösungen
vom Rohstoff bis zur Anwendung
angeboten. Die Einrichtung wächst
aber nicht nur räumlich, im Zuge der
Erweiterung entstehen auch 20 neue
qualifizierte Arbeitsplätze.
Das Beschichtungslabor beschäftigt
sich im Wesentlichen mit folgenden
Aufgaben: der Beschichtung von
Substraten durch unterschiedliche
28
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
EZD
MEILENSTEINE
Standortleiter Dr.-Ing. Felipe Wolff-Fabris
im Austausch mit dem Bauleiter Dirk Thomas,
Fotos: Hannes Bessermann
Verfahren, der Charakterisierung
beschichteter Oberflächen und der
Bewertung von Beschichtungsmaterialien
und Tinten hinsichtlich
Verarbeitbarkeit und Endeigenschaften.
Für das Dispergier-Technikum
werden Anlagen im Technikumsmaßstab
angeschafft. Hier können
Dispersionsansätze mit einer Größe
zwischen 10 und 100 Litern verarbeitet
werden. Die Schwerpunkte
liegen auf Upscaling und Digitalisierung
von Dispergierprozessen sowie
energieeffizienter Herstellung von
Dispersionen.
Viele Unternehmen suchen die
Unterstützung des EZD bei der
Optimierung von Prozessen und bei
der Entwicklung von neuen Materialien
bzw. Produkten, damit sie
sich im internationalen Wettbewerb
behaupten können. In Zusammenarbeit
mit ihnen kann das EZD die
jeweiligen Bedürfnisse identifizieren
und schließlich maßgeschneiderte
Lösungen erarbeiten. Die ausgewählten
Themenschwerpunkte für die
Erweiterung des EZD stellen für diese
Unternehmen einen noch nicht vorhandenen
Mehrwert dar und stärken
somit auch die Wirtschaftskraft der
Region.
WICHTIGER INNOVATIONSPREIS
Ansprechpartner:
Dr. Felipe Wolff-Fabris
Standortleiter EZD
Tel. 09287 / 99880-11
f.wolff-fabris@skz.de
www.ezd.eu
Im letzten Jahr hatte die noch junge
Forschungseinrichtung Grund zu feiern:
Das EZD hat den Bronze Award
im Rahmen der Inovyn Awards 2022
gewonnen. Das Projekt „PVC Soft
Tissues for high end surgical simulations“,
das gemeinsam mit der Firma
Medability GmbH aus München bearbeitet
wird, wurde in der Kategorie
Responsible Care ausgezeichnet. Ziel
des EZD-Projektes war die Entwicklung
eines Produktionsverfahrens für
synthetisches Weichteilgewebe sowie
die Optimierung der Materialeigenschaften
zum Einsatz im Wirbelsäulenchirurgie-Simulator
SimBoneTM.
Bei synthetischen Weichteilgewebe
handelt es sich um ein künstlich
hergestelltes Material, das ähnliche
Festigkeit sowie Schneid- und Einstichverhalten
zeigt wie menschliches
Muskel- und Fettgewebe. Durch
den Einsatz im Chirurgie-Simulator
haben Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit,
komplizierte medizinische
Eingriffe ausführlich zu üben.
„Der Inovyn Award 2022 ist der
wichtigste Innovationspreis hinsichtlich
des nachhaltigen und sicheren
Einsatzes von PVC. Durch den Bronze
Award erreichen unsere Kompetenzen
und Entwicklungsarbeiten
im Bereich innovativer Materialien
internationale Anerkennung, was
für eine relativ junge Forschungseinrichtung
wie das EZD in Selb eine
außerordentliche Leistung darstellt.
Das Team des EZD freut sich auf neue
Projekte und Herausforderungen, um
weitere Projektpartner unterstützen
zu können“, so Dr. Felipe Wolff-Fabris,
Leiter des EZD.
Die Baumaßnahmen zur Erweiterung
liefen vom März 2022 bis Juni 2023.
Trotz der schwierigen Situation in
der Baubranche konnte das Gebäude
wie geplant fertiggestellt werden. Die
Investitionssumme für den Bau und
die Ausstattung der Labore beläuft
sich auf circa 5,2 Millionen Euro,
wovon ca. 4,1 Millionen Euro durch
das Bayerische Staatsministerium für
Wirtschaft, Landesentwicklung und
Energie gefördert werden.
| PR |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 29
FREIRAUM FÜR MACHER
FREIRAUM FÜR MACHER
www.freiraumfürmacher.de
www.freiraumfürmacherinnen.de
IMAGEFILM FREIRAUM FÜR MACHERINNEN
Der #freiraumfürmacher-Imagefilm hat überregional für
große Aufmerksamkeit gesorgt. Aktuell laufen die Vorbereitungen
für den zweiten Teil: ein Imagefilm mit dem
Fokus auf Macherinnen. Ziel ist es, in ganz Deutschland
für die Region zu werben und zu zeigen, dass es bei uns im
Fichtelgebirge auch jede Menge Freiraum für Macherinnen
gibt. Kürzere Sequenzen werden auch über Social-Media
und als Kinowerbung verbreitet. Aber auch im Fichtelgebirge
selbst soll der Film zum Einsatz kommen.
Cosima Benker aus dem #freiraumfürmacher-Team: „Zahlreiche
Kandidatinnen haben sich auf den Aufruf ‚Hauptdarstellerin gesucht‘ beworben. Die Jury war
von allen begeistert und die Entscheidung fiel uns ganz und gar nicht einfach. Am Ende machte eine
Kandidatin das Rennen und wir freuen uns schon riesig auf die Zusammenarbeit.“
FICHTELGEBIRGS-BIERDECKEL
Mit einer Bierdeckel Aktion in München und Berlin hat das #freiraumfürmacher-Team
einmal mehr die Vorzüge der Region platziert. Die Bierdeckel
lagen in der Weihnachtszeit 2022 in Restaurants, Cafés und Bars
aus. Die Botschaft der Werbung ist ebenso hintergründig wie klar. Auf
der Vorderseite ist prominent der Spruch „Nüchtern betrachtet, ist es hier
zu voll“ platziert. Auf der Rückseite gibt es die Auflösung: „Entdecke das
Fichtelgebirge! Hier gibt es jede Menge Freiraum für Macherinnen und
Macher“, kombiniert mit dem #freiraumfürmacher-Logo, dem Link sowie
QR-Code zur Website. Insgesamt wurden innerhalb von zwei Wochen
mehr als 210.000 Bierdeckel verteilt.
Ziel der neuen Werbemaßnahme war möglichst viele Kontakte mit Großstädterinnen
und Großstädtern. Und das an Orten, an denen die Stimmung
gut ist und zufällige Botschaften in einer entspannten Atmosphäre
besonders positiv angenommen werden.
AKTIONEN, MACHER-STORIES,
PODCAST & CO
Die bestehenden Marketing-Maßnahmen werden immer wieder weiterentwickelt. Neben Veranstaltungen,
Onlinemarketing und Guerilla-Aktionen ergänzt in Zukunft noch ein Podcast das Angebot.
Unterstützt von
30
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
FREIRAUM FICHTELGEBIRGE
FREIRAUM FÜR MACHER
IMAGEFILM FÜR DAS EHRENAMT
Sie helfen Menschen in der Not, trainieren den Nachwuchs oder sind einfach da, wenn Helden gebraucht
werden: Ehrenamtliche! Sich gemeinsam für eine gute Sache einzusetzen, bringt jede Menge Chancen und
macht auch stolz. Genau das soll der neue Ehrenamtsfilm aus dem Fichtelgebirge verkörpern. Die Regie
führte erneut Filmemacher Gerd Büttner, der bereits den Imagefilm des Landkreises produziert hat.
Ziel ist es, sich mit dem Film bei allen Ehrenamtlichen im Fichtelgebirge zu bedanken. Aber natürlich sollen
auch neue Mit-Macher für das Ehrenamt gefunden werden. Aus diesem Grund wollte das Team einen
Film präsentieren, der vor allem auch den Spaß am Ehrenamt
rüberbringt. Zu finden ist der Film auf den Kanälen von #freiraumfichtelgebirge
bei Instagram, Facebook und YouTube. Der
Ehrenamtsfilm des Landkreises hat beim Deutschen Preis für
Onlinekommunikation 2023 in der Kategorie „Short Clip“ gewonnen,
in der außergewöhnliche Videos nominiert wurden.
www.freiraum-fichtelgebirge.de
DIE FICHTEL-EMOJIS SIND DA
Jeder kennt sie und nutzt sie. Die kleinen Internet-Gesichter
und Symbole sind beim Nachrichtenschreiben
kaum noch wegzudenken. Mit Emojis kann man besonders
einfach Emotionen ausdrücken und Aussagen
verstärken. Ein perfektes Medium also, um auch die
Verbundenheit mit der Region witzig und einprägsam
darzustellen. Das Fichtelgebirgs-Hufeisen, der Weißenstädter
See, der Ochsenkopf, die Biere der Region und das heißgeliebte Kronfleisch – diese und noch
viele weitere Höhepunkte aus dem Fichtelgebirge sind in der Fichtel-Emoji App zu finden. Die App
steht kostenlos zum Download im Apple App Store und im Google Play Store zur Verfügung.
„WIE SAGST DU DAZU?“ #SAGSWIEDAHEIM
„Rawetz“ oder „Rawerts“, „Wousiegl“ oder „Wousiedl“? Wenn es um die Aussprache
des Heimatortes geht, driften die Meinungen auseinander. Dem hat sich #freiraumfichtelgebirge
mit der Aktion „Wie sagt Du dazu?“ angenommen und mit einer
Online-Umfrage nach den am häufigsten genannten Antworten gesucht. Abgefragt
wurden alle Kommunen des Landkreises. Die Antworten sind die Grundlage für ein
neues Projekt. Zur Stärkung der regionalen Identität sollen die 17 Gemeinden im
Landkreis Wunsiedel mit eigenen Ortsschildern ausgestattet werden. Diese sollen
die gelben Ortsschilder ergänzen und die Ortsnamen im Dialekt zeigen. Die Idee
dazu kam aus der Bevölkerung.
| KATHARINA BECHER |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 31
FREIRAUM FÜR MACHER
FICHTELAPP
Die Fichtel APP
DAS FICHTELGEBIRGE
FÜR DIE HOSENTASCHE
WELCHEN NUTZEN HAT DIE FICHTELAPP?
Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit,
sich inspirieren zu lassen und bequem
die Freizeit zu planen. In der App laufen
umfangreiche Informationen aus dem
Fichtelgebirge zusammen.
#FREIRAUMFICHTELGEBIRGE
#FICHTELAPP
WELCHE IN-
FORMATIONEN
BIETET DIE
FICHTELAPP?
Über den Highlight-Radar erfahren
Nutzerinnen und Nutzer
genau, wo in der Region was los ist.
Sie können den nächsten Ausflug
planen, nach kulinarischen Genüssen
in der Gastronomie suchen oder die
vielfältigen Angebote der Museen-
Landschaft entdecken. Man bleibt
up-to-date, was die Freizeitgestaltung
angeht und erfährt u.a. welche Veranstaltungen
anstehen. Die Informationsmenge
ist groß und vielfältig,
durch die eingebauten Filterfunktionen
aber super händelbar.
WAS IST DAS BESONDERE?
Ganz einfach. Man erhält neben den
umfassenden Informationen im
Highlight-Radar tagesaktuelle
News direkt aus den Kommunen.
Mit den Insidertipps kann jeder
zu einem echten Fichtel-Kenner werden
und zum Beispiel herausfinden,
wo es den schönsten Sonnenaufgang
über Weißenstadt zu erleben gibt.
Oder welche außergewöhnlichen
Übernachtungsmöglichkeiten Gäste
buchen können. Die News liefern
Wissenswertes aus der Region. Und
noch ein Highlight: Die FichtelApp
liefert auch wetterabhängige News.
WAS UNTERSCHEIDET DIE
FICHTELAPP VON ANDE-
REN REGIONAL-APPS?
So einiges. Die FichtelApp hat zwei
Alleinstellungsmerkmale. Der Veranstaltungskalender
bildet eine
sehr große Bandbreite ab – aktuell
und übersichtlich. Die Gamification-Elemente
sind ein weiteres
Highlight. Neben Augmented Reality-
Inhalten, auf Aussichtspunkten wie
der Kösseine oder dem Zwölf-Gipfel-
Blick, bietet die App auch Videos,
Audios und Quizze an. Und das Tolle
ist, man sammelt beim Erkunden
nebenbei Punkte und kann verschiedene
Fichtel-Level erreichen.
IST DIE FICHTELAPP
ERFOLGREICH?
Ganz eindeutig Ja. Denn die anfänglichen
Prognosen des Fraunhofer
Instituts wurden übertroffen. Mehr
als fünf Prozent der Bevölkerung
nutzen die App bereits regelmäßig.
Als Nächstes steht verstärkt die Zielgruppe
der Touristen im Fokus. Beim
renommierten Deutschen Preis für
Online Kommunikation (#DPOK23)
hat die FichtelApp sogar zwei Mal
gewonnen. Den Award in der Kategorie
„Freizeit und Touristik“, sowie
den Preis in der Kategorie „Digital
Publishing“ konnte sie für sich entscheiden.
WIE KANN MAN
BEI DER FICHTEL-
APP MITWIRKEN?
Die FichtelApp ist ein Gemeinschaftsprojekt.
Haben sich die
Öffnungszeiten bei einem Restaurant
geändert? Gibt es einen neuen öffentlichen
Spielplatz? Egal, zu welchem
Thema Ihnen etwas auffällt: Senden
Sie uns an fichtelapp@landkreiswunsiedel.de
oder direkt über die
App eine Nachricht. Jedes Feedback
ist willkommen. Die regionalen News
und Veranstaltungen lassen sich
bequem über die Website www.freiraum-fichtelgebirge/fichtelapp
eintragen.
Viel Freude mit dem digitalen
Begleiter durchs Fichtelgebirge!
32
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
| DAS TEAM DER FICHTELAPP |
FICHTELKAFFEE
FREIRAUM FÜR MACHER
FRISCH WIE
FICHTELKAFFEE
Die Gründer Simon Schelter und Micha Meyer
Die Fichtelkaffee-Inhaber schwören auf
handgerösteten Kaffee. Die schonende
Verarbeitung der Bohnen sorgt für
bestmöglichen Geschmack. Fotos: PR
Stylishe Cafés waren im Fichtelgebirge
bis vor ein paar Jahren eine
Marktlücke. Ideen dazu gab es einige.
Was fehlte, waren Macher, die mit
Mut etwas Neues ausprobierten.
So wie Simon Schelter und Micha
Meyer, die Gründer des Wunsiedler
Fichtelkaffees.
Beide kennen sich seit gut 30 Jahren
und überlegten schon vor der Corona-
Welle, ein gastronomisches Projekt
auf die Beine zu stellen. „Corona hat
uns letztlich den entscheidenden
Kick gegeben, weil wir in der Zeit
daheimbleiben mussten und sonst
zu beschäftigt gewesen wären“,
resümiert Micha Meyer. Er
war beruflich für einen Porzellanhersteller
tätig und
daher oft im Gastro-Gewerbe
und in Hotels zu Gast.
Im Sommer 2021 nutzten
die Kompagnons die Gunst
der Stunde und testeten ihr
Geschäftsmodell in kleinen
Schritten aus. An sechs
Wochenenden betrieben
sie am Wunsiedler Marktplatz
einen Pop-Up-Store
für hochwertigen Kaffee.
„Der Probelauf kam so gut an, dass
viele Gäste uns Bilder von leerstehenden
Läden geschickt haben, um uns
zum Weitermachen zu motivieren“,
erzählt Simon Schelter. Das war die
Geburtsstunde des Fichtelkaffees, das
sich kurz darauf an der anderen Seite
des Marktplatzes in einem leerstehenden
Laden niedergelassen hat.
Optisch kann man sich das Fichtelkaffee
auch gut in einem Berliner
Kiez vorstellen. In dieses Bild passen
Fichtelkaffee
Marktplatz 10
95632 Wunsiedel
www.fichtelkaffee.de
www.urbantableware.de
Das Fichtelkaffee und die Neueröffnung Urban
Tableware am Wunsiedler Marktplatz – die beiden
Standbeine von Simon Schelter und Micha Meyer.
die grünen Wände mit aufgemaltem
Fichtelkaffee-Logo und die schwarze,
leuchtenbehangene Decke. Ebenso
der Betonboden, die verschiedenfarbigen
Stühle und die selbstgemachten
Möbel. Das i-Tüpfelchen aber sind
die Spezialitäten des Hauses: sieben
Blends, vom klassischen Espresso bis
zum Filterkaffee aus dem äthiopischen
Hochland. Simon und Micha
pflegen Kontakt zu den Plantagen
und Exporteuren und achten insbesondere
auf eine faire Bezahlung
der Bauern. Bei der Röstung vertraut
Fichtelkaffee auf die Kompetenz der
Rösterei Basilius in Parsberg. Die
Milch liefert der Bio-Hof Köllner aus
Pfaffenreuth bei Marktredwitz frisch.
ZWEITES STANDBEIN
SEIT JUNI 2023
Kuchen und Süßes backt seit Juni
2023 Simons Freundin Larissa. Die
hauseigene Küche befindet sich vier
Häuser weiter, in der Ludwigstraße.
Dort haben Micha und Simon im Juni
2023 „Urban Tableware“, ihr zweites
nebenberufliches Standbein, eröffnet.
Zusätzlich zur Küche stehen in dem
Haus ein Coworking Space für bis zu
acht Personen sowie ein Showroom
für Serax-Geschirr und Kaffeemaschinen
zur Verfügung. Derweil entwickelt
sich auch das Angebot im Fichtelkaffee
weiter. Zwei neue Blends
mit besten Uganda-Bohnen sollen
spätestens im Herbst 2023 erhältlich
sein, vor Ort und im Online-Shop.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 33
FREIRAUM FÜR MACHER
NEUHAUSEN 28 - MODERNES LANDLEBEN
STADT, LAND, LUST
Der Unternehmer Reiner Beck realisiert
ein Herzensprojekt, bei dem nicht die Rendite
im Vordergrund steht
Reiner Beck ist ein Macher im besten
Sinn. Eigentlich hätte der erfolgreiche
Unternehmer an seinem Hauptwohnsitz
in Starnberg oder in seinem
Feriendomizil in Neuhausen-Rehau
gemütlich seinen Ruhestand verbringen
können. Doch der 80-jährige
hat vor ein paar Jahren eine GmbH
gegründet, um im naturverwöhnten
Neuhausen-Rehau ein millionenschweres
Bauvorhaben zu realisieren.
„Ein echtes Pilotprojekt“, wie Rehaus
Bürgermeister Michael Abraham freudig
betont. Für Reiner Beck ist es eine
„Herzenssache“.
WACHSENDES POTENZIAL
Reiner Becks Motivation wurzelt in
einer tiefen Verbundenheit mit dem
Ort. Dabei hatte es zunächst nicht
nach Liebe ausgesehen. Seine Kindheit
und frühe Jugend hatte Beck,
der im tschechischen Aš (Asch) zur
Welt kam, in Neuhausen-Rehau verbracht,
sein Glück dann jedoch in der
Fremde gesucht und als Lebensmittel-Unternehmer
auch gefunden. Bei
seinen Besuchen in der alten Heimat
dachte er sich: „Nicht tot über dem
Zaun hängen, möchte ich hier.“ Seine
Einstellung hat sich aber vor zwölf
Jahren grundlegend gewandelt, als er
in Neuhausen ein Jagdhaus erwarb
und es zu einem Feriendomizil weiterentwickelte.
Die landschaftliche
Schönheit wuchs ihm immer stärker
ans Herz. Der Geschäftsmann erkannte
zugleich das Potenzial, das in der
Region schlummert, und engagierte
sich als Immobilienunternehmer
im Raum Rehau-Marktredwitz. Sein
Augenmerk richtete er insbesondere
auf Neuhausen. In der Ortsmitte befand
sich ein sehr imposanter, jedoch
dem Verfall preisgegebener Vierkanthof.
Dieser Hof war das Geburtshaus
seines Ururgroßvaters. Reiner Beck
entschloss sich daher, das markante
Anwesen mit einem attraktiven Konzept
wiederzubeleben.
34
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
Mitten in der Natur, aber in Stadtnähe – Rehaus Ortsteil
Neuhausen ist sechs Kilometer von Rehau, fünf Kilometer
von Selb und drei Kilometer von Aš (Asch) entfernt.
An zentraler Stelle im Ort entsteht Reiner Becks Projekt
„Neuhausen 28“. Jedes der fünf Häuser hat eine Terrasse,
einen Balkon, einen Lagerraum, Abstellflächen für Autos
und Gemeinschaftsflächen. Die rund 120 bis 130 Quadratmeter
großen Häuser sind besonders für Paare und kleine
Familien geeignet und werden erst nach der Fertigstellung
vermietet.
FREIRAUM FÜR MACHER
Kurze Wege, schnelle Entscheidungen – der Unternehmer Reiner Beck (im Bild rechts)
war bei der Umsetzung seines Bauvorhabens sehr zufrieden mit der Unterstützung
seitens der Stadt Rehau. Rehaus Bürgermeister Michael Abraham (links)
freut sich über das „Pilotprojekt“ in Neuhausen.
Das Konzept hat den Namen „Neuhausen
28 modernes Landleben“. Es
besteht aus fünf freistehenden Häusern
sowie einem Stall- und einem
Wirtschaftsgebäude.
Die Häuser sind in der Form eines
fränkischen Vierkanthofs angeordnet,
einen hohen Anteil der Arbeiten
übernahmen Handwerker aus der Region,
das Holz stammt aus dem Fichtelgebirge.
Jeder Mieter erhält, wenn
gewünscht, eine Ackerfläche von
etwa 300 Quadratmeter zur Selbstversorgung.
Die Energieeffizienz der
Gebäude ist hoch, die Holzständerbauweise
nachhaltig und optisch
sehr ansprechend umgesetzt. Beheizt
werden die Häuser C02-frei über eine
zentrale Pelletanlage, die sich in der
Nähe der Wirtschaftsräume befindet.
Der ehemalige Kuhstall konnte gerettet
werden und dient nach der Sanierung
als Pferdestall. Um die Nahversorgung
müssen sich die Bewohner
keine Sorgen machen. An der Straße
entsteht ein Bauern-Abholmarkt mit
Automaten, die 24 Stunden am Tag
in Betrieb sind. Die Outlet-Stadt Selb
und die Industriestadt Rehau sind
nur ein paar Minuten entfernt.
„Um einkaufen zu fahren, brauche ich
in Starnberg länger als in Neuhausen“,
erklärt Reiner Beck. Und in Punkto
Lebensqualität habe das Fichtelgebirge
ohnehin sehr viel zu bieten.
„Ich bin der Meinung, dass viele
Menschen aufgrund der enormen
Preissteigerung, insbesondere im
Wohnbereich, einen Rückzug aus den
Ballungsgebieten in den ländlichen
Bereich andenken.“ Zudem habe die
Lage im Grünen einen großen Reiz.
Im Fall des Neuhausener Projektes
geht es kaum grüner. Die Häuser stehen
mitten auf einer Blumenwiese,
mit unverbautem Blick in die Natur.
STADT UND LAND
FINDEN ZUEINANDER
Stadt- und Landleben finden hier, wie
auch sonst im Fichtelgebirge, nach
Auffassung von Rehaus Bürgermeister
Michael Abraham gut zueinander.
„Die Menschen können beschaulich
leben und trotzdem alle Möglichkeiten
des modernen Lebens- und
Arbeitsumfeldes nutzen, egal ob es
um Dienstleister, Ärzte, Kindergartenplätze,
Einkaufsmöglichkeiten oder
Freizeitaktivitäten geht. Die tschechischen
Bäderorte liegen vor der Haustür.“
Zudem habe der Landkreis Hof
das Problem des ÖPNV gelöst. Von
6 bis 23 Uhr fährt der Hofer Landbus
auch die Ortsteile Rehaus an, und
zwar ‚On Demand‘, also nach Bedarf
der Nutzer.
Wenn es um ein Lieblingsziel für
einen Ausflug geht, ist Reiner Beck
seinen böhmischen Wurzeln treu geblieben.
„Am liebsten fahre ich zum
Kaffeetrinken nach Franzensbad und
genieße die wunderbare Atmosphäre
in einem altehrwürdigen Café mit
Musikbegleitung.“ Von der Grenzstadt
Neuhausen braucht er mit dem
Auto dorthin nur 15 Minuten.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 35
FREIRAUM FÜR MACHER
ANSICH E. V. - KULTUR- & KREATIVWIRTSCHAFT OBERFRANKEN
Die Zahlen können sich durchaus sehen lassen: Der
junge Verein hat bereits über 20 Mitglieder mit einem
Jahresumsatz von 240 Millionen Euro. Die Kreativwirtschaft
wird als eine Triebfeder des wirtschaftlichen
Erfolgs und der Innovationskraft in Oberfranken
gesehen. „Deshalb braucht es einen funktionierenden
Zusammenschluss von Unternehmen und Selbstständigen
der Kreativwirtschaft”, erklärt Lena
Wenz. Dazu muss das Rad nicht immer neu
erfunden werden. So kann es in Hof ein starkes
Projekt geben, das gut auch in Bayreuth
oder Coburg funktioniert oder umgekehrt. Da
kann der Verein das Verbindungsglied sein.
Der gewählte Vorstand (von links):
Lena Wenz (stv. Vorsitzende), Finn
Regenhold (Vorstandsvorsitzender),
Anselm Peischl (Finanzvorsitzender).
Foto und Wandgestaltung:
Andrea Wunderlich
Es gibt großartige Neuigkeiten für Kultur- und Kreativschaffende
in ganz Oberfranken. In Bayreuth hat sich
im vergangenen Jahr im November der Wirtschaftsverein
„ansich“ gegründet. Die Köpfe rund um die drei
Vorsitzenden Lena Wenz, Anselm Peischl und Finn
Regenhold möchten sich als regionaler Zusammenschluss
der Kreativwirtschaftenden in Oberfranken
etablieren. „Der Verein soll Sprachrohr für unsere Branche,
sein, die aus elf Teilbranchen besteht“, sagt Lena
Wenz aus Bayreuth, Business Designerin, Illustratorin
& Graphic Recorderin.
AKTIONEN UND PROJEKTE
Damit die Kreativwirtschaft noch sichtbarer
und das Netzwerk noch größer wird, veranstaltet
der Verein ansich Aktionen wie
das Fichtelcamp oder das oberfrankenweite
Franken Game Jam, ein städteübergreifender
Hackathon zur Spieleentwicklung (3. bis
5. November 2023). Dabei soll auch überregional
das Interesse an den kreativen Köpfen
der Region geweckt werden, die zum Teil
bereits deutschland- und europaweit für
namhafte Unternehmen tätig sind. „Um als
Verein in der Fläche Oberfrankens als Träger
für Kooperationen zwischen Politik, Wirtschaft
und Gesellschaft agieren zu können,
braucht es das Engagement lokaler Akteurinnen
und Akteure – Unternehmen, Vereine,
engagierte Individuen. Diese können sich
gerne für weitere Informationen, Ideen und
Wünsche unter kontakt@ansich-oberfranken.
de melden, so dass man gemeinsam daran
arbeiten kann, die gesamte Region voranzubringen“,
freut sich Lena Wenz. Denn warum
nach München und Berlin schauen, wenn es
ausreichend kreative Köpfe vor Ort gibt, die
die Region lebenswert machen!
| HOLGER KAMECKE |
www.ansich-oberfranken.de
36
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
FREIRAUM FÜR MACHER
Energetische
Sanierung
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37
LEBEN UND FREIZEIT
LUISENBURG-FESTSPIELE
THEATER UNTERM
STERNENHIMMEL
Es gibt sie seit über 130 Jahren und jeden
Sommer verbinden die Luisenburg
Festspiele faszinierende und
dramatische Geschichten
mit dem verführerischen
Zauber des Theaters.
38
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
LUISENBURG-FESTSPIELE
LEBEN UND FREIZEIT
Die gigantische Felsenbühne auf der
Luisenburg bietet mehr als „großes
Kino“, nämlich ein einmaliges
Live-Erlebnis, so unmittelbar und anschaulich,
als wäre man mittendrin.
Knisternde Spannung, bewegende
Gefühle und menschliche Dramen
sind die Zutaten, aus denen ein
Programm entsteht, das lebensnahe
Einsichten mit guter Unterhaltung
verbindet. Das ist das Erlebnis „Luisenburg“,
unvergessene Momente
und bleibende Eindrücke, die länger
wirken, als ein Theaterabend dauert.
SCHAUSPIELKUNST, SO
SPANNEND WIE UNTERHALTSAM
Wie in dem neuen Familienschauspiel
DIE SCHÖNE UND DAS BIEST,
das den ursprünglichen französischen
Märchenstoff neu interpretiert. Das
ist ein Stück für die ganze Familie,
wie es bei den Festspielen eine schöne
Tradition ist.
Mit dem neuen Musical FRANKEN-
STEIN kommt der weltberühmte
Roman von Mary Shelley als spektakuläres
Musikdrama auf die Luisenburg.
Die Uraufführung erzählt die
Geschichte des jungen Wissenschaftlers
Viktor Frankenstein, der sich auf
die Suche nach dem Unmöglichen an
Eisi Gulp als Boandlkramer
und Wolfgang Maria Bauer als
Brandner Kaspar in BRANDNER
KASPAR 2 - ER KEHRT ZURÜCK
der Schwelle von Leben und Tod begibt.
Zerrissen zwischen den wissenschaftlichen
Verheißungen und der
Liebe, stößt er an die Grenzen von
Liebe, Moral und dem Leben selbst.
Das ist in der Tradition von ANDRE-
AS HOFER, DIE PÄPSTIN und DER
NAME DER ROSE wieder ein Schicksalsdrama
mit großartiger Musik,
spannend und ergreifend erzählt.
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 39
LEBEN UND FREIZEIT
LUISENBURG-FESTSPIELE
Lukas Schöttler als Bertrand de
Grancy und Katharina Plank als Belle
Rapide in DIE SCHÖNE UND DAS BIEST
Timo Stacey als Henry Clerval, Jonas
Hein als Viktor Frankenstein und
Ensemble in FRANKENSTEIN
Einen schönen Kontrast dazu bildet
die Wiederaufnahme des Erfolgsmusical
SISTER ACT. Das ist große
Unterhaltung, die mit Standing Ovations
bei der Premiere 2022 gefeiert
wurde. Jetzt gibt es mit den tanzenden
Schwestern große Choreografien,
viel verschmitzter Humor und
musikalische Leckerbissen zurück auf
die Bühne.
Ein Wiedersehen gibt mit dem Boandlkramer
Eisi Gulp in BRANDNER
KASPAR 2, der witzigen Fortsetzung
des bekannten bayerischen Klassikers.
An der Seite des Publikumslieblings
spielt der TV-Star und Autor Wolfgang
Maria Bauer den vom Himmel
gelangweilten Brandner Kaspar. Ein
Duell der Extraklasse, das amüsiert
und voller ironischer Anspielungen
steckt.
VOM MUSIKDRAMA ZUR OPER
Mit KALTE FREIHEIT – SPION
ZWISCHEN DEN GRENZEN kommt
ein musikalisches Drama aus der Zeit
des Eisernen Vorhangs auf die Bühne,
in dem Geheimdienste, tschechische
Grenzsoldaten und Staatskommunisten
mit der Freiheit und den
Hoffnungen der Menschen ein böses,
Weitere Informationen unter:
www.luisenburg-aktuell.de
gefährliches Spiel treiben. Das ist eine
Uraufführung, die die Geschichte
Böhmens und Bayerns in Erinnerung
ruft und das als spannenden Spionage-Thriller
in James-Bond-Manier
erzählt.
Die Oper RIGOLETTO von Giuseppe
Verdi ist sein erfolgreichstes Werk.
Noch heute auf allen Opernbühne zu
sehen, kommt dieses Gastspiel erstmals
auf die Luisenburg.
DER BALL IM SAVOY von Paul
Abraham ist eine frivole, prickelnde
Operette, die neben den Walzerklängen
viel Jazz, etwas Blues und noch
mehr ungarischem Flair enthält.
DIE SCHÖNEN KONZERTE:
LUISENBURG-SPEZIAL
Für Freunde der populären Musik
gibt es die Konzerte bei „Luisenburg-
Spezial“. In diesem Jahr unter anderem
mit Manfred Mann’s Earth Band,
SAGA und Wolfgang Haffner, der Nils
Landgren und Thomas Quasthoff auf
die Luisenburg bringt. Die beliebten
Tribute-Shows sind ebenfalls im
Programm.
| CHRISTOF KALDONEK |
Das Ensemble von SISTER ACT,
Fotos: Florian Miedl
VORSCHAU 2024
Worauf sich Zuschauer
im Sommer 2024 freuen
können
Das Publikum erwartet mit dem
Musical-Klassiker JESUS CHRIST
SUPERSTAR von Andrew Lloyd
Webber ein Hit. Der Schauspielklassiker
EIN SOMMER-
NACHTSTRAUM von William
Shakespeare kommt in einer
neuen Inszenierung auf die
Felsenbühne. Das Familienstück
PIPPI LANGSTRUMPF nach
Astrid Lindgren bietet Jung und
Alt ein Theatervergnügen und
das Rustical DER WATZMANN
RUFT ist ein derber Spaß für
viele Fans der Musikkomödie.
Oper und Operette kommen mit
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
von Richard Wagner und der
burlesken Operette DIE LUSTI-
GEN NIBELUNGEN von Oscar
Straus als Gastspiele passend auf
die große Felsenbühne.
40
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
SEEBÜHNE NAGEL
LEBEN UND FREIZEIT
EIN SEE
FÜR DIE SEELE
Das Kräuterdorf Nagel
bekommt eine schwimmende
Seebühne
Schwimmer, Wanderer, Kräuterliebhaber
und Genießer finden am
Nageler See seit Langem ihren Platz,
und der magische Ort wird nun um
eine Attraktion reicher. Der Gemeinderat
hat Ende Juni 2023 den Bau
einer mobilen Seebühne beschlossen.
Wenn die Bühne wie geplant zur
warmen Jahreszeit 2024 in Betrieb
genommen wird, haben davon viele
einen Nutzen. Denn die Seebühne
soll nicht nur für kulturelle Veranstaltungen
wie Musikabende, Kabarett
oder Sommerkino genutzt werden,
sondern auch für Vereinsfeste und als
Liegefläche möglicherweise sogar für
Sonnenbadende offenstehen.
Die erfolgreiche Teilnahme am
Wettbewerb „Gütesiegel Heimatdorf
2021“ machte die Investition möglich.
In dem Wettbewerb zeichnete
das Heimatministerium bayernweit
14 Gemeinden mit bis zu 3000
Einwohnern mit besonders hoher
Lebensqualität aus, die in der Vergangenheit
mit mindestens einem
Ortsteil am Wettbewerb „Unser Dorf
hat Zukunft“ teilgenommen haben.
Für den Vorschlag, im Nageler See
eine Seebühne zu errichten, erhielt
Nagel als Gemeinde im „Raum mit
besonderem Handlungsbedarf“ eine
Geldprämie von 60.000 Euro.
„Das Projekt sollte einigermaßen
spektakulär sein, einen Blickfang
darstellen und einem ansprechenden
kulturellen Zweck dienen“, sagt
Nagels stellvertretender Bürgermeister
Benjamin Preiß zu den Auswahlkriterien
der Jury. Die Idee zu einer
Seebühne kam nicht von ungefähr.
„Pläne dazu lagen schon länger in der
Schublade“, führt Benjamin Preiß aus.
Bereits in 1990er Jahren wurde offen
in der Gemeinde darüber gesprochen,
das Projekt aber auch aus finanziellen
Gründen nie angepackt.
Der Nageler See ist ein Idyll. Die mobile
Seebühne und die Zuschauertribüne
sollen das harmonische Gesamtbild
nicht stören. Ein Satellitenbild zeigt die
geplante Lage der Seebühne (rot markiert).
Fotos: Eva Hagen, Google Maps
BEFESTIGUNG OHNE ZEMENT
Als Nagel im Jahr 2022 einen Architekten
mit Entwurfsplanungen beauftragte,
wurde schnell klar, dass eine
fest installierte Bühne am Seeufer
wegen zu hoher Kosten und zu viel
Verwaltungsaufwand nicht in Frage
kommt. Die Gemeinde verwarf die
ursprüngliche Planung und entschied
sich stattdessen für eine Bühne auf
dem See. Diese soll über schwere
Granitsteine, die auf dem Boden
aufliegen, aber nicht zementiert sind,
sowie über Stahlseile und zusätzliche
Erdanker so befestigt werden, dass die
gesamte Konstruktion fest auf dem
Wasser steht. Gegenüber der Bühne
will der Architekt an einem kleinen
Hang eine mit Granitsteinen befestigte
Tribüne aufbauen. Hier sollen
bis zu 50 Personen Platz haben. Zusätzlich
können sich Besucher ihren
Platz auch mit Decken oder Campingstühle
selbst organisieren. „Der
Eingriff in die Natur wird minimal
sein“, verspricht Benjamin Preiß. Die
Bühne bekäme einen Holzboden und
füge sich harmonisch in das Landschaftsbild
ein.
In der Münchner Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München
| OLIVER VAN ESSENBERG |
nahmen Nagels Erster Bürgermeister Helmut Voit (links) und
Zweiter Bürgermeister Benjamin Preiß (Mitte) die Auszeichnung
„Gütesiegel Heimatdorf“ aus den Händen von Finanz- und
Heimatminister Albert Füracker entgegen. Foto: PR ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 41
LEBEN UND FREIZEIT
FICHTELGEBIRGSMUSEUM
1
INNOVATIVES R
STREETWORK MUSEUM
das Drogeriemuseum als neuer Teil
der Sammlung und Beispiel
der Vermittlungsarbeit
Einweihung des Museumsmobils
mit dem Projektteam
Ronja Storch und Carolin
Abel, Familie Sack-Kastl und
Zweitem Bürgermeister
Matthias Beck, Weißenstadt
Wie funktioniert Vermittlungsarbeit?
Wie erforschen Museen Objekte und
bewahren sie vor dem Verfall?
Im Rahmen des Modell-Projektes
Streetwork Museum,
gefördert von der Landesstelle
für die Nichtstaatlichen Museen
in Bayern und der Oberfrankenstiftung,
starten die Fichtelgebirgsmuseen
mobil in die
Zukunft.
Das Projekt gewährt einen Blick
hinter die Kulissen der Museumsarbeit
und dokumentiert anhand
Weitere Informationen unter:
Baser_Uno & D.Ruz beim Sprayen des Graffitis
www.fichtelgebirgsmuseum.de/
projekte/streetwork-museum
der umfangreichen Sammlung aus
drei Jahrhunderten exemplarisch
die Wirtschafts- und Zeitgeschichte
der Region. Den Anfang machen der
Umzug und die wissenschaftliche
Erfassung der Objekte, die in die
Sammlung der Fichtelgebirgsmuseen
übergehen. Modellhaft ist die Ermöglichung
von Teilhabe an Museumsarbeit:
Was passiert, wenn ein Objekt
ins Museum aufgenommen wird?
In den dazu staffindenden Projekt-
Workshops kann jeder Interessierte
selbst mitarbeiten und einen Einblick
in die Abläufe von Museumsarbeit
erhalten. 2023, in der Sommerstation
am Weißenstädter See, widmet sich
das Aktionsprogramm zudem den
Themen Drogerie und Kräuterkunde.
NEUE AUSSTELLUNG:
GESCHICHTE DER DROGERIE-
FAMILIE SACK
Ab November 2023 wird im Fichtelgebirgsmuseum
Wunsiedel schließlich
die Geschichte der Drogisten-Familie
Sack aus Weißenstadt zunächst in
einer temporären Ausstellung zu
sehen sein, ab 2024 dann als Inszenierung
zum festen Bestandteil der
Dauerausstellung werden.
Das Museumsmobil „Streetwork
Museum“ wird weiterhin in Fahrt
bleiben und in der Region Station
machen.
| SABINE ZEHENTMEIER-LANG |
42
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
FICHTELGEBIRGSMUSEEN
LEBEN UND FREIZEIT
RUND UM DIE FICHTELGEBIRGSMUSEEN
2
Fichtel-Boom! Fichtelschrauber,
Fichtelrad, Fichtelemojis,
Fichtelpfoten – auf einmal sind
sie überall.
#THEFICHTELIZATION
wie eine Region zur Marke wird
#fichtelbar in
der Ausstellung
#thefichtelization
Das Fichtelgebirge hat seine Attraktivität
in den vergangenen zehn Jahren
durch die Anstrengung vieler Akteure
sichtbar gesteigert. Vor allem Rückkehrer
begeistern sich für die Region
und erkennen ihre Chancen.
Der zunehmende Heimatstolz
wird offensichtlich durch den
Trend, Marken nach dem Fichtelgebirge
zu benennen. Die
Ausstellung #thefichtelization
beschäftigt sich mit diesem
Boom und zeigt, wie sich die
Region in den vergangenen
Jahren durch die Verwendung
der Vorsilbe „Fichtel“ bei
unterschiedlichsten Produkten,
Firmen und Dienstleistern
zu einer Marke entwickelte.
VORLÄUFER:
FICHTELGOLD
Erstmals taucht die Wortschöpfung
1930 bei Sack’s Destille in Weißenstadt
für die Spirituose „Fichtelgold“
auf. Zuerst sind es vor allem Produkte,
die die Vorsilbe „Fichtel“ tragen. Nach
„Fichtelgold“ nennt in den frühen
Die Ausstellung ist bis Oktober 2023 im
Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel zu sehen.
www.fichtelgebirgsmuseen.de
2000-er Jahren die Metzgerei Wunderlich
aus Kirchenlamitz ihre Wurstkonserve
„Fichtelwurst“, 2010 reiht
sich „Fichtelsachen“ der Shirteria
aus Schwarzenbach an der Saale ein.
Ab 2014 setzt der Trend mit „Fichtelschrauber“
bei Firmennamen ein,
gefolgt von „Fichtelrad“ und „Fichtel
Fitness Park“ 2017. Bis heute folgen
viele neue Fichtel-Marken.
In der Ausstellung zeigt die #fichtelcard
die Verortung der Marken und
die landkreisübergreifende Verbreitung
im gesamten Fichtelgebirge.
An der #fichtelbar findet sich eine
Auswahl von Produkten. Sie werden
in der Region produziert und nutzen
die regionale Wertschöpfungskette.
In den #fichtelinterviews sprechen
der Landrat des Landkreises Wunsiedel
und der Leiter der Entwicklungsagentur
über die Weiterentwicklung
der Heimatliebe und Heimatverbundenheit.
Der erste Fichtel-Gründer
berichtet über seine Motivation des
Markenbildungsprozesses. Die #fichtelizationtogo
liefert Informationen
über insgesamt 55 Regionalproduzenten
und – dienstleister zum Mitnehmen.
Die begleitende Broschüre steht
auch online zur Verfügung.
| CHRISTINA HEYDENREICH |
Fotorechte: Fichtelgebirgsmuseum
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 43
LEBEN UND FREIZEIT
FERDINAND REB - TOURISMUS FICHTELGEBIRGE
„Ein neues Qualitätslevel“
Ferdinand Reb, Geschäftsführer der Tourismuszentrale Fichtelgebirge, beschreibt
im Interview, wie die jüngsten Dauerkrisen den Tourismus verändern
44
Wie hat der Tourismus im Fichtelgebirge
die Corona-Pandemie
überstanden?
Ferdinand Reb: Weitestgehend
gut.. Es sind keine Schließungen in
der Gastronomie durch die Pandemie
zu verzeichnen. Dennoch hat die
Krise einige Betriebe an die Grenze
der Leistungsfähigkeit gebracht
und somit auch die ein oder andere
Entscheidung, ob man weitermacht
oder sich strategisch verändert, beschleunigt.
Durch die Corona-Krise
ist zudem ein Großteil des Personals
in andere, verlässlich geöffnete Wirtschaftsbereiche
abgewandert. Das
hat dazu geführt, dass einige Gastronomie-
und Übernachtungsbetriebe
umgedacht haben: Essen to go, Veränderung
im Mittagsangebot, zusätzliche
Ruhetage und Ähnliches sind die
Folgen. Die Auswirkungen werden
besonders bei Gaststätten deutlich,
die nicht in 1 A-Lagen liegen.
Inwiefern wirken sich die Folgen
des Kriegs gegen die Ukraine,
insbesondere die Inflation, auf
den Tourismus aus?
Die durch die Ukraine-Krise hervorgerufene
Preisentwicklung hat alle
Wirtschaftsbereiche in ganz Deutschland
durcheinandergewirbelt. Die
Herausforderung im Tourismus ist,
die Preise neu und flexibel zu kalkulieren.
Die Erfahrung aus dem ersten
Jahr Ukraine-Krise zeigt, dass der Gast
durchaus Verständnis für Preiserhöhungen
hat. Allerdings verändern
sich dadurch teilweise Geschäftsmodelle,
die schon während der Corona-
Pandemie erste Blüten zeigten. Der
Mittagstisch fällt häufig aus, Ruhetage
verändern sich, das Angebot in
der Fläche dünnt aus. Herausfordernd
wird definitiv die Kommunikation
der neuen Situation sein und zwar in
allen Umfängen: nämlich im Bereich
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
Preisentwicklung, im Personalmangel,
bei den Öffnungszeiten, in der
Angebotsgestaltung usw.
Welche Großprojekte sind aktuell
in Vorbereitung oder in der
Umsetzung?
Ferdinand Reb,
Geschäftsführer
der Tourismuszentrale
Fichtelgebirge.
Foto: PR
Man muss ganz klar betonen: Trotz
der multiplen Krisen setzt das Fichtelgebirge
seinen Aufschwung der
vergangenen 13 Jahre fort, auch bei
den Investitionen. So startete 2023
der große Umbau der Seilbahn Nord
am Ochsenkopf, im nächsten Jahr
folgt der Umbau der Seilbahn Süd
mit Erweiterung des Bikeparks und
Ergänzung eines Multifunktions-
Sporthauses an der Bleaml Alm.
Weitere Freizeiteinrichtungen wie
das Bergwerk Gleißinger Fels haben
eröffnet. Das Walderlebniszentrum
in Mehlmeisel ist in Planung, das
Bikeprojekt am Kornberg steht in den
Startlöchern. Zudem gibt es das Besucherlenkungskonzept
Fichtelgebirge
und Steinwald, das unsere Outdoor-
Infrastruktur beim Wandern als auch
beim Mountain-Biken auf ein neues
Qualitätslevel heben wird. Viele private
Investitionen in hochqualifizierte
Ferienhäuser und Ferienwohnungen
wurden bereits und werden auch den
nächsten Jahren realisiert.
Nachhaltigkeit und Digitalisierung
sind zwei Querschnittsaufgaben,
die auch den Tourismus
betreffen. Welche Strategie
verfolgt hier die Tourismuszentrale?
Eine dritte Querschnittsaufgabe ist
noch zu ergänzen, nämlich die Qualität.
Alle drei sind untrennbar miteinander
verbunden. Wobei wir die
Nachhaltigkeit immer im Dreiklang
verstehen: ökologisch, ökonomisch
und sozial. Wie akut ökologische
Nachhaltigkeit ist, haben wir im Winter
2022/23 erlebt, als der Schnee ausblieb.
Unsere Infrastrukturplanungen
zielen daher darauf ab, Frühjahrs- und
Herbstaktivitäten in der Natur auch
im Winter durchzuführen. Zurzeit
erarbeitet die Tourismuszentrale
zusammen mit dem Sportökologie-
Lehrstuhl in Bayreuth Maßnahmen,
die einen Gast dazu bewegen sollen,
auch im schneearmen Winter das
Fichtelgebirge zu besuchen.
Wie erklären Sie einem Fremden
in zwei Sätzen, warum er
das Fichtelgebirge besuchen
sollte?
Weil er im Fichtelgebirge ein nicht
offensichtliches, selbst zu erfahrendes,
ganzjähriges und hochwertiges
Urlaubsangebot bekommt. Dabei
steht die Natur mit ihren ausgedehnten
Wäldern und einzigartigen Felsformationen
im Vordergrund. Ergänzt
durch die authentischen Kultur-,
Gesundheits- und Kulinarikangebote
und die städtischen Kleinode.
INTERVIEW:
OLIVER VAN ESSENBERG
WALDERLEBNISZENTRUM MEHLMEISEL
LEBEN UND FREIZEIT
ENDLICH GEHT ES LOS
Durchbruch für das
Walderlebniszentrum
Mehlmeisel
Was wären wir nur ohne den
Wald? Die vielen Funktionen des
faszinierenden Ökosystems Wald
machen die Walderlebniszentren
in Bayern erlebbar. Nun wird
auch Oberfranken ein eigenes
Walderlebniszentrum bekommen.
Der Haushaltsausschuss
des Bayerischen Landtages hat
9,6 Millionen Euro für den Bau in
Mehlmeisel freigegeben.
„Endlich geht es los“ – mit diesen
Satz artikuliert Mehlmeisels
Bürgermeister Franz Tauber die
Stimmung in seiner Gemeinde.
Die Planungen haben bereits
2018 begonnen. Ministerpräsident
Markus Söder und Forstministerin
Michaela Kaniber haben
ihre Unterstützung für das Projekt
seitdem mehrfach bekräftigt
und das Walderlebniszentrum als
starkes Signal für die Tourismusregion
Fichtelgebirge bezeichnet.
Der Landtagsabgeordnete Martin
Schöffel zieht mit ihnen an
einem Strang und hat zuletzt entscheidend
dazu beigetragen, dass
das Walderlebniszentrum zügig
umgesetzt werden kann.
Ortsbesichtigung im Walderlebniszentrum Grafrath. Von links: Architekt
Andreas Kagerbauer, ehemaliger Mitarbeiter im Bauamt Freising, Georg Dumpert,
ehemaliger Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth,
Landtagsabgeordneter Martin Schöffel. Die Planungen für Grafrath sollen für das
Walderlebniszentrum Mehlmeisel übernommen werden. Foto: Dr. Peter Pröbstle
WALDENTDECKUNG
MIT 3D-BRILLE
Der Neubau soll in unmittelbarer
Nähe des Wildparks Waldhaus
Mehlmeisel entstehen. Das waldpädagogische
Programm, das die
Bayerische Forstverwaltung seitens
des Waldhauses anbietet, findet
schon jetzt vor allem bei Schulkindern
und Familien großen Anklang.
Mit dem Neubau sollen Räume
entstehen, die einen Ausbau und
eine Verbesserung des Angebots
ermöglichen. „Die Vorbereitungen
waren sehr umfangreich. Unter
anderem war auch die Hochschule
Hof mit der Ausstellungskonzeption
befasst und hat einzigartige Vorschläge
für die Wissensvermittlung
gemacht“, führt Martin Schöffel
aus. So sei zum Beispiel geplant,
dass Besucher den Wald mit einer
3D-Brille aus der Perspektive eines
Käfers beziehungsweise von oben,
aus der Vogelperspektive, betrachten
können.
„Ich setze mich seit Langem für die
Erweiterung unserer Walderlebniszentren
ein, weil gerade unsere
Schülerinnen und Schüler und alle
Interessierten mehr über den Wald
lernen müssen. Unser Wald ist ein
einzigartiges Ökosystem mit einer
hohen Artenvielfalt, Wasserspeicher
und Sauerstoffproduzent und ein
wichtiger Rohstofflieferant“, sagt
Schöffel. „Gerade in diesen Zeiten
kann nicht oft genug betont werden,
dass der Wald eine dauernde
CO2-Senke ist, der Wald aber auch
bewirtschaftet und das Holz genutzt
werden muss.“
Die Gemeinde Mehlmeisel erwartet
ein deutliches Besucher-Plus. Schon
jetzt zählt man pro Jahr rund 50.000
Gäste im Wildpark und dem Waldhaus.
Das Walderlebniszentrum
wird diese Zahl wohl um mehrere
10.000 erhöhen. „Das i-Tüpfelchen
wäre nun noch ein Baumwipfelpfad,
von dem man den Wald von oben
betrachten kann“, sagt Bürgermeister
Franz Tauber. Auch dieses
Projekt ist noch nicht auf Eis gelegt.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 45
LEBEN UND FREIZEIT
RUND UM DEN WALDSTEIN
Blick auf die „Schüssel“
(Foto: Christopher Rau)
46
FRISCHER WIND
UND VIEL HISTORIE
Attraktionen rund um den Waldstein
Der Waldstein im Landkreis Hof ist
einer der meistbesuchten Gipfel im
Fichtelgebirge. Vom Aussichtspunkt
„Schüssel“ haben Besucher einen
traumhaften Blick ins Hofer Land.
Doch auch das Angebot zu seinen
Füßen lohnt sich. Zahlreiche Neuerungen
und neugestaltete Angebote
laden die Besucher ein, den Waldstein
und seinen Gemeinden neu zu
entdecken.
BAUERNHOFMUSEUM
KLEINLOSNITZ
Im Oberfränkische Bauernhofmuseum
in Kleinlosnitz (Marktgemeinde
Zell) tauchen die Besucher in
das Leben der Bauern vergangener
Jahrhunderte ein. Im Mai 2023 feierte
das Museum sein 40-jähriges Bestehen.
Im Zuge der Feierlichkeiten
konnte nach langer Renovierung ein
Handwerkerhaus aus Saalenstein mit
Büttnerwerkstatt für die Besucher
zugänglich gemacht werden. Auch
im Dietelhof wurden in den vergangenen
Monaten Sanierungen an
der Scheune und am Steinpodest vor
dem Haus durchgeführt.
FREIBAD ZELL
Nach rund zwei Jahren Bauzeit und
einer grundlegenden Sanierung
feierte die Marktgemeinde Zell im
Sommer 2023 das neu eröffnete
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
Freibad. Ein Sprungbecken, ein
Schwimmbecken mit Startblöcken,
ein Nichtschwimmerbecken, eine
große Doppelrutsche und ein Babybecken
mit Kinderrutsche können ab
sofort genutzt werden.
BURGRUINE WALDSTEIN UND
WALSTEINFESTSPIELE
Im Mittalter versetzten die Ritter
von Sparneck die Waldsteinregion
und die durchziehenden Kaufleute
in Angst und Schrecken, bevor der
Schwäbische Bund im Jahr 1523 dem
Treiben der Raubritter ein Ende setzte.
Heute ist die Burgruine eines der
attraktivsten Ausflugsziele im nördlichen
Fichtelgebirge. Im Juli 2023 jährt
sich die Zerstörung der Waldsteinburg
durch den Schwäbischen Bund
zum 500. Mal. Im Gedenken daran
finden dieses Jahr wieder Waldsteinfestspiele
mit einem Historienspiel
statt, das die Zerstörung der Burg zum
Thema hat. Gleichzeitig gibt es gute
Nachrichten für den Erhalt der Burgruine.
Der Freistaat Bayern fördert
die anstehende Sanierung mit rund
200.000 Euro, um das Gelände für
Besucher besser erlebbar zu machen.
HISTORISCHES ANWESEN
IN SPARNECK
Nach über drei Jahren Bauzeit wurde
das historische Anwesen in der
Münchberger Straße 1 in Sparneck
im Juni 2023 eingeweiht. Die Steinmauern
und Rundbögen erinnern die
Besucher daran, dass das denkmalgeschützte
Haus in der Ortstmitte einstmals
Teil des Sparnecker Schlosses
war. Im ersten Stock sind hochwertige
Büros entstanden. Das historische
Ambiente der Steinscheune kann
jeder genießen und die Räume für
Feiern oder Veranstaltungen anmieten.
Ansprechpartner ist dafür der
Markt Sparneck.
JUBILÄEN IN SPARNECK UND
ZELL IM FICHTELGEBIRGE
Die historische Bedeutung und die
lange Siedlungsgeschichte der Waldsteinregion
wird auch im Rahmen der
Jubiläumsfeiern der beiden Marktgemeinden
Sparneck und Zell im Jahr
2023 deutlich. Sparneck blickt auf
eine 800-jährige Geschichte zurück,
Zell besteht mittlerweile seit 700 Jahren.
Das historische Erbe wird in viele
Veranstaltungen sowie in den Festzügen
zu den Wiesenfesten gefeiert.
| PR |
Neues Freibad in Zell im
Fichtelgebirge (Foto: Landkreis
Hof/ Christian Weber)
Regionalmanagement
Bayern
REGIONALREISE HOFER LAND
LEBEN UND FREIZEIT
„Regional Reise“
durch das
HOFER LAND
Der neue Museums- und Freizeitführer lädt
zu kombinierten Entdeckungstouren ein
Das besondere Konzept des
Buchs namens „Regional
Reise“: In elf Themenwelten
– darunter etwa
Textil- und Industriekultur,
Naturerlebnisse oder Familienausflug
– werden die
Museen und Ausstellungen
des Hofer Landes mit thematisch
und/oder räumlich
passenden Freizeitangeboten
und Natur-Höhepunkten
kombiniert. So bietet
die „Regional Reise“ Inspiration
zur umfassenderen
Ausflugsplanung rund um
den Museumsbesuch – und
das bei jedem Wetter.
„Die Vielfalt unserer Region
spiegelt sich auch in ihren
Museen und Ausstellungen
wider“, sagt Landrat Dr.
Oliver Bär. „Durch die Vorschläge
zum Kombinieren
verschiedener Ausflugsziele
wird das Hofer Land aus besonderen
Blickwinkeln neu
interpretiert.“
„Das Buch nimmt die
Leserinnen und Leser mit
auf eine Reise, die zeigt, wie
einzigartig das Hofer Land
ist. Das Erleben von Geschichte,
Kultur und Natur
lässt sich hier wunderbar
verbinden“, ergänzt Oberbürgermeisterin
Eva Döhla.
Das 130 Seiten starke
Buch enthält vertiefende
Informationen und Hintergründe
zu den Museen und
Ausstellungen. Infos gibt
es auch zu Themen wie
Erreichbarkeit, Barrierefreiheit,
Familientauglichkeit
oder zur Möglichkeit eines
Besuchs mit Hund.
Ein Höhepunkt an sich sind
die vielen beeindruckenden
Fotoaufnahmen im Buch:
Im Rahmen des Fotowettbewerbs
„Hofer Land 2022“
wurden im vergangenen
Jahr über 160 Fotos eingereicht.
Eine Auswahl
der Bilder ist nun auch im
Museums- und Freizeitführer
zu sehen. „Wir vom
Regionalmanagement
freuen uns besonders über
die Möglichkeit, somit die
individuellen Blickwinkel
der Menschen im Hofer
Land im Büchlein darstellen
zu können“, sagt Lena
Reintgen, Regionalmanagerin
des Landkreises Hof.
„Durch die Beteiligung der
Bürgerinnen und Bürger
konnte damit ein Produkt
von der Region und für die
Region geschaffen werden.“
Die gedruckte Version ist - solange
der Vorrat reicht – in vielen Museen im
Hofer Land erhältlich.
Online ist das Buch unbegrenzt
verfügbar unter
regionalreise.hofer-land.de
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Das Regionalmanagement des Landkreises
Hof hat in Zusammenarbeit mit den Museen
in Stadt und Landkreis Hof einen Museumsund
Freizeitführer für das Hofer Land erarbeitet
und gestaltet. Foto: Lkr. Hof
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FÜR DAS ERSTE GENUSSFESTIVAL
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mit handgemachten Genussprodukten
aus Stadt und Landkreis Hof. Probieren,
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VHS Hofer Land
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 47
LEBEN UND FREIZEIT
BAYREUTH-TOURISMUS
DIE WELT
DER WILHELMINE
Bayreuths touristische Höhepunkte – Neueröffnung für das
MARKGRÄFLICHE OPERNHAUS. WELTERBE & MUSEUM
Markgräfin Wilhelmine, Lieblingsschwester des preußischen
Königs Friedrichs des Großen, verwandelte
Bayreuth im 18. Jahrhundert in ein Zentrum der Kunst
und Kultur. Ohne Wilhelmine und ihr einzigartiges
Opernhaus, heute UNESCO-Welterbe, wäre auch Richard
Wagner wohl niemals nach Bayreuth gekommen. Auf dieser
Seite stellen wir drei barocke Perlen vor, die auf Wilhelmines
Wirken zurückgehen und
zu den Orten zählen, die man in
Bayreuth gesehen haben muss.
MARKGRÄFLICHES
OPERNHAUS
Von allen Gebäuden, die Bayreuth
Wilhelmine verdankt, ist
das Markgräfliche Opernhaus
das prachtvollste. Das vom bedeutendsten
Theaterarchitekten
seiner Zeit, Giuseppe Galli-Bibiena,
ausgestaltete Opernhaus gilt als schönstes
Barocktheater. Für Besucher ist das Markgräfliche
Opernhaus ganzjährig fast täglich geöffnet. Am 24.
April 2023 öffnete das „Markgräfliche Opernhaus.
Welterbe & Museum“ seine Pforten. Einer der Höhepunkte
ist die bespielbare Rekonstruktion einer
barocken Bühne. Gäste dürfen hier sogar Elemente
der Bühnentechnik selbst bedienen. Informationen
zum Ablauf der Führungen (z.B. Reservierungsoptionen,
Termine, Gruppenführungen, usw.) unter
www.bayreuth-wilhelmine.de. Foto: PR
EREMITAGE
Die Eremitage ist eine historische Schloss- und
Parkanlage von europäischem Rang. Markgräfin
Wilhelmine begann ab 1735 mit dem
systematischen Ausbau der ehemaligen Einsiedelei.
Sie ließ das Alte Schloss neugestalten
und richtete dort ein Musikzimmer und ein
chinesisches Spiegelkabinett ein, beides herrliche
Kunstwerke der Rokoko. Sie ließ das „Neue
Schloss“ erbauen, mit dem zentralen Sonnentempel
und einer halbkreisförmigen Orangerie
um ein großes Bassin. Die einzigartige Farbgebung
von Sonnentempel und Orangerie wird
durch unzählige Buntglassteinchen und Bergkristalle
erreicht, die die Fassaden schmücken.
Foto: Melanie Schillinger
NEUES SCHLOSS
Die Einzigartigkeit des Neuen Schlosses liegt in der außerordentlichen
Gestaltung seiner Innenräume. Die Garten- und Spalierzimmer,
das Spiegelscherbenkabinett oder das Palmenzimmer,
das als ältester Tempel der Freimaurer in Mitteleuropa gilt, sind
Meisterwerke des Rokoko. Das Neue Schloss Bayreuth gilt deshalb
als eines der Hauptwerke der deutschen Architektur des 18. Jahrhunderts.
Foto: Ramona Schirner
48
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
PRESSECKER KNOCK
LEBEN UND FREIZEIT
EIN
PROJEKT
DER
SUPERLATIVE
Das Natur-Erlebnis-Wäldla
Pressecker Knock
Das nördliche Kulmbacher Land
erhält für das Projekt 'Natur-Erlebnis-Wäldla
Pressecker Knock' den
den größten Leader-Förderbescheid,
der je in Bayern bewilligt wurde. Die
Bandbreite der Maßnahmen ist groß.
Die im wahrsten Sinne des Wortes
Herausragendste: ein Aussichtsturm
auf dem Pressecker Knock.
Ein kurzer Rückblick: 2014 hat die
Gemeinde Presseck das sogenannte
„Radspitz-Knock-Projekt“ angestoßen,
das Jahre später jedoch festgefahren
war. Pressecks Bürgermeister Christian
Ruppert machte sich nach seinem
Amtsantritt 2020 für ein neues
Konzept stark, gemeinsam mit Marktrodach
und der Stadt Wallenfels. Wie
beim Vorgängerprojekt wirkten Vereine
wesentlich an der Ideenfindung
mit. Der Bau eines neuen Turms war
ursprünglich gar nicht geplant. Da der
bisherige, vom Frankenwald-Verein
unterhaltene Aussichtsturm 2021 geschlossen
werden musste, entschloss
sich Presseck kurzerhand, das Projekt
zu erweitern. Alle Planungen und
Anträge rund um den Turm wurden
Die Maßnahmen für das „Natur-Erlebnis-Wäldla Pressecker Knock“ haben ein Volumen
von rund 5,8 Millionen Euro. Die LEADER-Förderung beträgt rund 3,3 Millionen
Euro, dazu kommen Gelder des Freistaats, der Oberfrankenstiftung, des Landkreises
Kulmbach und weiterer Unterstützer. Ein Höhepunkt ist zusätzlich zum Pressecker
Aussichtsturm ein Themenspielplatz am Fuße der Radspitze in der Gemeinde
Marktrodach (Ortsteil Seibelsdorf). Weitere Einzelmaßnahmen wie ein Wasser- und
Naturerlebnisplatz in Wartenfels und ein Kneipp-Park am Leutnitztal in Wallenfels
kommen hinzu. Das gesamte Projekt muss bis Ende 2024 fertiggestellt sein.
Willensstärke und Bescheidenheit soll der moderne Turm am
Pressecker Knock vermitteln, den ein Architekturbüro aus
Wallenfels entworfen hat. Der Turm soll 40 Meter hoch werden
und damit zweimal so hoch sein wie der alte. Von der Plattform
auf 730 Meter Höhe genießt man einen herrlichen Rundumblick.
schnellstmöglich umgesetzt. „Kurz
vor Schluss stand das ganze Projekt
jedoch auf der Kippe“, erinnert sich
Christian Ruppert und fügt hinzu:
„Ohne den entscheidenden Beitrag
unseres Landtagsabgeordneten Martin
Schöffel für diese hohe Förderung,
wäre das Ganze nicht möglich
gewesen.“
Im Mittelpunkt steht laut Christian
Ruppert ein vernetztes Konzept.
Attraktionen für Einheimische und
Gäste sind sinnvoll aufeinander abgestimmt
und in ein touristisches
Informations-Netz eingebunden. Der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel
ist guter Dinge, dass das Projekt weitere
Investitionen im Tourismus nach
sich zieht. „Vor dem Hintergrund
gleichwertiger Lebensverhältnisse
in Bayern müssen wir solche Weiterentwicklungen
unterstützen“, sagt er.
Dafür lohne es sich, zu kämpfen.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 49
LEBEN UND FREIZEIT
FICHTELVERKEHR
Der Landkreis Wunsiedel setzt neue,
attraktive Impulse für sein Mobilitätsangebot
„fichtelverkehr – Besser als laufen“ lautet der Slogan einer Kampagne, die der Landkreis Wunsiedel für
den örtlichen ÖPNV gestartet hat. Sie soll sich nicht nur farblich, sondern auch in der augenzwinkernden
Haltung an die erfolgreichen #freiraumfürmacher und #freiraumfichtelgebirge-Kampagnen anlehnen.
Die Webseite www.fichtelverkehr.de, auf die alle Werbemaßnahmen hinführen, liefert gebündelt
alle Infos zum ÖPNV.
Beim fichtelflitzer handelt
es sich um eine Expressbusverbindung,
die den Marktredwitzer
Bahnhof aus nördlicher und
südlicher Richtung besser anbindet. Ungefähr im
Stundentakt gibt es nun Verbindungen nach Selb,
Waldershof und Mitterteich. Dabei nimmt der Bus
den schnellsten Weg über die A93 und reduziert
die Fahrzeiten zwischen den Orten erheblich. An
den Haltestellen ist der Umstieg auf Linienbusse
und fichtelBAXIs kein Problem.
Das fichtelBAXI ist das bedarfsgerechte, Mobilitätsangebot
im Landkreis Wunsiedel. Es ergänzt das
Linienbusangebot und schafft für viele kleine Ortsteile
erstmalig eine Anbindung an den ÖPNV. Das BAXI fährt
nur dann, wenn ein konkreter Fahrtwunsch vorliegt.
Dabei nimmt es immer den schnellsten Weg zwischen
Start- und Zielhaltestelle. Die Buchung funktioniert bequem
per Telefon bei der Fahrtwunschzentrale
unter 09232 / 80-700 (Montags bis Sonntag
von 7 bis 18.30 Uhr), muss jedoch mindestens 60
Minuten vor dem gewünschten Fahrtantritt erfolgen. Dort
erfahren die Nutzer unter anderem auch die konkrete
Abfahrtszeit.
50
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
| ALEXANDER BOCK |
Auch dieses Jahr verkehrt
ab Mai wieder
das 3Fmobil, das
Netz der Fahrrad- und
Freizeitbusse, die
das Fichtelgebirge,
die Fränkische Schweiz und den Frankenwald
erschließen. Es erstreckt sich über alle Landkreise
des östlichen Oberfrankens sowie kleine Teile
Thüringens, Sachsens und des Bezirks Karlsbad.
Die Verbindung nach Sachsen und Tschechien auf
der Thermenlinie ist eine Neuerung: zum ersten
Mal werden die beiden Länder im Fahrradbusnetz
mitbedient; die Thermenlinie gewährleistet auf
einer Fahrt sogar den Umstieg auf das tschechische
Fahrradbussystem. Innerhalb des Netzes
gibt es zahlreiche Umstiegsmöglichkeiten. Um
einen Platz im Bus zu reservieren, wird vor Fahrtantritt
um eine Registrierung beim Reservierungsund
Buchungs-portal gebeten: www.fichtelgebirge.bayern/natur/radfahren/
radbus-fichtelgebirge. Die Saison dauert
bis zum 1. November 2023; der Bus fährt wie
gewohnt an Wochenenden und Feiertagen und
kann auch als Ergänzung zum üblichen Nahverkehrsangebot
genutzt werden.
Anke Rieß-Fähnrich Medienreferentin
Jean-Paul-Straße 9, 95632 Wunsiedel
Telefon 09232 80 - 540
anke.riess-faehnrich@landkreis-wunsiedel.de
MOBILITÄTSANSÄTZE LANDKREIS BAYREUTH
LEBEN UND FREIZEIT
Der Bürgerbus Bayreuther Land: ein Mercedes Sprinter
mit neun Sitzen und behindertengerechter Einstiegshilfe.
Das Fahrzeug soll im Fichtelgebirge ca. 80.000 Kilometer
pro Jahr zurücklegen. Foto: PR
BÜRGERBUS
„HOHES
FICHTELGEBIRGE“
Das Ehrenamt punktet mit „Bürger fahren
für Bürger“ – Start im Oktober 2023
Wenn Tourismusregionen in Sachen
Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit
Impulse setzen wollen, kommen
sie an strategischen Überlegungen,
wie die Mobilitätssituation zu verbessern
ist, nicht vorbei. Eine spannende
Herausforderung, speziell in ländlichen
Teilräumen.
Mit dem im Oktober startenden
Bürgerbusprojekt „Hohes Fichtelgebirge
und Gefrees“ setzt der Landkreis
Bayreuth diesbezüglich einen starken
Impuls, der zudem fest verankert
ist in der regionalen Gemeinschaft.
„Bürger fahren für Bürger“ heißt die
Devise. Kluge Nahverkehrsangebote
für Einheimische, Touristen und
Naherholer setzen auf die durchschlagende
Kraft des Ehrenamtes. Und das
mit gutem Grund.
Schon lange gibt es im Landkreis
Bayreuth sehr erfolgreiche Bürgerbusprojekte.
Nahezu 50 Prozent der
Landkreisfläche ist, was kommunale
Verkehrsbeziehungen anbelangt, über
Bürgerbusangebote abgedeckt. Fahrer
und Mitfahrer kennen und mögen
sich, der Bus gehört vielerorts zu einer
unverzichtbaren mobilen Infrastruktur
und trägt wesentlich zu einer sozialen
Anbindung der Menschen bei.
Speziell auf dem Land ist der soziale
Aspekt von großer Bedeutung.
INITIATIVE AUS DER REGION
Und jetzt gibt es zum ersten Mal
auch im Fichtelgebirge auf Initiative
aus der Region ein Bürgerbusprojekt,
das mit Mehlmeisel, Fichtelberg,
Warmensteinach, Bischofsgrün und
Gefrees die wichtigsten Orte im
Bayreuther Teil des Fichtelgebirges
verbindet.
Der Start im Oktober 2023 ist gesichert:
15 bis 20 ehrenamtliche Fahrer
stehen zur Verfügung. Sie haben ihre
Tauglichkeit über einen vorgeschriebenen
Medizincheck mit Reaktionstest
nachgewiesen. Das Engagement
im Bürgerbusteam ist hervorragend,
der Fahrplan mit Nahverkehrsangeboten
vormittags und nachmittags
(auch an Wochenenden) ist leistbar
und überzeugt. Der Bürgerbus deckt
einerseits die Mobilitätsbedürfnisse
der Einheimischen ab, zum anderen
ist er für Gäste auch ein Wander- und
Freizeitbus, der Ziele anfährt (z.B. das
Bayreuther Haus), die von herkömmlichen
Bussen nicht bedient werden.
Der Bayreuth Landrat Florian Wiedemann
bringt es auf den Punkt:
„Unsere Bürgerbusse sind die ideale
Ergänzung zum sonstigen ÖPNV-Angebot.“
Der „große Wurf“ steht jedoch
noch bevor. Er soll 2024 mit dem
Expressbus-Konzept gemeinsam mit
dem Landkreis Wunsiedel Realität
werden.
| DETLEV SCHMIDT |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 51
LEBEN UND FREIZEIT
KREATIVES
KUNST,
DIE VERBINDET
UND BEWEGT
DAS KÜNSTLERPAAR
KIESSLING
Ihre Vielseitigkeit beeindruckt immer
wieder. Bärbel und Horst Kießling
haben in den vergangenen 50 Jahren
ein außergewöhnlich breites Werk
geschaffen, das Malerei, Grafik,
Musik, Literatur und Installationen
umspannt. Mit dem Fichtelgebirge
ist das Künstlerpaar so eng verbunden,
wie mit keiner anderen Region,
obwohl die beiden Kreativen mit Ausstellungen
bereits in einigen anderen
Gegenden Europas zu Gast waren.
Gerade mit Kunst im öffentlichen
Raum, ihrem Lieblingsmetier, sind
sie in mehreren Orten des Fichtelgebirges
präsent.
In Marktredwitz, wo das Ehepaar lebt
und eine Galerie in der Ottostraße
unterhält, haben sie seit 2020 mit
farben- und lebensfrohen Installationen
im Auenpark für Aufsehen
gesorgt. „Lass dich von den Musen
küssen“ und „Lass dich beflügeln“
lauteten während der Corona-Pandemie
ihre Botschaften, die sie optisch
mit Kussmündern und vielfarbigen
Flügeln umsetzten. In Selb, Schirnding,
Arzberg und Marktredwitz sind
ihre Skulpturen u.a. zu sehen, für den
Autohof Thiersheim haben sie einen
großformatigen Gemälde-Zyklus geschaffen,
der die vier Jahreszeiten im
Fichtelgebirge darstellt. Hinter vielen
Werken stehen sie gemeinsam als
Urheber. Das wohl bekannteste, am
häufigsten fotografierte Motiv befindet
sich seit 2006 vor dem Landratsamt
Wunsiedel (im Bild) und trägt
den Titel „Kinder – Unsere Zukunft“.
Das Paar wollte mit einer positiven
Aussage für die Region werben und
deutlich machen, „wie gut es Kinder
im Fichtelgebirge haben“. An der Gültigkeit
der Aussage hat sich bis heute
nichts geändert.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
RAUM FÜR RAUM
EINE ENTDECKUNG
www.wilsbergensis.de
52
Im „Kaufmann“ wurden jahrzehntelang
die berühmten Stocknägel hergestellt,
kunstvoll bemalt und verpackt. Später
zog ein Antiquariat ein, das nun in die
Gegenwart hinübergerettet wurde. Das
Haus ist außerdem ein Treffpunkt für
Kunst- und Kulturfreunde. Foto: PR
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
Das Antiquariat Wilsbergensis gehört
zu jenen selten gewordenen Kulturnischen,
die kreative Menschen
begeistern können. Hier reiht sich
Raum an Raum wie in der sprichwörtlichen
Kommode einer Großmama,
die viel zusammenscharte. Nicht nur
viele antiquarische Bücher und ein
paar Neuerscheinungen finden sich
hier, sondern auch ein Archiv mit
Tausenden Stocknägeln – das sind
Metallschildchen für Spazierstöcke –,
ein lieblicher Innenhof, ein Meditationsraum
sowie Veranstaltungs- und
Ausstellungsflächen für Künstler,
Kino, Musik und Gespräche aller Art.
Beachtlich ist auch der Keller, der sich
bis unter den Weißenstädter Marktplatz
erstreckt und bei Führungen
besichtigt werden kann.
Das Projekt wird von einem Freundeskreis
getragen. „2021 befand sich
alles noch in den Kinderschuhen,
nun sind wir dabei, erwachsen zu
werden“, sagt die Tourismus-Fachfrau
Kerstin Olga Hirschmann. Sie gehört
neben Klaus Dietz, Philipp Charaoui
und Heinz Späthling zur Gründungsgruppe.
Olgas Beziehung zu dem
Haus ist eine besondere, da ihre Urgroßmutter
eine geborene Kaufmann
war und auf liebevolle Weise damals
schon in dem Haus wirkte. Dabei
sollte ein prominenter Fichtelgebirgler
nicht vergessen werden: der
Steinmetz und Unternehmer Erhardt
Ackermann, denn dieser ehrwürdige
Mann kam in dem Haus 1813 zur
Welt. Es ist dem leitenden Trio Olga,
Klaus und Philipp sowie den Freunden
des Antiquariats hoch anzurechnen,
dass sie das Haus nach Jahren
des Leerstands saniert und einer
neuen Nutzung zugeführt haben.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
GEÖFFNET
Mittwoch und Samstag
von 14 bis 20 Uhr
und nach Vereinbarung
LIFE-KINETIK
LEBEN UND FREIZEIT
MIT GEHIRN UND BEWEGUNG
ZU MEHR LEISTUNG
Jonas Zeidler bietet im
Fichtelgebirge ein neuartiges
Trainingsprogramm an:
„Life Kinetik“
„Life Kinetik“ ist für Vieles gut. Als
Vorbeugung gegen Burn-Out oder
Demenz, als Weg zu mehr Wohlbefinden
und mehr Leistungsfähigkeit
im Alltag. Während bei
vielen Trainings nach wie vor die
körperliche Fitness im Vordergrund
steht, geht dieses neue Programm
etwas weiter: Es verbindet leichte
Bewegungen mit Denkaufgaben
und bietet ganz ohne Schwitzen
einen Mehrwert, an den Kraft- oder
Konditionstraining nicht heranreichen.
Prominente Sportler wie der
Skifahrer Felix Neureuther schwören
auf „Life Kinetik“. Im Fichtelgebirge
bietet Jonas Zeidler als bislang erster
und einziger Coach „Life Kinetik“ für
jedermann an.
Jonas Zeidler wuchs in Marktleuthen
im Fichtelgebirge auf und bildete
sich zum Fitnesstrainer fort. Ein
befreundeter Osteopath machte den
sportbegeisterten Trainer auf das
Angebot aufmerksam. „Ich fand es
sofort unheimlich spannend, weil es
alles abdeckt“, berichtet Jonas Zeidler,
und genau diese Begeisterung
kann er nun an die Teilnehmer seiner
Kurse weitergeben. In Selb steht
ihm für die Übungen ein Fitness-
Studio zur Verfügung, in Marktleuthen
eine Physio-Praxis. Wobei das
Angebot örtlich prinzipiell ungebunden
ist. Die Übungen kann Jonas
Zeidler auch in einer Firma, als Teil
einer Teambuilding-Maßnahme oder
privat abhalten, in Präsenz-Veranstaltungen
sowie online.
Doch was macht
man bei Life Kinetik
eigentlich? Auf den
kleinsten gemeinsamen
Nenner gebracht, geht
es darum: Ein Trainer
setzt einen akustischen
oder optischen Reiz,
der Teilnehmende
führt je nach Reiz eine
andere Bewegung aus,
bewegt sich bei der
Farbe Rot zum Beispiel
nach vorne, bei Grün
nach hinten. Was sich
einfach anhört, kann
kompliziert werden,
sobald die Teilnehmer
Wahrnehmung und Bewegung
auf ungewohnte
Weise koordinieren
müssen. „Wenn ich gezielte
Bewegungen mit
dem linken Fuß und
mit dem rechten Arm
gleichzeitig ausführen
soll, ist das für viele
Menschen erstmal eine
schwierige Herausforderung,
weil wir im Alltag
nichts über Kreuz
machen“, erklärt Jonas
Zeidler. „Life Kinetik“
besteht aus vielen
solcher Übungen, die
herausfordernd sind
und Spaß machen, gerade
weil hier niemand
perfekt ist.
Fitnesstrainer und Life Kinetik-Coach Jonas Zeidler. Fotos: PR
Jonas Zeidler
Life Kinetik & Personal Trainer
Tel. 0151 / 50049929
www.jonas-zeidler.de
hi@jonas-zeidler.de
NACHWEISLICH POSITIVE EFFEKTE
Die nachgewiesenen Effekte sind bei einem systematischen
Training – eine Stunde pro Woche,
insgesamt zwölf Wochen – bemerkenswert. „Life
Kinetik“ baut das Netzwerk unserer Nerven- und
Sinneszellen, die mit den Muskeln verbunden sind,
kontinuierlich aus. Das Gehirn und die Motorik werden
generell leistungsfähiger. Die Übungen steigern
schon in jungen Jahren die Aufmerksamkeit und
die Konzentration, beugen im Beruf dem Burn-Out
vor, reduzieren das Stress-Level und vermindern das
Risiko von Demenz, wenn die Menschen rechtzeitig
mit dem Training anfangen.
Mit seiner Begeisterung für „Life Kinetik“ und seiner
offenen Art hat Jonas Zeidler schon einige Menschen
angesteckt. Seit April 2023 bietet er die Übungen
auch in Kombination mit Wander-Einheiten als
sogenanntes Brainwalking an. Gerade im Naturpark
Fichtelgebirge ist dies ein reizvolles Angebot.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 53
BILDUNG UND KARRIERE
Lange Lebensdauer Ihrer Maschinen
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BILDUNG UND KARRIERE
DIE
MOBILITÄT DER NÄCHSTEN
GENERATION GESTALTEN
Der Studiengang Design & Mobilität der
Hochschule Hof bildet in Selb DesignerInnen für
die Mobilitätslösungen der Zukunft aus
Der Studiengang Design & Mobilität
beschäftigt sich mit allen Facetten der
Mobilität vom urbanen öffentlichen
Transport über den interkontinentalen
Fernverkehr bis zum individuellen
Kleinfahrzeug. Durch Kooperationen
mit verschiedensten Partnern
aus Industrie und Wissenschaft ist
die Ausbildung über die akademische
Welt der Hochschule hinaus mit der
Arbeitswelt eng verzahnt.
Ziel der Ausbildung ist es, im industriellen
Umfeld und in selbständiger
Tätigkeit fachübergreifend tätig sein
zu können. Auch strategisches und
prozessorientiertes Denken sowie
nutzerzentriertes Vorgehen sind
fester Bestandteil der Arbeitsweisen
im Studiengang, so wie Kompetenzen
in digitaler Visualisierung, der Entwicklung
dreidimensionaler Computermodelle
(CAD / CAS), in der
Entwicklung virtueller Realitäten und
Animationstechniken.
SKIZZENARBEIT IST
UNVERZICHTBAR
Die Skizzenarbeit bleibt jedoch der
Kern des dynamischen Designprozesses.
Sie ist unverzichtbar für die
Darstellungstechnik, die Kreativtechnik,
die Ideennotiz und ein grundlegender
Bestandteil der gemeinsamen
Sprache. So werden Skizzen genutzt,
um schnell und effizient Designoptionen
zu entwickeln, zu speichern,
zu kommunizieren und deren Wert
zu beurteilen.
„Design und Mobilität“ enthält sowohl
gestalterische als auch technische
Fächer. Die Absolventen sollen
in der Lage sein, im industriellen
Umfeld und in selbständiger Tätigkeit
fachübergreifend zu agieren, um
in heterogenen Projektteams einen
wertvollen Beitrag zur Gestaltung der
Mobilitätsanforderungen der Zukunft
zu leisten.
Das Studium ist in einen Grundlagen-,
einen Kern- und einen Spezialisierungsbereich
unterteilt. Jeder
Abschnitt umfasst zwei inhaltlich
verwandte Ausbildungssemester.
Zur Lehre gehören neben einer
gründlichen Wissensvermittlung
auch mehrere praktische Projekte, in
denen Kreativität, Kommunikationsfähigkeit
und Engagement erprobt
werden. Im fünften Studiensemester
findet ein praktisches Studiensemester
bei einem Designstudio oder
der Designabteilung eines Unternehmens
statt. Der Spezialisierungsbereich
bietet neben obligatorischen
Studieninhalten frei wählbare Module
an und endet mit der Fertigstellung
der Bachelorarbeit. Nach erfolgreich
abgelegter Bachelor-Prüfung verleiht
die Hochschule Hof den akademischen
Grad Bachelor of Arts (B.A.).
| PR |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 55
BILDUNG UND KARRIERE
DIALOGSCHMIEDE
Gute Führung hat eine Strategie: Die
Personalentwicklerin Silke Küstner
hilft Führungskräften in kleinen und
mittelständischen Unternehmen dabei,
ihre Potenziale noch besser
zu entfalten. Fotos: PR
DIE
FEINEN
UNTERSCHIEDE
www.dialogschmiede.eu
Interkulturelle Teams sind eine Herausforderung für Unternehmen –
Die „Dialogschmiede“ hilft dabei, Risiken in Chancen zu verwandeln
Silke Küstner
Um im Alltag effektiv kommunizieren
zu können, stützen sich Menschen
auf vielerlei Gebräuche. So
weit, so normal. Was aber, wenn die
Kommunikation nicht funktioniert,
wenn die Menschen die Gebräuche
nicht teilen, weil sie aus unterschiedlichen
Kulturen stammen? Hier
lauern unzählige Stolpersteine. Damit
Unternehmen diese Fallen aus dem
Weg räumen können, hat Silke Küstner,
Inhaberin der Personalentwicklungsagentur
„Dialogschmiede“, ein
Programm konzipiert, das sich dem
Führen internationaler Teams widmet.
Silke Küstner hat an der WiSo-Führungskräfte-Akademie
der Universität
Erlangen eine Ausbildung
zur zertifizierten Personalentwicklerin
absolviert und entwickelt ihre
Programme für jedes Unternehmen
individuell, ganz nach dessen Bedarf
und Budget. Der Umfang kann von
einer eintägigen Impulsveranstaltung
bis zu einer langfristigen Begleitung
reichen. „Interkulturelles Führen ist
ein großes Thema, da Unternehmen
immer internationaler werden“, sagt
Silke Küstner. Für alle Programme,
die sie entwirft, sei es zu Resilienz,
Führungsverantwortung, Personalbindung,
persönliche Wirkung oder
anderen Themen, sucht sie exzellente
Coaches aus.
HERVORRAGENDE EXPERTISE
Beim Thema interkulturelles Führen
können die Teilnehmer von der
Expertise der Beraterin Anouk Ellen
Susan profitieren. Sie blickt auf 20
Jahre Führungserfahrung im internationalen
Kontext zurück und war in
über zwölf Ländern für das Marketing
verantwortlich. Sie weiß um die Probleme,
aber auch um die Chancen der
Zusammenarbeit in Teams und mit
Geschäftspartnern aus unterschiedlichen
Kulturen. Auch nonverbale
Missverständnisse könnten sehr viel
Schaden anrichten, erklärt Silke Küstner.
Während das Daumen-Hoch-Zeichen
bei uns und in vielen anderen
Ländern Zustimmung signalisiere,
fühle man sich in Japan, Indonesien
und Lateinamerika beispielweise
persönlich beleidigt, wenn jemand
dieses Zeichen einsetzt.
Für Silke Küstner und Anouk Ellen
Susan sind interkulturelle Teams
prinzipiell ein Gewinn, sofern die
Führungskraft sich der damit verbundenen
Verantwortung stellt.
„Gemischt besetzte Teams sind agil,
flexibel, offen, kreativ. Sie können
die Lösungsansätze von Unternehmen
gerade im Entwicklungsbereich
enorm erweitern“, betont Silke
Küstner. Zu dieser positiven Einschätzung
gelangen auch Studien, die die
Arbeitsergebnisse gemischter Teams
und gleichartig besetzter Gruppen
miteinander verglichen haben.
Führungskräfte, die ihr Personal ganz
bewusst interkulturell besetzen und
es dahingehend weiterentwickeln,
können somit einen Wettbewerbsvorteil
erzielen und zugleich die
Arbeitszufriedenheit verbessern.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
56
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
BILDUNG UND KARRIERE
Bau mit uns
Bewirb dich für Selb
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BILDUNG UND KARRIERE
STIFTUNG RESILIENZFORUM
Ein neuer
Glücksort
58
Die Stiftung ResilienzForum will mit einem neuen
Kompetenzzentrum in Bad Alexandersbad einen Beitrag
dazu leisten, die Region krisenfest zu machen
Die vielschichtigen Krisen, denen
wir aktuell ausgesetzt sind, rufen
geradezu nach mentaler und körperlicher
Stärkung. Resilienztrainings
vermitteln das entsprechende Handwerkszeug.
Dabei ist Resilienz, mehr
als nur Stress-Management, praktisch
immer, für unendlich viele Herausforderungen
nützlich, weiß Ella Gabriele
Amann, eine Kapazität in diesem
Bereich. Sie bietet ihr Know-how
Kommunen, Unternehmen, Privatpersonen
und Trainern im gesamten
deutschsprachigen Raum an.
Nun auch im Fichtelgebirge: In Bad
Alexandersbad hat sich Ella Gabriele
Amann mit dem Resilienz Kompetenz-
und Ausbildungszentrum der
Stiftung ResilienzForum niedergelassen.
Der Ort der neuen Bildungseinrichtung
hat einen sprechenden
Namen: „Häppy House ONE“.
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
Ella Gabriele Amann ist seit gut 30 Jahren als Lehrtrainerin und
Business-Coach in den Bereichen Resilienz, Future Skills, New
Work, Angewandte Improvisation und Lebenslanges Lernen tätig.
Sie hat einschlägige Bücher zu den Themen verfasst, Methoden
entwickelt und 2018 die Stiftung ResilienzForum gegründet. Mit
ihrer Erfahrung in der Konzeption von Entwicklungs- und Weiterbildungsmaßnahmen
für Unternehmen und ihren bewährten
Methoden für ein neues, integratives Gesundheitscoaching, bereichert
sie die Bildungsregion Fichtelgebirge. Fotos: PR
Schließlich sind Glück und Wohlbefinden
wesentliche Dimensionen
starker, resilienter Menschen.
Zu Ella Amanns professionellem
Netzwerk gehören derzeit rund 100
aktive Trainer, die alle Formate des
Resilienztrainings abdecken. In Zukunft
will die Stiftungsgründerin ihr
Know-how vor allem im Fichtelgebirge
entfalten, weil sie hier, des vielen
Herumreisens ein wenig müde, eine
Wahlheimat gefunden hat. Der Einstieg
in die Region kam für die Berlinerin
über den persönlichen Kontakt
zu Gisela Schwarz-Bäuml, Inhaberin
des Bauzentrums Sievert in Marktredwitz,
zustande. Die Unternehmerin
aus dem Fichtelgebirge hatte bei ihr
eine Ausbildung für individuelle und
organisationale Resilienz absolviert.
Aus der sehr positiven Erfahrung bei
der Anwendung im eigenen Betrieb
heraus und mit dem Ziel, die hohe
Fachkompetenz der Expertin Ella
Amann ins Fichtelgebirge zu holen,
machte sie ihr daraufhin die Region
und das Haus in Bad Alexandersbad
als Raum für Coachings schmackhaft.
Der Förderverein Fichtelgebirge
hat sich bereit erklärt, das Projekt
ehrenamtlich durch Vernetzung und
Sponsorensuche zu unterstützen.
Ella Amann denkt bereits weit nach
vorne: „Wir wollen herausfinden, was
Institutionen und Einzelne beitragen
können, damit die Region krisenfest
wird. Ein Ziel wäre es, dass die
Prinzipien der Resilienz in 20 Jahren
in jeder Schule und jedem Kindergarten
vermittelt werden und selbstverständliche
Fähigkeiten bilden wie die
Grundkompetenzen in Rechnen und
Schreiben“, sagt sie über ihre Motivation.
Einblicke in die Arbeit der Akademie
gewähren die offenen Workshops, die
sie in Bad Alexandersbad anbietet. Sie
dauern jeweils 90 Minuten. Im Anschluss
besteht bei einem Grillabend
oder am offenen Kamin die Gelegenheit,
die Gespräche fortzusetzen.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
www.HappyHouse.Academy
www.ella-gabriele-amann.com
MODELLREGION RESILIENTES FICHTELGEBIRGE
BILDUNG UND KARRIERE
FÖRDERER FÜR DAS
RESILIENTE FICHTELGEBIRGE
Ein neues Modellprojekt
des Fördervereins
Das Fichtelgebirge ist krisenerprobt.
Um die Herausforderungen
des Strukturwandels
zu meistern, hat
sich die Region in den
vergangenen Jahrzehnten
beachtlich weiterentwickelt
und stabilisiert. Die
gewonnenen Erkenntnisse
kann man unter dem
Stichwort 'Resilienzbildung'
zusammenfassen. Resilienz
ist jedem Menschen gegeben.
Viele verlernen jedoch die eine
oder andere Fähigkeit, Krisen für eine
positive Weiterentwicklung zu nutzen.
Das gilt auch für Organisationen
und Regionen. Resilienzbildung ist
daher eine gesellschaftliche Aufgabe,
von der die Menschen in der Region
– und gerne auch außerhalb – langfristig
profitieren können.
TEIL DES LEITBILDES
Der Förderverein Fichtelgebirge
hat sich die Resilienzförderung im
Rahmen seiner Leitbildarbeit bereits
vor zehn Jahren zum Ziel gesetzt.
Bambus Prinzip
Auf dieser Grundlage hat der Verein
in Zusammenarbeit mit der Resilienz-Expertin
Ella Gabriele Amann
nun ein neues Projekt initiiert: die
"Modellregion Resilientes Fichtelgebirge".
Mit Hilfe von Multiplikatoren
und Netzwerkern vor Ort sollen erste
Resilienz-Modellprojekte entwickelt
werden. Es wurden acht Berufsfelder
definiert, in denen in der Anfangsphase
zunächst ein bis zwei, später
bis zu zehn Multiplikatoren für die
Umsetzung verantwortlich sein
sollen. So sind Modellprojekte
in Kindergärten, Schulen
und sozialen Einrichtungen
sowie in den Branchen
Kultur, Wirtschaft und
Gesundheit geplant. Erste
Sondierungsgespräche
mit Fachexperten aus
dem Pflegebereich laufen
bereits. Weitere interessierte
Personen und Institutionen
können sich beim
Förderverein melden.
Die Stiftung ResilienzForum, der
Ella Gabriele Amann und ein erfahrenes
Team von Resilienz-Trainern
angehören, wird die Multiplikatoren
als Ansprechpartner für Organisationen
und Einzelpersonen im Fichtelgebirge
ausbilden (siehe Beitrag auf
gegenüberliegender Seite). „Mit Ella
Amann und ihrem erfahrenen Team
wollen wir die Resilienzförderung
fundiert und strukturiert angehen,
um das Fichtelgebirge zum Wohl
der Menschen weiterzuentwickeln“,
betont Sybille Kießling, Vorstandsmitglied
des Fördervereins.
| OLIVER VAN ESSENBERG |
SO KÖNNEN SIE UNTERSTÜTZEN
Die Stiftung ResilienzForum unterstützt Projekte,
die es Menschen und Systemen ermöglichen, im
Umgang mit individuellen und gesellschaftlichen
Transformationsprozessen, innovativer, widerstandsfähiger
und krisensicherer zu werden. Sie können
den Aufbau des neuen Seminar- und Kompetenz-
Zentrums, die Qualifizierung von professionellen
Resilienz-Beratern und die Durchführung von
Modell-Projekten in der Region unterstützen.
Hier können Sie sich informieren und spenden:
https://www.betterplace.org/de/projects/116352-
aufbau-unseres-resilienz-kompetenz-zentrums-im-fichtelgebirge
Bei einer dreitägigen Klausur im Bad Alexandersbader
„Häppy House ONE“ erarbeitete die
Projektgruppe des Fördervereins mit Vertretern
von Partnerinstitutionen im November 2022 ein
entsprechendes Grundgerüst für die "Modellregion
Resilientes Fichtelgebirge". Foto: PR
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 59
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Erfahrener Gastronom betreibt
das Kornberghaus im Fichtelgebirge
Die erste Brotzeit auf der Terrasse des neuen
Kornberghauses machten die Initiatoren (von
links): die Landräte Peter Berek (Wunsiedel)
und Dr. Oliver Bär (Hof), Stefan Scherdel von der
gleichnamigen Brauerei, Geschäftsführer und
Pächter Sebastian Zeidler, Wirt Holger Altmann
sowie Stefan Krippendorf, Geschäftsführer
Zweckverband Großer Kornberg
Mit 827 Metern ist der Kornberg
nordöstlicher Eckpfeiler des
Fichtelgebirges. Für mehrere Gemeinden
ist er der Hausberg. Die
Schönburgwarte auf dem Gipfel
wird von sieben Ortsgruppen des
Fichtelgebirgsvereins betreut.
In den letzten Monaten hat sich am
Kornberg viel getan. Eine moderne
Gastronomie, das Kornberghaus,
wurde geschaffen. „Hier verbinden
wir Wohlfühlen und Genießen im
Einklang mit der Natur", sagt der
Hofer Landrat Dr. Oliver Bär über
das neue Haus. „Hier kommen
auch Professionalität und Emotion
zusammen", ergänzt Peter Berek,
der Landrat von Wunsiedel, und
spricht über Pächter Sebastian
Zeidler.
Zeidler betreibt mehrere gastronomische
Einrichtungen im Fichtelgebirge.
Mit seinem Team soll er
dem neu geschaffenen Treffpunkt
für Ausflügler, Radfahrer und
Wanderer Leben einhauchen. Als
Wirt und Koch vor Ort wird Holger
Altmann die Gäste willkommen
heißen. „Ich habe meine Lehre
in einer ähnlichen Berghütte im
Bayerischen Wald gemacht", erzählt
Altmann. „Es ist fantastisch, jetzt
wieder in einem solchen Haus
mitten im Wald zu arbeiten."
Das Kornberghaus ist von Montag
bis Sonntag von 11 bis 21 Uhr
geöffnet. Neben dem regulären
Betrieb sind Themenabende und
Events geplant. Darüber hinaus
sind geschlossene Gesellschaften
wie Firmen- und Familienfeiern
möglich.
BERGHÜTTEN-KÜCHE
Was das Speisenangebot betrifft, erklärt
Altmann: „Wir orientieren uns
am Thema 'Berghütte'. Von 11 bis 14
Uhr bieten wir eine Speisekarte mit
Gerichten wie Schnitzel, Gulasch,
Germknödel und Kaiserschmarrn.
Von 14 bis 17 Uhr gibt es eine
Brotzeitkarte. Abends ab 17 Uhr
gilt wieder die normale Karte." Am
Sonntag steht eine Braten-Karte zur
Verfügung. Darüber hinaus gibt es
täglich Kaffee, Kuchen und Torten.
Der Lillet Wildberry oder „das Aperölchen
für Zwischendurch“ dürfen
natürlich nicht fehlen.
| MARTIN SCHIKORA |
buero-arndt-schatz.de
HEIKE ARNDT
wurde erstellt von ...
dieses Magazins
Garfikdesign
Das
GENIESSEN
SANIERUNGSPROJEKT - INTEGRATIVES BISTRO
LEBEN, ARBEITEN
UND GENIESSEN
AM MARKT
Die Aumer Group verleiht
historischen Gebäuden am
Wunsiedler Marktplatz neuen
Glanz. Als einen Höhepunkt
sieht das Konzept ein
integratives Bistro vor
Ein mittelständisches Unternehmen
mit langjähriger Erfahrung in der
Sanierung und Revitalisierung von
Immobilien setzt derzeit ein umfangreiches
Sanierungsprojekt in
Wunsiedel um. Im Herzen der Stadt
generalsaniert die Aumer Group drei
historische Gebäude am Marktplatz.
Im Rahmen dieser revitalisierenden
Maßnahmen entsteht außerdem ein
besonderer Höhepunkt – ein Bistro
mit Café und Bar, das als Inklusionsbetrieb
geführt wird.
Obwohl das ursprüngliche
Interesse von Ernst Aumer,
Seniorchef der Aumer Group,
dem Wunsiedler Hof galt, zwang die
unvorhergesehene Corona-Pandemie
das Unternehmen, seine Pläne
zu überdenken. Die Stadt Wunsiedel
zeigte großes Interesse daran,
potenzielle Käufer nicht ziehen zu
lassen und bot der Aumer Group die
drei Immobilien am Marktplatz 5 und
7 sowie die Alte Ratsgasse 4 an. Die
Entscheidung, in Wunsiedel zu investieren,
wurde maßgeblich durch das
stimmige Konzept von Dekan Peter
Bauer beeinflusst. So erwarben Ernst
und Matthias Aumer im Jahr 2021 die
Häuser. Seitdem wird mit Hochdruck
an der Generalsanierung, die im März
2024 abgeschlossen werden soll, gearbeitet.
62
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
Ernst-Matthias Aumer, Geschäftsführer der Aumer Group,
und Sabine Reichel-Fröhlich, Geschäftsführerin der Bistro
am Markt gGmbH, freuen sich auf die geplante Eröffnung
des Bistros im März 2024, während die Arbeiten auf der
Baustelle voranschreiten. Foto: PR
Derzeit sind die Gebäude von Absperrungen
umgeben, doch man
kann bereits erahnen, dass dort
etwas Außergewöhnliches entsteht.
Matthias Aumer, Mitglied der Unternehmerfamilie
und Projektverantwortlicher,
betont: „Wie bei jedem
unserer Bauprojekte gilt es, sehr viele
verschiedene Dinge unter einen Hut
zu bringen. Wir versuchen, viel Altes
zu erhalten, was den Objekten den
besonderen Charme verleiht. Unsere
SANIERUNGSPROJEKT - INTEGRATIVES BISTRO
GENIESSEN
Die drei Gebäude des „Bistro am
Markt“ werden nicht nur ein Ort der
gastronomischen Freude sein, sondern
auch anderen gemeinnützigen Organisationen
wie Beratungsstellen und
Diakoniestation Raum bieten. Fotos:
Alexander Stöhr und Annett Siegel
erfahrenen Spezialisten vor Ort kümmern
sich darum, dass alles nach Plan
läuft. Wir bevorzugen auch die Zusammenarbeit
mit Handwerkern aus
der Region, um die lokale Wirtschaft
zu stärken und die Gemeinschaft zu
unterstützen.
NEUES BISTRO – EIN ORT
DER VIELFALT
Der Inklusionsbetrieb „Bistro am
Markt gGmbH“ wird als hundertprozentige
Tochter des Evangelischen
Diakonievereins Wunsiedel
betrieben. Entstehen soll ein Ort
der Begegnung, der zum Verweilen
einlädt und Menschen zusammenbringt.
„Die einzigartige Atmosphäre
der alten Mauern und Decken wird
die Gäste verzaubern“, erklärt Sabine
Reichel-Fröhlich, Geschäftsführerin
der neu gegründeten gGmbH. Wenn
im Sommer die Sonne strahlt, werden
auf dem Marktplatz Bistrostühle und
Tische aufgestellt. Bei schlechtem
Wetter bietet ein überdachter Innenhof
angenehme Sitzmöglichkeiten.
Das Herzstück des Bistros ist die von
Profis geplante Küche. „Wir werden
überwiegend regionale und bioregionale
Produkte verarbeiten. Die Küche
wird ein Ort der Kreativität und des
Geschmacks“, schwärmt Sabine Reichel-Fröhlich.
Neben speziellen Mittagsangeboten
und einer verlockenden
Abendkarte stehen kleine Snacks
wie Sandwiches und Kuchen immer
zur Verfügung. Sowohl Suppen,
Salate, Hauptgerichte als auch Snacks
sind zum Mitnehmen erhältlich. Der
Einsatz von Mehrwegverpackungen
spiegelt die zukunftsgewandte
Ausrichtung des Bistros wider. Ob
Einheimischer oder Gast – das „Bistro
am Markt“ ist ein Ort, an dem sich
alle willkommen fühlen und schöne
Momente genießen können.
| PR |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 63
GENIESSEN
NAHVERSORGUNG
WEITER NAH VOR DER HAUSTÜR
EINKAUFEN
Während Vollsortimenter und Discounter in der Fläche kämpfen, blutet
vielerorts innerörtliche Infrastruktur aus – gerade bei uns auf dem Land.
Der Metzger – geschlossen. Der einzig verbliebene Dorf-Bäck‘ – Ofen
aus. Und dann zapft auch noch der letzte Gastwirt sein finales Seidel.
Gegen diesen Trend stemmen sich kleinere Ortschaften mit völlig unterschiedlichen
Konzepten. In Thierstein zum Beispiel hat die Dorfgemeinschaft
vor Jahren einen auf Regionalprodukte spezialisierten Dorfladen
etabliert. Das Lorenzreuther „Lodl“ verfolgt ein ähnliches Konzept. Wir
stellen hier zwei weitere Alternativen vor.
DAS WALDSTEINLÄDLA
DORFLADEN
DER MODERNEN ZEIT
Auch frisches Obst und Gemüse wird im Zeller Waldsteinlädla
täglich angeboten. Neben einer klassischen
Auswahl im Lebensmittelbereich steht auch ein Raum
für die Regionalvermarktung zur Verfügung.
64
Nachdem der letzte Dorfladen 2019
schloss, sah es in Zell zappenduster
aus für die Nahversorgung der 1800
Einwohner. Da hatten Leonard König
und Pascal Timmel die Idee, einen
digitalen Dorfladen zu schaffen. So
entstand das Konzept von ARUDU –
„Alles. Rund um die Uhr“. Die frühere
Sparkasse wurde dafür zum „Waldsteinlädla“
umgebaut. Im Frühjahr
2022 feierte die Bevölkerung die Eröffnung
des innovativen Projekts. Per
Online-Befragung beteiligte sich ein
Großteil an der Sortimentsgestaltung.
Nach und nach wurde die Regionalvermarktung
ausgebaut.
Der Eintritt in den Laden, der rund
um die Uhr und an sieben Tagen
in der Woche geöffnet ist, erfolgte
anfangs über eine Mitgliedskarte, die
heute knapp 90 Prozent der Zeller
besitzen. Mittlerweile ist der Zugang
zum Waldsteinlädla auch mit EC-Karte,
Kreditkarten wie Mastercard, Visa
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9
oder American Express oder digitalen
Zahlungsmethoden wie Apple Pay
und Google Pay möglich.
Das Produktsortiment besteht hauptsächlich
aus regionalen Waren, was
es ermöglicht, die Preise auf Supermarktniveau
zu halten. Ein besonderer
Höhepunkt ist die Möglichkeit,
über eine App das aktuelle Sortiment
einzusehen und sich einen digitalen
Einkaufszettel zu schreiben. Das
Konzept wird hervorragend angenommen.
Es haben sich bereits
Anfragen aus anderen Gemeinden
in Bayern ergeben. Über neue
Ideen wie zum Beispiel einen
Lieferdienst wird nachgedacht.
Neben den 80 Quadratmetern
Verkaufsfläche bietet das Waldsteinlädla
übrigens auch ein
gemütliches Café auf 20 Quadratmetern
sowie eine Ladestation
für Elektromobilität.
Das gesamte Ambiente wirkt wie ein
kleines Dorfzentrum. Das Waldsteinlädla
in Zell im Fichtelgebirge ist ein
Paradebeispiel für die gelungene Verbindung
von traditionellem Dorfladen
mit moderner Technik. Es schafft
nicht nur eine neue Einkaufsmöglichkeit
für die Bewohner, sondern ist
auch ein Gemeinschaftszentrum, in
dem man gerne verweilt.
Das Waldsteinlädla in Zell ist
24 Stunden sieben Tage in
der Woche geöffnet.
NAHVERSORGUNG
GENIESSEN
So einfach ist es, einen Mars-
Riegel zu kaufen: Rolf Küstner
ermutigt die Kunden, das neue
Angebot zu nutzen.
Eine Bäckerei aus der
Oberpfalz liefert täglich
frische Backwaren
nach Thiersheim.
Der Geldautomat und der Kontoauszugsdrucker
der früheren
VR-Bank blieben im Gebäude
und rückten hinter die Sitzecke.
IN TANTE M‘S LADEN IN THIERSHEIM
Der Markt Thiersheim durchlebt gerade, was vielen Kleinkommunen im Fichtelgebirge
bereits blühte oder noch blühen wird. Die Auslage beim Traditionsmetzger
wird immer kleiner. Der örtliche Bäcker backt nur noch freitags sein
beliebtes Brot. Die Landbank hat sich verabschiedet.
Wenigstens an Gasthäusern fehlt
es der 1700-Einwohner-Gemeinde
Thiersheim noch nicht. Ende 2022
schloss allerdings das letzte Lebensmittelgeschäft.
Das Lamento war
groß.
Einer hatte eine rettende Idee: Rolf
Küstner, ein Zugereister im Gemeinderat,
überzeugte alle Fraktionen, sich
mit dem sogenannten Tante M-Konzept
auseinanderzusetzen, das er aus
seiner alten Heimat kannte. Es ist ein
Franchise-System, das auf Kommunen
bis 4000 Einwohner abzielt.
Maximal 100 Quadratmeter Ladenfläche
werden benötigt, dennoch wird
ein volles Sortiment angeboten – bis
zu sieben Tage die Woche.
Der Mietpreis pro Quadratmeter ist
fix, was die Standortsuche erschwert.
Die Sortimentsgestaltung rechnet
sich, weil mehrere Franchiser Großmengen
kaufen und diese aufteilen.
Nur bei den Regionalprodukten
könne „Tante M“ in Thiersheim
noch zulegen, gibt der Initiator zu.
Backwaren kommen zum Beispiel
aus der nahen Oberpfalz, den umliegenden
Bäckereien war das neue
Vermarktungsterrain zu ungewohnt.
Auch weitere Kleinvermarkter aus
der Region warten die Entwicklung
des Thiersheimer Tante M-Ladens
zurückhaltend ab.
KUNDENFREUNDLICHES
KONZEPT
Bei durchschnittlich 20 Euro Umsatz
pro Einkauf ist Skepsis gerechtfertigt.
Rolf Küstner weiß, „dass die
Kunden ihren Großeinkauf weiterhin
auswärts tätigen. Wir bieten den
Warenkorb primär für ältere Leute“,
sagt er. Jüngere kaufen im Tante M,
was sie anderswo vergessen haben
oder was am Feiertag zum Kochen
fehlt. Radtouristen und Wohnmobilisten
dagegen nutzen den Service
immer gerne. Denn das ist der Vorteil
des Konzepts: Einkaufen kann hier
jeder – sieben Tage, von 5 bis 23 Uhr.
Gezahlt wird digital per Kontokarte.
Aber auch die gute, alte Barzahlung
ist in Thiersheim noch möglich. Dazu
steht ein Tresor bereit, in dem das
Geld möglichst passend eingeworfen
wird. Wenn einmal zwei Euro fehlen,
einfach einen Zettel mit reinwerfen
und beim nächsten Einkauf mitzahlen.
Die Betreiber setzen auf
Vertrauen. Apropos Zettel: Kunden
können Sortimentswünsche in einen
Briefkasten werfen. Je nach Nachfrage
wird das Sortiment dann angepasst
oder sogar erweitert.
Da der Laden in der früheren VR-
Bank untergebracht ist, verfügt er
über einen Kontoauszugsdrucker
und einen Geldautomaten. Diese
sind hinter einer Verweilecke untergebracht,
denn natürlich soll der
Einkauf im Heimatdorf auch der
Kommunikation dienen. Ganz nach
dem Vorbild früherer Tante Emma-
Läden.
| MARTIN SCHIKORA |
ZUKUNFT Fichtelgebirge N°9 65
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